Die Fenster sind der erste Streich

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Die Fenster sind der erste Streich
Der Havelländer
Sport SSV-Handballer sichern Klassenerhalt E 16
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MONTAG, 25. MÄRZ 2013
AUF EIN WORT
Rabatt
Shoppen
am Sonnabend ist
das, was
man eigentlich vermeiden sollte.
Trotzdem habe ich es
getan. Gerade beim Möbelkauf nimmt man ja gern
mal einen Rabatt mit.
19 Prozent Mehrwertsteuer geschenkt, bot ein
Potsdamer Möbelhaus an.
Also, gucken kann man ja
mal. Beim Gucken ist es
dann auch geblieben. Bei
der Masse von Leuten
findet man natürlich
keinen Verkäufer. Alle sind
im Kundengespräch oder
auf der Flucht. Überhaupt
frage ich mich immer:
Brauchen die Leute wirklich alle Möbel? Nein, aber
gucken wollen alle. Oder
eben Schnäppchen suchen. Aber die zu finden,
ist fast unmöglich. Denn
da ist es wieder dieses
Phänomen: Genau die
Teile, die einem gefallen,
die sind nicht Bestandteil
der Sonderrabattaktion.
Also raus, nach Hause,
den freien Tag genießen.
Bis zum nächsten
Schnäppchentag.
Jens Wegener
POLIZEIBERICHT
Nach Unfall
geflüchtet
FALKENSEE | Zwei in unterschiedlicher Richtung
fahrende Autos haben
sich am Sonntagmorgen
gegen 5.10 Uhr in Falkensee, in der Döberitzer
Straße, seitlich berührt.
Anschließend flüchtete
die Fahrerin, die den
Unfall verursachte, mit
ihrem Auto. Polizisten
fanden kurze Zeit später
das beschädigte Fahrzeug
in Unfallnähe und trafen
dort auch die 22-jährige
Fahrerin. Der zweite Unfallbeteiligte erlitt einen
Schock. An beiden Autos
entstand erheblicher
Sachschaden.
Gegen Baum
geprallt
KIENBERG | Schwer verletzt
wurde eine 41-jährige
Autofahrerin bei einem
Unfall auf der B 273 in
Höhe Kienberg. Sie kam
mit ihrem Auto von der
Straße ab und stieß frontal
gegen einen Baum. Es
stellte sich heraus, dass
die Frau einen Atemalkoholwert von 1,14 Promille
hatte. Nach ärztlicher
Erstversorgung wurde
eine Blutprobe entnommen und der Führerschein sichergestellt.
Schmuck und
Geld gestohlen
FALKENSEE | Schmuck,
Heimelektronik und einen
nicht unerheblichen Betrag Geld entwendeten
Unbekannte am Freitag
bei einem Einbruch in ein
Einfamilienhaus in der
Karl-Liebknecht-Straße in
Falkensee. Die Täter waren zwischen 17 und
22.30 Uhr eingedrungen.
Sie hebelten die Terrassentür auf. Die Polizei ermittelte, dass die Täter zuvor
vergeblich versucht hatten, über ein Dachfenster
ins Haus zu gelangen.
Die Fenster
sind der
erste Streich
Festgottesdienst mit Landesbischof
zum Auftakt für 700 Jahre Rohrbeck
Ein schlichter Entwurf
gewann den Wettbewerb
ums Kirchenlicht und
vereinte Mittelalter mit
Moderne.
meinte: „Jede Kirche braucht
neben der historischen Bausubstanz auch moderne Elemente.“
Landesbischof
Markus
Dröge sagte: „Es macht Mut,
wenn eine Kirche solche Fenster bekommt. Die Linien lassen plastische Bilder entsteVon Annett Lahn
hen, die von innen nach auROHRBECK | Sie sind hell und
ßen führen wie eine Verbinfreundlich. Gestern ließen die
dung von Himmel und Erde.“
drei neuen Altarfenster der
Der Festgottesdienst werde
Rohrbecker Kirche sogar das
aber nicht nur wegen der
herrliche Sonnenlicht durch,
neuen Fenster gefeiert, sondas den Auftakt des Jubilädern weil es Gemeinde und
umsjahres des Ortes noch feiKirche seit 700 Jahren gibt.
