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> TEST Frühlingsgefühle: Gibt’s was Schöneres, als mit dicken Brummern bei T-Shirt-Wetter bergab zu brettern? Uns fällt jedenfalls nix ein ... 78 | FREERIDE 2|13 HEIM SPIEL Downhiller aus Deutschland – die sind gar nicht so leicht aufzutreiben. Zumindest wenn es darum geht, ein Testfeld mit Bikes zusammenzustellen, die das Siegel „Made in Germany“ wirklich verdienen. Fünf Stück haben wir gefunden. Ob sie international konkurrenzfähig sind, erfahrt ihr jetzt. Text: Christian Schleker Fotos: W. Watzke, L. Scharl, D. Simon E rstmal ein bisschen Frontalunterricht: Heute denkt ihr bei „Made in Germany“ sofort an Qualität, stimmt’s? Das war mal anders. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten die Deutschen das Image, das aktuell den Chinesen an der Backe klebt: Ideenklauer, die billige Kopien guter Produkte exportierten. Damit man als Kunde keinen Schund angedreht bekam, wurde damals extra eine Kennzeichnungspflicht eingeführt. Auf allen Produkten musste das Herkunftsland angegeben werden. Als Abschreckung quasi: „Made in Germany?“ Obacht! Nur weil unsere Vorfahren mit einer großen Qualitätsoffensive gegensteuerten, gilt der Herkunftsnachweis heute als Auszeichnung. Und deshalb dürfen sich auch nur solche Produkte mit dem Siegel schmücken, bei denen die „entscheidenden Arbeitsschritte“ in Deutschland ausgeführt werden. Was heißt das fürs Bike? Das ist kompliziert. Viele Hersteller meinen, die Endmontage eines komplett aus dem FernostKatalog zusammenbestellten Fahrrades sei so ein „entscheidender“ Schritt. Wir nicht. Viele Kunden meinen, wenn der Rahmen, nicht hier geschweißt wurde, sei das Bike keins aus Deutschland. Das sehen wir etwas differenzierter. Klar, wenn ein Downhiller wie das Nicolai „Ion 20“ in Lübbrechtsen gezeichnet, geschnitten, verschweißt und mit hausgemachten Frästeilen zum fahrbaren Prototypen zusammengesetzt wird, entspricht das der Idealvorstellung der „Made in Germany“Idee. Aber so eine Fertigungstiefe ist nicht zwingend und für viele Kleinhersteller auch gar nicht möglich. Wir meinen: Entscheidend für die Funktion ist die Entwicklung. Und die muss hier stattfinden. Das Zonenschein „Archimedes“ wird, wie das Nicolai, komplett in Deutschland entwickelt und gefertigt und zwar in Halle in Sachsen-Anhalt. Das Alutech „Sennes“ wurde im hohen Norden entwickelt und zumindest im Prototypenstadium noch von Firmenbesitzer Jürgen Schlender persönlich geschweißt. Die Taiwan-Serienrahmen werden dann wieder im schleswig-holsteinischen Ascheffel zusammengeschraubt. Nach gleichem Prinzip verfährt die Firma Last in Mühlheim. Das Propain „Rage 5“ erfüllt unsere Minimalanforderungen an ein Bike „Made in Germany“: Die kleine Firma vom Bodensee hat ihr ureigenes Hinterbaukonzept selbst entwickelt und über die Jahre mit einem kleinen Team verfeinert. Prototypen und Serienrahmen kommen aus Fernost. Montiert wird im heimischen Tettnang. Welche Auswirkungen die unterschiedlichen Strategien auf das Endprodukt haben, sieht man am Preis-AusstattungsVerhältnis. Propain kann für knapp 4000 € alles ans Bike hängen, was gut und teuer ist. „Dorado“-Gabel, „Double Barrel“-Dämpfer, die komplette „Saint“-Gruppe und kultige „Deemax“-Laufräder. Perfekt. Auch Alutech lässt seine Kunden von der günstigen Rahmenherstellung profitieren. Für 4200 € kriegt man hier ebenfalls die teure Manitou-Gabel und hinten gleich noch den seltenen „Revox“-Dämpfer dazu. Die Teilekombi aus Sun-Ringlé-Laufrädern, „XO“-Komponenten und hochwertigen Lenkerparts lässt kaum Raum