fest/spiel/haus/ st/poelten

Transcription

fest/spiel/haus/ st/poelten
A LL
ES
BE
WE
GT
FEST/SPIEL/HAUS/
ST/POELTEN/
SIDI LARBI CHERKAOUI:
PUZ/ZLE
19 JAN 2013
PROGRAMM / SIDI LARBI CHERKAOUI: PUZ/ZLE 1
Sidi Larbi Cherkaoui: Puz/zle
Samstag 19. Jänner 2013
Festspielhaus St. Pölten
Großer Saal, 19.30 Uhr
Dauer: ca. 1 Stunde 45 Minuten (keine Pause)
Einführungsgespräch mit Klaus Kieser
Box, 18.30 Uhr
KünstlerInnengespräch mit Mitwirkenden der Veranstaltung
im Anschluss an die Vorstellung im Café Publik
Künstlerische Leitung: Joachim Schloemer
2 SIDI LARBI CHERKAOUI: PUZ/ZLE / PROGRAMM
Sidi Larbi Cherkaoui: Puz/zle
Sidi Larbi Cherkaoui Choreografie
Jean-Claude Acquaviva, Kazunari Abe, Olga Wojciechowska Komposition
Zusätzliche Musik Bruno Coulais und Tavagna sowie traditionelle Musik
aus Korsika, Japan und dem Nahen Osten
Filip Peeters, Sidi Larbi Cherkaoui Bühne
Adam Carrée Lichtdesign
Paul Van Caudenberg Videodesign
Miharu Toriyama Kostüme
Damien Jalet Künstlerischer Berater
Guy Cools, An-Marie Lambrechts, Gabriele Miracle Künsterische Beratung
Olga Wojciechowska Musikalische Beratung
Elisabeth Kinn Svensson Mitarbeit Kostüm
Nienke Reehorst Probenleitung und Assistenz des Choreografen
Jon Filip Fahlstrøm, Helder Seabra Choreografieassistenz
PROGRAMM / SIDI LARBI CHERKAOUI: PUZ/ZLE 3
Tanz
Navala Chaudhari, Leif Federico Firnhaber, Ben Fury, Louise Michel Jackson,
Kazutomi Kozuki, Elias Lazaridis (Originalbersetzung: Damien Fournier),
Sang-Hun Lee, Shintaro Oue (Originalbersetzung: Elie Tass),
Valgerdur Rúnarsdóttir, Helder Seabra, Michael Watts
Live-Musik
A Filetta: Jean-Claude Acquaviva, Ceccè Acquaviva, Jean-Luc Geronimi,
Paul Giansily, Jean Sicurani, Maxime Vuillamier Gesang
Fadia Tomb El-Hage Gesang
Kazunari Abe Shinobue, Taiko, Gesang
Eine Produktion von Eastman in Koproduktion mit Festival d’Avignon, deSingel International Arts
Campus Antwerpen, Sadler’s Wells London, Opéra de Lille, Theaterfestival Boulevard‘s Hertogenbosch,
Les Théâtres de la Ville de Luxembourg, La Filature Scène nationale Mülhausen, Fondazione Musica
per Roma, Düsseldorf Festival und Festspielhaus St. Pölten. Mit Unterstützung von De Warande
Turnhout. Dank an HETPALEIS Antwerpen, Toneelhuis Antwerpen und seinen Bühnenbild-Workshop,
die technische Mannschaft von deSingel Antwerpen, Asano Taiko Co Ltd, Royal Museum of Fine
Arts Antwerpen und Naïma Phillips.
Eastman ist Company in Residence im deSingel International Arts Campus Antwerpen und wird von
der BNP Paribas Foundation und der Flämischen Regierung unterstützt.
4 SIDI LARBI CHERKAOUI: PUZ/ZLE / EINFÜHRUNG
Puz/zle
von Klaus Kieser
Gibt es derzeit einen zweiten Choreografen, der stilistisch so vielseitig arbeitet wie Sidi Larbi Cherkaoui? Sicherlich keinen aus der
ersten Liga. Ein Blick auf die im vergangenen Jahr entstandenen
Projekte umreißt die künstlerische Bandbreite des Belgiers mit
nordafrikanischem Hintergrund: Da ist einmal seine Choreografie
der Gesellschaftstänze in der neuen Verfilmung von Lew Tolstois
Roman „Anna Karenina“ durch Joe Wright, dann jene in „Siegfried“,
dem dritten Teil von Richard Wagners Tetralogie „Der Ring des
Nibelungen“ an der Mailänder Scala und der Staatsoper Berlin,
dazu das Stück „Automaton“ für das Pilobolus Dance Theatre (zusammen mit Renée Jaworski), und ebenfalls im letzten Juli hatte
Cherkaouis neues abendfüllendes Tanzstück mit dem Titel „Puz/zle“
beim Festival d’Avignon Premiere.
