“Der Bomber trifft!”

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“Der Bomber trifft!”
Faculteit Letteren en Wijsbegeerte
Vakgroep Duitse Taalkunde
Academiejaar 2006 – 2007
“Der Bomber trifft!”
Eine Analyse der Fuβballberichterstattung anhand einer Untersuchung der Periphrasen
in der WM-Berichterstattung der „Welt“
Steven Schatteman
Promotor: Prof. Dr. L. De Grauwe
Scriptie voorgedragen tot het behalen van de graad van licentiaat in de Germaanse Talen
I
Vorwort
Gerne würde ich mich bei Prof. Dr. Luc De Grauwe, meinem Betreuer, für seine
Geduld, seine Ratschläge und seine Korrekturen bei der Herstellung dieser Arbeit
bedanken. Weiter will ich jedem danken, der an dem langen Produktionsprozess dieser
Arbeit beteiligt gewesen ist und zum Endergebnis beigetragen hat.
II
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
0. Einführung ...........................................................Fout! Bladwijzer niet gedefinieerd.
0.1. Beschreibung des Untersuchungsgegenstandes ................... Fout! Bladwijzer niet
gedefinieerd.
0.2. Eingrenzung des Untersuchungsgebietes......Fout! Bladwijzer niet gedefinieerd.
1. Die Stellung des Fußballs in der Welt .......................................................................... 3
1.1. Die “Versportlichung” der Gesellschaft ................................................................ 3
1.1.1. Vorbemerkungen ............................................................................................ 3
1.1.2. Dimensionen des Sporttreibens ...................................................................... 6
1.1.2.1. Breiten- oder Freizeitsport ....................................................................... 7
1.1.2.2. Leistungssport .......................................................................................... 8
1.1.2.3. Hochleistungs- oder Berufssport ............................................................. 9
1.2. Die dominierende Stellung des Fußballs im Sportspektrum ............................... 11
1.2.1. Ursprung des Fußballs ...........................Fout! Bladwijzer niet gedefinieerd.
1.2.2. Die zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs .... Fout! Bladwijzer niet
gedefinieerd.4
1.2.2.1. Einführung ....................................Fout! Bladwijzer niet gedefinieerd.4
1.2.2.2. Professionalisierung des Fußballs .Fout! Bladwijzer niet gedefinieerd.4
1.2.2.3. Einfluss der Medien auf Kommerzialisierung ....... Fout! Bladwijzer niet
gedefinieerd.6
1.2.2.4. Einfluss der Werbung ............................................................................ 18
1.2.2.5. Dreiecksbeziehung Fußball-Medien-Wirtschaft .................................... 20
2. Fußballsprache als Sondersprache .............................................................................. 20
2.1. Medienrealität der Fußballsprache ....................................................................... 20
2.2. Der sondersprachliche Status der Fußballsprache ............................................... 24
2.2.1. Sportsprache.........................................Fout! Bladwijzer niet gedefinieerd.4
2.2.1.1. Sportsprache als Sondersprache....Fout! Bladwijzer niet gedefinieerd.4
2.2.1.2. Dreiteilung der Komponente der Sportsprache ..................................... 26
2.2.1.2.1 Regel- oder Fachsprache .................................................................. 30
2.2.1.2.2. Sport- oder Fachjargon ................................................................... 31
2.2.1.2.3. Sprache der Sportberichterstattung ................................................. 35
III
2.2.2. Die Fußballsprache ...................................................................................... 38
3. Die Fußballberichterstattung in den Medien .............................................................. 48
3.1. Medienfähigkeit des Fußballs .............................................................................. 48
3.2. Die Medienvariabilität der Sportberichterstattung .............................................. 50
3.2.1. Die gesellschaftliche Wichtigkeit der Massenmedien .................................. 51
3.2.2. Rundfunk ...................................................................................................... 54
3.2.3. Fernsehen ...................................................................................................... 57
3.2.4. Printmedien ................................................................................................... 61
3.2.5. Internet .......................................................................................................... 64
3.3. Funktion der Fußballberichterstattung ................................................................. 65
3.4. Kritik an der Fußballberichterstattung ................................................................. 68
3.4.1. Superlativstil und Sensationsmache.............................................................. 70
3.4.1.1. Kriegsmetaphorik................................................................................... 74
3.4.1.2. Starkult ................................................................................................... 77
3.4.2. 1:0-Berichterstattung .................................................................................... 80
3.4.3. Hofberichterstattung ..................................................................................... 81
4. Die Periphrase ............................................................................................................. 83
4.1. Definition einer Periphrase .................................................................................. 83
4.2. Die Funktion der Periphrase in der Fußballberichterstattung .............................. 87
4.3. Die Realisation der Periphrasen in der Fußballberichterstattung ........................ 89
4.3.1. Die individuellen Periphrasen ....................................................................... 90
4.3.1.1. Individuelle Personenperiphrasen .......................................................... 90
4.3.1.2. Individuelle Mannschaftsperiphrasen .................................................... 91
4.3.2. Die gemeinsprachlichen Periphrasen ............................................................ 92
4.3.2.1. Gemeinsprachliche Personenperiphrasen .............................................. 92
4.3.2.2. Gemeinsprachliche Mannschaftsperiphrasen ........................................ 94
4.3.2.2.1. Gemeinsprachliche Mannschaftsperiphrasen, die auf Tieren
basieren ............................................................................................................... 94
4.3.2.2.2. Die Farbe für die Mannschaft ......................................................... 95
4.3.2.2.3. Hervorhebung eines Elements der Mannschaft .............................. 96
4.3.2.2.4. Semi-gemeinsprachliche Mannschaftsperiphrasen ......................... 97
5. Untersuchung der Periphrasen in der WM-Berichterstattung der „Welt“ .................. 97
IV
5.1. Allgemeine Vorbemerkungen der Untersuchung ................................................ 97
5.1.1. Rahmenbedingungen der Untersuchung ....................................................... 97
5.1.2. Vorüberlegungen zur Untersuchung ........................................................... 100
5.2. Untersuchung der individuellen Periphrasen ..................................................... 102
5.2.1. Die individuellen Personenperiphrasen ...................................................... 102
5.2.2. Die individuellen Mannschaftsperiphrasen ................................................ 106
5.2.3. Zwischenbilanz ........................................................................................... 110
5.3. Untersuchung der gemeinsprachlichen Periphrasen .......................................... 111
5.3.1. Die gemeinsprachlichen Personenperiphrasen ........................................... 111
5.3.2. Die gemeinsprachlichen Mannschaftsperiphrasen...................................... 112
5.3.3. Endbilanz .................................................................................................... 117
6. Fazit .......................................................................................................................... 118
Bibliographie ................................................................................................................ 120
Anhang .....................................................................Fout! Bladwijzer niet gedefinieerd.
V
Abkürzungsverzeichnis
bzw.
beziehungsweise
DFB
Deutscher Fuβball Bund
FIFA
Fédération Internationale de Football Association
usw.
und so weiter
z.B.
zum Beispiel
VI
0. Einführung
0.1. Beschreibung des Untersuchungsgegenstandes
In den letzten Jahrzehnten hat sich der Fußball zu einem Ereignis von
weitreichender, sogar weltweiter Bedeutung entwickelt. Die zunehmende
Professionalisierung und Kommerzialisierung des Fußballs haben dazu geführt, dass
eine Dreiecksbeziehung zwischen Fußball, Wirtschaft und Medien entstanden ist, die
sich für alle Beteiligte als ein sehr lukratives Geschäft erwiesen hat. Infolge dieser
Kommerzialisierung und Professionalisierung wird der Fußball mehr und mehr zu
einem Medienereignis, indem Printmedien, Rundfunk aber vor allem Fernsehen dem
Ballsport immer mehr Aufmerksamkeit widmen. Die Fußballberichterstattung hat sich
für alle Teilbereiche der Medien von einem unbedeutenden zu einem beträchtlichen und
sehr einträglichen Teil der Berichterstattung entwickelt.
Innerhalb dieser Medienlandschaft erfüllt das Fernsehen wegen seinem optischen
Charakter eine dominierende Rolle. Die Printmedien können mit dem hohen
Aktualitätsgrad des Fernsehens nicht konkurrieren, und werden dazu gezwungen, ihre
Fußballberichterstattung anzupassen. Das bedeutet jedoch nicht, dass den Umfang der
Fußballberichterstattung in der gedruckten Presse zurückgedrängt wird, sondern nur,
dass die Betrachtungsweise des Fußballs in den Printmedien geändert werden muss.
Obwohl die Fußballberichterstattung der Printmedien vom Fernsehen unter Druck
geraten ist, hat sie sich immer noch als ein wichtiger und beträchtlicher Teil dieses
Medienzweiges erwiesen, besonders weil es vor allem hier ist, dass die Fußballsprache
sich am ausgeprägtesten manifestiert. Im Fernsehen wird der visuelle Charakter dem
sprachlichen bevorzugt, indem der Kommentar eines ausgestrahlten Fußballspiels als
nebensächlich betrachtet wird, während die geschriebene (Fußball-)Sprache in den
Printmedien das wichtigste und sogar fast das einzige (wenn man die wenigen Photos in
den Zeitungen nicht betrachtet) Mittel der Fußballberichterstattung ist. Deswegen
erscheint uns eine Untersuchung der Fußballberichterstattung der Printmedien einerseits
als die einfachste Weise, aber andererseits auch immer noch als die wichtigste und
nützlichste Weise, diese Fußballsprache zu untersuchen.
0.2. Eingrenzung des Untersuchungsgebietes
In der vorliegenden Arbeit haben wir also die Fußballberichterstattung in den
Printmedien untersucht. Wir haben diese Untersuchung auf dreifacher Weise genauer
spezifiziert. Zuerst haben wir uns dafür entschieden, die Fußballberichterstattung einer
Weltmeisterschaft zu untersuchen, weil eine Weltmeisterschaft die wichtigste
Fußballveranstaltung der Welt ist (und die zweitgrößte Sportveranstaltung überhaupt,
nach den Olympischen Spielen). Die Untersuchung, die wir ausgeführt haben,
berücksichtigt die Fußballberichterstattung der Weltmeisterschaft von 2006, und wir
haben die Berichte aus der Periode zwischen dem 10. Juni und dem 11. Juli 2006
analysiert.
Zweitens haben wir uns für diese Untersuchung für die Berichterstattung der “Welt”
entschieden. Diese Entscheidung haben wir einerseits aus praktischen Gründen, wegen
der einfachen Erreichbarkeit des Archivs der “Welt” (mittels eines Internet-Archivs)
genommen. Andererseits haben wir die Berichterstattung der “Welt” gewählt, weil es
sich hier um eine überregionale Zeitung handelt, die also der Standardsprache sehr nahe
liegt. Wir wollten nämlich die Erscheinung der Fußballsprache in der Standardsprache
untersuchen, um so Regionalismen und andere Abweichungen zu vermeiden. Auch
wollten wir eine Zeitung, die weniger für die oft geäußerte Kritik an der
Fußballberichterstattung anfällig ist und wegen der hohen Qualitätsanspruch der “Welt”
schien diese Zeitung angewiesen für unsere Untersuchung.
Drittens haben wir unsere Untersuchung einer bestimmten sprachlichen Erscheinung
der Fußballberichterstattung gewidmet, nämlich die Periphrasen. Aus den 646 von uns
untersuchten Fußballberichte der “Welt” zwischen 10 Juni und 11 Juli 2006 haben wir
3486 Periphrasen gefunden und analysiert, und anhand dieser Analyse haben wir
versucht, das sprachliche Phänomen der Periphrase genauer zu bestimmen und seine
Bedeutung innerhalb der Fußballberichterstattung zu zeigen, und so haben wir auch
versucht, die Fußballberichterstattung selbst und ihre Stellung innerhalb der
Medienlandschaft zu skizzieren.
8
1. Die Stellung des Fußballs in der Welt
1.1. Die “Versportlichung” der Gesellschaft
1.1.1. Vorbemerkungen
Es ist nicht zu bestreiten, dass im gegenwärtigen Alltagsleben der Mehrzahl der
Bevölkerung Sport, sei es aktiv oder passiv, eine unentbehrliche Rolle erfüllt. Seit Mitte
des vorigen Jahrhunderts kann man eine deutliche Steigerung der Zahl der
sporttreibenden deutschen Bürger erkennen. Während 1950 nur 23 % der Bürger sich
regelmäßig an Sport beteiligten, war diese Zahl bis 1982 schon mehr als verdoppelt, auf
52 %. Mitte der 90er Jahre waren es selbst bereits 67 %, und am Ende dieses
Jahrzehntes sogar 87 % 1. Der Sport wird also ein sehr wichtiger Bestandteil des
Gesellschaftslebens; Digel spricht sogar von einer “Versportlichung”2 der Gesellschaft,
weil der Sport in verschiedensten Domänen der Gesellschaft hineinreicht. Hinsichtlich
der zunehmenden Wichtigkeit des Sports wäre es nützlich, den Begriff Sport näher zu
bestimmen. Ein Versuch zur Definition kann im Brockhaus gefunden werden:
Sport [engl], Sammelbezeichnung für die an spielerischer Selbstentfaltung
( Spiel) und am Leistungsstreben orientierten Formen menschl. Betätigung, die der
körperl. und geistigen Beweglichkeit dienen, bes. auf dem Gebiete der
Leibesübungen. Diese Tätigkeiten, die in den meisten Fällen um ihrer selbst willen
und aus Freude an der Überwindung von Schwierigkeiten ausgeübt werden, sind
gewöhnlich regelgebunden und werden im freiwilligen Wettkampf und in eigens
dafür bestimmten Organisationsformen gepflegt. Die spielerische Bewegung zur
Selbststeigerung ohne Wettkampfstreben entfaltet sich zumeist individuell und
unorganisiert.3
Aus dieser Definition können also schon einige wichtige Merkmale des Sports
abgeleitet werden. Der wichtigste Punkt dieser Definition scheint zu sein, dass das Ziel
des Sports eine Förderung der “körperlichen und geistigen Beweglichkeit” sei. Seit
Mitte des vorigen Jahrhunderts wird nämlich immer mehr Wert und Aufmerksamkeit
auf Gesundheit und Lebensqualität gelegt. Während im 19. und am Anfang des 20.
1
Wipper, Herdin: Sportpresse unter Druck. Die Entwicklung der Fußballberichterstattung in den
bundesdeutschen Printmedien. Eine komparative Studie am Beispiel der Fußball-Weltmeisterschaften
1990 und 1998. 17/08/2003 (17 <http://www.diss.fu-berlin.de/2003/220/index.html> 17/02/2007, S.1
2
Digel, Wilhelm. Zitiert in: Gleich, Uli: “Merkmale und Funktionen der Sportberichterstattung”. In:
Media Perspektiven 11 (2000) <http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/2000_11_04.pdf?foid=122>
06/12/2006, S.511
3
“Sport- Merkmale, Leitlinien, gesellschaftliche Aspekte”. In: Brockhaus Enzyklopädie in zwanzig
Bänden. 17. völlig neubearbeitete Auflage des Großen Brockhaus. 17. Band, Wiesbaden: Brockhaus
1973. In: Sprache des Sports. Ein Arbeitsbuch für die Sekundarstufe II. Hg. von Wolfgang Brandt.
Frankfurt am Main, 1988, S.9
9
Jahrhunderts, mit der aufkommenden Industrialisierung der Gesellschaft, die
Lebensverhältnisse der Menschen, vor allem die der Arbeiter, von physischer Arbeit
dominiert wurden und Freizeit eigentlich kaum existierte, kann man einen deutlichen
Wandel in den letzten Jahrzehnten sehen. Einerseits hat es viele soziale Maßnahmen
(38-Stunden-Woche, Urlaubstage,…) gegeben, die die Quantität der Freizeit und damit
auch die Lebensqualität der Leute wesentlich gesteigert haben, so laut Weischenberg:
Die Freizeit, hier zunächst einmal definiert als Freiheit von Arbeit, ist in den letzten
hundert Jahren immer größer geworden. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die
Arbeitswoche noch 85 Stunden, zur Jahrhundertwende noch über 60 Stunden, heute
ist sie durchschnittlich nur mehr 42 Arbeitsstunden lang.4
Andererseits hat man auch das Entstehen und die Entwicklung des tertiären Sektors, des
Dienstleistungsbereiches, wo die physische Arbeit weniger betont wird. In der
alltäglichen Arbeitswelt ist man immer weniger von körperlicher Arbeit abhängig, so
behauptet auch Wipper:
Durch die zunehmende Technisierung am Arbeitsplatz bedient der Mensch immer
häufiger nur noch Maschinen, die für ihn die Fertigung übernehmen. […] Der Sport
kann hier einen Ausgleich schaffen und das während der Arbeit verdrängte
Gestaltungsbedürfnis befriedigen.5
Mit diesen sozialen Änderungen und die Verschiebung des Schwerpunkts der Arbeit
von physischer auf intellektuelle Arbeit ändern sich auch die Attitüden der Menschen.
Dadurch, dass man über mehr Freizeit verfügt und die physische Arbeit weniger
anstrengend wird, wird man immer mehr Wert auf die Qualität des Lebens legen. In den
letzten Jahrzehnten hat sich die Lebenserwartung stark erhöht. Der Mensch lebt länger
und will auch länger und qualitativer leben. Der Gesundheit wird deshalb mehr und
mehr Aufmerksamkeit gewidmet, die Bürger sind, laut Wipper, “körperbewußter
geworden”6. Er spricht von einer “Fitnesswelle”7, bei der die Menschen sowohl ihre
Ernährung als ihre Einstellung zum eigenen Körper ändern. Man fängt an, Sport zu
treiben, weil man einerseits die Zeit dazu hat, und andererseits die Gesundheit und
Fitness steigern will. “Mens sana in corpore sano” ist eine der wichtigsten Devisen der
modernen Zeit.
4
Weischenberg, Siegfried: Die Aussenseiter der Redaktion. Struktur, Funktion und Bedingungen des
Sportjournalismus. Bochum, 1976, S.113
5
Wipper: Sportpresse unter Druck., S.47
6
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.2
7
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.2
10
Neben der aktiven Teilnahme an Sport, in der man versucht, sei es individuell oder
in einem Verein, seine körperliche Beweglichkeit zu üben, nimmt in letzter Zeit auch
die passive Teilnahme an Sport zu. Dieser Aspekt des Sports findet man nicht in der
Definition im Brockhaus, ist aber doch auch eine wichtige Tendenz im heutigen
gesellschaftlichen Leben, die mit der zunehmenden Mediatisierung der Gesellschaft
verknüpft werden kann:
Die ständig wachsende Bedeutung von Körperkultur und Sport im Leben unserer
Republik spiegelt sich auch in den Massenkommunikationsmitteln wider.8
In den Medien wird man also mehr und mehr Aufmerksamkeit auf sportliche
Ereignisse legen. Es ist logisch, dass die Medien, die letztendlich wirtschaftliche
Unternehmen sind, versuchen, die Wünsche des Publikums zu antizipieren und auf sie
einzugehen. Und es ist unbedingt eine Tatsache, dass das Interesse der Menschen am
Sport sich in den letzten Jahrzehnten deutlich nicht mehr beschränkt auf die eigenen
sportlichen Aktivitäten, sondern auch das Anschauen, Kommentieren und womöglich
sogar Bewundern sportlicher Ereignisse von anderen enthält. Das wird unmittelbar klar,
wenn man sich die enormen Zuschauerzahlen und Einschaltquoten bei großen
sportlichen Veranstaltungen anschaut:
Darüber hinaus garantiert die Präsentation von Sportveranstaltungen große
Zuschauermassen und Top-Reichweiten. So saßen etwa beim Super-Bowl 1999,
dem Endspiel der amerikanischen Fußballmeisterschaft, in den USA circa 30
Millionen Zuschauer (weltweit etwa 1000 Millionen) vor dem Apparat. Die 16
Formel-1-Rennen sahen im vergangenen Jahr zusammen gerechnet insgesamt 57,8
Milliarden Menschen weltweit, die Fußball-WM 1998 lockte 33,4 Milliarden
Zuschauer. Die Olympischen Spiele in Sydney hatten ein TV-Publikum von etwa 25
Milliarden Menschen, nachdem Atlanta 1996 19,6 Milliarden interessiert hat.9
Für die Medien ist es eine wirtschaftliche Notwendigkeit, über Sport zu berichten, weil
die Zielgruppe für Sport fast unendlich ist. Ludwig behauptet in dieser Hinsicht, dass
das Publikum für medienvermittelte Sportereignisse sich nicht beschränkt auf
Sportexperten:
Dem Sport wird heute im allgemeinen großes Interesse entgegengebracht. Nicht nur
Sportler und Sportanhänger diskutieren über den Ausgang eines Fußball- oder
8
Ludwig, Klaus-Dieter: “Sportsprache und Sprachkultur. Zum Gebrauch von Fremdwörtern und
Sprachbildern in Sportberichten”. In: Sprachkultur - warum, wozu? Aufgaben der Sprachkultur in der
DDR. Hg. von Erika Ising. Leipzig, 1977, S.50
9
Gleich: “Merkmale und Funktionen der Sportberichterstattung”. S.511
11
Eishockeyspiels oder einer Weltmeisterschaft, sondern auch ein großer Kreis von
Laien.10
Es gehört zu dem Reiz des Sports, dass man nicht unbedingt Expert sein muss, um über
Sport sprechen und diskutieren zu können. Wegen dieses großen Interesses der Medien
an Sport werden sportliche Veranstaltungen und Vereine allmählich zu kommerziellen
Unternehmen:
Der Sportbetrieb ist aus dem heutigen wirtschaftl. Leben nicht mehr wegzudenken.
Seine Umsätze in Sportgeräte- und -bekleidungsindustrie, Handel, Sportstättenbau,
Presse, Werbeindustrie und bei großen Vergleichskämpfen gelten als wesentliche
Teilbereiche der Volkswirtschaft.11
So entstand und entwickelte sich, wie Gleich sagt, eine “Dreiecksbeziehung zwischen
Sport, Medien und Wirtschaft”12.
Angesichts der ständig wachsenden Zahl der Sporttreibenden einerseits und der
zunehmenden Anzahl passiver Zuschauer sportlicher Ereignisse andererseits, könnten
wir, mit Digel, sprechen von einer “Versportlichung” der Gesellschaft.
1.1.2. Dimensionen des Sporttreibens
Innerhalb des aktiven Sporttreibens kann man, aufgrund der Intensität der
gelieferten sportlichen Anstrengung, unterschiedliche Dimensionen des Sports
erkennen. Dieser Aspekt wird im Brockhaus nicht ausführlich behandelt, ist aber eine
wichtige Unterscheidung in Bezug auf die zunehmende Mediatisierung und
Kommerzialisierung des Sports. Es gibt unterschiedliche Betrachtungsweisen, diese
Aufteilung zu gestalten. Weischenberg zum Beispiel unterscheidet zwischen
Leistungssport und Freizeitsport, wobei er eine Unterscheidung zwischen Amateur- und
Berufssport zu vermeiden versucht13. Wipper dagegen fügt diese Unterscheidung seiner
Theorie hinzu, und macht den Unterschied zwischen Breiten- oder Freizeitsport,
Leistungssport und Hochleistungs- oder Berufssport 14.
10
Ludwig: “Sportsprache und Sprachkultur.” S.50
Brockhaus: “Sport- Merkmale, Leitlinien, gesellschaftliche Aspekte”. S.11
12
Gleich: “Merkmale und Funktionen der Sportberichterstattung”. S.511
13
Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion. S. 73
14
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.45ff
11
12
1.1.2.1. Breiten- oder Freizeitsport
Für Weischenberg wird Freizeitsport dadurch gekennzeichnet, dass die “Kriterien
der Leistung”15 nicht gelten. Es geht hier um Sport als Selbstzweck, ohne dass man an
Wettkämpfen teilnehmen muss. Der Spielcharakter des Sports ist hier dem
Leistungsstreben übergeordnet; die körperliche Betätigung ist wichtiger als das
Erreichen bestimmter sportlicher Ziele. Der Unterschied zwischen Leistungs- und
Freizeitsport wird von Weischenberg illustriert anhand der unterschiedlichen
Schwerpunkte auf dem Gebiete der Unterhaltung:
Hier [beim Freizeitsport] tritt der Unterhaltungsaspekt wesentlich für den
Ausübenden selbst in den Vordergrund, während der Leistungssport vor allem für
den Nicht-aktiven, Zuschauenden einen Unterhaltungswert besitzt.16
Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass für Leistungssportler der Sport keinen
Unterhaltungswert besitzt, sondern nur, dass die primäre Funktion für solche
Sporttreibenden beim Sport nicht Unterhaltung, sondern das Erreichen einer besonderen
Leistung oder eines Sieges in einem Wettbewerb ist.
Auch Wipper bestätigt, dass im Freizeitsport “die Motive Gesundheit, Freunde und
Spaß am Sport sowie Ausgleich zum Arbeitsalltag”17 dominieren. Wipper betont vor
allem die Tatsache, dass in der heutigen Gesellschaft den Menschen immer mehr
Freizeit zur Verfügung steht, und dass sie diese Freizeit am liebsten anwenden, um ihre
Fitness zu erhöhen. Für ihn ist Freizeitsport also auch der Sport, der außerhalb von
Wettkampfbedingungen getrieben wird, und er konstatiert dabei auch, dass das
Sporterlebnis der Menschen immer individueller wird:
Beim Surfen, Joggen, Radfahren usw. findet die Fitness-Arbeit am eigenen Körper
oft isoliert statt. Der Wettkampf im klassischen Sinne ist für den Großteil der
Sporttreibenden nur noch sekundär. Die traditionellen Vereinsstrukturen mit ihren
Einengungen und Vorschriften sind für diese Art der Sportausübung eher
hinderlich.18
Die Mehrzahl der Sporttreibenden in der Bundesrepublik ist also an Breiten- oder
Freizeitsport beteiligt, das heißt, dass sie nicht Sport treiben, um bestimmte
wettkampfbedingte Leistungen zu erzielen, sondern um ihre körperliche Beweglichkeit
zu steigern. Es ist auch nicht unbedingt so, dass man, obwohl man dies aus der
15
Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion. S. 73
Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion. S. 74
17
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.46
18
Wipper: Sportpresse unter Druck. S. 49
16
13
Argumentation von Wipper schließen könnte, nur isoliert und außerhalb eines
Sportvereins Freizeitsport treiben kann. Der determinierende Punkt beim Breiten- oder
Freizeitsport ist die Abwesenheit des wettbewerblichen Elements, es handelt sich also
um Sport um des Sportes willen.
1.1.2.2. Leistungssport
Wie sich schon aus dem vorigen Kapitel herausstellte, handelt es sich beim
Leistungssport, im Gegensatz zum Freizeitsport, um eine bestimmte Zweckmäßigkeit.
Weischenberg formuliert es so:
Für den Leistungssport gelten die Kriterien der Leistung, des Wettkampfs, der
Ausrichtung auf Vervollkommnung bis hin zum Rekord. Dieser Bereich ist
keineswegs auf körperliche Betätigung beschränkt.19
Laut Weischenberg wird Leistungssport also nicht definiert durch die physische
Dimension, sondern ist der Wettkampfelement der bestimmende Faktor.
Auch Wipper macht den Unterschied zwischen Freizeitsport und Leistungssport,
indem er das Leistungsniveau der beiden differenziert. Das Leistungsniveau beim
Leistungssport liegt beträchtlich höher als das des Freizeitsportes. Auch hier ist
Wettkampf der zentrale Begriff, wobei hohen Wert gelegt wird auf Regeln, die das
Vergleichen von Leistungen im Wettkampf ermöglichen:
Leistungssportler organisieren sich meist in Vereinen. Werte wie Wettkampf und
Konkurrenz stehen im Vordergrund. Daher spielt auch das Einhalten von normierten
sportspezifischen Regeln im Leistungssport eine große Rolle, da nur so eine
sinnvolle Leistungskontrolle bzw. ein Leistungsvergleich gewährleistet werden
kann.20
Im Grunde stimmen die Definitionen von Wipper und Weischenberg in diesem
Sinne überein. Der einzige Unterschied zwischen den beiden ist die Tatsache, dass
Wipper noch eine zusätzliche Dimension hinzufügt, die sogar von Weischenberg
verneint wird, nämlich die des Hochleistungs- oder Berufssportes.
19
20
Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion. S.73
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.50
14
1.1.2.3. Hochleistungs- oder Berufssport
Hochleistungssport ist, laut Wipper, eine Erweiterung des Begriffes Leistungssport.
Die Zielbestimmung des Hochleistungssportes befindet sich aber auf einem anderen
Leistungsniveau:
Während das Ziel beim Leistungssport darin besteht, unter nicht professionellen
Bedingungen eine persönliche Höchstleistung zu erreichen, ist die Leistung im
Hochleistungssport ein absoluter Wert, der von der Umwelt festgelegt wird.21
Im Spitzensport ist jede sportliche Leistung “erfolgsorientiert”22; das Abschließen einer
Leistung als Sieger oder als Rekordhalter ist wichtiger als die sportliche Leistung an
sich. Diese Erfolgsorientierung verknüpft Wipper an die Entwicklung des
Berufssportes, hier definiert von Hortleder:
Um Berufssport handelt es sich dann, wenn der Aktive ausschließlich von seiner
Sportausübung und deren materiellen Rahmenbedingungen wie der Werbung leben
kann. Berufssport ist immer Hochleistungssport, hingegen Hochleistungssport
keinesfalls immer Berufssport.23
Die zunehmende Kommerzialisierung des Sports, aufgrund seiner großen
Popularität, trägt dazu bei, dass der Berufssport sich zu entwickeln anfing. Deshalb
scheint es für Wipper notwendig, Hochleistungssport und Leistungssport voneinander
zu trennen. Weischenberg dagegen spricht von einer “kaum noch haltbare[n]
Unterscheidung von Amateur- und Berufssport”24. Er behauptet, einen Unterschied zu
machen zwischen Amateur- und Berufssport sei unnötig, weil die beiden wirtschaftlich
wirksam sind:
Der gesamte Leistungssport kann wegen seiner Marktchancen als
Unterhaltungsware auf dem Freizeitsektor als bedeutender Wirtschaftsfaktor
bezeichnet werden.25
Weischenberg vergisst aber, dass Amateursport (sowohl Breiten- als Leistungssport)
und Berufssport (Hochleistungssport) in ganz anderen Bereichen ökonomisch aktiv sein
kann. Beim Amateursport ist die wirtschaftliche Dimension vor allem dem
individuellen Sportler und seinen Bedürfnissen gewidmet (Sportgeräte,…), während
beim Berufssport ein wirtschaftliches Komplex wirksam ist, wobei die Medien eine
21
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.50
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.51
23
Hortleder, Gerd: Sport in der nachindustriellen Gesellschaft. Eine Einführung in die
Sportsoziologie. Frankfurt am Main, 1978, S.24
24
Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion. S.73
25
Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion. S.73-74
22
15
unverzichtbare Rolle spielen. Die vorher schon genannte Dreiecksbeziehung SportWirtschaft-Medien ist fast nur beim Spitzensport effizient. Die Sportberichterstattung in
den Medien wird gekennzeichnet von einer “überwiegende[n] Orientierung am Spitzenbzw. Leistungssport”26, was selbstverständlich resultiert in einer vorherrschende Lage
des Spitzensportes:
Der Spitzensport nimmt im Bereich des Sports eine Vorreiterrolle ein. […] Doch der
Hochleistungssport spielt auch in der Gesellschaft eine dominierende Rolle, weil er
dort einen sehr hohen Aufmerksamkeitsgrad erreicht. Dies kommt nicht zuletzt
daher, daß die Massenmedien fast ausschließlich über den Spitzensport berichten.27
Die wirtschaftliche Wirkung des Amateursportes beschränkt sich also vor allem auf die
Bedürfnisse des individuellen Sportlers, während der Spitzensport, dank der Medien,
eine gesamtgesellschaftliche wirtschaftliche Wirkung hat, die sich über Presse,
Werbung, Merchandising und so weiter zum Ausdruck bringt.
Innerhalb der Domäne des Hochleistungssportes kann man auch noch Show- oder
Zuschauersport erkennen. Hortleder definiert diesen Begriff so:
Showsport ist technisch-wissenschaftlich fundierte, arbeitsmäßig vorbereitete, in der
Regel als Beruf ausgeübte und als Show präsentierte Unterhaltung. Showsport wird
vor einem Massenpublikum im Stadion oder auf der Rennstrecke regelmäßig
ausgeübt und gleichzeitig oder zeitversetzt im Massenmedium Fernsehen
ausgestrahlt.28
Die Massenmedien richten sich also vor allem auf einige bestimmte Sportarten, wie
Fußball, Motorsport oder Leichtathletik, die möglichst attraktiv wiedergegeben werden.
Die Medien versuchen nämlich, den Wünschen des Publikums entgegenzukommen, und
so wird die Berichterstattung der sportlichen Ereignisse zu einem wirklichen Spektakel.
Im Laufe der Zeit hat ein Teil des Leistungssportes sich also allmählich entwickelt
zu einem Hochleistungs- und Berufssport, indem man sich realisiert hat, dass mit
außerordentlichen sportlichen Leistungen Geld zu verdienen war. Nachdem die Medien
eingesehen hatten, dass die Sportberichterstattung ein lukratives Geschäft sein könnte,
hat der Spitzensport sich mehr und mehr zum Showsport entwickelt. Man muss jedoch
einräumen, dass sich die Medien nur auf einen ganz kleinen Teil der Sportvielfalt
beschränken, und dass sich nur einige Spitzensporte zum Showsport eignen.
26
Gleich: “Merkmale und Funktionen der Sportberichterstattung”. S.511
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.52
28
Hortleder: Sport in der nachindustriellen Gesellschaft. S.23
27
16
1.2. Die dominierende Stellung des Fußballs im Sportspektrum
Innerhalb der deutschen Sportlandschaft kann man um die dominierende Position
des Fußballs nicht umhin. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) vereinigt in
etwa 90.000 Turn- und Sportvereinen rund 27 Millionen Mitglieder, von denen
ungefähr 6,3 Millionen Mitglied des Deutschen Fußballbundes (DFB) sind, in 26.000
Vereinen. Der Deutsche Fußballbund ist damit der größte Fachverband im Deutschen
Olympischen Sportbund.
Sowohl als Freizeit- als auch als Leistungs- oder Hochleistungssport ist Fußball der
beliebteste Sport in der Bundesrepublik, sogar in der Welt, wo er - außerhalb in den
Vereinigten Staaten, wo Sporte wie American Football, Baseball und Basketball
weitaus populärer sind - der am meisten getriebene Sport ist. Es darf nicht wundern,
dass die Weltmeisterschaft Fußball, nach den Olympischen Spielen, die größte
Sportveranstaltung der Welt ist, wobei berücksichtigt werden muss, dass die
Olympischen Spiele eine Sammlung verschiedenster Sportarten bilden. Der Fußball hat
sich in den 150 Jahren, dass es Fußballvereine gibt, zu einem, vielleicht sogar zu dem
weltrangigen Sport „par excellence“ entwickelt.
1.2.1. Ursprung des Fußballs
Schon mehr als 2000 Jahre vor der Zeitenwende hat es bestimmte Ballspiele mit
dem Fuß gegeben, die als Vorläufer des heutigen Fußballs gesehen werden können.
Manfred Blödorn beschreibt in Fußballprofis. Die Helden der Nation. diese Anfänge
des Fußballspiels nicht als sportliche Aktivitäten, sondern als Tätigkeiten mit einem
religiösen, sakralen Charakter:
Am Anfang war der Ball, der als symbolisches Abbild von Sonne und Mond
betrachtet und dem große Verehrung entgegengebracht wurde. Das Spiel mit dem
Ball galt als rituelle Handlung und sollte den Spielern zu körperlicher Kraft und
Heldenmut verhelfen.29
Diese erste schriftliche Überlieferung stammt aus der Zeit der chinesischen HuangDynastie und beschreibt auch zwei Varianten des Fußballspiels: eine Variante, die dem
Rugby ähnelte (selbstverständlich nicht Rugby, wie der Sport heute gespielt wird,
sondern wie es etwa vor 150 Jahren in England üblich war), und eine zweite Variante,
“Tsun Chu” genannt, was “den ausgestopften und mit Leder überzogenen Ball mit dem
29
Blödorn, Manfred: Fußballprofis. Die Helden der Nation. Hamburg, 1974, S.22
17
Fuß schießen”30 bedeutet, und verfeinerter war als die Rugby-Variante. Diese
chinesischen Ballspiele hatten sogar schon bestimmte Regeln und Spielzüge, und
wurden von den Chinesen bis in das 17. Jahrhundert betrieben.
Auch in den Überlieferungen der Südseevölker findet Blödorn Ansätze zu
Ballspielen mit dem Fuß:
Auf Hawaii spielten die Ureinwohner “Pe-ku-ki-ni-po-po”, […] Die Melanesier
vergnügten sich mit Pampelmusen, die sie mit dem Fuß in die Höhe schossen. […]
Die Ureinwohner Australiens benutzten den ausgestopften Hodensack eines alten
Kängurumännchens als Ball, […]31
Auch bei den Eskimos in Alaska, den Indianern Nordamerikas und den Mayas und
Azteken in Südamerika gab es primitive Ballspiele, die als irgendein Vorstadium des
Fußballs aufgefasst werden können. In Europa erscheinen laut Blödorn erst im 13.
Jahrhundert die ersten fußballähnlichen Spiele. Vor dieser Zeit hatte man anscheinend
keine Ballspiele mit dem Fuß; in Italien beruft man sich auf das “Harpastrum”, “ein
Schlagballspiel mit der Hand”32, in Frankreich ist die Rede von “houle” oder “soule”,
“einem heidnischen Brauch zur Osterzeit”33, und die Engländer berichten von einem Art
Fußballspiel, das im 3.Jahrhundert in der Grafschaft Derby stattgefunden haben soll. In
der ganzen Welt sieht man also unabhängig voneinander das Entstehen von Ballspielen
mit dem Fuß, die als Vorläufer des Fußballspiels betrachtet werden können.
Der Ursprung “des europäischen Fußballs moderner Prägung”34, wie Wipper es
nennt, findet man in England. Während das Fußballspiel am Anfang vor allem von den
unteren Bevölkerungsschichten getrieben wurde, gibt es in den ersten Jahrzehnten des
vorigen Jahrhunderts eine Umgestaltung, in der die oberen Schichten die Wichtigkeit
einer körperlichen Erziehung einzusehen anfangen. In den “public schools” und
Universitäten (in Rugby, Eton, Harrow, Cambridge und Oxford) wird das Fußballspiel
als pädagogisches Mittel eingesetzt und entwickelt sich eine sportliche Rivalität
zwischen diesen Einstellungen. So entsteht übrigens 1823 Rugby; ein Schüler “nahm
trotz des Verbotes durch den Direktor den Ball während des Spiels in die Hände und
rannte damit los”35.
