Lenktriebachse versus Transporter

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Lenktriebachse versus Transporter
TECHNIK
Lenktriebachse versus
Transporter
Teil 2
Von Dipl.-HLFL-Ing. Emil BLUMAUER und DI Franz HANDLER (BLT Wieselburg), Johannes PAAR, Bad Blumau
Nicht die eingesetzte Technik bestimmt die Kosten der Bergmechanisierung,
sondern deren Auslastung. In Teil 2 dieses Vergleichs haben wir auf Basis der
Testergebnisse beide Systeme kalkuliert. Zudem berichten Landwirte über ihre
praktischen Erfahrungen mit dem Lenktriebachsanhänger von Urs Schmid.
In der Ausgabe 18/2012 haben wir
unter dem Titel „Zwei ungleiche Alpinisten“ die beiden Systeme mit ihren
Stärken und Schwächen vorgestellt. Die
Ergebnisse dieses Vergleichstests bilden
die Grundlage für die betriebswirtschaftliche Bewertung beider Verfahren.
Folgende Fragestellungen wollen wir
kalkulatorisch beantworten:
■
■
■
■
Wie hoch sind die jährlichen Fixkosten der einzelnen Maschinen?
Mit welchen variablen Kosten ist je
Betriebsstunde zu rechnen?
Welche Schlagkraft ermöglicht die jeweilige Technik?
Was kostet die Einbringung von
einer Tonne Heu?
„Triebachs-Gespann“
LINDNER Geotrac 84 + Ladewagenaufbau LÜÖND Swiss-Profi 23 m³
• Investitionskosten ähnlich wie
Transporter
• Standardtraktor vielseitig einsetzbar
• Höhere Motorleistung für gleiche
Schlagkraft erforderlich
Zur Berechnung wurden die ÖKLRichtwerte für die Maschinenselbstkosten für den land- und forstwirtschaftlichen Einsatz in der Nachbarschaftshilfe herangezogen. Bei allen ausgewiesenen Kosten handelt es sich um reine
Nettowerte ohne Umsatzsteuer.
Auslastung, Nutzungsdauer,
Reparaturen
Für eine fundierte betriebswirtschaftliche Kalkulation von Maschinenkosten
ist es notwendig die jährliche Auslastung, die wirtschaftliche Nutzungsdauer und die Reparaturkosten zu kennen (Tabellen 1–3).
Die praxisüblichen jährlichen Einsatz-
stunden eines Traktors betragen laut
ÖKL 450 Stunden. Beim Transporter
handelt es sich um eine Spezialmaschine.
Dessen durchschnittliche jährliche Auslastung wurde daher nur mit 275 Einsatzstunden angesetzt, die des Aufbauladewagens mit 75 Einsatzstunden. Weitere 200 Betriebsstunden entfallen beim
Transporter auf andere Aufbaugeräte
wie Ladepritsche, Kipper, Güllefass und
Miststreuer. Beim Lenktriebachsanhänger wird unterstellt, dass dieser mit
einem Transporter vergleichbare jährliche Einsatzstunden erreicht.
Der Lenktriebachsanhänger ist in den
ÖKL-Richtwerten für Maschinenselbstkosten nicht enthalten (außer Forst) und
wurde nach eigenem Ermessen in An-
TECHNIK
Tabelle 1: Jährliche Auslastung laut ÖKL
Jährliche
Einsatzstunden
Traktor
Transporter
Aufbauladewagen
Lenktriebachsanhänger
(geschätzt)
450
275
75
275
h
h
h
h
Tabelle 2: Wirtschaftliche Nutzungsdauer
laut ÖKL
Wirtschaftliche
Nutzungsdauer
Traktor
Transporter
Aufbauladewagen
Lenktriebachsanhänger
(geschätzt)
16,7
12,5
12,5
12,5
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
Tabelle 3: Reparaturkostenfaktor laut ÖKL
Reparaturkostenfaktor
in Prozent vom Neuwert
für 100 Betriebsstunden
Traktor
Transporter
Aufbauladewagen
Lenktriebachsanhänger
(geschätzt)
0,8
2,0
3,0
0,8
92 PS-Traktors nur um rund 1 Euro billiger.
Bei näherer Betrachtung von Tabelle 3 fällt auf, dass der Reparaturkostenfaktor beim Transporter mit 2 % deutlich höher ist als beim Traktor. Noch
höher ist dieser bei den Ladewagen.