Der gefeierte Choreograf kennt keine Berührungsängste. Er arbeitet für große klassische Compagnien wie Les Ballets de Monte-Carlo
oder das Het Nationale Ballet (Niederlande) mit gleicher Begeisterung und Souveränität wie für sein eigenes Kollektiv Eastman, das
TänzerInnen umfasst, die in vielfältigen zeitgenössischen Techniken geschult sind. Er schätzt die Kollaboration mit prominenten
KollegInnen, die ganz andere künstlerische Wurzeln haben, wie
etwa mit dem bengalisch-britischen Choreografen Akram Khan, der
Kuchipudi-Legende Shantala Shivalingappa oder dem Flamenco-Star
María Pagés.
Wann immer sich Cherkaoui in das Abenteuer eines neuen Stücks
oder einer neuen Zusammenarbeit stürzt, geht es ihm immer um
Gedanken, Ideen, philosophische Überlegungen – er ist keiner, der
einfach draufloschoreografiert und sich hinterher überlegt, was das
EINFÜHRUNG / SIDI LARBI CHERKAOUI: PUZ/ZLE 5
alles zu bedeuten habe. „Puz/zle“ verdankt viel dem Ort seiner Uraufführung, dem alten Steinbruch von Boulbon außerhalb von
Avignon. Das renommierte Sommerfestival in der südfranzösischen
Stadt nutzt ihn regelmäßig als höchst stimmungsvolle Freiluftarena.
Da lag es nahe, dass Cherkaoui das, was einen Steinbruch kennzeichnet – also das Element Stein – zu einem konstitutiven Bestandteil des neuen Stücks machen würde, wie er ja bereits in seinen davor entstandenen abendfüllenden Stücken stets mit einem
bestimmten Material gearbeitet hat: mit Holz in „Sutra“, mit Aluminium in „Babel (Words)“, mit Papier/Pergament in „TeZukA“. So
haben es die elf TänzerInnen in „Puz/zle“ mit quadratischen Platten zu tun, die optisch an Steinquader erinnern. Diese Platten werden auf der Bühne von den Tanzenden bewegt, in immer neue Formationen gebracht; es ist ein bewegliches Bühnenbild, in dem die
Darsteller-Innen agieren und mit dem sie interagieren. Cherkaoui
mag es, wenn sich der Raum um die Performer verändert – er hat
dies einmal mit einer filmähnlichen Situation verglichen, die seinem
visuellen Denken sehr verwandt ist.
Steine erzählen Geschichten – davon ist Cherkaoui überzeugt. Aus
Stein gebaute Monumente, diese Überbleibsel vergangener Kulturen und Zeiten, vermitteln uns etwas vom Geist und von den Ereignissen untergegangener Epochen; sie sind die offenkundigsten
Zeugnisse unserer Geschichte. Geschichte ist überhaupt ein Schlüsselwort im Kosmos des Choreografen. „Mich interessieren Kettenreaktion: Wie ist etwas entstanden, woher komme ich, wohin gehe
ich.“ Das Bewusstsein für historische Zusammenhänge unterscheidet Cherkaoui von anderen Tänzern und Choreografen seiner
Generation, die insbesondere mit der Geschichte ihrer Kunst nichts
6 SIDI LARBI CHERKAOUI: PUZ/ZLE / EINFÜHRUNG
am Hut haben wollen. „Die einzige Weise, vorwärts zu gehen, ist,
die Geschichte zu kennen“, so der Belgier.
Die zweite wichtige Idee, die „Puz/zle“ zugrunde liegt, betrifft den
Begriff der Reproduktion. Cherkaoui wollte in diesem Stück das
Potenzial ausloten, das im Wiederholen von Bewegungen steckt.
Das bedeutet konkret, dass ein Motiv, das einer der Tänzer eingeführt hat, von den anderen aufgegriffen und nachgemacht, reproduziert wird, bis dann durch die vielmalige Wiederholung des Motivs
dieses an Kraft verliert und neues Bewegungsmaterial die Oberhand gewinnt. Damit berührt der Künstler letztlich die Frage nach
theatraler Wirkung von Bewegungen. Und im weiteren Sinne auch
die Frage: Was ist Kreativität?