30
Blödorn: Fußballprofis. S.22
Blödorn: Fußballprofis. S.23
32
Blödorn: Fußballprofis. S.24
33
Blödorn: Fußballprofis. S.24
34
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.97
35
Blödorn: Fußballprofis. S.26
31
18
Nachdem der Fußball in der Erziehung der elitären Einstellungen eingebettet war,
entwickelte der Sport sich immer schneller: 1857 wurde der erste Fußballverein in
Sheffield gegründet (FC Sheffield); 1862 wurden die ersten Fußballregeln entworfen,
1863 wurde der Football Association (FA) gestiftet, 1872 gab es das erste Länderspiel
der Geschichte, zwischen England und Schottland (0:0), und 1885 gab es die ersten
Berufsfußballspieler in England. Das Fußballspiel blieb nicht lange isoliert auf der
Insel, es wurde schnell auf dem europäischen Kontinent und in weiten Teilen der Welt
verbreitet. Die Stelle von England als eine imperialistische Großmacht spielt hier, laut
Blödorn, eine große Rolle:
Es darf sicher als richtig angenommen werden, daß die Weltmachtstellung des
britischen Reiches und ihre weltweiten Handelsbeziehungen für den
epidemieartigen Aufschwung des Fußballspiels verantwortlich sind.36
Auch in Deutschland drang der Fußball ein: 1874 wurde von Professor Konrad
Koch in Braunschweig der erste deutsche Fußballsportverein gestiftet. Der erste Verein
außerhalb von Schulen war der “Deutsche Fußballverein 1878 Hannover”, der 1878
entstand. Weil es immer mehr Fußballvereine gab, konnte eine übergreifende
Organisation nicht lange ausbleiben: 1900 wurde der Deutsche Fußballbund,
zusammengestellt aus 86 Vereinen mit 3000 Mitgliedern, gegründet. Die
Fußballorganisationen verschiedener europäischer Länder (Belgien, Dänemark,
Frankreich, Holland, Schweden und der Schweiz) einigten sich 1904 auf bestimmte
Regeln, die FIFA (Fédération Internationale de Football Association) wurde gegründet,
der der DFB (Deutscher Fußballbund) im selben Jahr beitrat. Die erste unoffizielle
Weltmeisterschaft Fußball fand 1908 noch innerhalb der Olympischen Spiele statt, die
erste offizielle Weltmeisterschaft wurde 1930 in Uruguay organisiert.37
Der Fußball hat sich innerhalb von etwa anderthalb Jahrhunderten von einem Sport,
der nur in Schulen getrieben wurde, entwickelt zu einem Sport, der von unzählbaren
Fans und Sportlern getrieben und verfolgt wird, mit der Weltmeisterschaft als
Kulminationspunkt.
1.2.2. Die zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs
36
37
Blödorn: Fußballprofis. S.27
vgl. Blödorn: Fußballprofis. S.25ff. und Wipper: Sportpresse unter Druck. S.97ff.
19
1.2.2.1. Einführung
Seit den 80er Jahren ist die gesellschaftliche Bedeutung des Fußballs stark
angestiegen. Die zunehmende Professionalisierung und Kommerzialisierung des
Fußballs und das wachsende Interesse der Medien für den Fußball haben dazu
beigetragen, dass der Fußball mehr und mehr zu einem “Wirtschaftsfaktor”38 geworden
ist. Mit dem Fußball sind heute astronomische Gehälter, Werbesummen und
Lizenzrechtensummen verbunden. Für die Fußballspieler und –klubs, die
Massenmedien, die über Sportveranstaltungen berichten, und für die Industrie, die
mittels Werbung an Fußball beteiligt ist, ist der Fußball ein lukratives Geschäft. Das
Profitstreben verbindet diese drei Sektoren unlöslich miteinander in einer einzigartigen
Dreiecksbeziehung. Der Fußball braucht die Medien, um sein Produkt weltweit bekannt
zu machen und zu verbreiten. Die Medien benötigen ihrerseits den Fußball, weil das
Publikum am Fußball interessiert ist und sie deswegen ihren Umsatz steigern können.
Die Industrie schließlich braucht einerseits Sport und Medien, um ihre Marken und
Betriebe bekannt zu machen, und andererseits ist sie ein unentbehrlicher Faktor für
Medien und Fußball dadurch, dass die Wirtschaft die notwendigen Gelder in Medien
und Fußball mittels Sponsoring und Werbung investiert. So entwickelt der Fußball sich
zu einem “industriellen und hypermedialisierten”39 Sport.
1.2.2.2. Professionalisierung des Fußballs
Am Anfang des 20. Jahrhunderts war aller Sport, nach dem Vorbild der
Olympischen Spiele, wo professionelle Athleten verboten waren, Amateursport.
Selbstverständlich konnte diese Haltung, in der professionelle Sportler vom
olympischen Wettkampf ausgeschlossen wurden, nicht eingehalten werden, denn sie
entspricht nicht dem olympischen Gedanken, dass die weltbesten Athleten sich
miteinander messen müssten.
So gibt es im Fußball, nachdem er sich aus dem Schulbereich herausentwickelt hat,
auch eine Tendenz zur Professionalisierung. In der Fußballmeisterschaft, die vom DFB
schon 1903 zum ersten Mal organisiert wurde, spielten die teilnehmenden
38
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.1
Pornschlegel, Clemens: “Wie kommt die Nation am Ball? Bemerkungen zur identifikatorischen
Funktion des Fußballs.” In: Warum Fußball? Kulturwissenschaftliche Beschreibungen eines Sports. Hg.
von Matías Martínez. Bielefeld, 2002, S.104
39
20
Mannschaften mit Amateurteams. Professionalismus war nämlich immer noch verboten.
Die Spieler der Mannschaften waren darauf angewiesen, neben ihren Fußballaktivitäten
noch einen anderen Beruf auszuüben, während die Fußballvereine, durch die
Einführung von Eintrittsgeldern, ein sehr lukratives Geschäft trieben. Die Spieler waren
damit selbstverständlich nicht einverstanden:
Das sollte sich Ende der zwanziger Jahre ändern, als die Spieler verschiedener
westdeutscher Vereine aufgrund der immer größer werdenden Zuschauerresonanz
an den Gewinnen der Vereine teilhaben wollten.40
Nach dem zweiten Weltkrieg bekamen die Fußballer einen Vertragsspielerstatus,
was beinhaltete, dass die Oberliga-Vereine ihre Spieler 420 Mark im Monat bezahlen
durften. Gemessen an den großen Gewinnen, die die Vereine, der DFB und der Staat
kassierten, war dieser Betrag sehr niedrig. Diese Situation hielt sich auch nicht lange;
1963 wurde die Fußball-Bundesliga errichtet, in der die Spieler einen
Berufssportlerstatus bekamen. Am Anfang hatte der DFB noch Obergrenzen für
Gehälter, Prämien, und so weiter festgelegt, aber diese Lage war auch unhaltbar, u.a.
weil man in anderen Ländern wie England, Spanien und Italien solche Beschränkungen
nicht kannte. Der DFB schaffte 1968 “schließlich alle Geldbeschränkungen ab”41.
Seitdem konnte die Professionalisierung und Kommerzialisierung des Fußballs wirklich
anfangen. Die Vereine wurden dazu gezwungen, Spitzenspieler zu verpflichten und
auch dementsprechend zu bezahlen, um Erfolge zu leisten. Diese Erfolge sind
notwendig um das Interesse der Zuschauer, die für die Eintrittsgelder sorgen, die
verwendet werden für das Verpflichten und Bezahlen von Spitzenspielern, zu behalten.
Die Vereine kommen so in einen Teufelskreis, und sie können die ständig ansteigenden
Gehälter nicht mehr durch Eintrittsgelder kompensieren, wodurch sie gezwungen
werden, andere Einnahmequellen zu suchen.
Für die Fußballspieler ist die Professionalisierung des Fußballs eine gute Sache. Sie
sahen ihre Gehälter stark ansteigen, eine Tendenz, die man in der heutigen Fußballwelt
immer noch antrifft, und sie wurden zu wichtigen Figuren der Vereine. Die Spieler
werden, u.a. von den Medien, als Stars präsentiert, und die Vereine versuchen deshalb
durch den Verkauf von Fanartikeln ihrer Stars ihre Einnahmen zu steigern. Die
Fußballprofis werden zu wichtigen Elementen in den wirtschaftlich orientierten
40
41
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.99
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.100
21
Fußballvereinen. Dies wird ganz klar illustriert durch die astronomischen
Ablösesummen, oft Dutzende Millionen Euro, die für bestimmte Starspieler bezahlt
werden.
Die Fußballvereine entwickeln sich also immer mehr zu wirtschaftlichen
Unternehmen, weil sie ihren Gewinn, wegen der ständig wachsenden Spielergehälter,
nicht mehr ausschließlich aus Eintrittsgeldern bekommen können. Sie werden
versuchen, die Popularität ihres Vereins und ihrer Spitzenspieler einzulösen, indem sich
der Fanartikelverkauf zu einer wichtigen Einnahmequelle entwickeln wird:
In der Saison 1998/99 nahmen die Bundesliga-Vereine 180 Millionen Mark durch
den Verkauf von Merchandisingprodukten ein.42
Das Merchandising ist eine wichtige neue Einnahmequelle, es konnte sich aber nur
dadurch entwickeln, dass die Medien und die Industrie sich am Sport, und besonders am
Fußball, zu interessieren anfingen. Dank der Medien entsteht bei den Fans Begeisterung
und Interesse für die Produkte eines Vereins, und dank der Sponsoring und Werbung
der Industrie können diese Fanartikel hergestellt werden.
Die Profivereine haben sich also zu wirtschaftlichen Unternehmen entwickelt, deren
Umsatz mehrere Hunderte Millionen Euro beträgt ( z.B. der Umsatz vom FC Bayern
München betrug 2000 144,7 Millionen Euro43). Manche Vereine sind sogar schon
börsennotiert. Die Fußballwelt, mit Spielern und Vereinen, hat sich völlig zu einem
wirtschaftlichen Komplex entwickelt.
1.2.2.3. Einfluss der Medien auf Kommerzialisierung
Bei der Kommerzialisierung des Fußballs spielen die Medien eine nicht
unbeträchtliche Rolle. Dadurch, dass die Massenmedien, sowohl Rundfunk, Fernsehen
als Printpresse, dem Sport viel Aufmerksamkeit in ihrer Berichterstattung widmen,
wächst, wie schon erwähnt, auch das Interesse der Menschen für den Fußball, und
deshalb erhöht sich die gesellschaftliche Bedeutung des Fußballs:
Der Sport ist mit seinen turnusmäßigen Wettkämpfen und seinen Ritualen um Sieg
und Niederlage in der Gesellschaft breit verwurzelt, seit es eine zeitnahe,
authentische Berichterstattung der elektronischen Medien gibt. Mit der immer
42
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.101
Schwier, Jürgen: Kulturelle und ökonomische Aspekte des Fußballs < http://www.sport.unigiessen.de/dl/down/open/Schwier/4f4e81a65322d0a3464a66c234b104ad7aa921a18f1c198bc8492e2a0c2
7c88e2a91b458d6920325f407dec16131dec3/VorlesungFu_ball.doc> 15/12/2006, S.7
43
22
dichteren Folge an Übertragungen haben diese Medien maßgeblich dazu
beigetragen, den Sport zu einem gesellschaftlichen Ereignis und dem weithin
dominierenden Phänomen der Alltagskultur zu machen.44
Brinkmann betont hier vor allem den Einfluss der elektronischen Medien, obwohl die
Printpresse hier auch noch eine bedeutende Rolle spielt. Es ist jedoch unbedingt eine
Tatsache, dass die Printmedien heute bei der Erstinformation nur noch eine
untergeordnete Rolle spielen, und vor allem eine “Komplementärfunktion”45 erfüllen.
Dessen ungeachtet sind die Medien von primordialer Bedeutung beim Kontakt der
Menschen mit sportlichen und deswegen auch fußballerischen Ereignissen:
Today many people engage with professional sport principally via media coverage
of sporting events. The depth and range of audience reached by sports journalism is
immense.46
Das Fernsehen ist hier das weitaus wichtigste Medium der Verbreitung und
Popularisierung des Fußballs, weil es ein sehr großes Publikum erreicht. Deshalb spielt
das Fernsehen auch eine bedeutende Rolle bei der fortschreitenden Kommerzialisierung
des Fußballs, weil die Wirtschaft einsieht, dass dieser Sport beim Publikum immer
populärer, und so auch immer werbefähiger wird:
Dennoch fließen heute allein in Deutschland mehr als 1,5 Mrd. Mark pro Jahr aus
der Wirtschaft in den Sport und dieses liegt nicht zuletzt an der Tatsache, dass die
Medien den Sport in vielfältigster Weise zum Gegenstand ihrer Berichterstattung
machen.47
Für die Medien selbst, und vor allem, dank seiner dominierenden Stelle, das
Fernsehen, ist, wie schon erwähnt, eine ausführliche Sportberichterstattung eine
lukrative Sache, weil sie einerseits beim Publikum viel Anklang findet. Erhöhtes
Interesse der möglichen Kunden resultiert also in einer größeren Kundschaft, sei es
Leser, Zuhörer oder Zuschauer. Je größer die Verkaufszahlen bzw. Einschaltquoten, je
größer die Einnahmen. Andererseits zieht eine erhebliche Kundschaft auch die
Wirtschaft an, die ihre Produkte beim Publikum bekannt machen, und deshalb in den
44
Brinkmann, Thomas: “Sport und Medien – Die Auflösung einer ursprünglichen
Interessengemeinschaft?” In: Media Perspektiven 11 (2000) <http://www.ardwerbung.de/showfile.phtml/2000_11_02.pdf?foid=118> 06/12/2006, S.491
45
Niebuhr, Thomas und Pankok, Torsten: “Verweigern, Anpassen oder Mitmachen? Tageszeitungen und
Sportzeitschriften in der Analyse.” In: Sportsponsoring: Bilanz eines Booms. Studie zur Präsentation und
Wirkung von Werbung im Sport. Hg. von Josef Hackforth. Berlin, 1994 (Beiträge des Instituts für
Sportpublizistik, Bd.3), S.355
46
Blain, Neil, Boyle, Raymond und O‟Donnell, Hugh: Sport and National Identity in the European
Media. Leicester usw., 1993, S.12
47
Niebuhr und Pankok: “Tageszeitungen und Sportzeitschriften in der Analyse.” S.355
23
Medien werben will. Angesichts der immensen Einschaltquoten beim Ausstrahlen von
Fußballspielen ist der Fußball für die Industrie eine sehr interessante Investierung.
Diese Lage wird von Hackforth sehr lapidar, sondern nicht weiniger prägnant skizziert:
Der Sport wäre ohne die Medien nicht das, was er heute ist, nämlich auch ein
expansives Betätigungsfeld für das kommerzielle und nichtkommerzielle
Marketing.48
Eine ausführliche Fußballberichterstattung, mit Direktübertragungen von
Fußballspielen, ist also eine wirtschaftliche Notwendigkeit für die Massenmedien, die
schließlich auch profitorientierte Unternehmen sind. Das Fernsehen hat in dieser
Hinsicht einen erheblichen Vorteil, weil es im Stande ist, Direktübertragungen zu
liefern, während in der Printpresse eine solche Aktualität nicht zu erreichen ist.
Rundfunk werden wir hier nicht berücksichtigen, weil dieses Medium auf dem Gebiete
von Sportübertragungen und –berichterstattung nur noch eine eher unbedeutende Rolle
spielt.
Dass die Fußballberichterstattung ein immer wesentlicherer Teil des
Fernsehprogramms bildet, kann man sehr deutlich erkennen anhand der Preise, die für
die Übertragungsrechte der Fußballbundesliga gezahlt wurden. 1988 wurden für die
Lizenzrechte 45 Millionen Mark gezahlt. Diese Zahl war 1992 schon auf 140 Millionen
Mark angestiegen, und 1997 wurden schon 180 Millionen Mark gezahlt.49
1.2.2.4. Einfluss der Werbung
Die im letzten Jahrhundert immer zunehmende Popularität des Fußballs, sowohl bei
den Zuschauern im Stadion als bei den Verfolgern der Sportberichterstattung in den
Medien, konnte auch der Wirtschaft, die immer darauf gerichtet ist, die
Aufmerksamkeit der Menschen zu gewinnen und auf das eigene Produkt zu lenken,
nicht entgehen. Vor allem das Fernsehen bietet der Wirtschaft große Möglichkeiten,
ihre Produkte sehr weit bekannt zu machen:
In part through its relationship with the medium [tv], sport has become intertwined
with advertising, marketing and corporate business.50
48
Hackforth, Josef: “Publizistische Wirkungsforschung: Ansätze, Analysen und Analogien. Das Beispiel
der Sportberichterstattung.” In: : Sportmedien und Mediensport. Wirkungen - Nutzungen - Inhalte der
Sportberichterstattung. Hg. von Josef Hackforth. Berlin, 1987, S.15
49
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.5
50
Blain,, Boyle, und O‟Donnell: Sport and National Identity in the European Media. S.12
24
Also vor allem weil der Sport sich immer mehr zu einem Medienereignis entwickelt und
so ein großes Publikum erreicht, wird die Wirtschaft versuchen, Einfluss auf den Sport
auszuüben. Zu diesem Ziel wird die Industrie Werbung benutzen. Wipper unterscheidet
fünf “Verflechtungsbereiche”51 zwischen Werbung und Sport: Zuerst nennt er die
Werbung der Sportindustrie, die Sportgeräte und –ausrüstungen anbietet und zu
verkaufen versucht; daneben gibt es den Sport als Leitbild in der Werbung, wobei
positiv bewertete Merkmale des Sports “zum bestimmenden Faktor der
Werbebotschaft”52 werden; drittens hat man den Sport als Mittel der Werbung: die
Werbung wird auf die Kleidung der Sportler und in den Arenen angebracht; viertens
sieht er Werbung mit Sportstars, die verwendet werden, um ein bestimmtes Produkt zu
promoten; und letztens gibt es Sponsorwerbung, die basiert auf “längerfristigen
Verträgen, die zwischen Unternehmen und einem Sportler, einem Verein oder einem
Veranstalter”53 vereinbart werden. Die Wirtschaft wird, mittels Werbung, ein
unentbehrlicher Faktor im Fußball und im Sport im Allgemeinen. Die Fußballvereine
sind von den Sponsoren abhängig, wollen sie einträgliche Unternehmen sein, und sie
sind dazu bereit, große Zugeständnisse zu leisten, um die Bewerber an sich zu
verbinden:
Ohne Sponsoring und Merchandising ist Spitzen- und Profisport inzwischen ebenso
undenkbar wie sportliche Großveranstaltungen von nationalem und internationalem
Rang. Immer häufiger tragen die entsprechenden Veranstaltungen – und zusehends
auch die Sportstätten – den Namen ihrer Sponsoren, und wo ohne Fernsehgelder im
Spitzensport nichts mehr geht, versuchen einige Sportarten bis hin zu
weitreichenden Regeländerungen fernsehgerecht umzugestalten.54
Wie Settekorn sagt, hat sich die Werbung so weit durchgesetzt, dass die Namen von
Veranstaltungen und Sportstätten nach den Wünschen der Sponsoren angepasst werden
(z.B. Barclay‟s Premier League (englische Oberliga) , Jupiler League (belgische
Oberliga), AOL-Arena (Stadion des Hamburger SV), Allianz-Arena (Stadion des FC
Bayern München), Fly Emirates Stadium (Stadion von FC Arsenal London)). Die
Verflechtung zwischen Wirtschaft und Fußball hat sich so stark entwickelt, dass Fußball
zu einem neuen Wirtschaftszweig geworden ist.
51
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.68
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.69
53
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.69
54
Settekorn, Wolfgang: “Tor des Monats – Tor zur Welt. Zum Metapherngebrauch in Massenmedien”.
In: Mediensprache und Medienlinguistik. Festschrift für Jörg Hennig. Hg. von Dieter Möhn, Dieter Roß
und Marita Tjarks-Sobhani. Frankfurt am Main usw., 2001, S.103
52
25
1.2.2.5. Dreiecksbeziehung Fußball-Medien-Wirtschaft
Es hat sich aus den obigen Kapiteln herausgestellt, dass in der heutigen
gesellschaftlichen Lage der Fußball, die Medien und die Wirtschaft sich zu einem stark
miteinander verknüpften Komplex entwickelt haben, deren Komponenten heute nicht
mehr voneinander los gesehen werden können. Die Grundlage dieser Beziehung ist
jedoch immer noch der Fußball, der für Zuschauer interessant und attraktiv bleibt. Aus
diesem interessanten Sport ist, durch die allgemeine Kommerzialisierung und
Mediatisierung der Gesellschaft, eine ganze Wirtschaft entstanden, die zu der heutigen
dominierenden wirtschaftlichen und mediatisierten Stellung des Fußballs geführt hat.
2. Fußballsprache als Sondersprache
2.1. Medienrealität der Fußballsprache
Bei einem Versuch, Aspekte der heutigen Fußballsprache zu untersuchen, muss
immer die Tatsache berücksichtigt werden, dass die Fußballsprache nur in ihrer
Erscheinung in den Medien untersucht werden kann, denn nur in diesem Bereich kann
die Sprachproduktion des Fußballs in der Praxis, sei es mündlich oder schriftlich,
beobachtet werden. Selbstverständlich ist die Fußballsprache vielfältiger als nur die
medienbedingte Variante, neben der Fußballsprache der Sportjournalisten hat man auch
die der Sportler, Experten, Fans, und so weiter. Dennoch ist es klar, dass der Fußball in
den letzten Jahrzehnten immer mehr zu einem Medienereignis geworden ist. Aus dem
vorigen Kapitel hat sich herausgestellt, dass es für die Massenmedien eine
wirtschaftliche Notwendigkeit ist, dem Fußball viel Aufmerksamkeit zu widmen. Die
Popularität und Zuschauerzahlen des Fußballs sind immens, und der Fußball ist in den
Medien denn auch omnipräsent, wie Martínez anhand des Fernsehens zu zeigen
versucht:
Im Fernsehen erzielen Fußballspiele unter allen Sendungen die höchsten
Einschaltquoten. Von den 50 meistgesehenen deutschen Fernsehsendungen des
26
Jahres 199655 waren 34 Fußballübertragungen, darunter diejenigen auf den ersten
acht Plätzen.56
Die ausführliche Fußballberichterstattung hat dazu geführt, dass die Fußballsprache zu
einem wichtigen Element des sprachlichen Alltags geworden ist.
Angesichts der Tatsache, dass der Fußball mehr und mehr zu einem Mediensport
wird, müssen wir bemerken, dass es nicht zu vermeiden ist, dass die fußballerischen
Ereignisse in den Medien verzerrt repräsentiert werden:
In covering sport, television does not simply represent the event (although of course
in a sense it does do this) but it also anchors and attempts to make sense of these
events for the viewer.57
Obwohl Blain, Boyle und O‟Donnell hier nur die Deformation der Repräsentation von
sportlichen Veranstaltungen durch das Fernsehen erwähnen, ist es ziemlich logisch,
dass auch Tagespresse und Rundfunk diese Strategie verwenden und verwenden
müssen, damit ihre Berichterstattung erfolgreich sein würde. Die Tatsache, dass die
Massenmedien eine Verzerrung der sportlichen Realität bieten und so eine
Medienrealität schaffen, wird auch Folgen haben für die Fußballsprache, wie sie in der
Sportberichterstattung der geschriebenen und elektronischen Presse erscheint.
Eine erste Dimension dieser Medienrealität der Fußballberichterstattung durch die
Massenmedien liegt in der Tatsache, dass die Medien sich in der
Fußballberichterstattung fast ausschließlich auf Hochleistungs-, Spitzen- oder
Berufssport konzentrieren (siehe Kapitel 1.1.2.3.). Gleich behauptet, dass diese
Selektion schon die zweite sei, nachdem zuerst in den Medien vor allem über einige
wenige so genannte Showsportzweige (Fußball, Motorsport,…) berichtet wird:
Neben der eingeschränkten Vielfalt, bei der viele Randsportarten vernachlässigt
werden, ist ein weiteres Kennzeichen der Berichterstattung über Sport die
überwiegende Orientierung am Spitzen- bzw. Leistungssport, vor allem auf der
internationalen und nationalen Ebene (z.B. Berichte über internationale und
nationale Ligen oder Wettkämpfe, wie etwa Fußball-Bundesliga, ChampionsLeague, Weltmeisterschaften, Grand Slams).58
Auch vom Stein bemerkt diese Selektivität der Sportberichterstattung:
55
Es wäre nützlich, hier zu bemerken, dass es 1996 eine Europameisterschaft Fußball gegeben hat, in der
Deutschland es bis ins Finale brachte (und das Finale auch gewann). Dies könnte einigermaßen die
enorme Einschaltquoten der Fußballspiele in diesem Jahr nuancieren.
56
Martínez, Matías: “Warum Fußball? Zur Einführung.” In: Warum Fußball? Kulturwissenschaftliche
Beschreibungen eines Sports. Hg. von Matías Martínez. Bielefeld, 2002, S.26
57
Blain, Boyle und O‟Donnell: Sport and National Identity in the European Media. S.37
58
Gleich: Merkmale und Funktionen der Sportberichterstattung. S.511
27
Aus der Vielzahl der an einem Wochenende stattfindenden Sportveranstaltungen –
etwa 10.000- filtern die Medien wenige Populärsportarten sowei Spitzenvereine
heraus und richten ihr Interesse in monotoner Wiederkehr auf diesen “großen
Sport”.59
Die Domination des Spitzensports und vor allem des Spitzenfußballs in der
Sportberichterstattung ist oft von Forschern kritisiert worden. Sie plädieren dafür, auch
Breitensport eine beträchtliche Stelle in der Sportberichterstattung der Medien
einzuräumen. Diese Kritik ist zumindest utopisch und sogar eher kurzsichtig, weil eine
gründliche Betrachtung des Breitensports für die Medien wirtschaftlich und in der
Praxis kaum auszuführen ist. Es ist einfach unmöglich, allen Sportarten dieselbe
Aufmerksamkeit zu widmen, dazu benötigt man mehr Raum, Zeit und Personal als
realistisch möglich ist. Der Sportteil einer Zeitung oder einer Rundfunk- oder
Fernsehstation bleibt schließlich doch, was er ist – nur ein Teil. Außerdem wäre das
Publikum für eine ausführliche Breitensportberichterstattung eher beschränkt, und ist es
also wirtschaftlich kaum interessant für die Medien, diesen Teil des Sports zu
betrachten.
Neben dieser ersten Selektion gibt es, vor allem in der Tagespresse und bei
Zusammenfassungen im Fernsehen, eine Auswahl verschiedener spielbestimmender
Ausschnitte aus den besprochenen Spielen. Aus Platz- und Zeitmangel ist man in den
Medien - selbstverständlich ist dies nicht der Fall bei Direktübertragungen, die live und
vollständig gesendet werden - dazu verpflichtet, die Fußballspiele auf einige wichtige
Szenen zu reduzieren, damit die Leser bzw. Zuschauer einen relativ allgemeinen
Eindruck vom Hergang der Fußballspiele bekommen. Meistens geht es in diesen
ausgewählten Situationen um Tore, torgefährliche Szenen, Eck- oder Freistöße, harte
oder schwere Fouls, die mit gelben, roten, oder gegebenenfalls gelb-roten Karten
bestraft werden, Verletzungen, und so weiter. Spielsituationen wie Mittelfeldspiel oder
Abstöße werden oft nicht berücksichtigt, weil sie keinen endgültigen Einfluss auf das
Endergebnis ausüben. Obwohl eine solche Fußballberichterstattung nur ein
fragmentiertes Bild eines Spiels liefern kann, ist es eine raumbedingte Notwendigkeit
für die Medien, sich bei ihrer Berichterstattung auf solche Einzelsituationen zu
59
Stein, Artur vom: “Die “Sport-Medien-Spirale” – oder: Spitzensportler im Wirkungszentrum der
Massenmedien.” In: Sportmedien und Mediensport. Wirkungen - Nutzungen - Inhalte der
Sportberichterstattung. Hg. von Josef Hackforth. Berlin, 1987, S.38
28
beschränken. Die Folgen dieser Betrachtungsweise der Fußballspiele ist jedoch, dass
schon eine bestimmte Interpretation den Sätzen bzw. Bildern gewidmet wird.
Direktübertragungen von Fußballspielen im Fernsehen werden, im Gegensatz zu
den Berichten in der Zeitung und den Zusammenfassungen im Fernsehen und Rundfunk
(Direktübertragungen von Fußballspielen im Rundfunk sind heutzutage eher seltener
vorzufinden), nicht von einer Beschränkung auf bestimmte Szenen gekennzeichnet.
Nichtsdestotrotz wird der Zuschauer auch hier konfrontiert mit einem verzerrten Bild
der Realität, indem die Repräsentation der Fußballspiele auf besondere Art gestaltet
wird:
Der Sport im TV vermittelt das Idealbild, weil die Kamera der ideale Beobachter ist,
der sich an verschiedenen Orten desselben Geschehens gleichzeitig postieren kann.
Luhmann60 nennt diese Art der Vermittlung bzw. Aufnahme des Sportgeschehens
die Realität der Beobachtung der zweiten Ordnung. Hauptmotor dieser Entwicklung
ist die fortschreitende Kommerzialisierung und die […] Verflechtung zwischen
Sport, Wirtschaft und Massenmedien.61
Darüber hinaus verfügt das Fernsehen seit den letzten Jahrzehnten über immer mehr
technische Hilfsmittel, mit denen das Fußballspiel für die Zuschauer noch anschaulicher
wird. So hat man zum Beispiel immer mehr Wiederholungen, Einblendungen und
Zeitlupen bestimmter Spielsituationen, bei denen die Fernsehzuschauer eine unendlich
bessere Sicht auf bestimmte umstrittene Spielszenen bekommen als die Zuschauer im
Stadion oder sogar der Schiedsrichter (zum Beispiel bei Abseitsfällen, Fouls, Tor oder
kein Tor; Situationen, die oft im Stadion, wegen ihrer Unklarheit, erhitzte Diskussionen
verursachen). Diese technischen Mittel und die fast unendlichen Möglichkeiten, über
die man bei einer Fußballdirektübertragung verfügt, erlauben dem Regisseur, eine
bestimmte Medienrealität zu schaffen:
Televised sport revolves around stars, stories and action. A narrative structure, both
visual and verbal, is imposed on the sporting event in such a way as to allow
television to make sense of it for the viewer.62
Die Tatsache, dass bei einer solchen Direktübertragung eines Fußballspiels ein
Regisseur verwendet wird, weist schon daraufhin, dass die Bilder auf eine bestimmte
Art und Weise interpretiert und adaptiert werden, damit, laut Blain, Boyle und
O‟Donnell, die Unterhaltungsfunktion des Fußballs im Fernsehen garantiert wird:
60
Vgl. Luhmann, Niklas: Die Realität der Massenmedien. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1995, S.60
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.87
62
Blain, Boyle und O‟Donnell: Sport and National Identity in the European Media. S.38
61
29
[…] sport on TV must offer entertainment, excitement and above all provide
television producers with what they perceive as being “good television.63
Die Realität des fußballerischen Ereignisses wird also von den Medien
durchgreifend interpretiert und adaptiert, in einem solchen Maße, dass sie am Ende zu
einer ganz anderen Realität wird, einer Medienrealität. Hackforth geht noch weiter und
behauptet, dass diese Medienrealität auf eine bestimmte Art und Weise von den
Konsumenten der Massenmedien aufgenommen wird und dass sich die Sportrealität
letztendlich zu einer “Rezipientenrealität”64 entwickelt:
Dieser Prozeß beginnt bei der bewußten und geplanten Inszenierung von
Ereignissen lediglich zum Zwecke der massenmedialen Übermittlung, es geht weiter
mit der Konstruktion dieses Ereignisses durch Journalisten und Medien und endet –
vielfach gebrochen und verändert – mit der subjektiven Verarbeitung durch den
Rezipienten. Es entsteht am Ende des Kommunikationsprozesses eine
Rezipientenrealität, die häufig mit dem realen Ereignis nur noch peripher in
Einklang gebracht werden kann.65
2.2. Der sondersprachliche Status der Fußballsprache
2.2.1. Sportsprache
2.2.1.1. Sportsprache als Sondersprache
Die Sprachforscher, die sich mit der Sportsprache beschäftigen, betonen alle die
wichtige Stelle der Sportsprache im alltäglichen Sprachgebrauch. Für Dankert scheint es
sogar so zu sein, “daß die Sportsprache die wichtigste und einflußreichste unter den
heutigen Sondersprachen ist”66. Die Sportsprache wird also von den meisten Forschern
als eine Sondersprache gesehen, das heißt, dass die Sportsprache, wie auch alle anderen
Sondersprachen an sich, Teil des allgemeinen Sprachsystems ausmachen. Hackforth
verteilt das Sprachsystem in drei Teilbereiche: Gemeinsprache, Umgangssprache und
Mundart.67 Die Gemeinsprache ist für Hackforth die Hochsprache, die Mundart
definiert er als eine “[g]eographisch fixierte Sprache”68, und die Umgangssprache wird
63
Blain, Boyle und O‟Donnell: Sport and National Identity in the European Media. S.38
Hackforth, Josef: “Publizistische Wirkungsforschung: Ansätze, Analysen und Analogien.” S.28
65
Hackforth, Josef: “Publizistische Wirkungsforschung: Ansätze, Analysen und Analogien.” S.28
66
Dankert, Harald: Sportsprache und Kommunikation. Untersuchungen zur Struktur der Fußballsprache
und zum Stil der Sportberichterstattung. Tübingen, 1969, S.1
67
Hackforth, Josef: Sport im Fernsehen. Ein Beitrag zur Sportpublizistik unter besonderer
Berücksichtigung des Deutschen Fernsehens (ARD) und des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) in der
Zeit von 1952-1972. Münster, 1975, S.284
68
Hackforth, Josef: Sport im Fernsehen. S.284
64
30
umschrieben als eine “[v]ielfältige und differenzierte Sprache”, die “[i]n ihren extremen
Erscheinungen sowohl der [sic] Gemeinsprache als auch zur Mundart”69 tendieren kann.
Die unterschiedlichen Sondersprachen gehören, laut Hackforth, zu der
Umgangssprache, und werden definiert als “schichten- und standesunabhängige
Sprachen”70.
Die Sportsprache kann also eindeutig als eine Sondersprache betrachtet werden,
wenn wir die Definition von Hackforth unterschreiben. Die Sportsprache kann nämlich
nicht als die Sprache einer bestimmten Gruppe der Bevölkerung definiert werden, weil
sie sowohl von Experten, Begeisterten als von Laien gesprochen werden kann, und
sogar einigermaßen den gesellschaftlichen Sprachgebrauch infiltriert hat, indem
bestimmte sportsprachliche Ausdrücke allgemeinsprachliche Geltung bekommen haben.
Darüber hinaus ist es unmöglich, die Sportsprache als eine eindimensionale
Erscheinung zu beobachten (siehe Kapitel 2.1.), weil die Sportsprache, wie
Schweickard behauptet, aus unterschiedlichen “Kommunikationsbereiche[n]”71 besteht.
So unterscheidet Schweickard die Sprache im Sport, das heißt den Sprachgebrauch der
Sportler (vor, während und nach Wettkämpfen) und im Sportunterricht, die Sprache der
Zuschauer, die Sprache der offiziellen Regeln und Vereinbarungen, die Sprache der
sportwissenschaftlichen Fachliteratur, die Sprache der popularisierenden Sportliteratur
und die Sprache der journalistischen Sportberichterstattung.72 Hinsichtlich dieser vielen
unterschiedlichen und vom allgemeinsprachlichen Sprachgebrauch abweichenden
Dimensionen der Sportsprache können wir schließen, dass die Sportsprache eine
Sondersprache ist.
Das Definieren des Wesens der Sportsprache resultiert jedoch bei den Erforschern
der Sportsprache oft zu unterschiedlichen Betrachtungsweisen, die wir in den nächsten
Teilen auszuloten versuchen, indem wir eine brauchbare Definition für den Begriff
Sportsprache zu formulieren versuchen.
69
Hackforth, Josef: Sport im Fernsehen. S.284
Hackforth, Josef: Sport im Fernsehen. S.284
71
Schweickard, Wolfgang: Die “cronaca calcistica”. Zur Sprache der Fußballberichterstattung in
italienischen Sporttageszeitungen. Tübingen, 1987, S.3
72
Schweickard: Die “cronaca calcistica”. S.3-4
70
31
2.2.1.2. Dreiteilung der Komponenten der Sportsprache
Während sich die Sportsprachenforscher im Allgemeinen darüber einig sind, dass
die Sportsprache eine Sondersprache ist, gibt es einige unterschiedliche Meinungen über
was diese Sportsprache eigentlich enthält. Aus diesen unterschiedlichen Betrachtungen
ist es doch einigermaßen möglich, eine etwa zusammen- und umfassende Definition des
Begriffes Sportsprache zu destillieren.
Im großen Ganzen könnten wir aus den Versuchen der Sprachforscher, die
Sportsprache zu definieren, schließen, dass diese Sportsprache im Grunde einer
Unterteilung in drei wichtige Komponenten unterworfen ist. Dabei soll bemerkt werden,
dass die Sportsprache nicht nur auf ihre lexikologischen Besonderheiten reduziert
werden kann, wie manche Forscher behaupten. Die Sportsprache wird bei diesen
Forschern nur als eine besondere Verwendung des Wortschatzes, bloß “die Gesamtheit
des zur Verbalisierung des Sports benötigten speziellen Wortschatzes”73, betrachtet.
Schneider bestätigt, dass die Sportsprache in seiner Sicht sich nur dadurch von der
Alltagssprache unterscheidet, dass sie von einem besonderen Wortschatz
gekennzeichnet wird:
Ihre [Die Sportsprache] Erscheinungsformen sind die Wortarten Substantiv, Verb,
Adjektiv und Adverb sowie Redewendungen und Syntagmen, die als Fachvokabular
und dessen Substitution, Umdeutung, Metaphorik und Fremdkombination
Verwendung finden. Die Zugehörigkeit eines Ausdrucks zur Sportsprache bestimmt
sich aus seinem etymologisch erschließbaren sondersprachlichen Expressivitätswert
oder seiner spezifischen Substitutionsleistung im Kontext.74
Eine solche Betrachtung der Sportsprache ist selbstverständlich zu eindimensional,
weil sie die Sportsprache auf ihr wohl auffälligstes Merkmal reduziert, und so andere
Dimensionen der Sportsprache vernachlässigt.
An diese lexikologisch orientierte Definition der Sportsprache können wir noch eine
weitere unvollständige Betrachtung anknüpfen, nämlich die einer Zweiteilung der
Sportsprache, bei der ebenfalls vor allem die spezifisch wortschatzmäßige Aspekt der
Sportsprache betont wird. Hackforth verteilt die Sportsprache in zwei Kategorien:
73
Schneider, Peter: Die Sprache des Sports. Terminologie und Präsentation in Massenmedien.
