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Wie sich Trends auf Ihr
Geschäft auswirken
Marek Jankowski
Wie sich Trends auf Ihr
Geschäft auswirken
Warum haben Sie sich entschlossen, Ihr Glück in der Spielwarenbranche zu suchen? Wir alle tun es
wegen des Nutzens, den wir uns davon versprechen. Wahrscheinlich hat es mit einem der
nachfolgenden drei Gründe zu tun. Sie wollen entweder
•
die Welt verbessern,
•
Ihre Kunden glücklicher machen oder
•
den eigenen Wohlstand mehren.
Das TrendCommittee der Spielwarenmesse® hat für das Jahr 2015 drei Trends ausgerufen: Little
Scientists, Beyond Reality und Express Yourself. Nachfolgend erfahren Sie, welchen Nutzen diese
Trends Ihnen, Ihren Kunden und der Welt als Ganzes bieten. Zuerst möchte ich Ihnen aber etwas
dazu erzählen, wie wir Menschen ganz allgemein gestrickt sind.
Die Welt verbessern
Professor Brian Wansink von der Cornell University führte in Philadelphia ein Experiment mit 158
Kinobesuchern durch. Jeder Proband erhielt kostenlos Popcorn und ein Getränk. Das Popcorn war
allerdings in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine Hälfte war frisch, die andere zwei Wochen alt und
schmeckte wie Styropor. Einige Besucher erhielten einen Eimer in Normalgröße, andere dagegen
einen, der so groß war wie das Spielhaus von Little Tikes. Beide Größen enthielten auf jeden Fall so
viel Popcorn, dass es unmöglich war, alles aufzuessen. Die Frage war nun: Würden die Teilnehmer mit
den größeren Eimern mehr essen als die mit den kleineren?
Um herauszufinden, wie viel die Kinobesucher aßen, wogen die Wissenschaftler das Popcorn vor
dem Experiment. Und sie fanden heraus, dass die Leute mit den großen Eimern in beiden Gruppen
mehr aßen als die mit den kleinen. Egal, ob das Popcorn frisch war oder ob es nach Styropor
schmeckte: je mehr man vor sich hat, desto mehr isst man. Und zwar immer. Wenn Sie also weniger
essen wollen, dann brauchen Sie dafür gar nicht besonders viel Willenskraft, sondern müssen einfach
nur kleinere Teller verwenden.
Dieser Versuch gibt Aufschluss über einen wichtigen Wesenszug des Menschen: Unsere Handlungen
sind häufig das Ergebnis der äußeren Umstände. Die Umwelt bestimmt also unser Verhalten. Es ist
unschwer zu erkennen, wie wichtig das für die Spielzeugbranche ist. Wenn schon die Entscheidungen
von Erwachsenen so stark von dem Umfeld beeinflusst werden, in dem sie sich befinden, wie ist es
dann erst bei Kindern?
Spielzeuge sind ein ganz wichtiger Teil der Welt von Kindern. Die Fantasie der Kinder macht sie
lebendig. Jungs können stundenlang mit Actionfiguren spielen, und Mädchen schlafen nicht ein,
wenn sie nicht ihren Teddy bei sich haben. Deswegen sollte man sich ganz genau überlegen, welches
Produkt man anschafft. Denn diese Entscheidungen haben große Auswirkungen auf das Leben von
Kindern und manchmal auch darüber hinaus.
Den Kunden glücklicher machen
Im Jahr 2000 erschien eine sehr interessante Studie der Psychologen Sheena Iyengar von der University
of Columbia und Mark Lepper von der Stanford University. In einem Lebensmittelgeschäft wurden
den Kunden an einem Tag 24 Sorten hochwertiger Luxusmarmelade vorgestellt. Sie konnten
probieren und kaufen. An einem anderen Tag bekamen die Kunden ein ähnliches Angebot gezeigt,
das jedoch nur aus sechs verschiedenen Sorten bestand. Die große Auswahl erzeugte zwar mehr
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Interesse als die kleine, aber beim Kaufen hatten die Versuchspersonen, die die kleinere Auswahl
gesehen hatten, ein zehn Mal höheres Kaufinteresse gezeigt als diejenigen, die mit der größeren
Auswahl konfrontiert gewesen waren. Noch einmal: Die Kunden, die weniger Auswahl hatten,
zeigten eine zehnmal höhere Kaufneigung!