für Tuning – außer bei den Bremsen vielleicht. Die „Trail XO“ scheint mit ziemlichen Serienschwankungen zu kämpfen. Die beiden in unserem Test waren jedenfalls schlecht entlüftet, pumpten FREERIDE 2|13 | 79 > TEST kräftig und fielen am Griff im Laufe des Tests auseinander. Zonenschein schafft für den Preis des Propain nur die RockShox „Boxxer R2C2“ mit „Vivid R2C“-Pendant am Heck, Hauskomponenten an Lenkzentrale und Laufrädern, dazu Sram „X9“-Parts. Aber die Ausstattung funktionierte zufriedenstellend. Dafür hat uns das Bike mit seinem kurzen Reach etwas ratlos auf dem Trail zurückgelassen. In Zeiten, in denen die Hauptrahmen aller Bikes immer länger werden, scheint das Zonenschein wie zu heiß gewaschen. Der Effekt ist enorm: Bei gleichem Speed fährt man spürbar näher am Limit und fühlt sich weniger sicher als bei der Konkurrenz. Und das, obwohl die Gabel in Sachen Dynamik sogar das teurere Luftmodell im Nicolai und Last schlägt, weil sie linearer arbeitet. Speziell dem sehr leichten Last (16,1 Kilo!) hätte die Gabel zum geteilten Testsieg mit Alutech verholfen, denn der Hinterbau des 4100 € teuren Sondermodells („Herb 204 Race“ mit Laufrad-, Gabel- und Schaltwerksupgrade) ist sensationell gut: extrem schluckfreudig, mit gutem Feedback und stabil im Hub. Da wippt im Antritt wenig und beim Abdrücken geht das Bike dynamisch vom Boden weg. Was will man mehr? In diesem Fall eine Gabel, die dem Hinterbau das Wasser reichen kann. Und das schaffte die „Boxxer WC“ leider nicht ganz. Wir empfehlen, bei der eigentlich serienmäßig verbauten, etwas schwereren „R2C2“ zu bleiben oder das von Last angebotene Luftkammertuning für die „WC“ zu nutzen. Das Ende der preislichen Fahnenstange in diesem Test bildet das Nicolai „Ion 20“. Für 5299 € bekommt man Federelemente wie beim Last, dazu sehr leichte Tune-Laufräder und durchschnittliche „X9“- und Truvativ-Parts. Und den Rahmen natürlich. Der hat die ganz eigene, typische Nicolai-Note: Sehr detailverliebt und aufwändig gefertigt. Klassisch im Design. Leider in Größe L geliefert war uns das Bike etwas zu lang, aber der straffe, antriebsneutrale und angenehm progressive Hinterbau bot hier das ideale Gegenstück zur ebenfalls straff abzustimmenden „Boxxer WC“ (sonst neigt sie zum Wegtauchen). Für Einsteiger nicht das ideale Set-up, aber je schneller man damit fährt, desto besser fühlt es sich an. Feintuning – Welches Löchlein darf’s denn sein? Heutzutage sind Bikes komplizierter einzustellen als Teilchenbeschleuniger. Optimale Abstimmbarkeit auf alle möglichen Streckenprofile ist grundsätzlich schön. Doch unzählige Knöpfe an den Gabeln und Dämpfern lassen auch die Birne rauchen. Nie kann man sich sicher sein, dass das Bike gerade wirklich so fährt, wie es fahren könnte. Um alles noch komplizierter zu machen, bieten die deutschen Bikes jede Menge Verstelloptionen: Federweg, Lenkwinkel, Tretlagerhöhe, Radstand – Schrauben überall. Wir geben unsere Testeinstellung in den Set-upSheets und im Text möglichst genau wieder, damit ihr Anhaltspunkte für eigene Versuche habt. Viel Erfolg! Einheitsreifen: Specialized „Butcher 2.3“ Der Specialized „Butcher“ ist nicht der griffigste, nicht der am leichtesten rollende, aber mit ziemlicher Sicherheit der pannenresistenteste Reifen, den wir kennen. Ein Bike war uns vor den ersten Testrunden durchgerutscht und trat mit Onza „Ibex DH“ Reifen an. Nach zwei Platten mussten wir das Bike auf „Butcher“ umoperieren, um den Testablauf nicht zu bremsen – Pannen kosten Zeit und der Flow leidet. Ab dann gab’s in drei Testtagen null Ausfälle wegen