Methoden der Prozessoptimierung
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Methoden der Prozessoptimierung
Methoden der Prozessoptimierung Dieses Projekt wird mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung 1 trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben. LLP Leonardo da Vinci Transfer of Innovation Programm / Projektnummer: DE/13/LLP-LdV/TOI/147636 Inhalt Abbildungen ............................................................................................................................................ 2 Einführung ............................................................................................................................................... 4 Prozessoptimierung - Definition.............................................................................................................. 4 Prozessoptimierungsmethoden - Ansätze .............................................................................................. 5 BPR – Business Process Reengineering (Geschäftsprozessoptimierung) ............................................ 5 Lean Management (schlankes Management) ..................................................................................... 5 Kaizen (CIP, Continuous Improvement Process – kontinuierlicher Verbesserungsprozess)............... 6 Six Sigma .............................................................................................................................................. 6 TQM – Total Quality Management (umfassendes Qualitätsmanagement) ........................................ 6 Methoden und Werkzeuge in Verbesserungsprozessen ........................................................................ 7 Mindmaps............................................................................................................................................ 7 Fisch Bone (Fischgräten-Diagramm).................................................................................................... 9 DMAIC – Methode (Define, Measure, Analyse, Improve, Control - definieren, messen, analysieren, verbessern, kontrollieren) ................................................................................................................. 11 Die 7 Verschwendungsarten ............................................................................................................. 13 Das 5 S-Prinzip ................................................................................................................................... 15 PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act/Adjust, planen-ausführen-überprüfen-anpassen)....................... 18 One-piece-flow (oder flussoptimierte Fertigung) ............................................................................ 19 Pareto-Diagramm .............................................................................................................................. 21 Kennzahlen ........................................................................................................................................ 23 Spaghetti-Diagramm ......................................................................................................................... 28 Wertstromanalyse/Wertstromdesign ............................................................................................... 31 Abbildungen Abb. 1 Fischgräten-Diagramm ............................................................................................................... 11 Abb. 2 Das 5 S-Prinzip ............................................................................................................................ 16 Abb. 3 PDCA-Methode .......................................................................................................................... 18 Abb. 4 One-piece-flow........................................................................................................................... 19 Abb. 5 Batch-and-queue........................................................................................................................ 20 Abb. 6 Pareto-Diagramm ....................................................................................................................... 22 Abb. 7 PDCA-Zyklus ............................................................................................................................... 23 Abb. 8 Das Magische Dreieck ................................................................................................................ 24 Abb. 9 Steuerung der Kostenseite ......................................................................................................... 25 Abb. 10 Zeit/Prozesspotenzial ............................................................................................................... 25 Abb. 11 ROI – Return On Investment (Kapitalrendite) .......................................................................... 28 Abb. 12 Spaghetti-Diagramm Beispiel ................................................................................................... 29 Abb. 13 Spaghetti-Diagramm für Gehäusemontage ............................................................................. 30 2 Abb. 14 Wertstromanalyse IST-Zustand ................................................................................................ 31 Abb. 15 Beispiel für die Aufnahme des IST-Zustandes .......................................................................... 32 Abb. 16 Informationen können in einem ersten Schritt auf Flipchart Papier dokumentiert werden (siehe Bild). ............................................................................................................................................ 32 Abb. 17 Digitalisierte Form (Excel) einer IST-Aufnahme ....................................................................... 33 Abb. 18 Schrittweises Erfassen des IST-Zustandes................................................................................ 33 Abb. 19 Schrittweises Erfassen des IST-Zustandes................................................................................ 34 Abb. 20 SOLL-Zustand............................................................................................................................ 35 Abb. 21 Abgleich der Taktzeiten............................................................................................................ 36 Abb. 22 Vorher (Wertstromdesign) ....................................................................................................... 37 Abb. 23 Nachher (Wertstromdesign) .................................................................................................... 37 Abb. 24 Zugsystem ................................................................................................................................ 38 Abb. 25 Haltestelle 1, Ankunfts- und Abholzeiten ................................................................................ 38 Abb. 26 Erfassung IST-Zustand. Kundeninformation festhalten. .......................................................... 39 Abb. 27 Erfassung IST-Zustand. Schneller Durchgang zur Identifikation der Reihenfolge der hauptsächlichen Prozesse. .................................................................................................................... 39 Abb. 28 Erfassung IST-Zustand. Zweiter Rundgang zur detaillierten Datenaufnahme ......................... 40 Abb. 29 Erfassung IST-Zustand. Zulieferung einzeichnen ..................................................................... 40 Abb. 30 Erfassung IST-Zustand. Informationsfluss einzeichnen............................................................ 41 Abb. 31 Erfassung IST-Zustand. Ermittlung der Durchlaufzeiten. ......................................................... 41 Abb. 32 Erfassung IST-Zustand. Beispielrechnung ................................................................................ 42 Abb. 33 Erfassung IST-Zustand. Ermittlung der Durchlaufzeiten .......................................................... 42 3 Einführung Die vorliegende Broschüre enthält eine Zusammenstellung unterschiedlicher Ansätze, Methoden und Werkzeuge zur Prozessoptimierung, die den Moderatoren der FiS-Methodik (Fabrik im Seminarraum) im Rahmen der “Learning Factory“ als theoretische Grundlage dienen soll. Die Learning Factory entwickelt zur Zeit ein pädagogisch/didaktisches FiS-Konzept im Rahmen des COSIMA Projektes. FiS ist ein Konzept zur Unternehmenssimulation, in dem sämtliche Verbesserungsmethoden Anwendung finden (siehe auch “Methoden und Werkzeuge in Verbesserungsprozessen“). Desweiteren kann diese Broschüre als Informationsmaterial für den “Train the Trainer“-Lehrgang verwendet werden. Sie ist Teil des Arbeitspakets 2 b) innerhalb des COSIMA Projektes. Partner und Mitarbeiter sind das bfw – Unternehmen für Bildung, HTL Wolfsburg, Junior Achievement, Learning Factory und Campus Varberg. Prozessoptimierung - Definition Prozessoptimierung heißt, bestimmte Kenngrößen im Prozessverlauf zu verbessern oder zu optimieren ohne bestehende Strukturen und Rahmenbedingungen zu verletzen. Die Hauptziele sind die Minimierung von Kosten auf der einen Seite sowie die Maximierung von Durchsatz und Effizienz auf der anderen. Prozessoptimierung ist eine der am häufigsten verwendeten quantitativen Methoden im betriebswirtschaftlichen Entscheidungsprozess. Allgemeine Grundsätze Die Prozessoptimierung wurde über lange Zeit als Aufgabe des Qualitätsmanagements betrachtet, ist heute jedoch zunehmend Teil des umfassenden integrierten Prozessmanagements von Unternehmen und Institutionen geworden. Prozessdenken und Optimierung als Grundlage einer wirkungsvollen betriebswirtschaftlichen