Ausdrücklich will Cherkaoui – was „Puz/zle“ angeht – mit dem Terminus „Reproduktion“ auch unsere eigene Reproduktion verstanden wissen. Im Probenprozess wurde viel mit dem Konzept der
menschlichen Reproduktion gearbeitet. „Jedes Mal, wenn sich eine
Zelle im Körper teilt, wird die DNA kopiert. Was mich daran fasziniert, ist, dass man jedes Mal auch Teile der DNA verliert, so, wie
bei einer Kopie der Kopie etwas von der Qualität verloren geht. Es
handelt sich hier um den Alterungsprozess; am Ende ist man nicht
mehr in der Lage, sich zu reproduzieren. Also stirbt man.“ Und was
passiert dann mit all den in einem Menschen gespeicherten Informationen? Das ist für jeden letztlich eine Sache des Glaubens.
Cherkaoui ist überzeugt davon, dass „alles auf die eine oder andere
Weise eine Präsenz auf der Welt behält, doch die Form verändert
sich. Und so komme ich zu Mineralien, Gestein, Knochen. Zu dem,
was übrig bleibt: Gebeine, Asche, Stein etc.“ Und aus diesen Über-
8 SIDI LARBI CHERKAOUI: PUZ/ZLE / EINFÜHRUNG
bleibseln können sich neue Strukturen ergeben, beginnt man immer wieder von Neuem, mit einfachsten Dingen kreativ zu werden.
Mit jedem neuen Stück hat Cherkaoui immer auch sein bisheriges
Œuvre im Auge. „In ‚Puz/zle‘ bin ich nun bei einer Art primitivem
Volk angelangt, das lernt, wie man Feuer mit Steinen anzündet, wie
man Muster schafft und wie man Rhythmen entwickelt. Und das
sich außerdem fragt, warum es dies alles tun will.“
Damit ist Cherkaoui wieder bei der Kreativität angekommen. Was
drängt uns dazu, zu malen, zu musizieren, zu tanzen, zu gestalten?
Und wenn wir uns künstlerisch ausdrücken, warum tun wir dies so
und nicht anders? Wie spielen dabei Verstand und Intuition zusammen? Geschieht nicht im Grunde alles Künstlerische intuitiv und
wird erst hinterher durch unseren Verstand begründet? Cherkaoui:
„Für mich ist dies das große Paradox in der Kunst und vielleicht bei
jeder Entscheidung, die man im Leben macht. Jeder hat seine
Gründe, doch jeder hat auch seine Intuition, die einen in eine
bestimmte Richtung drängt. Wie bezieht sich beides aufeinander?
Wenn man Steine in einer bestimmten Art und Weise ordnet, tut
man dies aus einer gewissen Intuition heraus, doch auch aus einem
Bedürfnis nach Struktur. Man nimmt Trennungen vor, man ordnet
sie nach Typen; tatsächlich handelt es sich um ein großes Puzzle,
bei dem die Puzzleteile durcheinandergeraten sind. Aus diesem
Grund ist der Titel auch passend: Ob alle Teile eines Puzzles durcheinandergewürfelt sind oder eine Einheit bilden, es handelt sich
stets um dasselbe Puzzle.“ „Puz/zle“ bringt dieses Spiel von Ordnen, Umordnen, Aufbauen und Zerstören sinnfällig auf die Bühne.
Und ist von daher wie viele andere zeitgenössische Tanzstücke ein
in Kunst gegossener Ausdruck unseres postmodernen Zeitalters.
EINFÜHRUNG / SIDI LARBI CHERKAOUI: PUZ/ZLE 9
Klar, dass sich Cherkaoui mit seiner Ästhetik hier einreiht – er ist
schließlich ein Kind der Popkultur, wie er immer wieder betont hat.
Das bedingt die (künstlerische) Haltung, dass alles mit allem zusammenhängt, dass keine (Sparten-) Grenzen existieren. Gäbe es in
der Kunst Kategorien – so Cherkaoui – würde das bedeuten, dass
das ausgeschlossen werden muss, was nicht in die definierten
Schubladen passt. Und so etwas würde für ihn Stillstand bedeuten.
Dem hält er den „Fluss der Dinge“ entgegen. Dazu gehören für ihn
Lernen und Neugier: auf Menschen, auf neue Tanzformen, auf Begegnungen. Nicht vorschnell zu urteilen, erst mal nichts abzulehnen. Jeden Moment im Leben bewusst wahrzunehmen. Und abwarten zu können – auf den richtigen Augenblick. Wie bei einem Puzzle,
bei dem man Geduld haben muss, bis man das richtige, das passende Teilchen in Händen hält, um weitermachen zu können.
Choreografie ist ja auch so eine Suche nach den richtigen Teilchen,
damit das, was schließlich auf die Bühne kommt, ein Ganzes ergibt.
