Ausgabe Herbst 2014 - Verein der Mathematik
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Ausgabe Herbst 2014 - Verein der Mathematik
VAMP VMP Vereinsanzeiger Ausgabe Winter 2014 Virus > ansteckendes Lachen > Virenforschung an der ETH > Pest im Jahre 1630 IMPRESSUM Redaktionsleitung Nathalie Ziehl, Lukas Feldhaus Redaktion Lorenza Della Bruna, Enrico Del Re, Viola Valentina Vogler, Alexander Malär Mitarbeit Alex Bohn, Michael Stadelmann, Jonas von Milczewski Gestaltung/Satz Agnès Noyer Titelbild http://upload.wikimedia.org/wikipedia/ commons/thumb/6/62/Ebola_Virus_%282%29. jpg/1280px-Ebola_Virus_%282%29.jpg Auflage 1000 Herausgeber Verein der Mathematik- und Physikstudierenden an der ETH CAB E33, Universitätsstr. 6, 8092 Zürich Tel: +41 44 632 4998 E-Mail: [email protected] Inhalt VMP-Intern 4 Editorial 6 Präsikolumne 8 Hochschulpolitik Titelthema: Virus 13 Viren, Pilze und Bakterien – die ETH 20 Freude ist ansteckend 221630: Pestepidemie in Norditalien 28 The third wave 31 eine politisch korrekte Pest 34 das Internet der Dinge Sonstiges 39 Alumni 40 Weihnachten in Mittelerde 42 Vereinsnachrichten 45 Eventliste Zürich 49Movie-Rätsel 34 Vamp Winter 2014 13 Viren, Pilze, Bakterien-Forschung an der ETH das Internet der Dinge 3 VMP-Intern Editorial Mit jeder weiteren Kerze, die wir am Adventskranz anzünden, wird es deutlicher: Die kalte Jahreszeit kehrt zurück. Es ist die Zeit der aufgerissenen Fenster über voll aufgedrehten Heizungen, der immer gleichen Weihnachtslieder in den Läden, der von Schneepflügen zugeschneeschaufelten Bürgersteige. Als ständig beschäftigter ETH-Student vergisst man so langsam, wie Tageslicht aussieht und in den Vorlesungen gehen die Erklärungen des Professors im Husten und Niesen der Erkältungsopfer unter, die partout nicht zuhause bleiben können. Um die wirklich angefressenen Studenten lahmzulegen, muss die Natur schon härtere Geschütze auffahren. Tatsächlich gehören Grippewellen zur jährlichen Tradition wie das Anzünden der Kerzen am Adventskranz. Wer wirklich Angst vor Grippeviren hat, kann sich ja impfen lassen und dadurch nur ein bisschen krank werden. Ausserdem gibt es Schlimmeres. Was ist die Grippe beispielsweise im Vergleich zu Ebola? Also ich wüsste sofort, was für einen Kranken ich lieber als Sitznachbarn hätte. Am 21. November ist übrigens der erste Ebolapatient in Genf eingetroffen, damit hat die Krankheit also – mehr 4 oder weniger kontrolliert – offiziell die Schweiz erreicht. Da wir den Schmierblättern in Sachen Panikmache in nichts nachstehen wollen, hat sich unsere Redaktion ausgiebig mit Viren und Epidemien auseinandergesetzt. Wir bringen euch biologische Fakten und verheerende historische Beispiele, dadurch schüren wir nicht nur irrationale Ängste, sondern bilden unsere Leser auch gleich weiter. Und nur für den Fall, dass die europäische Bevölkerung dann doch nicht von Ebola dezimiert wird und die Aufregung umsonst war, haben wir uns auch noch mit Computerviren und ansteckenden Ideen befasst. Die obligatori- schen Weihnachtsartikel zwischendurch dürfen natürlich nicht fehlen und sorgen für gute Stimmung. Wenn die Anatomie es zuliesse, würde ich mir für diese zynische Juxtaposition auf die Schulter klopfen. Auf diese Weise ist hoffentlich für jeden von euch etwas dabei. Viel Spass mit dem neuen VAMP! Nathalie [email protected] Vamp Winter 2014 5 VMP-Intern Präsikolumne Das Wort „Virus“ scheint doch erst einmal eine abschreckende Wirkung auf uns zu haben. Fieber, laufende Nasen, Halsschmerzen und alle möglichen Krankheitssymptome sind so ziemlich das Erste, was mir in den Sinn kommt, wenn ich dieses Wort höre. Und dann immer noch diese nervigen Computerviren, die genau dann meinen PC lahmlegen, wenn ich ihn und die darauf gespeicherten Daten unbedingt benötige. Dabei war ich doch auf gar keinen Pornoseiten, habe Spammails immer brav gelöscht und mich auch ansonsten größtenteils legal durch das World Wide Web bewegt. Nein, meine ersten Assoziationen zum Thema Virus sind weiß Gott keine positiven! 6 Doch gibt es rein gar nichts Gutes, was man damit in Verbindung bringen kann? Offensichtlich keine leichte Aufgabe. Schon alleine das lateinische Wort „virus“ bedeutet im Deutschen so viel wie Schleim oder Gift. Beides nicht gerade Sachen, bei denen uns voller Freude das Herz aufgeht und die wir als neues Lieblingskuscheltier mit uns im selben Bett schlafen lassen würden. Auch biologisch gesehen sind Viren nicht wirklich liebenswert. Eigenständige Vermehrung ist nicht möglich. Gleich eines Kuckucks legt der Virus sein Erbmaterial einer geeigneten Wirtszelle ins Nest und benutzt diese zum Ausbrüten vieler neuer Virionen. Das geht irgendwie auch netter. Dass sie daneben noch Erreger vieler fieser Krankheiten sind, muss ich wohl gar nicht erst aufführen. Schließlich finde ich dann doch noch eine zumindest halbwegs positive Redewendung, die das Wort Virus enthält: Etwas verbreitet sich wie ein Virus. Hierbei wird dem Virus immerhin ein wenig Anerkennung für seine doch recht clevere und effiziente Weise der Ausbreitung entgegengebracht. Aber jemand, der so unbeliebt ist, sollte sich auch über dieses kleine Lob schon freuen. Zu gut durfte ich selber die Wahrheit dieser Aussage am eigenen Leib erfahren: Ein kleines Missgeschick meinerseits beim VMP Beerpongturnier gegen den AMIV und keine 24 Stunden später werde ich von jedem in meinem Bekanntenkreis schelmisch lächelnd gefragt, was ich denn gestern Abend gemacht hätte. Also war die virusartige Verbreitung des Gerüchts zumindest in diesem Fall vielleicht auch nicht wirklich positiv für mich. Alles in Allem merke ich, dass es echt nicht leicht ist, diesen kleinen Zeitgenossen etwas wirklich Gutes abzugewinnen, eventuell lehrt mich dieser VAMP ja noch etwas anderes. Auf jeden Fall wünsche ich euch allen eine schöne Weihnachtszeit, allen Erstsemestrigen wunderschöne Ferien, den anderen eine hoffentlich erfolgreiche Prüfungsphase. Bleibt verschont von Viren und kommt alle heil, gesund und motiviert ins Jahr 2015, wo natürlich schon ganz viele coole VMP-Events auf euch warten. Euer Alex [email protected] Vamp Winter 2014 7 VMP-Intern Jonas von Milczewski Hochschulpolitik Vieles an der ETH wird in den nächsten Jahren genau so bleiben, wie es ist, ob wir das wollen oder nicht. Jedoch wäre es vermessen, sich nur auf diese Sichtweise zu beschränken, daher pflege ich einen anderen Umgang und konzentriere mich auf Dinge, die sich verändern werden oder gar neu entstehen. In diesem Zusammenhang möchte ich von der Critical-Thinking-Initiative berichten. Diese Intiative hat zum Ziel „die Studierenden der ETH Zürich zu kritischen und unabhängig denkenden Persönlichkeiten auszubilden. Im Laufe ihrer Ausbildung sollen sie nicht nur Methodenkompetenz und disziplinäres Wissen erlernen, sondern auch Möglichkeiten erhalten, an interdisziplinären und systemorientierten Problemstellungen zu arbeiten.“ Das lässt nun zunächst einmal weiten Interpretationsspielraum darüber zu, was genau im Namen dieser Initiative geschehen wird, ermöglicht uns dadurch jedoch an genau diesem Gestaltungsprozess mitzuwirken. Als Hochschulpolitikvorstand im VMP interessiere ich mich in diesem Zusammenhang besonders für die Umsetzung im Rahmen unserer Departemente. Eine erste, direkte Folge dieser Initiative lässt sich bereits jetzt beobachten: Im FS 2015 wird, begleitend zu Physik II, die Vorlesung 8 Philosophische Betrachtungen zur Physik II angeboten, die philosophische und historische Hintergründe beleuchten wird. Weitere Ideen wären zum Beispiel, ein an den Aufgaben vom International Young Physicists Tournament (Beispiele dafür finden sich nach diesem Artikel) und dem Innovationsprojekt der Maschinenbauer orientiertes Anfängerpraktikum, bei dem sehr offene Problemstellungen behandelt werden. Auch eine Art Physikerwochenende oder gar Sommerakademie zusammen mit Professoren und Studenten wäre denkbar. Und an dieser Stelle kommst Du ins Spiel! Falls Du Vorschläge an eine Umsetzung der Critical-Thinking-Initiative (bisher vornehmlich im D-PHYS) hast, so schreib uns eine Mail oder komm einfach mal in unserem Büro im CAB vorbei. Solltest Du darüber hinaus Lust haben, nicht nur Input zu geben, sondern dich für eine Umsetzung einzusetzen oder diese sogar massgeblich mitzuorganisieren, so bist Du jederzeit eingeladen, genau das zu tun! Schreib dazu einfach eine Mail an [email protected] oder komm vorbei! Wir freuen uns auf Eure Ideen und Euer Engagement! [email protected] IYPT: International Young Physicists Tournament Problems for the 28th IYPT 2015 Released by the IOC on July 11th, 2014. Problems for the 28th IYPT 2015 „Would you tell me, which I ought to walk from here?’’ th, 2014 Released by please, the IOC on July 11way „ That depends a good deal on where you want to get to,“ said the Cat. “Would “That depen Lewis Carroll. 1. Packing The fraction of space occupied by granular particles depends on their shape. Pour non-spherical particles such as rice, matches, or M&M’s candies into a box. How do characteristics like coordination number, orientational order, or the random close packing fraction depend on the relevant parameters? 2. Plume of Smoke If a burning candle is covered by a transparent glass, the flame extinguishes and a steady upward stream of smoke is produced. Investigate the plume of smoke at various magnifications. 3. Artificial Muscle Attach a polymer fishing line to an electric drill and apply tension to the line. As it twists, the fibre will form tight coils in a spring-like arrangement. Apply heat to the coils to permanently fix that spring-like shape. When you apply heat again, the coil will contract. Investigate this ‘artificial muscle’. 