Die Welt in unseren Köpfen

Transcription

Die Welt in unseren Köpfen
Die Welt in unseren Köpfen
Ein Einstiegsspiel zu Globalisierung und Gerechtigkeit
Bilder über die Welt - Weltbilder: Die Art und Weise, wie Abbildungen der Erde
verwendet werden, ist nicht zufällig. Sie repräsentiert auch Weltsichten und Weltbilder.
Die gebräuchlichen Karten in Europa sind „eurozentriert“, d.h. Europa ist oben und in
der Mitte. Außerdem wird Europa oft zu groß (bedingt durch die gewählte Projektion)
und u.a. Afrika zu klein abgebildet. Da die Größe eines Landes jedoch häufig
(unbewusst) mit seinem politischen Gewicht assoziiert wird, ist dies nicht unbedeutend.
Das Weltspiel: Große Zahlen haben es an sich, dass wir sie uns kaum vorstellen
können. „Wir spielen Welt“ ermöglicht es, die Verteilung der Weltbevölkerung auf die
verschiedenen Kontinente und die Verteilung des Welteinkommens – wenn auch
vereinfacht – darzustellen und im Sinn des Wortes zu „begreifen“.
Ziele:
• Sich gemeinsam ein Bild unserer Erde machen
• die Verteilung der Weltbevölkerung und die ungleiche Verteilung von Wohlstand
und Gütern erfahrbar machen
• Erkennen, dass Armut eine Konsequenz der Ungerechtigkeit (ungerechte
Wirtschaftsabläufe) ist
• TN/innen emotional ansprechen und zu Kooperation anregen
• Statistik erlebbar machen
Dauer:
Bilder über die Welt – Weltbilder: ca. 20 Minuten
Weltspiel: 20 - 40 Minuten, je nach Gruppengröße und Intensität
Anzahl:
10 – 30 TNinnen
Alter: ab 10 Jahren
Material:
• 2 Weltkarten - Mercator-Projektion, Peters-Projektion mit Hintergrundinformation
(Anhang 1-3)
• Orange, Marker/Filzstift, Schneidebrett, Messer (Anleitung Seite 4)
• Pralinen (Fair-Trade) in derselben Anzahl wie die der TN/innen
• Anleitung Weltspiel (Anhang 4)
• Datenblatt „Weltspiel“ (Anhang 5)
• Hintergrundinformationen: BIP, HDI (Anhang 6)
• Literaturliste für die Weiterarbeit (Anhang 7)
Raum:
genügend Platz
BAOBAB Entwicklungspolitische Bildungs- und Schulstelle / Karin Thaler
1
Anleitung:
1. Schritt: Bilder über die Welt - Weltbilder
•
•
•
•
Im Raum sind die beiden Weltkarten aufgehängt – eine Mercator-Projektion,
winkeltreue Karte und die Peters-Projektion, flächentreue Karte.
TN/innen sollen die beiden Karten vergleichen, die Unterschiede erkennen und
sie benennen.
Es folgt eine kurze Erklärung zu den beiden Karten, zur Schwierigkeit die
Weltkugel auf eine flache Karte zu übertragen und dass hinter jeder KartenProjektion bestimmte Interessen stehen.
Zum Abschluss kann das Experiment mit einer Orange vorgeführt werden bzw.
jede/r TN/in kann das Experiment selbst vor Ort durchführen
2. Schritt: Wir spielen Welt
•
Die Schilder mit den Namen der Kontinente sind im Raum verteilt.
•
Die TN/innen werden informiert, dass sie in diesem Spiel die Weltbevölkerung
darstellen.
•
Sie werden aufgefordert, sich so auf die Kontinente zu verteilen, wie sie glauben,
dass die Weltbevölkerung verteilt ist.
•
Nach der Aufteilung wird nachgefragt, ob alle mit der Verteilung einverstanden
sind. Wenn nicht, wird miteinander korrigiert.
•
Im Anschluss daran wird die richtige Verteilung anhand des VerteilungsSchlüssels bekannt gegeben (siehe „Daten zum Weltbevölkerungsspiel“) und
korrigiert. Die TN/innen bleiben als „Vertreter/innen“ der Kontinente auf den
Plätzen stehen.
•
Im nächsten Schritt sollen die TN/innen erraten, wie das Welteinkommen verteilt
ist. Die zur Verfügung stehenden Pralinen (1 Stück pro TN/in) werden dann
den einzelnen Kontinenten zugeordnet.
•
Nach einer kurzen Nachfrage, ob alle TN/innen einverstanden sind, wird der
Verteilungsschlüssel bekannt gegeben und miteinander korrigiert.