erlicher wirken ließ. Zum FestDieses Jahr 2013 ist für den
gottesdienst begrüßte Pfarrer
Ort und die Kirche ein besonUwe Heinhold den Bischof
deres. 1313 kam es zur ersten
der Landeskirche Markus
urkundlichen
Erwähnung.
Dröge, der die Predigt hielt
Heute wächst Rohrbeck.
und die Fenster einweihte.
„Kommune und KirchengeEntworfen hat sie die Berlimeinde ziehen dabei an einer Künstlerin Ruth
nem Strang“, so das
Baumann. Mit weni- „Die Handar- Kirchenoberhaupt.
gen, aber prägnanFür
Elisabeth
ten Worten stellte beit kann in Fleisch vom Fördersie ihr schlicht wirkreis ist damit ist die
seinen
kendes Werk im bis
Wiederherstellung
einzelnen
auf den letzten Platz
der
Hülle
der
Schritten
gefüllten
Gottes700 Jahre alten Dorfhaus vor.
kirche abgeschlosgenau
Die offenen Fläsen. Nun könne die
beobachtet Innenraumsaniechen der Fenster reagieren auf jede Art
rung beginnen.
werden“
von Licht. Es liege
Die Feiern zum
Ruth Baumann
an den Gläubigen,
Dorfjubiläum werdies bei möglichst
den übers ganze
vielen Kirchenbesuchen heJahr verteilt und sind größtenraus zu finden. Von den Bänteils in der halbsanierten Kirken aus blickt der Besucher
che geplant. In ihr befindet
auf die Scheiben mit aufgesich
Rohrbecks
größter
brachten Streifen, die ihre MilRaum, und sie bildet das Zenchigkeit durch ein Sandstrahltrum des kleinen Straßenverfahren und Ätzung erhieldorfs, das in Dallgow-Döbeten. Es ergibt sich ein Wechsel
ritz nicht einmal den Status
aus durchsichtigen und matOrtsteil genießt.
ten Linien, die von gelben LiDen nächsten Höhepunkt
nien durchbrochen werden.
der Feierlichkeiten gibt es am
„Die Handarbeit kann in sei14. April um 15 Uhr, wenn die
nen einzelnen Schritten geFestschrift vorgestellt wird.
nau beobachtet werden“,
5. Mai steht zur gleichen Zeit
sagte Baumann. Eine Besuein Konzert mit dem Chor Ficherin meinte erkennen zu
sching for compliments auf
können, dass die Linien Fidem Programm. Die Musiker
sche bilden. Ein anderer imkönnen mit bestem Lichtverplizierte die Aspekte des Fliehältnissen rechnen. Dafür sorßens und der Taufe. Ein Herr
gen die neuen Fenster.
Pfarrer Uwe Heinhold predigt künftig in neuer Kirchenkulisse vor den schlichten Fenstern.
FOTOS: ANNETT LAHN
Selten waren die Kirchenbänke so gut gefüllt.
Zur Künstlerin
K Die gebürtige Kölnerin
Ruth Baumann gewann den
Wettbewerb um die drei Altarfenster, an dem sich 91 Bewerber beteiligt hatten.
K Die Umsetzung ihres Entwurf bezeichnete die Bildhauerin als „ehrenvollste Aufgabe
ihres Lebens“, weil eine ganze
Kirchengemeinde mit ihrer
Arbeit leben wird.
K Sie studierte Bildhauerei an
Das helle Gotteshaus ist Zentrum des kleinen Straßendorfes.
der Kunstakademie Düsseldorf,
war Meisterschülerin bei Günther Uecker und beherrscht den
wirkungsvollen Umgang mit
einfachen Materialien.
