ŒURS 12 OkT 2013 - Festspielhaus St. Pölten

Transcription

ŒURS 12 OkT 2013 - Festspielhaus St. Pölten
FEST/SPIEL/HAUS/
ST/POELTEN/
Alain Platel
C(H)ŒURS
12 okt 2013
www.festspielhaus.at
Programm / C(H)ŒURS 3
„C(H)ŒURS“ ist eine Hommage an das
menschliche Dasein, an das Überleben,
an das Verbinden von Verstand und
Emotionen und an die Haltung, eine
eigene Persönlichkeit im Angesicht einer
Gruppe zu bewahren.
Alain Platel
C(H)ŒURS
Ein Projekt von Alain Platel
Musik von Giuseppe Verdi & Richard Wagner
Teatro Real Madrid
les ballets C de la B
Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
Samstag 12. Oktober 2013, 19.30 Uhr
Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal
Dauer: ca. 2 Stunden (ohne Pause)
Künstlergespräch mit Alain Platel und Brigitte Fürle
Kleiner Saal, 18.30 Uhr
Künstlerische Leiterin Festspielhaus St. Pölten: Brigitte Fürle
Besetzung / C(H)ŒURS 5
Alain Platel: C(H)ŒURS
Musik von Giuseppe Verdi und Richard Wagner
Marc Piollet Musikalische Leitung
Alain Platel Konzeption, Choreografie, Bühne
Andrés Máspero Chordirektor
Carlo Bourguignon Lichtdesign
Dorine Demuynck Kostüme
Steven Prengels Zusätzliche Musik
Bart Uyttersprot Sounddesign
Hildegard De Vuyst Dramaturgie
Jan Vandenhouwe Musikdramaturgie
Coro Intermezzo – Teatro Real Madrid Chor
Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
les ballets C de la B Tanz und Kreation
Bérengère Bodin, Daisy Ransom Phillips, Ido Batash, Juliana Neves, Lisi
Estaras, Quan Bui Ngoc, Romain Guion, Romeu Runa, Rosalba Torres
Guerrero, Serge Aimé Coulibaly TänzerInnen
Emile Clarisse, Eliot Clarisse Kinder
C(H)ŒURS
Eine Produktion von Teatro Real Madrid und les ballets C de la B.
6 C(H)ŒURS / Besetzung
Coro Intermezzo – Teatro Real Madrid
Sopran Debora Abramowicz, Legipsy Álvarez, Carmen Arrieta, Ana Maria
Fernández Sancho, María Fidalgo, Consuelo Garres, Esther González, Victoria
González, Oihane González, Cristina Herreras, Jung A Ko, Anne McMillan,
Pilar Moráguez, Aurora Parra, Natalia Pérez, Mayca Teba, Cristina Van Roy,
Zornitsa Zlatkova
Alt Cristina Alcaide, Mar Álvarez, Oxana Arabadzhieva, Nazaret Cardoso,
Mª Dolores Coll, Beatriz de Gálvez, Paula Iragorri, Celine Kot, Roberta Minnucci,
Ramona Mirabella, Miriam Montero, Carolina Muñoz, Iria Rajal, Florencia
Romero, Liliana Rugiero,
Tenor Álvaro Andrés, Fernando Campo, Adrián Castagnino, César de Frutos
Damián Díaz, Charles Dos Santos, José Alberto García, Alexander González,
Bartomeu Guiscafre, Gaizka Gurruchaga, Pablo Henares, Antonio Magno,
José Carlo Marino, Pablo Oliva, Miguel Ángel Ortega, Igor Peral, Carlos Silva,
José Tablada, Álvaro Vallejo
Bariton Carlos Carzoglio, Sebastián Covarrubias, Francisco García, Pablo García,
Claudio Malgesini, Harold Torres, Igor Tsenkman
Pianisten und Assistenten des Chordirektors Miguel Ángel Arqued, Roberto
Balistreri
Chordirektor Andrés Máspero
C(H)ŒURS
Bass Rubén Belmonte, Abelardo Cárdenas, Ramón Cifuentes, Vasco Fracanzani,
Domenico Laviola, Manuel Lozano, Iñigo Martín, Elier Muñoz, Ivaylo Ognianov,
José San Antonio, Luis Fernando Tangarife
8 C(H)ŒURS / Programm
Programm / C(H)ŒURS 9
Musik von Giuseppe Verdi (1813–1901) &
Richard Wagner (1813–1883)
Giuseppe Verdi
Dies irae und Tuba mirum aus „Messa da Requiem“
Giuseppe Verdi
Agnus Dei (Ausschnitt) aus „Messa da Requiem“
Richard Wagner
Vorspiel zum I. Aufzug aus „Lohengrin“
Giuseppe Verdi
„Patria oppressa“ Chor der Flüchtlinge aus dem IV. Akt aus „Macbeth“
Richard Wagner
Pilgerchor und Finale aus dem III. Aufzug der Oper „Tannhäuser und der
Sängerkrieg auf der Wartburg“
Einspielung historischer Aufnahmen von
„Parigi, o cara“ aus „La Traviata“ von Giuseppe Verdi
und
„O du mein holder Abendstern“ aus „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der
Wartburg“ von Richard Wagner
Giuseppe Verdi
Dies irae (Ausschnitt) aus „Messa da Requiem“
Richard Wagner
„Wacht auf!“ aus „Die Meistersinger von Nürnberg“
Giuseppe Verdi
„Va pensiero“ Chor der Gefangenen aus „Nabucco“
Richard Wagner
„Heil! König Heinrich! Heil!“ aus dem III. Aufzug der Oper „Lohengrin“
Giuseppe Verdi
Vorspiel zum III. Akt aus „La Traviata“
Giuseppe Verdi
Libera me (Ausschnitt) aus „Messa da Requiem“
Giuseppe Verdi
Vorspiel zum I. Akt aus „La Traviata“
Giuseppe Verdi
„Soccorri a noi pietosa“ (Ausschnitt) Chor der Priesterinnen aus „Aida“
Zusätzliche Musik von Steven Prengels
Richard Wagner
Vorspiel zum III. Akt aus „Die Meistersinger von Nürnberg“
Die Sprechtexte stammen aus den Werken von Marguerite Duras (1914–1996).
Text / C(H)ŒURS 11
Giuseppe Verdi
Dies irae aus „Messa da Requiem“
Tag des Zornes
Dies irae, dies illa
Solvet saeclum in favilla.
Teste David cum Sibylla.
Quantus tremor est futurus,
Quando judex est venturus,
Cuncta stricte discussurus.
Tag des Zornes, Tag der Klage,
der die Welt in Asche wandelt,
wie Sybill und David zeuget.
Welches Zagen wird sie fassen,
wenn der Richter wird erscheinen,
Recht und Unrecht streng zu richten.
Tuba mirum aus „Messa da Requiem“
Die Posaune, wundertönend
Tuba mirum spargens sonum
Per sepulchra regionem,
Coget omnes ante thronum.
Die Posaune, wundertönend,
durch die grabgewölbten Hallen
alle vor den Richter fordert.