•
Es folgt eine kurze Erklärung des Human Development Index, die Grundlage für
die Berechnung des Verteilungsschlüssels und die ungenaue Aussagekraft
bezüglich Wohlstand, da weder Subsistenzwirtschaft, Schattenwirtschaft,
Nachbarschaftshilfe, Versorgung der Kinder und Alten etc. enthalten sind.
Hinweis: In agrarisch geprägten Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas
stammen bis zu 80% der Lebensgrundlagen der ländlichen Bevölkerung aus der
Selbstversorgung. (siehe BIP_HDI_Erklärung)
BAOBAB Entwicklungspolitische Bildungs- und Schulstelle / Karin Thaler
2
•
Nach einer gerechten Verteilung des „Welteinkommens“ (Pralinen) erfolgt die
Auswertung. (spontane Äußerungen zu den festgestellten und selbst erlebten
Ungleichheiten in der Verteilung des Welteinkommens; mögliche Reaktionen wie
Forderungen, Wut, Ohnmacht u.ä.; Ursachen)
Das Weltspiel kann Ausgangspunkt für die Weiterarbeit in vielen Themenfeldern sein
wie internationale Handelsstrukturen, ungleiche Ressourcennutzung, Konsum,
Lebensstil u.v.m.
BAOBAB Entwicklungspolitische Bildungs- und Schulstelle / Karin Thaler
3
Anhang 1: Experiment
Du brauchst: eine Orange, einen Marker / Filzstift, ein Schneidebrett oder einen Teller und
ein Messer.
1. Zeichne mit dem Marker die Kontinente auf die Orange (muss nicht genau sein!)
2. Ritze die Orange mit dem Messer ein!
3. Schäle die einzelnen Streifen ab und lege sie in der richtigen Reihenfolge nebeneinander
Zeichne eine rechteckige Karte von der Orangenschale. Was fällt Dir dabei auf?
BAOBAB Entwicklungspolitische Bildungs- und Schulstelle / Karin Thaler
4
r
➔
A
b
e
i
t
s
b
l
a
t
Die Welt als Karte
t
Karten
Blatt 1
Die Mercator-Karte (1569)
Gerhard Mercator entwickelte 1541 nicht nur einen eigenen
Globus, sondern vor allem auch eine eigene Projektion der
Erde, die sog. Mercator-Projektion. Die Projektion ermöglichte es den Seefahrtern einem genauen Kurs zu folgen.
Die Mercator Projektion ist winkeltreu; sie ist daher die
einzige Navigationskarte für den größten Teil der Erde. Sie
bildet die Länder am Äquator richtig ab, verzerrt (vergrößert)
aber die Flächen in der Nähe der Pole, die nicht abgebildet
werden können.
Gerhard Mercator
Gerhard Mercator (1512-1594) ist nicht nur als der größte
wissenschaftliche Kartograph der Renaissance zu beurteilen,
sondern kann auch als Begründer der kommerziellen Kartenherstellung betrachtet werden. Seine Karten und Globen und
später auch seine Atlanten fanden, von den Niederlanden
ausgehend, ihren Weg über die ganze Welt des 16. Jahrhunderts und brachten ihm beträchtliche Einnahmen.
■■■
– In welchen Zusammenhängen wird diese Projektionsart
vor allem verwendet?
– Welche Probleme sind mit der Mercatorprojektion verbunden?
Verein für Friedenspädagogik / Bundeszentrale für politische Bildung / KLETT-PERTHES, 1998
r
➔
A
b
e
i
t
s
b
l
a
t
Die Welt als Karte
t
Karten
Blatt 1
Die Mercatorprojektion
Mercatorkarte und Weltbilder
Manche Kartenprojektionen eignen sich für die manipulative
Darstellung von Größenverhältnissen besonders gut, indem
sie kleine Flächen größer und große Gebiete noch riesiger
erscheinen lassen. Kein Kartennetzentwurf ist für diesen
Zweck so häufig mißbraucht worden, wie die im 16. Jahrhundert von dem niederländischen Kartographen und Kartenherausgeber Gerhard Mercator entworfene und nach ihm benannte Projektion. Speziell für die Navigation entwickelt, vergrößert die Mercatorprojektion die Polregionen, so daß gerade
Linien als Loxodrome dienen können, das heißt als Linien mit
konstanter geographischer Richtung. (Wenn der Navigationskompaß zum geographischen und nicht zum magnetischen
Nordpol weist, können Loxodrome auch als Linien konstanter
Kompaßrichtung bzw. als Kursgleiche bezeichnet werden.)
