Die Strassen von Rom
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Die Strassen von Rom
Comune di Roma Tourismus Comune di Roma Tourismus Die Strassen von Rom TOURISMUSINFORMATIONSZENTREN der Stadt Rom Ein Spaziergang durch die historischen Strassen der italienischen Hauptstadt Öffnungszeiten: Mo – So von 9.00 – 19.30 Uhr Engelsburg - Piazza Pia Trevibrunnen - Via Minghetti Fori Imperiali - Piazza del Tempio della Pace Navona - Piazza delle Cinque Lune Santa Maria Maggiore - Via dell’Olmata Bahnhof Termini - Via Giolitti, 34 (Gleis 24) [geöffnet: 8.00-21.00 Uhr] Piazza Sonnino - Viertel Trastevere Via Nazionale - Bei Palazzo Esposizioni Flughafen Leonardo da Vinci (Fiumicino) - Terminal C Via dei Coronari Via Giulia Via dei Condotti Via Sistina Via del Babuino Via des Portikus der Oktavia Via dei Giubbonari Via di Campo Marzio Via dei Cestari Via dei Falegnami/Via dei Delfini Referat für die Politischen Angelegenheiten im bereich der Internationalen Förderung des Tourismus Via Leopardi 24 - 00185 Rom Call Center für den Tourismus: Tel.: 0039 06 82059127 Öffnungszeiten: Mo – So von 9.00 – 19.30 Uhr www.comune.roma.it Grafiche Ponticelli Spa - Castrocielo - ord. 3304 del 7/02/06 - cp. 5000 - cod. 4611 Via di Monserrato Via del Governo Vecchio Via Margutta Comune di Roma Tourismus Die Strassen von Rom Ein Spaziergang durch die historischen Strassen der italienischen Hauptstadt Via dei Coronari Via Giulia Via dei Condotti Via Sistina Via del Babuino Via des Portikus der Oktavia Via dei Giubbonari Via di Campo Marzio Via dei Cestari Via dei Falegnami/Via dei Delfini Via di Monserrato Via del Governo Vecchio Via Margutta VIA DEI CORONARI VIA DEI CORONARI D Die Strassen von Rom 2 iese Strasse stellt die erste gerade Strassenachse dar, die Papst Sixtus IV. anlässlich des großen Jubiläums von 1475 in der mittelalterlichen Stadt als direkte Verbindung zwischen dem Stadtteil Ponte und dem Vatikan erschließen ließ. Der Strassenbau erfolgte im Rahmen des sixtinischen, groß angelegten Stadtveränderungsplans, der die Verbindung zwischen dem dicht besiedelten zentralen Stadtteil am linken Tiberufer, das dem antiken Campo Marzio entsprach, und den weiter nördlich auf der gegenüberliegenden Tiberseite gelegenen Stadtteilen, vor allem mit der Peterskirche verbessern sollte. Der gewaltige Pilgerstrom in Richtung Engelsbrücke, die damals als einzige den Zugang zum Vatikan ermöglichte, sollte damit abgezweigt werden. Die Via dei Coronari, die auf den Spuren des letzten Abschnitts der antiken Via Recta erbaut wurde, war eine der drei Strassen, die sich von der antiken Piazza di Ponte aus, oder Trivium Mensariorum, dem Marktplatz und Ort der Hinrichtungen, bis zur sehr zentral gelegenen Piazza Colonna erstreckten und somit den gesamten, so genannten Renaissancestadtteil durchquerten. Dieser Stadtteil wurde gegen Ende des 15. Jh. städtebaulichen und architektonischen Veränderungsmaßnahmen unterzogen, wobei dessen mittelalterliche Grundstruktur mit einem herrlichen Renaissanceüberbau versehen wurde. Die Via dei Coronari entwickelte sich rasch zu einem Knotenpunkt innerhalb des erneuerten Strassennetzes dieses Stadtteils, zur Innenarterie im Herzen der Urbs, symbolisch genau zwischen der „Heiligen Stadt“ und dem „Historischen Zentrum“ gelegen. Die Strasse war außerdem eng mit dem neuen Quartier der Banchi verbunden, wo sich die wichtigsten, ausländischen Banken nieder gelassen hatten. In diesem Sinne diente die Strasse nicht nur zur Durchquerung, sondern sie stellte zu dieser reinen Händler- und Handwerksgegend auch eine wichtige Verbindung her. Diesen Zweck erfüllt sie noch heute, wo sich an ihr zahlreiche, renommierte Antiquitätengeschäfte reihen. Die Via dei Coronari, „eingefasst“ in die malerische Gegend um die genauso berühmte Piazza Navona, verdankt ihren Namen gerade dem konstanten Pilgerstrom, der besonders während der „Anni Santi“, der heiligen Jahre, sehr stark war. Damals zog sie viele Händler an, auch „Paternostrari“ genannt, die religiöse Gegenstände verkauften. Die Strasse, die ihren Renaissancestil fast vollständig beibehalten hat, durchquerte zwei angrenzende Gegenden dieses Stadtteils: die „Scortecchiara“, in der Lederwarenhändler niedergelassen waren, und die Imago pontis, die ihren Namen von einem auf Kirchenliteratur spezialisierten Zeitungskiosk erhalten hatte. Zwischen dem 15. und dem 16. Jh. festigte sich die Funktion der Strasse als Verbindung zur Stadtmitte mit ihren wichtigen Herrenhäusern, die oftmals herrlich bemalte oder gravierte Fassaden aufwiesen. Folgt man der Via dei Coronari durch ihre geheimnisvollen und faszinierenden, architektonischen Kulissen hindurch, in denen auch weniger bedeutende Bauwerke und einzelne urbane Bauelemente wichtige Zeugen der architektonischen und sozialen Entwicklung der Strasse sind, gelangt man in ein wahres Freiluftmuseum, belebt durch imposante Kirchengebäude und zahlreiche, für Rom typische Zeitungskioske mit Kirchenliteratur. Diese erinnern auf pittoreske Art und Weise an den immerwährenden Fluss von Pilgern, die vor den berühmten „Madonnelle“, den kleinen Madonnenbildnissen, Halt machten, um zu beten. Palazzo Grossi-Gondi, das Gebäude befindet sich an der Einfahrt zur Via dei Coronari in Richtung Piazza di Tor Sanguigna. Es wurde im 16. Jh. im Auftrag der florentinischen Familie Gondi erbaut und befindet sich noch heute in ihrem Besitz. Seine Fassaden sind mit Fenstern versehen, deren Ornamente am Wappen des Geschlechts inspiriert sind. Der Bau der Casa Lucci-Mancini wurde im 16 Jh. von der römischen Adelsfamilie beauftragt. Das Gebäude ging später an die Erzbruderschaft Santa Maria in Portico über, die im Innenhof eine ausgesuchte Stuckdekorierung anbringen ließ. Die Casa della Confraternita di Santa Maria dell’Orto, das Haus der Bruderschaft der Heiligen Maria des Gemüsegartens, verdankt seinen Bau dem reichen Verein der Bewohner von Trastevere, der in der Stadt zahlreiche Liegenschaften besaß. Das Merkmal der Casa del Salvatore, das Haus des Heilands, ist eine an der Hausfassade angebrachte Büste des Heilands, die im 16. Jh. von der Gesellschaft der Empfohlenen des Herrns gestiftet worden war. Ende des 15. Jh. ließ die einflussreiche Familie Bonaventura, aus der zahlreiche Kardinäle und Senatoren hervorgingen, den VIA DEI CORONARI tonischer Höhepunkt des Bauwerks: auf einer Seite wird dieser von einem Säulengang in zweifacher Ordnung umzäunt, auf dessen Wänden antike in Stuckrahmen eingefasste Reliefs verlaufen. Genauso reich und herrschaftlich sind die daran angrenzenden Säle mit ihren Fresken von Guercino und Agostino Tassi. Der Palazzetto dell’ex Monte di Pietà, in dem sich das in dieser Funktion gegen Ende des 16. Jh. von Papst Sixtus V. eingerichtete, ehemalige Leihhaus befand, wurde im Jahr 1572 von Grund auf neu errichtet, woran die an seiner Frontseite angebrachte Tafel erinnert. Der Palazzo del Drago wurde 1557 von den Gebrüdern Paolo, Giorgio und Giampietro del Drago auf einer bereits bestehenden Häusergruppe gebaut, wobei auch die mittelalterliche Kirche San Salvatore de Inversis in den Bau mit eingebunden wurde. Das Gebäude fällt durch seine gelungene Fassade mit ihren auf der Höhe des zweiten Stockwerks gewölbten und kunstvoll eingerahmten Fenstern auf. Der im 16. Jh. erbaute Palazzo Fioravanti war ursprünglich Eigentum der Familie Sala, danach ging er an das Adelsgeschlecht der Fioravanti aus Pistoia über. Die Casa dell’Arciconfraternita del Gonfalone, der Erzbruderschaft des Gonfalone, besser bekannt als das Haus von Fiammetta, stellt eines der seltenen Beispiele von Wohngebäuden aus der ersten Hälfte des 15. Jh. dar, das noch heute als mittelalterliches Bauwerk erkennbar ist. Seine Berühmtheit verdankt es dem Namen der bekannten Kurtisane und Geliebten von Cesare Borgia. Die Casa di Prospero Mochi wurde 1516 von Pietro Rosselli im Auftrag des Generalkommissars für Festungsanlagen der 3 Die Strassen von Rom Palazzetto Bonaventura erbauen. Seine eine einheitliche Kottofassade weist Lesenen auf, die mit korinthischen Kapitellen versehen sind. Der stilvolle Innenhof wurde im 17. Jh. Neuerungen unterzogen. Im 17. Jh. ging das Gebäude zuerst in den Besitz der Familie Latini, anschließend in den der DiamantiValentini über. Die Casa dipinta, das bemalte Haus, befindet sich an der Ecke zur Via della Maschera d’Oro. Es ist ein wunderbares Beispiel der ab Ende des 15 Jh. üblichen Technik, nach welcher die Fassaden von Wohnhäusern und Palazzi mit einem Hell-undDunkel-Effekt veredelt wurden, wobei der monumentale Charakter der Stadt betont wurde. Die heute stark verblasste Fassadendekoration, die einen durch Trophäen und mythologische Figuren belebten Bildzyklus darstellt, soll das Werk von auf diesem Gebiet gerade in Rom sehr rege tätigen Künstlern des Kalibers eines Maturino da Firenze und eines Polidoro da Caravaggio sein. Der Palazzo Lancellotti, nimmt die Häusergruppe zwischen der Piazza di San Simeone und der Piazza San Salvatore in Lauro ein. Das monumentale Bauwerk, die einen Teil der ursprünglichen Bauten in sich integriert hat, nimmt eine besondere Stellung unter den wichtigen Gebäuden an der Via dei Coronari ein. Es wurde Ende des 16.Jh. von Francesco Volterra im Auftrag des Kardinals Scipione Lancellotti nach einem aufwendigen, schließlich von Carlo Maderno zu Ende geführten Bauplans errichtet. Auf die präzise und nüchterne Fassade, die in der Mitte durch das von Domenichino ausgeführte reich beschmückte Tor unterbrochen wird, folgt ein wunderschöner Innenhof als wahrer architek- VIA DEI CORONARI Die Strassen von Rom 4 Stadt Rom erbaut und ist eines der beeindrukkendsten Bauten der Via dei Coronari. Die Casa Lezzani, oder Haus von Raphael, ist ein nüchternes Renaissancegebäude, in dem der Überlieferung nach der berühmte Maler gelebt haben soll. Am Palazzo Vecchiarelli, der in der zweiten Hälfte des 16. Jh. erbaut wurde, fällt vor allem ein Altan hervor, der Bartolomeo Ammannati zugeschrieben wird. In den Genuss des Anblicks der Kuppel der Kirche Santa Maria della Pace kommt man von den architektonischen Stadtkulissen des Vicolo della Volpe aus. An den Tempel, der das Ergebnis verschiedener von Ende des 12. Jh. bis zum 17. Jh. durchgeführten Baumassnahmen ist, wurde zwischen 1500 und 1504 der berühmte von Bramante verwirklichte Kreuzgang gebaut, der zum antiken Kloster der Domherren des Lateranenser Ordens gehörte. Der Bau desselben ist wiederum in einen an die Via dei Coronari angrenzenden Gebäudekomplex eingebunden. Die Kirche San Salvatore in Lauro, die auf den gleichnamigen Platz ausgerichtet ist, grenzt direkt an den Palazzo Lancellotti an. Seit dem Jahr 1177 bekannt, wurde das Gebäude bis in das 16. Jahrhundert wiederholt verschiedener baulichen Veränderungen unterzogen; 1591 wurde es durch einen Brand zerstört, um danach umgehend nach einem Bauplan von Ottavio Mascherino wieder neu aufgebaut zu werden. Die harmonisch anmutende Fassade ist ein Werk von Camillo Guglielmetti aus dem 19. Jahrhundert. Am Ende des effektvoll in Szene gesetzten Treppengangs in der gleichnamigen Gasse von San Simeone steht die kleine Kirche der Heiligen Simeone und Giuda, die nach wechselnden Nutzungszwecken heute entweiht ist. Das seit dem 12. Jh. als Kirche der Heiligen Maria de Monticellis, oder in Monticello, später als Kirche des Monte Johannis Ronzonis bekannte Gotteshaus, gehörte im 16. Jh. der Adelsfamilie der Orsini, die den angrenzenden Palazzo di Monte Giordano bewohnten. Die Kirche der Heiligen Celso und Giuliano, die an der Via del Banco di Santo Spirito liegt, schließt den religiösen Spaziergang an der Via dei Coronari in Richtung der antiken Piazza di Ponte. Die ursprüngliche an jener Stelle stehende und im Jahr 1008 zum ersten Mal erwähnte Kirche wurde 1509 abgerissen, um gegen Mitte desselben Jahrhunderts erneut aufgebaut und abermals zerstört zu werden. Schließlich wurde sie im Jahr 1735 nach einem Bauplan von Carlo de Dominicis wiedererbaut. Die Assunta, Werk eines unbekannten Künstlers aus dem 18. Jh., erhebt sich majestätisch an der Mauer des Palazzo Grossi- Gondi in Richtung des Tor Sanguigna. Es wird durch einen großzügigen Stuckrahmen eingeschlossen, der inmitten weicher Wolken tanzende Engel darstellt und von einem mit Blumengewinden ausgeschmückten, tempelförmigen Baldachin bedeckt ist. Das Bild der Immacolata Concezione, der Unbefleckten Empfängnis Mariae, hängt an der Seite des Palazzo Lancellotti, die in Richtung der Via degli Amatriciani zeigt. Das Fresko aus dem 17.Jh. ist mit einen aus derselben Zeit stammenden, nüchternen Travertin- und Stuckrahmen versehen. Das an der Ecke der Quadersteinmauer des Palazzo Lancellotti angebrachte und auf die davor liegende Piazza ausgerichtete Abbild der Madonna Addolorata ist mit einem strahlenförmigen, großzügigen Stuckrahmen versehen. Das kostbare Originalgemälde wird heute im Innern des Gebäudes aufbewahrt. Das Bild des Redentore, des Erlösers, ist an der Ecke des Palazza Lancellotti angebracht, das in Richtung Via dei Coronari zeigt. Der Rahmen aus dem 18. Jh., der die Reproduktion eines Bildes von Raphael Mengs umschließt, ist mit dem des oben erwähnten Bildes vergleichbar, zumal er ebenfalls eine strahlenförmige Struktur aufweist, auf der kleine Engelsköpfe mit einem darüber fliegenden Engel dargestellt sind und unter ihm ebenfalls eine Laterne aus dem 19.Jh. steht. Die Madonna col Bambino, die Madonna mit Kind, hängt in einer Holzstruktur aus dem 19.Jh. an der Fassade des Palazzo Lancellotti in Richtung Via dei Coronari. Das Originalbild, ein Ölbild aus dem 18. Jh., wurde durch ein modernes auf Papier ersetzt. Das Bildnis der Madonna della Pietà ziert die Fassade des Hauses von Fiammetta. Unter dem Bild aus dem 18. Jh. erinnert eine Tafel an die Erzbruderschaft des Gonfalone. Die Madonna della Pietà, das schöne ovale Bildnis, das gegen Ende des 18. Jh. entstand, hängt an der Hausfront des Gebäudes, in dem sich ehemals der Sitz des Leihhauses befand. Die Imago pontis ist das berühmteste unter den Heiligenbildern dieser Gegend und wurde in das bossierte Ecksteingemäuer des Palazzo Lancellotti zwischen der Domizio-Gasse und der Via dei Coronari eingebaut. Mit diesem Bild identifizierte sich dieser Strassenabschnitt und der Stadtteil insgesamt. Es handelt sich um einen im Jahr 1523 von Antonio da Sangallo, dem Jüngeren, wieder zusammengesetzten Tabernakel um das Fresko der Krönung der Heiligen Jungfrau von Perin del Vaga nach einem Schema ad edicola, das von demselben Sangallo auch für die Fenster des Palazzo Farnese verwendet wurde. er von Papst Julius II. Della Rovere im Jahr 1508 veranlasste Bau der geraden Strassenachse sollte die Kirche San Giovanni dei Fiorentini mit dem Ponte Sisto verbinden, diese Brücke wiederum die Stadtmitte mit Trastevere und dem Vatikan. Sie war als Alternative zur Via della Lungara gedacht, die von Papst Julius II als Via Settimiana angelegt worden war. Die Via Giulia, die den Namen ihres Auftraggebers trägt, gehört in ihrem oberen Abschnitt zum Stadtteil Ponte, im unteren, dem näher beim Ponte Sisto gelegenen Abschnitt zum Stadtteil Regola. Der von Papst Sixtus IV. verfügte Wiederaufbau der Brücke anlässlich des Jubiläums von 1475 ist ein Zeugnis des kulturellen Höhepunkts, den die Stadt gegen Ende des Jahrhunderts erlebte. In der Gegend am linken Tiberufer (um den Campo Marzio herum) wurden Strassenachsen angelegt oder erneuert, die die wichtigen administrativen und religiösen Knotenpunkte der Stadt miteinander verbinden sollten. Unter diesen Strassen nahm die Via Giulia in der von Papst Julius II. eingelei- teten, urbanen Neugestaltung eine besondere Stellung ein. Der auf einer antiken römischen Brücke gebaute Ponte Sisto und die neu erschlossene Strasse gewährleisteten eine doppelte, äußerst wichtige Verbindung zwischen dem Vatikan und der Stadtmitte, in denen sich hauptsächlich die wichtigsten Treffen und das rege gesellschaftliche Leben abspielten. Die Via Giulia stellt überdies die Verbindung zum „Quartiere dei Banchi“ her, der sich um die Kirche San Giovanni dei Fiorentini herum nach der Rückkehr der Päpste aus Avignon und ihrer Niederlassung im Vatikan entwickelt hatte. Im antiken Canale di Ponte, der der heutigen Via del Banco di Santo Spirito entspricht, ließen sich die wichtigsten ausländischen Banken, besonders die florentinischen, nieder. Auf diese Weise entstand in diesem Stadtteil eine Wohngegend des höheren Bürgertums und der Adelsfamilien, insbesondere rund um die Kirche der Nazione fiorentina. Dank der Unterstützung eines reichen toskanischen Banquiers, Agostino Chigi, konnte Papst Julius II. denn auch die Durchführung seiner ehrgeizigen städtebaulichen Pläne einleiten, die die Verbindung zwischen der Peterskirche, den Banchi und dem gegenüberliegenden Tiberufer vorsahen. Mit dem Bau des imposanten Gebäudes des Kuriengerichts beabsichtigte Papst Della Rovere die Bedeutung der Via Giulia als urbanen Knotenpunkt weiter zu unterstreichen. Mit den nie abgeschlossenen Arbeiten wurde im Jahr 1508 Bramante beauftragt. Die ursprünglichen Baupläne sahen die Errichtung eines weit angelegten, monumentalen Baus zwischen dem Vicolo del Cefalo und der Via del Gonfalone vor. Davor sollte ein genauso repräsentativer Platz angelegt werden, der nach den Vorstellungen von Papst Julius symbolisch die Funktion des Kapitols übernehmen sollte. An der Via Giulia, die auch heute noch eine der elegantesten Strassen Roms ist, ließen zahlreiche Mitglieder wichtiger Adelsgeschlechter ihre beeindruckenden Residenzen erbauen. Diese Tendenz setzte sich dank den päpstlichen Initiativen in diesem Bereich in den folgenden Jahrhunderten fort: Während des Pontifikats von Papst Leo X. begannen die Arbeiten zur Errichtung der berühmten Chiesa dei Fiorentini und einige Jahre später ließ Papst Paul III. die Via Paola erschließen, womit die endgültige Verbindung zur Piazza di Ponte geschaffen war. 5 Die Strassen von Rom D VIA GIULIA VIA GIULIA VIA GIULIA Die Strassen von Rom 6 Die Kirche der in Rom niedergelassenen Florentiner, dem Heiligen San Giovanni Battista, Johannes dem Täufer, dem Schutzpatron von Florenz, gewidmet, ist das erste wichtige Gebäude, das direkt an der Einfahrt in die Via Giulia steht und durch die kleine Piazza dell’Oro mit ihr verbunden ist. Die Kirche stammt aus dem 12. Jh. und war ursprünglich San Pantaleo gewidmet. Ende des 13. Jh. ging die Kirche an die Compagnia della Pietà über, die 1508 von Papst Julius II. die Genehmigung erhielt, ein neues Gotteshaus zu errichten. Elf Jahre später gewann Jacopo Sansovino die Ausschreibung für den Kirchenbau, um umgehend von Antonio da Sangallo, dem Jüngeren, in diesem Amte abgelöst zu werden. Nach einer ersten Unterbrechung der Arbeiten, nahmen die beiden Architekten den Bau gemeinsam wieder auf. Doch durch den „Sacco di Roma“, die Plünderung Roms im Jahre 1527 wurden diese erneut unterbrochen. Gegen Mitte desselben Jahrhunderts beauftragten die Florentiner einen Künstler des Kalibers von Michelangelo mit der Durchführung des Projekts, das jedoch nie zu Ende geführt wurde. Erst Ende des 16. Jh. wurden die Arbeiten unter der Führung von Giacomo Della Porta, der nach den Plänen von Sangallo die Innenschiffe errichten ließ, wieder aufgenommen. Zu Beginn des darauf folgenden Jahrhunderts war Carlo Maderna an der Reihe. Von diesem sind das Querschiff, das Tonnengewölbe im Innern und die spitze, lang gezogene Kuppel, die im Volksmund „confetto succhiato“, Schleckstängel genannt wurde. Die Travertinfassade wurde 1734 von Alessandro Galilei (auch die beeindruckende Fassade der patriarchalischen Basilika von San Giovanni ist sein Werk) erschaffen. Im Innern bietet sich einem eine richtige Anthologie der römischen Kunst, darunter Namen wie Bernini, Algardi und Borromini (letzterer wurde zusammen mit dem Architekten Maderno in der Kirche begraben, wie es die Grabinschrift auf der dritten Säule links bezeugt. Danach biegt man in die Via Giulia ein, in der jedes einzelne Gebäude und jede Kirche nähere Erläuterungen verdienen würde. Nach der Gebäudegruppe aus dem 15. Jh. befindet sich an der Via Giulia, 82, an der Ecke zur Via dei Cimatori, eines der interessantesten Renaissancegebäude der Strasse, das sich durch bogenförmige Fenster mit TravertinRahmen und Spuren antiker Malverzierungen hervorhebt. Die Hausnummer 79 gehört zum Palazzo Medici Clarelli, auch Haus des Konsuls von Florenz genannt. Es wurde von Antonio da Sangallo dem Jüngeren in der ersten Hälfte des 16. Jh. erbaut (später von der Stadt Rom aufgekauft, befindet sich dort heute der Sitz der Stadtkreisverwaltung I (Municipio I) und ist eines der interessantesten Bauwerke, das die toskanische Gemeinde errichten ließ. Auch in diesem Fall ist das Gebäude mit einer reich bemalten Fassade versehen, als weiteres Beispiel der gegen Ende des 15 Jh. in Rom herrschenden Mode, die herrschaftlichen Patrizierhäuser mit Malereien und Gravierungen zu veredeln. Zeugnisse hierfür treten an der Via Giulia und in ihrer nächsten Umgebung besonders häufig auf. Eines der wichtigsten Gebäude der Strasse ist der Palazzo Sacchetti, an der Hausnummer 66. Auch dieses Gebäude wurde vom Architekten Sangallo zu seinen eigenen Wohnzwecken erbaut und von seinem Sohn Orazio an den Kardinal Giovanni Ricci da Montepulciano verkauft, der den Architekten Nanni di Baccio Bigio mit der Durchführung