Lesbische Listen (02.08.98)DEF

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Lesbische Listen (02.08.98)DEF
ANGST
vor den wilden Lesben!
Skandale, Klatsch & Tratsch
Karin Schupp
Mit Illustrationen von Diane DiMassa
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Vorwort
Lesben lieben Klatsch – das weiß jede Lesbe, deren neueste Affäre schon die
Runde macht, bevor sie mit ihrer Eroberung überhaupt die Party verlassen hat.
Lesben lieben auch Klatsch über lesbische Schauspielerinnen und Musikerinnen,
über Stars, die lesbische Erfahrungen gemacht haben, sie gerne machen würden
oder zumindest in einem Film eine Lesbe gespielt haben … Während jedoch
Heteros Dutzende von Zeitschriften und Magazine zur Verfügung stehen, die ihr
Klatschbedürfnis stillen, sind wir Lesben darauf angewiesen, unsere Informationen
aus den kleinen Partikeln, die uns die Hetero-Medien dann und wann gnädig
zukommen lassen, zusammenzubasteln.
Um solch brennende Fragen wie „Ist X wirklich lesbisch?“, „Stimmt es, daß die
Y und ihre Loverin ein Kind adoptiert haben?“ oder „Wie heißt noch mal diese
amerikanische Serie mit der Lesbe?“ zu beantworten, habe ich jetzt all mein
gesammeltes nützliches und unnützliches Wissen aus der Lesbenwelt in einem
Band zusammengefaßt.
Klatsch & Tratsch ist eine sehr kommunikative Angelegenheit, und ohne Austausch mit anderen macht’s keinen Spaß. Deshalb möchte ich mich ganz besonders bei meinen Freundinnen bedanken, die mir zugehört, mich inspiriert, mich
mit Neuigkeiten versorgt – und deren Internetzugang ich benutzen durfte. Auch
meiner Familie danke ich für ihre fast grenzenlose Unterstützung und das regelmäßige Zuschicken von Zeitungsartikeln.
Als sammelwütige Klatsch-Chronistin liebe ich all jene Orte, an denen sich
jede Menge interessante Informationen finden lassen. Hier danke ich vor allem
dem Spinnboden Lesbenarchiv und dem lesbisch-schwulen Pressearchiv, beide
in Berlin, sowie den Verkäuferinnen bei Hertie in der Hauptstraße, die mich
immer in Ruhe alle Zeitschriften durchblättern ließen.
Und nicht zuletzt möchte ich den Frauen des LesbenFilmFestivals Berlin sowie
allen anderen danken, die mir bei der Zusammenstellung einzelner Listen behilflich waren!
Viel Spaß bei Ihrer Entdeckungsreise durch alle Gebiete des lesbischen Lebens –
und wenn Sie etwas Neues darüber hören, ob X vielleicht doch lesbisch ist, dann
lassen Sie es mich unbedingt wissen!
Karin Schupp
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6 x Lesbischsein ist
1. Ellen DeGeneres (TV-Schauspielerin)
schön!
Gott sei Dank, daß ich lesbisch bin. Schaut nur, was ich aus meinem Leben
machen konnte.
Barbara Walters Presents the Ten Most Fascinating People of 1997 (ABC), USA,
Dezember 1998
2. Anne Heche (Schauspielerin)
Die Männer hatten ihre Chance bei mir, aber ich bin stolz, eine Lesbe zu sein.
Es ist das Beste, was mir je passiert ist.
BZ, Berlin, 6. Juli 1998
3. Jutta Oesterle-Schwerin (Sprecherin des Lesbenring e.V.)
Ich denke, lesbische Frauen haben eigentlich weniger Probleme als Frauen, die
mit Männern leben. Unsere Lebensweise ist eine schöne Lebensweise, und wir
haben eine ganze Menge Vorteile, die andere nicht haben.