Ausrichtung ist heute unverzichtbarer Bestandteil jeder modernen Betriebsführung, um im nationalen wie internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Grundlage ist eine prozessorientierte Betrachtungsweise der gesamten betrieblichen Abläufe. Hierfür ist es nötig, hierarchisches „Abteilungsdenken“ aufzugeben und stattdessen Prozessketten bereichsübergreifend zu definieren. Die gegebenen Abläufe müssen zuerst einmal im Rahmen der Prozessanalyse zum Beispiel mittels Prozessmodellierung erfasst und klassifiziert werden. Um die Qualität und Leistungsfähigkeit der so zu beschreibenden Prozesse zu bewerten, müssen geeignete Kenngrößen (sog. Key Performance Indicators, kurz KPI) eingeführt werden. Mit Hilfe einer so gewonnenen Prozessbeschreibung lässt sich eine Prozesslandkarte des Betriebes erstellen, die als Bezugsbasis für weitere Optimierungen dient. Betroffen können hiervon alle Unternehmensbereiche sein, beginnend mit Forschung und Entwicklung, über die Produktion und Verwaltung bis hin zu Einkauf, Vertrieb und Auslieferung. Idealerweise werden im Rahmen eines integrierten E-Business-Konzeptes die gesamten betrieblichen Abläufe sowie die menschlichen wie materiellen Ressourcen einer derartigen Evaluation und Einordnung unterzogen. Die auf Basis dieser Evaluation einsetzende, kontinuierlich fortdauernde Prozessoptimierung hat zum Ziel, die gegebenen Prozesse beständig zu verbessern, ohne hierbei deren Ablauf zu unterbrechen. Bekannte Managementkonzepte in diesem Zusammenhang sind z.B. Business Process Reengineering (BPR) aus dem Jahr 1991, Six Sigma (Anfang der 90er), Kaizen (1994), u.a. 4 Prozessoptimierungsmethoden - Ansätze Für die Geschäftsprozessoptimierung gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Ansätze. Im folgenden werden die fünf bekanntesten Methoden beschrieben, im Anschluss daran die für jeden Ansatz optimalen Werkzeuge. BPR – Business Process Reengineering (Geschäftsprozessoptimierung) “Fundamentale und radikale Methode zur Prozessoptimierung mit Top-Down Ansatz“ BPR ist eine Unternehmensführungsstrategie, die ihren Fokus auf die Analyse und Gestaltung der Arbeitsabläufe und betriebswirtschaftlichen Prozesse legt. Der BPR-Ansatz soll es Unternehmen ermöglichen, durch fundamentales Umdenken und eine radikale Neugestaltung der Geschäftsprozesse ihren Kundenservice zu optimieren und Betriebskosten zu reduzieren, um im internationalen Vergleich bestehen zu können. BPR kann mit einer rundum erneuerten Organisationsstruktur dem Unternehmen bei der radikalen Umstrukturierung von großem Nutzen sein. Durch den holistischen Ansatz, der die Unternehmensziele mit den Arbeitsprozessen verbindet, wird eine fundamentale Umgestaltung angestrebt, statt mit sukzessiven Optimierungsschritten in Subprozesse einzugreifen. BPR wird auch mit den Begriffen Geschäftsprozessmodellierung, Geschäftstransformation oder Veränderungsmanagement verbunden. BPR unterscheidet sich von anderen Ansätzen zur Organisationsentwicklung (OD) und insbesondere von den Konzepten der kontinuierlichen Verbesserung und des TQM (umfassendes Qualitätsmanagement) durch Favorisierung eines fundamentalen und radikalen Wandels statt sanfter, sukzessiver Verbesserungsschritte. Lean Management (schlankes Management) “Beseitige jede Art von Verschwendung“ Schlanke Produktion, schlankes Unternehmen, schlanke Fertigung, häufig auch im Deutschen “lean“ genannt, beschreibt eine Produktionsmethode, die den Ressourcenverbrauch zu jedem anderen Ziel als zur Wertschöpfung für den Endverbraucher als Verschwendung ansieht. Vom Standpunkt des Verbrauchers, der ein Produkt oder eine Dienstleistung kauft, ist “Wert“ definiert als jede Tätigkeit oder jeder Prozess, für den er etwas bezahlen würde. Die Geschäftsprozesse müssen also harmonisch aufeinander abgestimmt sein, so dass sie perfekt ineinandergreifen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen alle überflüssigen Faktoren und Tätigkeiten identifiziert und vermieden werden. Der Betriebsablauf muss so schlank (lean) wie möglich gestaltet werden. Die Ziele sind: maximale Effizienz, klar definierte Verantwortlichkeiten, exakt beschriebene Prozesse und nachvollziehbare Kommunikationswege. Lean Management stellt eine Weiterentwicklung der lean production dar. Seinen Ursprung hat das in der Geschäftswelt weitverbreitete “lean management“ in einer simplen Kernphilosophie: “lean“ oder “schlank“ bedeutet, dass Kunden nicht für Fehler oder Verschwendung bezahlen müssen sondern ausschließlich für einen Wert. Somit müssen Unternehmen den Wert ihrer Produkte oder Dienstleistungen erhöhen, um ihren Profit zu maximieren. Lean Management bietet die Möglichkeit, die Wertschöpfung zu erhöhen und kontinuierliche Verbesserungsschritte zu fördern. 5 Kaizen (CIP, Continuous Verbesserungsprozess) Improvement Process – kontinuierlicher “Wenn Dinge durch viele kleine Änderungen kontinuierlich verbessert werden“ Bei der Prozessoptimierung spielt der in Japan geprägte Begriff `Kaizen´ eine große Rolle. Dieses Management-Konzept richtet seinen Fokus auf die schrittweise und kontinuierliche Verbesserung von Prozessen. Ebenso wichtig ist die Einbeziehung und Weiterbildung von Mitarbeitern, die in die Lage versetzt werden sollen, Probleme selbständig zu lösen, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Kaizen ist kein Projekt sondern eine Denkweise und ein Werkzeug, mit dessen Hilfe Geschäftsprozesse kontinuierlich weiterentwickelt werden können. Kaizen will Probleme im Betriebsablauf lösen und Verbesserungsmöglichkeiten gewinnbringend nutzen. Die Kaizen-Methode wird von den Mitarbeitern selbst vorangetrieben und vom Management unterstützt. In der Industrie wurde Kaizen als wirksames Instrument zuerst von Toyota und Sony genutzt. Mittlerweile wird es aber auch im Dienstleistungssektor in den Bereichen Medizin, Gesundheit und zahnmedizinische Versorgung sowie in Stadtverwaltungen, Schulen und Banken angewendet. Six Sigma “Strategie zur Qualitätsverbesserung, die sich darauf konzentriert, Schwankungen im Geschäftsprozess zu vermeiden“ Six Sigma ist eine Methode zur Verbesserung von Geschäftsprozessen mit dem Ziel, durch die Reduzierung von Fehlerquellen und Schwankungen in Fertigungs- und Geschäftsprozessen Kosteneinsparungen zu erreichen. Diese Methode wird hauptsächlich von großen Unternehmen umgesetzt, z.B. in der Automobilindustrie, die stets daran interessiert sind, kosteneffizienter zu produzieren. Six Sigma ist eine statistische Methode innerhalb des Qualitätsmanagements, die auf dem DMAICAnsatz (define – measure – analyze – improve - control, d.h. definieren – messen – analysieren – verbessern – kontrollieren) beruht. Sie wird hauptsächlich in Produktionsprozessen zur Erhöhung des Qualitätsniveaus umgesetzt. Die Six Sigma Methode erfordert eine spezielle Weiterbildung der Mitarbeiter, die – je nach Bildungsstand – unterschiedliche Aufgabenbereiche übernehmen. Six Sigma ist eine Strategie zur Qualitätsverbesserung, die darauf abzielt, Prozessschwankungen zu reduzieren. Obwohl sie ursprünglich für Produktionsprozesse entwickelt wurde, konnte die SixSigma-Methode mittlerweile auch in vielen anderen Bereichen eingesetzt werden. Als Instrument zur Prozessverbesserung und Fehlerreduzierung kann Six Sigma alle `Lean´-Bereiche wirkungsvoll unterstützen. Six Sigma ist demzufolge fester Bestandteil vieler `Lean´ Programme. TQM – Total Quality Management (umfassendes Qualitätsmanagement) “Qualitätsbewusstsein während des gesamten Betriebsprozesses“ Innerhalb der Unternehmensführung ist TQM ein umfassender und strukturierter Ansatz im Betriebsmanagement mit dem Ziel, die Qualität von Produkten und Dienstleistungen zu optimieren. TQM reagiert auf regelmäßiges Feedback der Kundenseite mit präzisen und kontinuierlichen Verbesserungen der Produkte und Dienstleistungen. TQM-Anforderungen können sowohl für einzelne Betriebe individuell, als auch gemäß anerkannter Standards festgelegt werden, wie z.B. die Normenreihe ISO 9000 (International Organization for standardization ISO 9000 Serie). TQM kann in jeder Unternehmensform eingesetzt werden, denn obwohl es seinen Ursprung im Produktionssektor hat, findet es mittlerweile in vielen anderen Bereichen Anwendung. Der Grund für die weite Verbreitung ist, dass TQM die Sichtweise des Kunden in den Mittelpunkt stellt. 6 Methoden und Werkzeuge in Verbesserungsprozessen Prozessoptimierungsmethoden stellen uns die Werkzeuge und Technologien zur Verfügung, die zur erfolgreichen Optimierung laufender Prozesse notwendig sind, die Programme liefern dazu das erforderliche Wissen, die Techniken und Methoden. Aus den zahlreichen existierenden Werkzeugen haben wir einige wichtige ausgesucht: Mindmaps “Ein Diagramm zur visuellen Darstellung von Informationen“ Eine Mindmap ist ein Diagramm zur visuellen Darstellung von Informationen. Dabei steht oft ein Begriff oder Text im Mittelpunkt, um den kreisförmig Ideen, Wörter und Konzepte angeordnet werden. Größere Kategorien gehen als Äste vom zentralen Knoten aus, kleinere sind Zweige an den großen Ästen. Die einzelnen Kategorien beinhalten Begriffe, Ideen, Aufgaben oder andere mit dem Schlüsselbegriff verbundene Konzepte. In flexiblen Darstellungsformen eignen sich Mindmaps dazu, komplexe Probleme einfach und verständlich zu visualisieren. Die Mindmap-Strategie soll helfen, einen Begriff oder ein Konzept schnell in einen Kontext einzuordnen. Spontane Gedanken und Assoziationen können sofort aufgeschrieben und zugeordnet werden. Mit Hilfe von Mindmaps werden Informationen von Anfang an in eine Ordnung gebracht. Dadurch können Menschen ihre eigene Strategie entwickeln, mit denen sie Notizen machen, kreativ schreiben, Berichte verfassen, leichter lernen, als Gruppe lernen, Meetings organisieren, Think Tanks leiten oder Schreibblockaden lösen. Beispiel Anleitung zum Entwurf einer Mindmap: 1. In die Mitte des Blattes ein Bild des zentralen Themas zeichnen und dabei mindestens drei verschiedene Farben benutzen 2. Sinnbilder, Symbole, Zeichen und geometrische Figuren für eine Mindmap durchgängig verwenden. 