PressetextMAX ERNST

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PressetextMAX ERNST
Inhalt der Pressemappe
Ausstellungsdaten
Pressetext
Biografie Max Ernst
Kunstvermittlungsprogramm
Ausstellungsdaten
Pressekonferenz
22. Jänner 2013, 10 Uhr
Eröffnung
22. Jänner 2013, 18.30 Uhr
Dauer
23. Jänner – 5. Mai 2013
Ausstellungsort
Kahn Galleries
KuratorInnen
Werner Spies
Julia Drost
Gisela Fischer (Albertina)
Raphaël Bouvier (Fondation Beyeler)
Werke
180
Publikation zur Ausstellung
Max Ernst - Retrospektive
Hrsg. Werner Spies, Julia Drost, Autoren: Gunhild Bauer; Raphael Bouvier, Gisela
Fischer, Joana Jimborean, Jürgen Pech, Adrian Sudhalter, Ralph Ubl, Tanja
Wessolowski, Gabriele Wix
Vorwort: Klaus Albrecht Schröder und Samuel Keller
Hatje Cantz Verlag, dt.: 29,- €; engl.: 32,- €
Kontakt
Albertinaplatz 1, 1010 Wien
T +43 (01) 534 83 – 0
[email protected]
www.albertina.at
Öffnungszeiten
Täglich 10 - 18 Uhr, Mittwoch 10 - 21 Uhr
Kuratorinnenführung
Mittwoch, 6. März 2013, 17-18 Uhr (Dr. Gisela Fischer)
Öffentliche Führungen
Mittwoch: 18.30 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag: 15.30 Uhr
26. Jänner/3. Februar/6. Februar/9. Februar/17. Februar/23. Februar/27. Februar/2.
März/10. März/13. März/23. März/27. März/13. April/17. April/27. April/1. Mai/5. Mai
Tickets an der Kassa erhältlich (am Tag der Führung) EUR 4,- zzgl. Eintritt
Begrenzte Teilnehmerzahl
Juniorführungen
für Kinder von 6-12 Jahren: 24. Februar, 17. März, 21. April jeweils 15.00 Uhr
Alberteena guided
für Jugendliche von 12-18 Jahren: 23. Februar, 9. März, 27. April jeweils 16 Uhr
Vortrag Julia Drost
Europas „neue Nomaden“. Max Ernst zwischen Exil und Welterkundung
Mittwoch 6.2.2013, 18.30 Uhr
Presse
Mag. Verena Dahlitz (Leitung)
T +43 (01) 534 83 - 510 , M +43 (0)699.109 81746, [email protected]
Mag. Barbara Prikoszovits
T +43 (01) 534 83 - 512 , M +43 (0)699.109 81743, [email protected]
Sarah Wulbrandt
T +43 (01) 534 83 - 511 , M +43 (0)699.121 78 720, [email protected]
Partner der Albertina
Max Ernst.
Retrospektive
23.1.–5.5.2013
Die Albertina widmet dem großen Bilderfinder Max Ernst seine erste Retrospektive in Österreich.
Mit einer Auswahl von 180 Gemälden, Collagen und Skulpturen sowie repräsentativen Beispielen
illustrierter Bücher vereint die Ausstellung alle Werkphasen, Entdeckungen und Techniken des
Künstlers und stellt sein Leben und Schaffen im biografischen wie zeitgeschichtlichen Kontext vor.
64 Leihgeber sind an der umfassenden Schau beteiligt, die das Oeuvre dieses großen
Ausnahmekünstlers in seiner ganzen Breite zeigt.
Fraglos gehört Max Ernst mit Matisse, Picasso, Beckmann, Kandinsky und Warhol zu den
Jahrhundertfiguren der Kunstgeschichte. Das Schaffen des frühen Protagonisten des Dadaismus,
Pionier des Surrealismus und Entdeckers raffinierter neuartiger Techniken wie Collage, Frottage,
Grattage, Dekalkomanie und Oszillation entzieht sich einer griffigen Definition. Der
Erfindungsreichtum des Autodidakten im Umgang mit Bild- und Inspirationstechniken, die Brüche
zwischen zahlreichen Werkphasen, die enorme Vielseitigkeit und der Wechsel der Themen irritieren.
1919 gründet Max Ernst die Kölner Dada-Gruppe als Angriff auf den „gesunden Menschenverstand“
und eine Gesellschaft, die den Ersten Weltkrieg herbeigeführt hat. 1922 zieht er als unverstandener,
revoltierender Künstler von Köln nach Paris, wo er im Kreis der Surrealisten agiert. Zweimal wird er
als feindlicher Ausländer interniert, versucht zu flüchten und wird durch glückliche „Zufälle“
freigelassen. 1941 flieht er ins amerikanische Exil, aus dem er mit 63 Jahren nach Europa zurückkehrt.
Wie Max Ernsts Leben, so ist auch sein Werk „nicht harmonisch im Sinne der klassischen
Komponisten“, so der Künstler selbst. Er ist Suchender und Entdecker, der stets seine Fragen
erweitert. Dass seine Suche kein Ende finden kann, ist für ihn Programm: „Ein Maler ist verloren,
wenn er sich findet. Dass es ihm geglückt ist, sich nicht zu finden, betrachtet Max Ernst als sein
einziges Verdienst.“
Max Ernst ist ein Rastloser, der stets nach Freiheit strebt und sich von familiären, nationalen,
ideologischen und künstlerischen Zwängen befreit. Hin- und hergerissen zwischen der
Verwirklichung seiner persönlichen Lebensziele und den sozialen und politischen Hindernissen
einer turbulenten Zeit, richtet er seinen Blick doch stets nach vorne - eine „Flucht in die Zukunft“.
Erinnerung und Entdeckung, Recycling und Collage sind der gemeinsame Motor, der sein Schaffen
antreibt. Unter diesen Aspekten positioniert die Ausstellung Max Ernsts Werk zwischen Rückgriffen
auf Vergangenes, dem politischen Zeitgeschehen und einem prophetisch-visionären Blick in die
Zukunft. Er, der sich selbst einen „Jungfräulichkeitskomplex“ gegenüber leeren Leinwänden
attestierte, suchte stets nach einem Mittel, die halluzinatorischen Fähigkeiten seines Geistes zu
steigern, Visionen automatisch herbeizuführen, um sich so seiner „Blindheit zu entledigen“.
An die Stelle der Nachahmung des Sichtbaren tritt bei Max Ernst die Vision als das Nicht-Sichtbare,
Nicht-Offensichtliche. Was er in der äußeren Welt sieht, lässt ihn Verborgenes in seinem
Unterbewusstsein entdecken. Als Surrealist bezieht er eine durch den Zufall angeregte Inspiration
in den Schaffensprozess mit ein. Der damit verbundene Ausschluss des Bewusstseins entspricht
dem surrealistischen Prinzip des automatischen Schreibens (écriture automatique). Doch Max Ernst
erweitert die Kunstauffassung des Surrealismus und ihres Wortführers André Breton. Er entwickelt
Verfahren, die ihm erlauben, die durch das Moment des Zufalls generierten Bilder nachträglich zu
bearbeiten. In seinem mehr als sechzigjährigen Schaffen entdeckt er immer neue Methoden der
indirekten Bilderzeugung. Basierend auf den frühen Collagen der 1920er-Jahre malt er in Paris seine
ersten surrealen Bildrätsel aus Versatzstücken der Wirklichkeit. Das Durchreiben der Struktur
verschiedener Objekte in den Frottagen und Grattagen lässt Bildwelten fantastischer Mischwesen
und Pflanzen entstehen; das Abklatschen von Farbe in den Dekalkomanien inspiriert ihn zu
exotischen Landschaften; die Farbtropfen der Oszillation bringen kosmische Welten hervor. Seine
Themen erwachsen aus persönlicher Erfahrung: Sie sind düster-romantisch in den Wald- und
Hordenbildern, autobiografisch in den Vogelbildern und visionär in den apokalyptischen Dschungelund Stadtlandschaften. In seinen Werken verschmelzen Wirklichkeit und Traum, Vergangenheit und
Gegenwart zu einer übernatürlichen Realität.
