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Kino 22 NUMMER 208 DONNERSTAG, 8. SEPTEMBER 2016 Omas im Teen-Wahn Film-Geflüster Stanley Tucci bleibt Transformers treu „Absolutely Fabulous“ jetzt auch als Film Mit zwei herrlich durchgeknallten Antiheldinnen stieg die britische BBC-Sitcom „Absolutely Fabulous“ zur Kultsendung auf. Patsy und Eddy waren Fashion Victims, redeten ständig über Sex, soffen, rauchten Kette, warfen Drogen ein, benahmen sich unmöglich. Auch im Kinofilm könnten ihre Eskapaden als Taliban-Lehrfilm über die Verderbnis von West-Frauen dienen – wären ihre Egozentrik und ihr narzisstischer Glamour nicht so beneidenswert unverschämt und bunt. Nun ist Eddy Großmutter, schaut aber immer noch wie ein verzogenes Gör, wenn sie von ihrer Tochter Saffy zurechtgewiesen wird. Pleite und auf der Jagd nach einer prominenten PR-Klientin, verursacht das Duo Eddy und Patsy einen Unfall und flüchtet an die französische Riviera. Dort will Patsy einen alten, reichen Lover umgarnen, um wieder liquide zu werden. Jennifer Saunders, Schöpferin der Serie, schrieb erneut das Drehbuch und panzert sich als Eddy wie gehabt mit Riesenhüten. Die zynischsten One-Liner überlässt sie Joanna Lumley – Patsy spritzt sich schon vorm Zähneputzen Botox. Die Komödie hat dasselbe Problem wie andere verfilmte TV-Sketche. Auf Spielfilmlänge gestreckt, werden die Gags schal. Egozentriker lassen sich besser in Häppchen ertragen. Kontraproduktiv ist auch der Zwang zum Happy End. Jedoch erfreut die Handlung durch viele witzige Ideen, etwa Kate Moss als guruhafte Königin der Szene. Schön ist auch, dass im liebevollen Blick auf diese Hedonistinnen jegliche Bösartigkeit vermieden wird. Im gouvernantenhaften Zeitgeist dieser Tage wirken diese „Material Girls“ mit ihrem Kampf gegen das Vergehen so unkaputtbar lebenssüchtig wie die Rolling Stones. *** Birgit Roschy, epd O Start in Augsburg und Neu-Ulm Petsy und Eddy (rechts) machen die Côte d’Azûr unsicher. Twentieth Century Fox/dpa Die Dreharbeiten für den fünften Teil der Blockbuster-Reihe „Transformers“ haben bereits begonnen. Jetzt berichtet Variety, dass sich auch Stanley Tucci für „Transformers 5: The Last Knight“ verpflichtet habe. Er werde wie schon in „Transformers 4: Ära des Untergangs“ wieder den Antihelden Joshua Joyce spielen, bestätigte er beim Amerikanischen Filmfest in Deauville (Frankreich). Der Film soll noch 2017 in die Kinos kommen. (dpa) Richard Gere mit „Norman“ auf Oscar-Kurs Isabel Sherbourne (Alicia Vikander) träumt von einer Familie. Als ein Baby einsam strandet, ist ihr Inselidyll perfekt. Zunächst… Foto: Constantin Film/Davi Russo, dpa Das Wunder geschieht. Leider? The Light Between Oceans Aus einem unverhofft erfüllten Kinderwunsch wird ein existenzieller US-Kino-Start für Fack ju Göhte-Remake Konflikt – und damit ein fesselndes Drama mit drei herausragenden Schauspielern VON MARTIN SCHWICKERT Als Tom Sherbourne (Michael Fassbender) 1918 von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges nach Australien zurückkehrt, erscheint ihm der Posten als Leuchtturmwärter auf einer einsamen Insel genau richtig, um das Grauen der Westfront zu vergessen. Janus-Rock heißt das karge, felsige (und fiktive) Eiland, das auf der Grenze zwischen indischem und