Die digitale Glaskugel

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Die digitale Glaskugel
DIGITAL
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Die digitale Glaskugel
ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN Die digitale Umwälzung stellt Schweizer KMU vor grosse
Herausforderungen. Diese müssen angepackt werden, denn an Trends wie Cloud
Computing, Big Data und Internet of Things führt langfristig kein Weg vorbei.
INTERVIEW I V A N A L E I S E D E R
W
ir haben mit Christoph
Höinghaus, CEO der Trivadis, darüber gesprochen,
wie aktuelle Herausforderungen gemeistert werden können und was
das Jahr 2016 in Sachen IT für KMU bereithält.
Noch immer scheuen viele KMU den Einsatz von
Cloud Computing – aus Angst um die Sicherheit.
Was raten Sie den Unternehmern?
CHRISTOPH HÖINGHAUS Es wird oftmals ausser
Acht gelassen, dass Cloud Computing gerade
im KMU-Umfeld auch eine erhebliche Steigerung der Sicherheit bedeuten kann. Vor allem
bei den heutigen Anforderungen an Mobilität
und Kollaboration lassen sich vergleichbare,
in den Cloud-Diensten häufig bereits inbegriffene Sicherheitsmechanismen nur mit hohem
Investitionsaufwand selber betreiben. Auch
gibt es vernünftige und für KMU tragbare
Konzepte wie beispielsweise die «CSA Cloud
Control Matrix» der Cloud Security Alliance
und sehr innovative Software aus der Schweiz,
die den Schutz kritischer Unternehmensinformation gewährleisten. Mein Rat: Der Unternehmer sollte unbedingt mit einem lokalen
Spezialisten sprechen.
Der Bundesrat hat in diesem Jahr ein umfang­
reiches Forschungsprogramm zum Thema Big
Data lanciert. Gemäss Medienmitteilung will
man damit «die Grundlagen für einen wirksamen
und angemessenen Einsatz der immer stärker
­wachsenden Datenmengen in allen Gesellschafts­
bereichen» schaffen. Wo sehen Sie diesbezüg­
lich das grösste Potential für KMU?
Das Potential liegt meiner Ansicht nach auf
der Hand: Ein vollständig informiertes Unternehmen trifft bessere Entscheidungen, kann
effektiver, agiler und effizienter arbeiten und
ist der Konkurrenz voraus. Vollständig informiert zu sein bedeutet, dass sämtliche Daten,
die im Zusammenhang mit einer bestimmten Firmentätigkeit relevant sein könnten,
zu handlungsrelevanten Informationen aufbereitet werden können. Und genau das hat
dieses Forschungsprogramm zum Ziel.
Eines der strategisch bedeutsamsten Themen für
KMU ist das Management von Kundenbeziehun­
gen. Es wird zunehmend entscheidender, mit den
eigenen Produkten und Dienstleistungen genau
dort zu sein, wo auch der Kunde ist. Inwiefern
kann die IT hier unterstützend wirken?
Genau dieser Bereich wird durch die Digitalisierung vollständig verändert. Der Kunde
und das Unternehmen können sich in einer
vernetzten Welt sehr viel näher kommen.
Zum einen wird die direkte Einbindung
der Kunden in die Produkt- und Dienstleistungsgestaltung durch digitale Plattformen
möglich: Kunden können bestimmen, wie
ein Angebot aussehen oder wie ein Produkt
gestaltet werden soll. Das hilft Unternehmen,
Ressourcen und Kosten einzusparen und
sehr viel näher am Markt zu agieren. Zum
anderen erleichtert die Digitalisierung das
Sammeln und Auswerten von Daten rund
Einer globalen Umfrage zufolge sind Schweizer
KMU in Bezug auf mobiles Arbeiten weit fortge­
schritten. Viele scheuen dennoch die negativen
Folgen einer ständigen Erreichbarkeit. Was ist
Ihre Einschätzung diesbezüglich?
Facebook-Chefin Sheryl Sandberg hat es bereits vor drei Jahren treffend formuliert: «Da
ist auf der einen Seite die Arbeit und auf der
anderen Seite das Leben, und es gibt keine
Balance zwischen den beiden.» Für dieses
Phänomen gibt es sogar einen Begriff: der
Mobilokrat. Ich bin der Meinung, dass jeder
von uns diese Frage für sich selbst beantworten muss. Dennoch sind flexible Mitarbeitende für Unternehmen ein Glücksfall. Sie
arbeiten, wenn sie gebraucht werden. Das
führt zu schnelleren Reaktionszeiten. Genau
diese Flexibilität ist für viele KMU ein wichtiger strategischer Vorteil gegenüber ihren
grösseren Konkurrenten.
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UnternehmerZeitung | Nr. 10 2015
Foto: zVg
um Produkte und Dienstleistungen. Ein Unternehmen weiss dadurch sehr viel schneller
und besser, wie ein Produkt ankommt. Wenn
jemand Erfahrungen mit Kundennähe hat,
dann sind es die KMU. Es dürfte für sie ein
Leichtes sein, die Innovationen der unterstützenden IT zu nutzen.
ZUR PERSON
Christoph Höinghaus ist seit 2013 CEO von Trivadis, der führenden IT-Dienstleisterin im DACHRaum. Bevor er 2011 als CFO bei der Trivadis
eingestiegen ist, war er während drei Jahren CEO
der TDS MultiVision AG und davor Country Operating Officer bei Fujitsu Schweiz. Höinghaus ist
diplomierter Betriebswirt und hat an der HTW in
Chur seinen MBA-Abschluss erworben.
