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MAGAZI N FÜ R BEWEGU NG I N DER ARCH ITEKTU R
Klingende Architektur
von LPR Architects
Interview mit Daniel Libeskind
Museum Folkwang
Aus, vorbei – Rückblick auf den
Museumsboom in Spanien
01 | 2013
» Editorial
Spezialisten für den Museumsbau und einen sensiblen Umgang mit
historischer Bausubstanz: Enrique Sobejano und Fuensanta Nieto
Zur Sache: Das Museum des 21. Jahrhunderts
puls im Gespräch mit Nieto Sobejano Arquitectos
Wie kam es dazu, dass sich Ihr Büro auf
erst Jahrzehnte später stattfand. Mit jedem
ahmer, die jedoch die hohen Erwartungen
Museumsarchitektur spezialisiert hat?
großen Bauboom, analog dem Spaniens, las-
nicht bedienen konnten.
Museen schlagen immer eine Brücke von der
sen sich hier natürlich sowohl positive, als
Vergangenheit in die Zukunft. Sie können
auch negative Beispiele finden.
sowohl den öffentlichen Raum verändern, als
Sind Museen moderne Kathedralen unserer
Zeit, die wie heilige Stätten Scharen aufgeklär-
auch einen Dialog mit den Erinnerungen frü-
Welche Bedeutung würden Sie dabei dem so
ter, moderner Pilger anziehen?
herer Generationen führen. Wegen dieser
genannten „Bilbao-Effekt“ beimessen, und
Es gab in der Vergangenheit immer wieder
Möglichkeiten interessieren wir uns wahr-
warum ist es bis heute so schwer, dieses Kon-
Momente, in denen ein besonderes Programm
scheinlich so sehr für Museumsarchitektur.
zept auf andere Museums- und Stadtprojekte
oder eine architektonische Typologie den Zeit-
zu übertragen?
geist besser getroffen hat als eine andere. Dies
Besonders in Spanien erfuhr der Museums-
Der „Bilbao-Effekt“ kann nicht nur auf ein sim-
trifft zum Beispiel auf die Kathedralen mittel-
bau in den letzten zehn Jahren einen regel-
ples Scheitern reduziert werden, auch wenn
alterlicher Gotik oder auf die Projekte des sozi-
rechten Boom, bevor dieser aufgrund der
viele es heutzutage so betrachten mögen. Er
alen Wohnungsbaus der Moderne zu. Museen
Eurokrise zu einem abrupten Stillstand kam.
hatte auch einige positive Auswirkungen auf
haben diese Rolle wohl erst in den letzten 20
Wie haben Sie diese Phase erlebt?
politischer, journalistischer und öffentlicher
Jahren übernommen, wobei ich denke, dass
Spanien hat in den letzten zwanzig Jahren ein
Ebene. Architektur wurde mit dem Gebäude
wir einen Grad der Sättigung erreicht haben,
ehrgeiziges Programm mit vielen neuen
von Frank Gehry salonfähig und sowohl
in dem die immer gleichen Künstler nur noch
Museen und kulturell bedeutenden Gebäuden
öffentlich als auch medial zum Gesprächsthe-
in abgewandelten Räumen bereits bekannter
umgesetzt, die das Land dringend brauchte.
ma. Das Guggenheim-Museum schürte mit
Architektur ausgestellt werden. Heute hat sich
Man muss bedenken, dass die demokratische
seinem raschen, internationalen Erfolg sehr
das Museum in einen multifunktionalen
und wirtschaftliche Entwicklung Spaniens im
hohe Erwartungen. Es fand mit seiner spek-
Raum verwandelt, der im Spanungsfeld zwi-
Vergleich zu anderen europäischen Ländern
takulären Architektur aber auch viele Nach-
schen Kunst und Architektur existiert.
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puls 01 | 2013
Träumen von Bilbao – Rückblick auf den spanischen
Museumsboom > S. 4 Galerie mit Aussicht > S. 10
Unprätentiöser Bildertempel > S. 14 Stille Architektur, die klingt > S. 20 Der Sonne getrotzt > S. 24
Visionen für Kunst & Kultur > S. 28 Daniel Libeskind über Museen, Erinnerung und Geschichte
> S. 32 Mit Holz gebaut – Renzo Pianos Astrup
Fearnley Museet in Oslo > S. 38
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Titelbild: Arno de la Chapelle
Bildbearbeitung:
Raphael Pohland / Minister von Hammerstein
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Macro
Wo die Kunst zu Hause ist
Von Dr. Klaus Englert
Micro
Neue Galerie in Kassel –
von Staab Architekten
Praxis I
Bildertempel – das Museum Folkwang
von David Chipperfield
Praxis II
Die stille Architektur klingt – das neue
Konzerthaus „Musiikkitalo“ in Helsinki
Praxis III
Erfolgreich der Sonne getrotzt –
die Nationalbibliothek in Singapur
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Visionen
Neue Kleider für die Kultur von morgen
Zu Besuch
Interview mit Daniel Libeskind
zum Thema Museumsbauten
Material
Renzo Piano Building Workshop
über Holz
Einblicke
Busch Dimmer® LED – ein neues Produkt
aus dem Hause Busch-Jaeger
Denkanstoß
Die Preisfrage zum aktuellen Thema
Impressum
03
Iwan Baan
» Macro
Prestigeprojekt an der Atlantikküste: Mitte 2011 wurde in
Biarritz die von Steven Holl entworfene „Cité de l’Océan et du
Surf“ eröffnet. Hinter der
konkaven Fassade würdigt das
Museum unter anderem Windsurfen und Wellenreiten (links).
Wo die Kunst zu Hause ist
Der europäische Museumsbau hat einen beispiellosen Boom hinter sich,
der in einer baskischen Hafenstadt seinen Anfang machte: Seit Frank Gehrys
exzentrischen Guggenheim Museum spricht man vom „Bilbao-Effekt“, in dessen Fahrwasser nicht nur spektakuläre, sondern auch überdimensionierte
Projekte verwirklicht wurden. Nirgendwo lässt sich das Auf und Ab so
anschaulich nachzeichnen wie in Spanien, wo nach dem Immobilienboom
das Vokabular der Museumsarchitektur erfolgreich neu buchstabiert wird.
Von Dr. Klaus Englert
Die Geburt des modernen Museums aus dem Geist des Bür-
der Unabhängigkeitskrieg ließen nicht an einen Weiterbau
gertums ereignete sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als
denken. Erst 1819, nach der Machtübernahme von Ferdi-
sich die Residenzstädte allmählich auflösten und die Kir-
nand VII., konnte Villanuevas Gebäude mit dem neuen
chen, Paläste und Schlösser ihre Rolle als alleinige Orte
Namen „Museo Real de Pinturas“ endlich eröffnet werden.
künstlerischer Produktion verloren. Dieser Auflösungspro-
Der nächste Wendepunkt in der Prado-Geschichte kam
zess war allerdings vom Aufbau neuer Institutionen beglei-
1868, als Königin Isabella II., wenige Jahre vor Ausrufung
tet: Es entstanden öffentliche Bauten, die in den Mittel-
der Republik, abdanken musste: In diesem Jahr wurde das
punkt des städtischen Lebens rückten und die eine wichti-
„Königliche“ in das „Nationale Museum“ umbenannt und
ge demokratische Rolle für das erstarkende Bürgertum
es hieß fortan „Museo Nacional del Prado“.
übernahmen. Beispielhaft dafür ist der Übergang des Prado
von einem königlichen zu einem öffentlichen Museum.
Das Museum – eine säkulare Kathedrale
Das Projekt von Juan de Villanuevas Pinakothek geht auf
In Deutschland entstanden die öffentlichen Museen in
die Entscheidung Karls III. zurück, während seiner Regie-
einer Zeit, als die „moderne Nutzbaumonumentalität“
rungszeit die legendäre Promenade Salón del Prado anzule-
(Karl Scheffler) für Bahnhöfe, Fabriken und Kaufhäuser
gen und für die Gestaltung der majestätischen Brunnen die
entdeckt wurde. Auch Fritz Högers Hamburger Chilehaus
bekanntesten italienische Bildhauer nach Madrid zu holen.
von 1924 gehört zu dieser „spektakulären Architektur“.
1786 beauftragte er Juan de Villanueva, den seinerzeit füh-
Damals dachten viele, das Kontorgebäude geselle sich zur
renden spanischen Architekten, ein Naturalienkabinett,
prominenten Reihe von Monumentalbauten, die mit den
das „Real Gabinete de Historia Natural“ zu errichten. Die
ägyptischen Pyramiden, dem Alexandrinischen Leucht-
Bauarbeiten zogen sich allerdings über Jahrzehnte hin,
turm, dem Mausoleum von Halikarnassos begann und bis
denn der Einmarsch der napoleonischen Truppen, die
zum Pariser Eiffelturm reiche. Die Geschichte der Museen
Besetzung und Zerstörung des angrenzenden Retiro-Palas-
ist also eng mit der Geschichte der Großbauten, der säkula-
tes, die dem Naturalienkabinett zugefügten Schäden sowie
ren Kathedralen verknüpft.
