Roter Winkel - VVN

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Roter Winkel - VVN
Roter Winkel
Mitglieder- und Interessentenrundbrief der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Verband der Antifaschistinnen und
Antifaschisten e.V. (VVN-VdA) Berlin
VVN-VdA
Kreisvereinigung der VVN-BdA
c/o VVN-BdA Berlin, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin
Telefon: 6866006 Fax: 56298624 E-Mail: [email protected]
01/11
Dresden Febr. 2011 - Nazis blockieren - Dresden Februar 2011
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SPANDAU EHRT ERICH MEIER
Es ist schon zu einer antifaschistischen Tradition
geworden, die Ehrung Erich Meiers. Der Spandauer
Jungkommunist fiel in der Nacht zum 11. März 1933
der SA in Hände, wurde bestialisch gefoltert und
schließlich ermordet.
Die VVN ruft auch dieses Jahr dazu auf, an der vom
„Spandauer Bündnis gegen Rechts“ an seinem
Ehrengrab organisierten Gedenken teilzunehmen.
Dieses Ehrengrab ist der aktiven Gedenkarbeit in den
50er Jahren zu verdanken. Zeitzeugen von damals
berichten, dass ihnen zeitweise der Zugang zum
Friedhof durch die Polizei verwehrt wurde.
Diese Lesung sollte ursprünglich bereits im Dezember, anlässlich des 100. Geburtstags Erich Meiers
stattfinden. Als Veranstaltungsort war der Seniorenclub Lindenufer geplant. Das Bezirksamt Spandau
verlangte aber plötzlich vom Veranstalter den Abschluss einer Haftpflichtversicherung. Dieses war der
Initiative nicht möglich war. Eine in Berlin einzigartige
Schikane gegenüber bürgerschaftlichem Engagement.
Eine große Beteiligung an der diesjährigen „Erich
Meier Ehrung“ wäre die richtige Antwort auf die sich
mehrenden Diskriminierungsversuche.
Bei der Ehrung auf dem Friedhof wurden letztes Jahr
neben Blumen und Gebinde auch Gedenkschriften
auf dem Grab niedergelegt. Eine dieser Schriften war
für die Spandauer CDU-Fraktion der Bezirksverordnetenversammlung Anlass eine Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten, weil u.a. darin die Worte „menschenverachtendes System in dem wir leben“ zu
lesen waren. Gleichzeitig startete sie eine Hetzkampagne gegen das Bündnis. So wurde der Spandauer
„Runde Tisch für Demokratie und Toleranz“ in dem
die BVV und auch das „Bündnis“ mitarbeiten durch
die CDU-Fraktion aufgefordert, sich von dieser Aussage zu distanzieren.
Das Spandauer Bündnis gegen Rechts lädt alle Interessierte zu beiden Veranstaltungen herzlich ein.
Details auch auf www.spandauer-bündnis.de
E. Pfeiffer/Anne Düren
Erich-Meier-Ehrung
Treffpunkt: Sonntag, dem 13. März 2011, um 14.00 Uhr
vor dem Haupteingang des Friedhof in den Kisseln, um
gemeinsam zum Ehrengrab zu gehen.
Erich-Meier-Lesung
Freitag, dem 10. März 2011 um 18 Uhr in der Jugendgeschichtswerkstatt Galenstrasse 14 (vom U-Bahnhof Rathaus Spandau 5 Minuten durch den Münsinger Park hinter
der Elipse)
Achtung
John-Schehr-Ehrung
Wir haben in diesem Jahr die
traditionelle Ehrung von John
Schehr und Genossen auf den
Sonntag, den 14. August, anlässlich des 115. Geburtstages
Erich
Steinfurths
verlegt.
Wir hoffen auf mehr Beteiligung
und höhere Aufmerksamkeit in
der Bevölkerung.
Genaue Einladungen erfolgen
noch.
