Abschlussbericht Maßnahmen zur Förderung der

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Abschlussbericht Maßnahmen zur Förderung der
Maßnahmen zur Förderung der Bienengesundheit – Klärung von
Bienenverlusten mit unbekannter Ursache
Abschlussbericht
Abschlussbericht
Maßnahmen zur Förderung der Bienengesundheit – Klärung von
Bienenverlusten mit unbekannter Ursache
Measures to support honey bee health - examination of bee loss incidents
Laufzeit: 1.9.2005 – Juni 2009
Projektteam:
AGES – Institut für Bienenkunde
AGES – Kompetenzzentrum Rückstandsanalytik
Dr. Irmgard Derakhshifar
Dr. Friedrich Fila
DI Hemma Köglberger
Dr. Christoph Czerwenka
Dr. Igor Loncaric
Ing. Heidrun Unterweger
Josua Oberlerchner
Katharina Etter
Diplom- bzw. Bachelorarbeiten mit Bezug zum Projekt:
Monika Neuwirth (Diplomarbeit, Wien, Vet. Med. Univ. Wien, Inst. Klinische Virologie,
Betreuer: Univ. Prof. Dr. Norbert Nowotny)
Julia Karlhofer (Bachelor-Arbeit, FH Wr. Neustadt, Biotechnische Verfahren, Tulln,
Betreuerin: Dr. Agnes Grünfelder)
Projektleiter und korrespondierender Autor:
Dr. Rudolf Moosbeckhofer
AGES, Institut für Bienenkunde
Spargelfeldstraße 191, 1220 Wien
Tel. : 050 555-33 121
Email : [email protected]
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Bienenverlusten mit unbekannter Ursache
Abschlussbericht
1 Einleitung
Gesunde, leistungsfähige Bienenvölker sind sowohl für die Imkerei als auch für die Landwirtschaft
unverzichtbar. Durch Totalausfälle von ganzen Bienenständen, wie sie während der
Überwinterungsperiode 2005/2006 aus Teilen einiger Bundesländer in Österreich (z.B. Burgenland,
Steiermark) bekannt geworden waren, entsteht einerseits den betroffenen Imkereibetrieben ein massiver
wirtschaftlicher Schaden. Andererseits wird durch den mehr oder weniger flächendeckenden Verlust von
Honigbienenvölkern auch für viele Produktionszweige der Landwirtschaft (z.B. Obst-, Samenbau,
Ölfruchtanbau) die erforderliche Bienenbestäubung zur Erzielung entsprechender Frucht- und
Samenqualitäten bzw. Erntemengen massiv gefährdet. Das während der Überwinterungsperiode
2006/2007 vor allem aus den USA, aber auch aus anderen Ländern, unter dem Begriff „Colony Collapse
Disorder“ (CCD) bekannt gewordene dramatische Bienensterben (Cox-Foster, 2007) bezog das weltweite
Medienecho überwiegend aus dem Verlust von Bestäubungsleistungen und dadurch drohenden
Ernteausfällen.
Die „normale“ Ausfallsrate an Bienenvölkern während der Überwinterung liegt erfahrungsgemäß
zwischen ca. 5 und 15 %. Für Österreich wurden für die Überwinterungsperiode 2007/2008 mit Hilfe
einer Fragebogenaktion Gesamtverluste von 13,3 % ermittelt. Die Höhe der Verluste variierte von 9,2 %
in Salzburg bis zu 17,1 % in Niederösterreich inklusive Wien (Crailsheim, Moosbeckhofer, Brodschneider,
2009).
Auf derartige Verluste ist die Imkerei vorbereitet und trägt diesem Umstand dadurch Rechnung, dass
eine entsprechende Anzahl von Reservevölkern aufgebaut und eingewintert wird, um die Ausfälle zu
ersetzen.
Als Ursachen für Völkerverluste lassen sich 3 Hauptgruppen von Einflussfaktoren anführen:
•
Umwelt (Klima, Trachtangebot, Pflanzenschutzmaßnahmen, Bienenfrevel, u.a.)
•
Bienenkrankheiten
•
Unzulängliche Betriebsweise
Die beobachteten Schäden lassen sich nicht immer klar einer dieser Faktorengruppen zuordnen, da in
vielen Fällen mehrere Faktoren am Zusammenbruch beteiligt sind. Darüber hinaus kann die Ursache der
Schäden auch von Stand zu Stand bzw. von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich oder auf bisher
unbekannte Faktoren und Zusammenhänge oder Krankheitserreger zurückzuführen sein. Um langfristig
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die Bienengesundheit zu sichern, kommt daher der Klärung von Bienenverlusten mit unklarer Ursache
besondere Bedeutung zu.
Da die dafür erforderlichen Untersuchungen und Leistungen im Umfang weit über die gemäß
Bienenseuchengesetz (BSG) i.d.g.F. vorgesehene diagnostische Tätigkeit des Instituts für Bienenkunde
der AGES hinausgehen, sollten folgende Ziele im Rahmen des Projektes erreicht werden:
•
Erhaltung bzw. Ausbau der Fachkompetenz für die Diagnose nicht anzeigepflichtiger
Bienenkrankheiten;
•
Etablierung der Diagnostik für Bienenviren (in Zusammenarbeit mit anderen AGESEinrichtungen);
•
Abwicklung der vom Imkersektor benötigten Beratungs- und Untersuchungstätigkeit,
insbesondere durch die für den Einsender kostenlose Aufklärung der Krankheits- bzw.
Todesursache bei Bienenvölkern im Falle nicht anzeigepflichtiger Bienenkrankheiten;
•
Abklärung des Verdachts von Bienenvergiftungen durch Voruntersuchungen der Bienenproben
auf nicht vergiftungsbedingte Erkrankungen (Varroose, Nosemose, Acarapiose, Virosen) und
Rückstandsuntersuchungen an Bienen, Bienenprodukten bzw. Beutenteilen im
Kompetenzzentrum Rückstandsanalytik (CC RANA) der AGES;
•
Bereitstellung aktueller Informationen zum Thema Bienengesundheit für die Imkerschaft
(Merkblätter, Publikationen, AGES-Homepage, Schulungsunterlagen, Schulungen, u.a.);
•
Erhaltung der akkreditierten Methoden für nicht anzeigepflichtige Erreger und Bienenkrankheiten
(Acarapis woodi, Nosema spp., Ascosphaera apis) und den Nachweis des Erregers der
Amerikanischen Faulbrut (Paenibacillus larvae) im Honig am Institut für Bienenkunde der AGES.
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2 Material und Methoden
2.1
Probenmaterial
Das Probenmaterial setzte sich überwiegend aus von Imkern direkt eingesandten Bienenproben
(Wintertotenfall, Frühjahr-/Sommer-/Herbsttotenfall bzw. Totenfall mit Vergiftungsverdacht) zusammen.
Dieses stammte sowohl aus Völkern mit normaler Entwicklung als auch aus Problemvölkern
(abgestorbene, schwache oder sonst auffällige Völker) mit unterschiedlichen und zum Teil unspezifischen
Krankheitssymptomen (starker Bienenabgang, Krabbler, verkrüppelte Flügel, verdrehte Flügel,
Haarlosigkeit, ausgestreckter Rüssel mit zerteilten Mundwerkzeugen bei toten Bienen, schlechte
Volksentwicklung, etc.). Für einen Teil der Proben bekamen wir vom Einsender Informationen zum
Volkszustand, für einen anderen Teil wurden dazu keine Angaben beigebracht bzw. konnten solche auch
im Nachhinein nicht mehr erhoben werden.
Es wurden aber auch zum Probenahmezeitpunkt noch lebende, aber verhaltensauffällige Bienen
(Sommer- bzw. Winterkrabbler), sowie einige Proben von anderem Material (Brut, Gemülle, Pollen,
Pflanzen) eingesandt.
Fig. 1: Verteilung der Bienenproben 2006 – 2008 nach Probengruppen und Volkszustand
450
400
350
Proben
300
normal
schwach
schwach-weisellos
tot
250
200
150
100
normale
Sommervölker
Winterkrabbler
Sommerkrabbler
Vergiftungsverdacht
Frühjahr-/Sommer/Herbsttotenfall
0
Wintertotenfall
50
Probengruppe
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Ein kleiner Teil der Proben war im Zuge von Standbesuchen durch InstitutsmitarbeiterInnen vor Ort
entnommen worden. Diese umfassten insbesondere auch 40 Brutproben, bei denen der Verdacht auf
eine anzeigepflichtige Bienenkrankheit bestand, und die im Frühjahr 2006 aus toten Völkern entnommen
worden waren. In die Gesamtübersicht von Fig. 1, Tab. 1a bzw. Tab. 1b wurden diese nicht
aufgenommen, da derartige Proben gemäß Bienenseuchengesetz zu untersuchen sind.
In den 3 Jahren der Projektlaufzeit wurden von 109 Betrieben insgesamt 648 Proben eingesandt. Mit
Ausnahme von 5 Proben, die uns über den Landesverband Tirol aus Südtirol erreichten, stammten alle
Proben aus Österreich.
Von den eingesandten Proben wurden insgesamt 532 näher untersucht. Während in den Jahren 2006
und 2007 praktisch alle eingesandten Proben (154 bzw. 113 Proben) untersucht werden konnten, war
dies im Jahr 2008 aufgrund der hohen Zahl von 281 Proben nicht mehr möglich, sodass eine Auswahl der
näher zu untersuchenden Proben getroffen werden musste. Bei der Auswahl wurde einerseits – soweit
möglich und Proben vorhanden waren – auf die Repräsentanz aller Bundesländer geachtet, andererseits
wurde die Untersuchung von Material aus möglichst vielen Betrieben bzw. Bienenständen angestrebt. Um
letzteres zu erreichen, wurden im Falle hoher Probenzahlen von Einzelständen eines Betriebes nicht alle
eingesandten Proben untersucht. Letztendlich wurden 166 Proben des Jahres 2008 untersucht.
Eine Gesamtübersicht zur Zahl eingesandter bzw. untersuchter Proben (Bienen-, Brut-, sonstige Proben)
mit einer Aufstellung nach Bundesländern findet sich in Tab. 1a und Tab. 1b.
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Tab. 1a: Eingesandte Proben
Tab. 1b: Untersuchte Proben
JAHR
JAHR
LAND
LAND
2006
2007
2008
Summe
B
25
1
1
27
25
K
4
8
1
13
177
263
NÖ
49
37
82
168
46
41
99
OÖ
11
46
36
93
2
2
5
9
S
2
2
3
7
Stmk
6
22
2
30
Stmk
6
22
2
30
S-Tirol
-
5
-
5
S-Tirol
-
5
-
5
T
4
11
6
21
T
4
11
6
21
V
10
27
-
37
V
10
27
-
37
W
42
54
36
132
W
42
54
35
131
Gesamt
154
213
281
648
Gesamt
153
213
166
532
2006
2007
2008
Summe
B
25
1
1
27
K
4
8
13
NÖ
49
37
OÖ
12
S
2.2
Verwendete Untersuchungsmethoden
2.2.1
•
Lichtmikroskopische Nachweisverfahren
Nosema sp.: Die Untersuchung erfolgte gemäß der am Institut für Bienenkunde der AGES
verwendeten akkreditierten Prüfvorschrift.
•
Malpighamoeba mellificae: Für den Nachweis von Malpighamöbenzysten wurde die gleiche
Methode wie für Nosema sp. verwendet.
•
Acarapis woodi: Die Untersuchung auf Tracheenmilbe erfolgte gemäß der am Institut für
Bienenkunde der AGES verwendeten akkreditierten Prüfvorschrift.
2.2.2
•
Molekularbiologische Nachweismethoden (PCR)
Virusnachweis: Die Tests auf virale RNA erfolgten nach der Methode von Berény et al. (2006) für
ABPV, BQCV, DWV, SBV und KBV. Für die Untersuchung wurden je 10 Bienen eines Volkes zu
einer Sammelprobe vereinigt und diese auf ein Virusvorkommen getestet.
•
Nachweis von Nosema apis bzw. N. ceranae:
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Am Institut für Bienenkunde der AGES wurde die von Martín-Hernández et al. (2007) beschriebene
Multiplex-PCR für die Identifizierung von N. ceranae bzw. N. apis verwendet.
An der Universität für Veterinärmedizin, Institut für Klinische Virologie, zusätzlich eine Duplex PCR mit
einem neuen Primerset, das im Rahmen der Diplomarbeit von Monika Neuwirth (Betreuer: Univ. Prof. Dr.
Norbert Nowotny) entwickelt worden war.
2.2.3
Visuelle Untersuchung auf Varroabefall
50 Bienen bzw. 50 Zellen der verdeckelten Arbeiterinnenbrut einer Probe wurden auf Varroamilben
untersucht und der prozentuelle Befall errechnet.
2.3
Zeitliche Zuordnung der Proben
Nach dem Zeitpunkt der Probenahme erfolgte eine Einteilung in folgende Gruppen:
•
Proben aus der Überwinterungsperiode (November – März) der Bienenvölker (tote Bienen =
„Wintertotenfall“ = WTF; flugunfähige Bienen = „Winterkrabbler“ = WK)
•
Proben aus der aktiven Periode des Bienenvolkes (= Zeit ab Auswinterungsrevision bis zur
Einwinterung = April – Oktober). Diese Gruppe umfasste tote Bienen aus Völkern ohne
Vergiftungsverdacht (= TOV), flugunfähige Bienen („Sommerkrabbler“ = SK) aus Völkern ohne
Vergiftungsverdacht, Bienentotenfall nach Vergiftungsverdacht von Bienenvölkern (= TMV)
In den Tabellen sind die Proben entsprechend obiger Einteilung zugeordnet.
