INHALT - rabenwelten

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INHALT - rabenwelten
INHALT
Berlin 2071
Inhalt und Illustrationen: AAS.
Layout: Dirk Dankwart.
SHADOWRUN ist ein Rollenspiel des amerikanischen
Verlages Catalyst Game Labs.
Das Quellenbuch wird unter der Creative Common
License zur Verfügung gestellt.
Quelle der Inhalte ist das Rabenfeder-Blog auf
www.raben-aas.de. Dort sind auch weitere (neue) Inhalte
zu finden.
Einleitung . . . . . . . . . .
Reality Check. . . . . . . .
Berliner Mauer . . . . . . .
Rein und raus aus Berlin
Innerstädtischer Verkehr
Geschichtsstunde . . . . .
Retroshock. . . . . . . . . .
Sonderpolizei . . . . . . . .
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Brennpunkt: City West
Brennpunkt: Metropolis
Brennpunkt: Wedding
Cast
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Batsche-Schmidt. . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Whoopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Berliner Strassentalk v2071
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BERLIN 2071
EINLEITUNG
Berlin 2071. Blick vom Monorail-Hochbahnhof “JakobKaiser-Platz” Richtung Westen. Im Hintergrund das
neue Zentrum von Spandau (im Stadtjargon “SpreeManhattan”). Im Vordergrund “Ralle”, ein Ork Schieber
und Info Händler.
BERLIN 2071
Am Ende wird jeder Krieg durch einen Faktor entschieden: Wer den längeren Atem hat. Nenn es eine Frage
des Geldes. Nenn es Entschlossenheit zum Sieg. In Berlin
war es eine Frage der Massenträgheit.
Sollte es je einen Zweifel gegeben haben, dass der
Mensch – und ob er Hörner oder spitze Ohren hat oder
nicht spielt nicht die geringste Rolle – gänzlich Unwillens
ist, sein Leben selbst zu bestimmen: Das Ende der Anarchie in Berlin sollte ihn ausgeräumt haben.
Oh, na klar: Die Anarchie ist nicht tot. Wenn du auf die
Schwätzer von den verschiedenen F-Komitees hörst. Oder
auf die Hass-Ansagen der Freien Sender Berlins. Aber mal
nüchtern betrachtet: Als die Konzerne den größten Teil
der Westsektoren übernahmen und nach einigen wenigen,
dafür aber heftigen Gefechten auch die Mitte einnahmen,
war der Status F am Arsch. Völlig egal, wie viele Verluste
Proteus und Co. später dazu veranlasst haben, den Endsieg
über die Anarcho-Zone im Osten auf später zu verschieben.
Und wenn man mich fragt: Der Status F war vorher
schon im Arsch.
Ich meine, was hatte man auch erwartet? Jahre voller Propaganda über Kannibalen-Restaurants und
Pädophilen-Bordelle in Berlin, Jahre voller Unsicherheit,
ob’s morgen Gas und Strom gibt oder nicht, Jahre des
Wartens im Regen, weil wieder mal kein Bus kam, Jahre voller gebrochener Achsen, weil du mit deiner Lieblingskarre in ein Riesen-Schlagloch gefallen bist, all das
musste ja zum langsamen Tod Anarcho-Berlins führen.
Der Konzernputsch 2056 war von daher kein Krieg,
er war nur die Zustellung des offiziellen Todesbescheids.
An alle, die es noch nicht begriffen hatten. Oder die sich
schon zuvor wegen akuter Realitätsabneigung nach Berlin
verirrt hatten.
Am Ende war nicht die Kriegs-, sondern die ChaosMüdigkeit der Masse stärker als die flammenden, ismenverseuchten Reden der elfenbeinsniffenden Studenten-
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Wirrköpfe. Erst kommt die Forderung nach beständiger
Versorgung mit Trideo, Wifi-Netz und Pizzaservice, dann
erst die Moral.
Was folgte, war ein Zustand des Aufwachens. Einige blinzelten verschlafen in die Sonne und fragten sich,
wohin das Gebäude schräg gegenüber verschwunden war.
Andere zogen die Decke über den Kopf, kuschelten sich
an ihre Kettensäge und träumten weiter. Die meisten aber
atmeten auf, wie befreit von einer Last, von der sie die
ganzen Jahre nie genau sagen konnten, worin diese bestanden hätte: Die Last der Verantwortung. Für das Haus.
Für die Nachbarschaft. Für die Mitmenschen. Den Kiez.
Den Bezirk. Den Status F.
F. Wie „Fick dich“.
In den Straßen lagen noch Monate, teilweise Jahre später die Reste der Sperren. Und während der neue Westen eilends saniert und anhand modernster Erfordernisse an Verkehrsplanung, Netzempfang, Lebensqualität und
natürlich Sicherheit neu geschaffen wurde, dokumentierte der äußere Osten mit seinen baufälligen Kiezen, den
von Einschusslöchern übersääten Wänden und dem Müll
in den Straßen nur zu deutlich, warum die Konzerne an
der Macht sind.
Weil sie es verdammt nochmal einfach drauf haben,
Dinge geregelt zu kriegen.
ò Ahem. Ja. Und eines der Dinge, die sie “geregelt” bekommen haben nach ihrer Übernahme ist, dem Osten den
Saft endgültig abzudrehen.
ò Fabian454
ò Das ist Bullshit. Für die BEVAG ist jeder zahlende Kunde ein Kunde, die liefern Strom, Wasser, Gas und Entsorgung auch in die “Zone”. Wenn es mit der Versorgung
nicht klappt, dann darum, weil irgendwer die Leitung anzapft oder in seinem Konzernhass zerstört, damit die Kunden dann hübsch sauer auf die Konz sind.
ò Der_Ewige_Student
ò Ja, zu dir hoch in den Wedding wird vielleicht geliefert. Aber auch nur weil das Randzone ist, wo genug Baustellen und Wohnsilos der Arbeiter existieren, die im Konzerninteresse versorgt werden müssen. Dem tiefen Osten
hat man das Zeug abgedreht. Ganz einfach. Dabei mögen
wirtschaftliche Erwägungen ne Rolle gespielt haben – klar
wird ne Stromleitung umso öfter angezapft, je weiter sie
in die Zone ragt – abern Chumski von mir hat neulich nen
Lauf gehabt, dabei sind ihm Files von der Berlin Verwaltungs AG (BEVAG) in die Hände gefallen, die ganz klar ne
politische Agenda haben.
ò Fabian454
ò Und was soll die sein, bitte?
ò Dr.Zonk
ò Den Widerstand gegen den Status F schüren, natürlich.
Und die Leute dazu ermutigen, “heim ins Reich” kommen
zu wollen. Ich mein: Wedel denen lange genug mit dem
Wessi-Lifestyle vor der Nase herum, dann werden die die
Sonderpolizei förmlich darum anbetteln, ihren Block zu
säubern und gleichzuschalten.
ò Fabian454
ò RITTER!! D.E.S. bringt zwar einiges durcheinander,
aber im Kern stimmt’s schon. Zwischen Berlin und dem
Rest Deutschlands klafften schon immer Welten.
ò Dr.Zonk
ò Hm. So gesehen . . .
ò Dr.Zonk
Mein absoluter Favorite als mediales Klischee ist die
Szene, in welcher der Protagonist des betreffenden Streifens auf der Suche nach Informationen nach Berlin fliegen
muss, wo er sich – natürlich im Gore – mit dem elfischen
oder orkischen Russen-Schieber trifft, der dann während
des Dialoges nonchalant den Servierdeckel lüftet, unter
dem dann Freundin, Partner oder Tochter des Protagonisten liegen. Mit ohne Kopf. Oder mit ohne Körper. Je
nachdem, ob frei ab 18 oder 12.
Mein zweites Lieblingsklischee ist die unweigerlich
danach kommende Autofahrt durch Berlin, wo der Protagonist der Story – natürlich im gepanzerten, Vindicatorbewaffneten Taxi – ganz nebenbei von irgendwelchem
„Anarchisten-Abschaum“ (Zitat des Taxifahrers) mal
eben mit Lenkraketen beballert oder von Graffitti übersääten Panzern von der Brücke gerammt wird.
Im folgenden File möchte ich euch Choombas und
Chummskies da draußen den Status Quo von Berlin vorstellen. Denn Berlin ist entgegen allem Hochjubeln oder
Niedermachen ein verdammt lebenswertes Pflaster, und
wie den meisten Berlinern geht es mir tierisch auf den
Sack, dass landauf landab Leute über Berlin quatschen,
die nie nen Fuß hierher gesetzt haben, und Berlin nur aus
irgendwelchen Actiontrids oder Schockermeldungen ihrer
konzerngesponsorten Lügenpresse kennen.
ò Ralle
REALITY CHECK
ò Also den Graffitti übersääten Panzer gab’s. Der hat mir
auf der Kreuzung Leopoldplatz die Vorfahrt genommen
und meine Karre platt gewalzt!
ò Gabriel
Berlin 2071. Wo die Konzernsektoren voranschreiten,
muss das Alte weichen. Im Bild die im Abriss begriffene
Zionskirche vor der beleuchteten Baustelle der ERIS Holdingzentrale. Links im Bild die (noch) freischaffende TaxiRiggerin Zoé.
DIE WAHRHEIT ZUM STATUS F
Über den Status F und die Anarchie in Berlin ist eine ganze Menge geschrieben, berichtet, verfilmt und verbreitet worden. Was viele vergessen, ist allerdings, dass
gut 3/4 von dem ganzen Material über Berlin pure Fiktion ist: Abgedreht als spannendes Setting für eine Krimiserie oder als grandiose Kulisse für den aktuellsten Horrorschocker über einen Schattenläufer, der zum Serienkiller wurde. Weil eine Stadt ohne Polizei, da kann sich der
Württemberger so richtig drüber gruseln. Und Berlin war
denen schon immer suspekt.
ò Das ist doch nix Neues. Das war doch schon seit –
Scheiße – dem letzten Jahrhundert so.
ò Hobbs
ò Wenn das nix Neues ist, warum kommentierst du es
dann?
ò Fabian454
ò An sich geht das Berliner Gespenst schon seit weit früherer Zeit um. Schon unter Bayernherrschaft wurde sich
über die ärmliche Drecksprovinz voll Sumpf und Sand –
und natürlich Raubritter und Zeugs – am Hofe Ludwigs
gegruselt.
ò Der_Ewige_Student
ò Raubcritter?
ò Hobbs
ò Hey, Mann, ich hab doch GESAGT, dass es mir leid tut.
Das Ding hab ich auf ner Kasernen-Auktion gekriegt – und
Fahrschulen für Panzer gibt’s nunmal keine.
ò Panzerboy
ò Von deiner Entschuldigung kann ich mir nix kaufen.
Aber Danke für Übersendung deines Profils.
ò Gabriel
ò WHAT? Oh, [zensiert], ich [zensiert] [zensiert].
ò Panzerboy
Das Gefährliche an diesen und anderen archetypischen
Berlin-Bildern, die sich fast in jedem in Berlin spielenden
Streifen finden lassen, ist nicht, dass es sie gibt, sondern
dass sie dem Betrachter das Gefühl geben zu wissen, was
in Berlin abgeht. Das führt im schlimmsten Fall zu solchen Schwachsinnsbeschreibungen wie im „Deutschland
in den Schatten“, das vor einigen Jahren mal im Deutschen Schattenland zum Download lag.
Ganz offenbar schrieb der Autor einfach runter, was er
über Berlin irgendwann mal im Trideo gesehen hatte, gefährlich vermischt mit ein paar Brocken Wahrheit, die er
sich vermutlich aus DeMeKo-Illustrierten gezogen hatte.
In diesem Einleitungskapitel möchte ich in unsortierter Reihenfolge die bekanntesten „Urban Myths“ über
Berlin beleuchten und – sofern sich überhaupt ein Körnchen Wahrheit in ihnen befindet – dieses klarstellen. Viel
Fun damit!
SCHÖNER MENSCHENFRESSEN IN
BERLIN
Der wohl bekannteste „Fakt“ über das Leben in Berlin
unter dem Status F ist, dass es in Berlin Restaurants gibt,
in denen „legal“ Menschen und Metamenschen als Speise
angeboten werden.
ò Gab es NICHT? *wunder*
Berlin 2071
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ò GoogleEyes
ò NEIN!!
ò Der_Ewige_Student
Am Häufigsten genannt wird hier das Gore in der
Schumannstraße, wo es – ich zitiere das DidS – „haarige
Orknasen“ und „zarte Filetstücke weiblicher Lenden“ geben soll. Diese Legende fußt wie jede andere ähnlich gelagerte Legende auf der wunderschönen Theorie, dass nur
das Bürgerliche Gesetzbuch und der starke Arm des Gesetzes den Menschen daran hindern, sich gegenseitig zu
fressen, zu vergewaltigen oder Kaffee aus der Hirnschale
des Nachbarn zu trinken.
Eine hübsche Ansicht – und nützlich für die rechte
Lobby – aber totaler Quatsch.
[Volumenüberschreitung. Die folgenden Kommentare
wurden in den Thread „Linke Lügen über die rechte
Szene“ verwandelt und ins Schattenland gestellt]
Es dauerte ziemlich genau 45 Minuten, nachdem das
DidS-File ins Schattenland hochgeladen war, da wurde
das Gore – das es tatsächlich gibt – von aufgebrachten Leuten gestürmt, die durchaus etwas dagegen hatten, ein Kannibalen-Restaurant in ihrer Nachbarschaft, ihrem Kiez, Bezirk, ihrer Stadt oder auf ihrem Planeten
zu haben. Wie sich herausstellte, war die KannibalismusSchiene des Gore nur ein „Marketing-Gag“, mit welchem der (japanische) Inhaber versuchte, eine besonders
zahlungskräftige Kundschaft anzulocken. Das fragliche
Fleisch – das von den keineswegs überzeugten „Anfragern“ in einem Labor der FU überprüft wurde – war mit
Soya durchmengstes Rindfleisch im besten und Rattenfleisch im schlimmsten Falle. Die fraglichen „Körperteile“
waren nur aus Soyamasse nachgeformte Attrappen (made
by Cryolan).
[ADLINK UNTERDRÜCKT]
ò Verdammter Spam
ò Frogger
Kurz gesagt: Der Inhaber konnte die Sache klarstellen und wurde nicht gelyncht, seine Kunden waren
über den „Betrug“ aber so vergrätzt, dass der Laden
schließen musste, um wenig später von einer DeMeKoFilmproduktionsfirma als Drehort und SchockertouristenNepp-Location übernommen zu werden. Seitdem ist das
Gore ein doppelter Fake, der immer wieder die anarchistischen Idealisten aufregt, weil die „Gore-Stories“ negative
Propaganda über den Status F erzeugen. Aber damit ist es
nun ja wohl auch vorbei. End of Story.
MY CAR IS MY CASTLE
Geht man nach den Informationen aus dem DidS, dann
sind Berliner Autos bis an die Zähne bewaffnet und gepanzert, fahren in Schlangenlinien ohne Beachtung irgendwelcher erkennbarer Gepflogenheiten des Verkehrs mit
300 km/h durch die Gegend, dabei beständig beschossen
von MGs und Raketenlafetten, die wohl jeder irgendwo
zu Hause herumstehen hat (Verdammt! Wo hab ich sie nur
hingetan?) um dann, wenn das Auto endlich zerbombt ist,
4
Reality Check
umgehend bei der Niederlassung von EMC einen neuen
„rasanten Kleinwagen“ zu erwerben.
[Volumenüberschreitung. Die folgenden Kommentare
wurden in den Thread „Berliner können nicht Auto fahren“ verwandelt und ins Schattenland gestellt]
Leute, vergesst es! Im ersten Jahr nach Ausrufung des
letzten Gesetzes fand in der Tat eine „natürliche Auslese“ statt, die aber weniger mit dem Wegfall der Verkehrsregeln als vielmehr mit massenweisem Autodiebstahl zu
tun hatte. Bestimmte bessere Autotypen wurden bestimmt
4, 5, 6 mal gestohlen, ehe diese dann in der Tat bei einem Verkehrsunfall oder einem an einer Autobombe gescheiterten Diebstahlversuch ihr Leben aushauchten. Was
in Berlin verblieb, waren durch die Bank solche Schrottkarren, die kein Autohehler auch nur mit dem Arsch angeguckt hätte. Und ein zwei Luxusschlitten der „Herren der
Straße“, bei denen jedem klar war, dass es das Todesurteil
bedeuten würde, diese auch nur anzudellen.
Auf dieser Basis hätte durchaus dauerhaft ein geregelter Straßenverkehr stattfinden können (siehe „Schöner Menschenfressen“: Nur weil es keine Politessen mehr
gibt, bedeutet das nicht, dass jeder fortan Kinder auf dem
Zebrastreifen überfährt). Wenn nicht die Basis des Verkehrs, nämlich Treibstoffversorgung und Straßensanierung, zusammengebrochen wären.
[Volumenüberschreitung. Die folgenden Kommentare
wurden in den Thread „Kennt eigentlich wer günstige
Tankstellen im Osten?“ verwandelt und ins Schattenland gestellt]
[KOMMENTARE GEBLOCKT]
ò Kann mal einer die Kommentarfunktion blocken? Der
ganze Text hier wird total vollgemüllt von Leuten, die wo
sich gerne reden hören
ò Zedd
ò Die wo?
ò Der_Ewige_Student
ò Ja, die wo! Slotte dir mal die neue Duden-Edition, da
steht’s drin.
ò Zedd
ò Tatsache . . . Ich geh mich dann mal aufhängen.
ò Der_Ewige Student
ò Viel Spaß dabei
ò Zedd
ò Mach’s gut!
ò Lora
ò War fein mit dir!
ò Grutz
ò Vergiss nicht, deinen DocWagon Piepser abzustellen!
ò Grummel
Wie ich weiter unten noch feststellen werde, klappte
in Berlin unter dem Status F zuletzt die Nahversorgung
ganz vernünftig – woran es immer haperte, war die Regelung stadtweiter oder bezirksweiter Angelegenheiten, und
da gehörte die Straßensanierung eindeutig dazu. Selbst die
zuletzt gebildeten Kiezkassen konnten zu keiner vernünftigen Lösung beitragen, da (a) die Finanziers der Straßenreparatur vor Ort gar nicht die primären Nutznießer der
Reparatur wären (denn über die Straße fährt ja jeder), da
(b) die Zahl der Autofahrer ohnehin in freiem Fall war und
(c) da die Straßenbaufirmen aberwitzige Summen für die
Arbeiten verlangten, befürchtend, in Berlin dauernd von
Raketen beschossen zu werden.
Fassen wir zusammen: Um in Berlin Auto fahren zu
können, muss man zum einen ein Auto haben, dass so
erbärmlich ist, dass es nicht gestohlen, gekapert oder die
Familie entführt wird, um die Herausgabe des Startcodes
zu erpressen. Zweitens fallen andauernd Reparaturkosten
an für Schäden an Achsen und Federung wegen dem beschissenen Zustand der Straßen. Drittens muss man für
die wenigen Straßen, die gepflegt werden, Straßengebühren an die lokale Kiezkasse oder Gang entrichten. UND
dann kostet der Treibstoff auch noch leicht das Zehnfache
wie im Rest der ADL, da Versicherungen grundsätzlich
kein Gewerbe im anarchistischen Berlin abdecken und die
Betreiber der (wenigen) Tankstellen ungeheure Zusatzaufwendungen für ihre Eigensicherung haben. Und dann soll
sich der Berliner Autofahrer auch noch regelmäßig EMC
Neuwagen kaufen? Wohl kaum!
Er wird das tun, was er tatsächlich tut, nämlich seine
Wege nach Möglichkeit verkürzen (sich. „einkiezen“) und
diese verkürzten Wege zu Fuß, mit Taxi, Bus oder Bahn
zurücklegen. Ganz so, wie es heute auch immer noch im
Osten Usus ist (und selbst der Konzernwesten legt die alten Gewohnheiten der F-Zeit nur langsam ab). Mehr dazu
im Kapitel „Leben und Sterben in Berlin“.
SHOW AND TELL
Zu meinen weiteren Lieblingslegenden zählen die angeblich unter großem Hallo der Menschenmenge stattfindenden öffentlichen Häutungen der Kreuzritter ebenso
wie die lispelnden verpickelten Grünen Barden, über die
das DidS sagt, es sei in Berlin ein ungeschriebenes Gesetz, dass eine Frau deren Werben nachzugeben habe. Ich
weiß nicht, was der DidS-Autor da geslottet hat, ob das
ein Horror-BTL war oder doch nur die Teleillustrierte seiner Ma, jedenfalls fällt dieses und vieles vieles mehr in
die Kategorie „erst denken, dann glauben“.
Nehmen wir an, an deiner Straßenecke wird jemand
gehäutet. Stellst du dich dann hin, kaufst dir eine Tüte gesalzene Orknasen aus dem Gore und applaudierst? Hey,
selbst wenn du total abgestumpft sein solltest gegen das
Leid anderer, sollte dir klar sein, dass du der Nächste sein
könntest. Oder dein Sohn, deine Schwester, dein Pa oder
dein Dackel. Das denken sich jetzt so hundert Leute, die
da zusammen herumstehen und sechs Typen beim Häuten zusehen. Was passiert? Genau das. Nur schneller. Und
weil das die Typen mit rotem Kreuz auf dem Shirt wissen, dass das passieren würde (die sind nämlich auch nicht
doof) machen sie auch derartigen Scheiß nicht. Oder zumindest nicht öffentlich.
Dito was die Barden angeht: Du bist eine Frau, ein verpickelter Typ lispelt dir die Ohren voll mit einem schief
gesungenen Liebeslied und meint, es wäre ungeschriebenes Gesetz, dass du jetzt mit ihm schlafen musst. Machst
du natürlich sofort. Nicht! Sondern? Genau! Und das
war’s mit dessen Fortpflanzungsplänen. End of Bard’s Tale.
HILFE, BULLIZEI!
Wie bereits mehrfach gesagt, bedeutet die Gesetzlosigkeit des Status F nicht, dass völlig normale Bürger plötzlich ihren Nachbarn aufessen, vom Fluglärm genervt mit
SAMs auf Flugzeuge in der Einfluschneise Tegel ballern
oder den Typen an der Imbissbude abstechen, weil sie vergessen haben ihr Portemonnaie mitzunehmen.
Das ist der Punkt, wo die „Sokaren“ ins Spiel kommen, die wir einfach mal als „Gesunder Menschenverstand und allgemeines Empfinden von Recht und
Üblichkeit“ nennen wollen. Das klingt zwar weniger
intellektuell-spiritistisch, dafür kapiert aber jeder, was damit gemeint ist. Aber wie wehren sich Bürger unter dem
Status F gegen jene wenigen schizoiden Irren, die es nunmal gibt, und die dank Slotting von zu vielen SplatterBTMs nach Berlin gefahren sind, um „Urlaub zu machen“ – UND die keinerlei Menschenverstand oder sonstige Menschlichkeit besitzen?
Nun, dass es keine Polizei mehr gibt, bedeutet ja nicht,
dass es niemanden mehr gäbe, der derartige Irre aufhalten
würde. Es ist eben nur nicht mehr die Polizei, sondern die
Bürgerwehr bzw. wenn man sich wirklich unpopulär gemacht hat der Lynchmob.
Das Bedürfnis nach Sicherheit ist in Berlin nämlich
ebenso groß wie überall sonst auch. Der Unterschied ist,
dass unter dem Status F schnell neue Strukturen entstehen mussten, die diese Sicherheit anstelle von Polizei und
Gerichten herstellen konnten. Eine Aufgabe, für die speziell wir Deutsche ja wie geschaffen waren! Endlich nach
Herzenslust selbst für Recht und Ordnung sorgen. Hurra!
Berlin ist unter dem Status F vor allem eines gewesen:
Ein El Dorado für jeden Waffenhändler mit EurokriegRestbeständen und jeden Sicherheitsdienstleister von A
wie Alarmanlagen bis Z wie Zahlungseintreiber. Und weil
es sehr teuer ist, wenn jede Familie eines Hauses sich
einen eigenen Leibwächter besorgt, entstanden schnell
Haus-, Block-, Straßen- und Kiezverbände, die bestimmte
Aufgaben innerhalb des Verbandes verteilten bzw. Unternehmen oder Freischaffende als Verband engagierten.
Nebeneffekt dieser Entwicklung war – und ist – ein
neuartiges Gefühl der Verbundenheit im näheren Umfeld: Die Anonymität der Großstadt wurde zum KiezMikrokosmos. Mit jeder Menge Lokalpatriotismus. In
dem ein verdächtiger Sonderling oder ein Verweigerer von
Berlin 2071
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mafia. Oder das Kaufhaus Schadow, welches der Russenmafia gehört und vor der „Befreiung“ des Bezirks durch
Konzerntruppen Berlins größte Warenhausabteilung für
vollautomatische Waffen beherbergte. Die organisierten
Banden erkannten schnell, dass sie unter dem Status F
letztlich das „legal“ und öffentlich betreiben könnten, was
sie zuvor zwar bekannter Maßen, aber eben verborgen
durchführten. Aus Schutzgelderpressung wurde Gebäudeversicherung – mit realer Sicherheitsleistung. Aus Waffenhehlerei wurde offener Ladenverkauf – mit dem „guten Namen“ der Verbrechensorganisation als „Qualitätsmarke“ für geprüfte Qualität, im Gegensatz zur No-NameHehlerware des anonymen Eckendealers.
Damit sind wir am Ende des ersten Überblicks. Ich
könnte zwar noch beleuchten, warum es schon wirtschaftlich totaler Unfug ist, dass in Berlin Magier angestellt
werden, um Müll zu beseitigen (die teuerste Müllabfuhr
der Welt! Um verfickten SMOG zu verhindern!!! Von Autos, die keiner fährt??), aber ich vertraue darauf, dass diese
kurze Erörterung den Blick des Lesers so weit geschärft
hat, dass dieser zukünftig die Scheiße selber am Geruch
erkennt, die ihm in Files, Artikeln oder Filmbeiträgen präsentiert wird.
Zahlungen für die Nachbarschaftskasse nicht lange unentdeckt bleibt.
In vielerlei Hinsicht funktionierte das Status-F-System
sogar besser als das vorherige System von „Recht und Gesetz“ – zumindest kann niemand bestreiten, dass die öffentliche Zurschaustellung der Leiche eines Drogendealers oder Berichte brutaler Kastrationen bei einem Vergewaltiger einen größeren Abschreckungseffekt darstellt als
solche Leute über Nacht einzubuchten und am nächsten
Tag mit frisch gebügeltem Hemd gegen Kaution freizulassen. Die Kehrseite der Medaille ist natürlich, dass buchstäblich jeder, der „verdächtig aussieht“ ins Visier von
Kiezstreifen, den wieder in Mode gekommenen „Blockwarten“ oder Hobby-Denunzianten geraten kann. Und wer
sähe schon verdächtiger aus als ein Schattenläufer?
DAS UNORGANISIERTE
VERBRECHEN
Das DidS-File behandelt das organisierte Verbrechen
nur in Form einer Randnotiz, als stelle dieses keinen nennenswerten Faktor in Berlin dar. Das Gegenteil ist natürlich der Fall. Wenngleich in verwandelter Form.
Es stimmt zwar, dass verschiedene klassische Geschäftszweige des OV sich in Berlin unter dem Status F
erledigt haben, weil entweder die Opfer zu bewaffnet waren, um sich weiter einfach so einschüchtern zu lassen, vor
allem aber weil es plötzlich Unzählige neue Wettbewerber gab, welche die Marktpreise für Hehlerei, Schiebergeschäfte, Drogenhandel und Prostitution gehörig verdarben. Aber das OV wäre nicht, was es ist, wenn deren Köpfe nicht schnell neue Tätigkeitsfelder entwickelt hätten.
Ein Beispiel hierfür ist die Berliner Kiezleben, ein
2050 gegründeter Versicherungsverein der Jugoslawen-
6
Reality Check
ò Was mich ja immer stört bei dieser ganzen AnarchieGeschichte ist diese unausgereifte „herrschaftslose“ Idee.
Anarchie und Anarchismus sind, auch wenn die Tagesschau das anders auslegen mag, zwei sehr verschiedene
paar Schuhe. Entweder haben (oder hatten) wir es hier mit
einer organisierten Bewegung zu tun, die klare Vorstellungen von einer (neuen) freieren Gesellschaft hat, mit einem
ansatzweise homogenen Modell von Ökonomie und Zusammenleben (Familie, Geschlecht, Status), das zudem eine nachvollziehbare Entscheidungsstruktur ihrer Mitglieder aufweist – geschichtliche Beispiele sind hier vor allem
der spanische Anarchismus, die Machnowiki in der Ukraine, Kronstadt in der UdSSR oder auch die Pariser Kommunarden – oder wir hatten es bestenfalls mit Aufständen zu
tun, in denen der staatliche Herrschaftsanspruch aufgrund
der Kräfteverhältnisse zusammenbricht. Das hier anfallende Machtvakuum wird – zumeist völlig chaotisch – von lokalen Oligarchen oder Ochlokratien (Herrschaft des Mobs)
ausgefüllt. Anarchistische Ideen treten allenfalls partiell
auf und ohne in eine überlebensfähige Struktur eingebunden zu sein (ähnlich anderer Anarcho-Kommunen). Beim
Status Ferlin schien es prinzipiell um Zweiteres zu gehen, allerdings weicht die Polemik dabei ständig ab. Wer
kämpft denn da? Anarchisten oder schlichtweg Banden,
die ihr Territorium verteidigen? Gab es überhauptein angestrebtes Ideal, das nicht erfüllt werden konnte/kann,
oder geht es schlicht um „wer zuerst kommt mahlt zuerst“? Hier wird sich nicht selten widersprochen. Wenn ihr
mich fragt, liebe Berliner Anarchos, dann müsst ihr diese
Frage für die „Anarcho Zonen“ irgendwie beantworten.
Zumal es wesentlich schwerer ist eine Region zu „befrieden“ wenn man nicht nur gegen Menschen, sondern auch
gegen eine verankerte Idee antreten muss.
ò Achso
ò Fick dich du Arsch! Wir müssen gar nichts erklären.
ò Bomberman
ò Die grobe Antwort-Formel, die ich aus der Geschichte
des Status F herauslese, lautet wie folgt: Die anarchische
Bewegung war zunächst ein „spontanes Ereignis“, das
durch das historische Zusammentreffen an sich völlig
VERSCHIEDENER
Gruppen/Strömungen/Ursachen
entstand (hierunter vor allem zu nennen eine starke
Deutschland-, Politik- und Konzernmüdigkeit, eine aktive
linksintellektuelle Studentenbewegung, die Eurokriege
und dann die Goblinisierung und die Nacht des Zorns.
Die „Aufgabe“ der Stadt seitens der Politik war weniger
ein Sieg einer anarchistischen Bewegung, als es der
Zusammenbruch und das Versagen der Politik und der
Verwaltung war. Es war also kein „echter Bürgerkrieg“,
nur „bürgerkriegsähnliche Zustände“, denen die Politik
zwischen Eurokrieg, Goblinisierung, Zerfall der BRD
und Aufständen auch an anderen Stellen (z.B. Hamburg)
schlicht nicht gewachsen war. Nach Aufgabe der Stadt
entstand ein Machtvakuum, ohne dass es eine vereinigende Leitidee oder die „Vision“ eines Neuen gegeben
hätte. Im Gegenteil gab es und gibt es eine starke NIHILISTISCHE Strömung, die im Erwachen der Sechsten Welt
keinen NEUANFANG, sondern eine APOKALYPSE sah.
