Das perfekte Demoband

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Das perfekte Demoband
Das Demoband
von Norbert Ghafouri, 2.7.06
Das perfekte Demoband
von Norbert Ghafouri, erschienen im Ca:st Magazin 12.06
A. Ein kleiner Rückblick
Es gab einmal eine Zeit, in der Regisseure ins Theater gegangen sind, um sich einen Schauspieler
anzuschauen, oder sie haben ein Foto von einem Schauspieler gesehen und ihn zu einem Gespräch und
einer Probeaufnahme eingeladen. Erstaunlicherweise konnten die meisten anschließend sagen, „ja, den
oder die SchauspielerIn finde ich gut, mit dem oder derjenigen möchte ich arbeiten“. Und sie konnten
dies auch gegenüber dem Produzenten und dem Redakteur begründen. Meistens waren auch diese
bestens über die Schauspieler informiert, weil sie sie bereits aus anderen Arbeiten kannten, oder ebenfalls
ins Theater gingen. Das war die Zeit, in der zumindest im Westen des Landes auf ARD und ZDF eine
Schar von ca. 100 Schauspielern das Fernseh- und Kinoprogramm bestimmt haben. Schauspieler, die in
dieser Zeit auf Sendung waren, haben ein Leben lang von ihrer Popularität profitiert.
Diese Zeiten sind definitiv vorbei. Heute konkurrieren viele Sender parallel um die Gunst des Zuschauers
und es ist schwer geworden für einen Schauspieler sich eine Bekanntheit zu erarbeiten, die es ihm
ermöglicht regelmäßig und gut zu arbeiten. Heute, bei, laut RTL Archiv, ca. 27.000 zur Verfügung
stehenden deutschen Darstellern und davon 8000 ernstzunehmenden Schauspielern heißt es, „ohne
Demoband können wir nicht besetzen“. Grund für diese Entwicklung ist::
1. Die Zahl der Sender hat sich erhöht und damit auch die Zahl der Entscheider, nebst Redakteuren,
auch Regisseure und Produzenten sowie neue Berufsgruppen wie Casting-Direktoren und
Management Agenten
2. Der Bedarf an kamerawirksamen und erfahrenen Schauspielern hat sich ebenfalls erhöht.
3. und ebenso das Angebot an Schauspielern für den Film und Fernsehmarkt
4. Niemand kennt mehr all diese Schauspieler
5. Ein Gang ins Theater oder mit Schauspielern zu arbeiten kostet Zeit. Die wenigsten haben diese
Zeit. Zudem kommt beim Gang ins Theater noch hinzu, dass der Entscheider in der Lage sein
muß, sich vorstellen zu können, dass der laut sprechende und wild gestikulierende Schauspieler
dort auf der Bühne auch sehr leise und reduziert spielen kann, wenn er denn kann.
An diesem Punkt schafft ein Demoband ein gewisses Maß an Sicherheit und es spart Zeit. Die
Entscheider der Branche fordern die Möglichkeit, sich per Video einen Eindruck von der Qualität und
dem Äußeren eines Schauspielers machen zu können. Und es schafft natürlich Vertrauen, wenn ein
Entscheider ein Band von einem ihm unbekannten Schauspieler bekommt. Hat dieser nämlich schon in
Produktion x und y mitgespielt, bedeutet das für ihn: „wenn auch andere diesen Schauspieler oder diese
Schauspielerin bereits besetzt haben, ist das Risiko einen Fehlgriff zu landen, nicht mehr so groß“. All die
vielen Besetzungen, die ganz allein auf Grund von Demobändern stattfinden sparen allen Beteiligten,
Nerven, Zeit und Geld. Auch sieht der der Betrachter, dass der Schauspieler in den letzten Jahren vor der
Kamera gearbeitet hat, dass er im Geschäft ist. Wenn nämlich nicht, fragt sich der Betrachter, ist er
vielleicht nicht gut, nicht beliebt, nicht gefragt genug? Und das Risiko dem eigenen Publikum einen
weniger beliebten und erfolgreichen Schauspieler zu präsentieren und schlechte Einschaltquoten zu
riskieren ist groß. Der Erfolgsdruck eines Senders oder eines Produzenten ist immens und die Bereitschaft
zu mehr Livecasting gering, obwohl diese die aktuelle Leistung eines Schauspieler aussagekräftiger
abbilden und dem Entscheider oft die besseren Argumente liefern würde.