Der Kunde liebt es, wenn er wählen kann. Wenn man keine Auswahl hat, ärgert man sich. Aber
Iyengar und Lepper haben etwas bewiesen, was auch von anderen Wissenschaftlern bestätigt wurde:
Wenn man zu viel Auswahl hat, ist es unwahrscheinlicher, dass man eine Entscheidung trifft. Dieses
Phänomen wird „Entscheidungsparalyse“ genannt. Warum ist das so?
•
Erstens bedeutet es mehr Arbeit. Man muss ein größeres Datenvolumen verarbeiten und
vergleichen. Das ist schwierig für das Gehirn, und der Mensch ist von Natur aus bequem.
•
Zweitens ist die Gefahr größer, eine Fehlentscheidung zu treffen. Stellen Sie sich die Planung für
einen Urlaub im Ausland vor: Wenn Sie nur zwei Länder auf Ihrer Liste haben, ist es nicht schwer,
das bessere von beiden herauszufinden. Sind es dagegen 25 Länder, ist das schon komplizierter.
•
Last, but not least: Je mehr Auswahl Sie haben, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie Dinge
bedauern werden. Sie werden immer daran denken, was Ihnen alles entgangen ist.
Wie sieht nun ein typisches Spielwarengeschäft aus? Es ist in verschiedene Abteilungen aufgeteilt:
Puppen, Puzzle und Spiele, Outdoor und Sport, Basteln usw. Und in jeder Abteilung finden sich
Dutzende von Produkten.
Stellen Sie sich jetzt eine Frau vor, die Petra heißen soll. Sie will Freunden einen Besuch abstatten und
weiß, dass sie einen sechs Jahre alten Sohn haben, der Peter heißt. Petra will nett sein und Peter
etwas mitbringen. Sie kommt in den Spielzeugladen und ist ganz erschlagen von der großen Auswahl
an Spielzeug. Sie fragt einen Verkäufer, was er so empfehlen würde – ohne großen Erfolg. Petra ist
durcheinander, weil die Auswahl so groß ist. Soll sie einen Baukasten kaufen? Eine Actionfigur? Ein
Brettspiel? Was würde Peter gefallen? Petra gerät in Panik, verlässt das Geschäft und kauft etwas
ganz einfaches, nämlich Schokolade. „Was für eine Erleichterung! Dass ich das nicht gleich gemacht
habe“, sagt sie sich. „Was hat mich nur dazu gebracht, in diesen Spielwarenladen zu gehen? Diesen
Fehler mache ich bestimmt kein zweites Mal.“
Wenn wir es mit Eltern zu tun haben, die wissen, dass ihr Kind Angry Birds mag, ist es schon einfacher.
Und wenn das Kind den Eltern dann noch genau mitteilt, was es gerne haben möchte – z. B. ein
BMW X5-Fernlenkauto in Schwarz – dann haben sie noch mehr Glück (vorausgesetzt, sie haben das
nötige Kleingeld). Aber Mütter und Väter sind nicht die einzigen Käufer. Sie müssen sich also fragen:
Wie viel Umsatz geht mir durch die Lappen, weil es für Petra zu schwierig ist, ein passendes Mitbringsel
für Peter zu finden?
Stellen wir uns nun noch Karin vor. Karin steht vor derselben Aufgabe wie Petra: ein Geschenk für
einen kleinen Jungen kaufen. Karin geht ins Geschäft und sieht ein hübsch aufgemachtes Display,
auf dem die aktuellen Trends abgebildet sind: Little Scientists, Beyond Reality und Express Yourself.
