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Zwischenbericht Maßnahmen zur Förderung der
Maßnahmen zur Förderung der Bienengesundheit
Zwischenbericht_2006_2007 zu SRL 797/2004
Zwischenbericht
Maßnahmen zur Förderung der Bienengesundheit – Klärung von
Bienenverlusten mit unbekannter Ursache
Actions for bee health promotion – elucidation of unclarified bee losses
Geplante Laufzeit: 1.9.2005 – Ende August 2008
Berichtszeitraum: 1.9.2006 – 31.7.2007
Projektteam:
Dr. Irmgard Derakhshifar
DI Hemma Köglberger
Dr. Igor Loncaric
Dr. Friedrich Fila (CC RANA)
Ing. Heidrun Unterweger (CC RANA)
Josua Oberlerchner
Katharina Etter
Projektleiter und korrespondierender Autor:
Dr. Rudolf Moosbeckhofer
AGES, Institut für Bienenkunde
Spargelfeldstraße 191, 1220 Wien
Tel.: 050 555-33 121
Email: [email protected]
endfassung_maßnahmen_foerderung_bienengesundheit_2006_2007_SRL-zwischenbericht
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
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Maßnahmen zur Förderung der Bienengesundheit
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1 Einleitung
Das während der Überwinterungsperiode 2006/2007 vor allem aus den USA, aber auch aus anderen Ländern
bekannt gewordene dramatische Bienensterben, in der Literatur und den Medien unter dem Begriff "Colony Collapse
Disorder" (CCD) bezeichnet, zeigt nachdrücklich, dass zum Themenkomplex des Projektes massiver
Untersuchungsbedarf besteht.
Besonders hervorgehoben wird von den mit der Aufklärung möglicher Schadensursachen befassten Wissenschaftern,
dass sich der Gesundheitszustand der Bienenvölker derzeit in einem sehr labilen Gleichgewicht befindet. Dieses kann
durch die Vielzahl an möglichen Schaderregern – vor allem auch solchen, die in den letzten Jahren durch
Einschleppung neu hinzugekommen sind –, aber auch durch die Exposition gegenüber den eingesetzten
Tierarzneimitteln und Umweltbelastungen (z.B. Pflanzenschutzmittel) sehr leicht gestört werden. Hinzu kommen
noch auftretende Resistenzen von Schadorganismen bei Bienen gegenüber Bekämpfungsmitteln (z.B. im Falle der
Varroamilbe) und die laufende Einschleppung neuer Bienenschädlinge und –parasiten durch den weltweiten
Bienenhandel (z.B. Kaschmir Bienenvirus, Small Hive Beetle, Nosema ceranae).
In Österreich sind – nach den, dem Institut zugegangenen Informationen, keine derartig gravierenden Völkerverluste
aufgetreten, wie beispielsweise in den USA. Lediglich in Ostösterreich – hier vor allem in Wien, gab es mit rund 30 %
an Völkerverlusten einen über dem langjährigen Durchschnitt liegenden Ausfall (Klaus Fleischmann, Präsident des
Wiener Landesverbandes, ORF-Interview, Frühjahr 2007).
Arbeiten in der Förderperiode 2006/2007
a) Etablierung PCR-gestützter Diagnosemethoden für folgende Bienenviren:
o
Akutes Bienenparalyse Virus (ABPV),
o
Flügeldeformationsvirus (DWV),
o
Schwarzes Königinnenzellen Virus (BQCV),
o
Chronisches Bienenparalyse Virus (CBPV),
o
Sackbrutvirus (SBV),
o
Kaschmir Bienen Virus (KBV);
b) Diagnostische Untersuchung eingesandter Bienen- und Brutproben aus abgestorbenen, geschwächten bzw. auch
aus am gleichen Stand befindlichen, sich normal entwickelnden Völkern auf folgende Krankheitserreger und
Parasiten:
•
Bienenviren: ABPV, DWV, BQCV, CBPV, SBV, KBV (nur Teil der Proben untersucht)
•
Acarapis woodi (Tracheenmilbe; nur Teil der Proben untersucht)
•
Varroa destructor
•
Nosema sp.
c) Vor Ort Inspektion und Probenahme auf 3 Bienenständen eines Betriebes mit erhöhtem Bienentotenfall;
d) Vorerhebungen und -untersuchungen bei Proben mit Vergifungsverdacht auf Krankheitserreger (Varroa, Nosema
sp., Acarapis woodi), um Bienenkrankheiten als mögliche Ursache für ein beobachtetes Bienensterben
ausschließen zu können;
e) Rückstandsuntersuchungen an Proben mit Vergiftungsverdacht durch das Kompetenzentrum Rückstandsanalytik
der AGES (CC RANA);
f) Beratungs- und Vortragstätigkeit.
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2 Material und Methoden
Diese richteten sich nach der jeweiligen Fragestellung und Aufgabe und umfassten sowohl Direktbeobachtungen an
Völkern und Probenmaterial als auch mikroskopische, bakterielle und molekularbiologische Untersuchungsmethoden
mittels PCR.
Untersuchung von Völkerverlusten
2.1
Probenmaterial:
Insgesamt wurden aus 8 Bundesländern von 47 Imkereibetrieben 205 Bienen- und 2 Brutproben aus abgestorbenen
Völkern mit ungeklärter Todesursache bzw. aus stark geschwächten Völkern eingesandt (Tab. 1).