Die Erklärung des „Status F“ durch einige studentische
und politische Wirrköpfe wurde deswegen akzeptiert,
weil niemand eine bessere Idee hatte und zu viele Gruppen (speziell auch metamenschliche) glaubten, den neuen
gesetzlosen Status zu ihrem Vorteil nutzen zu können.
Als absehbar wurde, dass dies nicht oder nur bedingt
der Fall war, brach die Unterstützung für „das anarchistische Ideal“ (DAS ES NIE GAB IN BERLIN!) endgültig
zusammen. Damit entstand eine neue „Berliner Frage“,
nämlich die, wer denn bitte Berlin übernehmen und neu
aufbauen soll? Die ADL-Regierung will (und kann) es
nicht aufgrund der Finanzsituation, die Konzerne haben
von einer Gesamtbeanspruchung Berlins ebenso unter
Kosten-Nutzen-Aspekten nichts zu gewinnen und picken
sich daher „die Rosinen aus dem Kuchen“. Was in Berlin
aktuell anarchisch bleibt, ist in Wahrheit nicht anarchisch,
sondern einfach nur Ghetto oder Kriegswüste: Die Gebiete, die keiner haben will, die Unsummen bräuchten, um
sie wieder in Stand zu setzen, für die keiner zuständig sein
will. In diesen sind zwar noch immer Intellektuelle und
Utopisten aktiv und die Policlub-Szene blüht, aber eine
vereinende Idee gibt es ebenso wenig, wie es sie JE gab.
Für die Zukunft der anarchistischen Gebiete zeichnet sich
ab, dass diese in Kieze zerfallen werden, zumeist oligarchisch regiert, immer aber in „Themen“/Lebensgruppen
zergliedert (z.B. Ork-Kiez, Linkalternativer Öko-Kiez,
Künstler-Kiez, Fascho-Kiez). Sämtliche Ordnung, Verwaltung und Lebensorganisation beginnt und endet
auf der Kiezebene (wenn überhaupt). Über kurz oder
lang werden meiner Ansicht nach externe Kräfte in den
Zonen aktiv werden müssen, denn jene Gebiete sind
perfekte Brutstätten/Zentren/Drogenlager/TerroristenAusbildungsstätten, und sobald Gewalt oder Verbrechen
aus den Berliner Ghettos das näher rückende Leben in
Normal-ADL-Deutschland stören, MÜSSEN Konzerne
und Politik das Übel „an der Wurzel“ auslöschen. Ob dies
dann aber dazu führt, dass die Zonen kontrolliert werden,
oder ob das einfach bedeutet, dass im gesetzslosen Raum
der Zonen Bedrohungen der ADL-Sicherheit „radikal“
beseitigt werden, bleibt abzuwarten. Mir scheint jedenfalls, dass schon mit der Schaffung der Zonenpolizei 2056
der Grundstein dafür gelegt wurde, die Schwarzen Zonen
stets soweit unter Kontrolle zu haben, um „Endlösungen“
mindestens auf unbestimmte Zeit hinausschieben und im
Idealfall gänzlich vermeiden zu können.
ò The_Marxist
BERLINER MAUER
Berlin 2071. Blick von der Wowereitbrücke über die Stadtautobahn A100 Richtung Nord zum Knotenpunkt Westtangente (ehemals Rathenauplatz/Abfahrt Kurfürstendamm.
Im Hintergrund der Berliner Funkturm, links davon die
Glastürme der Neuen Messe.
NICHTS IM LEBEN IST VON DAUER . . .
. . . nur die gute alte Mauer. So sagte man früher. FRÜHER! Denn es gibt keine Berliner Mauer mehr. Was jeder
begreift, außer den Medien. Und den Berlinfremden, die
sich Berlin offenbar nur mit Mauer vorstellen können.
Ja, da gab es einmal dieses extrem unpopuläre Mammutvorhaben, eine Mauer außen um Berlin zu ziehen, um
Plünderungen durch marodierende Elemente aus Brandenburg zu unterbinden. Offenbar hatten die Planer aber
den Aufwand unterschätzt, der erforderlich ist, um eine
Mauer rund um die Größe des Saarlandes zu ziehen (wo
die Mauer angesichts der SOX absolut MEHR Sinn gemacht hätte!).
Das Ergebnis, wie so oft: Politiker gibt befreundeten
Bauunternehmen den Auftrag, diese zocken das Land ordentlich ab, die Baukosten laufen aus dem Ruder, der Politiker gerät ins Kreuzfeuer der Kritik, das Projekt bleibt
unvollendet, und als der Status F eintritt wird die Mauer unter großem Hallo von beiden Seiten eingerissen (obwohl die paar Brandenburger die es noch gibt sie zuletzt
vermutlich ganz gerne gehabt hätten).
Ja, es stehen noch Reste davon. Vor allem aber ist die
Zweite Berliner Mauer eine buschbewachsene Brache. Im
Einreißen war man schon immer besser als im Aufbauen.
Und die Neueste Berliner Mauer? Ist ebensolcher Unfug. Wie ich später noch erklären werde, ist die Kontrolle
der Westsektoren keineswegs so allumfassend, wie einige
Konzerne es gerne behaupten, moderne Techniken bieten
sehr viel effizienteren Schutz und Überwachung als jede
Betonhürde und eine „echte“ Mauer gibt es nur an einigen
wenigen Stellen, wo massive Konzerninteressen direkt an
Hardcore-F-Gebiete grenzen.
Alles andere sind ein paar mobile Straßensperren, ein
paar abgeparkte Fahrzeuge der Konzernsicherheit oder ein
automatisiertes ID-Erfassungssystem.
ò Die meisten „echten“ Mauerabschnitte ziehen sich entlang des Ostrandes von Berlin-Mitte. Die weitaus wichtigere und effizientere Mauer aber verläuft durch die Verkehrsadern Berlins: Viele Stadtautobahnen – inklusiver
neuer Osttangente – sind komplett von den „zwielichtigen“ Gebieten getrennt, sprich: Es gibt keine Auf- oder
Abfahrten. Gerade die Osttangente – gebaut als dringend
benötigte Direktanbindung der Konzernzonen Richtung
Frankfurt/Oder und somit Polen – wurde „dank“ Gesetzlosigkeit der dazwischen liegenden Anarcho-Gebiete ein-
Berlin 2071
7
fach auf Betonpfeiler gepackt und „eine Etage höher“ gelegt.
ò Vlady Wostock
REIN UND RAUS AUS
BERLIN
ò Hat niemand versucht, die Tangente zu sprengen? Ich
mein: Pack genug C12 an eine Säule, und die ist Geschichte.
ò Nikolai
ò Die Konzerne haben von vorneherein damit gerechnet,
das jemand sowas versuchen würde (tatsächlich gab es
weitaus genug Anschläge auf die Baustellen, um die Konzerne frühzeitig für dieses Thema zu sensibilisieren). Die
Lösung besteht aus Überwachung der Tragpfeiler per Sensoren, Drohnen und – wie man hört – auch Geisterzeugs.
Ob noch genauso intensiv wie nach Eröffnung der Tangente weiß ich nicht – aber nachdem man die ersten paar Attentäter geschnappt und SEHR medienwirksam von der
Falschheit ihres Tuns überzeugt hatte, haben glaub ich
nnicht mehr allzu viele Leute Bock, sich ann den Pfeilern
zu versuchen.
ò Vlady Wostock
ò Warum auch? Über die Tangente fahren genauso polnische Händler, reguläre Brummi-Fahrer, Familien aufm
Wochenend-Ausflug. Da trifft man die Falschen.
ò Eggzo_33
ò Das erzähl man den echten Konzernhassern unter den
Zonies. Für die sind auch Truckfahrer und Familien von
Angestellten „Teil des Systems“. Oder was meinst du, was
in dem Pamphlet des Selbstmordattentäters stand, der sich
vor 3 Jahren in der Preußenmall in die Luft gejagt hat, mitten im Weihnachtstrubel?
Berlin 2071. Blick aus dem Fenster eines Luftschiffs
der BerlinTouristikAgentur BTA. Geradeaus der Fernsehturm, davor der Rohbau der neuen Wunschkind-Klinik
des gleichnamigen österreichischen Gen-Konzerns. Direkt rechts davon im fernen Hintergrund die streng abgeschirmte Berliner Forschungszentrale von CATCo. Rechts
davon und weiter vorne der Berliner Dom, daneben die
Niederlassung von Orbital Dynamix (SK), dazwischen im
fernen Hintergrund die größte Berliner Arkologie, von
Saeder-Krupp. Am rechten Rand im fernen Hintergrund
die Büro- und Luxusappartment-Türme des Geschäftszentrums Friedrichstraße.
GETTING THERE. AND OUT.
Hi. Ich bin gebeten worden, auch etwas zu dieser FileSammlung beizutragen, und tue das natürlich gerne. Und
zwar zum Thema An- und Abreise. Damit wir uns recht
verstehen: Wenn du ein Konzerner bist, steht dir jede
An- und Abreise offen. Es geht also hier nicht darum,
welcher Bahnhof die schönsten Zierpflanzen oder welche Commuter-Linie die beste Onboard-Trids hat. Sondern nur ganz praktisch für alle „zwielichtigen“ Elemente
da draußen, wie man Berlin erreicht – und verlässt.
ò Dmitri
ò Mit „zwielichtig“, da meint er uns, oder?
ò Spatz
ò Hey, das war was anderes, ja? Der Typ hatte einfach
was Krankes geslottet. Den kannte niemand im Osten, und
Kontakt zu den Komittees hatte der auch nicht! Der warn
Einzeltäter, und es würde mich nicht überraschen, wenn
da die Konzerne hintersteckten, um Stimmung gegen die
Anarchisten zu machen!!
ò Du bist SO weise.
ò Khan
ò Chaosium
ò Verschwörungstheoretiker . . .
ò Dmitri
ò Na und? Bloß weil ne Menge Verschwörungstheorien
umgehen, heißt das nicht, dass davon nicht einige oder
sogar VIELE stimmen würden! Und komm mir jetzt bloß
nicht mit UFO- und Area-irgendwas-Scheiße! Das sind gezielte Kampagnen der Konzerne, um Verschwörungstheorien den Nimbus von Lächerlichkeit zu geben!
ò Chaosium
ò Paranoider Verschwörungstheoretiker . . .
ò Dmitri
ò Ach, F-mich!
ò Chaosium
8
Rein und raus aus Berlin
Per Flugzeug
Es existieren in Berlin 4 Flughäfen, über die man sicher und bequem nach Berlin gelangen kann: Tegel, Schönefeld, Tempelhof und der Heliport Gatow.
ò Daneben existieren noch ne bunte Palette weiterer
Liftoff-Punkte. Im Osten beim Homboldthain ist ein
Punkt, der regelmäßig von ner Gruppe frei operierender
Heli-Piloten angeflogen wird, um schwarz Passagiere einoder auszufliegen.
ò Spatz
ò Und nachdem du diese Info hier ins Netz gestellt hast,
kannst deinen Arsch drauf verwetten, dass wir den Punkt
nicht mehr anfliegen werden, du Riesenplins!
ò Bugatti
Gemein ist allen vier Flughäfen, dass diese fest in
Konzernhand sind und entsprechend gesichert sind. Tempelhof gehört Saeder-Krupp, Tegel wird betrieben von der
Luft- und Stadtverkehrsgesellschaft Berlin (L&S-VGB),
Schönefeld wird betrieben von der United Airport Corporation UAC (was faktisch bedeutet dass Schönefeld der
Deutschen Treuhand ÖAG gehört) und die HeliCorp ist
ein unabhängiges Berliner Unternehmen, das inzwischen
auch die Reste der alten Cargolifter-Anlagen übernommen
hat, um die seinerzeit gescheiterte Idee auf Basis heutiger
Technik neu zu beleben.
ò Die Flughafen-Info ist nicht mehr ganz up to date. In
den letzten Monaten und Jahren sind Tegel und Gatow
(und die Cargolifter-Anlage) durch mehrere Hände gegangen – oder zumindest gab es immer mal Schlagzeilen, dass
sie es tun würden – von daher hier mal besser zeitnah die
Knoten checken.
ò Khan
ò Was hab ich gehört vom BBI? Die wollen den jetzt doch
bauen?
ò Diogenes
ò Hey, Mann, Berlin-Brandenburg International IST
Schönefeld!
ò Khan
Berichte von häufigen Flugzeugabstürzen in Berlin
sind schlicht unwahr.
Per Bahn
Ob per Bundesbahn, per Transrapid oder ECE: Alle großen deutschen Bahnverkehrsnetze bieten auch Anschlüsse in Berlin. Strecken wie Bahnhöfe werden durch
die betreffenden Gesellschaften und – was wenigen bewusst ist – auch durch den Bundesgrenzschutz überwacht
und gesichert. Dieser greift auch hart durch, wenn es um
die Sicherheit der Bahnverbindungen und um Versuche illegaler Einwanderung in die ADL via die Freistadt Berlin
geht: Das Fernbahnnetz gehört der ADL, auch in Berlin!
ò Nach einigen üblen Terror-Anschlägen auf Bahnstrecken in den letzten paar Jahren ist die Sicherheit der
Züge jetzt echt TIGHT und steht der Flughafensicherheit
kaum nach. Hier wie auf den Airports gilt: Kommlink hat
aktiv und sauber zu sein, und jedes Gepäckstück hat nen
aktiven RFID (oder bekommt ihn beim Check-In).
ò Khan
ò Erneut: Das trifft natürlich vor allem für Leute zu, die
bestenfalls Halblegale oder SINlose sind und sich in den
Zonen im Osten bewegen wollen. Wer Konzernerr ist oder
wessen ID in Ordnung ist, kann mit seiner Karrre natürlich in die Konzernzonen fahren, wo sein Auto so sicher
oder unsicher ist wie überall sonst auch. Vorsicht: In vielen
Konzernzonen im Westen ist ein aktiver Auto-RFID mit
dazu passender aktivem PAN (mit lrgitimer Fahrlizenz)
Pflicht! Und das Sensor- und Verkehrsüberwachungsnetz
im „Neuen Westen“ ist pfuschneu und SOTA!
ò Khan
Per Hover
Eine dritte, meist vergessene Anreisemöglichkeit besteht über die Wasseradern, die nach Berlin führen. Berlin hat mehr Brücken als Venedig, war einmal eine Hansestadt und hatte mehrere sehr Marine-begeisterte Herrscher. Das Erbe dieser Zeit sind sehr gute Wasseranbindungen zu Elbe und Ostsee – Wasserstraßen, die zunehmend von Hoverfahrern benutzt werden, um Fracht und
Passagiere nach Berlin und wieder hinaus zu bringen. Obwohl die meisten Hover jeden beliebigen Punkt in Berlin
ansteuern können, endet die Fahrt der meisten am Westhafen, dem zentralen Frachtanlaufpunkt aller Wasserverbindungen, oder am Urbanhafen, wo aber meist nur Passagiere abgesetzt werden. Die Fahrt mit Hover dauert länger
als mit Zug oder Flugzeug, ist aber schneller und sicherer als mit dem Auto, und dabei nur geringfügig teurer als
der Transrapid. Der zentrale Vorteil der Hover-Reise aber
ist, dass Ankunft und Abfahrt nirgendwo zentral verzeichnet werden, da jeder Hoverkapitän – viele davon sind polnische Veteranen der Eurokriege – auf eigene Rechnung
arbeitet.
INNERSTÄDTISCHER
VERKEHR
Per Auto
Nachdem der „Speckgürtel“ Berlins größtenteils eingemeindet wurde (was durchaus nicht unter Begeisterungsrufen der Bevölkerung geschah, im Gegenteil!) rangiert das verbliebene Umland Berlins unter den bevölkerungsärmsten Landstrichen Deutschlands (auf Platz 2
hinter Mecklenburg-Vorpommern). Nur vereinzelt gibt
es Klein(st)städte, denen es gelingt mit Tourismus mehr
schlecht als recht zu überleben. Der große Rest des Landes
gleicht zunehmend einem Land der einsamen Alleen und
der Geisterstädte. Von der Anreise per Auto muss generell abgeraten werden. Zwar sind die alten Transitstrecken
nach Berlin trotz ihres erbärmlichen Zustandes im Allgemeinen sicher, aber im Falle eines Notfalles ist man sehr
auf sich allein gestellt. Und wenn man mit seinem Auto in Berlin angekommen ist, was macht man dann mit
ihm? Die meisten Autos von Berlinfremden sind den Berliner Verhältnissen schlicht nicht gewachsen, sind zu neu,
zu wenig verbeult, zu attraktiv für Diebstahl und zu empfindlich für die Widrigkeiten von Schlaglöchern, Scherben
und Carjackings.
Berlin 2071. Blick auf die Heerstraße Richtung Westen
und die neu in Betrieb genommene Holo-Aufrüstung, die
im Bedarfsfall außer Spam auch Verkehrsanweisungen
abbilden kann.
WEGE DURCH DEN
ASPHALTDSCHUNGEL
Innerhalb der letzten 10 Jahre hat sich im Öffentlichen
Nahverkehr Berlins einiges getan. Zeit also, einen aktuellen Überblick zu geben über Straße, Schiene, Wasser und
Luftweg.
AUTOVERKEHR
Die Wiederherstellung eines geregelten Straßenverkehrs stand ganz oben auf der Prioritätenliste der Konzerne und der durch sie geschaffenen Berliner Verwaltungs
Berlin 2071
9
AG (BEVAG). In den Vorzeigesektoren der Stadt – der
Mitte, der City-West und den geschlossenen Sektoren der
neuen Machthaber – wurde die Straße nicht nur repariert,
sondern komplett umgestaltet. Je weiter zum Rand oder zu
den Arbeitervierteln man kommt, desto halbherziger aber
auch die Straßenerneuerung.
ò Von der StraßenREINIGUNG ganz zu schweigen . . .
ò Fabian404
Der Zustand der Berliner Straßen lässt sich in folgende
Grade gliedern:
A-Straßen
A-Straßen sind runderneuerte Straßen mit entsprechender Gehweggestaltung. Soweit dies eine neue Begrünung einschließt, wurden meist genetisch auf Robustheit und Regensäureresistenz geschaffene Typen wie der
Stadtbaum DRA-Typ6 von Eugenix verwendet. Unter der
neuen Straßendecke von A-Straßen befinden sich Druckund RFID-Sensoren, die ständig die Meldedaten der Fahrzeuge mit dem Verkehrsleitzentrum abgleichen und ungemeldete bzw. auf versteckten Modus gestellte Fahrzeuge an die Zentrale weitergeben. Die Ampeln sind intelligent und passen sich den Erfordernissen des Verkehrsdurchflusses selbsttätig an. Gleiches gilt für die überwiegend auf Hologramm-Basis arbeitende Beschilderung,
die im Falle dass konzernwichtige Transporte oder Personen durchkommen „unwichtigere“ Fahrzeuge auf die
rechte(n) Spure(n) beiseite leiten. Typische A-Straßen
sind Unter den Linden, Friedrichstraße und die Steglitzer
Schlosstraße
B-Straßen
B-Straßen wurden renoviert und auch über ganze Teilstücke hinweg erneuert, meist aber nicht vollständig ersetzt und umgestaltet. Auch hier wurden neue Sensoren
und Verkehrsleitsysteme installiert, dies aber meist nur an
großen Kreuzungen oder wichtigen Abschnitten und meist
auch nicht auf Hologramm-, sondern Bildschirmtafel- und
AR-Basis. Typische B-Straßen sind die Heerstraße (trotz
Holo-Aufrüstung der veralteten Verkehrsleitbögen) und
deren östliche Verlängerungen bis Alexanderplatz.
C-Straßen
C-Straßen wurden ausgebessert, aber nicht wesentlich modernisiert. Sensoren sind überwiegend oberirdisch
montiert und z.B. in Ampelanlagen integriert.
Die meisten Straßen im Konzernwesten zählen zur CKategorie, wichtige Durchgangsstraßen zur B- und Boulevards und Vorzeigestraßen zur A-Kategorie.
F-Straßen
F-Straßen sind unveränderte Straßen aus der Zeit der
Anarchie in Berlin. Neben den Straßen im Wilden Osten
der Stadt zählen auch viele Randstraßen und Nebenstraßen in Arbeitersektoren zur F-Kategorie. Soweit FStraßen im Konzernwesten liegen, stehe diese meist bereits auf der Liste für zukünftige Erneuerungsmaßnahmen. Die Straßen in den Anarchiezonen unterliegen meist
keiner Kontrolle und Wartung bzw. gehören lokalen Banden oder Anwohnerbünden, die in der Regel Passiergelder
10
Innerstädtischer Verkehr
für die Straßennutzung erheben. Die Erhebung einer solchen „Gebühr“ bedeutet dabei (manchmal) dass die Straße
in einem (marginal) besseren Zustand ist.
ò Leider muss man sagen, dass der Anteil Presser zugenommen hat, die nur die Kohle abgreifen, ohne sie in die
Auffüllung von Schlaglöchern zu stecken.
ò SuperUser
ò Das kannst du nicht pauschalisieren. Wir haben auch
ne Straßenwacht im Kiez, und stimmt: unsere Straße (Maxstraße) sieht Scheiße aus. Aber wir verwenden die Kohle trotzdem für den Straßenerhalt: Der ganze Untergrund
ist so marode, wenn wir nicht die Tunnelröhren abstützen
würden, würde die ganze Fahrbahn absacken.
ò TylDak666
ò Maxstraße? Die ist doch gar nicht Zone??
ò Bonifatso
ò Nein, technisch sind wir Kongebiet. Sektorland. Aber
der Wedding ist halt auf der Kippe, und solange nicht die
Baufahrzeuge der BEVAG anrücken, was willste machen?
Machen wir halt weiter wie gehabt . . .
ò TylDak666
Dem Straßenzustand entsprechend gestaltet sich auch
deren Nutzung. In den Konzerngebieten ist längst wieder ein normaler Großstadtverkehr mit allen dazugehörigen Problemen entstanden. Allerdings schätzen Autofahrer den Berliner Westen sehr, denn die Straßen sind neu,
die Verkehrsleitung auf dem neuesten Stand und die Zahl
der Autos pro Einwohner bewegt sich immer noch deutlich unter dem ADL-Durchschnitt.
Dieser Durchschnittsquotient ist bezogen auf ganz
Berlin noch wesentlich geringer, denn im Osten der Stadt
kommt auf 22 Einwohner gerade mal 1 Auto (mehr über
die Gründe hierfür siehe [Reality Check – Die Wahrheit
zum Status F], S. 3).
ò Doofe Frage: Es gibt statistische Daten zur Zahl der Autos und Einwohner in der Zone?
ò Hugo_Notti
ò Doofe Antwort: Ist alles geschätzt und hochgerechnet.
ò WerDieWeltKenntKenntTubORK
ò Falsch. Es gibt statistische Daten. Erhoben von HORIZON, anhand PAN-Profilen und Online-Abstimmungen.
ò Sasael
ò Pfft. Ja, klar. Hundert Leutz gescannt, hochgerechnet.
Bullshit. Glaub keine Stastistik außer die wo du selbst
fälscht.
ò WerDieWeltKenntKenntTubORK
ò Weiß ja nicht warum du an der Zahl zweifelst, TubORK. Soweit ich das scanne, gibt’s kaum Karren in der
Zone. Und um mehr geht’s doch gar nicht . . .
ò Sasael
Neben den verschiedenen Privatfahrzeugen werden
die Berliner Straßen vor allem im Westen von folgenden
Spezialtransporten benutzt:
Metrobus
Vom einstmals vorbildlichen Berliner Busnetz ist wenig übrig geblieben, wenngleich die BEVAG-Tochter
BTG (Berliner Transport Gemeinschaft) sich redlich um
den Ausbau des Servicenetzes bemüht. Das Metrobusnetz umfasst derzeit 11 Linien, die ausschließlich im Konzernwesten verkehren. Neben den regulären Metrobussen
(mit M gekennzeichnet) existieren noch Expressbusse (X)
und Zubringerbusse (Z), die Konzernangehörige an den
M-Endhaltestellen abholen und zu zentralen Knotenpunkten ihrer Nachbarschaft chauffieren. In manchen Konzernzonen existieren Umsteigestationen, an denen Fahrgäste
einen Kontrollpunkt passieren und vom M- oder X-Bus in
einen konzerneigenen Shuttle-Bus umsteigen müssen.
Berlibus
Der einzige Wettbewerber um den Berliner Busverkehr ist der Nachfolger der früheren Berliner Verkehrsbetriebe BVG, der sich tapfer durch die schweren Jahre
der Anarchie geschlagen hat und sich nun weigert, andere die Gewinne einfahren zu sehen. Während Berlibus aus
dem Westen immer mehr verdrängt wird, ist das Unternehmen mit seinen charakteristisch robusten, aber meist in
erbärmlichen Zustand befindlichen Bussen das wichtigste
öffentliche Verkehrsmittel im Osten der Stadt.
ò Nebenbei bietet nur Bärli (mit „ä“ ihr Nasen) in jeder
Kutsche 2-4 Sitze in Trollsize an.
ò Borschtsch
Taxi
Während der Chaosjahre in Berlin haben sich sämtliche der Berliner Taxigesellschaften aufgelöst. Was verblieb, waren frei operierende Taxifahrer, die – da es keine
zentrale Behörde mehr gab – meist schlicht Autobesitzer
waren, die sich ein mehr oder weniger offiziell aussehendes Schild aufs Dach schraubten. Mit Rückkehr der Konzerne tauchte für die Einzelunternehmer das Problem auf,
dass die Konzerne keineswegs bereit waren, jedes beliebige „Taxi“ in ihr Gebiet einzulassen. Stattdessen offerierten
die Konzerne Zugangslizenzen – vordergründig um die Sicherheit der Konzerngebiete zu gewährleisten, hintergründig aber auch um am Geschäft der Taxifahrer zu partizipieren. Die von der BEVAG ausgegebenen VerkehrsleitRFIDs für Taxifahrer sind – je nachdem welche Lizenzen
dieser gekauft hat – so codiert, dass sie Zufahrt zu den
geschützten Sektoren gewähren oder eben nicht. Ein Taxifahrer, der Lizenzen für mehrere Sektoren erwirbt, kann
mehr Ziele anfahren, zahlt dafür aber eine oft mehrere tausend Euro hohe Jahreslizenz (und darf sich zudem auf eine regelmäßige komplette Durchleuchtung seiner SIN gefasst machen). Diese wirtschaftlichen Zwänge haben viele
Taxifahrer in Zweckgenossenschaften geführt – und auch
die Megakons haben das Geschäft mit eigenen, konzernfarbenen Taxigesellschaften für sich entdeckt. Der Wettbewerb wird härter. Und ist im Umfeld mancher „Hotspots“ des Taxigeschäftes zuweilen schon ein Krieg. In
dem auch Blut fließt.
< DISKUSSIONSSTHREAD VERLAGERT AUF TALKNET/BERLIN/TAXITALK >
ò Leute, nicht hier. ECHT nicht.
ò Bettpferdekopf
Fabrikzubringer
Eine besondere Klasse „öffentlicher Transportmittel“
stellen Fabrikzubringer dar. Hierbei handelt es sich meist
um Busse, Trucks oder Pritschenwagen, die vor Schichtbeginn fixe Sammelpunkte in den Arbeitersektoren ansteuern, um den Tagesbedarf an Arbeitskräften einzusammeln. Wir reden hier nicht von regulären Konzernmitarbeitern – die Fabrikzubringer sind ausschließlich für Tagelöhner vorgesehen, die am Morgen angestellt und am
Abend ausbezahlt und gefeuert werden. Der Wettbewerb
unter den Arbeitern ist hart – wem der ausgerufene Lohn
nicht behagt, braucht ja auf die Pritsche nicht aufzusteigen. Es lebe der freie Wettbewerb!
SCHIENENVERKEHR
In den letzten zehn Jahren ist es den Konzernen gelungen, zumindest einen Teil des Berliner Schienensystems
wieder in Betrieb zu nehmen. In den Jahren der Anarchie waren die Tunnel der U-Bahn zunehmend von Banden, Crittern oder Wassereinbrüchen außer Betrieb gesetzt
worden. Die oberirdisch gelegenen Schienensysteme fielen über lange Strecken Umwelteinflüssen und Vandalismus, vor allem aber Metalldiebstahl zum Opfer.
ò Verdammte Polacken!
ò Polackenhasser
ò Ich hab zwar geschworen, mich nie mehr mit einem
wie dir zu kabbeln, aber trotzdem: Das ist ne Medienlüge, schnall’s endlich!!
ò Jajazoo
ò Selbst einmal angenommen dass irgendein Metalldieb
zufällig oder nicht Pole, Türke, Araber, Jugoslawe, Russe
oder – oh Gott – DEUTSCHER gewesen wäre, möge man
eines nicht vergessen: Metall ist knapp, Metall ist teuer,
und die Konzerne brauchen Metall für ihre ganzen tollen Bauprojekte im Westen. Arme Wichte klauen – Reiche
Säcke SCHICKEN sie klauen.
ò TruemanDikote
U-Bahn
Die Berliner U-Bahn konnte bisher nur in geringem
Umfang wieder in Betrieb genommen werden. Zu den regelmäßig befahrenen Strecken gehören die Blaue Linie
von Gatow über Spandau und Charlottenburg bis Rathaus
Neukölln, die Orange Linie von Lichterfelde über Rathaus Steglitz und Zoologischer Garten bis Osloer Straße,
die Rote Linie von Spandau-Staaken über Rathaus Spandau, Ruhleben, Zoologischer Garten, Potsdamer Platz
bis Alexanderplatz und die Lilafarbene Saeder-Krupp
Bahn von Tempelhof bis Gesundbrunnen. Mit Ausnahme
der SK-Bahn werden alle Strecken von der BTG betrieben. Auf Strecken innerhalb von Konzerngebieten werden von der jeweiligen Konzernsicherheit Zugbegleiter
und eigene Kontrollmannschaften eingesetzt, die an festen
Bahnhöfen den Zug betreten und Kontrollen durchführen.
ò Die Rote fahren. Ganz großes Kino. Grad wenn man
„verdächtig“ aussieht.
ò Zurfah
Berlin 2071
11
S-Bahn
Vom ehemaligen S-Bahnnetz sind heute vor allem die
Ringbahn und die Zentralbahn übrig geblieben. Die
Ringbahn verkehrt auf dem gleichnamigen Ring, der sich
nach seiner Instandsetzung wieder geschlossen rund um
die Innenstadtbezirke zieht und somit auch durch die
Anarcho-Zone fährt. Dort, allerdings, hält er nur an sehr
wenigen Bahnhöfen an, deren Zugangskontrollen mehr
mit Flughäfen als einem öffentlichen Nahverkehrsmittel
gemein haben. Die Zentralbahn durchschneidet den Ring:
Sie pendelt von Potsdam-Sanssouci im Westen über Westkreuz, Zoologischer Garten, Friedrichstraße und Ostkreuz
bis zum Flughafen Schönefeld. Ähnlich der U-Bahn steigen auch auf Ring- und Zentralbahn Konzerngardisten der
jeweiligen lokalen Konzernsektoren an unterschiedlichen
Punkten ein und führen Kontrollen durch.