„Ach, das hätte ich als Kind auch gerne gehabt“, wird sie sich denken. Der Entscheidungsprozess ist
einfacher, und Karin fühlt sich auch mehr einbezogen. Denn sie sieht nicht nur bunte Verpackungen,
sondern stellt sich ein Kind vor, das ein bestimmtes Spiel spielt. Und sie ist überzeugt, dass sie eine
gute Wahl getroffen hat und ist deshalb glücklich.
Den eigenen Wohlstand mehren
Als Herausgeber eines Branchenmagazins spreche ich häufig mit Inhabern und Managern von
Spielwarengeschäften. So war ich einmal zum Beispiel in einem schönen Spielzeugladen in Warschau
und habe dort die Kunden eine Zeitlang beobachtet. Einige von ihnen stöberten in den Regalen und
sahen dabei so aus, als ob sie etwas Bestimmtes suchen würden. Und dann gingen sie wieder.
„Wissen Sie, was die gesucht haben?“, fragte ich den Manager. Der zuckte mit den Schultern und
antwortete: „Das wissen sie selber nicht, weil ihre Kinder schon alles haben.“
Wir haben es heutzutage mit einem ganz neuen Problem zu tun: Frauen entscheiden sich später für
Kinder, als das früher der Fall war, und befinden sich in einer finanziell stabileren Lage, wenn sie ihren
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Kinderwunsch verwirklichen. Oft haben sie dann nur ein Kind, das dann die gesamte Aufmerksamkeit
und auch alle Geschenke bekommt. Manchmal denken Eltern: „Das reicht jetzt aber. Mein Kind
braucht nicht noch mehr Spielzeug. Es hat schon eine Unmenge an Bauklötzen und seine
Autosammlung lässt sich auch kaum noch erweitern.“ Sehen Sie, wo hier Ihre Chance liegt?
Trends können Ihnen dabei helfen, diese Eltern zu erreichen und ihnen etwas anzubieten, womit sie
gar nicht rechnen. Es geht hier nicht nur um Spielzeug, sondern um einen Lebensstil.
•
Little Scientists bietet endlos viele Ideen, wie Kinder die Welt erforschen können.
•
Beyond Reality ermöglicht Kindern, mithilfe moderner Technologien auf eine ganz neue Art und
Weise zu spielen.
•
Express Yourself gibt ihnen die Möglichkeit, grenzenlos kreativ zu sein.
Und das ist noch nicht alles. Wenn Sie mit offenen Augen durch die Welt gehen, können diese Trends
Sie inspirieren und Sie werden geschäftliche Chancen entdecken, auf die Sie sonst nie gekommen
wären.
Little Scientists
Seit 1997 sponsert Intel die ISEF (International
Science and Engineering Fair). Das ist der
weltweit größte Forschungswettbewerb für
Teenager. Über 1.700 Schüler der Oberstufe aus
über 70 Ländern stellen ihre unabhängigen
Forschungsergebnisse vor und konkurrieren um
Preise im Wert von 5 Millionen Dollar. Wir alle
wissen, dass Kinder unglaublich kreativ sind.
Aber hier geht es nicht nur um Ideen, sondern
um wissenschaftsbasierte Lösungen für reale
Probleme.
„Es werden 2,5 Mal mehr Kinder durch
Schusswaffen getötet als Angehörige der
Streitkräfte im Irak, Afghanistan und Vietnam
zusammen gefallen sind“, erklärt Kai Kloepfer, der
den Intel ISEF Grand Award 2013 im zarten Alter von
16 Jahren gewonnen hatte. Bei seiner Forschung ging es
darum, einen Sicherungsmechanismus zu entwickeln, der
blockiert, wenn nicht autorisierte Personen versuchen, den
Abzug zu drücken. Und er fand eine Lösung: die „Biometric
Electromechanical Firearm Safety“, mit der die Fingerabdrücke des Nutzers
erfasst werden und auf dieser Basis Zugriff auf die Waffe gewährt oder verweigert wird.