(...) In der Tat kann die Mercatorkarte Gebiete jenseits des
nördlichen und südlichen Polarkreises kaum darstellen, da der
Abstand zwischen dem Äquator und den Polen bei dieser
Projektion unendlich groß ist. Da aber Seeleute seit jeher aus
Angst vor Eisbergen die polaren Gewässer gemieden haben,
wurde die starke Flächenverzerrung der Mercatorprojektion
von ihnen nur als geringfügiger Nachteil betrachtet.
Wie Weltbilder unser Bild von der Welt formen, läßt sich an der
sogenannten Mercatorkarte aus dem Jahre 1569 veranschaulichen. Die Proportionen der Karte sind falsch. So wird z.B.
Europa, das über 9,7 Mio. km2 verfügt, größer dargestellt als
Südamerika, das 17,8 Mio. km2 hat. Skandinavien mit 1, 1 Mio.
km2 wirkt sogar noch größer als Indien, das über 3,3 Mio. km2
aufweist. Bei der eurozentristischen Mercatorprojektion der
Welt, die bis vor nicht allzulanger Zeit die übliche Weltsicht
repräsentierte, wird der „zivilisierte“ Norden gegenüber dem
Süden begünstigend dargestellt. Die ungleichen Proportionierungen prägen das jeweilige Bild von der Welt. Das Selbstbild von Europa wird aus dem Gefühl der Dominanz, aus der
Mitte heraus, vermittelt. Die Erlebniswelt innerhalb der Kultur, in der wir aufwachsen, und die durch Konvention vereinbarten oder vermittelten Vorstellungen von Welt verleihen
durch derartige Vor-Bilder unserer Aneignung von Welt Gestalt. Durch gesellschaftliche Lernprozesse über Weltanschauungen und Weltbilder wird unser Umgang mit der Welt
geprägt.
Antikommunistische politische Gruppierungen machten sich
dagegen die bei der Mercatorprojektion auftretende Vergrößerung der Sowjetunion für ihre Zwecke zunutze. So hingen
bei Vorträgen der besonders in den USA sehr einflußreichen
rechtsradikalen John-Birch-Society gewöhnlich riesige Mercatorweltkarten an der Wand, auf denen China und die
Sowjetunion symbolträchtig als riesige rote Flächen abgebildet waren. Eindringlich führten sie dem Betrachter auf diese
Weise die „Rote Gefahr“ vor Augen.
Dieter Baacke / Franz Josef Röll (Hrsg.): Weltbilder, Wahrnehmung, Wirklichkeit. Bildung als ästhetischer Lernprozeß. Opladen 1995, S. 13 f.
Vgl. Mark Monmonier: Eins zu einer Million. Die Tricks und
Lügen der Kartographen. Basel / Boston / Berlin 1996, S. 132138
■■■
– Welche Kritikpunkte werden benannt?
– Wie bewerten Sie diese Aussagen? Sind die gezogenen
Schlüsse nachvollziehbar und einleuchtend?
– Überprüfen Sie die gemachten Aussagen anhand eines
Größenvergleichs von Skandinavien und Indien auf einer
Mercatorkarte.
Verein für Friedenspädagogik / Bundeszentrale für politische Bildung / KLETT-PERTHES, 1998
r
➔
A
b
e
i
t
s
b
l
a
t
Die Welt als Karte
t
Karten
Blatt 1
Die Peters-Karte (1972)
Anfang der siebziger Jahren stellte der deutsche Historiker
Arno Peters seine eigene „neue“ flächentreue Weltkarte vor.
Die von Peters verwendete Projektion ähnelt einem Kartennetzentwurf, der bereits 1855 von dem schottischen Geistlichen Reverend James Gall beschrieben worden war.
Die Peter-Karte ist – relativ – flächentreu. Sie bildet die
Industrieländer in den mittleren Breiten richtig ab; am stärksten verzerrt sind die tropischen Entwicklungsländer und die
polnahen Gebiete. Wie jede rechteckige Weltkarte bildet sie
die Form der Erde falsch ab.
■■■
– Vergleichen Sie die Mercatorprojektion mit der PetersKarte. Welches sind die größten Unterschiede? Wodurch
kommen Sie zustande?
– In welchen Zusammenhängen wird die Peters-Karte vor
allem verwendet?
– Welche Probleme sind mit der Petersprojektion verbunden?