von Ausbauarbeiten beauftragte. Dieser versah das Gebäude denn auch mit seiner jetzigen, imposanten Gestalt. Von Salvati wurden hingegen die Fresken im Salon ausgeführt, welche von der damaligen Kritik hoch gelobt wurden. Die Ceulis, die das Gebäude im 17. Jh. erwarben, ließen die wunderschöne Loge mit Blick auf den Tiber errichten. Weiter wird auf die Kirche des San Biagio della Pagnotta und auf das anliegende Hotel Cardinal, an der Via Giulia 64. aufmerksam gemacht. Das Hotel hat seinen Sitz in einem ehemaligen Kloster, das seinerseits auf die Grundmauern des Kuriengerichts gebaut worden war. Die kleine, mittelalterliche Kirche, „della pagnotta“, des Brotlaibs, wurde augrund der Sitte, am Fest des Heiligen Brot an die Armen zu verteilen, so genannt. Ihre heutige Gestalt erhielt sie 1730. Tiefgreifenden Veränderungsmaßnahmen wurde sie 1832 unterzogen, als der Architekt Filippo Navone vom Armenischen Hospiz (Venerando Ospizio degli Armeni) beauftragt wurde, das anliegende auf den imposanten Quadersteinmauerresten des Gerichtes erbaute Gebäude in ein Kloster umzubauen (das unvollendete Werk wurde später von der Compagnia dei Bresciani aufgekauft). Vom grandiosen Bauwerk sind nur die enormen, rustikalen Quadersteinblöcke, welche die massive Bodenstruktur bildeten, übrig geblieben, so wie sie an der Ecke Via Giulia, Via del Gonfalone zu sehen sind: sie ragen so weit heraus, dass man sich auf die „Sofas der Via Giulia“, wie sie genannt wurden, setzen konnte. Im Jahr 1870 wurde der Gebäudekomplex vom Neuen Einheitsstaat erworben und zu bürgerlichen Zwecken verwendet, während VIA GIULIA Die Kreuzung mit der Via dei Banchi Vecchi bildet die Grenze zu den Quartieren Ponte und Regola in einem Punkt, der ursprünglich vom Abzugskanal von Santa Lucia durchquert wurde. Von der Gebäudegruppe an der Ecke hebt sich die Casa della Confraternita delle Piaghe di Cristo, das Haus der Erzbruderschaft der Wunden Christi, hervor, in dessen Innern sich die im Jahr 1728 von Filippo Raguzzini restaurierte Kirche von San Filippo Neri, besser bekannt unter dem Namen von San Filippino, befindet. Nach dem berühmten Gymnasium Virgilio, an der Via Giulia 38, das in den Gemäuern des Collegio Ghisleri aus dem 17. Jahrhundert eingerichtet wurde, gelangt man zur Kirche des Santo Spirito dei Napoletani, welche von der gleichnamigen Erzbruderschaft im Jahr 1584 auf den Überresten der Kirche von Sant’Aurea errichtet wurde und die im Laufe des 18. Jh. tief greifenden Umbaumaßnahmen unterzogen wurde. Nach dem Palazzo del Collegio Spagnolo, an der Via Giulia 151, der vom Architekten Antonio Sarti im Jahr 1862 erbaut wurde, befindet sich die von Paolo Posi im Jahr 1762 verwirklichte, konkave Fassade der Kirche der Santa Caterina da Siena. Ihr gegenüber liegt der Palazzo Varese mit der Hausnummer 16, der nach einem Plan von Carlo Maderno im Jahr 1618 errichtet wurde. Weiter vorne erschließt sich dem Besucher einer der malerischsten Abschnitte der Via Giulia, der sich durch den Bogen auszeichnet, der den Palazzo Farnese mit den so genannten „Camerini Farnesi“, den Ankleideräumen der Farnesi, verbindet. Bevor wir uns diesen zuwenden, sei auf den Riesenbau des aus dem 17.Jh. stammenden Palazzo Falconieri (die Fassade ist das Werk von Francesco Borromini, der auch den Ausbau der Innenräumlichkeiten übernahm; seit 1927 ist er Sitz der Ungarischen Akademie), der sich neben der Kirche der Santa Maria dell’Orazione e Morte, an der Via Giulia 1, erhebt. Diese wurde im Jahr 1737 von Ferdinando Fuga auf den Grundmauern der antiken Kirche aus dem 16.Jh. erbaut, die der gleichnamigen Bruderschaft gehörte. Die Kongregation kümmerte sich um die Bestattung von sich ausgesetzten Toten und widmete sich dem Gebet für ihr Seelenheil. Auf der Höhe der Hausnummer 186 befindet sich das Hintertor des sehr berühmten Palazzo Farnese. Gegenüber liegt das in seinem Stil einfachere Gebäude der quattro Camerini, der vier Ankleideräume, mit den Hausnummern 253-260. Nach dem von Kardinal Odoardo Farnese beauftragten Bogenbau, wurden die Räumlichkeiten mit Fresken von bekannten Künstlern wie Annibale Carracci, Domenichino und Lanfranco verziert, die dann bereits Mitte des 17.Jh. entfernt wurden. Der Blickfang der nachfolgenden, malerischen kleinen Piazza ist die Fontana del Mascherone, ein Brunnen, der im Jahr 1903 an seine heutige Stelle gesetzt wurde. Die Via Giulia mündet schließlich in die Piazza San Vincenzo Pallotti, die sich auf der Höhe des Ponte Sisto aus dem 15. Jh. erschließt. An der kleinen Piazza stand einst die monumentale Fontana dell’Acqua Paola, die den szenischen Hintergrund der Via Giulia ausmachte und später an ihren heutigen Standort jenseits des Tibers verlegt wurde, nachdem die Gegend dort im 19. Jahrhundert einer eingehenden städtebaulichen Sanierung unterzogen worden war. Heute wird die Piazza vom Ospizio dei Mendicanti dominiert, dem Bettlerhospiz, auch unter dem Namen „Ospizio dei Cento Preti“, Hospiz der hundert Priester bekannt, das Ende des 16. Jh. im Auftrag von Papst Sixtus V. von Domenico Fontana erbaut wurde. Der auf den Tiber ausgerichtete Säulengang, der zum Gebäudekomplex des Conservatorio delle Zoccolette gehört, wurde von Antonio Parisi Ende des 19. Jh. wieder aufgebaut. 7 Die Strassen von Rom im Hinblick auf das Heilige Jahr 1975 das Armenische Hospiz San Biagio in das Hotel Cardinal umgebaut wurde. Anschließend wenden wir uns der Kirche der Santa Maria del Suffragio zu. Dieses im 15. Jh. von Carlo Rainaldi errichtete Kirchengebäude war der Sitz der gleichnamigen, den guten Taten für das Seelenheil der Verstorbenen gewidmeten Erzbruderschaft. Wenn man in die Via del Gonfalone einbiegt, befindet sich an der Hausnummer 29, in Richtung des Lungotevere, das Oratorium des Gonfalone, das mit der gleichnamigen Erzbruderschaft, die in der Armenfürsorge tätig war, verbunden ist. Mitte des 16. Jh. auf den Überresten der antiken Kirche der Santa Maria in Xenodochio errichtet, bewahrt das kleine Gebäude in seinem Innern eine Reihe von Gemälden verschiedener, bekannter Künstler des römischen Manierismus. Es folgen die Carceri Nuove, die neuen Gefängnisse, an der Via Giulia 52. Mitte des 16. Jh. beauftragte Papst Innozenz X. Antonio del Grande mit dem Bau der Gefängnisse, die diejenigen der Tor di Nona und der Corte Savella ersetzen sollten. Die Fassade des Gefängnisgebäudes aus dem 19.Jh., in dem heute das Museum der Kriminologie untergebracht ist, ist ein Werk von Giuseppe Valadier. VIA CONDOTTI VIA CONDOTTI D Die Strassen von Rom 8 ie Strasse verbindet die Via del Corso und die Piazza di Spagna in einem rechten Winkel und setzt sich wie ein richtiges, optisches Fernrohr vor dem Hintergrund der Santissima Trinità dei Monti ab. Sie wurde im Jahr 1554 im Auftrag von Papst Paul III. Farnese gebaut, wobei sie den Namen Via Trinitatis erhielt und in der Piazza Nicosia begann. Ihr Verlauf ging quer durch den Campo Marzio und entsprach somit den heutigen Via del Clementino, Via di Fontanella Borghese und der Via dei Condotti. Die Strasse entstand im Herzen eines Stadtteils, in dem die Verstädterung Ende des 14. Jh.s mit dem Bau des Krankenhauses San Giacomo in Augusta ihren Anfang nahm. Später wurde sie dank der päpstlichen Baumaßnahmen, die die Verkehrsverbindungen zwischen dem Vatikan und der Stadtmitte verbessern sollten, weiter ausgebaut. Das Interesse für diesen Stadtteil erreichte unter Medici-Papst Leo X. seinen Höhepunkt, als dieser im Jahr 1517 den Strassenbaumeistern Bartolomeo Della Valle und Raimondo Capodiferro mit der Aufgabe betraute, die Trasse zwischen der Porta del Popolo und dem Vatikan zu regulieren. Derselbe Papst ließ neben dem Corso die Via Leonina, zukünftige Via di Ripetta, erschließen, die nach seinen Plänen die Via Giulia als Mittelpunkt der urbanen Entwicklung hätte ablösen sollen. Hierzu war ein entsprechender Plan ausgearbeitet worden zu dessen Umsetzung zwei hochrangige Künstler wie Antonio da Sangallo der Jüngere und Raffaello Sanzio hinzugezogen worden waren, was auf die große Bedeutung, die dem Projekt beigemessen wurde, schließen lässt. Dieses sollte nur die Einleitung zu einem der großartigsten städtebaulichen Unternehmen aller Zeiten, des Dreizacks, sein, der zu einem späteren Zeitpunkt mit der Erschließung der Via Clementia, der heutigen Via del Babuino, Form annehmen sollte. Unter Papst Paul III. erfolgte die Erneuerung des Corso und die Vollendung der Via del Babuino. Durch die Via Trinitatis wurde der Dreizack mit der Kirche Trinità dei Monti verbunden und quer in Richtung Tiber ausgerichtet. Ein besonderes urbanistisches Merkmal unter den Farnese war die Erschaffung von auf Bauobjekte ausgerichteten Geraden, die diese effektvoll in Szene setzen sollten. Dies galt z.B. im Fall der Via dei Condotti, die auf derselben geraden Achse auf die Fassade der Trinità dei Monti zuläuft. Ihre weitere gesellschaftliche und bauliche Entwicklung verdankt diese Gegend der aufgeklärten Politik von „Baumeisterpäpsten“ wie Gregor XIII. und Sixtus V. Der eine förderte die Sanierung des Aquädukts der Acqua Virgo und den Bau von öffentlichen Brunnen, die zum wunderschönen Stadtbild beitrugen, der andere ließ den Obelisk als symbolischen Verbindungspunkt der drei Strassenachsen an die Piazza del Popolo verlegen. Der heutige Strassennamen ist denn auch auf die Leitungen des monumentalen Aquädukts der Aqua Virgo zurückzuführen, die an ihr entlang führten, um den unteren Stadtteil mit Leitungswasser zu versorgen. Diese Wasserleitungen wurden im Rahmen eines groß angelegten Projekts verwirklicht, mit dessen Ausführung Giacomo Dalla Porta beauftragt wurde. Dieser Aquädukt ist der einzige der elf Hauptaquädukte des Alten Rom, der seit der Zeit von Kaiser Augustus, zu der er erbaut wurde, bis heute in Betrieb geblieben ist. Das gestiegene Ansehen, das diese Gegend genoss, bewegte einige der einflussreichsten Patrizierfamilien dazu, in der Gegend um den Dreizack ihre vornehmen Herrschaftshäuser errichten zu lassen. Dies führte zur Entstehung eines Stadtzentrums, in dem sich ein Grossteil der hervorragenden Kunstdenkmäler der Stadt befindet. Im 18. Jahrhundert wurde die Gegend weiter durch die monumentalen Bauelemente des Porto di Ripetta und der Treppe zur Trinità dei Monti bereichert, die eben durch die Richtungsgerade der Via Trinitatis gewährleistet wurde. Die Via dei Condotti ist heute für ihre wichtigen Bauwerke und die elegantesten Boutiquen der Hauptstadt berühmt, sowie für einige der traditionellen Künstlerund Intellektuellentreffpunkte, die das kosmopolitische Flair dieses Stadtteils und der Strasse ausmachen. Die erste Etappe des Spaziergangs an der Via dei Condotti, der am Largo Goldoni beginnt, ist die unter einem geschichtlichen und künstlerischen Aspekt für die Beziehungen des Vatikans zu den katholischen Ländern wichtige Kirche der SS.Trinità dei Spagnoli, der Hl. Dreifaltigkeit der Spanier. Der Gebäudekomplex im oberen Strassenabschnitt, der durch seine Fassade auffällt, wurde im zweiten Viertel des VIA CONDOTTI Kloster erbaut. Als Bauherr stand ihm Giuseppe Sardi zur Seite, während für die Innenausstattung der Kirche José Hermosilla y Sandoval hinzugezogen wurde. Im Jahr 1734 wurde der Gebäudekomplex, eines der schönsten Beispiele des römischen Rokoko, unter den Schutz von König Philip V. von Spanien gestellt, der an die Kirchen- und Klostertore die königlichen Schutzschilder und Waffen anbringen liess, so wie sie heute noch zu sehen sind. Das durch interessante Gemälde belebte Kircheninnere, das noch durch die im Kloster aufbewahrten Ölgemälde von Preciado und Velàsquez bereichert wird, weist einen elliptischen Grundriss mit seitlich angelegten Kappellen auf, je drei auf beiden Seiten. Diese sind durch Bögen und ein kuppelförmiges Deckengewölbe verbunden. Was am Bauwerk jedoch am meisten auffällt, ist seine perfekte architektonische Anpassung an seine nächste Umgebung, das der gelungenen Wahl einer konkaven Fassade, die mit plastischen an der heiligsten Dreifaltigkeit inspirierten Motiven verziert ist und dem Eckbalkon des Hospiz’ zu verdanken ist. Im Jahr 1841 wurden die Gebäude vom französischen Staat konfisziert und das Hospiz versteigert. Gegen Ende desselben Jahrhunderts ging die Zahl der Trinitarier stark zurück und die Spanischen Dominikaner der Heiligsten Trinität für die spanischen Missionen der Dominikaner auf den Filippinen hielten ihren Einzug. Der Trinitätsorden, der im XII. Jahrhundert von Giovanni De Matha und Felice Di Valois mit dem Zweck gegründet wurde, die von den Muslimen versklavten Christen zu befreien, verlor im Laufe der Zeit seinen ursprünglichen Daseinszweck. Der Palazzo Ansellini, Hausnummer 55-57, steht an der Ecke zur antiken Strada Serena, der heutigen Via Belsiana; die Hausnummer 21 gehört zum Palazzo Avogadri Negri Arnoldi. Zur selben Gebäudegruppe gehört auch der Palazzo dei marchesi Arconati, der Palazzo der Markgrafen Arconati (Eingang an der Via Bocca di Leone, 21). Auf der Höhe der Hausnummer 61, steht der Palazzo Della Porta Negroni Caffarelli, der in der zweiten Hälfte des 17. Jh.s erbaut und im Laufe der ersten Hälfte des 19. Jh.s im auffälligen Stil der Neurenaissance unter Papst Pius IX. vollkommen neu erbaut wurde. Vom Haupteingang an der Via dei Condotti, eingebunden in eine monumentale Fassade mit einem kunstvollen doppelsäuligen Kranzgesims, gelangt man in einen hübschen 9 Die Strassen von Rom 18.Jh.s im Auftrag von Diego Morcillo, einem hochrangigen Vertreter des Trinitarierordens, errichtet. Der Orden finanzierte den Bau einer Kirche und eines Klosters für seine Mitbrüder, zumal ein solcher Sitz in Rom noch fehlte. Während einer ersten Bauphase im Jahr 1732 entstand der Palazzo, in dem das Hospiz eingerichtet wurde, das Jahrhunderte lang weiter bestehen sollte und das auf den Corso ausgerichtet ist. In den Jahren von 1741 bis 1750 wurden an der Via dei Condotti 36 nach einem umfassenden und vom portugiesischen Architekten Emanuel Rodriguez Dos Santos umgesetzten Bauplan die Kirche und das VIA CONDOTTI Die Strassen von Rom 10 Innenhof mit einem Brunnen aus dem 18.Jh., der durch einen Ausgang mit der Via Bocca di Leone verbunden ist, an die auch die Rückseite des Gebäudes angrenzt. Weitere Innenhöfe, in denen zur Zeit elegante Boutiquen ihren Sitz haben, befinden sich auf dem Erdgeschoss. An der Via dei Condotti 68, steht man vor einem der wichtigsten Gebäude der Strasse, dem Palazzo des Souveränen Militärordens der Gerosolimitaner, wie es aus der an der Ecke zwischen der Via dei Condotti und der Via Bocca di Leone angebrachten Tafel hervorgeht. Das Gebäude ist Teil eines Baukomplexes aus dem späten 15. Jahrhundert, der ursprünglich unter dem Namen Palazzo Provani bekannt war. Im 16.Jh. wurde das Gebäude von Giacomo Bosio, einem Ritter des Malteserordens von Rom erworben. Danach ging es in den Besitz von Antonio Bosio über, ein bekannter Archäologe und eifriger Erforscher der Katakomben mit dem bezeichnenden Beinamen „il Colombo della Roma sotterranea“, der Täuberich des unterirdischen Rom. Nachdem dieser die Liegenschaft durch den Erwerb des anliegenden hinteren Bauelements mit Ausgang auf die Via Bocca di Leone vergrößert hatte, hinterließ er dort eine reiche Sammlung von Grabsteinen, Marmorelementen und antiken Inschriften. Die an den Malteserorden von ihm vermachte Liegenschaft ging nach seinem Tod im Jahr 1629 in den Besitz desselben Ordens über, der dort seinen römischen Sitz einrichtete. Der Souveräne Ritter- und Hospitalorden vom Hl. Johannes zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt von Malta (und zwar nach der endgültigen Übersiedlung des Ordens auf die Insel Malta im Jahr 1527) wurde im Jahr 1100 von Gerard zu Jerusalem nach der Augustinusregel als Hilfsorden gegründet. Dank Carlo Aldobrandini, der für die religiösen Aktivitäten des Ordens zuständig war, gelang der Zusammenschluss der beiden Gebäude in ihrer heutigen Struktur. Die Ausschmückung des Hofes, die Aufstockung des Gebäudes mit einer zusätzlichen Etage und der Bau eines Pferdestalls wurden im 18. Jh. vom Botschafter des Ordens beim Vatikan verfügt. Im Jahr 1834 wurde der Sitz des Souveränen Rats von Malta nach Rom in das Gebäude an der Via dei Condotti verlegt. In der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts wurde das Gebäude (es wird noch immer als Kanzleigebäude des Ordens benutzt) einer grundlegenden Renovierung unterzogen. Gegenüber steht das ältere Bauwerk des Palazzo Nuñez mit der Hausnummer 20. Es wurde von Giovanni Anotnio de Rossi zwischen 1658 und 1660 erbaut (der Haupteingang liegt an der Via Bocca di Leone, während der Eingang an der Via dei Condotti heute als Schaufenster genutzt wird). Im 19. Jh. wurde die Liegenschaft von der Familie Torlonia erworben, die diese und die kleine Piazza davor von dem Architekten Antonio Sarti renovieren und einen Gästetrakt bauen ließ. Später sollte das Gebäude als Sitz des Albergo- d’Inghilterra dienen. Weiter gelangt man zum Palazzo Maruscelli Leprì mit der Hausnummer 11, das an der Ecke zur Via Mario de’ Fiori in der zweiten Hälfte des 17. Jh.s von einem unbekannten Architekten erbaut wurde, wobei einige Arbeiten möglicherweise Alessandro Specchi zuzuschreiben sind. Das Gebäude ist durch einen ungewöhnlichen Grundriss und eine schöne Fassade charakterisiert, die ebenfalls durch eine eher seltene Gestaltung auffällt: die Fenster stehen in Dreiergruppen zusammen und werden durch einen einzigen Rahmen zusammengehalten. Nachdem das Gebäude in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s unter der Leitung des Architekten Virginio Vespignani renoviert worden war, wurde es vom französischen Schriftsteller Henri Beyle, besser bekannt unter dem Namen Stendhal, bewohnt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes mit der Hausnummer 9, in dem sich das ehemalige Kloster von San Silvestro in Capite befand und das heute durch die Schaufenster der berühmten Marke Bulgari die Aufmerksamkeit erregt, liegt an der Via dei Condotti 86 eines der bekanntesten Cafés der Stadt, das Caffé Greco. Der Tafel neben dem Geschäftsschild zufolge wurde das Café im Jahr 1760 eröffnet und entwickelte sich Anfang des 19. Jh.s zu einem der beliebtesten Treffpunkte der Stadt. Um die Jahrhundertwende wurde das Café nebst verschiedenen Mitgliedern europäischer Königshäuser und Patrioten wie Silvio Pellico insbesondere von bekannten Literaten, wie Gogol, Stendhal, Leopardi, den Komponisten Berlioz und Wagner und Künstlern wie Thorvaldsen und den Künstlern des Grand Tour besucht. Dank den Künstlern der Römischen Schule und Schriftstellern wie Ennio Flaiano und Vitaliano Brancati, um nur einige zu nennen, blieb dem Café auch in der Nachkriegszeit sein Ruf erhalten. ie frühere Via Felice ist Bestandteil der langen, von Papst Sixtus V. im Jahr 1593 erschlossenen geraden Strassenachse, die die Kirche Santissima Trinità dei Monti mit den Basiliken Santa Maria Maggiore und Santa Croce in Gerusalemme verbinden sollte. Trotz seines kurzen Pontifikats ging Papst Sixtus V., dessen bürgerlicher Name Felice Peretti Montalto (1585 – 1590) war, als einer der Päpste in die Geschichte ein, die am meisten zur baulichen und städtebaulichen Gestaltung Roms beigetragen haben. Insbesondere ist ihm die Ausarbeitung eines aufgeklärten Bauplans für die Renovierung der großen römischen Basiliken und die Verwirklichung eines Strassennetzes zur Verbindung letzterer, das sich auch jenseits der Aurelianischen Mauern erstrecken sollte, zu verdanken. Papst Sixtus ließ systematisch in der ganzen Stadt durch seinen Vertrauensarchitekten, dem Tessiner Domenico Fontana, großartige Bauprojekte verwirklichen. Fontana setzte das Renaissance-Prinzip der geraden Strassenachse perfekt um und schuf ein neues Urbanistik-Konzept, das auf der Herstellung von Verkehrsverbindungen zwischen den religiösen, zur Abhaltung von Festlichkeiten genutzten, den monumentalen und zivilen Stadtzentren beruhte. Damit legte er die Weichen für die moderne Stadt und eine Infrastruktur, die nach der italienischen Vereinigung im 19. Jh. die Grundlage für die spätere Städteplanung der neuen Hauptstadt bilden würde. Der entscheidende Beitrag der sixtinischen Bautätigkeit wurde von der Einführung außergewöhnlicher Jubiläen begleitet und durch eine „sichtbare Verbindung“ der zur Zierde des Strassennetzes aufgestellten Obelisken betont. Diese Obelisken hatten außerdem die Funktion, von weitem den Blick auf die einzelnen Heiligtümer vor dem fernrohrähnlichen Hintergrund der Strassenkulissen zu lenken. Vier der dreizehn Obelisken Roms wurden unter Papst Sixtus V. aufgestellt: am Petersplatz, am Esquilin, an der Piazza del Popolo und an der Piazza San Giovanni in Laterano. Die erste von Papst Sixtus erschlossene Strasse war die Strada Felice. Diese entsprach den heutigen Via Sistina, Via delle Quattro Fontane, Via De Pretis und der Via Carlo Felice, die zu Ehren desselben Papstes seinen Namen trug. Die Strasse schneidet rechtwinklig die Via Pia, die den heutigen Via del Quirinale und der Via XX Settembre ent- spricht, an der Kreuzung der Quattro Fontane, um sich konkret und bezeichnenderweise wieder mit der im Jahr 1561 von Papst Pius IV. erbauten Strasse zu verbinden. Die persönliche Strasse von Papst Sixtus V. erfüllte demnach als wahres Rückgrat des neuen Strassennetzes sowohl konkret als auch symbolisch eine wichtige