Kai Kloepfer sagt, dass er schon immer ein Tüftler gewesen sei. Los ging es einst mit dem Lego
Robotics Camp. Als er dann in die vierte Klasse kam, baute er bereits Schaltkreise auf einer
Lochrasterplatte zusammen. Kinder wie Kai können die Welt verändern, das ist klar. Sie müssen nur
die Gelegenheit haben, ihre Interessen weiterzuentwickeln. Und die beste Methode dafür ist, ihnen
die richtigen Spielzeuge an die Hand zu geben.
Vielleicht ist dieses Kind ein Genie. Aber die Mehrheit der Kinder hat keine Lust auf Mathematik. Es
ist ihnen zu langweilig. Sie hassen es. Und natürlich geht es hier nicht nur um Mathematik, sondern
um eine ganze Reihe von Fächern, die gerne als MINT – Mathematik, Ingenieurwissenschaften,
Naturwissenschaften und Technik – bezeichnet werden. Das Komische daran ist, dass in manchen
Ländern die MINT-Fächer gehasst werden (und zwar nicht nur von Kindern), während sie woanders
durchaus beliebt sind. So machten zum Beispiel 2011 in China 41 % der Studenten einen Abschluss
in einem MINT-Fach, während es in den USA nur 13 % waren. Dabei hatte man bereits vor mehreren
Jahren festgestellt, dass asiatische Kinder bei den mathematischen Kompetenzen (und nicht nur
dort) besser abschneiden als amerikanische Kinder.
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Um herauszufinden, woran das liegt, besuchten Wissenschaftler 1993 zehn Schulen in Japan, zehn
in Taiwan und 20 in den USA. Sie beobachteten die Mathematiklehrer in den einzelnen Schulen und
stellten fest, dass es große Unterschiede gab. Eine japanische Lehrerin sagt zu ihren Schülern: „Ihr
habt 100 Yen und kauft euch einen Notizblock für 70 Yen. Wie viel Geld habt ihr noch übrig?“. Die
Lehrerin in Taiwan sagt: „Drei Kinder spielen Ball. Später kommen noch zwei dazu, dann noch einer.
Wie viele sind es jetzt?“ Dadurch machen sie abstrakte Begriffe wie Addieren und Subtrahieren
greifbar. Diese Beispiele sind konkret und vertraut. Vielleicht denken Sie, dass das gang und gäbe ist
– weit gefehlt. Die Studie hat gezeigt, dass diese Methoden in Asien doppelt so häufig eingesetzt
werden wie in den USA.
Es ist nicht einfach, ein Bildungssystem zu ändern. Dafür braucht es Jahre. Aber Sie können etwas
tun, was vielleicht noch viel wirkungsvoller ist. Sie können Kinder für Naturwissenschaften begeistern,
auch wenn manche Lehrer weiterhin einen todlangweiligen Unterricht machen. Spielzeug ist nichts
Abstraktes, sondern etwas Echtes. Durch Spielzeug können Kinder lernen, Naturwissenschaften zu
verstehen und Spaß daran zu haben. Wenn Sie Kindern die richtigen Spielzeuge anbieten, bieten Sie
Ihnen auch die Chance auf eine bessere Zukunft. Alleine Großbritannien benötigt bis zum Jahr 2020
eine Million zusätzlicher MINT-Spezialisten.
Little Scientists ist ein Trend, der ein spezifisches Segment aus dem Bereich edukatives Spielzeug
aufgreift – und der Begriff Bildung, für den edukatives Spielzeug ja steht, ist schon seit gut einem
Jahrzehnt ein Umsatztreiber in der Spielwarenbranche. Das ist der erste Grund, warum Sie als
Unternehmer sich für dieses Thema interessieren sollten.
Der zweite Grund ist die Möglichkeit, sich mit Technologieunternehmen zusammenzutun. Denn in
diesen Unternehmen hat man großes Interesse daran, die MINT-Fähigkeiten von Kindern zu fördern.