Düsseldorf, 1974, S.18
74
Schneider, Peter: Die Sprache des Sports. S.18
32
Die Einordnung der Sportsprache in ein allgemeines Sprachsystem verdeutlicht ihre
Herkunft als Sondersprache, als schichten- und standesunabhängig und
charakterisiert sie durch zwei Kategorien: Die Fachsprache und den Jargon.75
Hackforth unterscheidet also zwei Kategorien der Sportsprache, die von ihm anhand
eines Schemas mit Beispielen, die den Unterschied zwischen Fachsprache und Jargon
zeigen müssen, erläutert werden76:
Fußball
Einwurf
11-m-Punkt
Kopfball
Mittelstürmer
Abseits
Riesenfelge
Grätsche
Oberarmstand
Fachsprache
Turnen
Salto
............................................................................................................................................
............................................................................................................................................
............................................................................................................................................
............................................................................................................................................
............................................................................................................................................
............................................................................................................................................
............................................................................................................................................
............................................................................................................................................
............................................................................................................................. Schraube
Eishockey
Penalty
Crosscheck
Scheibe
Befreiungsschlag
Bully
Sportsprache
Jargon (Sportberichterstattung)
75
76
Emmas linke Klebe
Sturmtank
Bomber der Nation
Abstauber
Hammer
knallte
Hackforth, Josef: Sport im Fernsehen. S.281
Hackforth, Josef: Sport im Fernsehen. S.285
33
dröhnende Rechte
Bombe
in die Hose
Schiri
putzen
fegte
Hackforth betont ausschließlich den Sonderwortschatz der Sportsprache, und verteilt
die Sportsprache in Fachsprache und Jargon, wobei er Jargon und Sportberichterstattung
gleichschaltet. Diese Betrachtung ist, wie die von Schneider, zu beschränkt, weil sie
einerseits nur den besonderen Wortschatz betrachtet, und andererseits Jargon und
Sportberichterstattung schlechthin als Synonyme betrachtet. Dadurch, dass Hackforth
nicht zwischen Sportberichterstattung und Jargon unterscheidet, vernachlässigt er den
Einfluss der Sportberichterstattung auf die Sprache und auch die Vielfältigkeit des
Sportjargons. Seine Betrachtung bietet schon einen Ansatz zur Definition, ist aber noch
zu wenig differenziert und braucht deshalb weitere Nuancierung, die gewissermaßen bei
der Unterteilung der Sportsprache in drei Komponenten vorzufinden ist.
Die besonderen festen Formulierungen und syntaktischen Strukturen und deren
Zusammenhang mit ihrer spezifischen sprachlichen Form und Erscheinung in der
Sportberichterstattung sind ebenfalls wichtige Komponenten der Sportsprache, die bei
einer zu strengen Betonung des wortschatzlichen Sonderstatus der Sportsprache
unbetrachtet bleiben, aber ebenso berücksichtigt werden müssen, wenn man eine
einigermaß allgemeingültige (wenn Solches überhaupt möglich ist) Definition erreichen
will.
Deswegen ziehen wir die Definition der meisten Sportsprachenforscher, nämlich die
einer Aufteilung der Sportsprache in drei Komponenten, der ausschließlich
wortschatzorientierten Definition vor. Obwohl diese Dreiteilung in der Definition auch
noch vor allem den sondersprachlichen Stellenwert des Sportwortschatzes
berücksichtigt, findet man bei dieser Betrachtung schon ein nuancierteres Bild der
Sportsprache, bei dem auch andere Aspekte in Betracht gezogen werden. Die Tatsache,
dass man viel Wert auf den Wortschatz der Sportsprache legt, kann natürlich dadurch
erklärt werden, dass dieser Aspekt sehr auffällig ist, und dass es vor allem der
lexikologische Teil der Sportsprache ist, der den alltäglichen Sprachgebrauch infiltriert
hat, und so zum Teil Element des allgemeinen Sprachsystems geworden ist. Die
zunehmende Häufigkeit, mit der Elemente aus der Sportsprache in die alltägliche
34
Sprache übernommen werden, weist, wie schon im ersten Kapitel gezeigt wurde, auf die
immer wachsende Bedeutung und Dominanz des Sports in der gegenwärtigen
Gesellschaft hin.
Die überwiegende Tendenz in der Sportsprachenforschung ist also diejenige, in der
die Elemente der Sportsprache in drei Kategorien aufgeteilt werden. Der erste Aspekt
dieser Dreiteilung ist die Regel- oder Fachsprache, der zweite Teil wird meistens Sportoder Fachjargon genannt und als dritten Teil unterscheiden die Forscher die
Sportberichterstattung der Medien.77 Selbstverständlich verwenden die
unterschiedlichen Forscher weder dieselben Termini noch dieselben Erklärungen der
Termini, aber im Grunde sind es diese drei Teilbereiche , die von den
Sportsprachenwissenschaftlern benannt und untersucht werden. Im nächsten Teil
werden wir versuchen, diese drei Kategorien etwas näher zu bestimmen, wobei wir
ausgehen von der ziemlich vollständigen schematischen Vorstellung der Sportsprache
von Fingerhut:78
Sportsprache
Fachbegriffe
(Regeln, Bezeichnungen …etc.
der einzelnen Sportarten mit
unterschiedlichen Bekanntheitsgraden
Reportsprache
(medienbedingte Abstufung)
Presse
Hörfunk
FAZ Bild
Fernsehen
Kickers
77
Vgl. Bausinger, Hermann: “Dreiteilung der Sportsprache”. In: Sprache des Sports. Ein Arbeitsbuch für
die Sekundarstufe II. 1988, S.27; Brandt, Wolfgang: “Zur Sprache der Sportberichterstattung in den
Massenmedien”. In: Muttersprache 89 (1979), S.172-173; Dankert: Sportsprache und Kommunikation.
S.2; Fingerhut, Monika: Fußballberichterstattung in Ost und West. Eine diachronische Sprachanalyse.
Frankfurt am Main, 1991, S.58 ff.; Ludwig: “Sportsprache und Sprachkultur.”. S.57; Schweickard: Die
“cronaca calcistica”. , S.59 ff.
78
Fingerhut: Fußballberichterstattung in Ost und West. S.61
35
Fachjargon
Umgangssprache
metaphorische
Wendungen
(z.B. Maschen, Leder,…)
Fachsprachen
Regionalismen
Technik Theater Musik andere
Sportarten
2.2.1.2.1 Regel- oder Fachsprache
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die meisten Sportarten Leistungssporte (siehe
Kapitel 1.1.2.2.) sind und deswegen auch bestimmten Regeln und Verabredungen
unterworfen sind. Die Gesamtheit dieser Regeln, Verabredungen und Termini für
bestimmte sportspezifische Gegenstände wird meistens Regel- oder Fachsprache
genannt und bildet die Grundlage der Sportsprache:
Die Regelsprache stellt den Kern der Sportsprache dar. In ihr finden sich die für eine
Sportart notwendigen terminologischen Grundbestimmungen (Bezeichnungen für
Gegenstände, Funktionen, Übungen, Regeln).79
Brandt erweitert diese Definition der Regelsprache noch, indem er den Bereich der
Regelsprache genauer spezifiziert, und drei Kategorien der Regelsprache unterscheidet:
Die Sportfachsprache beeinhaltet den Fachwortschatz der Regeln der einzelnen
Sportarten, den Wortschatz der Organisation des Sportbetriebes und die
sportartspezifischen Termini.80
Die Regelsprache ist also eine Voraussetzung, um zu einer Sportsprache zu
kommen, denn ohne diese spezifischen Fachtermini ist es nahezu unmöglich,
zusammenhängende und sprachökonomische Äußerungen über eine bestimmte Sportart
oder Sportsituation zu produzieren. Die Regelsprache bildet das benötigte Gerüst, mit
dem man über jeden beliebten Sport reden und diskutieren kann. Zum Teil können wir
79
80
Fingerhut: Fußballberichterstattung in Ost und West. S.58
Brandt: “Zur Sprache der Sportberichterstattung in den Massenmedien”. S.172
36
die Regelsprache auch der Definition der Fachausdrücke unterordnen, wie diese von
Riesel formuliert wird:
Unter Fachausdrücke verstehen wir 1) Termini verschiedener Wissensgebiete […],
2) Professionalismen verschiedener Berufssphären […] und 3) stark ausgeprägte
funktional-stilistische Lexik nichtterminologischen Charakters (z.B. im
Amtsstil: behufs, zwecks, gemäß u.ä., Substantive auf –nahme und –zwecken u.ä.
[…]). Fachausdrücke können in sämtlichen Sphären des gesellschaftlichen
Sprachverkehrs vorkommen; sie sind es gerade, die den einzelnen Stilen der
Nationalsprache ihr funktionales Gepräge geben.81
Es ist jedoch nicht unbedingt klar, ob man Sport als Fach betrachten kann. Einerseits hat
sich der Sport gerade als Gegensatz zu der beruflichen und deshalb fachlichen Tätigkeit
herauskristallisiert, andererseits hat sich der Sport für viele Sportler, die jetzt als
Berufssportler tätig sind, wegen der zunehmenden Kommerzialisierung und
Professionalisierung (siehe Kapitel 1.2.2.) zu einem Fach entwickelt. Dennoch stellen
Berufssportler nur eine Minderheit der Sporttreibenden und –begeisterten dar und
deswegen wäre es übertrieben, bei der Sportsprache von einer wirklichen Fachsprache
zu reden.
Obwohl die Sportsprache nicht gerade eine Fachsprache ist, weist die Sportsprache
doch bestimmte Ähnlichkeiten mit den von Riesel definierten Fachausdrücken auf. Die
Sportsprache besteht im Grunde größtenteils aus bestimmten Termini (z.B. Tor,
Mittelfeldspieler, Platzverweis, Abseits usw.) und Professionalismen (kontern, Tackling
usw.). Auffällig bei dieser Vielfalt von fachsprachlichen Elementen ist die Tatsache,
dass bestimmte Fachausdrücke, vielleicht sogar die Mehrzahl, auf mehrere Sportarten
angewandt werden können, wie im Schema von Fingerhut gezeigt wird (siehe Kapitel
2.2.1.2.). Daneben gibt es selbstverständlich auch Ausdrücke, die sportartspezifisch
sind, also nur innerhalb bestimmter Sportarten verwendet werden können (z.B. KnockOut, Puk usw.).
Die Regelsprache bildet also meistens die offizielle Sprache einer bestimmten
Sportart. Es betrifft Ausdrücke, die seit dem Entstehen der bezüglichen Sportart
entstanden sind und sich entwickelt haben, und die unlöslich mit den Regeln der
Sportart verknüpft sind. Diese Regelsprache muss dafür sorgen, dass eine Sportart
organisiert und kontrolliert werden kann. Deshalb können wir schließen, dass die
81
Riesel, Elise: Stilistik der Deutschen Sprache. Moskau, 1963, S.104
37
“Realisierungsbasis dieses Fachwortschatzes […] primär die geschriebene Sprache”82
ist, seinem offiziellen Charakter gemäß.
2.2.1.2.2. Sport- oder Fachjargon
Der Sportjargon bietet eine umgangssprachliche Alternative für die Regelsprache,
die wegen ihres offiziellen Charakters manchmal zu formell wirken kann. Ludwig
definiert den Sportjargon als eine Art Variante der Regelsprache:
Der Sportjargon […] umfaßt die Bezeichnungen, die nicht als Fachwörter angesehen
werden können und die von Sportlern, Sportanhängern und Sportberichterstattern
für Gegenstände und Sachverhalte gebraucht werden, für die es bereits
Fachausdrücke gibt. Sie bringen oft eine Wertung zum Ausdruck, dienen dazu,
Gefühle auszudrücken und auszulösen, und werden vielfach als bildliche
Umschreibungen verwendet.83
Auch Fingerhut betont die Verwandtschaft des Fachjargons mit der Regelsprache des
Sports, bei dem es sich handelt um eine gefühlsbetontere Variation:
Der Fachjargon setzt sich aus der Regelsprache und aus umgangssprachlichen
Elementen zusammen. Es handelt sich um bildliche Umschreibungen bereits
vorhandener Begriffe (z.B. Tor – Kasten). In der Regel wird das Grundvokabular
präzisiert und emotionalisiert.[…] Dem Fachjargon sind zudem Begriffe und
Wendungen aus anderen Fachsprachen eigen, die häufig metaphorisch verwendet
werden (z.B. Regie führen, Dampf machen).84
Der Sportjargon ist also die Sprachproduktion der Sportbeteiligten (Sportler, Fans
usw.), die Variationen für die manchmal zu monoton wirkende Regelsprache zu
entwickeln versuchen. Deswegen braucht es nicht zu wundern, dass dieser Sportjargon
vor allem bei Sportbegeisterten bekannt ist, und weniger beim großen Publikum, das
vielleicht die Regelsprache des Sports noch beherrschen kann, was bei der
ausführlicheren Sportjargon dagegen nicht mehr sachverständlich ist; so auch laut
Schweickard:
Die Allgemeinverständlichkeit fachsprachlicher Termini, die über den Rahmen der
cronaca85 hinaus vielfältige Verwendungen finden, ist dementsprechend höher als
82
Brandt: “Zur Sprache der Sportberichterstattung in den Massenmedien”. S.172
Ludwig: “Sportsprache und Sprachkultur.” S.57
84
Fingerhut: Fußballberichterstattung in Ost und West. S.58-59
85
Die “cronaca”, wie sie hier von Schweickard erwähnt wird, verweist auf die “cronaca calcistica”, das
heißt die Berichterstattung des italienischen Fußballs (der “calcio” ist die Bezeichnung für den
italienischen Fußball)
83
38
diejenige von Jargonausdrücken, die weitgehend auf die Berichterstattung und die
mündliche Kommunikation der Fans beschränkt sind.86
Der Ursprung dieses Sportjargons liegt deswegen sehr klar in der mündlichen
Kommunikation der Sportbegeisterten, die in ihrer Begeisterung neue Bezeichnungen
kreierten, und dieser Sportjargon ist immer noch “die bevorzugte Kommunikationsform
mündlicher Gespräche der Zuschauer, der Fans, der Stammtischdiskutanten, z.T. auch
der Sportler”87.
Neben dem Sportjargon unterscheiden manche Sportsprachenforscher noch eine
weitere Kategorie, die sowohl mit dem Sportjargon als mit der Regelsprache eng
verknüpft ist. Es handelt sich um eine besondere Form der Sportsprache, die zwischen
Regelsprache und Sportjargon situiert werden kann und deshalb von manchen
Forschern als unabhängige Kategorie und von anderen als Teil des Sportjargons
gesehen wird. Der Fachjargon besteht aus Termini und Redewendungen, die nicht völlig
zur Redesprache gehören, aber auch nicht oder nicht mehr zum absoluten Sportjargon
gerechnet werden können:
Die Berichterstattung weist schließlich eine Vielzahl von Termini auf, die sich vom
Jargon durch das Fehlen einer expressiven oder umgangssprachlichen Markierung
unterscheiden, die aber auch nicht der Fachsprache angehören, weil sie wie der
Jargon das spezifische Gruppenbewußtsein evozieren. Solche Ausdrücke sind dem
Fachjargon zuzurechnen, wobei verschiedene Entstehungsformen zu differenzieren
sind: Termini, die in der fußballsprachlichen Sphäre geprägt und durch den
konstanten Gebrauch in der Berichterstattung in ihrer Bedeutung gefestigt und
verbreitet werden […]; ursprüngliche Jargonwörter, deren konnotative Komponente
durch Abnutzung geschwunden ist […]; Termini, die dazu dienen, die
Schwerfälligkeit der fachsprachlichen Terminologie zu umgehen (vor allem
elliptische Verkürzungen […] ); einzelne Neubildungen, wie Ableitungen […],
Abkürzungen […], Metonymien […], Synekdochen […], oder Periphrasen […]. 88
Schweickard bietet hier eine ziemlich vollständige Definition des Fachjargons, bei der
er zeigt, dass der Fachjargon eine Vermittlung zwischen Regelsprache und Sportjargon
darstellt. Seine Definition wird ebenfalls wichtig sein für die Sportberichterstattung, in
die viele dieser Fachjargonelemente Eingang finden werden. Die Sonderstellung des
Fachjargons als Kategorie zwischen der offiziellen, aber zu monotonen Regelsprache
und dem expressiveren, aber zu umgangssprachlichen Fachjargon sorgt dafür, dass der
Fachjargon sich besonders gut eignet für die Sportberichterstattung, in dem Maße, dass
86
Schweickard: Die “cronaca calcistica”. , S.60
Brandt: “Zur Sprache der Sportberichterstattung in den Massenmedien”. S.172
88
Schweickard: Die “cronaca calcistica”. , S.61
87
39
Brandt sogar Fachjargon und Reportsprache gleichschaltet.89 In der Berichterstattung
versucht man nämlich auf standardsprachlicher Ebene kreativ mit dem sprachlichen
Material umzugehen, was den beträchtlichen Anteil der von Schweickard erwähnten
Elemente aus dem Fachjargon erklären könnte: so finden wir tatsächlich viele “Termini,
die in der fußballsprachlichen Sphäre geprägt und durch den konstanten Gebrauch in
der Berichterstattung in ihrer Bedeutung gefestigt und verbreitet werden“90 (z.B. der
Konter, der Doppelpass usw. ); “ursprüngliche Jargonwörter, deren konnotative
Komponente durch Abnutzung geschwunden ist”91 (z.B. die Offensive, der Bomber,
eine Bombe, der Stürmer, usw.); Bezeichnungen, mit denen man “die Schwerfälligkeit
der fachsprachlichen Terminologie”92 zu vermeiden versucht (z.B. die Flanke [für eine
Vorlage von der Flanke], die Ecke [für einen Eckstoß], usw.); und auch manche
Neologismen, wie Ableitungen (z.B. flanken [für eine Flanke schießen], kontern usw.),
Abkürzungen (z.B. der Schiri [für den Schiedsrichter] usw.), Metonymien (z.B. Pfosten,
Latte [für einen Pfosten- oder Lattenschuss], usw.), Synekdochen (z.B. die Bank [für die
möglichen Ersatzspieler, die auf der Bank sitzen], usw.) oder Periphrasen (z.B. die
Viererkette [für die Verteidigung, die aus vier Spielern besteht], usw.).93 Es sind die
Periphrasen, die wir später ausführlicher behandeln werden, wegen ihrer wichtigen
Stellung innerhalb dieses Fachjargons. Dennoch ist es schon jetzt klar, dass der
Fachjargon ein wichtiger Bestandteil der Sportberichterstattung ist.
Der Fachjargon wird also eine besondere Stellung innerhalb der Sportsprache
einnehmen, weil er, neben der vielleicht zu formellen Umgangssprache und dem etwas
zu informellen und umgangssprachlichen Fachjargon eine dritte sprachliche Ebene
bildet, in der über Sport diskutiert werden kann. Brandt hat diese Vermittlerrolle des
Fachjargons so formuliert:
Der Fachjargon hat im Verhältnis zu den sportartgebundenen Fachsprachen und den
regional und sozial beeinflußten Gruppensprachen des Jargons eine ähnliche
Funktion wie die Standardsprache gegenüber anderen sprachlichen Subsystemen der
deutschen Gegenwartssprache. Innerhalb der Sportsprache ist der Fachjargon die
Standardsprache des Sports. Zwischen dem Fachjargon, also der Reportsprache, und
der Sportfachsprache auf der einen Seite und dem Fachjargon und dem Sportjargon
89
Brandt: “Zur Sprache der Sportberichterstattung in den Massenmedien”. S.173
Schweickard: Die “cronaca calcistica”. , S.61
91
Schweickard: Die “cronaca calcistica”. , S.61
92
Schweickard: Die “cronaca calcistica”. , S.61
93
Brandt: “Zur Sprache der Sportberichterstattung in den Massenmedien”. S.173
90
40
auf der anderen Seite müssen daher relativ große Überschneidungszonen angesetzt
werden.94
Brandt zeigt hier, dass der Fachjargon innerhalb der Sportsprache eine sehr wichtige
Rolle spielt. Selbstverständlich ist es übertrieben, den Fachjargon die “Standardsprache
des Sports”95 zu nennen; dieser Fachjargon ist einerseits noch zu beschränkt, um von
einer Standardsprache reden zu können, sie muss daher zumindest um die Regelsprache
des Sports ergänzt werden, und andererseits muss Brandts Aussage auch relativiert
werden, weil er den Fachjargon mit der “Reportsprache” gleichschaltet, was angesichts
der Vielfältigkeit dieser Sportberichterstattungssprache zu einschränkend ist. Dennoch
deutet Brandt zu Recht an, dass es “große Überschneidungszonen”96 zwischen
Regelsprache, Sportjargon und Fachjargon gibt, wodurch sie nicht voneinander los
gesehen werden können.
2.2.1.2.3. Sprache der Sportberichterstattung
Für die Entwicklung und Erscheinung der Sportsprache in der gegenwärtigen
Standardsprache erfüllt die Sportberichterstattung zweifelsohne eine unentbehrliche und
sehr große Rolle, wenn es nur deshalb wäre, dass die Sportsprache sich hier in ihrer
größten, vielfältigsten und am weitesten verbreiteten Erscheinungsform präsentiert:
Bereits die Tatsache, daß der Sportkommunikator diese Umschreibungen und
Variierungen Woche für Woche in schriftlich fixierter Form verwenden kann, macht
deutlich, welch großen Einfluß die öffentliche Sportkommunikation auf die
Entwicklung der Fußballsprache nehmen konnte.97
Die Sportberichterstattung ist also sehr wichtig für die Sportsprache, indem sie dafür
sorgt, dass die Sportsprache ständig produziert, reproduziert und auch rezipiert wird.
Dazu bemerkt Dankert zu Recht, dass die aktive Rolle der Sportberichterstattung in der
Entwicklung und Änderung der Sportsprache eher beschränkt war und ist:
Man würde dennoch die Bedeutung der öffentlichen Sportkommunikation in dieser
frühen Phase überschätzen, wenn man sie zur überhaupt entscheidenden Instanz
erklären würde. Gerade in den Anfängen des Sportjournalismus – vor allem in dem
Zeitraum von 1900 bis 1930 – muß der unter den aktiven wie passiven Sportfans
geläufige Wortschatz berücksichtigt werden. Zudem wird der Sportkommunikator
auch nicht ständig mit neuen Neologismen, die als Sachbegriffe gelten sollen,
arbeiten können. Er kann es sich schließlich nicht leisten, den Kontakt mit den
Sportinteressierten zu verlieren und ist daher genötigt, die Resonanz einzelner
94
Brandt: “Zur Sprache der Sportberichterstattung in den Massenmedien”. S.173
Brandt: “Zur Sprache der Sportberichterstattung in den Massenmedien”. S.173
96
Brandt: “Zur Sprache der Sportberichterstattung in den Massenmedien”. S.173
97
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.18
95
41
Neologismen in der privaten Kommunikation abzuwarten und auf solche
Sachbegriffe zu verzichten, die in der privaten Kommunikation nicht geläufig
werden.98
Die Sportberichterstattung bietet also vor allem der Sportsprache die Möglichkeit, sich
in den Medien, und also für ein großes Publikum, zu manifestieren. Aktive Teilnahme
in der Bildung der Sportsprache ist innerhalb der Sportberichterstattung eher selten,
wegen des von Dankert genannten wirtschaftlichen Risikos. Dennoch können wir davon
ausgehen, dass die Sportberichterstattung eine Vorreiterrolle erfüllt in der Entwicklung
der Sportsprache, weil sie einigermaßen selbst entscheiden kann, welche Elemente aus
dieser Sondersprache in der Berichterstattung übernommen werden, und so in die
allgemeine Sportsprache und sogar in die Standardsprache Eingang finden. Auch
Dankert behauptet, dass die Sportberichterstattung einigermaßen dafür verantwortlich
ist, dass bestimmte Formen sich in die Sprache der Sportler durchsetzen:
Im Blick auf die weitere Entwicklung ist allgemein festzustellen, daß ein großer Teil
der in der Sportkommunikation gebrauchten Metaphern sich durch eine erstaunliche
Konstanz auszeichnet, daß er geradezu behutsam konserviert wird und darüber
hinaus in vielen Fällen auch in den Wortschatz des Sportlers eingeht, der diese
Metaphern als fußballsprachliche Wendungen versteht.99
So verbindet die Sportberichterstattung gewissermaßen Regelsprache, Sportjargon
und Fachjargon, indem diese drei Komponenten in der Berichterstattung nebeneinander
erscheinen können und so die gesamte Sportsprache bilden. Es unterliegt auch keinem
Zweifel, dass der Anteil von regelsprachlichen Elementen und Elementen des
Fachjargons die Sportberichterstattung beherrschen, während der eher
umgangssprachliche und überwiegend mündliche Sportjargon weniger in den Medien
repräsentiert wird. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es nicht möglich ist, dass Elemente
aus dem Sportjargon in der Berichterstattung erscheinen. Darüber hinaus hat es sich aus
der Definition des Fachjargons von Schweickard (siehe Kapitel 2.2.1.2.2. )
herausgestellt, dass Sportjargonelemente sich in Fachjargon umwandeln können.
Zusammenfassend können wir festhalten, dass in der Sportberichterstattung die ganze
Sportsprache zum Ausdruck gebracht wird; sowohl Regelsprache, Sportjargon als
Fachjargon werden in den Medien verwendet. Diese Sportberichterstattung soll jedoch
nicht betrachtet werden als eine Standardsprache des Sports, dazu eignet sie sich wegen
98
99
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.18-19
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.15
42
der fehlenden Uniformität und Normierung nicht. Wir können sie eher betrachten als
eine Art Lupe, durch die wir die Sportsprache in ihren vielfältigen Erscheinungsformen
beobachten können. Die Sportsprache, und daher auch die Fußballsprache, weil sie zur
Sportsprache gehört, entwickelt sich laut Dankert also “in einer Korrespondenz
zwischen öffentlicher und privater Kommunikation”100.
Wir dürfen jedoch nicht aus dem Auge verlieren, dass die Sportberichterstattung in
den Medien – fast die einzige Stelle, wo die Produktion der Sportsprache untersucht
werden kann – sich grundsätzlich von den anderen Bereichen der Sportsprache
unterscheidet, obwohl sie zum Teil dieselben sprachlichen Elemente verwendet:
Die Sportberichterstattung bedient sich dabei einer eigentümlichen Sprachform, die
sicher nicht als Fachsprache der jeweiligen Sportarten angesehen werden kann, denn
es handelt sich nicht um die Sprache der Sportler, […] oder um die Sprache der
Trainer, auch nicht um die Sprache der Sportwissenschaft und ihrer Teildisziplinen,
[…], sondern […] um eine Sonderform der Pressesprache, die zwar Teile von
Fachsprache und Fachjargon des Sports adaptiert, ansonsten aber offensichtlich
eigenständige semantische und syntaktische Strukturen aufweist.101
Eine Untersuchung der Sportsprache erweist sich also als ein Paradox, weil man die
Sportsprache in geschriebener Form fast ausschließlich in der medienvermittelten
Sportberichterstattung finden kann und weil diese Sprache der Sportberichterstattung,
laut Schaefer, eine ganz andere Struktur als die Sportsprache der Sportler, Trainer usw.
aufweist. Schaefer repräsentiert die Sportsprache u.E. aber zu polarisierend; es ist ja
logisch, dass die Sportberichterstattung andere “semantische und syntaktische
Strukturen”102 beinhaltet als die mündliche informelle Sportsprache – ihr Auftrag zur
Informierung und Meinungsbildung ihres Publikums unterscheidet sich wesentlich vom
Unterhaltungs- und Erholungscharakter der mündlichen und informellen Sportsprache –
, dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Pressesprache sich grundsätzlich von den
anderen Teilen der Sportsprache unterscheidet, weil sie größtenteils dieselben Mittel
verwendet. Die medienvermittelte, also die öffentliche Sportsprache, und die private
Sportsprache beeinflussen einander gegenseitig und können daher nicht voneinander
getrennt werden.
Obwohl sich die Sprache der Sportberichterstattung einigermaßen von der privaten
Sportsprache unterscheidet, bedeutet dies selbstverständlich nicht, dass die
100
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.19
Schaefer, Jürgen: Sprachliche Strukturen in Texten der Sportberichterstattung. Kaarst, 1989, S.3
102
Schaefer: Sprachliche Strukturen in Texten der Sportberichterstattung. S.3
101
43
Pressesprache selbst eine homogene Einheit bildet. Innerhalb der Pressesprache gibt es
unterschiedliche Teilbereiche, von denen die Sportberichterstattung nur ein kleiner Teil
ausmacht:
Die Darstellung journalistischer Textsorten zeigt, daß es eine einheitliche
Pressesprache nicht gibt. Zwar existiert eine Reihe von übergreifenden Merkmalen,
die gleichsam für den journalistischen Sprachgebrauch allgemein gelten, doch
erscheint es insgesamt angemessener, erst auf der Ebene von Textsorten relativ
konsistente Stilformen anzunehmen.103
Angesichts dieser Aussage von Lüger können wir annehmen, dass die Pressesprache
sich anhand unterschiedlicher Textsorten realisiert, dass der Sportteil der Medien also
von anderen Merkmalen gekennzeichnet wird als z.B. das Feuilleton oder der
Wirtschaftsteil:
Der Sport als institutionalisiertes Teilthema der Berichterstattung der Medien hat
[…] seine eigenständige pressesprachliche Manifestation.104
Darüber hinaus wird sich die Sportberichterstattung angesichts ihrer Erscheinungsform
in den Medien verschiedenartig manifestieren. In dieser Hinsicht spricht Fingerhut von
einer “Reihe medienbedingter Abstufungen”105, indem sich die Sprache der
Berichterstattung ändert, entsprechend ihrer Erscheinung in Printmedien, Rundfunk
oder Fernsehen. Diese unterschiedlichen Medien setzen selbstverständlich andere
Bedingungen voraus, die auch ihren Einfluss auf die Verwendung der Sportsprache des
jeweiligen Medium haben wird.
Die Sportberichterstattung erfüllt also eine sehr bedeutende Rolle in der immer
fortschreitenden Entwicklung der Sportsprache. Sie bietet einerseits einen
einsichtsvollen Einblick, wie die Sportsprache funktioniert und welche
sportsprachlichen Elemente in der gegenwärtigen privaten Sportkommunikation üblich
sind; andererseits sorgt sie dafür, dass bestimmte sportsprachliche Elemente
hervorgehoben werden und so weiter, sogar bis in den alltäglichen Sprachgebrauch,
verbreitet werden. In dieser Hinsicht erfüllt sie sogar eine Vorreiterrolle. Dennoch ist es
wichtig, einzusehen, dass diese Sportberichterstattung eine medienvermittelte und
deswegen keine direkte Sicht auf die Sportsprache bietet.
103
Lüger, Heinz-Helmut: Pressesprache. Tübingen, 1995, S.103
Schaefer: Sprachliche Strukturen in Texten der Sportberichterstattung. S.4
105
Fingerhut: Fußballberichterstattung in Ost und West. S.59
104
44
2.2.2. Die Fußballsprache
Innerhalb der Sportsprache gibt es logischerweise unterschiedliche Tendenzen und
Akzente, entsprechend der unterschiedlichen Sportarten. Jede beliebige Sportart hat
zum Teil ihre sportspezifische Fachsprache und ihren Fachjargon, neben den
allgemeinsportlichen Elementen, die bei den meisten Leistungssportarten vorzufinden
sind (z.B. Tor, Mittelfeldspieler usw. bei Ballsporten wie Fußball, Hockey usw.).
Deshalb könnten wir sagen, dass jede Sportart eine Sonderform der Sportsprache
darstellt und dass all diese unterschiedlichen Sonderformen der Sportsprache zusammen
die Sportsprache bilden.
Die Fußballsprache ist, angesichts ihrer dominierenden Stellung innerhalb der
Sportberichterstattung in den Medien (siehe Kapitel 1.2.2.3.) und ihrer starken
Kommerzialisierung (siehe Kapitel 1.2.2.2. und 1.2.2.4.) die “wichtigste”, das heißt die
am meisten verwendete Form der Sportsprache in der gegenwärtigen
Sportberichterstattung:
[…] das Fußballspiel ist die in Deutschland beliebteste Sportart; die Fußballsprache
ist die verbreiteste und bekannteste Sondersprache des Sports.106
Die Fußballsprache ist also eine sehr wichtige Komponente innerhalb der
Sportsprache, und deshalb wäre es nützlich, ihre Entstehung etwas näher zu
berücksichtigen. Dankert bemerkt, dass im Gegensatz zur Entstehung der Turnsprache
in Deutschland, die von “Turnvater” Jahn normativ formuliert und produziert wurde, die
Entwicklung der Fußballsprache viel mehr als Prozess betrachtet werden muss:
Während also die Fachsprache des Turnens auf eine einmalige, philologische
Setzung zurückzuführen ist, muß bei der Fachsprache des Fußballs ein
Entwicklungsprozeß berücksichtigt werden, der bis heute nicht völlig abgeschlossen
ist. Bereits bei einem groben Überblick über die Entwicklungsgeschichte der
fußballsprachlichen Termini fällt auf, daß selbst elementare Grundbestimmungen
abgeändert, umfunktionalisiert oder sogar ausgeschieden werden.107
Der Ursprung des Fußballs liegt in England, und daher ist man am Anfang der
Entwicklung des Fußballs in Deutschland dazu verpflichtet, “auf die in den einzelnen
örtlichen Vereinen bereits geläufigen englischen Fachtermini zurückzugreifen”108. In
diesem ersten Teil der Entwicklung der deutschen Fußballsprache werden also
106
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.5
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.10
108
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.11
107
45
englische Fachbegriffe übernommen, und später ins Deutsche übersetzt (z.B. keeper
wird Torwart, goal wird Tor):
In der ersten Entwicklungsphase gewinnen also einige Grundbegriffe in einer
wechselseitigen Verständigung zwischen dem Sportler, Sportleser und
Sportkommunikator allmählich feste Konturen.109
In einer zweiten Phase werden die ursprünglichen Fachtermini erweitert und ergänzt
und erlebt die deutsche Fußballsprache, so Dankert, mit der Entwicklung des Sport- und
Fachjargons eine “Modifizierung und Variierung der fußballsprachlichen
Grundbegriffe”110. Die Fußballsprache breitet sich also ständig aus, indem die
Popularität des Fußballs selbst immer wächst und es daher auch immer mehr Zuschauer,
Fußballspieler und irgendwie an Fußball Beteiligte gibt. Dementsprechend entwickelt
sich die Fußballsprache auch weiter, indem es für die Fußballinteressierten notwendig
ist, eine variiertere Sprache als nur die Regelsprache verwenden zu können. Auch die
Sportberichterstattung spielt hier eine wesentliche Rolle:
Von der öffentlichen Sportkommunikation wird in dem Maße, wie die Popularität
des Fußballspiels zunimmt und sich ein immer größer werdender Teil von Lesern
für den Sportbericht interessiert, eine immer fachgerechtere Ausdrucksweise
erwartet. Indem der Sportkommunikator die Sportinteressierten möglichst exakt zu
informieren versucht, beteiligt er sich bereits notwendigerweise an der Prägung und
Ausformung der Sportsprache.111
Dankert unterscheidet noch eine dritte Phase, die zusammenhängt mit der
zunehmenden Komplexität und Professionalisierung des Fußballs. Das Fußballspiel
wird immer mehr zu einem wirtschaftlichen Geschäft, mit dem viel Geld zu verdienen
ist, und dies führt zu einer immer taktischeren Betrachtung des Spiels, indem die
Vereine ihre Erfolgschancen steigern wollen. Laut Dankert sorgt das für eine dritte
Entwicklung, nämlich die “Prägung von funktional orientierten, auf eine bestimmte
Spieltaktik bezogenen Benennungen”112. Innerhalb dieser Entwicklung in drei Phasen,
wie sie von Dankert vorgestellt wird, sehen wir, dass laut ihm, dass die ursprünglichen
englischen Fachbezeichnungen immer mehr von deutschen Alternativen ersetzt werden,
was zu einer zunehmenden “Modifizierung und Variierung der fußballsprachlichen
109
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.16
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.17
111
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.18
112
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.20
110
46
Grundbegriffe”113 führt. Dankert erwähnt aber nicht, dass der Fußball sich in den letzten
Jahrzehnten immer mehr zu einem internationalen Sport entwickelt hat, und dass so
wieder Fremdwörter die Fußballsprache infiltriert haben:
Heute macht es sich auch in lexikalischer Hinsicht bemerkbar, daß der
Leistungssport in hohem Maße auf internationaler Ebene getrieben wird; gerade
beim Fußball wird der lexikalische Austausch durch die regelmäßige Ausrichtung
von Welt- und Europameisterschaften, durch die jährlich stattfindenden
Europapokalwettbewerbe sowie das grundsätzliche Interesse der Fußballfans am
Geschehen in den ausländischen Ligen gefördert […] 114
Die Entwicklung der Fußballsprache läuft selbstverständlich parallel zu der immer
wachsenden Popularität und Bedeutung des Fußballs in der gegenwärtigen Gesellschaft.
Deshalb können wir die Bedeutung der Fußballsprache, sowohl innerhalb der
Sportsprache als auch im allgemeinen Sprachgebrauch, nicht unterschätzen. Die
Fußballsprache hat sich, durch die ausführliche Verwendung in der
Sportberichterstattung, zum Teil im alltäglichen Sprachsystem manifestiert, sei es vor
allem in der Übernahme von bestimmten fußballsprachlichen Termini oder
Redewendungen, also auf dem Gebiete des Wortschatzes.
113
114
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.17
Schweickard: Die “cronaca calcistica”. S.67
47
3. Die Fußballberichterstattung in den Medien
3.1. Medienfähigkeit des Fußballs
Aus den vorigen Kapiteln hat sich herausgestellt, dass der Sport zu einem
beträchtlichen Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens des Menschen wird. Neben
dem aktiven Sporttreiben gewinnt der passive Zuschauersport auch ständig an
Bedeutung. Die zunehmende Popularität des Sports als sehenswertes Ereignis lässt sich
laut Dankert dadurch erklären, dass im “Sportwettkampf […] ein plötzlicher
Umschwung, eine jähe Änderung der Situation immer im Bereich des Möglichen”115 ist.