Tram
Von allen Berliner Netzen hat es die Straßenbahn am
Schwersten getroffen. Im Westen wurde sie im Zuge der
Straßenerneuerung entfernt, im Osten verkehren nur vereinzelt von Benzinmotoren getriebene Einzelwagen unabhängiger Unternehmer auf ihren jeweiligen Strecken.
Magnetschwebebahn
Das neueste Kind im Berliner Verkehrsverbund ist die
Magnetschwebebahn, die weniger im Stil flott dahinrasender Monorail-Züge, sondern mehr als über dem Gehsteig oder der Straße dahinsurrender Fußgänger-Service
fungiert (oft dort, wo früher die Tram verkehrte). Magnetbahnen gibt es bereits entlang des Kurfürstendamms, der
Schlossstraße, der Joachimstaler Straße und der Kantstraße sowie zwischen den Flughäfen und den jeweils nächstgelegenen Bahnhöfen oder Parkplätzen – weitere Strecken
sollen folgen und im Laufe der nächsten 20 Jahre zu einem
geschlossenen Netz zusammengeführt werden.
WASSERWEGE
Berlin ist was Wasserstraßen angeht bestens ausgebaut, woran auch die Jahre des Chaos wenig ändern konnten. Natürlich gibt es gerade im Osten auch weiterhin
Schwierigkeiten mit in Kanälen versenkten Fahrzeugen,
von unabhängigen Müllfahrern ins Wasser abgekipptem
Schrott oder gesunkenen Booten – aber man hat gelernt,
dem zu begegnen oder sich damit zu arrangieren.
Schiffe
Berlin wird zu einem nicht unerheblichen Teil über
den Wasserweg versorgt. Weshalb die Wasserstraßen zu
Oder, Elbe, Nord- und Ostsee nicht nur gewartet und bewacht, sondern auch ausgebaut werden. Der Westhafen in
Berlin ist zu einem zentralen Umschlagplatz von Ware geworden, weshalb auch Spree und Havel regelmäßig technisch überwacht und Lastkähnen gefährlich werden könnende Hindernisse zügig entfernt werden. Auf denselben
Gewässern verkehren auch mehrere Fährlinien der mit
der BTG kooperierenden Reederei Schaffke, die sich auch
im Wiederaufbau von Ausflugsfahrten engagiert. Leider
sind viele Berliner Gewässer aber auch 20 Jahre nach
12
Innerstädtischer Verkehr
(Teil-)Beendigung des Status F in einem erbärmlichen Zustand, so dass der Andrang nach Schiffsrundfahrten eher
gering ausfällt. Neben den Schaffke-Schiffen bieten auch
zahllose unabhängige Schiffseigner ihre Fuhrdienste an.
ò Verdammte umweltverpestende Scheißkons!!!
ò Eco-X
ò *Seufz* Es wäre schön, wenn die Kons an der Verseuchung der Berliner Natur und des Berliner Wassers Schuld
wären. Schön deshalb, weil es so prima ins Feindbild passen würde, und uns die Illusion geben würde, besser zu
sein. Fakt ist aber, dass die totale Versiffung der Stadt, die
Verschlammung der Kanalisation, die Verseuchung von
Spree und Havel, das Abholzen der Berliner Bäume und
all das „ganz normale Menschen“ in den Jahren der Anarchie waren. Und dass die Natur sich erst jetzt durch Arbeit,
Mühe und erhebliche Investitionen der Megakons langsam zu erholen beginnt.
ò Mara
ò Na und? Das machen die doch nicht uneigennützig,
sondern um ihre verschissenen Grundstückspreise zu erhöhen!!!
ò Eco-X
ò Und weißt du, wie scheißegal das den Tieren, Pflanzen
und Geistern ist?? Mann, mir gefallen die durch Konzernraffgier entstandenen Liegewiesen und der neue Drakenpark allemal besser als die durch Faulheit und Dummheit
umgekippte Giftsuppe, die mal die Rummelsburger Bucht
war, okay?
ò Mara
Hover
Hoverfahrzeuge mit ihrem gegen Null tendierenden
Tiefgang sind die idealen Verkehrsmittel für alle Berliner
Wasserstraßen. Neben dem Westhafen gilt der Urbanhafen als zentraler Sammelpunkte der Hoverfahrer, die im
wesentlichen unabhängig und ohne zentrale Organisation
operieren. Ähnlich den Taxifahrern haben auch Schiffsund Hovercraft-Betreiber Lizenzen der Konzerne zu erwerben, um die durch Konzerngebiet führenden Wasserstraßen benutzen zu dürfen.
DER HIMMEL ÜBER BERLIN
Jeder Konzern hat besondere Befindlichkeiten den
Berliner Luftraum betreffend. Was diesen zu einem der
am Schärfsten überwachten Gebiete der ADL macht,
höchstens mit Frankfurt am Main zu vergleichen. Die
grundlegende Paranoia vor Anschlägen, Spionage oder
Übergriffen aus der Luft führt dazu, dass alle Konzerne
zwar Lizenzen zum Überfliegen ihrer Gebiete anbieten,
diese de facto aber nur an eigene Subunternehmen oder
einzelne Sektionen der BEVAG (Polizei, Sonderpolizei
und Verkehrsleitung) abgeben.
Der Luftraum über Berlin ist somit wesentlich leerer
als über anderen, vergleichbar großen Ballungsgebieten.
Fest abgesteckte Luftkorridore und reservierter Parkkoordinaten für Werbeblips bilden die einzige Ausnahme.
GESCHICHTSSTUNDE
Berlin 2071. Blick auf eine beliebige der neu errichteten, anonymen Bürobauten im Neuen Westen der Stadt
(im Bild: Vermutlich Troll-Sicherheitsmann, in der Kantine des neuen Horizon-Turms am Savignyplatz).
FAST FORWARD
Um zu verstehen, wie es zum Status F kommen konnte, woher die aberwitzige Ignoranz der anderen ADLänder
über Berlin kommt und warum vor allem niemand scharf
darauf war, den Status F in der Hauptstadt Berlin zu verhindern, ist es erforderlich, kurz in die Vergangenheit einzusteigen. Und ich meine KURZ! Also bitte verzeiht mir
die notwendige Verallgemeinerung, Überzeichnung und
Verdichtung sehr langer und sehr komplexer Vorgänge auf
einige wenige Nenner.
ò Für die zu diesem Beitrag unweigerlich kommenden
Postings habe ich [HIER] ein Extra-Forum eröffnet. Ist besser für die Lesbarkeit des Beitrages. Fassen wir zusammen, dass diese Darstellung Konoppkes persönliche Ansicht zur Geschichte ist. Die man in Ansätzen teilen kann
oder eben nicht. Ich persönlich teile sie nicht, halte aber
den „Effekt“ der Außenwirkung Berlins auf die Wahrnehmung der Metropole in den Augen der „Wessis“ für stichhaltig. Jedenfalls deckt sich das Gesagte mit einer BerlinHaltung, die mir schon bei verschiedenen Nicht-Berlinern
ausgefallen ist.
ò Radowski
Sumpfzone
Man nehme eine Deutschlandkarte zur Hand. Egal von
welchem Jahrhundert. Und man entdeckt, dass es im Berliner Umland verdammt wenig gibt. Jedenfalls verdammt
viel weniger als in einem vergleichbaren Gebiet irgendwo sonst in den ADL. Und das war auch schon immer
so. Genauer gesagt sollte da nichtmal Berlin sein. Denn
Berlin ist streng genommen ein geschichtlicher Irrtum. Im
Mittelalter etwa, da war im Westen schon einiges los, im
Süden ebenso, und in der Mark war noch das große Garnichts. Da, wo Berlin heute ist, war ein leeres Sumpfgebiet, in dem nur ein paar Leute lebten. Und die waren keine Germanen, sondern Slawen. Was für das Verständnis
der erwachten Natur und Magie von Berlin wichtig zu bedenken ist! Dieser Haufen Sumpf und Sand wurde dann
zwar irgendwann von Eroberern aus dem Westen beansprucht, aber allzu scharf war man auf die Gegend nicht.
Kein Wunder, dass hier das Raubrittertum blühte und auch
die Schweden immer mal gerne durchs Land zogen, um
weiter südlich gelegene „echte“ Ziele anzugreifen.
Saupreußen
Also: Im Westen Reste römischer Grundzivilisation,
bedeutende Handelsmetropolen, große Höfe, Kölner Dom
und alles, in Brandenburg nur Moskitos und ein unbedeutender Hof, der von Gernegroßens beherrscht wird, denen
man netter Weise die Kurfürstenwürde gegeben hatte (eine
Art Wahlrecht für den deutschen Thron). Dann der Unfall:
Der preußische Kurfürst kommt durch einen Trick aus der
Klamottenkiste zu einem polnischen Königstitel. Und revolutioniert seine Kriegsführung. Mit der er den Schweden gehörig aufs Maul gibt. Was folgt, ist eine feindliche
Übernahme kleinerer Wettbewerber. An deren Ende da ein
riesiges Preußenreich sitzt, das viele der weitaus bedeutenderen Reiche im Westen plötzlich bestimmen will. Berlin und Potsdam kommt ins Trideo-Äquivalent der Zeit.
Und alle sind schwer genervt davon.
Siegermächte
Sonderrolle
Berlin kam schon immer eine Sonderrolle zu. Ein radikales Unverständnis existiert zwischen Berlinern und
Nicht-Berlinern, und hier speziell Nicht-Berliner aus dem
Westen der ADL. Auf der einen Seite ist da der Berliner,
der sich und seine Stadt für ungeheuer wichtig nimmt und
ganz naiv davon ausgeht, dass jeder in Deutschland sich
für Berlin interessiert. Weil Berlin so groß ist. Und so bedeutend. Politisch. Geschichtlich. Seht auf diese Stadt. Ich
bin ein Berliner. Und so. Auf der anderen Seite sind da
die Nicht-Berliner, denen Berlin so unglaublich am Arsch
vorbei geht, dass die Berliner sich vermutlich nen Strick
nehmen würden, wenn sie es je erfahren würden. Gewiss:
Berlin ist ständig in den Medien, ob zu Zeiten der Mauer wegen der Mauer, zu Zeiten des Mauerfalls wegen des
Falls der Mauer, ob zu Hauptstadtzeiten wegen der Hauptstadt oder zu Status F Zeiten wegen des Status F. Der Unterschied ist nur: Nicht-Berliner sehen diese Beiträge, und
sie sind ihnen vollends schnurz. Weil Berlin ungeheuer
weit weg ist. Und warum das so ist, das erfahrt ihr jetzt.
Nach der nächsten Maus.
Weil Preußen plötzlich wichtig ist, wächst Berlin rasch
an. Naja, genauer gesagt kauft sich der Herrscher neue
Bürger ein. Eine gute Tradition. Berlinförderung wird sie
später heißen. Was nicht mitwächst, ist Brandenburg. Berlin schlürft alles Wachstum weg, es findet aber keine Anbindung zu den preußisch besetzten Westgebieten statt.
Die sind weit weg. Und hassen die Preußischen Besatzer.
Die Berliner tun das übrigens auch. Denn der Berliner an
sich ist eine kleine Nummer. Der allem Pomp und Glanz
zutiefst abgeneigt ist. Das ist Tradition, schon seit dem
„Berliner Unwillen“, als die Berliner dem Kurfürsten seine erste Schlossbaustelle unter Wasser setzen, damit dieser Westpinkel sich nach Hause verpfeift. Was er nicht tut.
Wie dem auch sei: die Berliner wurden noch nie nach ihrer Meinung gefragt. Für die Herrschenden ist ihre Stadt
ein Wahrzeichen, ein Fanal, ein Symbol, für den Berliner
auf der Straße einfach nur seine Stadt. Sein Kiez mit ein
bisschen was drumrum. Und so bleibt es auch. Den Medien entgeht es, dass der Berliner kein Fan von Preußen
ist. Für sie ist da nur das Berlin der Hohenzollern. Den
Medien entgeht später auch, dass ganz Berlin links wählt,
Berlin 2071
13
während Deutschland rechts marschiert. Für die Medien
wird Berlin zur Nazi-Hauptstadt, obwohl das Gegenteil
der Fall ist. So wird Berlin erobert und als Symbol für
Deutschland zerteilt. Die Welt findet es angemessen. Die
untereinander ungeteilten Westdeutschen auch. Und der
Berliner versteht es wieder mal nicht, warum er die Scheiße anderer Leute auszubaden hat.
Spekulanten
Während Ostberlin die Tradition der Stadt fortsetzt,
das Umland weiter leer lutscht und sich als alles raffende Protz-Hauptstadt der DDR unbeliebt macht, wird
Westberlin zum Nur-noch-Symbol. Alle wirkliche politische Macht endet mit dem Tod von Preußen und Germania: Berlin wird feierlich bestattet. Endlich ist man die
Scheiße los. Dann fällt die Mauer, und zu viele Politiker müssen das Versprechen einlösen, dass Berlin wieder
Hauptstadt wird. Verdammt! Man ist nicht begeistert. Im
Westen nicht, und in Berlin erst recht nicht. Denn jetzt
schlägt die Stunde der Spekulanten. Bauskandal und Bankenpleite. Gescheiterte Länderfusion und Entfremdung
zwischen Altberlinern und Zugezogenen. Umbau der Mitte zur Protzburg der Konzerne. Und steigende Verachtung
der Wessis für das Fass ohne Boden Berlin. Die Haltung
der Berliner zu ihrer Stadt wird noch bizarrer als zuvor:
Einerseits ist man stolz, Hauptstadt zu sein, andererseits
möchte man keine damit einher gehenden Nachteile hinnehmen. Also Regierungssitz gerne. Aber nicht in meinem
Kiez. Beachtung der Weltöffentlichkeit gerne. Aber bitte
weg mit den Snobs aus der Friedrichstraße. Beneide mich
darum, in Berlin zu wohnen, aber bleib bloß weg!
14
Geschichtsstunde
Straßenkämpfe
Stärker als jede andere deutsche Stadt war und ist
Berlin ein Schmelztiegel. Berliner bilden sich ungeheuer viel darauf ein, Berliner zu sein, können ihre Wurzeln
aber meist nicht allzu weit zurückverfolgen: Irgendwann
kam jeder als Ausländer, Kaffer, Provinzler, Wessi, Ossi oder eben Schicki-Micki hier an. Aus diesem Umstand
entstanden zwei Grundhaltungen: Erstens, sich zwar lautstark über die Eigenarten der anderen zu beschweren, diese aber letztlich hinzunehmen. Herz mit Schnauze nennen das einige. Große Fresse und nix dahinter nennen das
andere. Zweitens entstand die Grundhaltung „Wir gegen
den Rest“: Wer nicht nur über Metamenschen lacht, sondern diese ganz ernsthaft angreift, verstößt gegen das ungeschriebene Herz-mit-Schnauze-Gesetz. Und fängt sich
massig Ärger ein. Die Neo-Anarchistische Bewegung war
kein Berliner Phänomen. Aber hier konzentrierte sie sich.
Und verband sich mit der Berliner Geisteshaltung zu einer
kraftvollen Bewegung, der Politik, Staatsmacht und Konzernmafia nicht gewachsen waren. Der Berliner ist am Besten, wenn er zornig ist!
Status F
Die Anarchie in Berlin wurde allgemein scharf kritisiert. Und wortgewaltig verurteilt. Tatsächlich wurde sie
begrüßt. Weil man damit die Verantwortung für Berlin
los war. Weil man am Hauptstadt-Umzug nach Hannover verdienen konnte. Weil man im gesetzlosen Berlin
neue Prototypen von Konzern-Allmacht austesten konnte. Weil man unter Berufung auf eine Art BlockadePolitik gegen die linken Elemente in Berlin endlich die-
sen nicht mehr zuhören musste! Historisch hatte Berlin
keinen „Sonderzustand“ erreicht, sondern endlich seinen
vorbestimmten „Ausgangsstandpunkt“ zurück gewonnen:
Ein Kaff in der Streusandbüchse. Ein großes Kaff, aber
ein (außen)politisch völlig Unbedeutendes. Kein Fanal einer großen Idee. Nur ihr Grab.
ò Konoppke
Ja, die Berlin-weite Stromversorgung gehört der Vergangenheit an. Mit Strom beliefert werden nur Konzernkontrollierte Gebiete und einige benachbarte Areale, die
zumeist den Strom stehlen.
Was sich der Berlinfremde als moderne Steinzeit vorstellt, hat für die betroffenen Bezirke aber lediglich folgende Veränderungen gebracht:
RETROSHOCK
STROMVERSORGUNG IST
NAHVERSORGUNG
Statt sich darauf zu verlassen, dass Strom aus der
Steckdose kommt, haben viele Berliner Mietvereine Solarzellen auf dem Dach oder Generatoren im Keller ihrer
Häuser installiert. Diese werden gemeinschaftlich genutzt
und ebenso bezahlt.
SCHLUSS MIT ÜBERFLUSS
Berlin 2071. Schwarze Zone Pankow, Konradstraße. Im
Hintergrund zu sehen die für die Zone typischen „Produktenschilder“, die auf kleine Läden, Produktenlager und
Destillen in Hinterhöfen, Kellern und Wohnungen hinweisen.
Solarzellen haben begrenzte Leistung, Treibstoff getriebene Generatoren sind teuer, also versucht jeder, seinen Stromverbrauch zu reduzieren. Neben Niedervoltleuchten sind auch Petroleumlampen und sogar Kerzen
wieder „en Vogue“ in Berlin, speziell in den Bars und
Kneipen.
WILLKOMMEN IM 19. JAHRHUNDERT
DIE GROßE VERDUNKELUNG
ò Das Folgende ist ein älterer Artikel – aus 2056, glaub
ich – der den damaligen Stand der Anarchie in Berlin beleuchtet. Er ist nicht mehr hundert Prozent up to date, trifft
aber für weite Gebiete im anarchistischen Osten der Stadt
(der „Zone“) immer noch zu und ist daher denke ich immer noch interessant. Soweit es nötig ist, hab ich einzelne
Dinge aktualisiert.
ò Konoppke
Fast alle Medien, die sich mit der Anarchie in Berlin beschäftigen, thematisieren den Rückfall des Lebens
auf eine primitivere Stufe. Was hingegen nicht verstanden
und nicht dargestellt wird, ist, dass dieser Rückfall zwar
durchaus geschehen ist, sich aber inzwischen stabilisiert
und vor allem: normalisiert hat.
ò Die Info ist wie gesagt noch vor dem zweiten Matrixcrash und der Geburt der schönen neuen Wifi-Welt. Um
die Sache zu aktualisieren, sei gesagt, dass die weitgehende Abwesenheit von matrixabhängigen Strukturen die anarchistischen Gebiete Berlins weitgehend heil durch den
Crash gebracht hat. Tatsächlich lief das Leben dort so normal weiter, dass man das wahre Ausmaß des Crash gar
nicht so wirklich mitbekommen hat (abgesehen von einer großen Plündertour durch die Randsektoren des Konzerngebietes, als bei denen „die Lichter ausgingen“). Neuerdings, wo Wifi einfach mal DAS Thema geworden ist,
ist auch in der Zone der „Haben Will“ Faktor stärker geworden, und viele vor allem jüngere Leute sind genervt
vom statischen Rauschen oder dem völligen Fehlen von
Kontakt in manchen Gegenden. Dass es zudem im Osten
regelrecht Kieze gibt, die von irgendwelchen revolutionären F-Komitees mit Störsendern förmlich blockiert werden („Wider das kapitalistische Spam- und Spy-Web!“)
hat in jüngerer Vergangenheit zu einigen Spannungen geführt. Spannungen, die konzernseitig durchaus geschürt
werden, wie man hört.
ò Konoppke
Die Straßenbeleuchtung in Berlin ist weitestgehend
vom Strom abgetrennt, oft sind auch die Lampen kaputt
oder sogar gestohlen. Im Ergebnis sind Berliner Nächte in
den meisten Bezirken SEHR dunkel, was natürlich gewissem lichtscheuen Gesindel exzellent in den Kram passt.
GAS, WASSER, SCHEISSE
Die gleichen Grundprobleme treffen Gas- und Wasserversorgung, und wiederum haben sich hier neue Strukturen entwickelt, um dem Problem zu begegnen. So gibt
es heute wieder klassische Wäschereien (oft mit Handwäsche, da menschliche Arbeitskraft billiger als Hi-Tech
und Strom ist), geheizt wird wieder verstärkt mit Briketts
(und eben leider auch Holz, was bereits viele Berliner
Bäume das Leben gekostet hat) und für die Wasserversorgung werden öffentliche Handpumpen, zuweilen hauseigene Motorpumpen und – wenn man es sich leisten kann
– Wasser aus Flaschen bzw. Kanistern benutzt.
Ein größeres Problem in Berlin stellt hingegen die
Abfallbeseitigung und die zunehmende Verseuchung des
Wassers durch Schäden in den Abwasserleitungen und
„Straßenentsorgung“ von Kloakenabfällen dar. Berlin hat
die höchste Cholera-Neuinfektionsrate von allen Städten
in Europa (inklusive Venedig!), und die Sterblichkeit von
Kleinkindern hat längst bedrohliche Ausmaße erreicht.
So traurig es ist, das festzustellen: Der Wegfall der Gesetze mag zwar aus dem Normalberliner keinen Serienkiller machen, aber nur zu leicht bewegt es ihn dazu, nachts
Müll im Nachbarblock abzuladen, das ausgediente Sofa
einfach vor die Wohnungstür zu schieben oder den kaputten Kühlschrank gefüllt mit Plastiksächen voll Hygieneabfällen auf die Straße vorm Haus zu werfen.
Natürlich gibt es Unternehmen, welche den Abtransport der Abfälle anbieten: Aber erstens weigern sich viele
Berlin 2071
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Berliner beharrlich, für Müll vor der Haustür zu bezahlen, den Leute aus einem anderen Block dort abgeworfen haben, und zweitens arbeiten jene Abfallfuhren auch
nach dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit. Und das bedeutet, dass sie allzu oft die gesammelten Abfälle nur ein
paar Straßen weiter wieder abkippen oder – was fast noch
schlimmer ist – sie werfen sie in Spree, Havel oder Panke.
Was immer mit ihnen geschieht: Den Weg zu den Deponien finden sie in den seltensten Fällen.
Rücksichtslosigkeit und Gedankenlosigkeit sind die
beiden kritischsten Faktoren im Berliner Leben unter dem
Status F. Überall, wo er in der einen oder anderen Form
noch gilt.
ò Wie gesagt: Was der Artikel hier über „Das Berliner
Leben“ schreibt, meint vor allem die Zone. Und das umso mehr, je tiefer man in die Zone hineinfährt. Im Kern
kann man die Berliner Bezirke in folgende Klassen unterteilen: Konzernsektoren, Freizonen, Pendlerzonen, Randzonen und Schwarze Zone. Aber dazu an anderer Stelle
mehr.
ò Konoppke
SONDERPOLIZEI
Berlin 2071. Irgendwo in der Schwarze Zone. Überall
muss man darauf gefasst sein, einer Kontrolle der auf Abschreckung uniformierten Berliner Sonderpolizei zu begegnen (rechts im Bild).
NULL TOLERANZ
Der Einmarsch der Konzerne nach Berlin war nichts
Geringeres als eine militärische Operation. Und damit
der umfassendste privatwirtschaftlich betriebene Kriegsakt auf deutschem Boden, bei dem auch schweres Geschütz zum Einsatz kam.
Obwohl die Berliner Bevölkerung bei Weitem nicht so
„anarchistisch“ war wie von den Medien behauptet und
die Eingreiftruppen der Konzerne in der Mehrzahl der Fälle willkommen hieß (oder zumindest widerstandslos anerkannten, dass diese ihren Kiez in Besitz nahmen) wollten die Konzerne, die sich zum gemeinsamen „Marsch
auf Berlin“ entschlossen hatten, um jeden Preis eine Verschleppung des Konfliktes vermeiden.
Daher bestand die Grundstrategie von Beginn an darin, den Konflikt so schnell und radikal wie möglich zu beenden. Und zwar mit einem kompletten, PR-wirksamen
Sieg.
ò An dem basteln sie weiterhin. Ich sag nur BenefizKonzerte für die Opfer der Berliner Anarchie. Kootz!
ò Chaos_56
ò Konzernpropaganda hin oder her, aber die Opfer gab’s
nunmal. Meine eigene Schwester gehörte dazu. Über den
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Sonderpolizei
Haufen gefahren von nem Touri ausm Westen, der mal
richtig schön ohne Verkehrsregeln durch Steglitz donnern
wollte. Von mir aus träum weiter von Anarchie – mir haben die F-Jahre gereicht.
ò Saxxon
Würde man es tolerieren, dass die Gegner sich eingruben und sich auf Guerilla-Taktiken versteiften, wäre das
Risiko unkalkulierbar, wohin die öffentliche Meinung sich
bewegen würde – und entgegen aller selbstverherrlichenden Propaganda hat der Verbraucher auch in der Sechsten
Welt noch die Macht der Verweigerung.
ANBEGINN
Die exakten Umstände der „hostile takeovers“ von
Berlin sind heute nicht mehr zu rekonstruieren. Als einigermaßen sicher gilt aber, dass die Operation in drei
Schritten vor sich ging:
In einem ersten Schritt verlagerten die beteiligten Konzerne verteilt über einen gewissen Zeitraum Ressourcen
(Männer, Fahrzeuge, Waffen) nach Berlin und schlossen
Verträge mit freien Söldnergruppen.
In einem zweiten Schritt – dem eigentlichen Eröffnungszug des Konfliktes – wurden in rascher Folge alle
bekannten und denkbaren Führungspersönlichkeiten der
anarchischen Gruppen beseitigt, und zwar in ziemlich vielen Fällen durch deren eigene Leute oder „Straßentalente“. Neben dem Zusammenbruch vieler lokaler Strukturen
wurde so Misstrauen in der „Szene“ gesäät, so dass eine
Neugruppierung erheblich erschwert wurde.
ò Was haltet ihr von dem Gerücht, dass viele dieser „Attentäter“ nur so AUSSAHEN wie Genossen – oder dass
die Genossen irgendwie behext wurden?
ò Kotte
ò Hm. Ist nicht auszuschließen. Aber dass es in jeder
Gruppe genug Ratten gab, die dich fürn Scheck undn Platz
im Neuen Berlin verraten würden, ist plausibler.
ò F_Foxi
ò Sehe ich ähnlich. Für die Knete die ein Hexer nimmst
kriegst du locker 5 Leute bestochen. Ist effizienter.
ò Hubertus Jakobi
ò Bliebe eh die Frage, wie sie denn herausgefunden
haben, wer die Drahtzieher und Organisatoren der FGruppen waren. Schon dafür mussten sie an Insider ran.
Den Rest besorgten Schattenläufer.
ò F_Foxi
ò Hey, ja, pass auf, wass du sagst, Genosse Grünpiss!
ò Kotte
Im dritten Schritt – dem eigentlichen, militärischen
Konflikt – wurden entlang strikt vorgeplanter Grenzen
Sperren errichtet, bekannte Waffenlager und andere „Militärziele“ unter Beschuss genommen und die von der neuen
Grenze umgebenen Gebiete Block für Block „befriedet“.
Was drastischer klingt, als es eigentlich war.
Mit Oppositionellen ging man überraschend sanft um
– jeder der sich der neuen Ordnung verweigerte, wurde mit seinem nötigsten Besitz auf einen Ladehänger gebracht und nach kurzer Untersuchungshaft für die Dauer
der anhaltenden Straßenkämpfe in die Zone entlassen.
ò Sag mal, hat dem einer ins Hirn geschissen? Sanft? Kurze Untersuchungshaft? Neun von zehn haben diese kurze
Haft nicht überlebt!!!!
ò Kotte
ò Diese Zahlen sind falsch. Sie kommen aus der Site von
Anarchy75 und sind frei erfunden. Denn Statistiken dazu gibt es keine. Nach allem, was ich RECHERCHIEREN
konnte (und glaub es oder lass es: Das tu ich nämlich,
Durak!) sind die Allermeisten aus der Haft raus. Mit Beulen, klar, und einige Tote gab’s auch. Aber von den vielbeschworenen „Verschwundenen“ sind einfach „neun von
zehn“ in den Polizeidienst gegangen. Stell’s dir als ne Art
umgekehrte SIN-Löschung vor: Das waren Aussteiger aus
der Anarchie. Die sich genau deshalb exzellent auskennen
und der Sonderpolizei bis heute ermöglichen, ihren Job
verdammt gut zu machen!
ò Diogenes
Organisierten Hausgemeinschaften und von diesen bestellten Hausmeistern wurden Entschädigungen angeboten, wenn diese das Gebäude ordentlich oder vertretbar
ordentlich durch die „schwere Zeit“ gebracht hatten. Vandalen und anderen Schädlingen wurde geraten, sich zu
verziehen, da sie ansonsten für den verursachten Schaden
in Haftung genommen würden. Notfalls durch Zwangsanstellung mit Gehaltspfändung.
ò Tak. Mir habense angeboten, auf 5 Jahre inner Dosenfabrik in Haselhorst zu malochen, wegen dem Zustand meiner Wohnung. Hab ich gesagt F-you! Und bin nach HHS.
ò Glitch
Der Rest wurde sehr schnell – in Phase 4 – durch sofortige Aufnahme von Lebensmittel- und MedikamentenLieferung und schnellen Anschluss an Gas, Wasser, Strom
und Abfallbeseitigung vom Frieden überzeugt.
DIE FRÜHEN JAHRE
In der Anfangszeit nach Etablierung der Konzernherrschaft über den Westen und den insgesamt größten Teil
Berlins waren die schwer gepanzerten und bewaffneten
Konzerngardisten noch ein alltäglicher Anblick in Berlin.
Da schnell ersichtlich wurde, dass auch noch für eine längere Zeit plötzliche Gewalteskalationen nicht völlig auszuschließen waren und die Bevölkerung im Westen (zu Unrecht) fürchtete, jederzeit von einem „Gegenschlag“ aus dem Osten überfallen zu werden, wurden Teile der verschiedenen, in Berlin konzentrierten Konzernund Söldnereinheiten zu einer gemeinsamen Truppe vereinigt.
Diese „Berliner Polizei“ war trotz ihres offiziell klingenden Namens ein privates Sicherheitsunternehmen, das
von der neu gegründeten Berlin Verwaltungs AG (BEVAG) angestellt und bezahlt wurde. Die BEVAG ihrerseits
war (und ist) ein Verwaltungsunternehmen, dessen Eigner
wenig überraschend die führenden Konzerne Berlins sind.
Verantwortlich für die neue Polizeiuniform zeichnete
die Werbesparte der HORIZON Gruppe, die sich bei der
Gestaltung von Uniform, Abzeichen und Fahrzeuglackierungen konsequent das Konzept der Abschreckung fortführte, das seitens der BEVAG als Leitidee auch bei der
Ausrüstung der neuen Polizeitruppe vorgesehen worden
war.