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Roland Halbe
Bilbao – eine beispiellose Erfolgsstory
wurde und 2008, nach Beginn der Wirtschaftskrise, über
Eines der erstaunlichsten Phänomene der Kulturentwick-
eine Million Besucher anzog, konnte natürlich niemand in
lung liegt im Museumsboom, der 1997 unübersehbar mit
Bilbao ahnen. Allerdings darf nicht übersehen werden,
Frank O. Gehrys Museo Guggenheim im Hafen von Bilbao
dass dieser Erfolg, der im Grunde von keiner anderen Stadt
begann. Doch seit Beginn der Finanzkrise vor fünf Jahren
erfolgreich kopiert werden konnte, auch seine Schattensei-
ist das Museum im globalen Maßstab nicht von der explo-
ten hatte. Denn von der ursprünglichen Hafenbebauung
siven Entwicklung der Städte in den südostasiatischen
sind keine Spuren mehr erhalten. Schließlich gilt die einsti-
Boomstaaten zu trennen. In China, dem Land maßstabslo-
ge Industriestadt heute als eine der teuersten Städte Spa-
ser städtebaulicher und architektonischer Projekte bauten
niens, was darauf zurückzuführen ist, dass sich das Aban-
von Gerkan, Marg und Partner seit Beginn des Jahres drei
doibarra-Viertel in den letzten 15 Jahren zum Hotspot des
Kulturzentren: eines in Changchun, ein weiteres in Chang-
internationalen Tourismus entwickelte. Tatsächlich hat
zhou und schließlich das dreigliedrige Tianjin Grand Thea-
Gehrys expressive Titanskulptur einen unvergleichlichen
ter mit insgesamt 3.200 Plätzen. Währenddessen entwarf
städtebaulichen Wirtschaftsboom ausgelöst: Zunächst baute
das Rotterdamer Büro MVRDV, das derzeit in Holland auf-
Santiago Calatrava eine Brücke über den Nervión, danach
grund der öffentlichen Finanzsituation keine Kulturbauten
Norman Foster eine moderne Metrolinie und Ricardo
errichten kann, für Huangzhou das Comic- und Cartoon-
Legorreta eine markante Hotelskulptur. Neben vielen
Museum mit 30.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche.
anderen renommierten Projekten von Arata Isozaki, Carlos
Der Bilbao-Effekt, der im krisengeschwächten Spanien kei-
Ferrater und César Pelli, Masterplänen von Zaha Hadid und
ne ernsthafte Rolle mehr spielt, ist in den fernöstlichen
Richard Rogers für den Zorrozaure-Pier bzw. das Garellano-
„emerging countries“ zu einem beachtlichen Wirtschafts-
Quartier gestalteten schließlich, in unmittelbarer Nähe des
faktor geworden. Bevor der viel beschworene „Effekt“ im
Guggenheim, Altmeister Alvaro Siza die Baskische Univer-
baskischen Bilbao entstand, planten die Stadtpolitiker, das
sität und Rafael Moneo die Universitätsbibliothek Deusto.
Die Museumsarchitektur neu
buchstabiert: Dem spanischen
Büro Nieto Sobejano gelingt in
Projekten wie dem Umbau des
Museums Moritzburg in Halle
glänzend die Verbindung zwischen
Alt und Neu (oben).
Schneider+Schumacher gingen
bei der Erweiterung des Frankfurter Städel Museums erfolgreich in die Tiefe. Große Oberlichtfenster spenden den unterirdischen Räumen Tageslicht (r.)
neue Guggenheim Museum inmitten des Hafenquartiers
Abandoibarra entstehen zu lassen, um damit die grundle-
Überdimensionierte Kulturprojekte
gende Umwandlung des Viertels voranzutreiben. Dass das
Seit dem Bilbao-Boom setzten nicht nur viele spanische
Guggenheim schließlich zu einer beispiellosen Erfolgsstory
Politiker auf die visuelle Ausstrahlung ihrer Kulturbauten
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puls 01 | 2013
Norbert Miguletz
und verlangten ebenfalls nach ihrem „Guggenheim“. Heu-
Gegenwartskunst, die nicht selten beanspruchen, „welt-
te kritisiert Manuel Borja-Villel, Direktor des Madrider
weite Referenzpunkte“ zu schaffen. Dieser Anspruch lässt
Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía: „Große,
sich angesichts massiver Konkurrenz unter den Kunstzen-
bekannte Zentren werden nur deshalb gebaut, um ein
tren nur erheben, wenn die glänzenden Hüllen von inter-
attraktives Label zu schaffen. Mit diesen Problemen müs-
nationalen Stars gestaltet werden. Das war kürzlich in Oslo
sen wir leben.“ Das bedeutet: Eine werbewirksame, glit-
der Fall, als Renzo Piano am Oslo-Fjord Norwegens erstes
zernde Hülle garantiert weder herausragende Ausstellun-
Museum für Gegenwartskunst errichtete – das private
gen noch eine überzeugende Sammlung. Weil das viele
Astrup Fearnley Museum, das immerhin über einen bedeu-
Politiker und Museumsdirektoren nicht verstehen wollten,
tenden Sammlungsbestand verfügt. Was in der norwegi-
entstanden seit den späten 90er-Jahren in Spanien, unter-
schen Hauptstadt durch die Wahl natürlicher Baumateria-
stützt durch üppige EU-Subventionen und massive Immo-
lien, die Nähe zum Wasser und die Einbeziehung eines
bilienspekulation, gigantomanische Bausünden. Besonders
Skulpturengartens überzeugend gelang, glückte auch im
der Kulturbereich war anfällig für diese Verirrungen. Stell-
nordnorwegischen Hamarøy, wo der Amerikaner Steven
vertretend für zahlreiche Beispiele ist das Verhalten von
Holl inmitten einer einzigartigen Landschaft den Museums-
Francisco Camps, ehemals Ministerpräsident der Region
turm des Hamsun-Centers setzte. Dem strukturschwachen
Valencia. Um die Pracht und Herrlichkeit der Mittelmeer-
Nordland bringt das originell gestaltete Literaturhaus, das
Metropole zu steigern, ließ er sich von Santiago Calatrava
2010 den „International Architecture Award“ erhielt, einen
einwickeln. Während eines Abendessens zeichnete der
deutlichen Touristenzuwachs. In Oslo und Hamarøy konn-
Stararchitekt Camps ein überdimensionales Kulturprojekt
te der Imagegewinn nur garantiert werden, weil neben
auf die Serviette, für das der Regierungschef bereit war,
dem zugkräftigen Namen und einer gelungenen Architek-
jeden Preis zu zahlen: die „Kunst- und Wissenschaftsstadt“,
tur auch ein überzeugendes Ausstellungsprogramm prä-
deren Kosten mittlerweile von 300 Millionen Euro auf 1,3
sentiert wird.
Milliarden emporgeschnellt sind.
Anders war es, als die Madrider Mansilla + Tuñon 2004 im
Der Museumsboom, der mit Gehrys Guggenheim Museum
kastilischen León das MUSAC, Spaniens größten Container
einsetzte, beschränkt sich vornehmlich auf Museen für
für Gegenwartskunst, errichteten. Das MUSAC, das 2007
07
den Mies-van-der-Rohe-Preis gewann, sowie das kühne
Ausstellungskonzept, ausschließlich Kunst der jüngsten
Vergangenheit zu sammeln, wurden gelobt, solange die
üppigen Gelder aus Stadt- und Regionalkassen flossen.
Doch das Museum, das eine Grundfläche von 18.000 Quadratmetern besitzt, schlitterte in den folgenden Jahren in
die Krise, da die Raumkapazitäten infolge der drastischen
Sparmaßnahmen nicht mehr sinnvoll bespielt werden
konnten. Auch im westfälischen Herford, wo Frank O. Gehry
Das 2010 nach einem Entwurf
von Shigeru Ban eröffnete
Centre Pompidou in Metz hat
bereits mehrere Kosenamen
erhalten: Als Rochen, Auster
oder Muschel wurde das
Museum bezeichnet, das mit
der weltberühmten Marke
Centre Pompidou Touristen in
den Nordosten Frankreichs
locken soll (rechts).
Klaus Englert
2005 das MARTa im Stil eines „Klein Guggenheim“ errichtete, wollte man vom internationalen Bilbao-Effekt zehren.
Kurator Jan Hoet sah damals bereits die „größte Kleinstadt
Deutschlands“ entstehen, weil sie es geschafft habe, „Visionen“ zu entwickeln. Doch Hoets Visionen zerschellten an
der harschen Realität der westfälischen Kleinstadt, weshalb
er den Direktorenposten nach bereits drei Jahren desillusioniert verließ. Bald wurde klar, dass Herford niemals zum
kleinen Bruder von Bilbao werden könne, da dem MARTa
die Strahlkraft des Guggenheim Museums fehlt: Es ist eine
sich selbst feiernde Architektur, die der Kunst, für die sie
gebaut wurde, wenig lässt. Borja-Villels Kritik am ausschließlichen Marktwert der musealen Label trifft also auch
auf das MARTa zu, denn die spektakuläre Hülle belässt im
Innern lediglich schwer zu bespielende Kunsträume.
Seit ein paar Jahren gehen spanische Architekten im Museumsbau glücklicherweise andere Wege. Für diese RichIwan Baan
tung stehen die Madrider Nieto Sobejano, die 2008 die
Moritzburg in Halle ausbauten und dabei mit hoher Materialsensibilität einen Ausgleich von Alt und Neu schufen. Das
gilt ebenso für Francisco Mangado, der 2010 in der baskischen Hauptstadt Vitoria, inmitten der Wirtschaftskrise, ein
„Anti-Guggenheim“ errichtete – das „Archäologische
Museum von Álava“, zwischen bestehenden Wohnbauten
Meilenstein für die Museumsarchitektur und unerreichtes Paradebeispiel für die
erfolgreiche Aufwertung einer Region: Frank Gehrys Guggenheim Musuem
(oben). Schwindelerregende Blickachsen liefert die von Zaha Hadid für das chinesische Guangzhou entworfene Oper. Strukturen und Räume mäandern wie der
Lauf eines Flusses (Mitte). Zwischen unberührter Natur und einer typisch britischen Industrielandschaft ist David Chipperfields Erweiterung der Kunstgalerie
Wakefield platziert. Das Ensemble aus zehn unterschiedlich großen, trapezförmigen Kuben war in 2012 für den Sterling-Preis nominiert (unten).
und einem Adelspalast aus dem 16. Jahrhundert. Mangado
stellte sich der Aufgabe, den herrschaftlichen Palacio (in
dem ein Spielkarten-Museum untergebracht ist) zu renovieren und mit dem Neubau des Archäologischen Museums zu
einem homogenen Ensemble zu vereinen. In der Tat gelang
es ihm überzeugend, das Renaissancegebäude um einen
eigenständigen Anbau zu ergänzen, der seine formale und
materiale Modernität deutlich hervorkehrt, und sich dabei
organisch ins Altstadtgefüge einpasst.
Die Golden Zeit spektakulärer Kulturbauten ist – zumindest in Spanien – vorbei. Derweil haben Nieto Sobejano
und Francisco Mangado erfolgreich das Vokabular der
Iwan Baan
Museumsarchitektur nach dem Boom neu buchstabiert.
