Stream Team

Transcription

Stream Team
Das
Klassik
& Jazz
Magazin
3/2014
W i e n e r Sta at s o p e r
Stream Team
Khatia Buniatishvili:
Mutterherzschlag
Herbert von Karajan:
Generalissimus
in Ungnaden
Christoph Willibald Gluck:
Kein Reform-Opa
Immer samstags aktuell
www.rondomagazin.de
WYNTON MARSALIS
ALL RISE
27. Juni, 20 Uhr,
Messe Erfurt
hr-BIGBAND, MDR RUNDFUNKCHOR
MDR SINFONIEORCHESTER,
Kristjan Järvi, Dirigent
Facebook “f ” Logo
CMYK / .ai
Facebook “f ” Logo
CMYK / .ai
0341.14 14 14
KARTEN & INFO:
www.mdr-musiksommer.de | www.mdr-ticketshop.de
2
Eröffnungskonzert des 23. MDR MUSIKSOMMERS
Themen
Pasticcio: Meldungen und
Meinungen aus der Musikwelt
4
Leserreise:
Menuhin-Festival Gstaad
5
Wiener Staatsoper:
Stream Team
6
Wien:
Schlendern in der
Musikgeschichte
8
1914:
Musikalischer Donner
9
Khatia Buniatishvili:
Mutterherzschlag
10
Herbert von Karajan:
Der Generalissimus
12
Christoph Willibald Gluck:
Kein Reform-Opa
Blind gehört:
Boris Berezovsky
Stephan Gehmacher:
Auf Erfolgsspur
Paul van Nevel: Das
polyphone Schatzkästlein
Gastkommentar:
Auftrittsverbot für Gergiev?
Fotos: Sony/Esther Haase; David Crookes/Warner Classics; Michiel Hendrickx; Sony/John Abbott
Oper, Festival,
Konzerte
Da Capo:
Gezischtes Doppel
der RONDO-Opernkritik
36
Savannah Music Festival:
Stilmix mit Südstaatenflair
38
Festivaltipps
40
Musikstadt:
Nürnberg
44
Fanfare:
Proben, Pleiten und
Premieren aus Oper
und Konzert
46
Café Imperial:
Stammgast im Wiener
Musiker-Wohnzimmer
47
CDs, Bücher &
Sammlerboxen
16
20
21
RONDO-CD: Abonnenten
kriegen was auf die Ohren
48
Klassik-CDs
mit „CD des Monats“
49
Jazz-CDs
mit dem „Meilenstein“
54
Musik der Welt
56
Konzerte online: Live, in
Farbe und aus dem Netz
22
Bücher:
Musik für Leseratten
Musikkauf online:
Sein und Haben
57
24
Richard Strauss:
Das „Boxen“-Luder
26
Magazin:
Schätze für den
Plattenschrank
58
Comic: Momente
der Musikgeschichte
28
Boulevard:
Bunte Klassik
59
Die Chorjungen:
Goldkehlchen
29
Termine
Galatea Quartett:
Epochale Musik
30
Termine:
Opernpremieren
60
Doktor Stradivari:
Musik-Krimi
31
Termine:
Konzerte Klassik
62
32
Termine:
Konzerte Jazz
65
Impressum
66
Zugabe:
Nettigkeiten von den
Hinterbühnen dieser Welt
67
Hörtest – Brahms:
Serenade op. 11
Sonny Rollins: Der alte
Mann und das Mehr
34
Eric Dolphy:
Out
35
Wiener Staatsoper:
Stream Team
10
Khatia Buniatishvili:
Mutterherzschlag
14
18
6
Lust auf Klassik?
www.reservix.de
Jan Garbarek
&Hilliard Ensemble
16
Abschiedstournee
02.10.14
03.10.14
04.10.14
21.10.14
25.10.14
26.10.14
01.11.14
02.11.14
05.11.14
09.11.14
Blind gehört:
Boris Berezovsky
Eltville
Speyer
Eltville
Paderborn
Köln
Köln
Hannover
Bremen
Ulm
Marburg
20
Paul van Nevel: Das
polyphone Schatzkästlein
34
Gezeitenkonzerte
20.06. – 10.08.14
verschiedene Orte in ganz
Ostfriesland
Sonny Rollins: Der alte
Mann und das Mehr
www.reservix.de
3
Karten für 30.000 Veranstaltungen.
Meldungen und Meinungen der Musikwelt
GMD gesucht!
Zuletzt waren die Journalistenkollegen der „Augsburger Allgemeinen“
stets hautnah dabei, wenn sich in Sinfoniekonzerten und Opernaufführungen verschiedene Dirigenten um die Stelle des örtlichen Generalmusikdirektors bewarben. Darunter hatten sich besonders Elias Grandy
und William Lacey hervorgetan. Doch nun heißt es für den Augsburger
Kritiker: Nachsitzen! Denn wie die Findungskommission jetzt beschlossen hat, geht das Bewerbungsverfahren noch einmal von vorne los. Der
Grund dafür: Ein Dirigent, der sich in die engere Wahl vorgearbeitet hatte, signalisierte, dass er an dem vakanten Posten nun doch kein Interesse hat. Eine Hiobsbotschaft, zumal der Musikbetrieb in der drittgrößten
Stadt Bayerns einen durchaus guten Ruf besitzt – auch dank des bisherigen GMDs Dirk Kaftan. Da der sich zukünftig auf seinen Job als Chefdirigent der Oper Graz und des Grazer Philharmonischen Orchesters konzentrieren will, sollte zu Beginn der kommenden Saison ein Nachfolger
gefunden sein. Nun dürfen sich auch all jene unter den über 160 Bewerbern wieder eine Chance ausrechnen, die es 2013 nicht bis in die Endrunde geschafft haben. RL
Selbst ist der Mann
Valery Gergievs Mariinsky Orchester hat eins, wie auch das Amsterdamer Concertgebouw Orchestra. Und selbst die Alte Musik-Fahrensmänner Gardiner, Savall und Christie gehören zur erlesenen Schar an Musikern, die ein eigenes Label gegründet haben. Nun wurden innerhalb
weniger Tage in Berlin zwei weitere Neugründungen vorgestellt. Die Berliner Philharmoniker vermeldeten, dass sie unter dem Namen „Berliner
Philharmoniker Recordings“ ab sofort vor allem sinfonische Werke als
CDs und DVDs herausbringen werden. Daraufhin ließ auch Daniel Barenboim die Katze aus dem Sack: Sein Label „Peral Music“ (Peral ist das spanische Wort für „Birnbaum“, das sich aus dem Jiddischen„Barenboim“
ableitet) wendet sich an ein jüngeres Klassikpublikum und vertreibt die
Aufnahmen daher ausschließlich online über iTunes. Aber wurde diesen illustren Namen denn kein Blankovertrag für Projekte aller Art von
einem der Großlabel angeboten? Anscheinend nicht, denn wie der für
Medien verantwortliche Orchestervorstand Olaf Maninger der Berliner
Philharmoniker erläuterte, gehe es den Konzernen vor allem um Starkult – und gut verkäufliche Solisten. GF
Hausbesuch bei der Callas
Ab 1910 informierte die französische Produktionsfirma Pathé ihre Landsleute in den Kino-Wochenschauen in kurzen Filmchen über Politik, Sport
und Kultur. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte kam somit einiges an Material zusammen – auch an Kuriosa, wie sich im jetzt auf www.britishpathe.
com zugänglich gemachten Archiv mit seinen rund 80.000 Videos entdecken lässt. Gerade für Musikfreunde lohnt sich das Stöbern: Da bestaunt
man den neunjährigen Dirigenten Pierino Gamba, der 1945 in kurzen Hosen, aber mit dem Selbstbewusstsein eines Erwachsenen das Lamoureux
Orchestra leitet. Mit Toscanini geht es im Sessellift hinauf in die Berge.
Und während Isaac Stern in Australien einem Journalisten seine 100.000
Dollar-Geige vorstellt, sieht man Van Cliburn, wie er sich als frischgebackener Gewinner des Tschaikowsky-Wettbewerbs den Gratulationskuss
vom Jury-Vorsitzenden Emil Gilels abholt. Besonders empfehlenswert ist
aber ein Besuch bei der schwerbeschäftigten Hausfrau Maria Callas 1958
in ihrem Mailänder Appartement. Da wird erst ein wenig an den Rosen gezupft – bevor es zur Erholung einen Hochprozentigen gibt. GF
4
Leserbriefe
Zu Neuerscheinungen und der Qualität der
Tonträgerproduktion, RONDO 6/2013
Nur eine Frage der Zeit
die Welt dreht sich weiter und weiter und
so wurde vor über 30 Jahren die Schallplatte von der CD abgelöst. Wirklich? Tatsächlich
sieht es mittlerweile fast umgekehrt aus. Eine
Vielzahl von Neuerscheinungen und hochwertige Wiederveröffentlichungen auf Vinyl
sind in der Musikreklame zu entdecken. Die
CD hat erhebliche Konkurrenz von Formaten
wie Download, SACD, Blue-Ray, Streaming bekommen und wird sich langfristig als Tonträger nicht halten können, nach Meinung vieler
Experten. […] In Ihrem schönen Porträt zu den
Berlinern mit Zugpferd Lang Lang und seinem
Dompteur Rattle heißt es z.B. „Tagebuch einer
CD-Aufnahme“, obwohl die Produktion ganz
aktuell als Vinylausgabe erschienen ist und
auch als Download angeboten wird. Längst
werden also Aufnahmen nicht mehr nur für
CDs erstellt. Es wäre für mich wünschenswert, wenn Sie in Ihren Berichten und Rezensionen die überholte Zentrierung auf die CD
als alleiniges Medium etwas aufweichen würden und bei Neuerscheinungen auf Vinyl und
andere Formate hinweisen könnten.
[…] Qualität setzt sich eben langfristig durch
und daher war es nur eine Frage der Zeit,
wann die CD mit ihren klanglichen Limitierungen das Rennen um die Marktführerschaft
verlieren wird. Mit audiophilen Gruessen, Ihr
treuer Leser,
Matthias Reidans, Darmstadt
Zur Rezension von Rameaus „Platée“, RONDO
2/2014
Humor und Selbstironie
Die Äußerung über Karl Lagerfeld[s Double]
in der Rezension der Wiener „Platée“-Inszenierung fand ich einfach unverschämt, bzw.
wirklich beleidigend! Man mag ja zu Herrn Lagerfeld stehen wie man will, aber der Mann
ist sicher kein Idiot! Wenn er die Erlaubnis
dafür gegeben hat, dass seine Person in der
aktuellen Inszenierung quasi zitiert werden
darf, könnte es ja auch einfach nur sein, dass
der gute Mann damit lediglich beweist, dass
er eine gewisse Portion Humor und Selbstironie besitzt?
Marc Willach, Köln
Pasticcio,
die Meldung der Woche –
immer samstags aktuell auf
www.rondomagazin.de
Fotos: Dirk Kaftan (o.)
Pasticcio
T H E R O YA L O P E R A
Leserreise MenuhinFestival, Gstaad
Entspannen
Oberland:
­verbindet
beraubender
Von C a r s t e n H i n r ich s
wie Menuhin im Berner
Das Festival in Gstaad
­Musikgenuss mit atemSchweizer Bergkulisse.
E
in Urlaub brachte ihn erstmals in die Region: Fasziniert von der umgebenden Bergkulisse
und der Italianità der Westschweiz lässt sich Yehudi Menuhin schnell überreden. 1956
findet der erste Yehudi-Menuhin-Musiksommer statt, auf eine Idee des damaligen Kurdirektors Paul Valentin hin und mit Benjamin Britten und Peter Pears als ersten Stargästen. Knapp fünfzig Jahre später verbindet das Festival noch immer gekonnt Lokalkolorit mit internationaler Ausstrahlung, und Menuhins Idee, im Berner Oberland „unter musikalischen Freunden und mit ihnen“ vor Publikum zu musizieren, hat auch in der inzwischen kräftig gewachsenen
europäischen Festivallandschaft eine unverwechselbare Anziehungskraft.
Die RONDO-Leserreise nach Gstaad bringt Sie an fünf Tagen zu kammermusikalischen Höhepunkten der Festspielsaison und Sehenswürdigkeiten der Region und lässt Sie so an Yehudi Menuhins ursprünglicher Begeisterung für Gstaad teilhaben.
Die Reise im Überblick:
Puccinis berühmte Oper
Sonntag, 20.7.: Individuelle Anreise, Begrüßung; Abendessen
Montag, 21.07.: Ausflug nach Martigny: Besuch der RenoirAusstellung und des Skulpturenparks in der Fondation Pierre
Gianadda; Abendessen in Gstaad
Kirche Saanen: Kammermusik von Beethoven und Schubert
mit Baiba Skride, Sol Gabetta, Christian Zacharias
Dienstag, 22.7.: Ausflug nach Bern: geführter Spaziergang
zu den Berner Wappentieren im Bärenpark, den Arkaden
der Altstadt, zum Bundeshaus und in den berühmten
„Zytgloggeturm“ mit Blick über die Stadt
Abendessen in Gstaad, Abend zur freien Verfügung
Mittwoch 23.7.: Seilbahnfahrt auf die Wispile, einstündige
Wanderung zur Mittelstation über den „Käseweg“ (4 Km, 330
M Höhenunterschied) und Einkehr in einer Käserei mit Erläuterungen und Verkostung
Kirche Gsteig: Schubert, „Die schöne Müllerin“ mit
Maximilian Schmitt (Tenor) und Gerold Huber
Donnerstag, 24.7.: Frühstück, individuelle Abreise
Reisepreis pro Person:
€ 1.376 (DZ) / €1.449 (EZ)
zzgl. Anreise
Darin enthaltene Leistungen:
–– 4 Übernachtungen
im Hotel Bernerhof
–– Halbpension
(Frühstück + Abendessen)
–– Kurtaxe
–– Eintrittskarten für 2 Konzerte
inkl. Transfers zu den Spielorten
–– 3 Ausflüge lt. Reisebeschreibung
–– Sicherungsschein
mit Jonas Kaufmann
live auf der großen
Kinoleinwand
Am 24. Juni um 19.45 Uhr
aus dem Royal Opera House London
Die neue Royal Opera House Saison
2014/15 startet am 16. Oktober.
Der Vorverkauf hat begonnen!
Wenn Sie sich für die RONDOLeserreise interessieren, fordern
Sie Ihre unverbindlichen Reiseunterlagen an unter fernweh@
rondomagazin.de oder postalisch
am Kurfürstendamm 211, 10719
Berlin. Die Teilnehmerzahl ist auf
20 Personen begrenzt.
Mehr Infos und Tickets unter 5
www.UCI-KINOWELT.de oder über die UCI App.
Dominique Meyer Stream Team
Der Wiener Staatsopern-Direktor über die Opern-­
Zukunft, Live-Streaming, über Intrigen und Wiener
Schlendrian. Von Robe rt F r au n hol z e r
RONDO Herr Direktor Meyer, Ihr
Haus kann sich einer Traumauslastung schmeicheln, die gleich hinter der von Bayreuth rangiert. Wie
schaffen Sie das?
Dominique Meyer: Unsere Auslastung liegt bei 99,6 %. Sie wurde verbessert, denn wir haben die
Regeln des Kartenvorverkaufs gelockert. Früher mussten die Wiener immer eine Salzburger Cousine oder einen Linzer Onkel aktivieren, denn man durfte aus Wien
keine schriftlichen Bestellungen
einreichen. Das ist vorbei. Wir haben die Bestellmöglichkeit übers
Internet eingeführt und auch den
Vorverkauf an den Kassen von
einem Monat auf zwei Monate
erweitert. Wir spielen zahlreiche,
kurze Serien, so dass auch Leute
wiederkommen, die vor allem an
der Besetzung interessiert sind.
Wie groß ist der Anteil von Touristen?
Unsere Balance besteht in 30%
Zugereisten und 70% Inländern. Eine gute Mischung. Und
ein Verhältnis, das für einen großen Rückhalt in der Bevölkerung
spricht. Wir sorgen für 200.000
Übernachtungen jährlich und
sind damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Wien.
Wer eine Reise plant, dem würde ich
raten, nicht nur auf Neuproduktionen, sondern aufs Repertoire Ihres
Hauses zu achten. Würden Sie widersprechen?
Ich bin angetreten mit der Devise, gleich viel Wert auf RepertoireVorstellungen zu legen wie auf
Premieren. Um das umzusetzen,
haben wir vom Orchester mehr
Proben erhalten. Wir verfügen
über eine neue Probebühne, so
6
Dominique
Meyer
dass auf der
Hauptbühne
mehr Zeit für die jeweilige Abendvorstellung verwendet werden kann. Es wird massiv koproduziert, sodass die Produktionskosten gesenkt werden.
Aus den Einsparungen haben wir
viel in die Renovierung bestehender Produktionen investiert. Zum
Beispiel in die alte „Bohème“ und
„Tosca“. Mehr als sechs Premieren pro Spielzeit können wir uns
nicht leisten. Aber mehr gute Vorstellungen: immer!
Orientieren Sie sich an der Metropolitan Opera?
Nein, die Met ist nicht unbedingt
ein Vorbild. Ihre Auslastung ist, so
viel ich weiß, nicht gerade hoch.
Und wir spielen doppelt so viel
wie die Met! Eine Gemeinsamkeit
besteht nur in den großen Namen.
Heute Vormittag probt bei uns Johan Botha den Parsifal, Klaus Florian Vogt singt die erste Serie des
neuen „Lohengrin“. Und
heute Abend steht in
„Ariadne“ Stephen Gould auf der
Bühne. Drei der weltbesten Tenöre!
Wenn Sie zwei Highlights der kommenden Saison herauspicken sollten, welche wären es?
Die Premiere des „Schlauen
Füchsleins“ von Janáček, das es
noch nie zuvor am Haus gab. Es
inszeniert Otto Schenk. Mein Vorsatz war, in jeder Spielzeit zwei
Opern herauszubringen, die man
hier noch nie gespielt hat. Man
hatte noch nie „Anna Bolena“,
„Aus einem Totenhaus“, noch keine „Mahagonny“, keine „Alcina“
und natürlich auch keine „Adriana Lecouvreur“. Seit vier Jahren
halten wir uns erfolgreich an diese Devise. Mein zweites Highlight:
der „Ring“! Der ist immer ein Höhepunkt. Wieder mit Nina Stemme. Mit ihr planen wir in Zukunft
noch zwei Neuproduktionen mit
Rollendebüt.
Bei Regisseuren – mit Irina Brook,
Pierre Audi und Uwe Eric Laufenberg – pflegen Sie einen mittleren
Kurs der Publikumssicherheit. Warum?
Das ist verkürzt dargestellt. Bei
uns haben Christof Loy, Peter
Konwitschny und soeben Andreas
Homoki inszeniert. Mein Wunsch
ist: eine internationale Ausstrahlung. Das ist nicht durch eine einzige Richtung zu erreichen. Meine Zielgruppe kann nicht nur
das deutsche Feuilleton sein. Wir
arbeiten hauptsächlich für unser
Publikum.
Wien ist eine musikalisch hochinteressierte, aber sehr selbstbezogene Stadt: Nur was hier passiert, ist
wichtig. Richtig?
Ich sehe das nicht so. Auch das
Wiener Publikum reist mehr als
früher. Und schickt mir dann
Nachrichten aus Paris, London
oder New York. Wahr ist, dass es
bedeutende Sänger gibt, die hier
nicht so bekannt sind, z.B. Joyce
DiDonato und Vivica Genaux.
Auch Renée Fleming ist in Wien
relativ spät bekannt geworden.
Mit dem Live-Streaming haben andere große Opernhäuser seit etlichen Jahren gutes Geld verdient. Mit
welchen Einnahmen rechnen Sie?
Ich bin vorsichtig. Und habe ein
anderes Konzept als London oder
New York. Wir übertragen im Augenblick nur dann ins Kino, wenn
wir
einen
Kooperationspartner wie etwa den ORF haben. Ich
will unser Haus nicht in ein Fernsehstudio verwandeln. Ins Internet aber können wir ab nächster
„Ein Liebesduett ist ja
kein TennisMatch“
Spielzeit 45 verschiedene Opernund Ballettvorstellungen direkt
übertragen. Dazu haben wir etliche Kameras auf der Bühne und
im Zuschauerraum – nahezu unsichtbar – fest installiert. Kein
Cent dafür kommt aus dem normalen Budget, sondern von Sponsoren. Opern- und Ballettfans
Die Inszenierung
der Wiener
Staatsoper
von ‚Nabucco‘
mit Placído
Domingo war
im Mai die erste
Oper jemals, die
live in UltraHD-Qualität
(4k) gestreamt
wurde.
Die Opern-Premieren an
der Wiener Staatsoper
2014/15
Die Klassische : Mozart, Idomeneo
Christoph Eschenbach, Kaspar Holten; Schade, Bengtsson, Reiss
(ab 5.10., Live-Streaming: 10.14.)
Die Monumentale : Mussorgski, Chowanschtschina
Semyon Bychkov, Lev Dodin; Furlanetto, Ventris, Lippert,
Kulman (ab 15.11., Live-Streaming: 21.11.)
Die Populäre : Verdi, Rigoletto
Franz Welser-Möst, Pierre Audi; Beczała, Keenlyside, Nafornita
(ab 20.12.)
Die Rabiate : Strauss, Elektra
Franz Welser-Möst, Uwe-Eric Laufenberg; Stemme, Larsson,
Schwanewilms (ab 29.3., Live-Streaming: 11.4.)
Die Lustige : Donizetti, Don Pasquale
Jesús López-Cobos, Irina Brook; Pertusi, Flórez, Nafornita
(ab 26.4., Live-Streaming: 8.5.)
Die Moderne : Adès, The Tempest
Thomas Adès, Robert Lepage; Eröd, Houtzeel, Luna
(ab 14.6., Live-Streaming: 24.6.)
weltweit können so mit 60 verschiedenen Titeln pro Spielzeit
das größte Repertoireangebot dieser Art live miterleben. Am 7. Mai
hatten wir gemeinsam mit unserem südkoreanischen Partner aus
der Elektronikbranche die erste weltweite Liveübertragung im
UHD-Format, und zwar „Nabucco“
mit Plácido Domingo in der Titelpartie.
Sie wollen die Oper nicht ins Kino
bringen?
Wir wollen die Oper in die Wohnzimmer bringen. Der Rest mag
später kommen. Die Pointe ist,
dass wir zwei Bilder gleichzeitig
übertragen: eine Totale und ein
geschnittener Film mit Close-ups.
Man wird in Zukunft selber über
die Nahaufnahmen der Künstler
bestimmen können.
Die armen Sänger!?
Keine Sorge, ich habe mich vorher mit unseren Maskenbildnern
beraten. Wir wollen mehr Ruhe
einkehren lassen in die Bildregie.
Mich stört, wenn bei Opern-Übertragungen ein Liebes-Duett wie
ein Tennis-Match abgefilmt wird.
In Frankreich geht man davon
aus, dass der Filmregisseur eine
Sache kreiert. Ich bin nicht dieser
Meinung. Wir müssen auch filmisch die Treue zu den Sängern
und zur Regie wahren.
Auf Ihrem Chefsessel sind viele Vorgänger gescheitert – von Herbert
von Karajan bis Lorin Maazel. Ist
die Wiener Staatsoper inzwischen
ein ‚leichtes Haus’?
In gewisser Weise, denn es ist ein
sehr gut organisiertes Haus. Es
befindet sich inmitten einer Stadt,
wo Musik als etwas Wichtiges
wahrgenommen wird. Wenn anderswo eine Minute Applaus gespendet wird, können Sie beim
Wiener Publikum von zehn bis
zwanzig Minuten ausgehen. Das
Problem ist die komplizierte Budget-Lage. Die hängt mit der Tat-
sache zusammen, dass wir es mit
einem relativ kleinen Land zu tun
haben, in dem eine einzige Bank
den Staat in eine tiefe Krise hineinreißen kann.
Was hat sich seit Karajan und Böhm
verändert?
Die Intrigen, scheint mir, sind weniger geworden. Man wartet nicht
mehr so sehr auf den Skandal.
Werden Sie als Wiener StaatsopernDirektor anders wahrgenommen als
früher in Paris?
Ja, und es schockiert mich immer
noch. In Wien kann es einem passieren, dass zwei Damen in der
Straßenbahn einander anstoßen
und sich zuraunen: „Dös isser!“
Und mich ansprechen: „Ich hätt’
nie geglaubt, dass Sie die Straßenbahn nehmen.“ Als ob ich vom
Schottentor bis zum Burgring ein
Privatflugzeug brauchen würde.
Beim Wurstkaufen werde ich als
„Herr Direktor“ tituliert.
Die Wiener Staatsoper war früher –
nicht zuletzt vom Orchester her – berühmt auch für einen gewissen Wiener Schlendrian. Gibt’s den noch?
Was es gibt, sind 145 Orchestermusiker, 110 Proben, rund 280
Opern- und Ballettvorstellungen
in der Staatsoper und darüber hinaus 80 Konzerte der Wiener Philharmoniker. Es gibt veränderte
Probenbedingungen. Wenn parallel ein Konzert der Wiener Philharmoniker und eine Opernvorstellung stattfinden, kriegen wir
nicht die B-Besetzung. Seit meiner zweiten Saison bestreiten verschiedene philharmonische Ensembles jede Saison auch einen
Kammermusikzyklus im Haus.