Eine weitere Unterteilung in Untergruppen erfolgte entsprechend dem Erscheinungsbild des Volkes (tot,
lebend) bzw. dem Einsendegrund (Totenfall, Krabbler, Vergiftungsverdacht).
2.4
Pollenanalysen an Proben mit Vergiftungsverdacht
Bei einem Teil der Proben erfolgte an der Außenstelle Lunz/See des Instituts für Bienenkunde eine
Pollenanalyse, um Hinweise auf die mögliche Vergiftungsquelle zu erhalten. Als Untersuchungsmaterial
wurden entweder die Pollenhöschen toter Bienen verwendet oder das Pollen-Pellet, das nach
Auswaschen der im Haarkleid der Bienen haftenden Pollen mit anschließender Zentrifugation gewonnen
worden war.
2.5
Rückstandsuntersuchungen bei Vergiftungsverdacht:
Diese wurden am Kompetenzzentrum Rückstandsanalytik der AGES (CC RANA) durchgeführt und stützten
sich auf GC-MS- bzw. SPME-GC-MS-Methoden.
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2.6
Statistische Auswertung
Diese erfolgte mit dem Programm SPSS.16 für Windows.
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3 Ergebnisse
3.1
Etablierung von Methoden zur Diagnostik von Bienenviren
Am Institut für Bienenkunde der AGES wurden im Rahmen des Projektes unter Verwendung der am
Institut für Pflanzengesundheit vorhandenen Einrichtungen PCR-gestützte Methoden für den qualitativen
Nachweis folgender 6 Viren etabliert:
•
ABPV (Akutes Bienenparalysevirus)
•
DWV (Flügeldeformationsvirus)
•
BQCV (Schwarzes Königinnenzellenvirus)
•
CBPV (Chronisches Bienenparalysevirus)
•
SBV (Sackbrutvirus)
•
KBV (Kaschmir-Bienenvirus)
Diese Methoden stehen nunmehr für weiterführende Untersuchungen zur Verfügung.
3.2
Bienen- und Völkerverluste
3.2.1. Aufgetretene Symptome
Die den Einsendungen beiligenden Begleitschreiben bzw. durchgeführte Recherchen bei den Einsendern
ergaben folgende beobachtete Symptome:
•
tote Völker vor bzw. nach Überwinterung – bei ausreichenden Futterreserven
o
bienenleere Stöcke mit keinem bis wenig Totenfall bzw.
o
massenhaft tote Bienen im Bodenbrett (4 – 5 cm hoch; Bild 1a, 1b)
•
vermehrter Totenfall
•
stark geschwächte Völker (ehemalige Zweizargenvölker sitzen nur mehr auf 4 bis 6 Waben)
•
Krabbler (auch junge Bienen)
•
viele kränkelnde u. absterbende Bienen
•
zitternde, haarlose, glänzende Bienen (Bild 2)
•
Völker waren bis Herbst intakt, aber zum Jahreswechsel bzw. zur Auswinterung tot (Bsp.: 60
Völker eines Betriebes während des Winters abgestorben)
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•
Nosema-Symptome und plötzlicher, stärkerer Totenfall
•
Verkotung der Flugfront bzw. im Stock
•
Bienen sitzen apathisch in Trauben vor Flugloch
Bild 1a + b: Bodenbrett voll toter Bienen (Foto: Imker)
Bild 2: Schwarze Bienen am Flugloch (12.7.07, Bienenstand Vorarlberg, Foto: Imker)
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3.3
Viren
3.3.1
Vorkommen von DWV, ABPV, BQCV, SBV, CBPV, KBV in Bienenproben
DWV (63 %), ABPV (56%) und BQCV (53 %) waren in mehr als der Hälfte der Proben nachweisbar
(Fig. 2). SBV (33 %) und CBPV (4 %) waren deutlich seltener anzutreffen.
Das Kaschmir-Bienenvirus (KBV) konnte in keiner der 62 darauf untersuchten Proben nachgewiesen
werden.
Fig. 2: Nachweis von Viren in Bienenproben aus Österreich (2006 – 2008)
(Zahlen in Säulen = Probenzahl)
100%
90%
80%
105
124
133
70%
191
60%
164
50%
62
40%
30%
178
20%
159
nicht nachweisbar
nachweisbar
150
92
10%
0%
7
0
DW V ABPV BQCV SBV CBPV KBV
Virus
3.3.2
Vorkommen von Bienenviren in den 3 Versuchsjahren
Für die 4 am häufigsten nachgewiesenen Viren (DWV, ABPV, BQCV, SBV) erfolgte eine Auswertung
hinsichtlich Unterschieden in ihrem Auftreten nach Versuchsjahren (Fig. 3).
Dabei zeigte sich für SBV ein konstanter Anteil positiver Proben über alle 3 Versuchsjahre. Bei BQCV kam
es nach dem Spitzenwert im Jahr 2006 zu einem deutlichen Rückgang der Häufigkeit im Jahr 2007 mit
gleichbleibender Tendenz auch für das Jahr 2008.
Ganz anders war die Lage bei DWV und ABPV. Der Anteil positiver Proben nahm von Jahr zu Jahr stark
zu und erreichte bei den Einsendungen aus 2008 Spitzenwerte von 79 % (DWV) bzw. 73 % (ABPV)
positiver Proben.
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Fig. 3: Vorkommen von DWV, ABPV, BQCV nach Versuchsjahren
Anteil positiver Proben (%)
80
70
60
50
40
30
DW V
ABPV
BQCV
20
10
0
2006
3.3.3
SBV
BQCV
ABPV
DW V
SBV
2007
2008
Häufigkeit der untersuchten Viren in den Bundesländern
Wie die Auswertung nach Bundesländern zeigt, gibt es für die verschiedenen untersuchten Viren zum Teil
beträchtliche Unterschiede in der Häufigkeit des Vorkommens im Probenmaterial. Einzelheiten finden sich
in Fig. 4 bis Fig. 9.
•
DWV: Die höchste Zahl positiver Proben wurde in Oberösterreich und Wien gefunden (je 86 %),
die niedrigste im Burgenland (20 %; Fig. 4).
•
ABPV: War am häufigsten in Oberösterreich nachweisbar (84 %), am seltensten in Wien und
Burgenland (je 32 %; Fig. 5).
•
BQCV: Erreichte im Burgenland (88 %) die größte Häufigkeit, gefolgt von Vorarlberg (77 %),
Oberösterreich und Salzburg (je 67 %). Die geringste Zahl positiver Proben wurde in der
Steiermark mit 6 % ermittelt (Fig. 6).
•
SBV: Dieses Virus hatte die größte Häufigkeit in den Bundesländern Burgenland (52 %), Tirol
(46 %), Oberösterreich (45 %) und die niedrigste in der Steiermark (12 %; Fig. 7).
•
CBPV: Mit einem Höchstwert von 11 % positiver Proben (Kärnten, Wien) war CBPV wesentlich
seltener anzutreffen als die anderen bisher angeführten Viren. In den Bundesländern Salzburg,
Steiermark und Tirol, aus denen nur eine kleine Zahl an Proben auf dieses Virus untersucht
worden war, liegt bislang kein positiver Nachweis vor (Fig. 8).
•
KBV: War in keiner Probe nachweisbar. Aus dem Bundesland Salzburg wurden keine Proben auf
dieses Virus untersucht (Fig. 9).
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Fig. 4: Häufigkeit von DWV in den Bundesländern (Zahlen in Säulen = Probenzahl)
DWV - Jahre 2006 - 2008
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
21
5
8
3
20
11
11
59
B
32
6
5
K
NÖ
19
50
3
5
7
OÖ
nachweisbar
S
Stmk
6
T
12
V
W
nicht nachweisbar
Fig. 5: Häufigkeit von ABPV in den Bundesländern (Zahlen in Säulen = Probenzahl)
ABPV - Jahre 2006 - 2008
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
9
4
36
17
3
10
10
10
25
49
9
44
8
6
B
K
NÖ
3
OÖ
nachweisbar
S
21
7
Stmk
12
T
V
W
nicht nachweisbar
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Fig. 6: Häufigkeit von BQCV in den Bundesländern (Zahlen in Säulen = Probenzahl)
BQCV - Jahre 2006 - 2008
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
3
19
7
2
42
22
9
13
16
22
39
24
4
38
3
B
K
15
4
1
NÖ
OÖ
nachweisbar
S
Stmk
T
V
W
nicht nachweisbar
Fig. 7: Häufigkeit von SBV in den Bundesländern (Zahlen in Säulen = Probenzahl)
SBV - Jahre 2006 - 2008
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
12
32
12
63
13
B
17
K
NÖ
22
24
9
13
V
W
15
26
4
7
4
6
2
2
OÖ
nachweisbar
S
Stmk
T
nicht nachweisbar
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Fig. 8: Häufigkeit von CBPV in den Bundesländern (Zahlen in Säulen = Probenzahl)
CBPV - Jahre 2006 - 2008
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
23
8
1
1
B
K
62
20
4
6
5
19
17
1
1
0
T
2
OÖ
0
Stmk
1
NÖ
0
S
V
W
nachweisbar
nicht nachweisbar
Fig. 9: Häufigkeit von KBV in den Bundesländern (Zahlen in Säulen = Probenzahl)
KBV - Jahre 2006 - 2008
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
23
3
12
5
B
K
NÖ
OÖ
S
nicht nachweisbar
4
4
8
3
Stmk
T
V
W
nachweisbar
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Bienenverlusten mit unbekannter Ursache
Abschlussbericht
3.3.4
Virusnachweis und Volkszustand
Zwischen dem Anteil an Proben mit positivem Virusnachweis und dem Volkszustand war kein
durchgehend klarer Zusammenhang erkennbar (Fig. 10). Zwar hatten in einigen Fällen die Bienen aus
den toten Völkern einen höheren Anteil an Proben mit Virusbefall als die Völker mit normaler Entwicklung
(z.B. Frühjahr-/Sommer-/Herbsttotenfall: DWV, ABPV, SBV; Vergiftungsverdacht: SBV), aber in anderen
Fällen traf dies nicht zu. Statistisch war in keinem Fall ein gesicherter Zusammenhang nachweisbar (ChiQuadrat-Test, Exakter Test nach Fisher).
In der Gruppe „Vergiftungsverdacht“ (Fig. 10) bezieht sich die Angabe „Volk normal“ auf den Zustand bis
zum Eintritt des Schadereignisses mit plötzlich einsetzendem, massenhaften Totenfall bei den
betroffenen Völkern. Die in dieser Gruppe als „Volk tot“ ausgewiesenen Völker waren zum Zeitpunkt der
Entdeckung des Schadens durch den Imker bereits komplett abgestorben gewesen.
Fig. 10: Virusnachweis und Volkszustand
Volk tot
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
Frühjahr-/Sommer/Herbsttotenfall
Vergiftungsverdacht
CBPV
BQCV
SBV
ABPV
DWV
CBPV
BQCV
SBV
ABPV
DWV
CBPV
BQCV
SBV
ABPV
0
DWV
Anteil Proben mit positivem Virusnachweis
%
Volk normal
Wintertotenfall
Art des Totenfalles
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Abschlussbericht
3.4
Vorkommen von Nosema spp. in den Bienenproben und Volkszustand
Sporen von Nosema spp. waren lichtmikroskopisch in 83 (= 18,1 %) der insgesamt 458 untersuchten
Proben nachweisbar. Je nach Art des Totenfalles und des Volkszustandes (tot, normal, schwach,
weisellos) schwankte der Anteil positiver Proben zwischen 5 – 40 % (Fig. 11a + b).
In der Gruppe der toten Völker war Nosema sowohl beim Wintertotenfall als auch beim Frühjahrs/Sommer-/Herbstotenfall häufiger nachweisbar als in der Gruppe mit normaler Volksentwicklung.
Statistisch sind diese Unterschiede für den Wintertotenfall hoch signifikant (Chi-Quadrat-Test, p =
0,000). Für den Frühjahrs-/Sommer-/Herbstotenfall sowie die Proben mit Vergiftungsverdacht waren die
Unterschiede nicht signifikant.