Dr. Klaus Englert arbeitet seit Langem als freier Kulturkorrespondent und Architekturkritiker für die Süddeutsche Zeitung, die Neue Zürcher Zeitung und die
Frankfurter Allgemeine Zeitung. 2010 ist im Stuttgarter Verlag Edition Axel
Menges sein reich bebildertes Buch New Museums in Spain erschienen.
puls 01 | 2013
Roland Halbe
» Micro
Galerie mit Aussicht
Im Rahmen der neu zu ordnenden Museumslandschaft Kassel ist auch die
Neue Galerie grundlegend saniert worden. Der aus dem 19. Jahrhundert
stammende Museumsbau an der „Schönen Aussicht“ blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück, innerhalb derer er zahlreichen Veränderungen
unterlag. Die jetzige, behutsam räumlich-architektonische Ordnung und
technische Erneuerung haben Staab Architekten aus Berlin übernommen.
Von Cornelia Krause Fotos Werner Huthmacher
Für die Berliner Architekten stellte sich mit der Beauftra-
Dachkonstruktion kaum in Mitleidenschaft gezogen. Nach
gung nach der Schließung der Galerie im Jahr 2006 die
einem zweiten Angriff stürzte auch der Ostpavillon mit der
klassische Aufgabe Bauen im Bestand. Sie fanden ein
Haupttreppe in sich zusammen.
Gebäude vor, das nur in der Außenarchitektur seinen
ursprünglichen Charakter wahrte, im Inneren dagegen
Konzeption nach 1945
durch mehrfache Umbauten stark verändert wurde. Ein
Während sich Diskussionen über Erhalt oder Abriss und
kleiner geschichtlicher Rückblick ist hilfreich, um die neue
Neustrukturierungen der Sammlungen über Jahre hinzo-
Raumkonzeption nachvollziehen zu können.
gen, nutzten die künstlerischen Leiter der documenta III
Das nach den Plänen des Baurats Heinrich von Dehn-Rotfel-
(1964), IV (1968) und V (1972) die kriegszerstörte Ruine
der errichtete Haus diente einst der Sammlung niederländi-
beziehungsweise die provisorisch hergerichteten Räume für
scher Alter Meister, die neben Dresden und München zu
ihre Zwecke. Dieser Umstand führte zu der Überlegung, das
den wertvollsten in Deutschland zählte. Der Entwurf orien-
Haus für immer der modernen Kunst zu widmen. 1976 war
tierte sich am Vorbild der Pinakothek in München (1826–
es dann so weit. Aus der Alten Galerie wurde die Neue Gale-
1836) mit ihren Oberlichtsälen und Seitenlichtkabinetten,
rie. Der Wiederaufbau und die Sanierung zogen gegenüber
gebaut von Leo von Klenze. Das prominent gelegene Grund-
dem Ursprungsbau einige Veränderungen nach sich. Ein
stück oberhalb der Karlsaue ließ allerdings nur einen ver-
bedeutender Eingriff war die Verlegung der Haupttreppe
kürzten Baukörper von knapp 90 Meter Länge zu, deren
aus dem Ostpavillon in den Mittelbau. Basierend auf
Kopfbauten geringfügig aus der Fassade hervortreten.
seiner Geschichte und seiner Sammlung entwickelte sich
Die verheerende Zerstörungskraft der Brandbomben über
das Museum in den 80er- und 90er-Jahren neben der zeit-
Kassel im Herbst 1943 verschonte auch diese berühmte Ge-
weiligen Bespielung durch die documenta zum Haus der
mäldegalerie nicht, die im Inneren völlig ausbrannte. Die
Malerei, das überwiegend die Kunst des 19. und 20. Jahr-
Loggia im Obergeschoss dagegen wurde wie die eiserne
hunderts präsentierte.
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Das neue Foyer im nordöstlichen Kopfbau ermöglicht eine
unkomplizierte Verbindung zu
den einzelnen Ausstellungsebenen (rechts).
puls 01 | 2013
» Micro
Neuordnung und Wiedereröffnung
werden. Wie schon vor dem Umbau bleiben die Räume für
Wer im Bestand baut, steht immer vor der Frage, auf wel-
Joseph Beuys und Ulrike Grossarth in der zentralen Raum-
che Zeitebene er sich festlegen soll. Staab Architekten leg-
folge des Erdgeschosses bestehen. Seitenlichtkabinette und
ten sich nicht fest, sondern verfolgten allein das Ziel, die
die zur Karlsaue orientierte Wandelhalle begleiten diese
räumlichen Qualitäten und Eigenarten des Gebäudes her-
Enfilade. In der darüber liegenden Loggia mit ihren groß-
auszuarbeiten und daraus zeitgemäße Raumsequenzen für
formatigen Öffnungen hält sich die Kunst sehr zurück. Die
die vorgesehenen Ausstellungsthemen zu entwickeln.
Erhabenheit dieses Raums in Verbindung mit dem weiten
Angefangen mit den Wandverkleidungen und Bodenbelä-
Blick in die Parklandschaft verleiht ihm etwas Komtempla-
gen aus den 70er-Jahren, die entfernt und durch Kalkze-
tives. Die vorherrschende Farbe Weiß in Verbindung mit
ment beziehungsweise einen durchgängigen, geschliffe-
zwei abgestuften Grautönen strahlen, trotz der zeitgenös-
nen Betonboden ersetzt wurden. Das bisher nicht behin-
sischen Eingriffe, Würde und Respekt vor der Vergangen-
dertengerecht ausgestattete Museum kann jetzt barriere-
heit aus.
frei über eine kombinierte Rampen- und Treppenanlage im
Staab Architekten ist es gelungen, bauliche Veränderungen
nordöstlichen Kopfbau erreicht werden. Die Verlegung des
in einer Mischung aus Restaurierung und Erweiterung zu
Haupteingangs an diesen Ort lässt ein großzügiges Foyer
einem neuen Ganzen zu formen, ohne dass das Galeriege-
zu, das über zwei gegeneinander versetzte Treppenhäuser
bäude in puncto Funktionalität einbüßen muss. Seine
alle Ausstellungsebenen miteinander verbindet. Im süd-
Erfahrungen im Umgang mit historischen Bauten, wie
westlichen Kopfbau konnte durch das Entfernen der beste-
schon im Albertinum in Dresden, konnte das Büro in Kassel
henden Treppe ein weiterer Oberlichtsaal gewonnen
eindrucksvoll unter Beweis stellen.
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Die neue Haupterschließung
mit barrierefreiem Zugang
(oben). In der Loggia im
Obergeschoss findet der
Besucher Ruhe und Kontemplation (rechts).
puls 01 | 2013
» Praxis
Bilderpalast
Mit dem dezent-unaufgeregten, aber ungemein
wirkungsvollen Erweiterungsbau für das Museum
Folkwang in Essen untermauerte David Chipperfield einmal mehr seinen Ruf als Meister der
sensiblen Museumsarchitektur. Die berühmte
Kunstsammlung findet in dem neuen, großzügigen und aus sechs Kuben bestehenden
Ensemble genügend Platz, um zu glänzen.
Von Daniel Najock Fotos Chrisitan Richters
Vor rund drei Jahren wurde der Neubau des Museums Folkwang in Essen mit der Ausstellung „Das schönste Museum
der Welt“ eröffnet – pünktlich zum Kulturfestival RUHR.2010.
Nicht nur die vorgegebene Bauzeit wurde damit eingehalten, auch die Kosten blieben im gesteckten Rahmen. Für
den Entwurf und den reibungslosen Ablauf verantwortlich
war der britische Architekt David Chipperfield, der bereits
wenige Monate zuvor nach der Wiedereröffnung des Neuen
Museums in Berlin durch seine kunstvolle Restaurierung
und Sanierung in aller Munde war. Ganz im Gegensatz zu
anderen nach Aufmerksamkeit heischenden Museumsbauten der letzten Zeit besticht Chipperfields Entwurf für das
Museum Folkwang durch eine sehr zurückhaltende, geradlinige Architektur, die ganz der Tradition der Moderne verpflichtet ist – eine Verbeugung vor dem architektonischen
Bestand des Altbaus und vor der weltberühmten Sammlung mit ihrer langen, wechselvollen Geschichte.
1902 gründete der Kunstsammler Karl Ernst Osthaus in seiner Heimatstadt Hagen das Museum Folkwang – das erste
Museum, das sich der Kunst der klassischen Moderne widmete. Benannt ist es nach dem altnordischen Begriff für die
14
» Praxis
Kunstwerke bekommen in den
neuen Ausstellungsräumen viel
Platz, um zur Geltung zu kommen (links). Der Weg zum
Foyer führt den Besucher durch
einen Innenhof, der dem Café als
Außenraum dient und bei sommerlichen Open-Air-Veranstaltungen genutzt wird (rechts).
„Volkshalle“, die in der Dichtung „Edda“ einen der Paläste
Mies van der Rohes: Geradlinig, einfach und funktional ist
in Asgard, dem Sitz der Götter, darstellt. Nach Osthaus' Tod
die Kubatur, die transparente Fassade bietet vielfältige Ein-
übergaben seine Erben die Sammlung an die Stadt Essen.
blicke in das Gebäude, von der Kahrstraße aus sogar auf
Finanziert wurde der Kauf durch ein Konsortium der Esse-
einen kleinen Teil der ausgestellten Kunst. Ganz im Sinne
ner Wirtschaft, das die Grundlage für den Folkwang-
Karl Ernst Osthaus', der die Kunst zum Menschen bringen
Museumsverein bildete. Während des Dritten Reichs wurde
wollte und nicht den Menschen zur Kunst. Noch heute gilt
die Sammlung dann als „entartete Kunst“ zerschlagen, viele
das unter Denkmalschutz stehende Gebäude als eines der
Werke gelangten ins Ausland oder wurden im Zweiten
gelungensten Museumsbauten der Nachkriegszeit in
Weltkrieg – ebenso wie der von Edmund Körner entworfene
Deutschland. Doch die zur Verfügung stehende Fläche
Museumsbau – im Bombenhagel zerstört.
reichte bald nicht mehr aus. Zusätzlichen Platz bot ab 1981
ein Anbau, in dem auch das Ruhrlandmuseum unterge-
Der Anbau aus dem Jahr 1981 fand wenig Anklang
bracht war. Doch lieb gewannen die Essener ihn nicht – zu
Nach dem Krieg dauerte es viele Jahre, bis das Museum
viele städtebauliche als auch architektonische Unzuläng-
wieder aufgebaut und ehemalige Bestandteile der Samm-
lichkeiten offenbarten sich mit der Zeit. Als schließlich
lung zurückgekauft werden konnten. 1960 öffnete der Bau
auch dieser Bau aus den Nähten platzte und sich überdies
der Architekten Kreutzberger, Hösterey und Loy schließlich
noch als sanierungsbedürftig erwies, fiel 2006 die Ent-
seine Pforten. Ihr Entwurf orientiert sich an der Schule
scheidung für einen Abriss und einen anschließenden Neu-
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bau. Die Baukosten in Höhe von 55 Millionen Euro über-
zum Bestand mit opakem, grünlich schimmerndem Glas
nahm die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung.
versehen, doch hier und da bieten sich durch großflächige
Daraufhin lobte die Stadt Essen einen internationalen Wett-
Fensteröffnungen auch beim Neubau spannende Einblicke
bewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren aus. Der
ins Innere. Transparentes Glas ist auch an den beiden
Londoner Architekt David Chipperfield überzeugte die Jury
Übergängen von Alt zu Neu sowie an den Hofseiten der
mit einem Entwurf, der die städtebaulich lange vermisste
Kuben zu finden. Einer dieser Höfe dient dem Museum als
Öffnung des Museums zur Essener Innenstadt ermöglicht
Vorplatz. Eine großzügige Freitreppe führt zu ihm hinauf.
und gleichzeitig den Altbau in das Ensemble integriert –
Von dort aus gelangen die Besucher entweder ins Foyer
sich sogar offensichtlich von ihm inspirieren lässt.
des Museums, in die Kunstbuchhandlung Walther König
Ruhige, geradlinige Architektur:
Der Neubau des Museums
Folkwang strahlt durch seine
grünlich schimmernde Fassade
aus Glaskeramik vornehme
Zurückhaltung aus (oben).