Ich bin glücklich, dass man nicht
mehr von einem möglichen Weggang der Wiener Philharmoniker redet. Und auch nicht mehr
von den Substituten. Den Wiener Schlendrian, den Sie ansprechen, gibt’s nicht mehr. Halten Sie
das wirklich für einen Verlust? Ich
nicht.
www.wiener-staatsoper.at
Opernstreaming:
www.staatsoperlive.com
Mehr dazu auch in diesem Heft
ab Seite 22.
7
Beim
Heurigen
Für Musikliebhaber ist Wien das Mekka: Nur hier
können Opernpremieren der Tagespolitik den
Rang ablaufen. Unser „Café Imperial“-Kolumnist
und Wien-Intimus mit ein paar g’standenen Tipps
für einen Besuch an der Donau.
Von Robe rt F r au n hol z e r
D
as Bermuda-Dreieck der Klassik befindet sich in Wien zwischen Staatsoper, Konzerthaus (samt Musikverein dazwischen) und Theater an
der Wien. Man kann diesen Goldlicht-Bezirk
auch in Caféhäusern ausdrücken: Dann läge er
zwischen Café Sacher (hinter der Staatsoper),
Café Imperial (direkt neben dem Musikverein)
und Café Sperl (schräg hinterm Theater an der
Wien). Drei berühmte Adressen. Wer hier tagsüber nach Künstlern fahndet, sollte gleichwohl
die Probenpläne gut kennen. Sänger sind nicht
eben für den Besuch stickiger Lokale bekannt
(Ausnahme: siehe „Café Imperial“). Instrumental-Musiker trifft man gelegentlich nach
dem Konzert im „Gmoa-Keller“ hinterm Konzerthaus. Burg-Schauspieler eher im „Schnattl“
in der Josefstadt.
Wer ein Wien-Wochenende – besser: eine
ganze Woche – plant, muss zur Veranstaltungssuche leider viele Homepages besuchen.
8
Zwar existiert für die Sprechbühnen auf www.
theatania.at ein praktikabler Internet-Spielplan (für jeden Tag). Für Opern und Konzertsäle bleibt nichts als die jeweilige, meist hinterwäldlerisch aufgebaute Homepage. Man kann
sich’s leisten, sind doch fast alle großen Veranstalter Wiens mit guten Besucherzahler verwöhnt. „Wiener Festwochen“ (jeweils Mai bis
Juni) müssen immer gesondert recherchiert
werden. Extra suchen muss man auch versteckt schöne Orte wie etwa den Ehrbar-Saal
in der Mühlgasse 30 (beim Naschmarkt), wo
Angelika Kirchschlager und Christian Tetzlaff
gern auftreten. Von Bühnen im Umland wie
der Sommerarena in Baden oder den Festspielen Reichenau (Semmering) ganz zu
schweigen.
Im Sommer verwandelt sich sogar der
altehrwürdige Musikverein in eine veritable Touristenfalle; erkennbar an den im Amadeus-Outfit die Leute anquatschenden Ticket-
www.musikverein.at
www.konzerthaus.at
www.theater-wien.at
Foto: Wien Tourismus/Peter Rigaud
Wien Schlendern in
der Musikgeschichte
Verkäufern auf offener Straße. Merke: Konzerte des Wiener Mozart-Orchesters sagen über
Wien so viel aus wie eine Mozart-Kugel über
Johann Strauß. Da alle Wiener pünktlich vom
1. Juli bis zum 31. August entweder „am Land“
weilen oder in Salzburg, ist dies – kulturell gesehen – die einzige nicht unbedingt empfehlenswerte Reisezeit. Außer zum Besuch von
Heurigen (vorzugsweise in Grinzing oder
Mauer).
Die optisch schönsten Säle – abgesehen
vom Musikverein und vom Konzerthaus – sind
das Theater in der Josefstadt (nebst SträußlSälen) sowie das Volkstheater. Dass im Theater an der Wien sowohl Beethoven wie auch
zahlreiche Operetten-Komponisten persönlich dirigiert haben, ist gleichfalls wahr. Käme
man aber kaum drauf. Im Haus Spiegelgasse 9 wohnte tatsächlich Franz Schubert (bei
seinem Freund Franz von Schober). Dass er
im unten gelegenen „Göttweiger Stiftskeller“
eine Milzschnitten-Suppe oder ein „Krügerl“
zu sich genommen hat, ist zumindest vorstellbar. Noch sicherer ist, dass Johann Strauß im
Café Dommayer in Wien-Hietzing selbst auftrat. Und ebenso, dass Fritz Kortner, als er nach
dem Ende des II. Weltkrieges mit schlotternden Knien nach Wien zurückkehrte, im Café
Schwarzenberg mit den leutseligen Worten
begrüßt wurde: „Servus, Fritzl!“ Als sei nichts
gewesen. Ist dies nicht wirklich so? Die Vergangenheit hält länger in Wien. Man kann oft wiederkommen, ohne dass sich dieser Effekt je
verschleift.
Für die linke
Hand: Der
kriegsversehrte
Pianist Paul
Wittgenstein
1914 Musikalischer
Donner
ARABELLA
STEINBACHER
MOZART:
VIOLINKONZERTE
NR 3,4 & 5
Festival Strings Lucerne
Zum 100. Mal jährt sich der Beginn des 1. Weltkriegs. Und auch an der Musik ging diese erste
große Katastrophe des 20. Jahrhunderts nicht
spurlos vorüber. Von G u i d o F i s ch e r
D
Foto: BMFI
er Musikwissenschaftler Arthur Seidl stellte 1915 ein musikalisches Kompendium zusammen: Auf der Liste des Wagner-Biografen Seidl war neben Bach-Chorälen, Beethovens „Egmont“-Ouvertüre und Schuberts Quartett „Der Tod und das Mädchen“ Max Reger besonders umfangreich vertreten – zum Beispiel mit den Variationen und der Fuge
über „Heil dir im Siegerkranz“ und der gerade erst veröffentlichten „Vaterländischen Ouvertüre“.
„Musikalische Kriegsrüstung“ hatte Seidl diese Auswahl von Stücken genannt, die für ihn geeignet war, um etwa bei patriotischen Zusammenkünften, Heldengedenkfeiern und auch zur
„geistigen Aufrichtung“ gespielt zu werden, wie es Sabine Giesbrecht in ihrem 2005 erschienenen
Aufsatz „Lieb’ Vaterland, magst ruhig sein“ beschrieben hat. Kaum waren ab dem 28. Juli 1914 die
ersten Kriegserklärungen formuliert, wurde erst schriftlich aufgerüstet (angeblich sollen allein
im ersten Kriegsmonat August anderthalb Millionen Kriegsgedichte entstanden sein), dann lief
die Heldenkür deutscher Komponisten auf Hochtouren. Diese Haltung auf deutscher Seite stieß
selbstverständlich bei den Franzosen auf Widerspruch. So war Claude Debussy direkt im ersten
Kriegsjahr darum bemüht, den deutschen Einfluss aus der französischen Musik zu eliminieren.
Und sein bekanntestes Proteststück aus dieser Zeit ist die „Berceuse héroïque“, mit der er den
deutschen Überfall vom neutralen Belgien verurteilte.
Überhaupt gibt es zahllose Musikstücke, mit denen bekannte Komponisten unmittelbar die
Zeichen der Zeit verarbeitet haben. Maurice Ravel beispielsweise, der sich ab September 1914 im
baskischen Örtchen Saint-Jean-de-Luz um die ersten Kriegsverwundeten kümmerte, hatte den Finalsatz seines Klaviertrios mit wilden Klavierkaskaden gespickt, die fast wie das Sturmläuten der
Kirchenglocken anlässlich der Mobilmachung anmuten. Und 1917 stellte Ravel jedem Satz seiner Suite „Le tombeau de Couperin“ den Namen von Freunden zur Seite, die im 1. Weltkrieg gefallen waren. Als „War Requiem“ ist hingegen die 3. Sinfonie des Engländers Ralph Vaughan Williams später bezeichnet worden, die er als in Frankreich stationierter Soldat 1916 begonnen hatte. Und mit der „Geschichte vom Soldaten“ schrieb Igor Strawinski im letzten Kriegsjahr 1918 ein
Stück, das zwar nicht unmittelbar das aktuelle Kriegstosen reflektiert, aber dennoch auch die Tragik jener Jahre widerspiegelt.
Zu den berühmtesten Interpreten, deren Schicksal eng mit dem 1. Weltkrieg verknüpft ist, gehört zweifellos der Pianist Paul Wittgenstein. Der Österreicher hatte sich 1914 freiwillig gemeldet
und wurde gleich so schwer verwundet, dass man seinen rechten Arm amputieren musste. Dass
der Bruder des berühmten Philosophen Ludwig Wittgenstein dennoch in die Musikgeschichte
eingehen sollte, ist seinem eisernen Willen und den sehr guten Kontakten zu prominenten Komponisten zu verdanken. So trainierte Wittgenstein die Finger der linken Hand solange, bis er mit
seiner überragenden Technik nicht nur in Europa und in den USA für Furore sorgte. Er bestellte
u. a. bei Maurice Ravel und Sergei Prokofjew Konzerte für die linke Klavierhand und Orchester, die
heute zu den Klassikern der Moderne gehören.
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Ne D
C
Download & CD
erhältlich auf
www.pentatonemusic.com
Neu erschienen: „Hinter den Linien 1914 – 2014“, Lieder von Ives, Eisler, Schubert, Schumann,
Weill, Anna Prohaska, Eric Schneider, DG/Universal
Abonnenten-CD: Track 11
9
Im Vertrieb von
NAXOS Deutschland
Khatia Buniatishvili Mutterherzschlag
Mit der neuen CD „Motherland“ legt Pianistin
Khatia Buniatishvili ihr bislang wohl persönlichstes Album vor. Von T obi a s H e ll
D
heit, die ich dadurch bekomme. Das Klavier ist
zum Glück ein sehr reiches Instrument. Es besitzt diesen perkussiven Klang, aber gleichzeitig die Qualitäten eines Streichinstruments.
Damit lässt sich ohne Probleme die Aussage
einer ganzen Partitur wiedergeben. Man hat
hier eine unglaubliche Palette von Farben zur
Verfügung, vorausgesetzt natürlich, man findet die Sprache dieses Instruments. Dann lässt
sich auch alleine sehr viel erzählen.“
Viel zu erzählen gibt es derzeit ebenfalls
über Buniatishvilis neues Album „Motherland“, auf dem sie ein sehr persönliches Pro-
Foto: Sony/Esther Haase
as Leben einer Pianistin kann mitunter doch recht einsam sein. Denn
während andere Instrumente meist
eher in Orchesterkonzerte integriert
sind, ist das Wort Solist beim Klavier dank des
großen Solorepertoires zuweilen sehr wörtlich
zu nehmen. Für Khatia Buniatishvili ist dieser Umstand jedoch keineswegs nur als Nachteil zu betrachten. „Allein auf der Bühne ist der
Zustand der Meditation viel leichter zu erreichen, denn mit den Augen fühlt man die anderen Menschen neben einem. Alleine ist man
konzentrierter. Außerdem liebe ich diese Frei-
gramm präsentiert, für das sie bei Bach und
Brahms ebenso fündig wurde, wie beim georgischen Zeitgenossen Giya Kancheli oder bei
György Ligeti. Der Titel selbst ist dabei eher
symbolisch zu betrachten und hat für die mittlerweile in Paris wohnende Musikerin weniger mit Heimweh oder ihrem Geburtsland
Georgien zu tun, als vielmehr mit ihrer Mutter
selbst, der das emotionale Werk gewidmet ist.
„Eine Mutter steht als Symbol für neues Leben,
und ich wollte mit diesem Projekt all das zeigen, was das Wesen einer Frau ausmacht. Meine Mutter ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Sie ist die einzige Wahrheit, die ich
kenne.“
Die Zusammenstellung der CD mag mit
Stücken aus gut drei Jahrhunderten Musikgeschichte auf den ersten Blick ein wenig bunt
gemischt erscheinen, doch steckt dahinter bei
näherer Betrachtung eine genauestens ausgetüftelte Dramaturgie in Bezug auf Form und
Tonalität der einzelnen Werke. „Trotzdem war
die Herangehensweise weniger intellektuell
als vielmehr emotional. Und genau dadurch
fiel die Auswahl letzten Endes doch sehr leicht.
Denn egal ob Bach oder Arvo Pärt, sie alle
transportieren in ihrer Musik Emotionen. Das
Jahrhundert, aus dem sie stammen, macht da
keinen Unterschied. Im Idealfall fühlt der Zuhörer die gleichen Emotionen wie ich, aber es
kann auch jeder eine eigene Geschichte darin
10
entdecken. Es sind lauter kleine Erinnerungen,
ein großer Erfolg. Ich habe auch andere Stükurze Momentaufnahmen, die sich zusam- cke von Kancheli in meinem Repertoire, auch
menfügen. Aus meinem Leben und dem Leben
wenn er leider nur sehr wenig für Klavier gemeiner Mutter.“
schrieben hat. Darüber hinaus ist er aber einDer „Oktober“ aus Tschaikowskis „Jahres- fach ein mindestens ebenso genialer Filmkomzeiten“ ist so zum Beispiel
ponist, dessen Melodien
nicht nur eine Referenz an
sehr bekannt geworden
den Geburtstag der Mutter
sind. Also wollte ich auch
in eben diesem Monat, sondiese Note zeigen.“
dern praktischerweise gleich
Dass Musik aus Geornoch eines der ganz persönligien dennoch eher selchen Lieblingsstücke der Piaten auf den internationistin. Für sie lässt es sich
nalen Konzertpodien zu
Der 1935 geborene Giya Kancheli
ohne Probleme aus dem ur- ist einer der prominentesten
hören ist, wundert Busprünglichen Zyklus heraus- musikalischen Vertreter
niatishvili kaum. „Es liegt
lösen und funktioniert auch
wahrscheinlich
daran,
Georgiens, dessen Werke bereits
in neuer Umgebung bestens.
dass in unserem Land
während des Kalten Krieges zu
Angesprochen auf die melan- beiden Seiten des Atlantiks aufdie Volksmusik einen hocholische Färbung vieler der
hen Stellenwert hat und
geführt wurden. Nach einer
hier vertretenen Stücke ant- Zwischenstation in Berlin lebt
wir deswegen wohl nur
wortet sie überzeugt: „Es ist
wenige klassische Komund arbeitet er seit 1995 in
einfach eine Farbe, die ich in
ponisten hervorgebracht
Antwerpen, wo man ihn zum
einer Frau sehe. Aber selbst- Composer In Residence des Royal
haben.“ Selbst zu komverständlich gibt es noch vie- Flemish Philharmonic ernannte.
ponieren kommt für sie
le andere Aspekte, die hier
im Moment, obwohl
In seinem Werkkanon stehen
zusammenkommen.
Auch
die CD auch eigens von
neben Sinfonien, Kammermusik
die Unbeschwertheit und das
ihr verfasste Arrangeund einer Oper auch zahlreiche
Kindliche. Denn sind wir ehr- Bühnen- und Filmmusiken, die
ments enthält, nicht in
lich, für seine Mutter bleibt
Frage. „Wenn man nicht
ihn in seiner Heimat populär
man immer ein Kind, ganz
Mozart ist, dann ist es
machten. Rodion Shchedrin beegal, wie alt man ist. Man
schwer, sich Komponist
schrieb ihn aufgrund seiner
selbst fühlt bei ihr hingegen
zu nennen. Ich liebe es,
auf starke Kontrastwirkung
immer Wärme und Gebor- bauenden Werke als „Asketen
am Klavier zu improvigenheit.“
sieren, aber etwas selbst
mit dem Temperament eines
Auch in anderer Hin- Maximalisten: ein gefesselter
zu schreiben ist einfach
sicht ist die CD eine echte Fa- Vulkan.“ nochmal etwas ganz anmilienangelegenheit, denn
deres. Es fällt aber leichfür einen vierhändigen slater, wenn man einen
wischen Tanz von AntoGrund hat und etwas von
nín Dvořák gesellt sich gleich noch Schwester
Herzen kommt.“ So wie ihre Version des traGvantsa mit an den Flügel. „Wir sind schon öf- ditionellen „Vagiorko mai“, dessen Melodie an
ter zusammen aufgetreten, vor allem mit Kam- die Friedensbrücke in Tiflis erinnert.
mermusik, aber wir forcieren das nicht. Wir
Die Facetten des Programms vermitteln
sind zwei sehr unterschiedliche Persönlichkei- sich aber nicht nur auf CD, sondern kamen
ten, kennen einander als Geschwister aber na- auch live schon erfolgreich als Zyklus zur Auftürlich unglaublich gut und wissen, wie die an- führung. „Es ist eine sehr intime Angelegendere fühlt. Das macht es leicht, miteinander
heit, trotzdem würde ich dieses Programm
zu musizieren.“ Selbst wenn Mutter und Fa- auch in Zukunft gerne weiter vor Publikum
milie ganz klar im Zentrum stehen, so schiebt
spielen. Ganz einfach, weil es für mich – und
sich doch zweimal auch eine kleine georgi- hoffentlich auch für die Zuhörer – eine sehr
sche Note mit in das Programm. „Georgien ist
emotionale Reise ist.“
das Land, in dem ich geboren wurde und das
ich sehr liebe. Es ist ein Land der starken Frau- Neu erschienen: Motherland, Werke von
en. Die 90er Jahre waren eine sehr harte Zeit,
Bach, Pärt, Tschaikowski, Chopin, Debussy,
in der es schwer war, zu überleben. Da muss- Ligeti, Kancheli, Sony
ten vor allem die Frauen stark sein – und das
Abonnenten-CD: Track 17
waren sie auch.“ Musikalisch ist die Kaukasusrepublik hier nun durch Giya Kancheli präsent,
der bewusst nicht mit einem seiner klassi- Khatia Buniatishvili im Konzert:
schen Werke, sondern als Filmkomponist ver- 23.5.
Köln, Philharmonie
treten ist. „Das Thema aus Lana Gogoberidzes
27.5.
Frankfurt/Main, Alte Oper
‚Als die Mandelbäume blühten‘ ist eine Erinne- 06.6.
Wien (A), Musikverein
rung an die Teenagerzeit meiner Mutter. Es ist
12.6.
Würzburg, Kaisersaal
ein Film über die erste Liebe und war damals
Georgischer
Vulkan
11
Er hat den Musikbetrieb geprägt wie kein anderer.
Herbert von Karajan war Berserker, Machtmensch,
begnadeter Musiker und Organisator. Ein Porträt zum
25. Todestag. Von M at t h i a s S i e hl e r
E
in Mann. Ein Auftaktbefehl. Dem hundert andere Instrumentalisten bei
ihrer Klangarbeit zu folgen haben. Nirgendwo manifestiert sich Macht so sichtbar wie in
der eigentlich körperlosen Musik.
Der symbolhafte und gleichzeitig praktische Beginn eines Konzertabends mehrt um ein weiteres Mal den Ruhm dessen, der da
– um ein weiteres Podest erhöht –
auf der Bühne seinen um einen
Stab verlängerten Arm hebt, lässt
ihn als Einzelner gegenüber der
Masse namhafter werden, während die namenlose Kohorte vor
ihm zum Reagieren gezwungen
wird. Ein Akkord ist das Ergebnis.
Unterwerfung wird Kunst – anders geht es in der Musik nicht.
Niemand hat diesen Moment
so bewusst verinnerlicht, gelebt
12
und zelebriert wie Herbert von
Karajan. So elegant und dramatisch. So narzisstisch und gleichzeitig so im Dienst der Sache. So
versunken und so hellwach. Mit
blaugefärbter, geföhnter Locke
und geschlossenen Augen. Doch
nie hat ihn das anschließende Ergebnis befriedigt.
Immer war er auf der Suche
nach dem Mehr, nach dem perfekten Klang, der reinen, absichtslosen, schwebenden Schönheit.
Auf Erden konnte er sie nicht finden. Weder im Konzertsaal noch
im zu allen Manipulationen fähigen Plattenstudio, das er nutzte
und dessen Möglichkeiten er auskostete und erweiterte wie kein
anderer Dirigent vor ihm. Erfüllung fand er wohl höchstens in
den geliebten Bergen, mit neuestem Flitzer in der Straßenkurve,
über den Wolken im eigenen Flieger und auf den Wellen mit seiner
pfeilschnellen Yacht.
Karajan suchte zeit­
lebens den körperlos
brillanten Klang – und
war nie zufrieden
Waren Toscanini und Furtwängler, die beiden großen Antipoden,
Produkte ihrer Zeit, oder gar Arthur Nikisch und Hans von Bülow, die anderen beiden Leitlöwen
an Berlins philharmonischem Dirigentenpult? Keiner jedenfalls
wurde so durch die Zeitumstände geprägt und wurde gleichzeitig
durch sie so symbolhaft überhöht
wie der am 5. April 1908 in Salzburg geborene Herbert von Karajan. Vor acht Jahren hat man seinen 100. Geburtstag begangen,
jetzt erinnern sich (vornehmlich
Orchesterherrscher
über Berlin, Opern­
könig in Wien und
­Mailand, Festspiel­
kaiser von Salzburg
Der Musikbetrieb, der Herbert
von Karajan groß gemacht und
den er geprägt hat wie kein anderer, wollte mit ihm nichts mehr
zu tun haben. Die Zeit der absoluten Pultherrscher war vorbei.
Nirgendwo so sehr wie bei Karajans eigenem Orchester, den Berliner Philharmonikern, die sich anstelle der Karajan-Vasallen Ozawa
Foto: Siegfried Lauterwasser/DG
Herbert von Karajan Der Generalissimus
die Plattenfirmen) an seinen 25.
Todestag.
Ein Großbürgersohn, der Vater war Chefarzt. In seinen jungen
Jahren erfuhr er trotzdem Armut.
Seinen Dirigentenberuf lernte
er mit brennendem Ehrgeiz und
flammendem Wirkungsbewusstsein von der Pike auf, in Ulm und
Aachen an den sprichwörtlich
kleinen, durch die Inflation zusätzlich geschwächten deutschen
Dreisparten-Stadttheatern. Unter
den Nazis stieg Karajan kometenhaft auf, trat gleich zweimal in die
Partei ein, lief mit, weil er Karriere machen wollte, beschmutzte
sich aber nicht wirklich (da waren
Karl Böhm oder Herrmann Abendroth viel schlimmer).
Nach dem Krieg wurde Karajan ausgebremst und mit Berufsverbot belegt. Dann verwandelte er sich erst Recht flächendeckend und mit Atem raubender
Geschwindigkeit zum musikalischen Taktgeber des Wirtschaftswunders, zum Meister der schönen, glamourösen Musikwelt,
zum technischen Manipulator
und Innovator, zum absolutistischen Herrscher über eine Orchesterrepublik in Berlin, zum
Opernkönig in Wien und Mailand, zum Kaiser der Salzburger
Festspiele. Erst als alter, kranker,
verbitterter, von seinem „Orchester auf Lebenszeit“ zurückgestoßener Mann erkannte er auch die
Grenzen des Menschseins. Mitten in der Arbeit, in seinem Hightech-Bauernhaus, starb Karajan
am 16. Juli 1989 einen wiederum
symbolhaften Tod in den Armen
von Sony-Chef Norio Ohga und in
Anwesenheit seiner dritten Frau
Eliette – und wurde dann schnell
und grausam vergessen.
und Levine mit Claudio Abbado
polierter, dabei auch lebloser und
Karajans absoluten Antipoden an
wie in digitales Kunstharz einihre Spitze wählten. Und das eine
gegossen wirkten, so aufregend
Dekade später mit Simon Rattle
schnell und modern geriet ihm
noch einmal manifestierten.
Wer Karajans weit gefasstes Repertoire überblickt, seinen wahnwitzigen Arbeitseifer, seine Rücksichtslosigkeit gegenüber sich selbst, der
wird auch den Abstand zum
Vor allem die EMI und die Deutsche
gerne als Nachfolger im Geis- Grammophon, die Plattenfirmen, bei
te beschworenen Christian
denen Herbert von Karajan seine beThielemann begreifen. Ganz
deutendsten Aufnahmen eingespielt
abgesehen davon, dass die- hat, legen sich zum Jubiläum ins Zeug.
ser einen dunklen, dräuenden
Die DG hat für den Juni ihre umfassende
Mischklang bevorzugt und
„Symphony Edition“ von 2008 noch einsich als teutonischer Dick- mal aufgelegt. Auf 38 CDs gibt es dort
schädel positioniert, während
zum Mitnahmepreis viel Schönes, aber
Karajans Ideal die weltläufige
auch den nicht mehr so spannenden
Eleganz, der strahlende, kör- dritten Beethoven-Zyklus. Großartig
perlos brillante, immer schö- ist die Klangqualität bei der „Official
ne Klang war.
Remastered Edition“ in 13 Boxen und
Das freilich ist es auch, auf 101 CDs, so preist Warner Classics
was seinen Stern in den Jah- das EMI-Erbe aus den 1940er bis 1980er
ren nach seinem Tod so hat
Jahren an. Das ist – selbst ohne die
verblassen lassen. Eine zwei- Opern – ein absolutes Muss, an dem der
felnde, nicht mehr nur tech- Akustikfetischist Karajan Freude gehabt
nikgläubige Welt mochte sich
hätte.
nicht länger einlullen lassen,
begriff Musik nicht mehr nur
als Sedativum. Wobei es gerade das Verdienst der nun gebündelt neu aufgelegten Einspielungen ist, einiges wieder
gerade zu rücken, Ungerechtigkeiten in der Beurteilung
wieder gut zu machen.
