Interview mit FRENCH POLISH --Mai 04-

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Interview mit FRENCH POLISH --Mai 04-
Interview mit FRENCH POLISH --Mai 04-Sänger und Gitarrist Karsten macht Interviews am liebsten mit Sportzigarettchen, jedes Bandmitglied kehrt vor der
eigenen Haustür und Songs werden im Krankenhaus geschrieben…
Zombie: Erst mal Glückwunsch zu Eurer CD - auch wenn sie mich verdammt
viele Durchläufe gekostet hat! War es Absicht oder Zufall das Eure Musik
nicht gerade leicht zu konsumieren ist?
Karsten: Hi Zombie. So ein Online-Interview ist doch eine nette
Gelegenheit sich ein Sportzigarettchen anzuzünden, die eigene CD nochmal
einzulegen und ganz entspannt dabei die Fragen zu beantworten. Da die
erste Frage direkt so gezielt kommt sage ich: Ja es ist schon immer
unsere Absicht, Musik zu machen, die nicht einfach so konsumiert wird.
Daher empfinde ich es durchaus als Kompliment, dass Du sagst, Du hättest
mehrere Durchläufe gebraucht. Es ist nicht unsere Absicht besonders
schlau zu wirken. Es ist genau so wie bei einem guten Film oder einem
guten Buch. Beides kann man sich etliche male reinziehen, bis man mal
das Gefühl hat, man hat alles geschnallt. Eine Stelle, die Dich beim
ersten Mal schon überrascht hat, überrascht Dich beim nächsten mal, weil
Du noch eine Nuance entdeckst, die Du zuerst nicht wahrgenommen hast.
Das ist jedenfalls mein Verständnis von guter Musik. Ob es sich dabei um
Metal, Rock oder Jazz handelt, ist relativ egal. Ich denke das sehen wir
alle drei so und machen deshalb diese Musik.
Zombie: Wann habt Ihr angefangen Musik zu machen und in welchen Bands /
welchen Stil habt Ihr vor French Polish gespielt? French Polish dürfte
ja kaum Eure erste Band sein...
Karsten: Ich habe von Jazzrock bis Led Zeppelin Tribute alles gemacht,
was mich interessiert hat. Mich haben aber immer schon fette RockRiffs
fasziniert. Schwartz war immer schon ein Metalheart. Er hatte eine
Metalband namens Bastaard, die zu besten Zeiten aus fünf Bassisten und
ihm an der Schießbude bestand!!! Das war ein Geballer!;-) Greg ist so
wie ich vor langer Zeit in der Jazz Szene von Aachen unterwegs gewesen
und hat später sogar Jazz Bass in Arnheim (NL) studiert.
Er hatte in den 90ern eine Band namens Mengwasser. Der Sound ging in
Richtung 24-7 SPYZ, die übrigens damals auch meine absolute
Lieblingsband waren. Wir haben halt in den 80ern und 90ern den Crossover
genau so abgefeiert, wie die Leute den Alternative Rock heute abfeiern.
Greg spielte dann lange bei Eisen, die sehr guten deutschen PopRock
gemacht haben, sich aber leider mangels öffentlichen Interesses
aufgelöst haben. Zur Zeit spielt er nebenbei noch bei der Band Erdmöbel
aus Köln. Hier tobt er sich am Contrabass aus.
Zombie: Hat sich der Sound von French Polish im Laufe der Zeit
verändert?
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Karsten: Der Sound hat sich hoffentlich verbessert. Die Arrangements der
Songs haben sich im Vergleich zu unseren Anfangstagen sehr verändert.
Wir waren früher so krumm, dass die Leute nach dem Gig
Gleichgewichtsstörungen hatten.
Auf unserer FPM-CD 004 haben wir dann mit einem Produzenten sehr
straight an den Songs gefeilt. Das hat bei uns einen grossen Einfluss
aufs Songwriting gehabt. Allerdings haben wir uns auch da schon nicht
verbiegen lassen. Meines Erachtens hatten wir aus dieser Zeit so viel
mitgenommen, dass es für FPM-CD 005 nicht mehr angesagt war einen
aussenstehenden Produzenten ins Boot zu holen.
Zombie: Gibt es irgendwelche Bands die man Eurer Meinung nach am Sound
von French Polish heraushören kann die Euch beeinflußt haben? Wenn man
eine CD bespricht versucht man ja immer Vergleiche zu finden, aber das
stellt sich bei Euch beliebig schwierig dar...