Drei Tage vorher, am 10. März 2011 um 18 Uhr findet
in Kooperation mit Jugendgeschichtswerkstatt
(JGW) Spandau und dem Förderverein der JGW in
deren Räumen eine Lesung aus der Broschüre „Erich
Meier und seine Zeit“ statt.
Edith Pfeiffer
VVN-VdA Gruppe Südwest
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Erinnern an Karl-Heinz Joseph
ten sie Zeichen setzen gegen die Restauration der
Nazis und gegen die Zementierung der deutschen
Spaltung.
Kalle, so nannten ihn seine Freunde, wurde am 21. Juni
1930 in Berlin-Waidmannslust geboren. Er blieb seinem
Kiez ein Leben lang treu und verstarb dort am 21. Dezember 2010.
Nach der Volksschule begann Karl-Heinz im April 1944
eine Lehre als Zahntechniker bei einem Moabiter Zahnarzt. Dieses Labor arbeitete für das Moabiter Gefängnis.
Zu den Aufgaben von Karl-Heinz, als jüngsten Stift, gehörte die Botengänge ins Gefängnis, um die beschädigten
Prothesen holen und die Reparierten zurück bringen. So
bekam er Kontakt zu den Häftlingen, erfuhr von ihren
Misshandlungen. Er wollte helfen, ließ sich Kassiber zustecken. Das blieb nicht unentdeckt. Er wurde verhaftet,
gefoltert und nach einigen Tagen in das KZ Sachsenhausen deportiert. Er war 14 Jahre alt.
Er verfolgte mit großem Interesse das politische Geschehen. Er suchte die Auseinandersetzung und ergriff Partei.
Die DDR und die einstigen sozialistischen Länder waren
ihm Hoffnung und Symbol für eine sozial gerechtere Welt.
So blieb es nicht aus, dass sich ihm die politischen Gegner entgegenstellten. Januar 1979 musste er das Berufsförderungswerk verlassen und konnte auch nicht im Klinikum Steglitz anfangen. So arbeitete er wieder bei verschiedenen privaten Zahnärzten. Mit 60 Jahren ging er
aus der Arbeitslosigkeit in die Rente.
.Doch auch auf seinen „alten Tagen“ beschränkte sich
Karl-Heinz nicht nur auf Familie, Haus und Garten.
Er engagierte sich weiterhin im politischen Geschehen. Er
unterstützte Georg Kowalski bei der Arbeit in der Reinickendorfer VVN und löste ihn vor 5 Jahren als Sprecher
ab. Es lag Karl-Heinz besonders am Herzen, an die Verbrechen des NS-Regimes zu erinnern, das Andenken an
deren Opfer zu bewahren und an die Jugend weiterzugeben. Darum arbeitete er im „Runden Tisch gegen Rechts“
in Reinickendorf“ mit.
Heiner, ein Mitstreiter vom Runden Tisch kondoliert nach
seinem Tode mit den Worten: „Ich habe ihn als angenehmen und sehr verlässlichen Menschen und Mitstreiter am
Runden Tisch kennen lernen dürfen. Seine Kenntnis als
Zeitzeuge, auch der Vorkommnisse der Zeit nach dem
Krieg bis heute, seine ruhige, besonnene Art waren eine
ständige Bereicherung unserer Gespräche, Planungen
und Aktionen. Wir werden ihn vermissen.“
Am Heiligen Abend grölten dort volltrunkener SSMänner: „Stille Nacht – Heilige Nacht“. Mit schwingender Reitpeitsche standen sie vor ihm und zwangen ihn zum Mitsingen. Dieses Erlebnis verfolgte ihn
zeitlebens bis in die letzte Zeit in schlimmen Angstträumen, aus denen er schreiend und zitternd erwachte.
Im April 1945 musste auch zum „Todesmarsch“ antreten.
Er konnte er sich zwei älteren Häftlingen anschließen.