Je mehr Kinder sich heute für MINT interessieren, desto einfacher wird es für diese Unternehmen
sein, sie in der Zukunft als Mitarbeiter zu gewinnen. Wenn Intel einfach so mal 5 Millionen Euro für
einen Wettbewerb unter Teenagern lockermacht, könnte es gut sein, dass man dort auch an jüngeren
MINT-Freaks interessiert ist.
Die Rolle, die MINT für die wirtschaftliche Entwicklung spielt, ist so groß, dass sie jetzt auch ins
Blickfeld der Politiker gerückt ist. 2009 legte Barack Obama in den USA ein Programm mit dem
Namen „Educate to Innovate“ auf, das ein ganz simples Ziel verfolgt: es soll dafür sorgen, dass die
amerikanischen Schüler Gefallen an den MINT-Fächern finden. Und das passiert bereits. Ein gutes
Beispiel ist die Öffentliche Schule 188 in Coney Island im Staat New York. Das ist beileibe keine
Schule, auf die Sie Ihre Kinder gerne schicken würden. Neun von zehn Schülern leben unterhalb der
Armutsgrenze. Ein Viertel der Schüler hat besonderen Förderbedarf. Aber zum Glück haben sie
richtig gute Lehrer.
Denn vor ein paar Jahren hat man ein MINT-Programm gestartet, an dem mittlerweile ungefähr die
Hälfte der 550 Schüler teilnimmt. Die Schüler bauen programmierbare LEGO-Roboter, lassen im Fach
Raketentechnik druckluftbetriebene Geschosse durch die Luft fliegen und lösen Kriminalfälle mithilfe
wissenschaftlicher Hilfsmittel. Die Kinder sind mit Feuereifer bei der Sache. Meinen Sie nicht auch,
dass diese öffentlichen Gelder äußert sinnvoll eingesetzt werden? Und das passiert nicht nur in den
USA, sondern Europa zieht nach.
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Beyond Reality
Wir schreiben das Jahr 1899. Zwei flugbegeisterte
Brüder aus dem amerikanischen Dayton – Orville
und Wilbur Wright – experimentieren mit
Drachen und versuchen herauszufinden, wie
man sie verbessern kann. Dann konstruieren sie
mehrere Segelflieger und dazu passende
Steuerungssysteme. Sie brauchen ein paar
Jahre, bis sie eine Formel gefunden haben, die
anscheinend funktioniert. 1903 wird der Flieger
dann mit einem Motor ausgestattet, und am
17. Dezember hebt die eigenartige Konstruktion
zum ersten Mal ab und bleibt für 59 Sekunden in
der Luft. Ich denke, Sie kennen die Geschichte.
Aber eine Besonderheit kennen Sie wahrscheinlich
noch nicht:
Als die Wright-Brüder klein waren, schenkte ihnen ihr
Vater Milton ein Spielzeug. Heute würden wir dieses
Spielzeug wahrscheinlich als einen „mit Gummiband
betriebenen Hubschrauber“ bezeichnen. Die Jungs spielten so
intensiv damit, dass er kaputtging – und begannen ihn nachzubauen.
Das war sozusagen ihr erster Kontakt mit der Welt der Luftfahrt. Als die Brüder Wright dann ihren
ersten erfolgreichen Flug absolviert hatten, schickten sie ihrem Vater Milton ein Telegramm. Er durfte
die Presse informieren. Dies war ihre Art, sich bei ihrem Vater zu bedanken.
Ein einfaches Spielzeug war also der Funke, der das Feuer zum Lodern brachte. Nur durch dieses
simple Spielzeug entwickelten zwei kleine Jungs eine Leidenschaft für das Fliegen und wurden so zu
Pionieren der Luftfahrt. Sie hatten ein Ziel erreicht, das für viele außerhalb der Realität lag – Beyond
Reality.