pazifischem Ozean liegt. Es ist ein Ort am Ende der Welt, an dem sich Tom von der Menschheit und ihren Greueltaten abzuwenden versucht. Aber bevor er das Festland verlässt, trifft er Isabel (Alicia Vikander), die einzige Tochter des örtlichen Schulmeisters, der zwei Söhne im Krieg verloren hat. Ein halbes Jahr später heiraten die beiden und Isabel kommt mit auf den von Stürmen umtobten Außenposten. Ein Haus, ein Leuchtturm, zwei Menschen, die sich lieben, und um sie herum die wilde See. Aus diesem Grundsetting heraus ließe sich ein klaustrophobischer Thriller im Stile von „Shining“ oder eine Romanze im Nicholas-Sparks-Format entwickeln. Aber Derek Cianfrance („Blue Velvet“), der hier den Roman von M.L. Stedman adaptiert, hat sich für ein großformatiges Melodrama entschieden, das er vor eindrucksvoller Naturkulisse äußerst effizient in Szene setzt. Das junge Paar möchte eine Familie gründen, aber nach zwei dramatischen Fehlgeburten scheint der Kinderwunsch in weite Ferne zu rücken, bis die Flut eines Tages ein Ruderboot an den Strand spült. Der Mann darin ist tot, aber das Baby neben ihm hat überlebt. Während Isabel in dem gestrandeten Kind, das sie in ihre Arme schließt, einen Wink des Schicksals sieht, will Tom den Vorfall melden. Aber der pflichtbewusste Leuchtturmwärter ist machtlos gegenüber der mütterlichen Euphorie seiner Frau. So gibt er wider besseren Wissens nach und verheimlicht die Angelegenheit. Vier Jahre währt das unbeschwerte Familienglück, bis Tom bei einem Besuch auf dem Festland von der Tragödie erfährt, auf der jenes Glück gründet: Der deutsche Vater des Babys wurde von patriotisch gesinnten Bürgern aus dem Ort getrieben, flüchtete mit seinem Kind auf ein Ruderboot, trieb hinaus aufs Meer und kam nie zurück. Seine Frau Hannah (Rachel Weisz) ist über den Verlust nie hinweg gekommen. Tom lässt der Witwe eine Nachricht zukommen, dass ihr Kind lebt und geliebt wird. Es dauert nicht lange, bis die polizeilichen Ermittlungen auf die Insel führen. Es ist ein Tragödie von griechischer Wucht und Größe, die Cianfrance mit „The Light Between Oceans“ auf der Kinoleinwand orchestriert. Vor allem in der ersten Filmhälfte beweist er sich als Meister des fokussierten Erzählens, der sich viel Zeit nimmt, die Figuren und aufkommenden Konflikte präzise zu entwickeln. Dabei geht es weniger um kühne Plotwendungen und dramatische Überraschungseffekte. So langsam, wie sich das Versorgungsschiff auf die Insel zubewegt, sieht man auch die schicksalhaften Entwicklungen nahen. Dennoch verfolgt man deren Wege mit zunehmendem Interesse und gerade darin zeigt sich die Kunst des geduldigen Spannungsaufbaus. Darüber hinaus steht die Intensität des Filmes auf zwei verlässlichen Säulen: Zum einen ist dies das herausragende Schauspieler-Triumvirat. Michael Fassbender lässt unter der beherrschten Oberfläche mit feinem Minimalismus den ganzen Kosmos widerstrebender Gefühle und moralischer Entscheidungsnöte durchscheinen. Ihm gegenüber steht Alicia Vikander, die die Emotionalität, aber auch die Härte ihrer Figur vehement nach außen trägt. Und schließlich Rachel Weisz, die sich in der Rolle der Witwe langsam aus der Dunkelheit von Trauer und Verlust wieder ins Leben vortastet. Jede dieser drei Vorstellungen wäre Grund genug