Diese Möglichkeit zur plötzlichen Änderung eines sportlichen Ereignisses ist
einigermaßen in allen Sportarten anwesend, die Unvorhersagbarkeit des Ergebnisses
finden wir jedoch vor allem beim Fußball. Bei den meisten Sportarten, sowohl bei den
individuellen als bei den nicht-individuellen, werden Wettkämpfe viel weniger
entschieden durch einige spielbestimmende Momente. So können wir zum Beispiel
sehen, dass im Fußball ein Spiel mit einem einzelnen Tor gewonnen oder verloren
werden kann, während man bei den meisten Mannschaftssportarten (z.B. Basketball,
Rugby, Football, Baseball, Volleyball usw.) viel mehr Möglichkeiten hat, “Tore” zu
erzielen. Im Gegensatz zu diesen anderen Mannschaftssportarten genügt im Fußball
eine entscheidende Situation zum Erfolg. Nur im Hockey sehen wir eine einigermaßen
entsprechende Unvorhersagbarkeit, aber Hockey ist in vielen Aspekten dem Fußball
sehr ähnlich. Bei den individuellen Leistungssporten scheint es uns noch schwieriger, in
einem bestimmenden Moment über Sieg oder Niederlage zu entscheiden. So ist es zum
Beispiel in der Leichtathletik unmöglich, die Leistung der Konkurrenten zu
beeinflussen, da kann man sich also nur auf die eigene Leistung richten. Ein
entscheidender Moment gibt es also im Grunde nicht, weil oft einfach der beste Athlet
gewinnt. Plötzliche, wettkampfbestimmende Wendungen sind hier eher selten, nur Pech
eines Athleten kann das Ergebnis beeinflussen. Neben der Leichtathletik gibt es
selbstverständlich auch noch andere individuelle Sportarten, aber bei diesen gilt
größtenteils Ähnliches wie bei den vorher genannten Mannschaftsspielen; auch hier gibt
115
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.18
48
es viele Möglichkeiten und Situationen, in denen man “Tore” oder Punkte erzielen kann
(z.B. Tennis, Golf usw.). Dazu kommen auch noch andere individuelle Sportarten, wie
zum Beispiel Radfahren oder Motorsport, bei denen es die Absicht ist, als erster durch
das Ziel zu gehen. Wenn wir auch bei diesen Sportarten Pech nicht berücksichtigen,
sind plötzliche, wettkampfbestimmende Situationen eher selten. Obwohl es möglich ist,
dass es im Verlauf eines derartigen Wettbewerbs eine überraschende Wendung gibt,
hängt dies meistens doch zusammen mit den realen Kräfteverhältnissen innerhalb des
Wettkampfs. Mit anderen Worten, außer bei Pech oder taktischen Einflussnahmen
gewinnt der Stärkere. Im Fußball ist es jedoch sehr gut möglich, dass eine schwächere
Mannschaft gewinnt, aufgrund einer bestimmenden Spielszene. Im Grunde finden wir
also vor allem beim Fußball diesen unvorhersagbaren Charakter, und dieser erklärt auch
zum größten Teil die Anziehungskraft des Fußballs:
Fußballspiele werden nicht nur gleichzeitig, sondern auch im Voraus und im
Nachhinein erfahren. Sie sind spannend, weil man sie vor einem offenen
Zukunfthorizont erlebt, der Sieg oder Niederlage des eigenen Teams bergen kann.
Selbst komplizierte Konditionalkonstruktionen können da angesichts des
ungewissen Endes nicht wirklich Sicherheit geben […]116
Die Tatsache, dass man den Ablauf des fußballerischen Geschehens nicht voraussagen
kann, führt dazu, dass man sehr ausführlich über ein Fußballspiel reden und diskutieren
kann. Sowohl vor, während als nach einem Spiel kann man darüber reden, was zum
entscheidenden Moment geführt hat, was dieser entscheidende Moment war und wie
dieser Moment vermieden oder ausgenutzt hätte gekonnt werden:
Gewiß, ein Spiel dauert 90 Minuten. Aber über ein Fußballspiel zu reden, dauert
viel länger. Das Reden beginnt mit Vorberichten und Prognosen, es begleitet das
Spiel mit Beschreibungen und Kommentaren, es setzt sich nach Spielende in
Zusammenfassungen und Erklärungen fort. […] Allem Anschein nach haben
Millionen von Fußballfreunden nicht nur das Bedürfnis, Fußballspiele zu sehen,
sondern auch, das Geschehen auf dem Rasen zu erzählen und erzählt zu
bekommen.117
Angesichts der ausführlichen Möglichkeiten, über Fußball zu reden und zu
diskutieren und der Tatsache, dass Fußball und Sport im Allgemeinen hohes Interesse
beim Publikum erwecken, darf es nicht wundern, dass auch die Medien diese Tendenz
116
Martínez, Matías: “Warum Fußball?”, S.18
Martínez, Matías: “Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Erzähltheoretische Bemerkungen zur
Fußballberichterstattung.” In: Warum Fußball? Kulturwissenschaftliche Beschreibungen eines Sports.
Hg. von Matías Martínez. Bielefeld, 2002, S.71
117
49
beobachten und ausnutzen. Der Sportteil in den Medien spielt eine ständig wichtiger
werdende Rolle, und innerhalb dieser Sportberichterstattung sehen wir eine klare
Vorliebe, vor allem aus wirtschaftlichen Gründen (wegen steigender Einschalt- und
Leserquoten bei derartiger Berichterstattung), für den Spitzensport. Wie wir eher schon
gezeigt haben (siehe Kapitel 1.1.2.3.) ist die Berichterstattung des Fußballs –
selbstverständlich vor allem des Spitzenfußballs – der Berichterstattung anderer
Sportarten weitaus übergeordnet. Vor allem bei großen Fußballveranstaltungen, wie
etwa eine Weltmeisterschaft, Europameisterschaft oder bei Champions League-Spielen,
bleibt für andere Sportarten in den Medien relativ wenig Raum übrig. Es wäre aber
übertrieben, zu behaupten, dass die Sportberichterstattung in den Medien auf die
Fußballberichterstattung zurückzuführen ist; es gibt nämlich auch noch, sei es im
niedrigeren Maße, Berichterstattung anderer Sportarten, wie Radsport oder Motorsporte,
die auch berücksichtigt und in der Sportberichterstattung auf eine ganz andere Art und
Weise als beim Fußball gestaltet werden. Dennoch nimmt Schaefer zu Recht an, dass es
einigermaßen so ist, dass die Fußballberichterstattung die wichtigsten Elemente der
Sportberichterstattung vertritt und so als Muster der Sportberichterstattung betrachtet
werden kann:
[…], dass eine Untersuchung der Fußballberichterstattung den größten Teil der
Sportberichterstattung erfaßt. Der paradigmatische Charakter des Fußballspiels für
Sportarten mit einer vergleichbaren räumlich-zeitlichen Struktur läßt bei
vorsichtiger Verallgemeinerung sicherlich auch eine über die
Fußballberichterstattung hinausgehende Gültigkeit der zu beschreibenden
Ergebnisse erwarten und läßt eine Konzentration auf Texte der
Fußballberichterstattung sinnvoll erscheinen.118
Obwohl die Fußballberichterstattung nur eine Sonderkategorie der
Sportberichterstattung darstellt, ist sie wegen ihrer umfangreichen Erscheinung und
ihres “paradigmatische[n] Charakter[s]”119 ein sehr wichtiger Teil dieser
Sportberichterstattung, und eine Untersuchung der Fußballberichterstattung kann zu
Ergebnissen führen, die einigermaßen für die gesamte Sportberichterstattung gültig
sind.
3.2. Die Medienvariabilität der Sportberichterstattung
118
119
Schaefer: Sprachliche Strukturen in Texten der Sportberichterstattung. S.6-7
Schaefer: Sprachliche Strukturen in Texten der Sportberichterstattung. S.6
50
3.2.1. Die gesellschaftliche Wichtigkeit der Massenmedien
In der gegenwärtigen Gesellschaft, die von einer weitgehenden Industrialisierung
und Technologisierung geprägt wird, spielen die Massenmedien eine immer wichtiger
werdende Rolle. Es ist heutzutage unmöglich geworden, den Kontakt mit den Medien,
in ihren unterschiedlichsten Erscheinungsformen, zu vermeiden. In der Arbeit wie in der
Freizeit sind die Medien zu einem unentbehrlichen Faktor geworden, ohne die man im
heutigen Alltagsleben nicht funktionieren kann. Während man in der prämediatisierten
Phase für Information vor allem auf menschlichen Kontakt angewiesen war, hat sich
diese Lage völlig geändert:
Man schätzt, dass heute der weitaus größte Teil unseres Wissens von der Welt
medienvermittelt ist.120
Es unterliegt also keinem Zweifel, dass die Massenmedien dafür verantwortlich sind,
dass der Blick des Menschen auf die Welt sich immer mehr verbreitert hat; die Welt
wird, dank der weltweiten Verbreitung von Information durch die Medien, immer
kleiner. Die Massenmedien werden also von immer mehr Leuten genutzt als Quelle für
Informationen, was auch die sehr große Verbreitung und Vervielfältigung der
Massenmedien (wir müssen uns nur die unzählbaren Tages- und Wochenzeitungen,
Zeitschriften, Fernseh- und Rundfunkstationen, usw. anschauen) erklärt:
Die Bedeutung der Massenkommunikation ergibt sich aus dem Faktum, daß immer
mehr Personen immer mehr Zeit damit verbringen, Medienaussagen
einzunehmen.121
Die Entwicklung der Gesellschaft zu einer durch und durch mediatisierten Gesellschaft
ist, ungeachtet eines positiven oder negativen Werturteils, eine der wichtigsten
Entwicklungen des 20. Jahrhunderts.
Obwohl die Massenmedien also eine wichtige Informationsquelle bilden, bedeutet
das nicht, dass diese Informationen ohne weiteres angenommen werden können. Früh
behauptet zu Recht, dass die Medien eine bestimmte Repräsentation der Auskünfte
bieten:
120
Früh, Werner: Realitätsvermittlung durch Massenmedien. Die permanente Transformation der
Wirklichkeit. Opladen, 1994, S.15
121
Hennig, Eike en Zoll, Ralf: Massenmedien und Meinungsbildung. Angebot, Reichweite, Nutzung und
Inhalt der Medien in der BRD. München, 1970, S.12
51
Medienberichterstattung ist kein simples Abbild der Realität, sondern sie besitzt
bestimmte, typische Strukturmerkmale: Sie ist gegenüber der Realität selektiv,
strukturierend, konstruktiv und evaluativ: Sie wählt nur einen Teil des Geschehens
nach systeminternen Kriterien (z.B. Nachrichtenwerte) aus, ordnet sie bestimmten
Sachbereichen zu, interpretiert Zusammenhänge und kommentiert diese nach
diversen Wertmaßstäben. Darüber hinaus ist Medienberichterstattung
perspektivisch-selektiv, eklektisch und episodisch. Perspektivisch-selektiv, weil sie
selbst den aus dem gesamten Weltgeschehen bereits ausgewählten
Ereigniszusammenhang nicht in seiner Totalität beschreibt, sondern nur die unter
einer bestimmten Perspektive […] relevanten Aspekte abstrahiert und isoliert
darstellt. Eklektisch, weil sie aus dem gesamten Weltgeschehen nach teils externen,
gegenüber dem Objekt sachfremden und in sich nicht konsistenten Kriterien
Ereignisse auswählt […]. Episodisch ist die Medienberichterstattung schließlich,
weil sie den kontinuierlichen Fluß des Geschehens unterbricht, von einem Ereignis
zum anderen springt und sie unvermittelt nebeneinanderstellt.122
Die Massenmedien bilden also, wie Früh hier sehr deutlich zeigt, keine vollständige
oder wirklichkeitsgerechte Präsentation der Realität. Es ist selbstverständlich nicht so,
dass die Unvollständigkeit oder die Verzerrung der Realität zielbewusst von den
Medien angewandt wird; es ist für die Massenmedien nämlich unmöglich
Vollständigkeit und Wahrheitsgetreuheit zu erreichen. Sie sind, aus wirtschaftlichen und
raumbedingten Gründen, dazu verpflichtet, “selektiv, strukturierend, konstruktiv und
evaluativ”123 zu sein; auch das Publikum der Massenmedien erwartet eine Selektion und
Interpretation des Weltgeschehens, weil es für dieses Publikum auch unmöglich ist, das
ganze Weltgeschehen zu verarbeiten. Die Selektion und Interpretation durch die
Massenmedien sind also unvermeidlich, aber dennoch müssen wir immer
berücksichtigen, dass die Medien nur eine beschränkt gültige Medienrealität bilden und
bieten, und dass die Einnahme dieser Medienrealität durch das Publikum bei den
Menschen zu einer “Rezipientenrealität”124 führt (siehe auch Kapitel 2.1.). Wir müssen
hier jedoch auch hinzufügen, dass das Publikum selbst auch verantwortlich ist dafür,
dass die Massenmedien nur eine Selektion der Realität anbieten. Die Medien sind
nämlich wirtschaftlich von ihrem Publikum abhängig, und werden also vor allem von
den Sachen berichten, für die das Publikum das meiste Interesse zeigt. Die Leserzahlen
und Einschaltquoten bestimmen zum Teil die Informationenauswahl der
Massenmedien:
122
Früh: Realitätsvermittlung durch Massenmedien. S.57
Früh: Realitätsvermittlung durch Massenmedien. S.57
124
Hackforth, Josef: “Publizistische Wirkungsforschung: Ansätze, Analysen und Analogien.” S.28
123
52
Richtig verstandene Pressefreiheit ist auch von der Entscheidung jedes einzelnen
Bürgers abhängig. Durch die Wahl ihres Blattes am Kiosk, ihres Hörfunk- oder
Fernsehprogramms veranstalten die ,Konsumenten‟ täglich ein neues Plebiszit: eine
Entscheidung für das, was sie für interessant, gut und richtig halten.[…] Ein
demokratisches Kommunikationssystem ist […] nicht zentral gelenkt, sondern
bedürfnisgesteuert.[…] Zumindest dort, wo der Bürger durch immer neue
individuelle freie (Kauf-)Entscheidungen eine unmittelbare ,Mitbestimmung‟
ausübt, zum Beispiel bei der Presse, bestimmt er selbst auch die Qualität des
Massenmediums. Der Bürger kann auf dem Markt der Medien nach Belieben
auswählen. Wenn er nur (oder auch) Unterhaltung, Sex, Verbrechen, Klatsch und
Sensationen sucht, dann findet er auch das in den Massenmedien.125
Die Massenmedien bestimmen also einerseits, was sie in ihrer Berichterstattung
aufnehmen und beeinflussen so ihr Publikum; aber andererseits ist die Berichterstattung
auf die Wünsche und Bedürfnisse des Publikums gerichtet, was in einer
Wechselbeziehung zwischen Medien und Publikum resultiert.
Die Sportberichterstattung, die selbstverständlich ein Teil der Massenmedien ist, ist
also ebenfalls dieser Selektion und Interpretation der Realität unterworfen und wird
auch die Wünsche des Publikums berücksichtigen müssen. Diese Elemente finden wir,
wie schon gesagt, in der Tatsache, dass man vor allem über Spitzensport und innerhalb
des Spitzensportes meistens über Fußball berichtet. Obwohl die Sportberichterstattung
im Grunde der allgemeinen Berichterstattung in den Medien gehört, ist sie laut Brandt
doch ganz klar von den anderen Teilbereichen in den Medien (wie etwa Feuilleton,
Politik, Wirtschaft usw.) zu unterscheiden:
Die Sportteile der Massenmedien sind in sich klar gegliedert. Im Prinzip ist diese
deutliche Abgrenzung von Einzelberichten im Hörfunk und Fernsehen gleich der in
Zeitungen, lediglich die Mittel sind unterschiedlich, da vom Medium abhängig. So
übernimmt der Moderator oder Studiosprecher die Übersichtlichkeit schaffende
Gliederungsfunktion, die in der Presse durch optische Mittel wie Spalten,
Leerräume, Überschriften, Bildgrenzen usw. räumlich realisiert wird.126
Die Sportberichterstattung ist also klar von den anderen Bereichen der Medien
abgetrennt, sowohl räumlich als sprachlich (siehe Kapitel 2). Dazu kommt noch, dass
Brandt hier auf eine wichtige Variable in der Sportberichterstattung hinweist, nämlich
die Abhängigkeit der Sportberichterstattung vom beliebigen Medium. So wird sich die
125
Kaupp, Peter: Presse – Hörfunk – Fernsehen. Funktion – Wirkung. Ein medienkundliches Handbuch.
Frankfurt am Main, 1979, S.87
126
Brandt: “Zur Sprache der Sportberichterstattung in den Massenmedien”. S.167
53
Sportberichterstattung127, je nach ihrer Erscheinung in der Presse, im Rundfunk, im
Fernsehen oder sogar schon im Internet anders gestalten. Die Sport- bzw.
Fußballberichterstattung wird sich in den unterschiedlichen Medien in einer anderen
Erscheinung präsentieren, aber das bedeutet nicht, dass das Publikum beim Erfüllen
seines Informationsbedürfnisses nur eine dieser Erscheinungsformen der
Fußballberichterstattung benutzt:
Massenkommunikationsmittel können heute als tägliche Konsumgüter bezeichnet
werden. Für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ist es längst zu einer
Selbstverständlichkeit geworden, mehrere Massenmedien zu nutzen,: der
Hörfunkteilnehmer ist auch Zeitungsleser, Fernsehzuschauer und Kinogänger. Wir
haben es gelernt, alle diese Massenmedien nebeneinander zu nutzen. Vielleicht auch
deshalb, weil die verschiedenen Medien beziehungsweise Medieninhalte
unterschiedliche individuelle Bedürfnisse ansprechen und zufriedenstellen.128
Die unterschiedlichen Erscheinungsformen der Massenmedien haben selbstverständlich
ihre eigenen Merkmale, die wir in den nächsten Kapiteln zu formulieren versuchen
werden.
3.2.2. Rundfunk
Innerhalb der Fußballberichterstattung spielt der Rundfunk heutzutage eine eher
untergeordnete Rolle, neben Fernsehen und Printmedien. Am Anfang der Entwicklung
des Rundfunks aber, als vom Fernsehen noch nicht die Rede war, waren
Fußballübertragungen im Rundfunk sehr schnell üblich und populär:
Der Sport begleitete die Entwicklung des deutschen Rundfunks von Anfang an. Daß
er, anders als bei der Presse, nicht erst nach einer langen Entwicklung Aufnahme in
dieses Medium fand, hat zwei Gründe. Einmal war der Sport, als am 29.10.1923 die
erste Sendung des deutschen Unterhaltungsrundfunks ausgestrahlt wurde, ein
gefragter journalistischer Gegenstand; zum anderen hatte man gleich erkannt, daß er
ein besonders geeigneter Inhalt für das neue Medium Rundfunk werden konnte.129
Die Fußballberichterstattung erfüllt in dieser Anfangsphase also eine wichtige Rolle im
Rundfunk, und wird auch von ganz anderen Merkmalen als die Fußballberichterstattung
in den Printmedien geprägt. Zuerst erlaubt der akustische und unmittelbare Charakter
127
In dieser Arbeit wird natürlich vor allem die Fußballberichterstattung untersucht, aber wegen ihrer
dominierenden Stellung innerhalb der Sportberichterstattung wäre es nicht zu übertrieben, zu behaupten,
dass allgemeine Tendenzen innerhalb der Fußballberichterstattung auch für die gesamte
Sportberichterstattung Gültigkeit beanspruchen.
128
Kaupp: Presse – Hörfunk – Fernsehen. S.83
129
Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion. S. 139
54
dem Rundfunk eine schnelle und ausführliche Verbreitung. Die Tatsache, dass man im
Rundfunk dazu imstande ist, Direktübertragungen auszustrahlen, führt dazu, dass für die
Zuhörer ein Gefühl des Dabei-Seins geschaffen wird:
Der Vorzug des Rundfunks liegt darin, daß er das Geschehen schneller über große
Entfernungen tragen und ungleich mehr Menschen gleichzeitig das Gefühl
vermitteln kann, dennoch dabei zu sein.[…] Hörfunkteilnehmer werden durch Raum
und Zeit überwindende ,Live‟-Sendungen direkte Zeugen des Zeitgeschehens. […]
Die Möglichkeit einer unmittelbaren akustischen Teilnahme am Geschehen macht
den Hörfunk zum schnelleren Informationsmedium.130
Es ist also für den Moderator einer Fußballübertragung im Rundfunk möglich, das
Fußballspiel für die Zuhörer zu schildern, damit sie den Eindruck bekommen, wirklich
Zuschauer des Spiels im Stadion zu sein. Der Rundfunkkomentator muss also die
fußballerische Wirklichkeit für die Zuhörer schaffen, und zwar innerhalb der
beschränkten Zeit des Geschehens. Auch ist es für diesen Kommentator schwierig, die
Spielszenen möglichst aktuell für die Zuhörer zu skizzieren, weil diese Aktionen
meistens schneller ablaufen als der Kommentator sie zusammenfassen kann:
Der für den Zuhörer zuschauende Reporter steht vor der grundsätzlichen und
schweren Aufgabe, ein schnell ablaufendes Geschehen unmittelbar und spontan
wiederzugeben. Der Zuhörer verlangt die augenblickliche und auf jegliche
Bedenkzeit verzichtende Umsetzung des Gesehenen in eine der Spannung und
Dynamik des Sportereignisses adäquate Sprache. Aber auch der gewandteste
Reporter sieht sich immer wieder mit der Schwierigkeit konfrontiert, daß das
visuelle Erfassen der sprachlichen Umsetzung vorausgeht, so daß er stets zu einer
nachträglichen Formulierung gezwungen ist.131
Der Rundfunkreporter wird also dazu gezwungen, sprachlich so ökonomisch möglich zu
arbeiten, damit er die Geschwindigkeit, das Tempo des Spiels und die wichtigen
Spielszenen so gut wie möglich darstellen kann. Laut Dankert ist es für den Reporter in
dem Sinne einfacher, dass der fußballerische Ablauf eines Spiels “einer fest normierten,
sowohl dem Rundfunksprecher als auch dem Großteil der Hörer bekannten
Regelung”132 unterliegt. Außerdem behauptet Dankert, dass die möglichen Spielszenen
schon einigermaßen in der Sportsprache erfasst liegen, und dass der Rundfunkreporter
also auf feste Formulierungen zurückgreifen kann. Auch Fluck bestätigt, dass der
Rundfunkreporter bestimmte stilistische Mittel verwendet:
130
Kaupp: Presse – Hörfunk – Fernsehen. S.122-123
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.94
132
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.95
131
55
Dabei ist der einzelne Reporter aufgefordert, den Geschehensablauf spontan und
anschaulich in Sprache umzusetzen und die Dynamik und Aktualität des
Sportereignisses wirkungsvoll zum Ausdruck zu bringen. Dazu dienen ihm
bestimmte stilistische Mittel wie z.B. Ellipsen, Ausklammerung und
Nominalisierung, Bilder, Vergleiche, Steigerungsformen, wobei deren Einsatz
abhängig von der zu beschreibenden Sportart ist.133
Dankert behauptet, dass der Rundfunkreporter möglichst wenig Variierungen dieser
festen Formulierungen verwenden wird, damit er das Geschehen anschaulich vorstellen
kann.
Seit dem Aufkommen des Fernsehens als wichtige Fußballberichterstattungsquelle
gibt es im Rundfunk immer weniger Direktübertragungen; diese Funktion wurde also
vor allem vom Fernsehen, das neben dem akustischen Element des Rundfunks auch
noch eine visuelle Dimension hinzufügt, übernommen:
Rein numerisch spielt der Sport im Rundfunk, zu dessen Entwicklung er
entscheidend beitrug, heute kaum noch eine Rolle.134
Die Tatsache, dass Direktübertragungen im Rundfunk fast nicht mehr vorkommen,
bedeutet jedoch nicht, dass die Fußballberichterstattung im Rundfunk verschwunden ist.
Kaupp bemerkt zu Recht, dass die zunehmende Wichtigkeit des Fernsehens bei
Fußballübertragungen nicht dazu geführt hat, dass andere Medien nicht mehr an der
Fußballberichterstattung beteiligt sind:
Erstaunlicherweise haben die neuen Massenkommunikationsmittel (z.B. das
Fernsehen) die alten (z.B. Zeitung und Hörfunk) keineswegs verdrängt. Diese
Tatsache bestätigt eine alte Erfahrung aus der Geschichte der gesellschaftlichen
Kommunikation, daß nämlich das Aufkommen neuer Kommunikationsmittel die
schon vorhandenen Medien selten entbehrlich gemacht hat.[…] Ungeachtet aller
technischen Fortschritte haben sich im Grunde genommen alle diese Massenmedien
bis heute nebeneinander gehalten.135
Kaupp zielt mit dieser Aussage auf die Massenmedien im Allgemeinen, aber dennoch
können wir annehmen, dass seine These auch genauer auf die Fußballberichterstattung
angewendet werden kann. Obwohl das Fernsehen bei Direktübertragungen von
Fußballspielen über weitaus bessere technische Mittel verfügt, beschäftigt der Rundfunk
sich immer noch mit der Fußballberichterstattung. Höchstens hat sich die Beteiligung
133
Fluck, Hans-R.: “Zur Entwicklung von Rundfunk und Rundfunksprache in der Bundesrepublik
Deutschland nach 1945”. In: Sprache in den Medien nach 1945. Hg. von Bernd Ulrich Biere und Helmut
Henne. Tübingen, 1993, S.100
134
Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion. S. 172
135
Kaupp: Presse – Hörfunk – Fernsehen. S.81
56
des Rundfunks an den Fußball von Direktübertragungen auf kurze Ausschnitte,
Zusammenfassungen , Vor- und Nachberichte, Interviews usw. verlagert:
Neben den bisher beschriebenen qualitativen Veränderungen lassen sich auch
quantitative Veränderungen bei den Vermittlungsformen feststellen. Zu ihnen zählt
z.B. das Vordringen der Interview-Formen und der Rückgang der Hörfunkreportage,
einer traditionellen und medienspezifischen Form der Hörfunkberichterstattung.136
Es darf also deutlich sein, dass innerhalb der Fußballberichterstattung die
Massenmedien sich aneinander anpassen: “Die Massenmedien konkurrieren nicht nur
miteinander, sie ergänzen sich auch”137.
3.2.3. Fernsehen
Das Fernsehen hat sich für die Entwicklung der Fußballberichterstattung und sogar
für die Entwicklung des Fußballs selbst als ein sehr wichtiger Faktor erwiesen. Seit der
ersten Direktübertragung eines Fußballspiels, Deutschland-Italien am 26. November
1939 im Olympia-Stadion, ist der Fußball nicht mehr aus dem Programm des
Fernsehens wegzudenken:
Damit hatte auch die beliebteste Sportart fernsehpublizistischen Einzug gehalten
und sollte fortan eine dominierende Rolle im Programmangebot spielen.138
Das Fernsehen ist damit, neben Hörfunk und Presse, auch verantwortlich für die weitere
Verbreitung und Popularisierung des Fußballs, aber der Fußball selbst erfüllt in der
Anfangsphase des Fernsehens eine beträchtliche Rolle. Das Programmangebot des
Fernsehens ist in dieser Anfangsphase eher niedrig, und deshalb wird der Fußball laut
Hackforth “zum wertvollsten Wegbereiter des regelmäßigen öffentlichen
Programmdienstes”139, indem es die Möglichkeit bietet, auf relativ einfache und billige
Weise ein vollständiges Fernsehprogramm anzubieten. Die Wechselbeziehung zwischen
Fernsehen und Fußball zeigt sich am Anfang als eine programmauffüllende
Notwendigkeit, sie wird sich aber später als ein lukratives Geschäft für sowohl
Fernsehen und Fußball erweisen.
136
Fluck: “Zur Entwicklung von Rundfunk und Rundfunksprache in der Bundesrepublik Deutschland
nach 1945”. S.100
137
Kaupp: Presse – Hörfunk – Fernsehen. S.83
138
Hackforth, Josef: Sport im Fernsehen. S.38-39
139
Hackforth, Josef: Sport im Fernsehen. S.41
57
Innerhalb der Anfangsphase der Fußballberichterstattung unterscheidet Hackfort
vier “publizistische Grundtypen der Sportberichterstattung”140, die auch die Grundlage
für die gegenwärtige Fußballberichterstattung im Fernsehen bilden:
a) die Sportnachricht, integriert in die abendlichen allgemeinen
Nachrichtensendungen
b) die aktuelle (live) Sportübertragung, zu jener Zeit auch als Außenübertragung
bezeichnet und angekündigt
c) das (Sport)-Interview, ein wichtiges – wenn auch häufig vernachlässigtes – Mittel
der Sportberichterstattung
d) die Vermittlung sportlicher Techniken […], die das Interesse wecken und
vorhandene Fähigkeiten vervollständigen und perfektionieren sollten141
Außer dem letzten Grundtyp, der wegen der allgemeinen Verbreitung und Bekanntheit
des Sports und der sportlichen Techniken überflüssig geworden ist, sind diese
Kategorien immer noch in der Fußballberichterstattung im Fernsehen anwesend. So ist
die Unterscheidung zwischen Direktübertragung und Kurzbericht eines Fußballspiels
bestimmt eine nützliche, denn diese zwei Kategorien können sowohl als
unterschiedliche Fernsehprogramme als auch als unterschiedliche Formen der
Berichterstattung, weil ihre Grundposition grundsätzlich unterschiedlich ist, betrachtet
werden. Das Interview ist innerhalb beider Kategorien der fernsehpublizistischen
Fußballberichterstattung vorzufinden; sowohl bei Kurzberichten als bei
Direktübertragungen besteht die Möglichkeit, dass auch Interviews in die
Fernsehsendung aufgenommen werden. Neben diesen drei Kategorien haben sich auch
noch, angesichts der zunehmenden Popularität des Fußballs, weitere Typen der
Fußballberichterstattung entwickelt (wie z.B. Fußballtalkshows, ein ChampionsLeague-Magazin, Dokumentarfilme usw.), aber die drei von Hackforth genannten
Grundtypen sind immer noch die wichtigsten der Fußballberichterstattung im
Fernsehen.
Nach dieser vorsichtigen Anfangsphase der Aufnahme des Fußballs in das
Fernsehprogramm, mit Direktübertragungen einiger Spiele, wird Fußball im Fernsehen
eine immer wichtigere Rolle spielen. Die Popularität des Fußballs wird immer größer einerseits wegen des Fußballs selbst, andererseits wegen der großen Verbreitung des
Fußballs in den Medien – und das führt dazu, dass auch die Wirtschaft ein Interesse für
den Fußball im Fernsehen entwickelt:
140
141
Hackforth, Josef: Sport im Fernsehen. S.43
Hackforth, Josef: Sport im Fernsehen. S.43-44
58
What makes the sports contest on television so appealing to advertisers may be the
intensity with which sports fans view the game. The sporting event is unscripted and
live. Dramatic events may happen at any moment.142
Die enormen Zuschauerzahlen für Fußballübertragungen im Fernsehen erwecken also
das Interesse der wirtschaftlichen Unternehmen, die mittels Werbung Geld in den
Fußball und in die Fußballberichterstattung investieren und so ihrerseits die
Fußballberichterstattung im Fernsehen beeinflussen:
Durch die bloße Anwesenheit der Medien und hier wiederum besonders des
Fernsehens werden Sportveranstaltungen qualitativ verändert: Anfangszeiten
müssen mediengerecht, Trikots und Sportbekleidung publikumswirksam und
Interessen der Sportartikel- und Freizeitindustrie neben den Ansprüchen von
Industrie und Verwaltung massiv berücksichtigt werden.143
Die wirtschaftlichen Bedürfnisse der werbenden Unternehmen, nämlich die möglichst
große Bemerkung der Werbung ihrer Produkte, müssen befriedigt werden. Deshalb ist
es für die Berichterstatter wichtig, dass die Werbung der Sponsoren viel Sendezeit
bekommt, und dass das Publikum der Fußballberichterstattung im Fernsehen möglichst
groß ist. Die Tatsache, dass man ein möglichst großes Publikum anstrebt, hat einerseits
seine Folgen für den Sport selbst (man will die Sportarten möglichst reizvoll darstellen,
und dazu werden manchmal Regeln angepasst, z.B. ein Tiebreak im Tennis, das
Einführen des Elfmeterschießens bei einem Gleichspiel144 usw.) und andererseits auch
für die Sportberichterstattung (z.B. Superlativstil, usw. ;siehe Kapitel 3.4.1.). Vor allem
in den Vereinigten Staaten finden wir eine sehr übertriebene Anpassung ihrer typischen
Sportarten an die Wirtschaft: diese Sportarten werden in mehrere Spielteile (z.B.
Basketball in vier “Quarters”, Eishockey in drei Perioden, Baseball in 9 “Innings” usw.)
aufgeteilt, damit es mehr Raum für Werbung geben wird. Die Sportberichterstattung
versucht also ein möglichst großes Publikum zu erreichen, und wird so ihre
Berichterstattung und auch die Sprache der Berichterstattung anpassen.
Die Fußballberichterstattung im Fernsehen zeigt Ähnlichkeiten zu der im Rundfunk
auf. Der Fernsehreporter versucht auch hier dem Zuschauer das Gefühl zu vermitteln,
dass er das Fußballspiel im Stadion verfolgt. Der größte Unterschied zwischen
142
Wenner, Lawrence A.: “Media, Sports and Society: The research agenda”. In: Media, Sports and
Society. Hg. von Lawrence A. Wenner. Newbury Park, London, New Delhi, 1989, S.14-15
143
Hackforth, Josef: “Publizistische Wirkungsforschung: Ansätze, Analysen und Analogien.” S.16-17
144
Dieses Elfmeterschießen wird nur in der Knock-Out-Phase bestimmter Turniere verwendet
(Europameisterschaft, Weltmeisterschaft, usw.); vor der Einführung des Elfmeterschießens wurden
Gleichspiele mittels einer Auslosung oder eines Replays entschieden.
59
Fernsehen und Rundfunk liegt darin, dass man im Rundfunk nur auf akustische
Hilfsmittel angewiesen ist; der Rundfunkreporter muss den Spielverlauf anhand lauter
sprachlicher Mittel schildern, während die Zuschauer des Fernsehens neben der
akustischen Dimension auch noch über eine visuelle Dimension verfügen. Der
Fernsehreporter ist, im Gegensatz zum Rundfunkreporter, nicht dazu verpflichtet “die
Dynamik und Aktualität des Sportereignisses wirkungsvoll zum Ausdruck zu
bringen”145, er braucht nur die Bilder des Fußballspiels, die die Zuschauer zu sehen
bekommen, zu kommentieren. Dazu kommt noch, dass man im Fernsehen über viele
technische Hilfsmittel (z.B. Zeitlupe, Wiederholung, usw.) verfügt, auf die man im
Rundfunk und in den Printmedien verzichten muss. Diese Vorteile haben das
Fernsehen, laut Hackforth, zu “seiner jetzigen Spitzenposition in der Medienhierarchie
verholfen”146. Die Fußballberichterstattung im Fernsehen wird also vor allem von der
visuellen Dimension geprägt, und die Sprache ist viel weniger wichtig; man versucht
vor allem, das Spiel im Fernsehen möglichst reizvoll darzustellen:
Die technischen Mittel des Fernsehens bieten zusätzlich mannigfaltige
Inszenierungsmöglichkeiten – Beleuchtung, Farbe, Geschwindigkeit, Einstellungen,
Kamerabewegung, Plazierung und vor allem die genannte Bildregie helfen formale
Elemente eines Spiels wie Dynamik und Bewegung zu betonen.147
Bei Direktübertragungen von Fußballspielen wird also vor allem eine bestimmte
Atmosphäre geschaffen, in der die Sprache der Berichterstattung weniger wichtig ist.
Auch bleibt bei weniger interessanten Spielszenen für den Reporter die Möglichkeit,
sich über bestimmte Einzelheiten zu verbreiten. In Kurzberichten von Fußballspielen ist
diese sprachliche Freiheit abwesend, denn in solchen Berichten müssen die wichtigsten
Spielszenen möglichst schnell zusammengefasst werden:
Selektionen lassen sich plastisch bei den sogenannten TV-Kurzfilmen beobachten,
hier werden z.B. 90minütige Fußballspiele auf medienwirksame Höhepunkte – das
spektakuläre Fallrückziehertor, das große Foul etc. – reduziert.148
Weil man bei solchen Kurzberichten immer dieselbe Spielsituation beschreiben muss,
ist die Gefahr groß, dass man, wie im Rundfunk, auf bestimmte feste Formulierungen
145
Fluck.: “Zur Entwicklung von Rundfunk und Rundfunksprache in der Bundesrepublik Deutschland
nach 1945.” S.100
146
Hackforth, Josef: Sport im Fernsehen. S.228
147
Stein: “Die “Sport-Medien-Spirale” – oder: Spitzensportler im Wirkungszentrum der Massenmedien.”
S.38
148
Stein: “Die “Sport-Medien-Spirale” – oder: Spitzensportler im Wirkungszentrum der Massenmedien.”
S.39
60
zurückgreift. Ein Vorteil ist jedoch, dass diese Kurzberichte schon vom Reporter selbst
zusammengestellt und vorbereitet werden und er deshalb weiß, welche Situationen
folgen und wie er sie kommentieren wird. Dennoch erfüllt die Sprache der
Fußballberichterstattung im Fernsehen, im Gegensatz zur Sprache der
Fußballberichterstattung im Rundfunk und in den Printmedien, nach wie vor eine eher
untergeordnete Rolle.
3.2.4. Printmedien
Für die vorliegende Arbeit sind die Printmedien das wichtigste Medium der
Fußballberichterstattung, weil hier die Sprachproduktion der Fußballberichterstattung
am einfachsten untersucht werden kann. Während die Fußballsprache sich im Rundfunk
und im Fernsehen vor allem mündlich manifestiert, wird diese Fußballsprache in den
Printmedien selbstverständlich schriftlich zum Ausdruck gebracht und diese schriftliche
Realisierung erlaubt eine deutlich abgegrenzte Untersuchung. Darüber hinaus ist für die
Reporter der Printmedien die geschriebene Sprache das einzige Mittel (außer vielleicht
den wenigen Photos, die in den Printmedien vorkommen), mit dem sie das
fußballerische Geschehen darstellen können. Die Rundfunk- und Fernsehreporter
dagegen verfügen über akustische bzw. optische und akustische Mittel, um den Fußball
in all seiner Dynamik darzustellen.
Die Printmedien sind dem Rundfunk und dem Fernsehen bei der
Fußballberichterstattung vor allem in dem Sinne unterlegen, weil sie einen viel
beschränkteren Aktualitätswert haben. Während die Rundfunk- und
Fernsehübertragungen unmittelbar von den Zuhörern bzw. Zuschauern erfahren werden,
ist diese unmittelbare Einnahme des medienvermittelten Produktes in der geschriebenen
Presse unmöglich, weil die Texte der Fußballberichterstattung im Nachhinein
geschrieben und gelesen werden:
Pressetexte weisen […] die raum-zeitliche Diskontinuität zwischen Produktionsund Rezeptionssituation auf, die für geschriebene Texte charakteristisch ist.149
Die Tatsache, dass diese “raum-zeitliche Diskontinuität” nicht bei Direktübertragungen
des Rundfunks und Fernsehens auftritt, sorgt dafür, dass die Printmedien mit einer
unüberbrückbaren Kluft konfrontiert werden:
149
Burger, Harald: Mediensprache. Eine Einführung in Sprache und Kommunikationsformen der
Massenmedien. Berlin, New York, 2005, S.28
61
Der Sportjournalist kann, was die Aktualität der Berichterstattung angeht, mit seinen
Kollegen von Rundfunk und Fernsehen nicht konkurrieren. Er hat in diesem
Wettlauf um die Aktualität bemerkenswerte Ergebnisse erzielt […]. Dennoch ist
dieser Wettlauf nicht zu gewinnen, dennoch muß der Sportjournalist damit rechnen,
daß ein großer Teil der Leser bereits mit vielen Fakten vertraut ist.150
Weil die gedruckte Presse frühestens am nächsten Tag - zumindest wenn es sich um
Tageszeitungen handelt; Wochenzeitungen, Sportzeitschriften und Sportbücher
erscheinen noch später - des Fußballspiels über dieses sportliche Ereignis berichten
kann, müssen die Sportjournalisten der Printmedien die Tatsache berücksichtigen, dass
ihre Leser schon wenigstens das Ergebnis, wenn nicht den ganzen Verlauf des Spiels
schon in anderen Medien erfahren haben. Deshalb wird die geschriebene Presse dazu
gezwungen, ihre Fußballberichterstattung an die bereits vorhandenen Kenntnisse der
Leser anzupassen:
[…] in den Zeitungen ist der zeitliche Abstand zum betreffenden Sportereignis
spürbar, d.h., ist das Publikum bereits durch andere Medien über das Ereignis
informiert, tritt der reine Geschehensablauf hinter zusammenfassenden
Charakterisierungen oder das Herausstellen besonderer Höhepunkte bzw.