Mona Lisa (ZDF), 21. August 1994
4. Viola Roggenkamp (Journalistin, Autorin)
Lesbisch sein ist schön, und ich hoffe, das kommt in meinen Berichten rüber.
auf einer Diskussion während der Berliner Lesbenwoche 1992,
zitiert in der taz, 8. Oktober 1992
5. Jenny Shimizu (Calvin Klein-Model)
Ich habe immer das Gefühl gehabt, Glück
zu haben. Für mich sind Frauen wirklich
etwas Besonderes und Attraktives, und
warum sollte ich mich selbst zurücknehmen, nur weil ich etwas mag, was für mich
völlig natürlich ist.
The Advocate, 7. März 1995
6. Laura Merritt (Betreiberin des
lesbischen Callgirl-Clubs Club Rosa)
Die neunziger Jahre werden als Jahrzehnt
der lustvollen Lesben in die Geschichte eingehen!
Tagesspiegel, Berlin, 1. Juli 1995
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10 Lesben über
lesbische Identität
1. Amanda Bearse (TV-Schauspielerin)
Man kann nicht bestimmen, was eine Lesbe ist. Wir sind alles und jedes.
Das einzige, was wir gemeinsam haben, ist, daß wir andere Frauen lieben.
Hört also auf, uns festlegen zu wollen.
www.sappho.com
2. Chastity Bono (Aktivistin, Tochter von Cher)
Ich sage nicht, daß ich stolz bin, lesbisch zu sein, weil ich nicht unbedingt
denke, daß es etwas ist, worüber man stolz oder wofür beschämt sein
sollte. Es ist einfach.
The Advocate, USA, 18. April 1995
3. Alix Dobkin (Liedermacherin)
Lesbischsein bedeutet für mich, daß ich die Erlaubnis habe, mich selbst zu
erfinden. Muß ich mit Frauen schlafen, um diese Identität für mich beanspruchen zu können? Frauen sollten in erster Linie loyal gegenüber sich
und anderen Frauen sein, sie sollten frauenidentifiziert sein, und ihre Identität sollte sich auf ihrer Liebe zu Frauen gründen.
Deneuve, USA, Januar 1994
4. Katharina Franck (Sängerin der Rainbirds)
Ich setze mich mit [meinem Lesbischsein] nicht so rund um die Uhr auseinander, weil das für mich absolute Normalität ist. Ich trenne das nicht
vom normalen Leben. Wenn unser Publikum zu 50% aus Lesben
bestünde, wäre das für mich kein Ärgernis, im Gegenteil, aber ich denke
nicht dauernd darüber nach. Ich bin keine Berufslesbe. Für mich ist das ein
Teil des Ganzen.
Lespress, Mai 1996
5. Jill Johnston (Aktivistin, Autorin)
Lesbische Identität ist die erstaunlichste gesellschaftliche Leistung und beispiellos in der zivilisierten Welt. Zwar waren lesbische Praktiken schon
immer bekannt und sind zu einem gewissen Grad dokumentiert, doch vor
1969 gab es keine Übereinstimmung in bezug auf lesbische Identität. […]
Bis 1969 war ich eine „normale“ heterosexuelle Frau, ganz gleich, was ich
Gegenteiliges anstellte. Wahrscheinlich war mir unterschwellig bewußt, daß
ich lesbisch war, und andere werden mich so genannt haben; trotzdem
war ich erst dann Lesbe, als ich mich als solche bezeichnet habe. Erst dann
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wurden mir meine konstitutionellen Beschränkungen als Frau bewußt, und
ich konnte mich zum ersten Mal mit anderen unterdrückten Gruppen identifizieren.
Emma, Mai 1983
6. Jutta Oesterle-Schwerin (Sprecherin des Lesbenring e.V.)
Für mich ist Lesbischsein nicht nur Neigung, sondern die konsequenteste
Form der Verweigerung gegenüber einer Gesellschaftsordnung, in der
Frauen im besten Fall als Nummer zwei gelten Brigitte, Dezember 1992
7. Sibyll Klotz (Berliner Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen)
Lesbischsein ist kein politischer Kampfbegriff.