Fig. 11 a: Nachweis von Nosema sp. an Bienenproben der Jahre 2006 – 2008
Nosema - Probenverteilung nach Art des
Totenfalles (Lichtmikroskop)
nachweisbar
nicht nachweisbar
250
Anzahl Proben
200
150
177
100
80
Frühjahr-/Sommer/Herbsttotenfall
Vergiftungsverdacht
15
26
tot
8
6
normal
22
6
schwach-weisellos
5
2
schwach
6
4
tot
15
10
schwach
9
tot
17
1
normal
0
12
4
schwach
33
normal
50
W intertotenfall
Art des Totenfalles
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Fig. 11 b: Häufigkeit (%) des Auftretens von Nosema sp. in Bienenproben der Jahre 2006 –
2008
Nosemabefall (Lichtmikroskopisch)
nachweisbar
nicht nachweisbar
100%
90%
80%
70%
60%
15
12
8
6
5
33
80
22
177
17
50%
40%
30%
20%
6
4
2
9
26
6
Frühjahr-/Sommer/Herbsttotenfall
Vergiftungsverdacht
schwachweisellos
schwach
tot
normal
schwach
schwach
tot
1
0%
tot
15
normal
4
normal
10%
10
W intertotenfall
Art des Totenfalles
3.5
Vorkommen von Nosema apis bzw. N. ceranae
Insgesamt wurden 141 Proben mittels PCR auf N. apis und N. ceranae untersucht. Der Anteil positiver
Proben lag mit 47 % deutlich über dem unter Pkt. 3.4. angeführten Wert von 18 %. Der Hauptgrund
liegt darin, dass überwiegend lichtmikroskopisch positive Proben mittels PCR nachuntersucht worden
waren. Die PCR-Methode ist empfindlicher als die lichtmikroskopische Untersuchung (diese liefert nur bei
Sporen ein positives Ergebnis, nicht aber bei Vorhandensein nur vegetativer Teilungsstadien des
Erregers) und andererseits bei einer größeren Zahl an Proben desselben Bienenstandes nur maximal 10
Proben untersucht worden waren.
Ausgenommen Vorarlberg, wo nur N. ceranae gefunden worden war, konnten in allen anderen
österreichischen Bundesländern beide Arten von Nosema nachgewiesen werden (Fig. 10). Mit Ausnahme
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des Bundeslandes Salzburg, aus dem nur 4 Proben zur Untersuchung verfügbar waren, war N. ceranae
häufiger nachweisbar als N. apis.
In mehreren Bundesländern (B, NÖ, OÖ, W) wurden auch Doppelinfektionen mit beiden Parasitenarten in
einer Probe gefunden. Da aber nur Sammelproben untersucht worden waren, lässt sich nicht sagen, ob
verschiedene Bienen eines Volkes von den beiden Erregern befallen waren oder ob diese gleichzeitig in
einer Biene vorhanden waren.
Von den 5 Proben aus S-Tirol war nur eine positiv (N. ceranae).
Fig. 10: Vorkommen von Nosema apis und N. ceranae in den Bundesländern
Legende: 0 = nicht nachweisbar; C = N. ceranae; A = N. apis; AC = N. apis + N. ceranae (Doppelinfektion: d.h., beide Erreger
waren in einer Probe nachweisbar)
Untersuchung auf Nosema apis und N. ceranae Jahre 2006 - 2008
100%
2
1
5
80%
60%
3
1
16
11
10
5
3
2
4
4
2
1
2
8
1
6
20
2
2
40%
20%
1
7
1
4
3
8
1
2
0%
B
3.6
K
NÖ
OÖ
S
Stmk
Südtirol
3
0
AC
A
C
T
V
W
Vorkommen von Malpighamöben-Zysten
Zysten von Malpighamoeba mellificae waren in den untersuchten Proben nur in 2 von 494 untersuchten
Proben nachweisbar. Dies entspricht einer Häufigkeit von 0,4 %.
3.7
Vorkommen von Tracheenmilben
Insgesamt wurden 387 Proben auf Tracheenmilben untersucht. In keiner Probe war ein Befall
feststellbar.
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3.8
3.8.1
Varroabefall
Bienenproben
Da leider von den meisten einsendenden Imkern keine konkreten Angaben zum Varroabefall der Völker,
aus denen die Proben stammten, gemacht werden konnten, erfolgte im Labor des Instituts für
Bienenkunde eine Kontrolle der Bienenproben auf ihren Varroabefall.
Das Ergebnis ist in Fig. 11 dargestellt. Daraus geht klar hervor, dass die Gruppe der toten Völker einen
signifikant höheren Varroabefall (MW=15,8%, SD=17) aufwies als die Gruppe der schwachen
(MW=4,3%, SD=7,8) bzw. der sich normal entwickelnden Völker (MW=2,2%, SD=4,6; Kruskal-WallisTest, p=0,000; N=394).
Fig. 11: Volkszustand und Varroa im Bienentotenfall
35
Varroabefall Bienen (%)
30
25
20
16
15
10
5
4
3
1
0
schwach (n=63) normal (n=180)
tot (n=149)
schwachweisellos (n=14)
In Fig. 12 ist das Ergebnis der getrennten Auswertung nach den 3 Totenfallgruppen dargestellt.
Tendenziell zeigt sich dabei in allen 3 untersuchten Gruppen, dass die Bienen aus den toten Völkern
einen deutlich höheren prozentuellen Varroabefall aufwiesen als die Bienen aus überlebenden Völkern.
Für den Wintertotenfall (N = 256) und den Frühjahr-/Sommer-/Herbstotenfall (N = 71) sind diese
Unterschiede statistisch abgesichert (Kruskal-Wallis-Test: p = 0.000), für die Proben mit
Vergiftungsverdacht (N = 41) nicht (Kruskal-Wallis-Test: p = 0,148).
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Fig. 12: Untersuchung des Bienentotenfalles aus lebenden und toten Völkern auf Varroa
Bienenproben 2006 - 2008
Varroabefall Bienen %
45
40
35
30
25
20
15
10
5
Frühjahr-/Sommer/Herbstotenfall
Vergiftungsverdacht
schwachweisellos
(n=14)
tot
(n=104)
normal
(n=133)
schwach
(n=17)
tot (n=6)
normal
(n=10)
schwach
(n=25)
tot (n=39)
normal
(n=17)
schwach
(n=15)
0
Wintertotenfall
Besonders auffällig an diesem Ergebnis ist der signifikant niedrigere Varroabefall der Bienen aus
schwachen (Kruskal-Wallis-Test: p = 0.000; N = 40) bzw. toten (Kruskal-Wallis-Test: p = 0.038; N = 45)
Völkern mit Vergiftungsverdacht, verglichen mit dem in der gleichen Zeitperiode angefallenen Frühjahr/Sommer-/Herbsttotenfall. Für die sich normal entwickelnden Völker bestanden keine signifikanten
Unterschiede (Kruskal-Wallis-Test: p = 0.74; N = 27).
3.8.2
Brutproben
An den wenigen eingesandten Brutproben aus toten Völkern (je 6 Proben aus Völkern mit
Vergiftungsverdacht bzw. mit erhöhtem Frühjahr-/Sommer-/Herbsttotenfall wurde durch Untersuchung
der verdeckelten Arbeiterinnenbrut der Befall mit Varroamilben bestimmt. Dabei zeigten sich klare
Unterschiede. Während in den 6 Proben der Gruppe mit Vergiftungsverdacht kein Varroabefall der Brut
feststellbar war, lag der Mittelwert aus toten und lebenden Völkern bei 35 % und das Maximum bei 92 %
Brutbefall.
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Die Schlussfolgerung aus diesem Teil der Untersuchung kann nur lauten, dass offenbar bei einem
beträchtlichen Teil der beprobten Völker, speziell bei den abgestorbenen, eine unzureichende Wirkung
der durchgeführten Varroabekämpfungsmaßnahmen angenommen werden muss.
3.9
Ergebnisse der Erhebungen vor Ort
2006 und 2007 erfolgten auf einigen Bienenständen Völkerkontrollen vor Ort durch
InstitutsmitarbeiterInnen, da die Imker schwere Völkerverluste bzw. auffällige Symptome an den Völkern
gemeldet hatten. Dabei wurden sowohl Bienen- als auch Brutproben entnommen.
2008 erfolgten keine Erhebungen vor Ort durch InstitutsmitarbeiterInnen.
3.9.1
Erhebungen vor Ort zu Bienen und Völkerverlusten 2005/2006
Nach entsprechenden Meldungen über erhebliche Völkerverluste erfolgten auf Wunsch und über
Vermittlung der Imkerverbände Standbesuche bei 4 Imkern. Dabei wurde der Zustand der Völker bzw.
die noch erkennbaren Symptome an den abgestorbenen Völkern erhoben.
Vorgefundene Symptome bzw. Volkszustände (s. Bilder 3 – 8)
•
Tote Völker (mit bzw. ohne hohen Bienentotenfall in der Beute) – meist mit Restbrut
(verdeckelte Zellen) – bei reichlich vorhandenen Futtervorräten
•
stark geschwächte Völker
•
abgestorbene Brut
•
Symptome der Amerikanischen Faulbrut auf Waben abgestorbener Völker
•
Sackbrut
•
Kalkbrut
•
bienenleere Beuten mit großen Futterreserven
•
Ruhr
•
verkrüppelte Bienen
•
starker Varroabefall – insbesondere in verdeckelten Zellen von Restbrut
•
Tote Völker nach Einsatz von Apistan-Streifen zur Varroabekämpfung
•
Futtermangel
•
Völlig oder teilweise ausgeraubte Völker
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Bei den Erhebungen vor Ort gefundenes Wabenmaterial mit Verdacht auf anzeigepflichtige
Brutkrankheiten wurde entnommen und einer weiteren Untersuchung gemäß Bienenseuchengesetz
zugeführt.
Falls noch vorhanden, wurden aus den inspizierten Völkern stichprobenartig auch Proben toter Bienen für
weiterführende Untersuchungen entnommen.
Betrieb 1: Drei Bienenstände, stark erhöhter Bienentotenfall und massive Völkerverluste (Bilder 3, 4, 5a,
5b, 6)
Die Erhebungen vor Ort bestätigten das Ausmaß der Bienenverluste in vollem Umfang und ergaben
zusätzlich den Verdacht auf Amerikanische Faulbrut. Dieser konnte durch die Laboruntersuchung der
entnommenen Brutwaben bestätigt werden. Nach Meldung an den zuständigen Amtstierarzt erfolgte eine
Totalsanierung des Bestandes.
Bild 3: Totes Volk im Frühjahr 2006 mit
Brutresten
Bild 4: Wabe aus abgestorbenem Volk mit
Faulbrutsymptomen bei Auswinterung
2006; Brutreste stammen wahrscheinlich
noch aus dem Herbst 2005.
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Bild 5a + b: Abgestorbenes Volk bei Auswinterung 2006; zwischen den Waben und auf dem
Bodenbrett sind nur mehr wenige Bienen zu finden.
Bild 6: Bienenleeres Volk auf Gitterboden bei der Auswinterung 2006; ausreichende
Futtervorräte wären vorhanden gewesen.
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Betrieb 2: Schwere Völkerverluste auf einem Bienenstand, Apistanstreifen in den abgestorbenen,
überwinterten Völkern (Bilder 7a, 7b)
Die Erhebung vor Ort zeigte schwere Mängel in der Varroabekämpfung und die völlige Missachtung des
Umstandes, dass in dem betreffenden Bundesland bereits vor Jahren das Vorhandensein
fluvalinatresistenter Varroamilben nachgewiesen worden war. Trotzdem hatte sich die Varroabekämpfung
allein auf den Einsatz von Apistanstreifen (Wirkstoff: Fluvalinat) beschränkt. Diese waren zusätzlich –
entgegen der Gebrauchsanweisung – offenbar auch während des ganzen Winters in den Völkern
verblieben.
Bilder 7a + b: Einsatz von Apistan-Streifen trotz resistenter Varroamilben – Folge:
abgestorbenes Volk
Betrieb 3: Schwere Völkerverluste auf einem Bienenstand, Beuten zum Teil bienenleer bei vollen
Futtervorräten
Das Ergebnis der Untersuchungen ergab bei manchen Völkern einen zu starken Varroabefall (in den
stichprobenartig untersuchten Völkern wurde an den toten Bienen ein Befallsgrad bis zu 11 % ermittelt),
sowie einen Befall mit ABPV und BQCV. Da ein hoher Varroabefall sehr oft auch mit Problemen durch
das Akute Bienenparalyse Virus einhergeht – die Varroamilbe fungiert als Vektor und Wirt zur
Virusvermehrung, waren die Verluste auf diesem Bienenstand mit hoher Wahrscheinlichkeit die Folge
eines zu hohen Varroabefalles.
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Betrieb 4: Schwere Völkerverluste auf einem Bienenstand, bei manchen Völkern nur mehr sehr
schwache Volkseinheiten vorhanden, massive Ruhrsymptome (Bild 8a, 8b)
Das Ergebnis der Untersuchungen ergab einen zu starken Varroabefall (in den stichprobenartig
untersuchten Völkern wurde an den toten Bienen ein Befallsgrad bis zu 25 % ermittelt) und damit
einhergehend einen Befall mit DWV und BQCV bei vielen Völkern. Da ein hoher Varroabefall in der Regel
mit einem hohen Befall durch DWV korreliert (die Varroamilbe fungiert als Vektor und Wirt zur
Virusvermehrung), waren die Verluste auf diesem Bienenstand mit hoher Wahrscheinlichkeit die Folge
eines zu hohen Varroabefalles.
Bild 8 a + b: Stark geschwächtes Restvolk bei Auswinterung 2006 mit toten Bienen im
Bodenbrett
3.9.2
Erhebungen vor Ort zu Bienen und Völkerverlusten 2006/2007
3.9.2.1 Bienenproben
Nach einer Meldung über verstärkt auftretenden Totenfall bzw. Krabbler (Bild 9) in einem Bienenbestand
(Stand G) , in dem bereits im Herbst 2006 Nosema ceranae diagnostiziert worden war, erfolgte ein
Standbesuch in dieser Imkerei, um entsprechende Symptombeobachtungen und Probenahmen
durchführen zu können.