Da geht es natürlich auch viel ums Spüren, was richtig ist und was
nicht. Cherkaoui ist zwar ein analytischer und überaus eloquenter
Geist, doch letztlich ist auch für ihn die Intuition ausschlaggebend,
wenn es darum geht zu entscheiden, wie es mit einem Stück weitergeht. Ihn leitet dabei sein untrüglicher Sinn für Theatralität, und
das ist es denn auch, was seine bislang geschaffenen Werke – so verschieden sie bisweilen auch sind – verbindet. So wie auch ein spezielles Gespür, scheinbar unvereinbare Dinge zusammenzubringen.
Insbesondere, was die Musik in seinen Stücken angeht. Denn für
Cherkaoui sind Singen und Tanzen zwei Seiten einer Medaille.
„Reden ist Singen. Singen ist Tanzen“, hat er einmal gesagt – und
das erklärt wohl auch seine Vorliebe für vokale Musik. Für „Puz/zle“
EINFÜHRUNG / SIDI LARBI CHERKAOUI: PUZ/ZLE 11
hat er erneut das korsische Männervokalensemble A Filetta hinzugebeten – das dritte Mal nach „In memoriam“ (2004) und „Apocrifu“
(2007) – das nun im Verbund mit der libanesischen Sängerin Fadia
Tomb El-Hage und dem japanischen Trommler Kazunari Abe einen
musikalischen Kosmos aufschlägt von zeitgenössischen Klängen bis
zu traditioneller Musik aus Korsika, Japan und dem Mittleren Osten.
Auch hier: Gegenwart und Vergangenheit sind eins, gehören zusammen. Und die MusikerInnen sind Teil des Bühnengeschehens: Sie
bilden mit den TänzerInnen eine Aktionseinheit. Die typische
Trennung zwischen Tanzenden einerseits und Musizierenden andererseits ist aufgehoben. Beide bevölkern den Raum um die Platten; die MusikerInnen mischen sich unter die TänzerInnen, diese
gesellen sich zu jenen. Wer zu welcher Gruppe gehört, ist nicht immer klar, doch diese Unschärfe ist, so darf man annehmen, gewollt.
Wiederholt pausiert in „Puz/zle“ der Tanz, sodass die Musik in diesen Momenten ganz zur Geltung kommt. Dadurch wirkt das Stück
durchaus meditativ, in gewisser Weise ritualhaft. Und provoziert
die Frage, ob es nun ein Konzert mit Tanz ist oder ein Tanzstück
mit Musikpausen. Mit Cherkaoui wäre man dann geneigt zu antworten, dass viele sogenannte primitive Kulturen für Tanz und Musik lediglich ein Wort haben. Denn auch das ist charakteristisch für
Cherkaoui: dass er seit seinen choreografischen Anfängen einen unorthodoxen Weg gegangen ist, was musikalische und tänzerische
Traditionen angeht. Er hat keine Scheu, Heterogenes miteinander
zu verbinden, mit Respekt und Würde zusammenzubringen, damit
daraus eine gegenseitige Durchdringung und Beeinflussung entsteht. Und so die Bühnenkunst einen neuen Schritt macht.
„Puz/zle“ ist im Œuvre Cherkaouis ein vergleichsweise ruhiges
12 SIDI LARBI CHERKAOUI: PUZ/ZLE / EINFÜHRUNG
Stück. Es ist durchzogen von einer meditativen Grundhaltung; der
Tanz und das theatralische Spektakel sind weit weniger exaltiert als
etwa in „Babel (Words)“ oder „TeZukA“. Der Fokus auf das (Bewegungs-) Spiel mit einer bestimmten Art von Requisit ist vergleichbar etwa mit „Sutra“, doch in den tänzerischen Aktionen deutlich
weniger spektakulär. Eins fällt deutlich auf: Cherkaoui lässt in
„Puz/zle“ nicht (mehr) den individuellen Körper sprechen, sondern
rückt das Kollektiv ins Zentrum. Bezugnehmend auf „Puz/zle“ hat
der Dramaturg und Theaterleiter Guy Cools darauf hingewiesen,
dass evolutionshistorisch „die Gruppe intelligenter ist als das Individuum und dass wir durch kollektive Zusammenarbeit im wahrsten Sinn des Wortes über uns hinauswachsen“. Ob es das ist, was
uns Cherkaoui – möglicherweise unbewusst – mit seinem neuen
Stück vermitteln will?