Für Debütanten ist dies ein echtes Problem. Wer nicht beim Abschlussvorsprechen seiner
Schauspielschule gleich entdeckt wird hat es schwer. Ohne Demoband wird der Schauspieler nicht
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besetzt, und ohne besetzt zu werden hat der Schauspieler keine Möglichkeit an Material für sein
Demoband zu kommen.
Darauf zu hoffen, dass sich ein Entscheider doch mal in den Zug nach Hildesheim setzt, oder ins
Kellertheater nach Oldenburg geht oder einen Neuling zum Casting einlädt ist verschwindend gering.
Zum aktuellen Zeitpunkt gehört ein aussagekräftiges Demoband neben guten Fotos und einer
übersichtlichen Vita zum Standartbewerbungsmaterial eines Schauspielers, der sich auf dem Film- und
Fernsehmarkt bewerben will.
Aktuell gilt es aus Sicht des Schauspielers zwei Situationen zu unterscheiden:
A. Jemand ist im Geschäft und hat bereits gesendetes Material
B. Jemand ist Berufsanfänger oder zumindest Neuling im Film- und TV Geschäft
Grundsätzlich gilt, ein Band (trotz des Wechsels zur DVD schreibe ich der Einfachheit halbe weiter von
Band) hat eine bestimmte Funktion und muss Standards erfüllen, die sich in den letzten Jahren durch die
User herausgebildet haben.
B. Grundsätzliches Zum Demoband
Das Demoband ist ein Arbeitsmittel für Entscheider. Nicht der Freund oder die Familie soll beeindruckt
werden, sondern ein Entscheider zu einer Besetzung motiviert. Nachdem sich die Entscheider auf Grund
eines Fotos oder einer Empfehlung für einen Schauspieler interessieren kommt das Demoband ins Spiel.
Die Entscheider, bestehend aus Casting Direktor, Regisseur, Produzent und Redakteur wollen in ihrem
Interesse an und in ihrer bis dahin positiven Einstellung zum Schauspieler bestätigt werden, sie wollen
sehen, „ja der Schauspieler sieht so aus wie auf den Fotos, kommt auch vor der Kamera gut rüber, kann
vernünftig sprechen, sich gut bewegen und glaubwürdig spielen“. Hat der Schauspieler nun Szenen auf
seinem Band, in denen er sogar kleine Bögen spielen und unterschiedliche emotionale Facetten zeigen
kann, so hat er die Möglichkeiten eines Bandes schon sehr gut genutzt.
Oft neigen in Demobandfragen unerfahrene Schauspieler dazu, ihr Demoband zu überladen, mit zu
langen oder zu ähnlichen Szenen, mit zu vielen Effekten und unsinnigen Musiken oder anderem
Schnickschnack
C. Das ideale Demoband
Das ideale Demoband dauert ca. 6 Minuten, beginnt mit 15 sec Schwarzbild, blendet den Namen des
Schauspielers ein und beginnt mit der besten von idealerweise 5 bis 6 Spielszenen, wobei z.B. drei 30
Sekünder und zwei 2 Minüter den Schauspieler in unterschiedlichen Figuren und emotionalen Farben
zeigen sollten. Dies alles in vernünftiger Ton und Bildqualität. Fertig. Eine VHS wird nach wie vor
akzeptiert und läuft auf jedem Rekorder. Eine DVD sollte, wenn, dann professionell gebrannt werden und
keine Klebeetiketten tragen, damit sie auf allen Abspielgeräten und PC-Laufwerken funktionieren, was
ca. 25 % der DVDs nicht tun. Wer Spaß an Menüs hat legt noch seine Fotos und seine Vita auf die DVD.
Alles andere oder wesentlich mehr hilft niemandem ernsthaft weiter.