C(H)ŒURS
Richard Wagner
Pilgerchor aus „Tannhäuser“
Beglückt darf nun dich, o Heimat,
ich schauen
und grüßen froh deine lieblichen Auen;
nun lass ich ruhn den Wanderstab,
weil Gott getreu ich gepilgert hab!
Durch Sühn‘ und Buß‘ hab‘ ich versöhnt
den Herren, dem mein Herze fröhnt,
der meine Reu‘ mit Segen krönt,
den Herren, dem mein Lied ertönt!
Der Gnade Heil
ist dem Büßer beschieden,
er geht einst ein in der Seligen Frieden;
Vor Höll‘ und Tod ist ihm nicht bang;
drum preis ich Gott mein Lebenlang!
12 C(H)ŒURS / Text
Hallelujah! Hallelujah! In Ewigkeit!
Heil! Heil! Der Gnade Wunder Heil!
Erlösung ward der Welt zuteil!
Es tat in nächtlich heil‘ger Stund‘
der Herr sich durch ein Wunder kund:
den dürren Stab in Priesters Hand
hat er geschmückt mit frischem Grün:
dem Sünder in der Hölle Brand
soll so Erlösung neu erblühn!
Ruft ihm es zu durch alle Land‘,
der durch dies Wunder Gnade fand!
Hoch über aller Welt ist Gott,
und sein Erbarmen ist kein Spott!
Hallelujah! Hallelujah!
Hallelujah!
Richard Wagner
Wacht auf! aus „Die Meistersinger
von Nürnberg“
Wacht auf, es nahet gen den Tag;
ich hör‘ singen im grünen Hag
ein wonnigliche Nachtigall,
ihr‘ Stimm‘ durchdringet Berg und Thal:
die Nacht neigt sich zum Occident,
der Tag geht auf von Orient,
die rothbrünstige Morgenröth‘
her durch die trüben Wolken geht.
Heil! Sachs! Heil dir, Hans Sachs!
Heil Nürnbergs teurem Sachs!
Text / C(H)ŒURS 13
Giuseppe Verdi
Va pensiero aus „Nabucco“
Flieg, Gedanke
Va, pensiero, sull‘ali dorate;
va, ti posa sui clivi, sui colli,
ove olezzano tepide e molli
l‘aure dolci del suolo natal!
Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen,
enteile zu dem fernen, teuren Strand,
wo leis und lind, umduftend Tal und Hügel,
wo freie Luft begrüßt mein Vaterland.
Del Giordano le rive saluta,
di Sionne le torri atterrate.
O mia patria sì bella e perduta!
O membranza sì cara e fatal!
Grüße die Ufer des Jordans
von Zion die geschleiften Türme.
o meine Heimat, so schön und verloren!
O Angedenken, so süß und schmerzlich.
Arpa d‘or dei fatidici vati,
perché muta dal salice pendi?
Le memorie del petto riaccendi,
ci favella del tempo che fu!
Goldene Harfe der Propheten, warum
hängst du schweigend an der Weide? Die
Erinnerung in unserer Brust entfache neu,
erzähle uns von der vergangenen Zeit!
O simile di Solima ai fati
traggi un suono di crudo lamento,
o t‘ispiri il Signore un concento
che ne infonda al patire virtù.
O, ähnlich dem Schicksal Jerusalems,
stoße ein heftiges Klagen aus. Möge der
Herr dich zu einem Konzert inspirieren,
das uns die Kraft gibt, das Leid zu ertragen.
Richard Wagner
Heil! König Heinrich! Heil! aus
„Lohengrin“
Heil König Heinrich!
König Heinrich Heil!
Habt Dank, ihr Lieben von Brabant!
Wie fühl ich stolz mein Herz entbrannt,
find ich in jedem deutschen Land
14 C(H)ŒURS / Text
Giuseppe Verdi
Soccorri a noi aus „Aida“
Hilf uns
Soccorri a noi pietosa,
Madre d‘eterno amor.
Hilf, hilf uns voll Erbarmen,
Der ew‘gen Liebe Hort.
Giuseppe Verdi
Agnus Dei aus „Messa da Requiem“
Lamm Gottes
Agnus Dei, qui tollis peccata
mundi, dona eis requiem.
Lamm Gottes, das du trägst die Sünde
der Welt, schenke ihnen Ruhe.
Giuseppe Verdi
Patria oppressa aus „Macbeth“
Geknechtete Heimat
Patria oppressa! il dolce nome
No, di madre aver non puoi,
Or che tutta a figli tuoi
Sei conversa in un avel.
D‘orfanelli e di piangenti
Chi lo sposo e chi la prole
Al venir del nuovo Sole
Geknechtete Heimat! Der süße Name
Mutter steht dir nicht mehr zu,
nun wo du deinen Kindern
zum Grab geworden bist!
Von kleinen Waisen, von Menschen,
die um ihre Gatten oder Kinder trauern,
erhebt sich jeden neuen Morgen
C(H)ŒURS
so kräftig reichen Heerverband!
Nun soll des Reiches Feind sich nahn,
wir wollen tapfer ihn empfahn:
aus seinem öden Ost daher
soll er sich nimmer wagen mehr!
Für deutsches Land
das deutsche Schwert!
So sei des Reiches Kraft bewährt!
16 C(H)ŒURS / Text
Text / C(H)ŒURS 17
S‘alza un grido e fere il Ciel.
A quel grido il Ciel risponde
Quasi voglia impietosito
Propagar per l‘infinito,
Patria oppressa, il tuo dolor.
Suona a morto ognor la squilla,
Ma nessuno audace è tanto
Che pur doni un vano pianto
A chi soffre ed a chi muor.
ein Wehschrei, der den Himmel zerreißt.
Der Himmel antwortet dem Schrei,
als wolle er voll Erbarmen
dein Leid, geknechtete Heimat,
durch die Unendlichkeit verbreiten.
Jede Stunde hört man Grabgeläut,
doch niemand wagt es,
Leidende oder Sterbende
zu beweinen.
Giuseppe Verdi
Parigi, o cara aus „La Traviata“
Paris, o Geliebte
Parigi, o cara/caro noi lasceremo,
La vita uniti trascorreremo;
De‘ corsi affanni compenso avrai,
La mia/tua salute rifiorirà.
Sospiro e luce tu mi sarai,
Tutto il futuro ne arriderà.
Giuseppe Verdi
Libera me aus „Messa da Requiem“
Errette mich
Libera me, Domine, de morte
aeterna, in die ille tremenda,
quando coeli movendi sunt et terra
dum veneris
judicare saeculum per ignem.
Errette mich, Herr, vom ewigen Tod an
jenem furchtbaren Tag,
wenn erschüttert werden Himmel
und Erde, wenn du erscheinen wirst, die
Menschen durch Feuer zu richten.
Paris, o Geliebte/r, werden wir verlassen,
Vereint das Leben verbringen.
Vergangene Leiden will ich dir lohnen,
Meine/Deine Gesundheit wird wieder erblühen.
Lebenshauch, Licht wirst du mir sein,
die ganze Zukunft wird uns hold sein.
