Heavy-Duty- Diesel Diagnose
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Heavy-Duty- Diesel Diagnose
66 l AUTOMOTIVE 5-6. 2 0 13 l MOBILE MACHINES ON-BOARD-DIAGNOSE IN MOBILEN ARBEITSMASCHINEN Heavy-DutyDiesel Diagnose E l e k t ro n i s c h e S t e u e rg e r ä t e i n fa h re n d e n A r b e i t s m a s c h i n e n e r h ö h e n d i e A r b e i t s l e i s t u n g , d e n Ko m fo r t u n d d i e S i c h e r h e i t . Z u d e m re d u z i e re n s i e d e n K ra f t s t o ff ve r b ra u c h , d i e G e r ä u s c h e n t w i ck l u n g u n d d i e S c h a d s t o ff - E m i s s i o n e n . E l e k t ro n i s c h e S t e u e rg e r ä t e s t e u e r n , re g e l n u n d ü b e r wa c h e n d i e F u n k t i o n e n d e r M a s c h i n e . D e r E i n s at z s t a n d a rd i s i e r t e r Ko m p o n e n t e n f ü r d i e D i a g n o s e fa h re n d e r A r b e i t s m a s c h i n e n m i t s c h we re n D i e s e l m o t o re n ve r b e s s e r t ü b e r S k a l i e r u n g s - u n d L e r n k u r ve n e ffe k t e d i e Q u a l i t ä t u n d d i e Wa r t b a rke i t d e r M a s c h i n e . L astkraftwagen dienen der Beförderung von Gütern, Busse der Beförderung von Personen. Fahrende Arbeitsmaschinen (Non-Road Mobile Machinery, NRMM) sind primär nicht für die Teilnahme am Straßenverkehr, sondern für das Verrichten von Arbeit „offhighway“ ausgelegt. Beispiele sind das Heben von Lasten auf einer Baustelle (Mobilkran), das Ernten von Getreide auf dem Feld (Mähdrescher) oder das Fällen von Bäumen im Wald. In der Regel werden diese Maschinen durch einen Dieselmotor angetrieben und verrichten die Arbeit elektro-mechanisch oder elektro-hydraulisch. Auch in fahrenden Arbeitsmaschinen steuern, regeln und überwachen elektronische Steuergeräte die Funktionen. Und auch in fahrenden Arbeitsmaschinen sind die Steuer- geräte über Bussysteme auf Basis des international standardisierten CAN (ISO 11898) miteinander vernetzt. Als Protokolle für die Datenkommunikation haben sich SAE J1939 und auf Landmaschinen zusätzlich das J1939-Derivat ISOBUS (ISO 11783) weitgehend etabliert. Eigendiagnose NRMM-Funktionen sind vielfältig. Fehlfunktionen können im schlimmsten Fall zum Stillstand der Maschine führen und kosten Zeit und Geld. In der Regel kommt dann nicht die Maschine zum Service, sondern der Service zur Maschine. Wie der Arzt beim kranken Menschen, versucht der Servicetechniker durch Messen und Testen herauszufinden, Internet-PDF-Datei. Diese PDF Datei enthält das Recht zur unbeschränkten Intranet- und Internetnutzung, sowie zur Verbreitung über elektronische Verteiler. Eine Verbreitung in gedruckter Form ist mit dieser PDF-Datei nicht gestattet. MOBILE MACHINES Bild 1: Steckverbinder für Nutzfahrzeuge (SAE J1939-13). © automotive welcher Fehler vorliegt und welches Bauteil repariert oder ersetzt werden muss, damit die Maschine wieder rund läuft. Diesen Job bezeichnet man als Offboard-Diagnose. Gut, wenn der Patient in der Lage ist, selbst Auskunft über seinen Gesundheitszustand zu geben, d. h. fähig ist zur Eigendiagnose. Der englische Begriff für Eigendiagnose ist On-Board Diagnostics (OBD). Gemäß UNECE TRANS/WP.29/GRPE ist ein OBD-System in der Lage, Fehlfunktionen zu erkennen, anzuzeigen, abzuspeichern und mit einem externen Servicetester zu kommunizieren. Steuergeräte in modernen Arbeitsmaschinen besitzen die Funktion der Eigendiagnose. Sie besteht im einfachsten Fall aus der Überwachung der Eingänge und Ausgänge auf Kurzschluss und Unterbrechung, kann aber auch die Plausibilitätsprüfung der Signale beinhalten oder die Überwachung von Software-Laufzeiten. Je vielfältiger und komplexer die Funktionen der Maschine, desto vielfältiger und komplexer fällt die Eigendiagnosefunktion aus. Als Beispiel für die Komplexität moderner l AUTOMOTIVE 5-6. 