Tab. 1: Verteilung der Proben nach Bundesländern, Imkern und Probenart
Probenart (n Proben)
Herkunft
(Bundesland)
Imker
B
Bienen
Gesamt
0
0
0
K
3
8
8
NÖ
13
40
40
OÖ*
4
30
30
ST
9
1
22
23
V
6
1
9
10
W
5
52
52
S
2
2
2
T**
4
40
40
Südtirol
1
2
2
Summe Imker
47
205
207
Brut*
2
Legende:
*Vor Ort Untersuchung durch Institutsmitarbeiterinnen: 1 Betrieb (3 Stände, davon einer mit positivem N. ceranae
Befund im Jahr 2006)
** Probenpaket Imkerschule Imst von mehreren Einzelimkern
Verwendete Untersuchungsverfahren:
•
Varroabefall: Auszählung in der Probe vorhandener Milben bzw. Öffnung der Brutzellen und Untersuchung
auf Milbenbefall mit anschließender Berechnung des Befallsgrades (% Bienen- bzw. Brutbefall).
•
Nosemabefall: Da in verschiedenen Ländern zwischenzeitlich neben der bisher bekannten Nosema apis noch
die Art Nosema ceranae mittels molekularbiologischer Methoden bei Honigbienen nachgewiesen werden
konnte, wird dieses Arbeitspaket, das sich zu Beginn auf die mikroskopische Untersuchung stützte, mit der
in der Förderperiode 2006/2007 im Rahmen des Projektes " Untersuchung von Bienenproben aus Österreich
auf ein mögliches Vorkommen von Nosema ceranae" etablierten PCR-gestützten Untersuchungsmethode
abgewickelt. Damit ist gewährleistet, dass eine entsprechende Unterscheidung zwischen diesen beiden,
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lichtmikroskopisch nicht sicher unterscheidbaren Nosema-Arten erfolgen kann. Bereits bearbeitete Proben
mit lichtmikroskopisch positivem Sporenbefund wurden mittels PCR nachuntersucht.
•
Virusuntersuchungen: Der Virusnachweis erfolgte mittels PCR analog Berenyi et al. (2006).
•
Tracheenmilbe (Ararapis woodi): Die Untersuchung erfolgte nach vorheriger Präparation der Tracheen
(Schneiden der Thoraxringe, Auskochen in 3 %-iger Kalilauge, Abwaschen) unter dem Auflichtmikroskop.
2.2
Rückstandsuntersuchungen bei Vergiftungsverdacht:
Diese wurden am Kompetenzzentrum Rückstandsanalytik der AGES (CC RANA) durchgeführt und stützten sich auf
GC-MS- bzw. SPME-GC-MS-Methoden.
3 Ergebnisse
3.1
Bienen- und Völkerverluste
3.1.1. Aufgetretene Symptome
Die im Rahmen der Einsendungen mitgelieferten Begleitschreiben bzw. durchgeführte Recherchen bei den
Einsendern ergaben folgende beobachtete Symptome:
•
tote Völker vor bzw. nach Überwinterung – bei ausreichenden Futterreserven
•
vermehrter Totenfall
•
bienenleere Stöcke, kein bis wenig Totenfall gefunden bzw. massenhaft (4 - 5 cm hoch) tote Bienen im
Bodenbrett (s. Bild 1)
•
stark geschwächte Völker (ehemalig Zweizargenvölker sitzen nur mehr auf 4 bis 6 Waben)
•
Krabbler (auch junge Bienen)
•
viele kränkelnde u. absterbende Bienen
•
haarlose, glänzende Bienen (Bild 2), Zittern, Totenfall, Verkotung
•
Völker waren bis Herbst 2006 intakt, aber zum Jahreswechsel bzw. zur Auswinterung 2007 tot (Bsp.: 60
Völker eines Betriebes während des Winters abgestorben)
•
Nosema-Symptome und plötzlicher, stärkerer Totenfall
•
Verkotung der Flugfront, Bienen sitzen in Trauben vor Flugloch
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Bild 1: Bodenbrett voll toter Bienen (Foto: Imker)
Bild 2: Schwarze Bienen am Flugloch (12.7.07, Bienenstand Vorarlberg), Foto: Imker
3.1.2 Virusuntersuchungen
•
DWV, BQCV, SBV, ABPV: Bisher aus 9 Betrieben 21 Proben untersucht. Alle 4 Viren konnten
nachgewiesen werden, jedoch nicht in jedem Betrieb. Tendenziell zeigen sich dabei – trotz der bisher
geringen Anzahl untersuchter Proben – gewisse Unterschiede im Virusauftreten zwischen den einzelnen
Bundesländern (s. Fig. 1 – 4).