Platten. Ja, wir lieben diese Schlappen! Testrevier: Bozen und Latsch in Südtirol (Italien) FazIt: Christian Schleker, FREERIDE-Cheftester „Zugegeben: Auch mich machen die Kohle faserTaiwanKisten an. Alle fünf Minuten ploppen im Netz Bilder von irgendwelchen Prototypen auf, Kona, Trek, GT – alle in Car bon und alle irgendwie ähnlich. Gerade in Zeiten, wo die Großhersteller in Fernost alle das Gleiche produzieren (lassen), ist es spannend zu sehen, was deutsche Kleinst schmieden so auf dem Kasten haben. Und sie haben eine Menge auf dem Kasten: Last und Alutech bauen Rah men, die auf dem Niveau eines „Demo“ oder „Session“ unterwegs sind und gewichtsmäßig auf CarbonLevel liegen. Auch das Propain spielt in der Liga eines Intense „M9“. Das alleine ist schon beeindruckend. Was mir aber besonders gefallen hat: Ich hatte mit allen fünf Herstel lern direkten Kontakt und dabei das Gefühl, dass da keine Gewinnmaximierer sitzen, sondern durch die Bank enthusiastische Biker, die voll hinter ihren Produkten stehen. Das gibt einem ein ziemlich gutes Gefühl beim Fahren. Made in Germany: leider geil.“ 80 | FREERIDE 2|13 Erstmals haben wir die Big Bikes nicht nur auf unserer Hausrumpelstrecke in Bozen getestet, sondern auch in flowigerem Gelände in Latsch. Die extrem felsige und steile Kohlernabfahrt in Bozen fordert Fahrwerke maximal und lässt das Material im Zeitraffer altern. Hier will man sich in erster Linie sicher fühlen. Geometrien, bei denen man zu sehr über dem Bike steht, und mäßige Bremsen fallen extrem auf. Latsch besitzt eine extra angelegte Strecke die entspannter zu fahren ist, aber dem Bike in Sachen Handling deutlich mehr abverlangt. Der Trail wechselt zwischen felsig-verblockten Stücken und sehr schnellen, flüssig zu fahrenden Anliegerpassagen. Hier überzeugen Bikes, die sich spielerisch von links nach rechts werfen lassen und in Anliegern oder beim Beschleunigen stabil im Hub bleiben. Die Ergebnisse der Testfahrten auf diesen unterschiedlichen Strecken ergeben ein komplettes Bild der Fahrleistungen. > TEST Küstenflitzer Der Prototyp des „Sennes“ war quasi noch warm, als wir damit letztes Jahr den exklusiven Vortest starten durften. Bis zum Vergleichstest hat das Bike noch ein paar Entwicklungen durchgemacht. Geblieben ist das Grundkonzept: Eine Plattform, die sowohl als waschechter Downhiller als auch als Freerider funktionieren soll. Da es hier um einen Vergleichstest unter Bergabspezialisten geht, baute Ostseeschweißer Jürgen Schlender das „Sennes“ konsequent und ohne Gimmicks auf. Mit der „Dorado“-Gabel kennen wir uns mittlerweile aus. Der „Revox“-Dämpfer ist ähnlich komplex wie ein CaneCreek „DB“ und verlangt einige Abfahrten, bevor das Set-up passt. Das „Sennes“ bietet diverse Geo-Verstellmöglichkeiten. Mit kurzem Hub hinten (200 Millimeter) und langem Radstand waren wir von der perfekten Balance und dem klasse Handling begeistert. Tief, agil, schnell – so könnte man es zusammenfassen. Ähnlich Ähnlic wie das Enduro „Fanes“ liefert auch der große Bruder eine nahezu ideale Synthese aus Laufruhe und Handlichkeit. Der sensiblen Gabel steht das Heck in nichts nach. Selbst bei sehr hohem Tempo und extrem verblocktem Gelände fühlten wir uns immer sicher auf dem Bike. Die Kennlinie des Hinterbaus ist schön linear – die Endprogression lässt sich durch das Dämpfer-Set-up gut unterstützen. Gabel und Hinterbau arbeiten stabil im Hub und tauchen nicht weg. Damit das Heck beim Herausbeschleunigen aus Kurven und im Antritt nicht wegsackt, braucht der „Revox“ viel LS-Druckstufen-Dämpfung. Im langen Hub (220 