3. Schlüsselwörter in Druckschrift und mit verschiedenen Buchstabengrößen schreiben. 4. Jedes Wort und jedes Bild sollte für sich allein stehen und auch eine eigene Linie beanspruchen. 5. Alle Linien sollten vom zentralen Thema ausgehen und verbunden sein. Die Hauptlinien sind dick, die anderen schließen sich organisch und dünner an. 6. Die Linien haben die gleiche Länge wie das Wort oder Bild, zu dem sie gehören. 7. Verschiedene Farben zur Visualisierung, Kodierung oder Kategorisierung durchgängig verwenden. 8. Einen persönlichen Mind-Mapping-Stil entwickeln. 9. Ideen hervorheben und Assoziationen freien Lauf lassen. 10. Die Mindmap durch strahlenförmige Anordnung, Zahlenfolgen oder Konturlinien übersichtlich gestalten. Diese Liste ist präziser als ein Fließtext mit denselben Informationen, eine Mindmap allerdings ist noch übersichtlicher und einprägsamer. Anwendungsmöglichkeiten Mindmaps eignen sich zur: 1. Problemlösung 2. Erstellung von Skizzen / Rahmenplanung 3. Darstellung von Strukturen und Beziehungen 7 4. 5. 6. 7. 8. 9. anonymen Zusammenarbeit Schaffung von Verbindungen zwischen Text und Bild individuellen Ausdrucksfähigkeit und Kreativität Zusammenfassung von Informationen in einer präzisen und einprägsamen Darstellungsform Teambildung oder Schaffung von Synergien Verbesserung der Arbeitsmoral Arten von Mindmaps Referenz-Mindmaps – zur Informationsübersicht Eine Referenz-Mindmap ordnet Informationen so an, dass man sie leicht wiederfinden kann. Viele Themen können in dieser Weise aufgeschlüsselt und dargestellt werden. Man beginnt mit einer Ideen- und Faktensammlung und ordnet sie so in Abschnitten und Unterabschnitten an, dass man einen Gesamtüberblick erhält. Die Referenz-Mindmap eignet sich für: - die Zusammenstellung von Dokumenten oder Berichten: die Haupttexte stellen die Überschriften der Abschnitte dar, wenn man die Mindmap in ein Textverarbeitungsprogramm exportiert - die Zusammenstellung von Quellen: Webseiten und Informationen über Unternehmen und Menschen werden erfasst und geordnet - die Aneignung von Wissen: Informationen und Fakten werden so zusammengestellt, dass man präziser lernen und Gelerntes einfacher wiederholen kann - das Erstellen von Listen: um die Übersicht über detaillierte Informationen zu behalten, werden diese in verschiedenen Kategorien der Mindmap erfasst und geordnet Präsentations-Mindmaps – zur Präsentation und zu Trainingszwecken Präsentations-Mindmaps werden genutzt, um eine Botschaft zu vermitteln oder mit Argumenten ein Zeichen zum Handeln zu setzen. Im Gegensatz zur Referenz-Mindmap wird die PräsentationsMindmap nur dazu verwendet, ein Gespräch zu unterstützen und die Zuhörer auf die eigene Botschaft zu fokussieren. Diese Mindmap sollte so knapp wie möglich gehalten sein. Zusätzliche Informationen oder Materialien können jederzeit hinzugefügt werden, allerdings nur dann, wenn sie die Botschaft unterstützen. Bei einer Präsentation sollte man oben rechts in der Mindmap beginnen und dem Uhrzeigersinn folgend fortfahren. Die Präsentations-Mindmap eignet sich für - Präsentationen, in denen eine Entscheidung oder Handlung gefragt ist - Trainingseinheiten - Handouts bei Präsentationen Planungs-Mindmaps – zum Entwerfen von Plänen Bei der Planung sollte man stets das Ziel im Auge haben und dieses auch im Zentrum der Mindmap platzieren. Alle Notizen in der Mindmap müss auf das Ziel ausgerichtet sein, zum Beispiel durch entsprechende Pfeile. Alle Handlungsschritte bauen aufeinander auf – das oberste Ziel immer vor Augen. Deshalb befinden sich zukünftige Aufgaben näher am Zentrum und Handlungen, die am Anfang des Projekts erledigt werden müssen, am äußeren Rand der Mindmap. Planungs-Mindmaps eignen sich zur - Diskussion von Projektplänen - Bestimmung der Reihenfolge notwendiger Handlungsschritte - Auswertung der Hauptursache eines Problems oder einer Streitfrage 8 Fisch Bone (Fischgräten-Diagramm) ”Ursache-Wirkungs-Diagramm” Das Ursache-Wirkungs-Diagramm ist eine graphische Darstellung der Hauptursachen eines Fehlers oder eines Problems. Auch bekannt unter dem Namen “Ishikawa-Diagramm“ hilft dieses Werkzeug, die potenziellen Ursachen eines Problems zu visualisieren und zu kategorisieren. Vor jedem Lösungsversuch sollten alle möglichen Ursachen geklärt werden. Mit dem Fischgräten-Diagramm kann man ein Problem sofort von allen Seiten angehen, anstatt sich nur einer Teilaufgabe zu widmen, während das Hauptproblem weiterbesteht. Das Diagramm besteht aus einer zentralen Grundlinie von der einzelne Linien ausgehen, auf denen die Haupteinflussgrößen vermerkt werden. Das vollständige Diagramm ähnelt einem Fischskelett, daher der Name. Die Ursache-Wirkungs-Analyse ist eine Mischung aus Brainstorming und Mindmapping und wurde ursprünglich als Werkzeug zur Qualitätskontrolle entwickelt, kann aber genauso gut für andere Zwecke eingesetzt werden, z.B. um • die zugrundeliegende Ursache eines Problems zu entdecken. • Engpässe in Prozessen aufzudecken. • herauszufinden, wo und warum ein Prozess nicht läuft. Das Fischgräten-Diagramm ist besonders in Brainstorming-Sitzungen von Nutzen, weil damit Gespräche fokussiert werden können. Nachdem die Gruppe alle möglichen Ursachen eines Problems im Brainstorming zusammengetragen hat, hilft der Moderator der Gruppe alle Ursachen nach ihrer Wichtigkeit zu bewerten und eine Hierarchie aufzustellen. Die Form des Diagramms hat große Ähnlichkeit mit einem Fischskelett. Fischgräten-Diagramme werden normalerweise von rechts nach links gelesen, wobei jede große “Fischgräte“ sich in mehrere kleine Gräten verzweigt, die mit immer detaillierteren Informationen versehen sind. Fischgräten-Diagramme werden in der Analysephase der Six Sigma DMAIC-Methode im Problemlösungsprozess eingesetzt (DMAIC= definieren, messen, analysieren, verbessern, optimieren) Prozessfaktoren Häufig wird das Ishikawa-Diagramm bei der Produktgestaltung und zur Vermeidung von Qualitätsmängeln eingesetzt, sowie zur Identifizierung potenzieller Einflussfaktoren und ihrer Wirkung auf das Gesamtproblem. Jede Ursache für Qualitätsmängel basiert auf einer Reihe verschiedenartiger Einflussfaktoren. Die Ursachen werden normalerweise in einigen Hauptkategorien zusammengefasst, um die verschiedenen Fehlerquellen zu identifizieren. Die zentralen Prozessfaktoren sind: - Mensch: Jeder, der am Prozess beteiligt ist - Methode: die Art der Ausführung, sowie spezielle Anforderungen wie Richtlinien, Verfahrensweisen, Regelungen, Vorschriften und Gesetze - Maschine: Betriebsmittel, Computer, Werkzeuge, etc. die zur Erfüllung der Aufgabe benötigt werden - Material: Rohstoffe, Bauteile, Stifte, Papier, etc. die zur Herstellung des Endprodukts gebraucht werden - Messung: Prozessdaten, die zur Qualitätsbewertung wichtig sind - Milieu (Umfeld): Rahmenbedingungen, wie Ort, Zeit, Temperatur und der betreffende Kulturraum. Alle Ursachen werden im Fischgräten-Diagramm bestimmten Kategorien zugeordnet. UrsacheWirkungs-Diagramme können Schlüsselbeziehungen zwischen Variablen aufzeigen, die möglichen Ursachen geben einen zusätzlichen Einblick in das Prozessverhalten. 9 Potenzielle Ursachen kommen oft in Brainstorming-Runden ans Licht. Diese Ursachen werden in übergeordneten Kategorien zusammengefasst. Sie stimmen häufig mit den oben genannten Kategorien überein, können jedoch auch einzeln auf einen speziellen Fall angewendet werden. Erstellung des Diagramms - - Zeichnung eines Kopfes, der das Problem oder den aktuellen Sachverhalt thematisiert. Zeichnung eines Rückgrats, beginnend am Fischkopf (gerade Linie, die zum Kopf führt). Benennung von mindestens vier “Ursachen“, die zum Problem beitragen. Diese mit dem Rückgrat durch Pfeile verbinden. Dies sind die ersten Fischgräten. Brainstorming, um herauszufinden, welche Einflussfaktoren zu jeder Ursache gehören und Dokumentation derselben. Verwendung der fünf “Warum“ oder eines anderen Fragenkatalogs, wie z.B. die vier Ps (Policies, Procedures, People, Plant), um die Diskussion auf den Punkt zu bringen. Unterteilung jeder Ursache in so viele einzelne Faktoren bis die Hauptursachen identifiziert sind. Das Beispiel unten zeigt, wie ein Team mit Hilfe eines Fischgräten-Diagramms alle potenziellen Einflussfaktoren und schließlich die Hauptursache für den Zusammenbruch einer Website herausfinden kann. Vier Hauptgründe, die für die Verwendung eines Fischgräten-Diagramms sprechen: - - - - Beziehungsverhältnisse entstehen: Das Fischgräten-Diagramm erfasst die Assoziationen und Beziehungen innerhalb einer Vielzahl von möglichen Ursachen und Wirkungen. In Diagrammform sind die vielfältigen Beziehungen leicht nachvollziehbar. Alle Ursachen werden simultan dargestellt: Jede der im Diagramm dargestellten Ursachen oder Ursachenketten könnte zum Problem beitragen. Das Fischgräten-Diagramm zeigt jede mögliche Ursache in leicht verständlicher Weise und ist deswegen ein geeignetes Werkzeug, um verschiedenen Interessengruppen ein Problem anschaulich zu präsentieren. Brainstorming wird erleichtert: Das Fischgräten-Diagramm ist ein probates Mittel, um einer Brainstorming-Sitzung Struktur und den Teilnehmern Anregungen zu geben, da alle Ursachen und Beziehungen anschaulich dargestellt werden. Beim Betrachten des Diagramms wird das Team angeregt, alle erdenklichen Lösungen zu erkunden. Team-Fokus wird aufrechterhalten: Durch das Fischgräten-Diagramm kann der Fokus des Teams aufrechterhalten werden, wenn über die zu sammelnden Daten diskutiert wird. Mit Hilfe des Diagramms wird sichergestellt, dass jeder Teilnehmer Informationen auf möglichst effiziente und sinnvolle Weise einbringt, ohne Energien für nicht-existente Probleme zu verschwenden. 