D. Das Budget
Es ist wichtig zu Beginn zu klären, wie groß das eigene Budget ist, dass man investieren kann und will.
Schnell können nämlich für die Versendung eines Bandes bzw. einer DVD mit Label, Coverhülle, Box, 2
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bis 3 Hardkopie Fotos ein passendes Kuvert und Porto 20,00 € pro Versendung zusammen kommen. Bei
50 Adressen sind schnell 1000,00 € besammen. Und darin ist die Fotosession und der Videodreh noch
nicht enthalten
E. Typ, Bandbreite und Wandelbarkeit
Wer schon einiges gedreht hat, wird wesentlich mehr Szenen haben als diese 5 bis 6. Hier gilt es nun
herauszufinden, welche 5 oder 6 Szenen für ein Demoband die besten sind. „Wie unterschiedlich waren
die Rollen, die ich in den letzten Produktionen gespielt habe, will ich diese schauspielerische oder
Wandelbarkeit, oder das Besondere, das Einmalige, Unterscheidbare herausstellen, weil ich als
bestimmter Typ besonders überzeugend rüberkommt und entsprechend gern und oft als dieser Typ besetzt
werde. Mit welchen Szenen kann ich meine emotionale Bandbreite zeigen.“
Typ meint, dass jemand, so wie er ist, und täglich unter die Menschen geht, eine bestimmte Wirkung auf
seine Umgebung und die Menschen in seiner Umgebung auslöst, also der Eindruck den er ohne eigenes
Zutun hinterläßt. So wie Fremde mich wahrnehmen, so wird das Publikum mich in einer Rolle ohne
zögern akzeptieren. Dies ist die „größte Stärke“ eines Schauspielers. Steckt jemand in einem Arztkittel
und das Publikum denkt nicht darüber nach, ob dieser Schauspieler ein Arzt sein könnte oder nicht,
sondern akzeptiert diesen Schauspieler als Arzt, ist er gut besetzt. Denkt das Publikum, „der ist doch kein
Arzt, der hat etwas unseriöses, wenig Vertrauenserweckendes“, dann ist es entweder eine bewusste, der
Geschichte dienliche Besetzung gegen den Typ oder eine schlechte Besetzung. Denn der Zuschauer steigt
aus, sobald er diese Zweifel hat. Und schlimmstensfalls schaltet er um.
Emotionale Bandbreite. Jeder Mensch, jede Figur und jeder Typ erlebt und erfährt die gesamte
Spannbreite des Menschseins, Trauer, Liebe, Wut, Verzweiflung, Frustration, Eifersucht usw. Ob Junkie,
Anwalt, Kassiererin, Lehrer oder Hütchenspieler, seine emotionale Bandbreite kann ein Schauspieler in
jeder Rolle zum Ausdruck bringen. Es ist also nicht wichtig, zu zeigen, dass man seine Wut mal mit Hut,
mal mit Bart und mal mit Mantel zum Ausdruck bringen kann.
Schauspielerische Wandelbarkeit. Kann sich ein Schauspieler, obwohl er nicht der Typ „Arzt“ ist, diese
Rolle, diesen Typen erarbeiten, verfügt ein Schauspieler über soviel Handwerk und Potential, dass er
glaubhaft in den unterschiedlichsten Rollen rüberkommt, ist er schauspielerisch sehr wandelbar.
Es ist in der Branche nur wenigen Kollegen vorbehalten, ihre schauspielerische Wandelbarkeit unter
Beweis zu stellen und unterschiedliche Typen spielen zu dürfen und darin zu überzeugen. Ein Produzent
oder Redakteur geht nur selten das Risiko ein, ein 3 Mio. Euro Budget durch eine Fehlentscheidung in der
Besetzung zu gefährden. Selbst unsere so oft zitierten amerikanischen Kollegen sind meistens als ganz
bestimmter Typ in ganz bestimmten Rollen erfolgreich. Probiert dieser Schauspieler mal was anderes aus,
weil er auch anderes kann, floppen diese Filme, weil das Publikum diesen einen Schauspieler so nicht
akzeptiert.