So sehr etwa seine diversen
Beethoven-Sinfoniezyklen immer glatter und glanz-
Akustik-Fetisch
sein erster Versuch für die EMI;
übertroffen noch von dem dann
auch klanglich wunderbar ausbalancierten zweiten Versuch für die
Grammophon in den frühen
Sechzigern – der auch heute, trotz historisch informierter Aufführungspraxis, immer
noch Maßstäbe setzt.
Ein Vierteljahr­
hundert – genügend
­Abstand für eine
­Bestandsaufnahme
Seit dem 100. Geburtstag freilich hat sich das Karajan-Bild
wieder ein wenig gewandelt.
Kunststück, lassen sich doch
aus dem immensen klingenden Erbe sehr leicht die ewig
leuchtenden Perlen herauspicken. Zum 50. Geburtstag
der Berliner Philharmonie erinnerte man sich auch dankbar, dass man einzig ihm diesen wunderbaren, Maßstäbe
setzenden, Schule machenden akustisch fast perfekten
Scharoun-Resonanzkörper
verdankt.
Was also wird von ihm
bleiben? Die stilistisch abwechslungsreichen Aufnahmen der frühen EMI-Jahre mit
Elisabeth Schwarzkopf und
Maria Callas, die wunderbaren Opern, die „Salome“, Debussys „Pelléas et Mélisande“,
die Dresdner „Meistersinger“;
dazu die herrlich klingenden
Decca-Jahre mit den Wiener
Philharmonikern, mit ihrer seltsamen Mischung aus Ballettmusiken, Wiener Klassik und orchestralen Schaustücken; und vieles
aus der Grammophon-Zeit, nicht
nur die Sibelius- und Mahler-Aufnahmen, die Strawinski-Einspielungen, die berühmte Kassette
mit Zweiter Wiener Schule bis hin
zu den Preußischen Märschen –
das ist ewiger Plattenrepertoirebestand.
Erscheint im Juni: Herbert von
Karajan: Sinfonie-Edition 1964–
1987 (38CDs), DG/Universal
In der „Official Remastered
Edition“ bei Warner Classics:
Haydn, Mozart, Schubert –
­Sinfonien 1970–1981 (8CDs)
Brahms, Bruckner, Sibelius,
Strauss 1970–1981 (6CDs)
Chorwerke von Haydn,
Beethoven und Brahms
1972–1976 (5CDs)
Berlioz, Debussy, Ravel,
­Tschaikowski 1970–1981 (7CDs)
13
Christoph W. Gluck Kein Reform-Opa
Viel gelobt, wenig gespielt: Das ist auch im Jahr von
Glucks 300. Geburtstag nicht anders. Aber es gibt
­interessante Projekte. Von M at t h i a s S i e hl e r
S
chauen wir uns die Statistik an. Die sieht günstig aus für Christoph Willibald päpstlicher Ritter
von Gluck in seiner Ehrensaison
– anlässlich seines Geburtstags,
der sich am 2. Juli 2014 zum 300.
Male jährt. Immerhin 241 Aufführungen von 42 Produktionen
in 36 Städten sind für die laufende Spielzeit verzeichnet. Und sogar um alle zwei Jahre in Nürnberg abgehaltene Gluck-Festspiele
küm­mert sich eine Internationale
Gluck-Gesellschaft.
Gar nicht übel für einen Komponisten, den man der Vorklassik
zurechnet: jener trübe beleuchteten Epoche, angesiedelt zwischen
den heute wieder strahlenden Barockkomponisten und dem niemals verblassten Mozart als Beginn einer neuen, eben der klassischen Ära.
Der im oberpfälzischen Berching als Spross einer Försterdynastie geborene und am 17. November 1787 in Wien gestorbene
Gluck ist hierbei das wichtigste
Scharnier. Er war, das zeigt seine
unruhige Biografie, nach einer im
Ländlichen verbrachten Jugendund in Wien und Mailand absolvierten Studienzeit ein sprichwörtlich europäischer Komponist,
der keine Grenzen kannte. Reiste er zunächst im Gefolge des väterlichen Dienstherren Georg
Christian Fürst von Lobkowitz, so
konnte er sich schon früh als unabhängiger Künstler etablieren –
der freilich immer dorthin fahren
musste, wo es Aufträge gab.
Bis es endlich eine Anstellung in Wien gab, musste er seine Kunst überall anpreisen. Sei-
14
ne geschmeidige Musik wurde in
Böhmen wie Italien, in Deutschland, Österreich, Dänemark, England und sogar auch im einen ge-
schmacklich sehr eigenen Musiktheaterweg gehenden Frankreich
gern goutiert.
Gluck war kein Wunderkind,
ReformFestspiele
„GLUCK / 300 ReFORM & ReVISION“
nennen sich die wieder neu erstandenen
Gluck Opern Festspiele, die in Nürnberg,
Fürth, Erlangen, Coburg, Berching, Freystadt vom 14.-27. Juli abgehalten werden.
Sehr schön wurde die Neueinspielung der
auch von Mozart vertonten „La clemenza
di Tito“, in der unter Werner Ehrhardts
Leitung einmal mehr Valer Sabadus in
der Cafarelli-Rolle des Annio glänzt. Auch
der Tenor Daniel Behle veröffentlicht im
Sommer bei der Decca ein Arienrezital.
Mehr als nur ein Kuriosum ist die für
Dresden von Richard Wagner schwer bearbeitete „Iphigenia in Aulis“, für die sich
Christoph Spehring bei Oehms Classics
stark macht.
mit 27 Jahren trat er erstmals
als Komponist ins Rampenlicht.
Er hat den Begriff „Reformoper“
nicht erfunden, aber gemeinsam
mit dem Choreografen Gasparo
Angiolini am nachhaltigsten propagiert, dass das Musiktheater
dringend erneuert werden müsse.
Dank virtuoser Kastratenexzesse im starren, durch den Wiener
Libretto-Star Pietro Metastasio
festgelegten Dacapo-Arienschema in einem künstlerischen Stillstand festgefahren, waren die Ermüdungserscheinungen der Oper
seria überdeutlich. Gluck wollte
wahrhaftiger, lebendiger an den
Menschen dran sein. Er wollte
Handlung in abwechslungsreiche,
den Chor einbeziehende Szenenkomplexen zusammenzufassen,
auf die man als Komponist indivi-
B E E T H O V E N F E S T B O N N
duell, nicht nur modellhaft zu reagieren hatte.
Da lag also was in der Luft, es
gärte in ganz Europa. Gluck war
teilweise unfreiwilliger Prophet
dieser Bewegung, die um 1760
begann, etwa 25 Jahre andauerte
und die stark durch die französische tragédie lyrique geprägt wurde; diese aber mit italienischer
Sinn- und Sanglichkeit zu verbinden wusste. Zu deren Wegmarken
gehörte der 1762 in Wien uraufgeführte „Orfeo“, den Gluck, als er
auf Wunsch der Habsburgerin Königin Marie Antoinette nach Paris übergesiedelt war, dort 1774
für Tenor überarbeitete, sowie
die ebenda entstandenen Opern
„Iphigenie in Aulis“, „Iphigenie in
Tauris“ und „Alceste“, aber auch
das schon früher komponierte
Ballett „Don Juan“.
Unter dem Titel „Che puro ciel“
– so beginnt Orfeo, der mythische
Held von Glucks populärster Oper,
seinen Eintritt in die heiteren Gefilde des Elysiums – versammelte
der Countertenor Bejun Mehta auf
einer vorbildlichen, kürzlich mit
René Jacobs und der Akademie für
Alte Musik veröffentlichten CD elf
Arien von fünf Komponisten, die
alle vom Reformvirus infiziert waren. Und Gluck ist hier das Zentralgestirn. Die Morgenröte neuer
Empfindsamkeit, einer glaubwürdigen Charakterzeichnung selbst
antiker Heroen und Götter, die
auch den heutigen Hörer unmittelbar anspricht, wird nachhaltig
zum Scheinen gebracht.
Der Star Mehta sang Orfeo
für eine im Mai erscheinende
DVD-Verfilmung im Theater von
Böhmisch Krumau (siehe Rondo 1/2014), im Januar live bei der
Salzburger Mozart-Woche und
im Mai bei den Wiener Festwochen in einer aufsehenerregenden Inszenierung von Romeo Castellucci, der ihn auf leerer Bühne
mit einer live aus dem Krankenhaus zugeschalteten WachkomaPatientin als Euridice interagieren ließ. Die Produktion zieht im
Juni, dann allerdings in der französischen Mezzosopran-Variante,
weiter nach Brüssel.
Vorher gibt es auch in Graz eine
unbekannte, aber originale – von
Gluck 1769 für den Soprankastraten Giuseppe Millico anlässlich der Hochzeit von Maria The-
resias Tochter Maria Amalia für
Parma selbst adaptierte – Version des „Orfeo“. Bärenreiter veröffentlicht die Partitur, und dem
aufstrebende Countertenor Valer
Sabadus, von dem im Spätsommer auch eine erste Arien-CD mit
Gluck-Schwerpunkt erscheinen
wird, ist die Ehre widerfahren, sie
erstmals nach 245 Jahren wieder
zu Gehör zu bringen.
Gluck freilich steht, Jubiläumsjahr hin oder her, im wirklichen Musiktheaterleben nach wie
vor im Halbschatten. Während
nur die 30. seiner 50 Opern, eben
„Orfeo ed Euridice“, nie aus den
Spielplänen verschwunden ist,
tauchen die anderen Werke nur
sporadisch bis gar nicht auf. Auch
die gegenwärtige Saison verzeichnet lediglich elf verschiedene Titel.
Nur wenige Bühnen mühten
sich dabei um originellere Stücke
– Bampon mit „Il parnasso confuso“, die Niederländische Oper
in Amsterdam mit „Armide“, das
Salzburger Landestheater mit
den Mozarts „Entführung“ vorbereitenden „Die Pilger von Mekka“,
Moskau und Manchester mit „Der
betrunkene Kadi“ und den „Cinesi“ sowie die Oper Frankfurt mit
der schon 1750 für Prag komponierten Seria „Ezio“. Der Rest ist
ungluckliches Schweigen.
6. 9. B I S 3. 1 0. 2 0 1 4
G Ö T T E R F U N K E N
Bereits erhältlich: „Che
puro ciel“, Arien und Szenen
von Gluck, J. C. Bach, Traetta,
Hasse und Mozart (mit Mehta,
Akademie für Alte Musik Berlin,
Jacobs), harmonia mundi
Neu erschienen: Gluck: „La
clemenza di Tito“ (3 CDs, mit
Sabadus, Eszenarro, Aikin, Trost,
Ferri-Benedetti, Milanesi; L’arte
del mondo, Erhardt), dhm/Sony
Abonnenten-CD: Track 13
Konzertante Aufführungen von
„La clemenza di Tito“:
23./29.5.Leverkusen, BayerKulturhaus
T I C K E T S 0 2 2 8 - 5 0 2 0 1 3 1 3
W W W. B E E T H O V E N F E S T . D E
15
Schumann
Kreisleriana, 1. Satz
(Korstick, 2009)
Oehms Classics/Naxos
Spielt lieber,
statt lange
über Musik zu
reden: Boris
Berezovsky
Blind gehört –
Boris Berezovsky „Aber reden wir nicht
darüber“
Das ist eine Studioaufnahme, an dieser
Stelle hier scheitern
alle. Es ist schon
spielbar, aber mit viel Adrenalin
geht man entweder auf Sicherheit
und verliert dieses Ekstatische,
oder man geht auf Risiko und
scheitert. Diese Stelle ist einfach
nicht gut geschrieben. Ich mag
die Aufnahme. Das ist wunderbar
gespielt. Es könnte Martha Argerich sein. Jedenfalls ein sehr guter
Pianist. Michael Korstick? Nie gehört! (Im Laufe des Gesprächs
nimmt Boris Berezovsky immer
wieder das Cover in die Hand.
Hinterher sagt er, diese Aufnahme
hätte ihn am meisten beeindruckt. Da müsse er mal mit dem
Macher eines großen Festivals,
den er kennt, sprechen, der könne
Korstick vielleicht mal einladen.)
Medtner
Sonate op. 25/2
(von Eckardstein, 2007)
Der russische Pianist Boris Bere­
zovsky sagte sofort und kurzfristig
zu, sich während seines Konzertaufenthalts in Berlin (wo er mit
dem DSO Prokofjew spielte) auf
ein „Blind gehört“ einzulassen.
Dass es nicht darum gehen sollte,
nur das Werk und den Pianisten zu
erkennen, fand er gut. Und doch
beschränkte er sich dann genau
darauf, Nachfragen wehrte er eher
ab. Dabei wirkte er aber weder unfreundlich noch lustlos, manchen
seiner knappen Sätze schickte er
ein fröhliches Lachen hinterher:
Mehr wollte er einfach nicht sagen
– zumindest im Interview.
Von Arnt Cobbers
16
Tschaikowski
Rachmaninow
Klavierkonzert Nr. 1
(Horowitz, NBC
Symphony Orchestra,
Toscanini, 1941)
Prelude A-Dur op. 32/9
(Richter, 1960; aus:
Richter Rediscovered)
Naxos
Eine Live-Aufnahme
offensichtlich.
Aus
den 60er Jahren oder
so. Ein großer Virtuose, könnte Horowitz sein. Das gefällt mir nicht. Horowitz generell
nicht. Aber reden wir nicht weiter
darüber. Meine Lieblingsaufnahme dieses Konzerts ist die von Solomon aus den 20er Jahren, als ich
die hörte, gefiel mir das Stück
zum ersten Mal. Vorher mochte
ich es nie. Solomon spielt es so
leicht und schön wie Ballett-Musik. Horowitz spielt so viele falsche Töne. Das hat Glenn Gould
schon gesagt: Warum spielt ein
Pianist von solch einem Ruf so
viele falsche Töne?
RCA Red Seal/Sony
Auch live. Das gefällt
mir. Für meinen Geschmack ein bisschen
zu romantisch, aber
es ist alles drin: schöne Bewegung, Harmonie, Polyphonie usw.
Und sehr lebendig. Wer mag das
sein? Keine Ahnung. Richter? Das
überrascht mich. Eine schöne
Überraschung. Mein Bild von
Richters Rachmaninow war ein
anderes. Mehr möchte ich dazu
nicht sagen.
Da kommen nicht so
viele Aufnahmen in
Frage. In Deutschland
spielt Severin von
Eckardstein Medtner, aber ich
glaube, diese Sonate hat er nie
aufgenommen. Doch Severin?
Sehr gut, ich mag ihn sehr, er ist
ein exzellenter Pianist. Ich liebe
Medtner. Medtner ist pianistisch
extrem schwer. Rachmaninow ist
in vielerlei Hinsicht leichter zu
spielen. Dies ist eine Monster-Sonate, verrückt, schwerer geht’s
nicht. Es ist faszinierend, wie viele
Dinge da zur selben Zeit passieren. Aber vielleicht kann man das
nur als Pianist genießen. Ich habe
die Sonate einmal in St. Petersburg gespielt, das Publikum hat
die Musik nicht verstanden, das
muss man irgendwann akzeptieren. Medtner kennt auch in Russland kaum jemand.
Foto: Vincent Garnier/Mirare
MDG/Naxos
Prokofjew
Klavierkonzert Nr. 3
op. 26 (Kissin, Philharmonia Orchestra,
­A shkenazy, 2008)
EMI
(sofort) Oh Gott, das
kann jeder sein. Es
gibt so viele gute Pianisten, die das aufgenommen haben. Es sei denn, die
Aufnahme hat etwas wirklich besonderes, aber das bezweifle ich.
Jeder Pianist, der eine sehr gute
Fingertechnik hat, kann dieses
Stück gut spielen. Das Werk verlangt nur gute Finger und ein gutes Rhythmusgefühl, das ist alles.
Das gilt für die ersten drei Prokofjew-Konzerte. Das vierte kenne
ich nicht, das fünfte nehmen auch
nur wenige auf. Ich spiele Prokofjew sehr gern, das macht viel
Spaß und es ist großartige Musik,
aber eben sehr geradeaus. Zumin-
Jean-François
Zygel
dest die Konzerte. Die werde ich
nie aufnehmen. Es gibt so viele
gute Aufnahmen. Natürlich versuche ich, in einer Aufnahme etwas
Eigenes zu sagen, aber was kann
man schon Neues sagen bei
einem Stück, von dem es schon
viele Aufnahmen gibt? Wenn ich
das Gefühl habe, ich muss ein
Stück wirklich aufnehmen, dann
tue ich es. Prokofjew aufzunehmen finde ich nicht sinnvoll.
Hindemith
Suite „1922“ für Klavier
op. 26 (Can, 2001)
L’empreinte digitale/Naxos
Ein sehr guter Pianist,
aber kein sehr bekannter. Ich kenne
keinen, der das aufgenommen hätte. Ich mag Hindemith sehr. Ich mag seinen trockenen Humor. Seine Technik, seine
Fugen usw., das ist ganz erstaun-
Cristina
Branco
Sir Simon
Rattle
lich. Am besten erkennt man das
im Ludus tonalis, das ist schlichtweg genial. Für mich ist Hindemith kompositionstechnisch auf
einer Höhe mit Bach. Und dazu
hat er, was Bach nicht hatte: Humor. Meine Liebe begann mit den
Kammermusiken für verschiedene Besetzungen – das ist so tolle
Musik! Hindemith ist eine der faszinierendsten Persönlichkeiten
der Musikgeschichte, definitiv.
Populär ist er nicht, aber ich sehe
keinen Sinn darin zu diskutieren,
was populär sein sollte oder was
interessant ist. Wir reden von persönlichen Erfahrungen. Musik
muss mich packen, darum geht
es. Ich spiele solche Stücke vor allem für mich. Ich erfreue mich
dran, ich spiele sie, ich nehme sie
auf. Ich kann ja nicht auf die Straße gehen und die Leute anquatschen, um sie von Hindemith zu
überzeugen.
Gregory
Porter
Kapustin
Toccatina op. 36
(Hamelin, 2001)
Hyperion/Note 1
(sofort) Marc-André
Hamelin? Kapustin?
Das wäre nichts für
mich. Jazz muss improvisiert werden. Es gibt so viele
großartige Jazzpianisten, warum
muss man Jazzmusik komponieren? Das macht für mich keinen
Sinn. Das ist für klassische Musiker, die Jazz spielen wollen, aber
nicht improvisieren können. Das
finde ich albern. Ich mag Jazz
sehr. Aber nicht diese Art.
Zuletzt erschienen:
Tschaikowski: Klavierkonzert
Nr. 2, mit Sinfonia Varsovia,
Vedernikov, Mirare/harmonia
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der Musik
Saison
2014/15
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17
Philharmonie
Luxemburg Auf
der Erfolgsspur
Stephan
Gehmacher
Letzte Spielzeit übernahm der Salzburger Stephan Gehmacher die Leitung der
Philharmonie Luxemburg. Ein Gespräch
über neue Pläne und seine alten Chefs –
Mariss Jansons und Simon Rattle.
Von G u i d o F i s ch e r
18
Fado-Sängerin Cristina Branco in
dem von Peter Rundel geleiteten
Konzert die „Folk Songs“ von Luciano Berio singen. Grundsätzlich
geht es mir darum, wie ich das
Publikum über vertraute, bekannte Namen auch für andere musikalische Genres neugierig machen und im besten Fall begeistern kann. Und nach der Fusion
von der Philharmonie mit dem
Orchester soll dabei das OLP eine
zentrale Rolle spielen.
Vor Luxemburg waren Sie lange als
Leiter der künstlerischen Planung
bei den Berliner Philharmonikern
tätig, bevor Sie dann in München
Orchestermanager beim Symphonieorchester des BR wurden. Welche
Herausforderung bedeutete es für
Sie, jetzt plötzlich ein Haus zu leiten,
das auch die Konzertbesucher aus
den benachbarten Ländern Frankreich, Belgien und Deutschland ansprechen will?
Wir erreichen in der Region
750.000 bis maximal eine Million
potentielle Konzertbesucher – und
davon geht ja dann nur ein gewisser Prozentsatz wirklich ins Konzert. Zum Vergleich: Allein die
Frankfurter Alte Oper kommt dagegen auf ein Publikumspotenzial
von rund zwei Millionen. Daher
muss man stets genau abwägen,
wie attraktiv bestimmte Künstler sind. Während meiner Zeit in
München war etwa ein deutscher
Markt hinein. Andererseits werStar-Bariton eine Bank. Wird er
den Sie außerhalb Portugals keiaber auch in Luxemburg auf ein
nen anderen Saal in der Größe der
ähnliches Interesse stoßen? Sol- Philharmonie finden, wo das Puche Gedanken muss man sich ma- blikum zu 80 Prozent aus Portuchen …
giesen besteht, wenn etwa eine
Dennoch scheint die
Philharmonie ein Publikumsmagnet zu sein,
wie man den jüngsten
Zahlen entnehmen kann.
So erreichte man 2013
mit über 160.000 Zuhörern fast einen neuen Rekord in der noch
nicht mal 10-jährigen
Geschichte der PhilharZu den Top-Produktionen der Philharmonie
monie …
zählt die Aufführung sämtlicher BeethovenBei dem Erfolg spieSinfonien mit dem niederländischen Royal
len aber eben auch die
Concert Orchestra unter der Leitung von
musikalischen
VorIván Fischer (13.– 16. April 2015). Bevor die
lieben unserer NachSaison aber richtig angelaufen sein wird,
barn eine Rolle. Ein tylohnt sich ein Besuch bei „Orchestramania“.
pisches Beispiel dafür
Am 27. September hat man bei freiem Eintritt
hatten wir gerade mit
die Chance, hinter die Kulissen des OLP zu
der Dresdner Staatskaschauen und das Orchester in verschiedenen
pelle unter der Leitung
Besetzungen kennenzulernen. Weitere Highvon Christian Thielelights auch für Stephan Gehmacher sind die
mann. Wir konnten
Gastspiele von Jazzlegende Herbie Hancock
ganz klar sehen, dass
sowie von quartet-lab, bei dem Patricia
der Anteil des deutKopatchinskaja u.a. mit Pieter Wispelwey
schen Publikums viel
Streichquartette von Beethoven, Cage und
größer war als beim
George Crumb spielt.
d u rc h s c h n i tt l i c h e n
sinfonischen
Konzertangebot.
Oder wenn Ute Lemper kommt,
geht das klar in den deutschen
Foto: Anouk Antony
RONDO 2013 sind Sie von München nach Luxemburg gewechselt,
um die Nachfolge des bisherigen
Leiters der Luxemburger Philharmonie, Matthias Naske, anzutreten. Nun haben Sie gerade das Programm für Ihre zweite Spielzeit vorgestellt, Herr Gehmacher. Trägt es
nun ganz und gar Ihre Handschrift?
Stephan Gehmacher: Bei einem
Konzerthaus ist es doch etwas anderes als bei einem Festival. Da
kann man tatsächlich irgendwann sagen, dass es ganz die
Handschrift des jeweiligen Festivalleiters trägt. Aber die Planung
für ein Haus wie die Philharmonie mit über 400 Veranstaltungen
pro Jahr ist immer Teamarbeit.
Trotzdem wollen Sie als künstlerisch
Verantwortlicher ganz bestimmte,
auch neue Impulse setzen …
Natürlich. Wobei es auch darum
geht, bestimmte Programmlinien, die in den letzten Jahren erfolgreich entwickelt wurden, noch
einmal auszubauen und ihnen
auch eine neue Farbe zu geben.
Ich denke da etwa an die Reihe
„Aventure+“ mit unserem Orchestre Philharmonique du Luxembourg (OLP). Da laden wir Künstler aus dem nicht-klassischen
Segment für zum Teil aufrechte
Neue Musik-Programme ein, um
so auch ein neues Publikum zu
gewinnen. So wird die großartige
„His Master’s
choice“: Stephan
Gehmacher
empfiehlt
neue Fado-Königin wie Mariza
gastiert. Schließlich machen die
Portugiesen knapp 20 Prozent der
luxemburgischen Gesamtbevölkerung aus.
Beim Blick ins Programm 2014/15
fallen zwei Termine deswegen besonders ins Auge, da die Konzerte von
Foto: Thomas Lenaerts
„Ab 2015
bieten wir
Kinderkonzerte in
fünf Sprachen
an – weltweit
einzigartig!“
Ihren beiden Ex-Chefs dirigiert werden. Simon Rattle kommt mit Schumanns „Das Paradies und die Peri“
und Mariss Jansons mit einer konzertanten Aufführung von Tschaikowskis „Pique Dame“. Was haben
Sie sich von beiden Dirigenten für
Ihre Arbeit abschauen können?
Mariss Jansons verkörpert einen
ungemeinen Qualitätsanspruch.
Den hat er an sich, aber auch an
alle, mit denen er zusammenarbeitet. Für ihn bilden Disziplin und Professionalität oberste Maximen, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Und
natürlich habe ich versucht, mir
davon etwas abzuschauen. Bei Si-
mon Rattle ist es diese ungemeine Konsequenz, mit der er ein Ziel
verfolgt (manche würden ihn deswegen als stur bezeichnen). Und
die Kommunikation mit dem
Publikum, mit dem Menschen
ist ebenfalls eine entscheidende Komponente seines Handelns.
Rattle war immer ein genialer
Kommunikator.
In Berlin und München stand für
Sie immer auch die Jugendarbeit im
Mittelpunkt. Was haben Sie sich da
für Luxemburg ausgedacht?