10 Abb. 1 Fischgräten-Diagramm Keine Verbindung zum Server Webserver ist überlastet Problem mit Firewall Website zusammengebrochen Problem mit Server Software Domain Name ist abgelaufen Problem mit DNS Server DNS Lookup Problem DMAIC – Methode (Define, Measure, Analyse, Improve, Control - definieren, messen, analysieren, verbessern, kontrollieren) DMAIC beschreibt einen datengesteuerten Verbesserungszyklus zur Optimierung und Stabilisierung von Geschäftsprozessen und –designs. Der DMAIC Verbesserungszyklus ist das Herzstück bei Six Sigma-Projekten. Allerdings stellt DMAIC auch den konzeptionellen Rahmen für andere Verbesserungsprogramme dar. Definieren Ziel dieses Schrittes ist die exakte Definition des Geschäftsproblems, des Geschäftsziels, der potenziellen Ressourcen, des Projektumfangs und eines präzisen Zeitplans. Diese Informationen sind normalerweise im Projektauftrag festgeschrieben. Notieren Sie, was Sie aktuell wissen. Versuchen Sie, die Fakten zu erläutern, Ziele zu definieren und ein Projektteam zu bilden. Zu definieren sind: - das Problem - der/die Kunde/n 11 - die Kundenanforderungen (VOC, voice of customer) und qualitätskritischen Merkmale (CTQs, Critical to Quality) – welche Prozessoutputs sind entscheidend? das durch die DMAIC-Methode angestrebte Prozessziel und die damit verbundenen Produktionsprozesse Zielvorgaben und Ziele Projektgrenzen und Projektumfang den Projektauftrag (wird häufig während der Definitions-Phase vereinbart). Messen Ziel dieses Schrittes ist die Festlegung einer objektiven Datengrundlage für alle weiteren Schritte im Verbesserungsprozess. In dieser Phase werden Daten gesammelt, um eine verlässliche Basis für die Prozessleistung zu haben. Die Ausgangskennzahlen aus der Messphase werden verglichen mit den Leistungskennzahlen am Ende des Projektes. Daraus lässt sich ableiten, ob nennenswerte Prozessverbesserungen erreicht wurden. Das Projektteam entscheidet, was und wie gemessen wird. Wichtig ist, dass die Teams intensiv prüfen, ob das vorgeschlagene Messsystem zum Projekt passt. Gute Datenerfassung ist das Herzstück jedes DMAIC-Prozesses. Im einzelnen: - Ermitteln der Diskrepanz zwischen tatsächlicher und angestrebter Projektleistung - Sammeln von Messkriterien zur Festlegung der potenziellen Prozessleistung: Prozess Y(s) (mehr als ein Output ist möglich) - Überprüfung des Messsystems (Messinstrumente, Maßeinheiten), um eine sorgfältige Messung und präzise Ergebnisse sicherzustellen - Erstellung einer präzisen Datengrundlage für den Prozessfluss. Weitere Informationen können später hinzugefügt werden. Analysieren Ziel dieses Schrittes ist die Ermittlung, Überprüfung und Priorisierung der zu beseitigenden Hauptursachen. Viele potenzielle Hauptursachen (Prozessinputs, X) können in dieser Analyse (z.B. mit Hilfe des Fischgräten-Diagramms) identifiziert werden. Die drei bis vier weiteren, zu überprüfenden Ursachen werden mit Hilfe von kumulativen Abstimmungen oder anderen Methoden zur Konsensfindung ermittelt. Ein Datensammelplan wird erstellt, der die Haupteinflussgrößen mit der Projektmetrik Y in Beziehung setzt. Diese Analyse wird so oft wiederholt bis sich die “bestätigten“ Ursachen herauskristallisiert haben. Innerhalb des Six Sigma-Rahmens werden häufig sehr komplexe Analyse-Werkzeuge verwendet. Man kann allerdings auch einfachere, elementare Werkzeuge in Anspruch nehmen, wenn diese ihren Zweck erfüllen. In der Analysephase - werden potenzielle Ursachen des Problems aufgelistet und kategorisiert - werden Hauptprobleme (zentrale Einflussgrößen) priorisiert, um diese in der Verbesserungsphase weiterzuverfolgen - wird ermittelt, welche Auswirkungen die Prozessinputs (Xs) auf die Prozessoutputs (Ys) haben. Daten werden ausgewertet, um Auswirkungen jeder Hauptursache X auf die Projektmetrik Y zu ermitteln. Hier werden häufig statistische Verfahren (p-Werte) unter Hinzuziehung von Histogrammen, Pareto-Diagrammen und Liniendiagrammen verwendet. - wird mit Hilfe detaillierter Prozesslandkarten der Fokus auf die Stellen im Produktionsprozess gerichtet, wo die Haupteinflussgrößen wirken. Verbessern Ziel dieses Schrittes ist die Identifizierung, Überprüfung und Implementierung von Lösungsideen und Verbesserungsmaßnahmen. Auch können in dieser Phase mit Hilfe von Kreativitätstechniken (brainstorming, das Sechs-Hüte-Modell von De Bono oder Random Word) realisierbare Lösungen zur Identifizierung und Vermeidung von Prozessproblemen gefunden werden. In einigen Projekten sind 12 komplexe Analysewerkzeuge wie z.B. DOE (Design of Experiments, Statistische Versuchsplanung) von Vorteil, doch konzentrieren sich ebenfalls auf naheliegende Lösungen. - Generierung innovativer Lösungsideen - Fokussierung auf die einfachsten und naheliegendsten Lösungen - Überprüfung der Lösungsideen mit Hilfe des PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Adjust) - Risikoanalyse auf Basis der PDCA Resultate, mit Hilfe der FMEA (Fehlermöglichkeits- und – einflussanalyse oder kurz “Auswirkungsanalyse“), um vermeidbare Fehler im Verbesserungsprozess zu antizipieren - Aufstellung eines detaillierten Implementierungsplans - Umsetzung der Verbesserungsmaßnahmen Kontrollieren In diesem Schritt sollen die Erfolge gesichert und Verbesserungen überprüft werden, um ihre Kontinuität und Nachhaltigkeit zu garantieren. Kontrollpläne werden aufgestellt, Dokumente, Geschäftsprozesse und Trainingsunterlagen auf den neuesten Stand gebracht. Regelkarten sind für die Beurteilung der Stabilität der Verbesserungen von großem Nutzen. Sie dienen als - Leitfaden zur kontinuierlichen Überprüfung der Prozessziele und - Bereitstellung eines Reaktionsplans für jede einzelne Maßnahme für den Fall, dass es zu Abweichungen kommt. Die 7 Verschwendungsarten Das von Toyota entwickelte Produktionssystem zeichnet sich durch das Streben nach Exzellenz und eine hohe Sensibilität für Verschwendung aus. Der Toyota Chef Taiicho Ohno (1912-1990) definierte die “Die 7 tödlichen Verschwendungen (muda)“ folgendermaßen: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Verschwendung durch Überproduktion Verschwendung durch Wartezeiten Verschwendung durch Transport und Materialbewegungen Verschwendung durch übermäßige Bestände Verschwendung durch Überbearbeitung Verschwendung durch Bewegungen Verschwendung durch Nacharbeit und Ausschuss 1. Verschwendung durch Überproduktion Viele Unternehmen produzieren mehr als benötigt wird, denn im Produktionsprozess gehen Teile, Produkte oder Material verloren! Ohne Ordnung, Sorgfalt und Disziplin bei der Lagerhaltung werden die Lagerbestände jeden freien Raum ausfüllen. Von der provisorischen Lagerung einer Charge an einem undefinierten, nicht speziell gekennzeichneten Ort ist dringend abzuraten, denn ein nicht informierter Mitarbeiter könnte das Material gedankenlos und ohne Informationen weiterzugeben an einen anderen Ort bringen. Auf diese Weise geht die Spur verloren, und als Folge ergibt sich eine Verschwendung von Rohstoffen, Energie und Arbeitskraft. Es könnte sogar zu einer doppelten Verschwendung kommen, falls die verschwundene Charge die Produktion einer neuen nötig macht! Wie man Überproduktion entgegenwirkt • • Eine potenzielle Verbesserung wäre die Reduzierung des durch überschüssige Lagerbestände und Überproduktion verschwendeten Lagerraums und anderweitig nutzbarer Flächen. Die 5 S können dazu dienen, Regeln für die Lagerhaltung aufzustellen und Lagerflächen auszuweisen. Diese Regeln müssen im gesamten Betrieb bekannt sein, so dass jeder 13 Mitarbeiter weiß, wo, warum und wie lange Lagerbestände vorhanden sein müssen. Im Zuge dieses Verbesserungsprozesses müssen die Regeln laufend an die aktuelle Situation angepasst werden. 2. Verschwendung durch Wartezeiten Wartezeiten sind eine Folge mangelnder Übereinstimmung zwischen den einzelnen Prozessphasen oder beruhen auf schlechter Vorbereitung. Das Warten auf einzelne Teile, Material, Werkzeuge, Informationen, etc. kann auf fehlende Vorschriften und Informationen über Lagerräume und –zeiten zurückzuführen sein, so dass Mitarbeiter viel Zeit mit Nachforschungen verbringen müssen. Werden die Materialien, auf die man wartet, wirklich gebraucht? Wenn nicht, d.h. wenn sie keinen Mehrwert für die Arbeit oder das Produkt darstellen, ist es klug, diese Bestände auszusortieren oder zumindest die Wartezeit und die Distanz zum Lagerraum zu reduzieren. Computer mit einer großen und schlecht geordneten Datenmenge auf der Festplatte arbeiten langsam. Haben Sie schon einmal daran gedacht, Ihre Verzeichnisse und Ordner mit der 5 S-Methode zu durchforsten? Jede Suche wird verkürzt, wenn der Suchende weiß, wo er suchen muss. 3. Verschwendung durch Transport und Materialbewegungen Die Notwendigkeit für Bewegungen und Transporte wird teilweise durch die beiden oben genannten Verschwendungen hervorgerufen. Sicher kann nicht auf jede Art von Transport verzichtet werden doch sollte sich dieser auf das absolut notwendige Minimum beschränken. Die Suche nach einem freien Hubwagen zum Transport von Kisten und Palletten ist in Werkstätten eine typische Beschäftigung. Daher werden häufig mehr Fahrzeugen gefordert. Geeignete Vorschriften und Abstellmöglichkeiten, sowie Disziplin beim Zurückbringen der Wagen reicht häufig aber schon aus, um diese Engpässe zu vermeiden. 