Roter Winkel - VVN
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Roter Winkel - VVN
Roter Winkel Mitglieder- und Interessentenrundbrief der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Verband der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V. (VVN-VdA) Berlin VVN-VdA Kreisvereinigung der VVN-BdA c/o VVN-BdA Berlin, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin Telefon: 6866006 Fax: 56298624 E-Mail: [email protected] 01/11 Dresden Febr. 2011 - Nazis blockieren - Dresden Februar 2011 1 SPANDAU EHRT ERICH MEIER Es ist schon zu einer antifaschistischen Tradition geworden, die Ehrung Erich Meiers. Der Spandauer Jungkommunist fiel in der Nacht zum 11. März 1933 der SA in Hände, wurde bestialisch gefoltert und schließlich ermordet. Die VVN ruft auch dieses Jahr dazu auf, an der vom „Spandauer Bündnis gegen Rechts“ an seinem Ehrengrab organisierten Gedenken teilzunehmen. Dieses Ehrengrab ist der aktiven Gedenkarbeit in den 50er Jahren zu verdanken. Zeitzeugen von damals berichten, dass ihnen zeitweise der Zugang zum Friedhof durch die Polizei verwehrt wurde. Diese Lesung sollte ursprünglich bereits im Dezember, anlässlich des 100. Geburtstags Erich Meiers stattfinden. Als Veranstaltungsort war der Seniorenclub Lindenufer geplant. Das Bezirksamt Spandau verlangte aber plötzlich vom Veranstalter den Abschluss einer Haftpflichtversicherung. Dieses war der Initiative nicht möglich war. Eine in Berlin einzigartige Schikane gegenüber bürgerschaftlichem Engagement. Eine große Beteiligung an der diesjährigen „Erich Meier Ehrung“ wäre die richtige Antwort auf die sich mehrenden Diskriminierungsversuche. Bei der Ehrung auf dem Friedhof wurden letztes Jahr neben Blumen und Gebinde auch Gedenkschriften auf dem Grab niedergelegt. Eine dieser Schriften war für die Spandauer CDU-Fraktion der Bezirksverordnetenversammlung Anlass eine Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten, weil u.a. darin die Worte „menschenverachtendes System in dem wir leben“ zu lesen waren. Gleichzeitig startete sie eine Hetzkampagne gegen das Bündnis. So wurde der Spandauer „Runde Tisch für Demokratie und Toleranz“ in dem die BVV und auch das „Bündnis“ mitarbeiten durch die CDU-Fraktion aufgefordert, sich von dieser Aussage zu distanzieren. Das Spandauer Bündnis gegen Rechts lädt alle Interessierte zu beiden Veranstaltungen herzlich ein. Details auch auf www.spandauer-bündnis.de E. Pfeiffer/Anne Düren Erich-Meier-Ehrung Treffpunkt: Sonntag, dem 13. März 2011, um 14.00 Uhr vor dem Haupteingang des Friedhof in den Kisseln, um gemeinsam zum Ehrengrab zu gehen. Erich-Meier-Lesung Freitag, dem 10. März 2011 um 18 Uhr in der Jugendgeschichtswerkstatt Galenstrasse 14 (vom U-Bahnhof Rathaus Spandau 5 Minuten durch den Münsinger Park hinter der Elipse) Achtung John-Schehr-Ehrung Wir haben in diesem Jahr die traditionelle Ehrung von John Schehr und Genossen auf den Sonntag, den 14. August, anlässlich des 115. Geburtstages Erich Steinfurths verlegt. Wir hoffen auf mehr Beteiligung und höhere Aufmerksamkeit in der Bevölkerung. Genaue Einladungen erfolgen noch. Drei Tage vorher, am 10. März 2011 um 18 Uhr findet in Kooperation mit Jugendgeschichtswerkstatt (JGW) Spandau und dem Förderverein der JGW in deren Räumen eine Lesung aus der Broschüre „Erich Meier und seine Zeit“ statt. Edith Pfeiffer VVN-VdA Gruppe Südwest 2 Erinnern an Karl-Heinz Joseph ten sie Zeichen setzen gegen die Restauration der Nazis und gegen die Zementierung der deutschen Spaltung. Kalle, so nannten ihn seine Freunde, wurde am 21. Juni 1930 in Berlin-Waidmannslust