Verein für Friedenspädagogik / Bundeszentrale für politische Bildung / KLETT-PERTHES, 1998
A
r
b
e
i
t
s
b
l
a
t
Die Welt als Karte
t
Karten
Die Peters-Karte
In den frühen siebziger Jahren stellte der deutsche Historiker
Arno Peters seine eigene „neue“ flächentreue Weltkarte vorzustellen. Die von Peters verwendete Projektion ähnelt einem
Kartennetzentwurf, der bereits 1855 von dem schottischen
Geistlichen Reverend James Gall beschrieben worden war,
deshalb sprechen wir im folgenden auch von der Gall-PetersProjektion. Die äquatorialen Gebiete erhalten in der GallPeters-Projektion ein leicht gestrecktes, längliches Aussehen,
was vielleicht erklärt, warum Geographen und Kartographen
anderen flächentreuen Kartennetzentwürfen den Vorzug gaben und warum die von Peters konsultierten Lehrbücher den
Kartennetzentwurf Galls nicht aufführten. In der Tat gibt es
eine Vielzahl flächentreuer Kartenprojektionen von Lambert
und anderen Kartographen, die die Umrisse der Kontinente
weniger verzerren als die Gall-Peters-Projektion.
Die Vorzüge der Gall-Peters Projektioin liegen in der „Flächentreue“ und damit, wie Peters meint in einer genaueren,
„gerechteren“ Darstellung der Welt. Mit seinem Hinweis
darauf, daß viele Länder der Dritten Welt in der Mercatorkarte
benachteiligt werden, und mit seiner Kritik an der stagnierenden Entwicklung in der Kartographie stieß Peters beim Weltrat
der Kirchen, der Lutherischen Kirche Amerikas und bei verschiedenen Gremien der Vereinten Nationen auf Zustimmung.
Kirchliche Institutionen und internationale Entwicklungsorganisationen begrüßten Peters „neue Kartographie“ und die
größere Genauigkeit und Gerechtigkeit, die sie in Aussicht
stellte. Sie ließen Karten mit der Peters-Projektion in großer
Zahl drucken, hingen sie in ihren Büros auf und verwendeten
sie in ihren Pressemitteilungen und Veröffentlichungen. Vielleicht weil auch Journalisten gerne für die Unterdrückten
Partei ergreifen und selten einem Disput widerstehen können,
wiederholte die Presse Peters Behauptungen und berichtete
über die Erfolge seiner Kampagne. Wissenschaftliche Kartographen reagierten mit Verständnislosigkeit und Verärgerung␣ - Verständnislosigkeit darüber, wie die Medien und
angesehene Institutionen so leichtgläubig und unwissend
sein konnten, und Verärgerung darüber, daß diese Gruppierungen nicht nur beharrlich Peters anmaßende Behauptungen
wiederholten, sondern sich noch dazu hartnäckig weigerten,
die Errungenschaften der Kartographie, ihr Schrifttum und
ihre reiche Geschichte, zur Kenntnis zu nehmen.
Insbesondere kommt der Vorwurf, daß Flächentreue nicht mit
Formentreue zu verwechseln ist.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, daß die UNESCO und
andere Organisationen, die sich für die Belange der Dritten
Welt einsetzen, ausgerechnet auf die von Peters propagierte
Blatt 2
Projektion hereinfielen und sie voller Engagement unterstützten. Sie brachten sich auf diese Weise selbst um die Chance
einer weitaus wirksameren Darstellung. In ihrer kartographischen Naivität übersahen sie nämlich eine besser geeignete
Art der Kartenprojektion, bei der Länder entsprechend ihrer
Bevölkerungsgröße dargestellt werden. So kann man nur
darüber spekulieren, wieviel überzeugender ihr Medienfeldzug wohl gewesen wäre, wenn sie zum Beispiel eine bevölkerungsproportionale Darstellung verwendet hätten, bei der die
Fläche jedes Landes seiner Einwohnerzahl proportional ist. In
der Tat wäre ein Flächenkartogramm weitaus effektiver als die
Peters-Projektion, um zum Beispiel die Bedeutung von Ländern wie China, Indien oder Indonesien zu unterstreichen
oder die vergleichsweise geringe Bevölkerungsdichte von
Kanada, den USA und anderen flächenmäßig großen Ländern
aufzuzeigen.
Mark Monmonier: Eins zu einer Million. Die Tricks und Lügen der
Kartographen. Basel / Boston / Berlin 1996, S. 132-138,
Auszüge.
■■■
– Welche Kritikpunkte an der Peters-Karte werden vorgebracht?
– Wie bewerten Sie diese Kritik?
– Welche alternativen Vorschläge werden gemacht?