Gastkuratoren: Werner Spies und Julia Drost
Entdeckungsfahrten ins Unbewusste
Max Ernst, dem die Malerei durch seinen Vater, einen Sonntagsmaler, nähergebracht worden ist,
studiert von 1910 bis zu seiner Einberufung als Artillerist im Ersten Weltkrieg Kunstgeschichte,
Psychologie, Romanistik und Philosophie in Bonn. Im Kreis von August Macke beginnt er selbst als
Autodidakt zu malen. In seinem Frühwerk spielt er mit den verschiedenen Stilen der Avantgarde, die
er in den Galerien in Düsseldorf und Köln kennenlernt: mit Expressionismus und Futurismus, der
Kunst Chagalls und Paul Klees. Max Ernst vereint diese Stile in seinen Bildern collageartig zu einem
neuen Ganzen. Er kritisiert die konservativ-akademische und nationalistische Kunstpolitik des
Wilhelminischen Kaiserreichs. Die Darstellung des Unbewussten und des Traums in seinen Bildern
geht auf die Kenntnis der Arbeiten von Henri Rousseau und Arnold Böcklin zurück. Mit entstellten,
nah an den Betrachter gerückten Figuren, die den zeitgleich entstandenen gesellschaftskritischen
Bildern von Max Beckmann, Otto Dix und George Grosz nahestehen, kritisiert er die bürgerliche
Scheinmoral und den sinnlosen Krieg. Die beängstigende Stadt ist Sinnbild der Seele. Max Ernsts
frühe Gemälde weisen bereits auf den Dadaismus und seine surrealistische Phase der 1920er-Jahre.
Die Reflexion verschiedener zeitgenössischer Stile prägt von nun an die einander rasch ablösenden
Werkgruppen seines künstlerischen Schaffens.
Jenseits der Malerei
Nachdem Max Ernst 1918 aus dem Krieg zurückkehrt, zieht er mit seiner Frau nach Köln. Dort
gründet er im folgenden Jahr gemeinsam mit Hans Arp und Johannes Theodor Baargeld die Kölner
Dada-Gruppe. Nach dem Trauma des Ersten Weltkriegs hegen ihre Mitglieder große Hoffnung auf
eine Veränderung der Kunst und der Gesellschaft, die den Krieg verantwortet hat. In provokanten
Ausstellungen zeigen sie neben ihren eigenen Arbeiten Werke abseits des anerkannten
Kunstbetriebs, von Geisteskranken und Dilettanten. Ab 1919 widmet sich Max Ernst erstmals und
fast ausschließlich der Collage. Mit dem Wunsch, sein inneres Auge durch äußere Eindrücke
anzuregen, entdeckt er die Collage als adäquate Technik für eine indirekte Arbeitsweise. Sie steht
„jenseits der Malerei“, ist frei von Konventionen und einem verbindlichen Stil. Die Dadaisten starten
einen zerstörerischen Angriff auf Sprache, Syntax und Logik von Literatur, Wissenschaft und
Malerei. Dada ist „... eine Revolte der Lebensfreude und der Wut, das Resultat der Absurdität, der
großen Schweinerei dieses blödsinnigen Krieges“ (Max Ernst). Für seine frühen Collagen zieht Max
Ernst wissenschaftliche Lehrtafeln heran und fügt sie zu fantastischen neuen und intakten
Bildkompositionen zusammen, die er mit zahlreichen Bildunterschriften voller Wortspielerei und
Witz ergänzt. Er paraphrasiert traditionelle Genres wie Landschaft, Stillleben, Porträt und
Historienbild, karikiert das Mechanische der Architekturzeichnungen und spielt mit klassischen
Allegorien und religiöser Ikonografie. In Anti-Porträts aus technisierten und fragmentierten
Mischwesen leben Albträume des Krieges auf. Sexuelle Motive sprechen vom Kampf der
Geschlechter. Das Spiel mit traditionellen Bildformen kritisiert die Normen der Gesellschaft.
Collage
1919 entdeckt Max Ernst Druckstöcke, die er durch Aufstempeln und Durchpausen auf Papier zu
mechanistischen Gebilden zusammensetzt. In ihrer minuziösen Ausführung ähneln sie nichtkünstlerischen, technischen Zeichnungen. Die Bibliotheca paedagogica, ein wissenschaftliches
Nachschlagewerk von 1914 mit Lehrtafeln zur Physik, Geometrie, Botanik und Anatomie, weckt
schließlich sein Interesse an der Collage. Anatomische Tafeln, Querschnitte von Pflanzen und
Zeichnungen physikalischer Apparate steigern seine Fantasie und regen ihn zu neuen irrationalen
und gesellschaftskritischen Bildwelten an. Mit der Neuordnung der Ausschnitte zu eigenen
Kompositionen geht die inhaltliche Umdeutung der ursprünglichen Motive einher. Anders als bei
den politisch plakativen, aus aktuellen Zeitungsausschnitten gefertigten Fotocollagen der Berliner
Dadaisten Hannah Höch und Raoul Hausmann stammt Max Ernsts Material aus wissenschaftlichen
Enzyklopädien, Kunstreproduktionen und Büchern zur Kriegstechnik.
Maler der Illusionen
1922 verlässt Max Ernst Frau und Sohn in Köln und zieht zu dem Dichter Paul Éluard und dessen Frau
Gala nach Paris. Dort schließt er sich jenen Künstlern und Literaten um André Breton an, die sich
1924 zur Gruppe der Surrealisten vereinen. Sie suchen nach neuen Arbeitsmethoden, die aus einem
Bewusstsein zwischen Traum und Wachzustand schöpfen, rationale Mechanismen außer Kraft
setzen und der Sicht nach innen freien Lauf lassen. Die Grundlagen dafür finden sie in Freuds
psychoanalytischen Theorien zur Traumdeutung und zum Unbewussten. Die Surrealisten entdecken
in den Collagen und frühen Gemälden Max Ernsts eine Kunst, die ihrem freien, assoziativen
Schreiben entspricht. Max Ernst überträgt nun das Wesen der Collage auf seine Malerei: Er
zelebriert die Poetik des irrationalen Zusammenstoßes einander wesensfremder Dinge. Die aus
verschiedenen Zusammenhängen herausgelösten Motive kombiniert er zu surrealen, doch in sich
schlüssigen Welten. So greift er auf die traditionelle Gattung der Malerei zurück und erfindet sie
zugleich im Kontext des Surrealismus völlig neu. Dabei übersetzt er klassische Genres wie
Landschaft und Porträt in seine surreale Bildsprache. Den Werken dieser Zeit liegen sehr
persönliche Themen zugrunde: Kindheitserinnerungen, der Konflikt zwischen Vater und Sohn sowie
seine aktuelle Lebenssituation, die ménage à trois mit Gala und Paul Éluard.