O du, mein holder Abendstern,
wohl grüßt‘ ich immer dich so gern:
vom Herzen, das sie nie verriet,
grüß sie, wenn sie vorbei dir zieht,
wenn sie entschwebt dem Tal der Erden,
ein sel‘ger Engel dort zu werden!
C(H)ŒURS
Richard Wagner
O du mein holder Abendstern aus
„Tannhäuser“
18 C(H)ŒURS / Einführung
Herz und Haltung
von Eva Ebersberger
„C(H)ŒURS“ von Alain Platel ist eines der ambitioniertesten
Projekte, die jemals am Festspielhaus St. Pölten realisiert wurden.
Dies betrifft nicht nur die schiere Zahl der teilnehmenden Künstler
– 80 ChorsängerInnen und 10 TänzerInnen auf der Bühne sowie 76
Musiker im Orchestergraben –, sondern und vor allem auch die inhaltliche Auseinandersetzung mit Themen von drängender Aktualität, in
der Platel den großen Chören der klassischen Musik Schockbilder
moderner Leidensmenschen gegenüberstellt. „C(H)ŒURS“, dessen
Titel ein phonetisches Zusammenspiel der französischen Wörter für
Chöre und Herzen darstellt, inspirierte auch das Motto „Herz und
Haltung“ der ersten Spielzeit der neuen Künstlerischen Leiterin
Brigitte Fürle.
Schuld und Sühne, Protest und Widerstand, die Macht des Einzelnen und des Kollektivs sind die Themen, die Platel in „C(H)ŒURS“
C(H)ŒURS
„C(H)ŒURS“ entstand auf Einladung von Gerard Mortier, Künstlerischer Leiter des Teatro Real Madrid, wo das Stück am 12. März 2012
uraufgeführt wurde. In Madrid erarbeitete Platel mit seiner Compagnie les ballets C de la B (was für les ballets Contemporains de la
Belgique steht) mit dem Chor und dem Orchester des Teatro Real
über einen Zeitraum von vier Monaten eines der imposantesten Tanzund Musiktheaterprojekte der Gegenwart. Zuvor war monatelang mit
Freiwilligen jedes Alters im Atelier der Compagnie in Gent probiert
worden, um ein Repertoire an Bewegungen zu entwickeln, das für eine
große Gruppe funktionieren kann. Am Festspielhaus St. Pölten übernimmt den Orchesterpart – im Sinne einer veritablen europäischen
Gastspielkooperation – das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich.
20 C(H)ŒURS / Einführung
verhandelt. „Seine Show feiert die größte Erfindung der Neuzeit:
den mündigen, selbstverantwortlichen Menschen. Und sie feiert die
Energie, die entsteht, wenn sich Individuen zusammentun, zu einer
Menge von manchmal unberechenbarer Kraft,“ schreibt Anke Dürr im
Kulturspiegel.
Alain Platels Bilder erzählen von Occupy und den arabischen Revolutionen, von Protesten, wie man sie zurzeit allerorts erleben kann. Die
Musik kommt von Richard Wagner und Giuseppe Verdi, die beide vor
200 Jahren geboren wurden. Ihre Musik entführt uns in eine Zeit, in
der das Pathos gebraucht wurde, um Gefühle von Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft hervorzurufen. Lebten doch beide Komponisten in Ländern, die noch keine Nation waren.
In seinem Pamphlet „Die Revolution“ schreibt Richard Wagner kurz
vor Ausbruch der Revolution 1848: „Zerstören will ich die bestehende Ordnung der Dinge, welche die einige Menschheit in feindliche
Völker, in Mächtige und Schwache, in Berechtigte und Rechtlose, in
Reiche und Arme theilt, denn sie macht aus Allen nur Unglückliche.
Zerstören will ich die Ordnung der Dinge, die Millionen zu Sclaven
von Wenigen, und diese Wenigen zu Sclaven ihrer eignen Macht, ihres
eignen Reichthumes macht.“ – Worte die durchaus auch von einem
zeitgenössischen Wutbürger stammen könnten. „Gemeinsam oder
getrennt, das ist es, worum es in der Performance geht. Die Tänzer
gegen den Chor, das Individuum gegen die Masse, das Unbewusste
gegen die Ratio. Eine Stimme zu haben oder nicht. Es war nicht
schwierig, Bilder für all das zu finden. Die Medien sind voll davon,“
sagt Alain Platel in einem Interview.
Einführung / C(H)ŒURS 21
Außergewöhnlich macht „C(H)ŒURS“ nicht zuletzt die Symbiose
von Chor und Ballett. Dass Opernchören durch die Regie komplexe
Abläufe abverlangt werden, ist heutzutage nicht mehr ungewöhnlich.
Längst müssen die Chorsänger auch Schauspieler sein. Hier aber
werden sie in die Choreografie einbezogen. Die Sänger tanzen, und
die Tänzer singen.
„C(H)ŒURS“ ist eines der mutigsten unter den
zahlreichen wegweisenden Musiktheaterprojekten,
die Gerard Mortier ermöglicht hat. Ihm gilt an dieser
Stelle unser besonderer Dank. Es ist ein besonderes
Momentum, diese Inszenierung am Festspielhaus
St. Pölten zu zeigen.
22 C(H)ŒURS / Idee und Konzept
Idee und Konzept / C(H)ŒURS 23
Individuum gegen Kollektiv
von Hildegard De Vuyst
„O mia patria si bella e perduta!“, „O meine Heimat, so schön und
verloren!“ lautet eine Zeile aus Giuseppe Verdis „Va, pensiero“, dem
berühmten Gefangenenchor aus der Oper „Nabucco“. Dort beklagen
die Sklaven ihr verlorenes Vaterland, heute nimmt diese Zeile jedoch
eine neue, aktuelle Bedeutung an. Man denke nur an den Dirigenten
Riccardo Muti, der sich bei einer „Nabucco“-Vorstellung an der Oper
von Rom im März 2011 an das Publikum wandte, in dem auch der damalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi saß, und den
Zustand Italiens anklagte. Seitdem Stéphane Hessel, der 94-jährige
ehemalige Résistance-Kämpfer und französische Diplomat, im Oktober 2010 sein Manifest „Indignez-vous!“ („Empöret Euch!“) veröffentlichte, liegt die Empörung tatsächlich in der Luft: vom Arabischen
Frühling, über die Indignados, Occupy Wallstreet bis zu den Protesten
in Griechenland. In diesem Kontext ist Alain Platels „C(H)ŒURS“
entstanden.
Der Titel „C(H)ŒURS“ ist eine Zusammenführung der französischen Wörter für „Chöre“ und „Herzen“. Der Chor ist die perfekte
musikalische Konstellation, in dem die einzelne Stimme in einem
größeren Ganzen aufgehen muss. Danach sehnen sich die Menschen
in unserer vom absoluten Individualismus geprägten Welt. Sie suchen nicht mehr nach der Verbundenheit in genau definierten sozioökonomischen Gruppen, Frauenverbänden oder Gewerkschaften.