4. Verschwendung durch nutzlose und übermäßige Bestände “Nutzlos“! Das Wort selbst nennt schon die Lösung. Ziel der 5 S-Methode ist es, alles Nutzlose zu beseitigen. Im Falle von Lagerbeständen entsteht Gewinn durch die gelagerte Ware und den zurückgewonnenen Lagerraum. Beides sollte möglichst nur für wertschöpfende Tätigkeiten zur Verfügung stehen. Dokumente in Papierform und ihre zahlreichen Duplikate, Kataloge und Kalender vergangener Jahre, Ordner und Datenbestände, eingetrocknete und abgenutzte Kugelschreiber und Stifte . . . all dies ist überschüssiger Ballast! 5. Verschwendung durch Überbearbeitung Durch Verfahren und Arbeitsanleitungen, die nicht auf dem neuesten Stand sind, werden oft sinnlose Arbeitsgänge ausgeführt. Das Sortieren und Ordnen sollte auch im Prozessverlauf und in den dazugehörigen Dokumenten regelmäßig durchgeführt werden. Verschwendung durch Prozessverluste ist auch in Verwaltungen und Büro ein weitverbreitetes Problem. Alte Vorschriften werden beibehalten, auch wenn die Gründe für ihre Festschreibung schon seit längerer Zeit nicht mehr existieren. So lange niemand diese Vorschriften erneuert, macht jeder so weiter wie bisher, nach alter Gewohnheit, und zwar mit Engagement und Disziplin (!!). 6. Verschwendung durch Bewegungen Ergonomie am Arbeitsplatz ist die wohl bekannteste und “sichtbarste“ Möglichkeit, mit der 5 SMethode Verbesserungen einzuführen. Die Arbeitsplatzgestaltung sollte im Sinne der 5 S-Methode durch optimale Verfügbarkeit aller benötigten Materialien und Werkzeuge, sowie gute Erreichbarkeit und bedienerfreundliche Maschinenbestückung realisiert werden. 14 Zu den unnötigen Bewegungen gehört auch das Suchen nach fehlenden Teilen, Daten, Anweisungen, Informationsmaterial, etc. 7. Verschwendung durch Nacharbeit und Ausschuss Produktfehler und Qualitätsprobleme sind ursächlich mit dem Zustand des Arbeitsplatzes verbunden: • Montagefehler (Teile passen nicht zusammen, Teile verschiedener Modelle/Serien) aufgrund überfüllter Arbeitstische • vergessene Teile im Produktionsprozess, weil sie im Durcheinander des Arbeitsplatzes übersehen wurden • Kratzer auf Teilen durch Bruchstücke und Ausschuss auf dem Arbeitstisch (Grate, Schmutz, Bruchteile,. . .) • unbrauchbare Teile aufgrund von Verschmutzung, Kratzern, etc. • Montagefehler durch falsche Arbeitsabläufe Weitere Arten von Verschwendung: 8. Verschwendung durch verwirrende Informationen — Fehlende oder falsche Informationen. Prozessziele oder –metriken, die zu Unsicherheiten bei einer Tätigkeit führen. 9. Verschwendung durch schlechte ergonomische Arbeitsbedingungen und Sicherheitsprobleme Unzureichende Arbeitsbedingungen im Büro können das Karpaltunnel-Syndrom, Augenermüdung, chronische Rückenleiden und damit die Gesundheit und Produktivität der Mitarbeiter beeinträchtigen. 10. Verschwendung durch nicht genutztes Potenzial der Mitarbeiter — Fähigkeiten, Talente und Kreativität. Die Eigenverantwortlichkeit und Verantwortung der Arbeitnehmer bei Routineentscheidungen wird oft beschnitten, hochbezahlte Mitarbeiter mit speziellem Fachwissen müssen Routinearbeiten übernehmen, Werkzeuge und Materialen, die für eine zugewiesene Arbeit oder einen Verbesserungsprozess nötig sind, werden nicht bereitgestellt. Außerdem fehlt oft das Vertrauen in die Mitarbeiter, wenn sie die Produktion stoppen möchten, um ein Problem im Arbeitsablauf zu lösen (jidoka) oder wenn sie für die Sauberkeit, Instandsetzung und Organisation ihres Arbeitsbereichs auch selbst Verantwortung tragen wollen. Desweiteren fehlt das Vertrauen in flache Organisationsstrukturen mit autonomen und eigenverantwortlichen Teams. Es fehlt das Vertrauen (und demzufolge auch das Nachprüfen), dass jeder einzelne Mitarbeiter zum kontinuierlichen Verbesserungsprozess beitragen kann. Beseitigung der 7 Verschwendungen durch: • • • • “lean“ Ziele und Ideale die wissenschaftliche PDCA-Methode (Plan-Do-Check-Adjust) lean Management Kaizen Das 5 S-Prinzip Die 5 S-Philosophie ist eine Denkweise, die ihren Fokus auf die effektive Organisation des Arbeitsplatzes, vereinfachte Arbeitsbedingungen und die Reduzierung von Verschwendung bei gleichzeitiger Verbesserung der Produktqualität und Sicherheit am Arbeitsplatz richtet. Die fünf S stehen für die ersten fünf Buchstaben der folgenden japanischen Wörter: 15 japanisch Bedeutung Seiri Selektieren Seiton Sortieren Seiso Säubern Seiketsu Standardisieren Shitsuke Systematisieren Abb. 2 Das 5 S-Prinzip Der Name “5 S“ ist eine gute Möglichkeit, sich Bedeutung und Inhalt des Prinzips zu merken. Diese in Japan entwickelte Methode geht davon aus, dass eine Tätigkeit ohne einen sauberen, sicheren Arbeitsbereich und ohne Verhaltensregeln weder effektiv noch qualitativ gut sein kann. Die 5 S schaffen durch einfache aber sehr wirksame Regeln ein harmonisches und funktionsfähiges Arbeitsumfeld. Das 5 S-Prinzip sollte schrittweise und in logischer Folge umgesetzt werden. Die drei ersten S schaffen Ordnung am Arbeitsplatz, während 4 und 5 ihren Fokus darauf richten, dass die Arbeitsabläufe standardisiert und weiterentwickelt werden. Es wird empfohlen, mit der Umsetzung der 5 S in einem ausgewählten Pilot-Workshop oder Pilotprojekt zu beginnen und sie erst dann Schritt für Schritt auf weitere Projekte zu übertragen. Was sind die 5 S? 1. Seiri – Selektieren Notwendige Gegenstände bleiben im Arbeitsbereich, seltener gebrauchte werden aussortiert oder in weiter entfernten Lagerorten aufbewahrt, nicht benötigte Teile werden endgültig ausrangiert. Seiri kämpft gegen die Gewohnheit an, Dinge nur zu behalten, weil sie irgendwann in der Zukunft vielleicht nützlich sein könnten. Seiri hält den Arbeitsbereich sauber, macht das Suchen und Finden effektiver und schafft generell mehr freien Raum. Seiri eignet sich hervorragend zur Schaffung neuer Arbeitsflächen, zur Beseitigung von alten und kaputten Werkzeugen, veralteten Vorrichtungen und Zubehör, Bruchstücken und überschüssigen Rohstoffen. 2. Seiton – Sortieren Eine systematische Ordnung ist die beste Methode, alles Notwendige im richtigen Moment zur Hand zu haben. Ein gutes Beispiel für die Seiton-Anwendung ist der Werkzeugbereich. Seiton wirksam einzusetzen heißt z.B. auch den Boden in einer Farbe zu streichen, die den Schmutz sichtbar macht, Arbeitsbereiche zu kennzeichnen und Werkzeugtafeln zu überprüfen. Auch Besenwagen sind ein gelungenes Seiton-Beispiel. Da Säubern und Ordnen wesentliche Bestandteile der 5 S-Methode sind, werden kundenspezifische Wagen für Besen, Wischmops und Eimer angefertigt. Jeder Besenwagen hat seinen speziellen Platz, den alle Mitarbeiter kennen. Eine Seitonweisheit wäre: “Einen Platz für jedes Teil und jedes Teil an seinem Platz.“ 3. Seiso – Säubern Nachdem der Arbeitsplatz im Zuge der 5-S Implementierung zum ersten Mal gründlich gesäubert wurde, ist es wichtig, diese Verbesserung auch in der Folgezeit (durch tägliches Säubern) aufrechtzuerhalten. In einem sauberen Umfeld können Schäden wie Lecks, Brüche oder Ausrichtungsfehler an Werkzeugen und Material leichter entdeckt werden. Auch kleine Schäden, können, wenn sie vernachlässigt werden, zu Maschinenschäden und Produktionsverlusten führen. Regelmäßiges Säubern ist damit auch eine Art Inspektion. Seiso stellt einen wichtigen Teil der TPM 16 (Total Productive Maintenance) dar; TPM und Sicherheit am Arbeitsplatz werden durch Sauberkeit unterstützt. 4. Seiketsu – Standardisieren Sofort nach Einführung der ersten drei S, sollten diese am Arbeitsplatz standardisiert werden. Wenn dies nicht geschieht, wird die Situation sich sofort wieder verschlechtern und alte Gewohnheiten kehren zurück. Wichtig ist, leicht anwendbare Standards einzuführen und diese durch geeignete Rahmenbedingungen zu unterstützen. Den Mitarbeitern sollte die Möglichkeit gegeben werden, an der Entwicklung dieser Standards mitzuarbeiten. Die drei ersten S werden häufig `von oben´ angeordnet. Durch Seiketsu werden daraus natürliche, standardisierte Verhaltensweisen. 5. Shitsuke – Systematisieren Um die ersten vier S letztendlich aufrechtzuerhalten, müssen Mitarbeiter darin geschult werden, wie sie die erreichten Standards weiterführen können. Mit formalen Rahmenbedingungen, der Veröffentlichung von Ergebnissen und Folgemaßnahmen werden die 5 S abgesichert und über die anfänglichen Grenzen hinaus in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess fortgeführt: mit der Kaizen-Methode. Kontinuierliche Verbesserung führt zu weniger Verschwendung, besserer Produktqualität und kürzeren Durchlaufzeiten. Welche Unternehmen profitieren vom 5 S-Programm? Jeder Einzelne und jedes Unternehmen profitiert vom Einsatz der 5 S-Methode. Produktions- und Industriebetriebe stehen an erster Stelle, denn diese Unternehmen können den größten Nutzen aus dem 5 S-Programm ziehen. Doch auch alle anderen Betriebe, vom Einzelhandelsgeschäft bis zum Kraftwerk, vom Krankenhaus bis zur Fernsehstation und auch alle Abteilungen innerhalb dieser Organisationen werden davon profitieren. 