David Chipperfields Entwurf
erweitert den Altbau um sechs
rechtwinklig zueinander versetzte Kuben und vier Innenhöfe (rechts).
oder in das gegenübergelegene Café beziehungsweise in
Blickverbindungen durch komplett verglaste Innenhöfe
das Restaurant „Vincent & Paul“. Ein mittig im Foyer ange-
Der ruhige und wohlproportionierte Entwurf ergänzt den
ordneter Tresen empfängt die Museumsbesucher. Er dient
Altbau, bewahrt dessen Integrität und setzt den architek-
als Information und Ticketcenter. Darüber sorgt eine Gale-
tonischen Ansatz eines Ensembles aus Baukörpern, Gär-
rie für Blickbeziehungen ins Obergeschoss, das der Verwal-
ten, Höfen und Wandelhallen mit sechs weiteren, recht-
tung vorbehalten ist. Sämtliche öffentlich zugänglichen
winklig zueinander versetzen Kuben und vier Innenhöfen
Räume befinden sich jedoch im Erdgeschoss. Vom Foyer
fort. Sie ruhen auf einem mit Betonsteinen verkleideten
aus lässt sich die Folge der Ausstellungsräume bereits gut
Sockel, der das Gefälle des Grundstücks ausgleicht. Auch in
erkennen. Gegliedert wird sie durch die komplett verglas-
der Gestaltung der Fassade orientiert sich Chipperfield am
ten Innenhöfe, die zusätzlich zu den orthogonalen auch
Altbau. Zwar ist ein Großteil der Glasfassade im Gegensatz
diagonale Blickverbindungen ermöglichen.
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puls 01 | 2013
» Praxis
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Sockelgeschoss
Schnitte
Verdoppelung der Ausstellungsfläche
Ihr Hauptaugenmerk legten die Architekten bei ihren Planungen auf die Wirkung des Lichts. Ihm kommt sowohl bei
Projektbeteiligte
der Orientierung als auch bei der Inszenierung der Kunstwerke eine zentrale Bedeutung zu: So sind die Hofumgänge
Bauherr
aufgrund ihrer voll verglasten Fassaden lichtdurchflutet –
Neubau Museum Folkwang Essen GmbH, Essen
je nach Einfallwinkel und Intensität verändert sich der Eindruck der dort ausgestellten Bilder und Skulpturen. Die
Architekt
rund 1.400 Quadratmeter große, stützenfreie Halle für die
David Chipperfield Architects, Berlin
Wechselausstellungen ist dagegen über ein nach Norden
orientiertes Sheddach gleichmäßig belichtet. Zwar lässt ein
Eröffnung
Fenster zusätzliches Licht ins Innere, es dient aber in erster
30. Januar 2010
Linie dem Aus- und Einblick. Kein natürliches Licht vertragen dagegen die empfindlichen Exponate der Foto- und
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger
Plakatausstellung, die in komplett geschlossen Räumen
Schalterprogramm ocean®
mit Kunstlicht präsentiert werden. Zusammen mit dem
modernisierten Altbau, in dem nach wie vor die Sammlung
der klassischen Moderne zu sehen ist, stehen dem Museum
nun rund 7.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung – etwa eine Verdoppelung der bisherigen Kapazität.
19
» Praxis
Die stille Architektur klingt
Helsinkis neues Konzerthaus „Musiikkitalo“ gibt sich nach außen unprätentiös. Im Inneren
beherbergt es sechs auf unterschiedliche Anforderungen zugeschnittene Konzertsäle,
eine Musikhochschule und eine Bibliothek. Das finnische Büro LPR Architects schuf
drei miteinander verknüpfte Gebäudelemente und sorgte dafür, dass die Musik die
erste Geige spielt. Schon bei der Eröffnung im Spätsommer 2011 wurde klar: Das Haus
klingt und wird auch ausländische Besucher anziehen.
Von Lasse Ole Hempel
Zur Eröffnung erklang die Hymne Finlandia von Jean Sibe-
Das Gebäude duckt sich in die Senke
lius, bereits in den Pausen schenkten die Kellner Frei-
Der große Konzertsaal des Musiikkitalos von Helsinki ver-
Champagner aus. Schließlich gab es etwas zu feiern: Hel-
fügt über 1.704 Sitzplätze und ist im Hauptgebäude ange-
sinki hat ein neues Konzerthaus. Die Freude darüber ist
siedelt, durch das man auch das Konzerthaus betritt. Die
umso größer, da sich die Diskussion um das neue Haus, das
fünf kleineren Säle, in denen unter anderem elektronisch
man in Helsinki „Musiikkitalo" nennt, beinahe 20 Jahre
verstärkte Musik, Liederabende und Opern-Klavierproben
lange hingezogen hat. Erst durch einen Zusammenschluss
stattfinden, sind auf den flachen, lang gestreckten Bau ver-
konnten die Pläne verwirklicht werden: Die Helsinkier
teilt, der auch einem Restaurant Platz bietet und und unter
Philharmonie, das Finnische Radio-Sinfonieorchester und
der Erde ein großes Volumen entfaltet. Das begrünte Dach
die Sibelius-Akademie, Finnlands einzige Musikhochschu-
dieses Gebäudeelements verbindet niedrig und hoch gele-
le, bilden ein Betreiber-Konsortium und stemmen so die
gene Ebenen der Parklandschaft und geht einer Schanze
Baukosten von 188 Millionen Euro. Schon während der Pre-
ähnlich in den Vorplatz des Parlaments über. Im dazwi-
miere wurde deutlich, dass das neue Haus gegenüber der
schen liegenden zweiten Gebäudeteil befinden sich ein
40 Jahre alten, von Alvar Aalto entworfenen Finnlandia-
Drittel der Unterrichtsräume, die der Sibelius-Akademie
Halle einen entscheidenden Vorteil hat: Das „Musiikkitalo“
vorbehalten sind, und eine Bibliothek. Nach eigenem
überzeugt durch eine hervorragende Akustik. So gesehen
Bekunden strebten die Architekten eine „stille Architektur“
ist das Konzept von LPR Architects voll und ganz aufgegan-
an. In unmittelbarer Nachbarschaft stehen das monumen-
gen, räumte das im finnischen Turku beheimatete Büro
tale Parlamentsgebäude und das vom US-amerikanischen
doch der Akustik Priorität ein. In diesem Zusammenhang
Architekten Steven Holl entworfene Kiasma Kunstmu-
wurde mit Yasuhisa Toyota ein international renommierter
seum. Das neue Konzerthaus versucht gar nicht erst, der
Akustiker engagiert, der auch an dem Klang der im Bau
prominenten Nachbarschaft durch eine extravagante Fas-
befindlichen Hamburger Elbphilharmonie tüftelt.
sadengestaltung den Rang abzulaufen, vielmehr scheint es
20
Im goßen Saal, dem Herzstück des „Musiikkitalo“,
umringen die Sitzreihen kraterförmig die Bühne. Gläserne
Einschnitte lassen Tageslicht
einströmen und sorgen für
Blickbeziehungen zwischen
Saal und Foyer (rechts).
puls 01 | 2013
Arno de la Chapelle
Arno de la Chapelle
sich in die Senke zwischen der großen Mannerheim-Straße
ränge kraterförmig die Bühne ein. In der „Frankfurter All-
und der Töölö-Bucht ducken zu wollen. Grünspanüberzoge-
gemeinen Zeitung“ beschreibt Premierengast Jan Brach-
ne Kupferfassaden bilden den Übergang zu den Grünflächen
mann die Akustik im großen Saal als „kristallin“:
des nahe gelegenen Parks und zum Parlamentsgebäude.
„Besonders die Doppelrohrblattinstrumente wie Oboen
Großzügige, seetangfarbene Glasfronten weisen zum
und Fagotte setzen sich durch. Sänger werden nicht vom
Kiasma-Museum und zur Ostsee.
Orchesterklang überdeckt, der Text bleibt deutlich, was
wirklich phantastisch ist.“ Ähnlich begeistert waren auch
Kristalline Akustik
der Chefdirigent Sakari Oramo und der Akustiker Yasuhisa
Im Inneren erwarten den Konzertbesucher dunkel gehalte-
Toyota, die sich während des Schlussapplaus in den Armen
ne Räume, die qua ihres höhlenartigen Charakters Gebor-
lagen. Auch Marko Kivistö vom Architekturbüro LPR wurde
genheit vermitteln. Hier treffen Paneele aus dunkel gebeiz-
auf die Bühne gebeten und gefeiert. Anklang beim Publi-
tem Birkenholz auf schwarzgraue Wände, Decken und
kum findet das neue Konzerthaus dabei nicht nur durch
Stühle. Die Gänge im Untergeschoss sind in unterschied-
seine akustischen Qualitäten, sondern auch durch sein
lichen Grautönen gehalten. Der große Saal genießt im
kommunikatives Konzept. So werden dem Besucher bereits
Musiikkitalo das Privileg, mit Tageslicht versorgt zu wer-
beim Betreten des Foyers durch die schalldichten Glaswän-
den. Einzig die dynamisch gekreuzten Achsen der vielen
de Einblicke in den großen Saal gewährt. Mit Sichtbezie-
Deckenstrahler könnten hier von der Musik ablenken. Ins-
hungen wie diesen schufen die Architekten eine offene,
besondere aus akustischen Gründen kreisen die Zuschauer-
transparente Atmosphäre. Das lichtdurchflutete Foyer mit
22
Das Konzerthaus gliedert sich
in drei Gebäudequader: Der
am tiefsten gelegene schafft
durch seine begrünte Dachfläche Übergänge zu den nahe
gelegenen Parkflächen (oben).