Grundsätzlich muss man wirklich
stolz sein auf ein beispielloses Angebot an Kinderkonzerten – auch
angesichts der Größe der Region.
Weshalb es bei uns im Haus auch
heißt: Ein Kind, das geboren wird,
ist bereits geeignet für die Philharmonie. Und die Nachfrage bei
unserem Kinder-Abo ist wirklich
enorm. Was wir aber ausbauen
wollen, ist das Mitmach-Angebot
für Kinder. Wir wollen sie zum Musizieren und Singen einladen. Außerdem wollen wir die Jugendprogramme noch mehrsprachiger gestalten. Demnächst kommt nach
Französisch, Deutsch und Luxemburgisch noch Englisch dazu. Und
ab 2015/16 dürften wir dann mit
Portugiesisch
wahrscheinlich
weltweit das einzige Konzerthaus
sein, das Kinderkonzerte in insgesamt fünf Sprachen anbietet.
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Konzertkalender und
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Die ECHO Klassik-Newcomerin
des Jahres 2012 spielt auf
ihrer neuen CD Klavierwerke
von Bach bis Pärt und von
Brahms bis Kancheli – Musik,
die für sie das Gefühl von
Heimat und Natur vermittelt.
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823 Säulen: die
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Luxemburg
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19
Der Rauch der
Geschichte:
Zigarrenliebhaber
van Nevel
im heutigen
Cambrai
sich aber auch das „große Maul“ ansehen solle, mit dem Erasmus von Rotterdam abgebildet
wurde, um zu begreifen, was echte musikalische Rhetorik leisten könne.
Und dann natürlich geht es um Claude Le
Jeune, dem das neueste Album des Huelgas
Ensembles gewidmet ist. Genauso bedeutend
wie sein Zeitgenosse Orlando di Lasso sei er
gewesen und nur 35 Kilometer lägen die Geburtsorte der beiden Komponisten auseinander. Doch während Lassos Heimat Mons gut
katholisch war, kam Le Jeune in Valenciennes,
dem hugenottischen „Genf des Nordens“ zur
Welt: „Man kann sagen, dass er eigentlich fast
„Erst in gott­
verlassenen
Nestern kann man
begreifen, was ein
echtes Piano ist.“
Als Katholik hätte Claude Le Jeune der berühmteste Komponist des 16. Jahrhunderts werden
können. Jetzt hilft Paul van Nevel nach.
Von C a r s t e n N i e m a n n
M
ist – falsche Ausfahrt! Eben haben wir noch auf der Fahrt zum
Flughafen im klapprigen Kleinbus von Paul van Nevel über die
Schwierigkeiten philosophiert, sich in der
modernen Welt auf die Musik des 15. und 16.
Jahrhunderts einzulassen, da hat uns schon
die betonierte Hölle der Tiefgaragen von Brüssel-Zaventem verschlungen. Van Nevel stöhnt,
als wir von engen Serpentinen immer weiter
in die Tiefe gezogen werden, ringt dann, während sich hinter uns die Autos stauen, mit dem
Parkscheinautomaten um ein Billet, das wir
gar nicht benötigen, und sagt nach bestandenem Kampf plötzlich grinsend: „Das war jetzt
fast das Interessanteste, oder?“
Was natürlich Koketterie ist, denn die Pa-
20
rallelwelt, aus der wir herbeigedüst sind, hat
es in sich: Da saß uns van Nevel hinter den festen Mauern des über 700 Jahre alten Großen
Beginenhofs von Löwen gegenüber, wo das
Huelgas Ensemble seinen Sitz hat. Und erzählte, Zigarre um Zigarre rauchend, von der Welt
der Polyphonie des späten Mittelalters und
der Renaissance – und wie man den richtigen
Zugang zu ihr finden könne: Dass wir vergessen hätten, was Stille sei und sie manchmal
erst in gottverlassenen Nestern suchen müssten, um zu begreifen, wie leise ein echtes Piano
sein müsse. Dass auch unser Zeitgefühl durch
unablässige Beats verdorben sei, und dass
ein ideales Ensemble eigentlich ohne äußere
Hilfsmittel nach genau einer Minute Stille gemeinsam einsetzen können müsse. Dass man
sein ganzes Leben lang auf der Flucht war – er
hat sich immer im Kreis der Hugenotten bewegt, deren Noten viel weniger verlegt wurden, und musste sich ständig Unterstützer suchen für seine Ideen und Notenausgaben.“ Am
Ende reichte es schließlich doch für die beeindruckende Anthologie des „Livre de mélanges“
von 1585, das die verblüffende Vielfalt von Le
Jeunes Schaffen repräsentiert – vom Psalm bis
hin zum italienischen Madrigal, und vom teils
frechen, teils subtilen weltlichen Chanson bis
hin zur intrikaten Motette. Wer nichts weiter
über Stücke und Komponisten wüsste, könnte die Auswahl des Huelgas Ensembles als berückende Meditationsmusik genießen – und
hätte sich doch mindestens 50 Prozent des Genusses versagt. Statt sich mit hörender Weltflucht zu begnügen, rät van Nevel zur Umberto Eco’schen Lieblingstugend der Neugier –
und zu einem Blick auf den Text: „Wenn du ein
Stück von Le Jeune hörst, nimm dir vorher fünf
Minuten Zeit, den Text anzusehen: Welche Bilder gibt es? Wie ist er gegliedert? Wo sind die
Höhepunkte? Und dann das Stück anhören –
dann leuchtet erst die Sonne in die Komposition!“
Neu erschienen: „Die Schätze des Claude Le
Jeune“, Huelgas Ensemble, Sony
Abonnenten-CD: Track 5
www.huelgasensemble.be
Die nächsten Termine:
11.6.
Basel (CH), Leonhardskirche
Fribourg (CH), Eglise du Collège Saint6.7.
Michel
4.9.
Köthen (DE), Sankt Agnus
Foto: Michiel Hendrickx
Paul van Nevel Das
polyphone Schatzkästchen
Valery Gergiev Schweigen ist
Gold
Valery Gergiev:
Auftrittsverbot
wegen Solidarität
mit Putin?
Die Unterstützung des Krim-Referendums hat Gergiev viel böses Blut eingehandelt. Die Forderung
nach Auftrittsverbot für München offenbart aber
auch keine demokratische ­Gesinnung, meint unser
Gastkommentator,
der Pianist M ich a e l
Foto: Münchner Philharmoniker/Alexander Shapunov
V
E n dr e s .
alery Gergiev hat sich verzettelt.
Er hat öffentlich Unterstützung für Putins
Krim-Annexion geäußert und unterschrieb eine
Erklärung, die von 300 ähnlich gestimmten
russischen Musikern unterzeichnet wurde, darunter Vladimir Spivakov, Juri Bashmet und Denis Matsuev. Dies führte zu einem Sturm der Entrüstung, ja gar zu einer Unterschriftenaktion in der bajuwarischen Hauptstadt, die eine
Absetzung des designierten neuen GMDs der Münchner
Philharmoniker zum Ziel hatte. Es wird darin u.a. eine totale Visumsverweigerung und damit ein Auftrittsverbot für
alle diejenigen russischen Musiker im Westen verlangt, die
die russische Vorgehensweise auf der Krim unterstützen.
Eine Art Exkommunikation also. Dagegen war der „Kini“
(der immer noch weit im Bayernland bewunderte König
Ludwig) ein Erzliberaler, so scheint es. Marschiert Bayern
etwa rückwärts? Wird Gergiev die Weißwurst verwehrt?
Es kann eine gewisse Entwarnung gegeben werden.
Die Initiative wurde angeregt von russischen und baltischen Emigranten, die sich von Putins Politik bedroht fühlen und offensichtlich Herrn Gergievs Ansichten nicht zur
Gänze teilen. Es soll hier nicht auf den Konflikt zwischen
Russland und der Ukraine eingegangen werden, da die
komplizierte politische Situation nicht das Thema dieses
Artikels sein kann.
Was aber hier zur Debatte steht, ist das hohe Gut der
Meinungsfreiheit, das ja im Bayernland auch gerne als „Liberalitas Bavaria“ gehandelt wird, das „Leben und Leben lassen“. Man kann diese Haltung im „Königlich
Bayrischen Amtsgericht“, einer köstlichen TV-Serie, trefflich studieren. Es ist verständlich, dass die
exponierte Position Gergievs jeder seiner öffentlichen Äußerungen ein besonderes Gewicht zukommen lässt, und manchmal möchte man dem Maestro durchaus zurufen: „Si tacuisses!“.
So argumentiert etwa Florian Roth, Fraktionsvorsitzender der Grünen in München, mit bedeutungs-
Michael Endres, 53,
ist klassischer Pianist
und gebürtiger Bayer. Er studierte u.a. an
der Juilliard School
in New York und anschließend bei Peter
Feuchtwanger in London. Neben Gesamtaufnahmen der Klavierwerke Mozarts,
Schuberts, Webers
und Ravels widmete
er sich auch den selten
eingespielten Klaviersonaten des Engländers Arnold Bax. Viele Jahre war er Liedbegleiter von Hermann
Prey, als Professor
lehrte er in Köln, Berlin, Christchurch (Neuseeland) und derzeit
am „Barrat Due“-Institut, Oslo.
schwangerem Ernst, dass eine Unterschrift von Gergiev in
seiner Funktion als Münchner GMD ein Problem dargestellt hätte, da es die Münchner Philharmoniker sozusagen mit Putins Politik direkt in Verbindung bringen würde. Tschaikowskis triumphale Fünfte als ein Gutheißen der
Krim-Annexion? In der Tat, eine sorgenvolle Option.
Man muss sich aber fragen, ob die freie Meinungsäußerung nur dann genehm ist, wenn sie möglichst der offiziell sanktionierten Politik nicht widerspricht, oder – wenn
es denn schon partout mal etwas Abweichendes sein muss
– möglichst nicht von prominenter Seite kommt.
Medien und Nachrichten im Westen gerieren sich gerne als Hüter der Wahrheit, und trotz gletscherhafter Fehlschüsse (Irak-Krieg) wird oftmals gerne geglaubt, was so
über die Bildschirme flimmert oder der Leitartikel hergibt.
Die jetzt etwas drakonisch geforderten Schritte gegen Musiker jedoch passen eher in das zu Recht kritisierte Russland als in eine aufgeklärte Demokratie oder gar nach
Bayern. Meinungsfreiheit ist immer auch die Meinung des Andersdenkenden, und keiner hat das
schöner gesagt als ein weiterer bedeutender Bayer, Gerhard Polt: „Ich brauch’ keine Opposition, weil
ich bin bereits ein Demokrat“.
21
Sind die deutschen Klassik-Hörer wirklich Digital-­
Muffel, wie gerne behauptet wird? Zumindest im
­Internet-Konzertsaal scheinen sie sich durchaus wohl
zu fühlen, wie Projekte prominenter Orchester und
­Konzerthäuser bestätigen. Von G u i d o F i s ch e r
E
inmal im Jahr zieht der
Bundesverband der
deutschen
Musikindustrie Bilanz.
Und natürlich macht man
das auch anhand von Tabellen und Tortenstücken,
um die Umsätze des letzten Geschäftsjahrs eindrucksvoll zu verdeutlichen. Jüngst ist der Rückblick auf 2013 veröffentlicht
worden – mit durchaus überraschenden Zahlen. Denn der deutsche Musikhörer scheint im Vergleich zu manch anderen in Europa eher konservativ eingestellt zu
sein. So machte vom letztjährigen
Gesamtumsatz das digitale Angebot wie Download und Streaming
gerade einmal 22,6 Prozent aus.
Die restlichen 77,4 % nimmt der
Verkauf von physischen Klangmedien wie CD und – mit 2 % im
starken Aufwärtstrend – die gute
alte Schallplatte ein. Angesichts
dieses Festhaltens am haptischen
Tonträger werfen die beiden Musikverbandsbosse im gemeinsam
aufgesetzten Editorial denn auch
die Frage auf, ob es sich hierbei
vielleicht um eine „German Internetangst“ handelt? Nimmt man
etwa die Schweden zum Vergleich,
bei denen das Streaming stolze 66
% des Musikkonsums ausmacht,
könnte man schnell zu dem
Schluss kommen, dass der bundesdeutsche Musikhörer nicht so
22
ganz im 21. Jahrhundert ankommen möchte. Und wenn es nach
den Möglichkeiten geht, sich in
den heimischen vier Wänden ein
Konzert oder eine Oper per LiveStream zu gönnen, so scheint die
hiesige Klassiklandschaft doch
noch leicht verschlafen.
Nur 22%
der Musik
in Deutschland werden
digital
konsumiert.
In Schweden
sind es 66%.
Ein kleiner Rundgang – am
Schreibtisch vor dem PC versteht sich – reicht völlig aus,
um einen repräsentativen Eindruck von der ausbaufähigen, digitalen Versorgung zu bekommen.
Schaut man etwa auf den
Websites der beiden TopOrchester aus Dresden
und Leipzig vorbei, erwarten einen da höchstens jene
konventionellen Clips über die
Arbeit der Orchester, die längst
auch auf den einschlägigen Video-Plattformen stehen. Immerhin kann die Dresdner Staatskapelle mit Einführungen und Porträts von Gastsolisten wie Rudolf
Buchbinder und Daniel Behle
punkten – wenngleich man bisher geglaubt hat, dass solch ein
Angebot mittlerweile überall zum
Standard gehört.
Gleich zwei Schritte weiter
ist dagegen im letzten Jahr die
Kölner Philharmonie gegangen.
Denn neben der offiziellen Seite mit den Konzertankündigungen gibt es www.philharmonie.tv.
Dahinter verbirgt sich die Möglichkeit, ausgewählte Live-Konzerte von Klassikkünstlern sowie
Jazzmusikern leicht zeitversetzt
und für eine gewisse Dauer mitzuerleben. In der laufenden Saison konnte man so kostenlos die
Auftritte von Martin Grubinger
oder wie erst gerade ein grandio-
Don
Giovannis
Lachfältchen:
Oper in 4kAuflösung
tierenden Spitzenmusikern. Und
da man sich in Berlin gern am
technischen Fortschritt ausrichtet, gibt es die „Digital Concert
Hall“ genauso als App für iPhone
und iPad und seit jüngstem auch
als Android-App. Deren 1.0-Version bietet bereits die wichtigsten
Funktionen der „Digital Concert
Hall“: Live-Streams, Wiedergabe
von Konzertaufzeichnungen, eine
Suchfunktion, Filme und Education-Videos.
Gelten die Berliner Philharmoniker mit ihren Live-Streams
als Pioniere im bundesdeutschen
Konzertbetrieb, so gebührt dieser
Titel im Bereich Oper der Bayerischen Staatsoper. Am 3. November 2012 ging man mit „staatsoper.tv“ auf Sendung. Und seitdem kann man ausgewählte
Foto: BPhil Media (l.); Peter Adamik (beide r.)
Virtuelle Konzertsäle Live, in Farbe und im
Internet
ses Gastspiel der Bamberger Symphoniker in bester Übertragungsqualität bestaunen. Vorerst sind
die Livestreams jedoch auf sechs
Konzerte pro Saison beschränkt.
Um ein vieles umfangreicher ist die Konzertbandbreite,
die die „Digital Concert Hall“ der
Berliner Philharmoniker anbietet. Seit 2009 kann man auf www.
digitalconcerthall.com weltweit
Live-Konzerte der Berliner Philharmoniker verfolgen, die ebenfalls leicht zeitversetzt übertragen werden. Rund 40 Konzerte
sind es in dieser Saison, bei denen
der Chef Simon Rattle genauso
am Pult steht, wie seine Kollegen
Lorin Maazel und Mariss Jansons.
Natürlich ist der digitale Besuch
des Berliner Scharoun-Baus nicht
ganz umsonst. So kostet ein Jahres-Abonnement knapp 150 Euro.
Dafür hat man aber nicht nur Zugriff auf alle bisher ausgestrahlten Konzerte, sondern auch auf
reichlich Bonusmaterial wie exklusive Interviews mit den gas-
Auch so geht’s:
140 Noten-Tweets
öffnen und Barrieren abzubauen“, so
Opernintendant Nikolaus Bachler. Und
für den Ausklang
der laufenden Saison
Mit einem ziemlich außergewöhnlichen
können sich OpernProjekt hat im März das diesjährige Dessauer
fans in aller Welt
Kurt Weill-Fest alle in aller Welt verstreuten
schon mal die feinsHobbykomponisten eingeladen. Auf der
te Jogginghose für
Internetseite www.tweetfonie.de konnte
den Sofa-Genuss zuman eine kleine Melodie auf einem Onrechtlegen. Immerline-Klavier komponieren, die sofort in eine
hin wird man Augentwittertaugliche Sprache von 140 Zeichen
und Ohrenzeuge von
codiert wurden. Die originellsten Tweets
Bernd Alois Zimmerlagen dann dank professioneller Arrangeure
manns „Die Soldaten“
am 3. März auf dem Pult der von GMD
mit Kirill Petrenko
Antony Hermus geleiteten Anhaltischen Philam Pult sowie von
harmonie Dessau. Das Konzert mit seinen
Monteverdis „L’Orfeo“
kunterbunten, von verschroben über avantmit Christian Gerhagardistisch bis süffig reichenden Orchesterher in der Titelrolstücken wurde natürlich im Live-Stream überle! Kostenlos, wie getragen und ist weiterhin abrufbar – auf
sagt.
www.tweetfonie.de.
Ist man in München stolz darauf, all
Vorstellungen per kostenlosem
diese Produktionen erstmals in
Live-Stream besuchen. „Dies
erstklassiger HD-Qualität zu präist ein weiterer Beitrag zu mei- sentieren, so können die Kollenem Grundkonzept, das Haus zu
gen der Wiener Staatsoper darü-
Schaltzentrale
mit Taktgefühl:
Das Video-Studio
der Digital
Concert Hall
ber nur müde lächeln (mehr dazu
auch im Interview auf Seite 6).
Denn als weltweit erstes Opernhaus überträgt man seit Mai seine Aufführungen im Internet
im neuen hochauflösenden Format Ultra-HD (www.staatsoperlive.com). Dieses Format hat nicht
nur eine vierfach höhere Auflösung. „Mit Bildern dieser Schärfe“, so Staatsopern-Direktor Dominique Meyer, „kann der Zuschau-
er selbst entscheiden, was er
sehen will – er braucht den Bildregisseur nicht mehr.“ So kann man
etwa jetzt die Sänger näher heranholen und vergrößern – wobei Tenor Plácido Domingo bei der Vorstellung dieser technischen Innovation dann doch darum bitten
musste, ihm oder seinen Sängerkollegen deshalb nicht gleich bis
in den Mund hineinzuzoomen.
LUCERNE FESTIVAL IM SOMMER
15. August – 14. September 2014
Unvergessliche Konzertmomente
mit den Weltstars der Klassik
Sa, 16.8. LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA | Chor des Bayerischen Rundfunks |
Andris Nelsons | Sara Mingardo
Werke von Brahms
Sa, 23.8. LUCERNE FESTIVAL ACADEMY Orchestra & Chorus |
Simon Rattle | Barbara Hannigan
Werke von Chin und Berio
Do, 4.9. Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam | Mariss Jansons |
Jean-Yves Thibaudet
Werke von Brahms, Schostakowitsch und Ravel
Mi, 10.9. The Cleveland Orchestra | Franz Welser-Möst | Joshua Smith
Werke von Brahms und Widmann
Do, 11.9. Cecilia Bartoli | I Barocchisti | Diego Fasolis
«Mission». Werke von Steffani
Tickets für
das
Piano-Fest
ival 2014
erhältlich
ab
4. August
2014
Karten sowie Informationen zum vollständigen Programm:
+41 (0)41 226 44 80 | www.lucernefestival.ch
23
Andris Nelsons (Foto: Priska Ketterer/LUCERNE FESTIVAL)
Musikkauf online Sein und Haben
Die großen Online-Stores für Musik entdecken
den lange vernachlässigten audiophilen KlassikHörer. Doch zu spät: Wer schlau ist, verzichtet auf
Besitz und nimmt lieber gleich alles.
Von C a r s t e n H i n r ich s
E
s ist kein Geheimnis, dass AppleGründer und –Visionär Steve Jobs
für seinen eigenen Musik-Konsum
den iPod verschmähte, der der Firma doch einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung gebracht hat. Es gibt einen Unterschied zwischen stimmungsbeeinflussendem
Musikkonsum für unterwegs und der hörenden Auseinandersetzung mit komplexer Musik. Das ist keine Trennung in Pop und Klassik,
beide Arten des Hörens betreffen beide Musikfelder. Aber dass manche Musik die Komprimierung schlecht verträgt, die sie durchläuft, um portabel auf eine Festplatte gepresst
zu werden, konnte jeder selbst hören, der versuchte, hochfrequente Soundfiles wie Chorwerke oder Sinfonien durch das MP3-Nadelöhr
zu hören. Dazu kam, dass die Ordnungsprinzipien von iTunes, Apples kostenloser Verwaltungssoftware, und die CDDB-Datenbank zum
automatischen Laden der Titelinformationen
vor allem auf Pop-Verhältnisse zugeschnitten
waren: Interpret geht vor Komponist.
Nun, da der Online-Musikverkauf Apple
Milliardengewinne beschert hat, scheint die
Zeit des audiophilen Musikhörens reif zu sein.
Mit einer Charmeoffensive und gleichzeitig
knallhartem Upgrade bei den Samplingraten
seiner hauseigenen AAC in den High Resolution Audio-Bereich wird der Klassikhörer geworben. Parallel dazu setzt Apple seine Marktmacht ein, um die hohen Anforderungen
seiner Metadatenbank bei den Labels durchzusetzen – ein neuer weltweiter Standard der
Titeldaten-Erfassung zeichnet sich ab und damit erfreulicher Weise bald wohl kein Fummeln und Nachbearbeiten hochgeladener Titelinformationen. Der brandaktuell beschlossene Kauf der Kopfhörermarke Beats könnte
ebenfalls eine Wegmarke sein, gehört zu dieser Firma doch ebenfalls auch ein Musikstreaming-Dienst. Bisher lässt sich Apple noch je-
24
des heruntergeladene Album vergolden, Essential-Angebote auch im Klassik-Bereich
versprechen zumindest eine kostengünstige
Basisausstattung mit den wichtigsten Werken.
Alles in hochauflösender, dem Klang des Originalmasters entsprechender Samplingrate von
derzeit 256kbit/s. Aber muss man Musik überhaupt besitzen?
Sollten sich die Gerüchte bestätigen, könnte die Beats-Übernahme Apples Einstieg im
Streaming-Geschäft einläuten. Dort würde
der einstige Online-Verkaufsvorreiter als letzter an Bord gehen: Neben Marktführer Spotify setzen auch zahlreiche andere Dienste wie
Ampaya, Wimp und inzwischen auch Google Music auf das Abosystem. Nicht mehr Ware
wird verkauft, sondern der Nutzungszeitraum.
Klingt wie ein Kuhhandel, doch für die 10€, die
ein Klassikalbum im Verkauf durchschnittlich
kostet, kann man bei den Streaming-Diensten einen Monat lang aus den Vollen schöpfen, im wahrsten Sinne des Wortes: Zwischen
20 und 30 Millionen Titel bieten die meisten
Streamingplattformen ständig frei zur Verfügung – wenn man mit Werbeunterbrechungen leben kann. Alternativ empfiehlt sich eine
kostenlose Testphase, dann staffelt sich mit
der Höhe des Abo-Betrags die Funktionalität.
Als Beispiel. Für 9,99€ bietet Spotify, derzeit
noch hart umkämpfter Vorreiter in der Einbindung auch klassischer Titel, über 20 Millionen Songs aller Genres. Gesucht und gefunden
wird wahlweise auf dem PC, dem Tablet oder
auch Handy, auch einige Bluray-Player bieten
bereits einen implementierten Zugriff auf den
Account für die Übertragung auf die Wohnzimmer-HiFi-Anlage an. In diesem PremiumAbo beträgt die Samplingrate umwerfende
320kbit/s und damit feiner aufgelösten Sound
als eine CD. In Sachen Musik gilt inzwischen
also auch die alte buddhistische Weisheit: Wer
seinen Besitz loslässt, wird unermesslich reich.
www.musikindustrie.de/10-fragenmusikstreaming/
Auf www.rondomagazin.de finden Sie bei
allen Rezensionen und Reportagen die ganzen
Alben zum Anhören auf Spotify, und das unabhängig vom Abschluss eines Bezahl-Abos.
Probieren Sie es doch einfach mal aus!
ADVERTORIAL
Mobiler Musikgenuss High-Resolution Audio
Mit dem WALKMAN NWZ-ZX1 mit FlashSpeicher und und den zwei Premium-Kopfhörern der MDR-10R-Serie e
­ rmöglicht
Sony den M
­ usikgenuss nicht nur unterwegs – ­sondern auch in High-Resolution.