Millimeter) hinten war uns das Heck zu indirekt. Enorm schluckfreudig zwar, aber nicht mehr so agil, die Balance leidet. Aber 200 Millimeter sind auch genug, finden wir. Die Bremse litt unter einem schwammigen Druckpunkt. „Fanes“ hoch zwei: Das Designkonzept des Erfolgsenduros hat Jürgen Schlender konsequent auf den neuen Downhiller übertragen. Wippe und Hinterbau sind sogar identisch. Fazit: Ein Spitzen-Downhiller aus dem hohen Norden! tolles Handling, hochwertige Federelemente. Mit 200er-Einstellung im Heck perfekt ausbalanciert. Das Rahmenkonzept erlaubt auch den aufbau mit weniger Hub, kurzem Hinterbau und teleskopstütze als Freerider. Mit 16,3 Kilo sehr leicht! aLutEcH Sennes SET-UP-TIPP (FAHRERGEWICHT 70 KILo) Gabel: Die „Dorado“ passte uns mit 55 psi. Zugstufe 10 Klicks* (von 21). TPC + 11 Klicks (von 19), HighspeedDruckstufe: 10 Klicks (von 16) Dämpfer: Die 300er-Feder passte mit 2 Umdrehungen Vorspannung. Progression am Piggy Stufe 3 und mit 170 psi befüllt, HSC 16 Klicks (von 25), LSC 0,5–1 Umdrehung (von 3), Rebound 4 Klicks (von 15). herSTeLLeranGaBen Vertrieb Alutech Cycles, Tel. 04353/998155 www.alutech-cycles.com Material/Größen Alu / S, M, L Preis/Gewicht ohne Pedale 4 200 Euro/16,3 kg (*immer von zu/langsam/gedämpft ausgehend) MeSSDaTen Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 200 mm/200–220 mm Viergelenker auSSTaTTunG Gabel/Dämpfer Manitou Dorado Pro/Manitou Revox Pro Kurbeln/Schaltung eThirteen LG1 R/Sram XO Bremsanlage Avid XO Trail Laufräder Sun Ringle Pro A.D.D-Systemlaufradsatz, Schwalbe Muddy Mary DH 2,5 Reifen 50 120 420 Reach 408 mm Stack 592 mm BB-Drop +8 mm 549 77° 1192 440 Fahrwerk Handling, Gewicht Geometrie 62,6° 348 Bremse schwach FahrWerK hanDLInG straff wendig komfortabel laufruhig PerFOrMance DH TECHNISCH DH HIGHSPEED 82 | FREERIDE 2|13 10 Manitou hinten: Den „Revox“-Dämpfer sieht man äußerst selten. Schade eigentlich. Das Federelement ist sehr sensibel einstellbar und funktioniert hervorragend. 10 FreerIDe ranKInG: maximal 10 Punkte. Manitou vorne: Die „Dorado“ ist aktuell unser Favorit, wenn es ruppig wird. Auch hier kann man sehr feine Einstellungen vornehmen und wird mit toller Funktion verwöhnt. FO R VIS IT AL L BR ON ZE EV EN TS > TEST Ruhrpott-Rakete Von Last hatten wir bisher nur das Enduro im Test. Das hat uns aber wegen seines gelungenen Federungskonzeptes ausgesprochen gut gefallen. Der Downhiller arbeitet nach dem gleichen Prinzip: Eine massive Hinterbauschwinge quetscht hier 204 Millimeter Federweg aus dem aufrecht hinter dem Sitzrohr platzierten Dämpfer. Der Rahmen sieht sehr aufgeräumt aus und ist extrem sauber verarbeitet. Beim „Herb 204 Race“ liefert RockShox das Fahrwerk: Stahlfeder hinten, Luftfeder vorne. Im Vergleich zu Propain, Nicolai und Alutech wirkt das Last eine Nummer kleiner. Obwohl die Geo für 2013 gestreckt wurde, ist der Reach spürbar kürzer als bei diesen Konkurrenten. Der „Herb“-Hinterbau beeindruckte uns von Beginn an mit extrem feinfühligem Ansprechen in Kombination mit enormer Schluckfreudigkeit, ohne dabei undefiniert im Federweg rumzuwobbeln. Das Hinterrad hat immer maximalen Grip, trotzdem kann man sich noch dynamisch vom Boden abdrücken und bekommt gutes Feedback. Zusätzlich bleibt das Heck im Antritt ruhig und stabil im Hub – ziemlich perfekt. Im Vergleich zum tollen Hinterbau waren wir von der RockShox „Boxxer WC“ etwas enttäuscht. Entweder war sie im Vergleich zum Hinterbau etwas zu straff, oder zu soft und rauschte durch den Hub. Das ließ sich über die Druckstufen nie ganz ausgleichen. Bei hohem Tempo in