E. Brilliante Szenen
Was bedeutet dies nun für das Demoband. Jeder Schauspieler, sollte sich und seine größte Stärke sprich
seine Publikumsakzeptanz gut kennen und nach Szenen Ausschau halten, die ihn in dieser Weise
unterstützen. Darüber hinaus kann er sich freuen, wenn ihm Szenenmaterial zur Verfügung steht, in dem
er seine emotionale Bandbreite zeigen kann. Sich dann noch in sehr unterschiedlichen Rollen
überzeugend präsentieren zu können ist dann schon etwas sehr besonderes. Oft sind es gar nicht die
großen und extremen Gefühle. 90 % der Arbeit besteht darin, die ganz normalen alltäglichen Situationen
Gefühlszustände differenziert und transparent zu spielen. Lieber in einer schlichten Szene brillieren als in
einer brillianten Szene versagen.
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Habe ich mir all diese Gedanken gemacht, muß ich schauen, welche Szene ist die beste, denn nur die
absolut beste Szene darf an den Anfang. Warum? Weil manche Besetzer über die erste Szene gar nicht
hinausgucken. Bei der Sichtung von 50 Bändern vermindert sich auch dem engagiertesten Entscheider
die Konzentration. Die zweitbeste Szene kommt danach. Am Schluss sollte auch noch einmal eine richtig
gute Szene kommen.
Lange Zeit waren sogenannte Trailer in Mode. Auf Musik geschnittene kurze Ausschnitte, Köpfe ohne
Sprache. Mitterweile mag keiner mehr diese teilweise bis zu 120 Sekunden dauernden und mit Musik
unterlegten Trailer sehen. Die meisten wollen gleich mitten reinspringen, gleich sehen was Sache ist.
Wichtig ist jedoch seinen Namen zu Beginn und am Schluß einzublenden. Häufig wird der Wunsch laut,
vor den einzelnen Szenen den Titel und den Regisseur einzublenden. Dies kann man bedenkenlos
machen, ist aber kein muss. Das Gesamtwerk sollte wie schon erwähnt 6 max. 7 Minuten nicht
überschreiten. Wer sich gern mit den Möglichkeiten einer Menüführung beschäftigt, kann seiner DVD
auch noch den letzten Schliff geben, seine Fotos und seine Vita unterbringen und dem Betrachter durch
eine schön gestaltete Oberfläche das Leben erleichtern. Doch Vorsicht, zu viel Schnickschnack wirkt
kontraproduktiv.
F. Technische Qualität
Ebenfalls wichtig, ist die Qualität des Zuspielmaterials als Primärquelle. Aufnahmen von Filmen auf
VHS oder SVHS waren und sind noch immer ausreichend. Mittlerweile verfügen viele Kollegen über
DVD Rekorder. Leider sind auch hochwertige Aufnahmen immer schon komprimiert, d.h. oft enthalten
DVDs Aufzeichnungen sogenannte Artefakte oder digitale Flächen und sind nicht wirklich besser als die
guten alten VHS und SVHS Aufnahmen. Noch nicht. Wichtig ist in jedem Fall die Qualität des
Rekorders, je besser der Rekorder, umso besser die Aufnahme. Eine VHS Kopie von einem Digi-BETA
SP Master direkt von der Produktion ist oft am besten. Digi-Beta Mastertapes auf einen Betaschnittplatz
einzuspielen und dort zu schneiden ist natürlich ein großer und kostspieliger Luxus, mit dem wohl besten
Endergebnis. Die Zukunft gehört der unkomprimierten Aufnahme eines Filmes auf einer Festplatte, auf
der anschließend auch geschnitten wird oder von der ich per Firewire eine Mini DV bespiele.