Bald hinter Oranienburg gelang es ihnen ihren Bewachern
zu entkommen. Sie versteckten sich im Wald. Dort
wurden sie von Soldaten der Roten Armee entdeckt.
Sie waren frei.
Nach Kriegsende schloss sich Karl-Heinz einer Jugendgruppe an, die von Borsigwalder Antifaschisten
eingerichtet worden war. Sie wollten den Kindern und
Lilo Joseph!Vera Seidel
Jugendlichen in dieser Zeit voller Hoffnungslosigkeit und
Hunger neue Lebensfreude und Halt geben. Diese Gruppe
nannte sich „Freie Jugend Borsigwalde“. Am 17. November 1945 hatten sie ihren ersten „Bunten Abend“ in den
Kurpark-Lichtspielen-Borsigwalde. Ähnliche Gruppen
gab es auch in anderen Reinickendorfer Stadtteilen.
Im August 1947 beendete er seine Berufsausbildung
zum Zahntechniker und arbeitete danach in verschiedenen Zahnlaboren, unter anderen als Abteilungsleiter
in der Berliner Zweigniederlassung der „Bremer Goldschlägerei“. In den 70er Jahren schulte er als Dozent im
Berufsförderungswerk Berlin E. V. Erwachsene zu Zahntechnikern um, die ihren ursprünglich erlernten Beruf aus
gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben konnten.
Kalles politische Aktivitäten begannen Ende der 40er,
Anfang der 50er Jahre in der Reinickendorfer FDJ. Er
beteiligte sich sehr aktiv an den Unterschriftensammlungen für Friedensappelle, für die Ächtung der
Atombombe. Mit Protestmärschen und Störungen
von Veranstaltungen der alten und neuen Nazis woll-
Karl-Heinz an seinem 80. Geburtstag.
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.
EHRENTAFEL FÜR DIE OPFER DES FASCHISMUS IM
RATHAUS KREUZBERG
Jetzt mit Infoterminal
Nach der Befreiung 1945 entstanden überall in
Anspruch. Es stellte sich heraus, dass es sich nicht
Deutschland Ausschüsse der Opfer des Faschisnur um Menschen aus Kreuzberg handelte. Entmus (OdF) In Berlin waren sie bei den Bezirksresscheidendes Kriterium war, dass die Angehörigen
sorts für Soziales angesiedelt. Ihre Hauptaufgabe
nach dem Krieg in Kreuzberg wohnten, so befindet
lag in der Betreuung der überlebenden Opfer politisich auch ein jüdischer Fabrikant aus Breslau, desscher und rassischer Verfolgung.
sen Witwe nach Kreuzberg kam oder ein Lokführer
Am 14.September 1947 weihte der Kreuzberger
aus Danzig unter den Namen. Nach welchen KriteOdF-Ausschuss im Gebäude des heutigen Europärien die weitere Auswahl vorgenommen wurde,
ischen Patentamt in der Gitschiner Strasse, in dem
Kreuzberg verzeichnete mehrere tausend Opfer,
damals das Rathaus untergebracht war, eine Ehkonnte nicht mehr ermittelt werden.
rentafel mit einhundert Namen
und Sterbedaten der von Nazis in
Konzentrationslagern und Gefängnissen ermordeten oder an
den Folgen der Misshandlungen
gestorbenen Antifaschisten ein.
Nach dem Umzug in den Neubau
des Rathauses in der
Yorckstrasse 1959/1960 verschwand sie für etliche Jahre im
Keller. Auf Initiative der AL (Alternativen Liste) wurde sie Anfang
der Achtziger Jahre im ersten
Stock des Rathauses aufgehängt.
Sie ist ein einzigartiges historisches antifaschistisches Dokument.