Oder beginnt mit „Puz/zle“ eine neue Phase im Schaffen des Choreografen? Eine, die mehr auf das Rituelle im Tanz setzt, auf das
gemeinschaftlich Sinnstiftende? Wenn dem so wäre – und das lässt
sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt natürlich nicht feststellen –
dann knüpfte er damit an die Zeit an, in der er den Tanz für sich
entdeckte: als es ihn mit 16, 17 danach drängte, alles kennenzulernen, was mit Bewegung und Ritual zu tun hatte. Und könnte damit
exemplifizieren, dass wir uns in unserem Leben weniger linear
bewegen, als dass unsere Entwicklung letztlich in Zyklen verläuft.
Wie es uns auch die Natur lehrt und die Geschichte immer wieder
bewiesen hat.
Biografien
14 SIDI LARBI CHERKAOUI: PUZ/ZLE / BIOGRAFIEN
Sidi Larbi
Cherkaoui
Der für seine interkulturellen Arbeiten berühmte Sidi Larbi
Cherkaoui zeichnete seit seinem Debüt „Anonymous Society“ (1999)
für mehr als 20 Choreografien verantwortlich. Er erhielt zahlreiche
Auszeichnungen, darunter den Kairos Prize (2009) und den Laurence
Olivier Award (2011). Gleich zweimal, 2008 und 2011, wurde er vom
Magazin Ballettanz zum Choreografen des Jahres gekürt. Während er
seine ersten Produktionen – „Rien de rien“ (2000), „Foi“ (2003) und
„Tempus Fugit“ (2004) – als Ensemblemitglied der Belgischen Compagnie Les ballets C de la B schuf, beteiligte sich Sidi Larbi
Cherkaoui parallel an weiteren Projekten, u. a. „Ook“ (2000) zusammen mit der Choreografin Nienke Reehorst, „D’avant“ (2002) mit
Damien Jalet und Mitgliedern der Sasha Waltz & Guests Company
und „zero degrees“ (2005) mit Akram Khan. Sidi Larbi Cherkaoui hat
mit einer Vielzahl von Theatern, Opernhäusern und Tanzcompagnien
zusammengearbeitet, darunter das Théâtre de la Monnaie in Brüssel
(„Apocrifu“, 2007, im Oktober 2009 im Festspielhaus St. Pölten zu
sehen), das Royal Danish Ballet („L’homme du bois“, 2007), das
Stockholmer Cullberg Ballet („End“, 2006), Les Ballets de Monte
Carlo („Mea culpa“, 2006 und „In memoriam“, 2004) und das Grand
Théâtre in Genf („Loin“, 2005). Zwischen 2004 und 2009 arbeitet er
in Antwerpen am Het Toneelhuis Theater, das seine Stücke „Myth“
(2007) und „Origine“ (2008) produzierte. 2010 gründete der Choreograf in Antwerpen die Compagnie Eastman. Er ist Associate Artist am
Londoner Sadler’s Wells Theatre und leitet das Tanzprogramm des
Festival Equilibrio in Rom. Sidi Larbi Cherkaoui war 2010/2011 Artist
in Residence im Festspielhaus St. Pölten, wo u. a. seine Choreografien
„Babel (Words)“ und „TeZukA“ gezeigt wurden. Zuletzt war hier im
vergangenen Herbst seine preisgekrönte Produktion „Sutra“ zu sehen.
BIOGRAFIEN / SIDI LARBI CHERKAOUI: PUZ/ZLE 15
Eastman
Die Compagnie Eastman wurde 2010 mit dem Ziel gegründet, die
Choreografien ihres Künstlerischen Leiters Sidi Larbi Cherkaoui zu
produzieren und zu verbreiten. Die Arbeiten des Choreografen und
Tänzers flämisch-marokkanischer Herkunft bedienen sich einer
breiten Palette an Ausdrucksmöglichkeiten, die vom zeitgenössischen Tanz bis zum Theater, vom Ballet über die Oper bis zum
Musical reichen und eine Vielzahl an weiteren Darstellungsformen
umfassen. Sidi Larbi Cherkaouis künstlerischer Ansatz basiert auf
einer hierarchiefreien Auseinandersetzung mit den Themenkomplexen Bewegung, Körpersprache und Kultur. Gegründet an seinem
Geburtsort, der Hafenstadt Antwerpen, bildet Eastman den Mittelpunkt seiner choreografischen Arbeit. Die Compagnie mit Sitz im
deSingel International Arts Campus hat bisher Sidi Larbi Cherkaouis
Choreografien „Babel (Words)“, „Play“, „Rein“, „TeZukA“ und „Puz/zle“
produziert. Darüber hinaus koordiniert sie auch seine weiteren
künstlerischen Aktivitäten. Les Théâtres de la Ville de Luxembourg,
die Grande Halle de La Villette Paris, das Festspielhaus St. Pölten,
das Theaterfestival Boulevard ’s Hertogenbosch, die Fondazione
Musica per Roma und das Londoner Sadler’s Wells Theatre sind
PartnerInnen der Compagnie, die von der Flämischen Regierung
und der BNP Paribas Foundation unterstützt wird.