Ein Hubschrauber mit Gummibandantrieb hat die Menschen vielleicht im 19. Jahrhundert inspiriert.
Heutzutage entdecken die Kinder neue Möglichkeiten, wenn sie High-Tech-Spielzeug verwenden.
Wenn man bedenkt, dass sie mit Spielzeugen, die durch Gesten gesteuert werden, oder mit
3D-Druckern beginnen, kann man sich gut vorstellen, dass da noch Einiges kommen wird.
Manche Leute behaupten, dass man durch die neuen technischen Möglichkeiten verdummt und
bequem wird. Es ist leicht, Argumente zu finden, die diese These belegen. Wahrscheinlich werden
Sie nervös, wenn Ihr Navi auf einmal nicht mehr funktioniert. Und vielleicht können Sie sich gar nicht
vorstellen, wie man früher ohne Fernbedienung fernsehen konnte. Aber es gibt noch eine andere
Seite der Medaille: Die moderne Technik hilft uns dabei, unsere Arbeit schneller zu erledigen, sodass
wir mehr Zeit für Familie und Freunde haben. Behinderte Menschen können mithilfe der modernen
Technik Barrieren überwinden. Und ein achtjähriger polnischer Junge hat dank moderner Technologie
seiner Großmutter das Leben gerettet.
Der kleine Mateusz war mit seinem Bruder zuhause, als seine Großmutter bewusstlos wurde. Der
Junge rief die Notfallnummer 112 an, erklärte, was passiert war und half den Sanitätern, das Haus
zu finden. Die Telefonnummer hatte er im Kindergarten gelernt. Aber hätte er gewusst, wie man
anruft, wenn seine Eltern ihm verboten hätten, auf einem Handy Spiele zu spielen? Wohl kaum.
Vielleicht denken Sie sich jetzt: Na ja, so neu ist die Handytechnologie ja auch nicht mehr. Stimmt.
Heute sieht man überall Handys und Smartphones. Das ist aber nur ein Beweis dafür, wie schnell die
Welt sich verändert. Vor zehn Jahren durften nur ganz wenige Kinder das Nokia- oder EricssonHandy ihrer Eltern in die Hand nehmen. Manche Eltern halten es immer noch so. Wie sollten wir
damit umgehen? Ich finde, dass man sich klarmachen muss, dass Technik an sich weder gut noch
schlecht ist. Ein Schraubenzieher kann verwendet werden, um ein Fahrrad zusammenzuschrauben,
aber auch zum Bau einer Bombe benutzt werden. Wenn Sie also Kinder mithilfe technischer Lösungen
dazu bringen, etwas Vernünftiges zu tun, dann machen Sie sicher auch Ihre Kunden glücklicher.
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Beyond Reality gibt den Spielzeugherstellern neue Möglichkeiten, weil häufig digitale Inhalte
mitverkauft werden. Wenn Sie Upgrades, Erweiterungen oder Designs für 3D-Drucker anbieten,
haben Sie ein schier unerschöpfliches Upselling-Potenzial – weltweit. Eines der besten Beispiele ist
Supercell, ein finnisches Unternehmen, das Spiele für mobile Endgeräte entwickelt. 2013 hat das
Unternehmen einen Umsatz von fast 900 Mio. Dollar verzeichnet. Das reicht, um jedem Besucher der
Spielwarenmesse® einen neuen Toyota Aygo zu kaufen. Dabei hat Supercell 2013 nur zwei Spiele
angeboten: Clash of Clans und Hay Day, die beide kostenlos waren. Wo kam also das Geld her? Das
ist der magische Effekt der sog. In-App-Käufe. Man kann sich ein Spiel herunterladen und kostenlos
anfangen zu spielen. Wenn man aber weiterkommen will, muss man ein bisschen Geld investieren.
Das ist ein Beispiel dafür, wie Sie Ihren eigenen Wohlstand mithilfe von Beyond Reality mehren
können.
Express Yourself
Unlängst war ich in einem Restaurant, das gerne
von Familien besucht wird. Es war fast voll.