Auf Grund eines Antrags der
Dr. Hans Coppi bei seinen Ausführungen
SPD-Fraktion erteilten die
im Hintergrund die Ehrentafel, rechts daneben der neue Info-Terminal
Kreuzberger Bezirksverordneten
der Berliner VVN-BdA den AufDie Ergebnisse der Recherchen wurden am 25.
trag, die Biographien der auf der Ehrentafel verJanuar in einer Feierstunde der Öffentlichkeit zuzeichneten Frauen und Männer zu erforschen und
gänglich gemacht. Seitdem steht neben der Tafel
zu veröffentlichen. Die Recherchen der vierköpfiein Infoterminal mit Touchscreen, ein Computergen Arbeitsgruppe nahmen mehrere Monate in
bildschirm. Hier können mit den Fingern die einzelnen Namen angeklickt werden. Es erscheint dann
eine kurze Biographie und wenn vorhanden auch
ein Foto. Weiterführende und Erläuternde Dokumente sind abrufbar.
„Mit den Biographien möchten wir nicht nur an den
gewaltsamen Tod von Kreuzbergern NS-Opfern,
sondern auch an ihr Leben in einer schweren Zeit
erinnern, ihnen wieder ein Gesicht geben und sie
so dem Vergessen entreißen“, erläuterte Dr. Hans
Coppi, Vorsitzender der Berliner VVN-BdA, dessen
Eltern von den Nazis ermordet wurden, die Intention der von ihm geleiteten Arbeitsgruppe.
Die Arbeitsgruppe stellt sich vor
Evelin Schmidt – Dr. Hans Coppi – Jutta Warmboldt – Frieder Böhne
4
1943 qualvoll gestorben.
Karl Rosenthal schreibt am
30. März 1945 aus dem KZ
Dora Mittelbau an seine Mutter in der Grossbeerenstrasse
33: „Ich habe nur noch den
einen Wunsch, dich noch
einmal wiederzutreffen, meine
liebe Mutter“ Er überlebte
nicht. Wie, wann und wo er
gestorben ist, liegt im Dunkeln. Es gibt noch sehr viel
mehr zu erfahren.
Gewidmet hat die VVN die
Touchscreen-Präsentation
den Mutigen, Gejagten, Entwürdigten und ihren Angehörigen, die oftmals noch viele
Jahre um eine Entschädigung
für den nicht wieder gutzumachenden Verlust ringen mussten, manchen wurde die Entschädigung auch mit
fadenscheinigen Begründungen verwehrt.
Es war eine gut besuchte Veranstaltung
Dieses Vorhaben ist bei fast allen Namen gelungen, nur bei einigen wenigen musste sich auf ganz
wenige biographische Daten beschränkt werden.
Kreuzberg war ein Arbeiterbezirk, das spiegelt sich
auch in den Biographien der Opfer wieder. Die
überwiegende Anzahl waren Arbeiter, kleine Angestellte und Handwerker. Sie waren in der Arbeiterbewegung, in der KPD, der SPD, den Gewerkschaften oder der Roten Hilfe aktiv. Sie wurden als
Juden in den Vernichtungslagern ermordet, auch
wenn sie wie Zoltan Baron schon in den zwanziger
Jahren zum Christentum übergetreten waren
„Um den Juden brauchen sie nicht zu trauern“ mit
dieser Begründung wurden der Frau von Berthold
Goldschmidt die Bezugscheine für Trauerkleidung
verweigert. Auch das Schicksal von Wehrmachtsdeserteuren, Zeugen Jehovas, Opfern der Euthanasie und von Menschen, die von Nachbarn oder
Kollegen denunziert wurden, wird aus der Vergessenheit geholt.