Aufgabe, zumal durch die Strasse drei herausragende religiöse Zentren miteinander verbunden wurden und die wunderschöne Papstresidenz, das erstaunliche architektonische Bauwerk der Villa Peretti Montalto, an einer zentralen Lage der Strada Felice ihren Sitz hatte. Der Gebäudekomplex, der im Zuge der Arbeiten zum Bau des Termini-Bahnhofs und der Neugestaltung der umliegenden Gegend abgerissen wurde, stand in der Nähe der patriarchalischen Liberianischen Basilika, der wichtigsten Marianischen Kirche Roms, um die Papst Sixtus V. unter Aufsicht des Architekten Fontana die bedeutendsten städtebaulichen Arbeiten durchführen ließ: die Kirche Santa Maria Maggiore galt als wichtiger Knotenpunkt innerhalb des sternförmigen vom „Baumeister-Papst“ angelegten Strassennetzes. Unter diesen Voraussetzungen entwickelte sich die Via Sistina auch in den nachfolgenden Jahrhunderten zum Mittelpunkt des Wachstums dieses Stadtteils, insbesondere nach der Fertigstellung des imposanten Treppenbauwerks vor der Kirche Trinità dei Monti, die im Jahr 1723 durch Francesco de Sanctis erfolgte. Nach der Proklamation Roms zur Hauptstadt von Italien im Jahr 1870 rükkten neue städtebauliche Bedürfnisse in den Vordergrund. So wurde zum Beispiel die Bautätigkeit in der damals vom internationalen Tourismus bevorzugten Gegend des Dreizacks und längs derselben Via Sistina stark vermehrt. Dabei hat sich die Tradition dieses Stadtteils als die von den Touristen bevorzugte Gegend dank ihrer herrschaftlichen Bauwerke und exklusiven Hotels bis heute fortgesetzt. Die Via Sistina beginnt bei der Kirche Trinità dei Monti und schließt an die gleichnamige Strasse, an die Viale Trinità dei Monti an und ist durch ein historisch und architektonisch bedeutsames Bauwerk gekennzeichnet: die Villa Medici. Auf der ursprünglichen durch den Erwerb eines angrenzenden Grundstücks von den Mönchen der Santa Maria del Popolo 11 Die Strassen von Rom D VIA SISTINA VIA SISTINA VIA SISTINA erweiterten Liegenschaft aus dem Jahr 1540 ließ im Jahr 1572 Kardinal Giovanni Ricci da Montepulciano durch die Architekten Nanni di Baccio Bigio und Annibale Lippi ein neues Gebäudes errichten. Als die Villa vier Jahre später in den Besitz des Kardinals Ferdinando de Medici überging, wurde Bartolomeo Ammannati mit der Vergrößerung des Gebäudes betraut. Von diesem stammt der zentrale Teil, der wunderschöne mit Stuckaturen verzierte Säulengang zum Garten, dessen üppige Verzierungen in scharfem Gegensatz zu der gegenüberliegenden nüchternen Fassade und dem südlich ausgerichteten Turm stehen. Zur selben Zeit wurde auch der herrliche Garten angelegt, der sein ursprüngliches Gefüge bis heute bewahrt hat. Seit 1884 ist die Villa Sitz der Französischen Akademie, die 1666 von Ludwig XIV. gegründet wurde, um jungen französischen Künstlern einen römischen Fortbildungsaufenthalt zu ermöglichen. Auf dem kleinen Platz vor der Villa steht der bekkenförmige Brunnen, der 1587 von Annibale Lippi mittels eines von Ferdinando de Medici bei den Mönchen von San Salvatore in Lauro erworbenen Beckens errichtet worden war. Gespeist wurde der Brunnen durch das Wasser Die Strassen von Rom 12 des Acqua-Felice-Aquädukts. Die Renovierung des Aquädukts ist ein weiteres der bewundernswerten Unterfangen von Papst Sixtus V. im Rahmen seiner umfassenden Bautätigkeit. Neben dem Park der Villa steht der Gebäudekomplex des Sacro Cuore, dessen Klosteranlage und Institut dort stehen, wo in der Antike die Villa von Lukull, besser unter der Bezeichnung Horti Luculliani bekannt, ihren Sitz hatte. Diese Villa war eine der vielen suburbanen Villen der Antike innerhalb der „Grünen Stadt“, die sich frei zwischen den Hügeln Pincio, Quirinal und Esquilin entwickelt hatte. Danach erreichen wir die kleine hübsche Piazza della Trinità dei Monti, die im Jahr 1586 im Auftrag von Kardinal Ricci angelegt, bepflastert und an den Endteil der Via Felice angeschlossen wurde. Auf ihrer Mitte steht der aus der nahe gelegenen archäologischen Stätte der Horti Sallustiani stammende Obelisk, den Papst Pius IV. im Jahr 1789 symbolisch zwischen die beiden berühmten sixtinischen Obelisken, dem auf der Flaminia und dem auf dem Esquilin, aufstellen ließ. Dahinter erhebt sich imposant die Fassade der Kirche der Santissima Trinità dei Monti, die eine effektvolle Baukulisse für die berühmteste Treppeninszenierung bildet, die in der genauso berühmten Piazza di Spagna ihren gebührenden Abschluss findet. Die Kirche wurde von den Königen Frankreichs gefördert, protegiert und finanziert und war seit jeher Eigentum der Mitglieder des französischen Ordens des Hl. Franziskus von Paola, dem Gründer des Ordens der „Minimen“, der an Ludwig XI. gebunden war. Im Jahr 1494 erwarb der Sohn des letzteren ein Grundstück auf dem Pincio, das für den Bau eines religiösen Gebäudekomplexes bestimmt war. Die Arbeiten hierzu wurden um die Jahrhundertwende eingeleitet. Das durch das große Rippengewölbe des langen Querschiffs, die Spitzbogen und das spitzbogige Deckengewölbe in seiner Form gotische Gotteshaus wurde im Jahr 1550 fertig gestellt. Einige Jahre später wurden der Kreuzgang und das Kloster errichtet. Im Laufe der zweiten Hälfte des 16. Jh. wurde die Fassade, begrenzt von zwei Seitentürmen und einer anliegenden kleinen Kapelle im Erdgeschoss, beendet. Davor wurde nach dem Vorbild der berühmten Rampe von Michelangelo im Senatsgebäude auf dem Kapitol eine auf zwei Bahnen verlaufende Auffahrt gebaut, die im Auftrag von Sixtus V. (seine Wappen sind an den Säulen angebracht) einmal mehr von seinem Lieblingsarchitekten Domenico Fontana ver- VIA SISTINA führten Maskaronen umrahmt werden. Das Bauwerk ist ein beeindruckendes Beispiel verspielter Architektur, in diesem Fall das Werk eines der wichtigsten Vertreter des römischen Manierismus. Der Säulengang ist das Werk von Filippo Juvara aus dem 18. Jahrhundert. Daneben erhebt sich mit Ausblick auf die Via Sistina der Palazzo Stroganoff mit der Hausnummer 59, der Ende des 19. Jh.s im Stil der Neurenaissance renoviert wurde und heute Sitz der Bibliotheca Hertziana ist. Die Hausnummern 123-125 gehören zum Palazzo Dotti, der Ende des 18. Jh.s erbaut wurde. Hier sei daran erinnert, dass in diesem Gebäude der berühmte russische Schriftsteller Nikolaj Gogol zu Gast war. Weiter, an der Via Sistina 128 – 131, liegt das renommierte römische Teatro della Rivista italiana, das Mitte des 20. Jh.s von Marcello Piacentini, wichtiger Vertreter der römischen Architektur in den Jahren der römischen Statthalterei, erbaut wurde. Es handelt sich hierbei um das einzige große römische Theater der Nachkriegszeit und wurde auf den Überresten der Kirche Santa Francesca Romana erbaut. Am Ende der Strasse steht die Kirche der Heiligen Idelfonso und Tommaso da Villanova, welche 1619 von den spanischen Barfüßler-Augustinermönchen des Hl. Augustinus, auch Rekollekten des Hl. Augustinus genannt, Mitglieder des strengen Ordens von Luis de Léon, errichtet wurde. Die Kirche, die ursprünglich aus einem kleinen Betsaal mit angrenzendem Hospiz bestand, wurde 1666 mit der Bewilligung von Papst Alexander VII. erweitert. Vorher mussten jedoch noch die Einwände seitens der spanischen Trinitarier, die in der nahe gelegenen und später abgerissenen Kirche Santa Francesca Romana ihre Messen abhielten, überwunden werden. Der Dominikanermönch Giuseppe Paglia erstellte die Baupläne für den von Seitenkappellen flankierten Längssaal und ein Rippengewölbe, das an demjenigen der nahe gelegenen Propaganda Fide von Borromini inspiriert war. Die Fassade hingegen ist ein Werk des Francesco Ferrari aus dem Jahr 1725. Der Verlauf der alten Via Felice endet heute an der Piazza Barberini, die der berühmte barocke Bernini-Brunnen aus dem Jahr 1643 ziert. Das wirkliche, heute jedoch eher symbolische Ende der Strasse bildet das herrliche Bauwerk der Basilika Santa Maria Maggiore sowie die etwas diskretere, aber nicht minder bedeutende von der Heiligen Helena, der Mutter von Konstantin dem Grossen, gegründete Basilika Santa Croce in Gerusalemme. 13 Die Strassen von Rom wirklicht wurde. Die Arbeiten am französischen Gebäude setzten sich mit einigen Unterbrechungen bis Ende des 18. Jh.s mit der Errichtung der Sakristei und der Renovierung des Deckengewölbes fort (die ursprüngliche am gotischen Stil inspirierte Decke wurde durch eine neue Decke nach einem Plan von Giovanni Pannini ersetzt). Nach erneuten im 19. Jh. durchgeführten Baumassnahmen – darunter eine nochmalige Erneuerung des Deckengewölbes, wurde die Kirche 1828 Eigentum der Schwestern des Sacro Cuore, die das Gotteshaus auch heute noch besitzen. Der folgende Abschnitt der Via Sistina wird durch zwei der bekanntesten und exklusivsten römischen Hotels belebt: das Hassler Villa Medici, mit der Hausnummer 6 direkt an der Piazza und das Hotel De La Ville an der Via Sistina mit den Hausnummern 69 – 75. Beide sind Zeugen des kosmopolitischen Flairs, das diesen Stadtteil mit seinen Lokalen, Hotels und Wohnhäusern ausländischer Künstler wie z.B. die berühmten Akteure des Grand Tour zu einem internationalen Schmelztiegel machte. Das erstgenannte Hotel entstand im Jahr 1885 im Auftrag von Albert Hassler auf dem Grundstück, auf dem einst der kleine Palazzo der Santarelli stand. Nach einer teilweisen von Albert Hassler vorgenommenen Renovierung im Jahr 1892, wurde das Gebäude 1944 von seinem neuen Eigentümer, Oscar Wirth, einer grundlegenden Erneuerung unterzogen. Seine elegante heutige Gestalt verdankt das Gebäude Wirth, der wie sein Vorgänger gebürtiger Schweizer war. Hochrangige Persönlichkeiten aus der Politik, von Truman bis Kennedy, und aus dem Showgeschäft, wie, um nur einige zu nennen, Charlie Chaplin und Marlene Dietrich waren die illustren Gäste dieses Hotels. Das Hotel De La Ville wurde hingegen vom ungarischen Architekten Joseph Vago im Jahr 1924 an der Stelle erbaut, wo sich einst ein Restaurant befand, welches wiederum im ehemaligen Wohngebäude „einquartiert“ gewesen war, das dem venezianischen Maler Giuseppe Zucchi und seiner Frau, der berühmten Schweizer Malerin Angelica Kaufmann, gehörte. Das Gebäude zwischen dem Palazzo Zuccai an der Via Gregoriana 30 und der Piazza Trinità dei Monti 14 war 1592 von Federico Zuccai als Sitz einer Malakademie geplant worden. Sein Inneres wurde von demselben Künstler mit Hilfe seines Bruders Taddeo ausgeschmückt. Die auf die Via Gregoriana ausgerichtete Fassade fällt durch ihre Fenster auf, die von fantasievoll ausge- VIA DEL BABUINO VIA DEL BABUINO D Die Strassen von Rom 14 ie Via del Babuino ist eine der drei Strassen, die sich fächerförmig von der Piazza del Popolo aus erstrecken. Sie stellt die Seitenarterie des so genannten Dreizacks und die Verbindungsachse zwischen zwei der berühmtesten Plätze Roms dar. Die Strasse durchquert den äußersten Bereich des Campus Martius, im alten Rom eine Fläche zwischen dem ersten Abschnitt der antiken Via Flaminia, dem heutigen Corso, und zwei weiteren klassischen an ihrem Anfang mit je einer Meta, gigantisches pyramidales Grabdenkmal, versehenen Strassenachsen. Eines der beiden Grabdenkmäler blieb bis Mitte des 16. Jahrhunderts erhalten. Eine Art „Dreizack“ existierte demnach bereits in der Antike, obschon ein noch nicht reguliertes. Nach der Errichtung des Krankenhauses San Giacomo in Augusta Ende des 14. Jh.s, die der Verstädterung des Stadtteils einen grundlegenden Ansporn gab, und nach dem Wiederaufbau der Kirche Santa Maria del Popolo, die Sixtus V. im Hinblick auf das Jubiläumsjahr 1475 erbauen ließ und die neben der Porta Flaminia, dem Haupteingangstor, im nördlichen Teil der Stadt ein sehr wichtiges Bauwerk darstellt, wurde Anfang des 16. Jh.s eine umfassende Bautätigkeit in die Wege geleitet. Im Rahmen dieser städtebaulichen Arbeiten sollte der Dreizack definiert werden. Sie begannen unter Papst Leo X. Medici, der im Jahr 1517 Antonio di Sangallo dem Jüngeren den Auftrag erteilte, eine der antiken Strassenachsen neben dem Corso, die Via Leonina, die der heutigen Via di Ripetta entspricht, zu regularisieren. Anlässlich des Jubiläums von 1525 nahm Papst Clemens VII. Medici das Projekt seines Cousins wieder auf und verfügte die Verwirklichung der dritten Strassenachse, die von ihm ihren Namen Via Clementia erhielt. Im Jahr 1543 wurde die Strasse von Papst Paul III. Farnese fertig gestellt und umgetauft in Via Paulina Trifaria, der heutigen Via del Babuino. Auf diese Art und Weise wurde der Dreizack vor allem dank dem übereinstimmenden Willen der beiden Medici-Päpste festgelegt und durch den Ende des 16. Jh.s am Ort des symbolischen Zusammentreffens der drei Strassen auf der Piazza del Popolo unter Papst Sixtus V. aufgestellten Obelisken endgültig verankert. Nach der im 17.Jh. erfolgten Renovierung der Porta del Popolo wurde mit der Umsetzung des Projekts des Architekten Rinaldi für den Bau der „Zwillingskirchen“, die wie richtige heilige Propyläen an die antiken Metae erinnern, am Eingang der Seitenstrassen begonnen. Und von einer dieser Kirchen, der Santa Maria dei Carmelitani der sizilianischen Provinz Montesanto, beginnt die Via del Babuino, eine der elegantesten und bezeichnendsten Strassen des äußerst zentral gelegenen Bezirks Campus Martius. Ihr derzeitiger Strassenname ist auf eine Skulptur zurück zu führen, die einen auf einer Art Füllhorn abgestützten Satyr mit Dudelsack darstellt, der aufgrund seiner Gesichtszüge vom Volk eben „babbuino“, Pavian, genannt und später in „Babuino“ korrigiert wurde. An dieser Strasse stand der kleine Palazzo aus dem 16. Jh. von Alessandro de Grandis, der als erster bereits im Jahr 1571 den Wasseranschluss an den Aquädukt der Acqua Virgo erhielt, nachdem Papst Gregor XIII. die Renovierung dieses Aquädukts hatte vornehmen lassen (eine der Leitungen war in die Via del Babuino abgezweigt worden). Das Gebäude sollte später in den größeren Gebäudekomplex der Familie Boncompagni eingebunden werden, auf dessen Fassade derselbe Papst im Jahr 1576 die antike Skulptur anbringen ließ. Diese wurde ein erstes Mal im Jahr 1887 in eine portalförmige Nische an der Fassade desselben Gebäudes umverlegt, wobei gleichzeitig das untenstehende Becken vor den Palazzo von Papst Pius IV. an der Via Flaminia gebracht und als Brunnen genutzt wurde. Der Silen wurde 1957 an die Mauer neben der Fassade der Kirche Sant’Atanasio der Griechen angebracht, wo die ihrem Ruf nach „sprechende Statue“ noch heute steht. Wie die berühmte Statue von Pasquino, diente auch der „Babbuino“ als Empfänger anonymer, nicht selten giftiger Sprüche, die an die Kirche und an die Politiker gerichtet waren und damals „babbuinate“, BabbuinoBotschaften, genannt wurden. Der Spaziergang an der Via del Babuino, der an einigen der exklusivsten Antiquitätengeschäfte Roms vorbei führt, beginnt an der Kreuzung mit der Via San Sebastianello, die steigende Verbindungsstrasse zur Trinità dei Monti, von der aus der „Nicchione“, die optisch gekonnt angebrachte „Nische“ am Ende der Via della Croce zu sehen ist. Die malerische Struktur wurde im 16. Jh. an der Rückseite der Mauer verwirklicht, an der früher einmal eine kleine Kappelle stand, in VIA DEL BABUINO gehört zum Palazzetto Valadier, der in die Häusergruppe an der Ecke zur Via Alibert, Via del Babuino und der Via Margutta eingeschlossen ist. Das in der ersten Hälfte des 19. Jh.s in zwei Bauphasen von dem Architekten Antonio Sarti errichtete Bauwerk ist vor allem deshalb so berühmt, weil es lange von dem bekannten römischen Künstler Giuseppe Valadier, u.a. Architekt der Heiligen Apostolischen Palazzi und Professor an der Akademie von San Luca, bewohnt wurde. Valadier, der auch in diesem Gebäude verstarb, ist auch die herrliche Gestaltung der Piazza del Popolo und des oberhalb der Piazza liegenden Pincio-Hügels im Stil des 19.Jh.s zu verdanken. Auf der gegenüberliegenden Seite beginnt die Via Vittoria, aus deren Häuserreihen sich die Baukulissen der heute entweihten Kirche der Santi Giuseppe e Orsola und des angrenzenden Klosters abheben. Der Gebäudekomplex, Eigentum der Ursulinerinnen, wurde im Jahr 1680 von Camilla Orsini Borghese und von Laura Maninozzi d’Este als Mädchenpensionat gegründet. Das Kirchengebäude ist heute Sitz der Theaterschule der Nationalen Akademie für Schauspielkunst „Silvio D’Amico“, während sich im ehemaligen Kloster seit 1870 die Nationale Musikakademie und das Konservatorium von Santa Cecilia befinden. Etwas weiter steht an der Via del Babuino 149 das Gebäude, in dem sich das Collegio Greco befindet und das durch eine pittoreske Überführung mit der Kirche von Sant’Atanasio dei Greci verbunden ist. Das Pensionat wurde 1576 von Papst Gregor XIII. gegründet und sollte für die Aufnahme der in Rom niedergelassenen aus Kleinasien stammenden Griechen und die Betreuung der religiösen Minderheiten der griechisch-albanischen Katholiken genutzt werden. Das Gebäude steht auf einem Grundstück von Tommaso Manriquez und wurde im Auftrag von Papst Clemens XIII. 1769 durch den Architekten Carlo Puri De Marchis, dessen Werk auch die Fassade an der Via del Babuino ist, renoviert. Ursprünglich war das Gebäude im Besitz der Jesuiten, heute jedoch wird es von der Konföderation der Benediktiner von Chevetogne verwaltet. Neben der berühmten Fontana del Babuino erhebt sich die Backsteinfassade der Kirche, die dem Heiligen zu Alexandria bei Ägypten geweiht ist. Der ursprüngliche Kirchengrundriss aus dem Jahr 1588 ist ein Werk des Giacomo Della Porta. Das Kircheninnere mit einem für die römische Baukunst sehr ungewöhnlichen, in der orien- 15 Die Strassen von Rom deren Innern ein Bild von San Sebastiano aufbewahrt wurde. Es ist ein Werk des Francesco De Sanctis, der auch das szenisch sehr effektvolle Treppenbauwerk an der nahe gelegenen Piazza di Spagna konzipiert hatte; die konkave Nischenwand, die 1728 abgerissen und 1733 vermutlich nach einem Plan von Filippo Raguzzini wieder neu errichtet wurde, ziert ein schöner Stuckrahmen, der von einer Krone und Palmenzweigen als den Symbolen des Martyriums überragt wird. Früher befand sich in jenem Rahmen eine Abbildung des Heiligen, dem die Strasse geweiht ist. Zurück an der Via del Babuino 92, steht an der Ecke zur Via Alibert der Palazzetto Raffaelli, der im Jahr 1826 von Giuseppe Valadier im Auftrag des Gesandten des Zaren beim Vatikan erbaut wurde. Die Hausnummer 89 VIA DEL BABUINO Die Strassen von Rom 16 talischen Architektur jedoch stark verbreiteten Grundriss mit drei an den jeweils drei Altarseiten errichteten Apsiden wird von einer Ikonostasis, die für griechisch-orthodoxe katholische Kirchen typische dreitürige Bilderwand, abgegrenzt. Auf der gegenüberliegenden Seite der Kirche steht eines der wichtigsten Gebäude der Via del Babuino, der Palazzo Boncompagni Cerasi mit den Hausnummern 51 – 52, der im Jahr 1738 unter Eingliederung der existierenden Gebäude aus dem 16. Jh. neu erbaut wurde. Die schöne Fassade wird von zwei Portalen begrenzt, von denen eines mit einem Balkon überdacht ist und das andere von einem gespaltenen Tympanum überragt wird; auf beiden ist die Wappenfigur des Drachens der Boncompagni abgebildet, wie sie auch auf den Fenstern der Herrschaftsetage abgebildet ist. Das Adelsgeschlecht der Boncompagni, dem Papst Gregor XIII. angehörte, war es auch, das 1576 den berühmten „babbuino“ anbringen ließ. Im Jahr 1858 ging die Liegenschaft in den Besitz des Grafen Antonio Cerasi über, der es durch den Architekten Rodolfo Lanciani um eine Etage aufstocken ließ. An der Via del Babuino 38-41 befindet sich der Palazzo Sterbini, erkennbar an den Nischen mit Büsten von Feldherren, welche die Fassade ausschmücken. Ein wenig weiter steht die Anglikanische Kirche Ognissanti, der Allerheiligen, ein Kirchenbau in neugotischem Stil, der Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Grundstück der Villa von Flavio Orsini nach einem Bauplan von George Edmund Street, einem der wichtigsten Vertreter des Ghotic Revival der viktorianischen Architektur, erbaut wurde. Die offensichtlich große Sorgfalt in der Farbenwahl beim Kirchenbau aus roten Backsteinen und Travertin ist typisch für die Bewegung der Arts and Crafts sowie für den Stil von Street, der einer ihrer wichtigsten Vertreter war. Die ungewöhnliche Note wurde dem Gotteshaus dadurch verliehen, dass die auf die Via del Babuino ausgerichtete Seite nicht die Kirchenfassade, sondern die Apsis ist, wobei der Kircheneingang nach dieser Gestaltung unter den achteckigen Turm verlegt wurde. Das ausgeschmiegte Portal in der angrenzenden Via di Gesù e Maria führt hingegen in das linke Kirchenschiff. An der Via del Babuino 151, an der Ecke zur Via San Giacomo, stoßen wir auf eine der vielen römischen „Madonnelle“, kleine Madonnenbildnisse, pittoreske Zeugnisse der volkstümlichen, im 18. Jh. weit verbreiteten Madonnenverehrung. Ein einfacher Marmorrahmen in Form eines Tabernakels umschließt das Relief-Bildnis der Jungfrau mit dem Kinde, Werk eines unbekannten Künstlers aus dem 19. Jahrhundert. Auf der Höhe der Hausnummer 169 steht der im Stil der Neurenaissance erbaute Palazzo Emiliani, der aus der Zusammenlegung verschiedener Gebäude hervorgegangen ist. Der Gebäudekomplex wurde im Jahr 1869 nach einem Bauplan von Luca Carimini verwirklicht. Am Ende der Via del Babuino fallen die Gebäude zweier berühmter Hotels auf, die sich gegenüber stehen: das Hotel Piranesi mit den Hausnummern 195 – 197 und das Hotel De Russie mit der Hausnummer 9. Ersteres