Anstoss 2-05.qxd - Zum alten Eisen?
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April 2005 Die Zeitung Erscheinungsort Wien des Vereins „ZUM EUR 0,50 A LT E N EISEN?“ e . V. EDITORIAL W Mitglieder, Spender gesucht 2 April 2004 April 2004 THEMA Die besonders geringe Arbeitslosigkeit in Österreich oder Die Enttarnung eines Märchens vom Herrn Arbeitsminister Dr. Bartenstein Teil 3 der leider unendlichen Geschichte D ie Zahl der Erwerbsarbeitslosen steigt von Monat zu Monat; auch Erwerbstätige fürchten immer mehr die Verarmung und den sozialen Abstieg durch den Verlust ihrer Erwerbsarbeit. Laut einer Spectra-Studie 1 bangen bereits 600.000 Erwerbstätige um Ihren Broterwerb und sind damit weniger produktiv tätig. Zusätzlich sind 312.000 Menschen erwerbsarbeitslos gemeldet und weitere 45.000 in den berühmt-berüchtigten AMSKursen, über die wir noch berichten werden. Das macht in Summe fast eine Mio. Österreicher (oder ein Achtel der Bevölkerung), die sich berechtigte Sorgen um ihr wirschaftliches Überleben machen. Das AMS hat 2004 550 Millionen Euro (!) Abgang erwirtschaftet, d.h. die Arbeitslosenversicherungsbeiträge der Arbeitnehmer und Arbeitgeber mussten aus anderen Steuermitteln ergänzt werden! 2 Die Erwerbsarbeitslosigkeit, die an sich ein Zeichen eines kranken Wirtschaftssystems ist (Menschen werden völlig unzureichend - dafür bezahlt, dass sie keiner Erwerbsarbeit nachgehen!), kostet der österreichischen Volkswirtschaft 5,6 Milliarden Euro jährlich (!)3 und somit mehr, als das Budgetdefizit ausmacht. „Es ist eine immense Vergeudung von Ressourcen und demotivierend für alle Betroffenen“, kommentiert Wolfgang Alteneder von Synthesis die aktuelle Lage.“ 4 Was tut der politisch für diese krasse Fehlentwicklung Verantwortliche, Herr Bundesminister Dr. Bartenstein? • um die Jobsuche effizienter zu machen, sollen zusätzlich 400 Planstellen [beim AMS] zu Kundenbetreuung geschaffen werden5 (ob diese 400 Planstellen tatsächlich Arbeitsplätze für die Erwerbsarbeitslosen schaffen werden, ist offenbar nicht Gegenstand des Konzeptes, Anm. des Verf.). • durch interne Umschichtungen und durch die Verlängerung der wöchentlichen Arbeitszeit der AMS-Mitarbeiter von 37,5 auf 38,5 Wochenstunden (ein Vorschlag der Wirtschaftsvertreter im sozialpartnerschaftlich besetzten Verwaltungs- rat des AMS), soll der Mehrbedarf an Personal auf 80 Planstellen gedrückt werden 6 (was die neoliberale Aussage, dass Arbeitszeitverlängerung Arbeitsplätze schafft, klar WIDERLEGT!). • die Notstandshilfe wird nun doch nicht auf die Sozialhilfe gekürzt! 7 Hier scheint die krasse Ablehnung der deutschen „Reformen“ (sprich armutserhöhenden Verschlechterungen) namens Hartz I bis IV doch zu einem Umdenken geführt zu haben, denn vor einem Jahr war auf der Netz-Hauptseite des BMWA noch links oben als wichtigste Maßnahme des Herrn „Arbeits“-Ministers die Überführung der Notstandshilfe in die Sozialhilfe zu lesen! Nun liest sich das streichelweich als „Notstandshilfe ist ein schreckliches Wort“! 8 Das neoliberale Herz des Herrn Bundesministers wird wohl innerlich verblutet sein, bedeutet diese Aussage doch eine Mehrausgabe von 240 Mio. Euro, die den Ärmsten der Armen zugute kommen! 9 • ganz im Sinne des herrschenden Neoliberalismus zerstreut Herr Marterbauer vom Wifo allzu große Hoffnungen auf die Verringerung der Erwerbsarbeitslosigkeit. „Wir brauchen sicher drei, vier Jahre lang ein [Wirtschafts-] Wachstum von rund 3 %, um den hohen Stock an Arbeitslosen abzubauen“ 10. (woher dieses Wirtschaftswachstum kommen soll, weiß auch der nicht, der es wissen sollte, nämlich der Herr Wirtschaftsminister! Anm. d. Verf.). • 45.000 Erwerbsarbeitslose werden (aus statistischen Gründen, da sie dann nicht mehr als arbeitslos zählen) in Kurse gesteckt, die qualitativ immer schlechter werden, denn „um 13,- bis 16,- Euro/Std. bekommen sie keinen guten Trainer“ 11 und „Bfi und Wifi strei-ken gegen das AMS-Preisdumping“ 12. Das AMS verordnet also Kurse, die immer unbrauchbarer werden, an immer mehr Erwerbsarbeitslose, denen damit nicht geholfen wird an immer weniger Unternehmen, die ihre Trainer noch schlechter bezahlen können! Wahrlich ein Todeskreislauf! Die wahren Ursachen dieser Entwicklung sind: Angesichts dieser unglaublichen Konzeptlosigkeit ist der Bürger und ganz besonders der Betroffene völlig sprachlos! • Sozialdumping durch die Verlagerung von Produktionen und Dienstleistungen in schlecht entwickelte Länder, die im „globalen Wettbewerb“ eben „billiger“ anbieten müssen und daher ihren Einwohnern keinen Wohlstand und keine Sozialleistungen bieten. • Umweltdumping durch die Verlagerung von Produktionen und Dienstleistungen in schlecht entwickelte Länder, die sich Umweltschutz kostenmäßig nicht leisten können und daher die Erzeugnisse herstellen bzw. die Dienstleistungen erbringen, die in der EU gesetzlich nicht mehr herstell- und erbringbar sind, jedoch zollfrei eingeführt werden dürfen. • Steuerdumping durch die größeren Unternehmungen und die wohlhabenden Bürger, denen es leichtfällt, ihr Kapital völlig legal ins Ausland zu bringen und dort - wenn überhaupt - sehr günstig zu versteuern. • Sozialbeitragsdumping durch die Höchstbeitragsgrundlage von € 50.820,jährlich; bis zu dieser Grenze zahlt jeder Mitbürger Sozialversicherungsbeiträge; alle Einkommen über dieser Grenze zahlen keine Sozialversicherungsbeiträge mehr! Falls Sie mit uns angesichts dieser unglaublichen wirtschaftlichen Fehlentwicklung über unser Konzept des GRUNDEINKOMMENS FÜR ALLE diskutieren wollen, laden wir Sie herzlich zu unseren Donnerstags-Treffen ein! /bs 01 „Wirtschaftsblatt vom 22.2.05 02 „Wirtschaftsblatt vom 17.2.05 03 „Wirtschaftsblatt vom 10.2.05 04 ebenda 05 „Wirtschaftsblatt vom 17.2.05 06 ebenda 07 „Kurier“ vom 5.2.05 08 ebenda 09 durchschnittliche Notstandshilfe etwa EUR 500/Monat; EUR 200,-/Monat mal 12 Monate ergibt je Betroffenem EUR 2.400,-/Jahr an geringerer Armut; mal 100.000 Langzeiterwerbsarbeitslosen ergibt o.a. Betrag 10 „Wirtschaftsblatt“ vom 9.2.05 11 „Wirtschaftsblatt“ vom 26.3.05 12 ebenda 3 ERLEBNISWELT April 2004 „Wer nicht erlebt hat, was uns widerfährt, der wird es nicht glauben.