Die Anschaffungskosten
Bei den in der Kalkulation angesetzten Neuwerten handelt es sich um die
Listenpreise – ohne Mehrwertsteuer –
der im Vergleichstest eingesetzten Maschinen (Tabelle 4).
Der Lindner Geotrac 84 mit einer
Leistung von 92 PS hatte einige Sonderausstattungen:
■ Breitreifen 540/65 R30 bzw. 420/65
R20
■ Zwillingsreifen vorne 9,5 R24
■ Zwillingsreifen hinten 270/95 R36
■ Frontzapfwelle mit achsgeführter
Fronthydraulik und Geräteentlastung
Die achsgeführte Fronthydraulik
lehnung an die Schweizer Richtwerte samt Frontzapfwelle ist für den Einsatz
(ART-Bericht 747) berechnet.
eines Lenktriebachsanhängers nicht erforderlich und wurde daher in der KosWenn nun jemand denkt, dass er tenkalkulation nicht berücksichtigt.
durch eine längere Maschinennutzungs- Weiters wurde angenommen, dass der
dauer die schlechte Auslastung hin- Traktor mit Lenktriebachsanhänger
sichtlich der Gesamtkosten je Betriebs- jährlich 275 Stunden, genauso wie ein
stunde kompensieren kann, der irrt. Im Transporter, genutzt wird. Für die restvorliegenden Beispiel wird bei 20-jäh- lichen 175 Betriebsstunden der insgeriger Nutzung die Einsatzstunde des samt 450 jährlichen Einsatzstunden
wird unterstellt, dass der Traktor bei
sonstigen Arbeiten, wie etwa dem Winterdienst oder im Forstbereich, eingesetzt wird.
Der Neuwert des Traktors wurde für
die Kalkulation entsprechend der Firmenangabe mit 46.800 Euro angesetzt.
Die Anschaffungskosten für die Zwillingsbereifung des Traktors für die Vorder- und Hinterachse in der Höhe von
4.300 Euro und der Einbau der Wegzapfwelle (4.900 Euro) wurden dem
Lenktriebachsanhänger zugeordnet.
Beim Neuwert des Lenktriebachsanhängers sind die erforderlichen Anbauteile
für den Traktor, der Aufpreis für die
Bereifung 425/55x17, der erforderliche
Satz Doppelräder 285/80 R16 und ein
Satz Gasdruckzylinder für die Pick-upSchere in Summe mit 33.900 Euro berücksichtigt.