Welche IT-Themen werden im kommenden Jahr
für KMU strategisch an Bedeutung gewinnen? Und
wo lohnt es sich für KMU zu investieren?
Das wichtigste Thema ist und bleibt die Digitalisierung. Es wird sich für KMU auf jeden
Fall lohnen, in diesem Bereich zu investieren. Auch wenn es zunächst einmal darum
geht, abzuschätzen, ob dank der Digitalisierung neue Produkte oder Märkte erschlossen
werden oder lediglich im bestehenden Geschäft Verbesserungen erzielt werden sollen.
Das heisst im Klartext, dass sich ein KMU auf
jeden Fall mit den drei Basistechnologien
Cloud Computing, Big Data und Internet of
Things auseinandersetzen sollte.
sehen Sie mit Blick auf die IT? Kann beispiels­
weise Outsourcing Abhilfe schaffen?
Die Digitalisierung wird tatsächlich neue
regulatorische Vorgaben mit sich b
­ ringen.
Das ist eine Herausforderung für alle
­Unternehmen und es hat sich bewährt, für
den klugen Umgang mit diesen V
­ orgaben
externe Spezialisten einzubeziehen.
Sie ­können das interne Know-how ergänzen und mit innovativen Lösungen auch
sehr ­
schwierig zu erfüllende Auflagen
­meistern.
lisierung Vorteile, die ein KMU gegenüber einem
grossen Unternehmen hat?
Die digitale Transformation verändert bestehende und eröffnet neue Geschäftsmodelle.
Das ist für jedes Unternehmen eine Herausforderung und verlangt ein Umdenken. KMU
sind als Nischenplayer im Vorteil, da sie bereits
gewohnt sind, sich in einem Wertschöpfungsnetzwerk zu bewegen und sich an verändernde
Rahmenbedingen anzupassen. Und es gibt für
KMU einen weiteren Grund, sich keine Sorgen
zu machen: Die grössere Nähe der Unternehmen zu sämtlichen Stakeholdern, welche die
Digitalisierung mit sich bringt, ist für KMU
nichts Neues. Die direkte Ansprache ist für
KMU Alltag, während sie für grosse Unternehmen eine Umstellung bedeutet.
Die Diskussion bezüglich Digitalisierung in KMU
dreht sich auch heute noch mehrheitlich um Kos­
ten und weniger um Nutzen. Wie kann man hier
ein Umdenken erreichen?
Dass sich KMU in diesem Jahr auf Kosten
konzentrieren, ist naheliegend. Die
­Digitalisierung bringt auch eine Vielzahl
neuer Möglichkeiten, durch Optimierung
­bestehender Geschäftsmodelle Kosten in fast
allen Bereichen des Unternehmens einzusparen. Schon das alleine wird ein Umdenken einleiten. Viele KMU werden jedoch
ganz neue Geschäftsmodelle etablieren müssen, um im Wettbewerb zu bestehen. In jeder
Branche finden im Moment tiefgreifende
Umwälzungen statt. Kluge Unternehmen
werden diese Umwälzungen mitgestalten
wollen und das Potential der innovativen
Technologien der Digitalisierung zu nutzen
wissen. Müsste oder sollte die IT in der Organisation
eines KMU in Zukunft höher angesiedelt werden,
beispielsweise in der Geschäftsleitung, damit
Welche IT-Themen werden 2016 eher an Bedeu­
die Belange der IT in der Unternehmensstrategie
tung verlieren?
richtig gewichtet werden können?
Die Zeiten des einheitlichen PC-ArbeitsplatDie zunehmende Bedeutung der IT für das Gezes sind definitiv vorbei, denn die Vielfalt der
schäft muss auf jeden Fall organisatorisch refür die Arbeit eingesetzten mobilen elektroflektiert werden. Es existiert sogar eine neue
nischen Geräte nimmt immer mehr zu. DarRolle dafür: der Chief Digital ­Officer (CDO).
über hinaus werden die von der Aussenwelt
Er soll traditionelle Geschäfts­modelle in digiabgeschotteten internen IT-Infrastrukturen
tale Modelle überführen und die Etablierung
mehr und mehr von modernen Cloud-Plattinnovativer Technologien wie Mobile, Soformen abgelöst werden.
cial Media, Big Data, Cloud und Multichannel-Marketing ­verantworten. Auch wenn
Viele KMU haben Angst, in Sachen digitale Trans­
gemäss der Umfrage ­«Digitale Transformaformation nicht mit den grossen Unternehmen
tion in der Schweiz» des ­Beratungshauses
mithalten zu können. Können Sie KMU in dieser
KPMG die meisten S
­ chweizer UnternehHinsicht beruhigen? Sehen Sie in Sachen Digita­
men die Schaffung einer dedizierten ­Position
CDO ablehnen, gilt
es, die Aufgaben
auf Geschäftsleitungsebene anzusiedeln und zu
«GERADE FÜR KMU KANN CLOUD
verantworten. Die
COMPUTING EINE ERHEBLICHE STEIGERUNG
Bedeutung der Digitalisierung für
DER SICHERHEIT BEDEUTEN.»
das Geschäft lässt
nichts anderes zu.
Die Flut von neuen regulatorischen Vorgaben
überfordert viele KMU. Welche Lösungsansätze
Einfach.
Besser.
Organisiert.
Freitag, 23. Oktober 2015
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