Zitty, Berlin, 12/1995
8. Cheryl Wheeler (Liedermacherin)
Ich finde es überhaupt nicht einzigartig, homosexuell zu sein. Also wirklich,
wie viele Auswahlmöglichkeiten gibt es denn für die sexuelle Orientierung?
Du kannst homosexuell sein, du kannst hetero sein, du kannst beides sein
oder nichts davon. Das sind vier. Es gibt mehr Auswahl an Haarfarben als
an sexuellen Orientierungen!
The Advocate, USA, 28. Dezember 1993
9. Andrea Weiss (Regisseurin)
Es gibt eine stetige Auflösung von bisher ziemlich festen Identitäten; z.B.
nennen sich heute junge Lesben kaum noch lesbisch, sondern sie fassen
unter queer alles, was es zwischen lesbisch und heterosexuell so gibt. Die
ganze Konfiguration der Identitäten hat sich verändert, und ich denke
inzwischen, daß es da kaum noch Raum für so etwas wie diese Butch/
Femme-Tradition gibt. Die Betonung liegt heute mehr auf Sexualität denn
auf sexueller Identität. Das heißt nicht, daß die alten Probleme damit gelöst
sind, aber das heißt, daß sie unter immer neuen Voraussetzungen angegangen werden müssen.
Heaven Sent, 1995
10. Nan Goldin (Künstlerin, Fotografin)
Lesbisch zu sein ist für mich nicht nur, mit wem ich schlafe, sondern wie
ich mein Leben lebe.
The Advocate, USA, 15. Oktober 1996
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6 Zitate über lesbische
Erkennungsmerkmale
! Susie Bright (Sexpertin, Autorin): Die Baby-Dykes sind leicht zu erken-
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nen mit ihren selbstfabrizierten Haarschnitten, oder die politischen
Schätzchen mit ihren karierten Hemden und Stiefeln mit Stahlkappen.
Die Butches erkennt jede Vierjährige, auch wenn die sich selbst dessen
nicht immer bewußt sind.
Out, USA, November 1993
Roseanne (Schauspielerin): Wie kommt es eigentlich, daß alle Menschen Lesben erkennen – nur ihre eigenen Mütter nicht, die irgendwie
ihre Augen davor verschließen? „Hast du in letzter Zeit Evelyn gesehen?
Sie fährt den Schulbus, trägt Flanellhemden und Wanderschuhe, sie ist
eine richtige Naturfreundin. Sie hat diesen Kurzhaarschnitt und schminkt
sich nie, sie ist einfach eine natürliche Schönheit. Vor kurzem wurde sie
Vorsitzende des k.d. lang-Fan Clubs, und ich weiß auch nicht, warum sie
immer noch single ist.“
The Comedy Magazine, USA, Januar 1996
Mabel Maney (Schriftstellerin): Es wird Zeit, daß die Lesben merken,
daß nicht alle Frauen wie 12jährige Jungen aussehen können. Das ist
wirklich schädlich, weil es so ein schlechtes Bild von uns abgibt.
The Advocate, USA, 29. November 1994
Lucy O’Brien (Journalistin): Im Zuge des „Lipstick“-Trends sind „sie“
nicht mehr so leicht zu erkennen – sie verwandeln sich jetzt in „uns“.
[…] Für lesbische oder bisexuelle Frauen ist Augenkontakt der Schlüssel,
die Qualität des gewissen Blicks. Die Augen treffen sich, du lächelst und
hältst ihrem Blick solange stand. Das ist der Anfang.