felsigem Gelände limitiert die Gabel den Vorwärtsdrang und man neigt dazu, das Gewicht stark zum soften Heck hin zu verlagern. Um das auszugleichen, haben wir die Gabel in den Holmen einen Zentimeter abgesenkt und den Chip hinten auf die mittlere Position geschraubt – und kamen dann sehr gut zurecht. In Größe M ein superverspieltes Bike für Freizeit-Downhiller und Parkbiker. Racer ab 1,75 Meter sollten zu Größe L greifen. Fluffie: Der Hinterbau des Last ist wirklich top. Die Luft„Boxxer“ kann da nicht ganz Schritt halten. Last bietet für einen kleinen Aufpreis ein Tuning der Luftkammer an, was die Balance verbessern soll. Fazit: Das Last wäre mit der serienmäßig verbauten, dynamischeren „Boxxer R2 R2c2“ eine glatte 10. Für die im test nicht ganz optimale Gabelwahl gibt es einen halben Punkt abzug. Der Hinterbau ist super, der Rahmen sehr hochwertig gearbeitet und das Handling macht einfach Spaß. Leicht! LaSt Herb 204 Race SET-UP-TIPP (FAHRERGEWICHT 70 KILo) Gabel: Die „Boxxer WC“ mit 55 psi befüllen. LSC 16* (von 19), HSC 10 (von 12), Ending Stroke Rebound 20 (21), Beginning Stroke Rebound 14 (24), Bottom Out ganz auf. Dämpfer: 400er-Feder passt mit 1,5 Umdrehungen Vorspannung, LSC 5 (von 6), Ending Stroke Rebound 5 (8), Beginning Stroke Rebound 4 (8). herSTeLLeranGaBen Vertrieb Mangasports Last Int. Ltd., Tel. 0231/53461591 www.last-bikes.com Material/Größen Alu / S, M, L Preis/Gewicht ohne Pedale 4 100 Euro/ 16,1 kg (*immer von zu/langsam/gedämpft ausgehend) MeSSDaTen Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 200 mm/204 mm abgestützter Eingelenker auSSTaTTunG Gabel/Dämpfer RockShox Boxxer WC/ RockShox Vivid R2C Kurbeln/Schaltung Truvativ Descendant/Sram XO Bremsanlage Avid XO Trail Laufräder Sram u. DT-Swiss 350 Naben, No Tubes ZTR Flow EX Felgen, Maxxis High Roller 2 2,4 Reifen 50 125 380 Reach 378 mm Stack 601 mm BB-Drop +11 mm 589 71,6° 1178 445 Handling, Gewicht Hinterbaufunktion Verarbeitung 63,2° Bremse Gabel dem Heck nicht ebenbürtig FahrWerK hanDLInG straff wendig komfortabel laufruhig 348 PerFOrMance DH TECHNISCH DH HIGHSPEED 84 | FREERIDE 2|13 Bremszicke: Die Sram „Xo Trail“ hat uns bei diesem Test enttäuscht. An beiden Modellen (Last und Alutech) verabschiedete sich die Schraube aus dem kugelgelagerten Drehpunkt und der Druckpunkt war eher schwammig. 9,5 10 FreerIDe ranKInG: maximal 10 Punkte. Deutsche Ingenieurskunst: Die aufgeräumte Hebelage des abgestützten Eingelenkers funktioniert bestens. Elegant: Über das kleine tropfenförmige Insert am Drehpunkt lässt sich die Geo fix verstellen. Ein gutes Downhill-Fahrwerk darf nicht nur alles stur wegschlucken, sondern muss auch Feedback vom Untergrund geben. Es muss stabil im Hub stehen, damit man sich auch mal von einer Wurzel abdrücken kann. Das Last „Herb“ macht da alles richtig. Es eignet sich für Vollgasaktionen und bietet auch Fahrspaß im Bikepark. FREERIDE 2|13 | 85 > TEST Lübbrechtser Fräse Wir hatten lange kein Nicolai mehr im Test. Fünf Jahre ist es bestimmt her, aber die Bikes erkennt man immer noch sofort und von Weitem. Die Optik ist ein Klassiker im Hydroformdschungel. Die perfekten Schweißraupen sind Legende, genau wie die aufwändig gefrästen Gussets und die perfekte Verarbeitung. Das „Ion 20“ konnten wir leider nur in Größe L testen, obwohl wir gerne M gehabt hätten. Insofern keine Überraschung, dass das Nicoali den längsten Reach im Testfeld aufweist. Gabel- und Dämpfer-Set-up waren beim „Ion“ schnell gefunden. Anders als beim Last funktioniert hier die Balance zwischen Front und Heck gut. Nicht weil die „Boxxer