Z
u Recht knüpft man an alte Zeiten an: mit dem Walkman
trug die erste Generation ihre
Musik auf die Straße. Nun
steckt ein satter 128 GB-Flash-Speicher im neusten Modell des Namens,
dem NWZ-ZX1 – das heißt vor allem:
Schneller Datenfluss, keine Verschleißteile und keine Vibrationsempfindlichkeit mehr, wie bei den HDD-Festplatten. Hochwertig ist auch das Gehäuse
der mobilen Musikstation, aus einem
einzigen soliden Aluminiumblock gefräst. Die Bedienung funktioniert über
ein Multi-Touch-Display mit LEDLCD-Beleuchtung mit Androids „Jelly Bean“ (4.1) als Betriebssystem. Der
Akku bringt es laut Hersteller auf ganze
32 Stunden Musik und bis zu vier Stunden Video – nonstop.
Auch wenn der NWZ-ZX1 mit knapp 140g ein angenehmes
Leichtgewicht ist, bringt er beim Sound so einiges auf die ­Waage. Unterstützt werden die Audio-Formate FLAC, Apple Lossless (ALAC),
AIFF, MP3, AAC-LC, WMA und LPCM, dazu im Videobereich noch
MPEG4, AVC und WMV 9. Vielfältige Verbindungsmöglichkeiten
über Bluetooth, NFC und WiFi runden das Paket ab. Das Herzstück
des neuen Walkman ist aber seine vollständige Auslegung auf
High-­Resolution Audio Klang. High-Resolution Audio bewahrt bei
der Konvertierung von der analogen in die digitale Welt wesentlich
mehr I­ nformationen. Das Ergebnis ist ein authentischeres und aufge­
fächertes Klangbild.
Für das vollständige Klangerlebnis bietet Sony auch gleich zwei
hochwertige Kopfhörer-Modelle an, die nicht nur Pop-Musik durch
tiefgängige Bässe voll ausloten, sondern eben auch hochaufgelöste
klassische Musik in ganzer Breite abbilden können. Gemeinsam ist
beiden Kopfhörern das schlanke Design und hoher Tragekomfort. Der
MDR-10RC punktet mit einer integrierten Fernbedienung im Kopf­
hörerkabel samt Freisprechmikrofon und der Möglichkeit, ihn durch
Zusammenklappen platzsparend zu verstauen. Der MDR-10RBT ist
dafür kabellos über Bluetooth verbunden und bietet voll aufgeladen
bis zu 17 Stunden die ganze Bewegungsfreiheit. Noch einfacher ist die Verbindung
bei NFC-fähigen Abspielgeräten – wie eben
dem Walkman NWZ-ZX1.
51 Jahre
Vierteljahresbestenlistenunbestechlichkeit
WAS KRITIKER LIEBEN!
Das Bestenlistenkonzert 2014
stile antico
... das aufregendste Vokalensemble Großbritanniens –
fünfmal auf der Bestenliste seit 2007, zuletzt 2013
mit „Phoenix Rising“
Piano-Duo Tal & Groethuysen
... Deutschlands bestes Klavierduo – fünfmal auf
der Bestenliste seit 2002, zuletzt 2013
mit „Götterdämmerung“
Michael Riessler & Pierre Charial
... wunderbare Grenzgänger auf Klarinette,
Saxophon und Drehorgel – unsere Jahrespreisträger
2012 für „Big Circle“
Sonntag, 15. Juni 2014, Ludwigshafen,
BASF-Gesellschaftshaus, Festsaal. Beginn: 18 Uhr
„Was tut das Mikrophon der
Stimme an? Die Zukunft des Gesangs“
Ein Symposion des Preises der deutschen
Schallplattenkritik in Kooperation mit dem
BASF-Kulturmanagement
30. November & 1. Dezember, Ludwigshafen,
BASF-Feierabendhaus/Gesellschaftshaus
25
www.schallplattenkritik.de
www.basf.de/kultur
Richard Strauss „Boxen-Luder“
Zum 150. Geburtstag des Komponisten wird neu
bestückt, neu verpackt – und billig gemacht. Ein
Überblick. Von Robe rt F r au n hol z e r
R
ichard Strauss war der letzte Blockbuster der E-Musik. Ein Massenbeglücker und Versöhner von Harmonie und guter Opern-Sitte. Kurz: ein
Pop-Star der Klassik. So jemand braucht kein
Richard Strauss-Jahr, könnte man sagen. Dagegen: Giacomo Meyerbeer, im Jahre seines
150. Todestages, könnte gut ein MeyerbeerJahr vertragen. Und Carl Philipp Emanuel Bach
(300) ein CPE Bach-Jahr. Das sagend staunt
man, was einige Firmen zum Jubiläum an Feiernswertem doch noch zusammengebracht
haben.
Wir reden hier nicht von Thomas Hampsons mühsamen Strauss-Liedern („Notturno“), die eher beweisen, dass sich der großartige Bariton in den letzten Jahren zu viel (namentlich zu viel Verdi) zugemutet hat. Auch
nicht von der Warner-Collection „The Other
26
Strauss“, die trotz hübscher Ausgrabungen
wie „Die Göttin im Putzzimmer“ wenig Wichtiges bietet. Entbehrlich ist auch Andris Nelsons
neuerliche ‚Bestraussung’ mit „Also sprach
Zarathustra“ (Orfeo). Eine neue Salzburger
„Ariadne“ (mit Jonas Kaufmann, Sony) und ein
Wiener „Capriccio“ (immerhin mit Renée Fleming, CMajor) pressen gleichfalls alten Wein
durch neue Schläuche.
Interessanter wird die Sache bei Thomas
von Steinaeckers Dokumentation „Richard
Strauss and His Heroines“ mit Interviewbeiträgen von Brigitte Fassbaender, Christa Ludwig und Christian Strauss, dem letzten lebenden Enkel (Arthaus). Vergleichsweise ergiebig
sind auch die Wiederveröffentlichungen einiger Vintage-Titel. So die Lieder-Recitals von
Lisa della Casa (RCA), Hilde Güden (Decca) und
Kiri Te Kanawa (Sony). In nostalgisch schöner
Originalaufmachung stimmen sie wehmütig –
nach dem Motto: „Wie du warst! Wie du bist ...“
Interessanteste Neuveröffentlichung ist
wohl die konzertante „Elektra“, die Christian
Thielemann in Berlin live aufgenommen hat
(DG). Mit Evelyn Herlitzius verfügte man über
die wohl einzige Darstellerin der Hauptpartie mit einem infam unschuldigen Kinderton.
Für Waltraud Meier, gestalterisch überlegen,
kam ihre dritte Klytaimnestra ein wenig spät.
Anne Schwanewilms’ ältliche Chrysothemis ist
nicht die Erfüllung sämtlicher Strauss-Träume. Die Staatskapelle Dresden indes erweist
sich den Münchner Philharmonikern (in Thielemanns „Elektra“-DVD von 2010) als durchaus überlegen. Ein erfreuliches Dokument;
und doch eines, welches bestätigt, dass Thielemann mit Opern-Gesamtaufnahmen leider
– aufgrund von Live-Bedingungen und Besetzungsfragen – nie wirklich Glück gehabt hat.
Für „Elektra“-Klassiker mit Birgit Nilsson oder
Inge Borkh ist dies immer noch keine Konkurrenz.
Das Zugreifen wert sind diesmal die großen Boxen. In einem 33 CD-Klotz mit dem Titel
„Sämtliche Opern“ hat man vieles vom Besten
verklappt, was die Strauss-Diskografie überhaupt hergibt: Soltis „Elektra“, Keilberths „Arabella“, Böhms „Daphne“, „Schweigsame Frau“
und „Capriccio“, dazu Sawallischs „Intermezzo“ und Sinopolis „Salome“. Hinzu kommt erstmals eine Berliner „Feuersnot“ mit Gundula Janowitz unter Erich Leinsdorf (DG). Noch unanfechtbarer: die 22 CD-Box „Die großen Opern“
mit all den EMI-Katalogklassikern von Karajan,
Kempe bis Sawallisch, die auf keiner einsamen
Insel fehlen dürfen.
Foto: Semperoper/Matthias Creutziger
Erfreulich, aber
keine Referenz:
René Pape (Orest)
und Evelyn Herlitzius
(Elektra) in der
Inszenierung der
Semperoper im
Januar
Sinnig war gewiss die Idee, Strauss als Dirigenten mit einer eigenen 7 CD-Box zu würdigen; obwohl hier ausgerechnet die hinreißend
dirigierte „Sinfonia domestica“ und „Zarathustra“ fehlen. („Strauss Conducts Strauss etc.“,
DG). Gleichfalls sehr schön: „Clemens Krauss
dirigiert Richard Strauss“ (5 CD, Decca), obwohl hier nur Tondichtungen enthalten sind,
nicht aber die großartige „Salome“ mit Christel
Goltz (wodurch der Titel „The Complete Decca Recordings“ falsch wird). Natürlich waren
diese Dinge alle vorher greifbar. Aber nie so
hübsch. Was auch auf jene Box zutrifft, die an
Kein Bruch
zwischen
revolutionärem
Klangforscher
und festspielaffinem OpernPompmeister
kanonischer Schönheit den Vogel abschießt:
„Fritz Reiner Conducts Richard Strauss – The
Complete RCA and Columbia Recordings“ (11
CDs, RCA) würdigt erneut einen der unsterblichen Schweinepriester unter den Straussianern – mit einem Boxen-Stopp seiner MeisterDirigate. Herrlich.
Dass die Akten über Richard Strauss trotz
zu vieler Aufführungen noch nicht geschlossen sind, zeigt eine überraschende Neudeutung der Tondichtungen durch das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter
Leitung seines Chefs François-Xavier Roth.
Von der auf 6 CDs angelegten Unternehmung
sind bisher 2 CDs erschienen, Vol. 3 mit den
Tondichtungen „Aus Italien“ und „Also sprach
Zarathustra“ ist für September 2014 angekündigt. (Hänssler CLASSIC). Das von Fusionsplänen akut bedrohte Orchester hat sich, so klingt
es jedenfalls, unter dem Beweisdruck seiner
dreist angezweifelten Selbständigkeit in einem
großartig geballten Furor Luft gemacht. Kühl
im Klang, rasant in der Gestik und aufgekratzt
im Temperament, fegt man durch die Ecken,
bläst Staub weg und entdeckt so den Stürmerund Dränger-Ton des frühen Strauss. Der war
zu Anfang seiner Karriere vom Aufbruch in
eine neue Zeit beseelt – und galt als umstritten.
So wird hier der gelinde Bruch zwischen dem
frühen, revolutionär tonmalenden Klangforscher und dem festspielaffinen Opern-Pompmeister endlich mal nicht verschmiert. Sondern erstaunlich hörbar. Eine Erkenntnis, für
den sich der Wust der Wiederveröffentlichungen schon gelohnt hat!
Die
besten
Sträusse
Tondichtungen 1
Ein Heldenleben,
Tod und Verklärung,
SWR Sinfonieorchester BadenBaden und Freiburg,
François-Xavier Roth
(Hänssler CLASSIC/
Naxos)
Tondichtungen 2
Till Eulenspiegel,
Don Quixote,
Macbeth, SWR Sinfonieorchester
Baden-Baden und
Freiburg, FrançoisXavier Roth (Hänssler
CLASSIC/Naxos)
Abonnenten-CD:
Track 1
Elektra
Herlitzius, Meier,
Schwanewilms,
Pape, Staatskapelle
Dresden, Christian
Thielemann (DG/Universal)
Die großen Opern
(22 CDs, Warner)
Fritz Reiner
Conducts Richard
Strauss
(11 CDs, RCA/Sony)
Strauss Conducts
Strauss, Mozart,
Beethoven etc.
Staatskapelle Berlin,
Bayerisches Staatsorchester etc. (7 CDs,
DG/Universal)
Abonnenten-CD:
Track 16
«MUSIC IN MOT ION»
17. J ULI – 6. SEP T EM BER 2014
Christian Zacharias, Vesselina Kasarova,
Bobby McFerrin, Patricia Kopatchinskaja,
Alison Balsom, Isabelle Faust, Gidon Kremer,
Sol Gabetta, Valentina Lisitsa,
Khatia Buniatishvili, Klaus Maria Brandauer,
Diana Damrau, Thomas Hampson,
Janine Jansen, Vilde Frang, Christine Schäfer,
Antonio Pappano mit dem
London Symphony Orchestra,
Daniel Harding mit der Filarmonica della Scala
und viele mehr...
Clemens Krauss
dirigiert Richard
Strauss
(5 CDs, Decca/
Universal)
www.menuhinfestivalgstaad.ch
27
Große Momente der Musikgeschichte (41)
Lorenzo da Ponte floh 1805 vor seinen Schuldnern nach New York, wo er
sich teils erfolgreich, teils kümmerlich in verschiedenen Berufen durchbrachte. Ihm lag an der Verbreitung der italienischen Kultur und er konnte den reichen Weinhändler Dominick Lynch gewinnen, die Operntruppe García zu
sponsern, die 1826 in New York einen umjubelten Don Giovanni herausbrachte. Diese Truppe, von Rossini sehr geschätzt, ist außerordentlich interessant:
Sie umfasste die weltberühmten Familienmitglieder Manuel, seine zweite
Frau Juanita, den Sohn Manuel, der die moderne Gesangspädagogik begründete und das Laryngoskop erfand, sowie die beiden Schwestern Pauline, verheiratete Viardot, und die berühmteste: Maria. Sie heiratete 18-jährig den Banker Malibran, war bald unglücklich und startete eine beispiellose zweite Karriere, die sie zur ersten romantischen Künstlergöttin machte.
28
Die Chorjungen Goldkehlchen
Die deutsche Antwort auf die platinverwöhnten
englischen „Choirboys“ rollt an – und zwar aus
Augsburg. Von T obi a s H e ll
K
arriere ohne Castingshow! Ja, das gibt es noch. Für „Die Chorjungen“ begann alles nämlich zunächst ganz klassisch mit Mozarts „Zauberflöte“, bei der sie im Schlosstheater
von Drottningholm unter Daniel Harding gemeinsam auf der Bühne standen. Hier wurden dann die Verantwortlichen der Deutschen Grammophon aufmerksam, die nach
Stimmen für ein neues Projekt nach dem Vorbild der erfolgreichen englischen Formation „The Choirboys“ suchten und das Trio aus der Talentschmiede der Augsburger Domsingknaben wenig später unter Vertrag nahmen. Das Etikett von „Deutschlands jüngster Boy Band“, das man ihnen teilweise schon verpasst hat, sehen die drei Jungs dabei eher mit einem Augenzwinkern. Und obwohl
Nicolas, Jan und Georg erst zwischen 13 und 14 Jahre alt sind, geben sie sich im Interview bereits
wie Profis. „Auch wenn da ein paar moderne Lieder dabei sind, sind wir in erster Linie schon noch
Domsingknaben und machen hauptsächlich klassische Sachen.“ Die erste eigene CD, deren Trackliste sich von „You Raise Me Up“ bis hin zum barocken „Miserere“ aus der Feder von Gregorio Allegri
spannt, war aber trotz diverser vorangegangener Aufnahmen mit dem Chor schon „ziemlich cool“.
Egal ob aktueller Charthit oder Barock, die musikalische Prägung durch die Augsburger Domsingknaben kann und soll auf der CD gar nicht verleugnet werden. Besonders die klare, instrumentale Stimmführung, die Domkapellmeister Reinhard Kammler während seiner Zeit in England
kennengelernt hat und als Tradition nun auch mit seinem Ensemble weiterführt. Druck auf die
jungen Sänger ist dabei ein Fremdwort. Bewusst gibt es in Augsburg auch kein Internat, sondern lediglich zwei bis drei Proben pro Woche. So haben die Jungs noch ein ganz normales Leben abseits
des Chores, und die späteren Berufswünsche gehen nicht zwangsläufig in Richtung Opern- oder
Konzertsänger. „Singen ist für mich ein Hobby“, sagt Nicolas. „Außerdem komme ich wahrscheinlich eh bald in den Stimmbruch, da weiß man ja auch nicht, wie die Stimme danach wird.“
Bereits erschienen: Die Chorjungen, Allegri, Schubert, Fauré, Clapton, Mey, Panorama/Universal
Abonnenten-CD: Track 19
Mit Unterstützung der CIC
Concerto b-Moll für Violoncello concertato,
Streicher und Basso continuo Wq. 170 (H.432)
Sinfonie Nr. 5 b-Moll Wq. 182 (H. 661)
Concerto B-Dur für Violoncello concertato Wq. 172 (H.439)
Foto: Ben Wolf/DG
» Sanguineus und Melancholicus « Wq. 161 (H.579)
Haben auch
ein Leben
abseits des
Chores:
Nico, Jan
und Georg
von den
Augsburger
Domsingknaben
»
29
.»
ßenbahnmuseum und produzierte dort faszinierende Bilder, aus denen dann eine höchst
atmosphärische CD-Ausstattung wurde.
Ganz epochal:
Die neue CD
des Galatea
Quartetts
Galatea Quartett Epochale Musik
Kammermusik ist tot – es lebe die Kammer­
musik! Beim Treffen in St. Gallen erklärten Yuka
Tsuboi und Julien Kilchenmann, wie Streich­
quartett im 21. Jahrhundert funktioniert.
Von M ich a e l W e r s i n
W
ie gelangt ein junges, noch
nicht allzu bekanntes Zürcher
Streichquartett zu Sony, dem
Label von Lang Lang und Jonas Kaufmann? Julien Kilchenmann erzählt,
es sei gar nicht so schwer gewesen – er sei mit
einem fertigen Konzept auf die Firma zugegangen und habe sofort offene Ohren gefunden.
Einer der Glücksfälle im hart umkämpften
Schallplattengeschäft: Das Konzept Kilchenmanns enthielt nämlich ausschließlich Musik
des schweizerisch-jüdischen Komponisten Ernest Bloch (1880-1959) – kein Programm, das
ein Mainstream-Publikum vom Hocker reißt,
könnte man meinen, aber die Qualität hat sich
30
durchgesetzt. Diejenige der Musik und vor allem die der Interpreten.
Und daher können wir in diesem Frühjahr
schon die zweite CD des Galatea Quartetts begrüßen: „Belle Époque“ ist ihr Titel und sie enthält französische Musik aus der Zeit um 1900.
Ins Auge sticht zunächst das Cover: Man habe
zum Staunen des Labels, berichtet Kilchenmann, diesmal gleich selbst einen Fotografen
mitgebracht – den Spanier Josep Molina, selbst
ehemals Geiger in einem Streichquartett und
heute mit seinem Team einer der gefragtesten
und genialsten Visualisten von Motiven im Zusammenhang mit klassischer Musik. Molina
ging mit den Galatea-Leuten ins Zürcher Stra-
Nicht minder atmosphärisch ist das Programm. Neben den bekannten Quartetten
von Ravel und Debussy wird ein weiteres von
einem völlig vergessenen Komponisten namens Pierre Menu präsentiert: Dieser im Jahre 1919 mit nur 29 Jahren verstorbene Franzose hat es in jungen Jahren zu einer bemerkenswert
eigenständigen
Musiksprache
gebracht. Deren komplexe Harmonik entfaltet sich in einem mitunter bis zur Achtstimmigkeit anwachsenden, ungeheuer dichten
Satz – Doppelgriffe für sämtliche Instrumente des Quartetts machen es möglich. So etwas
gelingt, wenn vier erfahrene Spitzenmusiker
perfekt aufeinander abgestimmt sind. Darin
überzeugt das Galatea Quartett, denn so unterschiedlich die musikalische Herkunft der Musiker ist, so bedingungslos gehen sie aufeinander ein, wenn es um die intensive Probenarbeit geht. Die Aufgaben sind verteilt: Julien
Kilchenmann und seine Schwester Sarah, die
sich in der Vergangenheit schon intensiv mit
barocker Musik und unterschiedlichen Stimmungen auseinandergesetzt haben, geben Impulse für die auffällig ausgewogene Intonation
des Quartetts: Schreiend hohe Terzen und Leittöne, wie sie gerade bei älteren Formationen
üblich waren, sind bei „Galatea“ kein Thema;
man versucht, mit reinen Terzen einen ruhigeren Klang zu erreichen. Für Yuka Tsuboi – in
Japan aufgewachsen und seit dem 14. Lebensjahr an der renommierten Londoner „Menuhin School“ eher konservativ ausgebildet – war
gerade diese Art des Intonierens neu, als sie in
Zürich mit den Kilchenmanns zu arbeiten begann. Ebenso neu war es für sie, Streichquartette von Haydn ganz ohne Vibrato zu spielen, erzählt sie. Aber dieser Input aus der historisierenden Ecke trägt maßgeblich zu jenem
Plus an klanglicher Konturiertheit bei, mit der
das Galatea Quartett aufhorchen lässt.
Selbstverständlich ist besonders bei komplexen Partituren wie derjenigen von Pierre
Menu auch der analytische Zugang von Bedeutung: Hierfür zeichnet oft der Bratschist Hugo
Bollschweiler, der als letzter zur jetzigen Galatea-Formation gestoßen ist, verantwortlich; er
arbeitet gelegentlich auch als Dirigent und ist
es gewohnt, Musik verstärkt strukturell unter
die Lupe zu nehmen. Ein großartiges Team –
auf die weitere Entwicklung darf man sehr gespannt sein.
Neu erschienen: „Belle Époque“, Quartette
von Debussy, Milhaud, Menu, Sony
Abonnenten-CD: Track 6
Foto: Sony/Molina Visuals
Hochzeit von historischem
­ ewusstsein und struktureller
B
Analyse
Doktor Stradivari Musik-Krimi
Folge 9: Der Mann mit dem Kontrabass
D
oktor Stradivari und
Kommissar Reuter waren am frühen
Abend im Wagen
unterwegs, da kam eine Meldung aus der Innenstadt: Einbruch in einer Wohnung! Der Täter war brutal vorgegangen und
hatte eine ältere Dame niedergeschlagen. Jemand hatte beobachtet, wie ein Kombi wegfuhr. Im Kofferraum des
Wagens hatte ein großes Musikinstrument gelegen – offenbar ein Kontrabass. Der
Beamte von der Leitstelle gab
das Nummernschild des Wagens
durch.
„Könnte der Mann mit dem
Kontrabass der Einbrecher gewesen sein?“, fragte der Kommissar.
„Das nicht. Aber wir brauchen
ihn unbedingt als Zeugen.“
Zwanzig Minuten später hatte
eine Streife den gesuchten Wagen
in der Innenstadt entdeckt und
gestoppt. Der Fahrer, ein glatzköpfiger älterer Mann, blickte erschrocken drein.
„Ich habe es furchtbar eilig“,
sagte er und deutete auf den Bass
in seinem Auto. „Unser Konzert in
der Marienkirche fängt in einer
dreiviertel Stunde an. Ich bin ohnehin zu spät.“
„Es tut mir leid“, sagte Reuter,
„aber Sie müssen uns aufs Revier
begleiten.“
„Geht das nicht morgen? Oder
heute Abend nach dem Konzert?
So gegen elf ?“ Der Mann wirkte
sehr nervös.
Der Kommissar schüttelte
den Kopf. „Jede Minute zählt.“
„Sind Sie professioneller Musiker?“, fragte Doktor Stradivari.
Der Mann schüttelte den Kopf.
„Ich spiele in einem Amateurorchester. Und ich bin der einzige
Kontrabass im Ensemble.“
Doktor
Stradivari
ermittelt – und Sie
können gewinnen!
Wenn Sie die Lösung
wissen, schreiben Sie
sie an stradivari@
rondomagazin.de oder
postalisch an RONDO,
Kurfürstendamm 211,
10719 Berlin – Ihre
Kontaktdaten nicht vergessen! Unter allen
Zuschriften verlost
RONDO in Kooperation
mit dem Label Channel
Classics fünf Exemplare
der neuen CD „Basso
bailando“ von Kontrabassist Rick Stotijn.
Einsendeschluss ist der
05. August.
„Und wie lange spielen Sie
schon?“
„Erst drei Jahre. Ich bin vom
Cello umgestiegen. Ich habe dann
mit Freunden Kammermusik
gespielt – das ‚Forellenquintett‘
von Schubert oder den ‚Elefanten‘ aus dem ‚Karneval der
Tiere‘. Ich hätte nie gedacht,
dass das funktioniert. Aber im
Prinzip wandert man ja einfach eine Oktave nach unten.
Ansonsten hat man dieselben
vier Saiten in Quintstimmung.
Wie das eben bei den Streichern
so ist. Einmal Streicher, immer
Streicher … Gut, man muss halt
im Stehen spielen. Oder auf so
einem komischen Hocker …“ Der
Mann lächelte gequält.
„Entschuldigen
Sie,
Doktor Stradivari“, unterbrach Kommissar Reuter. „Das ist ja alles
ganz interessant, aber für einen
Plausch unter Musikexperten haben wir nun wirklich keine Zeit.“
„Natürlich“, sagte Doktor Stradivari. „Ich wollte eigentlich nur
sicher gehen, dass der Herr hier
nicht ins Konzert muss, wie er
behauptet. Warum er den Bass
durch die Gegend fährt, kann ich
nicht sagen. Aber spielen kann er
ihn sicher nicht.“
Wie kommt Doktor Stradivari darauf ?
www.oliverbuslau.de
Auflösung aus Magazin 2/2014:
Auf dem Foto fällt der Schatten Sichelschneiders auf das Gebäude.
Das ist aber nicht möglich, da die
Fassade des Mährischen Theaters
Olmütz nach Nordosten weist und
um 18 Uhr im Schatten gelegen hätte. Das Foto muss also eine Fotomontage gewesen sein.