Zauberer der kaum spürbaren Verrückungen
In den 1920er-Jahren setzen Künstler wie Man Ray und Hans Bellmer der sachlichen Fotografie
dieser Zeit eine Fotografie des Surrealen entgegen. Geheimnisvolle, visionäre Bilder entstehen
durch Inszenierung oder Bearbeitung des Negativs. Daran knüpft Max Ernst an. Er bearbeitet seine
aus der frühen Dada-Zeit stammenden Fotocollagen weiter. Viele dieser Arbeiten schafft er
gemeinsam mit Hans Arp unter der Nonsens-Bezeichnung Fatagaga („fabrication des tableaux
gasométriques garantis“).
Wie in seinen Klebebildern und Übermalungen verschleiert er die Herkunft seiner Vorlagen. Das
Abfotografieren der kleinformatigen Originalcollagen lässt Schnitt- und Klebestellen unter einer
einheitlichen glatten Bildoberfläche verschwinden; durch die anschließende Vergrößerung erzielt
Max Ernst eine vollkommen neue Bildwirkung. Der Rückgriff auf fotografisches Material – das
Medium der realitätsgetreuen Wiedergabe schlechthin – hebt das collagierte Werk von der
subjektiv-künstlerischen Ebene auf die objektive der Wirklichkeit, die allerdings eine absurde ist.
Indem er die Prinzipien des Zusammensetzens und Machens der Collage leugnet, steigert er die
Glaubwürdigkeit des neuen Bildes. Als „Zauberer der kaum spürbaren Verrückungen“ (René Crevel)
ordnet er die Welt neu.
Grattage
Mit seinen Papiercollagen und der Übertragung des Collageprinzips auf die Malerei hat Max Ernst in
seinen frühen surrealistischen Gemälden die Grenzen der Malerei überschritten. Nun sucht er nach
weiteren Möglichkeiten, das surrealistische Prinzip des Automatismus auf die Malerei anzuwenden.
Bislang hat diese Kunstgattung im Surrealismus keinen großen Stellenwert gehabt; in Bretons
erstem surrealistischem Manifest von 1924 findet sie keine Erwähnung. Max Ernst folgt der
berühmten These Leonardo da Vincis über die Inspirationskraft von Klecksen an der Wand, in denen
ein wacher Geist unbekannte Welten und Universen entdecken kann. Erstmals befestigt er die
Leinwand nicht vor sich auf einer Staffelei. Er legt Gegenstände unter oder auf die Leinwand, die er
zuvor mit Farbe bemalt hat. Durch Abkratzen der Farbschichten mit dem Malermesser treten die
Druckstellen und Strukturen der Objekte zutage. Das Durch- und Abreiben von Hölzern und
Schnüren, von Gittern und Glassplittern entfacht die Fantasie des Künstlers und inspiriert ihn dazu,
mit dem „inneren Auge“ zu sehen: das Bild aus seinen unbewussten Assoziationen heraus zu
entwickeln. Erst dann greift er gestalterisch ein und erweitert oder begrenzt die zufällig
entstandenen Formen und Strukturen zu fantastischen gegenständlichen Szenerien. Max Ernst hat
mit diesem Verfahren die Grattage oder Abkratztechnik (frz. gratter = kratzen) als indirekten
Schaffensprozess für die Malerei entdeckt. Doch er nimmt eine Korrektur an Bretons Automatismus
vor. Er bezieht die nachträgliche Kontrolle durch die Vernunft mit ein und entwickelt seine
Techniken zu halbautomatischen künstlerischen Methoden. Die zufällig entstandenen Formen als
Ausgangspunkt unbewusster Assoziationen werden kontrolliert „vergegenständlicht“ und
ausgemalt.
Wilde Gesten für den Charme
Mit der Erweiterung seiner künstlerischen Möglichkeiten durch die Grattage treten abstrakte
Formen in Max Ernsts Bilder. Sie lösen die geschlossenen, emblematischen Bildformen der frühen
surrealistischen Gemälde ab. Ab 1926 entstehen Max Ernsts „große Themen“: Horden, Vögel und
Wälder als Sinnbilder existentieller Fragen. Als Resultat des halbautomatischen Grattage-Verfahrens
und im Besonderen der Arbeit mit Schnüren fließen in den Hordenbildern dynamisch aufgeregte
Formen über die Fläche. Max Ernst interpretiert den durch Zufall hervorgerufenen stimulierenden
Ausgangspunkt als ekstatisch-orgiastische Szene. Metamorphisch winden und bäumen sich
heroisch-dämonische Fantasiewesen, Jäger, Barbaren und eng umschlungene Liebespaare auf.
Miteinander ringend, tanzend oder stürmisch voranpreschend bewegen sie sich in einer kollektiven
Raserei; manche Titel evozieren erotische oder familiäre Konflikte. Unruhe, Aggression, die
rücksichtslose Invasion des Krieges, das Freisetzen menschlicher Wünsche und Triebe schwingen in
diesen Bildern mit. Max Ernst gibt der Zeitgeschichte und ihren barbarischen Erschütterungen
ebenso Ausdruck wie dem Streben nach Erlösung.
Eine neuartige Naturgeschichte
Nach 1924 malt Max Ernst nur mehr wenige Bilder im herkömmlichen Sinn mit dem Pinsel. Auf der
Suche nach neuen künstlerischen Möglichkeiten und einem vom Zufall bestimmten Anstoß zur
Inspiration entdeckt er 1925 die Frottage (frz. frotter = reiben), ausgelöst durch das intensive
Betrachten eines hölzernen Fußbodens. In der Holzmaserung entdeckt er Muster, Figuren und
Landschaften, die seine Fantasie anregen. Um seine „Visionen“ festzuhalten, lässt er Papierstücke
wahllos auf den Boden fallen und reibt das Relief der Bretter mit dem Bleistift durch. Bald erweitert
er diese Methode des Durchreibens auf Pflanzenblätter, Rinde, Stroh, Leinwände und Schnüre. Das
Material verliert seinen gewohnten Charakter und weckt völlig überraschende Assoziationen. Die
Zeichnungen, die ein Jahr nach der Veröffentlichung des ersten surrealistischen Manifests
entstehen, entsprechen dem Prinzip des indirekten Schaffensprozesses. Max Ernst hat André
Bretons Forderung erfüllt: Zeichnen und Malen als Transkription eines halluzinatorischen Bildes –
ein Abpausen, kein Schöpfen. Als er die Durchreibe-Technik auf die Leinwand überträgt, leistet er
einen entscheidenden Durchbruch für die Malerei innerhalb des bis dahin von der Literatur
beherrschten Surrealismus.
Frottage
1926 werden die Frottage-Zeichnungen als 34 Lichtdrucke in der Mappe Histoire Naturelle
publiziert. In diesen Blättern wird deutlich: Max Ernst liefert sich dem Zufall nicht aus. Er erweitert
die durchgeriebenen Texturen zeichnerisch, mit zwei unterschiedlichen Ergebnissen. Wenn er eine
durchgeriebene Muschel oder ein Kastanienblatt in unveränderter Form zeigt, bleiben Struktur und
Form des Gegenstandes erhalten. In anderen Fällen wird das Durchgeriebene zum Ausgangspunkt
einer gegenständlichen Umdeutung. Aus einer Holzmaserung, der Körnung von Leder oder
Brotkrumen werden Landschaften, Pflanzen oder Tiere. Max Ernst entwickelt hier eine Bildsprache,
die in seinem Schaffen immer wiederkehrt. Der Gedanke der Naturnachahmung durch die Kunst ist
mit dieser „neuartigen Naturgeschichte“ freilich erschüttert. Die Natur reproduziert sich in jedem
Blatt wie zufällig selbst.