WC“ sensibler arbeitete, sondern weil das Heck auch im langen Hub (215 Millimeter) eher straff zu Werke ging. In verblockten Passagen bekommt man manchmal deutlich deu mehr Feedback vom Untergrund, als einem Anfänger oder FreizeitDownhiller vielleicht lieb ist. Dafür hat der Crack immer ausreichend Reserven bei knüppelharten Schlägen, die einen unvorbereitet treffen, und das Bike bleibt in Anliegern stabil im mittleren Federweg stehen. Die Geo war nicht nur auf dem Papier tief und lang – das Nicolai fuhr sich extrem sicher und kaschierte damit das straffe Fahrwerk, wenn das Gelände steil und felsig wurde. Dafür wirkte der steife Rahmen in engeren Passagen und bei schnellen Richtungswechseln etwas unhandlich. Das 2,5 Zentimeter kürzere M hätte hier sicher Punkte gut gemacht. Auch hier gut: das niedrige Gewicht. 16,5 Kilo sind absolut konkurrenzfähig, selbst im Vergleich zu manchem Carbon-Downhiller. Nur das Last und das Alutech waren noch leichter. Sehr gut gefiel uns auch, wie wippfrei und effektiv es sich aus Anliegern herausbeschleunigen ließ. Klassisch: Wo andere Hersteller ihre Rohre biegen und quetschen, baut Kalle Nicolai mit stoischer Gelassenheit alles so wie immer. Gerade Rohre, edle Frästeile, Liebe zum Detail. 100 Prozent Handmade in Lübbrechtsen! Fazit: Für fortgeschrittene Fahrer ist das „Ion 20“ eine effektive DH-Maschine. Das eher straffe Set-up verlangt nach aggressiver Fahrweise. Dafür bleibt der Komfort etwas auf der Strecke. Bei dieser Rahmengröße fahrstabil, aber auch etwas unhandlich. NIcoLaI Ion 20 SET-UP-TIPP (FAHRERGEWICHT 70 KILo) Gabel: Auch hier waren 55 psi der beste Kompromiss bei der „Boxxer WC“. Ending Stroke Rebound 18 (von 21)*, Beginning Stroke Rebound 16 (von 24), HSC 11 (14), LSC 14 (18), Endprogression ganz auf. Dämpfer: Die 400er-Feder passte im langen Hub mit einer Umdrehung Vorspannung. LSC 0 (von 5), Ending Stroke Rebound 4 (6), Beginning Stroke Rebound 14 (16). herSTeLLeranGaBen Vertrieb Nicolai GmbH, Tel. 05185/957191 www.nicolai.net Material/Größen Alu / S, M, L, XL Preis/Gewicht ohne Pedale 5 299 Euro/16,5 kg (*immer von zu/langsam/gedämpft ausgehend) MeSSDaTen Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 200 mm/195 - 215 mm Viergelenker auSSTaTTunG Gabel/Dämpfer RockShox Boxxer WC/ RockShox Vivid R2C Kurbeln/Schaltung Truvativ Descendant/Sram X9 Bremsanlage Avid Elixir 9 Laufräder Tune King & Kong Naben, Spank Spike 35 Felgen, Onza Ibex 2,4 Reifen 40 605 120 440 Reach 428 mm Stack 598 mm BB-Drop +11 mm Verarbeitung Fahrwerksbalance Laufruhe, Gewicht 74° 1187 427 64° 86 | FREERIDE 2|13 FahrWerK hanDLInG straff wendig komfortabel laufruhig 353 PerFOrMance DH TECHNISCH DH HIGHSPEED etwas straff in Größe L nicht sehr handlich Gütesiegel: Das „Made in Germany“ kann sich die Firma Nicolai mit Fug und Recht in die Kettenstrebe fräsen. Entwicklung, Design, Schweißen, Fräsen, Lackierung und Montage passieren in Lübbrechtsen. Mehr Fertigungstiefe geht nicht. 9,5 10 FreerIDe ranKInG: maximal 10 Punkte. Schluckzentrale: Die Hinterbaufunktion passt beim „Ion 20“ sehr gut zur „Boxxer WC“. Das Heck geht etwas straffer zu Werke. Bei aggressiver Fahrweise ist das effektiv, auch weil im Antritt nix wippt. Einsteiger und Komfortsuchende müssen Abstriche machen. > TEST Schwabenwut Bei unserem letzten Downhill-Test wurde das Propain „Rage“ abgewatscht. Promi-Tester Johannes Fischbach fuhr damit die langsamsten Zeiten. Den restlichen Testern missfiel der „tote“ Hinterbau. Statt zu verzicken, konstruierten die Entwickler vom Bodensee das „Rage“ neu und waren sofort