K Zu ihren bekanntesten
Arbeiten gehört eine Plastik im
Garten des Mies-van-der-RoheHauses in Berlin Lichtenberg.
K Zu Kirchen- und Sakralbauten verspürt die Berlinerin eine
große Affinität. al
MENSCHEN IM HAVELLAND
Wie der Chirurg zum Musiker wurde
Michael Gutsche macht erwachsenen Deutschrock – made in Brieselang
Von Judith Meisner
BRIESELANG | „Ich habe eigentlich schon immer Musik gemacht“, sagt Gitarrist und Pianist Michael Gutsche aus Brieselang. Heute spielt er im
Duo Blue Jam Cookies mit
dem Falkenseer Maler und
Musiker Jörg Menge sowie in
der Berliner Formation Hey
tonight.
Michael Gutsche textet und
komponiert. 2011 hat er die
CD „Mit Leib und Seele“ eingespielt. Der Titel ist kein Zufall: Was der 60-Jährige anpackt, das macht er wahrhaftig mit Leib und Seele. Das
gleichnamige Lied von Heinz
Rudolf Kunze ist also so etwas
wie das Motto von Michael
Gutsche. In dem Stück „Unsichtbare Wunden“ setzt er
sich mit dem gestressten Mentriebswirtschaftslehre. Aber
schen in der modernen Zeit
das war nichts für mich.“
auseinander, der an psySchließlich wurde der gebürchischen Krankheiten und
tige Berliner Chirurg. Er prakder Ratlosigkeit der Umwelt
tizierte Jahrzehnte am Jüdileidet. „Wenn die Seele im
schen Krankenhaus im WedKreise
fährt…“,
ding. Die Musik
heißt es bezeichnen„Nach dem spielte lange keine
derweise in dem
Rolle mehr in seiAbitur wurde nem Leben. StattSong.
Vater Gutsche be- ich Croupier dessen gründete er
stand auf einer solieine Familie, seine
in einem
den Ausbildung für
Tochter ist inzwiden Sohn, der in sei- Spielcasino“ schen ebenfalls Mener Kindheit bei
dizinerin.
Michael Gutsche
den Schöneberger
Doch dann kam
Sängerknaben
mitwirkte.
etwas dazwischen, und der
„Nach dem Abitur wurde ich
engagierte Arzt musste kürCroupier in einem Spielcazertreten. „Das war so etwas
sino, auch nicht gerade bowie ein Burn-Out, und ich
denständig“, berichtet der
habe die Chirurgie an den NaMusiker. „Ich probierte es als
gel gehängt. Das war 2005, daLandschaftsarchitekt
und,
nach habe ich mich voll in die
ganz vernünftig, studierte BeMusik reingehängt.“ Die Berli-
Musiker und Sänger Michael Gutsche.
ner Coverband Hey tonight
entstand. Spezialität der
Combo sind die Ohrwürmer
FOTO: HANS-PETER THEURICH
der sechziger und siebziger
Jahre, zum Beispiel von Deep
Purple und Creedence Clear-
water Revival. Dafür lernte Michael Gutsche extra Bassgitarre.
„Für Deine Liebe mache
ich mich zum Horst“, singt er
auf seiner CD, und es wirkt so,
als wäre die Neue Deutsche
Welle erwachsen geworden.
Michael Gutsches Stimme
klingt zuweilen glockenklar,
manchmal rockig vernuschelt wie Udo Lindenberg,
etwa im Lied „Der letzte
Mensch“. Deutschrock vom
Allerfeinsten, mit klugen, unprätentiösen Texten.
Seit drei Jahren lebt Michael Gutsche mit seiner Frau
in Brieselang. „Aufs Land ziehen wollte ich schon ewig,
habe aber immer in Berlin gelebt. Jetzt genieße ich das Leben im Grünen“, sagt der Musiker.