Der schließlich umgesetzte Entwurf folgt dabei Leitlinien alter NS-Uniformen, die in Verwandlung auch in
verschiedenen Medien der letzten hundert Jahre immer
wieder einmal auftauchten (darunter die Kerberos Panzer Cops des Animes Jin-Roh, die Furcht erregenden
Helghast Soldaten der Spielserie Killzone und der 2033Filmklassiker Divided Sun).
ò „Folgte Leitlinien?“ Mann, die Uniformen sind voll aus
Killzone geklaut!
ò Synpaps
ò Und woher glaubst du haben die Macher von Killzone ihre Entwürfe, hä? Mann die Dinger sind so Jin-Roh,
dass du jeden Moment wartest dass Rotkäppchen hinter
ner Deckung hervorhüpft. Und die Jin-Roh Macher haben
nix anderes gemacht als Nazi-Uniformen zu überarbeiten,
weil die ersten Teile der Serie in Real gedreht worden, vor
der Ära der Computernachbearbeitung, und ein paar Nazihelme umlackieren war halt billig und passte zur Nach1945-Atmo die die Panzercops-Streifen hatten.
ò 2Djunkie
ò Du kennst dich aus, was?
ò Synpaps
ò Kannste glauben. Mich nervt diese Diskussion einfach.
Grade was NS-Themen angeht klaut einer vom anderen,
und alle von den Nazis. Ist ja auch schön gruselig, darauf war das damalige „Corporate Design“ halt auch abgestellt. Grafisch ist da nix zu meckern. Deshalb sag nicht
dass Divided Sun von Killzone oder Killzone von Jin
Roh „geklaut“ hätte. Sag einfach es ist ein „Design-Zitat“.
Klingt auch viel intellektüller.
ò 2Djunkie
AUFRÜSTUNG
Ab 2056 führten BEVAG und Berliner Polizei unter Federführung der HORIZON Gruppe eine umfassende
Werbe- und Rekrutierungs-Feldschlacht zur Aufstockung
der Berliner Polizeitruppe durch. Angesichts der Finanzmittel, die eben in Dutzende von Neubauprojekten und die
komplette Erneuerung des Konzernberliner Energie- und
Datennetzes gesteckt wurden, wollte niemand den Rückfall in Anarchie und Chaos riskieren.
Ehemalige Bundeswehrkasernen in Gatow und der
Schorfheide wurden hierbei in ausgedehnte Ausbildungsund Trainingsstätten verwandelt. Im Fokus des Trainings
standen Selbstschutz und Häuserkampf und das Agieren
in kleinen Einheiten mit Hilfe des damals topmodernen
BATTLETAC(TM)-III-Systems. Auf soziale Skills, Deeskalation und Vorschriftentreue wurde wie spätere Presseberichte enthüllten weniger Wert gelegt.
SPALTUNG
Um 2060 war die Angst vor neuerlicher Gewalt und
Anarchie in den Konzernsektoren Berlins auf dem Rückzug. Man wollte den Krieg und die „schlimme Zeit“ hinter
sich lassen. Womit die Zahl derjenigen, die sich durch die
dauerhafte Präsenz vollgerüsteter „Polizeisoldaten“ gestört und in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt fühlten,
wuchs.
Berlin 2071
17
Parallel wurden Pressestimmen lauter, die Anstoß am
mangelnden Betragen der eilends rekrutierten Polizeikräfte nahmen – eine Entwicklung, die schließlich in der Berichterstattung über die Vergewaltigung einer Konzernmitarbeiterin und Mutter dreier Kinder durch eine Gruppe
Ex-Söldner im Berliner Polizeidienst gipfelte.
ò Wie kann es eigentlich sein, dass es dieses massive Medienfeuer gab, wenn doch BEVAG und Bullen unter Beratung von HORIZON standen?
ò Zoom
ò Zwei Gründe: Erstens war Horizon damals noch nicht
son dicke im Newsgeschäft, wie sie es heute sind, und
zweitens hatte die BEVAG ihren Vertrag mit HORIZON
2059 gelöst, weil man glaubte nun alleine klarzukommen
und Kosten sparen zu müssen. Als die Presse anfing die
BEVAG zu zerfetzen und auch die Berliner Konzerne in
ein schlechtes Licht gerückt wurden, wurde ein neuer Beratungsvertrag mit HORIZON beschlossen.
ò Diogenes
ò Wäre ich ein arger Schelm, wenn ich wähnte dass
die Aufkündigung des HORIZON PR-Vertrages und der
prompt folgende PR-GAU in einem mehr als beiläufigen
Kausalzusammenhang stehen?
ò Dr.Zonk
ò Du Böser, du!
ò Cpt.Kaboom
Es musste etwas geschehen – und zwar schnell. BEVAG und HORIZON reagierten prompt und spalteten die
Polizeitruppe auf in eine reguläre Berliner Polizei für
die Konzernsektoren und eine weiterhin schwerbewaffnete Eingreiftruppe zur Befriedung der Ostbezirke.
Nach umfassenden Screenings und psychologischen
Bewertungen wurden jene Polizisten, die über Einfühlungsvermögen, Regeltreue und soziale Skills verfügten,
in den Westdienst übernommen – was die verbliebene
Truppe der „Zonenpolizei“ wichtiger moralischer Leitbilder und Führer beraubte und sie insgesamt noch weiter
verrohen ließ.
ò Ich weiß, dass Sonderpolizeileiter Dragov alles andere
als populär im Osten ist. Aber unterm Strich können wir
froh, sein, dass ein solcher Hardliner nach oben gespült
wurde. Unter Kommando von wem anders hätte es wesentlich übler ausgehen können für die Ostzonen.
ò HitachiBoy
ò Du meinst jetzt nicht Operation Zonenfrieden, oder?
ò Arno_Nymhe
ò WTF? . . . Nein?
ò HitachiBoy
SYSTEM CRASH
Als durch den zweiten Crash die weltweiten Datensysteme zusammenbrachen, wähnte die Zonenpolizei unter ihrem Oberkommandierenden Offizier Boris Ivanowitsch Dragov ihre Stunde gekommen. Auf die Meldung
von in Konzernbereich eindringende Plünderer aus dem
Osten (die ebenso sehr auch aus den Westgebieten kamen)
schwärmten die schwarz gepanzerten Polizisten aus und
sicherten die wichtigsten Konzerninstallationen und Wohnenklaven. Das Feuer auf Plünderer war freigegeben, und
von diesem Recht wurde reichlich Gebrauch gemacht.
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Sonderpolizei
ò Hat auch Unschuldige erwischt. Nur mal so nebenbei.
Zurück zum Polizei-Werbeblock.
ò Kotte
Einmal mehr ging die Abschreckungs-Strategie auf:
Trotzdem im Westen wie überall in der technisierten Welt
buchstäblich die Lichter ausgingen, wagte niemand in den
Ostzonen von dieser Chance mehr als nur oberflächlichen
Gebrauch zu machen.
ò Also, was damals in der Torstraße abging war schon
mehr als „oberflächlicher Gebrauch“, Mann.
ò Lizzy
ò Upps. Ja. Hatte ich vergessen. Sorry.
ò Diogenes
Nach langer Zeit war es der Zonenpolizei nun möglich, auch in der Presse verlorenen Boden gut zu machen und der bereits eifrig andiskutierten Teilauflösung
der Truppe entgegen zu wirken. Im Gegenteil wurde die
Polizeitruppe nochmals aufgestockt und durch eine zusätzliche Ausbildung „professionalisiert“.
HEUTE
Die öffentliche Sicherheit in Berlin ruht heute fest auf
drei Pfeilern.
Erstens ist da die Konzernsicherheit, die überwiegend
autonom und in Eigenverantwortung die jeweiligen konzerneigenen Gebäude und andere „klar umgrenzte Anlagen“ (Arkologien, Wohnsiedlungen, Fabriken, Lager,
auch vereinzelte Kieze und Teilbezirke!) sichert.
Zweitens ist da die zwar schwarz, aber überwiegend
leicht gepanzert uniformierte Berliner Polizei, die praktisch überall im Westen sichtbare Präsenz zeigt, anständigen Bürgern Hilfe und Rat gibt und verdächtige Elemente beobachtet, meldet oder auch stichprobenartig kontrolliert.
ò Wird hier „Schwarze Sheriffs“ genannt.
ò Klopps
ò „Schwarze Sheriffs“ ist ein eingetragenes Markenzeichen und ein geschützter Begriff eines privaten Sicherheitsdienstleisters. Bitte unterlassen Sie die Verwendung
desselben im Kontext zur Berliner Polizei 2071.
ò Der Ex_Sheriff
Und drittens ist da die Sonderpolizei, allmächtig unter ihrem grauhaarigen Anführer Dragov, dem „Held von
‘63“, die weitgehend nach eigenem Ermessen in den östlichen Zonen operiert und verteilt über die ganze Stadt
„Sonderdienstellen“ hat, von denen aus im Krisenfall
schnell Amtshilfe für Konzerngardisten und Berliner Polizei geleistet werden kann.
AUFGABEN
Es ist nicht die Aufgabe der Sonderpolizei, in den anarchistischen Zonen für Recht und Gesetz zu sorgen! Jene,
die dort zu hausen vorziehen, sollen sich um Aufklärung
und Vergeltung gefälligst selbst kümmern.
Aufgabe der Sonderpolizei im Osten ist es ausschließlich, Bedrohungen für die Konzernzone zu identifizieren und zu neutralisieren. Wozu neben der Aushebung
von Waffenlagern und der Auflösung von Versammlungen
oberhalb einer bestimmten Toleranzgrenze auch die Jagd
nach Schattenläufern zählt!
Denen ist nämlich die Attraktivität des „Wilden
Ostens“ als Rückzugspunkt und Versteck keineswegs entgangen – und weil reguläre Konzerntruppen und Polizisten sehr dumm wären, sich in Ostzonen zu bewegen,
klopfen diese regelmäßig bei den „Schwarzen Rittern“
in ihrer Vollpanzerungen bzw. den mit schwarzen Ledermänteln bekleideten Sonderermittlern und ihren gut geschmierten Netzwerken geheimer Informanten und Denunzianten an, wenn es darum geht, jemanden oder etwas
im Osten ausfindig zu machen.
ò Nicht zu vergessen den Polizeimagiern.
ò Kotte
ò Polizeimagier?
ò Lukas
ò Polizeimagier. Magische Ermittler. Wie du willst.
ò Kotte
Zu den weniger prestigeträchtigen aber ebenso notwendigen Tätigkeiten der Sonderpolizei gehören der
Baustellenschutz in Randgebieten, die gelegentliche
Konzernkonvoi-Eskorte durch schwarzes Gebiet, die Absicherung einer Filialöffnung von AldiReal oder auch die
Begleitsicherung für Ermittler der Energieunternehmen,
die tagein tagaus gegen Strom-, Gas- und Wasserklau aus
dem Osten ankämpfen.
AUSRÜSTUNG
ò ToPaKi
ò Die Typen sind heftiger drauf, weil viele von denen früher Söldner waren und die Ausbildung sich noch immer
an militärischen Grundsätzen orientiert. Hinzu kommt,
dass die Sonderpolizei einiges an Straßentalenten unter
sich hat, also Leutz, die alle schmutzigen Tricks kennen.
Das betrifft nicht die Mehrzahl der Sonderbullen, aber in
jedem Team kannst du rechnen, dass da wenigstens einer
mit Grips und Straßendenke dabei ist. Einer der die Worte
Deckung, Auskundschaften,. Flächenwirkung, Zangenbewegung, Hinterhalt kennt. Und der wenn nicht von der
Dienstelle aus, dann eben privat noch ne Zusatzwaffe hat,
mit der er knackt, was er mit Standardgear nicht knacken
kann. Was die Metafrage angeht: Die Berliner Sonderpolizei sind nur Norms. Um „Rassenspannungen“ in der
Truppe zu umgehen.
ò Kotte
ò Sorry, aber was Metas angeht bist du nicht up to date. Ich hab mindestens schon einen Elfen gesehen, letzten
Sommer, da hat einer sich in brütender Hitze den Helm
mal abgenommen, und bei ein paar Typen bin ich mir
ziemlich sicher dass das Orks waren.
ò Lutz
ò Das ist Stuss. Die Sonderpolizei ist völlig unterwandert von völkischen und anderen Nazigruppen. Die würden nen Ork oder Elf im Team totprügeln oder fernab der
nächsten Kam nen Unfall haben lassen.
ò Kotte
ò Sicher, dass du dich da nicht vom NS-Style der Uniformen auf ne falsche Denke locken lässt?
Die Gefechtskombination der Berliner Sonderpolizei
besteht aus einer gasdichten Vollpanzerung mit aufgerüstetem Zeiss-Optivisor, in das neben AR auch Smart, Sichtverbesserung, IR, Zoom und (nur für spezielle Einsätze im
Untergrund) auch Ultrasound enthalten ist. Die Standardbewaffnung besteht aus einer Schweren Pistole Typ Walter SSP (entspricht von den Werten der Ares Predator) und
einem E-Betäubungsstock sowie 2 Betäubungsgranaten.
ò Die Bullizei hat auch andere Granaten in Verwendung,
verlass dich da mal nicht auf die Betäubungsvariante. Hab
auch schon CS-Granaten und Bullen mit Flashern an der
Panzerung gesehen. Die variieren ihr Setup.
ò Kotte
Die Hauptbewaffnung besteht je nach Einsatztyp und
Spezialausbildung des Sonderpolizisten aus einer HK
227X Maschinenpistole, einem Walter SPSG Schrotgewehr (entspricht der Remington), ein FN-HAR Sturmgewehr, einen Armtech MGL-12 Granatwerferr (üblicher
Weise nur zur Aufstandsbekämpfung) oder ein Walter
MA2100 (nur für ausgebildete Scharfschützen).
ò Was für Mun verwenden die denn?
ò ToPaKi
ò Meist Standard, aber immer scharf (außer bei Trouble
im Westen, da greifen sie auch zu E-Mun). Hab aber gehört
dass deren Einsatzfahrzeuge auch immer SpezialmunReservemagazine dabeihaben. Just in case dass man was
Heftigeres trifft.
ò Kotte
ò Mann, die sind ja krass drauf. Warum sind die denn soviel taffer als Normbullen? Und a propos Norm: Wie passen den Zwerge und Trogs in die Uniformen?
Berlin 2071
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ò Lutz
Jeder Sonderpolizist und jede Sonderpolizeiwaffe ist
für Smartfeuer ausgerüstet inklusive einer Zusatzprogrammierung, die es gestattet ein Ziel als „Geisel“ zu markieren, wodurch dieses nicht getroffen werden kann (die
Waffe setzt aus, wann immer sie auf den Körper der Geisel gerichtet ist).
ò Die Aufrüstung scheint nicht jeder zu haben. Oder die
Bullen setzen sie nicht ein. Hab jedenfalls schon Geiseln
niedergehen sehen.
ò Kotte
ò Ja. Aber meist durch die Wumme des Geiselnehmers.
ò Lutz
ò Oder weil in Wahrheit jemand von oben nicht wollte,
dass diese Geisel gerettet wird.
ò Paranoia-Paule
Alle Sonderpolizisten sind zudem via Kommlink miteinander verbunden und üblicher Weise im verborgenen
Modus aktiv. Alle Ausrüstungsteile verfügen über RFIDChips, die per Signal scharfgeschaltet werden können.
Dies geschieht, wenn ein Sonderpolizist zurückgelassen
werden musste oder dieser ein Ausrüstungsteil vermisst.
Die Zentrale aktiviert dann den RFID, um es aufspüren zu
können. An den RFID Chip gekoppelt ist ein Codechip,
der den Abzug der Waffe blockiert, es sei denn der Nutzer
trägt einen Sonderpolizeihandschuh mit passendem RFID
und aktiviert die Pistole durch einen kurzen per PAN gegebenen Einsatzcode.
ò Die RFID/Kommlink-Taktiken der Sonderpolizei machen sie fatal effizient. Aber eben auch angreifbar, wenn
man nen Hacker dabei hat. Wenn der gut genug ist, kann
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Sonderpolizei
der einen aus nem umstellten Haus rausschleusen, immer
schön an den Posten vorbei.
ò Kotte
ò Und wenn man zufällig keinen Hack dabei hat?
ò 2Djunkie
ò Bist du am Arsch. Ganz einfach. Ich mein, klar können die auch nicht mit 3 Mann Standardpatrouilee einen
Block umstellen – aber sie setzen das Verfügbare maximal effektiv ein. Jedes Team wird vom HQ aus von einem
Sicherheits-Taktiker unterstützt und koordiniert – einige
sagen auch jeder Bulle hätte nen eigenen Operator, aber
das ist Totalstuss (viel zu teuer) – und du armes Sau hast
das Gefühl, es sind dreimal so viele Bullen hinter dir her,
weil die immer da auftauchen, wo du grade hinwillst.
ò Kotte
TAKTIKEN
In Schwarzen Zonen agieren Sonderpolizisten minimal in 3er Teams, wobei zwei Polizisten üblicher Weise
MPs und der dritte entweder ein Schrot- oder ein Sturmgewehr hat.
Als Basisfahrzeug arbeitet die Sonderpolizei im Osten
mit einem extrem geländegängigen Panzerwagen ähnlich
dem Humvee (Handling +0, Beschleunigung 5/10, Geschwindigkeit 90, Pilot 2, Rumpf 16, Panzerung 12, Sensor 2). Ansonsten kommt wie bei den meisten Polizeikräften der Roadmaster zum Einsatz.
In der Luft arbeitet die Sonderpolizei mit der etwas
rückständigen LMG-bestückten Wespe. Drohnen werden
aufgrund ihrer hohen Verlustrate nur zum Auskundschaften befestigter Stellungen verwendet oder fliegen sehr
hoch über einem Gebiet, um aktuelle Luftbilder zu erhalten.
BRENNPUNKT: CITY WEST
ò Konoppke
Breitscheidplatz und Gedächtniskirche
Berlin 2071. Blick zum Glasdach der Kurfürstenmall, das
den Hochbau der Westtrasse mit der Dachkante der angrenzenden, meist alten Gebäude verbindet. Im Vordergrund die frühere Schattenläuferin und heutige Inhaberin
der Europacenter-Geschäfts Aggro Style Fashion, Zorá.
Rund um die Gedächtniskirche
Kurfürstendamm und Gedächtniskirche sind insgesamt gut durch die Zeiten der Berliner Anarchie gekommen. Und zwar vor allem deshalb, weil die Geschäftstreibenden der einstigen Westberliner Flaniermeile bereits vor
dem Zusammenbruch der Öffentlichen Ordnung bestens
organisiert waren.
In der heutigen Sechsten Welt wird häufig übersehen, dass es neben den großen Konzernen auch andere
Machtfraktionen gibt, von denen die „Altberliner Familien“ nicht die Geringsten darstellen. Bereits zu Zeiten
des Mauerfalls im letzten Jahrhundert hatten sich die vielen Grundeigentümer und Ladenbetreiber entlang des KuDamms zu einem Interessenverband vereinigt, mit dessen
Hilfe sie der Abwanderung der feinen Häuser und Label in Richtung Friedrichstraße entgegenwirken wollten.
Seitdem hat der Interessenverband Kurfürstendamm seine
Bindungen immer weiter ausgebaut, bis hin zur Aufstellung einer eigenen Sicherheitstruppe, die bei Ausrufung
der Anarchie in Berlin nahtlos die Polizeireviere der Gegend übernahm und weiterführte.
ò Was kaum einer weiß: Die KuDamm Ladenbetreiber
gründeten für ihre Sicherheitstruppe sogar eine eigene
Firma, die KDS (KurfürstenDamm Sicherheits GmbH),
die Mitte der Fünfziger für eine hübsche Stange Geld an
den europäischen KnightErrant-Ableger EuroSec verkauft
wurde. Ares mag keine echte Präsenz in Berlin haben –
aber zumindest über den Umweg KnightErrant-EuroSecKDS haben sie ihre Füße in der KuDamm Mall drin.
ò Konoppke
Der augenfälligste Beweis der Macht und Möglichkeiten der Kurfürstendamm-Gruppe war und ist aber die Errichtung der Kurfürsten-Mall: Die komplette Überbauung
der Shoppingmeile mit der Westtrasse (auch Entlastungstrasse genannt) und einer lichten Glaskonstruktion, unter
der sich das ganze hindurch säureregen- und kältefrei flanieren und shoppen lässt.
ò Wer glaubt, dass die Geldeinnahmen vom Verkauf der
KDS in Zusammenhang mit den Mitteln zum Bau der
Mall-Arkologie standen, liegt goldrichtig.
Rund 12 Jahre nach ihrem Zusammenbruch steht die
Kunstruine der Gedächtniskirche wieder. „Lippenstift und
Puderdose“ hingegen wurden abgerissen und durch zwar
formähnliche, aber moderner inszenierte Kirchenbauten
ersetzt. Der Breitscheidplatz ist heute einer der beliebtesten Plätze der Berliner Westcity, wozu vor allem die
Schließung der Budapester Straße für den Straßenverkehr
(außer Zulieferer) beigetragen haben dürfte. Dass die City West trotzdem nicht den Verkehrsinfarkt gestorben ist,
liegt einerseits an der Westtrasse, andererseits an der Erweiterung der Bismarckstraße/Straße des 17. Juni auf nun
12 Spuren (zu Lasten des Geh- und Fahrradweges – aber
wer geht schon oder fährt Rad?).
ò Im Falle weiterer Verkehrszunahme in der Innenstadt
erwägt man übrigens, nach Vorbild anderer Metropolen
eine Fahrtrichtung auf eine Trassenbrücke über die bisherige Straße zu führen. Somit könnten auf gleicher Fläche
auch 24 Spuren geführt werden.
ò Konoppke
ò Kleines Detail: Der Trassenbau und dessen Abfahrten
kosten auch Platz, du kannst also nicht einfach die bisherige Spurenzahl x2 nehmen. Realistischer Weise würde es
auf 2 x 8 = 16 Spuren hinauslaufen, denke ich.
ò AD/AC
Auf Höhe des verkehrsberuhigten Breitscheidplatzes
öffnet sich die Kurfürstenmall mit einem großzügig angelegten „Zeltvorbau“, bei dem sich das lichte Glasdach
langsam trapezförmig zu den Platzrändern hin bis zur Höhe des 1. OG absenkt. Hierdurch entsteht eine Art Vordach, unter dem die Tische verschiedener Straßencafés
zum Verweilen einladen.
Auch der „Wasserklops“ ist seit 2069 wieder in
Betrieb. Wie früher gelangt man an ihm vorbei zum
Untergeschoss-Eingang des neuen Europacenter, direkt
vorbei am einzigen Taliskrämer des Centers, arteFAQ.
Das „Okkult Outlet“ ist Teil einer seit wenigen Jahren
existierenden britischen Kette metamagischer Buch- und
Bedarfsläden. Während die meisten Zauberkundigen „ihren“ persönlichen Taliskrämer bevorzugen, konzentriert
sich arteFAQ auf magietheoretische Schriften und Chips
sowie preiswerte und dabei durchaus nicht minderwertige
„Verbrauchsartikel“ (Standardkomponenten), die durchaus „nebenbei beim Shopping Bummel“ von (Konzern)Magiern gekauft werden.
Wie ein Relikt der alten Tage, als im Lippenstift ein
„Dritte Welt Laden“ beheimatet war, wirkt im neuen Nebenbau der Gedächtniskirche der Tir Nan Shop mit mehr
oder weniger authentischen elfischen Kunstobjekten sowie Umhängetaschen und Shirts mit keltischen und elfischen Designs.
21
ò Helluwalot
Alle, außer dem Bahnhof Zoologischer Garten, der im
Ruf stand in seinen unterirdischen Eingeweiden einige der
unangenehmeren, aus dem Zoo entkommenen Paracritter
zu beherbergen. Als 2062 ein Bauplanungstrupp trotz bewaffneter Eskorte aus den Tiefen des Bahnhofsbaus nicht
zurückkam, wurde der Bau versiegelt. Der überirdische
Teilbereich des Bahnhofes, der auch heute aktiv genutzt
wird – der alte S-Bahn-Teil – wurde komplett vom Rest
des Gebäudes getrennt. Und da niemand besondere Lust
zu verspüren scheint, den gesperrten Bahnhof rein äußerlich zu renovieren, verfällt die gesamte Anlage zusehends.
Und gilt folgerichtig als echter Schandfleck der in neuem
Glanz erstrahlenden City West.
ò Was bitte sind denn elfische Designs?
ò user404
ò Im Tir Nan Shop alles, was nach einem Mischmasch
von keltisch, indianisch, wicca und Tolkien-Elfenscribble
aussieht.
ò Halb-Zwölf
Bahnhof Zoo
Da der Osten der Stadt noch zu weiten Teilen „Erschließungsgebiet“ (= Anarchenzone) ist, hat sich das
Zentrum der Geschäftstätigkeit in Berlin wieder westwärts verlagert. Was auch dem Bahnhof Zoo zugute kommen müsste. Trotzdem dieser aber inzwischen wieder ein
wichtiger Verkehrsknotenpunkt geworden ist, mag sich
um das Bahnhofsgebäude niemand so recht kümmern.
Anfang des Jahrtausends wurden umfassende Baumaßnahmen eingeleitet, um die ziemlich verschandelte
und verbaute City West neu zu ordnen und ihr wieder ein
geschlossenes Konzept zu geben. Während mit Trapezhaus, Zoo-Fenster und dem 33-stöckigen Focus-Neubau
an Stelle des alten Schimmelpfeng-Hauses echte Erneuerungen vorgenommen wurden, ging man an einige besonders abscheuliche Bauten nur zaghaft heran – darunter
das legendär hässliche Bikini-Haus („Zentrum am Zoo“),
das alte Europacenter und eben der Bahnhofsbau Zoologischer Garten.
Alle drei „denkmalgeschützten“ Bauensemble wurden
mehr oder weniger zaghaft mit Glasumbauten erweitert,
im Falle des Bikini-Hauses wurde sogar eine glasartige Mall quasi über die Hälfte des kantigen 19FünfzigerJahre-Monsters gestülpt.
Ob nun rein zufällig oder mit Hintersinn: Genau diese
halbfertigen, halbdurchdachten. halbherzigen Halbrenovierungen wurden im Zuge der Konzerneroberung Westberlins „versehentlich beschädigt“ und hernach schnellstmöglich abgerissen.
ò Stimmt! Ich erinnere mich. Mann, das war ein running
Gag seinerzeit. Die bösen Anarchistenzellen schienen sich
immer in exakt den Gebäuden zu „verbarrikadieren“, die
irgendwelchen Bauvorhaben der Konzerne im Weg standen . . .
ò user404
ò Lang lebe die Verschwörung der Freimörser!
22
ò Geschichte wiederholt sich, wie mir scheint. Auch in
den Achtzigern des alten Westberlin war der Bahnhof Zoo
ein Schandfleck, ein Ort für Junkies und Straßenstricher.
Ob an den Theorien, dass bestimmte Orte schlicht „böse“
sind, was dran ist?
ò Zwoot6
ò Magische Ortsprägung? Ist längst magiewissenschaftlich bestätigter Fakt. Ebenso wie Wesenheiten in der Sechsten Welt erwacht sind, haben auch bestimmte Orte ihr
„Eigenleben“ entwickelt, und zwar schlicht durch die Art
der Geister, die in ihnen wohnen. Was den Bahnhof Zoo
betrifft, scheinen die Geister des Ortes Inkarnationen von
Verfall, Verkommenheit, Schmutz und Ruin zu sein. Und
diese haben ihre Schergen aus dem benachbarten Zoo und
dem Unrat der Stadt so sicher zu sich gerufen, wie eine
Flamme die Motten anlockt.
ò Legolas111
ò Gott, ich liebe es, elfischen Magiestudenten beim
Schwafeln zuzuhören.
ò Konnopke
ò IST der Zoo denn heute wieder Drogen- und Prostitutionszentrum? Mitten im Kongebiet?
ò DeParTed
ò Konzerner sind IMO sogar die besten Drogenkunden
von allen. Aber das nur am Rande. Betreffs Zoo: Sagen wir
einfach um den Bhf. Zoo drücken sich allerlei zwielichtige
Gestalten herum. Das können Dealer aller Art sein, aber
auch Stricher. Oder Ghule! Was immer in den Schatten
dort umgeht, WILLST du nicht treffen. Glaub’s mir einfach.
ò Der Zoologe
Funpark und Aussichtsrad
In krassem Kontrast zum von Bauzäunen eingegrenzten und vor sich hin oxidierenden Bahnhofsbau stand eine
Weile lang der Hotel- und Fun-Neubau auf dem benachbarten Wirtschaftsgelände, auf dem eine zeitlang das weltgrößte Aussichtsrad stand (das Rad steht da noch immer,
es ist nur nicht mehr das Weltgrößte).
Nach Rückkehr der Konzerne in den Westen wurden
Aussichtsrad und umliegendes Gelände von einem neuen
Betreiber, der Spreeland Funpark GmbH, übernommen.
Da dem Unternehmen das Geld fehlte, umfassende Neubaumaßnahmen vorzunehmen, kam es aber nur zu einer
Teilrenovierung der arg von F-Jahren und Critterbefall in
Mitleidenschaft gezogenen Anlagen.
Auch wollte sich bisher der große Erfolg noch nicht so
recht einstellen, wozu auch einige wenige, aber sehr medienwirksame Unglücksfälle im Zusammenhang mit Attacken von Crittern auf Funpark-Besucher beitrugen.
Heute operiert der Funpark auf Verlustbasis, und das
sieht man ihm auch an. Gut 1/3 der Fahrgeschäfte ist außer Betrieb, der Rest wird von Touristen frequentiert. Nur
das Aussichtsrad erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit,
gestattet dieses doch einen einmaligen Blick auf den gesperrten Zoo und das von Crittern besiedelte Tiergartengelände.
Zoo und Tiergarten
In den Jahren der Anarchie kam irgendeine Naturschutzgruppe auf die glorreiche Idee, die diversen Paracritter aus dem Zoologischen Garten Berlins zu befreien.
ò Naturschutzgruppe? In den Medien waren es Ökoterroristen!
ò user404
ò Und in Wahrheit war es gar keine der etablierten Gruppen, sondern irgendeine Bande von jugendlichen SPINNERN!
ò Konnopke
Zwar sind reißerische Medienberichte darüber, dass
die Critter sich seitdem enorm vermehrt hätten oder sogar
die gesamte Berliner U-Bahn bevölkern würden der blanke Unsinn, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass
einige wenige, dafür sehr gefährliche Critter es geschafft
haben, sich an ihren neuen Lebensraum im und um den
Berliner Zoo bestens anzupassen.
Natürlich ist der Zoologische Garten und der critterverseuchte Teil des Berliner Tiergartens Anlegern und Geschäftemachern in der City West ein Dorn im Auge. Und
mehr als einer blickte voller Gier auf den Grundstückswert des betreffenden Geländes, sobald dieses von allen
Arten gefährlichen Viehzeugs befreit sein würde.