“ Dieser Satz, gefallen in einer Diskussion von Langzeitarbeitslosen, war für mich der Auslöser, diesen Bericht zu schreiben. In ihm sind die Erfahrungen einer ganzen Reihe von Personen, einschließlich von mir selbst, verarbeitet. Ich räume gerne ein, dass der eine oder die andere, vor allem wenn der Kontakt mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) nur kurz war, Erfreulicheres erlebt hat, als hier dokumentiert ist. Trotzdem sind es authentische Berichte, die nicht wegdiskutiert werden können. SYMBOLFOTOS:FOTOSTUDIO HASLINGER I 4 m öffentlichen, politischen Diskurs ist die soziale Erfahrung der Arbeitslosen mit dem AMS weitgehend ausgeschlossen. Dass gewisse Kreise Interesse haben, Zerrbilder über Arbeitslose in Umlauf zu setzten, verseht sich von selbst. Aber auch bei linken und kritischen politischen Kräften, die die Arbeitslosigkeit ehrlich als echtes Problem, und nicht als probates Mittel, Druck auf die noch Arbeitsplatzbesitzenden auszuüben, auffassen, fehlt oft jedes Wissen um die Vorgänge im AMS. Immerhin ist das AMS eine Institution, die das Lebensschicksal von über einer viertel Million Menschen verwaltet. Es ist eine Sache, sich Gedanken über die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu machen, politische Vorschläge zu entwikkeln oder Maßnahmen vorzuschlagen. Eine andere Sache ist es, die Politik des AMS unter die Lupe zu nehmen. Hier herrscht auch bei linken und oppositionellen Funktionären oft blankes Unwissen und völlige Ahnungslosigkeit, was eigentlich hinter den geschlossenen Türen der Beratungszimmer geschieht. Irgendwie scheint der Irrglaube verbreitet zu sein, dass AMS würde halt offene Stellen vermitteln, ansonsten Arbeitslose durch Schulungen weiterbilden. Und, so wird unausgesprochen hinzugefügt, was sei daran schon so problematisch. Die Kritik bezieht sich in der Regel allein auf den Punkt, dass die Kursmaßnahmen die Arbeitslosenstatistik verfälschen würde. Diese Sichtweise ist nicht nur bis zu Lächerlichkeit verkürzt, sie zeigt vor allem den Ausschluss der sozialen Erfahrung. Wer so denkt, hat seit Jahrzehnten kein Arbeitsamt als Betroffener betreten. Ohne Bezug auf die soziale Erfahrung wird ein steriler, von allem Erleben gereinigter politischer Diskurs über die Arbeitslosigkeit geführt, in dem die wirklichen Menschen, ihre Erlebnisse, Befürchtungen und Ängste nicht mehr vorkommen. Wer arbeitslos ist, ist stigmatisiert. Man seht im Schatten von Arbeitsunwilligkeit, Schmarotzertum und persönlicher Unfähigkeit. Und wer arbeitslos ist, kennt das aus seinem Alltag ganz genau. Doch der soziale Ort, an dem sich die Abwertung konkret und mit praktischen Konsequenzen vollzieht, ist die Institution AMS. Wer über Arbeitslosigkeit spricht ohne das AMS mit einzubeziehen, verliert an Glaubwürdigkeit. „. . . den Fuß in der Türe . . .“ Wer Räume des Arbeitsmarktservices betritt ist von eine Flut von Plakaten und Broschüren umgeben, in denen „Kundenorientiertheit“ und „Problemlösungskompetenz“ signalisiert werden. In wohlwollender, ja salbungsvoller Sprache ist von „Hilfestellung“, „Unterstützung“ und „sinnvollen Maßnahmen“ die Rede. Sobald sich die Türe des Beratungszimmers geschlossen hat und man dem Betreuer alleine gegenüber sitzt, sehen die Dinge bald ganz anders aus. Was nun ver- handelt wird, sind nicht ein paar hundert Euro im Monat, ist nicht die Suche nach einem sinnvollen Arbeitsplatz, sondern die Durchsetzung eines perfides Kalküls, das man zuerst gar nicht recht glauben kann. Tatsache ist: Das AMS kann keine Arbeitsplätze anbieten, die der Ausbildung, der Berufserfahrung, dem Interesse und der Motivation der Arbeitsuchenden entsprechen - und die Beamten wissen das auch. Je länger man arbeitslos ist, desto klarer erkennt mensch, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen offenbar einen anderen Zweck erfüllen, als jenen, den die Hochglanzprospekte suggerieren. Als erster Schritt wird unmissverständlich klar gemacht, dass der Arbeitsplatz nach Wunsch eine Illusion sei, die man sich rasch abzuschminken hätte. Nach und nach zeichnet sich das eigentliche Kalkül der Gespräche, Vorschläge und Maßnahmen ab, die einem unbefangenen Beobachter als nicht zielführend, ja unsinnig erscheinen müssen. Die Arbeitsuchenden sollen dazu gebracht werden, jedes Kriterium für die Arbeitsplatzwahl, jeden Anspruch, jeden Wunsch nach einem bestimmten Arbeitsplatz aufzugeben und dem Credo beizupflichten, jeder Arbeitsplatz, sei er noch so mies, schlecht bezahlt und weit vom Wohnort entfernt, sei besser als gar keiner. Darum kreist die sogenannte „Betreuung“ durch die Beamten des AMS in Wirklichkeit. Widerspruch