hat seinen Sitz im Palazzo Nainer, der um das Jahr 1821 von dem Architekten Giuseppe Valadier auf einem Teil des AugustinerKlosters gebaut wurde. Zum Kloster gehörte auch ein großflächiger Garten, der sich bis zur Kirche von Santa Maria di Montesanto erstrekkte, an die die Liegenschaft aus dem 19. Jh. noch heute angrenzt. Das Kloster wurde zunächst von den französischen Truppen besetzt, später wurden darin sowohl auf der Seite zum Corso als auch zur Via del Babuino hin Privatwohnungen eingerichtet (1811). Im Rahmen der städtebaulichen Baumassnahmen an der Piazza del Popolo übernahm Valadier auch die Renovierung der Gebäude neben dem großen Tor und neben den so genannten „Zwillingskirchen“ mit dem Ziel, der Piazza und den umliegenden Häusern eine einheitliche, harmonische Gestalt zu verleihen. Das Gebäude, in dem sich das Hotel Piranesi heute befindet, wurde im Jahr 1872 im Zuge der großen Restaurierungsarbeiten nach der Proklamation von Rom zur Hauptstadt Italiens wieder aufgebaut. Damals wurden in diesem Stadtteil zahlreiche Baumassnahmen durchgeführt, die vom „umbertinischen“ Bauwesen gefördert wurden. Hierbei erlebte insbesondere die Gegend innerhalb des Dreizacks, die seit einiger Zeit vom internationalen Tourismus bevorzugt wurde, einen Bauboom vor allem in Bezug auf Hotels und touristische Dienstleistungseinrichtungen. Auf der gegenüberliegenden Seite steht das exklusive Hotel De Russie, das in der ersten Hälfte des 19. Jh.s innerhalb eines umfassenden Baukomplexes der Familie Torlonia erbaut wurde. Auch in diesem Fall wirkte Architekt Giuseppe Valadier mit. Zwischen 1870 und 1872 wurde das Gebäude im Hinblick auf seinen Verwendungszweck als Luxushotel (es wurde nach seiner exklusiven Klientel auch das Hotel der Könige genannt) nach einem Projekt von Nicola Carnevali durch zwei letzte Etagen aufgestockt. s s ist die wichtigste Verkehrsader des römischen Stadtviertels Sant’Angelo und kennzeichnet den Weg von Santa Maria del Pianto und dem Bau des Marcellus-Theaters bis hin zum Monte Savello. Die Strasse bildet die Verlängerung der Via del Pianto, welche das antike Stadtviertel, auch de caccabariis genannt, und die Platea ludea, also die Gegend, wo das seit dem 2. Jh. von der jüdischen Bevölkerung bewohnte Stadtviertel beginnt, durchquert. Die Straße erhielt ihren heutigen Namen nach der Bekanntmachung von Rom als Hauptstadt im Jahre 1870, als viele städtische Gebiete, einige sogar in der Namengebung, neu formuliert wurden. Davor wurde sie Via di Sant’Angelo in Pescheria genannt und der Platz, auf den sie mündete, hieß Forum pecium, wegen des wichtigsten römischen Fischmarktes, der dort seit dem Mittelalter abgehalten wurde. Der Verkauf fand auf dem kleinen, davor gelegenen Platz und innerhalb der Struktur des Portikus der Oktavia selbst statt, wo sich die Steine befanden, auf denen der Fisch dargeboten wurde: die Platten, auf einer Reihe von Steinen gelegt, gehörten Adelsfamilien, die sie in Miete gaben. Besonders an diesem, von Handelsgeist geprägtem Stadtviertel, war die starke Präsenz einiger der bekanntesten römischen Bruderschaften, unter denen die Corporazione dei Pescivendoli mit Sitz in der Kirche Sant’Angelo in Pescheria, hervorragte. In dieser Gegend sind wichtige Monumentalbauten konzentriert, und fast alle enden beim Portikus der Oktavia, der zum paradigmatischen Element und zum Bezugspunkt des gesamten Stadtviertels geworden war. Direkt mit dieser Strasse verbunden waren auch der Circo Flaminio, der im Jahre 221 v. Chr. von C. Flaminius Nepos errichtet wurde, demselben, dem auch die Via Flaminia zu verdanken ist, und der imposante Bau des Marcellus-Theaters. Der eindrucksvolle Hintergrund der Strasse, auf der Seite in Richtung Fluss, ist von einem weiteren bedeutenden architektonischen Werk gebildet, das 62 v. Chr. von Lucio Fabricio vorangetrieben wurde: Pons Judaeorum, oder Fabricio–Brücke (auch bekannt unter dem Namen Ponte Quattro Capi, wegen der zwei vierköpfigen Hermes-Stelen des Janus), die bis zur Errichtung der Sixtus Brücke (1475) die wichtigste Verbindung mit Trastevere darstellte. Der Name, der noch heute die Brücke bezeichnet, steht mit den zahlreichen jüdischen Niederlassungen in der Gegend um den Portikus der Oktavia und dem Marcellus-Theater in Verbindung, wohin sie, nach über tausendjähriger Ansässigkeit im Trastevere-Viertel, schon im 13. Jh. gezogen waren, und wo sie später durch den Bau des Ghettos stigmatisiert wurden. Im Jahre 1555 ordnete nämlich Papst Paul IV. den Bau hoher Mauern mit zwei Zugängen rund um dieses Gebiet an, um die Juden von den Christen zu trennen; die Bauarbeiten gab er dem Silvestro Peruzzi, Sohn des bekannteren Baldassarre in Auftrag. Später wurde eine dritte Öffnung hinzugefügt: Der Haupteingang befand sich in Piazza Giudea, der zweite Zugang lag bei Sant’Angelo in Pescheria und der dritte vor der Kirche Gregorio della Divina Pietà, auf der Höhe, auf der sich heute die Synagoge erhebt. Ende des 16. Jh. wurde die Erweiterung des Ghettos von Papst Sixtus V. veranlasst und von seinem Vertrauensarchitekten Domenico Fontanta durchgeführt, der dem Ghetto zwei weitere Zugänge eröffnete. Letztendlich wurde das Ghetto im Jahre 1848 aufgelöst und 1887 vollständig niedergeschlagen, als auch Piazza Giudea zerstört wurde. Das Straßennetz um Via del Portico d’Ottavia, und die Straße selbst, ist von außerordentlichen Gebäuden gesäumt, die von bedeutenden Patrizierfamilien gefördert wurden, welche die umliegenden antiken Monumente regelrecht als Steinbrüche für die neuen Bauten benützten, wobei sie zuweilen die eigenen Wohnhäuser an die vorher bestehenden Bauten lehnten. Diese Gewohnheit hatte nicht nur einen funktionellen Aspekt, sondern eine tief symbolische Bedeutung, zumal der reiche Bürgerstand, der in diesem Viertel wohnte, in der augusteischen Zeit ein wieder zu belebendes Ideal identifizierte. Das erste Gebäude, auf dass man auf der Via del Portico d’Ottavia von der Via del Pianto aus stößt, ist das Haus des Lorenzo Manili, im Jahre 1468 in seinen Grundmauern erbaut. Hervortretende Besonderheit dieses kleinen Gebäudes ist der lange Streifen, der über die gesamte Fassade verläuft und eine lateinische Inschrift mit griechischen Worten enthält und mit antiken Hochreliefs verziert ist, die den Bau des Gebäudes darstellen. In der eleganten Komposition der Schrift wur- 17 Die Strassen von Rom E VIA DES PORTIKUS DER OKTAVIA VIA DES PORTIKUS DER OKTAVIA VIA DES PORTIKUS DER OKTAVIA Die Strassen von Rom 18 den Formeln, Archaismen und epigraphische Buchstaben der augusteischen Zeit verwendet; darin erscheint außerdem das Datum 2221 ab Urbe condita, also das Baujahr mit Bezug auf die Gründung Roms. Auf der linken Seite des Hauses der Manili, also Richtung Piazza Costaguti, Platz, der ursprünglich Zugang zum Getto war, liegt der sogenannte Tempietto del Carmelo, der kleine Carmelo-Tempel, ein eindrucksvoller Bau, der, halb Kapelle, halb typisch römische Heiligenkirche, 1759 zu Ehren der Santa Maria del Carmelo, sogenannte del Monte Libano, errichtet worden war. Mit halbelliptischem Grundriss und äußeren robusten Säulen, die sich an der Vorhalle der Kirche Santa Maria della Pace orientieren, stellt er eine bedeutende Entwicklung der Votivkapelle mit dem Madonnenbildnis zu monumentalen Formen dar. Die malerische kleine Kapelle war für die „prediche coatte“, die Zwangspredigten, bestimmt, die zu dem Zweck dienten, die Juden in die katholische Religion einzubeziehen. Die Nummer 13 war das Haus der Fabi aus dem 16. Jh., das sogenannte casa cinquecentesca dei Fabi, welches von einer Loggia gekrönt und mit einem schönen, von Arkaden gezierten Hof ausgestattet ist. Die Familie Fabi di Pescaria war eine zeitlang Besitzer des MarcellusTheaters. Unter den Bauwerken, die den Weg kennzeichnen, ist der Portikus der Oktavia mit Sicherheit das Bedeutendste, dem die Straße selbst auch ihre Namengebung ver- dankt. Der Portikus bestand aus einer doppelten Säulenreihe, die sich nach hellenistischer Art um zwei Tempel herum erhob: der Tempel des Giove Statore und der Tempel, der Giunone Regina gewidmet war. Veranlasst wurde der Bau 146 v. Chr. von Cecilio Metello Macedonico, der den Architekten Hermodoros di Salamina dafür beauftragte. Zwischen 27 und 23 v. Chr. ließ Augustus ihn erneuern und seiner Schwester Oktavia weihen; später wurden neue Bauarbeiten, von Settimio Severo und auch von Caracalla veranlasst, auf den sich die Inschrift auf dem Tympanon der Zugangspropyläen bezieht. Dieser besteht aus einer großen Säulenhalle mit korinthischen Säulen. Links vom Portikus liegt die Pescheria, die im Mittelalter solch große Bedeutung hatte, dass sie für die Gestaltung des Stadtviertel-Wappens ausschlaggebend war: ein silberner Fisch, der den alten Fischmarkt symbolisiert. Die Verkaufsstände, malerisch zwischen den Säulen des Portikus der Oktavia gelegen, blieben bis zum Jahre 1880 in Betrieb. Auf der Rückseite, unter Nummer 25 von Via di Pescheria, erhebt sich ein mittelalterlicher Turm, der auf das 13. Jh. zurückzuführen ist und den Familien Grassi und Particappa gehört hatte. An der Via del Portico d’Ottavia befindet sich auch die wichtigste Kirche des Viertels, zwischen der Säulenhalle des Portikus „eingefasst“, nämlich die Kirche Sant’Angelo in Pescheria. Ursprünglich Sankt Paul gewidmet, wurde sie im Jahre 755 errichtet, wovon das wertvolle, auf der linken Eingangswand eingemauerte Epigraph zeugt. Zusammen mit der neuen Widmung für Sant’Angelo im Jahre 1192, kam der Zusatz in foro piscium hinzu. Die Struktur des Tempels, nach einer dreischiffigen Basilikenanlage erbaut, wurde mehrmals restauriert. Zuerst Ende des 16. Jh. mit den Arbeiten, mit denen die Università dei Pescivendoli (Universität der Fischverkäufer) Martino Longhi il Vecchio beauftragte; danach wurde sie im Jahre 1599 vollständig von Giacomo della Porta restauriert. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirche schließlich durch die vollkommen neue Wiederherstellung, die Pius IX. im Jahre 1864 veranlasste, und die der Architekt Alessandro Betocchi durchführte. Bedeutenden Wert haben auch die Werke, die im Inneren der Kirche aufbewahrt werden, darunter ganz besonders die reiche Verzierung der kleinen Kapelle Sant’Andrea dei Pescivendoli. Architektonisch der Kirche anliegend steht VIA DES PORTIKUS DER OKTAVIA verschiedene Steine aus der Zeit des Ghettos aufbewahrt werden. Das letzte Stück der Via del Portico d’Ottavia, auf der dem Tiber hingelegenen Seite, führt an den großartigen Resten des Marcellus-Theaters entlang. Von Caesar begonnen, der ein dem Pompeius Theater ähnliches Bauwerk schaffen wollte, wurde es von Augustus vollendet, der es seinem Neffen Marcellus, Sohn der Schwester Oktavia, widmete. Der Bau des Theaters, das aus zwei Arkadenreihen aus Travertin besteht, unterbrach das umliegenden Straßennetzes (der der Pietas geweihte Tempel wurde zerstört), dennoch entstand mit ihm ein wichtiger, sowohl wirtschaftlicher als auch kultureller Verbindungspunkt zwischen dem Stadtviertel Sant’Angelo und dem Kapitol. In den Strukturen des Theaters, auf den Ruinen der Bühne und der Cavea, wurde eine außerordentliche Adelsresidenz geschaffen, die als Palazzo Orsini unter der Nr. 30 der Via di Monte Savello in die Geschichte einging. Die im Mittelalter entstandene Festung gehörte zuerst der Familie Pierleoni, dann der Familie Savelli und schließlich, ab 1716 der Familie Orsini. Auf dem mittelalterlichen Kern des Baukomplexes, direkt über den äußeren Arkadengängen der Cavea des Theaters, ließ die vornehme Familie Savelli ihren Palast (daher der heutige Name Monte Savello), vom beruehmten sienesischen Architekten Baldassarre Peruzzi zwischen 1523 und 1527 errichten. Weitere Bauarbeiten wurden im 18. Jh. mit dem Einzug der Orsini unternommen. Am Ende der Via del Portico d’Ottavia steht die Kirche von San Gregorio Magno della Divina Pietà ai Quattro Capi, die sich, isoliert und elegant, vor der Fabricio-Brücke erhebt (sie war auch als San Gregorietto bekannt, um sie von der größeren Kirche San Gergorio al Celio, de ponte Judaerom zu unterscheiden). Antiken Ursprungs, wahrscheinlich aus dem 11. Jh., wurde die Kirche zu Beginn des 18. Jh. nach dem Projekt von Filippo Barigioni neu formuliert und Mitte des darauf folgenden Jahrhunderts entschieden restauriert. Im Jahr 1934 wurde eine Apsis hinzugefügt. Die schöne Fassade wird geschmückt von einem Oval mit einem raffinierten Fresko von Stefano Parrocel aus dem 18. Jh. Von der Sakristei gelangt man in die Räume der Krypta, deren Reste den Strukturen des nahe gelegenen Theaters angehören. 19 Die Strassen von Rom das Gebäude, in dem sich das Oratorium Oratorio di Sant’Andrea dei Pescivendoli befindet, dessen Fassade ein Hochrelief schmückt, das ein schönes Bild des Apostolo pescatore darstellt. Die antike „Università dei Pescivendoli“, die schon seit dem 10. Jh. unter Schirmherrschaft der Heiligen Pietro und Andrea bestand, hatte seit dem 16. Jh ihren Sitz in der Kirche Sant’Angelo, wo sie von einer eigenen Kapelle (die von Sant’Andrea) Gebrauch machen konnte. Als die Universität im Jahre 1687 Bruderschaft wurde, erhielt sie das Benutzungsrecht einiger, der Kirche anliegenden Räume, mit der Erlaubnis, anstelle der sich darin befindenden Werkstätten, ein Oratorium zu bauen. So entstand das Oratorio di Sant’Andrea dei Pescivendoli, das im Jahre 1689 vom Architekten Filippo Tittoni gebaut wurde. Neben dem Portikus erhebt sich unter den Hausnummern 28-29 der ausgeglichene und harmonische Bau des Häuschens der Vallati, der sogenannten casina dei Vallati, dessen Name von der Familie stammt, die viele Besitztümer im Stadtviertel ihr Eigen nannte und ihre Familienkapelle in der Kirche Sant’Angelo in Pescheria besaß. Das Gebäude, heute Sitz der Aufsichtsbehörde für Denkmalschutz der Gemeinde von Rom, hat sowohl wegen seiner architektonischen Struktur als auch wegen der gut erhaltenen mittelalterlichen Mauerwerke eine große Bedeutung. Es kam im Laufe der von den Architekten Alberto Calza Bini und Paolo Fidenzoni 1926 durchgeführten Grabungen für die Freilegung und Restaurationsarbeiten des nahe gelegenen Theaters ans Licht. Der Bau besteht aus zwei Gebäuden, die jeweils auf das 14. Jh. und auf das 16. Jh. zurückreichen, jedoch Teil eines einzigen Wohnkomplexes sind (der ältere Teil ist der neben der Kurve des Theaters). Das Tor neben dem Häuschen gibt einen wunderschönen Blick auf die Arkaden des Theaters und auf die Säulenteile des Apollo Sosiano Tempels und des Tempels der Bellona, sowie auf den mittelalterlichen Bau des Albergo della Catena frei. Auf der Höhe von einem der Ghettozugänge wurde Ende des 19. Jh. der Tempio Maggiore della Comunità Ebraica, die Synagoge, errichtet. Das großartige Gebäude in Form eines griechischen Kreuzes, von einer padiglionförmigen Kuppel beherrscht, wurde von den Architekten Vincenzo Costa und Osvaldo Armanni im Mittelpunkt eines Gartens erbaut, in dem VIA DEI GIUBBONARI VIA DEI GIUBBONARI D Die Strassen von Rom 20 er heutige Name, der sich schon seit dem16. Jh. eingebürgert hatte, stammt von den “gipponari”, den Jackenschneidern, die sich dort zahlreich mit den eigenen Werkstätten niedergelassen hatten. Die Straße, deren eine Seite zum Stadtviertel Regola, und deren andere Seite zum Stadtviertel Parione gehört, war davor unter dem noch älteren Namen Via „Pelamantelli“ bekannt, wobei sich auch dieser auf Tätigkeiten im Bekleidungsbereich bezog, nämlich die der „repezzori“ (die Flicker) und die der „stramazzatori“ (die RohseideHändler): Mit dieser antiken Tradition verbunden, ist die Via dei Giubbonari auch noch heute von zahlreichen Kleidungs- und Stoffgeschäften durchzogen. Doch die Straße war auch bekannt unter dem Namen Via di Santa Barbara, nach der dort stehenden gleichnamigen Kirche, die in enger Verbindung zu der Confraternita dei Librari (Bruderschaft der Buchhändler) stand. Zuweilen wurde die Straße auch unter dem Namen Via Florida erwähnt. Sie entspricht einer antiken Arkadenstraße, der porticus maxima und stellte die natürliche Verlängerung der Via del Pellegrino, die Via Florida oder Florea genannt wurde, dar. Ihr Name wurde allgemein auf die Verkehrsader erweitert, die von der Engelsbrücke bis zur Kirche Santa Maria del Pianto führte, und welche den heutigen Straßen Via dei Banchi Vecchi, Via del Pellegrino, Piazza Campo dei Fiori und Via dei Giubbonari entspricht. Es handelte sich um die Via Peregrinorum, die Straße, welche die Pilger auf dem Weg zum Vatikan entlang pilgerten, und aufgrund derer dort zahlreiche Herbergen und Handwerksbetriebe entstanden. Zwischen Via dei Giubbonari und Via dei Balestrari erinnert eine eingemauerte Inschrift an die Eröffnung der heutigen Via del Pellegrino durch Papst Sixtus IV., der auch die Instandsetzung von Piazza Campo dei Fiori wollte. Via dei Giubbonari ist eine der bekanntesten Straßen der Gegend zwischen den beiden historischen Stadtvierteln, ist seit jeher mit der Handelstätigkeit verbunden und wird als das wahre Herz des Handels und des Handwerks der Stadt betrachtet. Diese vorwiegende Tendenz führte dazu, dass viele Zünfte und Handwerkerbruderschaften diesen Ort für die eigenen Hauptsitze auswählten, und dass wichtige Patrizierfamilien sich innerhalb dieses weiten und bunten städtischen Gefüges niederließen. Die Straße liegt nämlich an einem Knotenpunkt des Straßennetzes dieser Gegend, nur ein paar Schritte von der Brücke entfernt, die Papst Sixtus IV. anlässlich des Jubiläums des Jahres 1475 hatte errichten lassen und nahe der Straßenachsen, die die großen Mittelpunkte der Verwaltung und der Religion zwischen dem Vatikan und dem antiken Campo Marzio miteinander verbanden. Die Straße verläuft außerdem in der Nähe einiger der wichtigsten Sozialeinrichtungen der alten Stadt: die Compagnia della Santissima Trinità dei Pellegrini e Convalescenti (Gesellschaft der Heiligen Dreifaltigkeit der Pilgerer und der Genesenden), die des Ospizio dei Cento Preti (Heim der Hundert Priester), das ehemalige Ospedale dei mendicanti (Krankenhaus der Bettler), welches Sixtus V. Ende des 16. Jh. hatte errichten lassen, und das mit dem Conservatorio delle Zoccolette (Pension für Huren) verbundene povere mendicanti dei Santi Clemente e Crescentino (arme Bettlerinnen des Ordens der Heiligen Clemens und Crescentino). Die Straße, der die modernen Straßenschilder nicht den alten Reiz haben nehmen können, liegt zwischen dem modernen Largo Cairoli und der berühmten Piazza Campo dei Fiori, oder auch Platea Campi Forum, ein Ort für Märkte (zur Zeit von Papst Paul II. wurde dort der Markt für Lebensmittel abgehalten) und Hinrichtungen. Via dei Giubbonari, deren Name die volkstümliche und malerische Wirklichkeit einer ganzen Epoche wachruft, verläuft im Herzen eines Gebiets, das durch die Niederlassung ansehnlicher Familien berühmt wurde. Das adelige Geschlecht wurde von den architektonischen und symbolischen Bauten des Palazzo Farnese und des Palazzo Spada angezogen, die sich wiederum in einem Stadtteil befanden, das mit der ältesten Geschichte Roms verbunden ist. Nicht zu vergessen, dass die Straße am Ort vorbeiführte, an dem das Pompeius-Theater stand. Es handelt sich um das erste beständige Theater Roms, theatrum marmoreum, Es war überdies das größte der Stadt und wurde von Pompeius zwischen den Jahren 61 und 55 v. Chr. erbaut. Der römische General ließ zuerst den Tempel der Venere Vincitrice bauen, auf dem Mitte des 15. Jh. der Orsini Pio Righetti Palast errichtet wurde, und danach das Theater, dessen runde Form heutzutage am Verlauf der Via di Grottapinta zu erkennen ist. Das erste bedeutende Gebäude, auf dass man in Via dei Giubbonari auf Seiten des Viertels VIA DEI GIUBBONARI mit der Haupttreppe und der Bau des Bogens auf der Rückseite der Straße, die eben deswegen Via dell’Arco del Monte heißt. Von der Via dei Giubbonari hat man einen wunderschönen Blick auf diesen Bogen. Auf dem Weg entlang der Straße hat man die Möglichkeit, an einigen der schönsten und bedeutendsten Kirchen der Stadt Halt zu machen, von denen eine genau in der Mitte der Straße steht: Es handelt sich um die kleine Kirche namens Chiesa di Santa Barbara, sogenannte aber auch dei Librari, also der Buchhändler. In alten Zeiten gegründet, ist ihr Namenszusatz auf die Tatsache zurückzuführen, dass sie im Jahre 1601 der Confraternita dei Librari, der Bruderschaft der Buchhändler, beziehungsweise dem Verband, der die Buchhändler, die Drucker und die Buchbinder vereinte, übergeben wurde, deren Werkstätten sich in diesem Stadtteil befanden. Die ursprüngliche Kirche von Santa Barbara entstand kurz nach dem 10. Jh. in einem Bogen des dahinter gelegenen Pompeius-Theaters, noch innerhalb des Stadtviertels dei Satiri (in der Zeit wurde die Kirche auch in Satro genannt), welches das Gebiet bis hin zu den heutigen Straßen Via dei Chiavari und Via di Grottapinta umfasste. Nach dem Aufenthalt der Jesuiten, die dort Ende des 16. Jh. eine zeitlang den Gottesdienst zelebrierten, erfuhr die Kirche zu Beginn des darauf folgenden Jahrhunderts eine erste radikale Restaurierung, die der Kirche die heutigen barocken Formen verlieh. Nach einem weiteren Eingriff, Mitte des 19. Jh., wurde die Kirche 1879 von der „Pia Unione per il suffragio dei trapassati“ übernommen, welche anstelle der vorhergehenden Bruderschaft getreten war, die sich inzwischen aufgelöst hatte. Nach