31
Fürstliches
Residenzschloss
zu Detmold
Hörtest – Brahms Serenade Nr. 1 D-Dur
Porträt eines glücklichen Menschen: Mit der Serenade
D-Dur formuliert Brahms seinen Traum vom Natur­
zustand – den unbeobachteten Moment plötzlicher
­Sinfonik. Von C a r s t e n H i n r ich s
J
ohannes Brahms, noch
ganz ohne Einsamkeitsnebel und Nänien-Weihrauch, ohne Herbstlicht
und Deutsches Requiem, kurz:
ohne alle Beulen und Schrammen,
die das Leben für Menschen nun
mal so bereithält. Es ist der Spätsommer 1858, und der fünfundzwanzigjährige Komponist ist
wieder gerne zu Gast in Detmold,
am Zwergenhofstaat des Fürsten
Leopold II. zur Lippe, dessen Chor
er leitet und dessen Tochter, Prinzessin Friederike, er Klavierunterricht gibt. In diesen Job hat er sich,
bei ebenfalls fürstlichem Salär,
aus dem ganzen Schlamassel der
ungeklärten Liebe zu Clara Schumann und dem schuldbewussten
Schock nach Robert Schumanns
Tod zurückgezogen.
Mit dem Konzertmeister Carl
32
Bargheer nimmt
er erstmals die
später für ihn
so produktiven
Spaziergänge in die Natur
auf, und eines
Tages
ertappt
ihn der Abholende in seinem Arbeitszimmer, dessen ganze Möbel mit frischen, trocknenden
Partiturseiten übersät sind. Er
hat die Zeit vergessen, während
er gerade dabei ist, seine Serenade D-Dur, ein Stück duftiger, lichtdurchfluteter Musik für neunstimmiges
Kammerensemble,
eine Frucht intensiver Studien bei
Mozart und Haydn, auf ’s Orchester zu übertragen. Also dann wird
es eine Sinfonie? Nein, wiegelt
Brahms ab, wer nach Beethoven
Sinfonien schreiben will, müsste ganz anders
klingen. Nur
zu bekannt ist
Brahms’ Zitat,
wonach er immer „den Riesen“ hinter sich
schreiten hört, sobald er sich der Gattung
nur nähert. Aber Bargheer gegenüber ist sein Abwiegeln schon nur
noch Koketterie. Denn der seit
Schumanns Vision der Brahmsschen Chor- und Orchestermassen schreibgehemmte Hamburger arbeitet in Wahrheit fieberhaft
daran, den sinfonischen Gipfel zu
erklimmen. Nur beobachtet werden möchte er dabei nicht.
Und so werden die drei Sinfoniesätze für Taschenbesetzung
erst auf Orchestergröße entfaltet,
um sie sogleich durch hinzugefügte Menuette, ein Scherzo und
ein Rondo als harmlose Freiluftmusik in klassischer Manier zu
tarnen. Die Uraufführung findet
dann doch im kleinen (und sicheren) Kreis statt, erst Joseph Joa-
Eine farbige,
lichtdurchflutete Sinfonie – wie
zur Tarnung
mit Kammerensemble
­besetzt
chim darf die Orchesterversion
1860 aus der Taufe heben. Die Serenade ist ein Flirt mit der klassischen Form, aber keine Maskerade. Dennoch singt aus ihr der
Detmolder Sommer in reinem Naturzustand: ländliche DudelsackQuinten wie in Beethovens „Pastorale“, dazu das Horn – dem Finale von Haydns 104. Sinfonie
abgelauscht – mit seinem unternehmungslustigen Solo zum Einstand. Kein Zweifel – allen Traditionsbindungen zum Trotz: Jetzt
geht’s in’s Freie. Ein gewisses Ungleichgewicht ist nicht zu leugnen, dem sinfonischen Kopfteil
steht ein galantes Geplänkel der
Menuette, Scherzo und Rondo
gegenüber, so als folgten dem Porträt eines tief atmenden Waldes
oder wildromantischer Berglandschaft eine quirlige Kutschfahrt
mit Picknickszenerie.
Undankbar
übersichtlich
ist die Diskografie dieses frühen
Wurfes. Sieben derzeit erhältliche Aufnahmen treten in unserem Hörtest gegeneinander an.
Kurt Masur kleidete 1982 die Serenade mit dem Gewandhausorchester Leipzig in einen noblen, ungemein seidigen Klang,
der als Hybrid-SACD auch für
Surround-Fans fantastisch eingefangen worden ist. Hier machen die Eingangssätze gar keinen Hehl aus ihrem sinfonischen
Zuschnitt: Dem erlebnishungrigen Allegro molto, dem zärtlichen Adagio, ja sogar dem halb
morbid-wienerischen, halb bäuerlich stampfenden Scherzo passt
der satte Orchesterklang wie angegossen. Claudio Abbado am
Pult der Berliner Philharmoniker
setzte ein Jahr später weniger auf
Schönklang und dafür verstärkt
auf Kontraste und abrupte Lichtwechsel, als wollte er die Wendigkeit der Kammermusik im Großen erinnern. Das ist interessant,
wirkt bei Jiří Bělohlávek aber
weit ungezwungener, musikantischer und weniger hölzern. Leider verirrt sich das Orchester dafür im Unterholz einer unnötig
wattigen und nebulösen Aufnahmetechnik. Die Gegensätze versöhnt am schönsten eine recht frische Aufnahme: Robin Ticciati
am Pult der Bamberger Symphoniker teilt mit Masur den edlen,
hellen Orchesterklang, erreicht
dabei aber zugleich eine enorme
Wendigkeit und Detailfreude (in
drolligen, Dorfmusik imitierenden Schleifern der Klarinetten auf
die Spitze getrieben). Auch diese
Aufnahme besticht als SACD mit
der Möglichkeit, das Orchester
seinen Klangraum im Wohnzimmer entfalten zu lassen. Während
die Bamberger unter Ticciati aber
auch im Scherzo nervös und konzentriert bleiben und das FinalRondo wuchtig und marcato nehmen wie einen Parforceritt, entscheidet sich Augustin Dumay in
seiner Aufnahme mit dem Kansai
Philharmonic Orchestra – dessen
wie poliert schimmernder, tiefenscharfer Orchesterklang aufhorchen lässt – gerade im Scherzo für einen kraftlosen Bärentanz.
Der einzige Ausrutscher, aber ein
nicht unerheblicher.
Klanglich auf eigenem Feldweg rollen zwei weitere Aufnahmen der Serenade heran: Den
interessanten Versuch der Rekonstruktion von Brahms’ eigenhändig vernichteter Urfassung in
Nonett-Besetzung trägt unter Kevin Geraldi das Minerva-Ensemble zum Klangpicknick bei. Und
so geharnischt beherzt wie bei der
Götterpatin geht es hier zu Wer-
ke: Der solistische Klang des Nonetts erlaubt keine Komfortzone
für Mit-Musiker. Auch wenn man
sich die Holzbläser vielleicht etwas süßer und weniger ländlich
gewünscht hätte, ist die Möglichkeit des Gegenhörens doch phänomenal. Aus dieser Perspektive
angenähert erlebt man eine deutlich veränderte Klangbalance und
versteht im solistischen Ballspiel
zwischen Bläsern und Streichern,
warum sich Brahms nach eigener
Aussage „nicht gern von den ursprünglichen Instrumenten trennen wollte“, wie Joachim an Clara Schumann schrieb: Es ist ein
anderes Stück. Die Profilschärfe
historisch informierter Musizierhaltung überträgt wiederum Nicholas McGegan zurück auf das
Sinfonieorchester, sein Philharmonia Baroque, und bringt die
Sphären zusammen: Knackige
Streichbässe und prägnante Pauken mit Lederschlegeln treffen
auf sinnliches Holz und einen sinfonischen, aber durchsichtigen
Streicherklang.
Grüner wird’s nicht: Robin
Ticciati/Bamberger Symphoniker, 2011, Tudor/Naxos
Kevin Geraldi/Minerva Chamber
Ensemble, 2009, Centaur/
Klassik Center Kassel
BeFreiluftmusik: Kurt Masur/
Gewandhausorchester Leipzig,
1982, Pentatone/Naxos
Claudio Abbado/Berliner Philharmoniker, 1983, DG/Universal
Nicholas McGegan/
Philharmonia Baroque
Orchestra, 2010, Philharmonia/
harmonia mundi
Augustin Dumay, Kansai
Philharmonic Orchestra, 2012,
ONYX/Note 1
Braune Tonne: Jiří B
­ ělohlávek,
Tschechische Philharmonie,
1994, Supraphon/Note 1
20 VERANSTALTUNGEN,
4 TAGE, 1 THEMA:
«AUFFÜHRUNGSPRAXIS»
MIT RUDOLF LUTZ,
ANGELA HEWITT,
NOLDI ALDER U. V. M.
6. Kantatenaufführung
Werkeinführung, Kantatenaufführung
« Was frag ich nach der Welt » (BWV 94)
ausführende: nuria rial, margot oitzinger,
daniel johannsen, dominik wörner und
chor & orchester der j. s. bach-stiftung
reflexion: manfred papst
1. Eröffnungskonzert
Suite BWV 1066 in C-Dur sowie musikalische Einführung in das Programm
der Appenzeller Bachtage
ausführende: nuria rial, daniel johannsen,
orchester der j. s. bach-stiftung
leitung: rudolf lutz
7. Bach trifft Appenzell
Bach, gespiegelt an Appenzeller Volksmusik
ausführende: noldi alder und sein ensemble
8. Rezital
Gespräch am Flügel: Angela Hewitt,
befragt von Rudolf Lutz zu den GoldbergVariationen (in englischer Sprache),
anschliessend Klavierrezital mit den
« Goldberg-Variationen » BWV 988
ausführende: angela hewitt
2. Bach in der Früh (3 x)
Orgel und Choralsingen
ausführende: david timm (orgel), reiko brockelt (saxophon), mitglieder des chors
der j. s. bach-stiftung, publikum
9. Bach-Nacht
Noldi Alder mit seinem Streichquartett,
David Timm mit seinem Jazzquartett
und Doppelimprovisation von Rudolf
Lutz & David Timm
3. Akademie (4 x)
Referate und Diskussionsrunden zum
Thema «Aufführungspraxis»
mit anerkannten experten sowie ensemblemusikern der j. s. bach-stiftung
10. Festgottesdienst
Schlusspunkt der Appenzeller Bachtage
2014 mit Einbettung der Kantate
« Was frag ich nach der Welt » (BWV 94)
in einem Gottesdienst in der Ordnung
der Bachzeit
ausführende: nuria rial, margot oitzinger,
daniel johannsen, dominik wörner und
chor & orchester der j. s. bach-stiftung;
pfarrerin andrea anker und pfarrer karl graf
4. Bach in der Schule (2 x)
Schüler des Gymnasiums Oberaargau
Langenthal und der Kantonsschule
Trogen führen ein selbständig gestaltetes Konzert auf
5. Bach in den Häusern
Darbietung von kammermusikalischen
Werken im häuslichen Rahmen –
verteilt auf verschiedene Privathäuser
und kleine Säle
www.bachtage.ch
!
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f ü r l t u n t p a 7 5 . – 2 16
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Auf der unermüdlichen Suche nach der einen
Note: Der 83-jährige Saxofon-Koloss Sonny Rollins
hat immer noch Großes vor. Von Jo s e f E nge l s
D
ie Nachrichten über den letzten Mohikaner des modernen Jazz waren
in den vergangenen Monaten nicht
gerade ermutigend. Aufgrund seiner hartnäckigen Lungenprobleme verboten
die Ärzte Sonny Rollins das Saxofon-Spiel, in
34
der Folge gab es einige Festival-Absagen. Muss
man sich ernsthaft Sorgen machen?
Rollins, der einst an der Seite von Miles,
Monk und Bird an der Wiege des Bebop stand,
lacht sein wunderbares, aus den tiefsten Tiefen des Zwerchfells kommendes Lachen. Man
Neu erschienen: Sonny Rollins, Road Shows,
Vol. 3, Okeh/Sony
Foto: Sony/John Abbott
Sonny Rollins Der alte Mann
und das Mehr
dürfe sich vom Leben nicht unterkriegen lassen, erklärt der 83-Jährige; er sei aber zuversichtlich, spätestens gegen Ende des Jahres
wieder voll einsatzfähig zu sein. Schließlich
habe er noch eine Menge vor: „Mir geht es darum, ein größeres Erbe zu hinterlassen. Ich bin
sicherlich sehr glücklich, wenn mich Leute
als einen der Baumeister des Modern Jazz bezeichnen. Ich will aber noch ein bisschen mehr
in die Welt setzen. Ich habe viele neue Ideen,
die ich bisher noch nicht realisieren konnte.“
Wie diese Ideen aussehen sollen, weiß Rollins selbst noch nicht. „Sehen Sie, ich bin Jazzmusiker. Ich möchte etwas kreieren, das vollkommen natürlich, frei und unerwartet ist“,
gibt er zu verstehen. So habe man es auch damals in den goldenen Zeiten gehalten, als der
junge, hünenhafte Tenorsaxofonist in New
York mit den Bop-Renegaten die Musik des 20.
Jahrhunderts revolutionierte. „Wir versuchten,
Musik aus dem Moment heraus zu erschaffen“,
erinnert sich Rollins, „ich hatte das Glück, dabei von einigen großartigen Leuten umgeben
zu sein. Wir haben nie geglaubt: Oh, das wird
man in 100 Jahren noch hören! Niemand dachte an die Nachwelt.“
Wie auch immer sich die musikalische Zukunft des Saxofon-Kolosses ausnehmen mag –
Rollins deutet eine neue Band und ein StudioAlbum an – im Hier und Jetzt legt er erst mal
den dritten Teil seiner „Road Shows“-Serie vor,
eine Zusammenstellung von Live-Mitschnitten, die zwischen 2001 und 2012 bei Konzerten in Frankreich, Japan und den USA aufgenommen wurden. Höhepunkte sind ein atemberaubender assoziativer Solo-Parforce-Ritt
durch das Melodien-Terrain des vergangenen
Jahrhunderts sowie eine 23-minütige Fassung
des Kern-Hammerstein-Klassikers „Why Was I
Born?“
Wozu sind wir auf der Welt? Rollins hat
eine einfache Antwort parat: „Um über uns hinauszuwachsen. Wir sind mit unserer Geburt
für eine höhere Sache berufen, die wir nicht erklären können und nicht in Worte fassen können.“ Wobei der Saxofonist für sich schon seit
langem ein Ziel definiert hat. Es ist die Suche nach dieser einen Note, die alles umfasst.
„Deshalb möchte ich ja auch so schnell wieder
an mein Saxofon zurück“, sagt Rollins, „ich
habe diese eine Note noch nicht gefunden. Keine Ahnung, wie es sich mit ihr verhält – ob sie
eine Note ist, die ich mit meinem Horn spielen kann, oder ob es eine Note ist, die ich nur
im Kopf höre, auf die ich mich aber immer beziehen kann. Es ist alles sehr geheimnisvoll, so
geheimnisvoll wie die Musik. Sie ist wahrhaftig ein Geschenk der Götter. Ich bin froh, dass
ich es erhalten habe – und möchte besser werden, um an diesen Ort zu gelangen, zu dieser
einen Note. Weil ich weiß, dass es sie gibt.“
29 YEARS
25.08.
23.09.
2014
Eric Dolphy: „Out“–
Zum 50. Todestag
Am 29. Juni 1964, neun Tage nach seinem 36. Geburtstag, trat Eric Dolphy in Berlin überraschend
seine letzte Reise an. Von M a rc u s A . Woe lfl e
S
chon
die
Plattentitel – von seinem Erstling „Outward Bound“
über „Out There“ bis
zu seinem Schwanengesang
„Out To Lunch“ – signalisieren: Ich bin nicht da, sondern unterwegs, im ursprünglichen
Sinne
des Wortes „ex-zenEric Dolphy
trisch“, wobei das
während
„ex“, das „out“, das
der „Out
„draußen“ für alles
To Lunch“Mögliche
stehen.
Sessions 1964
Er war ein Outsider,
stand nicht im Zentrum der wichtigsten Strömungen seines Umfelds – West
Coast Jazz, Hard Bop,
Modaler Jazz, Free Jazz
–, sondern an deren Rand.
Eine seltene Kombination aus Kompromisslosigkeit und Vielseitigkeit erlaubte
es ihm, in nahezu jeder musikalischen Umgebung zu musizieren und
doch die Unverwechselbarkeit seiner radikal expressiven Stimme zu bewahren.
Selten hatte er die Möglichkeit, unter eigener Regie an seiner Musik zu
arbeiten. Bei den Hauptvertretern der Avantgarde, bei Bandleadern
wie Charles Mingus, John Coltrane, Ornette Coleman und George Russell, konnte er sich immerhin recht frei entfalten.
Spielt ein Musiker „out“, dann bewegt er sich in seinen Improvisationen weit weg von dem
Rahmen, den ihm ein Thema vorgibt. Keiner hat das besser gekonnt als Eric Dolphy: Ständig
spielte er Töne, die innerhalb der verwendeten Tonarten und Harmoniewechsel scheinbar nichts
zu suchen hatten, sei es auf dem Altsaxofon, der Bassklarinette, die er als Soloinstrument verankerte, oder der Flöte, auf die er dem Vogelgesang abgelauschte Intervalle übertrug.
Dolphy hat „Birds“ Innovationen bis zu ihren äußersten Konsequenzen zu Ende gedacht und
gefühlt. Dabei erlebte Parkers seltsame Kombination aus glühender Intensität und vogelflugartiger Leichtigkeit in Dolphys Spiel eine nochmals um einige Hitze-Grade und Höhenmeter gesteigerte Wiedergeburt. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der Gesundheitsapostel Dolphy, der so
anders lebte als Parker, etwa im gleichen Alter starb, und zwar an Diabetes. Er hat sich beim Musizieren ganz dem Augenblick hingegeben und uns dabei Momente reinster musikalischer Ekstase geschenkt. Schreiben wir es ausnahmsweise als Ex-tase, es bedeutet ja auch „Aus sich heraustreten“.
35
Myung-Whun Chung
südtirol classic festival
MERANER MUSIKWOCHEN
CLASSIC
25.08. SEOUL PHILHARMONIC ORCHESTRA
MYUNG-WHUN CHUNG - SUNWOOK KIM
Beethoven, Debussy, Ravel
28.08. ARMENIAN PHILHARMONIC ORCHESTRA
EDUARD TOPCHJAN
Khachaturian, Mozart, Tchaikovsky
01.09. RUSSIAN NATIONAL ORCHESTRA
CONRAD VAN ALPHEN - MIKHAIL PLETNEV
Mendelssohn, Schumann
05.09. LONDON PHILHARMONIC ORCHESTRA
VLADIMIR JUROWSKI - TRULS MORK
Dvorak, Brahms
09.09. ORCHESTRE NATIONAL DE FRANCE
DANIELE GATTI
Debussy, Strawinsk, Beethoven
12.09. YOUTH ORCHESTRA OF SAN SALVADOR
DA BAHIA (BRAZIL) - RICARDO CASTRO
Bernstein, Gershwin, Villa-Lobos,
Ginastera, Marquez
16.09. TSCHECHISCHE PHILHARMONIE
JIRI BELOHLAVEK - BEHZOD ABDURAIMOV
Smetana, Tchaikovsky, Dvorak
18.09. ORQUESTA FILARMONICA NACIONAL
DE MEXICO UNAM - JAN LATHAM-KOENIG
Castro, Chavez, Rodrigo, Moncayo,
Revueltas, Piazzola
23.09. SUWON PHILHARMONIC ORCHESTRA KOREA
KIM DAEJIN
Beethoven, Tchaikovsky
COLOURS OF MUSIC
27.08. ENSEMBLE SPARK (Echo Klassik)
Folk Tunes Sounds like home
06.09. SOLO TANGO ORQUESTA
Tango, Milonga & Lagrein festival
10.09. GREG PATTILLO’S PROJECT TRIO (NEW YORK)
Beatbox meets Classic
17.09. KONSTANTIN WECKER: Sommer 2014
INFO:
www.meranofestival.com
[email protected]
Te l + 3 9 0 4 7 3 2 1 2 5 2 0
Kurverwaltung
Azienda di Cura, Soggiorno e Turismo
Gezischtes Doppel: Premieren­
notizen der RONDO-Opernkritik
Sich selbst über­
lassen
Staatsoper im Schiller Theater,
Berlin
Wagner: „Tannhäuser“
Der Beginn von Richard Wagners „Tannhäuser“
mit dem verlängerten Venusberg-Bacchanal
der Pariser Fassung ist eine der schwierigsten,
grausamsten Opernherausforderungen für jeden Regisseur wie Dirigenten. Am Berliner
Schiller Theater lässt es Daniel Barenboim ruhig angehen. Er und die Staatskapelle sind seit
zwei Dezennien eine wie geschmiert laufende
Klangfabrik. Er hat sein Konzept und zieht das
durch: meisterliche Wagner-Verrichtung mit
allerhöchster Repertoireroutine.
Auf der überschaubaren Szene kriechen
halbnackte Tänzer herein und zeigen viel
Unterleibsaktivität. Dazwischen windet sich im
Abendkleid Marina Prudenskaja als Frau Venus.
Tannhäuser, Peter Seiffert, im weißen Hemdzelt
samt XXXL-Hose, ficht das nicht an. Erstaunlich, wie der Sechzigjährige das vollführt: nicht
mehr frisch, aber ungemein souverän.
Das Wichtigste an dieser Festtagspremiere
war freilich das Regie-Debüt von Sasha Waltz
in einer Repertoireoper. Doch die auf der Tanzbühne geliebte Choreografin versagt diesmal.
Sie hat nichts zu erzählen über den Dualismus zwischen Heiliger und Hure, idealisierter
Liebe und verteufeltem Sex. Wer ist Tannhäuser? In welchem Milieu, in welcher politischen
Sphäre ist er angesiedelt? Viele spannende Fragen, auf die Waltz keine Antwort hat. Sie arrangiert nur. Oder umnebelt mit Trockeneis.
36
Sasha Waltz findet keinen Rhythmus und
lässt Leerstellen klaffen. Die teure WartburgHalle der schriller werdenden Elisabeth von
Ann Petersen ist eine Fortsetzung der Theatertäfelung. Bevölkert wird sie von schicken Damen in Dior-Roben im Entstehungszeitlook,
die uns bei eingeschaltetem Saallicht den Spiegel vorhalten. Alle anderen Stückkonflikte bleiben im Vagen, die Sänger, besonders der bühnenfüllende René Pape als Landgraf, sind sich
hopsend selbst überlassen.
Über weite Strecken scheint kaum Regie vorhanden, dann wieder schiebt sich die
18-köpfige Waltz-Tanztruppe unangenehm in
den Vordergrund, um mit dürftigen Expressivfloskeln den musikalischen Fluss meist nur zu
verdoppeln. Nur bei einer Person findet sich
ein Widerhall von Waltz’ Absichten: im gebrochenen Peter Mattei als Wolfram. Da definiert
bewusste Bewegung eine Figur, schenkt ihr
neue Charakteraspekte.
Roland Mackes
Reißerischer
­R eligionsschwank
Nationaltheater Mannheim
Verdi: „Stiffelio“
Von den ungeliebten Frühwerken Verdis ist
„Stiffelio“ das späteste. Entstanden unmittelbar
vor „Rigoletto“ und „Il trovatore“, staunt man
über die Schlagkraft der Melodien, über Knackigkeit und Gediegenheit – und über die weitgehende Abwesenheit von Arien, wodurch das
Werk ähnlich versteckt blieb wie „Simon Boccanegra“. Wie unpopulär die Geschichte eines
untergetauchten Predigers ist, lässt sich daran
ermessen, dass nicht einmal Plácido Domingo
eine CD-Gesamtaufnahme davon gemacht hat
(sondern nur eine DVD). Und dass Verdi den
Stoff später zur – ebenso glücklosen – Kreuzritter-Oper „Aroldo“ umarbeitete.
Im Nachgang zum Jubiläums-Jahr gebührt
dem Mannheimer Vorstoß zu „Stiffelio“ die
Verdi-Krone in Deutschland – überholt höchstens vom Hamburger Dreisprung mit „Battaglia di Legano“, „I due Foscari“ und „I Lombardi“. Regula Gerber am Nationaltheater gibt der
(in Italien zensierten) Freiheitseiferei eine elegante, von Roland Aeschlimann edel ausgestattete Deutung – auf dem Grat zwischen reißerischem Religionsschwank und tiefernstem
Oratorium. Worin die Gesellschaftskritik ursprünglich bestanden haben mag – bei Librettist Piave ist Stiffelio ein verheirateter Pfarrer!
–, begreift man unterm Neon-Klapp-Kreuz freilich kaum.
Dirigent Alois Seidlmeier fegt bissig und
klangschön durch die Partitur. Die Besetzung
selbst der B-Premiere zieht erstaunlich in
ihren Bann. Titelheld Martin Muehle mit herrlich baritonalem Rost in der Kehle ist kein Tenor-Weichei. Jorge Lagunes zeigt sich als Verdi-Bariton von echtem Schrot mit Korn. David
Lee schmachtet dezent den Intriganten. Lediglich Ludmila Slepneva, die am Haus von Tosca bis Elsa, von Mimì über Minnie bis zur Gioconda alles singt, was vorkommt, bezahlt diese
Treue mit einigen schrillen Tönen. Es ist eine
der schönsten Wiederentdeckungen der letzten Jahre. Und ein Beweis, wie viel Leben derzeit in der Mannheimer Bude steckt.