Stand G: Das vom Imker gemeldete Auftreten flugunfähiger, krabbelnder Bienen konnte im Rahmen des
Lokalaugenscheins nach wie vor wahrgenommen werden. Haarlose Bienen, wie sie z.B. für Schwarzsucht
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typisch sind, waren nicht zu beobachten, auch die Brut hatte ein gesundes Aussehen (Bild 11). Erhöhte
Völkerverluste – wie im Vorjahr – waren bis zum Zeitpunkt der Kontrolle nicht aufgetreten.
Stand P: keine Krabbler, keine auffälligen Bienen
Bild 9: Krabbler (aufgetriebener Hinterleib)
Bild 10: Flugbrett mit Verkotung (Ende Mai 2007)
Bild 11: Unauffällige Brutwabe vom Bienenstand G
Probenahme:
Vom Stand G wurden krabbelnde Bienen (Bild 9) vor den Fluglöchern eingesammelt bzw. Material aus 2
Völkern entnommen. Zusätzlich wurden vom Stand P des Betriebes Bienenproben entnommen.
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Ergebnis der Laboruntersuchung:
•
Stand G (5 Bienenproben): N. ceranae war in 4 Proben nachweisbar – einmal gemeinsam mit N.
apis in derselben Probe. In einer Bienenprobe war kein Nosemabefall nachweisbar. Da N.
ceranae bereits 2006 in einer Probe desselben Bienenstandes nachweisbar war, kann als
gesichert gelten, dass der Erreger seit dem Vorjahr kontinuierlich im Bienenbestand etabliert ist.
•
Stand P: (1 Bienenprobe): Sowohl N. ceranae als auch N. apis waren nachweisbar.
3.9.2.1 Brutproben
In der Periode 2006/2007 wurden von 2 Imkereibetrieben Brutproben aus abgestorbenen Völkern zur
Untersuchung eingesandt. Die Symptome auf den Waben waren abgestorbene Brut, teilweise löchrige
Zelldeckel, abgestorbene Maden in verdrehter Lage in einem Fall und stehengebliebene Zellen mit
schlupfreifen Bienen in Waben aus im Frühjahr zusammengebrochenen Völkern im anderen Fall.
Ergebnis der Laboruntersuchung:
Die Waben zeigten in beiden Fällen weder Symptome von Amerikanischer Faulbrut noch war der
Faulbruterreger nachweisbar.
Tests mit Vita-EFB-Kits auf Europäische Faulbrut verliefen ebenfalls negativ.
Aufgrund dieser Ergebnisse und den Beschreibungen der Vorgeschichte der Völker ist ein Varroaschaden
als Ursache für das Absterben der Völker sehr wahrscheinlich.
3.9.3
Erhebungen vor Ort zu Bienen und Völkerverlusten 2007/2008
In dieser Periode wurden keine Erhebungen an Bienenständen vor Ort durch Institutsmitarbeiter
durchgeführt.
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3.10 Untersuchung von Bienenschäden mit Vergiftungsverdacht
Während der Projektlaufzeit wurde von insgesamt 32 Imkereibetrieben Probenmaterial mit dem Vermerk
„Vergiftungsverdacht“ eingesandt. Die Auswertung der Daten zeigte, dass jeder Betrieb nur einmal als
Einsender aufscheint, das heißt, er beobachtete nur in jeweils einem der Projektjahre Symptome an
seinen Bienenvölkern, die bei ihm einen „Vergiftungsverdacht“ begründeten.
Die Mehrzahl der Einsender kam aus den Bundesländern Steiermark, Oberösterreich, Niederösterreich
und Kärnten (Tab. 2)
Tab. 2: Verteilung der Proben mit Vergiftungsverdacht nach Herkunftsjahr und Bundesland
JAHR (Proben)
LAND
2006
Gesamtsumme
2007
2008
Proben
Betriebe
1
1
2
2
1
13
15
5
NÖ
8
12
20
6
OÖ
3
7
10
5
4
4
3
Stmk
5
2
7
7
Südtirol
1
1
1
T
6
6
2
W
7
7
1
72
32
B
K
1
S
Gesamt
1
32
39
Eine Übersicht über die Probenzahl, gereiht nach eingesandtem Untersuchungsmaterial, findet sich in
Tab. 3. Daraus geht klar hervor, dass bei den Einsendungen die Bienenproben den größten Anteil
ausmachten. Die übrigen Materialien aus dem Bienenvolk (Honig- bzw. Futterkranzproben, Bienenbrot)
wurden zur Klärung einer möglichen Rückstandsbelastung der Bienenprodukte eingesandt, die
Pflanzenproben, um daraus Rückschlüsse auf die mögliche Vergiftungsursache im Falle einer
Pflanzenschutzmittelanwendung zu finden.
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Tab. 3: Material der in den Jahren 2006 – 2008 eingesandten Proben mit
Vergiftungsverdacht
JAHR
Probenmaterial
2006
2007
1
30
Bienen
2008 Summe Proben
19
50
1
1
5
6
Puppen
1
1
Honig
1
1
1
2
Pferdebohne
1
1
Mais
1
1
Getreide
8
8
Raps
1
1
39
72
Bienenbrot
Brut
1
Futterkranzprobe
1
Gesamt
1
32
Zeitlich verteilten sich die Einsendungen der Jahre 2007 und 2008 über mehrere Monate mit einer
Häufung zwischen April und Juni (Fig. 13).
Fig. 13: Verteilung der Einsendungen mit Vergiftungsverdacht über die Projektlaufzeit
Proben mit Vergiftungsverdacht
nach Jahren und Einsendungsmonaten
Anzahl Einsendungen
7
6
5
4
3
2
1
2006
2007
Juli
Juni
Mai
April
März
Februar
Oktober
September
August
Juli
Juni
Mai
April
März
April
0
2008
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3.10.1 Ergebnisse 2006
In dieser Förderperiode wurden von einem Imker Bienenschäden mit Vergiftungsverdacht telefonisch
gemeldet. Nach Angaben des Imkers waren rund 20 von 40 Jungvölkern betroffen. Die ehemals intakten
Völker waren trotz ausreichender Futtervorräte zusammengebrochen, tote Bienen verstopften die
Fluglöcher, In der Folge wurde dann versucht, entsprechendes Probenmaterial für die
Rückstandsuntersuchung im Kompetenzzentrum Rückstandsanalytik der AGES zu erhalten.
Leider war dies nicht mehr möglich, da der Imker kurzerhand sämtliche toten Bienen verbrannt hatte,
ohne Bienen für weitere Untersuchungen sicherzustellen. Auf die Untersuchung der eingesandten
Beutenteile wurde unter diesen Prämissen verzichtet.
Somit konnte dieser Fall – trotz entsprechender Beratung des betroffenen Imkers durch das Institut für
Bienenkunde bzw. einen Sachverständigen für Bienenzucht hinsichtlich Probenahme, -einsendung und
weiterer Vorgangsweise - leider keiner weiteren Abklärung zugeführt werden.
3.10.2 Ergebnisse 2007
Von insgesamt 17 Betrieben wurde Vergiftungsverdacht gemeldet und es kamen 32 Bienenproben
(sowohl Einzelvolk- als auch Sammelproben) zur Einsendung.
Die Proben wurden im Rahmen der "Voruntersuchung bei Vergiftungsverdacht" hinsichtlich des
Erhaltungszustandes der Bienen und Probenumfanges bewertet und auf Krankheitserreger und Parasiten
(Varroa destructor, Nosema ceranae bzw. N. apis, Malpighamoeba mellificae, Acarapis woodi, sowie
einige Bienenviren (z.B. ABPV, BQCV, DWV, SBV, CBPV) untersucht.
Aufgrund der Ergebnisse und Nachrecherchen bei den betroffenen Imkern wurden dann 7 Bienen- und
eine Wabenprobe zur Rückstandsuntersuchung an das Kompetenzzentrum Rückstandsanalytik der AGES
(CC RANA) weitergeleitet. Dort wurden sie auf Basis der vermuteten Vergiftungsursache auf
Organophosphorpestizide (bis zu 39 Wirkstoffe) und Pyrethroide (bis zu 6 Wirkstoffe) untersucht. Je nach
Wirkstoffgruppe bzw. Wirkstoff lag die Nachweisgrenze zwischen 5 µg/kg und 100 µg/kg.
Im Falle zu geringer Einzelprobenmengen pro Volk wurden Sammelproben gebildet. Bei mehrfacher
Probenahme an aufeinanderfolgenden Tagen wurde die bestgeeignete Probe für die Rückstandsanalyse
ausgewählt.
13 Proben wurden wegen zu geringer Probenmenge bzw. ungeeigneten Probenzustandes und 2 Proben
wegen ausländischer Herkunft (Südtirol) nicht zur Rückstandsuntersuchung an das CC RANA der AGES
weitergeleitet.
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Von den Imkern wurden in diesem Jahr aufgrund ihrer Beobachtungen des Trachtangebotes bzw. der zur
Zeit des Schadenseintrittes an Kulturpflanzen durchgeführten Pflanzenschutzmaßnahmen folgende
Vergiftungsquellen vermutet: Spritzung von Marille, Raps, Mais, Wein. Es gab aber auch „unbekannt“,
d.h., der Imker konnte keinen Hinweis auf eine mögliche Vergiftungsquelle geben.
In einem besonderen Fall äußerte der Imker den Verdacht auf einen Bosheitsakt, d.h., eine absichtliche
Vergiftung der Bienen.
3.10.2.1 Symptombeobachtungen 2007 im Zusammenhang mit Vergiftungsverdacht
Von den Imkern wurden im Zusammenhang mit Vergiftungsverdacht folgende Symptome gemeldet bzw.
von uns im Zuge der Voruntersuchung beobachtet:
•
starker Totenfall; Hälfte der Bienen mit herausgestreckten Zungen (Bild 12), ein Drittel mit
verdrehten Flügeln
•
massenhafter Totenfall vor Flugfront, auf Flugbrettern u. in Bienenstöcken, Stechlust, Unruhe;
krabbelnde u. zitternde Bienen; 67% der Bienen mit herausgestreckter Zunge
•
massenhaft Totenfall; Unruhe, Stechlust; krabbelnde, zitternde Bienen
•
Fehlen aller Flugbienen, Völker nur mehr auf 4 bis 5 Waben; vor Flugbrett zahlreiche tote Bienen;
12 von 20 Völkern betroffen; teilweise herausgestreckte Zungen bzw. verdrehte Flügel;
Pollenträgerinnen
•
verstärkter Totenfall am Flugbrett im April während Rapsblüte
•
nur Eckvolk von 10 Völkern betroffen: tote Bienen im Boden; auch Drohnen in Probe dabei;
verkrüppelte Puppen; schwarze "verbrauste" Bienen; Waben abgerissen;
•
S-Tirol: bei 20 Imkern alle Bienen im Umkreis von 2 km gestorben; Totenfall über 14 Tage
anhaltend, Flugbienen zu 90% tot ; vermutete Ursache: Pflanzenschutzanwendung in einer
Erdbeer- oder Himbeerkultur in der Nähe.
In den kritischen Verdachtsfällen waren alle bzw. die Mehrzahl der Völker eines Standes von den
Symptomen betroffen.
3.10.2.2 Ergebnis der Voruntersuchungen bei Vergiftungsverdacht
In den zur Rückstandsanalyse weitergeleiteten Proben schieden aufgrund des Ergebnisses der
Voruntersuchung Krankheitserreger bzw. Parasiten als mögliche Auslöser des beobachteten
Symptombildes aus, selbst wenn diese in manchen Proben qualitativ nachweisbar waren.
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Dies gilt insbesondere auch für den neuen Darmparasiten Nosema ceranae, der nur in einer einzigen
Probe nachgewiesen werden konnte. In den anderen Proben mit Vergiftungsverdacht war kein
Nosemabefall feststellbar.
3.10.2.3 Pollenanalyse an Bienen mit Vergiftungsverdacht
Soweit möglich wurde versucht, mittels Pollenanalyse (Pollenhöschen, Pollenextraktion aus dem
Haarkleid toter Bienen) den von den Bienen beflogenen Pflanzenbestand zu ermitteln, um Rückschlüsse
auf die mögliche Vergiftungsquelle zu erhalten (Bild 12).
Beispielhaft sei hier das Ergebnis einer derartigen Untersuchung angeführt (Tab. 4).
Tab. 4: Pollenanalyse einer Probe mit Vergiftungsverdacht (Probe BP 22/2007; Bild 12)
Untersuchungsgegenstand
identifizierter Pollen
Pollenhöschen einer toten Biene
Brassica sp.;
Pollen aus Haarkleid toter Bienen
überwiegend Brassica sp., Prunus sp., Malus
sp.
Wie die Pollenanalyse zeigte, war Raps eine der von den Bienen beflogenen Pflanzen. Damit deckt sich
das Ergebnis der Pollenanalyse mit den Angaben des Imkers, der folgende Angaben im Begleitschreiben
gemacht hatte:
"Siedlung mit Obstblüte (Kirsche, Weichsel, Pflaume, Birne, Apfel); Haupttracht Raps – 500 m; viele
Spritzungen in der Landwirtschaft, unangenehmer Geruch".