und Einwände werden nicht geduldet. Wer keine Einsicht zeigt, dem drohen Sanktionen. Ein beliebtes Mittel, Arbeitslose zu schikanieren, sind Kurse. Bei diesen Kursen geht es immer weniger um Vermittlung von beruflichen Qualifikationen, sondern um die Indoktrination marktkonformener Weltanschauungen, schlicht um Gehirnwäsche. Vor dem Hintergrund primitivster neoliberaler Positionen soll dem Arbeitsuchenden eingetrichtert werden, dass sein Schicksal einzig und allein in seinen Händen liegt. Wer April 2004 zu äußern wagt, dass das Problem der Arbeitslosigkeit auf gesellschaftlicher Ebene bekämpft werden muss, wird automatisch zum Querulant und dokumentiert damit seine heimliche Arbeitsunwilligkeit. Mit subtilen Methoden wird den Arbeitslosen eingehämmert, sie müssten erkennen, dass sie eigentlich von der Gesellschaft durchgefütterte Problemfälle seinen. Freilich ertönt auch die frohe Botschaft: „Wichtig ist, den Fuß in der Türe zu haben“. Das heißt im Klartext: Irgend ein Job, sei er noch so übel und miserabel bezahlt, sei besser als gar keiner . . . „Notwendige Dequalifikation“ Als besondere Pikanterie am Rande muss erwähnt werden, wer und zu welchen Bedingungen diese Kurse hält. Oft sind es selbst Langzeitarbeitslose, die, auf Basis von Wertverträgen, Arbeitslosen erklären sollen, wie sie ihrem Schicksal entrinnen können. Ich kenne einige Personen, bei denen es sich im letzten Moment entschieden hat, ob sie den selben Kurs leiten oder ihn konsumieren müssen. Ablehnung von Kursen zieht die Streichung des Bezugs für einige Wochen nach sich; damit wird auch ganz offen gedroht. Qualifizierte Personen, die den Berufsschutz verloren haben, werden ohne Debatte an die absurdesten Stellen vermittelt. „Notwendige Dequalifikation, um die Chancen am Arbeitsmarkt zu erhöhen“ lautet die offizielle Sprachregelung - praktisch bedeutet dies die völlige Ignoranz gegenüber den Fähigkeiten, Interessen, ja der Persönlichkeit des Arbeitsuchenden. Die Rücksichtslosigkeit und Brutalität des Vorgehens kann am besten an Beispielen demonstriert werden. Einer ausgebildeten und preisgekrönten Musikerin und Komponistin wurde ungerührt die Stelle einer Regalbetreuerin in einem Supermarkt angeboten, einem langjährigen Universitäts-Lektor eine Kellnerstelle in Baden, trotz seines Wohnorts in Wien. Einem ausgebildeten Tischler eine Stelle als Abwäscher, inklusive ein täglicher Arbeitsweg von drei Stunden. Diese Beispiele sind keine Einzelfälle und könnten beliebig verlängert werden. Geäußerte Bedenken, die angebotene Arbeitsstelle würde ja nicht im Geringsten der eigenen Person entsprechen, werden zynisch mit dem Hinweis auf zu leistende Flexibilität und der Drohung mit Bezugsstreichung quittiert. Argumente, die Annahme einer besonders unqualifizierten Tätigkeit würde das Resultat jahrelanger Ausbildung in Frage stellen und in weiterer Zukunft das ERLEBNISWELT Erreichen einer entsprechenden Tätigkeit nachhaltig gefährden, werden als Widerspenstigkeit und Arbeitsunwilligkeit ausgelegt. Unmissverständlich wird das Aufgeben seiner eigenen Geschichte, seiner Fähigkeiten, seiner sozialen Identität gefordert. Diese gängige Praxis betrifft alle sozialen Gruppen, Männer wie Frauen. Indem blindwütig Menschen an offene Stellen vermittelt werden, die auf sie passt wie die berühmte Faust auf das Auge, muss bei den potentiellen Arbeitgebern und in Folge in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen, Arbeitslose seien an Anstellungen gar nicht interessiert. Das wiederum hat zur Folge, dass Arbeitgeber, die engagierte und interessierte Personen suchen, offene Stellen den Arbeitsämtern nicht melden. Durch die Vermittlungspraxis des AMS finden sich letztlich nur Jobs im Angebot, die, höflich ausgedrükkt, nicht wirklich arbeitsmarktfähig sind. Nur wer diesen Mechanismus kennt, weiß, warum die Zuweisung von Vorstellungsterminen de facto konterproduktiv und als Schikane zu werten ist. Es wäre naiv zu glauben, das AMS wüsste das alles nicht. Ebenso ist die praktische Erfolglosigkeit diverser Kursmaß- nahmen bekannt. Die in der Öffentlichkeit immer wieder geäußerte Meinung, die Kurse sein dazu da, die Statistik zu beschönigen, ist eben nur die halbe Wahrheit. Auch wenn die Maßnahmen keineswegs dazu führen, Personen an sinnvolle Arbeitsplätze zu vermitteln, sie haben durchaus einen Sinn. Nämlich das Individuum so lange weich zu klopfen, bis es bereit ist, wirklich jede Arbeit zu allen Bedingungen anzunehmen. Wirtschaft, was wünscht du dir mehr! Der Sinn dieser an sich sinnlosen Befehle ist es, die Arbeitslosen ständig auf Trab zu halten mit dem Kalkül, irgendwann wird sich der Arbeitslose vom Bezug abmelden und nicht mehr in der Statistik aufscheinen, egal wie, egal welchen Job er irgendwo organisiert. Beliebt ist auch die Ermunterung, sich „selbständig“ zumachen, das heißt fast immer ohne notwendiges Kapital und Erfahrung, freier Unternehmer zu spielen. Auch dafür gibt es Kurse. Ohnmacht und Angst Sicher treffen die in diesem Bericht festgehaltene Erfahrungen nicht auf alle in gleichem Maße zu. Die gründlich geschulten Beamten gehen sehr differenziert vor. Jüngere Personen, die nur wenige Wochen arbeitslos sind und als leicht vermittelbar eingeschätzt werden, werden andere Erfahrungen machen, als jene, die als Problemfälle gebrandmarkt werden. Und Problemfall ist man leicht, die „falsche“ Ausbildung, sogenannte