geboren. Er blieb seinem Kiez ein Leben lang treu und verstarb dort am 21. Dezember 2010. Nach der Volksschule begann Karl-Heinz im April 1944 eine Lehre als Zahntechniker bei einem Moabiter Zahnarzt. Dieses Labor arbeitete für das Moabiter Gefängnis. Zu den Aufgaben von Karl-Heinz, als jüngsten Stift, gehörte die Botengänge ins Gefängnis, um die beschädigten Prothesen holen und die Reparierten zurück bringen. So bekam er Kontakt zu den Häftlingen, erfuhr von ihren Misshandlungen. Er wollte helfen, ließ sich Kassiber zustecken. Das blieb nicht unentdeckt. Er wurde verhaftet, gefoltert und nach einigen Tagen in das KZ Sachsenhausen deportiert. Er war 14 Jahre alt. Er verfolgte mit großem Interesse das politische Geschehen. Er suchte die Auseinandersetzung und ergriff Partei. Die DDR und die einstigen sozialistischen Länder waren ihm Hoffnung und Symbol für eine sozial gerechtere Welt. So blieb es nicht aus, dass sich ihm die politischen Gegner entgegenstellten. Januar 1979 musste er das Berufsförderungswerk verlassen und konnte auch nicht im Klinikum Steglitz anfangen. So arbeitete er wieder bei verschiedenen privaten Zahnärzten. Mit 60 Jahren ging er aus der Arbeitslosigkeit in die Rente. .Doch auch auf seinen „alten Tagen“ beschränkte sich Karl-Heinz nicht nur auf Familie, Haus und Garten. Er engagierte sich weiterhin im politischen Geschehen. Er unterstützte Georg Kowalski bei der Arbeit in der Reinickendorfer VVN und löste ihn vor 5 Jahren als Sprecher ab. Es lag Karl-Heinz besonders am Herzen, an die Verbrechen des NS-Regimes zu erinnern, das Andenken an deren Opfer zu bewahren und an die Jugend weiterzugeben. Darum arbeitete er im „Runden Tisch gegen Rechts“ in Reinickendorf“ mit. Heiner, ein Mitstreiter vom Runden Tisch kondoliert nach seinem Tode mit den Worten: „Ich habe ihn als angenehmen und sehr verlässlichen Menschen und Mitstreiter am Runden Tisch kennen lernen dürfen. Seine Kenntnis als Zeitzeuge, auch der Vorkommnisse der Zeit nach dem Krieg bis heute, seine ruhige, besonnene Art waren eine ständige Bereicherung unserer Gespräche, Planungen und Aktionen. Wir werden ihn vermissen.“ Am Heiligen Abend grölten dort volltrunkener SSMänner: „Stille Nacht – Heilige Nacht“. Mit schwingender Reitpeitsche standen sie vor ihm und zwangen ihn zum Mitsingen. Dieses Erlebnis verfolgte ihn zeitlebens bis in die letzte Zeit in schlimmen Angstträumen, aus denen er schreiend und zitternd erwachte. Im April 1945 musste auch zum „Todesmarsch“ antreten. Er konnte er sich zwei älteren Häftlingen anschließen. Bald hinter Oranienburg gelang es ihnen ihren Bewachern zu entkommen. Sie versteckten sich im Wald. Dort wurden sie von Soldaten der Roten Armee entdeckt. Sie waren frei. Nach Kriegsende schloss sich Karl-Heinz einer Jugendgruppe an, die von Borsigwalder Antifaschisten eingerichtet worden war. Sie wollten den Kindern und Lilo Joseph!Vera Seidel Jugendlichen in dieser Zeit voller Hoffnungslosigkeit und Hunger neue Lebensfreude und Halt geben. Diese Gruppe nannte sich „Freie Jugend Borsigwalde“. Am 17. November 1945 hatten sie ihren ersten „Bunten Abend“ in den Kurpark-Lichtspielen-Borsigwalde. Ähnliche Gruppen gab es auch in anderen Reinickendorfer Stadtteilen. Im August 1947 beendete er seine Berufsausbildung zum Zahntechniker und arbeitete danach in verschiedenen Zahnlaboren, unter anderen als Abteilungsleiter in der Berliner Zweigniederlassung der „Bremer Goldschlägerei“. In den 70er Jahren schulte er als Dozent im Berufsförderungswerk Berlin E. V. Erwachsene zu Zahntechnikern um, die ihren ursprünglich erlernten Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben konnten. Kalles politische Aktivitäten begannen Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre in der Reinickendorfer FDJ. Er beteiligte sich sehr aktiv an den Unterschriftensammlungen für Friedensappelle, für die Ächtung der Atombombe. Mit Protestmärschen und Störungen von Veranstaltungen der alten und neuen Nazis woll- Karl-Heinz an seinem 80. Geburtstag. 