einer recht dunklen Zeit, während der die Kirche von Santa Barbara sogar entweiht und als Lagerhaus verwendet worden war, wurde sie erneut restauriert und dem Gottesdienst eröffnet. Der kleine und harmonische Platz vor der Kirche wird von ihrer hellen Fassade, Werk des römischen Malers Giuseppe Passeri, beherrscht, deren Spitze von einer Statue aus Travertin der Heiligen Eponima krönt. Das Kircheninnere, auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes angelegt, ist von einer Vierung bedeckt, die von einer reichen und eleganten Stuckverzierung um Freskenovale durchzogen ist. Die Öffnung auf der Via dell’Arco del Monte, genau vor Largo dei Librari, gibt den Blick auf einen Teil des Palastes des alten Monte di Pietà frei, heutiger Sitz der römischen Bank „Banca di Roma“, in dessen Innerem sich eines der besten Beispiele des 21 Die Strassen von Rom Regola stößt, ist der Palazzo Barberini, der Palast der Barberini, Hausnummer 41, gekennzeichnet durch das unverwechselbare Bienen-Symbol, welches das Wappenemblem der mächtigen Familie darstellt. Das Gebäude wurde auf dem von den Häusern der Scapucci besetzten Gebiet erbaut, eine mit den Orsini verbundene Patrizierfamilie, deren Häuser Monsignor Francesco Barberini im Jahre 1581 erwarb. Der Palast, dem der Bauherr die Form einer richtigen Festung verleihen wollte, umfasste einen großen Hof, die Ställe und eine Reihe von Werkstätten. Der Besitz erweiterte sich überdies auf die architektonisch anliegenden Häuser. Bei der Bauleitung folgten verschiedene Architekten aufeinander, allesamt von großer Berühmtheit, die sie in der damaligen Zeit auszeichnete: Flaminio Ponzio, Fabrizio Breccioli, Carlo Maderno. Das Gebäude wurde später auf Wunsch von Carlo Barberini erweitert, dem es von seinem bekannteren Bruder Maffeo, der den päpstlichen Stuhl mit dem Namen Urban VIII. bestiegen hatte, im Jahre 1623 überlassen worden war. Zwischen 1640 und 1644 leitete der von Taddeo Barberini beauftragte römische Architekt Francesco Contini die Erweiterungsarbeiten gen Via dei Pettinari und baute den neuen Eingang auf der Seite Richtung Piazza del Monte di Pietà. Das Domus magna der Barberini wurde endgültig Mitte des 18. Jh. fertig gestellt, als es, nachdem es als Ordenshaus der Barfüßigen Karmeliten gedient hatte, von dem Monte di Pietà erworben wurde. Der vom neuen Besitzer geförderten, weiteren Vergrößerung, entspricht das von Nicola Giansimoni gebaute ovale Atrium VIA DEI GIUBBONARI Die Strassen von Rom 22 spätrömischen Barocks befindet: Die Cappella della Santissima Trinità, Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit. Dieses monumentale Gebäude, dessen ursprünglicher Kern aus dem 16. Jh. stammt, und auf dem Carlo Maderno im Jahre 1604 weiterbaute, schließt die von Francesco Paparelli zwischen 1639 und 1642 geplante Kapelle mit ein. Sie wurde als Monument entworfen, um die Geschichte und die wohltätigen Zwecke des Institutes Monte di Pietà zu preisen. Das Institut Monte di Pietà wurde 1539 vom Minorit Matteo Calvi gegründet mit dem Ziel, Geld zu sehr geringen Zinssätzen zu verleihen, um der sozialen Plage des Wuchers Einhalt zu gebieten. Es wurde später, im Jahre 1798 von der französischen Verwaltung abgeschafft. Nach etlichen Begebenheiten wurde es schließlich ab 1937 in die römischen Sparkasse „Cassa di Risparmio di Roma“, der heutigen Banca di Roma, aufgenommen. Die Kapelle belebt eine sehr reichhaltige Dekoration aus wertvollen Skulpturen, die von kostbaren bunten Marmorbildwerken und Vergoldungen besonders hervorgehoben wird. Der Entwurf der Innendekoration, zwischen 1600 und 1670 von Giovanni Antonio De Rossi geschaffen, sah auch strukturelle Veränderungen vor und wurde Ende desselben Jahrhunderts von Carlo Bizzaccheri vollendet. Auf der Straße Via dell’Arco del Monte, erhebt sich die Kapelle Cappella della Madonna del Soccorso, eigentlich eine breite, von Gittern abgeschirmte Nische, die im Jahre 1759 erbaut wurde, als Monte di Pietà das neben dem eigenen Palazzo gelegene Gebäude erworben hatte, bereits Sitz der Barfüßigen Karmeliten, die es ihrerseits von der Barberini Familie erhalten hatten. Eigentum der Barberini war außerdem das Haus aus dem 16. Jh., das sogenannte casa cinquecentesca, Hausnummer 47. Seine harmonisch gestaltete Fassade wird von elegant umrahmten Fenstern unterbrochen, unter denen ganz besonders die mit prunkvollen Rosetten besetzten, umwölbten und mit Tragbalken verzierten Fenster hervortreten (Vasari schreibt dieses Werk einem Architekten des Kalibers Baldassarre Peruzzi zu). Die wunderschöne Fassade war überdies mit einer großen, heute sehr verblassten Fassadenmalerei versehen, im Einklang mit der im 15. und 16. Jh. in Rom eingeführten Mode, die Fassaden der adeligen Paläste mit Malereien und Sgraffiti zu verzieren. Die darin enthaltenen Darstellungen wurden meist der Mythologie entnommen und zielten darauf, den Ruhm der Eigentümerfamilie des Gebäudes hervorzuheben. Kurz danach biegt man in die Gasse Vicolo delle Grotte, schon der Krypten, so genannt wegen der Wandelgänge des Pompeius-Theaters, die später als Werkstätten benützt wurden. Unter den, sich auf der Seite der Via dei Giubbonari, die noch zum Stadtviertel Parione gehört befindlichen Gebäuden, tritt besonders der barocke Bau des Palazzo Ghetti, Nr. 89 hervor, der sich als Eckhaus zwischen Via dei Giubbonari und Via dei Chiavari erhebt und dessen schönes Eingangstor mit Balkon ins Auge sticht. Letzte Haltestelle auf dem Spaziergang durch diese Straße ist die Kirche Chiesa di San Carlo ai Cantinari, wahrhaftiges Meisterwerk des Stadtteils. Sie befindet sich an der Mündung der Straße in Richtung Via Arenula. Ihr Ursprung reicht auf das Ende des 16. Jh. zurück, als sich die Gemeinschaft der Barbaniti, die Kongregation der Geistlichen, die in Mailand von Sant’Antonio Maria Zaccaria gegründet wurde, in Rom bei der Kirche von San Biagio de Anulo niederließ, welche sich zwischen der heutigen Gasse Vicolo dei Chiodaroli und der Straße Via dei Monti della Farina befindet. Die Geistlichen begannen alsbald die umliegenden Grundstücke aufzukaufen, in denen die sogenannten „catinari“, also die Töpfer, ihren Sitz hatten. Später erhielten sie die Erlaubnis, neben dem alten Pompeius-Theater eine neue große Kirche zu bauen, die Kirche von San Carlo Borromeo, großer Bewunderer des Barnabita Ordens. Die Bauarbeiten begannen Anfang des 17. Jh. nach dem Projekt des aus den Marken stammenden Architekten Rosato Rosati und zogen sich, wenngleich in abwechselnden Phasen, bis zur Mitte des Jahrhunderts hinaus. Aus dam Jahr 1638 stammt die wunderschöne Fassade von Giovan Battista Soria: Das Oval oberhalb des mittleren Eingangstors beinhaltete die Malerei von Guido Reni, welche den San Carlo in preghiera, den Heiligen Karl im Gebet, darstellte. Heute ist sie im hinteren Teil des Chores der Kirche zu sehen. Ganz besonders an dem Bau ist jedoch das Rippengewölbe, das auf einer sehr hohen Trommel stützt und von insgesamt zwölf kleinen Fenstern beleuchtet wird. Eine für die Tradition der römischen Baukunst kühne und innovative Struktur. Auch das Kircheninnere stellt sich wie eine wahrhaftig ausgewählte Sammlung der Malerei aus der Zeit zwischen dem 17. und dem 19. Jh. Darunter stechen besonders die Werke der Maler des Kalibers von Giovanni Lanfranco und des Domenichino hervor, Schöpfer der wunderschönen Fresken der Kuppel. iese Strasse verbindet die Via degli Uffici del Vicario (Sitz der Notariatsbüros des Gerichtshofes) und die Piazza di San Lorenzo in Lucina (im Herzen einer Gegend, durch die die Grenze zwischen dem gleichnamigen Bezirk Campo Marzio und dem Bezirk Colonna lief). Sie war auch als Via di Santa Maria in Campo Marzio bekannt, aufgrund des syrischantiochenischen Klosters, das sich am naheliegenden Platz (ebenfalls Campo Marzio bezeichnet) befindet. Die Strasse nimmt einen beschränkten, aber eindrucksvollen Abschnitt des alten Campo Marzio (des Marsfeldes) ein. Dieser wurde als das weitgehende, ebene Gelände identifiziert, das für die Kriegsvorbereitungen der römischen Legionen bestimmt war und wo ein dem Mars (röm. Kriegsgott) geweihtes Heiligtum errichtet wurde. Aus dem Campo Marzio ergaben sich übrigens die nachherigen Ortsnamen. Auf diesem Acker entstanden in kurzer Entfernung und kurz aufeinander einige der prominentesten Denkmalkomplexe der Antike, viele von denen umgeben heute noch das durch die gegenwärtige Via di Campo Marzio durchquerte Areal, wie das Pantheon auf der naheliegenden Piazza della Rotonda und das Hadrianeum auf der Piazza di Pietra. Ein für die Verstädterung dieses Gebiets entscheidendes Ereignis war im Mittelalter die Gründung des Konvents von Santa Maria della Concezione in Campo Marzio, das höchst wahrscheinlich bereits im Jahre 806 um die gleichnamige Kirche entstand, die ihrerseits um die Mitte des 8. Jahrhunderts von Papst Zacharias einer Gruppe von Basilianernonnen zugewiesen wurde. Das ehemalige Kloster, heute Dependance der Abgeordnetenkammer, umfasst auch die Kirche von San Gregorio Nazanzieno, die 795 als Oratorium entstand und im 12. Jh. mit einem Glockenturm bereichert wurde. Die Kirche Santa Maria in Campo Marzio wurde an ihrer gegenwärtigen Stelle 1563 auf Entwurf von Giacomo Della Porta gebaut, dem im Laufe der Zeit Carlo Maderno und Francesco Paparelli folgten. Sie wurde 1668 – 1685 von Giovanni Antonio De Rossi umgestaltet und erhielt letzten Endes dadurch ihre barocken Züge. Beide Kirchen wurden 1563 in denselben Klosterkomplex eingegliedert. Um dieses Gebiet war bereits im 12. Jh. ein ziemlich dichtes Baugewerbe zu verzeichnen, vor allem wegen der zahlreichen Besitztümer des Klosters und des angrenzen- den Baubestandes. Seit der Renaissance ließen sich hier wichtige Adelsfamilien nieder, die den Bau der eigenen Palazzetti in dieser Gegend förderten: In der Via del Campo Marzio wohnte die drittwichtigste Familie des Bezirkes, die Contis. Im Laufe der folgenden Jahrhunderten gipfelte diese Tendenz in der Ausführung von prominenten Bauwerken wie Palazzo Chigi und insbesondere Palazzo Montecitorio auf den naheliegenden bzw. gleichnamigen Plätzen. Gleichzeitig wurden im Zuge der großartigen städtebaulichen Strukturierung, die in der ersten Hälfte des 16. Jh.s zur Definition vom Tridente führte, gezielte Maßnahmen zur Rationalisierung der umliegenden Strassen und Plätze getroffen. Mitte des 17. Jh.s wurde auf Veranlassung von Papst Alexander VII. Chigi die Regulierung der Strasse vorgenommen, die von San Lorenzo in Lucina zum Marsfeld führte. Diese Vorkehrung fand Widerhall im Wappen des Papstgeschlechts, das von drei Hügeln im Relief gekennzeichnet ist, und an der Ecke zwischen dem ehemaligen Caracciolini Kloster und Via di Campo Marzio zu sehen ist. Das heutige Gefüge dieses Areals geht auf die Maßnahmen der Zeit nach der Einigung Italiens zurück, letzteren ist auch die Einweihung von der Piazza del Parlamento zuzuschreiben, die städtebaulich als würdiger Zugang zum Parlament sowie zum naheliegenden Banco di Santo Spirito konzipiert wurde. Via di Campo Marzio, ursprünglich bekannt durch die berühmten Kurzwaren- und Garngeschäfte, die sie flankierten, beginnt von der Via degli Uffici del Vicario mit einem Bauwerk aus dem 18. Jh., Palazzo Orlandi, an der Hausnummer 1. Dieser ist an der Ecke mit einer eindrucksvollen heiligen Nische (Ädikula der Maria) verziert, einer der vielen „Madonnelle“ (Madonnenbilder) so typisch für Rom, die dazu bestimmt waren, den jeweiligen Bezirk bzw. die entsprechende Strasse zu schützen. Die Ergebenheit des Volkes findet in diesem Falle ihren Ausdruck in einer bemalten Statue aus Terrakotta, die die Jungfrau Maria mit Schlange darstellt. Sie ist in einem raffinierten, ovalen Stuckrahmen zu sehen, umgeben von fliegenden Engeln und einem Baldachin. Sie ist auf den Beginn des 18. Jh.s zu datieren. Die Nische ist ein kostbares Exemplar des Rokokostils, wobei die Statue von einem 23 Die Strassen von Rom D VIA DI CAMPO MARZIO VIA DI CAMPO MARZIO VIA DI CAMPO MARZIO Die Strassen von Rom 24 unbekannten Bildhauer des 19. Jh.s stammt. An der Hausnummer 74 ist die Druckerei der Abgeordnetenkammer zu finden, die am selben Ort entstand, wo sich einmal das Kloster der Padri della Missione aus dem 17. Jh. befand. Die Kongregation der Signori della Missione, der sogenannten Lazaristen, wurde in Paris vom Hl. Vincenzo de Paoli gegründet. Dieser erwarb 1659 den Palast vom Kardinal Toschi neben Montecitorio mit dem Absicht, daraus seine Wohnstätte zu machen. Im ausgedehnten Areal zwischen der heutigen Via della Missione, Via degli Uffici del Vicario und Via di Campo Marzio wurde dank der Großzügigkeit der Herzogin D’Anguillon Maria Magdalena De Vignarod ein großartiger Komplex gebaut, der die kleine Chiesa della Santissima Trinità (Kirche der Hl. Dreifaltigkeit), ein Wohngebäude und auch einen Garten umfasste. Mitte des 18. Jh.s wurden sowohl das Gotteshaus als auch die Wohnstätte umgebaut (der erste Entwurf von Bernardo Della Torre ist heute komplett verändert). Daraufhin, 1876-1914, wurde der ganze Komplex enteignet. Der ursprüngliche Eingang des Wohngebäudes, dem ein Portal aus dem XV. Jh. mit nachherigen Ergänzungen eingefügt ist, befindet sich in der Via degli Uffici del Vicario Hausnummer 17, wobei der Eingang zur Kirche in der Via della Missione Hausnumer 1 zu finden ist. Im Laufe der Bauarbeiten zur Vollendung des Complesso della Missione kamen Überreste der Ustrina der Antonini Herrscher (d.h. der Stellen, an denen die Mitglieder der kaiserlichen Familie verbrannt wurden) ans Tageslicht. Am selben Ort befand sich in der Antike die monolithische Säule aus rotem Granit, die 105-106 zu Ehren des göttlichen Antoninus Pius errichtet wurde. Ausgegraben im Jahre 1705 wurde sie unter Papst Pius VI. zerteilt und zur Instandsetzung von Obelisken und anderen antiken Kunststücken wiederverwendet. Nur der kostbare Säulenfuß aus wertvollem, italischem Marmor blieb erhalten. Dieser befand sich eine Zeitlang auf der Piazza Montecitorio, wohin er auf Veranlassung von Papst Benedikt XIV. im Zuge von Restaurierungen durch Ferdinando Fuga gelangt war, und wurde danach im Cortile delle Corazze im Vatikan aufgestellt. Nach einem Gebäude aus dem 16. Jh., mit den Hausnummern 72-73, dessen Fassade durch künstlerische Gurtgesimsleisten rhythmisiert ist, gelangt man zu einem der bedeutendsten Bauwerken dieser Strasse, Palazzo Marescotti, mit den Hausnummer 69, wonach ursprünglich ein Abschnitt der heutigen Via di Campo Marzio benannt wurde. Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um denselben Palast der Portugiesischen Botschaft, der in den Plänen von Rom aus dem 18. Jh. erwähnt wird. Hier ließ sich die vornehme Familie des Botschafters nieder, die in Rom seit dem 15. Jh. anwesend war und mit den mächtigen Geschlechtern der Orsini, Farnese und Ruspoli verwandt war. Die Fassade ist in der Mitte mit einem imposanten Portal aus dem 17. Jh. geschmückt, auf dem das Wappen der Marescotti zu sehen ist, (mit einem auf den Hinterbeinen stehenden Panther, auf dem ein gekrönter Adler ragt). Daneben erhob sich der inzwischen zerstörte Palazzo Rondinini, der im 16. Jh. gebaut und danach verlassen wurde, als die gleichnamige Familie in das naheliegende Gebäude an den Corso umzog. Am Ende des Largo dell’Impresa, dessen Name darauf zurückzuführen war, dass hier das Impresa del Lotto seinen Sitz hatte, war die Casa degli Agostiniani di Santa Maria del Popolo, mit der Hausnummer 3, die 1748 wiedererrichtet wurde. An der Mauer, die sich in Richtung Via in Lucina hinzieht, ist eine Tafel angebracht, die an die Auffindung des Obelisk von Psammetikh II. erinnert, der auf Wunsch von Augustus aus Heliopolis nach Rom gebracht worden war und auf dem Marsfeld als Schattenstab einer riesengroßen Sonnenuhr diente. Aufgefunden wurde er 1587 von Domenico Fontana, aber vollständig ausgegraben wurde er erst im Jahre 1789 während des Pontifikats von Pius VI. Daraufhin wurde er mit Teilen der Colonna Antonina restauriert und schließlich an der Piazza di Montecitorio durch den Architekten Giovanni Antinori aufgestellt. Unterhalb des Fundaments eines Gebäudes aus dem 18. Jh. an der Hausnummer 48 in der Via del Campo Marzio, dessen Fassade von einer ornamentalen Stuckverzierung gekennzeichnet ist, wurden im Hof Spuren des Strassenpflasters aufgefunden, wo griechische Inschriften aus bronzenen Buchstaben betreffend die Sonnenuhr von Augustus mit Angabe der Tierkreiszeichen sowie des Sternbildes der Venus eingefügt sind. Als nächstes ist Palazzo Magnani, mit Hausnummer 46, zu bewundern. Dieser war der ehemalige Sitz der Accademia Filodrammatica Romana, die Graf Giuliano Caprinica Del Grillo als Vorstand führte. Das Gebäude ist mit einer harmonischen Fassade aus dem XVIII Jh. versehen, die VIA DI CAMPO MARZIO Abgeordnetenkammer) gewonnen worden war. Der Architekt aus Palermo schuf eine effektvolle Fassade, die er mit Anregungen des Liberty-Stils belebte und von einer „monumental-grandiosen“ Tendenz inspiriert war. Diese Tendenz war typisch für die römische Architektur in den Jahren der Vorbereitung der Weltausstellung im Jahre 1911, die als Verherrlichung des 50. Jubiläums der Proklamation von Rom zur Hauptstadt Italiens gedacht war. Auf der Fassade zeichnen sich die von Domenico Trentacoste angefertigten allegorischen plastischen Gruppen ab, die auf die Wiedererweckung und auf den Triumph des italienischen Volkes hindeuten. Der neue Parlamentssitzungssaal, der dem klassischen Vorbild der römischen Theater folgt, wurde mit einer strahlenförmig verzierten Glasdecke mit einer markanten LibertyPrägung versehen, deren Innenseite Giulio Aristide Sartorio schmückte. Sartorio führte den langen Verzierungsfries aus, der die Allegorien der Zivilisation und der Geschichte Italiens zeigt. Der naheliegende Palast an der Hausnummer 18, ehemaliger Sitz der Banca d’Italia, wurde 1918 – 1923 infolge des Abbruchs der vorherigen Strukturen - darunter auch Bauten wie der Palast der Familie Chigi und der Palast der Grafen von Palombara - von Marcello Piacentini (einer der prominentesten Figuren der römischen Architektur in den Jahren des sog. Governatorato) in klassizistischer Form erbaut. Die Strasse endet mit dem Gebäudekomplex an der Ecke zwischen der Via di Campo Marzio und der Piazza di San Lorenzo in Lucina. Dieser war in vergangenen Zeiten der Sitz des Klosters der Chierici Regolari Minori di San Francesco Caracciolo, auch Caraccilini benannt. Der Orden wurde 1588 in Neapel gegründet; die Messen wurden in der angrenzenden Chiesa di San Lorenzo in Lucina zelebriert, die 1606 den Ordensbrüdern von Papst Paul V. zugewiesen wurde. Das Gebäude beherbergt heute eine höchst repräsentative Carabinieri-Kaserne, aber es wurde zwischen 1663 und 1665 auf Entwurf von Carlo Rainaldi wiedergebaut und zum Kloster umgewandelt. Der Architekt arbeitete am bereits bestehenden Bauwerk aus dem vorherigen Jahrhundert (Palast und Garten der Familie Acquaviva), wobei der hintere Flügel, der auf den Piazza del Parlamento blickt, 1690-1700 von Francesco Carlo Bizzaccheri ausgeführt wurde. 