Überqualifikation, längere Arbeitslosigkeit, ältere Menschen, alleinstehende Frauen mit Kindern - schon bekommt man Macht und Willkür zu spüren. Über Ohnmacht und Angst spricht mensch nicht gerne. Aber es soll auch einmal gesagt werden: Aus zahlreichen Gesprächen und auch aus eigener Erfahrung weiß ich, welch psychischen Druck es bedeutet, dem sogenannten Betreuer ohnmächtig ausgeliefert zu sein. Man wird zu Aktionen gezwungen, die man aus tiefster Überzeugung für sinnlos, ja konterproduktiv hält. Man wird gezwungen, sich für Jobs bewerben, obwohl man selbst weiß - und zumeist auch der potentielle Arbeitgeber, so er über einen Funken Menschenkenntnis verfügt - , dass man für diese Tätigkeit einfach nicht geeignet ist. Das hinterlässt Spuren, den Stachel des Befehls. Überhaupt Kriterien für seinen möglichen Arbeitsplatz zu entwickeln, gilt als lächerlich, ja Arbeitsunwilligkeit. Das Bedrückende ist die Ausweglosigkeit, in der sich die Arbeitslosen befinden. Im gesellschaftlichen Normalfall befindet sich das Individuum in einer Situation, die es aus freier Entscheidung beenden kann. Hält man seinen Arbeitsplatz nicht aus, besteht die Option der Kündigung. Wird die Beziehung zur Hölle, ist Trennung immer noch möglich. Solange man jedoch ohne Arbeit und Einkommen ist, kann man dieser Institution nicht entfliehen. Die psychische Reaktion der Arbeitslosen ist 5 April 2004 ERLEBNISWELT unterschiedlich. Manche reagieren mit Zynismus, andere mit Angst, dritte geraten in Panik und treffen Entscheidungen, die an sich unsinnig sind, weitere reagieren mit Überanpassung und vorauseilendem Gehorsam. „Eigentlich sind wir Leibeigene des Staates“ formulierte eine Langzeitarbeitslose in einem Gespräch. Dem kann ich nur zustimmen. Was tun? Linke Politik kann nicht länger ausschließlich „die Arbeitslosigkeit bekämpfen“ auf ihre Fahnen schreiben, gleichzeitig das AMS und seine Mechanismen als blinden Fleck ignorieren. Diese Haltung arbeitet dieser Institution und ihrer Macht in die Hände. Sie spart einen, ja den Mechanismus der Disziplinierung und Unterdrückung aus der Kritik aus. Wir alle wissen nur zu gut, wie die Drohung mit der Arbeitslosigkeit in den Betrieben wirkt, wie diese Drohung benutzt wird, um die Situation für alle Werktätigen zu verschärfen. ! Besteht die Antwort einzig und allein in der Forderung nach Arbeitsplätzen, so sind die Arbeitslosen weiter schutzlos der Politik der AMS ausgeliefert. Diese Situation ist unerträglich. Ich halte es hier nicht für sinnvoll, einen Forderungskatalog im Detail vorzulegen. Ich persönlich würde für Auslösung des AMS und für Freiwilligkeit bei Beratung und Kursen plädieren. Doch meine Stimme ist nur eine unter vielen. Notwendig ist, dass die Arbeitslosen ihren reinen Objektstatus überwinden. Wie bei jeder stigmatisierten und heterogenen Gruppe ist Selbstorganisation sehr schwierig und existiert nur in Ansätzen. Realistisch gesehen, wird es in Österreich nicht so rasch eine machtvolle autonome Arbeitslosenbewegung geben. Zu unterschiedlich sind die Interessen, zu verschieden die Lebensperspektiven. Vor allem: Arbeiterkammer, Sozialdemokratie und Gewerkschaften haben wenig Interesse, Arbeitslose zu organisieren. Offiziell hat ein Arbeitsloser nur ein Interesse zu Versteuerung des Arbeitslosenentgeltes und der Notstandshilfe - TATSACHE? Ja, es ist tatsächlich wahr! Das Arbeitslosengeld und die Notstandshilfe wird der Lohnsteuerbasis zugerechnet, wenn im Kalenderjahr ZUMINDEST EIN Erwerbseinkommen vorlag. Wer also am 15. 12. des Kalenderjahres eine Erwerbstätigkeit annimmt, darf sein Arbeitslosengeld bzw. die Not- ! 6 haben, nämlich rasch einen Arbeitsplatz zu bekommen und sonst nichts. Doch die hohen Arbeitslosenzahlen in Europa werden nicht sinken. Arbeitslose wird es auch in Zukunft geben. Ob man Arbeitslosigkeit ehrlich bekämpft oder zynisch als Drohung für die Werktätigen akzeptiert, macht für die Situation der Arbeitslosen keinen großen Unterschied, ob man es wahrhaben will oder nicht. Gemeinsam mit den Arbeitslosen gilt es, Rechte zu fordern. Etwa das Recht, „Nein“ zu einem angebotenen Arbeitsplatz zu sagen, das Recht Kurse abzulehnen, das Recht, nach längerer Arbeitslosigkeit Urlaub konsumieren zu können. Man mag diesen Vorschlägen ablehnend oder zustimmend gegenüberstehen, entscheidend ist, dass der Alltag im AMS endlich aus jenem Dunkel geholt wird, in dem Herrschaft und Willkür so prächtig gedeihen. Wenn dieser Artikel dazu ein Anstoss ist, hat er seinen Zweck erfüllt. Verfasser ist der Redaktion bekannt standshilfe des ganzen Jahres versteuern! Zuzüglich einer geringfügigen Beschäftigung kommt so mancher doch dorthin, tatsächlich Lohnsteuerabzüge zusammenzubringen! Eine Tatsache, die wieder einmal die Ärmsten der Armen auf Kosten der Wohlhabenden benachteiligt. Sozialstaat Österreich? Mitnichten! Geringfügig Beschäftigte, aber höchst ausgebeutete, AUFGEPASST! Uns werden Fälle bekannt, dass Handelsketten (wir sagen nicht wer und welche Fachrichtung!) Mitarbeiter als Aushilfskräfte zur stundenweisen Beschäftigung auf Abruf suchen. Erwerbsarbeitslose müssen diese Angebote annehmen, da sie sich wenige Euro Mehreinnahmen versprechen, alles besser, als vom Arbeitslosengeld oder der Notstandshilfe NICHT überleben zu können! Der geringfügig Beschäftigte wird vom Arbeitgeber bei der Sozialversicherung angemeldet und nach Ablauf des Bedarfes (z.B. Ende der Inventur) sofort wieder abgemeldet, z.B. nach neun Tagen. In diesen neun Tagen hat der geringfügig Beschäftigte aber vielleicht mehr verdient, als ihm der Gesetzgeber gestattet! Es gilt nicht nur die Grenze von 323,46 Euro im Monat, sondern die Grenze von 24,84 Euro im Tag1 zu beachten! Das AMS überprüft diese Einnahme, und falls diese - wie in unserem Fall - in neun Tagen, davon sieben Werktage, 7* 24,84 = 173,88 Euro überschreitet, wird für genau diese neun Tage das Arbeitslosengeld/die Notstandshilfe gestrichen! Eine Tatsache, die wieder einmal die Ärmsten der Armen auf Kosten der Wohlhabenden benachteiligt. Sozialstaat Österreich? Mitnichten! 