(Zungen herausgestreckt, Flügel verdreht)
Bild 12: Pollensammlerinnen aus
einer Probe mit Vergiftungsverdacht
(Zungen herausgestreckt, Flügel
verdreht)
3.10.2.4
Ergebnisse der Rückstandsuntersuchungen
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•
Der Vergiftungsverdacht konnte nur in einem Fall klar bestätigt werden. Es handelte sich um
einen Bosheitsakt, bei dem sowohl Wirtschaftsvölker als auch Begattungskästchen mit dem
Wirkstoff Fenthion vergiftet worden waren.
•
In einem weiteren Fall wurde der Verdacht auf Bienenfrevel durch die Rückstandsuntersuchung
bestärkt. Grund dafür war der Nachweis einer hohen Belastung mit Substanzen, wie sie bei der
alkoholischen Gärung auftreten (verschiedene Alkohole). Unter Berücksichtigung der anderen
Umstände (nur ein Eckvolk betroffen; Volk in Beute verbraust da tote Bienen das Flugloch
verstopften und damit den Luftaustausch verhinderten), kann in diesem Fall mit hoher
Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass eine alkoholhaltige Substanz in das Bienenvolk
eingebracht worden ist. Diese führte dann zum Absterben einer größeren Menge von Bienen, die
das Flugloch verstopften, worauf es zum Verbrausen des gesamten Volkes und - durch die damit
verbundene Wärmeentwicklung - zum beobachteten Abreißen der Waben in den Rähmchen kam.
Sind nur Einzelvölker betroffen – wie in diesem Fall -, ist dies untypisch für eine Vergiftung durch
Pflanzenschutzmaßnahmen, sondern eher ein Hinweis auf einen Frevelfall.
•
Bei allen anderen Proben waren keine Rückstände der untersuchten Wirkstoffe aus der Gruppe
der Organophosphorpestizide bzw. Pyrethroide nachweisbar!
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3.10.3 Ergebnisse 2008
In diesem Jahr kamen aus insgesamt 14 Betrieben 39 Proben (davon 19 Bienen- und 11 Pflanzenproben;
s. Tab. 2 und 3) mit Vergiftungsverdacht zur Einsendung. Von den Einsendern vermutete Ursachen
waren Pflanzenschutzmaßnahmen (Spritzmittel, Saatgutbeizmittel) bzw. Bosheitsakte.
3.10.3.1
•
Symptombeobachtungen 2008 im Zusammenhang mit Vergiftungsverdacht
plötzlich einsetzender, massenhafter Totenfall vor den Fluglöchern bei allen Völkern eines oder
mehrerer Bienenstände der betroffenen Imker ca. Ende Mai und mit Honig gefüllte, aber
bienenleere Honigräume
•
schlagartig einsetzender, über 2 Wochen andauernder erhöhter Bienentotenfall bei Flug- und
Stockbienen, Rüssel ausgestreckt, fehlende Pollensammler trotz vorher guter
Pollensammeltätigkeit
•
plötzliches, massives Bienensterben an Fluglöchern (Bild 13a, 13b)
•
massenhaft tote Bienen im Bodenbrett, 90 % der Völker waren binnen Tagen abgestorben;
wenige Tage vorher war alles in Ordnung, 1 Stand betroffen
•
tote und flugunfähige krabbelnde Bienen vor Fluglöchern, mehrere Imker in größerem Gebiet mit
einigen Ständen betroffen
•
markanter Rückgang der Volksstärke, tote Bienen mit ausgestrecktem Rüssel - ähnliche
Symptome bereits in Vorjahren beobachtet
•
flugunfähige, krabbelnde, verkrampfte bzw. tote Bienen am Boden vor Stöcken
•
Bienen mit verkrüppelten Flügeln, ausgeräumte, absterbende Brut
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Bild 13a: Bienentotenfall bei Vergiftungsverdacht (2008_LISA_08034659; Foto: Imker)
Bild 13b: Bienentotenfall bei Vergiftungsverdacht (2008_LISA_08034659; Foto: Imker)
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3.10.3.2 Ergebnis der Voruntersuchung bei Vergiftungsverdacht
Von 2 Einsendungen wurde kein Material weitergeleitet, da in einem Fall zu wenig Probenmaterial
vorhanden war, im anderen Fall die Rücksprache mit dem Einsender den Vergiftungsverdacht entkräften
konnte (Einsendung im Februar!; wahrscheinliche Ursache: Varroaschaden).
Von den anderen Einsendungen wurde das eingesandte Probenmaterial - nach entsprechender
Voruntersuchung und weiterer Abklärung der Faktenlage mit dem Einsender - zur
Rückstandsuntersuchung an das Kompetenzzentrum Rückstandsanalytik der AGES weitergeleitet (Details
zu den untersuchten Krankheitserregern und Pflanzenschutzmittelwirkstoffen siehe Pkt. 3.10.2). Da im
Jahr 2008 in Deutschland massive Bienenschäden nach der Aussaat von clothianidingebeiztem
Maissaatgut aufgetreten waren, wurden die Bienenproben sowohl auf Organophosphorpestizide und
Pyrethroide als auch auf insektizide Saatgutbeizmittel (Clothianidin, Thiamethoxam, Imidacloprid,
Methiocarb und 2 Abbauprodukte dieses Wirkstoffes) untersucht.
In den zur Rückstandsanalyse weitergeleiteten Proben schieden aufgrund des Ergebnisses der
Voruntersuchung Krankheitserreger bzw. Parasiten als mögliche Auslöser des beobachteten
Symptombildes aus, selbst wenn diese in manchen Proben qualitativ nachweisbar waren.
3.10.3.3 Ergebnisse der Rückstandsuntersuchungen 2008
Nur in 2 Fällen konnte der Vergiftungsverdacht bestätigt werden. Einmal waren die Bienen als Folge
eines Bosheitsaktes durch den Einsatz von Chlorpyrifos (Bild 14a) gestorben, das andere Mal durch den
Einsatz eines nicht für die Anwendung in blühende Pferdebohnen zugelassenen Präparates mit dem
Wirkstoff Dimethoat (Bild 14b).
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Bild 14a: Bienen mit Chlorpyrifos-Vergiftung
Bild 14b: Bienen mit Dimethoat-Vergiftung
Die Untersuchung der Bienenproben auf die insektiziden Wirkstoffe Clothianidin (BG = 0,1 mg/kg),
Imidacloprid (BG = 0,05 mg/kg), Thiamethoxam (BG = 0,05 mg/kg), Methiocarbsulfoxid (BG = 0,05
mg/kg), Methiocarbsulfon (BG = 0,05 mg/kg) erbrachte keinen positiven Nachweis.
Den einzigen Hinweis auf eine mögliche Beteiligung von Saatgutbeizmitteln an beobachteten
Bienenschäden in Österreich lieferte eine Einsendung aus einem Maisanbaugebiet in Oberösterreich. Hier
war in den zwei Bienenproben Methiocarb nachweisbar (ca. 0,007 mg/kg bzw. 0,03 mg/kg). Der positive
Nachweis dieses Wirkstoffes kann als Indiz für einen möglichen Wirkstoffübertrag auf blühende
Nachbarkulturen im Zuge des Sävorganges des Mais gewertet werden.
Somit konnte der von einigen Einsendern geäußerte Verdacht, ihre Bienenvölker wären durch den Einsatz
insektizidhaltiger Mais-Saatgutbeizmittel geschädigt worden, deren Abriebstaub bei der Aussaat auf
blühende Nachbarkulturen gelangte, nicht eindeutig bestätigt werden.
Da die am Kompetenzzentrum Rückstandsanalytik der AGES zur Zeit der Projektdurchführung verfügbare
Methode nicht auf den Nachweis von Neonicotinoiden an toten Bienen optimiert war, lag die
Bestimmungsgrenze höher als technisch erreichbar. Rückstände unterhalb der Bestimmungsgrenze sind
nicht mit der notwendigen Genauigkeit quantifizierbar. Damit konnten allfällige Rückstände im
Spurenbereich für diese Wirkstoffe von vornherein nicht erfasst werden.
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3.10.4 Vorkommen von Krankheitserregern in den Bienenproben mit Vergiftungsverdacht
Da bekannt ist, dass bestimmte Krankheitserreger regelmäßig in Bienenvölkern anzutreffen sind, erfolgte
über die gesamte Projektlaufzeit eine vergleichende Auswertung hinsichtlich Unterschieden in der
Häufigkeit ihres Auftretens in Bienenproben mit bzw. ohne Vergiftungsverdacht für den Frühjahr/Sommer-/Herbsttotenfall. Beide Probengruppen waren bei dieser Art von Bienentotenfall in einem
vergleichbaren Zeitraum eingesandt worden. (Der Wintertotenfall wurde in diesem Vergleich nicht
berücksichtigt, da er kein vergleichbares Bienenmaterial repräsentiert und zu einer ganz anderen
Jahreszeit anfällt.)
Das Ergebnis dieses Vergleiches ist in Fig. 14 zusammengefasst.
Für den Varroabefall an Bienen (Mann-Whitney-Test, p = 0,000; N=118) und die Häufigkeit des Akuten
Bienenparalysevirus (Chi-Quadrat-Test, Exakter Test nach Fisher: p=0,008; N=116) wurden signifikant
niedrigere Werte in den Proben mit Vergiftungsverdacht ermittelt als in den Proben ohne
Vergiftungsverdacht.
Nosemasporen (lichtmikroskopische Untersuchung) waren in den Proben mit Vergiftungsverdacht
signifikant häufiger nachweisbar als in den Proben ohne Vergiftungsverdacht (Fig. 14; Chi-Quadrat-Test,
Exakter Test nach Fisher: p=0,032; N=94). Die molekularbiologische Untersuchung zeigte, dass sowohl
Nosema ceranae als auch N. apis vorkamen, wobei aber N. ceranae etwa doppelt so häufig nachweisbar
war als N. apis.
Deformed Wing Virus (DWV), Black Queen Cell Virus (BQCV), Sackbrutvirus (SBV) und Chronisches
Bienenparalysevirus (CBPV) zeigten keine signifikanten Unterschiede in der Häufigkeit des Auftretens
zwischen den Völkern mit bzw. ohne Vergiftungsverdacht.
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Fig. 14: Unterschiede im Vorkommen von Krankheitserregern in Bienenproben mit bzw. ohne
Vergiftungsverdacht [* = Unterschied signifikant]
Frühjahr-/Sommer-/Herbsttotenfall
Vergiftungsverdacht
80
Prozent
(Häufigkeit bzw. Varroabefall-Bienen)
70
60
50
40
30
20
10
0
VarroaBIE*
NOSLM*
DW V
ABPV*
BQCV
SBV
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4 Diskussion
Die Ergebnisse der drei Versuchsjahre zeigten klar, dass der Umfang der Schäden und Völkerverluste von
Jahr zu Jahr, von Region zu Region und von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich sein kann. Es gab
sowohl Betriebe mit Totalausfällen von Bienenständen als auch solche mit keinen bis sehr geringen
Verlusten. Diese aus den am Institut für Bienenkunde eingelangten Proben abgeleiteten
Schlussfolgerungen wurden in einer österreichweit durchgeführten Erhebung der Winterverluste für die
Überwinterungsperiode 2007/2008 mittels Fragebogen sehr schön bestätigt (Brodschneider und
Crailsheim, 2009; Crailsheim, Moosbeckhofer, Brodschneider, 2009).
Die Ursachen für Bienen- und Völkerverluste waren ebenfalls sehr verschieden. Sie umfassten
Krankheitserreger und Parasiten der Honigbiene, Pflanzenschutzmittelanwendungen in der Landwirtschaft
und auch den frevelhaften und absichtlichen Einsatz von Insektiziden bei Bosheitsakten.
Da die von den Imkereibetrieben an das Institut für Bienenkunde eingesandten Proben eher die Problemals die Normalfälle umfassten, ist davon auszugehen, dass es deutliche Unterschiede zwischen den
untersuchten Probenherkünften und der Mehrzahl der Bienenvölker bzw. Bienenstände, von denen keine
Proben eingesandt worden waren, geben kann.
Für die Praxis heißt das, dass eine Verallgemeinerung der Verlustursachen auf Basis von Einzelfällen bzw.
–einsendungen kaum möglich ist. Vielmehr ist in jedem konkreten Schadensfall eine Analyse nötig, um
dessen wahrscheinliche Ursache mit höchstmöglicher Sicherheit ermitteln zu können.
Trotz dieser Einschränkung lassen sich aus den im Projekt gewonnenen Ergebnissen und Erfahrungen
verschiedene Problembereiche und auch Verbesserungsmöglichkeiten herausarbeiten:
4.1
Völkerverluste durch Krankheitserreger und Parasiten
Die Untersuchungen an den von Imkern eingesandten und von Institutsmitarbeitern gezogenen
Proben bestätigten, dass es zum Teil massive Probleme und Völkerverluste gab. Die von den
Einsendern der Proben geschilderten Symptome deckten sich weitgehend mit jenen, wie sie von
InstitutsmitarbeiterInnen im Zuge der Erhebungen vor Ort festgestellt werden konnten.