4. Liquid Film Motor Form a soap film on a flat frame. Put the film in an electric field parallel to the film surface and pass an electric current through the film. The film rotates in its plane. Investigate and explain the phenomenon. 8. Su When layer may phen 9. Ho A sim ballo devic Inves the 'l 10. S It is p grass 11. C The cons semi whisk 12. T A bot bottle use s 13. M Make adjac much pend ampl 9 Vamp Winter 2014 5. Two Balloons 14. C When obse VMP-Intern 5. Two Balloons Two rubber balloons are partially inflated with air and connected together by a hose with a valve. It is found that depending on initial balloon volumes, the air can flow in different directions. Investigate this phenomenon. 6. Magnus Glider Glue the bottoms of two light cups together to make a glider. Wind an elastic band around the centre and hold the free end that remains. While holding the glider, stretch the free end of the elastic band and then release the glider. Investigate its motion. 7. Shaded Pole Place a non-ferromagnetic metal disk over an electromagnet powered by an AC supply. The disk will be repelled, but not rotated. However, if a non-ferromagnetic metal sheet is partially inserted between the electromagnet and the disk, the disk will rotate. Investigate the phenomenon. “Would you tell me, please, which way I ought to walk from here?” “That depends a good deal on where you want to get to,” said the Cat. Lewis Carroll ends rice, stics dom ame e is rious apply in a ently coil field ough 8. Sugar and Salt When a container with a layer of sugar water placed above a layer of salt water is illuminated, a distinctive fingering pattern may be seen in the projected shadow. Investigate the phenomenon and its dependence on the relevant parameters. 9. Hovercraft A simple model hovercraft can be built using a CD and a balloon filled with air attached via a tube. Exiting air can lift the device making it float over a surface with low friction. Investigate how the relevant parameters influence the time of the 'low-friction' state. 10. Singing Blades of Grass It is possible to produce a sound by blowing across a blade of grass, a paper strip or similar. Investigate this effect. 11. Cat’s Whisker The first semiconductor diodes, widely used in crystal radios, consisted of a thin wire that lightly touched a crystal of a semiconducting material (e.g. galena). Build your own ‘cat’s10 diode and investigate its electrical properties. whisker’ pendulum can lead to und amplitudes. Study and explai 14. Circle of Light When a laser beam is aimed observed on a screen perpe phenomenon and investigat parameters. 15. Moving Brush A brush may start movin horizontal surface. Investigat 16. Wet and Dark Clothes can look darker or c Investigate the phenomenon 17. Coffee Cup Physicists like drinking co laboratories with a cup Investigate how the shape other parameters affect the li walking. Authors: Alan Allinson, Jo Artsiom Bury, Samuel Bylan Łukasz Gładczuk, Timotheus Krasulin, Valentin Lobyshev, Namin, Stanisław Świdwińsk Problem selection comm Byland, Ilya Martchenko. Epigraph selected by Evgen an electric drill and apply fibre will form tight coils in a t to the coils to permanently u apply heat again, the coil al muscle’. ut the film in an electric field s an electric current through ne. Investigate and explain 10. Singing Blades of Grass It is possible to produce a sound by blowing across a blade of grass, a paper strip or similar. Investigate this effect. 11. Cat’s Whisker The first semiconductor diodes, widely used in crystal radios, consisted of a thin wire that lightly touched a crystal of a semiconducting material (e.g. galena). Build your own ‘cat’swhisker’ diode and investigate its electrical properties. 12. Thick Lens A bottle filled with a liquid can work as a lens. Arguably, such a bottle is dangerous if left on a table on a sunny day. Can one use such a ‘lens’ to scorch a surface? 13. Magnetic Pendulum Make a light pendulum with a small magnet at the free end. An adjacent electromagnet connected to an AC power source of a much higher frequency than the natural frequency of the pendulum can lead to undamped oscillations with various amplitudes. Study and explain the phenomenon. ally inflated with air and h a valve. It is found that mes, the air can flow in phenomenon. together to make a glider. entre and hold the free end der, stretch the free end of e the glider. Investigate its disk over an electromagnet sk will be repelled, but not netic metal sheet is partially et and the disk, the disk will . 14. Circle of Light When a laser beam is aimed at a wire, a circle of light can be observed on a screen perpendicular to the wire. Explain this phenomenon and investigate how it depends on the relevant parameters. 15. Moving Brush A brush may start moving when placed on a vibrating horizontal surface. Investigate the motion. 16. Wet and Dark Clothes can look darker or change colour when they get wet. Investigate the phenomenon. 17. Coffee Cup Physicists like drinking coffee, however walking between laboratories with a cup of coffee can be problematic. Investigate how the shape of the cup, speed of walking and other parameters affect the likelihood of coffee being spilt while walking. Authors: Alan Allinson, John Balcombe, Roderick Bloem, Artsiom Bury, Samuel Byland, Nikita Chernikov, Lars Gislén, Łukasz Gładczuk, Timotheus Hell, Mihály Hömöstrei, Stanislav Krasulin, Valentin Lobyshev, Ilya Martchenko, Reza Montazeri Namin, Stanisław Świdwiński, Boris Vavrík, Evgeny Yunosov. Problem selection committee: John Balcombe, Samuel Byland, Ilya Martchenko. Epigraph selected by Evgeny Yunosov. Vamp Winter 2014 11 Virus VIRUS 12 Virus Lukas Feldhaus Viren, Pilze und Bakterien – die ETH Wir alle tragen sie bei uns, sie helfen uns beim Essen, Verdauen und Denken, beim Transport von Nährstoffen und bei der Abwehr von Invasoren, die unseren Körper als Brut- und Lagerstätte für ihre unzählbare Nachkommenschaft ausnutzen wollen. Natürlich ist hier die Rede von Viren und Bakterien. Wenn wir sie nicht hätten, dann wären wir alle tot. Unglücklicherweise werden die Begriffe „Virus“ und „Bakterie“, oder auch „Bazille“ nicht zu Unrecht gemeinhin als sehr abwertende und fast schon vernichtende Aussagen über andere Menschen wahrgenommen. Viren und Bakterien sind beständig auf der Suche nach einer Möglichkeit, sich zu teilen und fortzubestehen. Während sie also tierische, pflanzliche und menschliche Zellen befallen gibt es jedoch den einen oder anderen ausgeklügelten Abwehrmechanismus, der die Attacke abzuwehren weiss. Forscherteams von der ETH und vielen anderen Universitäten weltweit sind dabei, diesen faszinierenden und hochkomplexen Wettlauf zu entschlüsseln und zu beobachten. Und ihn vielleicht sogar in die angenehmere Richtung zu beeinflussen. Viren: Ebola, HIV, Antikörper und Angriffstechnik Ebola Das Drama, das sich derzeit vor allem in Liberia und einigen anderen Ländern Westafrikas abspielt, handelt von der Ausbreitung einer Viruserkrankung. Einige ihrer Mutationen töten 80-90% der Wirte, die sie befallen. Man geht davon aus, dass die Ursprünge Ebolas in Affen und Flughunden zu finden sind, die von Menschen als „Bush Meat“ verzehrt worden sind. Die Variante des Virus, die zurzeit die Zeitungen und Nachrichten http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e6/ Ebola_virus_virion.jpg Vamp Winter 2014 13 Virus mitbeherrscht, nennt sich Zaïre-Mutation. Sie ist durchaus gefährlich, aber eigentlich müsste auch sie durch einige Hygienestandards, wie wir sie alle im Kindesalter lernen, eine angemessene medizinische Behandlung und straffe und organisierte Quarantänestationen eingegrenzt werden können. Das ist auch der Grund dafür, weshalb Ebola kaum eine Gefahr für Europa darstellt. In oben genannten Ländern ist die Bildung allerdings zu gering und die Möglichkeiten der Gesundheitsorganisationen zu limitiert, um schneller zu einem Erfolg zu gelangen. Ebola tritt über Körperflüssigkeiten oder durch Hautkontakt über kleine Risse oder Wunden in den Körper ein. Dann wird der Virus von sogenannten dendritischen Zellen „gefressen“ und auf direktem Weg zu Immunzellen in die Lymphknoten transportiert. Diesen soll der Virus als zu bekämpfender Fremdkörper präsentiert werden. Jedoch ist dieser Transport für den Virus die schnellste Art, sich im Körper auszubreiten. onszeit, also die Zeitdauer zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit, die Zeit, in der eine Ansteckung möglich ist und die Reproduktionsrate, also wie schnell sich die Krankheit verbreitet, errechnet werden. Zwischen Mai und Juni 2014, zur Zeit der Analyse, betrug die Reproduktionsrate von Ebola 2.1 (ein Wert unter 1 lässt auf einen Rückgang der Krankheit schliessen). Die Inkubationszeit berechnete sich auf fünf Tage und die Zeit der Ansteckmöglichkeit auf die Zeitspanne von 1.2 bis 7 Tage nach der Ansteckung. Diese mathematischen Modelle können Gesundheitsorganisationen und Regierungen erfolgreich dabei helfen, gegen eine Krankheit vorzugehen. Sie geben zum Beispiel Hinweise darauf, wie lange eine Ausgangssperre andauern müsste, um wirksam zu sein. Ein Forscherteam um Tanja Stadler, Professorin für Computational Evolution am Departement Biosysteme der ETH, hat zur Analyse des Ebola-Virus und anderer Krankheiten ein Programm entwickelt. Mit diesem können sowohl InkubatiTanja Stadler