Einzelleistungen zurück; kann dagegen die Sportredaktion davon ausgehen, daß ein
Großteil der Leser bestenfalls das Ergebnis kennt, treten die wichtigsten Spielszenen
in ihrer zeitlichen Abfolge stärker hervor.151
Trotz der klaren Unterlegenheit der gedruckten Presse auf dem Gebiete der Aktualität
behauptet Kaupp, dass die Printmedien immer noch ihre Bedeutung behalten, weil sie
aus zweifachen Gründen immer noch den elektronischen Medien vorgezogen werden:
erstens sieht man in der geschriebenen Presse eine “größere Vielfalt, dadurch mehr
Vergleichsmöglichkeiten und bessere Information”152 und zweitens erwähnt er die
“leichte Mitführbarkeit und (auch wiederholte) Nutzung ohne besondere technische
Hilfsmittel”153 der Printmedien. Vor allem diesem letzten Punkt widmet Kaupp viel
Aufmerksamkeit:
Der Leser [der Printmedien] ist zeitlich ungebunden, er kann den Ablauf der
Kommunikation selbst bestimmen. […] Die Möglichkeit des erheblich einfacheren
,Zurückholens‟ und die Eigenschaft der ständigen Präsenz bieten dem Leser die
Chance auswählender und wiederholter Nutzung im Gegensatz zur einmaligen,
150
Dankert, Harald: Sportsprache und Kommunikation. S. 117
Brandt: “Zur Sprache der Sportberichterstattung in den Massenmedien.” S.160
152
Kaupp: Presse – Hörfunk – Fernsehen. S.121
153
Kaupp: Presse – Hörfunk – Fernsehen. S.121
151
62
vorübergehenden Rezeption der Fernseh- und Hörfunkdarbietungen. Er kann dieses
Massenmedium nutzen, wann und wo es ihm paßt.154
Kaupp bemerkt zu Recht, dass die geschriebene Presse dank ihres wiederholbaren
Charakters dem Rundfunk und dem Fernsehen überlegen ist. Darüber hinaus können
wir sagen, dass die Printmedien gerade wegen ihrer durchaus sprachlichen Form nicht
nur auf das aktuelle Fußballereignis beschränkt ist; in den Printmedien besteht die
Möglichkeit, an bestimmte vergangene oder zukünftige Sachen zu referieren, während
man im Fernsehen an die aktuellen Bilder gebunden bleibt:
Die Inflation und die Allgegenwart des medial Sichtbaren reduziert zugleich den
Raum für das Sagbare - und erst recht auf das Denkbare, die beide auf die
sprachliche Artikulation angewiesen sind. Wo Sprache das Erinnern an
Vorhergegangenes oder den Vorgriff auf Folgendes ermöglichen würde, fixieren die
Bilder die Aufmerksamkeit auf das punktuell Aktuelle.155
Während Rundfunk und Fernsehen also vor allem aktuelle “Faktenvermittlung”156
anbieten, konzentriert man sich in den Printmedien notwendigerweise mehr auf
“Wertung und historische Einordnung”157.
Obwohl die Printmedien also auch auf genannte Art und Weise dem Rundfunk und
dem Fernsehen vorgezogen werden können, bleibt es unvermeidlich, dass sie in der
Fußballberichterstattung, wo aktuelle und unmittelbare Informationen über Ergebnisse
und Spielverlauf sehr wichtig sind, nur noch eine untergeordnete Rolle spielen können.
Während die gedruckte Presse vor dem Aufkommen des Rundfunks, aber vor allem vor
dem Aufkommen des Fernsehens noch imstande war, sehr ausführliche Spielberichte zu
produzieren und zu publizieren, ist das heutzutage wegen der allgemeinen Verbreitung
des Fernsehsports unmöglich geworden. Die geschriebene Presse wird also dazu
gezwungen, ihre Fußballberichterstattung umzugestalten, indem sie weniger über Spiele
berichten kann, dagegen immer mehr Hintergrundberichterstattung, Analyse und
Interviews bringen muss. Den Printmedien kann man heute auf dem Gebiete der
Fußballberichterstattung, wie Wipper es ausdrückt, nur noch eine
154
Kaupp: Presse – Hörfunk – Fernsehen. S.121
Roß, Dieter: “Der Sprachverlust der Massenmedien und seine publizistischen Folgen. Medienkritische
Anmerkungen zum Siegeszug des Sichtbaren”. In: Mediensprache und Medienlinguistik. Festschrift für
Jörg Hennig. Hg. von Dieter Möhn, Dieter Roß und Marita Tjarks-Sobhani. Frankfurt am Main usw., S.
379
156
Brandt: “Zur Sprache der Sportberichterstattung in den Massenmedien.” S.169
157
Brandt: “Zur Sprache der Sportberichterstattung in den Massenmedien.” S.169
155
63
“Komplementärfunktion”158 zuschreiben. Dennoch bleibt die geschriebene Presse das
wichtigste Medium, indem sich die Fußballsprache in ihrer Vielfältigkeit und
Expressivität manifestiert. In diesem Medium verfügen die Sportjournalisten nämlich
über die Möglichkeit, die Fußballsprache völlig zur Entfaltung zu bringen.
3.2.5. Internet
Während die traditionellen Medien (gedruckte Presse, Rundfunk und Fernsehen)
immer noch die Fußballberichterstattung dominieren, entwickelt sich heutzutage auch
eine beträchtliche Fußballberichterstattung im Internet. Die Fußballberichterstattung im
Internet kombiniert zum Teil Elemente der Berichterstattung der geschriebenen und
zum Teil solche der elektronischen Medien. Einerseits ist sie den Printmedien ähnlich,
weil sie ganz klar in geschriebener Form erscheint und also wiederholbar benutzt
werden kann, andererseits gehören der hohe Aktualitätsgrad und die Tatsache, dass man
elektronische Hilfsmittel braucht, um sich diese Fußballberichterstattung anzuschauen,
eher zum Gebiet der elektronischen Medien. Der wichtigste Vorteil des Internets bleibt
jedoch der sehr hohe “Aktualitätsanspruch”159:
Hochaktuell, ohne Redaktionsschluss, vierundzwanzig Stunden am Tag, das sind
Vorzüge, die Netzbesucher zunehmend schätzen, um auf den laufenden zu sein.160
Ergebnisse von Fußballspielen oder Nebenberichte (z.B. Transferberichte, Interviews
usw.) erscheinen sehr schnell im Internet, schneller als im Rundfunk und im Fernsehen,
und bestimmt schneller als in den Printmedien.
Die Sportseiten im Internet bieten, neben den hochaktuellen Informationen, auch ein
ständig wachsendes Sportarchiv. Allerlei Statistiken können im Internet gefunden
werden, von Statistiken einer bestimmten Bundesligamannschaft oder einer bestimmten
Weltmeisterschaft zu Statistiken und Informationen über einen bestimmten Spieler oder
sogar Schiedsrichter. Während Sportarchive in den Printmedien eine ausführliche Suche
in Sportbüchern fordern, und Archive der Fußballberichterstattung der elektronischen
Medien sogar unmöglich sind (außer bestimmten Dokumentarfilmen oder –reportagen,
158
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.146
Blittkowsky, Ralf: Das Netz wird rund. Sport im Internet.
<http://www.heise.de/ct/98/19/200/default.shtml> 20/11/2006, S.1
160
Blittkowsky, Ralf: Das Netz wird rund. Sport im Internet.
<http://www.heise.de/ct/98/19/200/default.shtml> 20/11/2006, S.1
159
64
die auch nur eine Momentaufnahme zeigen), ist jede beliebige Auskunft im Sportarchiv
im Internet nur einen Click entfernt.
Das Internet bietet also auf dem Gebiete von aktuellen und historischen
Informationen erhebliche Vorteile, es ist jedoch noch nicht imstande, visuelle
Direktübertragungen von Fußballspielen zu zeigen. Einerseits gibt es noch zu viele
technische Beschränkungen, und andererseits liegen die Übertragungsrechte von
Fußballspielen meistens bei Fernsehstationen, die Direktübertragungen im Internet
verbieten. Deswegen ist die Fußballberichterstattung im Internet immer noch vor allem
damit beschäftigt, aktuelle Auskünfte zu liefern:
Das Internet ist zur Zeit immer noch weit mehr ein Informations- als ein
Livemedium, das für qualifizierte Sportinformationen vielseitig genutzt wird.161
Dennoch kann man heutzutage im Internet schon Fragmente, die fast immer einfach
vom Fernsehen übernommen werden, von Fußballspielen finden. Ein Publikum für
visuelle Übertragungen von Fußballspielen im Internet gibt es bestimmt, und es ist also
unbedingt möglich, dass in der Zukunft Direktübertragungen von Fußballspielen im
Internet ausgestrahlt werden.
3.3. Funktion der Fußballberichterstattung
Wenn man eine einigermaβen umfassende Sicht der Funktion der
Fuβballberichterstattung bekommen will, muss man zuerst erwähnen, dass die
Fuβballberichterstattung bei ihrer Zielbestimmung selbstverständlich von der Funktion
der Massenmedien abhängig ist, weil sie diesen Massenmedien angehört. Daher wäre es
vielleicht angewiesen, zu formulieren, was die Massenmedien eigentlich beinhalten;
Koszyk erörtert in dieser Hinsicht:
Unter Massenkommunikation wird heute durchweg die Vermittlung von Symbolen
oder Aussagen mit Hilfe technischer Einrichtungen an ein groβes, potentiell
unbegrenztes Publikum verstanden.162
Aus diesem Zitat können wir schon eine Dimension der Massenmedien erschlieβen,
nämlich die Tatsache, dass die Massenmedien vor allem damit beschäftigt sind, dem
Publikum Informationen zu liefern. Darüber hinaus können wir auch noch annehmen,
161
Blittkowsky, Ralf: Das Netz wird rund. Sport im Internet.
<http://www.heise.de/ct/98/19/200/default.shtml> 20/11/2006, S.4
162
Koszyk, Kurt: Zur Funktion und Struktur der Publizistik: zwei Beiträge. Berlin, 1968, S.8
65
dass die Massenmedien, neben der bloβen Vermittlung von Informationen, diese
Informationen heutzutage für ihr Publikum schon einigermaβen selektieren und
interpretieren, indem sie ihrem Publikum auch Meinungsbildung bieten. Wir könnten
also sagen, dass die primäre Funktion der Massenmedien darin besteht, dass die Medien
Informationen sammeln und verarbeiten und diese Informationen nachher publizieren,
damit ihre Leser, Zuhörer oder Zuschauer von denen erfahren können.
Die Lieferung von Informationen und die Meinungsbildung anhand dieser
Informationen sind selbstverständlich nicht die einzigen Funktionen der Massenmedien,
weil diese Massenmedien die Informationen nicht aus philanthropischen Gründen
publizieren; die Medien werden, laut Meyn, von einem „Doppelcharakter“163
gekennzeichnet:
Die private Presse hat einen Doppelcharakter: Sie soll einerseits der Allgemeinheit
dienen - ihr wird deshalb auch in den Pressegesetzen ausdrücklich eine öffentliche
Aufgabe zuerkannt, und sie ist andererseits darauf aus, Gewinne zu machen.164
Die Massenmedien sind schlieβlich auch nur Produkte, die verkauft werden müssen,
damit das Medium wirtschaftlich am Leben bleibt. Die Massenmedien sind also immer
mehr zur Ware geworden; während sie am Anfang vor allem „eine öffentliche
Aufgabe“165 erfüllten, sind sie heute Teil der Industrie geworden, und werden sie
ständig von „einer immer stärkeren Orientierung an der Publikumsresonanz“166 geprägt.
Die Medien müssen die Tatsache berücksichtigen, dass sie ihr Produkt, die Information,
so darstellen müssen, dass das Publikum das bestimmte Medium kauft. Deshalb sehen
wir, laut Weischenberg, eine „Dreiteilung der Medieninhalte“167; die Medien
beschäftigen sich mit Information und Meinungsbildung, aber in zunehmendem Maβe
auch mit Unterhaltung. Burger behauptet nämlich, dass es sich hier viel mehr um „zwei
funktionale Dichotomien“168 handelt; auf der einen Seite erwähnt er „das Verhältnis von
Information und Meinungsbildung“169 und auf der anderen Seite „das Verhältnis von
163
Meyn, Hermann: Massenmedien in Deutschland. Konstanz, 1999, S.87
Meyn: Massenmedien in Deutschland. S.87
165
Meyn: Massenmedien in Deutschland. S.87
166
Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion. S.44
167
Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion. S.48
168
Burger: Mediensprache. S.23
169
Burger: Mediensprache. S.23
164
66
Information und Unterhaltung“170, indem die Massenmedien versuchen müssen,
zwischen diesen unterschiedlichen Betrachtungsweisen ein Gleichgewicht zu finden.
Diese zunehmende Tendenz der Massenmedien, ihre Berichterstattung auf
unterhaltende Art zu gestalten, muss nicht notwendigerweise als eine negative
betrachtet werden; Clausse geht davon aus, dass, wenn die primäre Funktion der
Informationenvermittlung von den Medien erfüllt ist, eine attraktive Gestaltung nicht
problematisch ist:
Die aktuelle Information, von Tag zu Tag soweit wie möglich verbreitet, ist die
wahre, objektive und genaue Berichterstattung über alle Tatsachen von sozialer
Bedeutung. Genügt sie diesen Anforderungen, dann ist nichts dagegen
einzuwenden, wenn sie danach trachtet, eine anspruchsvolle und wankelmütige
Kundschaft auch durch Universalität, Schnelligkeit, Kürze, Originalität und
Abwechslung zufriedenzustellen.171
Es scheint also unvermeidlich zu sein, dass die Massenmedien sich auch bei ihrer
Berichterstattung immer mehr mit Unterhaltung beschäftigen.
In der Fuβballberichterstattung der Printmedien macht sich diese Tendenz zur
Unterhaltung ebenfalls fühlbar. Auch hier spielt der niedrige Aktualitätsgrad der
Fuβballberichterstattung der Presse eine bestimmende Rolle; wegen der Tatsache, dass
die gedruckte Presse weniger über den Spielverlauf berichten kann, werden sie ihrer
Sprache gröβeren Unterhaltungscharakter und Expressivität beilegen. Weischenberg
behauptet sogar, dass der Fuβball in der gegenwärtigen gedruckten Presse keine
Bedeutung mehr hat als Informationenvermittler:
Heute ist der Sport aber allein als Unterhaltungsmittel wichtiger Bestandteil der
Massenkommunikationsmittel.172
Obwohl diese Beobachtung von Weischenberg bestimmt zu negativ und übertrieben ist
und die Fuβballberichterstattung in den Printmedien immer noch einen beträchtlichen
Anteil an Information und Meinungsbildung aufweist, müssen wir gestehen, dass die
Fuβballberichterstattung immer mehr und überwiegend zur Unterhaltung tendiert. Diese
Tendenz ist jedoch in allen Sparten der Medien vorzufinden, sie ist also nicht
ausschlieβlich der Fuβballberichterstattung zuzuschreiben und ist aus wirtschaftlicher
Notwendigkeit entstanden. Dieses wirtschaftliche Bedürfnis entwickelt sich aus
170
Burger: Mediensprache. S.23
Clausse, Roger: Publikum und Information. Entwurf einer ereignisbezogenen Soziologie des
Nachrichtenwesens. Köln, Opladen, 1962, S.19
172
Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion. S.327
171
67
unterschiedlichen Elementen: einerseits bestimmt das Publikum zum Teil den Inhalt
und die Gestaltung der Massenmedien, indem die Leute nur die Medien kaufen, die
ihnen gefallen, und was demzufolge die Art der Berichterstattung steuern kann;
andererseits wird die Medienlandschaft immer gröβer, vielfältiger und ausführlicher,
und diese „Medienkonkurrenz [...] verstärkt die Unterhaltungstendenz“173.
3.4. Kritik an der Fußballberichterstattung
Seit dem Einzug der Sportsprache und des Sports in der Berichterstattung der
Massenmedien ist diese Sportberichterstattung viel und hart kritisiert worden. Die
Sprache der Fußballberichterstattung wird oft als eine minderwertige Sprache gesehen:
Viele Sportberichte sind von einer frappierenden und ermüdenden Gleichförmigkeit,
die vor allem durch den ständigen Gebrauch eines begrenzten Kanons von
Metaphern und Redensarten erzeugt wird.174
Die Tatsache, dass die Fußballberichterstattung in den Printmedien, denn die Kritik
beschäftigt sich vor allem mit der geschriebenen Fußballberichterstattung, so oft
kritisiert wird, kann selbstverständlich damit verknüpft werden, dass man, wie schon
erwähnt, in der Berichterstattung Fußballspiele von 90 Minuten auf einige wichtige
Spielszenen reduzieren muss:
In der Kurzberichterstattung bedeutet die Reduktion des Spielverlaufs fast
automatisch eine Reduktion des Wortschatzes auf Klischees, […]175
Die Tatsache, dass die Fußballberichterstattung immer dieselben beschränkten
Spielsituationen beschreiben muss, könnte einigermaßen erklären, dass die ständige
Verwendung fester Formulierungen zur Kritik an die Fußballberichterstattung geführt
hat.
Dennoch muss die Kritik an der Fußballberichterstattung nuanciert werden. Nicht
nur diese Form der Berichterstattung wird “von einer frappierenden und ermüdenden
Gleichförmigkeit”176 geprägt, Dovifat erläutert, wie diese Problematik zum Teil sogar
für die gesamte Zeitungssprache gilt:
[…] In Teilen ihres sprachlichen Ausdrucks, vom Leitartikel bis zum Feuilleton,
gibt die deutsche Zeitung klares Sprachgut und eine aus der engen Fühlung mit dem
173
Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion. S.327
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.58
175
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.61
176
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.58
174
68
praktischen Leben oft volkstümlich-schöpferische Sprachleistung. Die Fehler der
Zeitungssprache stammen aus vier Quellen:
(1.) Aus der Sprache der Anlehnung. Sie paßt sich bestimmten Lebensgebieten, über
die berichtet wird, an, übernimmt deren beschädigtes und korruptes Sprachgut, um
das ,,Milieu”, die ,,Atmosphäre” des Ereignisses zu treffen. […]
(2.) Aus der Sprache der Übersteigerung. Sie entsteht durch übereindringliche
Formulierung in begeisterter ebenso wie in kritischer Darstellung. […]
(3.) Aus der Sprache der Ermattung. Sie nutzt resigniert abgebrauchte
Sprachklischees. […]
(4.) Aus der Sprache der Abkürzung. Sie entsteht dadurch, daß […] ein Text gekürzt
oder beim Umbruch zum Einpassen in die Form zurechtgestrichen wird. […]177
Auch Groth bestätigt die Tatsache, dass diese negativen sprachlichen Elemente nicht
nur in der Sportberichterstattung erscheinen, sondern im ganzen Gefüge der
Zeitungssprache:
Die Zeitungssprache lebt vom Steigern, ja Übertreiben. Die Aufmerksamkeit des
von so vielen anderen Anliegen stürmisch beanspruchten Lesers muß immer stärker
aufgepeitscht werden. […] Es gehört zum Wesen der Zeitung, alles, was sie
schreibt, dem Leser wichtig erscheinen zu lassen.178
Obwohl die Kritik an der Fußballberichterstattung also nur zum Teil der ganzen
Zeitungssprache zugeschrieben werden kann, bedeutet dies nicht, dass diese Kritik nicht
zu Recht geäußert wird. Wie wir zu zeigen versuchen werden, wird die
Fußballberichterstattung immer noch von einem starken Superlativstil und einer
erheblichen Sensationsmache (z.B. die übertriebene Kriegsmetaphorik und der
Starkult), und von einer Hof- und 1:0-Berichterstattung (siehe Kapitel 3.4.2. und 3.4.3.;
S.71 ff.) geprägt. Die Tatsache, dass die Fußballberichterstattung diesen sprachlichen
“Fehlern” immer noch nicht entwachsen ist, liegt laut Weischenberg darin, dass dem
Sportjournalismus eine “schlechte Bildungs- und Ausbildungssituation und [ein] relativ
niedriger sozialer Status”179 zuzuschreiben ist. Er behauptet, der Sportjournalismus
befinde sich noch zu viel im Bereich des Amateurismus und muss sich eher dem
Professionalismus nähern:
Das Stichwort heißt “Professionalisierung”. Professionalisierung aber nicht zur
Steigerung des Fachwissens journalistischer Spezialisten, sondern zur
grundsätzlichen Verbesserung der journalistischen Qualifikation.
Sportkommunikatoren, die in der Lage sein wollen, eine soziale Funktion zu
erfüllen, müssen insgesamt erheblich besser vor- und ausgebildet sein als bisher.
177
Dovifat, Emil: Zeitungslehre I. Theoretische und rechtliche Grundlagen, Nachricht und Meinung,
Sprache und Form. 6., neubearbeitete Auflage von Jürgen Wilke. Berlin, New York, 1976, S.
178
Groth, Otto: Die unerkannte Kulturmacht. Grundlegung der Zeitungswissenschaft. Berlin, 1961, S.222
179
Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion. S. 328
69
Fachwissen kann da nur eine der Voraussetzungen sein; es muß die Fähigkeit
erworben werden, den Sport mit seinem Unterhaltungswert gesellschaftlich
einzuordnen, sportliche Sensationen zu relativieren, Fragestellungen, die über den
Wettkampf hinausgehen, darstellen zu können.180
Trotz dieser Alternative, die von Weischenberg zur Besserung der
Fußballberichterstattung vorgeschlagen wird, bleibt die Fußballberichterstattung im
Grunde - wie es sich noch aus der vorliegenden Arbeit herausstellen wird - immer noch
den in den nächsten Kapiteln behandelten “Fehlern” unterworfen.
Es unterliegt also keinem Zweifel, dass die Kritik an die Fuβballberichterstattung
zum Teil zu Recht geäußert wird, aber dennoch müssen wir bemerken, dass diese Kritik
unbedingt übertrieben wird. Die Komponenten der Fuβballsprache, die am meisten
kritisiert werden, bilden im Grunde die Merkmale der Fuβballberichterstattung und
können deshalb, wenn sie selbstverständlich nicht übermäβig verwendet werden, als
natürlicher Teil der Fuβballberichterstattung erklärt werden. Die Kritiker der
Fuβballberichterstattung vergessen oft die besonderen Bedingungen, unter denen sie
gestaltet werden muss. Die Sportjournalisten werden dazu gezwungen, ihre
Berichterstattung anhand des festgelegten und überkommenen Musters des
Fuβballspiels zu produzieren, und deshalb hat sich diese zu einer Sondersprache
entwickelt. Die Kritik an den Übertreibungen der Fuβballberichterstattung, obwohl sie
bei bestimmten Medien zu Recht geäußert wird, kann also oft verstanden werden als die
Abneigung des Kritikers von der gesamten Fuβballsprache, vielleicht sogar vom
Fuβball selbst.
3.4.1. Superlativstil und Sensationsmache
Die Fuβballberichterstattung in den Printmedien ist also mit der schriftsprachlichen
Repräsentation sportlicher Geschehen beschäftigt. Die Fuβballspiele werden von den
Sportjournalisten notwendigerweise in einigen spielbestimmenden Szenen
zusammengefasst. Weil es sich bei diesen zusammenfassenden Berichten immer um
dieselbe Art von Spielsituationen handelt, wird der Journalist fast dazu gezwungen, auf
dieselben in der Regelsprache eines Sports verfestigten Formulierungen
zurückzugreifen. Deswegen besteht für den Fuβballjournalisten die Gefahr, dass seine
Fuβballberichte immer mehr zu Monotonie und Langeweile tendieren:
180
Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion. S. 328-239
70
Nicht immer gelingt es den Journalisten, Eintönigkeit zu vermeiden und ihre
Berichte abwechslungsreich zu gestalten. Bequemlichkeit, Gedankenlosigkeit, und
auch die Absicht zu imponieren, lassen sie zu Schablonen greifen, deren volle
Ausdruckskraft nur in ganz wenigen Fällen erhalten ist.181
Diese Eintönigkeit kann jedoch nur zum Teil als eindeutig negativ gesehen werden;
sie bietet auch einige Vorteile. Die Tatsache nämlich, dass der Sportreporter über eine
Anzahl fester Formulierungen verfügt, bietet ihm selbstverständlich auch den Vorteil
der allgemeinen Verwendbarkeit und Verständlichkeit:
Die starre und gewissermaβen zementierte Metaphorik dieses Vokabulars bietet dem
Sportkommunikator den Vorteil, nicht um den jeweils adäquaten Ausdruck und die
jeweils treffende Formulierung ringen zu müssen. Mit der Verwendung dieses
Vokabulars kann er sein Fachwissen ausweisen und sich zudem darauf verlassen,
daβ der Leser auf dieses Vokabular eingespielt ist und es vielleicht mit derselben
Sicherheit beherrscht.182
Dankert behauptet, dass die festen fuβballsprachlichen Formulierungen zur
Beschreibung der Schlüsselszenen eines Spiels für die Sportjournalisten zu einem
zweifachen Vorteil führen: einerseits ist es für die Journalisten selbst einfacher und
schneller, diese Formulierungen zu verwenden, damit sie nicht immer neue
Formulierungen suchen müssen. Andererseits sind die Leser der
Fuβballberichterstattung mit diesen Formulierungen schon längst vertraut, und
verstehen sie die Berichte auch sofort.
Obwohl der Gebrauch von festen Formulierungen für die Sportjournalisten also
bestimmt nützlich ist, führt dies doch zu der genannten Monotonie, die oft sowohl von
den Journalisten als vom Publikum als negativ empfunden wird. Deswegen werden die
Sportjournalisten versuchen, ihre Sprache abwechslungsreicher zu gestalten, indem sie
alternative, bildhafte Formulierungen suchen. Dankert weist darauf hin, dass die
Sportjournalisten zu diesem Zweck immer mehr zum Superlativstil evoluieren:
Vor allem das Vokabular der bewertenden und beschreibenden Stellungnahme
erhält seine sondersprachliche Ausformung häufig erst im Steigern und
Übertrumpfen der gemeinsprachlichen Redensarten.183
Zudem müssen wir bemerken, dass die Sportjournalisten der Printmedien nicht nur
immer dieselben festen Formulierungen verwenden müssen, sie stehen auch immer
181
Kroppach, Hans Dieter: “Stilmerkmale der Sportberichterstattung in der Presse”. In: Sprache des
Sports. Ein Arbeitsbuch für die Sekundarstufe II. Hg. von Wolfgang Brandt. Frankfurt am Main, 1988,
S.91
182
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S. 58
183
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S. 65
71
unter einem groβen Zeitdruck, weil die Fuβballberichte fast unmittelbar nach dem
Schlusspfiff des Spiels an die Redaktion geschickt werden müssen. Laut Fingerhut
führen diese Elemente dazu, dass die Sportjournalisten ihre Sprache immer bildhafter
gestalten:
Der Zeitdruck, unter dem die Berichterstatter fortwährend stehen, sowie die
Beschreibung stets gleicher oder ähnlicher Vorgänge, bei der doch immer wieder
Spannung erzeugt werden soll, mögen eine Erklärung geben für den
superlativischen und schablonenhaften Stil vieler Berichte.184
Die Fuβballberichterstattung wird also immer mehr geprägt von der Tendenz, ihre
Sprache möglichst attraktiv und spannend zu gestalten. Der Sportjournalist versucht
nämlich, wie schon erwähnt, die monotonen fuβballsprachlichen Konstruktionen zu
vermeiden; und er wird zu diesem Superlativstil veranlasst, damit er das Publikum
seiner Fuβballberichterstattung reizen und behalten kann:
In allen Medien der Sportberichterstattung steht die Schilderung eines aktuellen
Ereignisses im Mittelpunkt des Interesses; in dieser aktuellen Berichterstattung
versucht der Sportreporter, sich die volle Aufmerksamkeit des Sportinteressierten
durch eine besondere Rhetorik, durch dramatische Akzentsetzungen zu sichern.185
Mit dieser Aussage kommt Dankert an die Grundlage der Fuβballberichterstattung in
den Printmedien heran. Es ist nämlich die Absicht der Presse, ein möglichst groβes
Publikum zu erreichen, und deswegen kann man leicht verstehen, dass die
Sportjournalisten der gedruckten Presse vor allem versuchen müssen, ihre
Fuβballberichte so reizvoll aufzustellen, dass sie vom Publikum gerne gelesen und die
entsprechenden Zeitungen von den Lesern gekauft werden. Daher ist es für die
Printmedien eine Notwendigkeit, die Wichtigkeit des Fuβballs, die im Grunde sehr
unbeträchtlich ist, sehr stark zu übertreiben. Die Bedeutung des Fuβballs, aber auch die
einzelnen sportlichen Leistungen werden von den Sportjournalisten so dargestellt, als
handelte es sich um übermenschliche Qualitäten. Wenn die Sportjournalisten in der
gedruckten Presse den Fuβball als auβerordentlich darstellen, wird auch die
Aufmerksamkeit des Publikums immer mehr auf den Fuβball gelenkt. In den
Printmedien – wie auch in den anderen Medien, die sich mit der
Fuβballberichterstattung beschäftigen - wird also immer die Bedeutung eines Spiels
184
185
Fingerhut: : Fußballberichterstattung in Ost und West. S.56
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S. 82
72
oder einer Spielsituation so betont und übertrieben, damit es für das Publikum als
unentbehrlich erscheint, mehr über diese Spiele und Situationen zu erfahren.
Der Superlativstil in den Printmedien kann nicht von der Beziehung der Printmedien
zu den anderen Medien, vor allem zum Fernsehen, los gesehen werden. Die
zunehmende Popularität des Fernsehens als wichtigstes Medium der
Fuβballberichterstattung hat dafür gesorgt, dass die Printmedien ihre Berichterstattung
anpassen mussten. Einerseits haben sie ihre Fuβballberichterstattung mehr auf
Hintergrundberichte und Analyse verlagern müssen, weil das Ergebnis und der
Spielverlauf schon von den Lesern in anderen Medien erfahren worden war:
[…] deren Form [der Printmedien] stärker von dem Bemühen um eine illustrierende
Darstellung geprägt wird als durch den eigentlich sachlichen Inhalt der mitgeteilten
Information.186
Andererseits hat sich der Stil der Printmedien immer mehr zu einem Superlativstil
entwickelt; Wipper betont, dass die Printmedien durch den Aufschwung des Fernsehens
zu dieser Änderung ihres Stils gezwungen werden:
Die Sportpresse ist durch die starke Präsenz der elektronischen Medien in den 90er
Jahren enorm unter Druck geraten, und sie ist diesem Druck bislang nur bedingt
gewachsen. Zwar versuchen Zeitungen und Zeitschriften immer weiter auf andere
Themenbereiche auszuweichen, doch ihr Spielraum ist sehr eng.[…] Die
schreibenden Berichterstatter fühlen sich durch die Übermacht des Fernsehens ins
zweite oder gar dritte Glied zurückgesetzt. […] Die Printjournalisten sehen kaum
noch Möglichkeiten, ihren Lesern wirkliche Neuigkeiten zu vermitteln. […] So
konzentriert sich die Sportpresse auch auf die Verpackung ihrer Produkte.187
Fingerhut verknüpft, angesichts des zunehmenden Superlativstils in der
Fuβballberichterstattung, diese Berichterstattung mit der Werbesprache, indem die
Werbesprache auch immer die Übertreibung und das Steigern anstrebt:
„Riesenchance“ [...], „Traumkombination“ [...], „Spitzenteam“ [...] und „Supertor“
[...], die Nähe zur Werbesprache läβt sich bei diesen und ähnlichen Bezeichnungen
nicht leugnen, denn auch in der Werbung werden Steigerungsmorpheme wie
‚Riesen‟, ‚Spitzen‟ oder ‚Super‟ gerne und häufig verwandt. Die Koketterie mit
Superlativen ist sodann der Werbesprache und der Sportberichterstattung
gemeinsam. In den zugrundeliegenden Texten läβt sich der Gebrauch an Superlativa
sowie die damit verbundene Tendenz, Leistungen zu bewerten, deutlich
nachweisen.188
186
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.118
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.348
188
Fingerhut: Fuβballberichterstattung in Ost und West. S.89
187
73
Aus diesem Zitat erweist sich sehr deutlich, dass die Fuβballberichterstattung also
immer mehr von einem Superlativstil geprägt wird. In dieser Hinsicht spricht Wipper
sogar von einer “Boulevardisierung der Sportpresse”189, indem sich die Sportpresse190
durch einen schlechten Stil und eine Konzentration auf unbedeutende Einzelheiten
kennzeichnet. Obwohl diese Sicht etwas zu negativ ist, können wir in der
Fuβballberichterstattung doch einige Merkmale der Übertreibung und des Steigerns
finden. Vor allem die vielfältige Verwendung der Kriegsmetaphorik und das Kultivieren
eines Starkults sind sehr wichtige und frequent vorkommende Elemente dieses
Superlativstils.
3.4.1.1. Kriegsmetaphorik
Wenn man sich die Sprache der Fuβballberichterstattung in den Printmedien
anschaut, kann man nicht um die Tatsache umhin, dass diese Fuβballsprache von vielen
kriegerischen Elementen geprägt wird. Jeder Fuβballbericht zählt in allen seinen
Gliederungen unzählige martialische Elemente (z.B. die Abwehr, der Angriff, angreifen,
stürmen, bomben, schieβen, usw.). Diese vielfältige Verbreitung der Kriegsmetaphorik
wird oft von den Kritikern der Fuβballberichterstattung an den Pranger gestellt, indem
sie betonen, dass man in der Fuβballberichterstattung mit einer solchen martialischen
Sprache zu sehr übertreibt, und dass so „[d]as spielerische Element des Sports […]
zugunsten des agonalen Prinzips des Sports zurückgedrängt“191 wird.
Dennoch können wir behaupten, dass die Erscheinung der Kriegsmetaphorik in der
Fuβballberichterstattung eigentlich nicht so unverständlich ist und dass die Kritik daher
auch weniger gerecht ist. Gerneth, Schaefer und Wolf behaupten, dass die Frequenz von
kriegerischen Elementen in der Sprache des Fuβballs und der Fuβballberichterstattung
auf die Entstehungsgeschichte des Fuβballs zurückzuführen ist:
Was das Militärische in der Fuβballsprache betrifft, so liegen die Anfänge der
Fuβballbewegung in einer Zeit, in der das Militär einen beherrschenden Einfluβ auf
das tägliche Leben ausübte. Die Zeit zwischen der Mitte des 19. und dem Beginn
des 20. Jahrhunderts war eine Ära, in der militaristische Töne eine Politik des
Säbelrasselns untermalten und das nationale wie individuelle Selbstverständnis und
189
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.349
Auch bei Wipper wird die Sportpresse meistens fast als Synonym der Fuβballberichterstattung
verwendet, in dem er die dominierende Stellung der Fuβballberichterstattung betont und eine
Untersuchung dieser Berichterstattung in den Printmedien anstellt.
191
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S. 122
190
74
die Handlungsweisen, damit auch die Sprache, prägen muβten.So entwickelte sich
der Sport und gerade ein solches betont auf Kampf eingestelltes Spiel wie der
Fuβball in seiner Terminologie eine Aufnahmebereitschaft […]192
Obwohl die Analyse von Gerneth, Schaefer und Wolf in dem Maβe stimmt, dass die
Fuβballsprache viele sprachliche Elemente aus dem Militärwesen übernommen hat,
scheint es uns jedoch übertrieben, anzunehmen, dass diese „Aufnahmebereitschaft“ für
kriegerische Elemente nicht durch die geschichtliche Lage zur Zeit der Entstehung des
Fuβballs erklärt werden kann. Viel mehr als diese geschichtliche Erklärung scheint eine
andere Betrachtungsweise hier angewiesen, nämlich diejenige, die davon ausgeht, dass
„viele Mannschaftsspiele […] das Aufeinandertreffen zweier Militärformationen
spiegeln“193. Der agonale Charakter des Fuβballspiels zeigt nämlich sehr viele
Ähnlichkeiten zum Krieg, was die übertrieben martialische Fuβballsprache
einigermaβen relativieren und erklären kann:
In solchen Polemiken wird in der Regel übersehen, dass einige Grundzüge der
Ballspiele und insbesondere des Fuβballspiels eine Metaphorik aus dem Bereich des
Militärwesens durchaus naheliegend und sinnvoll erscheinen lassen. Der Ablauf
eines Fuβballspiels hat augenfällige Parallelen zu einer ,klassischen Feldschlacht‟:
Zwei Parteien stellen sich auf einem Feld zum Kampfe auf und treten, angeführt
von einem Spielführer, mit dem erklärten – und im Sport legitimierten – Ziel an, den
Gegner zu besiegen, zu schlagen; man spielt nicht mit einer anderen Mannschaft,
sondern spielt, kämpft gegen den Gegner. Die Aufstellung der Mannschaft erfolgt
nach einem ausgeklügelten Plan, man formiert sich in Reihen, wobei jeder Reihe
bestimmte, vorher verabredete und festgelegte Funktionen zukommen: Verteidigung
des eigenen Bereichs: die Defensive, Angriff auf den gegnerischen Bereich: die
Offensive.194
Ein Fuβballspiel muss also notwendigerweise anhand von dem Militärwesen ähnlichen
Termini erklärt und kommentiert werden, daher ist es nur logisch, dass die
Fuβballsprache viele Elemente aus diesem Kriegswesen übernommen hat. Darüber
hinaus erwähnt Brandt zu Recht, dass diese Termini wohl ihren Ursprung im
militärischen Bereich finden, dass sie aber heutzutage schon völlig zur Fuβballsprache
gehören. Die meisten militärischen Termini, die wir in der Fuβballsprache und
-berichterstattung vorfinden können, sind längst nicht mehr exklusiv dem Militärwesen
192
Gerneth, Georg Stefan, Schaefer, Dieter und Wolf, Jörg: “Zur Fußballsprache”. In: Linguistik und
Didaktik 2 (1971), S.209-210
193
Brandt, Wolfgang: “Sprachwissenschaftliche Anmerkungen zur Wortschatz-Kritik”. In: Sprache des
Sports. Ein Arbeitsbuch für die Sekundarstufe II. Hg. von Wolfgang Brandt. Frankfurt am Main, 1988,
S.105
194
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S. 122-123
75
zuzuschreiben, sie sind ja vollständig in der Fuβballsprache integriert. Brandt plädiert
also für eine klare Unterscheidung zwischen „Etymologie“195 und „aktuelle[m]
Sprachgebrauch“196.