Umso erstaunter war man, dass die in Berlin ansässige
Wendland-Stiftung 2068 das gesamte Gelände übernahm
und zur Sperrzone erklärte. Gesperrt war es zwar schon
vorher, aber nun wurde das Areal mit neuen Mauern, Sensoren und Zäunen gesichert und auch bewacht. Die Stiftung zahlte den ursprünglichen Eigentümern einen symbolischen Betrag – nur um zukünftigen Rechtsstreitigkeiten zu entgehen – und sicherte zugleich den umliegenden
Geschäftetreibern eine Haftungsdeckung für Übergriffe
durch Critter aus dem Zoo-Gebiet zu. Womit jeder Streit
um die Berechtigung, das Zoo-Gelände zu übernehmen,
schnell besänftigt wurde.
Was die sonst eigentlich mit Heimatkunde und Traditionserhalt beschäftigte Stiftung hingegen mit Zoo und
Tiergarten anfangen will, ist und bleibt die große Frage.
ò Jemand eine Idee?
ò Konnopke
ò Ohoo, der Herr Konnopke wissen mal was nicht??
ò Khan
ò Klappe du Bayer, du weißt doch genauso wenig!
ò Konnopke
ò . . . Stimmt. Hast du denn ne Theorie?
ò Khan
ò Ich hab gehört, die Stiftung hat über irgendwelche
Kanäle Wind davon bekommen, dass Aztec auf das Gebiet scharf ist, und das ganze ist ne Art Landgrabbing um
es dann mit deutlichem Mehrwert an die Azzies zu verticken.
ò user404
ò Das klingt erschreckend plausibel für nen N00b . . .
ò Khan
ò Ne andere Theorie ist, dass die Stiftung den Zoo wiedereröffnen will und eingeschritten ist, ehe der auch mörserrenoviert wird.
ò Konnopke
ò Klingt offen gesagt weniger wahrscheinlich als N00bs
Story. Die Stiftung widmet sich was Tradition und Heimatkram angeht eigentlich mehr um ältere Dinge, Archäologiekram und so. Der Zoo müsste denen zu „neu“ sein.
ò Khan
ò Dassde dich da man nicht irrst. Der Zoo ist älter als du
denkst
ò Der Zoologe
Zoo Türme
Die Zoo-Türme sind eines der späteren NeubauProjekte des Gebietes und mit immerhin 26 Stockwerken deutlich höher als die üblichen City-West-Bauten vor
Jahrtausendwende.
Alle drei Türme beherbergen Büros in den oberen Etagen und Geschäfte im Erdgeschoss. Eine Ausnahme bildet der westlichste Turm, der das Zoo Hostel beherbergt,
ein für Touristen gedachtes Sarghotel mit Late Night
Zooblick Lounge im obersten Stockwerk.
ò Geheimtipp: Wenn mal Sarg im Hostel benötigt wird,
twittert eure Sargnummer und ne Geldanweisung für 10
eb/Nacht an 0300-dumpsite. Die Site wird von Hacks betrieben, die den Hostel-Knoten voll 0wnen und für die
Spende das System so beackern, dass deine Personendaten gelöscht werden und eine Einmietung ohne SIN kein
Ding ist.
ò Dumpsite-0wner
ò Merken die das im Hostel denn nicht? Pennt deren Admin?
ò Khan
ò Nee, er ist nur Scheiße (Ex-Website Designer von vorm
Crash) und da das Hostel auf billig macht fehlt das Geld
für ne dezente Systemsicherung. Hehehe.
ò Dumpsite-0wner
Genetique
Das alte Zentrum am Zoo wurde auch Bikini-Haus genannt und war trotz mehrerer Versuche der Verschönerung
ein potthässlicher Verbindungsbau, der sich entlang des
kompletten Nordrandes der Budapester Straße auf Höhe
des Breitscheidplatzes zog.
Das ganze Ensemble wurde in den 2050ern abgerissen
und durch ein neues, modernes Bauensemble ersetzt, das
– wie der „Zufall“ so spielt – durch die Bank weg von
Aztech-Tochterunternehmen belegt wurde.
Brennpunkt: City West
23
Der Gebäudeabschnitt von Genetique ist eine Art
Propaganda- und Showroom der Bio- und NanotechForschugseinheit von Aztech. Hier werden publikumswirksam die Segnungen der Forschung präsentiert, es gibt
eine interaktive Bibliothek „BioLectra“, ein ChipwareCenter „BioKnow“, einen „Auris“ Holo-Showroom,
außerdem eine kleine kommerzielle „ProLife“ BioKlinik für kleinere Implantate und ein „avance“ Jobcenter, bei dem ständig Freiwillige für die medizinische
Forschung bei sehr passabler Aufwandsentschädigung gesucht werden.
ò Ich würde gerne was Verschwörerisches sagen, aber ich
kann nicht.
ò Der Zoologe
ò Hm?
ò Khan
ò Naja, wenn irgendwo das Wort Aztech fällt dauert
es nie lange bis irgendwer düstere böse BlutmagieVerschmutzung-Versuche-an-lebenden-Metamenschen
orakelt. Ich kenne weder die Azzie-Geschäfte in SüdAm noch war ich in letzter Zeit in Spandau, aber der
City-West-Bau ist sauber.
ò Der Zoologe
ò Propaganda-Bau. Hat mit der Realität wenig zu tun.
ò D3sperad0
Trés Chic
Das südamerikanische Fashion Label Trés Chic versucht seit Jahren, im europäischen Markt Fuß zu fassen.
Im übrigen erfolglos. Berlin ist für die Aztech-Tochter
ein Testmarkt, in dem neue Vermarktungsstrategien und
natürlich neue, auf den europäischen Geschmack abgestimmte Schnitte erprobt werden.
Die Berliner Trés Chic Boutique ist ein mehrstöckiges Modehaus mit allen Abteilungen und – als Rarität unter den Modelabels – einer eigenen Konfektionsbateilung
für Unter- und Übergrößen.
ò Wenn Trés Chic sagt „One Size fits ALL“ dann meinen
die das. Eine prima Adresse für modische Kleidung auch
für Trolle und Zwerge
ò GretaZed
ò Sagen wir wie es ist: Die spezielle Abteilung für Überund Untergrößen hat im wesentlichen ein Angebot: Ponchos, Ponchos, Ponchos!!!
ò Zeldaar
ò Was übrigens nicht die dööfste Kleidung ist. Passt vielen Größen, gibt’s in gepanzerten Varianten, und niemand
sieht, was man drunter versteckt . . .
ò Konnopke
Medicare
Mit diesem Medizinzentrum versucht Aztech – erneut
Berlin als Testmarkt verwendend – einen deutschen Ableger von Aztecs Tochter „MediCarro“ zu gründen. Und
somit BuMoNa anzugehen. Medicare bietet weitgehend
identische Leistungen wie der Wettbewerber, das aber für
rund 20% weniger Beiträge. Dafür muss man als Kunde aber in Kauf nehmen, dass Medicares „Gebietsabdeckung“ erst im Aufbau begriffen ist – und der Service
somit aktuell auf den Berliner Westen beschränkt.
24
ò Na geil. Mit anderen Worten: Die Konzerner, die sich
nen teuren Service leisten könnten, kriegen hier noch Geld
reingesteckt. Ich könnt Knochen kotzen . . .
ò Khan
ò Ansichtssache. Ich nicht, wie’s dir geht, aber ICH komme auffallend häufig im Westen der Stadt zu Schaden, und
selten im Osten. Denk mal drüber nach.
ò Konnopke
Von weiterem Interesse ist der Medicare-Bau durch
die im Erdgeschoss angesiedelten Ladengeschäfte, darunter Fastfood-Filialen von SoySea, Aldi-Burger, CurryKebap und die Ultrabillig-Automatenkette SoiSoiSoi, die
NutriSoy zum Selberziehen in über 100 kombinierbaren
Aromatisierungen bietet, außerdem ein Ca$hcenter (betrieben von Bancomext) und ein Fudgees Eiscafé.
ò Meine Lieblingssorte bei SoiSoiSoi ist WalnussLammhaxe-Karamel-Rotwein. Nicht gleich kotzen – erst
probieren!
ò Michi Loin
ò Ich bin schockiert. Das Zeug ROCKT! Nur frag ich
mich: Wie kommt man auf DIE Kombi???
ò Sara Zehne
ò Durch viiiel probieren (und viel kotzen).
ò Michi Loin
Pioneer Cybernetics
Etwas abseits vom Zoo befindet sich die Cyberklinik der Novatech-Tochter Pioneer Cybernetics, die über
einen exzellenten Ruf verfügt. Ein besonderes Feature des
Hauses ist das Cyberia Café mit Blick auf den Pioneer
Showroom und eine beeindruckende Ambient Light Show
und die offen zum Café aufgestellte CyBar, in der man
klrine Einbauten oder Wartungen während eines gemütlichen Cocktails vornehmen lassen kann.
ò Gibt auch ne Happy Hour, immer Dienstags zwischen
18:00 und 21:00 Uhr, während der es zu jedem Einbau
Cocktails gratis gibt.
ò Jim Daniel’s
Theater des Westens
In den Zeiten der Berliner Anarchie hielt sich das
Theater des Westens mit billigen Sex-Revuen leidlich über
Wasser. Heute ist wieder eine professionelle Theatergruppe im Haus beheimatet, die über die Grenzen Berlins hinaus einen guten Ruf hat.
Zum Stammspielplan des Hauses gehört neben einer
furiosen Hologramm-untermalten Urban Dance Inszenierung von Schwanensee die Polit-Posse Alle Diese Leute (ADL) nach Motiven des 2044 ermordeten Stand-UpComedian Rolf Buntschauer.
Von Interesse ist außerdem das seit über fünfzig Jahren
bestehende Lauterbach’s im Untergeschoss, eine dezent
illuminierte Theater-Bar, die auch von den Schauspielern
des Hauses gerne frequentiert wird und daher als Treffpunkt der Theaterszene gilt.
Neues Europacenter
KaDeWe
Nachdem in der Anarchenzeit ein katastrophales Feuer
den alten „I-Punkt“ des Europacenters schwer beschädigte
und die Befreiung des Centers von einer anarchistischen
Terrorzelle 2060 weitere schwere Schäden im Komplex
anrichtete, wurde der gesamte Komplex abgerissen und
zwischen 2062 und 2068 neu aufgebaut.
Das neue Europacenter erstreckt sich nun bis zum Wittenbergplatz hinab, ist aber seinem Kernkonzept als „erste
s Shopping Center am Platz“ treu geblieben. In der gewaltigen umbauten Fläche der „Mini-Arkologie“ befinden
sich 14 Bars, 6 Restaurants, 1 Kino-Center mit 8 Säälen,
1 Wellness-Spa, 1 Hotel mit 64 Zimmern und über 122
Einzelgeschäfte.
Auch das berühmte Kaufhaus des Westens wurde im
Laufe der Zeit stetig erweitert und bildet nun den südlichen Gegenpart zum neuen Europacenter.
Beide Gebäude sind über mehrere über die Westtrasse
hinweg führende Brückengänge miteinander verbunden,
so dass man in der Tat beide Komplexe als eine einzige
Arkologie betrachten kann.
Während das Europacenter zwar ein zentrales Management und zentrale Haussicherheit hat, ansonsten aber
aus lauter unabhängigen Einzelpächtern besteht, ist das
KaDeWe nach wie vor ein, wenn nicht sogar das letzte
Luxus-Kaufhaus alter Prägung in Deutschland.
Legendär ist die kulinarische Abteilung des Hauses,
die Köstlichkeiten aus allen Ländern, exotische Snacks,
gewöhnungsbedürftige Delikatessen und extrem seltene
Zutaten feilbietet.
ò Ich bin noch dabei, nen File mit meinen „Best of“ Tipps
zu tippern. Also mal Geduld . . .
ò Eurobin65
Brennpunkt: City West
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BRENNPUNKT: METROPOLIS
ò Ja. Ein echtes Glanzstück. Wirklich. Gibt kaum nen
schöneren Ort, um im Stau zu stehen. Umgeben von riesigen Werbetafeln zwischen gedrehten Säulen mit integrierten Profil-Scannern.
ò Khan
Berlin 2071. Blick hinauf zum Hauptturm der MetropolisArkologie an der Auffahrt zur Westtangente über dem Kurfürstendamm (einstiger Rathenauplatz).
DIE METROPOLIS
ARKOLOGIE
Zwischen 2056 und 2068 baute die Elia Immo Gruppe
unter Federführung ihres elfischen Star-Architekten Maledrin Elianar über dem Rathenauplatz das Metropolis. Und
schuf damit die ihrerzeit erste und heute noch immer drittgrößte Berliner Arkologie.
Das Besondere an dem Bau ist neben der Kühnheit eines turmartigen Arkologie-Entwurfes an sich – der Berliner Unterboden ist alles andere als geeeignet für schwere
Bauten, wie schon Speer seinerzeit feststellen musste –
dessen Architektur: In scharfem Kontrast zum modernen,
glasverkleideten Einheitsbau oder neufloralen Schnörkeln
aus Lichtfasern und Trapezen setzte Elianar auf Monumentalität – und die Architektur der Berliner Vergangenheit.
ò Ist es eigentlich zutreffend, dass Elianar aus Tir Nan Og
kommt?
ò Khan
ò Sofern das keine Konzernpropaganda ist – es steht aber
zumindest so auf deren VR-Site.
ò Jahwe
So folgt die Außenfassade des Metropolis-Hauptturms
in weiten Teilen der Vorlage von Fritz Langs gleichnamigem Film. Auch im Innendesign nimmt der schwere Entwurf immer wieder Rückgriffe auf die Ära der Monumentalbauten, die er mit Versatzstücken von Prunk früherer
Zeiten – und hier besonders der Glanzzeit New Yorks –
durchmischt.
Das Metropolis bleibt mit rund 280 Metern deutlich
unter der Größenordnung eines Empire State Buildings,
dafür ist das Gesamtensemble aus Hauptturm und umgebenden Arkologieanlagen aber ungleich massiver. Ein
besonderes Glanzstück gelang Elianars Büro – angeblich
unter Zuhilfenahme von Erdelementaren, die zur Verdichtung des Bodens beitrugen – mit der kompletten Umbauung der Berliner Stadtautobahn und der Eingliederung
der Abfahrt Kurfürstendamm/Westtrasse in die Basis des
Hauptturmes.
26
ò Ach ja: Wie isn eigentlich in Metropolis die Kompolitik?
ò Sure
ò Spamzone, wie überall am Kudamm, Also Active
Pflicht.
ò Khan
ò Stimmt so nicht, K. Am Eingang und im Foyer, also am
Übergang zwischen Bahnhofs-Mall und Arkologie ja, danach aber hängt’s vom Pächter ab. Sobald du in ein Geschäft oder nen Club reingehst, ist es deren Türpolitik.
ò Der_Kreuzberger
ò Klugscheißer. Das ist auch am Kudamm so. Das ist
ÜBERALL so. Aber schau mal, wer wirklich von der
„Hauspolitik“ abweicht. Grade mal das 63 minutes, Stop
Motion und 11811.
ò Khan
FAHREBENE UND PARKHAUS
Die Berliner Stadtautobahn führt mitten durch den Fuß
der Metropolis-Arkologie hindurch. Von Norden wie Süden kann man von der A100 abfahren und erreicht – quasi
„im Haus“ – den Rathenau-Kreisel, von dem man entweder Richtung Residenzzone Grunewald, über eine aufsteigende Spirale hoch zur Westtrasse oder über eine Abfahrt
ins unterirdisch gelegene Parkhaus abfahren kann.
Bauort und Statikerfordernisse der Arkologie machten
es leider notwendig, die gesamte Konstruktion des Kreisels inklusive Abfahrten eher schmal zu halten, so dass
der Rathenau-Kreisel als eine von Berlins stauintensivsten
Engstellen gilt.
ABFAHRT GRUNEWALD
Da die Residenzzone Grunewald mit ihren Villen und
neu angelegten Parklandschaften eine reine Konzernzone
ist, führt die Zufahrt zum Grunewald durch eine Sicherheitsschleuse, die mit so ziemlich allem an Sicherheitsscannern (und magischer Überwachung) ausgestattet ist,
was es so gibt.
Und durch die natürlich kein Fahrzeug ohne aktive
RFID-Markierung und Zulassung für die Zone durchkommt.
Sollte es einmal geschehen, dass jemand „die falsche
Ausfahrt nimmt“, wird er nur 100 Meter später (da, wo der
Tunnel aus dem Kongress-Gebäudetrakt der Arkologie ins
Freie führt) einfach über einen Wendekreisel zurückgeleitet (worauf ihn unübersehbare Holoschilder hinweisen).
ò XL unwahrscheinlich, dass jemand falsch abbiegt. Die
Durchfahrt nach Grunewald ist ständig mit Holobarrieren
verschlossen. Nur wenn du nen RFID-Sticker mit der richtigen ID an der Scheibe hast, wechselt die Projektion auf
ein „Willkommen Daheim“.
ò Khan
ò Holobarrieren?
ò Der_Kreuzberger
ò Ja, Mann: Holoprojektionen von Sperrgittern
ò Khan
ò Ah so, dachte schon Kraftfeld oder so.
ò Der_Kreuzberger
ò ???
ò Khan
Sollte er diese übersehen, sind auf folgenden Straßenmetern genug unangenehme Überraschungen im Boden
versenkt, die der Weiterfahrt ein schnelles Ende bereiten.
ò Damit sind vor allem Reifenpiekser, aber auf den letzten Metern auch durchaus Schlagrillen und Panzerbarrieren gemeint. Und die mit deutlichem „Whump“ aus dem
Boden platzen zu sehen, während man mit Vollgas drauf
zu heizt, ist echt kein Spaß
ò Khan
ò Mal passiert?
ò Hahnebüchen77
ò Ja. Waren verfolgt und mussten von der A100 runter,
Kreisel nach oben war dicht, also versuchten wir unser
Glück – und hatten keins. Wir ham überlebt, es sogar irgendwie über die Panzersperren hinweg geschafft (fragt
nicht). Danach haben wir aber nen Abflug in die Botanik gemacht und es mit Müh und Not zum Halensee geschafft. Mussten dann nen Insider-Kontakt bemühen, um
uns rauszulotsen.
ò Khan
Zudem steht ein allzeit besetzter Torposten zur Verfügung, wo man gerne weiterhilft – und auch Fahrzeuge mit
korrekter RFID-Markierung und Zugangscodes, die von
Stil und Geld nicht so sehr nach Grunewald zu gehören
scheinen, gerne mal genauer in Augenschein nimmt.
AUFFAHRT WESTTRASSE
Der Kurfürstendamm ist seit seiner Überdachung und
Einfassung Deutschlands wenn nicht größte, so auf jeden
Fall LÄNGSTE Mall.
Direkt auf dem Mittelstreifen des alten Ku’Damm stehen nun solide Pfeiler, die – etwa auf Dachfirsthöhe der
angrenzenden Häuser – die Fahrbahn der Westtrasse tragen. Welche dem entsprechend direkt über dem Kurfürstendamm verläuft.
Trasse und Häuser sind mit einer gläsernen Dachkonstruktion verbunden, welche die unter ihr flanierenden
Shopper vor Wind und Wetter schützt. Gegen das einst
berüchtige Dröhnen und die Düsternis der Mall wurde
inzwischen eine Deckeninstallation angebracht, die rund
ums Jahr die Atmosphäre eines offenen Himmels mit bestem Wetter (und fliegenden Werbe-Holos) schafft.
Die Trasse selbst bietet keine Abfahrten, bis sie sich
etwa auf Höhe des Nollendorfplatz gabelt und wieder auf
Bodenhöhe absenkt.
ò Da auf jeden Fall dran denken, wenn man mal schnell
Richtung Westen abzuhauen versucht: Bis Nolli gibt’s keine Möglichkeit zu fliehen. Und am Nolli ist nicht rein zufällig ein Polizeirevier mit Verstärkungspunkt der Sonderpolizei.
ò Viper_Max
ò Kann man so pauschal nicht sagen. Klar, wenn du auf
die Karre angewiesen bist, sieht’s übel aus. Kumpels von
mir haben aber in der Situation ihr Fahrzeug einfach mal
auf der Trasse geparkt und sind über die Dächer ab. Keine
Chance denen zu folgen, selbst wenn die raffen wo man
abgestiegen ist.
ò Khan
ò Wie das?
ò Der_Kreuzberger
ò Naja, die Kudamm Mall ist ja eigentlich keine Mall,
sondern nur ne überdachte Straße. Das heißt die umliegenden Gebäude sind überwiegend noch Altbaubestand,
und ein-zwei Häuser weiter bist du definitiv im Altbauland. Und das wiederum heißt im Regelfall eher mäßige
Sicherung, mehrere Zugangswege durchs Haus, teilweise versteckte Dienstbotentreppen und gute Möglichkeiten,
durch mehrere Häuser durchzugehen, ohne das Sensorfeld von Verfolgern wieder zu betreten.
ò Khan
Die Mall selbst ist natürlich völlig verkehrsberuhigt,
ihr Boden dekorativ-klassisch verklinkert und mit Mosaiken verziert worden. Nur alle paar Blöcke führt eine Straßenöffnung den Nord-Süd-Verkehr durch die Mall und ihre kleinen Cafés, während sich fast über die ganze Länge
des Kurfürstendamms eine Tiefgarage erstreckt.
DIE TIEFGARAGE
Um zu verhindern, dass Staugefrustete statt über die
Westtrasse durch die Tiefgarage brettern, ist diese für gewöhnlich in abgeschnittene Zonen zergliedert. Schwere
Brandtore und kleine Poller verhindern die Durchfahrt –
nur zu besonderen Gelegenheiten oder bei (wieder einmal)
drohendem Verkehrsinfarkt in der City West werden alle
Schleusen geöffnet, und es staut sich fröhlich durch den
Berliner Untergrund.
ò Das steht hier zwar nicht, aber die Tiefgarage ist auf
Höhe der Bahntrasse (S-Bahnhof Metropolis/Halensee)
Brennpunkt: Metropolis
27
def. unterbrochen. Bedeutet: Im Entlastungsfall führt eine Abfahrt direkt östlich der Bahnschneide runter in den
Untergrund – und DAS ist übrigens dann auch die einzige
weitere Abfahrt vor Nollendorfplatz (ist nur keine „offizielle“ Abfahrt, weil ja nur Parkhaus-Zufahrt und Notentlastung)
ò Berlin_Racer
von dem, was von „gut unterrichteten Kreisen“ kolportiert
wird: Die Leitung des Yoshiwara Vergnügungszentrums
garantiert umfassende Anonymität und Privatsphäre.
ò Stell’s dir vor, Mann. Stell’s dir einfach nur vor!!
ò Lutz766
S BAHNHOF METROPOLIS
DIE STRUKTUR DER METROPOLIS
Das Zentrum der Arkologie bildet der rund 280 Meter hohe Hauptturm, der auch das Erkennungszeichen und
Signet der Arkologie bildet.
Die Arkologie selbst umfasst aber noch mehrere umliegende Gebäude, die, weit weniger hoch hinausragend,
den Stil des Hauptturms dennoch unterstützen und akzentuieren.
ò Im Klartext: Scheißhässliche Blockbauten im Nazistil.
ò Dörti_Dolores
Leider war es der Elia Gruppe nicht möglich, ein Baugelände auf dem Großen Stern zu erwerben, wo der Turm
eigentlich hätte errichtet werden sollen.
Die Wahl des Standortes über dem Rathenauplatz machte die früher sternförmig gedachte GebäudeAnordnung unmöglich, so dass die den Hauptturm umgebenden Gebäude sich nunmehr eher ungeordnet entlang
der Stadtautobahn und der Westtrasse sowie ein Stück
Richtung Residenzzone Grunewald ergießen.
YOSHIWARA
Benannt nach den Freudenvierteln Asiens und dem
gleichnamigen Vergnügungsviertel im Film „Metropolis“ ist der Yoshiwara-Bereich innerhalb des MetropolisEnsembles eine geschlossene Vergnügungszone exklusiv
nur für Konzernangehörige gehobener Gehaltsklassen und
zahlungskräftige Kunden. Statt einer Kundenkarte erhalten Yoshiwara-Mitglieder einen Pin aus echtem Gold, in
den ein Edelstein und ein RFID-Chip implementiert wurde.
Geschichten von unglaublichem Luxus und unendlicher Dekadenz im Yoshiwara machen zuweilen die Runde durch die News. Überprüfbar hingegen ist das Wenigste
Der S Bahnhof Metropolis hat den alten S Bahnhof
Halensee ersetzt. Der langgestreckte Glasbau ist ein Joint
Venture der Elia Gruppe und der Kurfürsten-Mall Anlieger, die mit dem Bau dieses modernen Luxusbahnhofs die
zuvor hier befindliche Lücke zwischen Mall und Metropolis geschlossen haben.
Nun erst ist es wirklich möglich, zu Fuß, mit Rikscha,
auf Förderband oder mit einem der zahllosen elektrischen
Robo-Scooter trockenen Fußes vom Metropolis im Westen bis zum Ausgang Urania im Osten durch die umbaute
Shoppingwelt Kurfürstendamm zu flanieren.
Was wenige wissen: Unter dem neuen S-Bahnhof befindet sich auch ein unterirdischer Güterbahnhof über den
Mall und Metropolis mit frischen Waren beliefert werden
sollen. Während der Güterbahnhof im Kern bereits fertig ist und auch sein Anschluss an die Mall (über eine
stillgelegte U-Bahnstrecke) bereits vollendet wurde, befindet sich der Tunnel Richtung Tegel noch im Bau. Seine
Fertigstellung ist für 2076 angekündigt. Bis dahin erfolgt
die Anlieferung noch über eine abgetrennte Sektion der
Metropolis-Tiefgarage.
ò Ich hoffe ihr Schattenkiddies schreibt euch das auf: Es
gibt unterirdische Verbindungswege entlang des Kurfürstendamms!
ò Viper_Max
ò Hör mal zu, Ass-Viper, das einzige Schattenkid hier bist
du. GANZ Berlin ist unterkellert, und das oft auf mehr Wegen als den Konzernen bewusst ist. Da ist der Kudamm
echt keine Ausnahme, und PS: Wir brauchen keine ViperFanboys, die uns ECHTEN Läufern sagen, wie’s läuft, tak,
durak?
ò Joe_Bazooka
LOCATIONS IN DER METROPOLIS
Über eine sorgsame Selektion der Pächter haben Bauherr und Architektenbüro dafür Sorge getragen, dass das
bauliche Thema der Arkologie auch in ihrem Inneren fortgeführt wird:
Neben dem neuen Museum zur Filmgeschichte mit
Exponaten vom Dreh des Films, welcher der Arkologie den Namen gab, befinden sich zahlreiche Boutiquen,
Cafés und Shops im Bauensemble, welche thematisch und
stilistisch dem Film oder seiner Ära entlehnt sind.
Ufaplex
Originalbild aus dem Film „Metropolis“.
Die Umsetzung des zentralen Gebäudeturmes erfolgte fast
1:1.
28
Der bombastisch dekorierte Cinemaplex im Metropolis umfasst 14 Spielsääle, wovon 5 VR-, 5 Holo- und 3 RealSim sind. Nur ein einziger Saal ist für klassisches 2D Kino vorgesehen – dieser aber versucht dafür den Glanz und
Geist der alten Kinozeiten heraufzubeschwören. Der Saal
kann durch im Boden versenkte Plattformen unterschiedlich bestuhlt werden und bietet neben einer Nutzung für
Kongresse auch die sehr beliebte „Filmdinner“ Nutzung
an, zu der Sterneköche exzellenter Häuser und Filmklassiker auf großer Leinwand geboten werden.
Murnau-Stiftung
Ebenfalls im Hauptturm angesiedelt und ein Mitträger
der Filmmuseen hier und in Babelsberg ist die MurnauStiftung, die sich der Pflege alter Filmkunst widmet. Die
Requisiten alter Produktionen gerade aus der Stummfilmzeit haben in den letzten Jahren einen Werte-Boom erhalten. Einzelne Objekte rangieren heute auf Augenhöhe mit
Gemälden alter Meister – das goldene Originalkostüm des
Androiden aus Metropolis wird sogar auf einige Millionen
geschätzt (weshalb in der Ausstellung auch nur eine Replik zu sehen ist).
ò Hab gehört, die Murnau-Stiftung tritt inzwischen auch
gelegentlich als Auftraggeber in Erscheinung.
ò Qdam
ò Warum auch nicht. Wo Knete zu machen ist, sind
Schmidts nicht fern.
ò Khan
1927
Das 1927 ist ein ein gediegener, aber öffentlich zugänglicher Danceclub im 16. OG des Hauptturmes mit
Nordblick, in dem sich der bauliche Stil der Goldenen
Zwanziger und modernste Musik- und Lichttechnik mischen und ergänzen. Wie die meisten Locations im „Golden 20ies“ Design verfügt auch das 1927 über diskrete
Nischen und private Logen, was den Club auch als Treffpunkt beliebt macht.
ò Cool finde ich in der AR die virtuellen Kellner, bei denen man seine Bestellung aufgibt. Sind schön animiert,
und man kann zwischen drei Setups wählen (Klassische
Kellner, Hübsche Hostessen und Tricky Toons)
ò Viper_Max
ò Ich hasse Two-Tone Turtle, den Toon-Kellner. Der geht
einem aufn Sack mit seinen Sprüchen.
ò HellToy
ò Mir gefällt Sexy Sarah am Besten.
ò Viper_Max
ò HALLO? Könnt ihr Kiddos euch woanders unterhalten???
ò Khan
Club der Söhne
Benannt nach der gleichnamigen Vereinigung im Film
Metropolis, ist der Club der Söhne sowohl die Bezeichnung der dunkel getäfelten, mit schwerem Ledersesseln
und modernster Technik ausgestatteten Clubräume als
auch der Name des diese Räume beanspruchenden Clubs
von Nachkommen „Wohlhabender Altberliner Familien“
überwiegend aus Charlottenburg und Wilmersdorf.
ò Ja, sollte man nicht vergessen: Nicht alles Geld in Berlin
kommt von den Konzernen. Es gibt ein paar echt mächtige, echt stinkreiche Altberliner Familien, die es echt draufhaben, überall ihre Finger drin zu haben, ohne irgendwo
aufzutauchen.
ò Khan
ò Habe gehört, dass ein paar mehr von denen, als man
statistisch erwarten dürfte, erwacht sind – also Magier und
so. Wohl altes slawisches Erbe.
ò Grigorjev
ò Stuss. Die Familien, die ich meine, kamen erst weit
nach den Slawen hier an. Juden, Hugenotten, Holländer
und so.
ò Khan
ò Dennoch: Von irgendeiner Art von Zaubererloge, der
verschiedene jener alten Familienerben angehören, habe
ich auch gehört.
ò Sabrina_Sehtnur
ò Stuss. Urbane Legende. Straßenparanoia. Genau der
gleiche Stuss wie dass es in Berlin alte Nazi-Verbindungen
gäbe, die mit Hilfe der okkulten Lehren der Nazis von VrilMagie und Ufos und so eine neue Zaubertradition gegründet hätten.