Zum Komplex gehören die
Klassenräume einer Musikhochschule und eine Bibliothek (rechts).
puls 01 | 2013
» Praxis
Grundriss viertes Obergeschoss
Ansicht Süd und Ost
Voitto Niemel
dem dazugehörigen Café und der Ausstellungsfläche konzipierten sie zudem als Ort mit hoher Aufenthaltsqualität.
Projektbeteiligte
Am Boom klassischer Musik teilhaben
Für LPR Architekten ist das neue Konzerthaus ein großer
Bauherr
Erfolg. Die Architekten, die sich zunächst mit sensiblen
City of Helsinki, Sibelius Academy, Finnish Radio
Renovierungen und Instandsetzungen einen Namen
gemacht hatten, haben bereits im Jahr 2000 den zweistufi-
Architekt
gen Wettbewerb gewonnen. Danach vergingen noch acht
LPR Architects Ltd, Turku (Finnland)
Jahre, bis mit dem Bau des Prestigeprojekts begonnen werden konnte. Helsinki erhofft sich, mit der neuen Spielstätte
Bauzeit
für klassische Musik und Oper auch internationale Besu-
2008–2011 (Wettbewerbsentscheid: 2000)
cher anziehen zu können. So spekuliert man etwa mit zahlungskräftigen Klientel aus Sankt Petersburg. Mehr denn je
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger
gibt es ein Interesse an klassischer Musik und ihre Anhän-
KNX-System zur Beleuchtungs- und Jalousiesteuerung:
ger schrecken auch mittelgroße Entfernungen nicht ab.
Konstantlichtregelung, Präsenzmelder, Dimmer, Zen-
Mit dem „Musiikkitalo“ spielt Helsinki zukünftig im Kon-
tral- und Zeitsteuerung, Jalousieaktoren, Touchpanels
zert der großen Häuser Nordeuropas mit.
23
» Praxis
Um die Einstrahlung mit direktem Sonnenlicht zu vermeiden,
kommen in der Singapur Nationalbibliothek große Schutzschilde
zum Einsatz. Auch der „Plaza“
genannte Innenhof ist so vor
der Sonne geschützt (links).
Erfolgreich der Sonne getrotzt
Im subtropischen Klima seiner Heimat Malaysia arbeitet Ken Yeang seit Langem
an Prinzipien einer ökologischen Architektur. Mit der Sinagapur Nationalbibliothek
beweist er, dass ein konsequent nachhaltig konzipiertes Gebäude auf Energiefresser wie Klimaanlagen weitgehend verzichten und somit im großen Stil Kosten
sparen kann. Die Baubehörde von Singapur zeichnet das Gebäude hierfür mit
einer Platinmedaille aus.
Von Christian Brensing Fotos T. R. Hamzah & Yeang Sdn. Bhd.
Dr. Ken Yeang, Gründungspartner des international agie-
ter Neubau im Bugis-Bras Basah Distrikt nördlich des Stadt-
renden malaysischen Architekturbüros T. R. Hamzah &
zentrums von Singapur. Hinter der geschwungenen wei-
Yeang, hat sich seit seinem Studium an der Londoner
ßen Fassade mit ihren Vor- und Rücksprüngen befinden
Architectural Association und der University of Cambridge
sich zwei eigenständige Bibliotheken – die Lee Kong Chian
immer wieder mit Fragen des ökologischen wie nachhalti-
Reference Library und die Central Public Library – sowie ein
gen Planens und Bauens hervorgetan. Als weithin bekann-
Drama Centre mit einer eigenen Bühne und einem 615 Plät-
tes Indiz seiner Forschung gilt das „bioklimatische Hoch-
ze fassenden Auditorium. Im Inneren spaltet sich das Bau-
haus“ oder „the green skyscraper“. Die Grundlagen dafür
werk in einen eher quadratischen und einen bananenför-
entwickelte Ken Yeang in den 90er-Jahren. In vielen Publi-
mig geschwungen Block. Beide sind über Brücken mitein-
kationen und einigen spektakulären Bauwerken, z. B. dem
ander verbunden. Die Nationalbibliothek erfreut sich größ-
Mesiniaga Tower in Kuala Lumpur, setzte er seine Theorie
ter Beliebtheit und wird nicht nur von Schulen und Univer-
in die Praxis um. Insbesondere in dem subtropischen Kli-
sitäten genutzt. Der der Öffentlichkeit voll zugängliche
ma seiner Heimat Malaysia entwickelte er mit seinen öko-
Komplex ersetzte einen Altbau und wurde 2005 bezogen.
logischen Prinzipien architektonische Gegenstücke zu den
Gekrönt wird das Bauwerk von einer markanten verglasten
vorherrschenden vollklimatisierten Bauten. Diesen Grund-
Aussichtsplattform, „The Pod“ genannt. Drei öffentliche
sätzen blieb er auch im Falle der Nationalbibliothek von
Panoramaaufzüge, ein Café und der „Plaza“ genannte zen-
Singapur treu, die sich in der gleichen Klimazone wie sei-
trale Innenhof ziehen täglich zusätzliche Besucher an. So
ne Heimatstadt Kuala Lumpur befindet.
verbindet die „Plaza“ auch zwei belebte Einkaufsstraßen,
die Victoria Road und die North Bridge Road. Neben den
teilbegrünten Innenhöfen bieten auch die insgesamt
Hohe Aufenthaltsqualität und attraktive Aussichten
6.300 Quadratmeter einnehmenden Sky Courts eine hohe
Die fast 60.000 Quadratmeter große und 16 Stockwerke in
Aufenthaltsqualität. Die Panoramaaufzüge und die Aus-
den Himmel ragende Nationalbibliothek ist ein imposan-
sichtsplattform „The Pod“ bieten faszinierende Ausblicke
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über die Stadt. Im besten Sinne des Wortes stellt die Natio-
Sonnenschutzschilde geschossweise vor die Glasfassade
nal Library Singapore eine architektonische wie ökologi-
gesetzt. Um diese zu installieren, wurden die Pfosten der
sche Landmarke dar.
voll verglasten Vorhangfassade mit 250 Millimetern entsprechend stark ausgeführt. Einige dieser Schilde setzen
Voll verglaste Vorhangfassade
sich auch auf der Gebäudeinnenseite fort. Um Blendungen
Der Bauherr räumte bei dem 1998 ausgelobten Wettbe-
in den Innenräumen zu vermeiden, wurde für die Doppel-
werb „grünen“ Kriterien keine absolute Priorität ein. Erst
verglasung eine spezielle Beschichtung gewählt. Zusätzli-
durch den Entwurf von Ken Yeang wurde eine konsequent
che Jalousien kommen an den wenigen Tagen im Jahr
nachhaltige Bauweise in Betracht gezogen. Zentraler
zum Einsatz, an denen der Sonnenstand extrem niedrig
Ansatz in Yeangs Entwurf war die Frage, wie ein Gebäude,
ist. So wichtig die Sonnenschutzvorrichtungen auch von
das sensible Kulturgüter beinhaltet und somit über ein
funktionaler Seite her, sie geben dem Gebäude auch sein
stabiles Innenklima verfügen muss, in dem subtropischen
markantes Aussehen, so wie sie das Gebäude geschoss-
Klima umweltfreundlich und energieeffizient ausgestattet
weise komplett umlaufen. An einigen Stellen, z. B. vor dem
und betrieben werden kann. Hohe Luftfeuchtigkeit und
Eingang „The Laneway“, erwecken sie den Eindruck von
eine extrem starke Sonneneinstrahlung waren die kriti-
Tragflächen alter Doppeldecker. Die fast täglich einsetzen-
schen Punkte, die schon bei der Gestaltung und Ausstat-
den schweren Regenfälle zogen dazu noch akustische
tung der Gebäudehülle berücksichtigt werden mussten.
Maßnahmen nach sich: Der Regen sollte nicht von den
Daher war der Fassadenentwurf von größter Bedeutung.
Fassadenelementen widerhallen und die Arbeitsatmo-
Man verfolgte des Ziel des „30° solar cut-off“ was bedeute-
sphäre in den Bibliotheken stören.
te, dass bei einem Sonnenstand von mehr als 30° über dem
Horizont (gleichbedeutend mit der Zeit zwischen 10 Uhr
Deutliche Energieeinsparung durch KNX-System
morgens und 4 Uhr nachmittags) kein direktes Sonnen-
Im Inneren der Nationalbibliothek unterteilen sich die
licht in das Gebäude gelangen sollte. Aus diesem Grund
Bereiche in drei unterschiedliche klimatische Zonen. Unter
wurden die mit einer Tiefe von 1.80 Metern sehr großen
„Full Mode“ verstehen die Architekten die voll klimatisier-
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puls 01 | 2013
» Praxis
Grundriss Level 2
Schnitt CC
Die voll verglaste Vorhangfassade verhindert, dass während der Bürozeiten direktes
Sonnenlicht ins Innere
strahlt, und geben dem
Gebäude ihr markantes
Erscheinungsbild (links). Im
Inneren wird der Anteil des
Kunstlichts über Sensoren
gesteuert (oben).
ten und künstlich beleuchteten Bibliotheken und das Drama Centre. Im „Passive Mode“ kommt durch geschickte
Ausrichtung von Gebäudeteilen Tageslicht und eine
natürliche Be- und Entlüftung zum Tragen. In den „Mixed
Mode“ – den Atrien, der „Plaza“ und Vorhöfen – wird die
natürliche von einer mechanischen Be- und Entlüftung
unterstützt. Eine KNX-Gebäudesteuerung von Busch-Jaeger trug maßgeblich zur Steigerung der Energieeffizienz
bei. Sensoren schalten je nach Benutzung von Räumen
Projektbeteiligte
deren Licht an und aus und regeln automatisch die Helligkeit gemäß des Anteils an Tageslicht. Auf diese Weise
spart man im Vergleich zu konventionellen Bauten 33 Pro-
Betreiber
zent Energie und benötigt sogar 16 Prozent weniger als in
National Library Board, Singapur
der Planung ursprünglich vorgesehen war. Das dadurch
erreichte Energieeinsparpotenzial summiert sich auf circa
Architekten
370.000 US-Dollar pro Jahr.
T. R. Hamzah & Yeang Sdn Bhd, Ampang, Malaysia
Die vielseitigen Mühen der Architekten, des Bauherrn und
Größe
der beteiligten Firmen, eine „grüne“ Bibliothek zu schaf-
16 Stockwerke bei einer Gebäudehöhe von 98 Metern
fen, zahlten sich auch darüber hinaus aus. Die Nationalbibliothek von Singapur wurde mit der Platinmedaille, dem
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger
Green Mark Award der obersten Baubehörde von
KNX-Beleuchtungssteuerung: Präsenzmelder,
Singapur, ausgezeichnet.