Auβerdem entsteht durch die Betonung des Antagonismus zwischen zwei
Mannschaften eine „dialektische Komponente“197, die den Sportjournalisten erlaubt,
Eintönigkeit in ihren Fuβballberichten zu vermeiden:
[...] dadurch [durch den Antagonismus] bietet sich dem Berichterstatter gleichzeitig
eine Gelegenheit, der zeitlich linearen Darstellung auszuweichen und so der Gefahr
übermäβiger struktureller Monotonie entgegenzuwirken.198
Die Tatsache, dass der Sportjournalist in seiner Fuβballberichterstattung diese
dialektische Struktur verwenden kann, bedeutet, dass er mehr Variation in seine
Berichterstattung einfließen lassen kann. Er kann die Spielberichte viel
abwechslungsreicher gestalten, weil er manchmal die Perspektive der einen Mannschaft,
manchmal die der anderen Mannschaft einnehmen kann. Der Antagonismus in der
Fuβballberichterstattung bietet den Fuβballberichterstattern also unbedingt bestimmte
beträchtliche Vorteile.
Obwohl die Kritik an dem übertriebenen Gebrauch der Kriegsmetaphorik, die an der
Fuβballberichterstattung geübt wird, also zum Teil, wegen des agonalen Charakters des
Fuβballspiels, zu Unrecht geäußert wird, müssen wir doch gestehen, dass die
martialische Sprache in der Fuβballberichterstattung zu frequent verwendet wird. Es ist
ja unmöglich, Fuβballberichte ohne bestimmte kriegerische Elemente, die schon völlig
in der Fuβballsprache eingebürgert sind, zu gestalten, aber dennoch wird in der
Fuβballberichterstattung der agonale Charakter des Spiels übertrieben. Wie eher schon
erwähnt, sind die Fuβballjournalisten dazu verpflichtet, ihre Fuβballberichterstattung so
attraktiv und spannend wie möglich zu gestalten. Deshalb werden sie versuchen, den
kriegerischen Charakter des Spiels möglichst stark zu betonen, damit die Wichtigkeit,
die Bedeutung des Spiels erhöht und betont wird. Das Steigern dieser Kriegsmetaphorik
in der Fuβballberichterstattung geschieht also aus wirtschaftlichen Gründen:
195
Brandt: “Sprachwissenschaftliche Anmerkungen zur Wortschatz-Kritik.”, S.106
Brandt: “Sprachwissenschaftliche Anmerkungen zur Wortschatz-Kritik.”, S.106
197
Schweickard: Die “cronaca calcistica”. S.34
198
Schweickard: Die “cronaca calcistica”. S.34
196
76
Kriegerische Entgleisungen wie schablonenhaftes Benutzen von Vokabeln der
Sensation und Übertreibung reflektieren die Verkaufsstrategie der entsprechenden
Zeitung.199
Indem die Berichterstatter ihren Fuβballberichten eine übertrieben kriegerische
Dimension beimessen, versuchen sie ihre Berichterstattung für das Publikum attraktiver
darzustellen.
3.4.1.2. Starkult
Innerhalb des Superlativstils in der Fuβballberichterstattung können wir den
heutzutage immer wichtiger werdenden und stark mit der Kriegsmetaphorik
verknüpften Starkult situieren. Laut Martínez liegt die Ursache des Gebrauchs eines
Starsystems in der Tatsache, dass es sich im Fuβball um das Treffen von zwei einander
entgegengestellten Mannschaften handelt:
Ein Antagonismus braucht Protagonisten, die ihn austragen. Fuβball bietet als
Mannschaftsspiel im Unterschied zu Individualsportarten relativ wenig Raum für
isolierbare individuelle Handlungen […]. Dennoch ist in den Reportagen eine starke
Tendenz zur Isolierung von Einzelaspekten des Gesamtgeschehens in Form der
Hervorhebung von Handlungen einzelner Spieler zu beobachten.200
Obwohl Fuβball eine Mannschaftssportart ist, braucht das Publikum doch, wie auch in
allen anderen Sportarten, besondere Spieler oder Athleten, die ihren Kollegen überlegen
sind. Solche „Helden“ fungieren dann meistens als Vorbild für das Publikum, indem sie
die Möglichkeit der sozialen Mobilität repräsentieren:
Nahezu jede bekannte Sportart hat ihre Identifikationsfiguren, die aus unteren
Sozialverhältnissen den Weg nach oben zu Ansehen, Geld und einen geachteten
Beruf offensichtlich dadurch geschafft haben, daβ sie hervorragende sportliche
Leistungen in ihrer Sportdisziplin vollbrachten.201
Die Zuschauer im Stadion und Konsumenten der Fuβballberichterstattung in den
Medien wollen sich mit einer bestimmten Fuβballmannschaft identifizieren, damit sie
mehr am Spiel beteiligt sind, und deswegen benötigen sie bestimmte Individuen, die
sich von der übrigen Mannschaft wegen auβergewöhnlicher (sportlicher) Qualitäten
unterscheiden. Blödorn macht den Unterschied zwischen drei Spielertypen: er nennt die
199
Fingerhut: Fußballberichterstattung in Ost und West. S.55
Martínez: “Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“, S.78
201
Becker, Peter: “Soziale Mobilitätserwartung im Fußballsport. Eine pfadanalytische Untersuchung zum
Aufstiegsmotiv bei jugendlichen Spielern der nationalen Spitzenklasse”. In: Fußballsport. Ergebnisse
sportwissenschaftlicher Forschung. Theorie und Praxis der Sportspiele. Hg. von Dirk Albrecht. Berlin,
München, Frankfurt am Main, 1979, S.86
200
77
„aufgabenkonzentrierten“202, die „interaktiv-orientierten“203 und die „Ichorientierten“204 Spieler, wobei die ersten zwei Typen eine eher dienende und
untergeordnete Rolle spielen, während die „Ich-orientierten“205 Spieler innerhalb einer
Mannschaft vor allem ins Rampenlicht treten. Diese Spieler profilieren sich als die Stars
einer bestimmten Fuβballmannschaft, die keine anderen Spieler neben sich ertragen
können. Sie und sie allein sind die Führer der Mannschaft.
Die Fuβballberichterstattung wird die Tatsache, dass es bestimmte Spieler gibt, die
ihren Mitspielern in sportlichen Leistungen und Persönlichkeit überlegen sind,
ausnutzen, indem sie um diese Spieler einen ganzen Starkult kreieren wird. Dieser
Starkult wird, wie immer, durch den möglichen erhöhten Gewinn inspiriert:
Ähnlich wie die Sensationsmache soll der Starkult dazu dienen, das Interesse beim
Leser zu wecken und dessen unterstellten Erwartungen gerecht zu werden, um ihn
zum Kauf des Produkts zu bewegen.206
Für die Fuβballberichterstattung bieten die Spitzenspieler die Möglichkeit, ihre
Verkaufszahlen beträchtlich zu erhöhen und deshalb wird sie nicht nur versuchen, die
Leistungen der schon bestehenden Starspieler zu betonen, sie wird darüber hinaus selbst
versuchen, Spieler zur Ebene des Stars zu erheben, und verwendet dazu bestimmte
Strategien:
Die Kreierung von Stars folgt gewissen Regeln und Kategorisierungen.
Voraussetzung für die Erhebung eines Sportlers zum Idol in den Massenmedien ist
zunächst sein herausragender Erfolg. Besonders gut „verkaufen“ läβt sich sodann
der gesellschaftliche Aufsteiger [...]. Die Identifikation ergibt sich hier aus der
geringen sozialen Distanz zwischen Sportler und Zuschauer und der Suggestion, daβ
jeder dieselbe Chance hatte. [...] Nach dem Geschmack des Publikums sind aber
auch die Exzentriker, denen fast alles vergeben wird, so lange sie gut sind. Hierbei
wird an die geheimen Wünsche des Publikums appelliert, eigentlich ganz anders
sein zu wollen, [...] wenn es nur die Verhältnisse zulieβen.207
In dem Sinne muss erwähnt werden, wie Wipper sehr zu Recht tut, dass dieser Starkult
sowohl „natürliche als auch künstliche Wurzeln hat“208. Einerseits werden bestimmte
Spieler aufgrund von ihren auβergewöhnlichen sportlichen Leistungen vom Publikum
beobachtet, bemerkt und bejubelt, so dass sie fast automatisch zum Star werden.
202
Blödorn: Fußballprofis. Die Helden der Nation. S.70
Blödorn: Fußballprofis. Die Helden der Nation. S.70
204
Blödorn: Fußballprofis. Die Helden der Nation. S.70
205
Blödorn: Fußballprofis. Die Helden der Nation., S.70
206
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.314 -315
207
Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion. S.190-191
208
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.329
203
78
Andererseits werden diese vom Publikum neu auserwählten Stars auch von den Medien
bemerkt, die dann versuchen werden, „das Interesse der Rezipienten an dem
Auβergewöhnlichen zu nutzen“209 und so diesen Starkult verstärken und kultivieren.
Dank diesem Starkult können die Medien, die an Fuβballberichterstattung beteiligt sein,
ihren Umsatz steigern und so auch das Interesse der Wirtschaft, die einerseits in die
Medien und andererseits auch in die Spitzenspieler investieren wird, erwecken.
Whannel behauptet also, dass die Spitzensportler für die Medien, und insbesondere für
das Fernsehen, sehr wichtig sind:
So sport performers have a threefold function for television: as stars they are bearers
of the entertainment value of performance; as personalities they provide the
individualisation and personalisation through which audiences are won and held;
and as characters they are the bearers of the sporting narratives.210
Die Spitzensportler bieten der Fuβballberichterstattung in den Medien also die
Möglichkeit, den Fuβball für Zuschauer, Zuhörer und Leser attraktiv und identifizierend
zu machen, und daher ist der Starkult für die Medien wirtschaftlich sehr interessant. So
können wir hier sogar von einer Vierecksbeziehung zwischen Starsportler, Fuβball,
Medien und Wirtschaft sprechen, indem sie sich alle durch diesen Starkult
wirtschaftlich bessern.
Darüber hinaus sagt Wipper, dass das Kultivieren eines Starkultes den Printmedien
die Möglichkeit bietet, sich von der Fuβballberichterstattung im Fernsehen zu
unterscheiden. Wegen der Überlegenheit des Fernsehens auf dem Gebiete der Aktualität
der Fuβballberichterstattung (siehe Kapitel 3.2.), ist man in den Printmedien dazu
gezwungen, anders über den Fuβball zu berichten. Laut Wipper liegt eine mögliche
Alternative für die gedruckte Presse in dem Starkult:
Hinzu kommt, daβ die Printjournalisten mit einer stark personalisierten
Berichterstattung nicht nur den Nerv der Leser treffen wollen, sondern darin auch
eine gute Möglichkeit sehen, sich vom Fernsehprogramm abzuheben. Denn der
Starkult gibt den Printmedien die Chance, andere Personen als das Fernsehen oder
andere Geschichten um die vom TV belagerten Personen in den Mittelpunkt ihrer
Berichterstattung zu stellen.211
Der Starkult ist für die Printmedien also ein unentbehrlicher Teil ihrer
Fuβballberichterstattung und obwohl man diesen Kult sehr oft zu weit führt und
209
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.329
Whannel, Garry: Fields in Vision.Television sport and cultural transformation. London, New York,
1992, S. 122
211
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.329
210
79
übertreibt, wäre es nicht übertrieben zu behaupten, dass die „“Heldenverehrung“ in den
Massenmedien [...] strukturell bedingt und schwer aufhebbar“212 scheint. Wie bei der
Kriegsmetaphorik (siehe Kapitel 3.4.1.1.) kann dieser Starkult in der Berichterstattung
zum Teil gerechtfertigt werden, wegen der Tatsache, dass die Stars teils natürlich
entstehen; die übermäβige Verwendung dieses Starkults dagegen gehört tatsächlich zur
gerechten Kritik an der Fuβballberichterstattung.
3.4.2. 1:0-Berichterstattung
Obwohl sich die Fuβballberichterstattung in den Printmedien, wegen des
Aufschwungs des Fernsehens und dessen Überlegenheit auf dem Gebiete der Aktualität
bei der Lieferung von Informationen, in ihren Fuβballberichten nicht mehr
ausschlieβlich mit Zusammenfassungen von Fuβballspielen beschäftigen kann, gibt es
in der gegenwärtigen Fuβballberichterstattung in den Printmedien dennoch sehr viele
Berichte, die nur den Verlauf eines Fuβballspiels beschreiben. Diese Form der
Berichterstattung wird von den Kritikern der Fuβballberichterstattung „1:0Berichterstattung“ genannt, weil sie nur das aktuelle Geschehen eines Fuβballspiels
behandelt. Die Tatsache, dass die Sportjournalisten noch vor allem damit betätigt sind,
über den Spielverlauf der Fuβballspiele zu berichten, kann zum Teil dadurch erklärt
werden, dass die Sportjournalisten über sehr wenig Zeit verfügen, ihre Berichte
aufzustellen:
Um zu vermeiden, daβ das Interesse des Lesers durch zu groβen zeitlichen Abstand
oder die Interferenz neuerer Entwicklungen erlischt, müssen die Spielberichte der
Sporttageszeitungen spätestens am Tag nach der Austragung der Spiele erscheinen.
Dem Berichterstatter bleibt zwischen dem Spielende am Sonntagnachmittag und
dem redaktionellen Annahmeschluβ am Sonntagabend daher nur wenig Zeit für die
Ausarbeitung des Berichts. Der Zeitmangel schlägt sich um so deutlicher nieder, als
der Berichterstatter schon während des Spiels wegen der raschen Aufeinanderfolge
der einzelnen Aktionen in der Regel nur eilige Notizen von den wesentlichen
Geschehnissen machen kann [...]213
Darüber hinaus behauptet Schweickard zu Recht, dass der Fuβball, mit seinem
besonderen Verlauf, der von aufeinander folgenden spielbestimmenden Szenen
charakterisiert wird, sich sehr gut zu einer nur am Spielverlauf orientierten
Berichterstattung eignet:
212
213
Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion. S.191
Schweickard: Die “cronaca calcistica”. S.5-6
80
Die inhaltliche Determinierung resultiert aus dem Charakter des Fuβballspiels als
Mannschaftswettbewerb mit einer ausgeprägten kämpferischen Komponente und
einem abwechslungsreichen und spannenden Geschehen; [...] Die genannten
Faktoren bilden die Grundlage für das Interesse einer verlaufsbezogenen
Beschreibung, während sich andere Sportarten (Turnen, Schieβen etc.) [...] mehr für
eine ergebnisbezogene Berichterstattung eignen [...]. Durch die Dominanz der
Verlaufsbeschreibung gefördert, schlägt sich der zeitliche Rahmen des Spiels in der
Struktur der cronaca nieder, indem sich der Chronist der Zeitangaben zur
Gliederung seines Berichts bedient; entsprechend dominiert insgesamt die
chronologische, die Ereignisse additiv aneinanderreihende Gliederung deutlich
gegenüber logisch komplexeren Aufbaustrukturen.214
Die überwiegende Verwendung der „1:0-Berichterstattung“ ist also zum Teil nicht
zu vermeiden und sogar notwendig, um die Leser über den Verlauf und die wichtigsten
Schlüsselszenen zu informieren. Dennoch haben Rundfunk und vor allem Fernsehen
diese Funktion von den Printmedien übernommen, indem sie imstande sind, die
Fuβballspiele in Direktübertragungen anzubieten. Deswegen meinen die Kritiker, zum
Teil zu Recht, dass die Printmedien sich auf dem Gebiete der Fuβballberichterstattung
nicht mehr mit der Erstinformation beschäftigen, sich aber vielmehr auf
Hintergrundberichterstattung und Analyse konzentrieren müssen.
3.4.3. Hofberichterstattung
Die gedruckte Presse muss also, laut einigen Sportsprachenwissenschaftlern,
innerhalb der Fuβballberichterstattung seine Spielberichte nicht mehr ausschlieβlich von
der „1:0-Berichterstattung“ dominieren lassen; sie muss ihre Berichterstattung dagegen
vielmehr auf Randinformationen, Interviews und Analyse verlagern. Bei einer solchen
Umgestaltung ihrer Fuβballberichterstattung werden die Printmedien aber mit einer
hinzukommenden Schwierigkeit konfrontiert, die in eine neue Form der Kritik der
Fuβballberichterstattung resultiert. Indem der Sportjournalist der gedruckten Presse
mehr Hintergrund und Interviews sammeln, und so näher an die Spitzenfuβballer
kommen muss, entwickelt sich die Beziehung zwischen Sportler und Journalist zu
„einem eigentümlichen Innenverhältnis“215:
Denn mehr noch als ihre Kollegen aus den anderen Sparten stehen die
Sportjournalisten im Rampenlicht, aber auch im Kreuzfeuer der Kritik. Die hängt in
erster Linie damit zusammen, daβ der Sportjournalist meist eine groβe Nähe zum
Gegenstand seiner Berichterstattung aufweist.[...] Dabei entsteht zwischen dem
214
215
Schweickard: Die “cronaca calcistica”. , S. 7-8
Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion. S.192
81
Journalisten und dem Sportler ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis. Auf der
einen Seite ist es für den Journalisten wesentlich einfacher und attraktiver, über gute
Leistungen und Erfolge als über Gegenteiliges zu berichten. [...] Auf der anderen
Seite ist der Sportler auf eine positive Berichterstattung des Journalisten
angewiesen, will er eine gewisse Popularität erreichen. [...] Das Ergebnis dieser
besonderen Beziehung wird oft mit dem Schlagwort „Hofberichterstattung“
umrissen [...]216
Diese „Hofberichterstattung“ führt dazu, dass die Sportjournalisten bestimmte
(negative) Informationen über Spitzensportler ihrem Publikum nicht mitteilen, weil sie
ihre bevorzugte Stellung bei dem Sportler nicht verlieren wollen. So üben die Sportler
gewissermaβen Einfluss auf die Fuβballberichterstattung aus. Es unterliegt keinem
Zweifel, dass die Kritik an dieser „Hofberichterstattung“ bestimmt zu Recht geäußert
wird, obwohl der Umfang dieser „Hofberichterstattung“ nicht übertrieben werden kann.
Aus den obigen Kapiteln hat sich herausgestellt, dass die Sportjournalisten es
innerhalb der Berichterstattung der gedruckten Presse bestimmt nicht leicht haben. Es
ist nicht zufällig, dass sie von Weischenberg die „Aussenseiter der Redaktion“217
genannt werden. Die Kritik, die an der Fuβballberichterstattung ausgeübt wird, ist
vielfältig und ausführlich und umfasst nahezu alle Teile und Elemente dieser
Fuβballberichterstattung. Selbstverständlich muss bei der Betrachtung dieser Kritik
berücksichtigt werden, dass sie nicht für alle Komponenten der Printmedien
gleichermaβen gilt. So werden Boulevardzeitungen mehr als die überregionalen
Zeitungen für diese Punkte der Kritiker anfällig sein. Darüber hinaus muss bemerkt
werden, dass die Fuβballberichterstattung zum Teil keine anderen als die von den
Kritikern als fehlerhaft gesehenen Möglichkeiten hat, ihre Fuβballberichte zu gestalten.
Die kritisierten Elemente der Fuβballberichterstattung gehören, zumindest wenn sie von
den jeweiligen Sportjournalisten nicht übertrieben benutzt werden, sowieso zu den
Merkmalen der Fuβballberichterstattung und können also nicht als unbedingt negativ
gesehen werden. Deswegen könnten wir behaupten, dass es um diese
Fuβballballberichterstattung, obwohl die Kritik teils gerecht ist, noch nicht so schlecht
bestellt ist.
216
217
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.142
Vgl. Weischenberg: Die Aussenseiter der Redaktion.
82
4. Die Periphrase
4.1. Definition einer Periphrase
In der vorliegenden Arbeit werden wir versuchen, die Periphrasen in der
Fuβballberichterstattung der Weltmeisterschaft 2006 aus der „Welt“ zu untersuchen. Zu
diesem Zweck ist es aber zuerst notwendig, eine brauchbare Definition für diesen
Begriff zu formulieren. Wir werden uns für eine nähere Betrachtung der Periphrasen vor
allem auf die Definition dieses „Mittel[s] der Umschreibung und
Merkmalshervorhebung“218, die von Elise Riesel dargeboten wird, stützen:
Die Periphrase ist wegen der Mannigfaltigkeit ihrer Erscheinung und Abarten ein
überaus komplizierter stilistischer Begriff:
1. Periphrase ist die Umschreibung eines Gegenstandes oder einer Erscheinung
entweder auf Grund übertragener Wortbedeutung (metaphorische und
metonymische Periphrase) oder auf Grund direkter Wortbedeutung (sog. “logische”
Periphrasen).
2. Die überwiegende Mehrzahl aller Periphrapen ist bildhaft, ein Teil von ihnen
bildlich.
3. Das häufigste Kriterium der Umschreibung ist die Hervorhebung eines
sinnfälligen Merkmals oder irgendeiner anschaulich-vorstellbaren Eigenschaft.
4. Periphrasen können, ebenso wie Vergleiche und Tropen, individuell oder
gemeinsprachlich sein.219
Obwohl diese Definition schon lapidar die wichtigsten Merkmale der Periphrase enthält,
wäre es dennoch opportun, diese Merkmale noch etwas näher zu bestimmen. Vor dieser
Erweiterung müssen wir auch noch etwas zur Struktur der Periphrase bemerken. Eine
Periphrase ist nämlich, wie Riesel behauptet, von der Länge her sehr variabel; sie kann
sowohl einen oder mehrere Sätze als nur ein Wort enthalten:
Was die Struktur betrifft, so bestehen die Periphrasen meistens aus einer
Wortgruppe, einem Satz oder einigen Sätzen (im letzten Fall spricht man von der
erweiterten Periphrase). In der deutschen Sprache mit ihrem Hang zu
zusammengesetzten Substantiven kann aber die Periphrase auch durch ein einzelnes
Kompositum ausgedrückt werden.[…] Seltener allerdings erscheint die Periphrase
in Form eines einfachen Wortes […]220
Die Struktur einer Periphrase erweist sich also als sehr unterschiedlich. In der
Fußballberichterstattung dagegen, wie sich später herausstellen wird (siehe Kapitel
218
Riesel: Stilistik der Deutschen Sprache. S.190
Riesel: Stilistik der Deutschen Sprache. S.191
220
Riesel: Stilistik der Deutschen Sprache. S.191-192
219
83
5.1.2.), wird es vor allem kürzere Periphrasen geben, bei denen solche, die aus einem
Wort bestehen, im Gegensatz zu Riesels Ansicht, keine Ausnahme sind.
Zur weiteren Bestimmung der viergliedrigen Definition der Periphrase, die von
Riesel formuliert wird, gibt es zuerst einen Unterschied zwischen logischen und
übertragenen Periphrasen. Bevor wir diesen Unterschied behandeln, müssen wir
bemerken, dass eine Periphrase “die Umschreibung eines Gegenstandes oder einer
Erscheinung“221 ist. Mittels einer Periphrase versucht man also, bestimmte Elemente auf
eine andere Art und Weise auszudrücken. Bei diesem Versuch zum „Anderssagen“222
bestimmter Gegenstände, Personen oder Erscheinungen kann man entweder, wie Riesel
zeigt, von „direkter“223 oder von „übertragener Wortbedeutung“224 ausgehen.
Die erste Möglichkeit, deren Realisation wir laut Riesel auch als „logische“225
Periphrasen betrachten können, stellt eine Umschreibung eines bestimmten Gegenstands
oder einer bestimmten Person oder Erscheinung dar, die nicht auf figürlichen, sondern
auf objektiven Merkmalen des Umschriebenen basiert. Es handelt sich hier also um eine
Umschreibung, bei der man das Umschriebene oft sinnlich wahrnehmen oder
überprüfen kann. Derjenige, der die Periphrase bildet, bietet bei logischen Periphrasen
also meistens objektive Tatsachen und bewertet das- oder denjenigen, das oder den er
umschreibt, nicht.
Bei übertragenen Periphrasen dagegen scheint die Bewertung des Objekts viel
wichtiger zu sein, und zwar dadurch, dass man dazu fast immer Stilfiguren, die immer
automatisch eine Art von Hyperbel darstellen, verwendet. Bei Metonymien und
Metaphern wird nämlich ein Vergleich angestellt bzw. ein besonderes Merkmal
hervorgehoben oder idealisiert, und dies geschieht immer mittels einer Art von
gefärbtem Sprachgebrauch, der oft auf Übertreibung gründet.
Es unterliegt fast keinem Zweifel, dass die logischen Periphrasen, wegen ihrer
einfacheren Produktionsbedingungen – man kann hier nämlich von der objektiven
Wahrnehmung ausgehen und braucht also keine figürlichen oder subjektiven Elemente
hinzuzufügen – den übertragenen Periphrasen in Anzahl überlegen sein werden.
221
Riesel: Stilistik der Deutschen Sprache. S.191
Riesel: Stilistik der Deutschen Sprache. S.191
223
Riesel: Stilistik der Deutschen Sprache. S.191
224
Riesel: Stilistik der Deutschen Sprache. S.191
225
Riesel: Stilistik der Deutschen Sprache. S.191
222
84
Das zweite Glied der Definition von Riesel beinhaltet, dass man zwischen bildlichen
und bildhaften Periphrasen unterscheiden muss; und sie erklärt diese zwei
Möglichkeiten selbst:
bild(haft) = jede anschaulich-sinnfällige Darstellung eines Gegenstands oder einer
Erscheinung auf beliebigem sprachlichem Wege.
bild(lich)= das Ergebnis eines Zusammentreffens zweier Begriffe aus verschiedenen
Begriffssphären, das Werden einer neuen begrifflichen Qualität durch
Nebeneinanderstellung oder Austausch eben dieser zwei in Verbindung geratenen
Begriffe.226
Diese weitere Erklärung macht den Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen
einigermaßen verständlicher. Bildhafte Periphrasen beruhen also auf einer deutlich
erkennbaren Darstellung des Objekts, während bildliche Periphrasen zwei
unterschiedliche Begriffe enthalten, aus denen eine neue Entität geschlossen werden
kann. In dieser Hinsicht könnten wir behaupten, dass bildhafte Periphrasen den
logischen Periphrasen entsprechen, während bildliche Periphrasen viel mehr mit den
übertragenen Periphrasen verglichen werden können, was auch auf die Wichtigkeit
dieses Unterschieds zwischen den Periphrasen, die auf logische und objektive
Wahrnehmung gründen und den Periphrasen, die basieren auf figürlichen und
übertragenen Merkmalen, hinweist. Die ersten zwei Glieder in Riesels Definition sind
also sehr stark miteinander verknüpft. Aus diesen Tatsachen können wir schließen, dass
bildhafte Periphrasen viel öfter vorkommen als bildliche, denn für diese letzte Gruppe
braucht der Hersteller der Periphrase viel mehr sprachliche Kreativität und der Leser
viel mehr sprachliche Sachkenntnisse.
Drittens erwähnt Riesel, dass die Periphrasen meistens zur Hervorhebung eines
bestimmten Merkmals dienen; es ist selbstverständlich so, dass eine Umschreibung
einer bestimmten Sache, Person oder Erscheinung sich notwendigerweise, weil sie das
Geschilderte möglichst zusammenfassend und prägnant darstellen muss, auf bestimmte
Merkmale der Sache, Person oder Eigenschaft beschränken muss. Darüber hinaus
befinden wir uns hier schon zum Teil auf dem Gebiete der Funktion der Periphrase, die
wir später berücksichtigen werden (siehe Kapitel 4.2.). Deswegen werden wir diesen
Aspekt der Definition hier nicht weiter betrachten.
226
Riesel: Stilistik der Deutschen Sprache. S.19
85
Die letzte Dimension des Versuchs von Riesel, den Begriff Periphrase zu definieren,
finden wir in der Tatsache, dass sie die Periphrasen einteilt aufgrund ihres
gegenwärtigen Stellenwerts in der (deutschen) Standardsprache, indem sie einen
Unterschied macht zwischen individuellen und gemeinsprachlichen Periphrasen. Dieser
letzte Aspekt der Definition ist sehr wichtig und interessant, vor allem innerhalb der
Fußballberichterstattung, weil dieser Unterschied zum Teil die Grundlage des
außergewöhnlichen Wortschatzes der Fußballsprache bildet. Das Wesen des
Unterschieds liegt in der Verfestigung der jeweiligen Periphrase in der
Gegenwartssprache; Individuelle Periphrasen können auf jede beliebige Sache, Person
oder Erscheinung hinweisen, während gemeinsprachliche Periphrasen nur auf ein
einziges, fest bestimmtes Antezedens hinweisen können. Individuelle Periphrasen sind
nämlich die Periphrasen, die eigentlich in jeder Situation auf jede beliebige Sache,
Person oder Erscheinung angewendet werden können. Diese Periphrasen sind durchaus
sehr allgemein, und heben nur die Merkmale hervor, die auch bei jedem anderen
Antezedens, sei es selbstverständlich nicht immer im selben Maße, vorzufinden sind.
Wenn ein Leser eine individuelle Periphrase ohne das Element, auf das man hinweist,
lesen würde, ist es für ihn fast unmöglich, daraus endgültig zu schließen, um welche
Sache, Person oder Erscheinung es sich handelt. Und gerade hier befindet sich der
Unterschied zu den gemeinsprachlichen Periphrasen, deren Merkmal es nämlich ist,
dass sie nur auf ein einziges, spezifisches Objekt hinweisen können. Entweder heben sie
ein ganz besonderes Merkmal hervor, das nur das Objekt, worauf man hinweist, besitzt,
oder die Periphrase ist, im Laufe der Zeit und ohne dass sie ein unikales Element
enthält, ein Synonym für das Objekt geworden. Eine gemeinsprachliche Periphrase
kann also fast ohne Antezedens verwendet werden, weil sie schon so stark mit diesem
Antezedens verknüpft worden ist, dass die Bedeutung der Periphrase verfestigt worden
ist und die Sprachteilhaber automatisch wissen, worauf sie hinweist.
Bei der Bildung dieser gemeinsprachlichen Periphrasen, vor allem bei denjenigen,
die sich in der Fußballsprache manifestiert haben, muss die beträchtliche Rolle der
Medien bestimmt berücksichtigt und betont werden. Diese Periphrasen sind nämlich
alle aus normalen, individuellen (und eventuell übertragenen) Periphrasen zu
gemeinsprachlichen Periphrasen gewachsen. Sie haben, dadurch, dass sie von anderen
Medien, Elementen der Medien oder Muttersprachlern übernommen worden sind – und
86
so fast allgemeine Gültigkeit bekommen haben – ihren individuellen Charakter verloren
und sind zu gemeinsprachlichen Periphrasen geworden.
4.2. Die Funktion der Periphrase in der Fußballberichterstattung
Wenn man die Funktion der Periphrasen in der Fußballberichterstattung
berücksichtigen will, muss man zuerst davon ausgehen, dass die Periphrasen zum
besonderen funktionalen Stil der Fußballberichterstattung, wie dieser funktionale Stil
von Riesel beschrieben wird, gehören:
Unter dem funktionalen Stil verstehen wir die historisch veränderliche, funktional
und expressiv bedingte Verwendungsweise der Sprache auf einem bestimmten
Gebiet menschlicher Tätigkeit, objektiv verwirklicht durch eine
zweckentsprechend ausgewählte und gesetzmäßig geordnete Gesamtheit lexischer,
grammatischer und phonetischer Mittel.227
Innerhalb der Fußballsprache und –berichterstattung bilden die Periphrasen also eine
lexikalische Ebene der Realisation des bestimmten fußballsprachlichen Stils.
Demzufolge könnten wir schließen, dass die Funktion der Periphrasen der der
Fußballberichterstattung, die im vorigen Kapitel schon ausführlich behandelt wurde
(siehe Kapitel 3.3.), im Grunde entspricht. Die Periphrasen dienen also an erster Stelle
zur Information und Meinungsbildung, immer mehr aber auch zur Unterhaltung, weil
die gesamte Fußballberichterstattung diese allgemeinen Tendenzen aufweist.
Neben dieser allgemeinen Funktion, die allen Komponenten der Fußballsprache
zugeschrieben werden kann, erfüllen die Periphrasen in der Fußballberichterstattung
noch einige spezifischere Rollen. Dazu müssen wir erläutern, dass die Periphrasen
innerhalb einer sich ständig weiter verbreitenden, sowohl in der Fußballsprache als in
der allgemeinen Standardsprache, Tendenz zum Nominalstil beobachtet werden muss.
Mittels einer Periphrase kann man ausführliche Sätze zur Erklärung und
Informationsvermittlung einer bestimmten Sache, Person oder Erscheinung auf eine
einfachere Nominalgruppe reduzieren, was zu diesem Nominalstil führt. Schweickard
verknüpft den zunehmenden Gebrauch des Nominalstils auch mit einer knapperen und
expressiveren Ausdrucksweise:
227
Riesel: Stilistik der Deutschen Sprache. S.10
87
Mit dem Gebrauch nominaler Konstruktionen wird einerseits dem Erfordernis
räumlicher Ökonomie entsprochen, andererseits kann dadurch eine Steigerung der
Expressivität erreicht werden.228
Die Periphrasen, die als nominale Konstruktionen betrachtet werden können, tragen
unbestreitbar dazu bei, dass der zur Verfügung stehende Raum in der
Fußballberichterstattung der Printmedien optimal benutzt wird. So kann man, anstatt
bestimmte Merkmale eines Spielers innerhalb eines Spielberichts dem Bericht
hinzufügen zu müssen, den Namen des entsprechenden Spielers unmittelbar durch die
entsprechenden Merkmale ersetzen; z.B.:
„Wir sind kein Kanonenfutter mehr, sondern ein ernstzunehmender Gegner “, sagte
der 32jährige von den Bolton Wanderers. (DW – 61/133/29/4)229
statt:
„Wir sind kein Kanonenfutter mehr, sondern ein ernstzunehmender Gegner “, sagte
Jared Borgetti, der 32 Jahre alt ist und bei den Bolton Wanderers spielt.
Angesichts der beschränkten Raum- und Zeitbedingungen der Fußballberichterstattung
der Printmedien bieten die Periphrasen dem Sportjournalisten die Möglichkeit, viele
Informationen mittels eines möglichst knappen Ausdrucks zu vermitteln. Die
Periphrasen erfüllen einerseits also bestimmt eine sprachökonomische Funktion.
Andererseits kann der ausführliche Gebrauch von Periphrasen in der
Fußballberichterstattung dadurch erklärt werden, dass die Fußballsprache, laut Dankert,
immer mehr von „einer frappierenden und ermüdenden Gleichförmigkeit”230
gekennzeichnet wird. Wegen der immer zurückkehrenden und identischen
Spielsituationen hat der Berichterstatter nur ein beschränktes Arsenal an
Formulierungen zur Verfügung, was zu einer gewissen Monotonie und Eintönigkeit
führen kann. In dieser Hinsicht funktionieren die Periphrasen als Mittel zur Variation,
indem sie dem Berichterstatter erlauben, innerhalb eines Fußballberichtes nicht immer
den Namen einer Sache, Person oder Erscheinung zu verwenden, sondern die
Möglichkeit bieten, diesen Namen durch Umschreibungen, die auf die bestimmte Sache,
228
Schweickard: Die “cronaca calcistica”. S.49
Die Kode, die hinter diesem Beispiel steht, weist daraufhin, dass das Beispiel aus unserem
undersuchten Korpus kommt. Die Kode kann so verstanden werden: “Die Welt” - Jahrgang der Zeitung /
Nummer der Zeitung / Seite der Zeitung / Nummer, die wir dem Bericht erteilt haben. Auch der
Kursivdruck wurde von uns verwendet, weil wir die Periphrase innerhalb des Satzes zu betonen
versuchen. Ab hier werden also alle Beispiele, die in der vorliegenden Arbeit aufgenommen werden, auf
diese Art kodiert dargestellt werden.
230
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.58
229
88
Person oder Erscheinung hinweisen, zu ersetzen. Diese Umschreibungen bieten dem
Berichterstatter die Möglichkeit, die Monotonie seiner Berichte zu vermeiden, indem
sie Synonyme des Umschriebenen darstellen:
In der reichhaltigen Synonymik, die der Wortschatz der Spielberichte aufweist,
spiegelt sich das Bemühen der Chronisten, der Gefahr einer monotonen und
stereotypen Beschreibung entgegenzuwirken, die angesichts der Zeitnot und der
geringen strukturellen Variation des Spielablaufs droht.231
Ein Bericht mit unterschiedlichen Arten, etwas zu repräsentieren, wirkt beträchtlich
weniger monoton als die ständige Wiederholung des Namens des Antezedens; z.B:
Mit seinem schamlosen Elfmeterschinden hat sich der Star vom FC Chelsea in
England einen schlechten Ruf eingehandelt. […] Die Fußball-Experten hingegen
werden die Zeitlupenstudien mit größter Aufmerksamkeit verfolgen, wenn der
Stürmer des FC Chelsea London fällt. […] So dürfte es für den Mann von der
Elfenbeinküste die reinste Erholung sein, wenn er heute im Spiel gegen Argentinien
einmal nicht im Mittelpunkt der britischen Boulevardpresse steht. Diese hat dem
28jährigen mittlerweile ohnehin seinen Aufenthalt auf der Insel ordentlich
verhagelt. […] (DW – 61/133/29/1)
statt:
Mit seinem schamlosen Elfmeterschinden hat sich Didier Drogba in England einen
schlechten Ruf eingehandelt. […] Die Fußball-Experten hingegen werden die
Zeitlupenstudien mit größter Aufmerksamkeit verfolgen, wenn Didier Drogba fällt.
[…] So dürfte es für Didier Drogba die reinste Erholung sein, wenn er heute im
Spiel gegen Argentinien einmal nicht im Mittelpunkt der britischen Boulevardpresse
steht. Diese hat Didier Drogba mittlerweile ohnehin seinen Aufenthalt auf der Insel
ordentlich verhagelt. […]
Darüber hinaus kann der Sportjournalist, indem er für übertragene Periphrasen
wählen kann, auch die Expressivität seines Berichtes steigern. Diese Periphrasen
gründen also auf die Hervorhebung metaphorischer oder metonymischer Merkmale des
Antezedens, die nicht selten übertrieben werden. Die Periphrasen tragen in der
Fußballberichterstattung also, paradoxerweise, gleichzeitig zur Knappheit und zur
Expressivität eines Fußballberichtes bei.