4.1.1
Varroa
Die Varroamilbe und ihre zeitgerechte und wirksame Bekämpfung war sicher in vielen von
Völkerverlusten betroffenen Betrieben nach wie vor eines der Hauptprobleme. Zum Teil zeichnen
sich dabei konkrete Krisenpunkte in Einzelbetrieben (z.B. Grundwissen und Bekämpfungskonzept
fehlen), aber auch auf regionaler Ebene ab (kein gemeinsames Vorgehen bei Planung und
Zeitpunkt der Varroabekämpfung auf Ortsgruppenebene). Dies betrifft sowohl die Auswahl der
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Bekämpfungsmittel und ihren Anwendungszeitpunkt als auch die Anzahl der durchgeführten
Anwendungen. Ein typisches Beispiel dafür war jener Betrieb mit hohen Völkerverlusten, in dem
Apistan-Streifen (Wirkstoff: Fluvalinat) zur Varroabekämpfung eingesetzt worden waren, ohne
auf die bereits seit Jahren nachgewiesene Präsenz resistenter Varroamilben im betreffenden
Gebiet Rücksicht zu nehmen. Aber auch die seit Jahren vom Institut bzw. Verbänden und
Wanderlehrern in Schulungen und Fachartikeln transportierte Empfehlung, andere Wirkstoffe im
Falle einer Resistenz zur Varroabekämpfung einzusetzen, war nicht umgesetzt worden. Die
logische Folge war in diesem Betrieb eine ungenügende Bekämpfungswirkung und das Absterben
des Großteils der so behandelten Völker am seuchenhaften Auftreten der Varroose.
Bezüglich der Durchführung der Restentmilbung zeigte sich, dass in vielen Fällen der Eintritt der
Brutfreiheit der Völker nicht abgewartet wurde. Für eine gute Wirkung der zur Restentmilbung
einsetzbaren Präparate (Oxal-, Milchsäure, Perizin) ist jedoch die Brutfreiheit unbedingte
Voraussetzung. Wird dieser Punkt nicht beachtet, verbleibt in den Völkern – trotz Restentmilbung
– ein größerer Bestand an Varroamilben, der im nächsten Jahr bereits frühzeitig zu Problemen
und Schäden an den Völkern führt. Der bei den toten Völkern signifikant höhere Varroabefall
(dies gilt für Bienenproben aus dem Winter- und Frühjahr-/Sommer-/Herbstotenfall), verglichen
mit den lebenden Völkern mit normaler Volksentwicklung, weist ganz klar in diese Richtung.
Die Kontrolle dieser Parasitose stellt auch einen Schlüssel zur Minimierung der Virusproblematik
dar, vor allem in Bezug auf das Flügeldeformations- und das Akute Bienenparalysevirus.
Das gleiche Ergebnis zeigte sich in den Zwischenergebnissen der Jahre 2004 – 2008 aus dem
Monitoring-Projekt „Völkerverluste“ (DEBIMO) in Deutschland. Dabei ergab sich ein
hochsignifikanter Zusammenhang zwischen Winterverlusten und der Höhe des Varroabefalles im
Herbst bzw. ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Befall mit bestimmten Bienenviren
(ABPV, DWV) im Herbst und den Winterverlusten (Anonym, 2008).
4.1.2
Brutkrankheiten
Die Rolle von Brutkrankheiten an den im Projekt gemeldeten Völkerverlusten lässt sich nur für
jene wenigen Fälle abschätzen, in denen von den Imkern Wabenmaterial mit eingesandt bzw.
von InstitutsmitarbeiterInnen entsprechendes Material vor Ort entnommen worden war. Die
Krankheitssymptome an der Bienenbrut waren in einigen Fällen typisch für bestimmte Erreger
(z.B. Paenibacillus larvae) oder Parasiten (z.B. Varroamilben) und konnten direkt mit dem
Absterben der befallenen Völker in Verbindung gebracht werden. Hier hatte der betreuende
Imker offenbar die Symptome der Krankheit nicht erkannt oder die Art seiner Völkerführung und
–kontrolle war nicht geeignet, die Faulbrutsymptome auf den Waben aufzufinden bzw. den viel
zu starken Varroabefall zu erkennen.
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In anderen Fällen mit Brutsymptomen (Kalkbrut-, Sackbrutmumien) konnten die zugrunde
liegenden Erreger nachgewiesen werden (z.B. Ascosphaera apis, Sackbrutvirus). Damit ließe sich
zwar eine Schwächung der Völker erklären, aber nicht deren völligen Zusammenbruch, wie er
beobachtet worden war.
Es gab aber auch Fälle, wo an den eingesandten Brutproben der toten Völker keinerlei Symptome
von Krankheitserregern oder Parasiten erkennbar waren. In einigen dieser Fälle konnte
Futtermangel als wahrscheinlichste Ursache für das Absterben der Völker ermittelt werden, bei
anderen blieb die Schadursache im Dunkeln.
Leider wird die im Bienenseuchengesetz idgF vorgesehene Meldepflicht an die zuständige
Behörde gemäß
§ 3. (1) 1. d) „Varroose bei seuchenhaftem Auftreten“
bzw.
§ 3. (1) 3. „jedes drohende oder erfolgte Absterben von mindestens 30 vH der Völker
eines Bienenstandes“
kaum genutzt, um unter Einschaltung des Amtstierarztes die Ursache von Bienenverlusten
sachgerecht abklären zu lassen. Bei entsprechender Meldung wäre die Probenahme durch einen
Bienensachverständigen und die Untersuchung des Probenmaterials auf anzeigepflichtige
Bienenkrankheiten in einer der im Bienenseuchengesetz genannten Untersuchungsstellen
sichergestellt.
Im Falle des Vorhandenseins einer anzeigepflichtigen Bienenkrankheit wäre damit eine Sanierung
des Bestandes, die Kontrolle der Umgebung im 3 km Radius und eine wesentliche Reduktion des
Infektionsrisikos für Nachbarstände möglich. Problembetriebe bzw. -gebiete mit mangelhafter
Varroabekämpfung könnten bei einer derartigen Vorgangsweise ebenfalls identifiziert und das
Gesundheits- und Verlustrisiko für die im Gebiet befindlichen Bienenstände dadurch beträchtlich
reduziert werden.
4.1.3
Bienenviren
Verschiedene Bienenviren konnten bei einem hohen Prozentsatz der toten Völker qualitativ
nachgewiesen werden. Damit wurde das bereits in früheren Untersuchungen (Siede et al., 2005;
Köglberger et al., 2005; 2006; Berényi et al., 2006, 2007) für Österreich dokumentierte
Vorkommen (ABPV, DWV, BQCV, CBPV, SBV) bzw. Fehlen (KBV) verschiedener Bienenviren
erneut bestätigt.
Da es sich bei den nachgewiesenen Viren sehr oft um solche handelte, die bei starkem
Varroabefall (DWV, ABPV: Ponten u. Ritter, 1992; Brødsgaard et al., 2000; Yue et al., 2007;
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Gisder, Aumeier, Genersch, 2009) bzw. im Zusammenhang mit Nosema (BQCV: Ritter, 1996;
Higes, Esperón, Sánchez-Vizcaino, 2007) besonders schädigend auftreten, kann in vielen Fällen
von negativen synergistischen Effekten ausgegangen werden, die zumindest für einen Teil der
Völkerverluste und Bienenschäden verantwortlich sind.
Wie die Arbeitsgruppe um Elke Genersch an Hand gezielter Versuche klar zeigen konnte, können
sich bestimmte Virusstämme nicht nur in der Biene sondern auch in der Varroamilbe vermehren
(Gisder, Aumeier, Genersch, 2009). Weiters wurde eine vertikale Übertragung dieses Virus von
infizierten Königinnen und Drohnen - über befruchtete und unbefruchtete Eier bzw. das Sperma auf die Nachkommenschaft (Arbeiterinnen, Drohnen) nachgewiesen (Yue et al., 2007). Somit
besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Deformed Wing Virus (DWV), der Varroamilbe,
der Zahl produzierter Viruspartikel und damit zusammenhängenden Schäden und
Schadsymptomen an Bienen (verkrüppelte Flügel).
4.1.4
Nosema
Nosema (N. ceranae oder N. apis ) war in dem ausgewählten und mittels Lichtmikroskop
untersuchten Probenmaterial in 18 % der Fälle nachweisbar. Da nicht für jedes Einzelvolk
korrespondierende Angaben zum Auftreten von „Krabblern“ (flugunfähige Bienen) verfügbar
waren, kann die Frage, ob das Auftreten von Krabblern vorwiegend mit einem Befall durch N.
ceranae, N. apis oder mit einem Befall durch beide Erreger assoziiert war, nicht beantwortet
werden. Ritter (1996) führt den Verlust der Flugfähigkeit als eines von mehreren Merkmalen für
eine Schädigung durch N. apis an. Die Artbestimmung mittels PCR ergab ein Überwiegen von N.
ceranae.
Das Vorkommen von N. ceranae bzw. dessen Zunahme gegenüber der früher ausschließlich
auftretenden Art N. apis wurde zwischenzeitlich für zahlreiche andere Länder beschrieben (Higes
et al., 2006; Fries et al., 2006; Paxton et al., 2007; Chen et al., 2008; Klee et al., 2007; Williams
et al., 2007; Loncaric et al., 2007; Neuwirth, 2008; Karlhofer, 2008) Versuche mit künstlicher
Infektion durch Higes et al. (2007) konnten zeigen, dass N. ceranae für die Europäische
Honigbiene (Apis mellifera) hoch pathogen ist.
Aus Spanien gibt es umfangreiche Arbeiten von Higes et al. (2008), die klar zeigen, dass von
Nosema ceranae infizierte Bienenvölker im Verlauf von 2 Vegetationsperioden in 4 Phasen
(asymptomatische Phase, Ausgleichsphase, scheinbare Erholungsphase und
Zusammenbruchsphase) zusammenbrechen können. Während in der ersten Phase noch keinerlei
Symptome für den Imker erkennbar waren, erfolgte in der vierten Phase, die im Herbst des
zweiten Jahres nach der Infektion eintrat, binnen 2 Monaten der totale Zusammenbruch. Dieser
war gekennzeichnet durch starken Bienenabgang, was zu entvölkerten Beuten führte. Am Ende
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waren bei den meisten Völkern nur mehr die tote Königin, umgeben von wenigen toten
Jungbienen, Pollen und Honigvorräten und eine kleine Fläche verdeckelter Brut in der Beute
aufzufinden.
In zwei spanischen Erwerbsimkereibetrieben wurde das Absterben von Bienenvölkern durch N.
ceranae von Higes et al. (2009) dokumentiert. Hier war es während des Winters 2006 zu hohen
Völkerverlusten und dem Verschwinden der erwachsenen Bienen gekommen. Lediglich kleine
Brutreste mit Einzelbienen waren im Stock verblieben. Da N. ceranae das einzige nachweisbare
Pathogen in den Bienenproben war - lediglich in einer Sammelprobe eines Betriebes war DWV
ohne klinische Symptome detektierbar - und auch Pestizideinwirkung anhand des Ergebnisses der
Rückstandsuntersuchungen ausgeschlossen werden konnte (die Völker hatten auch nicht in Maisoder Sonnenblumenfeldern gesammelt), ist die Ursache für den Zusammenbruch mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der N. ceranae Infektion zu suchen. Eine Behandlung
mit Fumagillin verhinderte den Verlust der überlebenden schwachen Völker. Von Plischuk et al.
(2008) gibt es Beobachtungen aus Argentinien, die einen Zusammenhang zwischen dem
Völkerzusammenbruch und dem Vorkommen von N. ceranae belegen.
Die von Higes et al. (2009) beschriebenen Symtome an den Wintervölkern sind deshalb für uns
besonders interessant, da seit einigen Jahren sehr ähnliche Erscheinungen auch in Österreich
von Imkern beobachtet worden waren. Auch im Rahmen dieses Projektes wurde das Phänomen
der verschwundenen Bienen mehrfach dokumentiert (siehe Abschnitt 3.9). In einigen Fällen
konnte ebenfalls N. ceranae in diesen Völkern nachgewiesen werden.
Neueste Arbeiten von Antùnez et al. (2009) weisen darauf hin, dass eine N. ceranae Infektion die
Immunantwort der Biene signifikant reduziert. Im Gefolge einer N. apis Infektion war dies von
den Autoren nicht zu beobachten gewesen. Diese Immunsuppression lässt eine höhere
Empfindlichkeit auch gegenüber anderen Bienenkrankheiten und eine raschere Alterung der
Bienen erwarten.
Dieser Befund einer immunsuppressiven Wirkung von N. ceranae ist auch für die österreichische
Situation von großer Bedeutung, da in den Bienenvölkern sehr häufig mehrere verschiedene
Krankheitserreger (z.B. Viren, Paenibacillus larvae), Pilze (Ascosphaera apis, N. ceranae, N. apis )
und Parasiten (z.B. Varroa destructor) nachweisbar waren. Im Falle von Völkerzusammenbrüchen
kommen dann mehrere, sich gegenseitig verstärkende Effekte zum Tragen:
•
hoher Varroabefall führt zu Problemen mit bestimmten Viren (z.B. mit DWV, ABPV), die
Völker brechen zusammen, es kommt zu starkem Bienenverflug und verstärkter
Räuberei;
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•
es erfolgt eine massive Varroaverbreitung in andere Völker desselben Standes aber auch
in Völker von Nachbarständen;
•
mit den verfliegenden bzw. räubernden Bienen oder über die ausgeraubten Honigvorräte
werden Krankheitserreger bzw. deren Sporen in großer Zahl in andere Völker im
Flugkreis verfrachtet. Dadurch wird eine Seuchenverbreitung in größerem Umkreis stark
begünstigt.