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Fig. 1: Auftreten des Flügeldeformations Virus (DWV) nach Bundesländern (Anzahl Proben)
DWV
nachweisbar
nicht nachweisbar
8
7
6
5
4
3
2
1
0
K
OÖ
Stmk
T
V
W
Fig. 2: Auftreten des Akuten Bienenparalysevirus (ABPV) nach Bundesländern (Anzahl Proben)
ABPV
nachweisbar
nicht nachweisbar
8
7
6
5
4
3
2
1
0
K
OÖ
Stmk
T
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Fig. 3: Auftreten des Black Queen Cell-Virus (BQCV) nach Bundesländern (Anzahl Proben)
BQCV
nachweisbar
nicht nachweisbar
8
7
6
5
4
3
2
1
0
K
OÖ
Stmk
T
V
W
Fig. 4: Auftreten des Sackbrutvirus (SBV) nach Bundesländern (Anzahl Proben)
SBV
nachweisbar
nicht nachweisbar
8
7
6
5
4
3
2
1
0
K
OÖ
Stmk
T
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•
CBPV (Chronisches Bienenparalyse-Virus): Aus 7 Betrieben wurden bisher 10 Proben auf CBPV mit
negativem Ergebnis untersucht.
•
KBV (Kaschmir-Bienenvirus): Die Untersuchung auf KBV wurde aus Gründen der Arbeitszeitersparnis
vorläufig ausgesetzt, da alle in den Vorjahren und Vorprojekten diesbezüglich an österreichischen
Probenherkünften durchgeführten Untersuchungen negativ verlaufen waren.
In den nächsten Monaten werden die Virusuntersuchungen an dem noch vorhandenen Probenmaterial
fortgeführt.
3.1.3 Befall mit Nosema sp.
In den Proben mit positivem Nosema-Befund waren sowohl Nosema apis als auch Nosema ceranae vertreten. Der
Anteil der Proben mit positivem Nachweis von ausschließlich N. ceranae lag bei 82 %, jener von N. apis bei knapp
6 %.
In 2 Fällen konnten sogar beide Nosema-Arten aus derselben Probe nachgewiesen werden.
Bei einer lichtmikroskopisch negativ befundeten Vergleichsprobe (keine Nosemasporen nachweisbar) lieferte auch die
PCR-Untersuchung ein negatives Ergebnis (= Säule für 11. Bezirk in Fig. 5).
Tab. 2: Ergebnisse der PCR-Untersuchung an 18 lichtmikroskopisch voruntersuchten Bienenproben auf
Nosema apis bzw. N. ceranae (* = positiver Sporenbefund im Lichtmikroskop)
PCR
Lichtmikroskop
Erreger
%-Anteil an
Summe Proben
positiven Proben
positiv
negativ
N. apis
1
0
1
5,9
N. ceranae
14
0
14
82,4
N. apis + N.
ceranae
2
0
2
11.8
Nosema sp.
nicht
0
1
1
-
nicht
nachweisbar
17
1
18
-
Nosema sp.
(N = 17)
nachweisbar
nachweisbar
Gesamt
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Fig. 5: Vorkommen von N. apis bzw. N. ceranae auf Ebene der Verwaltungsbezirke (lichtmikroskopisch
vorselektierte positive (n = 17) bzw. negative (n = 1) Bienenproben)
Untersuchung 18 vorselektierter Bienenproben
Jänner - Juli 2007
N. apis
N. ceranae
N. apis+ N. ceranae
N. sp. nicht nachweisbar (Mikr. neg.; PCR-neg.)
4
Völker
3
2
Innsbruck Land
Imst
22. (BIE)
18. (BIE)
11.
Bregenz
Radkersburg
Graz Umgebung
Freistadt
Wien Umgebung
0
Gänserndorf (BIE)
1
Bezirk
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3.1.4 Ergebnisse der vor Ort Erhebungen durch Institutsmitarbeiterinnen
Nach einer Meldung über verstärkt auftretenden Totenfall bzw. "Krabbler" in einem Bienenbestand (Stand "G") , in
dem bereits im Herbst 2006 Nosema ceranae diagnostiziert worden war, erfolgte ein Standbesuch, um
entsprechende Symptombeobachtungen und Probenahmen durchführen zu können.
Ergebnis Lokalaugenschein:
Stand "G": Das vom Imker gemeldete Auftreten flugunfähiger, krabbelnder Bienen konnte im Rahmen des
Lokalaugenscheins nach wie vor wahrgenommen werden. Die Bienen waren nur flugunfähig. Haarlose Bienen, wie
sie z.B. für Schwarzsucht typisch sind, waren nicht zu beobachten. Weiters hatte der Imker auch keine erhöhten
Völkerverluste erlitten.
Stand "P": keine Krabbler, keine auffälligen Bienen
Bild 3: "Krabbler" (aufgetriebener Hinterleib)
Bild 4: Flugbrett mit Verkotung (Ende Mai 2007)
Bild 5: Unauffällige Brutwabe vom Bienenstand "G"
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Probenahme:
Von Stand "G" wurden krabbelnde Bienen (Bild 3) vor den Fluglöchern eingesammelt bzw. Material aus 2 Völkern
entnommen. Zusätzlich wurden von einem der beiden anderen Stände ("P") des Betriebes Bienenproben
entnommen.
Ergebnis Laboruntersuchung:
Stand "G": N. ceranae war auch 2007 erneut nachweisbar, d.h., der Erreger ist seit dem
•
Vorjahr kontinuierlich im Betrieb etabliert;
•
Stand "P": Lichtmikroskopisch konnten Nosemasporen nachgewiesen werden, die Art-Identifizierung ist
aber noch nicht abgeschlossen.