bereit für den nächsten Test. Das „Rage 5“ ist das Topmodell der Reihe und ausstattungsmäßig über jeden Zweifel erhaben. Uns grauste nur etwas vor den unendlichen Verstellmöglichkeiten des „Double Barrel“. Das vom Hersteller gelieferte Set-up nahmen wir als Ausgangpunkt für die ersten Testabfahrten. Die Geo gefiel allen Testern in der hohen Tretlagerposition besser – vorne nicht zu tief, gepaart mit einer guten Gewichtsverteilung zwischen Front und Heck. Die Gabel funktionierte (analog zum Pendant im Alutech) sehr gut. Kopfzerbrechen bereitete uns der Hinterbau, der sich auf den ersten Abfahrten unsensibel und wenig dynamisch präsentierte. Doch dann zeigten sich die Vorteile des sehr weit verstellbaren Dämpfers: Zwar dauerte es eine Weile, bis wir das richtige Set-up gefunden hatten, aber ab dem Moment bot das Bike eine andere Performance: Es war sehr schluckfreudig und dank guter Bodenhaftung konnten wir jetzt Vollgas durchs Geröll brettern. Das Propain zeigt sich ähnlich fahrstabil wie das Nicolai, verwöhnt dabei aber mit deutlich mehr Komfort. Durch die Schluckfreudigkeit kommt die Verspieltheit etwas zu kurz. Dynamisches Abdrücken von Wurzeln ist nicht so sein Ding. Die Agilität eines Last oder Alutech erreicht es nicht ganz, macht aber trotzdem enorm viel Spaß. Die tollen „Saint“-Bremsen verzögern ohne großen Kraftaufwand brachial und sind dabei perfekt dosierbar. Vollausstattung: Propain ist dank Rahmenfertigung in Fernost und Direktversand in der Lage, edelste Parts zu verbauen, ohne die 4000Euro-Marke zu knacken. Fazit: Das Propain ist ein waschechter Downhiller für schnelle Strecken. Wer ein Bike sucht, das viel Sicherheit bei hohem tempo vermittelt, wird hier fündig. Freunde des verspielten Handlings sind nicht die zielgruppe des „Rage“. PRoPaIN Rage 5 SET-UP-TIPP (FAHRERGEWICHT 70 KILo) Gabel: Bei der „Dorado“ des Propain sind 53 psi passend. Rebound 11 Klicks (von 21)*, TPC 12 (von 19), HSC 11 (16). Dämpfer: Die 400er-Feder mit einer Umdrehung vorspannen. LSC 23 (von 27), LSR 22 (von 28), HSC 4 (von 5 Umdrehungen), HSR 2,5 (von 5 Umdrehungen). herSTeLLeranGaBen Vertrieb Propain Bicycles GmbH Tel. 0751/95866043 www.propain-bikes.com Material/Größen Alu/S,M,L Preis/Gewicht ohne Pedale 3 999 Euro/17 kg (*immer von zu/langsam/gedämpft ausgehend) MeSSDaTen Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 200 mm/220 mm VPP Float Link auSSTaTTunG Gabel/Dämpfer Manitou Dorado Pro/Cane Creek Double Barrel Coil Shimano Saint/Shimano Saint Shimano Saint Mavic Deemax Systemlaufradsatz, Maxxis High Roller 2,4 Reifen Kurbeln/Schaltung Bremsanlage Laufräder 50 125 420 Reach 409 mm Stack 597 mm BB-Drop +12 mm 589 73,9° 1181 432 Fahrwerk Laufruhe Preis-Leistung 63,4° 354 sensibel in der Abstimmung FahrWerK hanDLInG straff wendig komfortabel laufruhig PerFOrMance DH TECHNISCH DH HIGHSPEED 88 | FREERIDE 2|13 Komplex: Es gibt optisch simplere Hinterbausysteme. Propain hat die Kinematik komplett überarbeitet – trotzdem muss man den Dämpfer penibel abstimmen, sonst leidet die Performance. 