Der Aufbauladewagen Lüönd LD 23
SWP auf dem Schmid-Lenktriebachsanhänger kostet in serienmäßiger Aus-TIPP
Weitere Infos, Bilder und zwei Videos
zu diesem Vergleichstest finden Sie
auf unserer Homepage: www.landwirt.com/landtechnik
Transporter
LINDNER Unitrac 92 L + Ladewagenaufbau GRUBER ALW 20 m³
• Investitionskosten ähnlich wie
„Triebachs-Gespann“
• Hohe Schlagkraft bei niedriger
Motorleistung
• Hoher Reparaturkostenanteil
TECHNIK
Das sagt der Praktiker
Das sagt der Praktiker
Mathias Vetsch,
Serneus
(Graubünden)
„Für
einen
Lenktriebachs-Sattelanhänger habe
ich mich 2008 aus
Kostengründen
entschieden. Ich
bin
überzeugt,
dass das System, im Vergleich zu einem
Transporter, mehrere tausend Euro günstiger ist. Ich fahre den Lenktriebachsanhänger mit einem Same Explorer 3 mit
100 PS. Diese beiden sind eine gute
Kombination. Da ich den Traktor mit einer Fronthydraulik und einer Frontzapfwelle ausgerüstet habe, kann ich nun
alle Arbeiten auf dem Betrieb mit nur
einem Fahrzeug durchführen. Ich betreibe
den Lenktriebachsanhänger mit einem
27 m³ großen Ladewagen von Lüönd, einem 3,2 m³ großen Miststreuer und einem 4 m³ großen Güllefass. Der Lenktriebachsanhänger bietet viele Möglichkeiten zur Korrektur im Hang an. Das
garantiert zwar eine bessere Bodenanpassung, macht aber die Bedienung komplizierter als bei einem Transporter. Außerdem benötigt man eine längere Einarbeitungszeit. Überhaupt ist das Arbeiten mit der Lenktriebachse anders als
mit einem Transporter. Wenn man es
aber einmal verstanden hat, funktioniert
der Wagen gut, und man hat eine hohe
Ladeleistung.“
Neben den Maschinenkosten sind auch
eventuelle Kosten für die Reparatur der
Grasnarbe zu berücksichtigen.
Alle Fotos: Archiv
Niklaus Spielmann, Wiggen
(Luzern)
„Mein
alter
Transporter hatte
eine Maximalgeschwindigkeit von
nur 30 km/h. Da
meine
Flächen
aber weit verstreut
sind, wollte ich gerne mit einem Gespann
mit 40 km/h fahren. Obwohl der Transporter auf der Straße wohl den höheren
Fahrkomfort zu bieten hat, habe ich mich
für den Lenktriebachs-Sattelanhänger
entschieden.
Auf den Sattelanhänger montiere ich
neben dem 24 m³ großen Ladewagen von
Lüönd auch noch einen 3,8 m³ großen
Miststreuer. Dabei konnte mir nur der
Triebachsanhänger die nötige Zuladung
für diesen Miststreuer zusichern. Überzeugt hat mich auch die Knickdeichsel,
die vor allem im kupierten Gelände eine
saubere Grasaufnahme garantiert. Vor
den Lenktriebachsanhänger spanne ich
einen 90 PS starken Lindner Geotrac.
Ich denke, in meinem Gelände würde ein
Traktor mit 70 PS auch ausreichen. Die
Anschaffungskosten waren in meinem
Fall mit der Lenktriebachse günstiger als
ein vergleichbarer Transporter. Außerdem
kann ich den Traktor mit Fronthydraulik
und Frontlader vielseitiger verwenden.
Darum würde ich auf jeden Fall wieder
einen Lenktriebachsanhänger kaufen.“
führung 31.300 Euro. In Summe betragen die erforderlichen Investitionskosten für die Traktorvariante mit Lenktriebachsanhänger samt Aufbauladewagen 121.000 Euro exkl. MwSt.
Der Transporter Lindner 92 L kostet
mit der empfohlenen Sonderausstattung
bestehend aus Sicherheitssperre, zusätzlichen Steuergeräten, Bereifung 425/55
R17, Zwillingsbereifung und Allradlenkung rund 88.500 Euro. Für den serienmäßig ausgestatteten Aufbauladewagen Gruber ALW 220 sind weitere
23.500 Euro zu berappen. Die Investitionskosten für das Transportergespann
liegen somit in Summe bei 112.000 Euro
exkl. MwSt.
Die Investitionskosten ohne Aufbauladewagen bewegen sich bei beiden
Systemen in der gleichen Größenordnung. Die Mehrkosten des Traktorgespanns stammen vom größeren und
teureren Aufbauladewagen. Grundsätzlich könnte auch der Aufbauladewagen
des Transporters auf dem Lenktriebachsanhänger montiert werden.