Man kann vieles in den kurzen Biographien nur
erahnen. Etwa bei Otto Sturm, wohnhaft Mehringdamm, Ecke Hagelberger Straße. Er wird 1934
verhaftet, bei den Verhören wird er schwer misshandelt,, an Armen und Beinen gelähmt entlassen
„Er siechte langsam dahin und ist am 3.November
An jedem Werktag von 7-18 Uhr kann die
Touchscreenstation in der 1. Etage im Rathaus
Kreuzberg, Yorckstraße 4-11 benutzt werden
Frieder Böhne
Der Touchscreen des Info-Terminal,
links biographische Daten, rechts Bilddokumente
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GEDENKEN AUF DEM TEMPELHOFER FELD
Förderverein gegründet
tafeln. Die erste Forderung ist die Verlegung des
Mahnmals in die Nähe des historischen Orts, der
heute vom Flughafengebäude überbaut ist und die
Information der Besucher über das KZ. Ebenfalls
thematisiert werden muss die Zwangsarbeit für die
Rüstungsindustrie. Die historische Forschung steckt
hier noch in den Anfängen, wurde über Jahrzehnte
vernachlässigt.
KZ Columbiahaus, Zwangsarbeit und Luftrüstung
sind die Themen, deren wissenschaftliche Aufarbeitung sich der jetzt gegründete „Förderverein für ein
Gedenken an die Naziverbrechen auf dem Tempelhofer Flugfeld e.V.“ auf die Fahne geschrieben hat.
Der Verein versteht sich aber nicht nur als eine Forschungsgruppe. Er hat sich auch zum Ziel gesetzt
sich politisch einzumischen, „die Aktivitäten des Senates und der Entwicklungsgesellschaft auf dem
Tempelhofer Feld kritisch zu begleiten“, wie es in der
Satzung heißt. Der Verein lehnt entschieden eine
Bebauung des südlichen Tempelhofer Feldes mit
hochwertigen Eigentumswohnungen ab. Hier befanden sich die Baracken der Zwangsarbeiterinnen und
Zwangsarbeiter. Erste Auswertungen von Luftbildern
deuten daraufhin, dass noch Fundamente freigelegt
werden könnten. Der Verein forderte das Landesdenkmalamt auf, in dieser Frage tätig zu werden.
Barackenlager für Zwangsarbeiter bei Halle 1
Mindestens 3000 Zwangsarbeiter schufteten auf dem Flughafen
Der Flughafen Tempelhof wurde vor zwei Jahren
stillgelegt. Die Debatte über die Nachnutzung von
Flughafengebäude und Tempelhofer Feld ist noch im
vollen Gange. Dabei spielt auch die Geschichte dieses Ortes eine große Rolle. In diesem Zusammenhang wird fast ausschließlich die frühe Geschichte
des 1923 errichteten ersten Flughafens und die Luftbrücke von 1948/49 genannt. Was zwischen 1933
und 1945 hier geschehen ist, wird bewusst verschwiegen. Von Tempelhof starteten 1936 die Transportflüge, mit denen Adolf Hitler den Putschisten
Franco unterstützte. Ohne sie wäre Franco nicht in
der Lage gewesen, den spanischen Bürgerkrieg auch
nur anzufangen. Dieses war auch eine Luftbrücke,
eine die Tod und Verderben brachte.
Das riesige Flughafengebäude wurde in dieser Zeit
fast ausschließlich zum Bau und zur Wartung von
Sturzkampfbombern genutzt. Tausende von Zwangsarbeitern aus ganz Europa wurden dafür rekrutiert.
Nur ein unscheinbares Mahnmal erinnert, etwa 100m
vom historischen Ort entfernt an das 1936 für den
Flughafenbau abgerissenen KZ Columbiahaus. Im
Konzentrationslager Columbiahaus wurden von Juli
1933 bis Nov. 1936 insgesamt etwa zehntausend
Antifaschisten gefangen gehalten. Zu den bekanntesten gehörten Georg Benjamin, Hermann Duncker,
Hans Litten, Karl Schirdewan um nur einige zu nennen.