für den Erwerb einer Kinokarte. Zusammen bilden Fassbender, Vikander und Weisz ein schauspielerisches Energiezentrum, dem man sich nicht entziehen kann. Die zweite Säule gründet auf der spektakulären, maritimen Naturkulisse, die von grollenden Sturmfluten bis zu lieblichen Sonnenuntergängen die ganze Palette der verhandelten Emotionen spiegelt und von Kameramann Adam Arkapaw („Macbeth“) expressiv in Szene gesetzt wird. Großes Kino ohne Digital-3D-Schnick-Schnack, das die richtige Balance zwischen kraftvollen Figuren und beeindruckenden Bildern findet. **** O Start in Augsburg, Kaufbeuren, Landsberg Ziemlich beste Bauern Im Netz Der Landarzt von Chaussy Frankreichs Komödien-Star François Cluzet jetzt in einem Drama um einen krebskranken Mediziner in der Provinz Nerve Aus einem Internetspiel wird tödliche Realität. Spannende Idee eigentlich. Aber … VON FRED DURAN Das französische Kino ist in den deutschen Lichtspielhäusern in diesem Jahr so stark vertreten wie lange nicht mehr – und nun kommt der nächste Streifen. Über 1,5 Millionen Zuschauer konnte Thomas Liltis „Der Landarzt von Chaussy“ in die heimischen Kinos locken, ohne auf die Jagd nach treffsicheren Pointen und großen Lachern zu gehen. Der Film ist sichtbar durchdrungen vom Respekt gegenüber dem bäuerlichen Leben. Der Regisseur hat früher selbst als Mediziner in der Provinz gearbeitet und macht den Landarzt Jean Pierre Werner zum selbstlosen Helden seines Filmes. Als dieser eine Krebsdiagnose gestellt bekommt, muss er das eigene Sein neu überdenken. Jean Pierre ist Arzt mit Leib und Seele und tut sich schwer, zurückzuschalten in seinem Beruf, der permanente Verfügbarkeit erfordert. Auch als ein Kollege ihm die Ärztin Nathalie (Marianne Denicourt) zur Unterstützung schickt, kann Jean Pierre die Kontrolle nicht abgeben. Wie soll eine Ärztin aus der Stadt ihn, der hier aufgewachsen ist und die meisten Patienten schon aus Kindertagen „Pretty Woman“-Star Richard Gere (67) hat möglicherweise die Rolle seines Lebens gefunden. Nach Einschätzung des Internetportals deadline.com hat Gere mit dem Film „Norman: The Moderate Rise and Tragic Fall of a Fixer“ bessere Oscar-Chancen als je zuvor. Er spielt in dem Thriller einen Unternehmer und Macher, der sein ausgedehntes Netzwerk an Freunde und Bekannte vermakelt. Der Film soll im Frühjahr 2017 in die Kinos kommen. (dpa) kennt, ersetzen können? Erst als die Chemotherapie ihn zunehmend schwächt, akzeptiert er allmählich die eigenen körperlichen Grenzen. Einfühlsam, aber keineswegs rührselig porträtiert Lilti diesen bärbeißigen Altruisten, der trotz seiner zahlreichen Patientenkontakte zu vereinsamen droht. Zum Glück verzichtet der Film darauf, das Verhältnis zur smarten Vertretungsärztin zu einer Liebesgeschichte auszubauen. Ohnehin präsentiert sich „Der Landarzt von Chaussy“ als durch und durch erwachsener Film, der die Attraktivität seiner Hauptfiguren in deren Lebenserfahrung sucht und das Landleben nicht zur pittoresken Idylle umfärbt. Zwischen Traktoren, Stall und Acker findet der Film den richtigen Erzählton, um die Härten des bäuerlichen Lebens in den dünner besiedelten Regionen ebenso zu veranschaulichen wie die Momente sozialen Zusammenhalts. **** O Start in Augsburg Bekannt aus „Ziemlich beste