Die Nachbarschaft, ein Amateurchor, eine Facebook-Gruppe oder
zwanglose Treffen von Freiwilligen an einem Samstag Morgen, um als
Komparsen für den Chor von „C(H)ŒURS“ zur Verfügung zu stehen
– dies sind die Beziehungen, die die Menschen heute suchen, in denen
Vielfalt und Pluralität zentrale Güter sind. Nach Marguerite Duras ist
es der größte Fehler aller linker und rechter Ideologien zu denken,
dass eine Putzfrau der anderen gleicht, dass ein Flame wie der andere
ist. Sie verabscheute jene vereinfachende Gleichmacherei von Menschen aufgrund ähnlicher Aktivitäten. „C(H)ŒURS“ steht in jenem
Spannungsfeld: das Individuum gegen das Kollektiv, das Einzigartige
gegen den Gleichklang.
Das Symbol von „C(H)ŒURS“ ist der offene Mund. Der sich artikulierende Bürger? Oder ein stummer Schrei? Ein zum Schweigen
gebrachter Mund? Die Faust im Mund, um sich selbst zum Schweigen
zu bringen? Waren wir wie Riccardo Muti selbst zu lange still? Der
offene Mund, aus dem keine Sprache kommt, nur Laute. Man will sich
artikulieren, kann es aber nicht. Unfähig, etwas zu sagen. Tierähnliche
Laute oder eine Sirene. Aber auch des undeutliche Geräusch der weltweiten Proteste, das Fehlen einer klaren Alternative. Dieser offene
Mund schnappt und beißt, auf der Suche nach Nahrung. Ein heftiger
und instinktiver Biss, wie ein Baby, das die Brust sucht. Beißen aus
Liebe, das Gegenteil eines romantischen Kusses. Doch auch der offene
Mund eines Sängers.
„Sind Sie sicher, dass Sie die Erhaltung des Menschengeschlechts,
wenn Sie und alle Ihre Bekannten nicht mehr sind, wirklich interessiert?“ (Max Frisch, Fragebogen, 1966). In „C(H)ŒURS“ antworten
die Darsteller auf Fragen wie diese in Form von Bewegungen. Diese
„soziale Choreografie“ wurde von Christine De Smedt, Choreografin
von les ballets C de la B, eingeführt, um große Gruppen von nichtprofessionellen Tänzern Choreografien darstellen zu lassen. Dieser
Ansatz kommt aus der performativen Kunst. Es geht darum, jene
Idee und Konzept / C(H)ŒURS 25
strengen Grenzen zu überwinden, die professionelle Tänzer von den
Amateuren trennen, die Künstler von den Aktivisten, das Private vom
Öffentlichen, den Darsteller vom Zuschauer. Platel hat diese Grenzen
schon am Ende von „Out of Context – for Pina“ ausgelotet. Eine der
Tänzerinnen stellte ganz explizit eine Frage ans Publikum: „Wer will
mit mir tanzen?“ Was auch immer die Antwort ist, die Frage stellt
fest verwurzelte Beziehungen auf die Probe, sprengt kompromisslose
Rollen, und wirft kulturelle Vereinbarungen über Board. Den passiven
Zuschauer gibt es nicht mehr, nur noch potenzielle aktive Teilnehmer.
Choreografie als Ästhetik der Wandels.
C(H)ŒURS
Chor und Tänzer sind zwei Seiten einer Medaille. Der Chor ist
Stimme, Welt, Diskurs, Volk, Öffentlichkeit. Die Tänzer sind Körper,
Schmerz, Animalismus, Unterbewusstsein, Intimität. Sie verlangen
nach dem Gleichen, aber versuchen es auf anderen Wegen zu erreichen. In diesem Kontext kommen der Chor und die Tänzer zusammen, sie fordern sich gegenseitig heraus, sie infizieren einander. Die
Suche nach einer höheren Einheit ohne die Individualität zu verlieren,
diese Suche belebt „C(H)ŒURS“.
26 C(H)ŒURS / Musik
Musik / C(H)ŒURS 27
Das Herz der Revolution
von Jan Vandenhouwe
So unterschiedlich die beiden Opernkomponisten Guiseppe Verdi
und Richard Wagner ästhetisch sein mögen, so stark verbunden sind
sie doch durch die Zeitumstände. Beide 1813 geboren, erlebten sie zu
ihren Lebzeiten Aufstände gegen die politische Restauration und
große Umbrüche – und sie erlebten sie nicht nur, sondern wirkten
aktiv mit. Ihre Musik verlieh dem Freiheitsdrang ihrer Völker eine
musikalische Stimme.
Richard Wagner entwickelte seine wichtigsten künstlerischen
Prinzipien in den Jahren vor der Revolution 1848, er schrieb in
dieser Zeit einige seiner beliebtesten Opern („Tannhäuser“ 1845,
„Lohengrin“ 1848) und entwarf die späteren Meisterwerke wie „Die
Meistersinger von Nürnberg“ und „Der Ring des Nibelungen“. Dass
Wagner am Dresdner Maiaufstand von 1849 beteiligt war und darum
ins Exil fliehen musste, ist bekannt. Wie stark Wagner den revolutionären Ideen tatsächlich verpflichtet war, lässt sich allerdings nicht
mehr feststellen, zu sehr steuerte seine spätere Frau Cosima Wagner
die Rezeption dieses Aspekts von Wagners Leben – wie im übrigen
seines gesamten Schaffens. Ideen des „Jungen Deutschlands“, der
liberalen Literaturbewegung der Vormärz, zeigen sich jedenfalls im
„Tannhäuser“: Hier spielt die „Emanzipation des Fleisches“, die Befreiung von religiösen und moralischen Zwängen, eine wichtige Rolle.
Der Chor steht in der Oper einerseits für die Welt der Konventionen,
eine kollektive, enge Definition von „normal“, andererseits repräsentiert er die Pilger, die stellvertretenden Büßer, die gereinigt wieder in
die Gesellschaft aufgenommen werden.
Guiseppe Verdi unterstützte engagiert die Bestrebungen des
Risorgimento, aus den vielen kleinen Staaten Italiens einen einheitlichen Nationalstaat zu machen. Zwischen 1842 und 1850 komponierte
er zudem eine Serie patriotischer Opern, von denen „Nabucco“ die
erste war. Der daraus stammende Gefangenenchor „Va, pensiero“,
der das verlorene Heimatland der jüdischen Sklaven besingt, wurde
schnell zur Metapher des zersplitterten, fremdbesetzten Italiens.
In den späteren Werken Verdis verschiebt sich der Schwerpunkt:
Nationale Themen werden weniger, das Individuum, das mit der
harten, scheinheiligen Gesellschaft in Konflikt kommt, rückt in den
Fokus. Die Kurtisane Violetta aus „La Traviata“ ist ein solches Opfer
mit einer reinen Seele, dessen Abstieg in die Prostitution aus der
Korruption der Stadt resultierte. Ende der 1860er-Jahre war Verdi
endgültig desillusioniert von der politischen und militärischen
Führung Italiens. Als er für den verstorbenen Dichter Alessandro
Manzoni, der ebenfalls für ein geeintes Italien gekämpft hatte, die
„Messa da Requiem“ schrieb, wurde diese rasch als Requiem für das
Risorgimento bekannt. Der Höllensturm des „Dies irae“, vor dem die
Bitten für Ruhe, Frieden und Befreiung des „Libera me“ besonders
hervortreten, nimmt somit auch eine politische Bedeutung an.