Nicht nur die VVN-BdA erhebt seit langen die Forderung, dass das Gedenken an die Naziverbrechen in
angemessener Form bei der Neugestaltung und
Nachnutzung des Tempelhofers Feld berücksichtigt
wird. Auch die Bezirksverordneten der drei „Anliegerbezirke“ Kreuzberg, Neukölln und Tempelhof unterstützen diese Forderung. Angemessenes Gedenken
ist mehr als die Aufstellung von ein paar Informations-
1993 wurde dieses Denkmal für das
Columbia-Haus- Berlins erstes KZ aufgestellt.
Wir fordern seine Versetzung an den historischen Ort.
Der Verein versteht sich als Zusammenschluss von engagierten Bürgern und Vereinigungen. .
An jedem ersten Montag im Monat finden um 20 Uhr im
Wasserturm Kopischstrasse 1 in Kreuzberg die öffentlichen Vereinssitzungen statt. Interessierte sind herzlich
willkommen.
Weitere Informationen über Beate Winzer, Tel. 6918649
oder auf der Homepage www.thf33-45.de
Frieder Böhne.
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Bärbel Schmidthals 14.4.1941 – 9.1.2011
Was bleibt vom Wirken eines Menschen?
Was bleibt von Bärbel Schmidthals, die nach
langer schwerer Krankheit am 9.1.2011 gestorben ist?
Es ist die Erinnerung an eine mutige, eigenwillige, überzeugte und überzeugende Streiterin für
Völkerverständigung vor allem mit den osteuropäischen Nachbarn,
eine Kämpferin gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, eine unorthodoxe Linke zeitlebens.
Dem Regisseur Ilan Reisin sagte sie, nach ihrer
persönlichen Prägung befragt, dass ihr
sozialdemokratischer Großvater menschlich
und politisch ihr großes Vorbild war.
In den sonntäglichen Kindergottesdiensten und
durch die Betreuung von einer warmherzigen
Katechetin wurde sie mit dem Protestantismus
vertraut. Sie studierte später Theologie. Ihr Verhältnis zu Religionen und Religiosität blieb ein
ambivalenter Teil ihres Lebens.
Aus diesen beiden Wurzeln speiste sich ihr Lebenswerk, das friedenspolitische und antifaschistische Engagement.
Als Lehrerin an der Fichtenberg-Oberschule in
Berlin-Steglitz prägte sie Generationen von
Schülerinnen und Schüler, aber nicht nur sie.
Sie wirkte in die Lehrerschaft hinein mit ihrer
gewerkschaftlichen Tätigkeit und war für die
Eltern eine kompetente pädagogische Beraterin
und anregende Diskussionspartnerin.
Von Schülern/innen und Eltern der FichtenbergOberschule ging daher auch 2006 die Initiative
zur Verleihung der Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland aus. Wir bewunderten
sie für ihre Souveränität, mit der sie die Auszeichnung aus den Händen des damaligen
Bezirksbürgermeisters Weber entgegennahm,
einem Politiker, dem das antifaschistische Gedenken im Bezirk Steglitz/Zehlendorf gleichgültig war und der ihm ablehnend gegenüber
stand.
Als Maxime des Denkens und Handelns von
Bärbel Schmidthals kann Adornos Forderung,
dass Auschwitz sich nicht wiederhole, gelten.
Mit diesem Anspruch war sie jahrelang bei Aktion Sühnezeichen aktiv und hat als Lehrerin der
„Fichte“ ab 1986 die Friedens-AG geleitet. Ihr
Anliegen war Geschichte für die Jugend lebendig und den zivilisatorischen Tabubruch der
Shoah für sie begreifbar zu machen. Hier hat
sie als Pionierin gewirkt, mit Gedenkstättenfahrten und Zeitzeugengespräche, mit bezirkspolitisches Engagement für Straßenumbenennungen
(Dietrich-Schäfer-Weg, Treitschkestraße) und
die Errichtung der „Spiegelwand“ auf dem Hermann-Ehlers-Platz, mit der Unterstützung der
Flüchtlinge vor Ort und vieles mehr.