4.3. Die Realisation der Periphrasen in der Fußballberichterstattung
Aus der Beschreibung der Funktion der Periphrasen in der Fußballberichterstattung
hat sich erwiesen, dass diese Stilfigur ein bedeutender Bestandteil dieser
Berichterstattung und Sondersprache bildet. Innerhalb der Fußballberichterstattung
231
Schweickard: Die “cronaca calcistica”. S.118
89
können die Periphrasen in drei Teilkategorien aufgeteilt werden; es gibt Personen-,
Mannschafts- und Sachenperiphrasen. Diese letzte Kategorie ist eher beschränkt und
kann auch kaum auf inhaltliche und strukturelle Weise erklärt werden, weil es hier vor
allem um vereinzelte Fälle handelt, die nicht zusammenfassend betrachtet werden
können. Bei den Personen- und Mannschaftsperiphrasen dagegen wäre es angewiesen,
diese zwei Kategorien weiter zu differenzieren, wegen ihrer Vielfalt und
Verschiedenartigkeit innerhalb der Fußballberichterstattung. Darüber hinaus gehen wir
aus von einer klaren Unterscheidung zwischen individuellen und gemeinsprachlichen
Periphrasen, weil dieser Unterscheid in der Fußballberichterstattung doch eine
beträchtliche Rolle spielt. Wir können dieser Tatsache noch hinzufügen, dass die
individuellen Periphrasen meistens „logisch“ und „bildhaft“ sind, während die
gemeinsprachlichen oft eher „übertragen“ und „bildlich“ sind. Überlappungen sind
jedoch immer noch möglich.
4.3.1. Die individuellen Periphrasen
Wie eher schon erwähnt (siehe Kapitel 4.1.), handelt es sich bei den individuellen
Periphrasen um Umschreibungen einer bestimmten Sache, Person oder Erscheinung, die
sehr allgemein sind. Diese Periphrasen können also auf jede beliebige Sache, Person
oder Erscheinung hinweisen, und man braucht also das Antezedens, um diese
Umschreibung zu verstehen. So kann z.B. Der 22-jährige Mittelfeldspieler sowohl auf
einen bestimmten Spieler A als auf einen bestimmten Spieler B hinweisen und ohne den
Kontext kann man unmöglich schließen, um welchen Spieler es sich handelt. Wir
können diese individuellen Periphrasen also fast als eine Art „Passe-Partout“-Formel
betrachten, indem immer dieselben Formulierungen auf veränderliche Sachen, Personen
oder Erscheinungen angewandt werden können.
4.3.1.1. Individuelle Personenperiphrasen
Bei den individuellen Personenperiphrasen gründet die Umschreibung eines
bestimmten Spielers oder Trainers – denn in den meisten Fällen berücksichtigen die
Periphrasen in der Fußballberichterstattung diese Personen – oft auf einem bestimmten
objektiv wahrnehmbaren Merkmal. Die Periphrase hebt ein bestimmtes Merkmal der
Person hervor, die jede andere Person auch besitzt, sei es nicht im selben Maße. Oft
90
handelt es sich hier um das Alter eines Spielers oder Trainers (z.B. der 22-jährige
usw.), die Position oder Profession der Person (z.B. der Mittelfeldspieler, der
Verteidiger, der Bundestrainer usw.), die Herkunft (z.B. der Brasilianer, der gebürtige
Münchner usw.), bestimmte Eigenschaften des Spielers (z.B. der Dauerbrenner, der
Torschütze usw.) usw. Hinzu kommen auch noch die von Gasser genannten
“Personenbezeichnungen, die von geographischen Eigennamen abgeleitet”232 sind;
darunter verstehen wir die Personenperiphrasen, die eine Umschreibung eines Spielers
darbieten, indem sie den Verein des Spielers mit der Stadt des Vereins gleichschalten
(z.B. der Münchner [für einen Spieler des FC Bayern München oder 1860 München],
der Dortmunder [für einen Spieler des Borussia Dortmund]). Bei einer solchen
Periphrase könnte man den Eindruck bekommen, dass der umschriebene Spieler
Einwohner der genannten Stadt ist. Das ist aber keine Notwendigkeit, die Stadt wird nur
als Synonym für den Verein gesehen, und so wird der Spieler fast als “Einwohner” der
Stadt repräsentiert (wie also z.B. der Münchner). Die individuellen
Personenperiphrasen sind also sehr verschiedenartig und können darüber hinaus ohne
jede zeitliche oder räumliche Beschränkung auf jede beliebte Person angewandt werden.
4.3.1.2. Individuelle Mannschaftsperiphrasen
Weil der Fußball eine Mannschaftssportart ist, darf es keinem Zweifel unterliegen,
dass es innerhalb der Fußballsprache und –berichterstattung sehr viele
Mannschaftsperiphrasen gibt. Bei den individuellen Mannschaftsperiphrasen wird oft
ein bestimmtes geographie- oder leistungsbezogenes Merkmal hervorgehoben, das die
Mannschaften voneinander unterscheidet. So werden Mannschaften oft mittels
individuellen Periphrasen, die basieren auf geografischen Elementen (z.B. die
Bochumer, die Gastgeber [diese Periphrase kann als geographisch betrachtet werden,
indem man die Tatsache, dass die Mannschaft zu Hause spielt, betont], der Revierclub
[hier für Borussia Dortmund] usw.), auf ortspezifischen Elementen (z.B. die
Domstädter [hier für den 1.FC Köln] usw.), auf den Farben der Mannschaft (z.B. Die
Blauen [für z.B. Schalke 04] usw.), auf heutigen oder ehemaligen Leistungen (z.B. der
Tabellenführer, der Absteiger, der Meister usw.), auf einem Teil des Vereinsnamens
232
Gasser, Herbert: “Elf, Team, Mannschaft. Zu den Mannschaftsbezeichnungen in Fußballberichten der
Tageszeitungen “Neues Deutschland, “Die Presse” und “Süddeutsche Zeitung””. In: Linguistische
Studien 3. Festgabe für Paul Grebe zum 65. Geburtstag. Hg. von Hugo Moser. Düsseldorf, 1973, S.60
91
(z.B. die Eintracht [für die Eintracht Frankfurt], 96 [für Hannover 96], die 05’er [für
Mainz 05], usw.) usw. Die Möglichkeiten zur Gestaltung der individuellen
Mannschaftsperiphrasen sind also wenn möglich noch zahlreicher und vielfältiger als
die der individuellen Personenperiphrasen, was sich selbstverständlich dadurch erklären
lässt, dass in Berichten eines Fußballspiels die kollektive Mannschaft oft als
Gegenstand des Berichts verwendet wird.
4.3.2. Die gemeinsprachlichen Periphrasen
Im Gegensatz zu den individuellen weisen die gemeinsprachlichen Periphrasen
immer nur auf eine bestimmte Sache, Person oder Erscheinung hin. Innerhalb der
Fußballberichterstattung handelt es sich hier um Bezeichnungen für Spieler oder
Mannschaften, die ursprünglich zum Sportjargon gehörten, aber im Laufe der Zeit von
den Print- und anderen Medien bemerkt und verwendet wurden, und so allmählich den
Fachjargon und die Reportsprache der Fußballsprache infiltriert haben. Wegen ihres
einzigartigen Charakters kommen sie in der Fußballberichterstattung viel weniger vor
als die individuellen Periphrasen. Dennoch sind sie ein sehr wichtiger Bestandteil für
die Fußballsprache, weil es vor allem diese gemeinsprachlichen und oft übertragenen
Periphrasen sind, die zur Expressivität der Fußballberichterstattung beitragen.
4.3.2.1. Gemeinsprachliche Personenperiphrasen
Innerhalb der Fußballberichterstattung bilden die gemeinsprachliche
Personenperiphrasen eine in Umfang eher kleine, aber nicht unwichtige Gruppe.
Dankert spricht hinsichtlich dieser gemeinsprachlichen Personenperiphrasen von
„hyperbolischen Beinamen“233, die oft einem Fußballspieler beigelegt werden:
[...] bei der Prägung von neuen hyperbolischen Beinamen, die einem Sportler – wie
auch sonstige Übernamen – als Kennmarken umgehängt werden, die ihn sowohl
kennzeichnen als auszeichnen sollen, und von denen sich einige in der gesamten
Sportkommunikation durchzusetzen pflegen, [...]234
Die gemeinsprachlichen Personenperiphrasen können wir also als „Beinamen“
umschreiben, und diese Beinamen werden vor allem dadurch gekennzeichnet, dass sie
bestimmte Merkmale der Spieler vergrößern und verherrlichen und so zum immer
233
234
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.73
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.73
92
zunehmenden Starkult beitragen. Deswegen darf man den Einfluss der Verwendung
dieser gemeinsprachlichen Personenperiphrasen laut Dankert nicht unterschätzen:
Die Funktion dieser Beinamen wird sicher unterschätzt, wenn man sie nur als
schmückende Beiwörter interpretiert; sie werden häufig in den Schlagzeilen
verwendet und dienen nicht selten als Stützpfeiler oder markante
Orientierungspunkte in Spielberichten.235
Für das Wesen der Fußballsprache haben diese übertriebenen Beinamen also bestimmt
eine beträchtliche Rolle, indem sie zum Teil dafür verantwortlich sind, dass die
Fußballberichterstattung – und mit ihr auch die gesamte Fußballsprache – immer mehr
zum Starkult und zum Superlativstil evoluiert. Dennoch wäre es übertrieben, zu
behaupten, dass diese Beinamen die Fußballberichterstattung dominieren, weil sie nur
in beschränktem Maße in den Spielberichten vorzufinden sind. Dafür können wir zwei
Gründe formulieren: einerseits ist der Fußball kein individueller Sport, es ist eine
Mannschaftssportart, und daher ist es für einzelne Spieler schwieriger, sich einen
außerordentlichen Status und entsprechenden Beinamen zu erarbeiten; und andererseits
werden solche prägenden Beinamen einem Spieler fast nur im Nachhinein zugewiesen.
Der Spieler muss zuerst sehr besondere sportliche Leistungen liefern, und erst dann –
und dies geschieht oft erst nach der Fußballkarriere des Spielers – bekommt ein Spieler
einen solchen Beinamen. Seltener ist es so, dass Spielern schon während ihrer aktiven
Karriere ein Beiname verliehen wird.
Obwohl gemeinsprachliche Personenperiphrasen in der gesamten Fußballsprache
also eher wenig vertreten sind, sind sie doch ein wesentlicher Teil dieser Sondersprache.
Vor allem auf sprachlicher Ebene sind sie sehr interessant, weil es sich hier um
bestimmte Bezeichnungen handelt, oft im übertragenen Sinne, die nur auf einen
bestimmten Spieler hinweisen können. So gründen diese Periphrasen oft auf einer
Metapher (z.B. der Oktopode [für Zinedine Zidane, weil er auf dem Platz
allgegenwärtig ist], der Kaiser [für Franz Beckenbauer, wegen seines eleganten
Spielstils und der Tatsache, dass er einst im Hintergrund mit einer Büste des
österreichischen Kaisers photographiert wurde] usw.), auf einer Metapher mit
geographischem Bezug (z.B. die Katze von Anzing [für Sepp Maier, gebürtigen
Anzinger und Torwart mit katzenhaften Reflexen], der Maradona der Karpaten [für
Gheorghe Hagi, der kleine rumänische Spielmacher, der physisch und in seinem
235
Dankert: Sportsprache und Kommunikation. S.73
93
Spielstil Maradona ähnelte] usw.), Metonymien (z.B. der schwarze Panther [für Lev
Yashin, der Torwart, der immer schwarz gekleidet war und auch für seine katzenhafte
Reflexen bekannt war], die Nummer 14 [für Johan Cruyff, der mit dieser Nummer
gleichgesetzt wird] usw.) usw. Die größten Spieler aus der Fußballgeschichte
bekommen alle ihren eigenen hyperbolischen Beinamen, der ihre legendäre Reputation
nur erhöht. Sprachlich gesehen erweisen sich diese Beinamen auch als eine
Besonderheit, indem sie einen deutlichen onymischen Charakter haben und als feste
Formulierungen Synonyme für die Eigennamen darstellen.
4.3.2.2. Gemeinsprachliche Mannschaftsperiphrasen
Im Gegensatz zu den gemeinsprachlichen Periphrasen, deren Anzahl angesichts der
gesamten Fußballberichterstattung eher beschränkt ist, bilden die gemeinsprachlichen
Mannschaftsperiphrasen eine weitaus beträchtlichere Gruppe. Die größere Vielfalt
dieser Periphrasen kann dadurch erklärt werden, dass die meisten Fußballmannschaften
(aus den höchsten Divisionen) eine sehr reiche und gefüllte Tradition haben und dass
die Fans dieser Mannschaften schon lange bestimmte Beinamen für ihren favoriten
Verein formuliert haben, die allmählich ihren Weg in der gesamten Fußballsprache
gefunden haben. Die Produktion und Verwendung dieser hyperbolischen Beinamen
kann also zum Teil durch die Tatsache gedeutet werden, dass die Fans einer bestimmten
Mannschaft solche Periphrasen zur Identifikation mit dieser Mannschaft formulieren.
Hinzu kommt noch, wie schon eher erwähnt wurde, dass der Fußball eine
Mannschaftssportart ist und dass in Spielberichten den Namen einer Mannschaft sehr
oft verwendet wird, was hinsichtlich der drohenden Monotonie zu der Verwendung
einer hyperbolischen Alternative führt. In den nächsten Kapiteln werden wir versuchen,
eine – aber keine exhaustive – Liste von einigen der wichtigsten Möglichkeiten zur
hyperbolischen Prägung bei der Bezeichnung von Mannschaften zu formulieren.
4.3.2.2.1. Gemeinsprachliche Mannschaftsperiphrasen, die auf Tieren basieren
Bei der Bildung von gemeinsprachlichen Mannschaftsperiphrasen ist es sehr üblich,
die Mannschaft mit einem bestimmten Tier zu vergleichen. Tieren wird oft eine ganz
spezifische sportliche Qualität zugewiesen, mit der eine Mannschaft und deren Fans
sich gerne identifizieren wollen. Dass kann also zum Teil die Anzahl der
94
gemeinsprachlichen Mannschaftsperiphrasen, die sich auf einen Vergleich mit
bestimmten Tieren gründen, erklären. So finden wir z.B. Periphrasen, die nach dem
Wappen des Fußballvereins (z.B. die Zebras [für die MSV Duisburg, deren Wappen ein
Zebra ist], die Geißböcke [für den 1. FC Köln, mit einem Geißbock im Vereinswappen])
gebildet werden; Periphrasen, die eine Ähnlichkeit mit einem Tier aufgrund des
Vereinsnamens aufweisen (z.B. die Wölfe [für VfL Wolfsburg]); Beinamen aufgrund
einer Qualität des Tieres (z.B. die Fohlen [für Borussia Mönchengladbach, weil sie in
den 70er Jahren mit einer sehr jugendlichen und begeisterten Mannschaft spielten]);
Periphrasen gebildet nach besonderen Tieren in eigener Gegend – diese Art von
Mannschaftsperiphrasen finden wir vor allem bei afrikanischen Nationalmannschaften
(z.B. die unzähmbaren Löwen [für Kamerun], die Elefanten [für die Elfenbeinküste]);
usw.
4.3.2.2.2. Die Farbe für die Mannschaft “\l 5
Die Farbsymbolik spielt innerhalb des Fußballs und der Fußballberichterstattung
eine sehr wichtige Rolle. Die Tatsache, dass zwei Mannschaften auf dem Fußballspiel
gegenüber einander stehen und miteinander in den Wettkampf treten, wird dadurch
symbolisiert, dass sie in unterschiedlichen Farben gekleidet sind. Diese besondere
Situation – die an die Schlachten des 18. und 19. Jahrhundert, mit den vielfarbigen
Uniformen der Soldaten, erinnert – erklärt schon größtenteils den erheblichen Anteil der
Kriegsmetaphorik in der Fußballberichterstattung und zu gleicher Zeit auch die
Wichtigkeit der Farben im Fußball; die Farben einer Mannschaft sind zum Symbol der
Mannschaft geworden:
[…] denn neben Vereinswappen und Emblemen, neben zu Symbol und Synonym
gewordenen Tieren […] sind es nicht zuletzt die Vereinsfarben, die – im
„Fahnenmeer‟ des Stadions – Zugehörigkeit signalisieren und Identifikation stiften
und als solche ja ebenfalls zu festen Begriffen geworden sind […]236
In dieser Hinsicht müssen wir den klaren Unterschied zwischen gemeinsprachlichen
und individuellen Periphrasen erwähnen; beide beschäftigen sich mit den Farben einer
Mannschaft. Während die individuellen Periphrasen die Farben zur Bezeichnung einer
Mannschaft verwenden, die auf jede Mannschaft mit denselben Farben verweisen kann
236
John, Johannes: “Kleiderordnungen. Feldstudien.” In: Warum Fußball? Kulturwissenschaftliche
Beschreibungen eines Sports. Hg. von Matías Martínez. Bielefeld, 2002, S.60
95
(z.B. die Roten kann auf jede Mannschaft, die in Rot spielt, hinweisen), verweisen die
gemeinsprachlichen Periphrasen mit ihrer verfestigten Farbsymbolik nur auf eine
einzige Mannschaft (z.B. die Königsblauen kann nur auf die Schalke 04 hinweisen).
Auch innerhalb dieser Farbsymbolik können wir unterschiedliche
Verwendungsweisen sehen; so gibt es z.B die Benennungen, bei denen die Farbe für die
Mannschaft genannt wird (z.B. die Königsblauen [für die Schalke 04]); Beinamen, bei
denen nur die Farbe eines Teils des Anzugs genannt wird (z.B. die Rothosen [für
Hamburger SV]); Periphrasen, bei denen die Farbe Teil einer Metapher ist (z.B. das
Gelbe U-Boot [für FC Villareal, dessen ganze Anzug gelb ist], die Kanarienvögelchen
[für die Nationalmannschaft von Brasilien, die in Kanarienvogelgelb gekleidet ist]);
Periphrasen für ausländische Mannschaften, die fremdsprachige Elemente enthalten
(z.B. die Reds [für FC Liverpool], die Rossoneri [für AC Mailand], die Azulgrana [für
FC Barcelona]), usw. Die fremdsprachigen Elemente, die so ihren Eingang in die
Fußballberichterstattung finden, werden von Schweickard als Teil des Superlativstils
betrachtet:
[…] darüber hinaus gilt heute auch noch, daß sich der Berichterstatter mit der
Verwendung fremdsprachiger Termini bisweilen den Anstrich besonderer
Kompetenz geben will, wobei die Grenzen zum “Imponiergehabe” […] sicher
fließend sind; über den fachbezogenen Beriech hinaus dient die Verwendung
fremdsprachiger Lexeme oft auch zur Vermittlung eines gewissen Lokalkolorits.237
Aus diesem Zitat stellt sich schon wieder heraus, dass die Verwendung der
gemeinsprachlichen Periphrasen vor allem zur zunehmenden Expressivität der
Fußballberichterstattung führen kann. Ungeachtet dieser Tatsache kann die wichtige
Bedeutung der Farbsymbolik bei den Periphrasen in der Fußballberichterstattung nicht
verneint werden.
4.3.2.2.3. Hervorhebung eines Elements der Mannschaft
Auch bei dieser Subkategorie der gemeinsprachlichen Mannschaftsperiphrasen wird
ein bestimmtes Merkmal der Mannschaft bei der Periphrase metonymisch
hervorgehoben. Es kann sich hier um die unterschiedlichsten Merkmale handeln, wie
z.B. die Hervorhebung eines Elements des Vereinsnamens (z.B. die Arminen [für die
Arminia Bielefeld], die Königliche [für Real Madrid], die Pharaonen [für die
237
Schweickard: Die “cronaca calcistica”. S.68
96
ägyptische Nationalmannschaft]) oder die Hervorhebung des Elements des
Auserwähltseins (z.B. die Mannschaft [für die deutsche Nationalmannschaft], die
Seleção [für die brasilianische Nationalmannschaft]).
4.3.2.2.4. “Semi-gemeinsprachliche” Mannschaftsperiphrasen
Eine letzte Subkategorie, die wir hier nennen werden, ist eine eher
außergewöhnliche. Es handelt sich hier um Mannschaftsperiphrasen, die weder
individuell noch völlig gemeinsprachlich sind. Diese Mannschaftsperiphrasen weisen
nämlich nicht auf eine einzige, aber auch nicht auf jede beliebige Mannschaft hin. Es
sind Bezeichnungen, die an zwei oder drei Mannschaften referieren, und deswegen von
uns als “semi-gemeinsprachlich” betrachtet werden. Oft wird die Tatsache, dass diese
Periphrasen auf mehrere Mannschaften hinweisen, dadurch verursacht, dass die
Periphrase auf Mannschaften aus verschiedenen Ländern zutrifft, was die Entstehung
der Periphrase in unterschiedlichen geographischen Bedingungen und unabhängig
voneinander erklären könnte. So finden wir z.B. die Alte Dame, die sowohl als
Periphrase von Juventus Turin als auch von der Hertha Berlin betrachtet werden kann;
oder die Roten Teufel, eine Periphrase die sowohl auf Manchester United, den 1.FC
Kaiserslautern als auf die belgische Nationalmannschaft zutrifft.
Zusammenfassend könnten wir festhalten, dass die gemeinsprachlichen
Mannschaftsperiphrasen eine sehr wichtige Teilkategorie der Fußballsprache bilden,
indem sie dem Berichterstatter erlauben, seine Sprache viel expressiver und
abwechslungsreicher zu gestalten und ihm auch erlauben, seine Sachkenntnisse
ausführlich zu zeigen. Darüber hinaus tragen die gemeinsprachlichen
Mannschaftsperiphrasen sehr stark zum außerordentlichen Wortschatz der
Fußballsprache bei.
5. Untersuchung der Periphrasen in der WM-Berichterstattung der “Welt”
5.1. Allgemeine Vorbemerkungen der Untersuchung
5.1.1. Rahmenbedingungen der Untersuchung
97
Die vorliegende Arbeit enthält eine Untersuchung des Gebrauchs der Periphrasen in
der Fuβballberichterstattung innerhalb der Weltmeisterschaft Fuβball von 2006. Als
Gegenstand unserer Untersuchung sind wir von der WM-Berichterstattung der „Welt“
ausgegangen und aus dieser Zeitung haben wir alle Fuβballberichte, die zwischen dem
10. Juni und dem 11. Juli 2006 erschienen sind, untersucht. Der Grund der
Entscheidung, die Periphrasen in der Fuβballberichterstattung der „Welt“ zu
untersuchen, liegt in der Tatsache, dass es sich hier um eine überregionale Zeitung
handelt, die also auf das ganze deutschsprachige Gebiet Bezug nimmt. „Die Welt“, weil
sie eine überregionale Qualitätszeitung zu sein versucht, verwendet – angesichts ihrer
Absicht, ein möglichst groβes nationales Publikum zu erreichen – ausschlieβlich die
Standardsprache. Deswegen ist die Fuβballsprache in der WM-Berichterstattung der
„Welt“ auch repräsentativ für die gesamte Fuβballsprache (der Medien) im
deutschsprachigen Gebiet, weil sie einerseits in ihrer Berichterstattung immer die
Standardsprache handhabt und so umgangssprachliche Elemente der Fuβballsprache
vermeidet, und sich andererseits vor allem mit den wichtigeren Fuβballveranstaltungen
beschäftigt; sie ist nicht an irgendeine Region gebunden und braucht also nicht
übermäβig über bestimmte regionale Mannschaften zu berichten und kann also eine
neutrale Berichterstattung anbieten. Darüber hinaus ist die „Welt“, wegen der Tatsache,
dass sie eine überregionale Zeitung mit Anspruch auf hohe Qualität ist, weniger anfällig
für die Kritik, die oft an der Fuβballberichterstattung geäuβert wird. Als
Qualitätszeitung richtet sie sich viel weniger auf Übertreibung und Steigerung als z.B.
die Boulevardpresse. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Fuβballberichterstattung der
„Welt“ über die Kritik – in dem Maβe, dass diese an sich überhaupt nicht immer zu
Recht geäuβert wird – vollständig erhaben ist, aber nur, dass sie wegen ihrer mehr
ausbalancierten Sprachpflege und Berichterstattung dieser Kritik weniger unterliegt.
Daher haben wir unsere Untersuchung der WM-Berichterstattung der „Welt“ gewidmet.
Wir haben uns dabei auch dafür entschieden, die Berichterstattung einer FuβballWeltmeisterschaft zu berücksichtigen. Eine solche Fuβball-WM ist nämlich nach den
Olympischen Spielen die zweitgröβte Sportveranstaltung in der gegenwärtigen
Gesellschaft; die Bedeutung einer Fuβball-WM auf Weltebene kann also nicht
unterschätzt werden:
98
Eine Fuβball-WM ist praktisch die Sportveranstaltung schlechthin und damit auch
ein globales Ereignis ersten Ranges nicht nur für die Sportwelt.238
Wipper betont neben der sportlichen Bedeutung der WM auch die wirtschaftliche, die
selbstverständlich eine Rolle spielt. Weltweit erzielen die Fernsehsendungen der WM
Milliarden Zuschauer in mehr als 200 Ländern, und das führt zu enormen
wirtschaftlichen Möglichkeiten; die sehr groβe wirtschaftliche Opportunität einer WM
beweist a fortiori die Dreiecksbeziehung zwischen Fuβball, Medien und Wirtschaft:
Denn bei einer WM als Höhepunkt des Sportgeschehens tritt das
Beziehungsgeflecht zwischen Sport, Publikum, Massenmedien und der Wirtschaft
mehr als nachdrücklich zutage.239
Wegen der groβen Wichtigkeit der Fuβball-Weltmeisterschaft widmen die
Massenmedien dieser WM auch sehr viel Aufmerksamkeit. Während der Sport
innerhalb der gesamten Berichterstattung der „Welt“ normalerweise nur zwei oder drei
Seiten beträgt, bestand alleine die Fuβballberichterstattung während der WM schon
täglich aus 7 Seiten. Vier Wochen lang – und vor allem weil die WM 2006 in
Deutschland stattgefunden hat – war die Fuβballberichterstattung der dominierende Teil
der „Welt“, und angesichts dieser enormen Quantität und Vielfalt der Berichterstattung
erschien eine Untersuchung der Fuβballberichterstattung einer WM uns am
sinnvollsten.
Selbstverständlich bekommt man wegen des unterschiedlichen Ausgangspunkts bei
der Untersuchung der WM-Berichterstattung einigermaβen andere Ergebnisse als bei
einer Untersuchung der Bundesliga-Berichterstattung. Zuerst handelt es sich bei einer
WM um ein Turnier, also nicht um eine wirkliche Meisterschaft, in der die
regelmäβigste Mannschaft belohnt wird. Eine WM ist auf eine ganz andere Art und
Weise gestaltet, indem man nur 7 Spiele gewinnen muss, um den Pokal zu gewinnen.
Diese andere Grundposition, die auch durch unmittelbare Ausscheidung geprägt wird,
bietet einen viel prägnanteren und spannenderen Verlauf, der auch seine Folgen für die
Berichterstattung haben wird.
Zweitens sind die Teilnehmer einer WM Nationalmannschaften, während die
gewöhnlichen Meisterschaften aus Mannschaften bestehen, die einer bestimmten Stadt
oder einer bestimmten Gegend gehören. Während die alltäglichen Mannschaften die
238
239
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.124
Wipper: Sportpresse unter Druck. S.127
99
Arbeitsgeber der Spieler sind und die Spieler deshalb zu jeder beliebigen Mannschaft
transferiert werden können, kann man innerhalb einer solchen Mannschaft unter den
Spielern die verschiedensten Nationalitäten finden. Bei einer Nationalmannschaft ist so
etwas natürlich unmöglich, weil die Spieler alle demselben Land angehören müssen.
Dieser Unterschied schafft eine andere Betrachtungsweise innerhalb der WMBerichterstattung, weil man hier nicht mittels der Nationalität des Spielers zwischen den
Spielern unterscheiden kann. Obwohl sich die Meisterschaften von der WM in
bestimmten organisatorischen Punkten unterscheiden, führt dies allerdings nicht zu
wesentlichen – und bestimmt nicht zu relevanten – Unterschieden in der
Fuβballberichterstattung.
5.1.2. Vorüberlegungen zur Untersuchung
Trotz der unterschiedlichen – aber nur oberflächlichen – Bedingungen sieht die
alltägliche Fuβballberichterstattung der WM-Berichterstattung sehr ähnlich, und
deshalb ist eine Untersuchung dieser Berichterstattung sicher angebracht, um die
Fuβballsprache und –berichterstattung zu untersuchen. Wir haben uns denn auch, wie
schon eher erwähnt, mit der WM-Berichterstattung der „Welt“ zwischen dem 10. Juni
und dem 11. Juli 2006, also mit der Berichterstattung der WM 2006 beschäftigt, und zu
diesem Zweck haben wir aus dieser Periode 646 Berichte gelesen. Die Berichte wurden
auch in unterschiedliche Kategorien aufgeteilt: Spielberichte (Berichte, die den Verlauf
eines bestimmten Spiels beschrieben), Vorberichte (Vorbesprechungen des Spiels),
Nachberichte (Nachbesprechungen des Spiels), Nebenberichte (Berichte über
Randerscheinungen, Fuβballgeschichte usw.), Personenberichte (Berichte über einen
bestimmten Spieler, Trainer oder irgendwie an der WM Beteiligten), Interviews und
Kommentarberichte (Berichte, die eine Meinung über die WM oder ein Spiel enthalten).
Sehr auffällig bei der Berücksichtigung dieser unterschiedlichen Kategorien ist die
Tatsache, dass es nur 25 wirkliche Spielberichte gab, obwohl während der WM 64
Spiele stattgefunden haben. Obwohl das zum Teil dadurch relativiert werden kann, dass
wir die „Welt am Sonntag“ nicht untersucht haben, bleibt es seltsam, dass bei weniger
als der Hälfte der Spiele wirklich über den Spielverlauf berichtet wurde. Die
Fuβballberichterstattung in der „Welt“ berücksichtigt also die Tendenz, dass die meisten
Menschen schon einiges über den Spielverlauf erfahren haben, und richtet sich also
100
vielmehr auf Hintergrund und Analyse, was auch von den Fuβballsprachenforschern als
Notwendigkeit genannt wurde.
Aus den untersuchten Berichten wurden die Periphrasen entnommen, die wir näher
betrachten werden. Die Periphrasen wurden ebenfalls in Kategorien aufgeteilt: wir
unterscheiden zwischen Personenperiphrasen, Mannschaftsperiphrasen,
Sachenperiphrasen und bestimmten Abkürzungen. Die letzte Kategorie kann eher als
Sonderkategorie betrachtet werden, da wir diese Abkürzungen als Periphrase gesehen
haben, weil sie eine Umschreibung eines Antezedens darstellen (z.B. WM für
Weltmeisterschaft, DFB für Deutscher Fuβball Bund), aber wir haben sie nicht weiter
berücksichtigt, weil sie im Grunde keine spezifische sprachliche Besonderheit bilden
und deshalb auch innerhalb der Fuβballberichterstattung eine eher unbeträchtliche Rolle
erfüllen.
In den 646 von uns untersuchten Fuβballberichten aus der „Welt“ haben wir 3486
Periphrasen vorgefunden, was durchschnittlich auf ungefähr fünf Periphrasen per
Fuβballbericht weist. Zuerst haben wir die Länge der Periphrasen aus diesen
Fußballberichten untersucht, weil Riesel behauptete, dass die Periphrase meistens eine
Wortgruppe, einen Satz oder mehrere Sätze lang ist. Im untersuchten Korpus waren
90,5 % der Periphrasen eingliedrig, 7,7 % zweigliedrig und 1,8 % drei- oder mehr als
dreigliedrig. Wir haben als ein Glied jede von den anderen Teilen der Periphrase
ebgetrennte Informationspartikel betrachtet, also jeden Teil, der, innerhalb einer
Periphrase, zusätzliche Auskünfte bot. Selbstverständlich sind die Abkürzungen immer
eingliedrig, und sie können denn auch ignoriert werden, aber selbst dann erweisen die
eingliedrigen Periphrasen sich immer noch weitaus als die Mehrzahl (85,7 % gegenüber
11,6 % und 2,7 % für bzw. die zwei- und die mehrgliedrigen). Innerhalb der
Fußballberichterstattung sind sehr kurze Periphrasen, weil sie zur Knappheit des
Ausdrucks beitragen, also eher Regel als Ausnahme.
Neben einer Untersuchung der Länge der Periphrasen haben wir die 3486
Periphrasen also in die vier genannten Kategorien aufgeteilt: sie bestanden zu 29 % aus
Mannschaftsperiphrasen, zu 34,7 % aus Personenperiphrasen, zu 33,7 % aus
Abkürzungen und zu 3 % aus Sachenperiphrasen. Weil die Abkürzungen sprachlich so
gut wie uninteressant und unbedeutend sind und die Sachenperiphrasen wegen ihrer
beschränkten Zahl in dieser Untersuchung der Fuβballberichterstattung nicht relevant
101
sind, werden wir sie in dieser Arbeit nicht weiter berücksichtigen. Die wichtigsten
Periphrasen innerhalb der Fuβballberichterstattung sind also die Personenperiphrasen,
die auf einen bestimmten Spieler oder Trainer hinweisen, und die
Mannschaftsperiphrasen, die auf eine bestimmte (National-)Mannschaft hinweisen, und
wir werden diese Periphrasen auch am ausführlichsten berücksichtigen.
Neben diesem Unterschied zwischen Mannschafts- und Personenperiphrasen wird
noch ein zweiter Unterscheid für diese Untersuchung sehr wichtig sein, nämlich der
Unterschied zwischen individuellen und gemeinsprachlichen Periphrasen (siehe Kapitel
4.1.). Obwohl die individuellen Periphrasen den gemeinsprachlichen in Anzahl weitaus
überlegen sind (die gemeinsprachlichen Periphrasen machen nur 3,3 % der gesamten
Periphrasen aus; wenn wir die Abkürzungen, die niemals gemeinsprachlich sein
können, nicht berücksichtigen 5 %), werden wir zu zeigen versuchen, dass diese
gemeinsprachlichen Periphrasen dennoch eine sehr wichtige und sogar unentbehrliche
Rolle innerhalb der Fuβballberichterstattung erfüllen.
5.2. Untersuchung der individuellen Periphrasen
Bevor wir mit der Besprechung der Ergebnisse der Untersuchung anfangen, müssen
wir zuerst bemerken, dass wir es bei der Aufteilung der Periphrasen nach ihrem
unterschiedlichen Informationscharakter vorgezogen haben, bei mehrgliedrigen
Periphrasen jeden Teil, jedes Glied der Periphrase als eine unterschiedliche
Informationseinheit zu betrachten und so all diese Informationen getrennt in die
Aufteilung der Periphrasen einzustufen. Anhand eines Beispiels wäre diese Methode
einfacher zu erklären:
Der Mittelfeldspieler von Ajax Amsterdam absolvierte nach überstandener
Knöchelprellung die komplette Übungseinheit. (DW – 61/133/27/3)
Obwohl es sich hier um eine Personenperiphrase und also ein Antezedens handelt
(nämlich Wesley Sneijder), haben wir aus dieser Periphrase zwei unterschiedliche
Informationsträger (hier die Position des Spielers und die Mannschaft, für die er spielt)
destilliert. Weil es sonst fast unmöglich ist, die mehrgliedrigen Periphrasen einer
Kategorie zuzuordnen, haben wir uns für diese Betrachtungsweise entschieden.
5.2.1. Die individuellen Personenperiphrasen
102
Die Personenperiphrasen bildeten in der Untersuchung der Periphrasen der WMBerichterstattung mit 34,7 % der gesamten Periphrasenzahl ganz klar die größte
Gruppe, was auch zum Teil dadurch erklärt werden kann, dass die
Fußballberichterstattung der „Welt“ aus sehr vielen Personenberichten bestand. In
dieser Hinsicht können wir auch die Tendenz der Fußballberichterstattung situieren,
sich immer mehr mit dem Treiben eines Starkults zu beschäftigen. Die einzelnen
Fußballer werden innerhalb der Fußballberichterstattung als immer wichtiger
dargestellt, obwohl der Fußball im Grunde eine Mannschaftssportart ist und die
Individuen nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Die Personenperiphrasen können auch aufgeteilt werden in individuelle und
gemeinsprachliche, und aus einer solchen Aufteilung wird klar, dass die
gemeinsprachlichen Personenperiphrasen zahlenmäßig zu vernachlässigen sind, sie
betragen nur 3,5 % der Personenperiphrasen. Die übrigen 96,5 % bestehen also aus
individuellen Periphrasen, die innerhalb der Fußballberichterstattung sehr
verschiedenartig gestaltet werden:
Stelle / Position auf dem Platz
39,5 %
Mannschaft / Arbeitsgeber
14,8 %
Alter
14,5 %
Nationalität
10,2 %
Starspieler / Starqualitäten
5,2 %
Kapitän
3,6 %
Bestimmte Qualitäten
2,4 %
Genauere geographische Bestimmung
2,2 %
Sportliche Ereignisse
2,2 %
Nummer
1,1 %
Äußerliche Merkmale
0,7 %
Bezug auf Mitspieler (Kollege, Konkurrent, usw.)
0,6 %
Übrige
5%
Tabelle I: Erscheinungsweisen der Personenperiphrasen
103
Wie sich aus dieser Tabelle herausstellt, bestehen die am meisten erscheinenden
Informationsträger der Periphrasen aus objektiv wahrnehmbaren Tatsachen. So wird die
größte Gruppe der individuellen Personenperiphrasen von den Periphrasen, die auf die
bestimmte Position oder – im Falle des Trainers – auf die Stelle der Person hinweisen,
z.B.:
In Japan und Südkorea hatte der Stürmer fünfmal getroffen, davon zweimal im
Eröffnungsspiel. (DW- 61/133/25/1)
Der Offensivspieler vom FC Liverpool war zwar nicht von Merk verwarnt worden,
doch der Unparteiische hatte die verbalen Attacken Kewells in seinem Bericht
festgehalten. (DW – 61/141/27/1)
Als der heutige Bundestrainer der Deutschen 1994 vom AS Monaco zu Tottenham
Hotspur wechselte, eilte ihm der Ruf eines „divers “ voraus – eines Spielers, der
sich im gegnerischen Strafraum fallen läßt, „abtaucht” eben. (DW – 61/133/29/1)
Die Position eines Spielers auf dem Platz wird also in der Berichterstattung der “Welt”
sehr oft als eine Umschreibung für den Spieler verwendet. Die Tatsache, dass eine
Person Trainer ist, kann auf dieselbe Art eingestuft werden, indem es sich hier auch um
eine bestimmte Beschreibung des Aufgabenbereichs handelt. Hinzu kommt, dass diese
Auskünfte bei der Interpretation einer bestimmten Spielszene sehr wichtig sind und also
auch für die Berichterstattung wichtig sind. So wird man z.B. eher einen Stürmer als
einen Verteidiger bei einer Torchance erwarten; diese Bestimmung dient also der
Interpretation eines bestimmten Spielberichts. Außerdem könnten wir behaupten, dass
diese Form der Periphrase auch als Aspekt des Starkultes gesehen werden kann, indem
es oft offensive Spieler sind, die als Stars gesehen werden können. Indem die
Berichterstatter diesen Aspekt eines Spielers betonen, könnten sie unbewusst dazu
beitragen, dass der Leser den bestimmten Spieler schon als Star betrachtet.