3.1.5 Eingesandte Brutproben
Imkerbetrieb 1:
Symptome: abgestorbene Brut, teilweise löchrige Zelldeckel, abgestorbene Maden in verdrehter Lage
Ergebnis der Laboruntersuchungen:
•
hoher Varroabefall in Brutzellen,
•
Tests mit Vita-EFB-Kits auf Europäische Faulbrut verliefen negativ;
•
Hinweise auf amerikanische Faulbrut waren nicht zu finden, auch der Erreger war nicht nachzuweisen.
Schlussfolgerung Betrieb 1: Wahrscheinlich Varroaschaden
Imkerbetrieb 2:
Symptome: Völkerzusammenbruch erst im zeitigen Frühjahr, stehengebliebene Zellen mit schlupfreifen Bienen,
Ergebnis der Laboruntersuchungen:
•
Bienenproben wiesen Varroabefall von 10% auf,
•
Hinweise auf amerikanische Faulbrut waren nicht zu finden, auch der Erreger war nicht nachzuweisen.
Schlussfolgerung Betrieb 2: Varroaschaden nicht völlig auszuschließen, da in der Regel der Varroabefall in der
Restbrut auch bei geringem Befall der abgefallenen Bienen beträchtlich sein kann. Mangels Brutproben war diese
Frage aber nicht zu klären.
In beiden Betrieben könnten durchaus auch noch Viren an den Volkszusammenbrüchen beteiligt gewesen sein. Die
Untersuchungen dazu sind aber noch nicht abgeschlossen.
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3.2
Untersuchung von Bienenschäden mit Vergiftungsverdacht
In der Förderperiode wurde von insgesamt 11 Betrieben Vergiftungsverdacht gemeldet und es kamen 22
Bienenproben (sowohl Einzelvolk- als auch Sammelproben) zur Einsendung (Tab. 2).
Diese wurden im Rahmen der "Voruntersuchung bei Vergiftungsverdacht" auf Symptome von Bienenkrankheiten,
ihren Erhaltungszustand und die eingesandte Menge untersucht bzw. bewertet. Aufgrund der Ergebnisse wurden
dann 7 Bienen- und eine Wabenprobe zur Rückstandsuntersuchung an das Kompetenzzentrum Rückstandsanalytik
der AGES (CC RANA) weitergeleitet. Dort wurden sie aufgrund der vermuteten Vergiftungsursache auf
Organophosphorpestizide (39 Wirkstoffe) und Pyrethroide (6 Wirkstoffe) untersucht.
13 Proben wurden wegen zu geringer Probenmenge bzw. ungeeigneten Probenzustandes und 2 Proben wegen
ausländischer Herkunft (Südtirol) nicht zur Rückstandsuntersuchung an das CC RANA der AGES weitergeleitet.
Tab. 2: Proben mit Vergiftungsverdacht (Zeitraum: 1.9.2006 - 20.7.2007)
LAND
Summe
K
1
NÖ
8
Stmk
4
Wien
7
Südtirol
2
Gesamt
22
Von Imkern wurden aufgrund ihrer Beobachtungen des Trachtangebotes bzw. der zur Zeit des Schadenseintrittes an
Kulturpflanzen durchgeführten Pflanzenschutzmaßnahmen folgende Vergiftungsquellen vermutet: Spritzung von
Marille, Raps, Mais, Wein. Es gab aber auch „unbekannt“, d.h., der Imker konnte keinen Hinweis auf eine mögliche
Vergiftungsquelle geben. In einem Fall äußerte der Imker den Verdacht auf „Bienenfrevel“, d.h., eine absichtliche
Vergiftung der Bienen.
3.2.1 Symptombeobachtungen im Zusammenhang mit Vergiftungsverdacht
Von den Imkern wurden im Zusammenhang mit Vergiftungsverdacht folgende Symptome gemeldet bzw. von uns im
Zuge der Voruntersuchung beobachtet:
•
starker Totenfall; Hälfte der Bienen mit herausgestreckten Zungen (Bild 6), ein Drittel mit verdrehten Flügeln
•
massenhafter Totenfall vor Flugfront, auf Flugbrettern u. in Bienenstöcken, Stechlust, Unruhe; krabbelnde u.
zitternde Bienen; 67% der Bienen mit herausgestreckter Zunge
•
•
massenhaft Totenfall; Unruhe, Stechlust; krabbelnde, zitternde Bienen
Fehlen aller Flugbienen, Völker nur mehr auf 4 bis 5 Waben; vor Flugbrett zahlreiche tote Bienen; 12 von 20
Völkern betroffen; teilweise herausgestreckte Zungen bzw. verdrehte Flügel; Pollenträgerinnen
•
verstärkter Totenfall am Flugbrett im April während Rapsblüte
•
nur Eckvolk von 10 Völkern betroffen: tote Bienen im Boden; verbraust; Waben abgerissen; auch Drohnen in
Probe dabei; verkrüppelte Puppen; schwarze "verbrauste" Bienen
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•
S-Tirol: bei 20 Imkern alle Bienen im Umkreis von 2 km2 gestorben; Totenfall über 14 Tage anhaltend,
Flugbienen zu 90% tot ; vermutete Ursache: Pflanzenschutzanwendung in einer Erdbeer- oder Himbeerkultur
in der Nähe.
In den kritischen Verdachtsfällen waren alle bzw. die Mehrzahl der Völker eines Standes von den Symptomen
betroffen. Sind nur Einzelvölker betroffen, ist dies untypisch für eine Vergiftung durch Pflanzenschutzmaßnahmen,
sondern eher ein Hinweis auf einen Frevelfall.