ò Khan
Fredersen
Benannt nach der Hauptfigur im Film Metropolis, ist
das Fredersen ein um ein offenes Atrium gruppierter Esstempel auf 5 Ebenen. Je nach Stockwerk und Sektion des
Fredersen rangiert das Angebot von Cocktails und Finger
Food über Kaffee und Kuchen bis hin zu festlichen Speisen aus aller Welt.
Café Freder
Das gelegentlich mit dem ähnlich klingenden Restaurant verwechselte Café liegt im 16. Stück und ist mit seiner leicht zurückgesetzten Lage vom Atrium fast so etwas
wie ein Geheimtipp. Das Café Freder ist eigentlich mehr
ein Ensemble geschlossener und voneinander abgetrennter Salonräume in unterschiedlichen Dekors, die ebenso
für gemütlichen Kaffee-Plausch wie auch für Präsentationen, Konferenzen oder intime Treffen genutzt werden
können. Mit nur 2 Stunden Vorlauf kann so gut wie jede
Bestuhlung vorgenommen werden, und jeder Salon verfügt über ein riesiges, mit einem goldenen Zierrahmen
eingefasstes Wandgemälde, das sich beim zweiten Hinsehen als Monitorfläche entpuppt und an jedes handelsübliche Komlink zu Präsentationszwecken angeschlossen
werden kann.
ò Mindestens zwei jener Salonräume haben eine astrale
Abschirmung durch pflanzenzellendurchwebte OrgaLife
Tapeten.
ò Imma Druff
Fritz Lang
Das Fritz Lang ist ein beliebtes Straßencafé am
Westende der Mall und damit technisch eigentlich eher
Teil des S-Bahnhofs als des Metropolis selbst. Neben einer guten Kaffee-, Spirituosen- und Speiseauswahl bietet
das Fritz Lang einen hübschen Raum für Tagungen und
Feiern (den Roten Salon) sowie einen großen, terassenartigen Wintergarten mit Blick über Bahnhof und Gleistrasse.
Brennpunkt: Metropolis
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Huppertz
11811
Das Huppertz ist ein Geheimtipp für Musikfreunde
und eine Oase der Ruhe im Bauch der Arkologie. Benannt nach dem Komponisten des Filmes, bietet das Huppertz schummrige Beleuchtung, sanfte Klänge (überwiegend live und überwiegend Klavier oder durch gelegentliche Smooth Jazz Darbietungen) und Drinks sowie kleine,
feurige Häppchen zu – für Charlottenburg – sehr moderaten Preisen.
Neben Josaphat spielt ein Arbeiter namens 11811 eine herausragende Rolle im Film Metropolis – sein Name wird aber im Fall dieses Clubs eher modern interpretiert. Statt ölverschmierter Zahnräder beherrschen modernste Licht- und Holo-Installationen die Welt dieses
Treffs, dem man hohe Popularität unter Konzern-Sysops
und Hacker-Wannabes nachsagt. Die klassischen Stilelemente der Metropolis-Welt finden sich hier in der AR und
in den Hologrammen und Monitoren wieder, wo unablässig programmierte Personas schwere Hämmer schwingen
und sich ein Uhrwerk leuchtender Zahnräder über den
Clubhimmel spannt. Das Ganze hat nach Ansicht mancher
etwas Klaustrophibisches, wozu auch die Vielzahl an verborgenen Nachrichten in der AR beitragen, die von Besuchern als gigantisches, „begehbares Gästebuch“ beschriftet werden kann.
ò Das Huppertz wurde hinter den Kulissen von einem
Schieber namens Rinaldi übernommen, nachdem der Vorbesitzer sich beim Glücksspiel übernommen hat. Rinaldi
macht in Infos, wie man hört, und soll seine Finger auch
in SIN-Sachen drin haben.
ò Nokixel
ò Hörte, der Typ arbeite bei nem Amt oder nem Ministerium und habe daher Zugang zu vielen Datenbanken. Das
Schiebergeschäft macht er nebenher.
ò Khan
ò Unsinn. Sowas machst du nicht nebenher – zweigleisige Arbeit in dem Bereich killt dich. Entweder ist der Typ
auf der Gehaltsliste der BEVAG und verarscht die Schattenleute, oder er ist ein Schieber mit Connections ins Amt.
ò Jamba
ò Oder er ist ein Agent für nen Konzerngeheimdienst,
oder er ist Verbindungsmann der BEVAG für deren dreckige Geschäfte, oder er ist einfach ein verdammt guter Schieber, der unter dem Radar der Konzerne bleibt und deren
Datenbanken abzapft.
ò Nokixel
Josaphat
Das Josaphat hat seinen Namen von der Figur eines revolutionären Arbeiters im Film Metropolis. Stilistisch ist der kleine Club mit angeschlossener Bar folgerichtig nicht an Prunk und Glamour, sondern dem Motiv schwerer Maschinen, überdimensionierter Zahnräder
und Anklängen an die kommunistische Arbeiterrevolution gehalten. Gespielt wird überwiegend Industrial aus den
frühen 2030ern, gelegentlich treten auch UndergroundBands auf. „Echte“ Revolutionäre sind hier aber natürlich
nicht zu finden.
ò Der Autor pauschalisiert mir ein bisschen zuviel. Klar
hängen die Hardcore-Revoluzzer im Anarcho-Osten ab.
Aber mit denen will eh keiner reden. Im Josaphat sind aber
durchaus Leute zu treffen, die es ernst meinen und die nur
noch nen dünnen Schritt vom Sturz in die Schatten entfernt sind. Und einige sind da auch schon drüber hinaus.
An mitlesende Konzerner: Fragt nach Ché. Der hilft euch
beim Absprung.
ò Hugendübel
ò Und weil Ché total bestusst ist, lässt er das auch jeden
wissen und im Schattenland verbreiten.
ò Khan
ò Ich hab nicht gesagt, dass man Ché TRIFFT, nur dass
man nach ihm fragen soll. Der erreicht einen dann schon.
Du musst nicht aus Prinzip ALLES niedermachen, was irgendwer hier schreibt. Gibt noch ein paar Leute MEHR als
dich, die ne Peilung haben, da?
ò Hugendübel
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ò Guter Ort um verborgene Daten und Kontaktinfos zu
deponieren.
ò HAL2001
Herzetod
Der Club Herzetod befindet sich im 37. Stock der Arkologie und damit eigentlich innerhalb des für die Öffentlichkeit geschlossenen Bereichs (von der 35. Etage aufwärts). Die letzten 2 Stockwerke vom Ende des Öffentlichen Fahrstuhls müssen daher zu Fuß bewältigt werden.
Trotzdem ist der Club mit seiner harten, schnellen Musik,
dem ewigen Blitzgewitter, den Gittern und Zäunen und
Käfigen und dem monumentalen Räderwerk beweglicher
Hämmer, das dem Film „The Wall“ von Pink Floyd entlehnt wurde (nebst Bannern und Armbinden des Clubpersonals) sehr beliebt.
ò Die Hämmer sind nicht nur Deko; die sind auch das
Zeichen eines radikal rechten Policlubs, der das Herzetod
zum HQ hat.
ò Linxtrem
ò Ich sage es, bevor Khan es sagt: Stuss. Die Ikonografie
der Hämmer ist nazi-like, das ist auch bewusst so, aber
die Assoziation die du hast ist trotzdem falsch. Ist etwas
schwer zu erklären. Guck dir halt The Wall an.
ò Hugendübel
Stop Motion
Vielleicht der einzige höherklassige Club nur für Trolle, wird das Stop Motion tief in den Eingeweiden der Arkologie gerne von Leibwächtern und anderem Schutzpersonal aus der Arkologie und dem nahen Grunewald besucht. Der Club hat das Ambiente einer Rauchsalons, ist
angenehm dunkel gehalten und alle Möbel sind auf die
Dimensionen der Gäste zugeschnitten. Zutritt erhält man
aber auch als Troll nicht automatisch: Es ist stets die Empfehlung eines Stammgastes vonnöten, der während der ersten paar Besuche auch stets begleitend anwesend sein
muss.
ò Gibt noch ein paar weitere First Class Trollclubs in Berlin, aber nicht im Konzernwesten, stimmt schon. Weiter im
Osten fallen mir noch das 7XL, die Hauergasse (auch für
Orks, die die richtigen Freunde haben), das Pool&Axe und
das Hammerfall ein. Sind alle in Hand des organisierten
Verbrechens, natürlich, aber wirklich sehr schöne und stylische Clubs für „große Jungs“.
ò Khan
Masterman / 63 minutes
In der amerikanischen Überarbeitung des Films Metropolis wurden die Handlungsstränge und mit ihnen die
Botschaft des Filmes komplett geändert. In diesem soliden
Stück Konzernpropaganda der frühesten Tage heißt Fredersen „Masterman“, und 63 Minuten Filmhandlung sind
trotz aller Rekonstruktionsversuche der Murnau-Stiftung
bis heute verschollen. Masterman und 63 minutes sind
zwei getrennte, aber zusammenhängende Locations, wovon die eine (das Masterman) ein um ein mehrstöckiges
Restaurant gruppiertes Sarghotel und das 63 minutes eine
unter dem Masterman gelegene Cocktail Lounge ist.
Beide Locations sind aufgrund einer etwas misslungenen Konzeption (wer will schon beim Essen Leuten zusehen, die gerade aus ihrem Sarg krabbeln) wenig beliebt
und stehen kurz vor dem Aus – das 63 minutes gilt aber
als beliebter Spot für Verschwörungstheoretiker (nicht nur
die fehlenden 63 Minuten betreffend).
Ga-Ga Club
Der größte in der Arkologie zu findende Dance Club
ist das Ga-Ga auf den Ebenen 11 bis 14 (jeweils etwa 1/3
der Turmfläche ausfüllend). Trauriger Weise ist der Erfolg des Clubs gerade dem Aufbrechen der strikten Stil-
vorgabe des Verpächters zu verdanken: Nachdem das anfangs hier befindliche „Thea“ mit seinem nach Wochentag
wechselnden Blend aus Swing und moderner Tanzmusik
binnen drei Jahren scheiterte, wurde mit Ga-Ga ein Pächter gefunden, dem keine Masche zu billig ist, um die eigene Popularität zu steigern. So wurde das exclusive Dekor im Stil der 1920ies rigoros verkleidet, demontiert oder
übermalt, es wurden moderne, konturlose (und leichter
pflegbare) Barmöbel angeschafft, das Musikkonzept voll
auf die aktuellen Charts umgestellt und mit Ga-Ga Radio und Ga-Ga Fashion ein Dreiklang sich gegenseitig
verstärkender Marketingfaktoren geschaffen. Mittlerweile, so kann man sagen, spielt Ga-Ga Radio nicht nur Musik aus den Topcharts des Konzernpop, Ga-Ga bestimmt
diese Charts in immer stärkerem Maße mit und hat mit
dem Kreuzberger Label Ga-Ga Rekordz und der Band
Gi-Ga and the Tish einen ersten hauseigenen Musikerfolg produziert.
ò Da hilft es leider auch nichts zu sagen, dass man Ga-Ga
sein muss, um diese Scheiße gut zu finden . . .
ò Khan
ò Viel schlimmer. „Sei Ga-Ga“ ist deren neuer Slogan!
Die haben aus der Schimpfe über sie nen verdammten
Marketing-Gag gemacht!
ò The_Last_Stones_Fan
Brennpunkt: Metropolis
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BRENNPUNKT: WEDDING
„Der Wilde Wedding“ ist an der Grenze zwischen der
Welt der Konzerne und dem Chaos der Anarcho-Zone.
Obwohl offiziell dem Westen zugehörig, steht der klassische Arbeiter-, Tagelöhner- und Minderheiten-Bezirk keineswegs auf der Prioritätenliste der neuen Herren der
Konzernsektoren.
ò It wuz a / nice fight / in the / Wild Wedding. . .
ò Bomberman
Innerhalb der Neuen Ökonomie Berlins scheint dem
Wedding vielmehr eine nahtlose Fortführung seiner angestammten Rolle bestimmt zu sein: Überall im Bezirk ragen Baukräne in den Himmel, zeugen Schilder von kommenden Bauprojekten, die sich allesamt mit dem Begriff
der „Sammelbehausung“ überschreiben lassen. Wedding
soll ein Bezirk sein, in dem billige Arbeitskräfte für die
alten und neuen Fabriken der Industriesektoren wohnen
und ihr mageres Geld auf konzernwirtschaftliche Art und
Weise zum Lebenserhalt zurück in den Kreislauf spülen
sollen.
Den Weddingern ist dies natürlich bewusst – aber in
einem „Bezirk ohne Hoffnung“ sind Aussichten auf eine bessere Zukunft rar, und das Los eines Billiglöhners
in einem polizeikontrollierten Sektor mit regelmäßiger
Strom-, Wasser- und Gasanbindung (und Müllentsorgung!) erscheint vielen immer noch die bessere Alternative zu den Zuständen im „freien“ Osten zu sein.
So wartete die BEVAG erst kürzlich mit der Erfolgsmeldung auf, dass 85% des im Bau befindlichen Wohnraumes bereits vermietet sei – eine Zahl, freilich, über die
Medienskeptiker nur lachen können, vernichtet doch jedes
Bauprojekt im Wedding zugleich alten Wohnraum, so dass
der steigende Bedarf nach neuen Wohnungen im Wedding
nun wirklich niemanden überraschen kann.
ò Ehrlich gesagt überrrascht sie MICH. Denn von den
100% Mietparteien, die in einem Räum-Haus wohnen,
brauchen danach nur noch 50% nen neuen Mietplatz. Der
Rest ist tot, auf der Flucht oder im KZ!
ò Bomberman
ò Fängstu schon wieda mit dem KZ Stuz an? Ichab dia
doch gesagt das det Stuz is Alda, höma!
ò Jaque Viose
ò Nenn’s wie du willst. Tegel isn KZ. Basta!
ò Bomberman
DER WEDDINGER
Die Bewohner des Wedding sind zum ganz überwiegenden Teil der Unterschicht zugehörig. Seit den Eurokriegen entfällt der größte Teil des überaus hohen Ausländeranteils auf Flüchtlinge aus dem osteuropäischen Raum
(vor allem Polen, Tschechen, Litauer und Russen). Auch
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der Anteil der Metamenschen ist im Wedding deutlich höher als in anderen Bezirken, wobei Orks die größte lokale
Gruppe innerhalb der „Metas“ bilden.
Entsprechend stellt sich auch die Kiez- und PoliclubSzene des Bezirkes dar: Ganze Kieze sind mehr oder weniger strikt nach Nationalitäten bzw. Rassenzugehörigkeiten unterteilt. Reibereien sind an der Tagesordnung. Größere Ausschreitungen sind hingegen eher selten.
ò Klingt ja schwer nach gecopypasted ausm Konzernpropagandablatt! Unterschicht = Ausländer und Metas, und
natürlich sind „die“ gleich so primitiv dass es Clashs gibt.
ò Khan
ò Tut mir leid dass die Realität rassistisch ist, aber das
sind nunmal die Facts.
ò Dante
ò Weiß ich. Trotzdem nervt es mich. Denn: Wenn NormDeutsche auf Metas und Ausländer eindreschen fällt es
aus der Statistik, denn Norm-Deutsche haben ja dafür ne
Uniform an und dürfen das.
ò Khan
ò Solln das fürn Drekargument sein???
ò Bomberman
ò Mann, rechne es doch nach. Wenn du eine Statistik über
„Reibereien“ zwischen Nationalitäten und Rassen erfassen willst, musst du ja wohl auch Clashs zwischen Bullen und Konzernen und Straßenleuten mitnehmen. Tut
aber keiner, denn wenn uniformierte deutsche Norms in
irgendwas reinprügeln was nicht deutsch und Norm ist
ist es ja kein Rassen/Nationslitätenclash, sondern ein Polizeieinsatz.
ò Khan
ò Du, das ändert jetz aber nnix daran, dass der Wedding
in der Statistik abstinkt? LTIC war Wedding auch bei Polizeieinsätzen vorne mit dabei. WEIT vorne
ò Bomberman
ò LTIC?
ò Sp00qd
ò Last Time I Checked
ò Mr. Nosewise
ò Mag ja sein, aber das kommt ja nur weil die Bullen hier
EINREITEN, gezielt UM Auf Fresse zu geben.
ò Khan
EIGENARTEN
Charakteristisch für den Wedding sind neben kleinen
osteuropäischen Cafés und geschlossenen „Vereinslokalen“ der verschiedenen Policlubs vor allem die starke FPrägung des Bezirkes: In fast jedem Haus gibt es private
Kneipen, Hinterhof-Geschäfte, „Produktenlager“ oder ungemeldete Handwerksbetriebe und Geschäfte. Sind diese
Kleinstgeschäfte samt ihrer zahllosen Werbetafeln an der
Hausfront im gesamten Osten ein mehr oder weniger alltäglicher Anblick, sorgt die größere Wifi-Abdeckung des
Wedding für zusätzliche Irritation:
Bar jeder amtlichen Regulierung hat ein Werben um
Aufmerksamkeit der Kleinstgewerblichen eingesetzt, das
Teile des Wedding zu einer vollwertigen „Spam Zone“
macht. Kaum ein Hinterhofgeschäft oder Kellerbordell,
keine Kleingartengenossenschaft oder Textilmanufaktur,
die nicht per aufgerüstetem Trash-PC Spam-Postings per
Wifi in die Kommlinks der Passanten blasen würde. Und
kaum eine Gegend, wo bestehendes Wissen um die Umgehung von Spamblockern so bereitwillig ausgenutzt wird,
dass selbst leistungsfähigere Blocker-Systeme umgangen
werden.
ò Nur falls ihr euch fragt: Ja, hier wurden grade irre Menge Spam rausgelöscht. Keep Schattenland clean!
ò Whit Rogerer
BEHÖRDLICHES
Trotzdem der Wedding auf allen Maps als Konzernsektor geführt wird, ist er de facto noch mehr AnarchoZone als Konzerngebiet. Dem entsprechend ist es auch die
Berliner Sonderpolizei, die für die Sicherheit im Wedding
sorgt. Und das mit sehr viel Nachdruck:
Zu den Hauptaufgaben der SoPo gehört es im Wedding, Wohnblöcke für den Abriss oder die Neubelegung
nach Sanierung „vorzubereiten“ – was im Klartext heißt,
die in der Regel ebenso widerrechtlich dort hausenden wie
auszugsunwilligen Bewohner des Gebäudes aus selbigem
zu entfernen.
ò Inzwischen gibt’s im Wedding recht gute Vorab-Infos
was diese Räumungen angeht. Die SoPo hält natürlich den
Deckel drauf, aber von Seiten der betreffenden Immobilienportale oder Baugesellschaften sickert eigentlich immer
was durch. In aller Regel sind die sogar blöde genug, vorher nen Newsletter rauszuhauen, in dem sie ankündigen
dass „damit gerechnet wird, dass die Bauarbeiten des neuen Wohnparks xyz am so-und-soten beginnen können“.
Da brauchste natürlich kein Genie sein, um zu wissen,
wann die Räumung ist.
ò Susie Sorgenvoll
TAGELÖHNER
Eine weitere Besonderheit des Wedding ist, dass im
Bezirk der innerhalb Berlins größte Teil der Tagelöhner
lebt. Im Rest der ADL fast gänzlich unbekannt, haben megagroße wie kleinere Konzerne im „Rechtsfreien“ Raum
Berlin das „Hire & Fire“ Prinzip weiter- bzw. zum vorgewerkschaftlichen Zeitalter zurückentwickelt:
ò Ach – und anderswo nich oda was?
ò Bomberman
ò Schon, aber nicht in dem Ausmaß und in dieser ungeschminkt offenen Form.
ò Kyle Monologue
Jeweils vor Schichtbeginn fahren aus den verschiedenen Industriesektoren der Stadt und teilweise des Umlandes Pritschenwagen, Busse und Lkws – überwiegend
ohne Markierungen – in den Wedding, um Arbeitswillige aufzusammeln. Hierbei steuern sie gewisse Fixpunkte wie z.B. den Leopoldplatz an, wo Arbeitswillige wie
Verzweifelte zum Teil stundenlang ausharren, um auf ihre Chance für Kurzanstellung zu warten. Arbeit gibt es
zwar genug, doch nie genug für alle: Nur den Stärksten
und Rücksichtslosesten gelingt es, sich bis zum Fahrzeug
der Werber vorzukämpfen – der Rest ist ein tagtäglicher
Wettbewerb um das wenigste Gehalt, die geringsten Erwartungen.
Angeworbene Arbeiter bekommen auf der Fahrt zu ihrem Arbeitsplatz in aller Regel einen RFID-Chip unter die
Haut geschossen, der nach Anstellung wieder entnommen
wird oder sich (angeblich) von selbst deaktiviert. Der Chip
erfasst genau die Bewegung des Tagelöhners auf dem Firmengelände, gewährt ihm Zugang zu den für ihn nötigen
Bereichen, überwacht seinen Puls und seine Bewegungsintensität und alles, was sonst geeignet ist, seine Arbeitstätigkeit zu messen.
Am Ende der Schicht – die oft aus 20-30 Stunden Arbeit und mehr besteht – werden die Arbeiter beim Schichtleiter versammelt, erhalten ihre Kündigung samt „Zeugnis“ über ihre Leistung und ihre Bezahlung, die in der Regel mit irgendwelchen vorgeschobenen Argumenten und
RFID-Statistiken nochmals nachträglich verringert wird.
Sofern die Vereinbarung eine kostenlose Rückfahrt vorsieht, was meist, aber nicht immer der Fall ist, fahren die
Arbeiter danach zu dem Punkt zurück, wo sie aufgegabelt
wurden.
ò Schattenläufer, aufgepasst: das tägliche Durchschleusen immer neuer Arbeiter-Heerscharen durch die Fabriken
schafft natürlich einen idealen Zutrittspunkt für Infiltrationen! Das wissen die Konzerne zwar, aber unterm Strich
sparen sie mit dieser Praxis immer noch mehr Geld, als sie
der gelegentliche Bruch kostet.
ò Khan
ò Ganz so easy wie es sich anhört ist es aber nicht. Klar
kommst du mit all den anderen Arbeitern zusammen rein,
aber den Eingangsscans entgeht kaum ein Implantat, und
erst recht keine eingeschmuggelte Waffe. Selbst dein Komlink wird dir abgenommen und „in einen sicheren Spind
gesperrt“. Plus: der RFID-Chip den du bekommst zeichnet all deine Bewegungen auf und hat je nach Kon ne
ziemlich sensible Anti-Tampering-Vorrichtung (es heißt,
SK würde RFIDs iunter die Haut an der Halsarterie schießen. Die „Knubbel“ am RFID sind kleine, fernzündbare
Treibladungen!
ò Caruso
Diese Praxis, wiederum, führt rund um die Punkte, die
von Werbern angesteuert werden, zu einer blühenden Szene von Destillen, Besauferien und Billigbordellen, um den
Arbeitern das Geld möglichst schnell wieder aus der Tasche zu ziehen. Wie man hört, gibt es zwischen einigen der
Werber bzw. deren Firmen und den Betreibern der Wirtschaften am Sammelpunkt „mafiöse“ Absprachen.
DER LEO
Wenn es so etwas wie das Zentrum des Weddings gäbe, wäre dies der Leopoldplatz samt Müllerstraße als „erste“ (oder eher „erstbeste“) Geschäftsadresse des Bezirkes. Als Faustregel gilt, dass je weiter von den Hauptstraßen entfernt sich etwas im Wedding befindet, desto verfallener und Anarcho-mäßiger ist es auch.
Brennpunkt: Wedding
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ò Äh – hallo, Bornemannkiez??
ò Bomberman
ò Faustregeln haben AUSNAHMEN.
ò Saskia
Nur vereinzelt erheben sich zwischen den verfallenen Wohnblocksneu errichtete Wohnsilos oder von hohen
Mauern umgebene Konzerninstallationen, Letztere vor allem von Pharma- und anderen Biotech-Firmen, denen die
ständige Verfügbarkeit williger Testpersonen vor Ort sehr
gelegen kommt.
NovaTek
Niemand weiß so recht, was auf dem Gelände der Firma NovaTek vor sich geht. Oder was diese eigentlich genau herstellt. Verschiedenen Websites ist nur zu entnehmen, dass sie sich mit technischen Innovationen im Bereich Wifi und VR beschäftigt und die so entwickelten Patente dann an andere Unternehmen verkauft. Das NovaTek
Gelände im Wedding ist von einem 3m hohen Zaun umgeben, der scharf überwacht wird. Der auf dem Gelände
liegende Block 3 ist das einzige Gebäude, zu dem Personen außerhalb der Firma (nämlich: Probanden) Zutritt
haben.
ò Wie – keine Verschwörungstheorien? Ich bin der erste
Poster?
ò Bomberman
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ò Ich würde ja gerne, aber es gibt einfach keine soliden
Infos, und bisher hat mich noch keiner dafür bezahlt, da
einzusteigen. Bei nem früheren Lauf habe ich in nem Knoten mal nebenbei Daten geglimpsed, die sich auf NovaTek
bezogen, sahen aber zu unspannend aus, um sie zu ziehen – nur Patentnummern und Kennziffern irgendwelcher
Käufer.
ò Berlyn Bytes
Veggie-Ville
Die Elianar Gruppe hat außer dem Metropolis in Berlin auch mehrere Wohnanlagen gezielt für elfische Mieter
und Eigentümer entwickelt. Im rohen Berliner Straßenjargon „Veggie-Ville“ genannt, ist die Anlage Sersakhan im
Wedding der Versuch, die von Jahren des Raubbaus und
der Umweltverpestung zerschundenen Grünanlagen der
Stadt zu renaturieren und in ein „intelligentes Wohnumfeld“ einzugliedern. Die Sersakhan-Anlage wurde zwischen 2063 und 2067 gebaut und leistet eine über die Betreiberfirma organisierte „magische Betreuung“, mit deren
Hilfe (und Einflussnahme auf lokale Geister) die umfangreichen Gartenanlagen zwischen den Gebäuden instand
gesetzt werden. Im Gegensatz zu vergleichbaren LuxusAnlagen in anderen Bezirken ist die Anlage Sersakhan auf
den unteren Mittelstand zugeschnitten und somit ein Pilotprojekt für Massenbehausungen unter Berücksichtigung
der Natur. Das ganze Projekt wird seitens der ElianarGruppe natürlich PR-mäßig ausgeschlachtet. Bewohner
der Anlage sehen sich sowohl Aggressionen von NichtElfen wie Elfen ausgesetzt: Erstere, weil diese in der „bevorzugten Wohnsituation“ der Elfen hier Rassismus sehen, Letztere, weil sie neidisch sind. Die „Veggies“ stehen zudem im Ruf, „Hippie-mäßige“ Gemeinschaften zu
pflegen.
Volksbad Wedding
In der Zeit des Status F brach die flächendeckende
Versorgung mit fließendem Wasser zusammen. Zu jener
Zeit erlebten die Schwimmbäder der Stadt eine Renaissance als öffentliche Badeanstalten. Eine Funktion, die
das Volksbad Wedding bis heute ausübt. Im Laufe der
Jahre wurde das eigentliche Schwimmbecken zugeschüttet und durch neue Duschen für 300 und mehr Personen
sowie eine umfangreiche Münzwäscherei ersetzt. Nun, da
die Wasserversorgung im Wedding schrittweise wieder
hergestellt wird, ist das Volksbad von der Schließung bedroht, es sei denn es fände sich ein neuer Investor.
ò Tipp: Wenn du wen taffes ausm Wedding angehen
willst, warte bis er aufm Weg zum Bad ist. Die Schließfächer dort sind unsicher und das weiß auch jeder, deshalb
nimmt kaum einer was Wertvolles mit – Waffen und Foki
und so eingeschlossen.
ò Altaír
Asselkiez
Am östlichen Rand der obigen Karte befindet sich der
so genannte Asselkiez rund um den U.Bhf. Osloer Straße.
Der Kiez hat seinen Namen von einem Hochhaus am UBahnhof, auf dessen Dach die Buchstaben „ASSEL“ weithin sichtbar stehen. Dass der Schriftzug auf dem Dach früher einmal „KASSEL AG“ (ein früher Mobile Marketing
Dienstleister) hieß, ist heute vergessen.
U-Bhf Osloer Straße
Die hier verkehrende U8 Richtung West wird auch
Pendlerlinie genannt, denn sie verbindet den Arbeiterbezirk Wedding mit dem Verschiebebahnhof Zoo, von
wo aus die weitere Verteilung auf die Arbeitsstätten in
Wilmersdorf, Spandau/Gatow und Potsdam erfolgt. Vom
einstmals schicken Design der U-Bahn-Wagen ist auf dieser Strecke nichts geblieben. Stattdessen verkehren kreischende, mit grauen Platten verkleidete und mit Graffittis
überdeckte Werkszüge mit tristen Plastikschalenbänken in
den Tunneln. Um zu den Zügen zu gelangen, muss man
einen bewachten, mit schweren Gittern abgetrennten Bereich passieren. Neben den öffentlichen Zügen der U8 verkehren auf den gleichen Gleisen auch private ZubringerZüge der Konzerne, die über neu angelegte oder wieder in
Betrieb genommene alte Tunnel direkt die über die Stadt
verteilten Fabriken erreichen. Im U-Bahnhof Osloer Straße zu erwähnen ist der Imbiss Swoboda, der russisches
Fastfood zu akzeptablen Preisen und heißen Kwas mit
etwa 12 Vol.% Alkohol in wiederbefüllbaren Tonkrügen
verkauft.
Bierwirtschaft „Zur Assel“
An der Seestraße Ecke Judenstraße gelegen, lädt
die Bierwirtschaft Assel zum Verweilen ein. Man trifft
sich in einem Raum mit einem blassgraurosafarbenen
PVC-Fußboden voller Brandflecken von Zigarettenkippen, durch dessen getönte Butzenscheiben kaum Licht
fällt und dessen Petroleumlampen düster vor sich hin
glimmen. Wände und Decke scheinen von einer Patina
aus Nikotin gelb-braun gefärbt, erst auf den zweiten Blick
erkennt man ein zartes Muster auf der einstigen (Kunst-)
Stofftapete. Auf den Tischen und Stehfässern liegen kleine karierte Deckchen, es gibt Flaschenbier und Schnaps,
dazu Schmalzstullen. Die Kundschaft sind Arbeiter, meistens Orks, und samstags gibt’s Fußball auf der Leinwand
oder Heile-Welt-Filme von der großen Ferne, nach der
sich jeder hier sehnt. Für ein Handgeld gibt’s einen privaten Raum im Obergeschoss – tatsächlich die Wohnstube
des Betreibers – wo man sich trifft um Karten zu spielen
oder diskrete Geschäfte zu besprechen. Wenn das Wetter
es zulässt, werden die Fenster zur Ecke hin geöffnet, um
ankommende Laster aus den Fabriken der Konzerne zu sehen. Dann leert es sich in Sekunden, während die Arbeitssuchenden nach draußen drücken, ehe ihre Plätze von den
abgekämpften Arbeitern von den Pritschen eingenommen
werden.