Ein perfektes Verbrechen
Nachdem Max Ernst bereits 1921/22 zur Illustration von Paul Éluards Gedichtbänden Les malheurs
des immortels („Die Unglücksfälle der Unsterblichen“) und Répétitions („Wiederholungen“) frühe
Collagen geliefert hat, kehrt er 1929 zur Illustration mit Papiercollagen zurück. Schon damals hat er
das Zusammenfügen von Bildelementen zu einem Ganzen für sich erweitert, indem er die
ausgeschnittenen Vorlagen übermalt und so den Arbeitsprozess des Collagierens verschleiert hat.
Ab 1929 entstehen seine Collageromane: La femme 100 têtes (1929; „Die hundertköpfige Frau“),
Rêve d’une petite fille qui voulut entrer au Carmel (1930; „Das Karmelienmädchen – Ein Traum“) und
Une semaine de bonté (1934; „Eine Woche der Güte“). Max Ernst betätigt sich hier als Illustrator und
Dichter. In den Collagen greift er die Methode des Verschleierns auf. Sein Material findet er in
populären Liebes- und Abenteuerromanen sowie wissenschaftlichen Zeitschriften des 19.
Jahrhunderts. Max Ernst nutzt die stilistische Einheitlichkeit der Vorlagen – viktorianische
Holzschnitte –, zerschneidet sie und setzt sie zu neuen Bildern und Bedeutungen zusammen. Auf
den ersten Blick scheinen die Bilder plausibel und stimmig; der Collageeffekt, der Eingriff des
Künstlers, ist kaum erkennbar – „ein perfektes Verbrechen“. Max Ernst will unsere
Sehgewohnheiten irritieren und infrage stellen. Die Abfolge der Bilder evoziert eine Logik des
Traums: scheinbar unzusammenhängend, irrational und bizarr. Die Themen seiner Collageromane
sind antiklerikal, oft blasphemisch und antibürgerlich. Die Verkehrung kirchlicher Rituale,
verklemmte Vorstellungen von Sexualmoral, Sadismus und Gewalt sind Teil einer Fantasie- und
Traumwelt des Künstlers, in der alles möglich scheint.
Loplop – Privatphantom und Souffleur
Ende der 1920er-Jahre zieht das Vogelphantom Loplop in Max Ernsts Bildwelt ein. Es wird zur
Identifikationsfigur und zum Sprachrohr des Künstlers, das seine Emotionen und sein
Unterbewusstsein spiegelt. Kindheitserlebnisse, die psychoanalytischen Theorien von Freud und
Jung, Mythologien und Schamanismus formen diese zutiefst autobiografische Figur des Loplop.
Häufig bezieht er sich in seinen Vogelbildern auf traditionelle christliche Themen (Der keusche
Joseph) und Himmelfahrtsszenen (Nach uns die Mutterschaft und Vogeldenkmal). Immer treten die
Vögel dabei metamorphisch auf: widersprüchlich und unwiderruflich kreisend zwischen Freiheit,
Gefangenschaft und Loslösung. Bei Max Ernst stellt jedes seiner Bilder einen Aspekt seiner
persönlichen Innenwelt vor. Wenn er vom „Besuch des Vogeloberen Loplop, eines Privatphantoms,
das überaus treu war“ und dem er sich „fest verbunden fühlt“ spricht, gesteht er ihm die Funktion
eines Inspirators zu, durch den der Künstler zum Medium wird. Durch automatische Verfahren hat
der Surrealismus den Künstler als Schöpfer entmystifiziert. Max Ernst sucht die Befreiung von der
bretonschen Kunstauffassung durch die Entdeckung halbautomatischer Techniken. In einer Reihe
von 90 Collagen mit dem Titel Loplop présente... reflektiert er über sein künstlerisches Schaffen. Er
will sich als Entdecker, nicht als Schöpfer sehen, und seine Bilder als aus den Tiefen des
Unterbewusstseins „verfügbare Produkte“ präsentieren. Die Abspaltung Loplops von der Person des
Künstlers als Über-Ich entspricht der Idee des Automatismus und einem passiven, von
Unbewusstem gelenkten Schaffen. Max Ernst zeigt, dass sein künstlerisches Schaffen das Ergebnis
eines unbewussten kreativen Arbeitsprozesses ist.
Skulpturen
„Wenn ich mit meiner Malerei in eine Sackgasse komme, so bleibt mir die Skulptur als Ausweg.
Denn Skulptur ist noch mehr ein Spiel als Malerei. Es ist, als ob ich Ferien nähme, um nachher
wieder zur Malerei zurückzukommen.“
Seit seiner Kölner Dada-Zeit experimentiert Max Ernst mit dreidimensionalen Gegenständen. Es ist
eine spielerische Art der Welterkenntnis und wie bei seinen Collagen greift er bei seinen Skulpturen
auf Alltagsgegenstände zurück: Umpressformen für Hüte, Blumentöpfe, Flaschenhälse und
Muscheln werden zu anthropomorphen in Bronze gegossenen Figuren. 1934/35 arbeitet er in Paris
an einer Gruppe freistehender Plastiken. Durch das Ausgießen der Hohlformen und das Abgießen
von gefundenen Objekten mit Gips schafft er ein Repertoire von Elementen, die seine Inspiration
anregen und frei kombinierbar sind. Er entreißt einfachste Gebrauchsgegenstände ihrer alltäglichen
Funktion und erweitert ihre „Identität“, transformiert und poetisiert sie. Formdurchdringung und
Formergänzung sind das Prinzip dieser additiven skulpturalen Konstruktionen. Mit seinem
plastischen Werk kehrt Max Ernst zur einfachsten und ursprünglichsten Kunst zurück und taucht
wie mit seinem gesamten Werk in einen unbekannten Kosmos ein.
Der Wald als Welttheater
1927 entstehen Max Ernsts Waldbilder: undurchdringliche, düstere Waldfassaden, bekrönt von
einem ringförmigen Gestirn. Max Ernsts Wälder sind mythische, märchenhafte Orte: schaurig,
bedrohlich und bedrängend. Fern von einem befreienden Naturgefühl entpuppt sich der Wald als
schwer zugänglicher Ort. Verbrannte, moosige Baumstümpfe ragen wie Pfähle zu einem hermetisch
abgeschlossenen Dickicht auf. Das runde Gestirn überlagert das „hölzerne Gestrüpp“, verschwindet
darin oder überragt es wie eine Krone. Die Trennung von Außen und Innen, Himmel und Erde ist
aufgehoben. Max Ernst übt Zivilisationskritik. Die abgekratzten, wie Ruinen in sich
zusammenstürzenden Hölzer und die apokalyptisch glühenden Sonnenräder künden von den
Zerstörungen des Krieges, während die Vögel im Käfig den Menschen als Gefangenen und seinen
Wunsch nach Freiheit spiegeln.
Die Technik der Grattage – das Auftragen von Farbe, die dann abgekratzt und abgeschabt wird –
unterstützt den destruktiven Eindruck. In seiner Autobiografie erinnert sich der Künstler an die
magische Anziehungskraft und das „Entzücken und Bedrücken“, die er als Kind zum ersten Mal im
Wald empfand. Dieser Widerspruch lebt in seinen gemalten Wäldern fort: in der Gleichzeitigkeit von
Licht und Dunkel, von Wirklichkeit und Traum, von Bedrohung und Hoffnung.