3.2.2. Ergebnis der Voruntersuchungen bei Vergiftungsverdacht
In den zur Rückstandsanalyse weitergeleiteten Proben schieden die untersuchten Bienenkrankheiten als mögliche
Auslöser des beobachteten Symptombildes aus.
Dies gilt insbesondere auch für den neuen Darmparasiten Nosema ceranae, der nur in einer einzigen Probe
nachgewiesen werden konnte. In den anderen Proben mit Vergiftungsverdacht war kein Nosemabefall feststellbar.
3.2.3 Pollenanalyse an Bienen mit Vergiftungsverdacht
Soweit möglich wurde versucht, mittels Pollenanalyse (Pollenhöschen, Pollenextraktion aus dem Haarkleid toter
Bienen) den von den Bienen beflogenen Pflanzenbestand zu ermitteln, um Rückschlüsse auf die mögliche
Vergiftungsquelle zu erhalten (Bild 6).
Beispielhaft sei hier das Ergebnis einer derartigen Untersuchung angeführt
Tab. 3: Pollenanalyse einer Probe mit Vergiftungsverdacht (Probe BP 22/2007; Bild 6)
Untersuchungsgegenstand
identifizierter Pollen
Pollenhöschen einer toten Biene
Brassica sp.;
Pollen aus Haarkleid toter Bienen
überwiegend Brassica sp., Prunus sp., Malus sp.
Wie die Pollenanalyse zeigte, war Raps eine der von den Bienen beflogenen Pflanzen. Damit deckt sich das Ergebnis
der Pollenanalyse mit den Angaben des Imkers, der folgende Angaben im Begleitschreiben gemacht hatte:
"Siedlung mit Obstblüte (Kirsche, Weichsel, Pflaume, Birne, Apfel); Haupttracht Raps – 500 m; viele Spritzungen in
der Landwirtschaft, unangenehmer Geruch".
(Zungen herausgestreckt, Flügel verdreht)
Bild 6: Pollensammlerinnen aus
einer Probe mit Vergiftungsverdacht
(Zungen herausgestreckt, Flügel
verdreht)
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3.2.4 Ergebnis der Rückstandsuntersuchung:
•
Rückstände der untersuchten Wirkstoffe aus der Gruppe der Organophosphorpestizide bzw. Pyrethroide
waren in keiner der untersuchten Proben nachweisbar!
•
Der Verdacht auf Bienenfrevel bei der fraglichen Probe wurde durch die Rückstandsuntersuchung bestärkt.
Grund dafür war der Nachweis einer hohen Belastung mit Substanzen, wie sie bei der alkoholischen Gärung
auftreten (verschiedene Alkohole). Unter Berücksichtigung der anderen Umstände (nur ein Eckvolk
betroffen; Volk in Beute verbraust da tote Bienen das Flugloch verstopften und damit den Luftaustausch
verhinderten), kann in diesem Fall mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass eine
alkoholhaltige Substanz in das Bienenvolk eingebracht worden ist. Diese führte dann zum Absterben einer
größeren Menge von Bienen, die das Flugloch verstopften, worauf es zum Verbrausen des gesamten Volkes
und - durch die damit verbundene Wärmeentwicklung - zum beobachteten Abreißen der Waben in den
Rähmchen kam.
3.2.5 Identifizierte Probleme im Zusammenhang mit Vergiftungsverdacht:
Wie bereits in den Vorjahren mehrfach und immer wieder beobachtet, erschweren Zeitverzögerungen zwischen
Schadenseintritt und Schadensentdeckung bzw. grobe Mängel bei der Schadensabwicklung eine mögliche Aufklärung
des Vergiftungsverdachtes bzw. vereiteln einen solchen sogar.
Zu den häufigsten Problembereichen gehören:
•
Schadensmeldung (keine Anzeige bei Polizei)
•
Schadensfalldokumentation (fehlende Angaben, keine Zeugen, keine Beiziehung eines
Bienensachverständigen)
•
Probenahme (Zeitpunkt, Art, Aufbewahrung)
•
Probenmenge, -zustand, -einsendung
Als weitere Hemmnisse kommen hinzu, dass in der Regel weder die Vergiftungsquelle noch der die
Vergiftungssymptome auslösende Wirkstoff bekannt sind, bei manchen Wirkstoffen ein rascher Abbau in den Bienen
erfolgt und auch nicht für jeden möglichen Wirkstoff Methoden für dessen Nachweis in der Matrix „Bienen“ verfügbar
sind.
Dies führt insgesamt dazu, dass selbst im Falle einer tatsächlich eingetretenen Vergiftung ein positiver
Rückstandsnachweis an der eingesandten Probe nur schwer zu führen ist, desgleichen die erfolgreiche Suche nach
dem Verursacher.
4 Diskussion
Im Gegensatz zu den Meldungen über katastrophale und weit verbreitete Bienenverluste in den USA in der
Überwinterungsperiode 2006/2007 sind derartige Meldungen von Imkerseite in Österreich im Großen und Ganzen
ausgeblieben. Wie aus der geringen Zahl an diesbezüglichen Mitteilungen an das Institut hervorgeht, gab es in
Einzelfällen bzw. auf regionaler Ebene auch in Österreich Völkerausfalle, die zwar für den Einzelbetrieb sehr
schmerzvoll waren, aber keine Gefährdung des Gesamtvölkerbestandes bzw. der Bestäubungstätigkeit der Bienen
darstellen.