Die Fixkosten
Entsprechend der wirtschaftlichen
Nutzungsdauer wurden die jährlichen
Fixkosten für Abschreibung, Zinsanspruch, Unterbringung und Versicherung gemäß der ÖKL-Richtwerte kalkuliert. Diese fallen an, egal ob die Maschine in der Maschinenhalle steht oder
im Arbeitseinsatz ist. Ein Restwert wurde nicht berücksichtigt, da einerseits
niemand weiß, ob die Landmaschine
als Gebrauchtmaschine einen Käufer
findet bzw. andererseits ist aufgrund
des zu erwartenden technischen Fortschritts mit höheren Wiederbeschaffungskosten zu rechnen.
Die jährlichen Fixkosten beider Gespanne bewegen sich mit rund 15.000
Euro auf vergleichbar hohem Niveau.
Die variablen Kosten
In der Spalte Variable Kosten wurden
die einsatzabhängigen Aufwände bestehend aus Dieselkraftstoff- und den
anteiligen Reparaturkosten zusammengefasst.
Wird ein Transporter verwendet, ist
mit deutlich höheren variablen Kosten
zu rechnen, als bei der Heubringung
mit dem Traktor. Dies ist auf die zu erwartenden, höheren Ausgaben für Reparaturen zurückzuführen.
Auslastung
bestimmt Gesamtkosten
Die Gesamtkosten des Maschineneinsatzes je Einsatzstunde hängen wesentlich von der Maschinenauslastung
ab. In Tabelle 5 sind die unterstellten
Betriebsstunden der einzelnen Maschi-
Tabelle 4: Maschinenkosten (exkl. MwSt.) eines ausgerüsteten Traktorgespanns im Vergleich zum Transporter
Lindner Geotrac 84 (92 PS)
Neuwert
Fixkosten
pro Jahr
Transporter Lindner Unitrac 92 L (92 PS)
variable
Kosten
Neuwert
Fixkosten
pro Jahr
variable
Kosten
Grundgerät
46.800 €
5.148 €
16,95 €/h
88.500 €
11.505 €
30,72 €/h
Lenktriebachsanhänger inkl. Wegzapfwelle und
Zwillingsbereifung des Traktors (vorne/hinten)
43.100 €
5.603 €
3,45 €/h
–
–
–
Aufbauladewagen
Summe Kombination
66
31.300 €
4.069 €
9,39 €/h
23.500 €
3.055 €
7,05 €/h
121.200 €
14.820 €
29,79 €/h
112.000 €
14.560 €
37,77 €/h
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Heft 19 / 2012
TECHNIK
Das sagt der Praktiker
Abb. 1: Gesamtkosten Allradtraktor 92 PS mit Lenktriebachsanhänger und
Aufbauladewagen
Ronnie Caminada, Vrin
(Graubünden)
„Ich
wurde
durch einen Nachbarn auf das System Lenktriebachse
aufmerksam und
habe mir dann
2009 einen Lenktriebachs-Sattelanhänger gekauft. Neben
einem 18 m³ großen Ladewagen von Lüönd setze ich den Wagen auch noch mit
einem 2,5 m³ großen Miststreuer und einem 5.000 l großen Güllefass ein. Als
Zugmaschine kommt ein New Holland
T 4050 D zum Einsatz. Ausschlaggebend
für den Kauf war für mich einerseits die
Sicherheit am Hang. Ich bin überzeugt,
dass ich in der Falllinie mit der Lenktriebachse eine höhere Zugleistung habe
als mit dem Transporter. Hinzu kommt,
dass bei der Lenktriebachse drei Achsen
gebremst sind. Gut gefallen hat mir andererseits der Zugewinn an Flexibilität
bei der Bringung mit dem Traktorgespann.