http://www.bsse.ethz.ch/department/people/detail-person. html?persid=160309 14 HIV In diesem Jahr machte ausserdem ein anderes Forscherteam um Roland Regös am Institut für theoretische Biologie eine überraschende Entdeckung in Bezug auf HIV. Eventuell könnte es von grossem Nutzen sein, eine gewisse Toleranz gegen diesen Virus zu entwickeln. Und zwar indem er vom Körper akzeptiert wird. Mit einem ähnlichen Virus infizierte Mäuse, deren Immunsystem nicht gegen den Virus an sich kämpfte, sondern nur die Folgen minderte, hatten längere Überlebenschancen und einen weniger heftigen Krankheitsverlauf als andere Mäuse, deren Körper sich vehement zur Wehr setzte. Normalerweise bekämpft auch der menschliche Körper den Virus sogar recht erfolgreich, bis irgendwann nur noch 200 Immunzellen pro millionstel Liter Blut übrig sind. Dann bricht die Krankheit aus. Wenn jedoch ein gewisser Kommensalismus erreicht werden könnte, so würden Anpassungen des Virus unterdrückt werden. Im Normalfall wird die Flexibilität des Virus jedoch geradezu herausgefordert. Ein „evolutives Wettrüsten“ der beiden Parteien führt bis jetzt meistens zur Ausschaltung des menschlichen Immunsystems. Vamp Winter 2014 http://commons.wikimedia.org/wiki/File:HIV-1_Virus.png Zelleninfiltration Ganz allgemein reproduzieren sich Viren, indem sie Erbgut in den Zellkern einer Wirtszelle einschleusen. Aufgrund dieses Erbguts verändert sich die Arbeit dieser Zelle. Sie produziert ab dann fast nur noch Kopien des Virus, wobei sich das Erbgut beim Kopieren und in den Transportprozessen oftmals verändert, was die hohe Mutationsrate bei Viren erklärt. Bis vor Kurzem war allerdings noch unklar, wie die Viren es überhaupt schaffen, ihre äussere Schale, die das Erbgut schützt und ausserdem für Stabilität sorgt, aufzuknacken und die RNA freizugeben. Diese Schale heisst Kapsid. 15 Virus Mehrere Forscherteams, darunter eins von der ETH, konnten diesen Vorgang nun aufklären. Der Virus dockt an der Zelle an und sendet ein Signal, dass er gerne in die Zelle gelangen möchte. Also wird er von der Zelle in einem Bläschen eingeschlossen und zum Zellkern transportiert. Auf dem Weg dahin sorgt der Virus für eine Übersäuerung der Flüssigkeit im Bläschen und das Kapsid verschmilzt mit der Bläschenhaut. Nun sorgt der Virus dafür, dass der zelleigene Abfallentsorgungsmechanismus die Virusoberfläche für ein Abfallprodukt hält. Verschiedene Proteine und andere Moleküle reissen das Kapsid auf. Daraufhin dringen die RNA-Stränge des Virus, die so filigran gestaltet sind, dass sie durch die Zellkernwand hindurchpassen, in ebendiesen ein. Die Zelle ist infiltriert. (Das einzig Seltsame an dieser Geschichte ist wohl, dass sich Biologen gerne einer abgebrühten Geheimdienstsprache bedienen…) Manfred Kopf 16 http://www.mhs.biol.ethz.ch/Research/Kopf/index.jpg/image Gegenwehr Häufig leiden Patienten, die sich mit Influenza-Viren angesteckt haben, unter Atemnot. Das erklärt sich dadurch, dass von Viren zerstörte Zellen und angesammelter Schleim die Lungenbläschen bedecken und das Atmen so erschweren. Bisher ging man davon aus, dass die sogenannten alveolären Makrophagen, Fresszellen der Lunge, nur Bakterien und Pilze zusammen mit dem eben erwähnten grünen Schleim vernichten würden. Einer Forschergruppe um Manfred Kopf vom Institut für Molekulare Gesundheitswissenschaften der ETH Zürich hat jetzt jedoch nachgewiesen, dass diese Zellen auch zur Minderung der Komplikationen bei einer Viruserkrankung beitragen. Sie fressen die Viren zwar nicht direkt, man könnte sie jedoch mit einem Staubsauger vergleichen, der durch die Lunge rollt und störenden Dreck verschwinden lässt. Im Zuge der Erforschung dieses Effekts ist den Wissenschaftlern des Weiteren aufgefallen, dass die Makrophagen durch exakt dasselbe Molekül gesteuert werden, das eigentlich den Stoffwechsel von Fettzellen und deren Empfindlichkeit gegenüber Insulin regelt. Deswegen gibt es auch schon einige Medikamente, die im Zuge der Diabetes-Behandlung direkt auf dieses Molekül zugreifen. Ob es bald auch Pillen zur Steuerung der Fresszellen geben wird, steht allerdings noch in den Sternen. Ari Helenius http://www.ethlife.ethz.ch/archive_articles/070924-benoistverkuendung/helenius-l?hires Ein weiterer Abwehrmechanismus von Viren wurde von den Forscherteams um Ari Helenius, Professor für Biochemie an der ETH und um Olivier Voinnet, Professor für RNA-Biologie, entdeckt. Anscheinend handelt es sich hierbei um eines der ältesten Systeme zur Abwehr von Viren, das sich im Laufe der Evolution entwickelt hat. Es findet sich nämlich sowohl in Pflanzen und Tieren, als auch bei Menschen. NMD (Nonsense- mediated mRNA decay) ist ein Vorgang, der es erlaubt, fehlerhafte Boten-mRNA-Moleküle aus dem Verkehr zu ziehen. Dabei hat es sich anscheinend so ergeben, dass das genetische Informationsmaterial, das die RNA-Viren in eine Zelle einschleusen wollen, fast genauso aussieht wie besagte kaputte mRNA-Stränge. Eine Reproduktion dieses Virus ist dann unmöglich! Leider ist diese Art der Viruszerstörung aber nicht zu 100% wirksam. Sonst gäbe es auf der Welt mittleerweile keinen RNA-Virus mehr. Und dazu zählt auch HIV. Vamp Winter 2014 Oivier Voinnet https://www.ethz.ch/en/news-and-events/media-information/media-releases/2013/06/extraordinary-researcher-honoured/_jcr_content/rightpar/contextinfo/fullwidthimage/ image.imageformat.lightbox.792424902.png 17 Virus Bakterien und Antibiotika Der Segen, der die Antibiotika für uns Menschen sind, ist in Worten kaum zu beschreiben. Abermillionen von Menschen wurde das Leben gerettet, weil ihnen Bakterien nichts anhaben konnten. Das beste Beispiel ist wohl die Schwindsucht, die im 18. Und 19. Jahrhundert unzählige Todesopfer forderte. Vor allem Arbeiter der grossen Fabriken waren damals betroffen. Mangelnde Hygiene und extreme Armut liessen die Menschen fast schutzlos zurück. Bis Penicillin erfunden wurde und es im Zuge seiner Produktion und Weiterentwicklung den Ärzten über Nacht ermöglichte, Tuberkulose erfolgreich zu bekämpfen. Doch noch im Jahre 2012 starben nach Angaben der WHO 1.2 Millionen Menschen an den verschiedenen Arten der Mykobakterien. Fehlender Zugang zu adäquaten Medikamenten oder auch ausbleibende Wirkung der vorhandenen Antibiotika führen dazu, dass eine der tödlichsten Krankheiten der Menschheitsgeschichte weiterhin existiert. An der ETH wird im Zuge der Antibiotikforschung unter anderem auf die Untersuchung von Ribosomen unter dem Elektronenrastermolekül gesetzt. Für die dafür benötigte Auflösung von etwa 3.4 Angström werden auch modernste Verfahren der Massenspektrometrie und neue Elektronenkameras verwendet, die auch kleinste Bewegungen ausgleichen können. 18 Als Ribosomen werden dabei die Moleküle der Zelle oder des Bakteriums bezeichnet, die neue Proteine zusammensetzen. Viele Antibiotika wirken, indem sie sich in den Spalt setzen, in dem die neuen Proteine zusammengesetzt werden. Dadurch wird das Ribosom wirkungslos. Das Bakterium stirbt. Oder eben die Zelle, die ja genauso funktioniert. Die Forscher untersuchen also auf das genaueste die Strukturen der Bakterienund der menschlichen Ribosomen. Auf diese Art und Weise können dann neue Antibiotika sozusagen am Computer und später im Labor entworfen werden. Ausschnitt aus der Struktur der grossen Untereinheit des mitochondriellen Ribosoms beim Säugetier. (Grafik: Gruppe Prof. N. Ban / ETH Zürich) Resistenzen Es ist ein grosses Problem, dass viele Bakterien eine Multi-Resistenz gegen alle möglichen Antibiotika entwickelt haben. Wenn zu oft und zu viel der Antibiotika gegeben wird und nicht direkt alle Bakterien absterben, so ist die Chance gross, dass das Bakterium eine natürliche Widerstandsfähigkeit dagegen entwickelt. Um neue Möglichkeiten zur Krankheitsbekämpfung zu erschliessen hat deswegen eine Gruppe von Forschern aus aller Welt unter der Mitwirkung der ETH (Gisbert Schneider, Professor für Computer-gesteuertes Wirkstoffdesign am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften) eine computerbasierte Methode zur Wirkungsanalyse von Natur-Heilmitteln entwickelt. Auf diese Art wurden schon mehr als 210‘000 Naturstoffe analysiert. Wenn das Verständnis der Funktionsweise der Wirkstoffe erst einmal da ist, können so neue, eventuell leichter zu synthetisierende, Moleküle entwickelt werden. Gisbert Schneider http://www.ethlife.ethz.ch/archive_articles/111117_ interferon_fb/111117_Schneider_Gisbert_l.jpg?hires Das Programm zerlegt dabei die chemische Struktur der Stoffe in kleine Fragmente. Diese werden dann mithilfe einer chemischen Datenbank eingeordnet und mögliche Interaktionspartner in Bakterien werden gesucht. Zuerst einmal sind das nur andere Moleküle, aber so bietet sich schon ein erster Rückschluss auf die Wirkungsweise an. Natürlich ist diese Art der Suche nicht nur auf Bakterien oder Viren beschränkt! Auch die Hemmung des Wachstums von Tumorzellen wird hier untersucht. Quelle: https://www.ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news.html Vamp Winter 2014 19 Virus Alexander A. Malär Freude ist ansteckend oder ein Schlag ins Gesicht – Ein Weihnachtsartikel Das Jahresende naht und eine Adventskerze nach der anderen wird angezündet. Während unserer letzten Redaktionssitzung zu unseren unglaublich positiven Themen zur Jahreszeit habe ich mich dementsprechend für einen kurzen Weihnachtsartikel eingesetzt. Wie man sieht, wurde mir das Recht, ihn zu schreiben, gewährt. Welcher Aspekt von Weihnachten passt nun am besten zu unserem Hauptthema? Man vergesse einmal den ganzen Stress, die Hektik oder den Drang, etwas zu verschenken. Weihnachten ist die besinnliche Zeit des Jahres, zumindest sollte sie das sein. Heutzutage wird das Thema oftmals nur noch oberflächlich behandelt und man vergisst, worum es geht. Der eigentliche Sinn von Weihnachten ist es Fröhlichkeit zu bekommen und Fröhlichkeit zu verschenken. Da wären wir schon beim Hauptthema, der Sinn von Weihnachten ist, zu versuchen, Leute anzustecken, und zwar mit Freude. Klingt kitschig, ist es vielleicht auch, aber darum geht es. Schwert. Oftmals geht der Versuch nach hinten los, und es ist weder so einfach, wie man es sich erhofft, noch bekommt man die Reaktion, die man erwartet. Ein Klassiker ist es, am Montag aufzustehen, lächelnd an die Uni oder zur Arbeit zu kommen und die Leute mit einem freudigen „einen schönen guten Morgen“ zu begrüssen. Nicht alle Menschen sind Morgenmenschen und eine solche Art des Frohsinns stösst oftmals auf ein missmutiges Grummeln. Gleichzeitig ist es auch nicht ratsam, direkt beim Mittagessen vor einer Prüfung überglücklich zu wirken. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass das nicht unbedingt gut ankommt. In solchen Situationen kassiert man manch einen bösen Blick; man muss sich nicht wundern, wieso manchmal die Antwort etwas giftig ausfällt. Es gibt für alles eine Zeit und es braucht auch ein bisschen Feingefühl, um zu verstehen, wann diese gekommen ist. Jemanden mit Freude anzustecken ist nicht einfach, und es funktioniert auch nicht immer. Es ist ein zweischneidiges Positiv in den Tag zu starten und zu versuchen, die Mitmenschen mitzureissen, kann auch erfreuliche Auswir- 20 kungen haben. Gibt es eine Vorlesung, auf die man wenig Lust hat, kann man trotzdem versuchen, es positiv zu sehen. Schafft man es diesen Optimismus auch auf seine Kollegen zu übertragen, kann besagte Vorlesung sehr angenehm und unterhaltsam werden. Ist das Klima mit mehr Fröhlichkeit geladen, ist es für alle Beteiligten amüsanter. Ein ähnliches Prinzip findet sich auch in allen möglichen Lehraktivitäten wieder. Wenn man versucht, etwas beizubringen indem man seine ganze Begeisterung und Leidenschaft für sein Fach miteinbringt, kann man Leute damit anstecken. Es ist eine anerkannte Tatsache, dass ein motivierter Übungsassistent meistens auch ein guter Übungsassistent ist. Gleichzeitig wird man eher durch einen Vulkan Vamp Winter 2014 voller Freude als von einer Schlaftablette motiviert, sich in etwas vollauf reinzuknien. Zum Erstaunen vieler sind es die einfache Gesten, die Freude vermitteln. Man muss weder übertrieben gut gelaunt in den Tag gehen, noch auf eine nervige Art und Weise die Leute daran erinnern, glücklich zu sein. Oft ist es nur ein kleines Lächeln, das man verteilt. Eine kleine Freundlichkeit in der Mensa, an der Kasse oder auf der Strasse kann viel bewirken und den Tag von einigen Menschen erleichtern. Es sind kleine Handlungen, die nicht viel kosten aber dennoch einiges in Gang setzen können. Dies ist unserer Beitrag zur kalten Jahreszeit und darüber hinaus. Tino Höfert / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by) 21 Virus Lorenza Della Bruna Was man im Notfall nicht tun sollte Die Pestepidemie in Norditalien im Jahre 1630 Rinderwahn, H5N1, Schweinegrippe und seit Kurzem Ebola: Durch die Massenmedien wird heutzutage ständig die nächste Epidemie beschrien. Der Herkunft ist nicht mehr so wichtig: Mit der ansteigenden Beweglichkeit der Bevölkerung kann eine Grippe von Japan in weniger als 24 Stunden in die Schweiz kommen. Das Bundesamt für Gesundheit zeigt sich nicht unvorbereitet, und nicht nur durch Impfstoffe und Reserven von Antiviralen. Überall hängen HowTo-Poster, die illustrieren, wie sich man optimal die Hände wäscht, die Tür mit minimalem Ansteckungsrisiko öffnet und am besten auf ein Niesen reagiert. Es werden Bestimmungen für eine geeignete Anordnung der Tische in einer Schulklasse gegeben und Gratismuster von Desinfektionsmitteln verteilt. Die Leute reagieren anfänglich oft mit Unruhe, bis nach einer gewissen Zeit der Kommentar „Das war aber schlussendlich gar nicht nötig“ wieder zu hören ist. 22 Was wäre hingegen, wenn der Staat, auch im Fall eines hohen Risikos, nichts machen würde? Das war der Fall bei einer der schlimmsten Epidemien Europas: Die Pest in Norditalien. Im Werk I promessi sposi1 von Alessandro Manzoni, findet man eine berühmte Beschreibung der Plage, die in den dreissiger Jahren des siebzehnten Jahrhunderts die Stadt Mailand dezimierte. Die Lombardei befindet sich bereits in Schwierigkeiten nach einer langwierigen Hungersnot, als im Herbst 1629 – im Rahmen des Krieges zwischen Spanien und Frankreich – die Armee von Albrecht von Wallenstein in Mailand anhält. Die Truppen dirigieren sich aus dem Veltlin nach Mantua und bringen die tödliche Krankheit mit. Als Mitglied des Sanitätsgerichtes, warnt Alessandro Tadino den mailändischen Gouverneur Don Gonzalo Fernandez de Cordoba vor der Gefahr und versucht, ihn davon zu überzeugen, Vorsorgemaßnahmen zu treffen. „[Il governatore] rispose che non sapeva cosa farci; che i motivi d’interesse e di riputazione, per i quali s’era mosso quell’esercito, pesavan più che il pericolo rappresentato; che con tutto ciò si cercasse di riparare alla meglio, e si sperasse nella Provvidenza.“2 „[Der Gouverneur] antwortete nämlich, er wisse nicht, was dabei zu tun sei; daß die Beweggründe des Vorteils und der Ehre, deretwegen sich jenes Heer in Bewegung gesetzt habe, mehr wögen, als die ihm vorgestellte Gefahr; daß trotz all dessen auf das beste gesorgt und auf die Vorsehung gehofft werden solle.“3 Ein Monat später sieht der Arzt Lodovico Settala, der die vorherige Epidemie in 1576 erlebt hatte, die Pest sich um Lecco4 verbreiten und schlägt einen Cordon sanitaire um die Stadt vor. Aber auch der neue Gouverneur Ambrogio Spinola gibt zu verstehen, dass die Regierung im Moment andere Prioritäten hat. „V’andarono, e riportarono: aver lui di tali nuove provato molto dispiacere, mostratone un gran sentimento; ma i pensieri della guerra esser più pressanti: sed belli graviores esse curas.“5 „Sie begaben sich zu ihm und berichteten dann: derlei Neuigkeiten hätten ihm viel Mißvergnügen bereitet, und er habe tiefes Mitgefühl dafür bezeigt; aber die Sorge um den Krieg sei dringlicher: sed belli graviores esse curas .“6 Das städtische Leben geht weiter wie üblich. Es werden Feierlichkeiten für die Geburt des Erstgeborenen des Königs von Spanien, Philipp IV, gehalten und, trotz der ersten Opfern, sogar der Karneval gefeiert. Die Ansteckungen werden mit der Zeit immer häufiger, die Leuten weigern sich aber zu glauben, die Pest sei in der Stadt angekommen und versuchen, immer andere und weniger furchtbare Erklärungen zu finden. Nachdem auf Anordnung vom Sanitätsgericht alle Kranken- und Verdachtsfälle zum Lazarett transportiert werden müssen, verstecken viele Leute erkrankte Freunde oder Angehörige und schweigen über Todesfälle, und wer, wie die Ärzte, etwas zu tun versucht, macht sich bei der Bevölkerung unbeliebt. 1 Deutsch: Die Verlobten oder Die Brautleute. 2 I promessi sposi, Edizioni scolastiche Mondadori, Verona, 1976, Kap. 28. 3 Die Verlobten, deutsche Übersetzung von A. Saager, und T. Sapper, Schweizer Druck- und Verlagshaus AG Zürich, 1957, Kap. 27. 4 Lombardische Stadt auf dem Comer See, 60 km nordlich von Mailand. 5 A. Manzoni, op. cit., Kap. 31. 6 Deutsch von A. Saager, T. Sapper, op., cit., Kap. 29. Vamp Winter 2014 23 Virus „E certo fu singolare, e merita che ne sia fatta memoria, la condizione in cui, per qualche mese, si trovaron quegli uomini, di veder venire avanti un orribile flagello, d’affaticarsi in ogni maniera a stornarlo, d’incontrare ostacoli dove cercavano aiuti, e d’essere insieme bersaglio delle grida, avere il nome di nemici della patria: pro patriae hostibus, dice il Ripamonti7. Di quell’odio ne toccava una parte anche agli altri medici che, convinti come loro, della realtà del contagio, suggerivano precauzioni, cercavano di comunicare a tutti la loro dolorosa certezza. I più discreti li tacciavano di credulità e d’ostinazione: per tutti gli altri, era manifesta impostura, cabala ordita per far bottega sul pubblico spavento.“8 „Und ganz gewiß war die Lage seltsam und bemerkenswert, in der sich jene Männer einige Monate hindurch befanden, die eine furchtbare Plage herannahen sahen, sich auf alle Weise anstrengten, sie abzuwenden, und außer den Schwierigkeiten in der Sache auch noch allenthalben Hindernisse im bösen Willen antrafen, zu gleicher Zeit die Zielscheibe von Anklagen waren und in dem Rufe standen. Feinde des Vaterlandes: pro patriae hostibus zu sein, sagt Ripamonti.9 Der Haß traf auch die anderen Ärzte, die, gleich ihnen von dem Dasein der Seuche überzeugt, Vorkehrungen anrieten, sich angelegen sein ließen, anderen ihre schmerzliche Gewißheit mitzuteilen. Die Besonnensten ziehen sie des Leichtsinns und der Verstocktheit; für die meisten war es augenscheinlich Betrügerei, ein ausgesonnener Anschlag, um von dem allgemeinen Schrecken Nutzen zu ziehen.“10 [1] Piazza von S.Babila in Mailand während der Pest von 1630 (Melchiorre Gherardini, Piazza di S. Babila durante la peste del 1630). 7 Giuseppe Ripamonti (1573 -1643), sacerdote e storico italiano. 8 A. Manzoni, op. cit., Kap. 31. 9 Giuseppe Ripamonti (1573 -1643), italienischer Geistlicher und Historiker. 10 Die Verlobten, deutsche Übersetzung von H. Ewers, Deutsche Bibliothek in Berlin, 1921 [Online], http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-verlobten-zweiter-band-8064/13, Kap. 31. 