Biografien / C(H)ŒURS 29
Alain
Platel
Biografien
Der 1956 in Gent geborene Tänzer und Regisseur Alain Platel zählt
zu den wichtigsten Choreografen unserer Zeit. Zusammen mit Freunden gründete er 1984 eine Tanzcompagnie, die heute unter dem Namen „les ballets C de la B“ bekannt ist. Mit Erfolgsproduktionen wie
„Emma“ (1988), „Bonjour Madame“ (1993), „La Tristeza Complice“
(1995) und „Iets op Bach“ (1998) wurde die Compagnie international
berühmt. Mit der Genter Jugendtheatergruppe Victoria realisierte er
die drei Arbeiten „Moeder en Kind“ (1995), „Bernadetje“ (1996) und
„Allemaal Indiaan“ (1999). Für die RUHRtriennale kreierte er 2003
die Arbeit „Wolf“, basierend auf Werken Mozarts. Das Chorprojekt
zur Eröffnung des neuen Royal Flemish Theatre in Brüssel markierte
den Startpunkt für eine enge Zusammenarbeit mit dem Komponisten
Fabrizio Cassol, mit dem er die Kreationen „vsprs“ (2006) nach
Motiven der Marienvesper von Monteverdi und „pitié!“ (2008)
verwirklichte. 2010 schuf er seine beiden Kreationen „Out Of Context
– for Pina“ und „Gardenia“, eine Zusammenarbeit mit dem Regisseur
Frank Van Laecke. Im Frühjahr 2012 wurde „C(H)ŒURS“ im
Teatro Real Madrid uraufgeführt. Gemeinsam mit der britischen
Regisseurin Sophie Fiennes schuf Platel die Tanzfilme „Because I
Sing“ (2001), „Ramallah! Ramallah! Ramallah!“ (2005), „VSPRS Show“
und „Tell“ (beide 2007). Sein Film „de balletten en ci en là“ (2006)
ist ein eindrucksvoller Blick über den Zustand einer 20 Jahre alten
Tanzcompagnie, der uns bis nach Vietnam und Burkina Faso führt,
und nicht zuletzt eine Hommage an seine Heimatstadt Gent ist. Für
seine Arbeit erhielt Alain Platel zahlreiche Preise, darunter den Europäischen Theaterpreis für sein Lebenswerk (2004).
30 C(H)ŒURS / Biografien
Marc
Piollet
Marc Piollet wurde 1962 in Paris geboren. Er studierte Dirigieren und
Chorleitung an der Hochschule der Künste in Berlin. Meisterkurse bei
John Eliot Gardiner, Michael Gielen und Kurt Masur prägten seinen
Werdegang. 1995 war Marc Piollet alleiniger Preisträger beim Dirigentenforum des Deutschen Musikrates. Nach Stationen als Erster
Kapellmeister in Halle und Kassel hatte Marc Piollet 2003 bis 2005
die Position des Musikdirektors an der Volksoper Wien inne. Von
2004 bis 2012 ist er Generalmusikdirektor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden. Dort dirigierte er unter anderem „Der Ring des
Nibelungen“ und „Tristan und Isolde“ (Wagner), „Idomeneo“ und
„Don Giovanni“ (Mozart), „Der Freischütz“ (Weber), „Salome“ und
„Elektra“ (Strauss), „Gianni Schicchi“ und „La Bohème“ (Puccini),
„L‘Heure espagnole“ (Ravel), „Lulu“ (Berg) sowie „Don Carlo“,
„Rigoletto“ und „Falstaff“ (Verdi). Gastengagements im Bereich der
Oper führten ihn nach Hamburg, Antwerpen, Köln, Stuttgart sowie
an die Wiener Staatsoper. Außerdem dirigierte er an der Deutschen
Oper Berlin, bei der RUHRtriennale, den Wiener Festwochen und
in Tokio. 2011 erschien eine DVD von Bizets „Carmen“ unter seiner
musikalischen Leitung und in der Regie von Calixto Bieito. Konzertverpflichtungen führten Marc Poillet zu zahlreichen renommierten
Orchestern, darunter die Münchner Philharmoniker, das RundfunkSinfonieorchester Berlin, das Montréal Symphony Orchestra und
das Gewandhausorchester Leipzig. Im Oktober 2013 dirigiert er die
Eröffnungspremiere an der Oper Köln mit „Eugen Onegin“ und im
Dezember 2013 kehrt er für eine Neuproduktion von „L‘elisir
d‘amore“ ans Teatro Real Madrid zurück.
Biografien / C(H)ŒURS 31
Andrés
Máspero
Andrés Máspero wurde in Argentinien geboren, studierte Klavier und
Dirigieren in Buenos Aires und promovierte in den USA zum Doctor of
Musical Arts. Wichtige Stationen seiner Laufbahn waren das
Teatro Municipal in Rio de Janeiro (1978–82) und das Teatro Colón
in Buenos Aires (1983–85). Anschließend arbeitete er bis 1990 an der
Summer-Opera in Washington als Leiter des Chores und Korrepititor
und wechselte dann zur Dallas Opera, Texas. Von 1990 bis 1998 war
Máspero als Chordirektor am Gran Teatro del Liceu in Barcelona tätig
und im Anschluss daran an der Oper Frankfurt. Von 2003 bis 2010
war er Chordirektor an der Bayerischen Staatsoper in München und
wechselte danach in gleicher Position an das Teatro Real Madrid.
les ballets C de la B
Die Tanzcompagnie les ballets C de la B wurde 1984 von Alain Platel
in Gent gegründet. Seither begeistert sie sowohl in Belgien als auch
im Ausland mit ihren Aufführungen und zählt heute zu den wichtigsten Compagnien im Bereich des zeitgenössischen Tanzes. Mit den
Jahren hat sich les ballets C de la B auch als künstlerische Plattform
vieler Choreografen etabliert. Bis heute gilt ein Hauptaugenmerk von
les ballets C de la B der Zusammenarbeit mit Künstlern aus anderen
Bereichen und soziokulturellen Hintergründen, was sich in der einzigartigen Durchmischung künstlerischer Vorstellungen niederschlägt.
Entsprechend schwer ist es, den Stil des Ensembles einzuordnen,
frei nach dem Motto: Dieser Tanz ist für die Welt und die Welt ist
für alle da.
32 C(H)ŒURS / Biografien
Coro Intermezzo
Der Coro Intermezzo (Chor des Teatro Real Madrid) ist seit dem Jahr
2004 regelmäßig als Bühnenchor in ganz Spanien tätig. Sein Repertoire reicht von lyrischen Werken bis hin zu sinfonischer Chorliteratur, zu hören war er bereits in Spielstätten wie dem Gran Teatre del
Liceu (Barcelona), dem Palacio de Opera (La Coruña), dem Teatro de
Ia ZarzueIa (Madrid), dem Palacio Euskalduna (Bilbao), dem Auditorio de Murcia und dem Teatro de la Maestranza (Sevilla). Die wichtigsten Werke aus dieser Zeit sind Verdis „Aida“, Wagners „Tannhäuser“
und Tschaikowskis „Eugen Onegin“. Im September 2010 feierte der
Coro Intermezzo als stehender Chor des Teatro Real seine Premiere
in der Weill-Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“. Seitdem war er dort in zahlreichen Aufführungen zu bewundern, die von
Mozarts „Le nozze di Figaro“ über Meyerbeers „Les Huguenots“ bis
Strauss‘ „Der Rosenkavalier“ reichen.