3 . EHRENTAFEL FÜR DIE OPFER DES FASCHISMUS IM RATHAUS KREUZBERG Jetzt mit Infoterminal Nach der Befreiung 1945 entstanden überall in Anspruch. Es stellte sich heraus, dass es sich nicht Deutschland Ausschüsse der Opfer des Faschisnur um Menschen aus Kreuzberg handelte. Entmus (OdF) In Berlin waren sie bei den Bezirksresscheidendes Kriterium war, dass die Angehörigen sorts für Soziales angesiedelt. Ihre Hauptaufgabe nach dem Krieg in Kreuzberg wohnten, so befindet lag in der Betreuung der überlebenden Opfer politisich auch ein jüdischer Fabrikant aus Breslau, desscher und rassischer Verfolgung. sen Witwe nach Kreuzberg kam oder ein Lokführer Am 14.September 1947 weihte der Kreuzberger aus Danzig unter den Namen. Nach welchen KriteOdF-Ausschuss im Gebäude des heutigen Europärien die weitere Auswahl vorgenommen wurde, ischen Patentamt in der Gitschiner Strasse, in dem Kreuzberg verzeichnete mehrere tausend Opfer, damals das Rathaus untergebracht war, eine Ehkonnte nicht mehr ermittelt werden. rentafel mit einhundert Namen und Sterbedaten der von Nazis in Konzentrationslagern und Gefängnissen ermordeten oder an den Folgen der Misshandlungen gestorbenen Antifaschisten ein. Nach dem Umzug in den Neubau des Rathauses in der Yorckstrasse 1959/1960 verschwand sie für etliche Jahre im Keller. Auf Initiative der AL (Alternativen Liste) wurde sie Anfang der Achtziger Jahre im ersten Stock des Rathauses aufgehängt. Sie ist ein einzigartiges historisches antifaschistisches Dokument. Auf Grund eines Antrags der Dr. Hans Coppi bei seinen Ausführungen SPD-Fraktion erteilten die im Hintergrund die Ehrentafel, rechts daneben der neue Info-Terminal Kreuzberger Bezirksverordneten der Berliner VVN-BdA den AufDie Ergebnisse der Recherchen wurden am 25. trag, die Biographien der auf der Ehrentafel verJanuar in einer Feierstunde der Öffentlichkeit zuzeichneten Frauen und Männer zu erforschen und gänglich gemacht. Seitdem steht neben der Tafel zu veröffentlichen. Die Recherchen der vierköpfiein Infoterminal mit Touchscreen, ein Computergen Arbeitsgruppe nahmen mehrere Monate in bildschirm. Hier können mit den Fingern die einzelnen Namen angeklickt werden. Es erscheint dann eine kurze Biographie und wenn vorhanden auch ein Foto. Weiterführende und Erläuternde Dokumente sind abrufbar. „Mit den Biographien möchten wir nicht nur an den gewaltsamen Tod von Kreuzbergern NS-Opfern, sondern auch an ihr Leben in einer schweren Zeit erinnern, ihnen wieder ein Gesicht geben und sie so dem Vergessen entreißen“, erläuterte Dr. Hans Coppi, Vorsitzender der Berliner VVN-BdA, dessen Eltern von den Nazis ermordet wurden, die Intention der von ihm geleiteten Arbeitsgruppe. Die Arbeitsgruppe stellt sich vor Evelin Schmidt – Dr. Hans Coppi – Jutta Warmboldt – Frieder Böhne 4 1943 qualvoll gestorben. Karl Rosenthal schreibt am 30. März 1945 aus dem KZ Dora Mittelbau an seine Mutter in der Grossbeerenstrasse 33: „Ich habe nur noch den einen Wunsch, dich noch einmal wiederzutreffen, meine liebe Mutter“ Er überlebte nicht. Wie, wann und wo er gestorben ist, liegt im Dunkeln. Es gibt noch sehr viel mehr zu erfahren. Gewidmet hat die VVN die Touchscreen-Präsentation