24 Erst als die ersten Fälle in aristokratischen Familien registriert werden, beginnen die Staatsangehörigen zu erkennen, womit sie es zu tun haben. „Anche nel pubblico, quella caparbietà di negar la peste andava naturalmente cedendo e perdendosi, di mano in mano che il morbo si diffondeva, e si diffondeva per via del contatto e della pratica; e tanto più quando, dopo esser qualche tempo rimasto solamente tra’ poveri, cominciò a toccar persone più conosciute.“11 „Auch im Publikum ging das verstockte Leugnen der Pest von selbst zu Ende und verlor sich in dem Verhältnis, daß die Krankheit sich ausbreitete, die sich eben auf dem Wege der Ansteckung und des Verkehrs zusehends und zwar um desto mehr ausbreitete, als sie, nachdem sie eine Zeitlang unter den Armen geherrscht hatte, anfing, bekanntere Personen zu erfassen“.12 Es ist aber schon zu spät und im März 1630 beginnt die eigentliche Epidemie. Die Autoritäten versuchen, so weit wie möglich das Wort ‚Pest‘ zu vermeiden und reagieren sehr langsam; es ist der Klerus, der sich zu der Zeit um das Lazarett kümmert. Verzweifelt versucht die Bevölkerung einen Sündenbock zu finden: die Salber (Untori). Man glaubt, dass sie spezielle Präparate auf Türen und Mauern verteilen um die Plage zu verbreiten. Wie bei der Hexenverfolgung werden Menschen auf den kleinsten Verdacht hin beschuldigt und verfolgt. Emblematisch ist der Fall vom Friseur Gian Giacomo Mora. Zum Tode verurteilt wird sein Haus demoliert und an dem Platz eine Säule (die Colonna Infame, wörtlich „infame Säule“) als Mahnung erbaut, die erstaunlicherweise erst 1778 entfernt wurde. [2] Rest der Colonna Infame. 11 A. Manzoni, op. cit., Kap. 31. 12 Deutsch von H. Ewers, op. cit., Kap. 31. Vamp Winter 2014 25 Virus Im Juni 1650 findet eine riesige Prozession statt. Da das Sanitätsgericht auch diesmal keine besonderen Vorsichtsmassnahmen trifft, wachsen die Ansteckungsfälle exponentiell. Auch in diesem Fall macht man aber die Salber dafür verantwortlich. „Ma, oh forze mirabili e dolorose d’un pregiudizio generale! Non già al trovarsi insieme tante persone, e per tanto tempo, non all’infinita moltiplicazione de’ contatti fortuiti, attribuivano i più quell’effetto; l’attribuivano alla facilità che gli untori ci avessero trovata d’eseguire in grande il loro empio disegno.“13 „Aber, o bedauernswürdige und unselige Gewalt eines allgemeinen Vorurteils! Nicht etwa dem so großen und so lange anhaltenden Zusammendrange von Menschen, nicht der unendlichen Vervielfältigung zufälliger Berührungen maßen die meisten diese Wirkung bei; sie maßen sie der Bequemlichkeit bei; die den Salbern daselbst geworden, ihre gottlosen Absichten im großen zu verfolgen.“14 Anfang Sommer 1650 werden fünfhundert, dann sogar 12001500 Todesfälle pro Tag erreicht. Wenn nicht von den sogenannten Pestärzten (monatti) aus der Stadt transportiert, werden die Leiche häufig auf der Strasse liegen gelassen. Ihrerseits beginnen die Pestärtze, die Situation auszunutzen, indem sie immer mehr Geld verlangen oder ihre Macht missbrauchen um die Überlebende zu bedrohen oder sogar zu bestehlen. 13 A. Manzoni, op. cit., Kap. 32. 14 Deutsch von H. Ewers, op. cit., Kap. 32. 26 [3] Darstellung eines Pestarztes mit satirischer Dichtung (Doktor Schnabel von Rom, Gravierung von Paul Fürst, 1656). Der Bilanz ist katastrophal: Zwischen 1628 und 1631 ging die Einwohnerzahl der Stadt von 130.000 auf 65.000 Einwohner zurück. „Si potrebbe [...]tanto nelle cose piccole, come nelle grandi, evitare, in gran parte, quel corso così lungo e così storto, prendendo il metodo proposto da tanto tempo, d’osservare, ascoltare, paragonare, pensare, prima di parlare. Ma parlare, questa cosa così sola, è talmente più facile di tutte quell’altre insieme, che anche noi, dico noi uomini in generale, siamo un po’ da compatire .“15 „Man könnte [...] in großen wie in kleinen Dingen den so langen und so gewundenen Lauf meist vermeiden, wenn man die seit so langer Zeit geltende Regel befolgte, zu beobachten, zu hören, zu vergleichen, zu denken, bevor man spräche. Aber das Sprechen, diese so einzige Sache, ist doch um so vieles leichter, als alle die anderen miteinander, so daß auch wir, ich meine wir Menschen im allgemeinen, darob ein wenig zu bedauern sind.“16 Quellen Text A. Manzoni, I promessi sposi, Edizioni scolastiche Mondadori, Verona, 1976 A. Manzoni, Die Verlobten, deutsche Übersetzung von A. Saager, und T. Sapper, Schweizer Druck- und Verlagshaus AG Zürich, 1957 Die Verlobten, deutsche Übersetzung von H. Ewers, Deutsche Bibliothek in Berlin, 1921 [Online], http://gutenberg.spiegel.de/buch/dieverlobten-zweiter-band-8064/13 http://promessisposi.weebly.com/peste.html http://it.wikipedia.org/wiki/Peste_del_1630 Bilder [1] www.storiadimilano.it [2] colonna infame: http://it.wikipedia.org/wiki/Gian_Giacomo_Mora [3] http://en.wikipedia.org/wiki/Plague_doctor 15 A. Manzoni, op. cit., Kap 31. 16 Deutsch von H. Ewers, op. cit., Kap. 31. Vamp Winter 2014 27 Virus Lorenza Della Bruna The third wave: Macht in drei (zu) einfachen Schritten Macht durch Disziplin Alles beginnt 1967 mit einem Experiment des Lehrers Ron Jones, durchgeführt in der Highschool Palo Alto, Kalifornien, das ausser kontroll gerät. Während einer Unterrichtsstunde über Nationalsozialismus in Deutschland zeigt der Lehrer der Klasse einen Film über den Holocaust. Einige Schüler sind schockiert und verstehen nicht, wie so etwas passieren konnte. Dem jungen Lehrer gelingt es jedoch nicht, eine befriedinge Antwort zu ihren Fragen zu finden. 28 „Nehmen wir einmal an, ich könnte euch beweisen, dass wir durch Disziplin Macht gewinnen können. Nehmen wir an, wir könnten das gleich hier im Klassenzimmer tun ...“ (S.44)1 Mit diesen Wörtern beginnt Jones im Buch „Die Welle“ die nächste Lektion, während er den Satz „Macht durch Disziplin“ an die Tafel schreibt. Eine damalige Schülerin erzählt im Dokumentar „Lesson Plan“wie das übliche Lächeln des Lehrers plötzlich verschwand. Und wie, als sie etwa verwirrt fragte, was das alles bedeuten sollte und warum man jetzt nicht mehr seine Ideen frei äussern konnte, Jones sie als Strafe allein in die Bibliothek arbeiten schickte. Obwohl sie wusste, dass etwas nicht stimmte, erinnert sich die Frau noch heute sehr gut, wie sie sofort Angst vor einem Verweis bekam. 1 Zitiert nach: Morton Rhue: Die Welle. Ravensburg, Ravensburger Buchverlag, 1981. Macht durch Gemeinschaft. „Man gehört zu einer Bewegung, einer Gruppe, einer Überzeugung. Man ist einer Sache ganz ergeben.“ (S.58) Die zweite Lektion im Rahmen dieses Sozialexperiment zielt auf die Bildung eines überindividuellen Gemeinschaftsgefühls ab. Die neugeborene Bewegung bekommt einen Namen, ein Symbol und einen Gruss: Die Welle. „Eine Welle bedeutet Veränderung. In ihr vereinen sich Bewegung, Richtung und Wucht.“ (S.59) Macht durch Handeln „Die Disziplin gibt uns das Recht zum Handeln. [...] Ihr dürft niemals zögern, etwas für eure Überzeugung zu tun .“ (S.79) Bis Ende der Woche werden Führungspersonen von einfachen Mitgliedern unterschieden. Da unter den Letzteren Egalität herrschen soll, werden auch bisherige Aussenseiter akzeptiert. Das Handeln der Gruppe wird zunehmend geschlossen und da ein Überwachungssystem eingestellt wird, traut sich niemand mehr, seine Meinung zu äussern oder etwas kritisch zu hinterfra- Vamp Winter 2014 gen. Auch ohne inhaltliche Grundsätze nähert sich die Welle immer mehr einer nationalsozialistischen Organisation. Nachdem einige Schüler von Mitgliedern der Welle bedroht werden, bitten Jones‘ Frau, der Direktor und einige Studenten ihn, sofort mit dem Experiment zu stoppen. Im selben Dokumentarfilm erzählt der Professor, wie verlockend die Idee, die Macht zu haben, wirklich war. Während der im 2008 erschienenen Film zu einem dramatischen Ende führt, gelingt dem Lehrer zum Glück in der Realität, die gefährliche Bewegung gera- 29 Virus Chronologie • 1967: Ron Jones hält das Sozialexperiment "The third Wave"; • 1972: Der Lehrer berichtet über seine Erfahrung in einem Artikel (The Third Wave), dem vier Jahre später die Kurzgeschichte Take as Directed folgt; • 1981: Die TV Serie "The Wave" erscheint, auf der das gleichnamige, im selben Jahr herausgegebene, Buch von Todd Strasser basiert (unter dem Pseudonym von Morton Rhue); • 2008: Der deutsche Film Die Welle erzählt die Geschichte im heutigen Deutschland; • 2011: Der preisgekrönten Dokumentarfilm Lesson Plan, the story of The Third Wave erscheint; • Im selben Jahr kommt auch den Drama The Third Wave, mit einem Drehbuch von Ron Jones und Joseph Robinette heraus. de rechtzeitig anzuhalten. Er behauptet, mehrere Schulen seien in die Bewegung involviert und organisiert ein Treffen an dem der eigentliche Führer anwesend sein würde. Als die Schüler an die Versammlung mit Flaggen und Armbänder mit dem Symbol der Welle kommen und aufgeregt auf den mysteriösen Führer warten, erscheint nur ein Bild auf dem Wandschirm: Adolf Hilter. „Ja, ja, ihr wärt alle gute Nazis gewesen. [...] Aber wenn unser Experiment erfolgreich war, und das hoffe ich, dann werdet ihr gelernt haben, dass wir alle für unsere eigenen Taten verantwortlich sind und dass ihr immer fragen müsst, was besser ist, als einem Führer blind zu folgen. Für den Rest eures Lebens werdet ihr niemals mehr zulassen, dass der Wille einer Gruppe die Oberhand über eure Rechte als Einzelmenschen gewinnt.“ (S174) Quellen Text Morton Rhue, Die Welle, Ravensburg, Ravensburger Buchverlag, 1981. Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Welle_(Roman) http://en.wikipedia.org/wiki/Ron_Jones_(teacher) Bilder Ravensburger Buchverlag: http://www.ravensburger.org 30 www.cinemagia.ro Eine politisch korrekte Pest An alle Bürger! Das Ministerium für Propaganda und Volksaufklärung teilt mit, dass eine an Hochschulen grassierende Krankheit epidemische Ausmasse angenommen hat. Das Virus verbreitet sich hauptsächlich durch verbalen Kontakt zu Infizierten oder durch das ungeschützte Lesen von Statuten und verwandelt betroffene Studenten in willenlose Studierende. Falls Sie jemanden kennen, der ungefähr jetzt aufgehört hat zu lesen, beobachten Sie, ob er das mit oder ohne Schaum vor dem Mund getan hat und nehmen Sie gegebenenfalls etwas Abstand. Im Gegensatz zu herkömmlichen Zombies kann man Studierende nicht bekämpfen, indem man ihnen das Gehirn wegpustet. In diesem Fall ist Aufklärung nötig. Das zwanzigste Jahrhundert war die Zeit der grossen Konflikte und Wenden, die die Gesellschaft nachhaltig verändert und uns Friede, Freude und Feminismus beschert haben. Schnell wurde klar, dass die Diskriminierung (im ursprünglichen Sinne von „Unterscheidung“) von Frauen in so ziemlich allen Bereichen des Lebens vorhanden ist, auch in der Sprache. So entstand im Zuge der feministischen Bewegung in den USA die feministische Linguistik, die geschlechterspezifische Unterschiede in Sprache und Sprachgebrauch analysiert. Feministische Linguistik versteht sich allerdings nicht nur als deskriptive, sondern auch als intervenierende Wissenschaft. Sie untersucht also die Missstände der Sprache, um diese dann zu beheben. Diese Eingriffe decken von sinnvollen Dingen, wie der Abschaffung der Anrede „Fräulein“, bis zur völlig abstrusen Empfehlung, das Wort „man“ nicht zu verwenden1, so ziemlich alles ab. Irgendwo dazwischen kommt auch die Erfindung neuer Wörter vor. Der Begriff „Studierende“ entstand und verbreitete sich aus dem Bestreben heraus, die Sprache geschlechtsneutraler zu gestalten. 1 Ministerium für Justiz, Frauen, Jugend und Familie des Landes Schleswig Holstein: Mehr Frauen in die Sprache. Leitfaden zur geschlechtergerechten Formulierung, 1990. S. 11. Vamp Winter 2014 31 Virus Doppelformen sind eine Plage. Sie sind kompliziert zu schreiben, teilweise verboten2 stören den Lesefluss und verwirren beim Vorlesen. Unter all den mannigfaltigen Möglichkeiten, die deutsche Sprache zu verstümmeln ist die Erschaffung einer neutralen Form wie „Studierende“ noch das geringste Übel. Sollte man sich also mit diesem ästhetischen Gräuel zufrieden geben? Was heutzutage offenbar viele vergessen, ist, dass es zu diesem Problem bereits seit Jahrhunderten eine alternative Lösung gibt. Das sogenannte generische Maskulinum ist das männliche Pronomen, das immer dann zum Einsatz kommt, wenn das natürliche Geschlecht irrelevant, oder eine Gruppe von Leuten gemeint ist, in der beide Geschlechter vertreten sind. Mehrere Studentinnen und Studenten bilden also eine Gruppe von Studenten. Das generische Maskulinum bietet aber nicht bloss einen sprachökonomischen Vorteil, es ermöglicht auch das einfache Gruppieren von Menschen, die sich sonst nur durch komplizierte Umschreibung zusammenfassen lassen. Der Satz: „Alice ist die beste Physikerin ihres Jahrgangs“ bedeutet beispielsweise nicht, dass Hans, Heinz, und der kleb- stoffschnüffelnde Junge in der hintersten Reihe sie nicht mit Leichtigkeit ausstechen können. Wäre sie hingegen auch der beste Physiker, könnte sie sicher sein, auch unter ihren männlichen Kollegen die Nase vorn zu haben. Ein bisschen schlimmer wird die Lage, wenn wir uns anmassen wollten, Alices Leistungen direkt mit der eines männlichen Kollegen zu vergleichen. Da in diesem Fall das Geschlecht beider Beteiligten eindeutig bestimmt ist, können wir nicht sinnvoll auf Doppelformen zurückgreifen. Heisst das also, dass Alice eine bessere Physikerin, als Luigi Physiker ist? Und vergleichen wir hier nicht Äpfel mit Birnen? Wer hat denn je behauptet, Physikerinnen und Physiker seien das gleiche? Aber noch viel wichtiger ist doch: Spielt das überhaupt eine Rolle? Hat die Platzierung der Beulen an Alices Körper wirklich einen so gravierenden Einfluss auf ihre Fähigkeit, Wellengleichungen zu fouriertransformieren, dass es nötig ist, darauf hinzuweisen? Das ständige Herumreiten auf der expliziten Nennung von Frauen vermittelt nur den Eindruck, ihr Vorhandensein sei etwas Aussergewöhnliches und all 2 Schweizerische Bundeskanzlei: Leitfaden zur deutschen Rechtschreibung 2008, Abschnitt Keine BinnenGrossschreibung. 32 die scharfen Unterscheidungen in Form von neu erschaffenen weiblichen Substantiven, die man vorher nie gebraucht hat, vertiefen den Graben zwischen den Geschlechtern. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass es Studien gibt3, die belegen, dass bei der Benutzung von generischen Maskulina oder neutraler Formen Frauen gedanklich weniger einbezogen werden. Der generische Mensch ist also a priori ein Mann, was nicht zuletzt die krasse Unterrepräsentierung von Frauen in Unterhaltungsmedien erklären könnte. Dieses Problem lässt sich aber nicht durch Sprachvergewaltigung lösen, sondern sollte im Zuge eines gesellschaftlichen Wandels, der nun mal seine Zeit braucht, von selbst verschwinden. Sprache ist zwar ein hervorragendes Werkzeug, um die Massen zu beeinflussen, doch irgendwann wird der Feminismus diese Stützräder abnehmen müssen, wenn er mehr sein will, als eine aufgezwungene Idee, die eine Epoche lang hält, ehe sie von den Wellen der Geschichte wieder fortgespült wird. Trotz des Vormarschs der Studierenden sind Studenten nicht völlig aus dem Sprachgebrauch verschwunden. Noch gibt es Hoffnung! Studenten sind weder regelwidrig noch frauenfeindlich, es gibt also keinen Grund, sie zu meiden. Stattdessen überzeugen sie mit Kürze und Eleganz. Und jeder weiss, dass es bei der Sprache, wie in der Mathematik, eben auch auf Schönheit ankommt. [email protected] 3 Lisa Irmen, Ute Linner: Die Repräsentation generisch maskuliner Personenbezeichnungen. Eine theoretische Integration bisheriger Befunde. In: Zeitschrift für Psychologie. 213, Nr. 3, 2005, S. 167–175. doi:10.1026/0044-3409.213.3.167, Weitere unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Generisches_Maskulinum. Vamp Winter 2014 33 Virus Alexander A. Malär Das Internet der Dinge und wenn der Virus an die Tür klopft Das Internet der Dinge (eng. Internet of Things, IoT) entstand als eine Vision in einem Aufsatz von 1991 von Mark Weiser.1 Der Autor läutet den Artikel mit den Worten ein: „The most profound technologies are those that disappear. They weave themselves into the fabric of everyday life until they are indistinguishable from it“. Die Hauptidee dahinter besteht darin, dass der Computer immer mehr als Gerät verschwindet und durch „intelligente Gegenstände“ ersetzt wird. Statt im Mittelpunkt der menschlichen Aufmerksamkeit zu sein, soll das Internet der Dinge den Menschen unterstützen, ohne dass dieser es mitbekommt. Computer werden zum Beispiel miniaturisiert und, als sogenannte Wearables, mit Sensoren direkt in Kleidungsstücken aufbewahrt.2 Diese Wearables sind sozusagen tragbarer Computer, mit denen man auf alle Objekte, welche am Netzwerk hängen, zugreifen kann, indem man sein persönliches Passwort eingibt. Man verknüpft die physische Realität von Objekten (things) mit einer virtuellen Repräsen- tation in einer Internetähnlichen Struktur. Nicht nur Menschen bedienen das Internet, sondern auch Dinge. Die smarten Gegenstände sind dann in der Lage, von selbst Informationen über das Web zu verschicken, ihre Bedürfnisse auszudrücken und sich selbst zu steuern. Der eigene Kühlschrank kann einem mitteilen, wenn er wieder gefüllt werden muss; ein Herzimplantat kann digital gesteuert werden; Blumen können selbst die Bewässerungsanlage einschalten. Kevin Ashton, britischer Technologie-Pionier des Auto-ID Centers am Massachussets Institute of Technology (MIT), verwendete 1999 erstmals den Begriff „Internet of Things“. Seither ar- 1 Mark Weiser: The Computer for the 21st Century, 1991 . 2 „Internet der Dinge“ Wikipedia. 34 beitet das Auto-ID Lab Tatkräftig an der Forschung zum IoT. Auf europäischer Ebene werden ebenfalls viele Forschungsprojekte zum Thema gefördert. Die Verknüpfung von physischen Objekten mit digitalen Gedächtnissen steht ebenfalls im Zentrum des Forschungsinteresses. „[The internet of things] is built right now.“3 Das Ziel sind nicht nur smarte Objekte, sondern ganze smarte Häuser, Büros, Strassen und Städte. Die Prognose besagt, dass wir linear auf diese Zukunft zusteuern. Es handelt sich nicht nur um eine Welt in der jeder mit jedem, sondern auch alles mit allem verbunden ist . Die Vorteile einer solchen Welt sind unbestritten, dennoch, wie die meisten Bequemlichkeiten, birgt auch diese mehrere versteckte Risiken. Die Informationen, welche in den Protokollen der Haushaltsgeräte gespeichert sind, stehen meistens nicht unter einem besonderen Schutz. Würde der ganze Haushalt über das Internet gesteuert, wäre es für Aussenstehende ein leichtes an diese Informationen heranzukommen, dies würde die Überwachung von Privatpersonen erheblich vereinfachen.4 Zudem ist noch ein anderes bedrohliches Szenario plausibel: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ ab/Internet_of_Things.jpg Sobald der ganze Planet an einem Netz hängt, werden sich tausende kluge Köpfe um die Sicherheit dieses Netzes kümmern. Das Internet of Things wäre eine der am besten verteidigten Festungen weltweit, was wäre jedoch, wenn sich ein unscheinbarer, gewitzter Virus trotzdem in diese Festung einschleichen könnte? Man stelle sich vor... Die Sonne ging langsam unter, der Himmel wurde röter und das Licht schwächer. Die Nacht brach langsam über den Dächern der Stadt herein. Der Mann schlenderte, eingehüllt in seinem 3 http://www.theinternetofthings.eu Aufgerufen am 09. November 2014 4 http://www.nzz.ch/aktuell/digital/bruce-schneier-interview-1.18307592 Vamp Winter 2014 35 Virus Wintermantel, durch die Strassen. Die Strassenlanternen hatten den Mangel an Licht bereits erkannt und schalteten sich von selbst ein. Der Mann kam an seiner Haustür an. Er stellte sich selbstsicher vor sie und wartete ab. In wenigen Sekunden hatte die Tür seine Anwesenheit bemerkt und nach dem üblichen Ganzkörperscan schwang sie auf. Eine metallene Stimme ertönte und verkündete feierlich: „Willkommen zu Hause, Herr Besitzer.