Robert Fraunholzer
Fotos: Bernd Uhlig
Da Capo
Die Lust im Auge
des Betrachters
– Tannhäuser in
Berlin:
Marina
Prudenskaya
(Venus),
Peter Seiffert
(Tannhäuser) und
Tänzer/innen
ROS S I NI
i n W I L DB A D
Premieren
2014/2015
B e l c a n t o O p e r a Fe s t i v a l
Eröffnung
10., 12. Juli
2014
Königliches Kurtheater
Il viaggio à Reims
Festaufführung, D: Fogliani
2./3. September
Amsterdam (NL), De Nationale
Opera
Arnold Schönberg: „Gurrelieder“/
Claudio Monteverdi: „L’Orfeo“
Amsterdam hat einen Ruf zu verteidigen in Sachen Wagemut und
Qualität. In seiner 22. Intendantenspielzeit bringt Pierre Audi
Schönbergs bombastische „Gurrelieder“ auf die Bühne, Marc Albrecht dirigiert. Und tags darauf setzt Sasha Waltz mit Pablo
Heras-Casado Monteverdis „Orfeo“ poetisch in Szene, der später
auch in Berlin zu sehen sein wird.
ms
14. September
Wien (A), Theater an der Wien
Peter Tschaikowski: „Die
Zauberin“
Tschaikowskis Opern sind alle
besser, als man denkt. Bloß: Wer
kennt sein Spätwerk „Charodeyka“? Inszeniert von Christof Loy,
könnte dies die Romantik-Ausgrabung des Jahres werden. rfr
27. September
Dessau, Anhaltisches Theater
Richard Wagner: „Die Walküre“
In Dessau hat man den „Ring“
von hinten aufgezäumt. Erst
„Götterdämmerung“ (2012), dann
„Siegfried“ (2013). Jetzt vollendet
das politisch neidgebeutelte und
kürzungsbedrohte Haus seinen
Zyklus. Leute, schaut auf diesen
Ring!.
rfr
2. Oktober
Köln, Palladium
Johann Adolf Hasse: „Leucippo“
Weil er spitz auf Daphne ist, wird
der holde Hirte Leukippos durch
Arkadien gejagt. Tatjana Gürbaca (Regisseurin der „Aufführung
des Jahres“ 2013) pökelt den alten
Schinken. Valer Sabadus immerhin singt ihn.
rfr
3. November
London (UK), Covent Garden
Wolfgang Amadeus Mozart:
„Idomeneo“
Sehr spannend zu sehen, wie die
eher konservativen Opern-Engländer auf die erste Regie-Begegnung mit dem gern kraftmeiernden Martin Kušej reagieren werden. Mozarts Vater-Sohn-Konflikt
„Idomeneo“ bietet da natürlich
eine Steilvorlage. Marc Minkowski wird für flotte Klänge sorgen,
und in der ursprünglichen, hoch
liegenden Kastratenrolle des Idomeneo gibt es einen Countertenor als Rarität: Franco Fagioli. ms
15. November
München, Nationaltheater
Giacomo Puccini: „Manon
Lescaut“
11., 13. Juli
Hommage à Adolphe Nourrit I + II
Michael Spyres (Tenor), D: Parry
Belcanto Opera Festival
17. Juli
Trinkhalle
Portrait Adriana Hölszky
(Königliches Kurtheater)
Fans der schönen Stimmen müssen hier sehr schnell an der Kasse sein. Denn die erste szenische
Begegnung von Anna Netrebko
und Jonas Kaufmann verspricht
ein Vokalfest der Sonderklasse.
Regie-Altmeister Hans Neuenfels
wird zudem dafür sorgen, dass
der Süßstoffgehalt des Abends
nicht zu hoch steigt.ms
26. Januar
Paris (F), Opéra-comique
André Campra: „Les fêtes
venitiennes“
17., 24., 26. Juli
Il viaggio à Reims
R: Schönleber, D: Fogliani
19., 23., 25. Juli
Adelaide di Borgogna
R: Petris, D: Luciano Acocella
27. Juli
Tebaldo e Isolina (Francesco Morlacchi)
Konzertant, D: Fogliani
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Dieses Opéra-ballet war 1710 der
Versuch der pomphaften Pariser
Oper, komödiantisch zu werden.
Aufs falsche Pferd gesetzt!, könnte man sagen. William Christie will sich den Jux jetzt endlich
wieder leisten. Robert Carsen inszeniert.rfr
30. Januar
Berlin, Komische Oper
Oscar Straus: „Eine Frau, die
weiß, was sie will“
Barrie Koskys ganze ‚Tingeltangelage‘ an der Komischen Oper
läuft darauf hinaus, sich der frivolen Geschichte seines Hauses wieder zu bemächtigen. Oscar Straus’ musikalische Komödie
war 1932 der letzte Super-Erfolg
der großen Fritz Massary. Jetzt
weiß Dagmar Manzel (hoffentrfr
lich), was sie will.
25. Juli
Bayreuth, Festspielhaus
Richard Wagner: „Tristan und
Isolde“
Steven Gould ist ein versierter
Liebeskranker, Eva-Maria Westbroeck aber gibt ihr spannungsvoll erwartetes Isolden-Debüt.
Christian Thielemann dirigiert
seine Lieblingsoperndroge erstmals auf dem Grünen Hügel, und
die dann alleinherrschende Katharina Wagner offenbart zums
gleich ihre zweite Regie.
37
Savannah Music
Festival: Stilmix mit
Südstaatenaroma
Bela
Fleckund,
Abigail
Washburn
D
er Telfair Square wäre mit seinen
mächtigen Südstaaten-Eichen in jeder europäischen Hauptstadt magischer Anziehungspunkt für die
Fotosession nach der kirchlichen Trauung. Savannahs Historic District hat 21 solche Plätze, darunter manche, deren mit Spanish Moss
behängte Baumriesen noch attraktiver „vom
Winde verweht“ aussehen. Weshalb die 1783
am Telfair errichteteTrinity United Methodist
Church zum Glück nicht wegen Trauungen
ständig ausgebucht ist.
Mit dem Publikum
Freundschaft
schließen
Umso beliebter ist sie nämlich bei Kammermusikensembles: 15 Konzerte in zweieinhalb Wochen, das erlebt allerdings selbst
dieser neoklassizistische Bau von 1783 nur
während des größten Musikereignisses im
Staate Georgia. Bespielt wird er während des
Savannah Music Festivals in selbst für amerikanisch-lockere Klassik-Verhältnisse höchst
38
Piano
Showdown
unelitärer Weise. Der britische Geiger Daniel
Hope beweist als Programmmacher und – bei
aller Didaktik stets unterhaltsamer – Moderator, dass ihm die undogmatische Haltung seines Buches „Wann darf ich klatschen?“ rundum selbstverständlich ist.
Wenn „Hope & Friends“ öffentlich Hausmusik der anspruchsvollsten Art machen,
dann will er dabei „mit dem Publikum Freundschaft schließen“. Wie sehr die Musiker diese auch untereinander pflegen, wird offensichtlich, wenn man kurz vor Konzertbeginn
noch zur fernen Toilette der Kirche eilt – mitten durch die entspannte Stimmung im Backstage-Bereich.
„Freundschaft mit dem Publikum“ lautet
auch die Devise des Festivaldirektors Rob Gibson. Trotz nicht weniger Uraufführungen erklingt in der betont schmucklosen Kirche selten zeitgenössische Musik, die mit klassischen
Traditionen radikal bricht: Elgar und Bartók
statt Cage und Stockhausen. Und das nicht
etwa, weil Gibson Berührungsängste in Sachen Avantgarde hätte. Der 55-Jährige hat in
jungen Jahren einige jener Konzerte veranstaltet, denen er heute selbst skeptisch gegenüber
steht: „Irgendwann habe ich festgestellt, dass
diese Musik weder mich noch das Publikum
wirklich berührt.“
Flamenco
meets Jazz:
Ayano Hisa
Dennoch offen fürs Ungewohnte reagieren
die meist älteren Herrschaften, als zur Donnerstagmittagsstunde vom fabelhaften Dover
Quartet stärkerer Tobak serviert wird: die Uraufführung von „The Sun Was Chasing Venus“
der britischen Komponistin Charlotte Bray. Offen für unterschiedlichste Herangehensweisen an Musik sollte auch sonst sein, wer die
Besonderheit des Savannah Music Festivals
würdigen will. Hier nämlich trifft die Klassik, in den Anfangsjahren ab 1989 beinahe Alleinherrscherin übers damals noch bescheidene Angebot, auf reichlich Jazz und Weltmusik, insbesondere aber auf Stilarten, die gerne
unter dem Begriff „Americana“ zusammengefasst werden. Gibson benennt gute Gründe:
„Fast alle genuin amerikanischen Musikgenres
Daniel
Hope und
das Atlanta
Symphony
Orchestra
Fotos: Savannah Music Festival 2014
Eben noch macht Daniel Hope Hausmusik mit
Freunden, dann greift er zur Bluegrass-Fiddle: Bei
diesem Festival in Georgia/USA geht es maximal
entspannt zu. Von Kl au s von S e c k e n d orff
„Eine aufregende Erlebnisreise“
Daily Mail
großer Club für das zwingend tanzbare Festivalfinale mit dem indisch (!) gefärbten Funk
von Red Baraat. Und nicht weniger für ein
Workshopkonzert, bei dem Koryphäen wie
Bela Fleck oder der Mandolinen-Virtuose Mike
Klassik flirtet
hier mit Jazz
und Bluegrass,
der Musik der
­Südstaaten
Marshall die Teilnehmer des „Acoustic Music
Seminar“ fit und mutig machen für das ergreifendste (und in dieser Form leider einmalige)
Konzert des Festivals.
Beim „Stringband Spectacular“ sitzen 16
teils blutjunge Musiker „from all over America“, wegen auffälliger Begabung und Begeisterung für „Roots Music“ als Teilnehmer eines
7-Tage-Workshops ausgewählt, im Halbkreis.
stammen aus dem Süden – von Jazz, Blues
und Gospel über Country und Bluegrass bis zu
Cajun und Zydeco.“
Während Letztere im französisch beeinflussten Louisiana verankert sind,
ist zumindest die ältere Generation
in Savannah mit Bluegrass aufgewachsen, der weniger kommerzialisierten Verwandten des Country. Fiddle, Banjo und Mandoline
Mehr als 2300 Häuser
stehen im Vordergrund, und es
im Kolonial- und
groovt gewaltig, da das irischviktorianischen Stil auf
schottische Volksmusikerbe
den gut fünf Quadrateuropäischer
Immigranten
kilometern eines
mit Einflüssen aus Gospel
downtown gelegenen
und Blues zu noch deutlicheHistoric Districts:
rem Swingen gebracht wurde.
Die von General
Und so reagieren die „SloOglethorpe 1733
wannians“ bei aller Gemütsruhe
bürgerfreundlich und
euphorisch auf ein Projekt wie den
im rechtwinkligen Raster
„Piano Showdown“ im Trustees
geplante Stadt Savannah im
Theatre, einem 1200 Besucher fasBundesstaat Georgia zählt zu den
senden Kino von 1946, das das pri- schönsten in Nordamerika. Ihr Music Festival hat sich
vate „Savannah College of Art and
seit 1989 mit mehr als 100 Konzerten in 17 Tagen zu interDesign“ wie so viele „Landmarks“ nationaler Bedeutung entwickelt. Für 2015 (22. März
im Historic District vor dem Ver- bis 7. April) sind jetzt schon eingeplant: zwei Puccinifall bewahrt hat. Mehr Swing geht
Opern, die Pianisten Murray Perahia und Steven Hough,
nicht, als wenn Cyrus Chestnut
Jazzsängerin Dianne Reeves, diverse Kammermusikund Markus Roberts an zwei Flü- programme mit Daniel Hope und als eines von vielen
geln den Staub von Jazzklassikern
Bluegrass-Highlights das Acoustic Music Seminar.
pusten. Roberts holt als Mitverant- www.savannahmusicfestival.org/
wortlicher für den Festivaljazz viele Vertreter des traditionsbetonten
In kleinen und großen Besetzungen spielen sie
Wynton-Marsalis-Ideals aus New York nach
selbst Komponiertes und Arrangiertes mit erSavannah. Kein Wunder: Rob Gibson war in
frischender Tendenz zum so genannten „Newden 90ern für den Jazz am Lincoln Center zugrass“. Und weil das unwiderstehlich rüberständig.
kommt beim sachkundigen Publikum, treibt
Auch für mitternächtliche Sessions hat Sadie Stimmung nicht wenigen Freudentränen
vannah eine angenehme Location. „Charles H.
in die Augen. Verlässlich, alle Jahre wieder.
Morris Center“, das mag zwar eher nach Konferenzsaal klingen. Es taugt aber als eine Art
JUAN DIEGO
Idylle im Quadrat
39
© Decca / Josef Gallauer
FLÒREZ
Das neue Album L’ AMOUR erstmals mit nur
in französischer Sprache gesungenen Opernarien von Massenet, Gounod, Donizetti u. v. m.
AB SOFORT ÜBERALL ERHÄLTLICH !
LIVE BEI DEN SALZBURGER
FESTSPIELEN AM 22. & 26.08.
in Donizettis „La Favorite“
www.juandiegoflorez.com
Musikfestspiele
Potsdam Sanssouci Musica loci
J
edes Jahr, wenn Robinie und Holunder ihr
bräutliches
Weiß
anlegen, wenn der
Jasmin seine Blüten wie
Champagner übers Grün
schießen lässt und in den
ersten Heckenrosen die letzten Nachtigallen singen, dann
ist es Zeit für die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci. Die ganze Landschaft mit ihren Schlössern und Gärten, Kirchen und
Seen feiert mit – Nährboden und
Resonanzraum für zwei Wochen
Kunst. „Die Zivilisation arbeitet
am Nützlichen und nach dem Gesetze des kleinsten Kraftaufwandes. Kultur ist gebändigte Fülle,
Seelen-Überfluss, der Form wird.
Sie verschwendet, während Zivilisation sparen muss“, hat der
40
Musikfestspiele
Potsdam Sanssouci
2014
13.– 29. Juni:
„Mittelmeer –
zwischen Traum
und Wirklichkeit“
www.musikfestspiele-potsdam.de
Tickets:
+49 (03 31) 2 88 88 28
Philosoph Martin Buber einmal geschrieben. In diesem
Sinn ist die Hinterlassenschaft der Könige von Preußen und deutschen Kaiser
in Potsdam wirklich Kultur.
Die Musikfestspiele versöhnen den monarchischen Anspruch mit jenem des demokratischen Zeitalters. Sie machen
das Erbe bewohnbar, das die Stiftung Preußische Schlösser und
Gärten pflegt. Beide Einrichtungen kooperieren seit langem miteinander und vermählen so Bildung und Lust.
Seit sechzig Jahren gibt es die
Musikfestspiele Potsdam Sanssouci nun. Durch das Land Brandenburg und die Stadt Potsdam
getragen, haben sie sich vom regionalen Fest zum internationa-
len Festival höchster Qualität entwickelt. Das
ist das Verdienst der sachkundigen künstlerischen Leitung von Andrea Palent und ihrer
Mitarbeiter, derzeit mit Jelle Dierickx an ihrer
Seite. Die sinnsatten historischen Räume
strahlen jedes Mal auf die Musik zurück und
reichern sie mit Bedeutung an. Da konnte man
Georg Friedrich Händels Kantate „Apollo e Dafne“ in den Neuen Kammern hören und sah die
Geschichte, wie die Nymphe sich in einen Lorbeerbaum verwandelt, zugleich in den Reliefs
an der Wand. Da schien in den Goldgrundmosaiken der Friedenskirche der Markusdom von
Venedig auf – zur Musik des Venezianers Antonio Vivaldi. Und man entdeckte 2013 hörend
und schauend, wie eng die verwandtschaftlichen und seelensehnsüchtigen Bindungen des
Hauses Preußen zu Dänemark, Schweden und
Norwegen waren.
In der Jubiläumssaison heißt das Thema
vom 13. bis 29. Juni: „Mittelmeer – zwischen
Traum und Wirklichkeit“. Die großen Namen
der Alten-Musik-Szene tauchen im Programm
auf: Die Sängerin Nuria Rial, die Lautenistin
Christina Pluhar und ihr Ensemble „L’arpeggiata“, der Cembalist Pierre Hantaï oder der
Gambist Jordi Savall mit „Hesperion XXI“. Sinnenpralle Barockoper gibt es wieder mit „Die
Rache der Stellidaura“ von Francesco Provenzale und „Der Goldene Apfel“, einem Opernpasticcio inklusive Drei-Gang-Menü à l’orange vom Koch Ingo Bassenge. Auf die Geselligen
wartet eine „Nacht der Antike” mit Schlafmatten in der Bildergalerie, auf die Eiligen ein
„Speed Dating” auf Römischen Bänken. Für die
Mobilen gibt es das traditionelle Fahrradkonzert und für Kinder den Spaghetti-Workshop
„Pastacaglia”. Die Havel, mit Heiligem See, Tiefem See und Glienicker Lake, verwandelt sich
unterdessen ins Mittelmeer.
Foto: Stefan Gloede
Seit sechzig Jahren gibt es das Festival – zum
Jubiläum entrückt es seine Schlösser und Gärten
ans Mittelmeer. Von J a n Br achm a n n
www.carl-orff-festspiele.de
Fotos: Werner Kmetitsch
Styriarte
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14. Juni - 03. August 2014
LEONCE UND LENA
CARMINA BURANA/
CATULLI CARMINA
ORFF & BAROCK
KAMMERKONZERTE
Eintrittskarten:
Kloster Andechs
Tel. (08152) 376 - 400
München Ticket
Tel. (089) 54 81 81 81
Jetzt
Tickets
sichern!
Innsbrucker Festwochen
der Alten Musik
12.–31. 08. 2014
CDS SCHROTT
1985 wurde in Graz mit der styriarte ein Musikfestival ins Leben gerufen, um dem bedeutendsten Musikersohn der Stadt ein großzügiges Klangforum zu bieten. Und Maestro
Nikolaus Harnoncourt zeigte sich nicht nur geschmeichelt, sondern setzte von Beginn
an mit seinem Concentus Musicus Maßstäbe quer durch das
Repertoire vom Barock
bis in die Romantik.
STYRIARTE
Ein äußerst gewichin Schloss
tiges Wörtchen reEggenberg
det Harnoncourt
selbstverständlich auch bei der
diesjährigen styriarte mit, die
sich thematisch
ganz dem „Zauber der Natur“ verschreibt (20. Juni
bis 20. Juli). Und da
2014 auch im Zeichen
von Shakespeares 450. Geburtstag steht, gratuliert man
ihm dazu indirekt mit Henry Purcells
„Sommernachtstraum“-Adaption „The Fairy
www.styriarte.com
Queen“. Diese in Gottes freier Natur spielenTickets:
de, spritzige Semi-Opera ist jetzt in einer Neu+43 (03 16) 82 50 00
inszenierung von Harnoncourts Sohn Philipp
zu erleben. Und sein Vater dirigiert ein u.a. mit
Dorothea Röschmann, Terry Wey und Florian
Boesch exquisit besetztes Sängerteam.
Überhaupt laden nicht nur Spitzenkräfte
der historischen Aufführungspraxis zu
wunderbaren
Klangpromenaden
durchs
Grüne ein. Pianist Herbert Schuch taucht in
Schumanns „Waldszenen“ ein. Meistergambist Jordi Savall streift musikalisch durch irische Landschaften. Und während das von Michael Hofstetter geleitete styriarte FestspielOrchester eine konzertante Aufführung von
Webers „Freischütz“ bietet, macht sich Meisterpianist Pierre-Laurent Aimard auf die Spuren des französischen Komponisten und ProfiOrnithologen Olivier Messiaen.
Darüber hinaus führt die styriarte das Publikum an viele wunderschöne Plätze der
Steiermark: nach Pöllau zur Musik-Wallfahrt
und nach Aflenz zur Kräuterwanderung auf
den Spuren der Heiligen Hildegard, in den
Grazer Burggarten zu Loreley-Gesängen und
in den Eggenberger Schlosspark zum Picknick. Berührt von der Natur und ihrem Zauber,
kehrt man dann immer wieder in den Konzertsaal zurück, um klingende Wunderwerke noch
intensiver zu erleben – wie Mozarts letzte Sinfonien, denen Nikolaus Harnoncourt mit dem
Concentus Musicus einen Zyklus widmet. RL
Opern von Georg Friedrich Händel,
Domenico Scarlatti und Pietro Antonio Cesti
Kantaten und Motetten von Johann Sebastian Bach u. a.
–
Europa Galante, B’Rock, Hofkapelle München,
Arnold Schoenberg Chor, La Divina Armonia,
Academia Montis Regalis, La Cetra u. a.
–
Alessandro De Marchi, Fabio Biondi, Attilio Cremonesi,
David Bates, Jetske Mijnssen, Davide Livermore, Stefano Vizioli,
Deborah York, Raquel Andueza, Klara Ek, Maite Beaumont,
Mélissa Petit, David Hansen, Amandine Beyer, Dorothee Oberlinger,
Lorenzo & Vittorio Ghielmi, Rüdiger Lotter, Margret Köll u. a.
www.altemusik.at oder +43 (0) 1 88 088
Appenzeller Bachtage
Glaubt man den stadtgeschichtlichen Dokumenten von
Heidenheim, so erfreuten schon im Mittelalter Minnesänger die im Schloss Hellenstein residierenden Herrschaften. Seit dem 16. Jahrhundert ist das Schloss zwar fast völlig zerstört. Der gute Geist der einstigen Sänger lebt jedoch
bis heute weiter. Und so finden 2014 bereits zum 50. Mal in
der malerischen Burgruine des baden-württembergischen
Städtchens die Heidenheimer Opernfestspiele statt. Bevor aber die Jubiläumssaison dieses traditionsreichen wie
höchst erfolgreichen Open-Air-Festivals mit gleich einer
Doppelpremiere der Verismo-Klassiker „Der Bajazzo“ und
„Cavalleria rusticana“ eingeläutet wird, konnte man noch
stolz eine Meldung verkünden: Marcus Bosch, seines Zeichens Nürnberger GMD und einer von Deutschlands spannendsten Dirigenten, hat seinen Vertrag als Heidenheimer
Opernfestspieldirektor vorzeitig bis 2020 verlängert. Diese Unterschrift unterstreicht den Glücksgriff, der der Stadt
2010 mit der Verpflichtung Boschs gelungen war. Seitdem
haben sich auch die Besucherzahlen verdoppelt. Mit 98%
Auslastung zählen die Opernfestspiele Heidenheim inzwischen zu den erfolgreichsten Klassik-Festivals in Deutschland! Und dementsprechend groß ist bereits der Andrang
für das diesjährige Jubiläumsprogramm.
Gleich mit dem Eröffnungskonzert am 6. Juni präsentiert Marcus Bosch zusammen mit dem Festivalorchester
Cappella Aquileia eine Sängergala, bei der mit Arien von
Mozart bis Puccini Highlights aus 50 Jahren Opernfestspiele Heidenheim zu erleben sind. Am 4. Juli leitet Bosch dann
die Doppelpremiere von Leoncavallos „Der Bajazzo“ und
Mascagnis „Cavalleria rusticana“ in der Neuinszenierung
von Petra Luisa Meyer. Im Konzertreigen besticht das Orchesterkonzert mit der Staatsphilharmonie Nürnberg, bei
der die Russin Olga Scheps das 2. Klavierkonzert von Rachmaninow hinlegt. Zu den weiteren Gästen gehören die SWR
Big Band genauso wie die Stuttgarter Philharmoniker, die
unter Leitung des gebürtigen Heidenheimers Bosch Verdis
Requiem spielen. RL
www.opernfestspiele.de
Tickets +49 (0 73 21) 3 27 77 77
42
Fotos: Opernfestspiele ­Heidenheim
50 Jahre
­Opernfestspiele
­Heidenheim
Seit sechs Jahren arbeiten Chor & Orchester der im schweizerischen St. Gallen ansässigen J. S. Bach-Stiftung an einem
Mammutprojekt. Unter der Leitung von Rudolf Lutz führt
man Monat für Monat in der Kirche des benachbarten Örtchens Trogen eine Bach-Kantate gleich zwei Mal auf. Denn
dazwischen wird eine „Reflexion“ eingelegt, bei der der barocke Kantatentext aus heutiger Sicht von einer Persönlichkeit aus Kultur, Wirtschaft oder Politik betrachtet wird.
Wohl im Jahr 2030 soll dann dieses Bach-Unterfangen nicht
nur komplettiert, sondern vollständig auf DVD, CD und in
einer Text-„Bach-Anthologie“ dokumentiert sein.
Aufbauend auf den Erfahrungen der ersten Jahre, in
denen bereits 70 Kantaten im historischen Klanggewand zu
hören waren, veranstaltet die Bach-Stiftung nun erstmalig
die Appenzeller Bachtage (13.– 17. August). Und besonders
diskutiert wird dabei die Frage, auf welchem aufführungspraktischen Weg man Bach am Nächsten kommt. Wie kann
man, darf man, soll man Bach heute aufführen? Was meint
die neueste Bachforschung? Was sagen die Interpretinnen
und Interpreten? Was offenbaren historische Bachinterpretationen? Was können wir in der aufgeklärten Moderne
mit den barocken Texten (noch) anfangen? Und was hat der
Lutheraner Bach Andersgläubigen und Areligiösen zu sagen? All diesen Themenkomplexen werden sich hochkarätige Musikwissenschaftler und Praktiker wie Michael Maul
(Leipzig) und Jörg-Andreas Bötticher (Basel) in ihren Referaten widmen. Aber selbstverständlich kommt zum Einstand
auch das gehaltvolle Klangereignis nicht zu kurz. In Privathäusern und kleineren Sälen treten etwa Pianistin Angela Hewitt sowie Mayumi Hirasaki (Violine) und Christine
Schornsheim (Hammerflügel) auf. Noldi Alder und sein Ensemble spiegeln Bach tatsächlich in der Appenzeller Volksmusik! Und bei dem Kantatenkonzert erklingt Bachs „Was
frag ich nach der Welt“ (BWV 94) mit internationalen Spitzensolisten wie Nuria Rial. Insgesamt 19 Veranstaltungen
sorgen so für fünf ereignisreiche Tage in einer stimmungsvollen Atmosphäre und Landschaft des Appenzeller Mittellandes. RL
www.bachtage.ch
Tickets: +41 (0 71) 2 42 16 61
SHMF
Zu Gast beim
Berliner Musikfest: Das Royal
Concertgebouw
Orchestra unter
Mariss Jansons.