Verein für Friedenspädagogik / Bundeszentrale für politische Bildung / KLETT-PERTHES, 1998
Wir spielen Welt
Ziel:
- Konfrontation mit eigenen Einschätzungen über Weltbevölkerung,
Welteinkommen, Eigenverbrauch
- Statistik erlebbar machen
- TN emotional ansprechen und zu Kooperation anregen
- Ungleiche Verteilung der Güter dieser Erde veranschaulichen
- Erkennen, dass Armut eine Konsequenz der Ungerechtigkeit ist
Zeitbedarf: Ca. 40 Minuten
Gruppe: 12 – 50 TN, auch für EinsteigerInnen geeignet
Vorbereitung: Luftballons in derselben Anzahl wie Anzahl der TN besorgen, Stühle in
derselben Anzahl abzählen. Schilder zu den Kontinenten Nord-, Südamerika, Europa und
Russische Föderation, Afrika, Asien anfertigen.
Räumlichkeit: genügend Platz
Anleitung: „Heute spielen wir Welt – dargestellt durch diese fünf Kontinentgruppen
(Schilder mit den Namen der Kontinente sind im Raum verteilt). Verteilen Sie sich bitte
so auf die Kontinente, wie Sie die Verteilung der Weltbevölkerung einschätzen.“ Nachdem
die TN sich aufgeteilt haben, geben Sie die richtige Verteilung anhand des
Verteilungsschlüssels bekannt (siehe „Daten zum Weltbevölkerungsspiel“) und
korrigieren ggf. „Nun nehmen sie bitte die Stühle und ordnen Sie diese den Kontinenten
entsprechen der Verteilung des Welteinkommens zu.“ Stellen Sie wieder anhand des
Verteilungsschlüssels (siehe „Daten zum Weltbevölkerungsspiel“) richtig; die TN werden
aufgefordert, entsprechend Platz zu nehmen.
„Nun verteilen Sie noch in jedem Kontinent die Luftballons im Verhältnis zum
Energieverbrauch.“ Nach Korrektur entsprechend des Verteilungsschlüssels (siehe „Daten
zum Weltbevölkerungsspiel“) werde diese nun aufgeblasen – für die Industrienationen
ein ordentliches Stück Arbeit. (Eventuell ist eine ‚technische Hilfe’ erlaubt oder es sind
Verhandlungen mit Menschen anderer Kontinente aufzunehmen, die die ‚Reichen’
unterstützen …).
Fortführung: In der Auswertung sollen spontane Äußerungen zu den festgestellten und
selbst erlebten Ungleichheiten in der Verteilung des Welteinkommens zum Ausdruck
gebracht und Alternativen angedacht werden. Wahrscheinlich hat die letzte Phase auch
bereits zu (Re)Aktionen (Forderungen, Verhandlungen, Wut, Ohnmacht, Überheblichkeit,
Schuldabwehr, Hilfsbereitschaft u.ä.) geführt, die auf die globale Realität zu beziehen
sind. Nun ist nach Ursachen und Konsequenzen zu fragen.
Weiterarbeit zu Weltbevölkerungsfragen, internationalen Handelsstrukturen oder
ungleicher Ressourcennutzung – getragen von den persönlichen Erfahrungen im Gastland
– lässt sich anschließen. Mit der Frage nach Wegen zu einer gleichberechtigten Welt
werden globale Zukunftsbewältigung und eigener Lebensstil angesprochen.
Bemerkung: Dieses Spiel gibt es in vielen Varianten (z.B. mit Apfel- oder
Kuchenstücken als Alternative); die hier vorgestellte Variante lässt die Vertreterinnen
und Vertreter der Industrieländer nicht nur ihre Privilegien (Stühle) genießen. Sie
brauchen auf viel Energie zum Aufblasen der Ballons und sind dafür möglicherweise auf
die anderen angewiesen.
Aus: Arbeitsblätter für die entwicklungspolitische Bildungsarbeit. Globales Lernen. DED
(Deutscher Entwicklungsdienst)
Zahlen zum Weltspiel
Weltbevölkerung
Kontinent
Europa u. Russ.Föd.
Nordamerika
Süd- u. Mittelamerika
Asien
Afrika
Australien und Ozeanien
Welt
Gesamt in Mio
724,72
332,16
558,28
3.917,50
887,96
33,00
6.453,62
Quelle: Vom 1.10.2006
Welteinkommen
Kontinent
Europa u. Russ.Föd.