“ Der Mann trat ein und hängte seinen Mantel an den Garderobenständer. Dieser registrierte das Gewicht und brachte den Mantel sogleich zur Waschmaschine, wo er zusammen mit einer Ladung Altwäsche für den nächsten Tag vorbereitet wurde. Der Mann nahm keine Notiz vom Vorgang und begann etwas erschöpft, die Treppen hochzusteigen. Ein Piepsen an seinem Wearable machte ihn aufmerksam. Er zog ihn aus seiner Tasche und betrachtete den kleinen Bildschirm. „Your fridge is calling, accept the call?“. Der Herr des Hauses drückte auf „yes“ und wartete auf die Benachrichtigung, welche diesmal auf Deutsch erschien: „Nahrungsbestände sind fast leer. Gerät läuft auf Sparmodus Diät. Wollen Sie den Vorrat nachfüllen lassen?“. Der Mann drückte abermals auf „ja“. „Sie haben sich für ja entschieden. Wollen Sie den Befehl ausführen mit: manueller Nachfüll- 36 modus oder automatischer Nachfüllmodus?“ Der Stadtmensch entschied sich für „automatisch“ und sein Kühlschrank sendete ihm eine letzte Nachricht. „Vielen Dank für Ihre Auswahl. Ihr Personal Fridge wird in Kürze beim lokalen Supermarkt anrufen und Ihre Lieblingsspeisen bestellen. Das System benötigt eine Aktualisierung, wollen Sie sofort neustarten oder später?“ Etwas entnervt drückte der Mann auf „später“ und verstaute seinen Portable wieder in der Hosentasche. Er war mittlerweile in seinem Zimmer angekommen und stürzte sich auf seine Couch, welche sofort mit der Entspannungsmassage begann. Nach einer Weile bekam er Durst und bewegte sich deshalb auf das Waschbecken zu. Er stellte sein Wasserglas unter den Hahn und wartete. Etwas war diesmal komisch. Der Wasserhahn reagierte nicht sofort auf seinen Wunsch. Etwas konsterniert versuchte er, das Glas wegzunehmen und wieder hinzustellen. Es klappte erneut nicht. Nun fing das Licht an zu flackern... Der Mann war langsam leicht beunruhigt und stürzte sich auf seinen PC: das zentrale Herzstück seines komplett automatisierten Haushalts. Nachdem er ihn eingeschaltet hatte, bemerkte er sofort etwas, das ihn aus der Fassung brachte: „Verbindungsfehler: Ihr Server konnte keinen Kontakt zu einem bereits vorhandenen Netzwerk http://cdn.pearltrees.com/s/pic/la/internet-things-cartoon-joke-90662839 herstellen. Fortfahren mit Netzwerkdiagnose und Weiterleiten des Problems oder Hinzufügen einer neuen Netzwerkverbindung.“ So etwas war dem Mann in seinem ganzen Leben noch nicht passiert, er spürte die Angst langsam in ihm aufflackern. Er schloss die Warnung und wollte gerade die Systemeinstellungen öffnen, da geschah es: Der Mauspfeil fror ein und das Bildschirmbild verzerrte sich, bis nur noch ein schwarzes Band zu sehen war. Langsam erschienen rote Buchstaben auf dem ungewöhnlichen Band, dem Mann rann der Schweiss von der Stirn. Die Buchstaben flogen zuerst quer über den eingefrorenen Bildschirm und formten schliesslich zwei hämisch klingende Wörter: too bad... ;). Vamp Winter 2014 In derselben Sekunde fing der Teekocher ungebeten an, Wasser zu kochen, der Staubsauger schaltete sich ein und das Licht ging aus. Der Mann war nun im Dunkeln seiner eigenen Wohnung gefangen. Er sprang auf und stolperte durch sein Zimmer. In Panik versuchte er, die Treppen runterzusteigen ohne eine Stufe zu verpassen. Ein solches Szenario hatte er bisher nur in den schlimmsten Horrorfilmen, die sie ständig im Fernsehen brachten, gesehen. Seine grösste Angst, die unbewusst in ihm gelauert hatte, schien Realität zu werden. Ein Virus hatte das zentrale Netzwerk befallen und konnte es nach Belieben und auf chaotische Art und Weise kontrollieren. Weiter denken konnte er nicht 37 Virus mehr. An der letzten Stufe angelangt rutschte er aus und fiel Kopfüber gegen die Haustür; die Schläuche für die Bewässerung seiner Topfpflanzen hatten das ganze Foyer unter Wasser gesetzt. Während er versuchte, sich von seinem Sturz zu erholen, erkannte der Mann, dass seine Haustür nicht mehr aufging und er realisierte erst jetzt, dass er einen Türknopf benötigte, um sein Haus verlassen zu können. Türknöpfe wurden aber bereits vor langer Zeit abgeschafft, da sie als „obsolet und nicht mehr nötig“ abgestempelt worden waren. Der Mann griff nach einem Blumentopf und warf ihn durchs Fenster. Das Glas zerbrach und erleichtert konnte er nach Draussen klettern. Lange währte seine Freude nicht. Er musste in Erfahrung bringen, ob er der einzige war, der von der zerstörerischen Wut des Virus betroffen war. Seine Frage beantwortete sich im Handumdrehen von selbst. Von überall herkommend erblickte er zahlreiche andere Bewoh- 38 ner der Stadt; alle hatten sie ihre Häuser fluchtartig verlassen und in allen Gesichtern stand derselbe entsetzte Ausdruck geschrieben. Erst jetzt wurde dem Mann bewusst, was für globale Auswirkungen der Zusammenbruch des Zentralnetzwerks hatte. Ihm war klar, was als nächstes passieren würde, nur was jetzt zu tun war, das blieb schleierhaft. „Und nun?“ Dies waren die letzten Worte, die durch den Kopf des Mannes schossen, bevor die Strassenbeleuchtung überall in der Stadt ausging und alles in der Dunkelheit unter dem Sternenhimmel versank. Alumni Michael Stadelmann ETH Alumni Math • Phys 1000 Mitglieder! Eine beträchtliche Zahl für eine eher kleinere, introvertierte Gattung – was ich als Mathematiker ja schon behaupten darf. Wir haben dies gefeiert an der diesjährigen Math • Phys Lecture zum Thema „Quantum Cryptography – if secure is not enough“. Das Ganze fand in der Semperaula statt, mit Prof. Dr. Renato Renner und dem CEO von IDQuantique, Dr. Grégoire Ribordy. 1000 Mitglieder innerhalb von 4 Jahren. Auch das ist beträchtlich und bestätigt, dass unsere Events erfolgreich sind. Sei es: - die Masterparty für alle Masterabsolventen, das Fotoshooting an der Masterfeier, das Sommerfest mit Bier und Bratwurst, die Math • Phys Lecture zu aktuellen Themen, oder auch Firmenbesuche Und zum guten Abschluss des Jahres sind wir natürlich jeweils am VMP Fondueessen, wo wir wie immer Kirsch ausschenken dürfen. Konntest Du ein Math • Phys Alumni Schnappsgläsli ergattern? Wir freuen uns auf Euch, als aktive, passive, profitierende oder unterstützende Mitglieder. Ihr seid ETH Alumni Math • Phys. Vielleicht nicht heute - aber morgen. ETH Alumni Math • Phys Vamp Winter 2014 39 Weihnachten Lukas Feldhaus Weihnachten in Mittelerde „Mein König Berodon, der Wachchor möchte darum bitten, die Woche nicht zur Nachtwache eingeteilt zu werden, um für die Aufführung des Oratoriums nach Johann Sebastian Celume proben zu können.“ – „Aber natürlich, oh Herr der Wache! Weihnachten ist ja nur einmal im Jahr! Soweit ich weiss, freuen sich die Gesandtschaften aus Mordor auf den Chor immer am Meisten!“ „Darüber wollte ich auch mit Euch reden, mein König! Das gemeinsame Feiern des Festes in der weissen Stadt hat in den letzten Jahren des Öfteren für Unruhe unter den Völkern gesorgt! Betrunkene Elben sind jedes Jahr die Urheber wüster Schlägereien. Letztes Jahr versuchten sie sogar, einen unschuldigen Troll mit ihren seltsamen Schwertern zu erstechen. Wir konnten den aufgebrachten Mob mit grösster Mühe und den süssesten Worten davon abbringen, sie zu lynchen.“ – „Elben? An Weihnachten?“ – „Oh ja, mein König! Sie behaupten, sie ertrügen die Zivilisiertheit der Völker nicht. Wir hätten uns sehr gewandelt, seitdem sie uns damals vor 2000 Jahren verlassen hatten.“ „Nun, ihre Rückkehr stand unter dem wohl besten Stern, der je geleuchtet hat. Seit Groshnotz vor 500 Jahren hat es keinen einzigen Ork mehr gegeben, der 40 einer anderen Kreatur ein Leid zugefügt hätte. Die Geschichte, wie er von seinem Dorf durch die Berge gejagt wurde, nachdem er sich aus Versehen auf ein Kaninchen gesetzt hatte, wird an ihren Lagerfeuern immer noch erzählt.“ „Sie sind wahrlich ein friedliebendes Volk geworden… Die Fremden haben ganze Arbeit geleistet.“ – „Ihr meint die, die sich die Missionare nennen, nehme ich an. “ „Ihr habt Recht, mein König. Vor Kurzem habe ich in den Annalen gelesen, wie sie damals vor 1000 Jahren ausgelacht wurden. Sie hatten erzählt, dass man sich nur einmal im Jahr Pakete schenken müsste, und schon wären Orks, Menschen, Trolle, Hobbits und Zwerge in ein gemeinsames Band der Freundschaft eingewickelt, dass niemals mehr zerreissen würde.“ „Nun ja. Ein Ork, der mit Frau und Kind unter dem Christbaum sitzt und Kerzen anzündet, während die versammelte Verwandtschaft Lieder singt und den Weihnachtsttofubraten anschneidet ist für mich in der Tat eine ungemein erheiternde Vorstellung.“ „Oh Herr, um beim Thema zu bleiben: Wie wollen wir bezüglich des Problems an den Festtagen vorgehen? Die Halblinge haben Bedenken angemeldet, ob sie bei der derzeitigen angespannten und Sicherheitslage wirklich kommen können.