den Mutigen, Gejagten, Entwürdigten und ihren Angehörigen, die oftmals noch viele Jahre um eine Entschädigung für den nicht wieder gutzumachenden Verlust ringen mussten, manchen wurde die Entschädigung auch mit fadenscheinigen Begründungen verwehrt. Es war eine gut besuchte Veranstaltung Dieses Vorhaben ist bei fast allen Namen gelungen, nur bei einigen wenigen musste sich auf ganz wenige biographische Daten beschränkt werden. Kreuzberg war ein Arbeiterbezirk, das spiegelt sich auch in den Biographien der Opfer wieder. Die überwiegende Anzahl waren Arbeiter, kleine Angestellte und Handwerker. Sie waren in der Arbeiterbewegung, in der KPD, der SPD, den Gewerkschaften oder der Roten Hilfe aktiv. Sie wurden als Juden in den Vernichtungslagern ermordet, auch wenn sie wie Zoltan Baron schon in den zwanziger Jahren zum Christentum übergetreten waren „Um den Juden brauchen sie nicht zu trauern“ mit dieser Begründung wurden der Frau von Berthold Goldschmidt die Bezugscheine für Trauerkleidung verweigert. Auch das Schicksal von Wehrmachtsdeserteuren, Zeugen Jehovas, Opfern der Euthanasie und von Menschen, die von Nachbarn oder Kollegen denunziert wurden, wird aus der Vergessenheit geholt. Man kann vieles in den kurzen Biographien nur erahnen. Etwa bei Otto Sturm, wohnhaft Mehringdamm, Ecke Hagelberger Straße. Er wird 1934 verhaftet, bei den Verhören wird er schwer misshandelt,, an Armen und Beinen gelähmt entlassen „Er siechte langsam dahin und ist am 3.November An jedem Werktag von 7-18 Uhr kann die Touchscreenstation in der 1. Etage im Rathaus Kreuzberg, Yorckstraße 4-11 benutzt werden Frieder Böhne Der Touchscreen des Info-Terminal, links biographische Daten, rechts Bilddokumente 5 GEDENKEN AUF DEM TEMPELHOFER FELD Förderverein gegründet tafeln. Die erste Forderung ist die Verlegung des Mahnmals in die Nähe des historischen Orts, der heute vom Flughafengebäude überbaut ist und die Information der Besucher über das KZ. Ebenfalls thematisiert werden muss die Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie. Die historische Forschung steckt hier noch in den Anfängen, wurde über Jahrzehnte vernachlässigt. KZ Columbiahaus, Zwangsarbeit und Luftrüstung sind die Themen, deren wissenschaftliche Aufarbeitung sich der jetzt gegründete „Förderverein für ein Gedenken an die Naziverbrechen auf dem Tempelhofer Flugfeld e.V.“ auf die Fahne geschrieben hat. Der Verein versteht sich aber nicht nur als eine Forschungsgruppe. Er hat sich auch zum Ziel gesetzt sich politisch einzumischen, „die Aktivitäten des Senates und der Entwicklungsgesellschaft auf dem Tempelhofer Feld kritisch zu begleiten“, wie es in der Satzung heißt. Der Verein lehnt entschieden eine Bebauung des südlichen Tempelhofer Feldes mit hochwertigen Eigentumswohnungen ab. Hier befanden sich die Baracken der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Erste Auswertungen von Luftbildern deuten daraufhin, dass noch Fundamente freigelegt werden könnten. Der Verein forderte das Landesdenkmalamt auf, in dieser Frage tätig zu werden. Barackenlager für Zwangsarbeiter bei Halle 1 Mindestens 3000 Zwangsarbeiter schufteten auf dem Flughafen Der Flughafen Tempelhof wurde vor zwei Jahren stillgelegt. Die Debatte über die Nachnutzung von Flughafengebäude und Tempelhofer Feld ist noch im vollen Gange. Dabei spielt auch die Geschichte dieses Ortes eine große Rolle. In diesem Zusammenhang wird fast ausschließlich die frühe Geschichte des 1923 errichteten ersten Flughafens und die Luftbrücke von 1948/49 genannt. Was zwischen 1933 und 1945 hier geschehen ist, wird