Biografien / C(H)ŒURS 33
Carlo
Bourguignon
Carlo Bourguignon, geboren 1962 in Tienen, Belgien, arbeitete am
Brüsseler Kaaitheater bevor er für sieben Jahre als Assistent des Direktors, Stagemanager und Produktionsassistent ans KVS (Koninklijke Vlaamse Schouwburg / Royal Flemish Theatre) ging. 2000 trat
er les ballets C de la B bei, wo er seither das Lichtdesign zahlreicher
Projekte entwarf, darunter „Wolf“, „vsprs“, „pitié!“ und „Out of Context – for Pina“ (Alain Platel), „Tempus Fugit“ (Sidi Larbi Cherkaoui),
„Just another landscape for some jukebox money“, „bâche“, „IMPORT
EXPORT“ (Koen Augustijnen) und das Projekt „1,2,3 / Propositions“.
Bart
Uyttersprot
Der Sounddesigner Bart Uyttersprot wurde 1976 in Brüssel geboren
und studierte Oboe, Posaune und Klavier an verschiedenen Kunstschulen in Löwen und Brüssel. Danach erlernte er am SAE Institut
in Amsterdam die Kunst des Audio Engineering. Seit 2008 arbeitet
er für die Compagnie les ballets C de la B und arrangierte bereits die
Sounds von „Ashes“ (Koen Augustijnen), „Primero“ (Lisi Estaras),
„Pénombre“ (Rosalba Torres Guerrero/Lucas Racasse), „Out of Context – for Pina“ und „Gardenia“ (Alain Platel/Frank Van Laecke).
34 C(H)ŒURS / Biografien
Tonkünstler-Orchester
Niederösterreich
Das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich ist eine der wichtigsten
Institutionen der österreichischen Musikkultur und pflegt traditionsbewusst das Konzertrepertoire von der Wiener Klassik über die Romantik bis ins 21. Jahrhundert. Das Orchester knüpft damit an sein
jahrzehntelanges erfolgreiches Wirken im österreichischen Konzertleben sowie auf Tourneen an. Chefdirigent ist seit der Saison 2009/10
der in Kolumbien geborene und seit 1997 im Wiener Musikleben beheimatete Andrés Orozco-Estrada. Die Tonkünstler musizieren regelmäßig mit Gastdirigenten wie Yutaka Sado, Michael Schønwandt, Jun
Märkl, Hugh Wolff, Andrew Litton, Giovanni Antonini, Christopher
Hogwood, Michail Jurowski sowie Jeffrey Tate. Zu den prominenten
solistischen Partnern des Orchesters zählten unter anderem Renée
Fleming, Joyce DiDonato, Angelika Kirchschlager, Ian Bostridge
und Bryn Terfel, Janine Jansen, Lisa Batiashvili, Sol Gabetta, Rudolf
Buchbinder, Michael Schade, Daniel Hope, Renaud und Gautier Capuçon, Fazil Say und Lang Lang. Erfolgreiche Tourneen führten das
Orchester in mehrere Länder Europas und nach Japan. Durch die
Einbeziehung von Genres wie Jazz und Weltmusik im Rahmen der
„Plugged-In“-Reihe sichern sich die Tonkünstler einen fixen Platz am
Puls der Zeit. Durch die Programmierung von Werken der Gegenwart
– darunter Auftragskompositionen von Krzysztof Penderecki, Kurt
Schwertsik, Arvo Pärt, Tan Dun, Heinz Holliger, James MacMillan
und Brett Dean – wird die Schwellenangst vor Neuer Musik überwunden. Als erstes österreichisches Orchester haben die Tonkünstler eine
Abteilung für Musikvermittlung eingerichtet und damit bereits mehr
als 65.000 Menschen erreicht. Die Residenzen des Orchesters sind der
Wiener Musikverein, in Niederösterreich das Festspielhaus St. Pölten
sowie der Festival-Standort Grafenegg.
35
Konzertmeister Bijan Khadem-Missagh, Alexander Gheorghiu,
Vahid Khadem-Missagh, Lieke te Winkel
1. Violine Gyula Szép, Alois Wilflinger, Susanne Masetti, Andreas
Baksa, Sawa Popoff, Martha Wagner, Gerhard Fechner, Ines Miklin,
Teodora Sorokow, Xuan Ni, Maria Fomina, Sophie KolarzLakenbacher, Sophie Gansch, Yaromyr Babskyy
2. Violine Julia Mann, Marie Suchy, Peter Erhart, Kora Lemberg,
Evelina Ivanova, Gerald Hinterndorfer, Dora Huber, Liselotte
Murawatz, Judith Steiner, Isabelle Reinisch, Yuka Bartosch-Murakami,
Noriko Takenaka, Stephanie Grandpierre, Veronica Wincor,
Khrystyna Mann (Orchesterakademie)
Viola Gertrude Rossbacher*, Herbert Suchy, Martin Fuchs, Christian
Knava, Leopold Schmetterer, Robert Stiegler, Peter Ritter, Susanne
Stockhammer, Stefan Sinko, Andreas Winkler, Victoria Fónyad-Joó
Violoncello Georgy Goryunov*, Tobias Bäz, Martin Först, Ursula
Erhart, Cecilia Sipos, Martin Dimov, Thomas Grandpierre, Sebastian
Dozler, Iris-Meongwon Cho (Orchesterakademie)
Kontrabass Michael Seifried, Bernhard Binder, Franz Schaden,
Mathias Kawka, Johannes Knauer, Simon Pennetzdorfer, Lukas Straka
(Orchesterakademie)
Flöte Walter Schober, Heidrun Lanzendörfer, Friederike Herrmann,
Birgit Fluch
Oboe Barbara Ritter, Andreas Gschmeidler, Johannes Strassl,
Theresia Melichar
Klarinette Kurt Franz Schmid, Helmut Wiener, Stefan Vohla
Fagott Gottfried Pokorny, Andor Csonka, Christian Karácsonyi,
Barbara Loewe
Horn Jonas Rudner, Christoph Peham, Michel Gasciarino, Markus
Hartner, Franz Pickl, Sebastian Löschberger
Trompete Thomas Lachtner, Thomas Bachmair, Helmut Demmer,
Josef Bammer
Posaune Andreas Eitzinger, Gabriel Antão, Erik Hainzl,
Wolfgang Gastager
Tuba Michael Pircher
Harfe Silvia Radobersky
Schlagwerk Gunter Benedikt, Margit Schoberleitner, Bence Kulcsár,
Joachim Murnig
*Instrumente zur Verfügung gestellt von der Dkfm. A. Prokopp Privatstiftung
36 C(H)ŒURS / Biografien
Dorine
Demuynck
Die 1968 in Torhout, Belgien, geborene Kostümbildnerin Dorine
Demuynck studierte Malerei an der Royal Academy of Fine Arts
in Gent und fertigt seit 1992 Licht- und Textilskulpturen sowie Installationen an. Demuynck ist freiberuflich als Requisiteurin tätig,
als Kostüm- und Setdesignerin wirkte sie bereits bei einigen Kurzfilmen mit und arbeitete mit den Theatercompagnien 4 Hoog, Bart
Vanneste’s comedy theatre Tai’m outh und Wim Willaert’s De grote
Boodschap zusammen. Kostüme und Accessoires kreierte sie u.a. auch
für die Performances „Lof der waanzin“ and „Spaak“ des flämischen
Kabarettisten-Duo Kommil Foo. Für les ballets C de la B wirkte sie
als Ankleiderin bereits in den Produktionen „Lac des singes“, „Almost
Dark“ und „En servicio“ von Hans Van den Broeck und als Kostümdesignerin bei „Patchagonia“, „Bolero“ und „Primero“ (Lisi Estaras) und
„Out of Context – for Pina“ (Alain Platel) mit. Neben ihrer Tätigkeit
als Kostümbildnerin engagiert sich Demuynck ebenso im Bereich der
Videoinstallationen und präsentierte ihre Werke bereits in mehreren
Ausstellungen. Für ihre Installation „Geofferd aan de straatstenen“
erhielt sie den Publikumspreis des Art Salon von Gent.