Jüdische Klinik Berlin
das Krankenhaus hier ist alt und schon seit langer Zeit
in Jüdischer Hand. Unbeeindruckt von den um das Haus
wogenden historischen Veränderungen wird hier seit weit
mehr als 100 Jahren medizinische Hilfe angeboten, und
somit erfreut sich die Klinik einiger Beliebtheit. Trotzdem
gibt es natürlich Fälle, die hier abgewiesen werden, meist
wegen Überbelegung oder mangelndem Geld der Patienten. Für alle „Abgewiesenen“ haben sich in den Häusern gegenüber der Klinik, die ganze Judenstraße entlang,
Ärzte, Knochensäger, Wundstecher und Heilkundige aller
Couleur eingerichtet. Auch weil die Klinik über eine eigene Stromversorgung verfügt und die Judenstraße vom Klinikgelände aus nachts „mitbeleuchtet“ wird, gilt die engere Umgebung der Klinik als „bessere Adresse“ im „freien“
Wedding. Gerüchte, nach denen die Klinik nur jüdischen
Patienten offenstehen würde, sind Unfug.
ò Vertrau Doktor Dau! Judenstraße 11, Hinterhof links, 3.
Stock.
ò DerBravePatient
Schaering Zentrum für Seuchenforschung
Um Überleben zu können, musste die Jüdische Klinik sich 2058 verkleinern. Das abgestoßene Gebiet wurde von einer koreanischen Holdinggesellschaft aufgekauft
und bald darauf an ein medizinisches Forschungsunternehmen namens Klaas & Witt verkauft, das 2068 von
der Schaering MedTech Gruppe aufgekauft wurde. Diese betreibt nun im Wedding eine in den ADL führende
Forschungseinrichtung für Seuchenschutz und stellt mit
ihrem Probandenprogramm einen wichtigen Weddinger
Arbeitgeber dar. Zuweilen sieht man überwiegend metamenschliche Aktivisten im Umfeld des Zentrums gegen
die Ausbeutung von Metamenschen für „Tierversuche“
protestieren. Auch dass Schaering vorhabe, die „Seuche“
der Goblinisierung zu bekämpfen, wird immer wieder behauptet.
Brennpunkt: Wedding
35
ò Diese Aggro-Demonstranten nerven mich. ECHT. Da
wirste bepöbelt und beschimpft, einmal haben se mich
vom SZ gleich zur Klinik rüberwuchten müssen, weil ich
von nem Dreckspflasterstein ne Platzwunde anner Omme
hatte. Hey, man, schön, dass ihr alle so viel freie Zeit habt,
um hirnlos auf Demos zu rennen. Schonma dran gedacht,
wie ich sonst meine 3 Blagen durchfüttern soll? Schaering
zahlt mir 15 fürn Piekser im Arm, 50 fürn Eingriff wo se
Gewebe entnehmen tun, 100 im Monat wennse mir was
geben oder einpflanzen tun. Der perfekte Job für nen alleinerziehenden Pa!
ò Wassil3554
Schillerkiez
Westlich am Volksbad Wedding beginnt der Schillerkiez, der sich rund um den gleichnamigen Park erstreckt. Der Schillerpark war einst eine grüne Oase in
der Stadt – in den Jahren des Status F wurden aber sämtliche seiner Bäume von umliegenden Hausgemeinschaften gefällt und zu Brenn- oder Bauholz verarbeitet. Heute
erhebt sich der Treffpunkt Schillerdenkmal über einer
kahlen Matsch- und Flechtendecke, die von einer kleinen
Schar von Jugger-Begeisterten als Trainingsplatz und Arena verwendet wird. Als „Chef“ des Kiezes und inoffizieller Oberboss der Gangs im Kiez gilt ein abnorm riesenhafter Troll namens Schiller, der sich in vergessenen Tunneln
unter dem Schillerdenkmal eingenistet hat.
Westlich neben dem Park befindet sich eine Reihe von
6 Altbauten, die zusammen das Orkheim bilden. Hierbei handelt es sich um eine „geschlossene Wohngemeinschaft“, die sich weitesgehend autark gemacht hat: Kinder
der hier wohnenden Ork-Familien werden durch im Haus
wohnende Ammen und Lehrer orkischer Abstammung betreut, es gibt eine Kleidermanufaktur als hauseigenen Arbeitgeber, mehrere Produktenwohnungen und Läden, eine Werkstatt und in den Hinterhöfen werden Hühner und
Kleinvieh gezüchtet und im Schillerpark etwas Gemüse
angebaut. Man kennt sich, hilft sich gegenseitig und unterhält sogar eine Sterbewohnung für greise Orks jenseits
der 40.
ò Es sollte bei all dem „die guten Orks helfen sich selbst
Blabla“ mal erwähnt werden, dass die Orkheim -Orks
auch mal ganz gerne als Horde umherziehen um zu plündern oder wen umzumoschen. Tun se zwar nicht nur aus
reiner Lust an der Gewalt, aber das Interesse des Heims
sehen die einfach über allem anderen – inklusive deinem
Recht zu leben, wenn die grad nicht genug Geld haben, deren Kids hungern und du nen Zwanni in der Tasche hast.
ò Bomberman
Aldi Real Center Schillerpark
Das größte Einkaufszentrum im Wedding ist das Center Schillerpark, das neben einem Aldi Real gigantischen
Ausmaßes auch mehrere Imbisse, Lokale, drei Cafés, eine Kampfsportschule, eine Kegelbahn und ein großes
Getränkeabholzentrum beherbergt. Die Security ist nach
mehreren Plünderungen während der frühen Tage der
Konzernherrschaft deutlich aufgestockt worden, und im
Erdgeschoss erweckt das Center mehr den Eindruck eines
Bunkers – ein wenig schönes Aushängeschild, dem man
zunehmend mit Trideoprojektoren zu Leibe rückt.
36
Krematorium Seestraße
Zu den wenigen von der öffentlichen (Konzern-)Hand
unterstützten Betrieben im Wedding gehört das Krematorium, in dem an jedem Tag der Woche zwischen 12 und
22 Uhr Leichen zwecks Entsorgung gegen einen geringen „Finderlohn“ abgegeben werden können. Die Abgabeprämie für Tote wurde zuletzt von 20,– auf 6,– gesenkt,
in der Hoffnung, damit die Grenze endlich unterschritten
zu haben, für die Leute bereit sind aus eigener Kraft für
„Nachschub“ zu sorgen. Wie man hört, werden seit Neuestem auch ältere Leichen abgegeben, die zuvor aus anderen Städtischen Friedhöfen zum Teil im großen Stil ausgegraben wurden. Man spricht sogar von einer „Weddinger
Leichenmafia“, die von den Medien scherzhaft als „Ghula
Nostra“ oder „Yaghula“ bezeichnet wird.
Berliner Büchergilde
Zu den Einrichtungen, die am Schlimmsten von den
Verwüstungen und Brandschatzungen in der Zeit des Status F betroffen waren, gehören neben Museen und Galerien auch Bibliotheken. Während bei ersteren reichlich Kunstfreunde und geldkräftige Mäzene zur Verfügung standen, um die wertvollen Gebäude zu sichern oder
Objekte auszufliegen, blieb die Mehrzahl der Bibliotheken sich selbst überlassen. Die Berliner Büchergilde ist
ein policlubartig organisierter Verein, der sich der Bewahrung antiquarischer Bücher (= vor 2000 erschienen) verschrieben hat. Die Gilde unterhält im ganzen Stadtgebiet
einzelne Häuser, die ausschließlich Mitgliedern der Gilde zur Verfügung stehen. Gildenfremde können auch Einsicht in die historischen Schriften erlangen, müssen dafür
aber „Tagesmitgliedschaften“ antreten, die wahlweise um
die 750,– kosten oder „im Tausch“ gegen für die Gilde
interessante Bücher erfolgen.
ò Wie jetz – ich reich denen nen zerfledderten Harry Potter rüber, und dafür bekomme ich Infos?
ò Fredd
ò Wer zum Geier ist Harry Potter???
ò Bomberman
Club Backdoor
Das Backdoor liegt in einem Hinterhof und zieht sich
durch eine Reihe früherer Kohlenkeller, deren Wände und
gewölbeartige Ziegelsteindecke größtenteils im Originalzustand belassen wurden. Der Besitzer des Clubs, ein Ork
namens Karlov, ist begeisterter Automechaniker, der über
sein Hobby in Kontakt zu verschiedenen Metallkünstlern
gekommen ist. Diese haben im Laufe der Zeit allerlei
Skulpturen (meistens aus Schrott) geschaffen, die nun im
Backdoor ausgestellt bzw. als Einrichtung benutzt werden. Der Club hat keinen Strom, die Beleuchtung erfolgt
durch Kerzen oder Petroleumlampen. Musik kommt, so
überhaupt, von einem verstimmten Klavierautomaten.
Dr’aesis
Das Dr’aesis ist der heißeste Dance Floor im Wedding.
Sagt die Werbung. Und man ist geneigt, zuzustimmen.
Gelegen in einer aufgegebenen Lagerhalle mit darüber liegendem Verwaltungsbau, umfasst das Dr’aesis insgesamt
5 mehr oder weniger voneinander getrennte „Zonen“, die
unterschiedliche Musik (und Lautstärken) bieten.
Schattenmarkt Osramhöfe
Schon zu F-Zeiten hat sich in diesen alten Industriehöfen ein bunter Basar mit allerlei legalen, halblegalen und
gänzlichen illegalen Gütern eingerichtet, und aktuell sieht
es nicht danach aus, als würde dieser allzu schnell zu Ende
gehen. Verantwortlich hierfür ist neben dem großen Zuspruch der Weddinger Bevölkerung die hinter dem Schattenmarkt stehende Russenmafia um die Schieberin Nadjeska, die auch „die Drachin“ genannt wird. Wie in vielen von der Russenmafia kontrollierten Anlagen existieren auch in den Osramhöfen nicht nur Lager und Verladehallen, sondern auch mehrere Stoffmanufakturen, die Fälschungen von Designerlabels produzieren oder aber Zulieferer der Labels sind (oder beides).
Tanzlokal Molotov
Das Molotov ist eine urige Besauferia, in der überwiegend geistige Wirrköpfe, Umstürzler und Verschwörungstheoretiker abhängen. Nur sonntags scheint sich die Lokalität ihres „Tanz-Bezuges“ zu erinnern, denn dann spielen
(meist osteuropäische) Musiker zum Tanz auf, und lautes
Klatschen und Stampfen ist oft in der ganzen Straße zu
hören. So etwas wie eine Institution im Lokal ist der geisteswirre Volker, der – meist an der Theke stehend – vor
sich hin brabbelt und dabei des öfteren proklamiert, dass
früher alles besser gewesen sei. Da er in diesem Zusammenhang öfters den Eindruck erweckt, das 20. Jahrhundert zu meinen oder diesem sogar zu entstammen, wird er
belächelt und ignoriert.
Turiner Kiez
Zu den ersten „befriedeten“ Wohnanlagen des Weddings gehört der Turiner Kiez entlang der Müllerstraße, der auch in F-Zeiten als „kontrollierter“ Kiez galt.
Grund hierfür ist ein rascher Zusammenschluss der örtlichen Hauseigentümer gewesen, die in Rekordzeit nach
Verkündung des Letzten Gesetzes und Abzug der Polizei eine Übereinkunft mit den Mietparteien zur „gegenseitigen Unterstützung“ trafen. Damit war die so genannte „Enklave Turin“ quasi Modell und Vorbild für andere Zusammenschlüsse von Hausgemeinschaften, Blöcken
oder Straßen – selten aber erreichten andere Genossenschaften die klare Organisation und vor allem die Effizienz des Turiner Kiezes. Mit Rückkehr der Ordnung in den
Berliner Westen gründete sich die Enklave umgehend als
genossenschaftliche Immobilien-Gruppe, unterdessen die
„Kiez-Miliz“ als „Wedding Sicherheits GmbH“ umstrukturiert und neu gegründet wurde. Auch hiermit ist der Turiner Kiez wieder in der Vorreiter-Rolle, stellt er doch eine
Alternative zur Umwandlung „von oben“ dar: Der Kiez ist
heute eine nach Konzern- bzw. ADL-Recht gültige und ordentliche Genossenschaft (bzw. Firma), die auf der Prioritätenliste der Sonderpolizei nicht einmal auftaucht. Es
besteht somit die Hoffnung, dass ein kommender Investor
das Viertel nicht niederlegen, sondern die weitestgehend
gut gepflegten Objekte samt intakter Hausgemeinschaften
aufkaufen und übernehmen wird.
ò Zu erwähnen wäre hier noch das Restaurant „Nachbarschaftstreff“, wo die Bewohner bzw. die Vorsteher der
Einzelhäuser ihre Blockbesprechungen durchführen. Ist ne
nette Pinte, deutsch und sauber.
ò Bernd der Borg
Berliner Kreditanstalt
Unter dem Status F stellte der Zahlungsverkehr und
die Bereitstellung von Zahlungsmitteln eines der größten Probleme dar. Jedenfalls für jene, die wenig zum direkten Tausch anzubieten hatten oder die Transaktionen
z.B. mit Online Shops und Diensten von außerhalb Berlins
vollziehen wollten. In diesem Milieu gingen einige lokale Bankhäuser bankrott oder zogen sich aus der früheren
Hauptstadt zurück. Als Gewinner blieb die Berliner Kreditanstalt übrig, eine aus Angestellten früherer Berliner
Bankhäuser gegründete Genossenschaftsbank und quasi die einzige erfolgreiche deutsche Bankgründung nach
2050. Natürlich wirft man der Kreditanstalt vor, bis über
die Hutkrempe mit dem organisierten Verbrechen zu kooperieren – aber möglicher Weise fällt das auch unter die
„innovativen Geschäftslösungen“, welche die Kreditanstalt in ihren Wifi-Anzeigen anpreist.
ò Voll krass! Kann es sein, dass im Wedding so gut wie
ALLES „mafijös“ ist?
ò AOL4655-45655-23105-B
ò Du merkst alles. Aus dir wird maln ganz Großer. . .
ò Bomberman
Café Kropotkin
Das Kropotkin ist ein kleines, rot gestrichenes Café
mit integrierter Bäckerei und hauseigener Brennerei, das
sich in der Gegend einer hohen Beliebtheit erfreut. Speziell bei gutem Wetter, wenn die Glasfronten des Cafés
komplett ausgehängt und weggetragen werden und ein
großer, zur Straße hin offener Café-Raum entsteht, der mit
alten Berliner Möbeln bestückt ist, kann man sich in der
Tat hier sehr behaglich fühlen. Im hinteren Teil des Cafés
existiert zudem eine Zeile mit 5 Web-Terminals des russischen Anbieters NowaPrawda, der in Hackerkreisen wegen seiner ganz passablen Anonymisierung von Zugangsdaten sehr beliebt ist.
Schildermalerei Wichmann
Mag das Wifi auch langsam nach Wedding hineinreichen: Noch funktioniert 80% der hiesigen Werbung über
Schilder, Fahrzeugbeschriftungen, Litfass-Säulen und die
wiederentdeckten „Sandwich-Männer“, die mit Werbeschildern vorne und hinten durch die Gegend laufen.
Wichmann ist eine der ältesten Berliner „Werbeagenturen“ der F-Zeit, die viele Werbeformen der frühen Industrialisierung neu entdeckt und in die Jetztzeit übertragen
hat. Über seine zahlreichen Dienste für Kleinstunternehmer und Hinterhof-Firmen in Berlin verfügt Wichmann
zudem über das wohl größte Archiv „inoffizieller“ Firmen
in Berlin.
Die Critterkiller
In diesem Büro können Fachleute zur Beseitigung unerwünschter magischer Kreaturen bestellt werden. Die
Bezahlung richtet sich dabei nach einem für Außenstehende schwer zu durchschauenden Schlüssel, der die verschiedenen Critter in unterschiedliche Gefahrenklassen
einordnet und in Bezug zum umgebenden Territorium
Brennpunkt: Wedding
37
setzt. Wem die Dienste der Critterkiller zu teuer sind, kann
stattdessen im Shop nützliche Ausrüstung zur privaten
Critterjagd erwerben und sich zum Kauf gute Ratschläge
für das Vorgehen holen.
ò Wenn ihr die CKs heuert, fragt nach Lazarus. Ist der
verdammt beste Critterjäger im Wedding, vielleicht in der
ganzen Stadt.
ò GhandiIV
ò War das der, der dieses Vieh – Name vergessen – unterm Bahnhof Zoo gebustet hat? Der wo das BEVAGKopfgeld in Höhe von 10K abkassiert hat? Ich dachte der
wäre längst inner Südsee oder von nem Großkonzern geheuert worden
ò Rote Socke
ò Nicht ganz. Er hat die 10K nur reinvestiert, die Hälfte in Equipment, die andere Hälfte in nen Anteil der CK.
Ist jetzt Miteigentümer. Naja, mehr stiller Teilhaber. Wird
aber nur gegen Extra-Kohle auf Jagd mitgeschickt. Und
sein Auftragsbuch ist dick voll.
ò Usus
Urban Fashion
Neben Aggro-B ist Urban Fashion das bekannteste
und populärste Berliner Fashion Label. Keine Frage: Der
Ruf von Berlin unter dem Status F hat zu einer gewissen
Legendenbildung außerhalb der Stadt geführt. Das Wort
„Made in Berlin“ hat einen ganz eigenen Sex Appeal bekommen. Spricht von Gefahr und Gewalt, wilder Freiheit
und Individualismus – alles Elemente, die Aggro-B und
Urban Fashion perfekt zur Selbstinszenierung und Massenvermarktung verwendet haben. Ursprünglich entstanden aus dem Versuch, stabile (und wenigstens teilweise kugelsichere) Alltagskleidung für das Leben in Berlin zu schaffen, sind Urban Fashion ebenso wie AggroB Produkte absolute Renner nicht nur auf der Straße,
sondern auch unter Konzernkids und Club-Größen. Und
das außerhalb Berlins noch weit mehr als in der Stadt
selbst. Kennzeichnend für den Urban Fashion Style sind
Langnieten, verstärkte Einsätze an Ellbogen und Knien,
an urbane Tarnmuster angelehnte Farbentwürfe, markige
Sprüche und eine Vielzahl von Gurten oder Halterungen,
an denen sich „Urban Equipment“ (wie Waffen und Municlips) anbringen lässt. Im Gegensatz zur eher praktischmilitärisch geprägten Urban Fashion geht Aggro-B stärker
in Richtung Street Style und bedient sich intensiv DesignVorlagen aus dem Gebiet Phaze- (ein Blend aus Industrial
und Hip-Hop), Skater-, Parkour- und Street Fighting Style. Im Urban Fashion Store in der Müllerstraße ist selten
die aktuellste UF-Kollektion zu haben (die wird ja schließlich für das zehnfache Geld außerhalb Berlins verkauft),
dafür gibt es hier solide UF-Mode aus dem letzten Jahr
zum geldbörsenfreundlichen Preis.
Imbiss Pilvodnik
Dieser Imbiss offeriert neben Borschtsch und Wodka
auch andere Imbiss-Spezialitäten aus Osteuropa, man ist
sich aber auch durchaus nicht zu Schade für Berliner Curry (auf Soy-Basis) oder Schabulle (eine Berliner Spezialität aus scharf gewürztem Soya mit viel Ketchup und Zwiebeln in einem Fladenbrot).
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Plättstube
Hierbei handelt es sich um eine Bügelstube, eine
Dienstleistung, die eine Zeit lang schon ausgestorben war,
um in Berlin unter dem Status F plötzlich neu belebt zu
werden. Egal ob Bettwäsche oder Anzug – hier kann man
seine Textilien entweder glätten lassen oder an einem der
Münzbügler selbst sein Glück versuchen (es wird empfohlen, auf die Fingerkuppen aufzupassen!)
SexMax
Ein Pornoladen, wie es ihn in großer Zahl überall auf der Welt gibt. Ist für Leute außerhalb Berlins insofern erwähnenswert, da die in Berlin gültigen bzw. lange Zeit eben nicht gültigen Gesetze auch
den Weg für illegale Praktiken bewerbende Produkte/Magazine/Chips/SimSinns bereitet haben, die inzwischen zwar unter die Ladentheke bzw. in abgesperrte Hinterräume gewandert, aber keineswegs verschwunden sind.
Das SexMax bildet an der Müllerstraße die Markierung zum südlich angrenzenden Leopoldkiez, der sich
rund um den Leopoldplatz erstreckt und der daher im
Kiezleben einen herausragenden Platz einnimmt. Auf dem
Leo ist immer etwas los – fliegende (und fliehende) Händler bieten Waren an, oft aus dem Kofferraum heraus, mal
zeigt ein Illusionist seine Künste, während sein Kollege
die Gaffer bestiehlt, dann und wann gibt es Musikfeste,
ein Zirkus baut sein Zelt auf oder irgendwer demonstriert
gegen irgendwas. Zu festen Zeiten kommt das Treiben um
den Platz ins Stocken, etwa wenn von der neuen WeddingMoschee herab zum Gebet gerufen wird oder wenn die
SoPo mal wieder Härte demonstrieren und die Händler
verscheuchen will. Den Rest der Zeit lungern Trauben
von Tagelöhnern um Schnapsverkäufer und Kaffeeschütten herum und warten auf Busse und Trucks der Konzerne.
ò Wenn ihr mal dringend heiße Ware loswerden müsst,
schaut euch auf dem Leo um nach nem alten osteuropäischen Laster mit roter Lackierung und schwarzer Pritschenabdeckung. Der steht meist abseits etwas hinter der
Nazareth. Wenn da nen Typ an der Rückseite rumlungert,
der aussieht wie Scheiße die Latzhose trägt und nen Basecap mit „Wild Wedding“ aufhat, dann is das Pjotr, von
seinen Leuten freundlich meist „Sackratte“ genannt. Der
zahlt zwar beschissen – etwa ein Zehntel von dem was es
wert ist – aber du bist den heißen Kram los, und er vertickt
das Zeug so schnell weiter, dass die Spur nicht mehr zu dir
zurückführt.
ò Khan
ò Was für ne Scheiße isser denn? Elfscheiße? Orkscheiße?
Zwergscheiße?
ò Bomberman
ò Ah, gut das du mich erinnerst: Normscheiße
ò Khan
ò Hey danke auch Khan. Deinen Dreck kannste in Zukunft woanders vertitschen!
ò Sackratte
U-Bhf. Leopoldplatz
Der U-Bhf. Leopoldplatz ähnelt dem Osloer Bahnhof.
Auch hier sind die Eingänge versperrt und um regelrechte
Überwachungsschleusen ergänzt worden, auch hier fährt
von früher zwei Linien heute nur mehr die U8, auch hier
drängen sich in den schlecht gelüfteten Bahnsteighallen
kleine Cafés und Geschäfte, die für das Privileg, hier ansiedeln zu dürfen, sowohl den Konzernträgern des Bahnhofes als auch der Slawenmafia Geld zahlen müssen (der
Begriff „Slawenmafia“ ist hier kein Irrtum, da in der Tat
Verbrecherorganisationen aus Russland, Polen, Tschechien und Ungarn um die Kontrolle der U-Bahn-Märkte ringen, oft mit blutigen Auseinandersetzungen)
Neue Weddingmoschee
die „vordere“ der beiden Kirchen mit Blick auf den
Leo ähnelt einem Tempel nach griechischem Vorbild. Wie
immer sie früher hieß, ist inzwischen vergessen, denn
2012 war sie eine der ersten Berliner Kirchen, die offiziell
von der muslimischen Gemeinde gekauft und in eine Moschee umgebaut wurde. Soweit man sich erinnert, stand
die Häufung jener Umwandlungen in Zusammenhang mit
dem Erbe eines unglaublich reichen Ölfürsten, der sich
kurz vor seinem Tod mit seiner Familie zerstritt und seinen
gesamten Besitz „Allah“ in Gestalt ausgewählter muslimischer Gemeinden machte. Im Laufe der Jahre und speziell
unter dem Status F fand aber eine immer größere Unterwanderung der Gemeinde durch Syndikate aus dem Nahen Osten statt (von den Medien zuweilen irreführend als
„Jyhadisten“ bezeichnet), die auch heute noch um Kontrolle der Hinterlassenschaften jenes „Kalifen“ ringen, der
in Anlehnung an eine mythische Figur zuweilen auch als
„Mann vom Berg“ (oder ähnlich) bezeichnet wird. Es ist
etwas unklar, wieviel Wahres an diesen und anderen teils
überzeichneten, teils diffamierenden, teils rassistisch motivierten, teils romantisierten Behauptungen über die Gemeinde und die Wedding-Moschee dran ist. Fakt ist aber,
dass die Berliner Konzerne diesen „Herd von Unruhe“ lieber heute als morgen beseitigen würden.
Nazarethkirche
Die zweite Kirche am Leopoldplatz ist nach wie vor
„in Hand der Kirche“, was in diesem Fall eine „Freie Christengemeinde“ der Pfingstbewegung um den charismatischen Frederick Drömmel meint. Anders als manch andere Neupflingstler der Nach-2050er propagiert Drömmel
keinen flammenden Hass auf Homosexuelle und MetaMenschen, sondern er konzentriert sich in seiner Arbeit
auf eine Kritik am herrschenden politischen und wirtschaftlichen System und die Widersprüche zwischen der
gegenwärtig akzeptierten gesellschaftlichen Lebensweise
und dem Wort der Bibel. Kritiker werfen Drömmel vor,
hintenrum genauso rassistisch und intolerant wie andere
Neupfingstler zu sein und arme Leute mit dem Versprechen auf „materiellen Wohlstand durch Gottes Hilfe“ zu
ködern (was erstaunlich gut funktioniert), tatsächlich vorwerfen bzw. nachweisen kann man ihm aber nichts. Allerdings herrscht zwischen Kirche und Moschee nicht nur ein
Konkurrenzdenken, sondern ein regelrechter Kalter Krieg,
der im Laufe der letzten Jahre auch zu einer steigenden
Zahl von Gewalttätigkeiten geführt hat – meist nach besonders „flammenden“ Reden der einen oder anderen Seite.
Trümmergrab
Das Trümmergrab umfasst ein Gebiet von etwa 20
Wohnblocks und ist damit eigentlich ein eigener Kiez für
sich, in dem allerdings zwischen Ruinen und niedergebrannten Resten nur Ghule leben.
ò Die Leichenfresser da sind scary. Die sind irgendwie organisiert. Haben ne Art „geistigen Führer“. N paar von denen rennen sogar in Mönchskutte rum. Irgendwas mit Tod
und Auferstehung und Strafe für die Sünder, blah blah.
Der Führer ist wohl selbst n Ghul, aber im Kopf noch ganz
fit. War wohln Priester, dem reichlich Sicherungen durchgeschmort sind. STAY AWAY!
ò Suicidillah
Trashcave
In unmittelbarer Nachbarschaft des Trümmergrabes
(und nicht mehr auf der Karte) ist der verranzte Kellerclub Trashcave, in dem zu extrem lauter und extrem monotoner Musik extrem seltsame Leute abhängen. Das TC
Brennpunkt: Wedding
39
zieht sich durch eine ganze Reihe von Kellern, das Mobiliar ist selbstgezimmert oder kommt vom Schrottplatz, die
Wände sind unverputzt, das Bier und der hauseigen gebrannte Schnaps „Caveman“ aber gut. Vor Kurzem gab es
im Hinterhof des TC ein heftiges Feuergefecht zwischen
Schattenläufern und der SoPo, das Letztere klar für sich
entscheiden konnte. Auf den Betrieb des Trashcaves hat
dies aber keinerlei Auswirkung gehabt.
ò Ich komm grad vom Ragnarök-Post weiter unten. Weiß
wer was Näheres, was abging? Tät mich interessieren.
ò Khan
Nauener Kiez
Zwischen Osloer Straße und Leopoldplatz liegt der
stillgelegte U-Bhf. Nauener Straße, um den herum sich
der gleichnamige Kiez erstreckt. Anders als viele andere
Kieze erreichte der Nauener nie eine kiezweite Organisationsform, so dass hier „jedes Haus für sich“ steht. Das und
die früheren Rivalitäten, Feindschaften und wechselseitigen Bezichtigungen von Diebstahl oder Müllverladung
merkt man den Häusern bis heute an: Die Fronten sind
überwiegend abweisend, die Erdgeschosswohnungen mit
Platten vernagelt, jedes Haus unterhält eine Bande Schläger zur Eigensicherung und die Hausfronten tragen unverhältnismäßig oft eigene „Hausbanner“ oder aber Graffittis,
die Beleidigungen und Provokationen gegenüber nahe gelegenen Häusern (i.d.R. nur als Hausnummer identifiziert)
beinhalten.
Die Batsche
Direkt an der Kreuzung Nauener Platz steht eine Eckkneipe mit Namen „die Batsche“, die dem im Wedding
überall bekannten Schieber Batsche-Schmidt (siehe S. 42)
gehört.
AmmoK
Zu F-Zeiten Berlins größte Ladenkette für Waffen und
Munition, war die Konzernübernahme des Westens für die
Kette Fluch und Segen zugleich: Einerseits mussten nahezu alle im Westen gelegenen Geschäfte aufgegeben werden (darunter auch das Hauptgeschäft am Kaiserdamm
113), umgekehrt stieg die Nachfrage nach Waffen und
Munition mit einem Mal nochmals sprunghaft an. Inzwischen suchen die Betreiber des AmmoK – nichts anderes als osteuropäische Waffenschieber, die im Status F
„quasi-legal“ operieren konnten – nun die Kooperation
mit der Konzernverwaltung, um die „Berliner Vertrauensmarke AmmoK“ auch in Zukunft zu Erfolg führen zu können. Die Aussicht hierfür steht – siehe Aggro-B und Urban Fashion – nicht schlecht. Das Gütezeichen „Berliner
Härtegrad“ hat längst seinen festen Platz neben „Norwegischer Formel“ für Handcreme und „Australischem Standard“ für Sonnenöl gefunden. Das Weddinger AmmoK
vertreibt auf 3 Etagen neue und gebrauchte Waffen und
Rüstungen sowie Munition mit einem eigenen Prüfsiegel, durch das die Kette sich von „ungeprüfter und möglicher Weise im entscheidenden Moment defekter Schwarzmarktware“ abzugrenzen hofft.
40
Club Ragnarök
Das Ragnarök ist ein Death Metal Club, unter dessen
Gästen sich ein besonders hoher Teil von selbsterklärten
„Kriegern“ nach germanischem Vorbild befindet. Möchte man annehmen, dass dies vor allem Rassisten sind,
die gegen alles Metamenschliche wettern, wird man aber
überrascht: Unter den Stammgästen befinden sich ebenso
Norms wie Orks, Trolle, Elfen und Zwerge (wobei Elfen
den geringsten Teil ausmachen). Im Gegenteil sehen die
Clubfreunde die germanische Edda als quasi DIE „Heimat“ der Metamenschheit, umfasst die Edda doch anders
als die Bibel auch Riesen, Zwerge, Albe und dergleichen.
Paradoxer Weise sind viele der Ragnarök-Mitglieder außerhalb des Clubs Mitglied einer in der Tat rassistischen
Gruppe oder Gang. Nur im Club scheinen Zwistigkeiten
vergessen, und man „huldigt den Göttern“, prahlt mit seinen Taten (und seinem Trinkvermögen) und schüttet sich
zu hämmernden Bass-Beats Bier und Met in den Schlund,
als ob’s kein Morgen mehr gäbe.