Cosmopolitan, GB, Januar 1995
Lauran Hoffman (Drehbuchautorin, Produzentin): Ich habe nicht
gewußt, daß [in Deutschland] so viele Lesben kurze Haare haben. Würdest du eine Langhaarige nicht für lesbisch halten? Wärst du überrascht,
wenn eine Frau mit langen Haaren mit dir flirten würde? Also, in Los
Angeles haben viele Lesben jede Menge Haare, riesige Mähnen. Aber
eigentlich wäre es toll, wenn ich eine Lesbe auf der Straße einfach an
den kurzen Haaren erkennen könnte.
Schnepfe, Berlin, April 1995
Rose Troche (Regisseurin): Ich denke, wir brauchen unbedingt Zeichen, um uns zu erkennen. Damit wir nicht unsere ganze Zuneigung
Hetero-Frauen entgegenbringen, denn das ist eine Einbahnstraße. Ich
glaube, ein Teil unseres „Dresscodes“, unserer „lesbischen Polizei“, ist so
etwas wie eine erzwungene Identität, aber eine, die wir auch sehr brauchen, damit wir sehen, wer wir sind.
Schnepfe, Berlin, Mai 1994
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Leslie Feinberg
12 Lesben-Idole
In alphabetischer Reihenfolge
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9.
10.
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Rita Mae Brown (Schriftstellerin)
Judith Butler (Philosophin)
Catherine Deneuve (Schauspielerin)
Marlene Dietrich (Schauspielerin)
Melissa Etheridge (Sängerin)
Leslie Feinberg
(Schriftstellerin, Transgender-Aktivistin)
Greta Garbo (Schauspielerin)
k.d. lang (Sängerin)
Audre Lorde (Dichterin)
Madonna (Sängerin)
Martina Navratilova (Tennis-Profi)
Gertrude Stein (Schriftstellerin, Kunstsammlerin)
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10 lesbische Schlagzeilen 1992/93
Mutiges Bekenntnis.
Inge Meysel: Ich habe Frauen geliebt
BILD, 24. Februar 1992
Marlene. Die lesbischen Liebesbriefe
BZ, Berlin, 8. Mai 1992
Marlenes Frauen.
Ihr Sekretär: Sie liebte auch Romy. „Mit einer Frau ist es etwas ganz anderes …“
BZ, Berlin, 11. Mai 1992
Lesben: Liebe im Sarg. Eine sollte sterben
BILD, 8. Juni 1993
Angst vor den wilden Lesben.
Trainer klärt Anke Huber auf
BILD am Sonntag, 4. Juli 1993
Lesbische Liebe: 120.000 DM weg
Express, Düsseldorf, 27. August 1993
Sex, Gier, Eifersucht. Lesbe fuhr 4 Frauen um
BILD, 20. Oktober 1993
Eifersucht – Sie zündete das Bett der Freundin an
Abendzeitung, München, 29. Oktober 1993
Sexspiele im Frauengefängnis
BILD, 9. November 1993
Schreinemakers: Flucht vor sextoller Frau
BZ, Berlin, 11. November 1993
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8 lesbische Schlagzeilen 1994
Nicht lesbisch – Jobs verloren
BILD, 11. Januar 1994
Die Mordpläne der lesbischen Frauen
BILD, 9. April 1994
Verein feuert Fußball-Lesben
Eklat in der Schweiz: Sie küßten sich im Kabinengang
BZ, Berlin, 12. April 1994
Deutsche Richter:
Ehemann muß für lesbische Frau Unterhalt zahlen
BILD, 21. Mai 1994
In Berlin: Feuriger Lesben-Sex vor den Rolling Stones
Berliner Morgenpost, 4. Juni 1994
Lesbisch? Gift für Ehefrau!
BILD, 14. Juli 1994
Urlauber-Revolte. Pfui! Lesben lieben sich am Ostseestrand
BILD, 6. August 1994
Weil sie eine lesbische Freundin hatte.
Bio-Lehrer gab seiner Frau Gift-Tee
BILD, 9. November 1994
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Sie auch?!
