Ökonomik des Maisanbaus
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Ökonomik des Maisanbaus
Ökonomik des Maisanbaus Die Wirtschaftlichkeit des Maisanbaus in Deutschland hatte im Erntejahr 2015 durch auffallend niedrige Durchschnittserträge zu leiden. Diese sind teilweise durch eine nasskalte Witterung in der Jugendentwicklung, insbesondere aber durch eine vielerorts ausgeprägte Trockenheit in den Monaten Juli und August bedingt. Mitunter musste auch ein Totalausfall der Ernte hingenommen werden. Durch das regional knappe Angebot konnten sich andererseits die Erzeugerpreise für Körnermais in der ersten Hälfte des Wirtschaftsjahres spürbar erholen. Mit über 19 € (incl. MwSt.) erreichten sie fast wieder das Niveau des Jahres 2013. Mäßige Erträge führen wiederum zu Einsparungen bei Dünger- und Trocknungskosten. Im Ergebnis errechnet sich für Körnermais ein mittlerer Deckungsbeitrag von 255 €/ha, der zwar im Vergleich zum Vorjahr um 25 % höher liegt, das fünfjährige Mittel von 600 €/ha aber deutlich unterschreitet. Tab. 1: Deckungsbeiträge von Körnermais (mittlere deutsche Verhältnisse) Deckungsbeiträge Körnermais Deutschland Erntejahr 2013 2014 Änderung von 2013 auf 2014 2015 Änderung von 2014 auf 2015 -23% +21% Ertrag Preis incl. MwSt. Marktleistung dt/ha €/dt €/ha 89,1 19,41 1.729 107,6 15,80 1.700 83,0 19,12 1.587 Variable Kosten Saatgut Pflanzenschutz Maschinenkosten Dünger* Hagelversicherung Trocknung €/ha €/ha €/ha €/ha €/ha €/ha 196 137 313 355 36 426 189 138 313 328 33 495 206 142 296 269 33 385 Summe variable Kosten €/ha 1.463 1.496 1.332 Deckungsbeitrag €/ha 266 204 255 -8% -18% -22% +25% LfL Agrarökonomie Der Silomais hatte im Vergleich zum Körnermais 2015 unter geringeren Ertragseinbußen gegenüber dem Vorjahr zu leiden. Auch beim Silomais wirken sich die niedrigen Erträge auf die variablen Kosten aus. Neben den Düngerkosten verminderten sich vor allem die Kosten für Ernte und Transport. Letztere sanken zudem aufgrund von niedrigeren Dieselpreisen gegenüber dem Vorjahr. Da der Düngeraufwand nach Nährstoffabfuhr kalkuliert wird, zeigen sich die Einsparungen nicht unmittelbar in der Buchführung der Betriebe. Dies gilt insbesondere dann, wenn überwiegend betriebseigener Wirtschaftsdünger eingesetzt wird. Im Ergebnis lagen die variablen Kosten je Dezitonne Silage bzw. je Energieeinheit gegenüber dem Vorjahr um 8 % höher. Betriebe, die auf Silomais als Futter oder Gärsubstrat angewiesen sind, werden unter Umständen darüber hinaus durch einen teuren Zukauf von Maissilage belastet. Tab. 2: Kennzahlen von Silomais (mittlere deutsche Verhältnisse; Silage zur Entnahme) Kennzahlen Silomais Deutschland (stehend ab Feld) Erntejahr Änderung von 2013 auf 2014 2015 Änderung von 2014 auf 2015 404 372 130 6,74 87.766 -15% 2013 2014 dt/ha dt/ha dt/ha MJ ME/kg T MJ ME/ha 390 359 125 6,74 84.576 473 435 152 6,74 102.719 Variable Kosten Saatgut Pflanzenschutz Maschinenkosten Dünger* Hagelversicherung €/ha €/ha €/ha €/ha €/ha 215 137 470 549 24 207 138 532 537 22 227 142 455 484 23 Sonstige Kosten €/ha 40 49 42 Summe variable Kosten €/ha 1.434 1.484 1.373 €/dt 4,00 Ct/10 MJ ME 16,96 * berechnet auf Grundlage Nährstoffabfuhr 3,41 Ertrag Grünmasse Nettoertrag Silage Trockensubstanz Nährstoffkonzentration Kosten Silage LfL Agrarökonomie +21% 3,69 -15% 14,44 -14% -10% +8% 15,64 Einen Überblick über die Entwicklung der Marktleistung und der variablen Kosten bei Körnerund Silomais liefert Abb. 1. Abb. 1: Entwicklung von Marktleistung und variablen Kosten bei Körner- und Silomais €/ha Marktleistung Dünger Saatgut Hagelversicherung Pflanzenschutz Trocknung Maschinenkosten Sonstige Kosten 2.750 2.500 2.250 2.000 1.750 1.500 1.250 1.000 750 500 250 0 2013 2014 2015 Marktleistung Körnermais 2013 2014 2015 Variable Kosten Körnermais 2013 2014 2015 Variable Kosten Silomais Im Einzelbetrieb sollte die Entscheidung über den Umfang des Maisanbaus auf Grundlage von wirtschaftlichen Überlegungen erfolgen. Ein wichtiger Faktor in der Anbauplanung ist zunächst die geplante Verwertung des Ernteguts unter Einbeziehung der Marktaussichten. Die Beantwortung folgender Fragen kann die einzelbetriebliche Entscheidung unterstützen: • • • • • • • • • Wie kann ich Trocknungskosten bei Körnermais einsparen? Ist der Anbau alternativer Marktfrüchte dem Maisanbau überlegen? Kann Trockenmais in der Futterration durch Feuchtmais bzw. CCM ersetzt werden? Ist der Verkauf von Silomais wirtschaftlicher als die Erzeugung von Körnermais? Kann Silomais durch den Anbau anderer Futterpflanzen bzw. Substratpflanzen ersetzt oder ergänzt werden? Welchen Wert lege ich auf eine ausgewogene Fruchtfolge? Muss mit regionalen Anbaueinschränkungen gerechnet werden? Ist Maisanbau in allen Lagen standortgerecht? Ist die relative Vorzüglichkeit hoher Maisanteile in der Fruchtfolge auch langfristig und nachhaltig darstellbar? Die Entwicklung des Maisanteils der letzten 60 Jahre an der Ackerfläche zeigt Abb. 2. Der Sprung zwischen 1989 und 1990 ist auf den Beitritt der neuen Bundesländer zurückzuführen, in denen traditionell weniger Mais angebaut wurde. Seit dem Erntejahr 2003 zeigt sich eine sehr ausgeprägte Zunahme des Maisanbaus in Deutschland, vor allem durch die Ausweitung des Silomaisanbaus. Im Erntejahr 2011 wurde erstmalig die 20 %-Hürde deutlich übersprungen und verharrt seitdem dort bei knapp über 21 %. Weitere Zuwächse erscheinen eher unwahrscheinlich, da in manchen Regionen die Kapazitätsgrenze bereits erreicht ist und sich der Zubau von Biogasanlagen in Deutschland deutlich verlangsamt hat. Abb. 2: Entwicklung des Maisanbaus in der BRD % Maisanteil an der Ackerfläche in Deutschland 24 20 16 12 8 4 Datenquelle: DESTATIS 0 1955 1965 bis 1989 1975 1985 1995 2005 ab 1990 (einschließlich neue Bundesländer) 2015