Karsten: So beliebig schwierig, wie sich das darstellt, so beliebig lang
wäre die Liste an Bands, die uns mehr oder weniger beeinfussen. Mich
persönlich kicken immernoch meine alten Platten am meisten. Wer jetzt
schmmunzelt, soll sich mal die Original Version von "Behind blue eyes"
(Who's next von the Who) anhören und mir sagen, welche Version mehr
Charme besitzt.
"Mob Rules" von Black Sabbath wird von mir im Moment dauerzentrifugiert.
Was für Riffs, was für ein Gesang, was für ein Bass Sound! Ich glaub,
die schmeiß' ich direkt nochmal an...
Zombie: Gibt es bei French Polish irgendwelche Grenzen was den Sound
betrifft?
Karsten: Jeder hat bei uns ein Veto-Recht. Das ist die Grenze.
Zombie: Der Wechsel des Bassisten hat dem Info nach den Sound nachhaltig
beeinflußt - inwiefern?
Karsten: Es hat den Sound einfach verändert, weil Greg ein anderer
Bassist ist als Willi. Greg steht auch sehr auf den Sound, den Willi
gemacht hat. Zunächst bestand seine Aufgabe darin Willi so gut es ging
zu ersetzen. Greg ist dann mit dem Prozess des Songwritings für die neue
Platte immer mehr in die Band hineingewachsen. Greg und ich kennen uns
schon seit der Zivi-Zeit, haben aber vorher nie in einer Band zusammen
gespielt. Jetzt entdecken wir, dass wir top harmonieren.
Ich hab Ihm kürzlich geholfen ein paar Gitarren für ein Solo-Projekt von
Ihm aufzunehmen. Das heißt, er hat eingespielt und ich habe den Sound
geschraubt und aufgenommen. Ich hab vorher noch nie so unkompliziert mit
jemandem zusammenarbeiten können. Das ging wie's Katzenf*****.
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Zombie: Wie lange feilt Ihr an den Songs - einerseits klingt Eure Musik
sehr durchdacht, andererseits klingen die Songs stellenweise als hättet
Ihr im Studio sponatn zwischendrin gejammt!?
Karsten: Ist alles zu 100% ausgeflippert, bis auf die Gitarresoli. Wir
haben etwa ein Jahr lang immer wieder an den Layouts, die wir zu Hause
am Rechner aufgenommen hatten, gefeilt.
Zombie: Woher stammt die Idee zu dem Anastacia-Cover "Paid My Dues",
welches ich im übrigen sehr geil finde?
Karsten: Das war meine Idee. Ich hab den Song im Radio gehört, und als
der erste Refrain an mir vorüber war, war ich von der Idee besessen, DAS zu
zerrocken. Dann kam einige Wochen später eine Schülerin mit der CD an.
Ich direkt ausgeliehen, reingehört, Cis-Moll, genau unser Tuning,
genial! Weiter rausgehört; Akkordfolge von "All along the Watchtower",
"Stairway to Heaven" und so ziemlich jedem dritten Rocksong der
Musikgeschichte. Scheiße, keine Lust mehr gehabt. Aber dann hat mich
mein Ehrgeiz gepackt. Das muss rocken. Bass und Gitarre stammen in
diesem Fall beide aus meinen Hirnwindungen. Schwartz und ich mussten
dann ein wenig für die Version kämpfen, aber es freut mich, dass Du in
diesem Fall auch auf unserer Seite bist.
Karsten: Was zum Teufel ist "Ziekenhuis"???
Karsten: Der Song ist bei Schwartz am Krankenbett entstanden, nachdem er
seinen Motorradunfall hatte. Schwartz hat aus seinen Basstaard-Zeiten
noch einen alten Bass... -Uuuuh slippin' away!... (Sorry)... G,A,D
slippin' awaaay....G,A,D,A slippin'awaaay...!-Darauf denkt er sich gerne
mal diese krummen einlullenden Bassriffs aus. Das Intro von „Ziekenhuis“
ist so eins, und DIS ist auch so eins. Ziekenhuis ist Niederländisch und
heißt Krankenhaus. Zunächst war es nur ein Arbeitstitel, wurde dann
unseren niederländischen Nachbarn zuliebe so beibehalten.
Zombie: Gibt es noch andere Songs mit "speziellem" Hintergrund - die
meisten scheinen sich ja um die "alltäglichen" Probleme zu drehen...
Karsten: Wie wir es auf FPM-CD 005 gemacht haben, entspricht es unserem
Welbild. Jeder kehrt erstmal vor seiner Tür, dann bleiben gar nicht so
viele Probleme übrig, über die man singen muss.
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