Helligkeitssensoren zur Konstantlichtregelung
27
Yazdani Studio
Häuser für die Kunst
Aufgerollte Filmrollen, die Schleppe eines Flamenco-Kleids oder tanzende Gebäudekuben – dank
digitaler Entwurfstechnik lässt sich die Museums- und Kulturarchitektur mehr denn je von dem
inspirieren, was im Gebäudeinneren zukünftig ausgestellt oder vorgeführt werden soll.
Yazdani Studio: Bollywood-Museum, Mumbai, Indien
Mit seinen jährlich mehr als 1.000 Filmen stellt das indische Bollywood – wenn man allein den Output betrachtet – sogar Hollywood in den Schatten. Nun soll das Filmmekka im Norden Mumbais ein eigenes Museum erhalten. Hierfür entwickelte das amerikanische Architekturbüro Yazdani
Studio einen Entwurf, der sich ganz den Emotionen und der Dynamik des indischen Films widmet. Wenn man den lang gezogenen Baukörper von
oben betrachtet, fällt die Ähnlichkeit zu entrollten Filmspulen ins Auge – ein mehrfach aufgewickeltes Band, das dabei nahtlos vom Erdboden in
die Fassade übergeht. Die Architekten hatten beim Entwerfen aber auch die berühmte Zeile eines Bollywood-Hits im Ohr: „Wie Wellen schlagen
Erinnerungen ans Herz und lösen Stürme aus.“ Der Eingangsbereich erinnert an den berühmten roten Teppich. Anschließend rollt sich das Band
zu vier in ihrer Höhe leicht differenzierten Baukörpern auf. Im Inneren geht es farbenfroh zu. Der Besucher soll weniger durch Exponate, sondern
vielmehr interaktiv das Kino und seine Geschichte erleben. Hierfür sind Räume teilweise wie Filmsets aufgebaut. In einem Kinosaal sollen auch
Filmfestivals und andere Veranstaltungen stattfinden. Das Raumprogramm wird durch ein Restaurant, ein Konferenzzentrum und einen
Museumsshop komplettiert. Auch der weitläufige Park wird für vielfältige Veranstaltungen genutzt. Hier können die Besucher nicht nur Open-AirVorführungen von Bollywood-Klassikern erleben, sondern auch auch den „Walk of Fame“ entlangwandern, der einmal rund um den Park führt.
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Kleihues + Schuwerk: Nationalmuseum Oslo, Norwegen
Aller guten Dinge sind drei: Bereits in den 1940er-Jahren
wurde die bestehende Nationalgalerie in Oslo als zu
klein empfunden, seither träumt Norwegen von einem
Nationalmuseum, das die großen Kunst-, Design- und
Architektursammlungen vereinen könnte. Zwei Wettbewerbe, 1972 und 1995, wurden nicht umgesetzt, im
dritten Anlauf ist man nun guten Mutes, den Traum
endlich zu verwirklichen. JaJa Architekten aus Kopenhagen beziehen sich mit ihrem Entwurf „Urban Transition“ (oben) auf die städtebaulichen Veränderungen.
Die repräsentative, historische Uferkante soll in den
kommenden Jahren umgestaltet werden, der Museumsentwurf mit mehreren Volumen, deren Fassade durch
vertikale Streifen gegliedert ist, fügt sich zwischen die
vorhandenen und zukünftigen Bauten. Ein weiteres
MIR AS
dänisches Büro, Henning Larsen Architekten, schlug
hingegen die „Magic Box mit Canyon“ (unten) vor, –
eine große Kiste mit riesigem verglasten Atrium das
den Ausblick auf die Stadt und den Fjord geradezu dramatisch inszeniert.
Gewonnen aber hat das deutsche Büro Kleihues + Schuwerk mit einem eher introvertierten, zurückhaltenden
Entwurf, dem „Forum Artis“ (Mitte) mit einem schlicht
ummauerten Innenhof zwischen dem Neubau und dem
Bestandsgebäude. Den architektonischen Gestus des Entwurfs beschreibt Klaus Schuwerk als „langlebig“ und
„gestalterisch nachhaltig“ und somit einem Museum,
das die nationalen Schätze verwahrt, angemessen. Die
zweite Etage des Neubaus bildet als voll verglaster, transparenter Riegel dennoch einen Leucht- und Anziehungspunkt, der das Motiv des „Bewahrens“ mit einer Offenheit ausstrahlenden Symbolik kombiniert.
Henning Larsen Architects
Kleihues + Schuwerk Gesellschaft von Architekten mbH, NEUMEYER TREESE
MUS Architects
MUS Architects:Internationales Flamenco Museum,Jerez de la Frontera,Spanien
Mit ihrem aufsehenerregenden Entwurf eines Kulturzentrums, das sich der Lehre als auch der Dokumentation des Flamencos widmet, kam das polnische Büro MUS Architects im vergangenen Jahr bis ins Finale des internationalen Architekturwettbewerbs. Temperament und Leidenschaft des in Andalusien geborenen Tanz- und Musikstils
spiegeln sich bei MUS in der Fassade des „International School Museum of Flamenco“ wider. Inspiriert von der Bata de Cola, der Schleppe eines Flamenco-Kleides, entwarfen
die Architekten eine Konstruktion aus vielen, individuell gefalteten Schichten. An zwei der Ecken sind diese Schichten nach oben gezogen und ermöglichen so den Zugang in
das Gebäude von der Straßenseite. Ein Café lockt an einer dieser markanten Stellen die Besucher ins Gebäude. Die abgewandte Seite ist hingegen als eine große Rampe ausgebildet und erschließt so die Dachterrasse, die für Veranstaltungen unter freiem Himmel genutzt werden soll. Im Gebäudeinneren dominiert eine elegant geschwungene
Decke den Raum. Diese ist in zwei Teile von etwa gleich großer Fläche getrennt. Der sogenannte „Urban Square“ ist als Treffpunkt und Veranstaltungsort geplant und kann
mit flexiblen Möbeln individuell gestaltet werden. Die andere Hälfte ist durch Glaswände vom öffentlichen Treiben abgetrennt. Hier reihen sich die Tanzschule, die Verwaltung, das Auditorium und schließlich das Museum aneinander. Das Gestaltungskonzept des Gebäudes wird aber erst bei Nacht deutlich. Dann werden die Zwischenräume
der einzelnen Schichten beleuchtet und verleihen der Fassade eine beeindruckende Leichtigkeit.
HPP: DFB Museum, Dortmund, Deutschland
Die Fußball WM im eigenen Land war vor sechs Jahren in
Deutschland der Beginn einer bisher nicht gekannten Fußballeuphorie, aus der die Idee eines allein dem deutschen
Volkssport gewidmeten Museums resultierte. Mit seinen
zahlreichen traditionellen Fußballvereinen bot sich Nordrhein-Westfalen als Standort an, schließlich erhielt Dortmund mit einem bahnhofsnahen Grundstück den Zuschlag.
Den internationalen Architekturwettbewerb gewannen
HPP Architekten, deren Entwurf nun umgesetzt werden soll.
Sie planten einen aufgeständerten und keilförmig eingeschnittenen Quaderbau, den eine perforierte und halbtransparente Metallfassade umgibt. Im Inneren verbindet eine
erhöhte Galerieebene Foyerbereich, Fanshop, Gastronomie
und Ausstellungsbereiche sowie einen scheinbar schwebenden Körper, der die interaktive Dauerausstellung beherHPP Architekten
bergt. Über verschiedene Projektionsmedien soll der Besucher das Thema Fußball im zeitlichen Ablauf eines Fußballspiels von An- bis Abpfiff miterleben können. Die Eröffnung
ist für Ende 2014 geplant.
puls 01 | 2013
» Visionen
3XN: Cranko Ballettschule, Stuttgart, Deutschland
Die vom dänischen Architekturbüro 3XN entworfenen
Gebäude sind keine stummen Artefakte, sondern treten
durch ihre einladende Form und ihre offene, kommunikationsfördernde Gestaltung mit ihren Nutzern in Dialog. Der
Wettbewerbsbeitrag für den Neubau der John Cranko Ballettschule in Stuttgart entspricht ganz dieser Philosophie. Bereits
die Bezeichnung „A dancing building“ macht deutlich: Hier
setzt sich Architektur in Bewegung. Die neue Stuttgarter
Talentschmiede – benannt nach ihrem Gründer, dem weltbekannten Choreografen John Cyril Cranko – liegt an
einem Hanggrundstück in direkter Nähe zur Neuen Staatsgalerie James Stirlings. Um sich der Topografie anzupassen,
entwarfen 3XN eine Struktur von sechs übereinandergestapelten Boxen, die um eine zentrale Achse herum verdreht sind.
Durch die räumliche Schichtung dieses simplen, aber effektiven Entwurfsansatzes öffnet sich das Gebäude in unterschiedliche Richtungen – von der repräsentativen urbanen Zone der
untersten Ebene bis hin zum unverstellten Blick ins Neckartal
im obersten Geschoss. Sämtliche Funktionen des Tanz-Internats – Probe- und Übungsräume, Gemeinschaftsbereiche,
Klassenzimmer und die darüber liegenden Wohnungen der
Internatsschüler – werden über eine zentrale Treppenanlage
miteinander verbunden. Diese schafft durch das
Zusammenspiel von großzügigen Deckendurchbrüchen und
visuelle Bezüge zwischen den einzelnen Bereichen und verbindet sie zu einem stimmungsvollen Ganzen.