Diese nutze ich auch noch zum
Mähen sowie zum Transportieren von
Ballen. Zwar hätte ich mit dem Transporter wahrscheinlich einen etwas geringeren Treibstoffverbrauch, da er leichter ist als das ganze Gespann mit dem
Triebachsanhänger. Doch kann ich diesen
Mehraufwand mit den geringeren
Anschaffungskosten und der größeren
Auslastung des Traktors wieder kompensieren.
nen bei schlechter, durchschnittlicher
und guter Maschinenauslastung angeführt. Die durchschnittliche Maschinenauslastung entspricht den ÖKL-Richtwerten. Beim Vergleich mit den eigenen
Einsatzzeiten sieht der Betrieb selbst,
wo er liegt. So kann jeder in den folgenden Abbildungen betriebsindividuell die Bedeutung der Fixkosten in
Abhängigkeit von der Maschinenauslastung auf die Gesamtkosten des Maschineneinsatzes je Betriebsstunde abschätzen.
Abb. 2: Gesamtkosten Allradtraktor 100 PS mit Lenktriebachsanhänger und
Aufbauladewagen
Abb. 3: Gesamtkosten Transporter 92 PS mit Aufbauladewagen
Die Gesamtkosten je Einsatzstunde
der beiden Ladewagengespanne bewegen sich unabhängig von der Bauart
(Abbildung 1–3) bei gleicher Maschinenauslastung in derselben Größenordnung. Die blauen Säulen zeigen eindrucksvoll, dass die Fixkosten der Kostentreiber im Maschineneinsatz sind
und nur durch optimale Maschinenauslastung reduziert werden können. Diese
Heft 19 / 2012
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TECHNIK
Maschinenauslastung
Martin Sgier,
Surin
(Graubünden)
„Mir war der
Traktor schon immer näher als der
Transporter. Daher
habe ich schon länger auf ein praxistaugliches System
mit einer Lenktriebachse gewartet. Als
Urs Schmid 2004 die ersten Versuche
gefahren ist, habe ich mir gleich einen
Wagen aus der ersten Serie gekauft. Ich
setzte den Lenktriebachs-Sattelanhänger
mit einem Lüönd-Ladewagen mit 19 m³,
einem 3,6 m³-Miststreuer und einem
5.000 l-Güllefass ein. Mit diesem arbeite
ich noch im Lohn. Zur höheren Sicherheit
habe ich beim Güllefass neben der einen
üblichen Schwallwand eine zweite solche
Wand einbauen lassen. Ich bin damit
sehr zufrieden, und mit einer Zuladung
von 6,6 t bin ich mit dem Fass auch legal
unterwegs. Als ich die Lenktriebachse
kaufte, gab es keinen Transporter, der
genügend Zuladung hatte. Anfänglich
zog ich den Wagen mit einem 70 PSTraktor. Die Leistung ist aus meiner
Sicht zu gering, darum habe ich mir jetzt
einen 110 PS starken Deutz Fahr Agrofarm zugelegt. Die Anschaffungskosten
sind je nach Ausrüstung des Traktors
etwa gleich, doch bietet der Traktor mehr
Flexibilität.“
schlecht
durchschnittlich
Allradtraktor
350 h
450
Lenktriebachsanhänger
200 h
275
Aufbauladewagen
Transporter
50 h
75
200 h
275
drei dargestellten Varianten bei rund
30 bis 38 Euro ein.
In Abbildung 1 sind die Gesamtkosten je Einsatzstunde des im Vergleichstest gefahrenen Geotrac 84 mit 92 PS
Nennleistung mit Lenktriebachsanhänger und Aufbauladewagen dargestellt.
Abbildung 2 unterscheidet sich von
Abbildung 1 nur hinsichtlich des verwendeten leistungsstärkeren Allradtraktors mit 100 PS Nennleistung und der
damit verbundenen geringfügigen Gesamtkostensteigerung von etwa 4–5
Euro/h je nach Maschinenauslastung.
Der stärkere Traktor wurde vom Hersteller und von Praktikern empfohlen,
um vergleichbare Ladeleistungen am
Hang erzielen zu können.