Sie weitete den Blick der Schüler/innen für ein
gesamtes Europa, ein Europa ohne politische
und soziale Grenzen, ohne Krieg und Rassismus, eine Europa des Friedens und der Völkerverständigung.
Dieses Anliegen haben wir mit ihr geteilt.
Dafür haben wir gemeinsam gestritten.
Für dieses Erbe sind wir ihr dankbar.
Sieglinde Wagner
Die Autorin ist Ko-Leiterin der „Friedens-AG“ der FichtenbergOberschule. Sie ist Mutter zweier erwachsener Kinder, die beide die
„Fichte“ absolvierten und Mitglieder der Friedens-AG waren.
Erinnerung gestaltet die Zukunft - DVD - Projekt
In Zusammenarbeit mit der „Aktion Sühnezeichen“ ist ein DVD-Projekt in Arbeit um die Pionierarbeit die Bärbel Schmidthals in der Einbeziehung von Gedenkstättenfahrten in den schulischen Bereich zu würdigen und ihre Erfahrungen bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbearbeitung ihrer Gedenkstättenfahrten für andere Lehrer –innen zu erhalten und nutzbar zu machen. Es sollen 1000 DVDs produziert werden,
die sowohl im themenbezogenen Unterricht als auch in den entsprechenden Bereichen der Jugendarbeit eingesetzt werden können.
Das Medium wird sich aus filmischem Material (aktuellen Interviews und Dokumentarfilmausschnitten) und einer umfangreichen Dokumentendarstellung zusammensetzen, die eindrucksvoll den Einsatz der Schüler, ihre emotionale Beteiligung und den pädagogischen Wert der Arbeit vor
wechselnder politischer Kulisse zeigen. Eventuell ist auch an den Ausdruck eines A4-formatigen Begleitmaterials gedacht
Die VVN-VdA unterstützt dieses Projekt.
Aktion Sühnezeichen
Bank für Sozialwirtschaft
Kto.-Nr.: 3113700
BLZ 100 205 00
Kennwort: "Film Bärbel Schmidthals
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Otto Grüneberg-Ehrung
am 06. Februar 2011
Wir gratulieren
Januar
Sabine Hammer
Henry Liesendahl
Georg Rappsilber
Susanne Thillmann
Norbert Katz
Veronika Wallner
Klaus-Jürgen Hügel
Jörg Kuhle
Gerhard Elsbach
Lutz Sand
Februar
Renate Schrott
Hans Hübner
Sieglinde Wagner
Thomas Giessler
Christian von Gélieu
Klaus Kotzur
Josef Frisch
Edith Pfeiffer
Thomas Szepansky
Michael Miedbrodt
Trotz des kalten Nieselregens
kamen etwa 30 Kameradinnen und
Kameraden.
Es sprachen u.a. Dr. Hans Coppi (Bild
oben)und eine Vertreterin des Bezirksvorstandes Charlottenburg-Wilmersdorf
der LINKEN (Bild rechts)
März
Josef Mitterer
Sofia Frisch
Herrat Hotzelmann
Susanne Misere
Ralf Szepansky
Dieter Arbeiter
April
Detlef Ernst
Bernd Cachandt
Irmgard Frölich
Marlies Witte
Dr. Fritz-Albert Kuske
und auch denen,
deren Geburtstag
uns unbekannt ist.
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Wir trauern um
Editha Gloede
Karl-Heinz Joseph
Apolonia Kusch
Roter Winkel“ – Mitgliederrundbrief der VVN-VdA 01-2011
verantwortlich: Edith Pfeiffer, Frieder Böhne,
Kontakt zur Redaktion: email: [email protected] oder
[email protected]
Der nächste Rundbrief erscheint Anfang Mai 2011
Photos in dieser Ausgabe: Edith Pfeiffer , Kappa Photo und Archiv
Bilder : Dresden und Grünewald-Ehrung: A. Schmidt
im ehrenden Gedenken
VVN-VdA Vorstand
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