10 lesbische Gerüchte und
ihr Wahrheitsgehalt
1. Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848): In seiner Biographie kommt
Lutz Görner zu der Überzeugung, daß die Dichterin, die heute die 20-MarkScheine ziert, Frauen, darunter ihre Freundinnen Sybille Mertens und Amalie
Hassenpflug, liebte. Der Vorsitzende der Droste-Gesellschaft, Winfried Woesler,
hält nichts von dieser Theorie: „Sehr wahrscheinlich ist sie als Jungfrau gestorben. Sie hat Männer geliebt und sogar mal ihrer Schwester einen Pferdeknecht
ausgespannt.“
2. Dusty Springfield: Die englische Sängerin, die 1939 geboren wurde und
1963 ihren ersten Plattenerfolg hatte, kann auf eine Endlos-Karriere zurückblicken. Ihren größten Hit hatte sie 1987, als sie mit den Pet Shop Boys ihren
alten Titel What Have I Done to Deserve This? neu aufnahm. Bereits in den
frühen siebziger Jahren wurden Gerüchte laut, daß sie lesbisch sei – entstanden
oder zumindest verstärkt durch die Tatsache, daß sie offensichtlich keine Beziehungen mit Männern hatte. In Interviews verhielt sie sich ambivalent dazu: „Ich
habe einen gewissen Stolz als Frau, und das beleidigt meine Weiblichkeit.“, „Ich
habe eine riesige homosexuelle Fangemeinde, und ich bin dankbar dafür. Das
bedeutet nicht, daß ich homosexuell bin, und es bedeutet nicht, daß ich nicht
homosexuell bin. Ich bin ich.“, „Mir ist sehr wohl bewußt, daß eine Menge Leute
gerne wissen wollen, ob ich lesbisch bin oder nicht. Ich finde aber, daß das für
niemanden von Bedeutung ist – außer für die Leute, mit denen ich schlafe.“ Sie
dementierte es aber auch nie und weigerte sich, nur deswegen mit Männern
auszugehen, um die Gerüchte zum Verstummen zu bringen. In einer britischen
TV-Dokumentation über ihr Leben (1994) heißt es: „Sie hatte Sex mit Männern
und Frauen, und es gefiel ihr.“
3. Kristy McNichol: Über die Schauspielerin, die in den siebziger Jahren
durch die US-Familienserie Eine amerikanische Familie – auch und gerade bei
Junglesben – zum Teenie-Idol wurde, kursierte schon früh das Gerücht, daß sie
lesbisch sei. Anfang der achtziger Jahre, kurz nach ihrem großen Erfolg mit dem
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Sommercamp-Film Kleine Biester, wurde es still um sie. Nach einem Nervenzusammenbruch 1982 drehte sie nur noch wenige Filme und arbeitete eine
Weile als Friseurin. 1992 versuchte sie, ihre Karriere mit der Sitcom Empty Nest
aufleben zu lassen, mußte jedoch aufgrund ihrer manisch-depressiven Erkrankung wiederum die Dreharbeiten abbrechen. Ihre Lebensgefährtin Martha Allen,
die neben McNichols Mutter und Bruder ständig an ihrer Seite weilt und mit ihr
in San Fernando Valley zusammenlebt, wird in Zeitungsartikeln meist, wenn auch
manchmal nur unspezifisch als „Freundin“, erwähnt. McNichol selbst hat nie
öffentlich über ihr Lesbischsein gesprochen.