16 SIDI LARBI CHERKAOUI: PUZ/ZLE / BIOGRAFIEN
Die MusikerInnen
von „Puz/zle“
A Filetta
Nach dreißigjährigem Bestehen und der Einspielung von 13 Tonträgern ist A Filetta heute eines der führenden korsischen Vokalensembles. Mit seiner leidenschaftlichen Interpretation geistlicher und
weltlicher Lieder steht es für polyphonen Gesang auf höchstem
Niveau. Mit den Stimmen von sechs Männern – Jean-Claude Acquaviva,
Jean-Luc Geronimi, Paul Giansily, Jean Sicurani, Ceccè Acquaviva
und Maxime Vuillamier – trägt es dazu bei, die mündlich überlieferte
Gesangskultur der Insel Korsika am Leben zu erhalten. Daneben
erkunden die Musiker diverse weitere Gebiete des polyphonen Gesangs, darunter insbesondere den Bereich der zeitgenössischen Musik. Die Experimentierfreude der Sänger führte bereits zu vielen
fruchtbaren Begegnungen mit Film, Theater und Tanz. A Filetta hat
u. a. mit dem Filmmusikkomponisten Bruno Coulais zusammengearbeitet und realisierte mit Sidi Larbi Cherkaoui bisher die Stücke „In
memoriam“ sowie „Apocrifu“, das auch im Festspielhaus zu sehen war.
Kazunari Abe
Natur, Volkskunst und Religion bilden die Inspirationsquellen des
japanischen Dichters, Musikers und Komponisten Kazunari Abe. Sein
Instrument ist die traditionelle Bambusflöte Shinobue. Von 1995 bis
2009 war er Mitglied der japanischen Taiko-Trommelgruppe KODO,
mit der er Auftritte in 23 Ländern bestritt. Auf der Suche nach seinen
Wurzeln kehrte er schließlich in seine Geburtsstadt Niihama zurück.
Dort gründete er mit dem aus Brooklyn stammenden Pianisten
Frightened Cellar die Band Sora Ocean, mit der er eine CD einspielte
und durch Japan tourte. 2010 arbeitete Kazunari Abe im Rahmen von
„Babel (Words)“ erstmals mit Sidi Larbi Cherkaoui zusammen.
BIOGRAFIEN / SIDI LARBI CHERKAOUI: PUZ/ZLE 17
Fadia Tomb El-Hage
Die gebürtige Libanesin Fadia Tomb El-Hage kombiniert in ihrem
Gesang erfolgreich Vokaltechniken der westlichen und der nahöstlichen Musik. Als Sechzehnjährige begann sie ihre Karriere mit
den Gebrüdern Rahbani, den Vätern des libanesischen Chansons im
20. Jahrhundert. Seit dem Abschluss ihres klassischen Gesangsstudiums in München tritt die Sängerin als Solistin mit Ensembles
wie Sarband, L’Orient Imaginaire, Vox, The King’s Singers, Ars Nova,
Fragments und TriOrient auf, mit denen sie auch zahlreiche CDs
eingespielt hat. Sie konzertiert an bedeutenden Spielstätten wie der
Berliner und der Kölner Philharmonie, dem Library of Congress
Theater (Washington, D.C.), dem Théâtre Châtelet (Paris), dem
Palais des Beaux-Arts (Brüssel), der Queen Elizabeth Hall (London)
sowie den Festivals von Baalbeck und Beiteddine (Libanon). Fadia
Tomb El-Hage hat mehrere Werke libanesischer und französischer
KomponistInnen uraufgeführt und war an Tanzproduktionen
renommierter ChoreografInnen beteiligt.
Rathausplatz 11
3100 St. Pölten
T 02742 90 80 60-600
www.landestheater.net
Acht
Frauen
Eine Kriminalkomödie
bis 2. Februar 2013
von Robert
Thomas
mit Babett Arens, Birgit Doll, Ulrike Folkerts,
Swintha Gersthofer, Christine Jirku, Cornelia Köndgen,
Jessica Schwarz, Lisa Weidenmüller
REGIE Maria Happel
morge
„Schauspieler ist kein
Beruf, um glücklich
zu werden. Hat man
eine andere Wahl,
sollte man sie
ergreifen.“
!.$2%! %#+%24
© 2 )4! .% 7-!.
im morgen
Mehr Meinungen zu Kunst und Kultur im
morgen
KULTUR · NIEDERÖSTERREICH · EUROPA
Sechs Mal im Jahr und jetzt im Probeabo* kostenlos.