1 http://www.sozialversicherung.at/esvapps/page/page.jsp?p_pageid= 110&p_id=5&p_menuid=511&pub_id=500 April 2004 THEMA Gedränge am Arbeitsamt Die Arbeitsmarktstatistik verheißt nichts Gutes. Noch nie gab es in der Zweiten Republik so viele Arbeitslose. Und das quer durch alle Bevölkerungsschichten und Einkommensgruppen. Sowohl Akademiker als auch der große Bereich des Mittelstandes ist immer mehr von Arbeitslosigkeit betroffen. Von Georg Widerin Armutsgefährdet „Der sogenannte Mittelstand in Österreich ist nicht nur zunehmend von Arbeitslosigkeitsphasen betroffen, sondern auch von Armutsgefährdung. Gebot der Stunde ist also nicht nur eine aktive Arbeitsmarktpolitik, sondern auch Sozial- und Umverteilungspolitik“, erläutert Monika Vana, stellvertretende Klubobfrau der Grünen im Wiener Rathaus. „Die Österreicher müssen Reallohnkürzungen hinnehmen, während gleichzeitig Beiträge erhöht und Selbstbehalte eingehoben werden. Den Menschen bleibt immer weniger Geld in der Tasche. Armut und Armutsgefährdung nimmt in Österreich enorm zu“, ergänzt Monika Vana. Ein Blick auf ewig lange Wartelisten der Schuldnerberatungen und die vollen Wartezimmer der Sozialämter gibt Vana recht. Auch die immer größer werdende Zahl der so genannten „Working Poor“, die sich mit sogenannten McJobs mehr schlecht als recht über Wasser halten, bestätigen die These, dass Arbeit schon lange nicht mehr vor Armut schützt. Blick zum Nachbarn D ie vor wenigen Tagen veröffentlichte Arbeitslosenstatistik für 2004 zeigt einen Rekordwert bei Jobsuchenden. Und es sind nicht mehr nur die klassischen Gruppen, die davon betroffen sind. In Österreich ist es nun auch zunehmend der große Bereich des Mittelstandes. Dies bestätigt auch Josef Wallner, der Leiter der Abteilung Arbeitsmarkt der Arbeiterkammer Wien: „Arbeitslosigkeit trifft keineswegs nur Randgruppen, sondern zumindest als Risiko bereits große Teile der Kernschichten der Erwerbsgeselischaft.“ Gespaltenes Land Diese dramatische Entwicklung birgt die Gefahr einer Spaltung der Gesellschaft. Denn wenn immer mehr Angehörige der Mittelschicht in die Gruppe der derzeit mehr als 364.000 Jobsuchen- den fallen und damit deutlich weniger verdienen, geht bald ein Bruch quer durch das Land. Die Teilung in Arm und Reich sowie in Job-Besitzende und ]obSuchende könnte die Grundfeste unserer Gesellschaft nachhaltig erschüttern. Dass die Arbeitslosigkeit quer über alle Bildungs- und Einkommensschichten vor niemandem halt macht, hängt auch mit dem Wandel der Arbeit und der Arbeitswelt zusammen. Immer mehr Menschen des sogenannten Mittelstandes haben befristete Jobs. „Es gibt einen Trend bei den Unternehmen, Arbeitsplätze immer häufiger nicht unbefristet, sondern befristet und ’just on demand’ anzubieten. Das führt dazu, dass zunehmend alle Gruppen auf dem Arbeitsmarkt dem Risiko der Arbeitslosigkeit zumindest temporär und immer wiederkehrend ausgesetzt sind“, berichtet Wallner. In Deutschland ist die Arbeitsmartksituation noch dramatischer als hier zu Lande. Auch ’Hartz IV’ und das gebetsmühlenartige Mantra der „IchAG“ konnten nicht verhindern, dass Deutschland mit fünf Millionen Arbeitslosen den Nachkriegsrekord knackt. Unsere Nachbarn befinden sich heute fast auf dem Arbeitslosenniveau der Weimarer Republik 1932 nach der Weltwirtschaftskrise. „Es hat mich extrem gewundert, dass ’Hartz IV’ in Deutschland keine Massenproteste ausgelöst hat. Doch anscheinend ist die Schmerzgrenze noch nicht erreicht. Wie bitte kann man heutzutage von knapp 400 Euro leben?“, fragt sich Herr S. erstaunt. Herr S. war selbst lange Zeit arbeitslos und ist Kassier bei einem Selbsthilfeverein für ältere Arbeitslose. Herr S. möchte auf eigenen Wunsch anonym bleiben. 7 April 2004 THEMA Arbeitslos - ein Dauerlos? Das Ausmaß der Arbeitslosigkeit ist ein humanitärer Skandal und eine volkswirtschaftliche Idiotie. N eunzehn Millionen Arbeitslose in der gesamten EU (das sind in etwa 8,9% der unselbständig Beschäftigten gemessen nach unterschiedlichen Methoden) und davon rund 400.000 Menschen in Österreich (das sind 7,1% der unselbständig Erwerbstätigen) bedeuten noch mehr Menschen (infolge der Familienangehörigen), die an finanziellen Schwierigkeiten und seelischen Problemen leiden. Dieses zivilisatorische Versagen der modernen kapitalistischen Gesellschaft ist wahrlich ein unglaublicher humanitärer Skandal. Darüber hinaus stellt dieser Zustand durch den Teilausfall der Betroffenen als Konsumenten (Steigerung der Inlandskonjunktur), als Steuerzahler (Lohnsteuer, Mehrwertsteuer) und Produzierende (Steigerung des Bruttoinlandsproduktes, also des volkswirtschaftlichen Reichtums) eine ausgesprochene volkswirtschaftliche Idiotie dar. Noch vor fünfzehn Jahren wurde ein solcher Zustand von