4. Catherine Deneuve: Eine attraktive Schauspielerin, die wenig über ihr
Privatleben preisgibt und uns in Begierde – The Hunger eine erotische lesbische
Liebesszene geschenkt hat: Da keimen die Hoffnungen der Lesben – das hat
Catherine Deneuve bereits selbst festgestellt: „Wenn ich mit einem Mann dreimal ausgehe, sagt man nicht sofort, daß er mein Lover sei. Aber wenn man mich
in einer privaten Situation oder im Urlaub mit einer Frau sieht, heißt es, ‚O ja, ich
glaube, daß sie ist es doch!‘“ Über ihre Freundschaften mit Frauen sagt sie:
„Diese Freundschaften sind mir genauso wichtig wie meine Beziehungen zu
Männern. Ich verlange von ihnen die gleiche Qualität. Der Unterschied liegt
darin, daß ich manchmal Lust habe, die Männer, aber nicht wirklich die Frauen
zu küssen.“ 1995 verscherzte Deneuve es sich allerdings mit einigen Lesben: Sie
verlangte vor Gericht, daß die US-amerikanische Lesbenzeitschrift Deneuve nicht
mehr unter diesem Titel in Frankreich verkauft werden darf. Außerdem verklagte
sie den Verlag auf 100.000 Francs Schadensersatz und 50.000 Francs Strafe für
jede weitere Verbreitung. Obwohl die Herausgeberin Frances Stevens betonte,
daß die Zeitschrift nicht etwa nach dem französischen Filmstar, sondern nach
ihrer ersten Freundin benannt wurde, wurde das Magazin Anfang 1996 in Curve
umgetauft. Catherine Deneuve rechtfertigte ihr Vorgehen in einem Interview:
„Ich klage nicht, weil es ein Lesbenmagazin ist. Es könnte auch ein Parfüm oder
etwas anderes sein. Aber mein Name ist in Frankreich ein Markenname, und
man kann ihn nicht einfach ohne meine Erlaubnis verwenden. Das wäre nicht
fair. Ich hoffe, daß die Leute verstehen, worum es mir geht.“
5. Isabell Varell (Schauspielerin) und Birgit Schrowange (RTL-Moderatorin): Mit freundlicher Unterstützung der BILD-Zeitung unterstellte der Schlagersänger Drafi Deutscher Anfang 1991 seiner damaligen Ehefrau Isabell Varell eine
lesbische Beziehung zu ihrer Freundin Birgit Schrowange, die damals ZDF-Ansagerin war. Den Vorwurf, sie hätte deshalb den Sex mit ihm verweigert, kommentierte der Stern so: „Wenn’s denn so wäre – einen guten Tausch hätte sie allemal
gemacht.“ Beide Frauen dementierten es jedoch aufs heftigste und forderten
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jeweils 250.000 DM Schmerzensgeld, wovon sie 50.000 DM zugesprochen bekamen. In ihrer Scheidungsklage bezichtigte Varell ihrerseits Deutscher unter
anderem der „Vorliebe für jüngere Männer und Jugendliche“. Kurz darauf stellte
sich auch BILD gegen ihn und enthüllte, daß seine neue Freundin lesbische
Pornofilme gedreht habe.
6. Whitney Houston: Offiziell ist Robyn Crawford ihre persönliche Assistentin
und beste Freundin, seit sie sich Ende der siebziger Jahre in einem Ferienlager
kennengelernt haben. Ob sie jedoch für die Sängerin nur „wie eine Schwester“
(Houston) ist, wird seit Jahren von vielen hartnäckig bezweifelt, ihre Ehe mit dem
Sänger Bobby Brown als reine PR-Aktion interpretiert. Und auch ihr Gatte selbst
soll ihr öffentlich vorgeworfen haben, bisexuell zu sein („Whitney Houstons Ehemann: Warum schläft sie mit Frauen?“, BILD, 30. Oktober 1995). Vanity Fair
schrieb über die beiden Freundinnen: „Ihre Beziehung ist faszinierend wegen
ihrer Intensität. Es ist schwer, sich irgend etwas vorzustellen, was zwischen sie
kommen könnte – noch nicht einmal Houstons Ehe.“ Whitneys Reaktionen auf
lesbische Spekulationen reichen von Gleichgültigkeit („Wenn irgend jemand
denkt, wir sind lesbisch, na und? Ist mir doch egal.“) über Dementis bis –
schließlich – zu absolutem Schweigen.