9 10 FreerIDe ranKInG: maximal 10 Punkte. Notwendiges Update: An die Highspeed-Verstellschrauben kamen wir nur nach Ausbau des Dämpfers ran. Propain hat das Schmiedeteil für die Serie nochmal geändert und liefert außerdem einen speziellen, passgenauen Schlüssel mit. Sicherungmaßnahme: Die Manitou „Dorado“ macht aus einem guten ein sehr gutes Downhill-Bike. Sie bietet viel Komfort ohne wegzutauchen, gibt gutes Feedback und schont damit die Nerven jedes Fahrers – selbst wenn es übel poltert. FREERIDE 2|13 | 89 > TEST Sachsenschleuder Zonenschein ist neben Nicolai der zweite Hersteller in diesem Test, der das komplette Bike in der Heimat produziert. Dabei gehen die Jungs aus Sachsen-Anhalt optisch und technisch eigene Wege. Der Rahmen mit klassisch runden Rohren und dem angesetzten Sitzdom wirkt ein bisschen oldschool. Die monströse Hinterbauschwinge erinnert an einen Motocrosser und generiert via Wippenanlenkung auf den RockShox „Vivid R2C“ bis zu 210 Millimeter Hub. Vorne steckt die Stahlfeder „Boxxer R2C2“ im integrierten Steuersatz. Schon beim Probesitzen wirkt das „Archimedes“ extrem kurz. Nochmal 2 Zentimeter weniger Reach als das Last – selbst unser kleinster Tester (1,72 Meter) fühlte sich beengt. In Verbindung mit dem vergleichsweise hohen Tretlager steht man etwas zu sehr über dem Geschehen. Speziell auf schnellen, verblockten Passagen fuhr so die Angst mit, wenn man versuchte, den Mittestern auf den Fersen zu bleiben. Zwar arbeitet die Stahlfedergabel harmonischer als die Luftvariante und der Hinterbau ist schluckfreudig und besitzt eine angenehme Progression, dennoch wirkte das „Archimedes“ nervös und nicht sehr sicher. Beim Umstieg innerhalb einer Felspassage auf ein Konkurrenzbike war das besonders krass zu spüren. Zonenschein teilt seine Rahmengrößen in M, L und XL ein, dabei entspricht M gerade mal einem S beim ebenfalls kurzen Last. Was diese Strategie soll, wissen wir nicht. Unserer Meinung nach hat das Bike mit der ansprechenden Hinterbaufunktion dringend ein Geo-Update nötig. Zeitmaschine: So sahen vor fünf Jahren viele Downhiller aus. Das Fahrwerk ist gelungen, die Geometrie wirkt uns zu kurz. Zonenschein klärt auf: „Versehentlich haben wir den 2012er-Rahmen mit der alten Geo geschickt!“ – Schade! Fazit: an der Federungsfunktion gibt es wenig auszusetzen. Der Hinterbau schluckt viel weg und geht nie spürbar auf Block. auch die Stahlfeder „Boxxer“ macht ihren Job gut. aber mit der Geo fühlte sich kein tester wohl. L oder XL wären nötig gewesen, obwohl wir keine Riesen sind! zoNENScHEIN Archimedes DH SET-UP-TIPP (FAHRERGEWICHT 70 KILo) Gabel: Die „Boxxer R2C2“ passt mit der Serienfeder mit 55 psi. Ending Stroke Rebound 16 Klicks (von 21)*, Beginning Stroke Rebound 19 (von 24), High und Low Speed Compression sowie Endprogression komplett auf. Dämpfer: 400er-Feder nur soweit vorspannen, dass sie nicht klappert. Beginning Stroke Rebound 7 Klicks (von 8), ESR 3 (6), LSC 1 (5). herSTeLLeranGaBen Vertrieb Zonelight GmbH, Tel. 049345/69492454 www.zonenschein.de Material/Größen Alu/M,L, XL Preis/Gewicht ohne Pedale 3999 Euro/18 kg (*immer von zu/langsam/gedämpft ausgehend) MeSSDaTen Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 200 mm/170-210 mm Mehrgelenker auSSTaTTunG Gabel/Dämpfer RockShox Boxxer R2C2/RockShox Vivid R2C Truvativ Descendant/Sram X9 Avid Elixir 9 Toolz 2632er Systemlaufradsatz, Kenda Nevegal 2,5 Reifen Kurbeln/Schaltung Bremsanlage Laufräder 50 602 130 405 Reach 357 mm Stack 589 mm BB-Drop 23 mm Hinterbau Gabel Verarbeitung 67,8° 1165 449 63° Geometrie (Reach!) wenig Laufruhe FahrWerK hanDLInG straff wendig komfortabel laufruhig 365 PerFOrMance DH TECHNISCH DH HIGHSPEED 90 | FREERIDE 2|13 Made in Halle: Genau wie Nicolai wirbt auch Zonenschein mit einer kompletten Fertigung in Deutschland. Dass deutsche Schweißer superschöne Nähte hinbekommen, sieht man hier. 8 10 FreerIDe ranKInG: maximal 10 Punkte. Motocross-Style: Die massive Monolink-Schwinge mit Umlenkungswippe erinnert an das alte Rocky Mountain „RM9“ und arbeitet gut. Bis zu 210 Millimeter Federweg generiert das System.