[email protected]
schicken Ihnen die kommenden drei Ausgaben des morgen
* Wir
kostenlos und unverbindlich zu. Nachricht genügt – wahlweise per
s Postkarte an Redaktion morgen, Herrengasse 13, 1010 Wien
s %-AIL SIEHE OBEN
Stichwort „Probeabo“.
Hofesh Shechter: Political Mother
TIPP / FESTSPIELHAUS ST. PÖLTEN 21
Demnächst im Festspielhaus St. Pölten
TANGO FINAL
Tanz St. Pölten im Tango-Fieber: Zum letzten Mal inszeniert Joachim Schloemer
heuer den krönenden Abschluss der
Tango-Tage, der von allen Tangobegeisterten im Festspielhaus schon sehnsüchtig
erwartet wird. Unter professioneller
Anleitung können hiesige TänzerInnen
dabei noch einmal zeigen, was in ihnen
steckt. Wird diesmal das Geheimnis um
die rote Box gelüftet? Welche neuen Elemente werden dem Tango auf der Bühne
überraschende Wendungen geben? Fest
steht, dass auch dieses Jahr mit den Workshop-LeiterInnen und Teilnehmenden
eine gefühlvolle und mitreißende Show
entstehen wird. Wenn zum Abschluss die
„Milonga del Ángel“ von Astor Piazzolla
ertönt, darf man schon ein wenig wehmütig sein – aber nicht allzu lange, denn es
geht direkt weiter mit einer feurigen
Milonga auf der Hinterbühne!
Samstag 02. Februar 2013
19.30 Uhr, Box
Karten EUR 10
HOFESH SHECHTER:
POLITICAL MOTHER
Tanz/Live-Musik Hofesh Shechter setzt
nach „Uprising“ seine Erfolgsserie im
Festspielhaus mit „Political Mother“ fort.
Auf imposante Weise verbindet er Tanz
mit Live-Musik, welche die Bezeichnung
„Rockkonzert“ wahrlich verdient hat.
Lauter, schneller und furioser denn je
geht es in „Political Mother“ zur Sache:
Eine Band aus Drummern und Gitarristen,
eine Tanzgruppe und eine atemberaubende Lichtshow heizen dem Publikum ein
und provozieren mit kontrovers politischen Anspielungen. Die Musik hätte ihn
zum Tanz gebracht, sagt Hofesh Shechter
und demonstriert die Verflechtungen beider Künste, wie er selbst sie erlebt. Das
Vibrieren der Luft überträgt sich in körperliche Bewegungsimpulse, löst den
Tanz im Körper aus und springt garantiert
auch auf das Publikum über!
Samstag 16. Februar 2013
19.30 Uhr, Großer Saal
Karten EUR 39, 33, 28, 22, 10
Einführungsgespräch um 18.30 Uhr
in der Box
22 FESTSPIELHAUS ST. PÖLTEN / KALENDARIUM
Vorschau: Jänner / Februar 2013
Sa 26. Jan.
Mnozil Brass goes Wagner
Ausverkauft!
19.30, Großer Saal
Musik/Blech
Do 31. Jan.
Orchestre Philharmonique
du Luxembourg
G. Capuçon, Krivine
19.30 Uhr, Großer Saal
Musik/Klassik
Fr 01. Feb.
Jane Birkin
19.30 Uhr, Großer Saal
Musik/Chanson
Sa 02. Feb.
Tango Final
Schloemer, Bourke,
Arin u. a.
19.30 Uhr, Box
Tanz
Do 14. Feb.
„Ich liebe dich, kann ich
nicht sagen“
Winkler, Benzwi u. a.
19.30 Uhr, Box
Musik/Literatur
Sa 16. Feb.
Hofesh Shechter:
Political Mother
Hofesh Shechter Company
19.30 Uhr, Großer Saal
Tanz/Live-Musik
So 17. Feb.
Doris Uhlich:
COME BACK
Kirnbauer, Kofranek,
Loucky u. a.
18.00 Uhr, Box
Tanz/Performance
Mo 18. Feb.
Ferne Welten
Orozco-Estrada,
Tonkünstler
19.30 Uhr, Großer Saal
Musik/Klassik
Di 19. Feb.
Choir on Fire III*
Chor 50 plus,
Stimmgewitter Augustin
19.30 Uhr, Box
Musik/Vokal
Mi 20. Feb.
Edson Cordeiro:
The Woman's Voice*
19.30 Uhr, Box
Musik/Vokalakrobatik
Do 21. Feb.