Auf europäischer Ebene berichtete Prof. Jacobs (mündl. Mittlg., 2007) im Rahmen der Tagung "Prevention of Bee
Losses in Europe (5. und 6. 3. 2007, Wageningen, NL) von stark erhöhten Völkerverlusten in Flandern (Belgien) mit
Verlustraten über 50%. In Spanien werden beträchtliche Bienenverluste in einigen Provinzen mit dem verstärkten
Auftreten von Nosema ceranae, einem erst seit einigen Jahren neu auftretenden Darmparasiten der erwachsenen
Bienen, in Verbindung gebracht, wie Higes und Mitarbeiter (mündl. Mitteilung, 2007) im Rahmen der Tagung in
Wageningen, darlegten.
Insgesamt ergibt sich derzeit noch kein klares Bild, was die hohen Völkerverluste in den USA wirklich ausgelöst hat.
Auf Basis der bisherigen Untersuchungsergebnisse und Kenntnisse wird vom Zusammenwirken unterschiedlicher
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Faktoren ausgegangen, die von Fall zu Fall in unterschiedlichem Umfang an Schwere und Gesamtsymptomatik des
Geschehens beteiligt waren.
Die aktuellen Theorien möglicher Ursachen für CCD, wie sie in der Zusammenfassung des vom CCD Steering
Committee am 20. 6. 2007 herausgegebenen "Colony Collapse Disorder Action Plan" angeführt sind,
enthalten folgende Faktoren:
•
erhöhte Verluste durch Varroa bzw. ihre Resistenz gegen Bekämpfungsmittel
•
neue (z.B. N. ceranae) bzw. wieder auftauchende Bienenseuchen
•
Pestizide aus Pflanzenschutz, Imkerei (Milben-, Insektenbekämpfung)
•
Schwächung des Bienen-Immunsystems durch Stress als Folge des Einwirkens eines oder mehrerer
Faktoren, wie
–
Mangelernährung (überfüllte Stände, Bestäubungseinsatz in Kulturen mit geringem
Nährwert des vorhandenen Pollens bzw. Nektars)
–
–
Trockenheit
Fernwanderungen (diese begünstigen den Austausch von Krankheitserregern durch
Völkermassierungen und engen Kontakt der Bienen untereinander während der langen
Wanderungen).
Zur Klärung bzw. Lösung dieses Problems wurde in den USA ein umfangreicher Maßnahmenplan erstellt, der sich auf
einen multikausalen Forschungsansatz stützt. In diesen sollen sowohl Forschungseinrichtungen verschiedener
Disziplinen als auch die betroffenen Wirtschaftszweige (Bienenzucht, bestäubungsabhängige
Landwirtschaftwirtschaft, Pflanzenschutzmittelindustrie) eingebunden werden.
Für Österreich zeigen die Ereignisse in den USA, aber auch die Zwischenergebnisse des vorliegenden sowie
vorangegangener Projekte klar, dass es sinnvoll und notwendig ist, laufend Untersuchungen zum
Gesundheitszustand der Bienenvölker durchzuführen, unabhängig davon, ob es sich dabei um anzeigepflichtige oder
nicht anzeigepflichtige Krankheiten handelt. Ganz besonders gilt dies natürlich für neu auftretende Krankheitserreger,
wie Nosema ceranae. Nur durch eine für den Imker kostenfreie Untersuchung auffälliger Bienenproben im Rahmen
von Projekten war es dem Institut für Bienenkunde beispielsweise möglich, das weit verbreitete Vorkommen
verschiedener Bienenviren bzw. des eingeschleppten Darmparasiten Nosema ceranae in Österreich nachzuweisen.
Vergleicht man die bisher untersuchten Proben der heurigen Berichtsperiode mit den Einsendungen des Vorjahres,
zeigt sich, dass in der Mehrzahl der Fälle die wahrscheinlichen Ursachen für die Bienenverluste oder das Absterben
der Völker nicht so eindeutig zu ermitteln waren wie im Vorjahr. Auch die Schwere der Ausfälle in den betroffenen
Betrieben erreichte nicht denselben Umfang wie im Vorjahr. Der Grund liegt darin, dass die beobachteten Symptome
in der vorliegenden Berichtsperiode nicht so klar einzelnen Krankheitserregern (z.B. Amerikanische Faulbrut) bzw.
Symptomkomplexen (Varroose + Virosen) oder klassischen Fehlanwendungen von Varroabekämpfungsmitteln trotz
vorhandener Resistenz gegen den eingesetzten Wirkstoff (z.B. Apistanresistenz mit daraus resultierenden
Völkerverlusten) zugeordnet werden konnten wie im Vorjahr.
Stattdessen überwogen Symptombilder, die bei mehreren verschiedenen Krankheiten auftreten können (z.B.
flugunfähige, krabbelnde Bienen, schleichender Schwund der Völker, abgestorbene bzw. geschwächte Völker, u.a.)
und weniger akuten als vielmehr chronischen Erkrankungscharakter hatten..