Vergiftete Paradiese
Erschüttert vom Ersten Weltkrieg führen die Surrealisten das Motiv der „bösen Ahnung“ in ihre
Kunst ein. Ab den 1930er-Jahren findet das Erleben der Kriegs- und Nachkriegszeit als Vorahnung
künftiger Bedrohungen Ausdruck. Die politische Lage der Zeit lässt die Ängste vor dem
faszinierenden Unerklärlichen zur realen Existenzbedrohung werden. Nach den Motivzyklen der
Wälder und Horden setzt Max Ernst seinen Kommentar zum Weltgeschehen in großen archaischen
Bildsujets fort. Die Dschungelbilder, die Serie Die ganze Stadt und eine Reihe von
Sumpflandschaften in Dekalkomanie-Technik breiten düstere Endzeitvisionen aus. Als
„prophetische Bilder“ weisen sie auf die Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg voraus und blicken
zugleich auf urgeschichtliche Schauplätze der Vergangenheit. Das Wechselspiel zwischen Zukunft
und Vergangenheit wird zur Methode, um zu erinnern, was im Unbewussten verborgen liegt, aber
doch erahnt wird. Max Ernst knüpft an den „objektiven Zufall“ der Surrealisten an, der unbewusste
Zusammenhänge bewusst werden lässt. Von seinen eigenen Ängsten geprägt verwandeln sich
Pflanzen in gefräßige Ungeheuer und bedrohliche Gewächse. Aus mit „böser Ahnung“ monströs
aufgeladenen Landschaften treten Gesichter hervor, schelmisch lachend, lauernd und, wie im
Alptraum, zum Angriff bereit. Saftig wuchernde Urwälder evozieren einerseits paradiesische
Schönheit und andererseits bedrohliche Zerstörungswut. Sind diese Bilder ein Traum vom Leben in
freier Sinnlichkeit oder eine düstere Zukunftsvision?
Dekalkomanie
Als Erweiterung seines Repertoires halbautomatischer Techniken entdeckt Max Ernst Ende der
1930er-Jahre die Dekalkomanie. Auf die Leinwand nass aufgetragene Farbflächen werden mit einem
Blatt Papier oder einer Glasplatte flach gedrückt. Beim Abziehen entstehen amorphe schwammige
Strukturen, die an Korallen und Moose erinnern. Wenige Jahre zuvor hat der spanische Surrealist
Óscar Domínguez das um 1750 in England als Drucktechnik entwickelte Verfahren wiederbelebt.
Max Ernst erweitert die Technik in seinen Bildern. Er grenzt die durch Zufall entstandenen
Strukturen ein und übermalt oder ergänzt die Flächen zu gegenständlichen Sujets, entsprechend
seiner subjektiven Wahrnehmung und assoziativen Interpretation der Formen. Noch in Frankreich
entstehen die ersten Bilder in dieser Technik. Als Max Ernst 1941 vor den Nationalsozialisten ins
amerikanische Exil flüchtet, setzt er die Arbeit damit fort. Wie Unterwasserwelten bringen diese
fantastischen, unwirklichen Landschaften abgestorbenes Leben zutage. Während die in Europa
entstandenen Bilder oft von Zerstörung und Gewalt getragen sind, verbreiten zwar auch die im Exil
geschaffenen Werke Unbehagen und Ungewissheit, doch sind sie vor allem utopisch:
geheimnisvolle, weit in die Ferne schweifende Landschaften, die die Hoffnung auf eine bessere
Zukunft aufleuchten lassen. Die undefinierbaren, unheimlich wirkenden Formen geben der aufgrund
von Heimatlosigkeit und Flucht empfundenen Zerrissenheit und zugleich der Aussicht auf ein neues
Leben Ausdruck.
Ahnung und Vision
1938 zieht sich Max Ernst mit seiner damaligen Geliebten, der englischen Malerin Leonora
Carrington, aus Paris und von der Surrealistengruppe ins südfranzösische Saint-Martin-d’Ardèche
zurück. Nachdem er zweimal als feindlicher Ausländer interniert wird und nur dank Intervention
beim Innenminister freikommt, bleibt ihm die Flucht ins Exil nicht länger erspart. Leonora
Carrington, aus Sorge um ihn traumatisiert, geht freiwillig in eine Nervenheilanstalt. Das idyllische
Dasein mit Wanderungen zu den berühmten Tropfsteinhöhlen, der Ausstattung des gemeinsamen
Hauses mit Skulpturen und Reliefs und einem fruchtbaren künstlerischen Austausch findet ein jähes
Ende. 1941 gelingt Max Ernst dank seines in New York lebenden Sohnes Jimmy und mit finanzieller
Unterstützung der Kunstsammlerin und späteren Galeristin Peggy Guggenheim die Flucht in die
USA. In New York trifft er auf befreundete Künstler aus Paris: André Breton, Marcel Duchamp,
Fernand Léger. Sie alle versuchen, mit ihrer Kunst in Amerika Fuß zu fassen. Auch Leonora
Carrington ist in New York, doch die beiden finden nicht mehr zueinander. Noch im selben Jahr
heiratet Max Ernst Peggy Guggenheim. Sie wird seine wichtigste Mäzenin und Förderin des
Surrealismus. Max Ernst setzt seine Arbeit in Amerika mit reflexiven, die eigene Vergangenheit und
das Kriegsgeschehen reflektierenden Bildern und Rückgriffen auf frühe Techniken fort. Er vollendet
einige aus Frankreich mitgebrachte Bilder in Dekalkomanietechnik, in denen er das unglückliche
Ende seiner Beziehung und die Zerrissenheit zwischen zwei Frauen behandelt. Gemälde wie Die
Rheinische Nacht, in dem er die Grattage aufleben lässt und das er im Jahr der Bombardierung Kölns
malt, zeugen von der Beschäftigung mit seiner Herkunft und Geschichte.
Der verwirrte Planet
1941 flieht Max Ernst ins amerikanische Exil. Dort bringt er die wichtigsten, für ihn und seine Kunst
entscheidenden Stationen seines Lebens zu Papier. Schon immer sind seine künstlerischen
Entdeckungen mit dem Wandel seines privaten Umfelds und Lebensmittelpunkts einhergegangen.
Im Exil wird die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte erneut zur Notwendigkeit. In
großformatigen Programmbildern wie Der Surrealismus und die Malerei, Der verwirrte Planet und
Vox Angelica thematisiert er seine Rolle als Künstler und die Brüche in seinem Schaffen: die
vielfältigen Techniken, Inhalte und Lebenssituationen. In Bild-im-Bild-Motiven fasst er seine
Arbeitsmethoden –Grattage, Dekalkomanie und Oszillation – zusammen. Max Ernst wusste, dass
das Exil Neuanfang und existenzielle Auseinandersetzung bedeutet und im Verlust der eigenen
Wurzeln auch ein schöpferisches Potenzial freisetzt. Von nun an werden seine Bilder abstrakter,
doch niemals gänzlich ungegenständlich.
1943 lässt sich Max Ernst von Peggy Guggenheim scheiden und zieht mit der jungen amerikanischen
Malerin Dorothea Tanning ins abgeschiedene Sedona in Arizona. Beeinflusst von der indianischen
Kunst malt er Figuren und Maskengesichter in präzisen stereometrischen Formen. Sie führen die
Unmöglichkeit von Harmonie und Beständigkeit vor Augen. Die Unrast seines Lebens zwischen der
ständigen Flucht in die Zukunft und der Reflexion von Vergangenem spiegelt sich in seinem Werk in
der Unauflösbarkeit vom Streben nach künstlerischer Unabhängigkeit und dem Wissen um die
Beeinflussung durch sein soziales Umfeld und die eigene Biografie. Trotz des geringen
Verkaufserfolgs seiner Bilder in Amerika zählt Max Ernst mit zahlreichen Ausstellungen zur
Generation hoch geschätzter im Exil lebender Avantgardekünstler. 1948 erhält er die amerikanische
Staatsbürgerschaft.