Welche Auswirkungen die Verschiebung im Artspektrum dieser Darmparasiten langfristig auf
unsere Bienenvölker haben wird – insbesondere auch unter den in Österreich herrschenden
Klima- bzw. Überwinterungsbedingungen – muss sich in der Praxis erst herausstellen.
4.1.5
Futterversorgung
Bei zahlreichen Völkern von besuchten Einzelständen, besonders nach der Auswinterung in der
Periode 2005/2006, wurde Futtermangel festgestellt – sowohl bei den abgestorbenen als auch
bei den geschwächten bzw. normal starken überlebenden Völkern. Da jedoch in allen diesen
Fällen die typischen Anzeichen verhungerter Bienen auf den Waben fehlten, scheidet
Futtermangel mit hoher Wahrscheinlichkeit als Ursache für deren Absterben aus.
4.1.6
Unklare Ursachen von Völkerverlusten
Nicht immer ließen sich die im Rahmen des Projektes gemeldeten Völkerverluste auf die in den
vorigen Abschnitten angeführten Ursachen zurückführen. Dies gilt speziell für die Fälle, wo
äußerlich symptomlose Bienen in großen Mengen bei den abgestorbenen Völkern in einer
mehrere Zentimeter dicken Schicht in den Bodenbrettern der Beuten lagen.
Auch das andere Extrem, wo bei den toten Völkern nur mehr bienenleere Kästen, der brutlose
Wabenbau und die – meist großen - Futtervorräte bei der Auswinterung vorhanden waren, wurde
in Österreich bei den abgestorbenen Völker oft beobachtet. Dieses Phänomen der „bienenleeren
Kästen“ ist Teil des Symptomkomplexes, der 2006 in den USA unter dem Namen „Colony
Collapse Disorder“ im Zusammenhang mit schweren Verlusten von Bienenvölkern in der
Überwinterungsperiode 2006/2007 und 2007/2008 beschrieben worden war. Weitere, in den USA
beschriebene Symptome von CCD sind der rasche Zusammenbruch starker Völker zu Minivölkern
oder deren komplettes Absterben, wenige verbliebene Bienen samt Königin, große Brutflächen
und großen Futterreserven in den zusammenbrechenden Völkern sowie das Fehlen toter Bienen
im Volk bzw. außerhalb des Bienenstockes (Cox-Foster, 2007; Cox-Foster et al., 2007; van
Engelsdorp et al., 2008).
Da bis heute die genauen Ursachen von CCD unbekannt sind, lässt sich auch nicht entscheiden,
ob in Österreich dieselben Krankheitserreger bzw. Ursachen zur Symptomatik der „bienenleeren
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Bienenverlusten mit unbekannter Ursache
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Kästen“ bei abgestorbenen Völkern führten, wie in den USA. Dort wird ein multikausales
Zusammenwirken aus Krankheitserregern, Parasiten und anderen Einflüssen, die jeweils in
unterschiedlichem Umfang an Schwere und Gesamtsymptomatik des Geschehens beteiligt waren,
als Ursache von CCD diskutiert.
Higes et al. (2008) berichten aus Spanien von sehr ähnlichen Symptomen (rascher Verlust an
Volksstärke, Königin und wenige tote Bienen zusammen mit einer kleinen Fläche an Restbrut) in
Phase 4 („depopulation phase“) bei einer Infektion mit N. ceranae.
4.2
Bienen und Völkerverluste mit Vergiftungsverdacht
Die Abklärung derartiger Verdachtsfälle erfordert ein systematisches Vorgehen in mehreren
Schritten, an denen verschiedene Personen (Imker, Bienensachverständiger, Zeugen) und Stellen
(Untersuchungslabor für Bienenkrankheiten, für Rückstandsanalysen, Polizei im Falle boshafter
Sachbeschädigung bei Frevelfällen, etc.) beteiligt sind.
Leider lassen sich seit Jahren – trotz durchgeführter Schulungs- und Informationsmaßnahmen immer wieder die gleichen Probleme im Zusammenhang mit Vergiftungsverdacht identifizieren:
4.2.1
Entdeckung des Schadens, Ermittlung des Zeitpunktes des Schadenseintrittes
In vielen Fällen, insbesondere auf Außenständen, die nur in größeren Zeitintervallen vom Imker
kontrolliert werden, beträgt die Zeitspanne zwischen Schadereignis und Entdeckung durch den
Imker mehrere Tage wenn nicht sogar Wochen. Da sich mit fortschreitender Zeit und durch die
Witterungsexposition die Abbauprozesse in den toten Bienen verstärken, sowohl was deren
Gesamtzustand als auch allfällige Rückstände von bienengiftigen Wirkstoffen betrifft, sinkt auch
die Chance auf einen positiven Rückstandsnachweis.
4.2.2
Vermutete Vergiftungsursache
Diese Frage wird vom Untersuchungslabor immer zuerst gestellt, bevor eine Rückstandsanalyse
durchgeführt wird. Doch ist sie für den Imker in den meisten Fällen nicht zu beantworten, da der
Flugkreis der Bienen zu groß ist (mindestens 3 km Radius) und sich zu viele unterschiedliche
Kulturflächen mit Pflanzenschutzmittelanwendung darin befinden, um eine genaue Auskunft
geben zu können. Hinzu kommen noch Fälle unerwarteter Exposition, wie zum Beispiel durch
Abrieb und Abtrift von insektiziden Wirkstoffen, wie sie weit verbreitet als Saatgutbeizmittel
Verwendung finden. Bienenfrevel und absichtliche böswillige Anwendung bienengefährlicher
Substanzen kann auch nicht von vornherein ausgeschlossen werden.
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4.2.3
Einschätzung des Schadens durch den Imker
Wie die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt hat, muss in der Regel erst eine bestimmte Menge an
auffälligen Bienen (z.B. flugunfähig, zitternd, zuckend, tot) pro Volk bzw. Bienenstand
überschritten werden, bevor der Imker reagiert und eine entsprechende Meldung auf
Vergiftungsverdacht macht. Handelt es sich nicht um Totalschäden, sondern um geringere
Bienenverluste (1/2 – 1 Handvoll tote Bienen/Volk/Tag), die nur wenige Tage anhalten, hofft der
Imker jeden Tag auf Besserung und verzichtet auf jegliche Art der Schadensdokumentation
(Foto, Film, Zeugen), Meldung oder Probenahme. Damit unterbleibt eine ereignisnahe
Beweissicherung.
Erschwert wird die Einschätzung des Schadensausmaßes noch dadurch, dass geschädigte oder
tote Bienen im Bodenbrett oder am Flugloch nur für kurze Zeit zu finden sind, solange sie von
den Putzbienen noch nicht entfernt wurden. Außerdem ist der Untergrund vor den Fluglöchern
nur selten befestigt oder bewuchsfrei, so dass sich tote oder geschädigte Bienen sehr rasch in
der Vegetation verlieren und nicht als „massenhafter Totenfall“ in Erscheinung treten.
Bienenverluste im Stock, die sich durch unbesetzte Waben – vor allem im Honigraum –
bemerkbar machen, werden im Frühjahr, wenn der Insektizideinsatz in der Landwirtschaft
beginnt, durch die in großer Zahl schlüpfenden Jungbienen rasch wieder ausgeglichen. Damit
bleiben sie für einen Imker, der nur selten seine Völker kontrolliert, unentdeckt.
4.2.4
Mängel und Versäumnisse bei der Schadensabwicklung durch Imker und
Sachverständige
Zu den häufigsten Problembereichen gehören:
o
Schadensmeldung (keine Anzeige bei Polizei bzw. diese wird nicht akzeptiert, wenn kein
Bosheitsakt vermutet wird; Spannungsfeld zwischen zivilrechtlichem bzw. strafrechtlichem
Tatbestand)
o
Schadensfalldokumentation und Beweissicherung (keine Fotos, keine Zeugen, keine
Beiziehung eines Bienensachverständigen zur Bewertung der Situation und Schätzung des
allfälligen Schadensausmaßes)
o
Probenahme (Zeitpunkt, Art, Aufbewahrung) für eine Untersuchung auf Krankheitserreger
und Parasiten bzw. Rückstände
o
Probenmenge, -zustand, -einsendung
In all diesen Punkten gibt es noch erhebliches Verbesserungspotenzial, das durch entsprechende
Schulungen und Veröffentlichungen ausgeschöpft werden muss (Moosbeckhofer, 2009).
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4.2.5
Rückstandsanalytik
In Österreich fehlt ein Labor mit entsprechenden freien Kapazitäten und stehenden Methoden,
um im Bedarfsfall rasch und umfassend tote Bienen mit Vergiftungsverdacht auf die
verschiedenen Gruppen von bienenschädlichen Wirkstoffen untersuchen zu können. Für
zahlreiche Wirkstoffe (z.B. Neonicotinoide, u.a.) fehlen optimierte und validierte Methoden zum
Spurennachweis des Ausgangswirkstoffes bzw. dessen Metaboliten in toten Bienen. Die daraus
resultierende Ausblendung von Einzelwirkstoffen oder ganzer Wirkstoffgruppen ermöglicht nur
sehr beschränkte Aussagen und führt unter Umständen zu einer Unterschätzung des
Gefährdungspotenzials für Bienen. Dabei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass vor oder in
den Bienenstöcken nur Bienen gefunden werden, die trotz erfolgter Kontamination noch zum
Stock zurückkehren konnten, bzw. die im Stock über das eingetragene Sammelgut (Nektar,
Pollen, Bienenbrot, Honig) oder den Körperkontakt mit belasteten Sammelbienen mit den
Wirkstoffen in Kontakt kamen. Zusätzlich ist stets mit einer gewissen Zahl natürlicherweise
abgestorbener Bienen im Totenfall zu rechnen. Da üblicherweise Sammelproben einer
bestimmten Zahl von Bienen für die Rückstandsanalyse herangezogen werden, handelt es sich
bei den gemessenen Werten stets um Mittelwerte. Extrembelastungen von Einzelbienen – vor
allem in allen Fällen, wo die Bienen nicht mehr zurückkehren können, werden damit nicht erfasst.
Dass ein solches Gefährdungspotenzial – insbesondere auch beim Einsatz von
insektizidgebeiztem Saatgut - tatsächlich vorhanden ist und schlagend werden kann, zeigen
verschiedene Untersuchungen (z.B. Greatti et al., 2004; Bortolotti et al., 2008, Mutinelli, 2008),
bzw. die schweren Bienenverluste in Deutschland im Jahr 2008 (Pistorius J., G. Bischoff, U.
Heimbach, 2008; Baden-Württemberg – Ministerium für Ernährung und ländlichen Raum, 2008;
Pistorius, 2009).
Als weitere Hemmnisse kommen hinzu, dass in der Regel weder die Vergiftungsquelle noch der
die Vergiftungssymptome auslösende Wirkstoff bekannt sind, da die Bienen ein großes Gebiet
befliegen und der betroffene Imker keinen Überblick hat, welche Wirkstoffe in welchen Kulturen
auf welchen Flächen an welchem Tag bzw. zu welcher Tageszeit ausgebracht wurden.
Zusätzlich erfolgt bei manchen Wirkstoffen ein rascher Abbau in den Bienen, so dass bei einem
länger zurück liegenden Schadereignis die Erfolgswahrscheinlichkeit eines positiven Nachweises
sinkt.
Dies führt insgesamt dazu, dass - selbst im Falle einer tatsächlich eingetretenen Vergiftung - ein
positiver Rückstandsnachweis an der eingesandten Probe nur schwer zu führen ist, desgleichen
die erfolgreiche Suche nach dem Verursacher. Daher besteht kaum jemals Aussicht auf Ersatz
des Schadens (Analysenkosten, Kosten für tote, geschwächte Bienenvölker, Ernteverlust, u.a.).
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Bei Kenntnis dieser Fakten kann aber aus dem Fehlen eines positiven Rückstandsnachweise nicht
automatisch der Schluss gezogen werden, dass keine Bienenvergiftung vorliegt, insbesondere,
wenn die entsprechenden typischen Vergiftungssymptome bei einer größeren Zahl von
Bienenvölkern eines Standes bzw. mehrerer benachbarter Stände aufgetreten waren und
Krankheitserreger nach entsprechender Untersuchung als Ursache für die beobachteten
Symptome ausgeschlossen werden konnten.
4.2.6
Kosten und Schadenersatz bei Vergiftungsverdacht bzw. -bestätigung
Sofern die Rückstandsuntersuchungen nicht über ein Projekt oder eine andere Stelle finanziert
sind, hat der geschädigte Imker grundsätzlich selbst die anfallenden Kosten zu tragen. Je nach
Untersuchungsumfang (mit Voruntersuchung auf Bienenkrankheiten, verschiedene
Wirkstoffgruppen, Bienen-, Pflanzen- sonstiges Probenmaterial) betragen diese zumindest einige
hundert Euro, sie können aber auch mehrere tausend Euro ausmachen. Angesichts der geringen
Aussicht auf Schadenersatz – meist kann selbst in Fällen eines positiven Rückstandsnachweise
der Verursacher nicht ermittelt werden - verzichten viele Imker von vornherein auf eine
Probeneinsendung.