3XN
den sich stets verschiebenden Volumen abwechslungsreiche
» Zu Besuch
„Innovative Ideen setzen
sich immer durch“
Mit dem aufsehenerregenden Jüdischen Museum in Berlin schaffte Daniel
Libeskind den Durchbruch als Architekt. Seitdem gilt er weltweit als einer der
einflussreichsten Baumeister. Befragt von puls erzählt er von seinem Verständnis der Bauaufgabe Museum und von der besonderen Bedeutung, die
Erinnerung und Geschichte, aber auch Kommunikation und demokratischer
Diskurs für seine Arbeit haben.
Interview Lasse Ole Hempel Fotos Bitter Bredt
Herr Libeskind, Museen können als verbindendes Element
tung zuzuweisen. In meiner Arbeit kommt es darauf an,
zwischen Vergangenheit und Gegenwart wirken. Sie selbst
hierfür den Raum zu gestalten, mit Materialien, mit Licht
gelten als ein Architekt, der ein besonderes Interesse für
und den richtigen Proportionen etwa.
Geschichte und Erinnerung mitbringt. Ist die Gestaltung
eines Museums also eine Aufgabe, die Ihnen besonders
Sind Sie immer zufrieden, mit der Art und Weise, wie Ihre
entgegenkommt?
Museumsbauten genutzt werden?
Das Wort Museum selbst stammt von den Musen, von der
Man sollte das Museum nicht als statisches Gebilde anse-
Kunst. Ganz gleich, was für ein Museum wir betreten – wir
hen – eher als „work in progress“. Das Museum ist kein
werden unweigerlich mit der Sphäre der Erinnerung kon-
Behälter, der einfach mit Inhalten, also Ausstellungsstücken,
frontiert. In meiner Arbeit sind Erinnerung und Geschichte
gefüllt wird. Wenn es sich um ein interessantes Gebäude
keinesfalls Fußnoten, sondern bilden vielmehr die Basis,
handelt, bekommen wir eine dynamische Einheit – ein
aus der sich bei mir ein architektonisches Projekt entwickelt.
Raum, der zu neuen Ideen anregt. Das sind die Museen, die
Als Architekt liefere und entwickle ich den Raum, um
mir vorschweben, Gebäude die den Besuchern und damit
Geschichte und Erinnerung zu erleben.
der Öffentlichkeit neue Möglichkeiten und Anregungen
Das Museum auf den Kopf
gestellt: Die großformatigen
Ausstellungsstücke finden im
Militärhistorischen Museum
Dresden ihren Platz an den
schrägen Wänden (rechts).
schenken.
Verstehen Sie dabei das Museum in erster Linie als einen
gesellschaftlichen und kommunikativen Ort?
Das Museum als lebendiger Organismus …
Genau, selbst bei einem Museum für Gegenwartskunst, in
Absolut. Museen sollten immer in der Lage sein, auf Ent-
dem es in erster Linie nicht um Geschichte geht, spielt doch
wicklungen zu reagieren. Auch wenn das Gebäude an sich
Erinnerung eine große Rolle. Ohne Erinnerung gäbe es
statisch ist und nicht beweglich ist, so sollte es doch inter-
auch keine Phantasie und keine Kreativität. Wir wüssten
essante räumliche Gefüge bieten, Neugierde wecken und
auch nicht, wohin wir uns bewegen und woher wir kom-
sich den Sehnsüchten und Ansprüchen der Zukunft stellen
men. Es ist wichtig, der Erinnerung eine besondere Bedeu-
und nicht ausschließlich die Vergangenheit ausstellen.
32
puls 01 | 2013
» Zu Besuch
Zuletzt haben Sie in Deutschland eine Erweiterung des
Militärhistorischen Museums verwirklicht – ein sehr
exzentrischer Bau, mit einem spitzen Keil, der gleichsam
für die britischen Bombergeschwader steht, die die Stadt
einst zerstörten. Wie gelang es Ihnen, Ihre Auftraggeber
von dem gewagten Entwurf zu überzeugen?
Jedes Projekt, das neuen Boden betritt, ist eine Herausforderung. Ich glaube auch, dass sich innovative Ideen letztlich immer durchsetzen. Beim Militärhistorischen Museum
in Dresden ging es in erster Linie darum, einen gedanklichen Prozess in Bewegung zu bringen. Ich glaube, was
meinen Entwurf auszeichnet, war die Tatsache, dass er den
Punkt berührte, was ein Militärmuseum in Deutschland
eigentlich sein kann und was alles dazu gehört. Die Jury
hat meine Überlegungen und Ideen als sehr relevant
betrachtet. Natürlich ist es alles andere als einfach, an solch
einem Projekt zu arbeiten. Kreative Projekte fordern zu
Reaktionen heraus – seien es Fragen oder sogar Kontroversen. Mir geht es immer darum, Fragen zu stellen, einen Diskurs zu fördern. Es sollte immer um mehr gehen, als nur
Fragen stellen, dann hat die Architektur funktioniert.
Frank Gehrys Guggenheim Museum in Bilbao und Ihr
Jüdisches Museum in Berlin gehören zu den bedeutendsten architektonischen Ikonen der Gegenwart. Sind
Museen die Kathedralen unserer Zeit, heilige Stätten, zu
denen der aufgeklärte Bürger pilgert?
Museen haben eine ganz neue Bedeutung erlangt. Sie stehen für viel mehr als ihre Formgebung. Viele Verantwortli-
Michael Klinkhamer
technische Lösungen zu bieten. Wenn die Besucher sich
Nach dem internationalen Durchbruch mit dem Jüdischen Museum in Berlin konnte Daniel Libeskind eine Reihe weiterer Museumsprojekte verwirklichen. So trägt die 2006 vollendete Erweiterung des Denver Art Museums (unten) unverkennbar Libeskinds Handschrift. Bei der Formgebung ließ sich der Architekt unter anderem von versteinerten Kristallen inspirieren. Das Militärhistorische Museum in Dresden wird durch den vorgesetzten keilförmigen Neubau spektakulär und
bildmächtig erweitert (links).
che haben verstanden, dass es nicht um Formen geht, sondern auch um die Genese der Ideen, die dort ausgestellt
sind. Ich arbeite gerade an einem Museum in Wuhan in
China, das einem wichtigen Wegbereiter der modernen chinesischen Industrie gewidmet ist. Das Gebäude wird für die
Bevölkerung zu einem Anziehungspunkt werden, da es ihr
die Möglichkeit bietet, ihrer eigenen Vergangenheit gewahr
zu werden. Das Museum soll auch ein ikonischer Bau werden, der für das sich so rasant entwickelnde China steht.
In Europa hat mit der Finanzkrise nicht nur der
Museumsbau einen kräftigen Dämpfer erhalten. Wie
wird es weitergehen?
In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit hinterfragen die
Leute eher Konventionen, und ich bin mir sicher, dass das
Interesse an wirklich nachhaltigen architektonischen
Lösungen wächst – nach Lösungen, die die Kommunikation
fördern. In Zeiten wie diesen werden letztlich nur jene Projekte überleben, die auch kreatives Risiko eingehen und
wirklich die Zukunft im Blick haben.
35
» Zu Besuch
Ein Projekt, das gegenwärtig in Deutschland immer mehr
Motor Europas. Ich denke vielmehr, dass Deutschland auch
Gestalt annimmt, ist der neue Campus der Universität
auf geistig-kultureller Ebene unendlich viel bewegt – im
Lüneburg. Hier unterrichten Sie auch und haben selbst
Theater, in der Musik und auch in der Architektur.
einen Dialog initiiert, der die Entstehung des neuen
Zentralgebäudes begleitet.
Ihr Berliner Büro haben Sie aber trotzdem nach der Voll-
Sie wissen wahrscheinlich, dass es in Lüneburg keine archi-
endung des Jüdischen Museums wieder aufgelöst.
tektonische Fakultät gibt, ich tausche mich zum Beispiel
Aber die Chancen stehen gut, dass wir es wieder eröffnen.
dort mit Erziehungs- und Kulturwissenschaftlern oder
Wir sind in Zürich und Mailand vertreten, aber da wir gera-
Juristen aus. Gemeinsam entwickeln wir diesen neuen
de ein Wohnhaus im Herzen Berlins, in der Chausseestraße
Campus, der an die Stelle des bisherigen tritt, einem umge-
planen, wollen wir wieder fest vor Ort sein.
Erinnerung und Geschichte:
2001 wurde das von Libeskind entworfene Imperial War
Museum North in Manchester
eröffnet (oben). Im Jüdischen
Museum in Berlin überzeugt
Libeskind durch Formen, die
den Holocaust als irreversible
Katastrophe verdeutlichen
(rechts).
bauten Kasernengelände. Der demokratische, offene Prozess, der ins Leben gerufen wurde, berührt auch die Frage,
Was halten Sie von technischen Lösungen, die unter dem
was eine Universität heute ausmacht. Wer kann von ihr
Motto „Smart Home“ subsumiert werden. Verfolgen Sie
profitieren, wie kann die Öffentlichkeit in das universitäre
die Entwicklung, die sich auf diesem Gebiet in den letzten
Leben integriert werden? Ich bin überaus froh, dass dieses
Jahren vollzogen hat?
ungewöhnliche Projekt Wirklichkeit wird. Dazu wird die
Architektur muss sich verändern und auf die Tatsache rea-
Universität auch ein gutes Beispiel für wirklich ökologisch-
gieren, dass unsere Ressourcen endlich sind, und Verant-
nachhaltige Bauweise sein.
wortung übernehmen. Entwicklungen wie intelligente
Gebäudetechnik möchte ich unterstützen. Im Grunde
Man bekommt den Eindruck, dass Sie sehr gerne in
bedeutet dies auch, sich den architektonischen Grundwer-
Deutschland arbeiten.
ten wieder zuzuwenden: Wenn Sie sich traditionelle Bau-
In der Tat arbeite ich sehr gerne in Deutschland. Die Men-
ten anschauen, werden Sie feststellen, wie viel Intelligenz
schen sind sehr intelligent, sehr kreativ. Es gibt eine große
dahintersteckt. Wir haben es mit einer kulturellen Leistung
Akzeptanz für Unterschiede, für das Besondere, und auch
zu tun. Ich bin überzeugt, dass sich durch innovative tech-
für Baugeschichte herrscht eine große Sensibilität. Immer
nische und nachhaltige Lösungen die Architektur weltweit
wieder wird gesagt, Deutschland wäre der wirtschaftliche
deutlich verändern wird.