Oszillation
1942 präsentiert Max Ernst mit dem Gemälde Der verwirrte Planet ein neues Verfahren: die
Oszillation (frz. osciller = schwingen, pendeln), das „zufällige Malen“ auf Leinwand durch Kreisen
einer mit Farbe gefüllten und mit Löchern versehenen Dose. Dieses weitgehend unkontrollierbare
und ebenfalls halbautomatische Verfahren bringt netzartige Kompositionen aus Kreisen, Linien und
Punkten auf die Fläche, die an Planetenbahnen erinnern. Diese Art des Farbauftrags regt eine Reihe
junger amerikanischer Künstler wie Jackson Pollock zum Drip-Painting an. Während Max Ernst
jedoch das Schwingen der Dose stets bis zu einem gewissen Grad steuert und seine Bilder
anschließend komponiert, nimmt die Malerei des Action-Painting in den 1950er-Jahren seine
Entdeckung zum Ausgangspunkt für einen unkontrollierten, unmittelbaren malerischen Ausdruck
innerer Emotionen.
Ein wenig Ruhe
1953 kehrt Max Ernst mit Dorothea Tanning, die er 1946 in Beverly Hills geheiratet hat, nach
Frankreich zurück. Im Paris der Nachkriegszeit, wo alles auf die neue Kunst der gestischen
Abstraktion – Tachismus und Informel – ausgerichtet ist, wird der Surrealismus nun als zu literarisch
abgelehnt. Zwar heißt man Max Ernst mit Galerieausstellungen willkommen, doch der gewünschte
Erfolg bleibt aus. Erst die Auszeichnung mit dem Großen Preis für Malerei 1954 auf der Biennale von
Venedig bringt ihm die ersehnte internationale Anerkennung. André Breton zeigt sich diesem
Publikumserfolg gegenüber kritisch und reagiert mit Max Ernsts Ausschluss aus der
Surrealistengruppe. 1955 zieht Max Ernst mit seiner vierten Frau in ein idyllisches Gehöft in Huismes
im Loiretal. Harmonischer und ruhiger sind nun auch seine Werke dieser Zeit. Die düsteren
Dekalkomanien und geometrischen Figuren der Exilzeit machen neuen Inhalten Platz: Hommagen
an Dichter und Künstler sowie zeithistorische und philosophische Themen. In verspielten
Materialassemblagen lässt er als „letzte Konsequenz der Collage“ alte Techniken aufleben. Max
Ernsts Neigung, sich durch äußere Einflüsse zu visionären Ausdrucksmöglichkeiten inspirieren zu
lassen, weicht im Spätwerk der Kontemplation. In Gemälden wie Das ununterbrochene Schweigen
oder Geburt einer Galaxie klingen kosmische Visionen von der Tiefe des Universums an. Die fast
abstrakten Bilder mit kristallinen, strengen Formen laden zu metaphysischen Träumereien ein.
Neben Werken der Rückschau und Bilanzierung des Zeitgeschehens entwirft Max Ernst mit Der
Garten Frankreichs schließlich eine Huldigung an die neue Wahlheimat, in der er letztendlich ein
wenig Ruhe findet.
Biografie Max Ernst
1891
Am 2. April wird Maximilian Maria Ernst in Brühl bei Köln geboren. Er ist das dritte von insgesamt neun
Kindern des Taubstummenlehrers und Amateurmalers Philipp Ernst und seiner Frau Luise, geborene Kopp.
1897–
1897–1910
Schulausbildung und Abitur am Städtischen Gymnasium in Brühl. Max Ernst reist mit dem Fahrrad durch das
Rheinland, das Elsass, die Pfalz und Holland; er besichtigt Museen und malt nach der Natur.
1910–
1910–1914
Studium der Kunstgeschichte, klassischen Philosophie, Psychologie und Psychiatrie an der Universität Bonn.
1911
Er begegnet August Macke und weiteren Künstlern, mit denen er zwei Jahre später an der Ausstellung
Rheinischer Expressionisten teilnimmt.
1912–
1912–1913
Regelmäßige Veröffentlichung von Kunst- und Theaterkritiken im Bonner Volksmund. Max Ernst trifft die
Entscheidung, Maler zu werden.
1913
Lernt die Kunsthistorikerinnen Luise Straus und Carola Welcker während seines Studiums in Bonn kennen.
Fünfwöchiger Aufenthalt in Paris. Im Haus von August Macke begegnet er Guillaume Apollinaire und Robert
Delaunay.
1914
In der Kölner Galerie Feldmann begegnen sich Max Ernst und Hans Arp. Im Ersten Weltkrieg Einberufung als
Artillerist.
1916
Kurzurlaub in Berlin, kleine Ausstellung in der Galerie Der Sturm. Trifft auf George Grosz und Wieland
Herzfelde.
1918
Heiratet Luise Straus. Nach Kriegsende bezieht das Paar im November die oberste Etage eines Hauses am
Kaiser-Wilhelm-Ring 14 in Köln. Häufige Gäste: Hans Arp und Sophie Taeuber, Jankel Adler, Lyonel Feininger,
Tristan Tzara sowie Paul und Gala Éluard.
1919
Besuch bei Paul Klee in München; sieht Reproduktionen von Giorgio de Chirico in der Zeitschrift Valori
plastici. Als »Huldigung« entsteht das Album Fiat modes pereat ars. Erste Collagen. Gründung der Kölner
Dada-Gruppe mit Hans Arp und Johannes Theodor Baargeld.
1920
Geburt seines Sohns Hans-Ulrich Ernst, genannt Jimmy.
1921
Sommerurlaub in Tarrenz bei Imst mit Hans Arp und Tristan Tzara. Das Dada-Manifest Der Sängerkrieg in Tirol
mit der Collage Die Leimbereitung aus Knochen entsteht.
1922
Nach einem weiteren Urlaub in Tarrenz mit Paul Éluard, Tzara, Arp und Taeuber-Arp siedelt Max Ernst nach
Paris über. Die Gemeinschaftsarbeiten mit Éluard, Répétitions und Les malheurs des immortels, erscheinen.
1923
Max Ernst zieht mit Paul und Gala Éluard nach Eaubonne in die Rue Hennocque und übernimmt die
Ausmalung der Räume. Stellt im Pariser Salon des Indépendants aus.
1924
Spannungen in der Beziehung zu den Éluards – Paul Éluard verlässt Frankreich, Max Ernst und Gala reisen
nach Indochina, um ihn dort zu treffen. Max Ernst überredet Paul Éluard, nach Paris zurückzukehren, er selbst
tritt seine Rückreise erst einige Wochen nach dem Ehepaar Éluard an. Am 15. Oktober veröffentlicht Breton
sein erstes surrealistisches Manifest. Am 1. Dezember erscheint die erste Nummer der Zeitschrift La
révolution surréaliste.
1925
Jacques Viot nimmt ihn unter Vertrag. Max Ernst mietet ein Atelier in der Rue Tourlaque. Urlaub in der
Bretagne, dort entstehen die ersten Frottagen.
1926
Scheidung von Luise Straus. Die Frottagenmappe Histoire Naturelle erscheint bei Jeanne Bucher.
Gemeinschaftsarbeit mit Joan Miró: Entwürfe für ein Bühnenbild für Sergei Diaghilews Ballets Russes.
1927
Max Ernst heiratet Marie-Berthe Aurenche und mietet ein Haus in der Rue de Grimettes in Meudon.
Begegnung mit Yves Tanguy.