In Summe führen all die angeführten Probleme und Umstände im Zusammenhang mit
Vergiftungsverdacht bei Bienenvölkern dazu, dass die tatsächliche Zahl der Fälle und das
Schadensausmaß mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unterschätzt werden.
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Bienenverlusten mit unbekannter Ursache
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5 Schlussfolgerungen für die Imkerpraxis, Beratung und
Untersuchungstätigkeit
Die Ergebnisse des Projektes zeigen klar, dass zur Vermeidung von Völkerverlusten eine Reihe von
Maßnahmen erforderlich sind. Diese umfassen
o
Schulungen und Informationen über Möglichkeiten zur Verbesserung und zeitgerechten
Durchführung pfleglicher Maßnahmen, zu den verschiedenen Krankheitserregern (Art,
Lebensweise, Schadwirkung, Bekämpfungsmöglichkeiten);
o
Möglichkeit für den Imker zur kostenfreien Untersuchung von Bienen- und Völkerverlusten
unbekannter Ursache;
o
Durchführung von Monitoring-Programmen zur Erfassung und Dokumentation von
Völkerverlusten und Bienenschäden im gesamten Bundesgebiet;
o
laufende Untersuchungen zum Gesundheitszustand von Bienenvölkern – insbesondere bei
abgestorbenen oder geschwächten Völkern, unabhängig davon, ob es sich dabei um
anzeigepflichtige oder nicht anzeigepflichtige Krankheiten handelt;
o
Untersuchungen auf mögliche neu auftretende Krankheitserreger;
o
umfangreiche Aufklärungsmaßnahmen über die richtige Abwicklung von Fällen mit
Vergiftungsverdacht auf Imkerseite (z.B. betroffener Bienenzüchter, beigezogene Personen),
Bienensachverständigen und Amtstierärzten, etc.);
o
möglichst lückenlose Dokumentation der auftretenden Fälle von Bienenschäden mit
Vergiftungsverdacht und Abklärung der Ursachen;
o
begleitende diagnostische Untersuchungen auf Krankheitserreger und Parasiten um diese als
Schadursache ausschließen zu können, da vergiftungsähnliche Symptome auch bei einigen
Bienenkrankheiten auftreten können;
o
Verfügbarkeit eines Labors, das entsprechend empfindliche und validierte stehende Methoden für
den Nachweis von Pflanzenschutzmittelrückständen und anderen Pestiziden in toten Bienen und
Bienenprodukten (Pollen, Bienenbrot, Honig, Wachs) etabliert hat und für die rasche
Durchführung der Untersuchungen entsprechende Personal- und Geräteressourcen aufweist.
Da der Untersuchungsaufwand bei Bienen- und Völkerverlusten unbekannter Ursache generell sehr hoch
ist, erfolgen derartige Einsendungen nur, wenn sie für den betroffenen Imker kostenfrei bleiben. Nur
unter derartigen Rahmenbedingungen ist gesichert, dass Alarmzeichen für eine mögliche
Bienengefährdung rechtzeitig erkannt und abgeklärt werden können und damit das Eintreten von
Großschäden möglichst vermieden wird.
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Bienenverlusten mit unbekannter Ursache
Abschlussbericht
Die Umsetzung der Erkenntnisse dieses Projektes in die Beratungs- und Untersuchungspraxis ist eine
unverzichtbare Maßnahme zur Absicherung bzw. Förderung der Bienengesundheit, zur Sicherung der
Wirtschaftlichkeit und Attraktivität der Imkerei und damit auch zur Erhaltung des Bienenbestandes und
der Leistungsfähigkeit der Bienenvölker für die von Landwirtschaft und Natur benötigte Bestäubung.
Aus Sicht der Projektleitung ist zur Umsetzung des angeführten Maßnahmenkataloges ein
zumindest dreijähriges Folgeprojekt im Rahmen des Imker-Förderprogrammes notwendig.
6 Zusammenfassung
Im Rahmen des Projektes wurden am Institut für Bienenkunde PCR-gestützte Methoden zum qualitativen
Nachweis von sechs Bienenviren (Akutes Bienenparalysevirus: ABPV; Flugeldeformationsvirus: DWV;
Schwarzes Königinnenzellenvirus: BQCV; Chronisches Bienenparalysevirus: CBPV; Sackbrutvirus: SBV;
Kaschmir-Bienenvirus: KBV) bzw. zur Unterscheidung zwischen Nosema apis und N. ceranae etabliert.
Zur Abklärung von Bienen- und Völkerverlusten wurden im Zeitraum von September 2005 – August 2008
von 109 Imkereibetrieben insgesamt 648 Proben eingesandt. Davon wurden 532 ausgewählt und näher
untersucht. Die Proben stammten großteils aus abgestorbenen bzw. stark geschwächten Völkern. In
einigen Fällen standen auch Vergleichsproben von normal entwickelten Völkern desselben Standes zur
Verfügung. Die Unterteilung der Proben in Gruppen erfolgte aufgrund ihres Entnahmezeitpunktes
(Überwinterungsperiode: November – März; aktive Periode des Bienenvolkes: April – Oktober) und dem
Einsendegrund (mit bzw. ohne Vergiftungsverdacht).
•
Akutes Bienenparalysevirus, Flügeldeformationsvirus, Schwarzes Königinnenzellenvirus,
Sackbrutvirus und Chronisches Bienenparalysevirus waren in österreichischen Bienenbeständen
nachweisbar. In der Häufigkeit des Vorkommens zeigten sich Unterschiede zwischen Völkern,
Bienenständen, Betrieben und Bundesländern. Das Kaschmir Bienen Virus war in keiner der
untersuchten Proben nachweisbar.
•
Das weit verbreitete Vorkommen von Nosema ceranae in Österreich konnte mittels PCRgestützter Diagnosemethoden bestätigt werden. In geringerer Häufigkeit war N. apis
nachweisbar. In wenigen Fällen waren sowohl N. ceranae als auch N. apis in derselben Probe
nachweisbar.
•
Zu hoher Varroabefall und mangelhafte Varroabekämpfung konnten in zahlreichen Fällen als
wahrscheinlichste Ursache der beobachteten Bienen- bzw. Völkerverluste festgestellt werden.
•
In Proben mit Vergiftungsverdacht war
o
Nosema spp. signifikant häufiger nachweisbar,
o
der Varroabefall signifikant niedriger
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o
das Akute Bienenparalysevirus signifikant weniger häufig nachweisbar, als bei den
Proben ohne Vergiftungsverdacht.
o
für Deformed Wing Virus, Black Queen Cell Virus, Sackbrutvirus und Chronisches
Bienenparalysevirus kein signifikanter Unterschied in der Häufigkeit des Auftretens zu
den Völkern ohne Vergiftungsverdacht feststellbar,
o
ein positiver Rückstandsnachweis nur in wenigen Fällen möglich, da für die Untersuchung
toter Bienen an der AGES für bestimmte Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen keine
entsprechend empfindlichen, validierten und optimierten Methoden verfügbar waren.
- Jahr 2007: 2 Fälle von Bienenfrevel (Einbringung des Wirkstoffes Fenthion bzw.
wahrscheinlich einer alkoholischen Substanz in die Bienenvölker).
- Jahr 2008: 1 Vergiftungsfall durch Einsatz eines nicht für die Anwendung in blühende
Pferdebohnen zugelassenen Präparates (Wirkstoff: Dimethoat);
1 Vergiftungsverdachtsfall unter Beteiligung insektizider Saatgutbeizmittel in
Oberösterreich - die in den zwei Proben nachgewiesenen Spuren von
Methiocarb, das als Vogelrepellent an Maissaatgut verwendet wird, können
als Indiz für die Verfrachtung von Beizmittelabrieb im Zuge der Maisaussaat
gewertet werden;
1 Fall von Bienenfrevel (Einbringung des Wirkstoffes Chlorpyrifos in die
Bienenvölker).
Gesamtheitlich betrachtet, hat sich aus Sicht der Projektleitung das vorliegende Projekt in der Praxis
bewährt. Dadurch war es möglich, sonst unbearbeitet gebliebene Völkerverluste hinsichtlich der
zugrunde liegenden Krankheits- bzw. möglicher Vergiftungsursachen zu untersuchen und einen Überblick
über die derzeit in den österreichischen Bienenbeständen vorhandenen Schadorganismen zu erhalten.
Derartige Basisuntersuchungen sind als Maßnahme zur Erhaltung und Förderung der Bienengesundheit
unverzichtbar, da sich daraus konkrete Empfehlungen für die Praxis ableiten und aufkeimende Probleme
frühzeitig erkennen lassen. Dadurch könnten rechtzeitig geeignete Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Für die Zukunft ist aus Sicht der Projektleitung zur Umsetzung des unter Punkt 5
angeführten Maßnahmenkataloges ein zumindest dreijähriges Folgeprojekt im Rahmen des
Imker-Förderprogrammes notwendig.
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Bienenverlusten mit unbekannter Ursache
Abschlussbericht
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Abschlussbericht
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8 Danksagung
Allen Imkern, die uns durch die Einsendung von Probenmaterial und ihr Vertrauen unterstützt haben,
möchten wir sehr herzlich danken.
Der spanischen Arbeitsgruppe um Mario Higes (Bee Pathology Laboratory, Centro Apícola Regional, JCCM,
19180 Marchamalo, Spanien) danken wir für die Unterstützung bei der Identifikation von N. apis bzw. N.
ceranae.
Dem Dachverband „Biene Österreich“ und dem BMLFUW danken wir für die Unterstützung und finanzielle
Förderung des Projektes im Rahmen der VO (EG) Nr. 797/2004.
9
Bildautoren
a) Irmgard Derakhshifar, Hemma Köglberger, Rudolf Moosbeckhofer, Institut für Bienenkunde, AGES
(Bilder 3 – 12, 14)
b) Imker: Bilder 1, 2, 13
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Bienenverlusten mit unbekannter Ursache
Abschlussbericht
10 Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung
2
2
Material und Methoden
4
3
2.1
Probenmaterial
4
2.2
Verwendete Untersuchungsmethoden
6
2.2.1
Lichtmikroskopische Nachweisverfahren
6
2.2.2
Molekularbiologische Nachweismethoden (PCR)
6
2.2.3
Visuelle Untersuchung auf Varroabefall
7
2.3
Zeitliche Zuordnung der Proben
7
2.4
Pollenanalysen an Proben mit Vergiftungsverdacht
7
2.5
Rückstandsuntersuchungen bei Vergiftungsverdacht:
7
2.6
Statistische Auswertung
8
Ergebnisse
9
3.1
Etablierung von Methoden zur Diagnostik von Bienenviren
9
3.2
Bienen- und Völkerverluste
9
3.3
Viren
11
3.3.1
Vorkommen von DWV, ABPV, BQCV, SBV, CBPV, KBV in Bienenproben
11
3.3.2
Vorkommen von Bienenviren in den 3 Versuchsjahren
11
3.3.3
Häufigkeit der untersuchten Viren in den Bundesländern
12
3.3.4
Virusnachweis und Volkszustand
16
3.4
Vorkommen von Nosema spp. in den Bienenproben und Volkszustand
17
3.5
Vorkommen von Nosema apis bzw. N. ceranae
18
3.6
Vorkommen von Malpighamöben-Zysten
19
3.7
Vorkommen von Tracheenmilben
19
3.8
Varroabefall
20
3.8.1
Bienenproben
20
3.8.2
Brutproben
21
3.9
Ergebnisse der Erhebungen vor Ort
22
3.9.1
Erhebungen vor Ort zu Bienen und Völkerverlusten 2005/2006
22
3.9.2
Erhebungen vor Ort zu Bienen und Völkerverlusten 2006/2007
26
3.9.3
Erhebungen vor Ort zu Bienen und Völkerverlusten 2007/2008
28
3.10
Untersuchung von Bienenschäden mit Vergiftungsverdacht
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Bienenverlusten mit unbekannter Ursache
Abschlussbericht
4
3.10.1
Ergebnisse 2006
31
3.10.2
Ergebnisse 2007
31
3.10.3
Ergebnisse 2008
35
3.10.4
Vorkommen von Krankheitserregern in den Bienenproben mit Vergiftungsverdacht
39
Diskussion
4.1
41
Völkerverluste durch Krankheitserreger und Parasiten
41
4.1.1
Varroa
41
4.1.2
Brutkrankheiten
42
4.1.3
Bienenviren
43
4.1.4
Nosema
44
4.1.5
Futterversorgung
46
4.1.6
Unklare Ursachen von Völkerverlusten
46
4.2
Bienen und Völkerverluste mit Vergiftungsverdacht
47
4.2.1
Entdeckung des Schadens, Ermittlung des Zeitpunktes des Schadenseintrittes
47
4.2.2
Vermutete Vergiftungsursache
47
4.2.3
Einschätzung des Schadens durch den Imker
48
4.2.4
Mängel und Versäumnisse bei der Schadensabwicklung durch Imker und Sachverständige
48
4.2.5
Rückstandsanalytik
49
4.2.6
Kosten und Schadenersatz bei Vergiftungsverdacht bzw. -bestätigung
50
5
Schlussfolgerungen für die Imkerpraxis, Beratung und Untersuchungstätigkeit
51
6
Zusammenfassung
52
7
Literatur
54
8
Danksagung
57
9
Bildautoren
57
10
Inhaltsverzeichnis
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