Wehrfritz-Fachtage Dialog Bilderbuchbetrachtung 2016
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Wehrfritz-Fachtage Dialog Bilderbuchbetrachtung 2016
Dialogorientierte Bilderbuchbetrachtung Grundvoraussetzungen für d. Spracherwerb Auch wenn die Kinder in den ersten 3-4 Jahren scheinbar nebenbei Sprechen lernen -> dies ist ein hoch komplexer und störanfälliger Vorgang Grundvoraussetzungen =Baum Baumwipfel = Schriftsprache (Fähigkeit Lesen/ Schreiben baut sich auf sprachlichen Fähigkeiten Grundvoraussetzungen zum Sprechen in den Wurzeln Grundvoraussetzungen für d. Spracherwerb aufbauend auf Fähigkeiten in Wurzeln und deren Integration, -> kommt der Stamm (Sprechfreude/ Sprachverständnis) wichtig für aktives Sprechen Zum Überleben weitere zwei Dinge notwendig! Welche? Wasser, Licht/ Wärme -> zuviel/ zuwenig an Nährstoffen lässt Pflanze eingehen Sprachspezifische Voraussetzungen für d. Spracherwerb Sprache von anderen Geräuschen unterscheiden können aus Lautstrom einzelne Laute erkennen und voneinander unterscheiden Gleiche Laute in untersch. Kontexten erkennen: das /o/ klingt anders in „Ofen“ und „offen“ abhängig von Sprechstil, Sprechtempo und Dialekt aus Lautstrom Wörter heraushören: hilft wenn man Prosodie d. Sprache kennt und weiß, welche Lautverbindungen in der Sprache vorkommen und welche nicht Erkennen, welche Wörter zum Satz gehören (Wo Satz anfängt und endet) Bedeutung d. Einzelwörter kennen Bedeutung d. Wörter im Satzkontext kennen Satzverständnis (obwohl jeder Satz neu ist, verstehen wir ihn – versch. Wortordnungen führen zu versch. Bedeutung: Anna liebt Ben bedeutet nicht Ben liebt Anna) Gedächtnis für Sprache Sprachspezifische Voraussetzungen für d. Spracherwerb Wissen wie einzelne Laute gebildet werden und wie sie sich anhören müssen (Rückkopplung, Gehör) die Laute der Sprache bilden können (Zungenposition, Muskelkraft, Sensibilität im Mundraum) im entsprechenden Moment den Laut abrufen können (isoliert leichter als im Wort), den motorischen Ablauf für die Bildung des Wortes im Gedächtnis gespeichert haben und bei Bedarf abrufen können) die Regeln der Wortbildung (z.B. Plural, Verbflexion) und Satzbildung kennen Ursachen der Sprachentwicklungsverzögerung Biologische Ursachen die genetische Prädisposition gilt als weitgehend gesichert: a) familiäre Sprachschwäche b) Adoptions- und Zwillingsstudien c) Geschlechterverhältnis Jungen zu Mädchen 3:1 Defizite in der Informationsverarbeitung a) Defizite im Kurzzeitgedächtnis b) Schwierigkeiten bei der Nutzung prosodischer Sprachmerkmale c) verlangsamte Verarbeitung sprachlicher Informationen d) vorwiegend einzelheitliche Sprachverarbeitung Verzögerte Sprachentwicklung „late talker“ • Erste Wörter deutlich nach dem 1. Geburtstag • Sehr langsamer Erwerb neuer Wörter • Kein Wortschatzspurt • Lautmalereien, Gesten • Keine/wenige Wortkombinationen mit 2 Jahren • Geringer Wortschatz und langsamer Aufbau von Syntax und Morphologie im 3. Lebensjahr Aktuelle Studien zeigen, dass nur etwa ein Drittel der Kinder den sprachlichen Rückstand spontan aufholt. (v. Suchodoletz, 2004; Sachse, 2007) Ihre Rolle beginnt Kind spät mit sprechen – verändert Bezugsperson häufig sein Verhalten gegenüber dem Kind Manche Eltern sprechen dann weniger -> Kind bekommt ein zu geringes sprachliches Angebot. Andere sprechen besonders viel, erklären viel und lassen Kind zu wenig Raum selbst zu kommunizieren Beides geschieht unbewusst mit der Intention dem Kind zu helfen Letztgenannter Punkt lässt sich verändern – nicht aber die Genetik oder die Verarbeitung (vorhin benannte Ursachen) Sie – als wichtigster Kommunikationspartner – haben die Möglichkeit Ihr Kind bewusst zu unterstützen – mit welchen Strategien lernen wir die nächsten Stunden Merkmale einer sprachförderlichen Grundhaltung dem Kind gegenüber sich auf Höhe des Kindes begeben – ermöglicht Blickkontakt, man kann Kind besser verstehen, Kind kann Erwachsenen besser verstehen