Ihr selbst oder Euer Cutter solltet über einen digitalen nonlinearen Schnittplatz verfügen, der das
Material unkomprimiert einspielen kann. So entstehen die wenigsten Verluste beim Schnitt. Der fertige
Schnitt wird am Ende entweder direkt in eine Kopierstraße ausgelesen oder auf ein kopierfähiges Master
gespielt, eine Mini-DV, oder eine DVD. Mit diesem Master in bestmöglicher Qualität (Achtung:
Komprimierungsfaktor beachten) könnt ihr dann in kommerziellen Kopierstraßen euer Demo
vervielfältigen lassen. Wer fit ist am Rechner, brennt seine DVDs je nach Bedarf selbst. Und mit ein
bisschen Übung erstellt man noch ein schönes Layout für den Rohling und die Hülle. Doch Achtung 25 %
der selbstgebrannten DVDs laufen nach Auskunft einiger Caster nicht auf allen Abspielgeräten.
Nachträglich angebrachte Klebeetiketten, führen ebenfalls immer wieder zu Funktionsausfällen.
Mittlerweile gibt es unzählige preiswerte Schnittprogramme, und genauso viel Freunde, die über solche
Programme verfügen. Angenehmer für das eigene Portemoinaie ist dies in jedem Fall. Wer jedoch Zeit
sparen will, auf optimale Technik setzt und den erfahrenen Blick auf das eigene Material schätzt, geht zu
einem professionellen Anbieter, der in der Regel technisch gut ausgestattet, alle notwendigen Dinge
liefern kann. Vergleiche lohnen.
G. Das Auge isst mit
Ein gutes Demoband will natürlich auch gut verpackt sein. Eine VHS gehört in eine E3000 Hartbox und
eine DVD am besten in eine DVD Box Amaray Style. Beide ermöglichen den Einschub eines schön
gestalteten Covers, das auch seitlich Platz für ein Foto und den Namen hat. Slim Cases bieten für die
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Archivierung in den Regalen wenig Komfort, sind dafür jedoch preiswerter in der Anschaffung und im
Versand. Sie finden ihren Einsatz als „give away“ ohne lange Lebensdauer. Vorn gehört ein Foto und der
Name auf das Cover, hinten der Inhalt des Bandes mit Jahresangabe der Ausstrahlungen, die
Gesamtlaufzeit und die Kontaktdaten. Als DVD empfehlen sich bedruckbare DVDs, die ebenfalls mit
einem Foto und dem Namen bedruckt werden können. Zur Not reicht aber auch die Handschriftliche
Notiz des Namens.
E. Das Demoband mit Szenen aus selbstgedrehtem Material
Doch was, wenn jemand kein gesendetes Material hat. Wenn jemand am Anfang steht, bislang nur
Theater gespielt hat oder seine letzten Drehtage schon einige Jahre zurückliegen. Hier hilft nur eines,
selber drehen oder drehen lassen. Entweder mit Freunden oder mit einem professionellen Anbieter. Das
Problem ist, Selbstgedrehtes kann meistens den Vergleich mit hochbudgetierten Bildern aus Film und TV
nicht standhalten. Muss es auch nicht, wenn man ein paar Dinge beachtet.
1. Der Inhalt
Die gute Nachricht, alles ist erlaubt, wenn es der Sache dienlich ist. Die schlechte, jeder mag was
anderes. Man kann es nicht allen Recht machen. Eine mit Witz, Charme und Mut gedrehte Szene,
kann einen müde gewordenen Entscheider beim Sichten des fünfzigsten Bandes wieder aus dem
Koma erwecken. Hierzu hast Du folgende Möglichkeiten:
• Du stellst Dich vor Deine eigene Kamera und schneidest selbst
• Du bittest einen Freund Dich aufzunehmen und das Material zu schneiden
• Du engagierst einen kommerziellen Anbieter
Nun gilt es zu entscheiden, wie man sich präsentieren möchte, die möglichen Bausteine sind:
• Einfaches Interview, in dem Du über Dich erzählst
• Eine dramatische monologische Spielszene
• Eine dramatische Szene mit einem Partner
Die Gefahren kennend, solltet ihr es einfach versuchen. Fangt mit einem Interview an, in dem ihr
über Euch erzählt. Habt ihr keine Spielszene, so darf dieses Interview ruhig 2- 3 Minuten dauern.