25 Die Strassen von Rom mit kostbaren Stuckverzierungen, rhythmisch abwechselnden Fenstern mit eleganten Umrahmungen, einem zentralen Eingang mit einem bogenförmigen Hauptgesims, und künstlerisch wertvollen, großen Konsolen verziert ist. Etwa in der Mitte von Via di Campo Marzio öffnet sich der Raum zur trapezförmigen Piazza del Parlamento, auf dem sich der Palazzo del Parlamento und das Gebäude des Banco di Santo Spirito befinden. Der erste wurde 1903-1927 von Ernesto Basile errichtet. Der Architekt lehnte den neuen Gebäudeteil an den hinteren Bauabschnitt des Palazzo di Montecitorio. Das sich daraus ergebende gewaltige, viereckige Bauwerk einverleibte den Saal Camotto, der seinerseits Ende des 19. Jh.s vom Hof des antiken Palazzo della Curia Innocenziana, d.h. vom Palazzo di Montecitorio (seit 1871 Sitz der VIA DEI CESTARI VIA DEI CESTARI D Die Strassen von Rom 26 ie Via dei Cestari ist die Strasse, die die Piazza della Minerva mit dem Largo di Torre Argentina verbindet und das Herz des historischen Bezirks Pigna (ital. Pinienzapfen) in zwei Hälfen teilt. Der Name dieser Gegend geht auf den enormen, bronzenen Pinienzapfen zurück, der ursprünglich als Verzierung eines Brunnens der Thermen von Agrippa gedacht war und später im Hof des Belvedere im Vatikan aufgestellt wurde. Auf diesen gehen übrigens die wiederkehrenden Darstellungen von Pinienzapfen wie z.B. der Pinienzapfen am kleinen Bezirksbrunnen auf der Piazza San Marco zurück. Für diesen Bezirk ist auch eine ganz andere Ausstattung typisch, nämlich eine in der Zeit gewachsene, zusammengesetzt aus antiken Fundstücken sowie anderer kleindimensionierten Elementen wie Wappen, Nischen, Tafeln, Stützbalken, die an den jeweiligen Gebäudemauern angebracht wurden. Der Bezirksteil, der von der Via dei Cestari unterteilt wird, hat das städtebauliche Gefüge erhalten, das im Laufe des 16. und 17. Jh.s entstand, als die Strassenverläufe der Via dei Cestari sowie von vielen anderen Strassen in der Nähe begradigt wurden. Vor der städtebaulichen Regulierung, die kurz nach der Proklamation von Rom zur Hauptstadt Italiens 1870 eingeleitet wurde, d.h. vor der Einweihung des Corso Vittorio Emanuele, gelangte die Strasse bis zur Via dell’Arco della Ciambella, die sich ihrerseits auf den Überresten des kreisförmigen Saals der Thermen von Agrippa (die ältesten Thermen in Rom, die das Areal einnahmen, das sich derzeit zwischen Via dei Cestari, Torre Argentina und dem Pantheon erstreckt) befand. Neben den antiken Thermen war das Stagnum Agrippae, ein großes Becken, das durch den Acquedotto della Vergine (Aquädukt der Acqua Virgo) versorgt wurde. Von der römischen Anlage sind heute einige imposante Elemente aus Ziegelsteinen erhalten, die in das Bauszenarium der Via dell’Arco della Ciambella eingefügt sind. Diese Strasse, die durch die Zerstörung des Rundsaals der Thermen verwirklicht und 1621 von Papst Gregor XV. eingeweiht wurde, zweigt rechtwinkelig von der Via dei Cestari ab. Letztere verdankt ihren Namen den Herstellern und Verkäufern von Körben (ital. Cesto) und Körbchen, die oft ihre Lager und Läden hier hatten. Derselben Tätigkeit war der angrenzende Vicolo delle Ceste gewidmet, der zuerst Vicolo dei Porcari hieß, nach der Familie benannt, die die insula zwischen der Via und der Piazza della Pigna, Via dei Cestari und Vicolo delle Ceste besaß. Die heutige Bezeichnung (eben Via delle Ceste) erhielt sie 1871 als Folge der Revision der Ortsnamen in römischer Mundart und deren Anpassung an den toskanischen Sprachmodus, wie vom Piemontesischen Ausschuss für Ortsnamen in der Zeit nach der Einigung verfügt worden war. Vom antiken Palazzo dei Porcari ist ein Portal aus dem 14. Jh. sowie einige Elemente des Hofes von einem Gebäude im Vicolo erhalten. Die Via dei Cestari war auch als via dell’Arco dei Leni bekannt, weil dort ein mit einem Architrav versehener Durchgang (der zu den Thermen von Agrippa gehörte) unterhalb eines Wachtturmes vom Baukomplex der Familie Leni zu finden war. Der genannte Durchgang wurde 1577 niedergerissen, um eine breitere Straße gestalten zu können. Zusammen mit der Via di San Nicola de’ Cesarini bildete die Via dei Cestari die antike Strada dei Calcarari, die Piazza Mattei mit Piazza della Minerva verband. Diese alte Bezeichnung bezog sich auf die gesamte Gegend zwischen Piazza dell’Olmo und Santa Lucia dei Ginnasi bis hin zur Chiesa delle Sacre Stimmate di San Francesco. Das Gotteshaus, das die Via dei Cestari zur Piazza Argentina hin abschließt, war ursprünglich den Santi Quaranta Martiri (den Vierzig Heiligen Märtyrern) geweiht und mit Bezug auf die sich dort damals befindenden Brennereien zur Gewinnung und Herstellung vom Kalk aus antiken Marmorbruchstücken „ai Calcarari“ benannt. Die Via dei Cestari beginnt bei der kleinen, harmonisch gegliederten Piazza della Minerva, in deren Mitte sich der berühmte Elefant von Bernini befindet, der nach einer Inspiration des Werkes des Polifilo (verfasst 1499 von Francesco Colonna) entworfen und 1667 von Ercole Ferrata angefertigt wurde – als Stütze bzw. Sockel für einen der 13 in Rom zu findenden Obelisken. Die pittoreske und schattige Strasse entfaltet sich innerhalb des kaum übersehbaren Gewirrs von Plätzen, Gassen und Strassen, flankiert beiderseits von einmaligen Baukulissen, die sich aus einigen der wichtigsten adeligen Palästen bzw. Gebäuden der Stadt zusammensetzen. Die Strasse durchquert ein prominentes Stadtgebiet, in dem einige vornehme römische Familien ihren Wohnsitz wählten, da sich hier die wichtigsten Ordensgemeinschaften befanden, wie z.B. die Dominikaner, das Kloster der Minerva, die Jesuiten (verantwortlich für die großartige Stiftung des Collegio Romano – eben einst VIA DEI CESTARI Eingang des „Dado Farnese“ („Farnese Würfel“ d.h. Palazzo Farnese) sowie das „Portale di Carbognano“ (Zugang zu Palazzo Sciarra Colonna al Corso), die als eine der elegantesten Sehenswürdigkeiten Roms gelten. Auf der anderen Strassenseite entwickelt sich der seitliche Bauteil des großen Gebäude Seminario Francese: Das Pont. Seminarium Gallicum erwarb 1856 das der Kirche Santa Chiara angrenzende Konvent, das antike Kloster Casa Pia (wie dem Namen zu entnehmen ist, war es Papst Pius IV. geweiht). Dies entstand nachdem Karl Borromäus 1562 den Franziskanerinnen einige Gebäude in der Gegend der antiken Thermen von Agrippa zugewiesen hatte, damit diese daraus einen Konventkomplex errichten konnten. Die Restaurierung der Kirche wurde genehmigt. Daraufhin beauftragte das Französische Seminar Luca Carmini, Architekt der Fassade von Santa Chiara, mit dem Umbau des Konvents. Carmini kümmerte sich zuerst mit der Erneuerung des Innenhofes und danach, 1885, mit der Umstrukturierung des gesamten Baublocks. Das Konventgebäude entlehnt seine eklektischen Formen dem Renaissance-Stil, setzt sich aus drei Etagen und aus einem zusätzlichen, nachträglich hinzugefügten Überbau zusammen. Nach dem Hotel Minerva und der anliegenden Gasse, Vicolo delle Ceste, erreicht man wenig weiter den Block von Häusern der Familie Porcari aus dem XV. Jh., dessen Fassade auf die Via della Pigna Hausnummer 19 blickt und dessen Bauteile im 19. Jh. in einen Gebäudekomplex einverleibt wurden. Die einzige Bezeugung der ursprünglichen Anlage ist ein schönes, inzwischen zugemauertes Marmorportal in der Via delle Ceste an der Hausnummer 25. Über dem genannten Portal wurde Ende des 19. Jh.s eine Gedenktafel zu Ehren von Stefano Porcari angebracht, anstatt der hier vorher beherrschenden Büste des Catos (berühmten Ahnes der Familie Porcari). Hinter dem Baukomplex ist eine der bedeutendsten Kirchen dieses Bezirkes zu bewundern: die Chiesa di San Giovanni della Pigna, bereits im 10. Jh. als San Ioannis in Pinea bekannt, als Nebengebäude des Convento di San Silvestro in Capite. 1584 wurde die Kirche der Erzbruderschaft der Pietà dei Carcerati zugewiesen, die wenigen Jahren zuvor mit einer Bulle von Gregor XIII. gestiftet worden war. Dieser Papst förderte die Errichtung der Kirche und betraute 1624 mit deren Ausführung den Architekten Angelo Torroni. Das Gotteshaus wurde im 18. Jh. restauriert. Im Zuge der weitgehenden Arbeiten wurde die Anlage neuformuliert: Daraus ergab sich eine einschiffige 27 Die Strassen von Rom Kolleg des Jesuitenordens - und für die Chiesa di Sant’Ignazio) und dadurch in unmittelbarer Nähe des überwältigenden und symbolisch einmaligen Pantheons. Der Beginn der Strasse ist an der rechten Flanke vom Palazzo Fonseca gekennzeichnet, der das angesehene Hotel Minerva beherbergt und eine elegante Reihenfolge von Arkaden zeigt. Das monumentale Gebäude wurde Anfang des 17. Jh.s von der gleichnamigen Familie portugiesischer Herkunft errichtet, wobei die bis dahin bestehenden Bauwerke, die ursprünglich im Besitz der Familie Porcari waren, miteinbezogen wurden. Der Palazzo wurde 1841 vom französischen Unternehmer Giuseppe Sauve erworben und es erfolgte eine radikale Umstrukturierung durch Enrico Calderari (einen von der Gemeinde angestellten und von Giuseppe Valadier hoch geschätzten Architekt). Calderari fügte die unterschiedlichen Bauwerke zu einem einheitlichen Bauensemble zusammen, in dessen Zentrum sich der Adelspalast aus dem 17. Jh. sowie der dazugehörige wunderschöne zu einem Wintergarten umgewandelte Innenhof befinden. Die moderne und zugleich effiziente Baustruktur wurde damals schon ausschließlich als Hotel verwendet, was heute noch der Fall ist. Die beiden Haupteingänge, die auf die Piazza della Minerva (Hausnummer 69) blicken, halten die kanonische Ordnung ein: bossiertes Portal, darauf liegender Balkon, gestützt von Säulen im Einklang mit der im 16. Jh. für die römischen Adelspaläste so typischen Formel. Die berühmtesten Beispiele hierfür sind der imposante Kirche, die von Virginio Vespignani 1838 erneut revidiert wurde. An der Seite des Gebäudes in Richtung Vicolo della Minerva ist eine heilige Nische (Ädikula der Maria) mit einem raffinierten Marmorrahmen mit der Darstellung des Pinienzapfens als Symbol des Bezirkes zu sehen. In der Mitte sticht ein Freskogemälde eines unbekannten Malers von der Wende zwischen dem 17. und dem 18. Jh. hervor. Es stellt Maria mit dem Kinde zwischen den Heiligen Petrus und Paulus dar. Eine andere kostbare Nische dieser Gegend, die übrigens auch von der Via dei Cestari aus bewundert werden kann, wurde in der Via dell’Arco della Ciambella an den Hausnummern 9-10 wiederaufgestellt. Diese befindet sich am Widerlager eines römischen Bogens der Thermenanlage und wird von einem ausgefeilten Stuckrahmen umrahmt. Das Gemälde stellt Maria mit dem Rosenkranz dar und stammt vom Pietro Campofiorito aus dem späten 19. Jh.. Danach folgt an der Hausnummer 21 ein gewaltiges Bauwerk, der Palazzo Maffei Merescotti, eine bewundernswürdige Demonstration des Talents von Giacomo della Porta. Das großartige Gebäude, dessen Hauptfassade auf die Via della Pigna (Hausnummer 13A) blickt, wurde ab 1580 im Auftrag vom Kardinal Marcantonio Maffei gebaut, der zum Zwecke der Errichtung seines Palastes die bis dahin bestehenden Adelsburgen niederreißen ließ. nfolge einer Unterbrechung der Arbeiten im Zusammenhang mit dem Ableben des Purpurträgers erbte der Palast am Ende desselben Jh.s Camilla Peretti, Schwester des damaligen Papstes Sixtus V., die somit in einem der repräsentativsten Bauwerkes von Giacomo della Porta ihren Wohnsitz hatte. Eine einträchtige, ausgeglichene Komposition kennzeichnet sowohl die Hauptfassade als auch die Seite an der Via die Cestari. Den jeweiligen Eigentumsübertragungen, die aufeinander folgten, entsprachen ebenso viele architektonische Umwandlungen, speziell was den Hof betrifft. Besonders hervorzuheben ist die Anpassung durch Ferdinando Fuga, den Architekten der Palazzi Apostolici, Mitte des 18. Jh.s. Das Portal an der Via dei Cestari ist von Lisenen mit Kompositkapitellen in Anlehnung an eine im 19. Jh. höchst wahrscheinlich von Andrea Sarti (der dieses Bauwerk zu Ende brachte) ausgearbeitete Komposition flankiert. Das Gebäude wurde im Laufe der Zeit Besitztum des Heiligen Stuhls und ist heute als solches Sitz der Azione Cattolica. Diesem gegenüber ragt ein knapper aber dafür eleganter Bau empor, der Palazzo Muti Sacchetti, nachher Savorelli Papazzurri VIA DEI CESTARI I Die Strassen von Rom 28 e Pesci, an der Hausnummer 34, benannt. Dieser wurde Mitte des 19. Jh.s von Virginio Vespignani auf der Anlage aus dem 17. Jh. errichtet, die dem Kardinal Ottavio Paravicini gehörte. Architektonisch angrenzend ist Palazzo Strozzi Besso in Largo delle Stimmate Hausnummer 26, dessen Hauptfassade auf den Largo di Torre Argentina (Hausnummer 11) blickt. Sein ursprünglicher Aufbau geht auf das 16. Jh. zurück, als das Gebäude zuerst Wohnstätte der Rustici und nachher der Olgiati war. Es wurde im Laufe der Zeit von Carlo Maderno umstrukturiert, der es mit dem wunderschönen Marmorportal hin zur Chiesa delle Stimmate ausstattete, das die Umbaumaßnahmen im späten 18. Jh. überstand. Mitte des 19. Jh.s überging der Besitz an die Familie Strozzi, bis zum Jahre 1907, als das Gebäude zugunsten von Marco Besso veräußert wurde. Es ist heute noch Sitz der gleichnamigen Stiftung, die zur Aufrechterhaltung und weiteren Ergänzung der umfassenden Familienbibliothek bestimmt ist. 1882 wurde das Gebäude enteignet, um die Öffnung der neuen umbertinischen Verkehrsader, Corso Vittorio Emanuele, zu erlauben. Aus diesem Grund wurde der prachtvolle Innenhof beseitigt und ein Großteil der ursprünglichen Baustruktur kompromittiert. Am Ende der Via dei Cestari befindet sich die Kirche, die den Wundmalen vom Hl. Franziskus geweiht ist und sich gegenüber der bereits geschilderten Seite vom Palazzo Besso erhebt. Diese entstand auf den Ruinen eines älteren Gotteshauses, das den Hl. Vierzig Märtyrer von Senaste geweiht war (ursprünglich Chiesa de Calcarario und nachher, ab dem 16. Jh. Chiesa die Santi Quaranta de Lenis Kirche Hl. Vierzig de Lenis) bezeichnet. 1597 wurde die Kirche umbenannt, als sie der Bruderschaft der Heiligen Wundmale zugewiesen wurde. Sie erhielt das gegenwärtige Gefüge 1714 - 1721 auf Entwurf von Giovanni Battista Contini, der der Innenseite ihre sehr ausgeglichene Beschaffenheit borrominianischer Abstammung mit Tonnengewölbedeckung verlieh (das Kirchenschiff wurde Anfang des 19. Jh.s von Giuseppe Valadier verziert). Die Fassade mit Bogengang wurde nach dem Vorbild der Fassade der Chiesa di Santa Maria in Via (Pietro di Cortona) von Antonio Cannevari verwirklicht. Das Bogenfeld nach der syrischen Art beinhaltet eine beeindrukkende Darstellung vom Hl. Franziskus mit den Wundmalen. Das Hauptgesims ist vom Monumento Petrachia – einem Kunstwerk vom 19. Jh. von Adamo Tadolini, einem Bildhauer aus Bologna - unterbrochen. ie erstere, die den Herstellern von Holztöpfen und Geschirrwaren ihren Ortsnamen verdankt, die ihre Läden in diesem Gebiet hatten, entspricht der Strasse, die im republikanischen Zeitalter den heutigen Largo Arenula mit dem Kapitol verband. Bis zum Jahre 1539 gehörten die Holzschnitzer zur Zunft der Maurer. Im erwähnten Jahr kam es zwischen 30 Handwerkern und ebenso vielen anderen Mitgliedern desselben Vereins zu einem Zwist, so dass die einen eine selbstständige Bruderschaft stifteten, die dem Hl. Josef geweiht war. Die Bruderschaft hatte nachher eine andere Bezugskirche, nämlich die Chiesa di San Pietro al Carcere Mamertino an den Hängen des Kapitol, die seitdem Chiesa di San Giuseppe dei Falegnami benannt ist. Nachher kam es zur Universitas carpentariorum, fabrorum et lignariorum. Die Holzschnitzer stellten unter anderem auch die sogenannten „arche“, große Holztruhen her; daraus ergab sich der Name Via degli Arcari. Die Bruderschaft umfasste Fassbinder, Böttcher, Hersteller von Cembalos, Lautenmacher, Hersteller von Behältern, Kunsttischler, Kutschenmacher, Trommelhersteller, Mustermacher, Einschnitzer, Blasebalgmacher, Holzhändler, Kastenmacher, Stuhlmacher, Sägewerker, Kerbeneinschnitzer, Waschböttcher, Dreher, Holzschuhmacher, Waschschüsselhersteller: Auf die letzten ist der Beiname zurückzuführen, das den eigentlichen Namen der naheliegenden Chiesa di San Carlo ergänzt. Die Via dei Falegnami, die heutzutage Via Arenula mit Piazza Mattei verbindet, begann in der Zeit nach der Einigung Italiens bei der Chiesa dei Barnabiti und war als Via dei Catinari (Straße der Waschschüsselhersteller) bekannt. Damals stellte sie den natürlichen Lauf der alten Via Peregrinorum bzw. der von den Pilgern zur Peterskirche zurücklegten Strecke dar. Die Via dei Funari - die Straße der Seilendreher, die nach Verlassen der alten Werkstätten in der Via di Tor de Specchi in alten Zeiten auch als Via „del Merangolo“ oder Via „della Torre del Merangolo“ bekannt hierher zogen – verknüpft die Via dei Falegnami zur Via dei Delfini, deren Ortsname von der vornehmen Familie stammt, die hier ihre Adelsburg erbauen ließ. Beide Strassen stellten wichtige Verkehrsadern innerhalb des Bezirks Sant’Angelo sowie des alten Judenviertels dar. Diese Gegend war nämlich durch eine Mauer begrenzt, die Papst Paul IV. 1555 errichten ließ, um die römischen, von Trastevere Ende des 13. Jh.s hierher umgezogenen Juden dazu zu zwingen, hier zu wohnen. Der Verlauf der Via dei Falegnami, der Via dei Funari und der Via dei Delfini übernimmt einen Teil des Gebiets, worauf sich das Castrum Aureum - der alte Circus Flaminius, den 221 wie unter anderem auch die Via Flaminia C. Flaminius Nepos verwirklichen ließ – befand. Diese Strassen bildeten die Ader einer Gegend, in der vom Mittelalter an das Gewerbe der Wiederverwendung vom antiken Material aus der umliegenden archäologischen Stätten besonders verbreitet war. Hier ließen sich einige der vornehmsten römischen Familien ihre Adelsburgen errichten. Sie wussten die einmalige Schönheit der monumentalen archäologischen Reste des Circus, der Crypta Balbi, des Portikus der Octavia und des majestätischen MarcellusTheaters zu schätzen. Als Kernpunkt dieser Strecke gilt der kleine, elegante, der Adelsfamilie Mattei gewidmete Platz. Diese Piazza bietet den Rahmen für einen der schönsten römischen Brunnen: Er ist unter dem Beinamen „fontana delle tartarughe“ (Schildkrötenbrunnen) bekannt und wurde 1581 auf Entwurf des „Architekten des Römischen Volkes“, Giacomo Della Porta, geschaffen. Er gehörte zu den 18 Brunnen, die 1570 infolge der von Papst Gregor XIII. veranlassten Restaurierung des Aquädukts der Jungfrau mit dem Ziel geschaffen wurden, das Marsfeld mit Wasser zu versorgen. Der Brunnen der Piazza Mattei unterscheidet sich von den anderen della-portianischen Brunnen durch die Betonung der bildhauerischen Ausstattung von Taddeo Landini, ein anmutiges, bewegtes Spiel von wunderschönen Jünglingen und Delphinen. In der Mitte des folgenden Jh.s wurde der Brunnen restauriert. Bei dieser Gelegenheit wurden die Schildkröten hinzugefügt, die seither zum Kennzeichen des Brunnens sowie des Platzes selbst wurden (die dort angebrachten Schildkröten sind Kopien; die Originale, wahrscheinlich von Bernini, sind in den Kapitolinischen Museen zu sehen). Zum selben Plan gehörte auch der Brunnen der Piazza Giudea. Auch dieser wurde von Della Porta entworfen und infolge der städtebaulichen Regulierung dieser Gegend im 19. Jh. an seine heutige Stelle in der Piazza delle Cinque 29 Die Strassen von Rom D VIA DEI FALEGNAMI e VIA DEI DELFINI VIA DEI FALEGNAMI e VIA DEI DELFINI VIA DEI FALEGNAMI e VIA DEI DELFINI Die Strassen von Rom 30 Scole aufgestellt. Der Strassenverlauf, der mit der Via dei Falegnami beginnt und in Piazza Margherita endet, lädt dazu ein, am Anfang der Strecke in der Nähe der Via Arenula zu verweilen. Hier steht eine charakteristische Kirche der Gegend, Santa Maria in Publicolis, deren Hauptfassade zur Piazza Costaguti zeigt. Von dem ursprünglichen Tempel ist heute nichts mehr erhalten. Über den ehemaligen Grundmauern wurde die Kirche aus dem 17. Jh. errichtet. Der Architekt war Giovanni Antonio De Rossi und der Baumeister Alessio De Rossi, wobei der Auftraggeber Msgr. Marcello Stantacroce war. Die Errichtung der Kirche dauerte bis 1645 und sie wurde in der Form einer Adelskapelle der Familie Santacroce errichtet, die ihren Palast gleich gegenüber hatte. Die schöne Fassade, die sich hinter dem Tor, das auf die ersten Jahre des 20. Jh.s zurückgeht, befindet, ist mit einem Fresko verziert, das die Aufnahme der Jungfrau in den Himmel darstellt. Sie wird von einem von Pelikanen gestützten Rundgiebel bekrönt. Diese Pelikane sind das Symbol für das Geschlecht von Santacroce. Dieses Motiv tritt auch in der Innendekoration auf. Etwas weiter kommt man zum gewaltigen Palazzo Boccapaduli (Hausnummer 1015), der aus dem 16. Jh. stammt und im 17. Jh. umgebaut wurde. Auf einem der ersten Gebäude der Strasse, Hausnummer 17-18, ist eine typische „Ädikula romana“ (Nische) angebracht, die in diesem Fall die Madonna dell’Orto aus dem 18. Jh. darstellt und von einem unbekannten Maler stammt. Auf der Nummer 10 der Piazza Mattei steht der Palazzo Costaguti, der einen der malerischsten Winkel der Piazza delle Tartarughe einnimmt. Er wurde in der Mitte des 16. Jh.s von Costanzo Patrizi errichtet und ging im darauffolgenden Jh. an die Costaguti, eine reiche Bankiersfamilie aus Genua, die sich 1585 in Rom niederließ. Die Costaguti ließen den Palast durch Carlo Lombardi erweitern. Während der Umbauarbeiten wurde die Kirche San Leonardo de platea Judei abgerissen. Die Säle im ersten Stock weisen bedeutende Fresken auf, die aus der Zeit stammen, in der der Palast der Familie der Patrizi gehörte. Diese Fresken werden Künstler wie beispielsweise Federico und Taddeo Zuccari, Lanfranco, Agostino Tassi und dem Cavalier d’Arpino zugeschrieben. Der Platz wird vom Palazzo di Giacomo Mattei aus dem 16. Jh. städtebaulich dominiert. Er hat die Hausnummer 17-19 und gehörte der erwähnten Familie, die im 16. Jh. den gesamten Häuserblock zwischen der Via dei Funari, Via delle Botteghe Oscure, Via Caetani und Via Paganica besaß. Es handelt sich um die sogenannte insula Mattei, die sich auf dem Gebiet befand, wo früher das Theater des Balbus stand. Der Palast, der auch einen Innenhof mit Portikus aufweist, wurde in der Mitte des Jahrhunderts von Nanni di Baccio Pigio umgebaut. In dem imposanten Gebäudekomplex war auch der berühmte Palazzo Mattei di Giove enthalten. Der Eingang befindet sich auf der Via Caetani Nummer 32. Die Familie der Mattei, die unter den verschiedenen Titeln, die sie hatten, auch den der Herzöge von Giove aufwiesen, ließen hier gleich fünf Paläste errichten. Darunter sticht der mit der Fassade auf der Via Caetani hervor, der zwischen 1598 und 1618 von Carlo Maderna renoviert wurde. Die elegante Fassade dieses Gebäudes wird durch die Wappen der Familie Mattei und durch die der Familie Gonzaga (das Geschlecht, aus dem die Gemahlin von Astrubale Mattei, Herzog von Giove stammte) verziert. Dieses prächtige Gebäude ging in der Folge an die Familie Antici Mattei, die Verwandte von Giacomo Leopardi waren. Dieser berühmter Dichter wohnte 1822 im dritten Stock. Die verschiedenen Gebäudeteile sind um den wunderbaren Innenhof angeordnet, dessen Freskenschmuck von Maderno zu Beginn des 17. Jh.s entworfen wurde. Auf die glatten Felder folgen Sarkophagvorderseiten aus klassischer Zeit, Grabreliefs, Architekturteile, die aus dem umliegenden archäologischen Gebiet stammen. Die Büsten sind in harmonischen Nischen untergebracht, von Barockstuckornamenten verziert. Die neun Männerstatuen, die auf den Pilastern stehen, wurden im 16. Jh. in die Gestalt von Kaisern umgearbeitet. Sie stammen aus der wunderbaren Villa, die die Mattei auf dem Palatin besaßen. Die Gewölbe der Säle sind mit Wandbildern aus dem 17. Jh. geschmückt, die von Künstlern wie Lanfranco, Domenichino und Francesco Albani stammen. Der Palazzo wurde 1938 vom Staat erworben. Hier befinden sich heute das Centro Studi Americani, das Istituto Storico Italiano per l’Età Moderna e Contemporanea und die Discoteca di Stato. Geht man von der Via dei Funari zur Via dei Delfini weiter, trifft man auf der Nummer 12 auf den gewaltigen Palazzo Patrizi a Santa Caterina. Er wurde Ende des 16. Jh.s auf der Stelle erbaut, wo die Torre del Merangolo stand (Via Funari hieß früher Via del Merangolo). Der Turm VIA DEI FALEGNAMI e VIA DEI DELFINI durch einen von einer Tonnengewölbe überspannten Saal charakterisiert. Besonders weisen wir auf die Capella Ruiz hin. Sie wurde von Vignola entworfen. Die Fresken stammen von Annibale Carracci. Die Pfeiler wurden von Federico Zuccari mit Fresken dekoriert und die Gemälde sind auf Raffaellino da Reggio zurückzuführen, der damals in Rom im Umkreis des Raffaels tätig war. Das Hauptgebäude der Via dei Delfini ist zweifellos der gleichnamige Palast auf der Nummer 16. Mario Delfini ließ ihn Anfang des 16. Jh.s auf bereits vorher bestehenden Strukturen errichten. Diese gehörten seiner eigenen Familie und der der Frangipane. Erwähnenswert ist die Loggia, die sich im ersten Geschoss öffnet. Sie ist mit wunderbaren grotesken Malereien ausgestattet. Auch der Garten, der sich hinter dem Palast befindet, in dem die Delfini eine kostbare Sammlung antiker Kunst zusammengetragen hatten, ist eine echte Sehenswürdigkeit. Auf der Nummer 21 befindet sich in der Mauer, die den Zugang zum Vicolo dei Polacchi abschließt, eine weitere malerische „Ädikula“ der römischen Tradition. Das Bild aus dem 19. Jh. stellt die Madonna del Rosario (Madonna mit dem Rosenkranz) dar und ist in einem Holzrahmen eingeschlossen. Die Strasse mündet in einen der städtebaulich eindrucksvollsten Plätze der Ewigen Stadt, nämlich Piazza Margana. Diese wird vom Palazzo Maccarani Odescalchi, auf der Nummer 19, beherrscht, der aus dem 17. Jh. stammt, und von der Torre dei Margani, (auf Nummer 40). Der im 14. Jh. errichtete Turm wurde von Giovanni Margani (der einer Adelsfamilie aus dem benachbarten Viertel Campitelli entstammte) in einen größeren Häuserkomplex miteinbezogen, den er 1305 von der Familie der Mellini erwarb. Er selbst wurde in der prächtigen Basilika Santa Maria in Ara Coeli beigesetzt. Im gleichen Häuserblock steht der gleichnamige Palazzo Margani. Sein Eingang befindet sich in der Via dell’Ara Coeli auf der Nummer 11-13. Besonders fallen in der Fassade des Turmes eine Säule mit einem ionischen Kapitell und die typischen Steinrundscheiben auf, die sogenannten „Aquiloni“. Die beiden Portale sind mit bemerkenswerten Architekturelementen aus Marmor verziert. Das ist ein Beispiel für die systematische und durch einen gewissen Stolz auf die antike Vergangenheit charakterisierte Wiederverwendung von Spolienmaterial in neuen Gebäuden und zur Ausschmückung von Plätzen. 