allen europäischen Politikern als absolut untragbar bezeichnet. Heutzutage wird er als bedauerlich, aber offenbar unvermeidlich hingenommen. Das ist in erster Linie eine Folge der ideologischen und politischen Vorherrschaft des Neoliberalismus in unserer Zeit. Diese Ideologie begreift den Menschen hauptsächlich als profitabel verwertbares Teilelement im Wirtschaftsprozesses. Ist eine Steigerung des Profits durch Freisetzung (so nobel definiert man heute das Unglück) von Arbeitskräften möglich, dann wird sie durchgeführt. Das ist betriebs- 8 wirtschaftlich und kurzfristig gedacht durchaus vernünftig. Und es ist auch Teil der Steigerung der Produktivität, also volkswirtschaftlich als ein Teilschritt der Gesamtproduktion sinnvoll. Aber vor der Zeit des Neoliberalismus wurde als gleichrangige volkswirtschaftliche Verpflichtung der nächste Schritt in der Handlungskette volkswirtschaftlicher Tätigkeit gesehen: nämlich die Verpflichtung der Gesellschaft (sowohl der Unternehmen als auch des Staates) für neue Arbeitsplätze zu sorgen. Die Idee der sozialen Marktwirtschaft bedeutete die Verpflichtung, den Profit auch zur Schaffung und Erhaltung der notwendigen Arbeitsplätze zu verwenden. Der Neoliberalismus hat ein anderes Ziel: die Umverteilung von unten nach oben. Oder deutlich kapitalistisch gesagt: die ausschließliche Profitsteigerung. Natürlich ist dieses Ziel in einer Demokratie nicht mehrheitsfähig (weil gegen die Mehrheit der Bevölkerung gerichtet) und muss daher in der argumentativen Verkleidung der objektiven Notwendigkeit dargeboten werden. Also werden die arbeitslosen Opfer zu Schuldigen erklärt: Sie seien nicht flexibel genug und die Löhne an den Verhältnissen des Marktes gemessen zu hoch. Dementsprechend schauen auch die neoliberalen Rezepte gegen die Arbeitslosigkeit aus. Eine Senkung der Löhne, eine Kürzung der finanziellen Unterstützung, die Einrichtung eines Niedriglohnsektors wird empfohlen und bei der ersten Gelegenheit durchgesetzt. Diese Wirtschaftspolitik verschlimmert dann die Krankheit als deren Heilmittel sie sich ausgibt. Die Senkung der Lohnquote (der Anteil der Löhne und Gehälter am gesamten Volkseinkommen) führt in der Folge zu einer Senkung der Massenkaufkraft und daher zum Abwürgen der Inlandskonjunktur. Die weitere Steigerung der Arbeitslosigkeit erfolgt bei verschärfter Ausgangslage. Den neoliberalen Hauptakteuren (vor allem den Konzernen) macht das vorerst wenig aus. Die unmittelbare Profitsteigerung haben sie in der Tasche und den weiteren Umsatzerfolg suchen sie im Export. Die Europäische Union bietet dafür eine ideale Geschäftsgrundlage. Erstens schafft ihre neoliberale Ausgestaltung (Kapitalverkehrs-, Dienstleistungs-, Niederlassungs- und Personenverkehrsfreiheit) den Unternehmern ein faktisches Übergewicht gegenüber den Lohnabhängigen, also günstige Möglichkeiten für Lohndrückerei. Zweitens bringt die Erweiterung der EU neue Absatzmärkte (als Ersatz für den stagnierenden Inlandsmarkt) und die EU selbst ist ein machtvoller Akteur auf dem Weltmarkt, was die ökonomische Übervorteilung von Nichtmitgliedsstaaten erleichtert. Doch das schlechte Ende ist schon in Sicht, denn der Export des Einen ist der Import des Anderen und wenn alle vorwiegend exportieren, dann sind die Märkte bald mit Waren überfüllt. Deshalb ist zunehmend der Verdrängungswettbewerb (das Aufkaufen von Firmen) und nicht die Umsatzausweitung die vorherrschende Tendenz. Und das führt wiederum zur Steigerung der Arbeitslosigkeit. Die wesentlichen volkswirtschaftlichen Daten beweisen die Richtigkeit der hier angeführten Beschreibung: Während die österreichische Wirtschaft 1960 bis 1980 (also vor der neoliberalen Liberalisierung, Deregulierung, Flexibilisierung und Privatisierung) im Schnitt um 4,4% wuchs, sind es seit dem EU-Beitritt nur noch 2,1%. Während der Anteil der Löhne und Gehälter am österreichischen Volkseinkommen seit den 70er Jahren von 73 auf 58% gesunken ist, haben die Gewinn-, Kapital- und Selbstständigeneinkommen von 27 auf 42% zugenommen. Während die Neoliberalen über Standortnachteile jammern, steigt die Produktivität in Österreich und Deutschland im Vergleich mit den wichtigen Handelspartnern und daher jagt auch ein Exportrekord den anderen. Weil seit Anfang der 90er Jahre in der EU die Reallöhne deutlich hinter der Produktivität zurückgeblieben sind, ist es zu einem Sinken der realen Lohnstückkosten(Summe der Kosten pro erzeugtem Produkt) und damit zu einer höheren Gewinnentwicklung der Unternehmen gekommen. « April 2004 ERWIN. H Die Gespräche und Gedanken des Erwin H. Na sowås, da Kärntna Laundeshauptmaun! Då in Wien bein Heurign? Haumma wieda amoi an Nau jå Jörg, oba wås is denn jetzt aundas wurdn, bei Gusto auf a Viertl ? Ah so, si miassn a wengl ausspaun- da BZÖ ? San jå eigentlich diesöbn Leit wia vurher, nua a nan nåch die letzten Tåg. Woa do a bißl vü auf amoi, wia poa weniga hoit. Jo, kloa, des san kane destruktiven ma so sågt. Woascheinlich woa oba des Gründn vun ana Elemente … neichn Partei vü afocha, wia waun ma de Jå sakrateifel, jetzt is er scho wieda aundaren olle het ausseschmeißn vaschwundn! Des hoit ma jå in Kopf net miaßn. Woa jå scho bein Mölzer net aus, wia ma so sågt. Amoi is er då, so gaunz afoch. Wås haums gsågt, daun is er wieda weg, daun is er wieda Herr Haider ? Ah jå, des woa a då, ah, do is er jå wieda! destruktives Element, der Und jetzt, Jörg, wia