Mehrere Dutzend Kinder im Alter von zwei bis
acht Jahren waren unter den Gästen. Einige von
ihnen spielten, aber sie hatten alle nur ein und
dasselbe Spielzeug: ein Tablet.
Für das iPad und andere Tablets gibt es viele
tolle kindgerechte Apps. Kinder können damit
Farben und Formen, Zahlen und Buchstaben
sowie Zählen, Lesen und Schreiben lernen. Aber
es gibt auch hier einen Haken: Wussten Sie, dass
Steve Jobs selbst seine Kinder nicht mit dem iPad
spielen ließ? Für den Mitbegründer von Apple
war Kreativität enorm wichtig. Und er wusste, dass
Tablets nichts mit Kreativität zu tun haben – trotz
der vielen Vorteile, die sie bieten.
Das iPad ist ein tolles Gerät. Aber es ist auch sehr begrenzt.
Denn alles, was es zu bieten hat, sind zweidimensionale
Bilder auf einem 9,7-Zoll großen Bildschirm. Man kann sich Bilder
ansehen und Soundeffekte hören, aber man kann weder etwas riechen
noch schmecken. Das einzige, was sich anfassen lässt, ist der gläserne Touchscreen. Sie können
kreieren, was immer Sie wollen, solange Ihre Fantasie nicht die des Entwicklers übersteigt. Wenn
Salvador Dali immer nur mit einem iPad gespielt hätte, wäre er niemals darauf gekommen, dass,
wenn man Blau und Geld mischt, die Farbe Grün herauskommt.
Bei Express Yourself geht es einzig und allein um Kreativität. Wir brauchen nach wie vor Menschen,
die so tolle Ideen haben wie Steve Jobs. Und wir brauchen Spielzeug, das unsere Kinder dazu bringt,
über den Tellerrand zu schauen und die Grenzen ihrer Vorstellungswelt zu erweitern. Dadurch
können wir die Welt verbessern.
Wir Erwachsenen schränken uns meist stark ein. Oft ist das vernünftig. Es ist nicht gut, Auto zu
fahren, wenn man etwas getrunken hat, Aber manchmal sind die Einschränkungen, die wir uns
auferlegen, auch nicht sinnvoll. Kinder stellen diese Regeln in Frage. Ich will Ihnen ein Beispiel geben.
Im Alter von sechs Jahren spielte Maggie Cole für ihr Leben gerne mit Rittern und Drachen. Sie war
dann ganz überrascht, als ihre Mitschülerinnen auf einmal behaupteten, dass manche Spielzeuge für
Jungs und andere wiederum für Mädchen seien. Ihre Mutter erklärte ihr aber, dass ihre Freundinnen
nicht Recht hätten und dass man, wenn man glaubt, dass es Spaß macht, mit einem bestimmten
Spielzeug zu spielen, auch damit spielen kann.
Ein Jahr später ersetzte Maggie ihre Ritter und Drachen durch Superhelden. Sie wurde ein Fan von
Superman, Spiderman, Batman und The Flash. Kurz vor Weihnachten ging sie mit ihrer Mutter in
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einem Tesco-Supermarkt einkaufen. Als sie einen Wecker mit einem Superhelden entdeckte, auf
dessen Hinweisschild geschrieben stand „Geschenke für Jungs“, hatte sie die Faxen dicke, was man
ihr auch ansah. Ihre Mutter fotografierte sie und postete das Foto auf Twitter. Durch den viralen
Effekt wurde der Tweet über 10.000 Mal weiterverbreitet. Schließlich entschloss sich Tesco, das
Schild aus allen Märkten zu entfernen. Journalisten fragten Maggies Mutter, ob sie darüber in ihrer
Zeitung berichten dürften, und sie willigte ein. „Ich wollte Maggie zeigen, dass es sich lohnt, für
seine Überzeugungen zu kämpfen.“
Und genau das bedeutet Express Yourself für Eltern. Eltern wissen, dass es hier nicht nur ums Malen
und Zeichnen geht, sondern dass dadurch die Persönlichkeit eines Kindes geformt werden kann. Ihre
Kunden sind glücklich, wenn sie sehen, dass ihre Kinder eine eigene Meinung haben und diese auch
vertreten.