Nordamerika
Süd- u. Mittelamerika
Asien
Afrika
Australien und Ozeanien
Welt
Gesamt in Mio $
12.176.700,00
12.431.100,00
1.092.500,00
8.777.900,00
621.500,00
605.200,00
35.704.900,00
%
bei 10TN
bei 15 TN
11,22967
1
5,146879
1
8,650649
1
60,70237
6
13,7591
1
0,511341
0
100
10
bei 20 TN
2
1
1
9
2
0
15
bei 25 TN
2
1
2
12
3
0
20
bei 30 TN
3
2
2
15
3
0
25
4
2
2
18
4
0
30
http://esa.un.org/unpp/
bei 10TN
34,1%
34,8%
3,1%
24,6%
1,7%
1,7%
100%
bei 15 TN
3
4
0
3
0
0
10
bei 20 TN
5
5
1
4
0
0
15
bei 25 TN
7
7
1
5
0
0
20
bei 30 TN
9
9
1
6
0
0
25
10
10
1
7
1
1
30
Quelle: 1.10.06 www.undp.org, Human Developpment Index, Eigene Berechnung
Weltenergieverbrauch
Kontinent
Europa u. Russ.Föd.
Nordamerika
Süd- u. Mittelamerika
Asien
Afrika
Australien und Ozeanien
Welt
Gesamt in Mio
Tonnen Rohölequivalent
2.813,50
2.784,40
483,10
3.652,30
312,10
179,00
10.224,40
bei 10TN
27,51751
27,23289
4,724972
35,72141
3,052502
1,750714
100
bei 15 TN
3
3
0
4
0
0
10
bei 20 TN
4
4
1
6
0
0
15
Quelle: The BP Statistical Review of the World Energy published on 14th June 2006 www.bp.com
Erstellt von Südwind Agentur
bei 25 TN
6
6
1
7
0
0
20
bei 30 TN
7
7
1
9
1
0
25
8
8
1
11
1
1
30
Bruttoinlandsprodukt
Das Bruttoinlandsprodukt (Abk.: BIP) ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft und
meint die Gesamtheit aller in einer Volkswirtschaft erbrachten Waren und Dienstleistungen.
Das BIP gibt alle neu zur Verfügung stehenden Waren und Dienstleistungen zu ihren aktuellen Marktpreisen
an, die im Inland innerhalb einer definierten Periode von In- und Ausländern hergestellt wurden und dem
Endverbrauch dienen. Werden Güter nicht direkt weiterverwendet, sondern auf Lager gestellt, gelten sie
ebenfalls als Endprodukt (Vorratsveränderungen). Auf Grund der Betrachtung in Marktpreisen ist das
(nominale) BIP abhängig von der Inflation der betrachteten Volkswirtschaft. Das nominale BIP steigt/sinkt
bei Geldentwertung/Deflation und daraus folgend steigenden/sinkenden Marktpreisen.
Wirtschaftsleistung und Wohlstand
Die Aussagekraft des BIPs bezüglich Wohlstand und Lebensqualität der Menschen in einer Volkswirtschaft ist
ungenau, da folgende Faktoren nicht oder nur näherungsweise mitberechnet werden:
•
•
•
•
•
•
Die gesamte Schattenwirtschaft
Unbezahlte Aktivitäten (Versorgungsarbeit innerhalb der Familie, Hausarbeit, Heimwerken, Kinder- und
Altenbetreuung, Ehrenamtlichkeit etc.)
Die Einkommens- und Vermögensverteilung
Wohlfahrtsstaatliche Sicherungssysteme (Gesetzliche Rentenversicherung, Krankenversicherung,
Pflegeversicherung)
weitere Faktoren z.B. sozialer Frieden, Luftqualität, Erholungsgebiete
Die ökologischen Kosten unseres Wirtschaftens
Was aber den BIP und den HDI in den Industriestaaten sehr wohl erhöht, sind die Kosten, die entstehen für
Alters- und Kinderbetreuung, Operationen, Überschwemmungen, bei Unfällen jeglicher Art etc.
Ein weiterer Aspekt der bei dem Spiel ausgeblendet wird ist die Verteilungsfrage innerhalb der 6 Kontinente
in sozialer Hinsicht (zwischen Armen und Reichen in einem Land) und zwischen den Staaten innerhalb der
Kontinente (Bently-Studie zum Weiterarbeiten)
BAOBAB Entwicklungspolitische Bildungs- und Schulstelle / Karin Thaler
1
Human Development Index
Der Human Development Index (HDI, Index der menschlichen Entwicklung) versucht seit 1990 mit einer
Maßzahl den Stand der menschlichen Entwicklung in den Ländern der Welt zu verdeutlichen. Der HDI wird
jährlich im Weltentwicklungsbericht (Human Development Report, HDR) veröffentlicht, welchen das United
Nations Development Programme (UNDP), das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, herausgibt.