bewusst verschwiegen. Von Tempelhof starteten 1936 die Transportflüge, mit denen Adolf Hitler den Putschisten Franco unterstützte. Ohne sie wäre Franco nicht in der Lage gewesen, den spanischen Bürgerkrieg auch nur anzufangen. Dieses war auch eine Luftbrücke, eine die Tod und Verderben brachte. Das riesige Flughafengebäude wurde in dieser Zeit fast ausschließlich zum Bau und zur Wartung von Sturzkampfbombern genutzt. Tausende von Zwangsarbeitern aus ganz Europa wurden dafür rekrutiert. Nur ein unscheinbares Mahnmal erinnert, etwa 100m vom historischen Ort entfernt an das 1936 für den Flughafenbau abgerissenen KZ Columbiahaus. Im Konzentrationslager Columbiahaus wurden von Juli 1933 bis Nov. 1936 insgesamt etwa zehntausend Antifaschisten gefangen gehalten. Zu den bekanntesten gehörten Georg Benjamin, Hermann Duncker, Hans Litten, Karl Schirdewan um nur einige zu nennen. Nicht nur die VVN-BdA erhebt seit langen die Forderung, dass das Gedenken an die Naziverbrechen in angemessener Form bei der Neugestaltung und Nachnutzung des Tempelhofers Feld berücksichtigt wird. Auch die Bezirksverordneten der drei „Anliegerbezirke“ Kreuzberg, Neukölln und Tempelhof unterstützen diese Forderung. Angemessenes Gedenken ist mehr als die Aufstellung von ein paar Informations- 1993 wurde dieses Denkmal für das Columbia-Haus- Berlins erstes KZ aufgestellt. Wir fordern seine Versetzung an den historischen Ort. Der Verein versteht sich als Zusammenschluss von engagierten Bürgern und Vereinigungen. . An jedem ersten Montag im Monat finden um 20 Uhr im Wasserturm Kopischstrasse 1 in Kreuzberg die öffentlichen Vereinssitzungen statt. Interessierte sind herzlich willkommen. Weitere Informationen über Beate Winzer, Tel. 6918649 oder auf der Homepage www.thf33-45.de Frieder Böhne. 6 Bärbel Schmidthals 14.4.1941 – 9.1.2011 Was bleibt vom Wirken eines Menschen? Was bleibt von Bärbel Schmidthals, die nach langer schwerer Krankheit am 9.1.2011 gestorben ist? Es ist die Erinnerung an eine mutige, eigenwillige, überzeugte und überzeugende Streiterin für Völkerverständigung vor allem mit den osteuropäischen Nachbarn, eine Kämpferin gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, eine unorthodoxe Linke zeitlebens. Dem Regisseur Ilan Reisin sagte sie, nach ihrer persönlichen Prägung befragt, dass ihr sozialdemokratischer Großvater menschlich und politisch ihr großes Vorbild war. In den sonntäglichen Kindergottesdiensten und durch die Betreuung von einer warmherzigen Katechetin wurde sie mit dem Protestantismus vertraut. Sie studierte später Theologie. Ihr Verhältnis zu Religionen und Religiosität blieb ein ambivalenter Teil ihres Lebens. Aus diesen beiden Wurzeln speiste sich ihr Lebenswerk, das friedenspolitische und antifaschistische Engagement. Als Lehrerin an der Fichtenberg-Oberschule in Berlin-Steglitz prägte sie Generationen von Schülerinnen und Schüler, aber nicht nur sie. Sie wirkte in die Lehrerschaft hinein mit ihrer gewerkschaftlichen Tätigkeit und war für die Eltern eine kompetente pädagogische Beraterin und anregende Diskussionspartnerin. Von Schülern/innen und Eltern der FichtenbergOberschule ging daher auch 2006 die Initiative zur Verleihung der Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland aus. Wir bewunderten sie für ihre Souveränität, mit der sie die Auszeichnung aus den Händen des damaligen Bezirksbürgermeisters Weber entgegennahm, einem Politiker, dem das antifaschistische Gedenken im Bezirk Steglitz/Zehlendorf gleichgültig war und der ihm ablehnend gegenüber stand. Als Maxime des Denkens und Handelns von Bärbel Schmidthals