Biografien / C(H)ŒURS 37
Steven
Prengels
Geboren 1978 in Zele, Belgien, studierte Steven Prengels am Königlichen Konservatorium von Antwerpen, der Universität Löwen sowie
dem Lemmens Institut und promovierte schließlich 2009 am Konservatorium von Amsterdam zum Master im Komponieren. Heute weitet
sich sein Arbeitsfeld auch auf zahlreiche andere künstlerische Gebiete
aus, so ist er etwa in den Bereichen Orchester, Musiktheater, Tanz,
Kammermusik und Kurzfilm tätig. Im Jahr 2004 wurde ihm bei dem
Internationalen Filmfestival von Flandern der Preis für die „Most
Original Composition by a Young Belgian Composer“ verliehen. Als
Orchesterdirigent und Komponist hat Prengels in den Jahren 2004
bis 2011 sowohl in Belgien als auch in den Niederlanden bei zahlreichen Musikproduktionen mitgewirkt. Das Werk „EXHIBITION,
Sept Tableaus de/sur/pour ‘La Mariée mise à nu par ses Célibataires,
même’ de Marcel Duchamp“, das 2009 in Amsterdam Premiere hatte,
markierte dabei einen Meilenstein in Prengels künstlerischem
Wirken. Das Musiktheater-Projekt „C(H)ŒURS“ ist bereits die
zweite Produktion, die Prengels in Kooperation mit Alain Platel und
der Compagnie les ballets C de la B umsetzte.
38 C(H)ŒURS / Biografien
Hildegard
De Vuyst
Hildegard de Vuyst wurde 1963 in Aalst, Belgien, geboren und begann
ihre Karriere als Tanzkritikerin, Redakteurin des Theatermagazins
„Etcetera“ sowie als Presseassistentin am Centro de Arte Beursschouwburg. Im Zeitraum von 1989 bis 1992 war sie am Theater Oud
Huis Stekelbees tätig, im Jahr 1994 begann De Vuyst als Dramaturgin
der Compagnie Het muziek Lod zu arbeiten. Ein Jahr darauf startete
sie im Rahmen der Koproduktion von „La Tristeza Cómplice“ ihre
Zusammenarbeit mit les ballets C de la B und Alain Platel. Mit
besonderem Stolz erfüllen die Dramaturgin die Produktionen „Iets
op Bach“, „Wolf“, „vsprs“, „pitié!“ und „Out of Context - for Pina“.
Als Freelancerin arbeitete De Vuyst auch bereits mit Koen Augustijnen („To crush time“) und Sidi Larbi Cherkaoui („Rien de Rien“)
zusammen. Neben ihrer Arbeit als Dramaturgin leitete sie außerdem
Workshops, gab Unterricht und gründete das Magazin „Alles is
rustig“. Seit 2001 ist De Vuyst am Brüsseler Theater Koninklijke
Vlaamse Schouwburg (KVS) tätig und stellt sich hier der Aufgabe,
das verschlafene Theater in einen belebten Ort zu verwandeln, der die
ganze Stadt anziehen soll. Ihre Verpflichtung beim KVS ist umfassend
und doch ist sie sofort zur Stelle, wenn Platel ruft.
Biografien / C(H)ŒURS 39
Jan
Vandenhouwe
Der Musikdramaturg Jan Vandenhouwe wurde 1979 in Zottegem in
Belgien geboren. Nach seinem Studium der Musikwissenschaft an
der Katholischen Universität Löwen und der Technischen Universität
Berlin begann Vandenhouwe als Musik- und Opernkritiker für die
niederländische Tageszeitung „De Standaard“ zu schreiben. In den
Jahren 2005-2008 arbeitete er mit Gerard Mortier an der Oper in
Paris als Musikdramaturg und war darüber hinaus auch für das
künstlerische Programm des Amphitheaters Bastille verantwortlich.
Er assistierte Regisseuren wie Krzystof Warlikowski („Parsifal“) und
Johan Simons („Fidelio“) und organisierte gemeinsam mit dem
Pianisten Pierre-Laurent Aimard an der Opéra Garnier eine Reihe
von Klavierkonzerten. Von 2009 bis 2011 war Vandenhouwe musikalischer Leiter der Konzerthalle Concertgebouw in Brügge. Heute ist
er freiberuflich als Musikdramaturg u.a. für das Teatro Real Madrid,
das Ensemble InterContemporain in Paris und das Klara Festival in
Brüssel tätig und arbeitet mit Regisseuren wie Alain Platel, Ivo Van
Hove und Johan Simons.
Rathausplatz 11, 3100 St. Pölten
www.landestheater.net
Kartenvorverkauf:
niederösterreich kultur karten,
Rathausplatz 19, 3100 St. Pölten
T 02742 90 80 80-600
Inserat Tanzquartier, anbei
1. Inserat Landestheater, anbei
Hexenjagd
von Arthur Miller
4. Oktober bis 14. November 2013
mit Swintha Gersthofer, Katharina von Harsdorf,
Samira Hempel, Alexandra Henkel, Markus Hering,
Christine Jirku, Sven Philipp, Marion Reiser, Michael
Scherff, Othmar Schratt, Tobias Voigt, Jan Walter,
Lisa Weidenmüller, Helmut Wiesinger, Johanna Wolff
Regie Cilli Drexel
Tipp / Festspielhaus St. Pölten 43
Demnächst im Festspielhaus St. Pölten
London Symphony Orchestra/
Valery Gergiev: Hector Berlioz
Sidi Larbi Cherkaoui:
m¡longa
Mit dem London Symphony Orchestra
macht einer der weltbesten Klangkörper
im Festspielhaus Station. Farbenreichtum
und dramatische Intensität erwarten das
Publikum, wenn die Londoner unter ihrem
Chefdirigenten Valery Gergiev Berlioz’
„Symphonie fantastique“ interpretieren.