“ „Das kann nicht ihr Ernst sein! Nur wegen der betrunkenen Elben? Also gut, wir müssen auch das alte Volk von der Notwendigkeit der Geschenke überzeugen! Soweit ich weiss, sind die Missionare bislang daran gescheitert?“ – „Jawohl, es ist allerdings auch schon vorgekommen, dass einzelne Elben sich Weihnachtsprozessionen angeschlossen haben. Anscheinend wollten sie allerdings vor Allem den misstönenden Gesang beenden und haben deswegen lieber selbst gesungen.“ „Nun, ich wünsche, dass diese Aufgabe mit grösster Umsicht und wahrer Entschlossenheit angegangen wird! Es kann und darf unter meiner Herrschaft nicht sein, dass sich ein ganzes Volk dem kollektiven Geschenkeaustauschen entzieht!“ - „Zu Befehl, mein König!“ „Alsdenn, wie schreiten die Planungen für die Feierlichkeiten voran? Ich hoffe, die georderten Tannenzweige aus dem Auenland sind geliefert worden?“ „Macht Euch keine Sorgen! Alles steht bereit! Die Gasthäuser sind mit Laternen, Kerzen, Liedern, Christbäumen und ungeheuren Mengen an Essen ausgestattet worden. Die meisten der Gesandten haben ihre Quartiere bereits bezogen, die Stadt hallt wider vom Glockengeläut und überall sieht und hört Vamp Winter 2014 http://images.somethingawful.com/mjolnir/ images/cg09212004/wrl.jpg man Kinder die einstudierten Weihnachtsballaden üben, die neuerdings so beliebt sind. Des Weiteren haben die Züchter der Fellbestien bekannt gegeben, dass noch in diesem Jahr zum ersten Mal Geschenke per Luftpost überbracht werden können. Der orkische Tierschutzverbund hat zwar wieder einmal Einspruch gegen diese unzivilisierte Haltung der Ungeheuer eingelegt, aber das wurde unter den Freudenstürmen der restlichen Völker kaum zur Kenntnis genommen.“ „Das freut mich zu hören! – Fahrt also fort! Und, um der Etikette Genüge zu tun: Frohe Weihnachten!“ 41 Events Theater bei Schänis Paintball Etwa dreissig unserer besten Infanteristen befanden sich am 11. November bei Schänis am oberen Zürichsee auf geheimer Mission, als sie auf eine feindliche Truppe des VCS stiessen. Zwar bot das offene Gelände den Schutz der Nacht und einen mit ziemlicher Sicherheit flugunfähigen Helikopter1, dennoch zogen sich beide Parteien zunächst in die angrenzende Halle zurück, die grösser war und daher weitaus mehr Bewegungsspielraum bot. Dort kam es im Verlaufe des Abends zu mehreren Schusswechseln. Der offenbar gut vorbereitete und zahlenmässig weit überlegene VCS schaffte es zunächst, die VMP-Mannschaft durch Sperrfeuer festzunageln und drohte, die Unseren systematisch in die Mangel zu nehmen. Doch gerade als es eng wurde, bewiesen unsere Truppen ihren Einfallsreichtum und unbeugsamen WilDer VMP schlägt den VCS in die Flucht. 42 len zum Sieg. Durch die Anwendung dynamischer Stosstrupptaktiken gelang es einigen wagemutigen Physikern und Mathematikern, die feindlichen Linien zu durchbrechen und eine wertvolle bodenlose Kiste zu erobern. Nach diesem wichtigen operativen Sieg, der anfangs noch von wenigen registriert wurde, war der VMP kaum noch zu halten. Die Truppe griff mit gestärkter Moral an und drängte die Chemiker mit immer grösserer Leichtigkeit zurück. Im finalen, alles entscheidenden Zusammenstoss behielten die Unseren die klare Oberhand. Unter grossem Jubel wurde der VCS in die Flucht geschlagen und die Vorherrschaft des VMP als überlegener Fachverein ohne jeden Zweifel bestätigt. Vereinsnachrichten Das Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda präsentiert aktuelle Nachrichten und Berichte! Beerpongturnier Am 14. November trafen sich VMP und AMIV zu einem freundschaftlichen Beerpongturnier. Da nur die besten Spieler des jeweiligen Fachvereins gegeneinander antreten sollten, wurden die Vorentscheidungen getrennt getroffen. Für den VMP meldeten sich etwas weniger als 32 motivierte Teams, die darauf brannten, bei diesem sportlichen Anlass ihre Trinkfestigkeit unter Beweis zu stellen. Nach der Wahl kreativer Teamnamen ging es auch gleich los. Bereits das erste Spiel verlief knapp und musste in der Verlängerung entschieden werden. Während die Stimmung bei den Mathematikern und Physikern blendend war, hatte der AMIV mit einigen organ- isatorischen Schwierigkeiten zu kämpfen und sah sich schliesslich gezwungen, sein K.O.-System zu überarbeiten. Derweil kristallisierte sich beim VMP bereits ein eindeutiger Favorit heraus. Team „Marvin ist fett“2 spielte sich souverän durch das Viertelfinale und gewann das Halbfinale mit einem grandiosen Vorsprung von 8 Bechern! An ihnen lag es also, die Ehre des VMP im Finale gegen Team „Biertett“ vom AMIV zu verteidigen. Zu Anfang verlief das Entscheidungsspiel zugunsten von „Marvin ist fett“, doch das Team des AMIV holte bald auf. Die beiden Mannschaften lieferten sich daraufhin ein Kopf-anKopf-Rennen, das schliesslich in einem 1 Made in Germany. 2 Wahrheitsgehalt nicht von der Redaktion überprüft. Vamp Winter 2014 43 Events finalen Showdown entschieden werden sollte. Doch als es darum ging, den letzten Treffer zu erzielen, erwies sich das Biertett als zielsicherer. Sie trafen, „Marvin ist fett“ nicht, und das Spiel war entschieden. Der AMIV erlangte einen verdienten Sieg. Oder etwa doch nicht? Kurz darauf stellte sich heraus, dass ein Spieler von „Marvin ist fett“ offenbar Mitglied des AMIV ist. Das legt den Schluss nahe, dass besagte Person die Mannschaft des VMP infiltriert hatte, um den Sieg der Unseren im Entscheidenden Moment zu verhindern! Verlässliche Quellen berichten, ihr Teamkamerad sei von dieser schrecklichen Enthüllung so empört gewesen, dass er unfreiwillig seinen Mageninhalt über ihr entlud.3 Eines ist jedoch sicher: Der VMP war an diesem Abend Sieger der Herzen und beim nächsten Turnier wird nichts ihn daran hindern, sich seinen verdienten ersten Platz zu sichern und offizieller Beerpongmeister zu werden! [email protected] Statt des Helis stand einem in der Halle ein echter Papppanzer zur Verfügung. 3 Möglicherweise spielten dabei aber auch andere Faktoren eine nicht unerhebliche Rolle. 44 Bildernachweis: commons.wikimedia.org www.paintballarena.ch Lukas Feldhaus Eventliste Dezember 2014/Januar 2015 Theate Theater Schauspielhaus Ein Sommernachtstraum (Shakespeare), www.schauspielhaus.ch Der schwarze Hecht (E. Sautter), Die Brüder Löwenherz (A. Lindgren), Zweifels Zwiegespräche (S. Zweifel), Dementia von (K. Mundruczó), Arguendo (Elevator Repair Service, New York), Drei Schwestern (A. Tschechow), Hotel Lucky Hole (K. Mundruczó und K. Wéber), Rechnitz (der Würgeengel) (von E. Jelinek), Die Physiker (F. Dürrenmatt), Der diskrete Charme der Bourgoisie (L. Buñuel), Weihnachts-Poetry-Slam (20.12.12, Schiffbau) Theater Neumarkt www.theaterneumarkt.ch Metamorphosen (Ovid) MacBeth (Shakespeare) Out of the Dark (Ein Abend mit Falco) Leben Lügen Sterben Ein Teil der Gans im Haus der Lüge (Martin Heckmanns) Der Mensch erscheint im Holozän (M. Frisch) Lady Shiva (ab Januar) Theater 11 www.theater11.ch The ten tenors (18.12. – 21.12.) STOMP! (03.02.-08.02.) Shrek – Das Musical (18.02. – 01.03.) Tango Passion (18.03.-19.03.) Vamp Winter 2014 45 Events Oper Ballett www.opernhaus.ch Luisa Miller (G. Verdi) Juliette (B. Martinů) Die Frau ohne Schatten (R. Strauss) Die Zauberflöte (W. A. Mozart) Il Re Pastore (W. A. Mozart) Le Nozze die Figaro (W. A. Mozart) La Cenerentola (Gioachino Rossini) Robin Hood (Abenteueroper von F. Schwemmer) Tristan und Isolde (R. Wagner) Ariadne auf Naxos (R. Wagner) Norma (V. Bellini) Anna Karenina (Ballett von Christian Spuck) New Creations des Junior Ballett Strings, Choreografien von Edward Clug, William Forsythe, Christian Spuck Leonce und Lena, Choreografien ebenfalls von Christian Spuck Forellenquintett, Choreografien von Christian Schläpfer Ab 30 Minuten vor der Vorstellung: Kinder, Schüler, Studenten, Lernende und KulturLegi-Inhaber erhalten ab 3O Minuten vor Vorstellungsbeginn alle noch vorhandenen Karten zum Last-minute-Preis von CHF 2O. Mitglieder des Club Jung erhalten diese Karten zum Preis von CHF 15. Platzierungswünsche können bei diesem Angebot nicht berücksichtigt werden. Es lohnt sich auch sehr, die vielen Konzerte und Liederabende des Opernhauses zu besuchen! 46 Museen www.museen-zuerich.ch „100 Jahre Schweizer Design“ im Gestaltungshaus Zürich „Egon Schiele – Jenny Saville“ im Kunsthaus Zürich „Ferdinand Hodler/ Jean-Frédéric Schnyder“ im Kunsthaus Zürich „Die Krawatte. Männer macht mode“ im Landesmuseum Zürich „Archäologie – Schätze aus der Sammlung des Schweizerischen Nationalmuseums“ im Landesmuseum Zürich Für Informationen rund um Vergünstigungen und für Rabatte geht bitte auf die Webseite der Kulturstelle des VSETH. Und allen, die die Nacht lieber in einer Bar einem Club oder bei einem weniger klassischen Konzert geniessen, sei www.usgang.ch wärmstens empfohlen. Hier finden sich alle Informationen, die des Nachtschwärmers Herz begehrt. ETH-Kalender: ETH Thursday, 11.12.2014 Research Group Event ETH City Campus Personal Contact to PhD/Master Students from every research group, overview over the institutes of the departments, drinks and sandwiches Die. & Mi., 02.&03.12.2014 Punschausschank, Zentrum und Hönggerberg Donnerstag, 18.12.2014 WiNaFe (Hönggerberger Fachvereine) HXE Hönggerberg Vamp Winter 2014 47 Events l a i z e p s Präsi 48 Ganz neue Movie-Rätsel Ihr habt Riesenglück, diese sind am 22. Nov. 2014 online gestellt worden. Vamp Winter 2014 49 Events Movie-Rätsel Auflösung Open Range Star Wars Inception Absolute Power The Odd Couple The Elephant Man In the Loop xXx Exorcist 127 hours Speed Batteries not included (das Wunder in der 8. Strasse) www.spikedmath.com 50 Vamp Winter 2014 51 hier könnte Ihre Werbung stehen