31 Die Strassen von Rom wurde teilweise in den damaligen Neubau miteinbezogen. Vom Staat erworben, ist der Palazzo heute Sitz der Sovrintendenza per i Beni Ambientali ed Architettonici del Lazio. Den Seildrehern ist die anschließende Kirche Santa Caterina dei Funari gewidmet. Im Mittelalter stand hier eine dreischiffige Basilika, die Santa Maria de donna Rosa in Castro Aureo hieß. Sie wurde im 9. Jh. einschiffig errichtet, der Hl. Catarina von Alexandria gewidmet, aber auch Santa Catarina donne Rosae, oder auch Santa Catarina in castro aureo genannt. Dieser Name wurde später auf Santa Caterina della Rosa oder Santa Caterina dei Funari vereinfacht. Die Kirche ist ein vernachlässigtes Meisterwerk des römischen Spätmanierismus. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s abgerissen und auf Geheiß vom Kardinal Federico Cesi (Beschützer der Bruderschaft von Santa Catarina) zusammen mit dem anschließenden Kloster neu errichtet. Die einzigartige Renaissance-Fassade ist ein Werk von Guidetto Guidetti und steht auf einem dreieckigen Platz. (Die Kulisse dieses Platzes war einst eher ein merkwürdiges Arrangement, bestehend aus der Südseite der Crypta Balbi, aus einem Gebäude, das an den Portico di Filippo anschloss, und aus der Ecke des Portikus der Octavia.) Das Innere wird VIA DI MONSERRATO D VIA DI MONSERRATO ie Via di Monserrato ist eine der elegantesten und charakteristischsten Strassen des Viertels Regola. Ihre Lage und der Ortsname hängen mit der Kirche Santa Maria di Monserrato zusammen. Die Kirche heißt so nach der Madonna des katalanischen Heiligtums von Monserrat. Eines der bedeutendsten Ereignisse in der Geschichte der Strasse war die Gründung des Gebäudekomplexes auf Initiative der Jacoba Fernanda aus Katolonien, die im Jahre 1354 ein kleines Haus in diesem Bezirk erwarb, um hier ein Spital zu gründen. Es hieß San Nicola dei Catalani und wurde Ende des gleichen Jahrhunderts errichtet. Nach der Gründung der Confraternita degli Spagnoli im Jahre 1495 wurde das Spital an ein anderes katalanisches Wohlfahrtsinstitut angeschlossen. In der Kapelle von San Nicolò ließ sich die neu gegründete Bruderschaft von Die Strassen von Rom 32 Santa Maria di Monserrato nieder. Einige Jahre später begann die Errichtung der gleichnamigen Kirche dank der Hinterlassenschaft von König Ferdinand II. und dem Ankauf von Grundstücken, die an das antike Hospiz angrenzten. Es folgte die Errichtung eines neuen Spitals in der Via di Monserrato. Die Anlage folgte der Sitte, die sich am Ende des Quattrocento verbreitet hatte, nämlich den Pilgern (insbesondere den Spaniern und Deutschen) eine besondere Betreuung angedeihen zu lassen. Das war auf die Verbindung zu Spanien des damaligen Pontifex Alexander VI., der in Jativa (Valencia) geboren war, zurückzuführen. Das Jubeljahr 1500 und die Wahl eines ausländischen Papstes zusammen mit der Entdeckung von Amerika veranlasste die Kirche, ihre apostolischen Grenzen zu erweitern. In dieses Klima der Erneuerung fügt sich der Gebäudekomplex von Monserrato ein. Vorher hieß die Strasse „Via della Chiavica a Corte Savella“ (Strasse des Abwasserkanals des Gerichtes Savella). Der Name wies auf die Chiavica di Santa Lucia oder Chiavica di Ponte (Kanal von Santa Lucia oder Kanal von Ponte) hin, einen Punkt, in dem die Via del Pellegrino, Via dei Banchi Vecchi und die heutige Via di Monserrato zusammenkamen. Diese antike “Chiavica” war eine der wichtigsten von Rom und bezeichnete die symbolische Grenze von drei Bezirken: Ponte, Parione und Regola. Die Strasse hieß jedoch damals „Via di Corte Savella“ nach dem Palast der gleichnamigen Familie, in dem das Gericht und die Carceri del Maresciallo der römischen Kurie ihren Sitz hatten. Die Via Monserrato durchquert ein Gebiet, das schon immer mit Handelsaktivitäten verbunden war. Sie wurde als das wirtschaftliche und handwerkliche Herz der Stadt angesehen. Diese Charakteristik veranlasste viele Zünfte und Bruderschaften, hier ihren Sitz aufzuschlagen. In diesem komplexen und bunten Stadtgebiet wohnten auch bedeutende Adelsfamilien. Viele von ihnen errichteten ihre prächtigen Residenzen genau in der Via di Monserrato. Die Strasse liegt tatsächlich in einem Knotenpunkt des urbanistischen Stadtgefüges besonders hinsichtlich der Verkehrsadern, die die großen Verwaltungs- und religiösen Zentren zwi- VIA DI MONSERRATO Bei der Einmündung der Via di Monserrato mit der Via del Pellegrino ist auf der Nummer 2 das Haus von Pietro Paolo „della Zecca“ aus der Spätrenaissance zu sehen. Er war Leiter der Münzprägeanstalt unter Paul II. Bemerkenswert sind auf der Fassade Reste von Fresken aus dem Cinquecento, die von Künstlern wie beispielsweise Polidoro da Caravaggio und Maturino da Firenze stammen. Sie sind ein wunderbares Beispiel der Mode am Ende des Quattrocento in Rom, nämlich die Fassaden der Adelspaläste mit Graffitos und Wandbildern zu verzieren. So wurde die Stadt zu einem wahren Museum im Freien. Danach kommt man auf der Nummer 154152 zum Palazzo Bossi, errichtet am Ende des !6. Jh., und zum Palazzo degli Incoronati de Planca aus dem Ende des Quattrocento. Dieser wurde von einer spanischen Adelsfamilie errichtet. Man kommt zur Nummer 149 zum Palazzo d’Aste, der in der zweiten Hälfte des Seicento auf dem vorher von Palazzo Orsini eingenommenen Platz (der gleiche Platz, auf dem das Gebäude steht, hieß ursprünglich nach dieser Adelsfamilie) entstand. Die kleine Platzerweiterung hat ihren heutigen Namen vom Palazzo Ricci, der Ende des 15. Jh.s für die Familie Calcagni erbaut wurde. Auch seine Fassade wurde Jahre 1525 von Polidoro und Maturino mit Fresken versehen. Die beiden Künstler waren damals in Rom am Höhepunkt ihres Wirkens. Das Gebäude wurde später durch die Einverleibung von Nachbarhäusern erweitert und kam schließlich im Jahre 1576 in den Besitz der Ricci, die im Ottocento Luigi Fontana mit der Restaurierung beauftragten. Dieser ließ auf der Fassade in den beiden letzten Stöcken eine Wanddekoration ex novo malen. Gegenüber erhebt sich auf dem Platz der Palazzo Podocotari auf Nummer 20. Er wurde im 15. Jh. für den Bischof von Nicosia errichtet und ging dann an die Orsini. Hinter dem Palazzo Ricci befindet sich die kleine und antike Kirche von San Giovanni in Ayno, heute entweiht. Sie existiert hier seit 1186. Auf der anderen Seite der Strasse auf Nummer 25 steht ein kleiner von Paolo Maderno für den Kardinal Rocci errichteter Palast. Auf Nummer 34 kommt man zum Palazzo Capponi, der im Cinquecento errichtet wurde und im Ottocento von Virginio Vespignani von Grund auf umgebaut wurde. Hier erreichen wir eine Stelle, die zu den bedeutendsten und charakteristischsten Punkten der Strasse zählt: die Kirche der Spanischen Nation und Santa Maria di Monserrato geweiht. Das ursprüngliche Projekt verfasste ab 1518 Antonio da Sangallo d. Jüngere. Er war Architekt der Farnese und entwarf den nahegelegenen prächtigen Palast wie eine Festung in der Art eines Schlosses. Zum ursprünglichen Projekt gehörte das Hauptgebäude mit der anschließenden Sakristei. Dieses wurde erweitert, als die daneben liegende Kirche Sant’Andrea Nazareth entweiht wurde. Auf 1577 geht die Errichtung des neuen Spitals zurück, die Bernardino Valperga besorgte. Dieser nahm auch die Arbeiten an der Kirche nach dem Projekt von Sangallo auf. 1582 wurde die Fassade von Francesco da Volterra gebaut, die erst 1929 von Salvatore Rebecchini vervollständigt wurde. Der einschiffigen Anlage fügte Giovanni Dosio am Ende des Jh.s die Seitenkapelle hinzu, als er über den Raum der Kirche Sant’Andrea vollständig verfügen konnte. Die malerische Ausschmückung im Inneren stammt aus dem Ottocento und ist ein Werk von Giuseppe Camporese. Dazwischen erkennt man Wandbilder aus 33 Die Strassen von Rom schen dem Vatikan und dem antiken Marsfeld verbanden. Sie beginnt bei einem der bedeutendsten historischen Plätze der Stadt. Dieser erinnert an die Macht der Familie Farnese. Aus diesem Geschlecht stammte der Kardinal Alexander Farnese, der später als Paul III. (1534-1549) Papst war. Er drückte diesem Stadtviertel seinen unauslöschlichen Stempel auf, indem er einen neuen Monumentalpalast errichtete, der mit der Zeit ein wahrer architektonischer Bezugspunkt wurde: Der „Farnese-Würfel“ gehört zu den Sehenswürdigkeiten der Ewigen Stadt. Paul III. war der letzte große Renaissance-Papst. Seine städtebauliche Politik war auf die Aufwertung der päpstlichen Macht durch eine echte Neugründung der Stadt gerichtet. Ein Beweis dafür war die Eröffnung schnurgerader Strassen mit architektonischem Hintergrund, wie die Via dei Baullari und die Fassade vom Palazzo Farnese. Dieses Unternehmen stellte den Schlussakt bei der Regulierung dieser Zone dar. Der Einfluss des Papstes konnte sich somit in einem der größten wirtschaftlichen Zentren der Stadt, das zu einer echten Zitadelle der Farnese wurde, durchsetzen. VIA DI MONSERRATO Die Strassen von Rom 34 dem Seicento, allen voran die von Annibale Carracci in der ersten Kapelle rechts. Im Konferenzsaal des dazugehörenden Collegio Spagnolo sticht das Grabmal von Kardinal Montoya hervor, das 1621 von Bernini entworfen wurde. Nach einer weiteren ebenfalls von bemerkenswerten Bauwerken abgeriegelten Strecke kommt man auf der Hausnummer 43 zum Palazzo del Collegio Inglese, der zum selben Gebäudekomplex wie die Chiesa di San Tommaso di Canterbury gehört. Die Fassade des Kollegiums aus dem 17. Jh. kennzeichnet das Gebäude, in dem die Corte Savella, das Gericht samt Kerker aus dem Quattrocento, ihren Sitz hatte (das Gebäude in der Via di Monserrato stand im Besitztum der Familie Savelli). Als das Kollegium infolge der Errichtung der neuen Kerker auf Veranlassung von Innozenz X. in der naheliegenden Via Giulia abgeschaffen wurde, wurde der Palast vom Collegio Inglese erworben, das in Entsprechung mit den neuen Bedürfnissen umbauen ließ. Die angrenzende Kirche, die schon seit dem XII. Jh. unter dem Namen „di Santissima Trinità degli Scozzesi“ bekannt war, wurde im XIV. Jh. mit einem Hospiz für englische Pilger beschenkt. Darauf hin wurde die Kirche umgewidmet. Das Gotteshaus wurde im Laufe des Seicento im Zusammenhang mit den Arbeiten am Collegio von Grund auf restauriert und de facto auch im Ottocento aufs neue wiedergebaut. An der anderen Strassenseite öffnet sich eine kleine Piazza, an der die beiden letzten Kirchen der Via di Monserrato stehen: Santa Caterina della Rota und San Girolamo della Carità. Die erste war schon im XI Jh. mit der Widmung an Santa Marieae in Catenariis dokumentiert; sie wurde dann im XVI. Jh. Santa Caterina d’Alessandria, auch als in Cathenieri benannt, geweiht, im Zusammenhang mit dem Anfang der Restaurierungen durch Ottavio Mascherino. Die neue Widmung war darauf zurückzuführen, dass die Sklaven, nachdem sie befreit und im naheliegenden Spital gepflegt wurden, ihre Ketten an den Altar der Maria als „ex voto“ deponierten. 1630 wurde die Kirche samt dazugehörigem Konvent umstrukturiert; die Fassade wurde hingegen erst Anfang des folgenden Jh.s geschaffen. 1932 wurde sie der Erzbruderschaft der Palafrenieri zugewiesen, die hierher von der Chiesa di Sant’Anna in Borgo umsiedelte. Das jeweilige Konvent hat seinen Eingang an der angrenzenden Via di San Girolamo della Carità, wo das Gebäude des gleichnamigen Hospizes seinen Sitz aufgeschlagen hatte. Dieses wurde durch Paparelli 1632 umstrukturiert. An der linken Seite der kleinen Piazza erhebt sich mit der Fassade in Richtung Via di Monserrato die kleine, uralte Kirche, die ursprünglich San Girolamo geweiht war. In der ersten Hälfte des Quattrocento gestattete Papst Martin V. den Padri Minori Conventuali, ein Spital in der Via di Monserrato zu erbauen. Der Komplex, zu dem auch das Konvent zählte, wurde in der unmittelbaren Nähe der kleinen Kirche errichtet, die spät im selben Jh. umgebaut und unter Bezugnahme auf die hier ansässigen Erzbruderschaft della Carità wieder San Girolamo della Carità gewidmet wurde. Inzwischen hatten die Minori ihren Sitz hier und ebenfalls hier wohnte 1551 der Hl. Filippo Neri, der die Erbauung des Oratoriums innerhalb der Kirche förderte. Infolge eines verhängnisvollen Brandes musste das Gotteshaus 1660 wiederaufgebaut werden. Die Errichtung des Bauwerkes erfolgte durch den tessinischen Architekten Domenico Castelle, die Fassade wurde von Carlo Rainaldi entworfen. In der Kirche selbst sind kostbare Kunstwerke gesammelt: Darunter ist die Capelle Altamoro hervorzuheben, die im Seicento von Filippo Juvara geschaffen wurde. Ein wahres Meisterwerk ist aber die Familienkapelle der Spada, die 1657 von Francesco Borromini für Pater Virgilio Spada vollendet wurde. Der kleine Raum links des Haupteingangs der Kirche wurde als prismatische Hülle konzipiert, in der sich die Wände in der Marmorverzierung auflösen, indem sie das Webewerk des Damastes wiedergeben. Der durch Illusions, Scheineffekte, für die Barockkunst so typische Geschmack ist durch die Figuren der Verstorbenen sowie durch die das Altartuch tragende Engel bekräftigt. Die Via di Monserrato endet mit einem gewaltigen Bau, Palazzo Fioravanti de Cadilhac auf der Nummer 61, das seine majestätischen Linien dem benachbarten Palazzo Farnese entleiht. Das Bauwerk ist an der Ecke durch eine typische „Ädikula der Maria“ (heilige Nische) geschmückt. Diese besteht aus einem einfachen Stuckrahmen, der ein Bild der Maria mit dem Kinde aus dem Seicento enthält (gemischte Technik auf Schieferplatte). ie Via del Governo Vecchio ist die Strasse, die die Piazza dell’Orologio zur Piazza di Pasquino verbindet und dabei eine der beeindruckendsten Gebiete der Ewigen Stadt mitten in den historischen Bezirke Parione und Ponte durchquert. Diese Gegend entwickelt sich ihrerseits um den in der Welt wohl berühmtesten Stadtteil, nämlich um die Piazza Navona. (Diese entstand auf den Resten des von Kaiser Domitian im Jahre 86 n. Chr. errichteten Stadions, das als Bühne für die agonistischen Spiele bzw. Wettkämpfe diente. Sie wurde in der Zeit von Innozenz X. der Familie Pamphili zum Schauplatz des barocken Rom). Daher leitete die Via del Governo Veccchio bis Ende des 18. Jh.s ihren Namen vom Viertel ab und war als Via di Parione bekannt (sowie auch die heutige Piazza di Pasquino, die damals Piazza di Parione benannt war). Wie auch die heutigen Via del Banco di Santo Spirito, Via dei Banchi Nuovi und die Piazza Pasquino war sie ein Abschnitt der älteren Via Papalis. Diese Strasse wurde Ende des 15. Jh.s von Papst Sixtus IV. (Della Rovere) angelegt: Sie verlief von der Piazza di Ponte über das Kapitol und am Kolosseum vorbei bis zum Lateran und war dazu bestimmt, den am feierlichen Tag des „Besitzes der Laterani“ von den Päpsten begangenen Weg zu unterstreichen. Nach der Wahl zum Heiligen Stuhl ging der neue Bischof von Rom von der Peterskirche bis zu San Giovanni in Laterano, um dort die Besitznahme der Lateranbasilika zu zelebrieren. Bei der Rückkehr marschierte der feierliche Zug des Papstes hingegen über die Piazza Campo dei Fiori. Die Strasse, die vor der Einweihung von Corso Vittorio Emanuele (die umbertinische Verkehrsader) bis zur Chiesa di Sant’Andrea della Valle verlief und dabei Palazzo Massimo alle Colonne flankierte, bekam ihren heutigen Namen ab 1741 vom Governo Vecchio. An diesem Datum wurde der Sitz des Governatorato di Roma auf Geheiß von Papst Benediktus XIV. von Palazzo Nardini (1473 an der Via Papale errichtet) in den naheliegenden Palazzo Madama versetzt. Die Via del Governo Vecchio galt als eine der wichtigsten Strassenader des Viertels und war direkt mit der ebenso berühmten Via del Pellegrino (die durch die sogenannten „romei“ bzw. Rompilger auf ihrem Weg zum Vatikan benutzte Strasse, ebenfalls von Papst Sixtus IV. konzipiert) verbunden. Dazwischen öffnen sich rechtwinkelig pittoreske Strassen. Durch den kleinen Slargo di Pasquino (einen kleinen Platz) kommt die Via del Governo Vecchio übrigens mit der absolut zentralgelegenen Piazza Navona in Berührung. Das Viertel und somit auch die alte Via di Parione wurden ab dem 15. Jh. dank der geschickten Städtebaupolitik von Papst Della Rovere (dem echten „Erneuerer“ und „Restauratoren“ der Ewigen Stadt) mit einer bewundernswürdigen Baukulisse versehen. Papst Paul III. (Farnese) verstand sich als Nachfolger der großen Projekte aus dem 15. Jh. und handelte dementsprechend. Er zielte darauf ab, eine Alma Roma zu schaffen, die er am Vorabend des Jubiläums des Jahres 1550 der römisch-katholischen Welt präsentieren wollte. Zu diesem Zweck arbeitete er ein umfassendes Projekt aus, in dem die Via Papale weitgehend miteinbezogen war. Dieser Projekt der städtebaulichen Entwicklung erreichte seinen Gipfel Mitte des 17.Jh.s, als Innozenz X. eine wahre und echte Insula der Familie Pamphili schuf, in der die Häuser der Familie in monumentaler Form erbaut wurden, während deren ursprünglicher Kern sich in Piazza Pasquino befand. Zum großen Ansehen, das die Via del Governo Vecchio heute noch charakterisiert, leisteten einen wichtigen Beitrag die alten volkstümlichen und pittoresken Messen und Märkte, die in der angrenzenden Piazza Navona abgehalten wurden, und die pikanten Szenen aus dem alltäglichen sowie aus dem politischen Leben, die durch die Anwesenheit des Pasquino, der berühmtesten der „sprechenden Statuen“ Roms, weiten Widerhall fanden. Der Anfang der berühmten kapitolinischen Strasse an der Piazza dell’Orologio d.h. an dem noch dem Bezirk Ponte gehörenden Abschnitt wird gleich von einem außergewöhnlichen Bauwerk gekennzeichnet, Palazzo Boncompagni-Corcos an der Hausnummer 3. Das Gebäude wurde Ende des Cinquecento von den Corcos, einer Familie jüdischer Abstammung, erbaut, die auf Initiative von Salomon zum Katholizismus übertraten. Der Genannte wurde von den Padri Filippini unterwiesen, getauft und übernahm den Nachnamen und das Wappen von Papst Gregor XIII. Boncompagni: Anstatt von Kapitellen bekrönen die den Haupteingang zum Palazzo flankierenden Säulen die heraldischen Drachen, die am Wappen zu sehen sind. Bemerkenswerte religiöse Bauten durchsetzen 35 Die Strassen von Rom D VIA DEL GOVERNO VECCHIO VIA DEL GOVERNO VECCHIO VIA DEL GOVERNO VECCHIO Die Strassen von Rom 36 den Verlauf der Via del Governo Vecchio, allen voran das berühmte Convento dei Filippini, das auf die Piazza dell’Orologio blickt. Es gehört nämlich zu einem weitreichenden Baukomplex, der von Francesco Borromini unter Mithilfe von Maruscelli