Freunde“: Jean-Pierre Werner (François Cluzet) muss als Landarzt von Chaussy kürzer treten – und hat Probleme. Foto: Alamode Film/dpa VON GÜNTER H. JEKUBZIK Action von Henry Joost und Ariel Schulman („Paranormal Activity, Teil 4“) – das sollte gelingen. Aber der Versuch, „The Game“ oder „The Running Man“ für die Jugend mit Social Media aufzupeppen, bringt mehr Neon-Schein als Sein. Vee (Emma Roberts) ist ein eigentlich braves Mädel. Als der Schulschwarm ihr eine Abfuhr erteilt, meldet sie sich trotzig als Spielerin bei „Nerve“ an – ein digitales Vee soll zu Ian aufs Motorrad. Dafür gibt es Geld. Foto: Niko Tavernise, epd „Wahrheit oder Pflicht“ ohne Wahrheit, dafür mit Live-Übertragung der Mutproben über alle Social-Media-Kanäle. Vee braucht das Geld, um fürs Studium von ihrer Helikopter-Mutter wegziehen zu können. So küsst Vee einen Fremden für die ersten 100 Dollar. Dieser heißt Ian (Dave Franco) und ist selbst Mitspieler. Für eine weitere Handvoll soll sie hinten auf seinem Motorrad nach New York fahren, ein teures Kleid klauen und ihn mit verbundenen Augen durch die Straßen rasen lassen. Bald steigt nicht nur das Konto, Vee ist schnell bei tausenden von Zuschauern. Als die Aufgaben mörderisch werden, kann sie nicht mehr aussteigen. „Nerve“ ist ein wenig aufregender, aber handwerklich routinierter Jugendfilm mit viel wirkungslosem Licht-Styling und etwas medienkritischem Lack. Der finanziell begründete Wunsch, ein Star im Netz zu werden, droht im Absturz zu enden. Dass sich Vee im Rausch von Gefahr und Geschwindigkeit von grauer Maus zur selbstbewussten, klugen Frau entwickelt, ist Mindestmaß. ** O Start in vielen Kinos der Region Elyas M’Barek in der Latinoversion – das dürfen sich die US-amerikanischen Kinogänger nun anschauen. Seit vergangenem Freitag läuft dort „No Manches Frida“ – nichts anderes als das spanischsprachige Remake von „Fack ju Göhte“ für die spanischsprachige US-Bevölkerung. Selbst das Filmplakat ist ähnlich. „No Manches Frida“ wurde in Co-Produktion mit der Constantin Film verfilmt. (AZ) So sieht „Fack ju Göhte“ im US-Remake aus. Foto: Constantin Film, Lionsgate Unsere Wertungen * sehr schwach ** mäßig *** ordentlich **** sehenswert ***** ausgezeichnet Sonst noch angelaufen ● Männertag Stevie, Chris, Peter und Klaus-Maria müssen mit dem Tod ihres Schulfreundes Dieter fertig werden. Als letzte Ehre für den Gestorbenen organisieren sie eine Tour. Eine chaotische Fahrt beginnt, der Alkohol fließt in Strömen und dann taucht auch noch ein früherer Erzfeind auf.... (dpa) Start in verschiedenen Kinos in der Region O ● Molly Monster Molly Monster hat Angst: Sie bekommt ein Geschwisterchen. Sie, ihren Eltern auf die Eierinsel zu folgen, wo das Ei ausgebrütet werden soll. Wo wird mein Platz in der Familie sein, wenn das Baby angekommen ist? Der Film gibt darauf Antworten, die zukünftigen großen Geschwistern Mut machen. (epd) Start in verschiedenen Kinos in der Region O ● Don’t Breathe Drei Freunde brechen in Villen ein, stehlen und machen das Diebesgut zu Geld. Als sie das Haus eines Blinden ausmachen, der auf einer üppigen Summe Schmerzensgeld sitzt, wittern sie den großen Coup. Doch der Alte weiß sich auf brutale und blutige Weise zu wehren. (dpa) Start in verschiedenen Kinos in der Region O