Überlegt Euch Fragen, auf die ihr antwortet oder lasst einen Freund neben der Kamera stehen und
diese Fragen stellen. Immer gut sind Fakten zu Eurem Werdegang als Schauspieler, Ausbildung,
Agentur, was ihr zur Zeit als Schauspieler spielt, wo ihr gerade zu sehen seid, usw. Achtet darauf,
dass es kein auswendig herunter geleierter Text ist, sondern einladend, freundlich und spontan.
Macht Euch nicht klein und formuliert alles möglichst positiv. Also nicht: „ich hab da eine kleine
Rolle an einem kleinen Theater gespielt“, sondern konkret, welche Rolle an welchem Theater und
was Euch an dieser Rolle interessiert oder Spaß gemacht hat. Wenn ihr vermittelt, dass ihr bislang
nichts von Belang in Euerm Leben gemacht habt, wie soll der Betrachter Eures Videos einen
anderen Eindruck bekommen. Freundlichkeit, Charme, und Selbstbewusstsein, ohne dick
aufzutragen, kommen immer gut an. Der Betrachter soll Lust bekommen mit Euch zu arbeiten.
Habt Ihr jedoch eine oder zwei Spielszenen, kann auf ein Interview verzichtet werden.
Dreht ihr eine Spielszene, so stell Euch folgende Fragen: „Beherrsche ich mein schauspielerisches
Handwerk, und habe ich bereits Erfahrung vor der Kamera?“ Habt ihr wenig Erfahrung, so lasst
Euch von jemandem beraten, der dies kann, einem Coach, Regisseur oder erfahrenen Schauspieler
oder besucht einen der zahlreichen Kameraworshops.
Nun müßt ihr eine für die Kamera geeignete Szene finden, die sich allein oder mit einem Partner
spielen lässt, ohne, dass dafür ganze Straßenzüge abgesperrt werden müssen. Dies wiederum kann
man preiswert oder aufwendig gestalten. Preiswert, indem Du die anständig ausgeleuchtete
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Studiosituation Deines Interviews nutzt. Wie bei einem Casting spielst Du Deinen Part, indem Du
Deinen Spielpartner dicht neben der Kamera (zuschauerfreundliche Blickachse) annimmst, oder
indem Du die Partnertexte von einem Kollegen oder einer Kollegin aus dem Off einsprechen läßt.
Dieses Szenario entspricht einer gängigen nachempfundenen Castingsituation und ist allemal
besser als nichts, oder eine nicht gelungene aufgelöste Szene.
Aufwendiger und mittlerweile sehr beliebt sind aufgelöste Szenen mit einem Spielpartner. Hast
Du einen Spielpartner gefunden, der u.U. auch eine Szene für sein Band sucht, so könnt Ihr allein
oder mit einem Kameramann und Regisseur, diese Szene dramaturgisch sinnvoll in einzelne
Kameraeinstellungen oder Positionen „auflösen“. Da dies schon etwas Erfahrung benötigt, solltet
ihr Euch viel Zeit lassen, um Fehlversuche einzukalkulieren. Um dieses Risiko zu minimieren
könnt Ihr auch einen kommerziellen Anbieter wählen, der Euch quasi Euer Demoband produziert.
Wichtig auch hier, wie schon oben erwähnt, wählt eine leistbare Szene, eine die ihr bewältigt und
in der ihr glaubwürdig rüberkommt. Vorsicht bei Extremsituationen mit extremen Emotionen.
Brauchbare Szenen findet ihr in realistischen Theaterstücken, in Videotheken und im Fernsehen.
Nehmt Filme auf und schreibt die guten Szenen für Euch ab. Spielt diese jedoch möglichst nicht
nach und imitiert bitte nicht die Originale. Je unbekannter der Film umso geringer der
Widererkennungseffekt. Einige Betrachter werden es nämlich nicht mögen, wenn ein Nobody mit
einer oskarprämierten Rolle auf seinem Demoband daherkommt. Daher, nutzt lediglich den Text
als Vorlage, um etwas Eigenes daraus zu machen. Ändert die Situation, nehmt einen anderen Ort,
oder schreibt eine eigene Szene. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt.