1929
Der erste Collageroman La femme 100 têtes erscheint bei Éditions du Carrefour.
1930
Kurze Rolle in Luis Buñuels Film L’âge d’or. Begegnung mit Alberto Giacometti. Gründung der Zeitschrift Le
Surréalisme au service de la révolution. Der Collageroman Rêve d’une petite fille qui voulut entrer au Carmel
erscheint ebenfalls im Verlag Carrefour.
1933
Verbringt den Sommer in Vigoleno bei Piacenza. Dort entstehen die Originalcollagen zu Une semaine de
bonté.
1934
Sommeraufenthalt im Palazzo La Barca in Comolongo und in Zürich, um in der Corso-Bar ein Wandbild zu
fertigen. Lernt bei Carola Giedion-Welcker den Schriftsteller James Joyce kennen. Jeanne Bucher verlegt Une
semaine de bonté.
1935
Gemeinsam mit André Breton verbringt Max Ernst einige Wochen auf dem Anwesen von Roland Penrose.
Arbeitet mit Alberto Giacometti an Steinskulpturen in Maloja.
1936
Verlässt Marie-Berthe Aurenche. 48 seiner Gemälde sind in der New Yorker Ausstellung Fantastic Art, Dada,
Surrealism zu sehen.
1937
Begegnet bei Ernö Goldfinger in London der Malerin Leonora Carrington und verbringt mit ihr den Herbst in
St.-Martin d’Ardèche. Das Gemälde Der Hausengel entsteht. Die Schöne Gärtnerin wird auf der Ausstellung
„Entartete Kunst“ gezeigt.
1938
Max Ernst zieht sich aus der Pariser Surrealistengruppe zurück und geht mit Leonora Carrington nach St.Martin d’Ardèche. Gemeinsam gestalten sie ihr Haus mit Gemälden, Mosaiken, Reliefs und Skulpturen.
1939
Erste Internierung im Lager Les Milles; Paul Éluard setzt sich für seine Freilassung ein.
1940
Erneut interniert in Les Milles und dann in St.-Nicolas. Von dort kann er fliehen. Leonora Carrington ist in
schlechtem geistigen Zustand in einer Klinik in Spanien.
1941
Dank des Varian Fry Rescue Committee, der Intervention seines Sohnes Jimmy und der finanziellen
Unterstützung von Peggy Guggenheim gelingt Max Ernst die Flucht über Portugal in die USA. Wiedersehen
mit Leonora Carrington und André Breton in New York. Er reist mit Peggy Guggenheim durch die USA
(Kalifornien, Arizona, New Mexico, New Orleans). Sie heiraten im Dezember.
1942
Im April erscheint die Sondernummer der Zeitschrift View zu Max Ernst. Gibt gemeinsam mit Marcel
Duchamp und Breton die Zeitschrift VVV heraus, die bis 1944 in vier Nummern erscheint. Nimmt an der
Ausstellung First Papers of Surrealism in New York teil. Lernt die Malerin Dorothea Tanning kennen.
1943
Scheidung von Peggy Guggenheim. Max Ernst und Dorothea Tanning verbringen den Sommer in den Bergen
von Arizona.
1944
Aufenthalt im Sommer bei Julien Levy in Great River, Long Island. Arbeitet dort an einer Skulpturenserie; seine
Ausstellung bei Levy ist ein Publikums-, jedoch kein Verkaufserfolg.
1945
Sommeraufenthalt in Amagansett, Long Island. Schreibt ein Drehbuch für eine Episode in Hans Richters Film
Dreams That Money Can Buy und wirkt selbst als Darsteller mit.
1946
Gewinnt mit dem Bild Die Versuchung des heiligen Antonius die Ausschreibung für Albert Lewins Film The
Private Affairs of Bel Ami. Max Ernst und Dorothea Tanning lassen sich in Sedona, Arizona nieder. Er baut und
dekoriert das Haus selbst. Besuch von Roland und Lee Penrose in Sedona. Doppelhochzeit in Beverly Hills,
Kalifornien, mit Man Ray und Juliet Browner.
1948
Beginn der Arbeiten an der Zementplastik Steinbock; zahlreiche Reliefs entstehen. Max Ernst erhält die
amerikanische Staatsbürgerschaft. Robert Motherwell veröffentlicht Max Ernst. Beyond Painting, and Other
Writings by the Artist and his Friends.
1949
Besuch von Marcel Duchamp in Sedona.
1950
Über die Zwischenstationen Antwerpen und Brüssel reisen Max Ernst und Dorothea Tanning erstmals wieder
nach Europa. Er mietet ein Atelier in Paris am Quai Saint-Michel. Sie besuchen Roland und Lee Penrose auf der
Farley Farm in East Sussex und kehren im Oktober zurück nach Sedona.
1951
Seine Geburtsstadt Brühl richtet die erste Retrospektive in Deutschland aus. Aufgrund des ausbleibenden
Erfolgs der Ausstellung überlässt Max Ernst das Gemälde Geburt der Komödie der Stadt, um damit die
ausstehenden Kosten zu begleichen. Zur großen Enttäuschung des Künstlers verkauft die Stadt das Werk
umgehend.
1952
Im März besucht Yves Tanguy ihn in Sedona. Während des Sommers hält Max Ernst etwa dreißig Vorlesungen
an der Universität von Hawaii in Honolulu.
1953
Dorothea Tanning und Max Ernst kehren nach Paris zurück. Sie ziehen in eine kleine Wohnung am Quai SaintMichel. William Copley überlässt ihm sein Atelier, das neben dem von Constantin Brancusi in der Impasse
Ronsin liegt. Das mit acht Lithografien illustrierte Gedicht Das Schnabelpaar erscheint im Verlag Ernst
Beyeler.
1954
Erhält in Venedig den Großen Preis der Biennale für Malerei. Der Preisträger für Plastik ist Hans Arp, Joan
Miró wird für seine Grafiken ausgezeichnet. Max Ernst wird von Breton aus der Surrealistengruppe
ausgeschlossen.
1955
Er zieht mit Dorothea Tanning nach Huismes bei Chinon in der Touraine. Teilnahme an der ersten documenta.
Erste Einzelausstellung in der Galerie Beyeler in Basel.
1956
Max Ernst wird Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Veröffentlicht den Text Rheinische Erinnerungen
in der Zeitschrift L’OEil. Er rettet das Gemälde Ein wenig Ruhe aus seinem ehemaligen Haus in St.-Martin
d’Ardèche und überarbeitet es. Im Winter mit Dorothea Tanning in Sedona. Die Kunsthalle Bern widmet Max
Ernst eine Retrospektive.
1957
Erhält den Großen Preis für Malerei des Landes Nordrhein-Westfalen. Erneute Zusammenarbeit mit Hans
Richter für dessen Film 8×8.
1958
Max Ernst erhält die französische Staatsbürgerschaft. Im September ist er mit 40 Werken in der Ausstellung
DADA. Dokumente einer Bewegung in der Düsseldorfer Kunsthalle und im Stedelijk Museum in Amsterdam
vertreten.
1959
Große Retrospektive mit 175 Werken im Musée d’Art Moderne in Paris. 8 Werke auf der II. documenta.
1960
Gemeinsame Deutschlandreise mit Patrick Waldberg.
1961
Max Ernst erhält zu seinem 70. Geburtstag die Stefan-Lochner-Medaille der Stadt Köln. Entwurf der
Bühnenbilder für Jean-Louis Barraults Inszenierung Judith im Théâtre de l’Odéon in Paris. Dorothea Tanning
gestaltet die Kostüme. Retrospektive mit 233 Werken im Museum of Modern Art in New York, die Ausstellung
wandert nach großem Erfolg nach Chicago (Art Institute) und London (Tate Gallery).