In Abbildung 3 sind die Gesamtkosten des Transportergespanns je Einsatzstunde dargestellt. Auffällig in dieser
Abbildung sind die roten Balken. Dabei
handelt es sich um die Reparaturkosten,
die bei diesem Gespann mit etwa 7–8
Euro deutlich über dem Traktorgespann
liegen. Diese wurden durch die geringeren Fixkosten wieder kompensiert.
Die Einsatzstunde des 92 PS-Traktorgespanns ist zwischen 2 und 5 Euro günstiger.
liegen zwischen 63 und 127 Euro. Selbst
Was kostet die Einbringung
die Reparaturkosten (rot) liegen noch
von einer Tonne Heu?
über den Treibstoffkosten (grün) und
das bei den derzeit hohen KraftstoffNur darauf zu schauen, was die Einpreisen. Reparatur- und Treibstoff- satzstunde kostet, wäre fatal, wie Abkosten zusammen pendeln sich bei allen bildung 4 zeigt. Beim Praxistest sind der
Abb. 4: Gesamtkosten pro Tonne eingebrachtem Welkheu im Verfahrensvergleich
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Lindner Geotrac 84 mit
dem Lenktriebachsanhänger von Schmid und
der Transporter Lindner
h
550 h
Unitrac 92 L mit verh
350 h
gleichbarer Nennleish
100 h
tung gegen einander
h
350 h
angetreten. Beide hatten
eine mittlere Feld-HofEntfernung von 750 m, eine mittlere
Transportgeschwindigkeit von 15 km/h
zwischen Wiese und Hof und die gleiche
Rangier- und Entladezeit von 5 Minuten
am Hof. Das leichtere Transportergespann schaffte 2,8 Fuhren je Einsatzstunde und transportierte in Summe um
über 30 % mehr Heu auf den Hof. Das
schwerere Traktorgespann konnte am
Hang nicht mithalten und schaffte 2,4
Fuhren je Einsatzstunde. Der Lohnanspruch des Fahrers wurde nicht berücksichtigt. Um dieselbe Flächenleistung zu
erzielen, müsste ein stärkerer Traktor
eingesetzt werden. Bei gleicher Motorleistung ist der Transporter der klare
Sieger, wie Abbildung 4 zeigt. Der Vergleich zeigt aber auch, dass es möglich
ist mit einem gut ausgelasteten Traktor
das Heu kostengünstiger einzufahren
als mit einem schlecht ausgelasteten
Transporter. Tatsache ist, dass die mögliche Bandbreite der Einbringkosten je
Tonne Heu von unter 40 Euro bis über
■
80 Euro liegen kann.
Tabelle 5: Maschinenauslastung in Betriebsstunden
Das sagt der Praktiker
gut
Fazit
Beide Gespanne eignen sich für eine
sichere und schlagkräftige Futterernte in
der Berglandwirtschaft. Um mit dem
schwereren Traktorgespann dieselbe Ladeleistung erzielen zu können wie mit
einem Transporter, muss ein etwas stärkerer Traktor eingesetzt werden. Die Anschaffungskosten ohne Aufbauladewagen
bewegen sich bei beiden Systemen in der
gleichen Größenordnung. Die jährlichen
Fixkosten beider Gespanne sind mit rund
15.000 Euro nach unserer Berechnung
auf Basis der ÖKL-Richtwerte auf vergleichbar hohem Niveau. Bei den variablen Kosten ist der Transporter trotz des
geringeren Dieselverbrauches im Nachteil. Dies ist auf die zu erwartenden,
deutlich höheren Ausgaben für Reparaturen zurückzuführen.
Die Gesamtkosten des Maschineneinsatzes je Einsatzstunde hängen wesentlich von der Maschinenauslastung ab.
Im Regelfall lässt sich ein Standardtraktor über das gesamte Jahr stärker
auslasten, als dies mit der Spezialmaschine Transporter möglich ist. Eine
schlechte Maschinenauslastung lässt sich
auch nicht durch eine längere Nutzungsdauer kompensieren.
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