Nicht nur mit dieser setzte der Komponist
neue Standards, sondern auch mit seinem Liederzyklus „Les nuits d’été“, für
den er Musik voller Anmut und Leichtigkeit schuf – meisterlich interpretiert von
der schottischen Mezzosopranistin Karen
Cargill, die in den großen Konzertsälen
von London bis New York zu Hause ist.
In dieser aufsehenerregenden neuen
Kreation von Starchoreograf Sidi Larbi
Cherkaoui – die von der renommierten
Zeitschrift tanz Nominierungen erhielt in
den Kategorien Choreograf und Tänzerin
des Jahres 2013 – geht es um den tänzerischen Herzschlag von Buenos Aires,
den Tango Argentino. Mit zwölf Tänzern
und einer fünfköpfigen argentinischen
Band erkundet er den traditionellen Tango
sowie neue Strömungen des Tanzes aus
der jungen Club-Szene der argentinischen Hauptstadt. In „m¡longa“ wird das
Publikum in das Universum des Tango
im Geschehen einer Milonga entführt –
und schließlich in eine Dimension des
Kosmischen, in der sich die Tänzer wie
himmlische Wesen in einer kollektiven
Kreisbewegung auflösen.
Sidi Larbi Cherkaoui: m¡longa
Samstag 09. November 2013
19.30 Uhr, Großer Saal
Karten EUR 99, 85, 66, 39, 18
Einführungsgespräch
mit Gottfried Franz Kasparek
um 18.30 Uhr im Kleinen Saal
Eine Produktion von Sadler‘s Wells
London.
Freitag 15. November 2013,
Samstag 16. November,
jeweils 19.30 Uhr, Großer Saal
Karten EUR 39, 33, 28, 22, 10
Künstlergespräch am Fr 15. November
um 18.30 Uhr im Kleinen Saal
44 Festspielhaus St. Pölten / Kalendarium
Team / Festspielhaus St. Pölten 45
Vorschau: Oktober/ November 2013
Das Festspielhaus-Team
Oktober 2013
Künstlerische Leitung Brigitte Fürle
Geschäftsführung Thomas Gludovatz, Johannes Sterkl
Assistenz Geschäftsführung /Sekretariat Künstlerische Leitung Elke Cumpelik
Leitung Produktion und Kulturvermittlung Constanze Eiselt
Produktion Diana Costa, Veronika Holzmann, Juliane Scherf
Kulturvermittlung Diana Costa, Erika Köchl, Susanne Wolfram
Leitung Marketing Sylvia Mitgutsch
Redaktion Eva Ebersberger, Julia Dorninger, Lena Drazic (externe Mitarbeit)
Kommunikation Katja Borlein, Silvia Rohn, Gülcan Simsek
Presse und Medienarbeit Stefanie Reichl
Leitung Kartenverkauf Ulli Roth
Kartenverkauf Tatjana Eichinger, Eva Hohenthanner, Stefanie Kohaida,
Doris Peschl, Regina Ritter, Julia Rafferseder
Hausorganisation Ahmet Bayazit
Technischer Direktor Reinhard Hagen
Beleuchtungsinspektor Herbert Baireder, Stellvertreter Robert Sommer
Tonmeister Andreas Dröscher, Stellvertreter Bernd Neuwirth
Bühneninspektor Richard Krebs, Stellvertreter Jürgen Westermayr
Bühne Christian Zörner
Veranstaltungstechnik Florian Hackel, Lehrling Irene Katharina Huber
Betriebstechnik Herbert Kaminsky
Postverwaltung Alil Imeri
Portier Gerlinde Högel
mo 2119.30 Uhr
tonkünstler Debussy/Tschaikowski/Szymanowski
Großer Saal Schmid, Tonkünstler-Orchester, Graf. Musik/Klassik
do 2419.30 Uhr
tonkünstler kammermusik . samel „Tiefer Sehnsucht heil’ges Bangen …“
Kleiner Saal Samel, Mitglieder des Tonkünstler-Orchesters. Musik/Klassik/Lesung
sa 2619.30 Uhr
omara portuondo . eliades ochoa Orquesta Buena Vista Social Club
Großer Saal Musik/Latin/Jazz
November 2013
sa 02 19.30 Uhr Großer Saal
beatboxing Bauchklang & Gäste
Musik/Vocal Groove
sa 0919.30 Uhr
london symphony orchestra Berlioz
Großer Saal Cargill, Gergiev. Musik/Klassik
mo 1119.30 Uhr
tonkünstler Berlioz/Prokofjew/Ligeti
Großer Saal van Keulen, Tonkünstler-Orchester, Wolff. Musik/Klassik
fr 15 19.30 Uhr
sidi larbi cherkaoui m¡longa
Großer Saal Marzan, Brzóska, Szwarcer u. a. Tanz/Tango/Live-Musik
sa 1619.30 Uhr
sidi larbi cherkaoui m¡longa
Großer Saal Marzan, Brzóska, Szwarcer u. a. Tanz/Tango/Live-Musik
fr 2219.30 Uhr
tonkünstler plugged-in The Real Group
Großer Saal Tonkünstler-Orchester, Willén. Musik/Vokal
Für das Festspielhaus tätige MitarbeiterInnen der Niederösterreichischen
Kulturwirtschaft GmbH: Leitung IT Günter Pöck Netzwerktechnik Josef Bandion,
Michael Faller, Stefan Hagl Webmaster Johannes Lugmayr Projektleitung Ticketing
und CRM Barbara Reithofer Programmierung Andreas John, Michael Graf Leitung
Buchhaltung Heinrich Karner Buchhaltung Manuela Schwarz, Emma Holzer
Controlling Daniela Fellner
IMPRESSUM
Herausgeber, Verleger und Medieninhaber Niederösterreichische Kulturszene Betriebs GmbH, Kultur­be­zirk 2,
3100 St. Pölten, T +43(0)2742/90 80 80,
F +43(0)2742/90 80 81, www.festspielhaus.at.
Für den Inhalt verantwortlich Thomas Gludovatz,
Johannes Sterkl. Künstlerische Leiterin Brigitte Fürle.
Redaktion Eva Ebersberger. Fotos Javier del Real (alle
Produktionsfotos „C(H)ŒURS“), Diego Franssens
(„m¡longa“). Umschlagbild Javier del Real.
Produktion Walla Druck Wien.
Termin-, Programm- und Besetzungsänderungen ­vorbehalten.
Fotografieren, Ton- und Videoaufzeichnungen nicht gestattet.
Preis des Programmheftes: Euro 2,70
Karten & Info: +43(0)2742/90 80 80-600
[email protected]
www.festspielhaus.at
VIP-Shuttle:
Das Festspielhaus dankt seinen Hauptsponsoren:
Karten & Information
+43(0)2742/90 80 80-600
[email protected]
www.festspielhaus.at