kann Adornos Forderung, dass Auschwitz sich nicht wiederhole, gelten. Mit diesem Anspruch war sie jahrelang bei Aktion Sühnezeichen aktiv und hat als Lehrerin der „Fichte“ ab 1986 die Friedens-AG geleitet. Ihr Anliegen war Geschichte für die Jugend lebendig und den zivilisatorischen Tabubruch der Shoah für sie begreifbar zu machen. Hier hat sie als Pionierin gewirkt, mit Gedenkstättenfahrten und Zeitzeugengespräche, mit bezirkspolitisches Engagement für Straßenumbenennungen (Dietrich-Schäfer-Weg, Treitschkestraße) und die Errichtung der „Spiegelwand“ auf dem Hermann-Ehlers-Platz, mit der Unterstützung der Flüchtlinge vor Ort und vieles mehr. Sie weitete den Blick der Schüler/innen für ein gesamtes Europa, ein Europa ohne politische und soziale Grenzen, ohne Krieg und Rassismus, eine Europa des Friedens und der Völkerverständigung. Dieses Anliegen haben wir mit ihr geteilt. Dafür haben wir gemeinsam gestritten. Für dieses Erbe sind wir ihr dankbar. Sieglinde Wagner Die Autorin ist Ko-Leiterin der „Friedens-AG“ der FichtenbergOberschule. Sie ist Mutter zweier erwachsener Kinder, die beide die „Fichte“ absolvierten und Mitglieder der Friedens-AG waren. Erinnerung gestaltet die Zukunft - DVD - Projekt In Zusammenarbeit mit der „Aktion Sühnezeichen“ ist ein DVD-Projekt in Arbeit um die Pionierarbeit die Bärbel Schmidthals in der Einbeziehung von Gedenkstättenfahrten in den schulischen Bereich zu würdigen und ihre Erfahrungen bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbearbeitung ihrer Gedenkstättenfahrten für andere Lehrer –innen zu erhalten und nutzbar zu machen. Es sollen 1000 DVDs produziert werden, die sowohl im themenbezogenen Unterricht als auch in den entsprechenden Bereichen der Jugendarbeit eingesetzt werden können. Das Medium wird sich aus filmischem Material (aktuellen Interviews und Dokumentarfilmausschnitten) und einer umfangreichen Dokumentendarstellung zusammensetzen, die eindrucksvoll den Einsatz der Schüler, ihre emotionale Beteiligung und den pädagogischen Wert der Arbeit vor wechselnder politischer Kulisse zeigen. Eventuell ist auch an den Ausdruck eines A4-formatigen Begleitmaterials gedacht Die VVN-VdA unterstützt dieses Projekt. Aktion Sühnezeichen Bank für Sozialwirtschaft Kto.-Nr.: 3113700 BLZ 100 205 00 Kennwort: "Film Bärbel Schmidthals 7 Otto Grüneberg-Ehrung am 06. Februar 2011 Wir gratulieren Januar Sabine Hammer Henry Liesendahl Georg Rappsilber Susanne Thillmann Norbert Katz Veronika Wallner Klaus-Jürgen Hügel Jörg Kuhle Gerhard Elsbach Lutz Sand Februar Renate Schrott Hans Hübner Sieglinde Wagner Thomas Giessler Christian von Gélieu Klaus Kotzur Josef Frisch Edith Pfeiffer Thomas Szepansky Michael Miedbrodt Trotz des kalten Nieselregens kamen etwa 30 Kameradinnen und Kameraden. Es sprachen u.a. Dr. Hans Coppi (Bild oben)und eine Vertreterin des Bezirksvorstandes Charlottenburg-Wilmersdorf der LINKEN (Bild rechts) März Josef Mitterer Sofia Frisch Herrat Hotzelmann Susanne Misere Ralf Szepansky Dieter Arbeiter April Detlef Ernst Bernd Cachandt Irmgard Frölich Marlies Witte Dr. Fritz-Albert Kuske und auch denen, deren Geburtstag uns unbekannt ist. Wir trauern um Editha Gloede Karl-Heinz Joseph Apolonia Kusch Roter Winkel“ – Mitgliederrundbrief der VVN-VdA 01-2011 verantwortlich: Edith Pfeiffer, Frieder Böhne, Kontakt zur Redaktion: email: [email protected] oder [email protected] Der nächste Rundbrief erscheint Anfang Mai 2011 Photos in dieser Ausgabe: Edith Pfeiffer , Kappa Photo und Archiv Bilder : Dresden und Grünewald-Ehrung: A. Schmidt im ehrenden Gedenken VVN-VdA Vorstand 8