ò Dieser Club ROCKT. Aber sowas VON!
ò Khan
ò Ja. Könnst dich ma wieda sehn lassen!
ò Grendel
ò Hast ja recht. Ich versuch’s. Sach ma, ich hörte Soda sei
was passiert?
ò Khan
ò Solln das sein?!
ò Grendel
ò Troll, groß, blond, trug meist Armstulpe und verniete
Aggro Chaps? Stand mal tierisch auf Val, bis sie ihn abblitzen ließ, und er war so gefrustet dass er sich mit Odin
rollte?
ò Khan
ò Ah – jetz weiß ich. Du meinst Hagal. Soda nannte ihn
nur sein Clique, vor allem Murad, die Assel. Ist tot. Leider.
Von der SoPo zerblasen im Hinterhof vom Trashcave. Hat
mir Pfanne gesteckt. Hagals Clique hatte da ne Übergabe.
Muss irgendwas grässlich schief gelaufen sein. Nen Elf hat
sich wohl später im TC noch erkundigt was abging. Gibt
Gerüchte dass die SoPos in Wahrheit, naja, nich echt warn.
Nur Leutz mit SoPo Uniform.
ò Grendel
Polizeizentrale Mitte-Nord
Dies ist die Weddinger Zentrale der Berliner Sonderpolizei. Das Gebäude selbst ist eine Festung, die darauf ausgelegt ist auch den nächsten „Volksaufstand“ energisch niederzuschlagen. Daran lassen schon die Wachtürme mit automatisierten LMGs keinen Zweifel. Auf dem
Gelände ist auch der Fuhrpark der Weddinger Staffel untergebracht, zu der neben Motorrädern und Autos auch
„Humvee“-ähnliche Panzerwagen, 2 urbane Befriedungsfahrzeuge (Panzer) und 8 Ein-Mann-Helikopter gehören.
Weitere Verstärkung kann im Ernstfall schnell von zentralen Verstärkungspunkten aus „ins Feld geschickt“ werden. Gefangenebleiben maximal 3 Nächte in der Zentrale
Mitte-Nord, danach werden sie in die Haftanstalt Tegel
überstellt, die gerade für 1,2 Mrd. Euro runderneuert und
erweitert wurde.
Bornemannkiez
Nahe der Polizeizentrale liegt der Bornemannkiez, der
schon aufgrund jener Nachbarschaft als ausgesprochen
sicher und der „besseren Hälfte der Weddinger Gesellschaft“ vorbehalten bleibt. Hier geht das Leben weitgehend einen kontrollierten Gang, und die Bewohner des
Kiezes schätzen sowohl die für Konzern-Berlin günstigen
Mieten als auch die Nähe zu einem „spannenden, lebendigen Umfeld“.
BärliBus Betriebshof
BB ist nach wie vor der größte Berliner Dienstleister
im Nahverkehr. Der Betriebshof Wedding umfasst Abstellmöglichkeiten für rund 50 Busse und die dazu gehörigen Werkstätten und Waschanlagen. Das Betriebsgelände ist rundum von einer dicken Mauer umgeben und nur
durch ein bewachtes Portal zu betreten.
Wendland Stiftung
Im wunderschönen einstigen Sitz des Amtsgerichts
Wedding hat sich irgendwann in den Jahren unter dem Status F (als Gerichte in Berlin nonexistent waren) die der
Heimat- und Naturpflege gewidmete Wendland-Stiftung
eingerichtet. Heute ist das Gebäude nebst begrüntem Vorplatz von einem Metallzaun umgeben und wird für eine
öffentliche Stiftung ungewöhnlich scharf bewacht.
ò Wendland-Stiftung? Klingt irgendwie völkisch. Nazis?
ò Bomberman
ò Eher nicht. Wendland bezieht sich auf die Wenden, das
sind die Fuzzis, die hier ganz früher lebten, noch vorm
Mittelalter. Das waren Slawen, keine Germanen.
ò Khan
ò Beides falsch. Die Stiftung hat nix mit den Wenden zu
tun, sondern bezieht den Namen schlicht auf den Gründungsstifter, der mit Nachnamen nunmal „Wendland“
heißt. Hat seine Knete komplett der Stiftung vererbt, sein
Sohn ging leer aus, arbeitet aber als Stiftungsverwalter.
Weird. Nazi-Vorwürfe gibt’s immer wieder mal, da steht
die Wendland-Stiftung aber in einer Reihe mit buchstäblich jeder Institution, die sich mit Heimatpflege, Brauchtum und Einsatz für die Naturdenkmäler beschäftigt (Hexenkreise etc. inklusive)
ò Igor der ganz und gar Unbucklige!
ò Ich meine aber definitiv mal in der Wiki gelesen zu haben, dass Wendland sich für eine Neugründung der ThuleGesellschaft eingesetzt hatte. Mist – sehe grade, dass der
Eintrag geändert wurde. Vertuschung?
ò Saskia
ò Würde eher vermuten eine Autokorrektur der Wiki gegen unbeweisbare bzw. mit fehlendem Quellen-Link eingestellte Behauptungen. Seit die Wiki mit Verleumdungsklagen überzogen wurde, kennen die da kein Pardon
mehr.
ò Lurchi692
ò Stand nicht auch im City-West Artikel was über die
Wendland-Stiftung und irgendwelche Deals im Tiergarten?
ò Gridrunnner
Polenkiez
Der Polenkiez erstreckt sich westlich des Leopoldplatzes und sein Hauptzweck scheint in der Behinderung offizieller Stellen bei der Arbeit zu sein: Ständig werden
Straßenschilder ausgetauscht, Hausnummern abmontiert
und irgendwo anders angeschraubt. Daneben wird fleißig
daran gewerkelt, Häuser auf neue und ungeahnte Weise
miteinander zu verbinden, sei es über durch Löcher und
Wanddurchbrüche miteinander verbundene Keller, nachträgliche Anbauten an existierende Gebäude oder wacklig anzuschauende Holzbrücken von Dach zu Dach. Die
verschiedenen im überwiegend durch Polen bewohnten
Kiez aktiven Banden sind untereinander organisiert, ein
den Kiez betretender „Fremder“ (oder Bulle) wird frühzeitig erkannt und nach wem auch immer er fragt, der wird
gewarnt.
ò Diese „Dienste“ stehen auch „Externen“ zur Verfügung. Für das richtige Geld, versteht sich. Nen versteckten
Versammlungsraum zum „Respawn“ nach nem verpatzten Run gibt’s für 100 die Stunde. Einmal Bullen aufhalten, damit man sie abhängen kann, kostet circa 500. Nen
Versteck zum Untertauchen gibt’s ab 100 am Tag für ein
Maximum von 10 Tagen, oder man mietet sich gleich ein,
ne schimmlige Wohnung 50 qm für etwa 250 im Monat.
ò Saskia
ò Ma hallo, das sind aber ARGE Schätzpreise. Für unseren Respawn haben wir 2K abgelatzt!
ò Bomberman
ò Mag daran gelegen haben, dass euch’n Gunship auf
den Fersen war, hm? Aber im Kern haste recht: Die Preise
sind LOGO nur Anhaltspunkte. Der Rest ist ne Frage von
Rep, Connections, Style und vor allem RISIKO für den Polenkiez. . .
ò Saskia
Brennpunkt: Wedding
41
CAST
BATSCHE-SCHMIDT
Profession: Schieber + Kontaktmann
Hangout: Destille „Batsche“, Nauener Platz, Wedding
ò Batsche-Schmidt ist praktisch der Schieber im Wedding.
Und das seit weiß der Geier wie lange. Der Mann geht
stramm auf die 70 zu und ist seit mindestens 3 Jahrzehnten im Biz. Er dealt nicht in Drogen, nicht in Waffen und
eigentlich in keiner Art von Ware: Sein Geschäft ist es, Leute zu kennen und Leute einander vorzustellen.
Im Wedding kennt er natürlich jeden. Zumindest jeden,
der es wert ist, gekannt zu werden. Deshalb ist es in der
Weddinger Szene eine gewisse Art von Auszeichnung,
wenn Batsche-Schmidt einen kennt.
Batsche ist Inhaber der gleichnamigen Kneipe am Nauener
Platz. Ob er den Namen der Kneipe hat oder die Kneipe
den Namen von ihm hat, weiß längst keiner mehr. Hinter
der Theke steht er praktisch nie. Sein Wirkungsbereich ist
das direkt über den Kneipenräumen gelegene Büro, das
sehr im Gegensatz zum desolaten Zustand des Kiezes und
der eher ärmlichen Erscheinung des Batsche-Altbaus überaus modern und durchgestylt ist.
Auch persönlich legt Batsche-Schmidt viel Wert auf Pflege, Stil und Auftreten. Seine bevorzugte Farbe ist grau
(Armani-grau hätte man früher gesagt). Grau sind auch
seine schulterlangen Haare und seine Augen, die immer
etwas listig zu blitzen scheinen.
Was immer Batsche-Schmidt privat treibt, bleibt der Öffentlichkeit verborgen. Von Frauengeschichten oder Drogenexzessen hätte man jedenfalls nie etwas gehört. Einige
halten Batsche für andersrum, aber das stimmt vermutlich
nicht.
Als einer der wenigen Schieber im Wedding hat Batsche
Kontakte bis hinauf zu AA- und AAA-Konzernen. Privatkontakte, wie man hört. Und tatsächlich soll Batsche öfters in den Konzernbezirken unterwegs sein. Am „Networken“, wie man etwas antiquiert sagt.
Geschäftlich betrachtet, ist Batsche-Schmidt zwiespältig
zu sehen. Er weiß um seinen guten Ruf und seine hervorgehobene Stellung – und er weiß, dass er eine wichtige Referenz darstellt für Leute, die auf dem Weg nach oben sind
(oder es gerne wären). Daher laufen viele von Batsches
kleinen Boten- und Nebenaufträgen, die er in Aushängen
42
seiner Destille anbietet, auf Gering- oder sogar Null-LohnBasis ab: Der Ausweis, für ihn gut genug gewesen zu sein,
ist vielen auch Lohn genug.
Andererseits hat Batsche auch ein Gespür für „Talentsuche“ und – wichtiger – die Geduld, Talente auch zu fördern und heranzubilden. Wer es einmal in Batsches „Pool“
von „festen Unabhängigen“ gebracht hat, muss sich in aller Regel um einen Nachschub an Jobangeboten wenig
Sorgen machen. Dafür lässt sich Batsche umgekehrt von
Leuten, die es durch ihn nach weiter oben geschafft haben,
bezahlen, meist in Form einer Vermittlungsgebühr bzw. einer Gewinnbeteiligung, die bei Batsche völlig strikt und
undiskutierbar bei 20% liegt.
ò Daedalus
WHOOPIE
Hangout: Geschäft im Wedding nahe Schillerpark
Profession: Taliskrämerin + Kontakt
ò Whoopie ist eine kaffeeebraune, elegante Frau mit einem wilden Rabenschopf aus Zöpfen, Tüchern und Haarbändern aller Art. Die Augen und Lippen stets schwarz
geschminkt, leuchtet ihr Lächeln blenden Weiß aus ihrem
Gesicht, unterdessen ihre Pupillen pechschwarz sind und
jedem Besucher ihres verkramten kleinen Ladens tief in
die Seele zu blicken scheinen.Neben dem Handel mit allerlei Zaubereibedarf widmet sich Whoopie auch diverser Dienstleistungen für die nähere und weitere Nachbarschaft, darunter das Lesen aus Händen und Teesatz, das
Brauen von Liebestränken, das Besprechen von Warzen
und natürlich die Fertigung und Verzauberung von Glücksamuletten.Respektable Zauberkundige sind zuweilen etwas irritiert bis brüskiert von der Art „zauberischer Stümperei“, welche diese „Scharlatanin“ offenbar praktiziert –
das hindert aber ihre Kunden (und vor allem KundInnen)
nicht daran, bei der Schwarzen um Rat und Hilfe anzufragen. Und diese auch zu erhalten, oft nur um den Preis
einer angenehmen Unterhaltung und einer „Spende“ nach
dem, was der Kunde sich leisten kann.
ò Daedalus
BERLINER STRASSENTALK V2071
Berlin 2071. Auch Jahre nach der offiziellen Befriedung
der Stadtmitte kommt es immer wieder zu Anschlägen extremistischer Freiheitszellen. Im Bild die illegale 1. Mai
Demo 2068 in der Friedrichstraße, in deren Mitte laut
Presseberichten ein Selbstmordattentäter sich und 64 andere Personen in die Luft sprengte.
Jahr für Jahr schmeißen irgendwelche Verlage, die
es besser wissen müssten, irgendwelche lustigen PseudoBerlin-Bücher auf den Markt. In denen natürlich auch ein
Kapitel über den Berliner Straßenjargon nicht fehlen darf.
Wer sich an die dort genannten Regeln des „Straßensprech“ hält, erreicht damit nur eines: Dass ihn jedes Berliner Raubtier sofort als Tourist erkennt.
Der Berliner Straßenjargon ändert sich ständig. Und
saugt begierig neue Strömungen und Wortfragmente anderer Kulturen und Sprachen auf. Gerade aus dem osteuropäischen Raum und dem Nahen Osten. Und selbst
aus dem „Altberlinerisch“ des letzten Jahrhunderts, das
im Zuge des technischen Verfalls der Anarcho-Zonen eine
regelrechte Renaissance erlebt hat.
In diesem Sinne ist auch die folgende Sammlung nur
das: Eine Auswahl und Momentaufnahme des Berliner
„Straßen-Lingos“ der Zwanzig-Siebziger.
STADTSPEAK BERLIN
Anblasen – Zur Rede stellen
Ankratzen – Anmachen, flirten, kann auch negativ gemeint sein („Willste mir ankratzen?“)
Auf nass sein, nassen – schnorren
Auf Pumpe sein, pumpen – auf Drogen (speziell alles
was gespritzt wird)
Aus Daffke – Jetzt erst recht!
Ausklamüsern – auch: Auseinanderklamüsern. Etwas
herausbekommen, entwirren.
Atze – Bruder. Wird auch im Sinne von Buddy, bester Kumpel oder (unter Schattenläufern) Deckungsmann
gebraucht.
Baumficker od. Buschlude – Schimpfwort für Elf
Bayer – Berliner Schimpfwort für Ork (vermutlich
ausgelöst durch die Trideo-Serie „Wunderkrieg“ und die
in der Serie auftauchenden Orks in Lederhosen. Schon
zuvor galt „Bayer“ als Schimpfwort für eine dummprimitive Person mit zu großem Ego).
Beschickert – auch: Angeschickert. Betrunken.
Bimsen – Prügeln (verbimsen, umbimsen, zerbimsen),
Bimse = Schläge
Bin ich X oder was? – Kanakisch für „Woher soll ich
das wissen, ich arbeite nicht bei X“ (Bin ich Schmidt oder
was? Bin ich Saeder oder was?)
Bist du auf sure („schur“)? – Bist du dir sicher?
Bleib online – Entspann dich. Hör zu.
Blubber – Wasserpfeife
Blubberbirne – Jemand der zu viel quasselt, ohne was
zu sagen. Wird auch als Spitzname für Pressesprecher verwendet.
Bonnies (Ranch) – Spitzname für die alte KarlBonhoeffer-Nervenklinik im Norden Berlins. Mittlerweile
eine privat finanzierte Forschungsanstalt für experimentelle Cybertechnologie (Zeugs das man legal nirgendwo
sonst entwickeln darf).
Bons – Reiche Person (Bonze)
Bonsai – Reicher Zwerg oder auch nur Zwerg
Bulette – Frikadelle oder weiblicher Polizist/Konzerngardist oder sehr dicke Frau oder Trollin
Danke für Backobst – Danke für gar nichts
Dasaftra – Bis morgen (russisch)
Destille – Kneipe, speziell solche die Selbstgebranntes
anbietet (seit Status F wieder sehr beliebt).
Dobryj Djen’ – Guten Tag (russisch)
Dönme – Schimpfwort für Elf (eigentlich sehr grobes türkisches Schimpfwort, das einen Transsexuellen beschimpft)
Dowitz – Kurze Verabschiedungsfloskel aus dem polnischen Do Widzenia (Auf Wiedersehen)
Dummschuh – Wörtliche Übersetzung der polnischen
Redewendung G upi jak but (Dumm wie ein Schuh)
Dupek – Arschloch (polnisch)
Dschänkju – Danke (Mischform aus „Thank you“ und
der polnischen Dankfloskel „Dschängkuje“)
Einen Schuh machen – Abhauen
Geh bei Grün – Bleib entspannt
Görli – Berliner Abkürzung für den Görlitzer Bahnhof. Es existieren ebensolche Abkürzungen für viele
wichtige Plätze und Bahnhöfe in Berlin (Kutschi für KurtSchumacher-Platz, Kotti für den Bahnhof Kottbusser Tor,
Leo für den Leopoldplatz im Wedding etc.)
Goldelse – Name für die weibliche Engelsgestalt, die
früher auf der Spitze der Siegessäule stand. In der Anarchozeit wurde die Siegessäule von einer unbedeutenden
revolutionären Gruppe gesprengt. Die Goldelse wurde beschädigt und befindet sich heute über dem Haupteingang
des Metropolis, einer Arkologie mit schwer angesagten
Clubs im Sektor West.
Fatzke – Eingebildeter Kerl, wird immer öfters auch
als Schimpfwort füre Elfen (Fatzke mit Ooan (Ohren))
43
verwendet.
F dich mal – Krieg dich mal wieder ein (von Status F)
F-Hain – Mittlerweile durchgängig gebräuchlicher
Name für den alten Bezirk Friedrichshain (der eigentliche Name ist heute fast unbekannt. Leute auf der Straße
denken, der Name F-Hain leite sich vom „Status F“ ab).
Flachen – nicht übertreiben (Flach mal!)
Flöten gehen – Verloren gehen
Geh auf die Coke Side – Verpiss dich in den Konzernsektor, wo du hingehörst. Im Westen ebenso gebräuchlich:
Komm auf die Coke Side (Entspann dich).
Geh kaken – Geh und frag (falsch übersetzt vom russischen kak dela = wie geht’s)
Genosse Grünpiss – Schimpfwort für Elf (Grünpiss
abgeleitet von Greenpreace)
Glupper – ein Doofer (vom russischen glupa = doof)
Hohler Zahn – Heute eher ungebräuchlicher Name
für die Ruine der Gedächtniskirche im alten Zentrum
West.
Husche – Platzregen
Ich werd dem was husten – Ich denk ja gar nicht dran
Idi na tick – Verzieh dich (russisch)
In your face sein – Hinter dir her sein
Ja sa – Ich bin dafür (russisch)
Jmd. aufräumen – Jemanden töten (chipwörtliche
Übersetzung des polnischen sprz tn kogo)
Jmd. rippen – Jemanden im Nahkampf bestialisch zurichten (meist: töten)
JWD – bedeutet „janz weit draußen“. Wird in der Regel als Bezeichnung für den neuen Rand Berlins verwendet.
Jokey – Drogenkurier (aus dem Türkischen)
Kaffer – Jemand vom Land (bedeutet für Berliner: Jeder der aus einer Stadt mit weniger als 3 Mio. Einwohner
kommt; Berliner sind in dieser Hinsicht s-e-h-r arrogant)
Kak dela? – Wie geht’s? (russisch)
Kanjeschna – Natürlich (russisch)
Kein Dunst – Keine Ahnung.
Keine Kerze wert sein – sich nicht lohnen (chipwörtliche Übersetzung des polnischen gra nie warta wieczki
„das Spiel ist keine Kerze wert“)
Keule – weibl. Form von Atze (s.o.)
Kiez – spezieller Name für eine Gegend in Berlin.
Kann von der Größe her eine Nachbarschaft oder ein ganzer Bezirk sein. Je nachdem, was der Sprecher als die betreffende „Gegend“ betrachtet. Häufig in Verbindung mit
einer Person („Mein Kiez“) oder einer Landmarke („Kiez
um die Kreuzkirche“, „Soldiner Kiez“) genannt.
Kiezbotten – Stiefel
Klaften – einkaufen gehen
Klitsche – Kleine Wohnung, unter Schattenläufern
auch Bezeichnnung für ein Versteck am Stadtrand.
Knille – volltrunken (auch: Kanille = dicht mit Drogen
(von Kanüle))
Knopp – Berliner Schimpfwort für Zwerg
Kodderschnauze – Am ehesten mit „Schandmaul“ zu
übersetzen, bedeutet aber eigentlich, dass der so titulierte sich nicht die Soycreme vom Burger nehmen lässt und
sich verbal mit Schlagfertigkeit zu wehren weiß (ist oft als
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anerkennendes Statement gemeint, da Berliner im Generellen verbal recht heftig um sich beißen, ohne es wirklich
ernst zu meinen (sie meinen was sie sagen ehrlich, aber
es ist ihnen egal, dass der andere ein Arschloch ist. Sie
wollten es nur mal erwähnt haben))
Koscher – echt. Wenn ein Auftrag(geber) als nicht
koscher bezeichnet wird, vermutet man Betrug oder verschwiegene „Details“ beim Job
KuDamm – Berliner Name für den Kurfürstendamm
im alten Zentrum West (im Konzernsektor West)
Kurva – Hure (polnisch)
Lansprech – Im Aussterben begriffene Scherzsprache
(auch Kanakisch genannt)
Lego, Legoland – Schimpfwort für Elf, abgeleitet von
dem Elfen Legolas im Herrn der Ringe
Maaken – Schnorren (Haste ma ne Maak)
Merkwürdiges Viertel – Spitzname für das 2044 umfassend ausgebaute Märkische Viertel in Reinickendorf.
MG – genervte Äußerung der Zustimmung (abgeleitet
vom Geräusch eines MG (Taktaktak), Tak heißt „Ja“ auf
polnisch, also Jajaja).
Mir schnuppe – Mir egal
Mischpoke – Verwandtschaft.
Muckefuck – Ersatzkaffee, meint heute meist Soykaf
Mütayit – Zuhälter, auch: Schmidt oder Schieber, der
andere seine Drecksarbeit machen lässt und äußerst mies
bezahlt (aus dem Türkischen. Alternativ auch: Pezevenk)
Monk – Schimpfwort für Schamane oder Magier, abgeleitet von einer Fernsehserie gleichen Namens.
Na mur – Bestimmt (polnisch: Fest wie eine Mauer)
Nase – Schimpfwort für Zwerg (Zwerg Nase). Ebenso: Brummbär, Seppel, Pimpel (aus Schneewittchen bei
Disney)
Nüschtewo – Gibt’s nicht (vom Russischen Nidjewo)
Nüschtewo nich – Genervt gesteigerte Form von
„Wirklich nein!/Wirklich nicht!/Ham wir echt nicht/Keine
Diskussion“ (vom Russischen Nidjewo Njet)
Nuckelpinne – Langsames oder schlechtes Fahrzeug
(die ultimative Rigger-Beleidigung)
Null, Normal, alles F – Okay
Nullcheck – Dummer Kerl (weibl.: Nullcheckse)
Nüschte – Nichts
Oberschweineöde – siehe Schweineöde.
Omae – abfällig für Möchtegern-Schattenläufer (einer, der zu viele schlechte US-amerikanische Westküstentrids geslottet hat)
Ossi – Anarcho, Bewohner einer schwarzen Zone.
In Berlin hat sich der Schmäh-Begriff für Bewohner der
einstmals neuen Bundesländer entsprechend der aktuellen
Situation gewandelt. Viele der alten Ossi-Witze grassieren wieder. Aber die so Betitelten schlagen gnadenlos mit
beißenden Besserwessi-Kommentaren zurück.
Pa – Tschüss (polnisch)
Paka – Tschüss (russisch)
Pfannkuchen (mit Beinen) – Berliner Schimpfwort
für Zwerg. Weibl.: Pfanne.
Pfanne sein – total doof sein (Achtung! Im Gegensatz zu „Ich bin Pfanne und stolz drauf“, einem markigen
Zwerginnen-Spruch in Berlin)
Pimpel, Pimpelette – Berliner Schimpfwort für
Elf (bedeutete ursprünglich „ein sehr empfindlicher
Mensch“).
Piwa – abfällig für schlechtes Bier (leitet sich sowohl
aus dem russischen Wort Piwa (= Bier), der schlechten
Qualität der meisten russischen Biere in Augen der Berliner und der Abkürzung Pi.Wa. (für Pisswasser) ab).
Plautze – Bauch
Plinse – Schimpfwort für Zwerg (Plinse = Pfannkuchen)
Plötze – Berliner Name für die berüchtigte, Weihnachten 2055 unter Konzernkontrolle wiedereröffnete Haftanstalt Plötzensee, um die sich einige üble Gerüchte ranken
(Folterungen, Einbau von Cortexbomben und andere beliebte Schreckensszenarien).
Priwjet – Hallo (russisch)
Protzdorf – abfällige Bezeichnung für das neue Potsdam
Prenzl, Prenzlberg – Berliner Name für den Bezirk
Prenzlauer Berg
Riesenstulle, Riesenplins, Riesenpantine, Riesenzwiebel – Schimpfwort für Trolle
Rille sein – Egal sein (Det is mir rille)
Rippen – Stehlen
Rynak – Russenmarkt. Eine besondere Art von Wochenmarkt, üblicher Weise mit fahrenden Händlern aus
Osteuropa (nicht unbedingt nur Russland), oft von Russenmafia kontrolliert
Sackzaster – Kleingeld
Sahlan – Willkommen (arabisch)
Schale – Anzug
Schattenparker – in der Runner Community speziell
der Begriff für eine Schattenläufer-Lusche (Anfänger oder
Unfähiger, Weichei).
Scheiß mir – Das ist mir egal
Schlitz, Schlitze – Frau, bei Metafrauen meist in
Kombination mit anderen Schimpfworten (Zwiebelschlitze, Bayernschlitze, Monkschlitze)
Schlong – Schimpfwort für Ork (bedeutet eigentlich (großer) Schwanz, deshalb oft auch doppelt beleidigend eingesetzt: Dummschlong, Schlong mit Wumme,
Schlongscheißer, Brezelschlong, Zwiebelschlong)
Schlopack – Freund/Kumpel/Junge, vom polnischen
ch opak
Schnieke – Schick
Schweineöde – abfälliger Berliner Name für den Kiez
(Ober-)Schöneweide in F-Hain. So öde wie der Begriff
andeutet ist die Gegend zwar nicht, aber es gibt durchaus
auffallend wenige Locations außerhalb regulärer Eckkneipen, und keine einzige Location von Stadtrang im gesamten Großkiez.
Sektor – Wird in Anlehnung an die Sektoren der
Nachkriegszeit mit ihren Sektorengrenze-Schildern als
Bezeichnung für jedes größere von einem oder mehreren
Konzernen kontrollierte Areal verwendet. Nach Ende des
Status F kennzeichneten die Konzerne ihre oft täglich veränderten Einflussgrenzen in der Tat mit „Sie verlassen den
XYZ Konzernsektor“ Schildern.
Sich Toten – Sich von etwas emotional distanzieren,
auch: sich bewusstlos trinken
Siktir git – Verpiss dich (türkisch)
Sspassiba – Danke (russisch)
Stampel – Schimpfwort für Ork (teilweise auch Troll).
Vermutlich Mischbegriff aus Stampe (billiges Tanzlokal
zum Besaufen), Stampfen, Trampel und Simpel.
Status F – Als Antwort auf die Frage „Wie geht’s?“:
Alles beschissen, wie immer.
Stiffen – Töten
Tach mal – Klartext sprechen (von Tacheles reden)
Takker – meint entweder einen Polen oder einen JaSager („Tak“ ist das polnische Wort für „Ja“).
Taschenduplo – Schimpfwort für Gnome (und kurz
geratene Elfen).
Tofu ans Ohr labern – sehr viel labern
Tofu – Wenig verbreiteter Schimpfname für Elf (aus
der gleichen Ecke wie: Müsli)
Töle – Hund, kann auch schonmal einen Höllenhund
meinen
Berliner Strassentalk v2071
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Transitstrecke – In Anlehnung an den alten Namen
der Verbindungsautobahn zwischen Westdeutschland und
Westberlin bezeichnet dieser Begriff das Teilstück der
Stadtautobahn, das durch die Konzernsektoren führt (und
deren Abfahrten videoüberwacht und zuweilen kontrolliert werden).
Tuss(e) – Frau (meist eher im Sinne von Schlampe gemeint)
Udatschi – Viel Glück (russisch)
Uffmucken – Widersprechen
Uhrzeit – Das Hauptproblem für Stadtfremde: In Berlin ist „Viertel fünf“, wenn es Viertel nach vier(!) ist, dann
„halb fünf“ (ganz normal), dann „Dreiviertel fünf“ (Viertel vor fünf) und endlich „Fünf“ oder „Fünfe“ (ganz normal). Speziell „Wessis“ vertun sich hierbei sehr gerne,
was die Berliner mit diebischer Freude quittieren (aus ihrer Sicht ist man geistig behindert, wenn man sich mit der
lokalen Zeit-Üblichkeit schwer tut).
Urod – Schimpfwort für Ork oder Troll (eigentlich
polnisch für „Missgeburt“)
Uzen – Verhöhnen., beleidigen
Veggie – Schimpfwort für Elf (von Vegetarier)
Warischki – Weichei (eigentlich jmd. der sich zu
warm angezogen hat, weil er ne Erkältung fürchtet, abgeleitet vom russischen Wort Warischki = Wollhandschuhe)
Waschmaschine – Spitzname des alten Kanzleramtes
im heutigen Konzernsektor West.
Wasserklops – Spitzname des alten Brunnens vor der
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Gedächtniskirche, ein beliebter Meeting Point für InfoSchieber und Runner.
Weisstu/Weeste – Identifikationsworte für Kaffer, die
hip sein wollen. Wer eines dieser Worte in Berlin verwendet, outet sich als Touri(st) oder schlimmer: als NEUberliner!
Witam – Hallo (polnisch)
Yarak – Generisches Schimpfwort, wird für praktisch
alles gebracht (eigentlich „Schwanz“)
Zonies – Anarchos, Bewohner einer schwarzen Zone.
Wird teilweise synonym zum Begriff „Ossi“ verwendet
(s.d.), ist aber eigentlich nicht im Sinne der alten West/Ost-Differenzen der Stadt gemeint.
Zoo – Das alte Zentrum West im Konzernsektor. Der
Zoologische Garten, von dem sich der Begriff ableitet,
ging gleich zu Beginn des Status F zugrunde, da einige
Vollidioten die Abschaffung der Gesetze zum Anlass nahmen, auf „Großwildjagd“ zu gehen. Mittlerweile gibt es
angeblich Pläne, den Zoo zu renovieren und in einen Zoologischen Garten für paranormale und unverwandelte Tiere zu verwandeln.
Zwille – Handschleuder, unter Gossenabschaum in
Berlin recht beliebte Waffe zum Verschießen von Steinen,
DMSO/drogengefüllten Beuteln oder kleinen Granaten.
Zwiebel, Zwiebelring – Schimpfwort für Metamensch (abgeleitet vom „Herrn der Zwiebelringe“). Zwiebel bedeutet außerdem „Kopf“ und „Prügel“