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Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
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Maßnahmen zur Förderung der Bienengesundheit
Zwischenbericht_2006_2007 zu SRL 797/2004
Trotzdem dürfte für die Mehrzahl der Imker nach wie vor die Varroa und ihre zeitgerechte und wirksame
Bekämpfung ein Hauptproblem sein. Die Kontrolle dieser Parasitose stellt auch einen Schlüssel zur Minimierung der
Virusproblematik dar, vor allem in Bezug auf das Flügeldeformations- oder das Akute Bienenparalysevirus.
In wie weit an dem immer wieder berichteten Auftreten flugunfähiger "Krabbler" bzw. dem schleichenden Schwund
von Völkern oder einem erhöhten täglichen Bienentotenfall ein Befall durch den Darmparasiten Nosema ceranae
beteiligt ist, verglichen mit dem bisherigen Auftreten von Nosema apis, lässt sich anhand der bisher untersuchten
Probenzahl noch nicht entscheiden. Hier ist das Ergebnis der noch ausständigen Untersuchungen abzuwarten.
Tendenziell scheint sich aber derselbe Trend wie in Spanien zu bestätigen, wo N. apis immer seltener und N. ceranae
immer häufiger nachgewiesen wird. Welche Auswirkungen die Verschiebung im Artspektrum dieser Darmparasiten
langfristig auf unsere Bienenvölker hat – insbesondere auch unter den jeweils herrschenden Klima- bzw.
Überwinterungsbedingungen – muss sich in der Praxis erst herausstellen.
In dieser Berichtsperiode war die Zahl an Einsendungen mit Vergiftungsverdacht wesentlich höher als im Vorjahr.
Leider war es in keinem Fall möglich, einen positiven Rückstandsnachweis für einen bestimmten Wirkstoff zu
erbringen. Die Hauptgründe für dieses nicht zufrieden stellende Ergebnis aus Sicht der Bienenzucht liegen einerseits
in der meist langen Zeitspanne zwischen Eintritt einer Bienenvergiftung und Entdeckung des Schadens durch den
Imker – dies ist meist durch die räumliche Trennung zwischen Bienenstand und Wohnort begründet, aber auch in
schweren Mängeln bzw. Versäumnissen bei Schadensfallaufnahme, Entnahme, Aufbewahrung und Einsendung der
Proben. Andererseits sind bei vielen Wirkstoffen der Analytik Grenzen gesetzt, da im Bienenkörper Wirkstoffe sehr
rasch abgebaut werden können, bzw. für die Analytik in Bienen nicht für jeden Wirkstoff entsprechende
Nachweismethoden verfügbar sind. Hinzu kommt, dass im Regelfall vom Einsender keine Angaben zum
wahrscheinlich die Vergiftung auslösenden Wirkstoff gemacht werden können, da die Bienen ein großes Gebiet
befliegen und der betroffene Imker keinen Überblick hat, welche Wirkstoffe in welchen Kulturen von welchem
Landwirt zu welcher Zeit ausgebracht wurden. Zuletzt sind noch all jene Fälle anzuführen, in denen aufgrund der
durchgeführten Voruntersuchungen eine Vergiftung durch Pflanzenschutzmittel bzw. Bienenfrevel aufgrund der
näheren Umstände des Falles mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden konnten und die nicht zur
Rückstandsuntersuchung weitergeleitet wurden. In diesem Punkt gibt es noch erhebliches Verbesserungspotenzial,
das durch entsprechende Schulungen und Veröffentlichungen ausgeschöpft werden muss.
Nichtsdestotrotz zeigt die rege Einsendung von Bienenproben im Falle eines Verdachtes auf Bienenvergiftung, dass in
der Praxis ein Bedarf an derartigen Untersuchungen besteht. Da die Untersuchungskosten bei Vergiftungsverdacht
beträchtlich sind und der Imker, selbst im Falle eines positiven Rückstandsnachweises kaum jemals Aussicht auf
Ersatz des Schadens (Analysenkosten, Kosten für tote, geschwächte Bienenvölker, Ernteverlust, u.a.) hat, da der
Verursacher meist unbekannt bleibt, erfolgen derartige Einsendungen nur, wenn sie für den Imker kostenfrei bleiben.
Wie das Beispiel der "Colony collapse Disorder" in den USA zeigte, sind Maßnahmen zum Erregermonitoring und die
Umsetzung der Ergebnisse in die konkrete Beratungspraxis der Imkerei unverzichtbare Maßnahmen zur Absicherung
bzw. Förderung der Bienengesundheit und damit auch der Erhaltung der Leistungsfähigkeit der Bienenvölker für die
von Landwirtschaft und Natur benötigte Bestäubungstätigkeit.
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Zusammenfassung
Im Rahmen dieses Projektes wurden in der Förderperiode 2006/2007 insgesamt 207 Proben aus 47 Betrieben
eingesandt. Die Proben stammten großteils aus abgestorbenen bzw. stark geschwächten Völkern. In einigen Fällen
stehen auch Vergleichsproben von "gesunden" Völkern desselben Standes zur Verfügung. Da die Untersuchungen
dazu noch nicht abgeschlossen sind, können zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine vergleichenden Bewertungen
bezüglich des Auftretens von Krankheitserregern in auffälligen und unauffälligen Völkern erfolgen.