Bulgarian Voices*
19.30 Uhr, Großer Saal
Musik/Vokal/Osteuropa
Fr 22. Feb.
Gianmaria Testa: Vitamia*
19.30 Uhr, Großer Saal
Musik/Vokal/Canzoni
Sa 23. Feb.
Joseph Haydn:
Die Jahreszeiten*
Ferlesch, Chor ad Libitum,
Ensemble Sonare Linz u. a.
19.30 Uhr, Großer Saal
Musik/Klassik/Vokal
So 24. Feb.
Rund um Bach*
Kargl, Domkantorei
St. Pölten u. a.
18.00 Uhr, Box
Musik/Vokal
* Festival Polifonica
TEAM / FESTSPIELHAUS ST. PÖLTEN 23
Das Festspielhaus-Team
Künstlerische Leitung Joachim Schloemer
Geschäftsführung Thomas Gludovatz, Johannes Sterkl
Produktion & Dramaturgie Angelika Schopper (Leitung),
Constanze Eiselt, Nathalie Russegger, Juliane Scherf
Dramaturgie Sandra Windfuhr, Lena Dražić (externe Mitarbeit)
Kulturvermittlung Erika Köchl, Ulla Steyrleuthner, Susanne Wolfram
Marketing & Kommunikation Sylvia Mitgutsch (Leitung), Katja Borlein,
Stefanie Reichl, Silvia Rohn, Gülcan Simsek
Kartenverkauf Ulli Roth (Leitung), Doris Peschl, Tatjana Eichinger, Gabriela Fränzl,
Eva Hohenthanner, Stefanie Kohaida, Julia Rafferseder, Regina Ritter
Hausorganisation Ahmet Bayazit
Technischer Direktor Reinhard Hagen
Beleuchtungsinspektor Herbert Baireder
Beleuchtungsinspektor Stellvertreter Robert Sommer
Tonmeister Andreas Dröscher
Tonmeister Stellvertreter Bernd Neuwirth
Bühneninspektor Richard Krebs
Bühneninspektor Stellvertreter Jens Bauer
Bühne Christian Zörner
Lehrling Veranstaltungstechnik Florian Hackel
Betriebstechnik Herbert Kaminsky
Assistenz Geschäftsführung und Künstlerische Leitung Elke Cumpelik
Postverwaltung Alil Imeri
Portier Gerlinde Högel
Für das Festspielhaus tätige MitarbeiterInnen der Niederösterreichischen
Kulturwirtschaft GmbH: Leitung IT Günter Pöck Netzwerktechnik Josef Bandion,
Michael Faller, Stefan Hagl Webmaster Johannes Lugmayr Programmierung
Michael Graf, Andreas John Projektleitung Ticketing und CRM Barbara Reithofer
Leitung Buchhaltung Heinrich Karner Buchhaltung Manuela Schwarz, Emma Holzer
Controlling Tanja Sulzer
IMPRESSUM
Herausgeber, Verleger und Medieninhaber Niederösterreichische Kulturszene Betriebs GmbH, Kulturbezirk 2,
3100 St. Pölten, T +43(0)2742/90 80 80,
F +43(0)2742/90 80 81, www.festspielhaus.at.
Für den Inhalt verantwortlich Thomas Gludovatz,
Johannes Sterkl. Redaktion Lena Dražić. Fotos Koen Broos
(Szenenfotos „Puz/zle“ und Porträt Sidi Larbi Cherkaoui),
Simona Boccedi (Szenenfoto „Political Mother“). Umschlagbild See ‘ya Fotoproduktion: Wolfgang Zajc, Fotograf;
Kreation: Rudolf Zündel. Produktion Walla Druck Wien.
Termin-, Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten.
Fotografieren, Ton- und Videoaufzeichnungen nicht gestattet.
Preis des Programmheftes: Euro 2,70
Karten & Info: +43 (0) 2742 908080-222
[email protected]
www.festspielhaus.at
Das Festspielhaus dankt seinen Hauptsponsoren:
DIE VIELEN SEITEN DES Ö1 CLUB. DIESMAL:
EINES
UNSERER
CLUBHÄUSER.
Ö1 CLUB-MITGLIEDER ERHALTEN
IM FESTSPIELHAUS ST . PÖLTEN
10% ERMÄSSIGUNG.
(ALLE Ö1 CLUB-VORTEILE
F I N D E N S I E A U F O E 1 . O R F. A T . )
Ö1 GEHÖRT GEHÖRT.
Ö1 CLUB GEHÖRT ZUM GUTEN TON.
Karten & Information
+43 (0) 2742 908080-222
[email protected]
www.festspielhaus.at