17 PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act/Adjust, planen-ausführen-überprüfen-anpassen) Definition Der PDCA-Zyklus ist eine Management-Methode in vier Schritten, die wiederholt durchlaufen wird und der Überprüfung und kontinuierlichen Verbesserung der Unternehmensprozesse und Produkte dient. Beispiel Abb. 3 PDCA-Methode. (Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a8/PDCA_Process.png) Kontinuierliche Verbesserung Qualitätsverbesserung Konsolidierung durch Standardisierung Zeit Anwendung Die vier PDCA-Schritte sind: - - - - PLANEN: Informationssammlung über Zielvorstellungen und Prozesse, die nötig sind, um Erwartungen und Zielvorgaben zu erfüllen. Eine vollständige und präzise Spezifizierung der angestrebten Verbesserung ist dabei unverzichtbar. Mögliche Auswirkungen sollten zunächst in kleinen Pilotprojekten getestet werden. TUN: Plan wird umgesetzt, der Prozess durchgeführt und das Produkt hergestellt. Außerdem werden Daten für die in den Phasen “Check“ und “Adjust“ benötigten schematischen Darstellungen gesammelt. ÜBERPRÜFEN: Resultate werden ausgewertet (gemessen und gesammelt in der Phase “Tun“ s.o.) und mit den erwarteten Ergebnissen (Zielvorgaben, aus der Phase “Planen“) verglichen, um Unterschiede zu ermitteln. Es muss auf Abweichungen bei der Umsetzung des Plans geachtet werden, sowie auf dessen angemessene und vollständige Ausführung. Die Datenaufbereitung in Diagrammen hilft dabei, Trends über mehrere PDCA-Zyklen zu beobachten und die gesammelten Daten in Informationen umzuwandeln. Im nächsten Schritt “Anpassen“ werden diese Informationen dann gebraucht. ANPASSEN: Im Fall signifikanter Unterschiede zwischen tatsächlichen und erwarteten Resultaten müssen Korrekturmaßnahmen durchgeführt werden. Die unterschiedlichen 18 Ergebnisse werden ausgewertet, um die Hauptursachen zu bestimmen. Welche Änderungen können Verbesserungen im Prozessverlauf oder beim Produkt erzielen und wo können sie am Wirkungsvollsten ansetzen? Wenn sich nach Anwendung der vier PDCA-Schritte keine Notwendigkeit für Verbesserungen zeigt, sollte der Anwendungsbereich im nächsten Durchgang stärker präzisiert und der Zyklus noch detaillierter geplant werden. Es kann auch sinnvoll sein, das Augenmerk nur auf eine bestimmte Phase des Zyklus zu richten. One-piece-flow (oder flussoptimierte Fertigung) 1 Definition Die One-piece-flow-Produktion zielt darauf ab, die Durchlaufzeit zu reduzieren und den Produktionsfluss zu optimieren, indem im Produktionszyklus (semi-autonome) Montageinseln (auch “Produktionsinseln“ oder ”Fertigungsinseln“ mit “Arbeitsstationen“) eingerichtet werden, die jeweils einzelne Produktteile herstellen. Das grundlegende Prinzip des One-piece-flow basiert auf der Einrichtung solcher ”Inseln” (engl. “cells“): Teile des Produktionsprozesses und die dazugehörigen Aufgaben sind in bestimmten Zellen oder Produktionsinseln zusammengefasst. Die Mitarbeiter arbeiten in semi-autonomen und vielseitig qualifizierten Teams und stellen entweder vollständige Produkte oder komplexe Teile her. Aufgrund ihrer hohen Qualifikation und Eigenverantwortung sind diese Teams flexibler und reaktionsschneller als traditionelle Fließbandarbeiter in der Massenproduktion. Sie können den Prozessverlauf selbständig managen, Fehler erkennen und beheben, den Zeitplan kontrollieren, Maschinen und Zubehör warten und andere Aufgaben im Produktionssprozess effizient gestalten. Die Teams jeder Montageinsel achten darauf, dass die Arbeitsanforderung für den einzelnen Mitarbeiter nicht zu hoch ist und dass Routine und Gewöhnungseffekte nicht zu Einbußen bei der Arbeitsgeschwindigkeit und Qualität führen. Der Mitarbeiter beginnt mit dem ersten Arbeitsgang und bewegt sich innerhalb der Insel mit dem Produkt gemeinsam vorwärts. Der erste und der letzte Arbeitsvorgang sollten so nah wie möglich zusammenliegen, so dass der Arbeiter nach Abschluss eines Prozesses sofort wieder von vorne beginnen kann. Darum haben die Förderbänder in den Zellen meistens eine U- oder Omega-Form. Abb. 4 One-piece-flow 1 Source: Marton, Michal / Paulovà, Iveta (2011): ONE PIECE FLOW - ANOTHER VIEW ON PRODUCTION FLOW IN THE NEXT CONTINUOUS PROCESS IMPROVEMENT, s. https://www.mtf.stuba.sk/docs//internetovy_casopis/2011/1/PDF/marton_paulova.pdf (09.04.2014). 19 Schweißen Drehen Fräsen Produkt A Montage Montage Endprodukt A Vorteile des One-piece-flow: hohe Transparenz in den Arbeitsprozessen (Inselsystem) einfache Prozesskontrolle / frühe Fehlererkennung kurze Durchlaufzeiten Reduzierung der Umlaufbestände keine langen Wartezeiten keine ungeplanten Unterbrechungen innerhalb der Montageinsel keine WIP-Chargen hohe Arbeitsmoral One-piece-flow und batch-and-queue Produktionsweise im Vergleich In einem typischen Batch-and-queue Produktionsverlauf werden Chargen als Ganzes von einem Funktionsbereich zum nächsten bewegt. Jeder Prozessschritt oder jede Prozessreihe wird durch einen individuellen Zeitplan kontrolliert. Abb. 5 Batch-and-queue Produkt A Drehen Fräsen Schweißen Montage Kontrolle Es besteht wenig Verbindung zwischen den vor- und nachgelagerten Produktionsschritten. Das Resultat: - große Ausschussmengen fallen an, wenn ein Fehler gefunden wird (durch große Chargen, WIP) - lange Durchlaufzeiten - schlechte Termintreue bzw. großer Lagerbestand an fertigen Produkten - großer Umlaufbestand Anwendung Bei der Umsetzung des One-piece-flow sollten folgende Schritte beachtet werden: 1.) Es muss entschieden werden, welche Produkte oder Produktfamilien in den einzelnen Montageinseln hergestellt werden sollen. Desweiteren muss die Art der Zelle festgelegt werden: produktorientiert oder gemischt. Damit produktorientierte Zellen effizient arbeiten, muss die Nachfrage nach einem individuellen Produkt hoch genug sein. Damit gemischte 20 Zellen gut funktionieren, muss die Umrüstzeit kurz gehalten werden – eine Faustregel besagt, dass die Umrüstzeit kürzer sein muss als eine Taktzeit 2.) Im zweiten Schritt muss die Taktzeit für die Produktgruppe ermittelt werden. Die Taktzeit ist das Maß für die in Zeiteinheiten ausgedrückte Kundennachfrage und wird wie folgt berechnet: Taktzeit = verfügbare Arbeitszeit pro Schicht / Kundennachfrage pro Schicht 3.) Im dritten Schritt werden die Arbeitselemente und die zur Herstellung eines Stücks benötigte Zeit bestimmt. Dafür ist es wichtig, jeden Herstellungsschritt und die benötigte Zeit detailliert festzuhalten. Die Zeit muss für jeden Schritt einzeln und mehrmals gemessen werden, die kürzeste realisierbare Zeit wird benutzt. Dann muss geprüft werden, ob die Maschinen und Anlagen innerhalb einer Insel die Taktzeit erfüllen können. Beachtet werden müssen dabei die Umrüst-, Lade- und Entladungszeiten, sowie Leerzeiten. Anschließend wird ein ”lean” Layout entworfen. Mit Hilfe der 5 S (aussortieren nicht benötigter Dinge; Platzierung aller benötigten Betriebsmittel und Materialien in der Reihenfolge und an dem Ort, wo sie gebraucht werden) wird dann das endgültige Layout erstellt. Die Distanz zwischen den einzelnen Arbeitsprozessen innerhalb einer Produktionsinsel sollte so begrenzt sein, dass Verschwendung durch unnötige Bewegung und Wege ausgeschlossen wird, ebenso wie die Anhäufung nicht erwünschter Umlaufbestände. Montageinseln in U-Form sind für diese Produktionsprozesse am besten geeignet. Wenn diese Form jedoch aufgrund der Werkflächenbegrenzung nicht realisierbar ist, können auch andere Formen gewählt werden. Auch S-förmige Produktionsinseln sind möglich. 4.) Schließlich muss jede Montageinsel ins Gleichgewicht gebracht werden, d.h. der Arbeitsvorgang für jeden Mitarbeiter wird standardisiert, es wird berechnet, wie viele Arbeitskräfte gebraucht werden, um die Taktzeiten einzuhalten und die Arbeit dann zwischen ihnen aufgeteilt. Dabei ist folgende Formel zu verwenden: Zahl der Arbeitskräfte = Gesamtarbeitsvolumen / Taktzeit Pareto-Diagramm Definition Das Pareto-Diagramm ist ein Säulendiagramm, dass aus Säulen und einer Kurve besteht. Einzelne Kategorien werden als Säulen absteigend nach ihrer Bedeutung sortiert, der kumulative Gesamtwert ist als Linie eingezeichnet. Das Diagramm findet unter anderem in der Statistik Anwendung. Namensgeber ist der italienische Ökonom Vilfredo Pareto. Zweck des Pareto-Diagramms ist es, die Wichtigkeit (normalerweise die höchsten Werte) einer Ursache herauszuheben. Im Bereich der Qualitätskontrolle zeigt das Diagramm die Hauptfehlerquellen, die häufigsten Fehlerarten oder die häufigsten Gründe für Kundenbeschwerden, etc. Auf der linken Senkrechtachse werden die absoluten Häufigkeiten des Auftretens abgetragen, alternativ auch Kosten oder andere wichtige Maßeinheiten. Die rechte Senkrechtachse beschreibt den kumulativen Prozentsatz der Häufigkeiten, die Gesamtkosten oder die Gesamtmenge einer anderen speziellen Maßeinheit. Durch die absteigende Reihenfolge der Ursachen verläuft die Gesamtfunktion konkav. 21 Beispiel Pareto-Diagramm: Gründe für Verspätung am Arbeitsplatz Abb. 6 Pareto-Diagramm (Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8a/Pareto.PNG) Anwendung Bei der Anwendung eines Pareto-Diagramms müssen folgende Schritte beachtet werden: 1.) Bestimmung des zu analysierende Problems 2.) Festlegung von Kategorien: z.B. Fehlerquellen oder Fehlerursachen, Produkte, Kunden, Zulieferer 3.) Festlegung einer geeigneten Messgröße, um die Auswirkungen des Problems darzustellen. Die gebräuchlichsten Größen sind die Häufigkeit des Auftretens, die Kosten (Anzahl multipliziert mit Kostensatz), die Wahrscheinlichkeit oder Auswirkung. 4.) Zur Erstellung eines Pareto-Diagramms wird aus der absoluten Häufigkeit (bzw. der entsprechenden Messgröße) der prozentuale Anteil jeder Fehlerkategorie bestimmt: Teilmenge / Gesamtmenge * 100 = %-Häufigkeit 5.) Anschließend werden die Kategorien absteigend nach ihrer Bedeutung sortiert und dann auf der waagerechten Achse von links nach rechts abgetragen. Über jeder Fehlerkategorie wird eine Säule gezeichnet, deren Höhe der Häufigkeit des Auftretens entspricht. Werden die Säulen von links nach rechts aufeinandergestapelt, ergibt sich die Pareto-Kurve, die den kumulierten prozentualen Anteil zeigt. 