Express Yourself ist auch ein Kreativitätstest für Ihr Unternehmen. Manche Unternehmen bestehen
diesen Test mit Bestnoten. Wie zum Beispiel Sandra Lin, die Gründerin und Geschäftsführerin von
Kiwi Crate.
2011 suchte Sandra Lin nach Möglichkeiten, mit ihren beiden Kindern zu basteln. Schließlich bot sie
auch anderen Eltern, die wenig Zeit hatten, diese Aktivitäten an. Bei den Treffen hatten die Kinder
Spaß und die Eltern fanden es gut, dass alle Materialien und Anleitungen zur Verfügung gestellt
wurden. So kam der Gedanke auf, das Produkt zu verkaufen.
Sandra Lin kennt sich in Betriebswirtschaft aus. Sie hat in Harvard ihren MBA gemacht und dann für
eBay und Procter & Gamble gearbeitet. Sie fand heraus, dass das Umsatzpotenzial im Bereich
Kunsthandwerk & Basteln jährlich dreißig Milliarden Dollar ausmacht. Daher beschloss sie, Kiwi Crate
professionell zu betreiben – ein Startup, das einmal im Monat Kreativitätssets frei Haus liefert. Jeden
Monat erhalten die Abonnenten eine kleine Box mit einfachen Projekten, Materialien und
„Stundenplänen“.
Ein Modell auf Subskriptionsbasis ist sehr sinnvoll, wenn man Bastelsets verkauft. Die Kunden sind
begeistert, wenn sie immer wieder neue Ideen geliefert bekommen. Dadurch schafft man
Kundentreue, die unbezahlbar ist, egal in welcher Sparte man tätig ist.
Wie Sie sehen, kann jeder der drei Trends – Little Scientists, Beyond Reality und Express Yourself –
Ihnen, Ihren Kunden und auch der Welt als solcher einen reellen Nutzen bringen. Wenn Sie das
wollen, müssen Sie den ersten Schritt tun. Wählen Sie einfach ein paar Produkte aus Ihrem Sortiment
aus, die zu diesen Trends passen, und suchen Sie nach Wegen, den Nutzen zu kommunizieren, der
sich daraus ergibt. Es geht hier nicht um Produkteigenschaften, sondern darum, wie diese Spielzeuge
das Leben von Kindern und Eltern beeinflussen können.
Wenn man die einschlägigen Trends kennt, kann man seine geschäftliche Strategie darauf aufbauen
und für die Zukunft planen. Aber wie schon Abraham Lincoln sagte: „Der beste Weg, die Zukunft
vorherzusagen ist, sie zu erschaffen.“
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Verantwortlich für den Inhalt: Marek Jankowski
Marek Jankowski gründete 2004 das erste Zentrum für kindliche
Entwicklung in Polen, in dem er Kurse zur Kleinkindförderung anbietet.
Seit 2008 gibt er die Zeitschrift „Branza Dziecieca“ heraus, die
mittlerweile die größte meinungsbildende Zeitschrift für die polnische
Spielwaren- und Kinderartikelbranche ist. Marek Jankowski wurde
2011 (und ein weiteres Mal 2013) in den Vorstand des polnischen
Spielzeugverbands berufen. Er hat zwei Bücher veröffentlicht: „Little
Big Company“ (2008) und „The Traps of Small Business“ (2011). Seit
2013 ist Marek Jankowski Mitglied des TrendCommittees der
Spielwarenmesse®.
Herausgeber RedPaper:
Spielwarenmesse eG
Münchener Str. 330
90471 Nürnberg, Germany
Tel. +49 (0) 911/9 98 13-0
Fax +49 (0) 911/86 96 60
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