1962
Im Frühjahr in New York. Retrospektive mit 221 Werken im Wallraf-Richartz-Museum in Köln und im
Kunsthaus Zürich.
1963
Max Ernst und Dorothea Tanning verbringen den Frühling in Sedona. Peter Schamoni dreht seinen ersten Film
über Max Ernst, Entdeckungsfahrten ins Unbewußte.
1964
Übersiedelung nach Seillans in Südfrankreich. Verleihung des Lichtwark-Preises an Max Ernst. Ehrenprofessur
des Landes Nordrhein-Westfalen. Teilnahme an der documenta III mit 20 Werken. In Zusammenarbeit mit
dem russischen Dichter Iliazd und dem Stecher Georges Visat entstehen die Farbradierungen der Mappe
Maximiliana, die Wilhelm Leberecht Tempel gewidmet ist.
1965
Peter Schamoni beginnt mit den Dreharbeiten an dem Film Die widerrechtliche Ausübung der Astronomie.
1966
Ernennung zum Offizier der Ehrenlegion. Reise nach Venedig zu seiner Ausstellung Oltre la pittura im Palazzo
Grassi. Max Ernst lehnt die Ehrenbürgerschaft der Stadt Brühl ab. Unter anderem Teilnahme an der DADAAusstellung zum 50. Jubiläum der Kunsthalle Zürich sowie an der Schau der Kunsthalle Bern Phantastische
Kunst – Surrealismus. Begegnung mit Samuel Beckett und Werner Spies, einige Jahre später Beginn der Arbeit
am OEuvrekatalog mit Sigrid und Günter Metken.
1967
Farbradierungen für Samuel Becketts Aus einem aufgegebenen Werk, manus presse, Stuttgart.
Goldschmiedearbeiten in der Galerie Le Point Cardinal nach Entwürfen von Arp, André Derain, Max Ernst,
Hugo, Matta, Picasso, Tanning, Claude Viseux.
1968
Der Bau eines neuen Hauses in Seillans beginnt, die Pläne dazu stammen von Dorothea Tanning. Er entwirft
das Bühnenbild zu La Turangalîla in der Pariser Oper. Einweihung des Brunnens von Amboise. Teilnahme an
der 4. documenta.
1969
Retrospektive im Stockholmer Moderna Museet. Die wiederentdeckten Wandbilder aus Eaubonne sind bei
François Petit in Paris zu sehen.
1970
Wunderhorn von Lewis Carroll erscheint mit Lithografien von Max Ernst. Bei Gallimard erscheint Écritures
(Schriften 1919–1969). Stationen der Wanderausstellung Das innere Gesicht der Sammlung Jean und
Dominique de Menil: Kunsthalle Hamburg, Kestner-Gesellschaft Hannover, Frankfurter Kunstverein,
Akademie der Künste Berlin, Kunsthalle Köln, Orangerie Paris. Außerdem Ausstellungen im Stedelijk Museum,
Amsterdam, und im Württembergischen Kunstverein. Reise nach Stuttgart und Tübingen, wo er den
Hölderlinturm besucht.
1971
Reist im Mai nach Düsseldorf zur Einweihung seiner großen Plastik Habakuk und seines Brunnens in Brühl mit
anschließendem Festakt anlässlich seines 80. Geburtstags. Die Wanderausstellung Das innere Gesicht geht
weiter nach Marseille, Grenoble, Straßburg, Nantes, Houston, Kansas City, Dallas und Chicago.
1972
Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Bonn. Auf Anregung von Eduard Trier und Werner Spies
illustriert und übersetzt Max Ernst Texte von Heinrich von Kleist, Clemens Brentano und Achim von Arnim ins
Französische. Teilnahme an der documenta 5.
1973
Im Februar Reise nach Houston zur Ausstellung Das innere Gesicht im Rice Museum. Im November besucht er
auf dessen Einladung Willy Brandt in Bonn.
1974
Im Mai und September zweimal zwei Wochen in Quiberon. Zweite Einzelausstellung in der Galerie Beyeler in
Basel.
1975
Reist zu seiner umfangreichen Retrospektive im New Yorker Solomon R. Guggenheim Museum. Im Anschluss
wandert diese mit zusätzlichen Leihgaben in den Pariser Grand Palais. Max Ernst erkrankt.
1976
Am 1. April – in der Nacht zu seinem 85. Geburtstag – stirbt Max Ernst in Paris. Er wird im Kolumbarium des
Friedhofs Père Lachaise beigesetzt. Posthum wird ihm der Kaiserring, der Kunstpreis der Stadt Goslar,
verliehen.
Kunstvermittlungsprogramm zur Ausstellung:
SURREALISTISCH WIE MAX
MAX ERNST Workshop für Kinder und Jugendliche von 6-12 Jahren
Malen nur mit Pinsel - wie langweilig!, fand Max Ernst. Bei unserem Workshop probierst du jene
spannenden Techniken aus, die Max Ernst bei seinen Bildern anwandte: Tropfen, Reiben,
Abklatschen - deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Der Zufall wird dir helfen, tolle neue
Bildideen zu finden.
Samstag, 16. Februar 2013, 14 bis 17 Uhr
Sonntag, 10. März 2013, 10.30 bis 13.30 Uhr
Samstag, 13. April 2013, 14 bis 17 Uhr
Mittwoch, 1. Mai 2013, 10.30 bis 13.30 Uhr
ZUFÄLLIG - MAX ERNST Albertina Family Sonntag
Sonntag, 3. Februar, 3. März, 7. April. 5. Mai, jeweils 15.30 bis 18.00 Uhr
Max Ernst hielt nichts von althergebrachten Kunstregeln. Dass heute Abklatsch-, Tropf- und
Reibbilder im Museum hängen, verdanken wir ihm und seinen - damals neuen - Experimenten. Oft
war ihm der Zufall ein willkommener Helfer beim Suchen einer Bildidee. Erfahrt bei unserer
Mitmachführung alles über Max Ernst, sein Leben und seine surrealistischen Freunde. Seht die
Highlights der Ausstellung und probiert danach im Atelier selbst ungewöhnliche Bildtechniken aus.
SEMESTERFERIEN: HEIßE KUNST AN COOLEN TAGEN
TAGEN
Im Rahmen des wienXtra-Ferienspiels
Für 66- bis 1010-Jährige
Max Ernst - diesmal lustig
Mittwoch, 6. Februar und Freitag, 8. Februar 2013, jeweils 10.00 bis 13.00 Uhr
Max Ernst war ein sehr erfindungsreicher Künstler: nicht nur fand er fantasievolle Bildideen, er
experimentierte auch gerne mit neuen Techniken, die zuvor nicht als "kunstwürdig" galten. Lass dich
in der Ausstellung von seinen surrealistischen Werken inspirieren und probiere dann im Atelier
selbst die witzigen Gestaltungsmöglichkeiten aus.
Für 1010- bis 1313-Jährige
Max Ernst - alles Zufall?
Dienstag, 5. Februar und Donnerstag, 7. Februar 2013, jeweils 10.00 bis 13.00 Uhr
Max Ernst war rastlos: oft auf der Flucht, immer auf der Suche nach neuen Bildideen. Wir begeben
uns auf seine Spuren und versuchen, seine rätselhaften, fantastischen Werke zu entschlüsseln. Nach
der Mitmachführung experimentierst du selbst im Atelier mit den sehr ungewöhnlichen Techniken,
die sich erst Max Ernst für Kunstwerke einsetzen traute.