22 Kennzahlen What gets measured gets done! Kennzahlen und deren Bedeutung Eine Kennzahl stellt das Verhältnis von zwei Messgrößen (aggregierte Zahlen) dar und ermöglicht einen Vergleich über unterschiedliche Zeiträume, verschiedene Unternehmen oder Bereiche. Abgesehen von Kennzahlen, welche aus der Bilanz im Zuge des Jahresabschlusses ermittelt werden, gibt es auch “freiwillige Messgrößen“ mit denen das Unternehmen interne Kennzahlen festlegt, um sich ständig zu verbessern (im Rahmen des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses, Kaizen, etc.). Die richtige Nutzung von Kennzahlen ist ein zentraler Erfolgsfaktor für die Performancesteigerung. Kennzahlen bieten folgende Möglichkeiten: 1. Sicherung des erreichten Stands und rechtzeitiges Erkennen von Fehlentwicklungen 2. Sicherstellung von kontinuierlicher Verbesserung 3. Kennzahlen helfen Potenziale in der Produktion aufzudecken 4. Umsetzung von Unternehmensstrategien (i.e. Zero Defect-Strategie, Null-Fehler-Strategie) in der Produktion Ad 1 und 2: Sicherung des erreichten Stands und rechtzeitiges Erkennen von Fehlentwicklungen – Sicherstellung von kontinuierlicher Verbesserung Die Überwachung und Messung von Prozessen kann mit Hilfe des PDCA (Plan-Do-Check-Act)-Zyklus durchgeführt werden. Abb. 7 PDCA-Zyklus Jede Maßnahme muss überprüfbar und somit messbar sein. Denn nur was gemessen wird, kann auch sinnvoll geändert werden. Kennzahlen lösen Annahmen durch Fakten ab und machen fundierte Entscheidungen erst möglich. 23 Ad 3: Kennzahlen helfen Potenziale in der Produktion aufzudecken Die Potenziale in der Fertigung lassen sich beispielsweise durch das Magische Dreieck „Zeit, Qualität, Kosten“ darstellen. Abb. 8 Das Magische Dreieck Ad 4: Umsetzung von Unternehmensstrategien (i.e. Zero-Defect-Strategie) in der Produktion Die Kennzahlen sollten die Umsetzung und Messung der Unternehmensstrategien/–ziele ermöglichen und sollten so gewählt werden, dass damit die Erreichung der Ziele/Maßnahmen effizient gemessen werden kann. Kennzahlen für FIS ("Fabrik im Seminarraum") Mit Hilfe von Kennzahlen wird der IST-Zustand analysiert und die eingesetzten Maßnahmen werden auf ihre Wirksamkeit überprüft, woraus sich ein neuer Standard etabliert. Alle getroffenen Maßnahmen sollen auf die Unternehmensziele (z.B. Erreichung eines möglichst hohen ROI/Return on Investment, Erzielung von entsprechenden Gewinnen etc.) gerichtet sein. Wie im Magischen Dreieck dargestellt, stehen dabei die Faktoren Kosten – Qualität - Zeit in Wechselwirkung zueinander, d.h. es gilt zu definieren, wo die Ziele/Schwerpunkte liegen. Für die FIS sollten überwiegend jene Kennzahlen ausgewählt werden, welche zur Messung der eingesetzten Methoden (z.B. KVP, Kaizen, Wertstrom etc.) geeignet sind. Dabei ist zu berücksichtigen, welche Informationen im FIS verfügbar sind bzw. welche Kennzahlen einfach und schnell ermittelt und ausgewertet werden können. Die im FIS eingesetzten Methoden (siehe oben) sprechen vor allem das Prozesspotenzial an. Wie aus nachstehender Darstellung ersichtlich, ist der Fokus auf die Messung und Reduzierung der nicht wertschöpfenden Zeit (90%-95%) zu richten. Die Steuerung der Kostenseite kann z.B. mit Hilfe des ROI Kennzahlensystems von DuPont abgedeckt werden. 24 Abb. 9 Steuerung der Kostenseite Kennzahlen – ZEIT / PROZESSPOTENZIAL Bei diesen Kennzahlen geht es vor allem um die Messung/Reduzierung von Zeiten (Warte- und Liegezeiten, Einhaltung von Lieferzeiten) bzw. um Effizienzmessung und -steigerung. Abb. 10 Zeit/Prozesspotenzial 25 Durchlaufzeit Die Durchlaufzeit ist die Zeitdauer, die ein Auftrag vom Zeitpunkt der Auftragserteilung bis zum Versandzeitpunkt benötigt. Sie setzt sich aus der Fertigungs-, Transport- und Wartezeit zusammen. Durchlaufzeit Prozesswirkungsgrad (PWG) Der Prozesswirkungsgrad (PWG) zeigt wie “lean“ der betrachtete Prozess ist. Er errechnet sich aus dem Verhältnis aller wertschöpfenden Zeiten zur Durchlaufzeit. Beleggrad Der Beleggrad zeigt das Maß der Prozessdichte und damit die Höhe der Umlaufbestände und Warteund Liegezeiten. Die dafür notwendige Belegungszeit ist eine Vorgabezeit von Betriebsmitteln (Maschinen). Sie setzt sich aus der Bearbeitungs-, der Rüst-, sowie der Leerzeit zusammen. Termintreue (On time delivery, OTD) Die Kennzahl zeigt den Anteil der pünktlich gelieferten Artikel an der Gesamtmenge ü . Durchsatz Der Durchsatz gibt die Leistungsfähigkeit/Effizienz eines Prozesses an. 26 Personalproduktivität Diese Kennzahl zeigt das Maß für den Anteil der produktiven Zeit an der Anwesenheitszeit in %. ä ! " Stückproduktivität Diese Kennzahl gibt Auskunft über die produzierte Stückzahl im Verhältnis zu einer Mitarbeiterstunde. #üä #ü Kennzahlen - QUALITÄT Qualitätsgrad Diese Kennzahl gibt Auskunft über die Höhe der Verluste, welche aufgrund von Abweichungen der produzierten Teile von der Spezifikation entstehen. $ä Ausschussgrad Diese Kennzahl gibt Auskunft über die Höhe der Verluste durch Ausschussteile (Menge an Ausschuss in %). Nacharbeitsgrad Diese Kennzahl zeigt die Höhe der Verluste durch die Nacharbeit (Menge nachzuarbeitender Produkte in %) %! %! Kennzahlen - KOSTEN Return on Investment - ROI Ein Unternehmensziel kann die Erzielung einer möglichst hohen Rentabilität am Gesamtkapital sein. Mit Hilfe des ROI-Baums von DuPont wird gezeigt, welche Einflüsse auf den ROI sowohl von Seiten der GuV als auch von Seiten der Bilanz wirken. 27 Abb. 11 ROI – Return On Investment (Kapitalrendite) In der FIS wird ausgehend vom Netto-Umsatz und den variablen Kosten der Deckungsbeitrag ermittelt. Für die fixen Kosten wird vom FIS Leiter eine Schätzung vorgenommen. Durch Abzug der fixen Kosten vom Deckungsbeitrag wird der Gewinn ermittelt. Netto-Umsatz dividiert durch den Gewinn ergibt die Umsatzrentabilität. Um dies mit dem in der FIS eingesetzten Kapital in Beziehung setzen zu können, muss der FIS-Leiter auch für das Gesamtvermögen eine Schätzung vornehmen. Damit ist die Ermittlung des Kapitalumschlags (Netto-Umsatz/Gesamtvermögen) möglich. ROI errechnet sich aus Kapitalumschlag * Umsatzrentabilität. ROI kann gesteigert werden durch - Umsatzsteigerung Kostenreduzierung (variable und fixe Kosten) Reduzierung des eingesetzten Kapitals. Spaghetti-Diagramm Quelle: http://www.lean-production-expert.de/lean-production/spaghetti-diagramm.html Das Spaghetti-Diagramm dient der Visualisierung von Arbeitsabläufen und Materialflüssen. Das primäre Ziel bei der Anfertigung eines Spaghetti-Diagramms ist das Aufdecken von Verschwendung in Arbeitsprozessen. So lassen sich mit Hilfe des Spaghetti-Diagramms die Verschwendungsarten “Transport“ und “Bewegung“ anschaulich darstellen. In einem Layout des Produktionsbereichs werden dabei die während des Produktionsprozesses zurückgelegten Wege in Form von Linien eingetragen. Je unproduktiver der Prozessablauf ist, desto verworrener sind die Linien im Layout angeordnet. Der Name Spaghetti-Diagramm ergibt sich aus der Tatsache, dass solche Darstellungen häufig in ihrer Optik einem Teller Spaghetti ähneln. Ziele: • • • Visualisierung zurückgelegter Wege im Arbeitsablauf Erkennen der Verschwendungsarten “Transport“ und “Bewegung“ Basis für die Optimierung des Produktionslayouts, um Verschwendungen zu verringern und so die Produktivität zu erhöhen 28 Abb. 12 Spaghetti-Diagramm Beispiel Ansätze für die Erstellung eines Spaghetti-Diagramms: Es gibt zwei unterschiedliche Ansätze für die Erstellung eines Spaghetti-Diagramms: 1. Skizzieren der zurückgelegten Wege des Mitarbeiters: Hierbei werden die Wege aus Sicht des Mitarbeiters analysiert. Zuviel an Bewegung deutet auf ein unzureichendes Layout bzw. mangelnde Arbeitsplatzorganisation hin (Anordnung der Werkzeuge etc.). 2. Skizzieren der zurückgelegten Wege des Werkstücks: Aus diesem Ansatz lassen sich Aussagen zum Materialfluss ableiten, wobei der Fokus auf die Verschwendungsart “Transport“ gerichtet ist. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass Transporte häufig auch mit unnötiger Bewegung einhergehen. Beispiele für Einsatzfälle in der Praxis: • • • • Layoutoptimierung von Fertigungszellen Werkzeug für 5 S-Aktionen welche Werkzeuge und Betriebsmittel sollten direkt am Arbeitsplatz angeordnet sein? Hilfsmittel zur Reduzierung von Rüstzeiten (SMED-Workshops, d.h. Werkzeugwechsel im einstelligen Minutenbereich) Ermittlung des zurückgelegten Weges eines Produktes während des Produktionsablaufs Vorteile: Die Anwendung dieses Werkzeugs ist leicht zu erlernen und gleichermaßen leicht anwendbar. Das Spaghetti-Diagramm ermöglicht eine einfache und trotzdem überzeugende Darstellung von Verschwendung im Produktionsablauf. 29 Vorgehensweise: 1. Layout skizzieren: Bei der Anfertigung des Layouts ist darauf zu achten, dass dieses maßstabsgetreu aufgezeichnet wird, damit in der sich anschließenden Auswertung die zurückgelegten Wege durch Ausmessen auf der Skizze ermittelt werden können. . 2. Beobachtungszeitraum festlegen: Nach welcher Zeitspanne lassen sich verlässliche Aussagen über die Verschwendung im Prozess treffen? Wird beispielsweise ein Montageprozess untersucht, der insgesamt nur zwei Minuten andauert, ist ein Untersuchungszeitraum von ungefähr einer Stunde ausreichend, um die durchschnittliche Verschwendung ermitteln zu können. Basis für die Festlegung des Beobachtungszeitraums ergibt sich also aus der Länge des zu untersuchenden Prozesses. . 3. Linien für zurückgelegte Wege einzeichen: Während des Beobachtungszeitraums wird für jeden zurückgelegten Weg eine entsprechende Linie in das Layout eingezeichnet. Bereits während der Beobachtung des Prozesses lässt sich erkennen, welche Wege unnötig sind und durch Optimierung des Layouts oder der Arbeitsplatzorganisation vermieden werden könnten. . 4. Auswertung des Spaghetti-Diagramms:. a) Qualitative Auswertung: Für eine qualitative Bewertung des angefertigten Spaghetti-Diagramms reicht ein einziger Blick aus. Ist das Diagramm extrem verworren, kann man von einem hohen Verbesserungspotenzial ausgehen. Insbesondere lange Wegelinien und besonders dicke Linienanhäufungen springen dem Betrachter sofort ins Auge. . b) Quantitative Auswertung: Bei der quantitativen Auswertung wird die Länge der einzelnen Linien ausgemessen und anschließend ein Gesamtweg berechnet. Dazu kann eine einfache Tabelle von Nutzen sein: Abb. 13 Spaghetti-Diagramm für Gehäusemontage 30 Wertstromanalyse/Wertstromdesign Wertstromanalyse ist eine Methode, welche es ermöglicht, den derzeitigen Stand der Fertigung bzw. Montage zu visualisieren und Verschwendungen sichtbar zu machen. Ziel ist die Reduzierung der Verschwendungen und in weiterer Folge die Verkürzung der Durchlaufzeit bzw. die Effizienz des Prozesses. Wertstromdesign hilft dabei, die Hauptursachen der Verschwendungen zu erkennen. Im Rahmen der Wertstromanalyse werden Material- und Informationsflüsse klar und transparent dargestellt. Um den Prozess ganzheitlich zu verbessern, ist es erforderlich, den Zusammenhang dieser beiden Flüsse zu verstehen! Schritte / Ablauf bei einem Wertstromprojekt 1. 