is denn des mit Mölzer. I vasteh scho … dem Schüssl? Üba den håst jå die Wo is er denn jetzt ? Auf amoi gaunze Zeit fuachtboa gschimpft, is er verschwundn, der Haider. So und jetzt auf amoi is er wieda dei schnöll, das i des goa net gsegn Freind? Nau kloa, hätt i vun söba drauf håb. Oba sei Glasl steht no då. kumman kennan, da Schüssl is ka Vielleicht håt er jå nua aufs Häusl destruktives Element … miaßn. Ah! Do is er jå scho wieda. Meina Seel, jetzt is er scho wieda weg. Oba Oiso, wia woa des jetzt wirklich i glaub, jetzt is er wirklich gaungan, wäu sei Herr Haider - oda derf i Jörg sågn ? I Glasl is a weg. derf ? Des is sche, des gfreit mi. Oiso Jörg, wia woa des, warum host miaßn Herr Oba ! Zoin! Wås ?? I soi sei Rechnung a a neiche Partei gründn ? Ah so, des zoin ? Nau der is beinaund. Vaschwindt afoch und woan ollas destruktive Elemente. Nau guat … Jetzt is er scho wieda weg! Des is a bißl a mühsaum låßt mi sei Zech zoin, wia ma so sågt ! Nau guat, woa eh nua a anziges Viertl, oba wieso is er eigentlich gaunz mit dera Untahoitung, waun ana dauand vaschwindn vaschwunden? Woascheinlich håt er glaubt, daß da Wirt tuat. Jessas! Jetzt bin i oba daschrockn, so schnö is er a destruktives Element is und tuat jetzt an neichn Heurign wieda kumman. gründen. Wås was ma scho, wås so an einfoit!? « Während die Arbeitslosen- und Armutszahlen in Österreich gestiegen sind, ist die Sozialquote (der Anteil sämtlicher Sozialleistungen an der Wirtschaftsleistung) seit 1996 von knapp 30 auf 28,5% gesunken. Wenn die neoliberalen Rezepte gegen die Arbeitslosigkeit wirken würden, hätte diese abnehmen müssen! Die momentane Arbeitsmarktpolitik besteht im wesentlichen im Verwalten, das heißt Ruhighalten der Arbeitslosen. Wenn es am notwendigen Geld fehlt, kann sie auch kaum etwas anderes tun, denn auf eine offene Stelle kommen zehn Arbeitslose. Da muss man sich wirklich im Bewerben und in der Selbstdarstellung üben! Wenn wir eine soziale Marktwirtschaft gestaltet durch einen Sozialstaat haben wollen, dann ist eine andere Wirtschaftspolitik notwendig. Der Staat muss viel Geld in die Hand nehmen: Erstens um den momentan Arbeitslosen ein menschenwürdiges Auskommen zu sichern und damit auch die Inlandskonjunktur zu stimulieren. Zweitens um die Umschulung und Ausbildung von hochwertigen Arbeitskräften voranzutreiben. Drittens um durch Investitionen neue Arbeitsplätze zu schaffen und deren Schaffung zu begünstigen. Im Bildungswesen, in der Betreuung von älteren Mitmenschen, im Umweltschutz, in der Verbesserung der Infrastruktur haben wir eine Reihe von Aufgaben, die nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch die wirtschaftliche Zukunft sichern helfen. Der Staat hat heute das notwendige Geld nicht, denn die Steuern auf Gewinne, Kapitalerträge und Vermögen sind zu niedrig. Gerade dort, wo das meiste Geld ist, wird anteilsmäßig am wenigsten besteuert! Auch bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zeigt sich wieder, die Steuerfrage ist der zentrale Punkt in der Wirksamkeit des Sozialstaates. Wenn sie nicht im Interesse der Bevölkerung gelöst wird, ist alles andere zu wenig. Wenn die Politik nicht in diesem Sinne handelt, muss es die Zivilgesellschaft mit Hilfe einer Volksabstimmung tun. Hans und Gerhard Kohlmaier, Steuerini, Doeltergasse 5/4/7, 1220 Wien, Februar 2005 9 WIRTSCHAFTSPOLITIK April 2004 Von den Widersprüchen des Staates Von den Auswirkungen auf Arbeitsplätze und Investitionen E s ist schon verrückt: Da ruft der Staat die Bürger zu vermehrten Ausgaben auf und schränkt seine eigenen ein. Da verlangt er von den Unternehmen mehr Arbeitsplätze und reduziert sie im eigenen Bereich. Da erwartet er von der Wirtschaft Investitionen und fährt seine eigenen herunter! In welchem Maß der Staat in Sachen Ausgaben gegen seine eigenen Forderungen verstößt, zeigt sich an den Kürzungen aller Etats. Dass er diese Kürzungen auch noch als „Sparen“ bezeichnet, obwohl damit im normalen Sprachgebrauch das Gegenteil, nämlich Rücklagenbildungen verstanden werden, ist fast schon eine Orwell’sche Meisterleistung. Mit den Folgen dieses staatlichen „Sparens“ werden wir tagtäglich auf allen Ebenen unseres Lebens konfrontiert, ob bei den Ausgaben der Gemeinden, der Länder oder des Bundes, so dass dies kaum weiterer Erörterungen bedarf. Doch bei den Auswirkungen auf Arbeitsplätze und Investitionen lohnt eine genauere Betrachtung. Der Staat und die Arbeitsplätze 10 Zieht man zu diesem Thema die offiziellen Zahlen heran, dann wurden die Vollzeitbeschäftigten im öffentlichen Dienst von 5,1 Millionen 1991 auf 2,9 Millionen 2003 abgebaut, also fast um die Hälfte! Zwar war der vereinigungsbedingte Anstieg der öffentlich Beschäftigten von 3,6 auf anfangs 5,1 Millionen, auf Grund der Praxis in der ehemaligen DDR sicherlich überzogen. Aber selbst wenn man diese Arbeitsplätze in den neuen Ländern auf die westdeutschen Relationen herunter rechnet, ergibt sich für Ende 1991 immer noch ein realistischer Wert von 4,5 Millionen, der dann bis Ende 2003 um 1,6 Millionen und damit um gut ein Drittel abgebaut wurde! Das aber heißt, der Staat, der über die hohe Arbeitslosigkeit von rund vier Millionen klagt, ist mit seinem eigenen Arbeitsplatz-Abbau in Höhe von 1,6 Millionen daran zu 40 Prozent beteiligt! Daran ändert sich auch nichts, wenn man beschönigend von „Freisetzungen“ redet! Der Staat und seine Investition Überprüft