Die Untersuchung auf einige wichtige Viren (ABPV, DWV, BQCV, SBV) zeigte, dass diese in österreichischen
Bienenbeständen nachweisbar waren, allerdings nicht jedes Virus in jeder Probe bzw. in jedem Betrieb. Auch scheint
es Unterschiede im Virusvorkommen zwischen den verschiedenen Bundesländern zu geben. CBPV war in den bisher
untersuchten Proben nicht nachweisbar.
Das Vorkommen von Nosema ceranae in Österreich konnte mittels PCR-gestützter Diagnosemethoden an
lichtmikroskopisch vorselektierten Proben (positiver Nachweis von Nosema-Sporen) bestätigt werden. In einigen
wenigen dieser Proben war auch N. apis nachweisbar. In 2 Proben wurden sowohl N. ceranae als auch N. apis
nachgewiesen. Über die mögliche Bedeutung des tendenziell vorherrschenden Auftretens von N. ceranae (82 % der
untersuchten positiven Proben) für die Volksgesundheit – insbesondere was die künftigen Entwicklungen betrifft –
kann auf Basis des derzeit untersuchten Probenvolumens noch keine Aussage gemacht werden.
In einigen Proben gab es massive Hinweise auf einen hohen bis sehr hohen Varroabefall als wahrscheinliche Ursache
der beobachteten Bienen- bzw. Völkerverluste.
Im Gegensatz zum Vorjahr war jedoch die Zahl der Proben mit unklarer Schadensursache deutlich höher. Dies
betrifft vor allem das Auftreten von verstärktem Totenfall und "Krabblern", aber auch die deutliche größere Zahl von
Einsendungen mit Vergiftungsverdacht.
Von den mit Vergiftungsverdacht eingesandten Proben, konnten nach Durchführung entsprechender
Voruntersuchungen und Recherchen zum Schadenseintritt bzw. –verlauf nur weniger als die Hälfte einer
Rückstandsuntersuchung zugeführt werden. In keinem Fall konnten Rückstände von Organophosphorpestiziden (39
untersuchte Wirkstoffe) bzw. Pyrethroiden (6 untersuchte Wirkstoffe) nachgewiesen werden.
In einer besonders auffälligen Probe waren große Mengen von Substanzen, wie sie bei der alkoholischen Gärung
auftreten, nachweisbar. Dieser Fund stützt die Annahme des betroffenen Imkers, dass ein Frevelfall vorliegt, bei dem
alkoholische Stoffe in das Bienenvolk eingebracht worden sind, in deren Folge ein Teil der Bienen starb und der
andere Teil des Volks an Luftmangel zugrunde ging (verbrauste).
Gesamtheitlich betrachtet, hat sich aus Sicht der Projektleitung das vorliegende Projekt in der Praxis bewährt. Es
war dadurch möglich, sonst unbeachtet gebliebene Völkerverluste hinsichtlich der zugrunde liegenden Krankheitsbzw. möglicher Vergiftungsursachen zu untersuchen. Dadurch war es möglich, einen groben Überblick über die in
den österreichischen Bienenbeständen vorhandenen Schadorganismen zu erhalten und eine Vergleichsbasis für
künftig auftretende Seuchenfälle zu schaffen. Derartige Basisuntersuchungen sind als Maßnahme zur Förderung der
Bienengesundheit unverzichtbar, da sich daraus konkrete Empfehlungen für die Praxis ableiten lassen. Selbst wenn
es keine direkt einsetzbaren Medikamente gegen die meisten der nachgewiesenen Schadorganismen gibt, kann der
Imker durch pflegerische Maßnahmen und entsprechende Wahl des Standortes sehr viel für die Bienengesundheit
tun. Die Bedeutung dieser Maßnahme wird auch dadurch unterstrichen, dass im "Colony Collapse Disorder Action
Plan" der USA die Entwicklung einer optimalen Praxis der Völkerführung (Zitat: "general best management practices
for honey bees") - unter dem gegenwärtigen Umwelt- und Schaderregerszenario – explizit als ein zentraler Punkt zur
Schadensreduktion und –vorbeugung angeführt wird.
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6 Literatur
ARS/USDA (2007): Colony collapse disorder action plan.
Quelle: http://www.ars.usda.gov/is/br/ccd/ccd_actionplan.pdf
Berenyi O, Bakonyi T, Derakhshifar I, Koglberger H, Nowotny N. (2006): Occurrence of six honeybee viruses in
diseased Austrian apiaries. Appl Environ Microbiol 72(4):2414-20. PMID: 16597939 [PubMed - indexed for MEDLINE]
Jacobs F (2007): Honey bee losses in Belgium. 1st meeting working group "Prevention of bee losses in Europe";
March 5 and 6, 2007, Wageningen, The Netherlands
Higes M (2007): Monitoring bee losses in Spain. 1st meeting working group "Prevention of bee losses in Europe";
March 5 and 6, 2007, Wageningen, The Netherlands
7 Danksagung
Allen Imkern, die uns durch die Einsendung von Probenmaterial und das entgegen gebrachte Vertrauen bei der
Ergründung möglicher Schadensursachen unterstützt haben, möchten wir sehr herzlich danken.
Dem Dachverband „Biene Österreich“ und dem BMLFUW danken wir für die Unterstützung und finanzielle Förderung
des Projektes im Rahmen der VO (EG) Nr. 797/2004.
8
Bildautoren
Irmgard Derakhshifar, Hemma Köglberger, Institut für Bienenkunde, AGES (Bilder 3 - 6)
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