2 0 13 l 67 Arbeitsmaschinen sei der Mähdrescher CLAAS Lexion genannt, dessen elektrisches System aus bis zu 30 Steuergeräten, 350 Steckverbindern und 3000 elektrischen Kontakten bestehen kann. Bei Feststellen eines Fehlers kann ein diagnosefähiges Steuergerät einen Fehlercode (Diagnostic Trouble Code, DTC) im Fehlerspeicher ablegen. Für Personenkraftwagen, Lastkraftwagen und Busse schreiben die Umweltschutzbehörden nicht nur die Einhaltung von Schadstoff-Emissionsgrenzwerten vor, sondern auch die Überwachung des Abgasverhaltens durch ein OBD-System. Auch für mobile Maschinen gibt es Schadstoff-Emissionsgrenzwerte, doch wird die Installation eines OBD-Systems derzeit vom Gesetzgeber nicht gefordert. OBD-Systeme, die das Schadstoff-Emissionsverhalten des Fahrzeugs überwachen, werden als „Legislative OBD“ bezeichnet. Die legislative OBD ist eine Unterfunktion der Eigendiagnose. Aktuelle Grenzwerte für die Emissionen von Heavy-Duty Dieselmotoren (HDD) lassen sich nur durch Abgasrückführung (Exhaust Gas Recirculation, EGR) in Kombination mit einem Katalysator und elektronisch geregelter Einspritzung von AdBlue (Selective Catalytic Reduction, SCR) und einem Dieselpartikelfilter (Diesel Particulate Filter, DPF) erreichen. Unabhängig davon, ob der Gesetzgeber die Überwachung dieser Systeme vorschreibt oder nicht, ist die Überwachung der Abgasreinigung nicht nur zum Schutz der Umwelt, sondern auch für die Funktion der Maschine erforderlich. Arbeitsmaschinen brauchen eine leistungsfähige Eigendiagnose. Die Überwachung der Funktionen erhöht die Verfügbarkeit der Maschine. ISO 11783 Tractors and machinery for agriculture and forestry – Serial control and com-munications data network ISO 11898 Controller Area Network ISO 13209 Open test sequence exchange format (OTX) ISO 14229 Unified Diagnostic Services (UDS) ISO 15765 Diagnostics on Controller Area Network (CAN) ISO 27145 Implementation of World-Wide Harmonized On-Board Diagnostics (WWH-OBD) communication requirements ISO 22900 Modular vehicle communication interface (MVCI) ISO 22901 Open diagnostic data exchange (ODX) Tabelle 1: Internationale Standards für die HDD Diagnose. Internet-PDF-Datei. Diese PDF Datei enthält das Recht zur unbeschränkten Intranet- und Internetnutzung, sowie zur Verbreitung über elektronische Verteiler. Eine Verbreitung in gedruckter Form ist mit dieser PDF-Datei nicht gestattet. 68 l AUTOMOTIVE 5-6. 2 0 13 l MOBILE MACHINES Bild 2: CANpro USB von Softing. Bild 3: Vehicle Communication Interface. © automotive © automotive Diagnosekommunikation Eine zentrale Funktion der Eigendiagnose ist die Fähigkeit zur Kommunikation mit einem externen Tester. Der Servicetechniker kann einen PC-basierten Tester an die Maschine anschließen und ter aus standardisierten Komponenten. Im PKW hat sich zum Anschluss solcher Tester ein international standardisierter Steckverbinder (ISO 15031-3/ SAE J1962) durchgesetzt. Die SAE J1939-13 spezifiziert einen Steckverbinder für Nutzfahrzeuge (Bild 1). Bereits heute verwenden Dieselmotor-Steuergeräte, Getriebe-Steuergeräte und zunehmend auch die SCR-Steu■ den Fehlerspeicher lesen und löschen, ergeräte das international standardisierte Diagnoseproto■ Eingangssignale von Sensoren lesen, koll „UDS on CAN“ (ISO 14229-1 und ISO 15765-3) für die ■ Aktoren ansteuern Diagnosekommunikation (Tabelle 1). ■ Selbsttest-Routinen starten und stoppen. Insbesondere für die Kommunikation mit dem OBDSystem hat das World Forum for Harmonization of Vehicle Heute werden diese Tester auch zur Reprogrammierung Regulations (WP29) der UNECE mit den Global Technical von Steuergeräten in der Werkstatt und im Feld eingesetzt. Regulations GTR Nr. 4 und Nr. 5 die weltweite StandardiIn der