7. Dolly Parton: Der Countrystar mit den riesigen Blondhaarperücken ist zwar seit über 30 Jahren verheiratet, auf ihren Tourneen wird sie
jedoch stets von ihrer Freundin Judy Ogle begleitet, mit der sie auch das Hotelzimmer teilt – was
sie keineswegs geheimzuhalten versucht. Dennoch
äußert Parton in ihrer Autobiographie Dolly: My Life
and Other Unfinished Business (1994) und regelmäßig
in Interviews, daß sie mit ihrer „besten Freundin
seit der dritten Klasse“ keine lesbische Beziehung
führe: „Wir haben alles zusammengemacht, das aber nicht!“
8. Hillary Clinton: „Endlich eine First Lady, mit der wir gerne vögeln würden“,
sagte die Komikerin Lea DeLaria über Hillary Clinton – und tatsächlich gibt es
zahlreiche Gerüchte, daß Hillary sich in dieser Hinsicht ebenfalls nicht abgeneigt
zeigen würde. So schreibt etwa Gennifer Flowers, die ihre jahrelange Affäre mit
Bill Clinton in ihrem Buch Passion and Betrayal (1995) vermarktete, sie habe
den damaligen Senator von Arkansas auf die hartnäckigen Gerüchte angesprochen, daß seine Frau eine Liaison mit einer anderen Frau habe. Clinton soll darauf in Lachen ausgebrochen sein und gesagt haben: „Süße, sie hat wahrschein-
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lich schon mehr Muschis geleckt als ich.“ Während Medien- und Politik-Experten
den Wahrheitsgehalt des gesamten Buchs stark bezweifeln, schweigt das Ehepaar Clinton zu dem Thema. Camille Paglias Kommentar: „Als Lesbe weise ich es
weit von mir, daß Hillary Clinton eine Lesbe ist. Diese Frau ist prüde und ein einziger Kühlschrank.“
9. Debra Winger: Debra Winger gehörte 1990 zu den US-Filmstars, die auf
Plakaten als „absolutely queer“ geoutet wurden. Die extrem publicityscheue
Schauspielerin, die mehrfach – zuletzt für ihre Rolle in Shadowlands – für den
Oscar nominiert wurde, hat dazu nie öffentlich Stellung genommen. Bekannt ist
nur, daß sie seit Ende 1996 mit dem Schauspieler Arliss Howard verheiratet ist
und einen Sohn aus ihrer ersten Ehe mit Timothy Hutton hat.
10. Alice Schwarzer: Als die taz-Chefredakteurin Bascha Mika in ihrer Alice
Schwarzer-Biographie, die im Frühjahr 1998 erschien, ein Kapitel Schwarzers
Homosexualität widmete, war die Überraschung unter den Lesben nicht gerade
groß. Groß war lediglich das Unverständnis darüber, weshalb die Emma-Herausgeberin ihre sexuelle Orientierung stets so angestrengt verborgen hat. In einem
Amica-Interview im Januar 1997 sagte sie: „Wenn die Betroffenen es für richtig
halten zu schweigen, haben sie ihre Gründe. Die Dinge müssen reif sein.“
Während Mika in ihrem Buch Weggefährtinnen Schwarzers zitiert, die deren Versteckspiel kritisieren, unter anderem die Aimée und Jaguar-Autorin Erica Fischer
(„Eine Frau wie Alice, die eine derartig öffentliche Person ist, hat die Pflicht, sich
als Lesbe zu bekennen. Das ist sie den anderen Frauen schuldig.“), wird ihr Vorgehen in der autorisierten Biographie von Anna Dünnebier und Gerd von Paczensky scharf kritisiert. Auch in Emma reagierte Schwarzer auf Mikas „Tabubruch“ verärgert: „Ich bin nur die erste, mit der man so verfährt. Andere werden
folgen. Es ist höchste Zeit, über die Verantwortung der Medien für die Menschen
zu reden.“
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