Selbstverständlich kann das nur zum Teil als Erklärung dienen, denn die Position eines
Spielers ist nun einmal eine objektive Tatsache, die für den Leser eine wichtige
Information darstellt. Die Kreierung der Stars aus offensiven Spielern können wir
vielmehr dann sehen, wenn vom Berichterstatter ein Kompositum gebildet wird:
Der Stürmerstar laboriert weiterhin an einer Schienbeinverletzung und steht für das
heutige Spiel gegen Saudi-Arabien nicht zur Verfügung. (DW – 61/136/30/2)
Dennoch ist ein solches Kompositum eher selten, und werden die Positionen der Spieler
vor allem nur wegen ihres notwendigen Informationscharakters mitgeteilt. Zweitens
fokussiert sich “Die Welt” auch sehr ausführlich mit der Mannschaft, bei der ein
104
bestimmter Spieler spielt. Diese Information finden wir also fast ausschließlich bei der
Berichterstattung einer WM, weil man hier in Nationalmannschaften spielt, und man
also den Arbeitgeber im alltäglichen Leben erwähnen kann, z.B.:
Der 28 Jahre alte Stürmer von Real Madrid, der seiner Form hinterherläuft, wurde
von Aragones bei den letzten Trainingseinheiten in die B-Mannschaft verbannt.
(DW – 61/136/29/1)
Aus dieser Art von Periphrase kann man nicht nur den Arbeitgeber des Spielers
ableiten, sondern auch etwas zur Qualität des bestimmten Spielers. Aus der Tatsache, ob
er bei einem Spitzenverein oder nicht spielt, kann man schon einigermaßen ableiten, ob
es sich um einen guten Spieler handelt (obwohl die meisten Spieler einer
Nationalmannschaft zu den besten ihres Landes gehören). Das Alter, das wir auch im
obigen Beispiel als Periphrase finden können, ist auch eines der am meisten
verwendeten Periphrasenelemente in der Fußballberichterstattung. Obwohl dieses
Element als Gegenstand einer Periphrase eher unbedeutend wirkt, bietet es für den
Leser und Fußballverständigen die Möglichkeit, zu sehen, in welcher Phase die Karriere
eines Spielers sich befindet und so kann es wichtig sein für die Interpretation eines
Berichtes.
Bisher erfüllen die meisten individuellen Personenperiphrasen vor allem eine
Informationsfunktion, indem sie weitere Auskünfte über einen Spieler bieten. Diese
Funktion treffen wir auch bei den meisten anderen, weniger frequent vorkommenden
Personenperiphrasen an. Auch die Tatsache, dass ein Spieler Kapitän seiner Mannschaft
ist, können wir zu dieser Kategorie rechnen:
Spaniens Nationaltrainer Luis Aragones hat die Ausbootung von Stürmerstar Raul
aus der Stammelf verteidigt und seinem Kapitän zugleich Hoffnung auf Einsätze im
weiteren WM-Verlauf gemacht. (DW – 61/137/25/6)
Weiter gehören auch genauere geographische Bestimmungen, sportliche Ereignisse, die
Nummer des Spielers oder bestimmte sportliche Ereignisse zu dieser Kategorie:
[…] sagt der gebürtige Kanadier, der die Gelegenheit nutzen will, um endlich von
der englischen Öffentlichkeit die nötige Anerkennung zu bekommen. (DW –
61/141/28/3)
Der dreimalige Weltfußballer des Jahres riskiert aber ebenso wie Kapitän Cafu ein
Spiel Sperre, […] (DW – 61/143/29/2)
Hinter der Nummer eins stehen Leo Franco (Atletico Madrid) und Oscar Ustari
(Independiente Avellaneda) als Ersatztorhüter bereit.( DW – 61/148/27/1)
105
Der Weltmeister von 1978 über Riquelmes Schwächen und die Schwierigkeiten der
Südamerikaner. (DW – 61/133/28/1)
Die meisten individuellen Personenperiphrasen heben vor allem objektive und
wahrnehmbare Elemente einer Person hervor, die also keinerlei Bewertung enthalten.
Diese Personenperiphrasen sind sehr sachlich und greifen immer auf dieselbe
Formulierungen zurück (dieselben Positionen, Formulierungen des Alters [z.B. x Jahre
alt], usw.).
Die einzige Ausnahme in dieser Kategorie sind die Periphrasen, die die Starqualität
eines bestimmten Spielers betonen. In dieser Hinsicht können wir sehr deutlich sehen,
dass es innerhalb der Fußballberichterstattung zu einer Tendenz wird, Spieler zu Stars
hochzujubeln. In unserem Korpus sind dafür mehrere Belege vorzufinden:
In seinem 31.Länderspiel soll der Münchner Mittelfeldstar Frank Lampard
entlasten, […] (DW – 61/141/28/3)
Das Spiel sollte 4:0 (2:0) enden, aber für den ukrainischen Superstar war es ein
besonderes. (DW – 61/141/31/2)
Obwohl bei diesen Beispielen der Starkult sehr deutlich zu erkennen ist, kann dessen
Einfluss doch nicht überschätzt werden; die Periphrasen, die auf den Starstatus eines
bestimmten Spielers hinweisen, betragen nur 5,5 % der gesamten Personenperiphrasen.
Dennoch kommen diese Art von Periphrasen schon auf den fünften Rang der
Personenperiphrasen, und sie erfüllen also eine nicht unbeträchtliche Rolle innerhalb
der Fußballberichterstattung.
5.2.2. Die individuellen Mannschaftsperiphrasen
Bei den individuellen Mannschaftsperiphrasen sehen wir eine ähnliche
Entwicklung; es sind vor allem objektive Merkmale, die innerhalb der
Fußballberichterstattung als Periphrase hervorgehoben werden. Dennoch können wir
sehen, dass die gemeinsprachlichen Periphrasen hier einen beträchtlicheren Anteil der
gesamten Mannschaftsperiphrasen ausmachen als bei den Personenperiphrasen (8,8 %
im Gegensatz zu 3,5 % bei den Personenperiphrasen). Die individuellen
Mannschaftsperiphrasen weisen vor allem auf die folgenden Elemente hin:
Die Einwohner des Landes
40,3 %
Genauere geographische Bestimmung
13,2 %
106
Nationalelf
7,7 %
Ereignisse der Mannschaft
4,4 %
Mannschaft des Trainers
4,3 %
Element des Auserwähltseins
3,8 %
Kulturelle oder geschichtliche Referenzen
2,7 %
Gastgeber
2,6 %
Nationalmannschaft
2,6 %
Mannschaft eines (Star-)Spielers
2%
Gegnerschaft
2%
Abkürzung
1%
Trikot für die Mannschaft
0,3 %
Übrige
4,1 %
Tabelle II: Erscheinungsweisen der Mannschaftsperiphrasen
Die in der obigen Tabelle genannten Erscheinungsweisen der
Mannschaftsperiphrasen brauchen noch eine weitere Erklärung. Zuerst wird eine
Mannschaft oft mit der Nationalität ihrer Spieler gleichgesetzt; so werden die meisten
Mannschaftsperiphrasen gestaltet:
Respekt haben die Brasilianer vor allem vor der Physis des Gegners und seiner
bisweilen sehr robusten Gangart. (DW – 61/135/30/3)
Die Deutschen haben das Spiel nach dem Platzverweis sehr klug in die Breite
gezogen und nicht den Fehler gemacht […] (DW – 61/138/27/1)
Die Italiener sind bei WM-Endrunden gemeinsam mit den Engländern die großen
Versager vom Punkt. (DW – 61/152/25/3)
Die Angehörigen eines Landes werden hier verwendet in einer Periphrase für die
Nationalmannschaft des Landes. Mit dieser Art von Periphrasen sehr stark verknüpft
sind die genaueren geographischen Bestimmungen für Mannschaften. Auch hier werden
bestimmte Einwohner der Gegend als Synekdoche für die Mannschaft verwendet:
Die Abwehr zeigte gegen harmlose Mittelamerikaner jedoch erneut große
Schwächen. (DW- 61/133/25/1)
32 Jahre nach ihrem letzten WM-Auftritt wollen die „Aussis “ gegen die Asiaten
den Grundstein für das Erreichen des Achtelfinals legen. (DW – 61/134/31/1)
107
Die als Geheimfavorit gehandelten Osteuropäer zeigten sich geschockt. (DW –
61/137/25/5)
Darüber hinaus können diese weiteren geographischen Spezifizierungen auch für
Verwirrung sorgen, weil sie für mehrere Mannschaften stehen können:
[…], erinnerte Scolari beispielsweise an die WM 2002, als die als Geheimfavorit
gehandelten Iberer schon in der Vorrunde ausschieden. (DW – 61/140/28/1)
[…] daß nach dem Debakel gegen die Iberer einige der Versager eine Strafe
verdient hatten. (DW – 61/141/31/2)
Während es sich im ersten Beispiel um die Nationalmannschaft von Portugal handelt,
weist die Periphrase im zweiten Beispiel auf die spanische Nationalmannschaft hin.
Beide Länder gehören zur iberischen Halbinsel und deshalb braucht man den Kontext,
um die Periphrase zu verstehen. Die genauere geographische Bestimmung wirkt also
nicht notwendigerweise erläuternd.
Auch wichtig sind die Periphrasen, die betonen, dass es sich um die Nationalelf oder
Nationalmannschaft eines bestimmten Landes handelt:
Punkt 3: Man darf nie die schwedische Nationalelf einladen. (DW – 61/143/27/1)
Der Bremer Mittelfeldspieler nimmt eine Führungsrolle in der deutschen
Nationalmannschaft ein. (DW – 61/144/26/7)
Diese Elemente weisen daraufhin, dass es sich bei einer WM um die beste
Mannschaft des Landes handelt, in der also die besten Spieler des Landes und sogar der
Welt spielen. Die Periphrasen, die das Element des Auserwähltseins betonen sind mit
diesen Periphrasen auch stark verknüpft:
[…] obwohl er mit Frankreichs Eliteauswahl in 23 Spielen erst einmal als Verlierer
den Platz verließ. (DW – 64/144/30/2)
Was die DFB-Auswahl im bisherigen Turnierverlauf so stark macht, trägt seine
Handschrift: […] (DW – 61/146/28/1)
All diese Periphrasen betonen eigentlich die außerordentlichen Qualitäten der Spieler,
die für diese “Elite”-Mannschaft berufen worden sind. In dieser Hinsicht könnten wir
behaupten, dass diese Periphrasen auch zum Starkult beitragen, indem sie die Spieler
der Nationalmannschaften als außergewöhnlich begabt darstellen. Zudem können wir
auch noch sagen, dass die Tatsache, dass man die Ereignisse von Mannschaften zu
betonen versucht, auch gewissermaßen zum Starkult führt, indem den Spielern eine
bestimmte außerordentliche Leistung zugeschrieben wird. Die Tatsache, dass eine
Mannschaft eine Leistung geliefert hat, verdankt sie nämlich ihren Spielern:
108
Sollte der deutsche Rekordmeister das ernst meinen, kann sich Uli Hoeneß auf eine
deprimierende Spielzeit vorbereiten. (DW – 61/139/26/7)
Damit steht er dem Asienmeister in seinem zweiten WM-Spiel am Sonntag gegen
Kroatien zur Verfügung. (DW – 61/139/29/4)
Superstar Ronaldinho kämpft beim fünfmaligen Weltmeister gegen Unruhe und
Zweifel. (DW – 61/139/30/3)
Obwohl diese Periphrasen einigermaßen zum Starkult führen können, sind sie jedoch
vor allem als weitere Information gemeint.
Drittens und auch wichtig bei der Betrachtung des Starkult ist die Tendenz innerhalb
der Fußballberichterstattung, eine Mannschaft mittels einer Periphrase, die die
Mannschaft fast als Besitz eines Spielers oder Trainers darstellt, zu gestalten. So wird
dieser bestimmte Spieler oder Trainer aus der ganzen Mannschaft hervorgehoben, als
wäre er wichtiger als seine Mitspieler (für den Trainer kann man das noch einigermaßen
verstehen, weil er doch noch die Leitung der Mannschaft hat):
Trotz der Konkurrenz aus Argentinien und den Niederlanden sieht sich die
Mannschaft von Trainer Ilija Petkovic keineswegs als Außenseiter. (DW –
61/133/29/5)
Eine deutsche Mannschaft hatte gegen Ronaldinho &Co.nicht verloren und deshalb
in der öffentlichen Wahrnehmung gewonnen. (DW – 61/141/25/1)
Irgendwann reichte den Spielern der ewige Vergleich mit Suker &Co. (DW –
61/143/30/2)
Am Tag nach dem USA-Spiel hatten die Tottis und Cannavaros allerdings frei.
(DW – 61/143/30/3)
Indem die Mannschaft mit einem Spieler gleichgesetzt wird, bekommt der Leser
automatisch den Eindruck, dass dieser Spieler der beste Spieler und Star der Mannschaft
ist.
Bei den von uns untersuchten Periphrasen waren fast keine Merkmale der
Kriegsmetaphorik vorzufinden. Dies kann dadurch erklärt werden, dass eine Periphrase
immer auf ein bestimmtes Antezendens hinweist, und innerhalb des beschränkten
sprachlichen Mittels der Periphrase kann also kein Antagonismus geschaffen werden.
Das einzige Element, das auf eine Art Kriegsmetaphorik deuten kann, sind die Belege
der Gegner- und Gastgeberschaft, aber sogar die können innerhalb des agonalen
Charakters des Fußballs als normal für die Fußballsprache betrachtet werden:
109
Zu klar war die spielerische Überlegenheit des letzten deutschen Gruppengegners,
der nach einem 3:0 (1:0) ebenso wie die Elf des Gastgebers schon vor dem letzten
Spiel der Gruppe A im Achtelfinale steht. (DW – 61/138/28/10)
Letztens gibt es noch einige kleinere und weniger wichtige Kategorien, wie zum
Beispiel bestimmte Abkürzungen oder das Trikot, das als Synekdoche für die
Nationalmannschaft verwendet wird:
Arsenal spiele den schönsten Fußball in Europa, das sei eine „riesige
Herausforderung und eine große Steigerung zum BVB “. (DW – 61/136/30/3)
77 mal hat er im Trikot mit den drei Löwen auf der Brust gekämpft, gegrätscht und
geblutet. (DW – 61/133/30/1)
Zu einer Einheit im Nationaltrikot konnte Trainer Eriksson seine Spieler allerdings
noch nicht formen […] (DW – 61/139/28/3)
Neben den zu erwartenden fußballerischen Informationen, die dem Leser anhand
einer Periphrase mitgeteilt werden, versucht man in der Fußballberichterstattung der
“Welt” den Periphrasen sogar kulturelle und geschichtliche Referenzen hinzuzufügen.
Obwohl diese Referenzen eher selten sind (nur 2,7 % der Mannschaftsperiphrasen),
zeigen sie doch die Bereitschaft der Journalisten, ihre Berichterstattung nicht
ausschließlich dem Fußballgebiet zu widmen:
Und dennoch belastete den Schweizer Nationaltorwart in internationalen
Vergleichen oft eine Art Minderwertigkeitskomplex, den die Eidgenossen erst bei
dieser WM richtig abgelegt haben. (DW – 61/146/31/3)
Das zweite Gruppenspiel gegen den militärischen Bündnispartner entpuppt sich als
„Battle of Kaiserslautern “. (DW – 61/157/29/1)
Bei solchen Periphrasen wird vom Leser eine zuträgliche Anstrengung gefordert, indem
er über bestimmte allgemeine kulturelle und geschichtliche Kenntnisse verfügen muss,
um die Periphrasen zu verstehen. So muss er, um die obigen Periphrasen deuten zu
können, wissen, dass die Schweiz eine Eidgenossenschaft ist und dass die USA und
Italien militärische Bündnispartner sind. Es sind also Periphrasen, die nicht nur auf
Fußball Bezug haben.
5.2.3. Zwischenbilanz
Aus den Ergebnissen der Untersuchung können wir schließen, dass die individuellen
Personen- und Mannschaftsperiphrasen sich vor allem mit den objektiven,
wahrnehmbaren und sogar statistischen Tatsachen beschäftigen. Diese Periphrasen
enthalten vor allem Informationen von fußballerischer Art und es handelt sich meistens
110
auch noch um immer dieselben Informationen. Die Tatsache, dass man innerhalb der
Fußballberichterstattung immer dieselben Auskünfte vermittelt und vermitteln muss,
führt dazu, dass bestimmte Formulierungen immer wieder auftauchen (dieselben
Positionen, Einwohner eines Landes für die Mannschaft, Alter des Spielers, usw.). Die
individuellen Periphrasen bieten also wenig Möglichkeiten zur Variation und –
außerhalb der Tatsache, dass sie stark zum Starkult beitragen – können ein Grund sein
dafür, dass die Fußballberichterstattung oft von Monotonie und Eintönigkeit geprägt
wird:
Nicht immer gelingt es den Journalisten, Eintönigkeit zu vermeiden und ihre
Berichte abwechslungsreich zu gestalten. Bequemlichkeit, Gedankenlosigkeit, und
auch die Absicht zu imponieren, lassen sie zu Schablonen greifen, deren volle
Ausdruckskraft nur in ganz wenigen Fällen erhalten ist.240
5.3. Untersuchung der gemeinsprachlichen Periphrasen
5.3.1. Die gemeinsprachlichen Personenperiphrasen
Innerhalb des untersuchten Materials konnten nur sehr wenige gemeinsprachliche
Personenperiphrasen vorgefunden werden, sie betrugen nur 3,5 % der gesamten
Personenperiphrasen. Dies kann vor allem, wie wir eher schon bemerkt haben, dadurch
erklärt werden, dass der Fußball eine Mannschaftssportart ist und deswegen weniger
Raum für solche individuellen Bestimmungen lässt. Nur wenige, als außergewöhnliche
Stars betrachteten Spieler können eine solche prägende gemeinsprachliche
Personenperiphrase bekommen.
Die meisten gemeinsprachlichen Personenperiphrasen beruhen dann meistens noch
auf Abkürzungen des Namens des Spielers:
[…] und denken wir an „Zizou“ als an den Fußballspieler der vergangenen Jahre.
(DW – 61/159/30/1)
Nach dem Abpfiff sprach jeder Spieler zuerst von seiner großen Freude für den
Poldi. (DW – 61/143/26/3)
[…] „Der Miro ist hier dabei, seinen Wert selbst zu bestimmen “,so der
Bundestrainer gestern auf die Frage, ob der Bremer denn nun in der nationalen
Bestentruppe um Gerd Müller, Helmut Rahn, Uwe Seeler, Rudi Völler und Jürgen
Klinsmann angekommen sei. (DW – 61/142/27/6)
240
Kroppach: “Stilmerkmale der Sportberichterstattung in der Presse”. S.91
111
Die letzten zwei Beispiele werden darüber hinaus außer in Deutschland fast nicht
verwendet, nur Zizou ist weltweit bekannt und wird auch weltweit verwendet.
Neben einer Abkürzung als klares Muster eines gemeinsprachlichen Beinamens
können wir den Gebrauch einer bestimmten Nummer auch als Beiname betrachten.
Bestimmte Spieler haben in einer legendär gewordenen Nummer solche
außergewöhnlichen Leistungen geliefert, dass sie mit dieser Nummer gleichgesetzt
wurden:
In Argentinien will jeder spielen wie die ideale Nummer 10. (DW – 61/148/28/1)
Was die ehemalige Nummer 14 sagt, ist rund um Amsterdam immer noch Gesetz.
(DW – 61/135/31/2)
Die berühmteste Nummer 9 ist intern nicht mehr unantastbar. (DW – 61/137/26/7)
Die obigen Nummern werden immer bzw. mit Maradona, Cruijff und Ronaldo
assoziiert, und können also als gemeinsprachliche Periphrasen betrachtet werden.
Diese zwei Kategorien bieten noch ein Muster, um prägende Beinamen zu bilden,
aber die übrigen gemeinsprachlichen Periphrasen entsprechen keinem solchen Muster.
Diese Beinamen gründen meistens auf irgendeinem Vergleich:
Dabei wäre sein Team bei einem erneuten Sieg schon für das Achtelfinale
qualifiziert und der Trainer, den sie in seiner Heimat ob seiner Disziplinvernarrtheit
nur „Der Preuße “ nennen, vermutlich ein glücklicher Mensch. (DW – 61/135/31/3)
Sparsam mit Worten, aber herrisch in seinen Gesten dirigiert der knapp 68 Jahre alte
„Weise von Hortaleza “, wie er nach seinem Heimat-Stadtteil von Madrid genannt
wird, die Profis und schürt auf seine Art das Feuer […] (DW – 61/136/29/1)
Der als „El Flaco “ (der Dürre) berühmt gewordene Menotti war […] (DW –
61/138/30/1)
Ein ausgewachsener Lausbub, auch mit 29 Jahren, auch als „fenomeno “, das
Phänomen. (DW – 61/135/28/1)
Diese Periphrasen werden oft nur sehr wenigen Fußballspielern zugewiesen, weil zuerst
sehr besondere Leistungen oder sehr ausgeprägte Merkmale anwesend sein müssen. Für
Trainer findet man mehrere Beinamen, weil sie von ihren Spielern oft einen solchen
Beinamen bekommen. Dennoch werden nicht viele gemeinsprachliche
Personenperiphrasen in der Fußballberichterstattung aufgenommen, vor allem wegen
ihres unverkennbaren umgangssprachlichen Charakters.
5.3.2. Die gemeinsprachlichen Mannschaftsperiphrasen
112
Während die gemeinsprachlichen Periphrasen bei den Personenperiphrasen nur 3,5
% der gesamten Personenperiphrasen betrug, sind die gemeinsprachlichen
Mannschaftsperiphrasen innerhalb dieser Kategorie mit 8,8 % viel beträchtlicher
vertreten. Im von uns untersuchten Korpus der Periphrasen wird fast jede
Nationalmannschaft wenigstens ein Mal mittels ihrer eigenenen gemeinsprachlichen
Periphrase umschrieben, was doch auf die größere Vielfalt der gemeinsprachlichen
Mannschaftsperiphrasen deutet, weil längst nicht alle Fußballspieler im Laufe ihrer
Karriere einen solchen Beinamen bekommen haben. Selbstverständlich müssen wir hier
erläutern, dass die umschriebenen Mannschaften oft eine reichhaltige und erfolgreiche
Tradition haben, die die Entstehung einer gemeinsprachlichen Periphrase fördern und
beschleunigen. Diese prägenden Beinamen werden auch viel schneller von den
Anhängern einer bestimmten Mannschaft produziert werden, und also ihren Eingang im
Sportjargon finden, weil diese Anhänger ihren favoriten Verein idealisieren wollen, um
sich noch mehr mit diesem Verein identifizieren zu können. Diese Beinamen werden so
allmählich auch in die Reportsprache und in den Fachjargon aufgenommen, und in
dieser Erscheinung treffen wir sie in der Fußballberichterstattung sehr oft an. Darüber
hinaus handelt es sich bei einer WM um Nationalmannschaften, was dem Geschehen
unmittelbar eine Dimension des Chauvinismus und sogar Nationalismus hinzufügt,
indem die Anhänger sehr deutlich für ihren beliebigen Land wählen und so auch die
eigenen Mannschaftsbestimmungen verwenden, die so in der Berichterstattung
eindringen können.
Sehr viele dieser gemeinsprachlichen Mannschaftsperiphrasen in der
Berichterstattung der „Welt“ sind fremdsprachige Beinamen, die in der ursprünglichen
Sprache in der Berichterstattung aufgenommen werden. Wie eher schon erwähnt, führt
Schweickard diese Tendenz zur Verwendung fremdsprachlicher Elemente vor allem
zurück auf die Absicht des Journalisten, sein Publikum mit seinen überragenden
Sachkenntnissen zu verdutzen:
[…] darüber hinaus gilt heute auch noch, daß sich der Berichterstatter mit der
Verwendung fremdsprachiger Termini bisweilen den Anstrich besonderer
Kompetenz geben will, wobei die Grenzen zum “Imponiergehabe” […] sicher
fließend sind; über den fachbezogenen Beriech hinaus dient die Verwendung
fremdsprachiger Lexeme oft auch zur Vermittlung eines gewissen Lokalkolorits.241
241
Schweickard: Die “cronaca calcistica”. S.68
113
In dieser Hinsicht vergisst Schweickard jedoch, dass viele gemeinsprachliche
Mannschaftsperiphrasen ohne diese fremdsprachige Verwendung ihren
gemeinsprachlichen Charakter verlieren; das sehen wir z.B. anhand eines Vergleichs der
Mannschaftsperiphrasen für einerseits die französische und die serbische, und
andererseits die französische und mexikanische Nationalmannschaft:
Die „Plavi “ (Blauen) setzen auf deutsche Stärken. (DW – 61/133/29/5)
Wie die „Bleus “ ihrer in Pflichtspielen anhaltenden Sturmmisere beikommen
wollen, ist ungewiß. (DW – 61/137/28/3)
Sollte die „Tri “ das Achtelfinale nicht überstehen,werde La Volpe Probleme
bekommen, drohte er. (DW – 61/133/29/4)
Altstars wie Frank Leboef, Bixente Lizarazu oder Christophe Dugarry hatten in der
„L‟Equipe“ die Leistung der „Equipe Tricolore“ im torlosen Auftaktspiel gegen
die Schweiz zum Teil heftig kritisiert. (DW – 61/139/29/1)
Wenn man hier zweimal nur die Übersetzung, also einerseits die Blauen und
andererseits die dreifarbige Mannschaft verwenden würde, könnte man zwischen
diesen Periphrasen unmöglich unterscheiden und kann es sich sogar um jede beliebige
Mannschaft, die im Blau spielt oder eine dreifarbige Flagge hat, handeln. Dank der
Beibehaltung des fremdsprachigen Charakters kann man, zumindest wenn man schon
über ziemlich ausführliche Fußballkenntnisse verfügt, unmittelbar erkennen, um welche
Mannschaft es sich handelt. Obwohl der Verwendung fremdsprachiger Elemente zum
Teil bestimmt nur eine schmückende und imponierende Absicht zugrunde liegt,
beweisen diese Elemente doch ihre Bedeutung innerhalb der Fußballberichterstattung.
Wie wir eher schon erwähnt haben, spielt die Farbsymbolik bei den
Mannschaftsperiphrasen eine sehr wichtige Rolle. Diese Rolle ist selbstverständlich
noch beträchtlicher bei einer WM, weil es sich da um Nationalmannschaften handelt,
deren Anzug sehr oft nach den Farben der Nationalflagge gestaltet worden ist. Die
Anzüge der Spieler enthalten also die Farben einer Nation, und so werden die Spieler
zum Vertreter des ganzen Landes. Deswegen sind die gemeinsprachlichen Periphrasen,
die die Farbe einer Nationalmannschaft betonen, weitaus in der Mehrzahl:
Nach der verpaßten Qualifikation vor vier Jahren, ereilte Oranje diesmal im
Achtelfinale das Aus. (DW – 61/147/31/2)
Der Torwart von Juventus Turin ist seit 1999 Stammkeeper der „Azzurri “. (DW –
61/153/29/1)
114
Doch im Finale in Rom wartete gegen den Außenseiter ein hartes Stück Arbeit auf
die Squadra Azzurra. (DW – 61/155/30/3)
Nicht gut “,so beurteilen die zwei größten Zeitungen des Landes die Leistung der
Albiceleste im Achtelfinale. (DW – 61/146/28/3)
Aus diesen Beispielen stellt sich heraus, dass alle solchen Mannschaftsperiphrasen in
die Sprache des jeweiligen Landes übernommen werden, und dass man sogar fast
Experte in Sachen Fußball sein muss, um die bestimmte Mannschaft aus der Periphrase
zu erkennen ( hier: Oranje für die niederländische, Azzurri für die italienische und
Albiceleste für die argentinische Nationalmannschaft). Dennoch unterliegt es keinem
Zweifel, dass die Farbsymbolik, weil die deutlich erkennbaren Farben des Anzugs der
Spieler den Anhängern eine erhebliche Identifikation mit der Mannschaft erlauben, bei
der Bildung dieser gemeinsprachlichen Periphrasen sehr wichtig ist, und auch am
meisten vorkommen wird.
In der WM-Berichterstattung der “Welt” finden wir auch einige Belege dafür, dass
gemeinsprachliche Mannschaftsperiphrasen auch auf andere Weisen als nur durch die
Farbe der Nationalflagge inspiriert werden. Einige Mannschaftsperiphrasen aus der
“Welt” weisen eine solche Herkunft auf:
52 Spiele haben die „Three Lions “bisher bei Weltmeisterschaften bestritten, 24
konnten sie für sich entscheiden. (DW – 61/139/28/3)
Die letzten großen Erfolge der „Tre Kronors “ in Deutschland hatten
zugegebenermaßen verheerende Folgen. (DW – 61/143/27/2)
Wer die sogenannten „weißen Adler “ nach dem 0::1 (0:0)gegen Deutschland reden
hörte, mußte den Eindruck gewinnen, in Dortmund hätten die Polen mehr als ein
Fußballspiel verloren. (DW – 61/138/29/1)
Bei diesen Periphrasen wird ein Element der Nationalflagge oder des nationalen
Wappens synekdotisch als prägenden Beinamen verwendet. So werden auf dem
Wappen der Engländer drei Löwen (vgl. Three Lions), auf dem der Schweden drei
Kronen (vgl. Tre Kronors) und auf dem der Polen ein weißer Adler abgebildet. Aus
diesen Periphrasen kann man schon ohne Fußballkenntnisse die gemeinte Mannschaft
ableiten, aber dennoch bleibt dies eher schwierig, vor allem wegen der fremdsprachigen
Elemente, die oft nicht weiter erläutert werden.
Mit den Three Lions und dem weißen Adler kommen wir auch zu den
gemeinsprachlichen Mannschaftsperiphrasen aus der “Welt”, die eine Beziehung mit
Tieren darstellen. Auffällig bei diesen Periphrasen ist, dass es sich hier ausschließlich
115
um afrikanische Mannschaften handelt. Die Tatsache, dass die afrikanischen Länder
weniger industrialisiert und urbanisiert sind und die Tiere also eine wichtigere und
freiere Rolle spielen, könnte hier vielleicht eine Erklärung sein. Bei diesen Periphrasen
ist es allerdings fast unmöglich, ohne bestimmte Fußballkenntnisse die Mannschaft, auf
die mittels der Periphrase hingewiesen wird, zu erkennen:
Die „Elefanten “, so der Spitzname des Teams, sind erstmals bei einer WMEndrunde dabei. (DW – 61/133/29/2)
Yasser Al-Kahtani (57.) glich die tunesische Führung durch Zied Jaziri (23.) aus
und vermasselte den „Adlern von Karthago “ so den ersten Triumph seit 1978. (DW
– 61/137/29/2)
„Du mußt den Spielern nur Kuverts geben und sagen, das ist euer Geld “, so
Winfried Schäfer zur Motivation der „Sperber “, „dann reißen sie dir das Stadion
ab.“ (DW – 61/136/26/5)
Bei der Periphrase für die Elfenbeinküste (die Elephanten) und der für Tunesien (die
Adler von Karthago) könnte man noch einigermaßen eine Herkunft ableiten, aber der
Beiname der togoischen Nationalmannschaft (die Sperber) scheint völlig unerklärlich
zu sein. Neben diesen Periphrasen, die explizit auf Tiere hinweisen, fanden wir in der
“Welt” auch eine Periphrase, die mittels einem Wortspiel auf ein bestimmtes Tier
hinweist; es betrifft hier die Periphrase der australischen Nationalmannschaft:
Vor der heute stattfindenden Auftaktpartie gegen Japan in Kaiserslautern erteilte
Hiddink den „Socceroos “ auf dem Sportgelände des TSG Öhringen noch einmal
einen Unterricht in Raumdeckung und richtigem Verhalten auf dem Fußballplatz.
(DW – 61/134/31/1)
In dieser Periphrase wird sowohl auf die australische Bezeichnung für Fußball als auf
das bekannteste australische Tier, das Känguru, angespielt. Aus diesem Beispiel stellt
sich noch mal heraus, dass diese gemeinsprachlichen Mannschaftsperiphrasen auf jeden
Fall sprachlich sehr expressiv sind.
Einen größeren Anteil der prägenden Mannschaftsbeinamen in der WMBerichterstattung der “ Welt” können wir noch finden für die Periphrasen, die das
Element des Auserwähltseins und das der Außergewöhnlichkeit betonen. Auch hier
handelt es sich vorwiegend um fremdsprachige Periphrasen:
Der 19jährige Spanier personifiziert die neue Klasse der „Seleccion “,die seit 25
Spielen unbesiegt ist: […] (DW – 61/147/28/1)
Das mußte selbst Pele erfahren, der während der WM 2002 die Spielweise der
Selecao kritisiert hatte. (DW – 61/151/29/1)
116
Im Gegenteil: Erstmals seit 1996 stand die “Nati” wieder in der WM- Endrunde.
(DW- 61/134/28/1)242
Unruhen könnten derzeit höchstens entstehen, wenn die „Black Stars “ genannte
Nationalelf in der schweren Vorrundengruppe E scheitern sollte. (DW –
61/134/30/4)
Diese Periphrasen betonen also die außergewöhnliche Lage der Nationalmannschaft und
behaupten so eigentlich, dass die Spieler außergewöhnlich talentiert sind, indem sie zu
dieser Mannschaft gehören.
Die genannten gemeinsprachlichen Periphrasen weisen sehr oft eine gewisse
sprachliche Komplexität auf, weil sie wegen ihres fremdsprachlichen und ausgeprägten
fußballerischen Charakters nur für Sachverständige verständlich sind. Diese
Sonderstellung wird am besten durch das nächste Beispiel illustriert:
Als einziger Profi hat sich bislang Alessandro del Piero zu Juventus bekannt: „Ein
Gentleman verläßt seine Dame nicht “, hat er gesagt. (DW – 61/145/30/1)
Auf dem ersten Blick scheint dieser Satz für einen Fußballlaien durchaus normal zu
sein, aber diejenigen, die mit der Fußballsprache vertraut sind, bemerken unmittelbar
die subtile Referenz. Die Dame, auf die hier angespielt wird, weist nämlich auf eine
bestimmte Fußballmannschaft, nämlich FC Juventus Turin, hin. Dieser Verein wird
nämlich die Alte Dame genannt und so wird dem Leser hier ein elaboriertes Wortspiel
geboten, indem sowohl auf die Beziehung zwischen Gentleman und Dame als auf die
Beziehung zwischen Del Piero und (seinem Arbeitgeber) Juventus Turin angespielt
wird. Für ein gutes Verständnis der Fußballberichterstattung, und vor allem der
gemeinsprachlichen Periphrasen, benötigt man zuerst erhebliche Kenntnisse des
Fußballspiels, der Fußballwelt und bestimmt der Fußballsprache.
5.3.3. Endbilanz
Innerhalb der von uns untersuchten WM-Berichterstattung der „Welt“ können wir
einigermaßen behaupten, dass es hier ein fragiles Gleichgewicht zwischen individuellen
und gemeinsprachlichen Periphrasen gibt. Die individuellen Periphrasen bieten dem
Leser anspruchslos und ohne weiteres Auskünfte über Spieler, Trainer und
Mannschaften. Diese Periphrasen weisen oft auf dieselben Informationselemente hin,
und sind sprachlich auch nicht wirklich innovativ, weil sie, aus sprachökonomischen
242
Die Nati ist eine Periphrase für die Schweiz, und ist eine Abkürzung von Nationalmannschaft, was
also einigermaßen die Ausnahmestellung der Spieler dieser Nati betont.
117
Gründen, dazu verpflichtet sind, immer dieselben festen Formulierungen zu verwenden.
Dazu sind sie meistens auf die Regelsprache des Fußballs angewiesen, weil sie
objektive und von den Fußballregeln festgelegte Informationen erteilen. Obwohl diese
Periphrasen für die Fußballberichterstattung und für die Mitteilung bestimmter
Auskünfte unentbehrlich sind, können sie sehr monoton und einfallslos wirken.
Deswegen versuchen die Fußballberichterstatter der “Welt”, ihre Sprache etwas
attraktiver und expressiver zu gestalten, indem sie die eher langweiligen Fakten, die
mittels individueller Periphrasen mitgeteilt werden, mit den expressiveren
gemeinsprachlichen Periphrasen abwechseln. Diese Periphrasen sind also viel
attraktiver und abwechslungsreicher – unter anderem wegen der Anwesenheit vieler
fremdsprachiger Elemente – aber sie sind auch nicht völlig unproblematisch. Die
gemeinsprachlichen Periphrasen setzen beim Publikum nämlich schon erhebliche
Fußballkenntnisse voraus, ohne die es für den Leser unmöglich ist, die Periphrasen zu
verstehen. Diese Periphrasen tragen also einerseits zur größeren Expressivität aber
andererseits auch zur größeren Komplexität der Fußballberichterstattung bei.
Neben dieser größeren Komplexität der gemeinsprachlichen Periphrasen kann eine
zu weitläufige Verwendung dieser Periphrasen zum Übermaß und zur Übertreibung
führen, was der Fußballberichterstattung schaden würde. Daher versucht man in der
WM-Berichterstattung der “Welt” die Anzahl von gemeinsprachlichen Periphrasen zu
beschränken (sie umfassen nur 5 % der gesamten Periphrasen), um so zu einem
Gleichgewicht zwischen sprachlicher Expressivität und objektiver Informativität zu
kommen.
6. Fazit
Aus der vorliegenden Arbeit hat sich herausgestellt, dass die Periphrasen innerhalb
der Fußballberichterstattung eine wichtige Rolle erfüllen. So sind sie einerseits sehr
wichtig für die Informationenvermittlung dieser Berichterstattung und andererseits
tragen sie auch zur größeren Expressivität und sprachlichen Originalität bei. Als
sprachliches Phänomen sind sie auch sehr auffällig in dieser Fußballberichterstattung,
vor allem wegen des klaren Unterschieds zwischen den individuellen und den
gemeinsprachlichen Periphrasen, die auch einigermaßen die Entwicklung der
Fußballberichterstattung in den Printmedien unter Druck des Fernsehens symbolisieren.
118
Indem das Fernsehen sich immer mehr als wichtigste Quelle der Erstinformation der
Fußballberichte entwickelt, werden die Printmedien dazu gezwungen, ihre
Berichterstattung anzupassen. Einerseits verlagern sie ihre Berichterstattung mehr auf
Hintergrundberichterstattung und Analyse, aber andererseits versuchen sie auch, ihre
Berichterstattung attraktiver und spannender zu gestalten. In dieser Hinsicht können wir
das Verhältnis zwischen individuellen und gemeinsprachlichen Periphrasen erwähnen.
Während die individuellen Periphrasen vor allem die Grundfunktion der
Fußballberichterstattung, nämlich die Informationsvermittlung, verkörpern, stellen die
gemeinsprachlichen Periphrasen viel mehr den Hang zur sprachlichen Expressivität dar,
indem sie sehr oft auf übertragene und für Fußballlaien unverständliche
Hervorhebungen zurückgehen. In der Zukunft liegt die Herausforderung für die
Fußballberichterstattung in den Printmedien vor allem darin, ein gutes Gleichgewicht
zwischen den individuellen und den gemeinsprachlichen Periphrasen, also mutatis
mutandis zwischen dem Informations- und dem Unterhaltungscharakter der
Berichterstattung zu finden.
119
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