ab 1637 erschaffen wurde. Die Schlichtheit dieses gewaltigen Bauwerks wird an der Ecke zur Via del Governo Vecchio unterbrochen, nämlich an dem Abschnitt, der 1647 vom tessinischen Architekten ausgearbeitet wurde und Gegenstand seiner besonderen Aufmerksamkeit war. An dieser Seite ragt sich der Torre dell’Orologio (der Turm mit der Wanduhr) empor, von dem die Piazza ihren Namen bekam. Der Turm wurde 1648 aufgebaut, ist von einer charakteristischen Architekturverzierung aus Schmiedeeisen bekrönt und an der Vorderseite mit einem Mosaik der Madonna Vallicelliana geschmückt. An derselben Ecke zwischen dem Platz und der Via del Governo Vecchio ist eine der vielen „Ädikulä Mariane“ der Stadt zu bemerken. Diese wurde 1756 von Tommaso Righi und Antonio Bicchierai angefertigt. Das Fresko mit einer Darstellung der Maria mit dem Kinde wird von einem überladenen von Engeln gestützten Rahmen umgeben. Wenn man die Via del Governo Vecchio entlanggeht, ist die Versuchung groß, bei jedem einzelnen Bauwerk zu verweilen. Tatsächlich stellen auch die „weniger wichtigen“ Architekturen, die die faszinierende Baukulisse dieser Strasse bilden, einen künstlerisch bedeutsamen Ausdruck dar. Auf den Nummern 12-13 befindet sich ein Haus aus dem 15.Jh. mit einer ganz entzückenden Außenfront. Danach gelangt man zu einem Gebäude aus dem Cinquecento – an den Hausnummern 14-17, das von einer eleganten Hauptfassade aus Bossenwerk sowie von einer bemerkenswerten Loggia gekennzeichnet wird. Diese ist von alternierenden Bögen und bogenförmigen Fenstern charakterisiert und durch kleine ionische Pfeiler gegliedert. Eine ähnliche architektonische Komposition ist auch an der letzten Etage zu sehen. Hier sind aber die Fenster rechteckig und die Pfeiler mit raffinierten Kompositkapitellen bekrönt. Auf das 17. Jh. ist ein schöner mit Stuckausstattung verzierter Altan zu datieren, der sich am Winkelblock zwischen der Via del Governo Vecchio und dem Vicolo dell’Avila erhebt. Hier wurde 1830 Pietro Cossa, berühmter Dramaturg und beliebter Linksliberaler, geboren, der übrigens auch der Anstifter des Denkmals an Giordano Bruno in der nahelie- genden Piazza Campo dei Fiori war. An der Kreuzung mit Via del Corallo sind die Tabellen aus dem 18. Jh. zu sehen, die auf die Grenze zwischen dem Viertel Ponte und dem Viertel Parione hinweisen. Diese wurden in der Zeit von Papst Benedikt XIV. angebracht, der anlässlich des Jubiläums des Jahres 1750 eine Neudefinierung der Grenzen zwischen den 14 historischen Bezirken vornahm. Der Palazzo Nardini, auf der Nummer 39, ist eine der bedeutendsten Bauwerke dieser Straße und wurde ab 1473 auf Veranlassung von Stefano Nardini, Erzbischof von Mailand und Gouverneur von Rom, erbaut. Der älteste Teil des Gebäudes, auf die Via della Fossa blickend, bezog teilweise die vorher bestehenden Bauten ein. Der besagte Teil wurde nach zwei Jahren fertiggestellt, wie der Inschrift auf einem Architrav im Innenhof zu entnehmen ist, wobei die Hauptfassade zwischen 1477 und 1478 vollendet wurde, wie die Inschriften an den Fenstern bezeugen. Der Baukomplex, ursprünglich um drei Höfe gruppiert und mit ebenso vielen Wachtürmen ausgestattet, wurde 1480 der Compagnia dell’Ospedale Lateranense del Salvatore geschenkt - wie das Bild Christi (ein Beispiel der Graffitomalerei) an der Hauptfassade an der Via del Governo Vecchio, bezeugt -, um hier ein Kollegium für humanistische Studien unterzubringen. An derselben Front ist das vornehme Marmorportal, das mit dem Wappen der Familie Nardini verziert ist, nicht zu übersehen. 1624 wurde der Palazzo von Papst Urban VII. dazu bestimmt, den Sitz der Statthalterei Roma zu beherbergen. Diese Funktion hatte das Gebäude bis zum Jahre 1741 inne. 1870 ging der Palast in den Besitz des Staates über und war bis 1964 Sitz des Zivilamtsgerichtes; danach wurde er schließlich der Gemeinde Rom übergeben. Gegenüber dem Palazzo Nardini ist auf der Hausnummer 124 Palazzo Turci zu bewundern. Seine schlichte aber dafür raffinierte Fassade ist ein Widerhall der Fassade des benachbarten Palazzo della Cancelleria. An der Hausnummer 48 sticht der Palazzo Sassi aus dem 15. Jh. hervor, der in der Folge an die Fornari überging, wie vom zweigeteilten Wappen (zur Hälfte mit Streifen und zur Hälfte mit einem Löwenkopf versehen) zu erkennen ist, das das Portal bekrönt. Hier brachte die Familie Sassi eine wertvolle Sammlung antiker Statuen unter, die nachher in den Palazzo Farnese gebracht wurde. In der Mitte der Strasse öffnet sich die Via di Parione, die wegen der angrenzenden, gleichnamigen Kirche als Via di San Tommaso in VIA DEL GOVERNO VECCHIO historischen Bauten vorbei und gelangt dann zur Piazza Pasquino, die an allen Seiten von bemerkenswerten Bauwerken umgeben ist: Palazzo Braschi, die rückseitige Fassade des außergewöhnlichen Palazzo Pamphili, Palazzo Bonadies-Lancellotti und die Chiesa della Natività di Nostro Signore Gesù Cristo dell’Archiconfraternita degli Agonizzanti. Diese Kirche wurde 1692 im Auftrag der gleichnamigen Kongregation erbaut, die sich die Aufgabe stellte, für Sterbende und zum Tode Verurteilte zu beten, und auf Entwurf von Giovan Battista Contini ausgeführt. Der Architekt errichtete das Gebäude aus einem vorher bestehenden Bau, dessen Außengestalt er unberührt ließ. Daraufhin übernahm 1708 Alessandro Gaulli, Sohn des berühmteren Giovan Battista Gaulli, die Arbeiten. Diesem folgte nach einigen Jahren Paolo Zampa, der das einschiffige Gefüge aufrechterhielt. Der kirchlichen Anlage fügte er die Sakristei hinzu, die aber im Zuge der Restaurierungen um das Jahr 1748 revidiert wurde. Dem gezielten Eingriff von Andrea Busiri Vici, 1861, sind das heutige Aussehen der Kirche, die harmonische und elegante Fassade, die bis dahin noch fehlte, und die neue Gestaltung der Innendekoration zuzuschreiben. Dieser urbanistische Abschnitt sowie sein heutiger Ortsname verdanken ihre Berühmtheit der Statue des Pasquino, die 1501 auf Initiative von Kardinal Oliviero Carafa in der Nähe des Palazzo Orsini aufgestellt wurde. Das ursprüngliche Bauwerk, in dem damals der genannte Purpurträger ansässig war, wurde im Laufe der Zeit von Architekten des Formats von Bramante und Antonio da Sangallo d. Jüngeren restauriert. Es wurde 1791 von Pius VI. Braschi niedergerissen, der ein Wohngebäude für seine Neffen erbauen ließ. Die Statue, die im Zuge der Errichtung des Palazzo Orsini aufgefunden wurde, ist in Wirklichkeit ein Fragment einer antiken Statuengruppe, die ihrerseits Kopie einer antikeren Skulptur des Menelaos, der den Patroklus hält (240-230 v. Chr.) ist. Der Sockel, auf dem „der Torso von Parione“ angebracht wurde, wurde gleich als Basis benutzt, um darauf anonyme, oft scharfe, bissige Witze und Mottos hauptsächlich gegen die Kirche bzw. gegen die Politiker anzuschlagen, die eben „Pasquinate“ bezeichnet wurden. Gegenüber der mächtigen Ecke des Palazzo Braschi aus Bossenwerk „spricht“ Pasquino heute noch zum Volk mittels einer Unmenge von kleinen Zetteln, die an seinem Sockel hängen. 37 Die Strassen von Rom Parione bekannt war. Das kleine Gotteshaus, geweiht im Jahre 1139, wurde Mitte des 15. Jh.s der Compagnia degli Scrittori e Copisti geschenkt und im Laufe der Zeit zur Titelkirche erhoben. 1582 wurde sie auf Entwurf von Francesco da Volterra und Geheiß von zwei Mitgliedern der Familie Cerrini praktisch ex novo wiedergebaut. 1825 wurde sie nochmals restauriert, nachdem sie der Confraternita della Santissima Addolorata zugewiesen worden war. Gegenüber des schönen Wohngebäudes aus dem Ende des 15. Jh.s, das durch eine bemalte und graffitoverzierte Außenfront gekennzeichnet ist (im Einklang mit der eindrucksvollen römischen Mode in der Renaissance-Zeit, wie auch von anderen architektonischen Beispielen bezeugt, nämlich im Vicolo del Governo Vecchio, Hausnummer 52 und in der anliegenden Piazza Ricci), steht Palazzo MignanelliFonseca auf der Nummer 62. Der ursprüngliche Nukleus des Bauwerks aus dem 15. Jh., den die Familie Mignanelli aus Siena hatte errichten lassen, wurde im 17.Jh. auf Wunsch des neuen Besitzers, Gabriele Fonseca, den Papstarzt, neuformuliert, der Orazio Torriani mit den Arbeiten betraute. An der Nummer 84, an der Ecke mit der Via dei Leutari, lenkt das Palazzetto, das seinerzeit den Perretti (das Geschlecht von Papst Sixstus V.) gehörte, unsere Aufmerksamkeit auf sich. Dieses wurde Ende des 16. Jh.s von Domenico Fontana restauriert. In der Folge geht man an weiteren VIA MARGUTTA VIA MARGUTTA V Die Strassen von Rom 38 ia Margutta ist die Strasse, die Ende des 16. Jh.s zur Vervollständigung des Gebietes des Tridente konzipiert wurde. Sie wird vom sehr zentralgelegenen Viertel Marsfeld eingeschlossen. Der Name dieser Strasse bezeichnet eine der beeindruckendsten Strassen der italienischen Hauptstadt, die schlechthin das Synonym für Faszination und Kunst ist. Im Vergleich zu den Verkehrsadern des Tridente ist sie etwas abseits gelegen, aber dafür von besonders pittoresken Strassenzügen gekennzeichnet. Tatsächlich galt die Via Margutta als innovative Wohnstätte für zahlreiche Künstler: Ab 1600 haben unzählige Maler und Bildhauer, sogar ganze Generationen von Künstlern, diese lange und enge Strasse als idealen Ort für ihre Ateliers und ihren Wohnsitz gewählt. Sie haben ihr somit den internationalen Bohèmiencharakter verliehen, der sie heute immer noch kennzeichnet und unterscheidet. Via Margutta gehört zum Gebiet, das von den drei Strassen vom Tridente definiert ist, die von der Piazza del Popolo fächerförmig ausstrahlen und über die jeweiligen in der ersten Hälfte des 16. Jh.s festgesetzten Verläufe in Piazza Venezia münden. Diese außerordentliche urbanistische Konstellation begann mit der Via del Corso (die teilweise den Verlauf der alten Via Flaminia überlappt). Darauf folgten die Via Leonina (heute Via di Ripetta) und die Via Paolina (heute Via del Babuino) im Zusammenhang mit einem Strassengefüge, das nachher mit der Eröffnung der Via Trinitatis (heute Via dei Condotti) vervollständig wurde. Als Katalysator für die städtebauliche Entwicklung dieses Teils des alten Marsfeldes fungierte 1399 die Errichtung des Ospedale di San Giacomo in Augusta. Dies stellte die Weichen für eine weitere Urbanisierung, für die Errichtung von Läden, für die Belebung des Handels. Ein nicht zu übersehener Boom in dieser Richtung kam durch die päpstliche Politik im Allgemeinen zustande, die diesem Gebiet besondere Aufmerksamkeit schenkte, und insbesondere mit dem Wiederaufbau der Chiesa di Santa Maria del Popolo hinsichtlich des großen Jubiläums von 1475 auf Veranlassung von Papst Sixstus IV. Das galt als entscheidender Ansporn für das von diesem Zeitpunkt an schnelle Wachstum dieses Viertels. Nach der Vollendung des Tridente in diesem Stadtteil, wo meist die „horti“ von Religionsgemeinschaften sowie von wichtigen Adelsfamilien zu finden waren, begann ein Parzellierungsprozess, der mit der entgültigen Umwandlung dieses Areals abschloss. Insbesondere an der Westflanke des Pincio entlang (d.h. entlang der Flanke zwischen Via del Corso e Via Margutta) dehnten sich die horti und Gärten der Familien Massimi, Naro e Grandi aus. Um zumindest teilweise das Problem der Unterkünfte für die Pilgerscharen, die sich anlässlich der Jubiläumsjahre in die Heilige Stadt begaben, zu lösen, parzellierte Papst Paul III. Mitte des 16. Jh.s den großen Weingarten von Domenico Massimo. Ein Teil davon wurde in die Güter des Ospedale di San Giacomo einbezogen. Einen anderen Teil davon wurde von dem Coiffeur Margut erworben: Nach ihm trägt die Strasse ihren heutigen Namen. Zum ersten Mal erschien dieser Ortsname in einem 1576 von Cartaro abgefassten Stadtplan. Neben den Besitztümern der Familie Massimi waren die von Alessandro Grandi, einem Adeligen aus Ferrara, sowie die von Orazio Naro zu finden. Letzterer verkaufte 1565 verschiedene Teile seines Grundstückes an der Via Margutta, die für Bauzwecke verwendet wurden. In der Nähe des Flusses lebte der weniger begüterte Stand, der den sich dem Hafenhandel widmete, wobei in dem Streifen zwischen dem Hügel und der Via del Corso eine sehr raffinierte Schar von Ausländern und Künstlern niederließ. Infolge der entgültigen Vollendung des Tridente wurde die städtebauliche Tätigkeit in dieser Gegend weiterhin ausgebaut. Es ergab sich ein urbanistisches Phänomen, das erst Ende des Ottocento zu Ende war und weitgehend die Via Margutta betraf. Die Strasse, die von kleineren Palazzetti aus dem 18. Jh. flankiert war, ist immer noch von einem Grünstreifen gesegnet, der dem Restteil der alten horti der Familie Naro, des Weingartens der Brüder von Santa Maria del Popolo und, am Ende des Verlaufs, des Gartens der Familie Cenci entspricht. Im ausgedehnten Gebiet am Eingang zur Via Margutta, nämlich am Ort wo sich die Nausomachie * befand entstand der Baukomplex De Merode, dem der Bau eines der bekanntesten römischen Theater, des Theaters Alibert, vorging. Die Strasse war eben durch die Anwesenheit von vornehmen Adelsbauten und von den Wohngebäuden von vielen Mäzenen, die ihrerseits Künstler anzogen, sowie durch die Konzentration an VIA MARGUTTA dem Ort erbaut, wo sich der von seinem Vater Giacomo 1660 erbauten Palazzetto befand. Sein Vater war seinerseits der Anstifter des Teatro di Tor di Nona gewesen. Infolge von mehreren Restaurierungseingriffen, zu denen auch die Umstrukturierung des berühmten Architekten Ferdinando Fuga zählt und die den jeweiligen Besitzübergängen entsprachen, wurde das Theater von der Familie Torlonia erworben, die Nicola Carnevali mit dessen Wiederbau betrauten. Das Gebäude, das dank der vom Metastasio im vorherigen Jh. ad hoc für diesen Ort verfassten Theaterstücke berühmt war, wurde 1863 entgültig beseitigt. Der Komplex De Merode übernimmt den Großteil des Blocks zwischen der Via Alibert, der Via di San Sebastianello und der Piazza di Spagna (der Haupteingang befindet sich an der Hausnummer 3 der Piazza im ehemaligen Palazzo Ceccarelli) und setzt sich vom Collegio San Giuseppe, vom Istituto San Francesco Saverio De Merode und von der Chiesa di San Giovanni Battista de La Salle, die von den Fratelli delle Schuole Cristiane oder Lasalliani geführt werden, fort. Die Bruderschaft, die1684 in Frankerich mit dem Zweck entstand, die Kinder der minderbemittelten Klasse kostenlos zu erziehen und zu unterweisen, kam im nachherigen Jh. auch nach Rom. 1850 entstand die Schule für die Kinder der französischen, in Rom stationierten Offiziere. Daraus entwickelte sich das Collegio San Giuseppe, das seinen heutigen Sitz im Jahre 1885 übernahm. Der Komplex des Kollegiums, der im 19. Jh. von Da Ciriaco Salvatori Baschieri auf dem von der Familie Torlonia erworbenen Areal errichtet wurde, bestand aus einem großen Bauwerk, das sich um den mit Portikus ausgestatteten und durch Säulen aus rosafarbigem Granit rhythmisierten Innenhof entfaltete. Anfang des folgenden Jh.s wurde auf Entwurf von Passerelli das Gebäude des Istituto De Merode erbaut. Die einzige Kirche, die von der Via Margutta zu sehen ist, ist dem Hl. Giovanni Battista de La Salle gewidmet, deren Scheinfassade (es handelt sich in Wirklichkeit um die rechte Seite) auf die Via Alibert links des Istituto De Merode blickt. Das ursprünglich dem Hl. Josef geweihte Gotteshaus wurde vom eklektischen Architekten Ciriaco Salvadori Baschieri in der Stilrichtung des Cinquecento errichtet. Dieser ist auch als Autor des Gebäudes des Kollegiums erwähnenswert, das er in den letzten zwanzig Jahren des 19. Jh.s erbaute. 39 Die Strassen von Rom Unterhaltungs- und Aufführungslokale berühmt. Der Verlauf der Via Margutta beginnt beim Gebäudeblock an der Ecke zwischen Via Alibert, Via del Babuino und Via Margutta, der das Haus von Giuseppe Valadier mit Eingang auf der Nummer 89 der Via del Babuino umfasst. Hier verstarb Valadier 1839. Der Palazzetto, der in zwei Etappen in der ersten Hälfte des Ottocento von Antonio Sarti ausgeführt wurde, verdankt seinen Ruf der Tatsache, dass hier der berühmte römische Architekt wohnte, dem ein Großteil der Umwandlungen dieses Gebiets im 19. Jahrhundert, allen voran der Regulierung der naheliegenden Piazza del Popolo, zuzuschreiben sind. Auf der Hausnummer 3 der kleinen Via Alibert, wo sich die Via Margutta erstreckt, erhebt sich das gewaltige Gebäude aus Bosswerk, in dem der Sitz eines Teils des Komplexes De Merode zu finden ist, der zwischen 1900 und 1903 auf dem Areal in der Nähe des Teatro Alibert (an der Ecke zwischen der gleichnamigen Strasse und der Via Margutta) von Tullio Passarelli errichtet wurde. Das Teatro Alibert war im 18. Jh. eines der schönsten Roms. Es wurde von Antonio d’Alibert am Anfang des Jh.s auf VIA MARGUTTA Die Strassen von Rom 40 Die Kirche hat ein einschiffiges Gefüge. Das Kirchenschiff setzt sich aus drei Spannweiten zusammen, wobei jede davon durch ein Kreuzgewölbe überspannt ist, und wird durch eine Apsis vollendet, die in der selben neumittelalterlichen Stilrichtung vereinfacht ist, die in der Galerie zum Ausdruck kommt. Eine Tafel am Eingang zelebriert den Prinzen Alessanddro Torlonia, der das Grundstück zum Zwecke der Errichtung der Kirche spendete, sowie seine Tochter Annamaria, die einen wichtigen Beitrag zur reichen Innendekoration leistete. Der Familie Alibert gehörte auch der Palazzetto an der Hausnummer 60 der Via Margutta, der im Laufe der Zeit in den Besitz der Torlonia ging (deren Wappen an der Fassade zu sehen ist) und somit der Lasalliani. Wenn man in Richtung Piazza del Popolo weitergeht, erkennt man an der Seite der Via Margutta zum Pincio, d.h. an der Seite, die immer noch von vielen Innenhöfen und Gärten definiert ist, den „fontanella rionale“ (Bezirksbrünnlein) , der in den Jahren des Governatorato vom Architekten Pietro Lombardi geschaffen wurde. Der kleine Mauerbrunnen, an dem die Inschrift mit dem Datum MCMXXVII (1927) zu sehen ist, ist durch zwei großen Masken verziert, die in stilisierter Form von den Instrumenten umrahmen sind, die auf die für diese Strasse typische künstlerischen Tätigkeiten hinweisen. Er wurde anlässlich des 1925 von der Gemeinde Rom ausgeschriebenen Wettbewerbs entworfen, der eben von Lombardi, Autor von anderen berühmten Bezirksbrunnen, gewonnen wurde. Weiterhin, auf der Nummer 54, sticht das Gitterwerk von Palazzo Patrizzi hervor. Dabei handelt es sich um verschiedene Bauten aus verschiedenen Zeiten, die den großen Innenhof umrahmen, dessen einmaliger Hintergrund von der Baumkulisse des darüber liegenden Pincio gekennzeichnet ist. An der linken Seite steht das Gebäude, das den Sitz des Circolo degli Artisti (des Künstlerklubs) – eine Erbschaft der glanzvollen Vergangenheit der Via Margutta – beherbergt. Auf der anderen Seite erhebt sich ein großes Bauwerk aus den ersten Jahren des 20. Jh.s. An der gegenüberliegenden Flanke befindet sich ein moderner Bau, in dem derzeit das in Italien angesehenste Auktionshaus, „Finarte-Semenzato“, seinen Sitz hat. Dieses hat übrigens einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung der Kunst geleistet und steht seit längerer Zeit mit der Via Margutta in Verbindung. Der Familie Patrizi gehören auch die folgenden Gebäude: Das erste, an der Hausnummer 53, ist durch elegante, umgerahmte Fenster gegliedert und von einer zierlichen Loge in der Mitte versehen, die 1858 zu datieren ist. Danach; an den Nummern 51-53 ist ein Eingang mit drei Gittern, die mit Schmiedeeisenspitzen geschmückt sind. Durch diesen Eingang kommt man zu den von Antonio Bonfigli für den Herzog Francesco Patrizi entworfenen Räume. Dieser wollte daraus Malerei- und Bildhauereiateliers machen. Gegenüber dem Gebäude, das Sitz der Accademia Inglese war, ist ein großes, ovalförmiges Becken, das seitlich von römischen Kapitellen flankiert ist. Schließlich an der Nummer 53a, nach einem mit zwei Brunnen ausgestatteten Gartenhof, ist ein vierstöckiges Bauwerk zu erkennen, dessen Fassade von Gipsbüsten italienischer Künstler charakterisiert wird. Auch dieser Palazzetto aus dem 19. Jh., der sich an der Hausnumer 51 a befindet, hat an der Rückseite einen malerischen Blick auf die großen und kleinen Treppen, die sich an die Hängen des Pincio schmiegen. Auch dieser Palazzetto beherbergte in den Räumlichkeiten im Erdgeschoss Kunstateliers (er gehört derzeit zum Istituto per Ciechi Sant’Alessio). Der Verlauf der Via Margutta, der an der Seite zum Tridente von einer meist im Settecento entstandenen Baukulisse und an der Seite zum Hügel von malerischen Bäumen und Grünflächen gekennzeichnet wird, endet am Hintereingang des Palazzo Boncompagni Cerasi an der Nummer 90, dessen vorzügliche Hauptfassade auf die parallele Via del Babuino blickt. Der ursprüngliche Baunukleus aus dem 16. Jh. ist im Haus von Alessandro de Grandis zu erkennen, das den folgenden Bauwerken einverleibt wurde. Es handelt sich um das erste Privathaus, das 1571 den Anschluss an die Acqua Vergine bekam: An seiner Fassade wurde 1576 der berühmte Brunnen des Babuino aufgesellt. Die Strasse wird in der Nähe der Piazza del Popolo von einer Gruppe von Wohngebäuden abgeschlossen, die dem sogenannten Borghetto zugeordnet wurden: Die gleichnamige Gasse kreuzt die Via Margutta und hat den Beinamen „pidocchioso“ (lausig), weil hier in vergangenen Zeiten die Häuser ärmerer Leute zu finden waren, entlang der Mauer, die sich bis zur Chiesa di Santa Maria del Popolo hinzog. ROBERTO DEL SIGNORE Oberintendanz für Kulturgüter