man die öffentlichen Investitionsausgaben, dann wurden diese von 1965 bis 2003 von 12 auf 33 Milliarden Euro auf knapp das Dreifache ausgeweitet. Vergleicht man diese Entwicklung aber mit den Steuereinnahmen, die in der gleichen Zeit von 54 auf 468 Milliarden und damit das Neunfache zunahmen, wird der relative Rückfall der Investitionsausgaben erkennbar. Diese unterschiedlichen Entwicklungen der Staatseinnahmen und Investitionsausgaben werden noch deutlicher, wenn man die Milliardenbeträge in Prozenten der Steuereinnahmen umrechnet, wie in der Grafik geschehen. Hieraus geht hervor, dass die Investitionen, die 1965 immerhin noch bei 22 Prozent der Steuereinnahmen lagen, bis 2003 auf rund sieben Prozent abgesunken sind. Das heißt, der Staat hat seine laufenden Investitionsausgaben, verglichen mit 1965, auf ein Drittel herunter gefahren. Mit dieser radikalen Reduzierung hat er zwangsläufig in der Wirtschaft große Auftragslöcher gerissen und damit zusätzlich die Arbeitslosigkeit erhöht! Die Ursachen des Investitionsabbaus Sucht man nach Gründen für diesen Investitionsabbau, dann muss es zwangs- läufig andere Ausgabenposten geben, die in einem ähnlichen Umfang angestiegen sind. Fündig wird man bei den staatlichen Zinsausgaben. Denn dieser Posten, der langfristig im Gleichschritt mit der Verschuldung zugenommen hat, stieg in den 38 Jahren von 2 auf 66 Milliarden Euro an, also auf das 33-fache und damit dreieinhalb Mal so rasch wie die Steuereinnahmen des Staates! Gemessen an diesen Steuereinnahmen stiegen die Zinszahlungen von drei auf vierzehn und damit um elf Prozentpunkte an, während die Investitionen, von 22 auf zwölf Prozent fallend, um zehn Prozentpunkte abgebaut wurden. Das aber heißt, die steigenden Zinszahlungen wurden praktisch im vollen Umfang durch Reduzierung der Investitionen ausgeglichen! Diese gleichgewichtige Gegenläufigkeit beider Entwicklungen geht besonders deutlich aus den zusätzlich in der Grafik eingetragenen Trendlinien hervor, die sich etwa 1989 kreuzen. Dabei spiegelt die Trendlinie der Zinsen gleichzeitig den langfristigen Anstieg der Staatsverschuldung wider. Nun sollte man eigentlich annehmen, dass der Staat, auf Grund der ständigen Schuldenausweitungen, seine Investitionstätigkeit zumindest auf gleicher Höhe gehalten hätte, da der Umfang der jährlichen Kreditaufnahmen offiziell auf die Höhe der Investitionen begrenzt ist. Doch wie die Grafik zeigt, war genau das nicht der Fall: Gemessen an Steuereinnahmen und Gesamtausgaben wurden die Investitionen laufend verringert! Wofür aber wurden dann die ständigen Geldaufnahmen verwendet? Geht man dieser Frage nach, dann zeigt sich, dass die ganzen Ausweitungen der Schulden, die sich in dem dargestellten Zeitraum auf insgesamt 1,3 Billionen Euro summieren, fast ausschließlich in den Zinsendienst geflossen sind! Das heißt, die jährlichen Neukreditauf- April 2004 AM ENDE nahmen stellten praktisch nur einen durchlaufenden Posten vom Kapitalmarkt an den Kapitalmarkt dar! Sie waren also zu gar nichts nutze, außer, dass sie den Reichtum der Geldgeber im gleichen Billionenumfang erhöhten wie die Staatsverschuldungen und damit die Zinslasten wuchsen! Die Schwankungen der Kurvenverläufe Neben den langfristigen Entwicklungstrends zeichnen sich in den Kurvenverläufen deutliche Schwankungen ab. Diese hängen vor allem mit den Hochzinsphasen zusammen, in deren Folge sich z.B. die Zinslasten jeweils erhöhen um anschließend wieder zu sinken. Zum Ausgleich kommt es bei den Investitionsausgaben dagegen eher zu umgekehrten Entwikklungen. Diese Gegenläufigkeiten sind in der Grafik, vor allem von 1980 bis 1983 und von 1992 bis 1995, gut zu erkennen. In Phasen niedriger Zinsen, wie von 1983 bis 1990, kommt es dagegen eher zu parallelen Entwicklungen beider Größen. Besonders deutlich wird der relative Rückgang der Zinslasten in der Niedrigzinsphase nach 1995, der durch die Reduzierungen der Neuverschuldungen Ende der neunziger Jahre noch verstärkt wurde. Dass es in diesen Jahren, trotz deutlicher Zinslast-Absenkung, zu keinem Anstieg der Investitionen kam, zeigt die inzwischen erreichte prekäre Lage der öffentlichen Kassen. Dass diese unterbliebene Belebung der öffentlichen Nachfrage zusätzliche negative Auswirkungen auf die allgemeine Konjunkturlage hatte, steht außer Zweifel. Dabei wird die heutige Konjunktur auch noch von jenen Zinslasten beeinträchtigt, die aus den fast vier Mal so hohen Schulden der Unternehmen und Privathaushalte resultieren. Angesichts der ständigen Zunahme dieser Gesamtverschuldungen, die in Deutschland bereits das Dreifache der jährlichen Wirtschaftsleistung erreicht haben, wirkt sich jede erneute Hochzinsphase immer verheerender aus. Schon ein Anstieg der Zinssätze um zwei Prozentpunkte bedeutet gesamtwirtschaftlich einen Belastungsanstieg von 120 Milliarden Euro und alleine bei den öffentlichen Haushalten von 27 Milliarden! Damit dürfte der Handlungsspielraum des Staates auf eine Weise eingeengt werden, die ihn zu weiteren Ausgabenreduzierungen zwingt und seine Forderungen an Wirtschaft und Verbraucher noch widersprüchlicher macht. Quelle: inwo.de Also denn . . . Wer von euch möchte am billigsten arbeiten? „Reicher Mann und armer Mann standen da und sah’n sich an. Und der Arme sagte bleich: Wär’ ich nicht arm, wärst du nicht reich.“ (Bert Brecht) Straßenfest Mariahilfer Straße, Ecke Neubaugasse, 16-20 Uhr 11