2. Tipps zur Umsetzung
• gedreht werden sollte auf jeden Fall in Mini DV Qualität, VHS oder SVHS sind nicht
mehr zu empfehlen.
• Dreht man in einem Innenraum, kann man alles in Ruhe aufbauen, ist wetterunabhängig
und in der Regel geschützter vor Störgeräuschen.
• Dreht man draußen, muss man auf Wetteränderungen und Störgeräusche besonders
achten. Jede Wolke kann die Lichtverhältnisse so stark verändern, dass Du unter
Umständen Probleme beim Schnitt bekommst.
• Immer zu beachten ist, dass der Hintergrund, also alles was die Kamera sieht, mit
bedacht gewählt wird. Ein Interview in einem Park wird schnell zu einer Lachnummer,
wenn man später feststellt, dass man nur auf den Hundebesitzter im Hintergrund achtet,
der das Häufchen von seinem Waldi entfernt.
• Licht und Ton können der Aufnahme zu einem wirklich guten Eindruck verhelfen. Für den
Ton sollte immer ein gutes externes Mikro gewählt werden, dass bei statischen Szenen
ruhig auf einem Stativ stehen kann. Am besten eignen sich Richtmikrofone, da sie
störende Geräusche aus der Umgebung teilweise ausblenden. Bei bewegten Szenen
empfiehlt es sich einen geübten Angler mit Mikroangel zu engagieren. Ein ungeübter
Angler kann jedoch leicht unschöne Tonfehler produzieren. Steht kein Angler zur
Verfügung sollte man zumindest auf einer hochwertigen Kamera drehen, die oft über
beachtliche Mirkos verfügen.
• In Innenräumen wird das Licht sehr wichtig. Eine schön ausgeleuchtete Szene, sei es für
ein Interview oder eine Spielszene schmeichelt dem Schauspieler ungemein. Verschattete
Gesichter oder flaches Licht sind unvorteilhaft, ebenso können sich unbeabsichtigte
Wechsel von Kunst und Tagslicht, störend beim Schnitt erweisen.
3. Kommerzielle Anbieter sollten in der Lage sein mit Euch nach geeigneten Szenen zu suchen. Ein
Regisseur wird mit Euch diese Szene erarbeiten oder proben. Im Idealfall dreht ihr diese Szene
anschließend an einem schönen, die Szene und euch unterstützenden Drehort und ihr habt vor Ort,
die Ruhe für einen guten Ton, einen Tonmann, der Euch den Ton angelt, u.U. eine Maske, sowie
das nötige technische Equipement. Anschließend schneidet dieser Anbieter Eure Szene so, dass
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man sie sich gern anschaut und viel über Euch erfährt. Machen alle Beteiligten ihre Arbeit gut, so
werdet ihr eine oder zwei schöne Szenen in Händen halten. Doch erwartet nicht zu viel. Es ist
nämlich ausgesprochen schwierig mit einem kleinem Budget den Eindruck von Kino und
Fernsehfilmen zu erreichen. Bevor man also versucht, mit zu wenig Geld an diesen Standart
heranzukommen und Gefahr läuft, dass so nur bunt und hell wie in einer Soap ausschaut, kann
man ruhig mutig im Look sein und ungewöhnliches probieren. Klärt, bevor Ihr Euer Geld
investiert, was der jeweilige Anbieter wirklich im Stande ist zu leisten. Zu leicht werden
Erwartungen enttäuscht, weil sie unrealistisch oder zu hoch waren. Und ob man will oder nicht,
jedes Band konkurriert mit Bändern von Kollegen, die Ausschnitte aus gesendetem Material
darauf haben. Um dort nicht wegen schwächelnder Eigenproduktionen durchzufallen, braucht es
eine gute Qualität des Selbstgedrehten, mindestens aber eine originelle Idee, die die Szene zum
Hingucker macht.. Gelingt dies, was durchaus möglich ist, habt ihr das Maximale für ein schönes
neues Band getan. Und das erfahrene Auge eines Entscheiders wird Euer Talent trotz kleiner
technischer Mängel erkennen und begeistert sein.
Autor: Norbert Ghafouri, Leiter der Coaching Company
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