Entwickelt hatte den HDI im Wesentlichen der pakistanische Ökonom Mahbub ul Haq, der eng mit dem
indischen Ökonomen Amartya Sen zusammenarbeitete.
Anders als der Ländervergleich der Weltbank berücksichtigt er nicht nur das Bruttoinlandsprodukt (BIP)
pro Einwohner eines Landes in KKP-$ (Kaufkraftparität), sondern ebenso die Lebenserwartung und den
Bildungsgrad mit Hilfe der Alphabetisierungsrate (siehe Analphabet) und der Einschulungsrate der
Bevölkerung.
Der Faktor Lebenserwartung gilt als Indikator für Gesundheitsfürsorge, Ernährung und Hygiene; das
Bildungsniveau steht ebenso wie das Einkommen, für erworbene Kenntnisse und die Teilhabe am öffentlichen
und politischen Leben für einen angemessenen Lebensstandard
BAOBAB Entwicklungspolitische Bildungs- und Schulstelle / Karin Thaler
2
Weiterführende Materialien aus der BAOBAB-Bibliothek:
Globales Lernen: Die Welt entdecken, erfahren, verstehen
2., überarb. Aufl. - Wien: BAOBAB, Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, 2008. - 179
S.; Thaler, Karin [RedIn]
SW: Globales Lernen; Fairer Handel; Kakao; Reis; Rohstoff; Kinderarbeit; Textilien; Textilindustrie;
Baumwolle; Ökolandwirtschaft; Nachhaltigkeit; Gerechtigkeit; Konflikt; Menschenrechte;
Globalisierung; Erziehungswissenschaft; Arbeit; Armut; Ernährung; Gewalt;
Interesse am Reisebericht eines T-Shirts? Hungrig auf Reis und seine "Geschichte"?
Die Praxismappe bietet Lehrpersonen (Sek. I) vielfältige didaktische Angebote, aktuelle
gesellschaftliche Themen mit der Pädagogik des Globalen Lernens kreativ in den Unterricht
einzubinden. Dabei werden beispielhaft die Themen Globalisierung, Arbeit, Armut, Ernährung, Gewalt
und Konfliktlösung aufgegriffen. Neben vielfältigen didaktischen Anregungen und Arbeitsblättern
bietet die Mappe ein "Fair Naschen Quiz", ein Kakaodomino, eine Bildkartei zur Reisproduktion, zwei
Activity-Spiele zu den Themen Ernährung "bio, regional und fair" und Textilindustrie "fair-fashionworld-game" u.v.m.
Alter: 10-12 Jahre; 12-14 Jahre
BAOBAB-Signatur: A-2/2076
Tatort Eine Welt: Was hat mein Handy mit dem Kongo zu tun?
Wuppertal : Hammer, 2007. - 200 S.
SW: Globalisierung; Armut; Entwicklung; Ernährung; Gesundheit; Wasser; Umwelt; Weltwirtschaft;
Krieg; Menschenrechte; Flucht; Frau; Gleichberechtigung; Soziale Gerechtigkeit
Tatort Eine Welt ist ein Buch für jeden, der etwas über das Problemfeld Globalisierung erfahren oder
vermitteln will. Es umgreift alle Themenkomplexe, die im Kontext der Globalisierung von Bedeutung
sind: von Ernährung, Gesundheit, Wohnung und Bildung über Wirtschaft, Finanzen, Rüstung und
Kriege bis hin zu Umwelt und Menschenrechten. Übersichtliche, farbige Grafiken veranschaulichen
die jeweiligen Themenblöcke.
Alter: ab 14 Jahren
BAOBAB-Signatur: VI-0234
So leben sie! Familien aus 16 Ländern zeigen, wie sie wohnen
Bern : BLMV, 2001. - Fotomappe mit 16 A3 Bildern in Farbe. Beilage(n): Arbeitsheft
SW: Nord-Süd-Beziehungen; Familie; Sozialer Aspekt; Besitzverhältnis; Wohnen; Wertfragen
Die 16 ausgewählten Familienportraits zeigen Familien aus allen Kontinenten und aus verschiedenen
gesellschaftlichen Schichten. Im Rahmen eines Projekts hat der bekannte Fotograf Peter Menzel die
Familien gebeten für die Fotos ihren gesamten Besitz vor ihr "zu Hause" zu räumen, um ihren Alltag
zu dokumentieren. Die Familienmitglieder und die einzelnen Gegenstände werden genau
beschrieben. Das 32-seitige Arbeitsheft enthält viele interessante Anregungen, wie mit den Bildern
gearbeitet werden kann. Als Lernziele nennt die Autorin u.a.: das Kennenlernen anderer
Lebensformen, die Entdeckung anderer kultureller Lebenswirklichkeiten ohne Stereotypen, das
Erkennen universeller menschlicher Bedürfnisse, Einüben von Beobachtung und Beschreibung. Das
BAOBAB Entwicklungspolitische Bildungs- und Schulstelle / Karin Thaler
Material ist zum Erwerb wichtiger Kompetenzen der SchülerInnen im Rahmen des Globalen Lernens
bestens geeignet.