2. 3. 4. 5. Auswahl des Produktes Zeichnen des IST-Zustandes (Wertstromanalyse) Analysephase Ableitung des SOLL-Zustandes Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen Schritt 1 – Auswahl Produkt Zu Beginn steht die Auswahl des Produktes, dessen Wertstrom analysiert werden soll. In diesem Beispiel ist es ein LKW-Ladekran. Schritt 2 – Wertstromanalyse IST-Zustand Die aktuelle Situation der Fertigung bzw. Montage wird mit einfachen, vordefinierten Symbolen aufgezeichnet. Abb. 14 Wertstromanalyse IST-Zustand Vordefinierte Symbole (Quelle: Rother, Shook 2006) Die Aufnahme des Materialflusses erfolgt “von rückwärts“, d.h. vom Versand zurück zum Wareneingang. Damit soll eine Perspektive aus Kundensicht eingenommen werden. Diese Aufnahme der aktuellen Situation wird auch Wertstromanalyse genannt. 31 Abb. 15 Beispiel für die Aufnahme des IST-Zustandes (Quelle: Rother/Shook 2006) Abb. 16 Informationen können in einem ersten Schritt auf Flipchart Papier dokumentiert werden (siehe Bild). Flipchart-Zeichnung der IST-Aufnahme von Cluster 5 Wertstromanalysen können auf Papier skizziert oder in digitaler Form erstellt werden. Die digitale Version bietet folgende Vorteile: • leichtere Präsentation • einfache Duplizierung • Versand und Weiterleitung per Mail möglich • sofortige Aktualisierung der berechneten Daten aufgrund von Formelverknüpfungen • virtuelle Simulation bei unterschiedlichen Rahmenbedingungen 32 Abb. 17 Digitalisierte Form (Excel) einer IST-Aufnahme Schrittweises Erfassen des IST-Zustandes (Quelle: www.ipe-gmbh.de) Abb. 18 Schrittweises Erfassen des IST-Zustandes 33 Abb. 19 Schrittweises Erfassen des IST-Zustandes Schritt 3 – Anaysephase Anschließend stellt man sich einige Schlüsselfragen im Hinblick darauf, wo man in der Zukunft sein will und zeichnet ein Abbild des optimierten, zukünftigen Wertstroms. Dies nennt man das Wertstromdesign. Als Basis für die Analysephase dienen die IST-Aufnahmen der einzelnen Montageprozesse. Aufgrund der zeitaufwendigen Datenerfassung, haben wir als Ergänzung zu den klassischen Methoden der Zeitaufnahmen und Ermittlung der einzelnen Pufferbestände Daten aus unserem ERP System (SAP) herangezogen. Die Problemfelder und Potenziale der gegenwärtigen Situation sind folgende: Auslastung und Taktzeiten Fehlteile hohe Lagerbestände Informationsfluss Erörterung zu den einzelnen Potenzialen: Auslastung und Taktzeiten: Aufgrund der Kundeneinzelanfertigung bei PALFINGER kann sich jeder Kunde seinen ganz individuellen Kran (Größe & Ausführung) zusammenstellen. Dies bringt zwar am Markt große Vorteile bezüglich der Kundenzufriedenheit, führt jedoch zu Problemen bei der Fertigung und Montage. Die Ausführungsbreite der von PALFINGER angebotenen Kräne reicht von Standard bis HIGH END Produkten. Dies verursacht bei den einzelnen Arbeitsplätzen große Unterschiede in den Taktzeiten. Fehlteile: Aufgrund von Lieferproblemen einiger Unterlieferanten konnten viele Kräne nicht fertiggestellt werden und wurden zwischengelagert. Dies führte zu hohen Lagerkosten von halbfertigen Produkten. Hohe Lagerbestände: Die hohen Lagerbestände wurden zum einen von den oben angesprochenen Fehlteilen verursacht, zum anderen durch ein veraltetes Push System, welches in der Montage angewendet wurde. Dies führte zu unnötig hohen Pufferlagerbeständen zwischen den einzelnen Montageinseln. 34 Informationsfluss: Derzeit wird in der Montage jeder Arbeitsplatz mit Vorschautabellen versorgt, die den Mitarbeitern eine Übersicht über die zu montierenden Kräne geben. Ableitung des SOLL-Zustandes Abgeleitet von den Problemen und Potenzialen, die sich in der Analysephase herauskristallisierten, wurden verschiedene Lösungsansätze entwickelt, um diesen Verschwendungen entgegenzuwirken und sie zu beseitigen. Dabei stellen sich einige Schlüsselfragen, wie zum Beispiel: • Was ist unsere vom Kunden vorgegebene Taktzeit? • Wo können wir eine kontinuierliche Fließfertigung umsetzen? • Wo müssen wir Pull-Systeme einsetzen? • Welche einzelnen Prozesse müssen verbessert werden? • … Um zu verdeutlichen, wo wir heute sind und wo wir in Zukunft sein wollen, soll uns das Schaubild behilflich sein. Abb. 20 SOLL-Zustand Sie sehen hier an oberster Stelle den optimalen Zustand, den “One piece flow“ – er wird als “Nordstern“ bezeichnet (Nordstern bedeutet nichts anderes, als ein weit entferntes Ziel, welches wir in Zukunft erreichen wollen). Beim “One piece flow“ besitzt jeder Arbeitsgang die gleiche Taktzeit für die Fertigstellung eines Arbeitsschrittes und alle Montageinseln sind wie ein Fließband angeordnet. Dies führt zu folgenden Vorteilen: • Puffer sind nicht mehr notwendig • zusätzliche Lagerflächen fallen weg • Transport und Manipulierung von Material wird überflüssig An zweiter und dritter Stelle sehen Sie zwei Arten des Pull-Systems. “Pull“ bedeutet, jeder Arbeitsplatz (jede Montageinsel) gibt dem vorhergehenden Arbeitsplatz den Takt vor. Dies bewirkt, 35 dass man nur noch das fertigt/montiert, was auch wirklich benötigt wird. Unsere Ausgangssituation ist das weit verbreitete Push-System. “Push“ heißt, jede Montageinsel produziert mit allem, was ihr an Rohmaterial zur Verfügung steht, ungeachtet dessen, was nachstehende Montageinseln benötigen. Dies führt unweigerlich zu einer unnötigen Anhäufung von Pufferbeständen, unnötigen Transporten, sowie unnötiger Manipulierung von Material. Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen Vom Soll-Zustand ausgehend wurden Maßnahmen abgeleitet, die notwendig sind, um den neu definierten, künftigen Soll-Zustand zu erreichen. Diese Aktivitäten wurden in einem Maßnahmenplan dokumentiert, aufgeteilt und priorisiert. Nachstehend sehen Sie einen kleinen Auszug derjenigen Maßnahmen, welche von uns bereits umgesetzt wurden, bzw. in Zukunft umgesetzt werden. Abb. 21 Abgleich der Taktzeiten Das Problem mit den unterschiedlichen Taktzeiten pro Arbeitsplatz, hervorgerufen durch verschiedene Kranausführungen, wird mit Supermarkt Pull-Systemen gelöst. Diese Supermarkt Pull-Systeme helfen, an variantenreichen Montageplätzen die unterschiedlichen Taktzeiten und den Tageskapazitätsbedarf dadurch zu glätten, dass an Tagen mit geringer Auslastung zeitintensive Baugruppen (z.B. Elektrobausätze, Stützzylinder) vormontiert und an Tagen mit hoher Auslastung diese aus dem System herausgenommen werden. Die modulare Bauweise der Kranausrüstungen ermöglicht es, die Bauteilvielfalt der Supermarkt-Systeme gering zu halten. Das Diagramm oben zeigt, was diese Umstellung nun für die Taktzeit bedeutet. Vorher wurden 4 bzw. 8 Stunden für die Fertigstellung des Arbeitsschrittes benötigt. Mit dem Supermarkt Pull-System wird dieser Unterschied nun abgeglichen, so dass der Arbeitsplatz für jeden Kran, gleich welcher Ausführung, nun 6 Stunden benötigt. Die nachfolgenden Bilder zeigen, wie diese Änderungen in digitalisierter Form aussehen. 36 Abb. 22 Vorher (Wertstromdesign) Abb. 23 Nachher (Wertstromdesign) Reduzierung der hohen Pufferlagerbestände Ausgangssituation hier war, dass morgens der gesamte Materialbedarf pro Tag mit Staplern zu jedem einzelnen Arbeitsplatz gefahren wurde. Die Folgen davon waren: viele Staplerfahrten pro Halle unnötige Abstellplätze unnötige Manipulierung und Suchen von Material Der hohe Bedarf an Gabelstaplertransporten und Anrüstplätzen, sowie die unnötige Manipulierung des Rüstmaterials wurde durch den Einsatz eines Transportzuges (siehe Abbildung) drastisch reduziert. Die Entwicklung und Umsetzung dieses Transportzuges geschah unter Federführung des Leiters des Cost Centers Logistik, Herrn Robert Reitsamer. Die Detailumsetzung in der Montage (Ablieferplätze, Pufferplatzgröße, Anlieferfrequenz, etc.) wurde von uns mitgestaltet. 37 Abb. 24 Zugsystem Abb. 25 Haltestelle 1, Ankunfts- und Abholzeiten Dieses System ist vergleichbar mit einem herkömmlichen Zug, mit Haltestellen und Fahrzeiten. Der Transportzug wird von einem gabellosen Stapler gezogen und kann bis zu vier Anhänger ziehen, wobei ein Anhänger drei Euro-Paletten mit sich führen kann. Durch das zwölffache Ladevolumen des Zuges gegenüber einem Gabelstapler, lassen sich bei einer einmaligen Anlieferung schon elf Gabelstaplerfahrten und damit auch eine große Anzahl von Leerfahrten einsparen. Die Vorteile, die sich für die Firma dadurch ergaben, sind: Reduzierung der Staplerwege um 60% Reduzierung der Abstellplätze um 70% keine unnötigen Leerfahrten mehr keine Einzeltransporte von Paletten mehr Entlastung der Koordinatoren Quelle: Beispiel für einen IST-Zustand (Rother/Shook 2006) 38 Schrittweises Erfassen des IST-Zustandes (Quelle: www.ipe-gmbh.de) Abb. 26 Erfassung IST-Zustand. Kundeninformation festhalten. Abb. 27 Erfassung IST-Zustand. Schneller Durchgang zur Identifikation der Reihenfolge der hauptsächlichen Prozesse. 39 Abb. 28 Erfassung IST-Zustand. Zweiter Rundgang zur detaillierten Datenaufnahme Abb. 29 Erfassung IST-Zustand. Zulieferung einzeichnen 40 Abb. 30 Erfassung IST-Zustand. Informationsfluss einzeichnen. Abb. 31 Erfassung IST-Zustand. Ermittlung der Durchlaufzeiten. 41 Abb. 32 Erfassung IST-Zustand. Beispielrechnung Abb. 33 Erfassung IST-Zustand. Ermittlung der Durchlaufzeiten 42