36
puls 01 | 2013
» Material
Holz
Materialien sind die Seele der Architektur. Sie geben
Gebäuden Charakter und Räumen Atmosphäre. Doch
was denken Architekten über „Materialklassiker“
heute? puls hat sie zu ihren Ansichten befragt.
Antworten von Renzo Piano Building Workshop
Sie haben bei Ihrem Projekt, dem kürzlich eröffneten Astrup
Fearnley Museum in Oslo, viel mit Holz gearbeitet. Welche
Vorteile bietet dieser natürliche Werkstoff?
Holz ist ein lebendiges Material; es altert und verändert sich mit der
Zeit und verleiht dem Gebäude ein angenehmes Ambiente. In Oslo
sind die Materialien rauem Seeklima und somit extremen Witterungsbedingungen ausgesetzt. Natürliches Holz rostet und verblasst nicht,
sondern gewinnt über die Jahre an Patina. Kaputte oder faule Stellen
können problemlos und kostengünstig ausgewechselt werden.
Welche Holzsorten haben Sie verwendet?
Die Fassadenverkleidung ist aus Espenholz – ein relativ weiches Holz,
das in Skandinavien angebaut wird. Die Oberfläche wurde nur mit
einem gewöhnlichen Beschleuniger behandelt, um der Fassade einen
weichen Grauton zu verleihen. Die Träger unter dem Glasdach sind
aus laminiertem Kiefernholz: ein sehr hartes Holz, das statischen
Belastungen besser standhält. Zum Schutz des Holzes und zur
Gewährleistung der statischen Funktionen über lange Jahre wurden
die Balken mit einem transparenten Lack behandelt.
Dank digitaler Konstruktion lassen sich mit Holz heutzutage völlig neue, ungewohnte Wege in der Architektur beschreiten.
Welche Überraschungen dürfen wir auf diesem Gebiet erwarten?
Holz war schon immer ein hervorragendes Baumaterial. Es lässt sich
wunderbar formen, und digitales Design eröffnet unzählige neue
Möglichkeiten. Früher hat das Brandrisiko viele Architekten abgeschreckt. Heute lässt sich das Problem jedoch durch intelligente
Brandschutzanlagen und geeignete Sprinklersysteme minimieren.
Holz hat zudem sehr gute isolierende sowie schallabsorbierende
Eigenschaften. Nicht zuletzt ist Holz einfach von Natur aus schön.
Renzo Piano Building Workshop
Astrup Fearnley Museet
» Einblicke
Busch-Tastdimmer®
iStock
Busch-Drehdimmer®
Busch-Dimmer® für LEDs – Licht effizient
und komfortabel regeln
In der modernen Raumgestaltung spielt Licht eine wichtige
bei LED-Leuchten – hat Busch-Jaeger hochwertige Dimmer
Rolle und schafft Atmosphäre und Wohnambiente. Künstli-
entwickelt, die mit den neuen effizienten Lichtquellen per-
ches Licht kann gestalten, kontrastieren, Architektur ein-
fekt harmonieren. Der Busch-Dimmer® wurde zum Dim-
drucksvoll in Szene setzen oder dezent den Hintergrund
men der modernen, wahlweise mit Glühlampen- oder
beleuchten. Dabei hat das Kunstlicht in technischer Hin-
Hoch- beziehungsweise Niedervolt-Hallogenfassungen
sicht in den letzten Jahren eine erstaunliche Entwicklung
ausgestatteten Philips Retrofit LEDs entwickelt. Mit ihnen
vollzogen. Mit der Light+Building 2012 – da sind sich viele
erzeugt er die gleichen Ergebnisse wie bei Glühlampen. Die
Beobachter einig – konnte sich die LED endgültig etablie-
Kooperation von Busch-Jaeger mit Philips gewährleistet
ren. Auf lange Sicht wird sie wohl auch die mittlerweile
auch für zukünftige LED-Lampen einwandfreie Funktionali-
weitverbreitete Energiesparlampe ersetzen. LEDs definie-
tät. Selbstverständlich kann der Dimmer mit anderen
ren den Umgang mit Licht neu, benötigen im Vergleich zu
Leuchtmitteln kombiniert werden – wie etwa Glüh-, 230-V-
herkömmlichen Leuchtmitteln lediglich ein Fünftel der
Halogenlampen oder Niedervolt-Halogenlampen.
Energie und zeichnen sich durch Langlebigkeit aus. Inzwischen ist auch die Technik so weit ausgereift, dass niemand
Tast- und Drehdimmer
mehr vom „kalten Licht“ spricht und die LED durch Vielsei-
Die Technologie der LED-Dimmer basiert auf Transistoren.
tigkeit glänzen kann.
Diese erzeugen keine Brummgeräusche und eignen sich
deshalb besonders für den Betrieb in Hohlwänden. Der
Bislang war es jedoch nicht möglich, LEDs optimal zu dim-
Busch-Dimmer® kann nach persönlichen Vorlieben justiert
men. In Kooperation mit Philips – dem Weltmarktführer
werden und wird als Tast- und Drehdimmer angeboten. Das
40
puls 01 | 2013
Der Busch-Dimmer® wurde
zum Dimmen moderner
Philips Retrofit LEDs (links)
entwickelt.
Licht schafft Atmosphäre und Wohnambiente. Durch das Dimmen kommt eine weitere Gestaltungsmöglichkeit hinzu.
Dabei verleiht gedimmtes Licht Räumen nicht nur eine besondere Stimmung – es reduziert auch die Energiekosten
spürbar. Gedimmte Leuchten verbrauchen weniger Strom, bereits eine um fünf Prozent verringerte Spannung spart bei
Glühlampen Energie und erhöht die Lebensdauer um 200 Prozent.
Dimmen und Schalten ist per Taster, Zeitschaltuhr und
beim Tastdimmer zusätzlich per Infrarot-Fernbedienung
mit einstellbaren Helligkeitswerten oder Bewegungsmelder
möglich. Der zuletzt beim Ausschalten gewählte Helligkeitswert wird für das nächste Anschalten gespeichert. Der Knopf
des Drehdimmers leuchtet im ausgeschalteten Zustand und
erleichtert so das Auffinden in dunklen Räumen. Ein
besonders angenehmes, übergangsloses und manuelles
Dimmen garantiert das Potenziometer mit Softrastung.
Licht zu dimmen schafft nicht nur eine angenehme Atmosphäre, es reduziert auch die Energiekosten spürbar. Durch
das Dimmen fließt weniger Strom zur Leuchte. Schon eine
um fünf Prozent verringerte Spannung bei Glühlampen
spart Energie und erhöht die Lebensdauer um 200 Prozent.
Dieser Effekt kommt nicht nur in den eigenen vier Wänden
zur Geltung – gerade im gewerblichen Bereich, wo Tag und
Nacht viele Leuchten in Betrieb sind, werden so Kosten
gespart und teure Wartungszyklen verlängert.
Halogenleuchten verändern beim Dimmen ihre Farbtemperatur
in den rot-gelben Bereich. Dieses wärmere Licht wirkt einladend
und gibt Räumen eine heimelige Atmosphäre. Ein einzigartiger
Effekt, ermöglicht durch Busch-Dimmer®.
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» Denkanstoß
Wofür steht das altnordische
Wort „Folkwang“?
Christian Richters
puls stellt in jeder neuen Ausgabe eine
Preisfrage. Die Gewinner erhalten eine
Belohnung in Form eines Buchpreises.
Ausfüllen, kopieren und faxen an:
+49 (0)1805-66 99 09
E-Mail an: [email protected]
Ja, ich will. Bitte senden Sie mir „puls“ künftig
regelmäßig frei Haus zu.
Vorschau puls 2/2013:
Wohnen
Antwort
Ob in den eigenen vier Wänden oder zur Miete,
Das altnordische Wort „Folkwang“ steht für den deutschen Begriff
sollte der Platz sein, wo wir uns wohlfühlen.
ein Leben auf dem Land oder in der Stadt. Zu Hause
Name
Büro
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PLZ/Ort
Impressum
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puls
Zeitschrift für Bewegung in der Architektur
Fax
Herausgeber:
Busch-Jaeger Elektro GmbH
Freisenbergstr. 2
58513 Lüdenscheid
www.busch-jaeger.de
E-Mail
Zu gewinnen:
Unter allen richtigen Einsendungen
verlost Busch-Jaeger je ein Exemplar
der Bücher New Museums in Spain,
Edition Axel Menges, sowie Kuehn
Malvezzi, fotografiert von Candida
Höfer (Verlag Walther König).
Einsendeschluss: 31. März 2013.
Der/die Gewinner/in wird in der
nächsten Ausgabe veröffentlicht.
Gewinner des letzten Preisrätsels:
Volker Schulze-Naumburg aus 83236
Übersee und Helmut Knies aus
36266 Heringen-Kleinensee.
Verlag:
Gesellschaft für Knowhow-Transfer
in Architektur und Bauwesen mbH
70771 Leinfelden-Echterdingen
www.gkt-publishing.de
Redaktionsteam Busch-Jaeger:
Dieter Lautz, Tobias Schlitzer, Wolfgang
Schallenberg, Christiane Schulte, Mirko Simon
Redaktion Gesellschaft für Knowhow-Transfer:
Lasse Ole Hempel, Marina Schiemenz
Printed in Germany – Imprimé en Allemagne
© by Busch-Jaeger
Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das Recht auf Verbreitung, Nachdruck von Text und Bild, Übersetzung in
Fremdsprachen sowie Vervielfältigung jeder Art durch
Fotokopien, Mikrofilm, Funk- und Fernsehsendung für alle
veröffentlichten Beiträge einschließlich aller Abbildungen.
Änderungen und Irrtümer vorbehalten.
Mit Sicherheit
schöner wohnen.
designed by
Der neue Bewegungsmelder – Busch-Wächter® 220 MasterLINE.
Er verbindet höchste Designansprüche mit wegweisender Technologie.
Gestaltet von Stararchitekt Hadi Teherani. In vier Farben. Als markanter Akzent
im Außenbereich Ihres Hauses. Sicher im Umkreis von 220°, erfasst er jede
Bewegung. Erleben Sie Sicherheit neu auf www.BUSCH-JAEGER.de
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Die Zukunft ist da.