Alter: 6-10 Jahre; 10-12 Jahre; 12-14 Jahre; 14-18 Jahre; ab 18 Jahren
BAOBAB-Signatur: VI-2039
So leben sie! Ein Erkundungsprojekt rund um die Welt
Mülheim/Ruhr: Verl. an der Ruhr, 2001. - 54 S., Arbeitsheft
SW: Nord-Süd-Beziehungen; Familie; Sozialer Aspekt; Besitzverhältnis; Wohnen; Wertfragen
Das Begleitheft zur Fotoserie "So leben sie!" enthält Unterrichtshilfen für Grund- und Mittelstufe, wo
SchülerInnen die abgebildeten Wohnsituationen untersuchen oder mögliche Kommunikationsformen
erforschen. Sie vergleichen Spielsachen und ziehen daraus Schlüsse auf das Freizeitverhalten der
Kinder. Informationen zu den einzelnen Ländern, Beobachtungsbögen und Gesprächsanregungen
helfen die Situationen der dargestellten Familien einzuschätzen. Eine hilfreiche Ergänzung zu den
anregenden Fotos.
Alter: 6-10 Jahre; 10-12 Jahre; 12-14 Jahre
BAOBAB-Signatur: VI-2039A
Welt...Sichten: Die Vielfalt des Globalen Lernens
Tübingen: Verein für Friedenspädagogik, 1999. - 266 S., Arbeitsbuch, zahlr.Ill., graph.Darst., Kt.
SW: Globalisierung; Nord-Süd-Beziehungen; Ökologie; Informationswesen; Tourismus; Demokratie;
Umweltzerstörung; Soziale Gerechtigkeit; Internet; Konflikt; Nachhaltigkeit; Globales Lernen
Dieser Band möchte unterschiedliche, auch kontroverse Sichtweisen über zentrale gesellschaftliche
und politische Problemfelder vermitteln. Die Vielfalt des Globalen Lernens wird dabei an elf
Themenbereichen behandelt, die von "Globalen Gefährdungen" über Fragen der "Zukunftsfähigkeit"
bis zu "Netz-Welten" und "Welt-Zivilisierung" reichen. Die einzelnen Kapitel beinhalten vielfältige
Materialien, Grafiken, Dokumente und Bilder und bieten eine grundsätzliche Einführung in den
jeweiligen Themenbereich. Die begleitende CD-Rom ist eine anschauliche Ergänzung (Siehe
Beschreibung bei AV Medien, unter CD-Rom "Global Lernen"). Ein sehr brauchbares
Unterrichtspaket mit vielen didaktischen Anregungen.
Alter: 14-18 Jahre
BAOBAB-Signatur: A-2/2053
Welt.sichten
Graz: Welthaus Diözese Graz-Seckau, 2005.
SW: Welt; Karte; Umweltverschmutzung; Einkommen; Unterernährung
Die Art und Weise, wie die Erde abgebildet wird, ist nicht zufällig. Sie schreibt ein Weltbild fest und
stellt einen Standpunkt dar. Die gebräuchlichen Karten in Europa sind "eurozentriert", das heißt
Europa ist oben, in der Mitte und oftmals verhältnismäßig groß abgebildet. Die Welthaus-Karte stellt
nun diese Größenverzerrungen richtig und die Erde auf den Kopf und lädt dazu ein, neue
Welt.Sichten auszuprobieren.
Drei kleinere Themenkarten zu Unterernährung, Einkommen und Umweltverschmutzung zeigen die
ungerechte Verteilung der Ressourcen auf der Welt.
Alter: ab 12 Jahren
BAOBAB-Signatur: VI-1004
Viele dieser Materialien finden Sie auch in den weiteren Entwicklungspolitischen Bibliotheken zum
Globalen Lernen in den einzelnen Bundesländern! Nähere Informationen dazu finden Sie im Online
Katalog dieses Bibliothekenverbundes unter www.baobab.at – Bibliothek!
BAOBAB Entwicklungspolitische Bildungs- und Schulstelle / Karin Thaler