Kind anschauen: Gesprächsbereitschaft wird signalisiert Kind vermitteln, dass man jetzt sich Zeit für es nimmt Abwarten, was Kind zeigen o. sagen möchte Kind aufmerksam und interessiert zuhören Beim Reden nicht unterbrechen Interessiert nachfragen Spaß am Sprechen vermitteln Dem Sprachniveau des Kindes ein Stück voraus sein Merkmale einer sprachförderlichen Grundhaltung dem Kind gegenüber – unterstützende Sprachmerkmale Bildung kurzer einfacher Sätze mit klarer Aussage (Subjekt – Verb- Objekt) Verwendung einfacher Wörter Häufiges Wiederholen zentraler Wörter Deutliches und langsameres Sprechen als mit einem Erwachsenen Betonung wichtiger Wörter Laute und Wörter des Kindes aufgreifen und wiederholen Tabelle - Rahmenbedingungen Umgebung Eltern Kind Ruhe Zeit Motivation Kein Fernseher Lust Interesse Keine Musik Richtige Sitzhaltung, am besten das Kind anschauen können Nicht müde Handy ausgeschaltet Ritual Kein Hunger Keine Geschwister in unmittelbarer Umgebung Das richtige Buch Nicht essen und trinken Ritual Gemütlicher Platz Kein Schnuller Bücher stehen an einem für Kind erreichbaren Platz Auswahl des richtigen Buches Auswahl nach Entwicklungsstand und Interesse Bes. anfangs Bücher, die Erfahrungen des Kindes widerspiegeln (z.B. beim Baden, Spielen, Essen) Bücher sollen viele Bilder und wenig Text beinhalten (Aktivierung zum Sprechen; Zuhören ist eine passive Rolle) Möglichkeit zum Fokus auf bestimmte Wörter (z.B. Kind interessiert sich im Alltag für Tiere: Wiederholung mit diesen Tieren, Geräuschen und Situationen) Kind bisher wenig Aufmerksamkeit auf Bücher – Aktionsbücher helfen oft (Klappen, Geräusche) um Aufmerksamkeit auf Buch zu lenken Kinder mit Einschränkungen im Sprachverständnis – möglichst Bücher mit sehr übersichtlichen Seiten auf denen Alltagsgegenstände sind (Gegenstände mglst. bereit liegen haben zum Vergleich -> Bild und Gegenstand verknüpfen) Gespräch mit jungem Kind – Bücher, in denen Handlungen aus dem Alltag (die Kind kennt) dargestellt sind (spielendes Kind) Kennenlernen verschiedener Frageformen Genaue Zuordnung bei Fragen nicht eindeutig da von Intention und Intonation abhängig Fragen sind aber anspornend zu stellen um das Kind aus der Reserve zu locken „Was ist das?“ -> häufig nacheinander gestellt -> Abfragen und entspricht nicht einer natürlichen Kommunikationssituation -> Kinder verweigern schnell und oft „Was ist denn das?“ gute Betonung – kann auch anspornend wirken Wichtig: Abwarten und Zeit für Formulierung der Antwort geben/ Geste finden Wichtige Möglichkeiten zur sprachlichen Anregung beim gemeinsamen Spiel Lautäußerungen des Kindes imitieren oder auch anbieten u. weiterführen „Tatütata, die Feuerwehr kommt angefahren.“ Geräusche von Tieren, Fahrzeugen, Tätigkeiten dem Kind anbieten Gesten nutzen bzw. Gesten des Kindes in Sprache übersetzen z.B. wenn Kind sich selbst auf den Fußboden legt um zu zeigen, das die Mutter den Teddybär schlafen legen soll: „Möchtest du, dass ich den Teddybär in sein Bett lege?“ o. „Soll der Teddy schlafen?“ Neue Wörter anbieten – Gegenstände und Handlungen benennen, die im Spielgeschehen wichtig sind Grammatische Regeln verdeutlichen z.B. Pluralbildung: „Jetzt hast du einen roten Baustein draufgestellt. Ich nehme auch einen roten Baustein, zwei rote Bausteine.“ Wichtige (für Kind interessante) Wörter können oft wiederholt werden z.B. alle Tiere werden gefüttert und dann schlafen gelegt: „Die Kuh frisst. Die Katze frisst. Der Hund…jetzt schläft die Kuh, die Katze schläft…“ Quelle/ Literaturliste: • Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung; Trainermanual; 2. Auflage; Dr. Anke Buschmann; Urban & Fischer/ Elsevier • Heidelberger Zusammenfassung für Kinderärzte; Power Point • Frühe Sprachintervention mit Eltern, Schritte in den Dialog; D. Möller, M. Spreen- Rauscher; Thieme Verlag • Late Talker, Späte Sprecher- Wenn zweijährige Kinder noch nicht sprechen; Ein Ratgeber; C. Schlesiger, M. Mühlhaus