Fahrzeugindustrie bestehen PC-basierte Servicetessierung der OBD für Nutzfahrzeuge auf den Weg gebracht. ISO 27145 spezifiziert die „Implementation of WorldWide Harmonized On-Board Diagnostics (WWH-OBD)”, wobei es sich im Wesentlichen um eine Erweiterung von UDS on CAN handelt. Für die Diagnosekommunikation müssen nicht nur das OBD-/Eigendiagnose-System der Maschine, sondern auch der PC-basierte Servicetester UDS on CAN bzw. WWHOBD unterstützen. Um die Kommunikation zwischen Maschine und Tester zu ermöglichen, wird der PC über ein „Vehicle Communication Interface“ (VCI) mit der Bild 4: International standardisierte Komponenten für die Diagnose mobiler MaschiMaschine verbunden. In der nen. Regel besitzen solche VCIs © automotive einen USB-Anschluss auf der Internet-PDF-Datei. Diese PDF Datei enthält das Recht zur unbeschränkten Intranet- und Internetnutzung, sowie zur Verbreitung über elektronische Verteiler. Eine Verbreitung in gedruckter Form ist mit dieser PDF-Datei nicht gestattet. MOBILE MACHINES l AUTOMOTIVE 5-6. 2 0 13 l 69 PC-Seite und einen CAN-Anschluss auf der Maschinenseite (Bild 2). Handelsübliche CAN-Interfaces setzen lediglich den physical und den data link layer des CAN-Protokolls (ISO 11898) um. Alle anderen OSI-Schichten der Diagnoseprotokolle müssen vom PC abgearbeitet werden. VCIs nach ISO 22900 (Modular Vehicle Communication Interface, MVCI), wie z. B. das HSX von Samtec (Bild 3) sind in der Lage, zeitkritische Teile der Diagnosekommunikation zu übernehmen, den PC zu entlasten und Echtzeitfähigkeit zu gewährleisten. VCIs nach ISO 22900 werden mit einer als D-PDU API bezeichneten Programmierschnittstelle ausgeliefert. Diese API ist in ISO 22900-2 international standardisiert. OBD4HDD steht für On-Board Diagnostics for Heavy-Duty Diesel. In der OBD4HDD SIG (Special Interest Group) haben sich Hersteller von Fahrzeugen und Maschinen mit schweren Dieselmotoren und deren Zulieferer zusammengeschlossen, um technische Fragestellungen zu diskutieren, Dokumente (u. a. White Papers) zu erstellen und zu veröffentlichen. Die Mitgliedschaft ist kostenlos. www.obd4hdd.org © automotive Auch das als D-Server bezeichnete Diagnose-Laufzeitsystem und das Format zur Beschreibung von Diagnosedaten sind standardisiert. Der D-Server (Bild 4) verbindet über die D-Server API (ISO 22900-3) die Applikation (Tester) mit der D-PDU API und verarbeitet Daten im ODX-Format (ISO 22901: Open Diagnostic Data Exchange). Bild 4 zeigt eine weitere Softwarekomponente, die sich beim Aufbau PCbasierter Tester in der Fahrzeugindustrie bewährt hat: Die OTX Runtime. Auch OTX ist standardisiert (ISO 13209: Open Test Sequence Exchange Format) und dient der Beschreibung von Testsequenzen und Abläufen, z. B. für die geführte Fehlersuche oder die Reprogrammierung von Steuergeräten. Softing Automotive Electronics bietet den D-Server für Daten im Format ODX 2.0.1 und ODX 2.2.0 und die OTX Runtime als off-the-shelf Softwaremodule an. Als Entwicklungsumgebung dienen die Tools DTS Venice für ODX-Daten und OTX Studio für OTX-Sequenzen. Diverse Applikationen unterstützen den Anwendungsprogrammierer bei seiner Arbeit. Dazu gehören der interaktive Diagnosetester DTS Monaco und TesterLITE, speziell zur Entwicklung von Service-Testern. (oe) Dipl.-Ing. Peter Subkeist seit 2000 bei Softing Automotive im technischen Vertrieb als Key Account Manager tätig und Fachbuchautor der Titel „Diagnosekommunikation im Automobil“ und „Road vehicles – Diagnostic communication“. @ Softing Automotive Electronics www.softing.com Internet-PDF-Datei. Diese PDF Datei enthält das Recht zur unbeschränkten Intranet- und Internetnutzung, sowie zur Verbreitung über elektronische Verteiler. Eine Verbreitung in gedruckter Form ist mit dieser PDF-Datei nicht gestattet.