Musikfest Berlin
Fotos: Kai Bienert
Unter dem Dach der Berliner Festspiele wurde vor zehn Jahren das Musikfest Berlin ins Leben gerufen. Seitdem garantiert dieses internationale Orchesterfestival, das alljährlich in Kooperation mit der Stiftung
Berliner Philharmoniker veranstaltet wird, nicht nur ein atemberaubendes Who’s Who der Klassik-Szene. Den musikalischen Fokus richtet man vom 2. bis 22. September dabei genauso auf die große Tradition
wie auf die Moderne und Gegenwart. Da präsentieren die Philharmoniker unter Simon Rattle an vier Abenden sämtliche Sinfonien von Schumann und Brahms. Zwischendurch gratuliert dieses Weltklasseorchester dem ungarischen Komponisten und Dirigenten Peter Eötvös zum
70. Geburtstag. Und zu den ersten Festival-Highlights gehört zweifellos
das Aufeinandertreffen von Gidon Kremer und der von Christian Thielemann geleiteten Sächsischen Staatskapelle Dresden, die nach dem Violinkonzert von Sofia Gubaidulina mit Bruckners 9. Sinfonie in himmlische Sphären aufbricht.
An 21 Tagen stehen in der Philharmonie und deren Kammermusiksaal 31 hochkarätig besetzte und musikalisch stets in die Zukunft weisende Konzerte auf dem Programm. Denn unter den Solo-Recitals finden sich allein mit Geigerin Isabelle Faust und Pianist Pierre-Laurent Aimard zwei Ausnahmeinterpreten, die mit ihrem Bach-Spiel und -Denken
abenteuerliche Klangräume erkunden werden. Ein besonderer Schwerpunkt gilt in diesem Jahr aber dem Horn und damit einem Instrument,
das von Schumann als die „Seele des Orchesters“ bezeichnet wurde. Seinen großen Auftritt hat es in Mahlers 3. Sinfonie mit dem Leipziger Gewandhausorchester (Riccardo Chailly). Zu kammermusikalisch unterschiedlichsten Ehren kommt das Horn in den Trios von Brahms und Ligeti. Und neben dem 2. Hornkonzert von Strauss sowie einem neuen
Hornkonzert von Wolfgang Rihm (Mahler Chamber Orchestra, Daniel
Harding) kann man sogar den etwas anderen Bruder des Horns gleich
im Viererpack erleben – im „concerto grosso Nr. 1“ für vier Alphörner
und Orchester von Georg Friedrich Haas! RL
www.berlinerfestspiele.de/musikfest
Tickets: +49 (0 30) 25 48 91 00
�.�. – ��.�.
����
Schleswig-H
Musik Festiv olstein
al
José Cura
��.�. Lübeck
Catherine Naglestad, Sopran • Albert Dohmen, Bariton
NDR Radiophilharmonie • Eivind Gullberg Jensen, Dirigent
Puccini: Tosca
Karten: � ��,- bis ��,- www.shmf.de und Tel ����-�� �� ��
25
30. AUGUST BIS 20. SEPTEMBER 2014
JAHRE
HIGHLIGHTS
LE CERCLE DE L’HARMONIE
Kate Lindsey
Jérémie Rhorer
LES MUSICIENS DU
LOUVRE GRENOBLE
Marc Minkowski
ROLANDO VILLAZÓN
JANINE JANSEN
METROPOLE ORKEST
& GREGORY PORTER
JUAN DIEGO FLÓREZ
B’ROCK
ACCADEMIA BIZANTINA
Le Concert d’Astrée
Amsterdam Sinfonietta
Ottavio Dantone
QUATUOR EBÈNE
George Petrou
»The Valley of Astonishment«
Regie: PETER BROOK
DIE DEUTSCHE KAMMERPHILHARMONIE BREMEN
MAHLER CHAMBER
ORCHESTRA
Kristjan Järvi
Daniele Gatti
TICKETS & INFO: 0421.33 66 99
WWW.MUSIKFEST-BREMEN.DE
43
Das hätte jede Stadt gerne: Opernhauptperson
sein! Nürnberg wurde von Richard Wagner in seinen
­„Meistersingern“ verewigt. Von M at t h i a s S i e hl e r
W
ährend die Nürnberger Kaiserburg schon früh Minnesängern ein Forum bot, so beherbergte die herrliche St. Sebald-Kirche Mitte des 15. Jahrhunderts einen
Schülerkreis des Organisten Conrad Paumann
als erste institutionelle Musikausbildungsstätte. Bedeutende kirchenmusikalische Zentren
befanden sich in St. Lorenz, der Frauenkirche
und der Heilig-Geist-Schule. Dort wurde auch
die Pflege der Moresken, pantomimischer Charaktertänze und Urahn der Oper, betrieben.
Zum Ende des 15. Jahrhunderts wurden diese von den Fastnachtsspielen abgelöst, von
denen viele vom schreibenden Schuster Hans
Sachs stammten. Singschulen mit Darbietungen in Wirtshäusern, Höfen, aber auch in der
Spitalkirche von St. Martha, dem Übungsort
der Meistersänger, waren eine zentrale Bewegung.
Nürnberg entwickelte sich zu einem Zentrum der Minnesänger und Dichter: Walther
von Stolzing war oft zu Gast auf der Kaiserburg, Tannhäuser und der „Parzival“-Dichter
Wolfram von Eschenbach wurden in der Region geboren, ein Gastspiel von Oswald von
44
Wolkenstein ist für das Jahr 1431 nachweisbar.
Ein bedeutendes Werk in der Musikgeschichte Nürnbergs ist die erste erhaltene deutsche
Oper „Seelewig“, komponiert vom Organisten Sigmund Theophil Staden. Christoph Willibald Gluck, dem eigene Festspiele gewidmet
sind, stammt aus dem nahen Berching.
Doch man hat gerade an den „Meistersingern“ – selbstredend die hier am häufigsten
gespielte Oper – auch schwer zu tragen. Nicht
nur weil Adolf Hitler in der Stadt der Reichsparteitage mit eben diesem Werk seine nicht
wirklich opernaffinen Parteigenossen zu quälen pflegte. Auf der Festwiese prangten dann
die von Reichsbühnenbildner Benno von Arent
entworfenen Hakenkreuzflaggen, und in der
eigens eingerichteten Führerloge im vom dekadenten Jugendstilornat befreiten Opernhaus
saß Hitler höchstpersönlich.
Seit der letzten Sanierung 1998 ist der Fassadenschmuck draußen wieder an Ort und
Stelle, aber das außerhalb der Stadtmauer am
Frauentorgraben 1905 eröffnete Haus des Berliner Theaterarchitekten Heinrich Seeling (der
auch die Deutsche Oper, das heutige Berliner
Ensemble, die Theater Gera, Freiburg, Hal-
Für vier
turbulente, gerichtlich endende Jahre
war Christian
Thielemann der bis
heute berühmteste
Nürnberger GMD
ge Aufmerksamkeit erregt. Am 15. Juni wird
man Meyerbeers „Hugenotten“ stemmen, Regie führt das bemerkenswerte Talent Tobias
Kratzer.
Und gleichzeitig sind Georg Schmiedleitner und der agile gegenwärtige Generalmusikdirektor Marcus Bosch mit ihrem neuen „Ring“
in der Halbzeit angekommen. Die VorgängerProduktion war 2005 sogar die erste Aufführung von Wagners Tetralogie in China gewesen. Sonst ist man hier szenisch freilich längst
nicht mehr so wagemutig wie etwa 1974, als
Foto: joerg79/Chip
Musikstadt Nürnberg
le und Rostock gebaut hat) mutet schwerfällig
an. Die verhaltene Jahrhundertwende-Staffage
in fränkischem Sandstein, dazu Renaissanceund Gotik-Elemente, das ist eine gewöhnungsbedürftige Mixtur. Innen freilich gibt man sich
schlicht und funktional.
Hans Gierster war von 1965-88 der am
längsten dienende Generalmusikdirektor, der
ihm für nur vier turbulente, mit einem Gerichtsstreit endende Jahre folgende Christian
Thielemann ist der berühmteste Generalmusikdirektor. Seit 2005 ist man neben den drei
Münchner Bühnen endlich Bayerns viertes
Staatstheater, aber eines mit Dreispartenbetrieb. Seit 2008 amtiert Peter Theiler als Intendant, der besonders mit seiner Belcanto-Pfle-
Richard Strauss
Die Perle an
der Pregnitz,
wenn auch
von braunen
Schlacken
belastet:
Nürnberg bei
Nacht
zum 150. Geburtstag –
Sämtliche Tondichtungen
ein gewisser Hans Neuenfels mit seinem wüsnalen KammermusikFestival und dem Festival
ten Opernregieerstling „Der Troubadour“ noch „Musica Franconia“ setzt Nürnberg weitere mueinen Skandal entfesselte.
sikalische Höhepunkte.
Vom satten, doch flexiblen Sound der
Einen Besuch wert ist selbstverständlich
Staatsphilharmonie Nürnberg unter Bosch
auch die Musikinstrumentensammlung im
kann man sich beispielsweise auch im geraGermanischen Nationalmuseum: Sie enthält
de für Coviello Classics entstehenden
Dvořák-Zyklus überzeugen. Auch seine „Meistersinger“ aus Nürnberg finden sich bereits auf DVD.
Weniger glücklich sind alle Beteiligten nach wie vor mit dem dump- Besondere Töne schlägt die Internationale Orgelfen, trockenen Klang in der Meister- woche (ION) an, die seit 1951 alljährlich in Nürnberg
singer-Halle, die als Ersatzphilhar- stattfindet. Als größtes und ältestes Festival seiner
monie herhalten muss. Schön ist der
Art repräsentiert sie das beeindruckende Spektrum
Zweckbau mit seinen 2100 Sitzen
sakraler Kirchenmusik. „Rausch“ lautet das Motto,
plus 500 im kleinen Saal auch nicht.
das sich vom 23. Mai bis zum 1. Juni durch die VerTrotzdem veranstalten hier die 1946
anstaltungen zieht – von der Gregorianik
gegründeten, gegenwärtig unter
bis zu zeitgenössischer Elektronik
der Leitung Alexander Shelund vom Solorezital bis zu
leys stehenden Nürnberger
sinfonischen Klangpracht.
Symphoniker
KonzertRenaissancepolyphonie
reihen; die Nürnberger
und arabischer GeKonzertchöre (Hanssang sind ebenso
Sachs-Chor, PhilharBestandteile wie
monischer Chor, Lehraumgreifende
rergesangverein) trePerkussionsperten regelmäßig auf.
formances.
Auch Gastspiele klashttp://www.ionsischer Orchester und
musica-sacra.de/
Solisten finden in Nürnberg weitgehend hier statt.
Der Avantgarde und freien
Szene ist die Tafelhalle vorbehalInstrumente aller Gattungen vom
ten, hier spielt auch immer wieder die Po16. bis zum 20. Jahrhundert. Der Bestand
cket Opera Company um Dirigent David Seaumfasst über 3.000 Objekte. Und nicht zuletzt
man und Regisseur Peter B. Wyrsch – im Jahre
besitzt das Museum natürlich auch die Ori1974 als inzwischen ältestes freies deutsches
ginalpartitur der – „Meistersinger von NürnMusiktheater gegründet. Über „Rock im Park“
berg“.
bis hin zum Weltmusikfestival „Bardentreffen“,
das jährlich zum kostenlosen Happening für
www.staatstheater-nuernberg.de/
über 200.000 Musikfans wird, reicht die Pawww.nuernbergersymphoniker.de/
lette der Festivals. Mit der Internationalen Orwww.gnm.de/ausstellungen/dauerausstelgelwoche (siehe Info-Kasten), dem Internatiolungen/musikinstrumente/
Foto: ION
Rauscherfahrungen
45
Diese CD markiert den Beginn einer Gesamtaufnahme von 6 CDs der Sinfonischen Dichtungen
von Richard Strauss durch das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg und seinen
Chefdirigenten, François-Xavier Roth. „Strukturelle
Transparenz, gekoppelt mit vulkanischem Temperament und tiefem Respekt vor den o lediglich auf
Effekt hin dargebotenen Partituren, zeichnet Roths
Strauss-Programm mit dem SWR-Orchester aus.“
FONO FORUM 2013
CD-No. 093.299 | 1 CD
Folge 2 der Sinfonischen Dichtungen Strauss‘ zeigt
erneut, dass diese Werke von Roths kravoller Interpretation profitieren. „…die charismatische
Bindung, die Roth mit dem Sinfonieorchester
Baden-Baden und Freiburg entwickelt hat
sowie seine Fähigkeit, die Musik, die er dirigiert, mit Enthusiasmus und Vorstellungskra zu leben, sprechen Bände…“ IRR 2013
CD-No. 093.304 | 1 CD
haenssler-classic.de
[email protected]
Im Vertrieb bei Naxos Deutschland
Proben, Pleiten und Premieren:
Höhepunkte in Oper und Konzert
Von Rol a n d M ac k e s
New York:
Gentlemen’s
Guide To Love
and Murder,
Jefferson
Mays (M.) und
Ensemble
Götterdämmerung
in Genf: Petra Lang
als Brünhilde
46
Hier wird viel gelacht. Besonders, wenn wieder einer aus der Familie der D’Ysquith das
Zeitliche segnet. Was acht Mal vorkommt. Ein
mordsmäßiges Ne w Yorke r Musical ist
„A Gentleman’s Guide To Love and Murder“
im Walter Kerr Theatre – das todsicher Spaß
macht. Denn alle D’Ysquits, feinfühlig karikierte Prachtexemplare britischer AristokratieInzucht, werden von dem wandlungsfähigen
Jefferson Mays verkörpert.
Eigentlich hatte keiner der Broadway-Auguren den operettigen „Gentleman’s Guide“ im
Visier, der nichts anderes ist als die Vorlage für
den Alec-Guinness-Filmklassiker „Adel verpflichtet“ von 1949. Und ganz und gar britisch
schwarzhumorig, mit einem guten Schuss viktorianischen Spleens ist jetzt auch diese famose Musical-Comedy eines unbekannten Produktionsteams.
Wir wechseln ins alte Europa, wo sich wieder ein „Ring“ schließt, diesmal am Gr and
Thé âtre de Ge nè ve . Hier ist ein Pferd ein
Pferd, ein Boot ein Boot, ein Feuer ein Feuer.
Doch diese „Götterdämmerung“ haben keine
vorgestrigen Theaterspießer zu verantworten,
sondern mit Dieter Dorn und Jürgen Rose
zwei – zugegeben: ältere, Bilanz ziehende –
Superstars der Szene.
Auch Ingo Metzmacher am Pult steht keineswegs für eine konservative Dirigierhaltung,
sondern für wache, Grenzen austestende Theatralik. Und gerade ihre, durchaus den von Richard Wagner aufgeschriebenen Intentionen
folgende Tetralogie erweist sich nach einem
„Ring“-übervollen Jubiläumsjahr als ange-
Dutch Doubles in
Amsterdam: Het
Nationale Ballet
Der „Liebestrank“
in Berlin
Fotos: Walter Kerr Theatre (l. o.); CaroleParodi (l. u.); Angela Sterling (r. o.);Monika Rittershaus (r. u.)
Fanfare
nehm sachliche, detailfeine und spannend zurückhaltende Erzählübung wider alle Trends.
Spannende Sänger sind zudem zu erleben. Vor
allem die beiden szenischen Debütanten Petra Lang und John Daszak als Brünnhilde und
Siegfried.
Schon sind wir in Amsterdam. „Dutch
Doubles“ nannte sich da ein interessanter Premierenabend beim He t Nationale Balle t , der in vier Paarungen je zwei Niederländer aus unterschiedlichen Sparten zu den
Choreografen addierte. Zwei Stücke gefielen
besonders.
Da mussten nämlich erst die Modejungs
Viktor & Rolf kommen, die mal runde Löcher
ins Tutu gefräst, Ecken ausgeschnitten, es halbiert oder viereckig verformt haben. Diese jagte Jorma Elmo in „Shape“ zu einem klassisch
angeberischen Beethoven-Mix über die Bühne,
witzig und verquer. Das pendelte augenzwinkernd im Irgendwo zwischen Balanchine-onSpeed und verlangsamtem Turbo-Forsythe.
„Dances With Harp“ hingegen war ein feines, schlichtes, gelassen raffiniertes Werk des
81-jährigen Altmeisters Hans van Manen. Der
hatte seine Kreativität an dem erst 25-jährigen
Harfenisten Remy van Kestern entzündet. Und
von dessen perlendem Saitenspiel, dem swingenden Tempo und der sanften Dynamik hat
er sich in seiner Suite für drei Paare führen lassen.
Wieder mussten wir uns über Berlin ärgern. Irina Brook mag Tochter eines berühmten Vaters sein. Den sie als Regisseurin nie erreichen wird. Wie bei ihrem bieder-braven
„Liebestrank“ an der Deut sche n Ope r zu
studieren war. Es leuchteten Glühbirnchen an
Garderobenwagen und über einer wackeligen
Wanderbühne. Denn hier wurde – unglaublich
originell – ein wenig Theater auf dem Theater gespielt. Das blieb folgenlos für das überraschungsarm sich abspulende Stück, das von
Roberto Rizzi Brignoli fußlahm und öde dirigiert wurde. Stars gab es keine, und bei der
heimlichen Träne, der „furtiva lagrima“ die Dimitri Pittas als amouröser Straßenkehrer seinem oft gepresst wirkenden Tenor abquetscht,
war der Beifall schnell vorbei.
Die einst so wagemutige Deutsche Oper
Berlin scheint unter dem Intendanten Dietmar Schwarz ihrem scheinbaren heimlichen
Ziel ein Stückchen näher: Deutschlands bestalimentiertes Stadttheater zu werden.
Café Imperial
Unser Stammgast im
Wiener Musiker-Wohnzimmer:
Robe rt F r au n hol z e r
Sachertorte mit
Grandezza:
Otto Schenk
serviert mit Stolz
Walkürenstimme
ja, Walkürenhüfte
nein: Nina Stemme
an der Scala
Da wir mit unserem rabiat und unpersönlich
renovierten Stammcafé Imperial nach wie vor
fremdeln, suchen wir nach guten Torten diesmal im Café Diglas in der Wollzeile. Anna Netrebko wohnt um die Ecke (falls sie es noch tut
nach der Trennung von Erwin Schrott und nach
Bekanntgabe der Tatsache, dass Sohn Tiago wegen einer leichten Form von Autismus meistens woanders weilt). Sänger freilich sind im
Diglas nicht unbedingt zu erwarten; obwohl es
im Sommer hier schön luftig ist. Ebenso luftig
wie die Mehlspeisen. Besonderer Klassiker: der
Scheiterhaufen, eine goldgelbe, mit dem süddeutschen Ofenschlupfer verwandte Zumutung samt gigantischer Schneezuckerhaube.
Was uns zur Tatsache überleitet, dass die
beste Sacher-Torte von Wien, ohne Zweifel,
bereits vormittags in den privaten vier Wänden von Otto Schenk angeboten wird. Reservierung zwecklos. Der Stolz der Hausfrau wird
auch vom Gastgeber mit Freude und Selbstbewusstsein kredenzt, wovon ich mich selber einmal überzeugen durfte. Absolut wunderbar! Sofern man die Sünde auf sich nimmt.
An der Staatsoper wird Schenk zurzeit selber rückfällig in Bezug auf sein Gelübde, keine Opern mehr zu inszenieren. Vielleicht hat
er eingesehen, dass die Schauspielrollen, die er
spielen wollte, auch nicht mehr Spaß machen
als ein Stück wie Leos Janáčeks „Schlaues
Füchslein“ (Premiere: 18. Juni). Nachdem man
inzwischen erkannt hat, dass dieses tschechische Meisterwerk mehr ist als Augsburger
Puppenkiste mit Musik, müssen wir abwarten,
ob nicht gerade Schenk in bloße Illustration
zurückverfällt. Wie immer es ausgeht: Ich stehe zu Schenks Sacher-Torte!
Viele Sänger schwärmen tatsächlich nicht
nur für italienische Oper, sondern auch für italienisches Essen. Die schwedische Sopranis-
tin Nina Stemme sagte mir unlängst, sie esse
vor jeder Vorstellung eine große Portion Pasta.
„Eine Riesenportion sogar!“, so Stemme. „Es ist
die italienische Voraussetzung für jede folgende Wagner-Interpretation.“ Dass sogar OpernLiebe durch den Magen geht, kann man zwar
ihr nicht, dafür manchem anderen Sänger
schon von weitem ansehen. Luciano Pavarotti, so erzählte seine damalige Agentin in Berlin, pflegte bei gemeinsamen Restaurantbesuchen immer für ein bis zwei Personen mehr zu
bestellen als am Tisch saßen. Mit der Ausrede,
diese kämen noch. Er konnte dann die überzähligen Portionen aufessen, ohne dass dies
weiter auffiel.
Wo gehen Sänger in Wien essen? Klassische Antwort: in die Trattoria „Sole“ in der Annagasse im 1. Bezirk. Fußläufig von der Staatsoper zu erreichen. Ein wirkliches Geheimnis ist
das eigentlich nicht, zeigt doch das Restaurant
selbst auf seiner Homepage zahllose Fotos mit
Seiji Ozawa, Ruggero Raimondi, Roberto
Alagna und Angelika Kirchschlager, die alle
als Freunde des italienischen Essens gelten
können. Besonderes Dolce: gewürfelte Erdbeeren mariniert in Staubzucker mit Schokoladenflocken (Tartare di fragole con scaglie di cioccolato). O sole mio!
Bei der sich neigenden Saison kann
man derlei Kulinarisches vielleicht allenfalls
ansprechen. Gutes Essen und Leibesfülle haben sich bei Sängern zuweilen sogar positiv
ausgewirkt. Pavarottis buttrige Tenor-Spitzen
konnten unmöglich diejenigen eines hageren Mannes sein. Auch bei Johan Botha meint
man den kolossalen Körper als Resonanzraum hören zu können. Ramon Vargas – wie
auch Botha ein Wahl-Wiener – sagte mir zwar
einmal im Anschluss an eine Abmagerungskur: „Man singt mit den Muskeln, nicht mit
dem Fett.“ Trotzdem klingt’s anders. Ob Maria
Callas das tragisch frühe Ende ihrer Karriere
durch ihre abrupte Hungerkur (zu Anfang dieser Karriere!) nicht bereits vorwegnahm, darüber kann man spekulieren. Dass zwischen Deborah Voigts Magenverkleinerung und einem
anschließenden Rückgang ihrer Karriere ein
Zusammenhang bestehen könnte, diese Vermutung liegt zumindest nicht völlig fern. Drum
nähre sich, wer singen will. Ober, zahlen!
Aß sprichwörtlich
für drei:
Luciano Pavarotti
Resonanz-Körper:
Johan Botha hat
Volumen in der
Stimme
Kein Genuss: Maria
Callas hungerte
sich und ihre
Stimme stählern
47
Das
Klassik
& Jazz
Magazin
3/2014
3
Kein Heft
verpassen und in
die neusten CDs
reinhören :
Guillaume Couloumy,
NDR Sinfonieorchester,
Thomas Hengelbrock
Mahler: Sinfonie
Nr. 1 „Titan“
(Sony), Andante
con moto „Blumine” (Auszug) | 4:52
4
mit dem
Rondo-Abo! 5
Sophie Karthäuser,
Eugene Asti
Poulenc: Les anges
musiciens (hm),
„Fleurs“ aus: „Fiançailles pour rire“
| 2:25
Huelgas Ensemble,
Paul van Nevel
Die Schätze des
Claude Le Jeune
(Sony/dhm), „Arreste un peu mon
cœur“ aus: „Livre
de melanges“ | 4:54
Einfach bestellen auf
www.rondomagazin.de
6
1
7
2
8
SWR Sinfonieorchester,
François-Xavier Roth
Richard Strauss:
Tondichtungen
Vol. 2 (Hänssler
Classic/Naxos),
„Introduction“ aus:
„Don Quixote“ op. 35 | 5:45
Vittorio Grigolo, Orchestra
Sinfonica Nazionale della
RAI, Evelino Pidò
The Romantic
Hero (Sony), Meyerbeer: „O Paradis“
aus: „L’Africaine“
(Auszug) | 2:29
Galatea Quartett
Belle Époque
(Sony), Menu:
Sonatine für
Streichquartett,
Très calme | 3:20
Julian Prégardien,
­Christoph Schnackertz
An die Geliebte
(harmonia mundi/
Myrios), Wolf: „An
die Geliebte“ | 4:12
9
15
Ophélie Gaillard, Pulcinella
Ensemble
Carl Philipp Emanuel Bach (harmonia mundi/Aparté),
Concerto für Violoncello A-Dur WQ
172, Allegro assai | 5:00
Bejun Mehta,
B’Rock Orchestra,
René Jacobs
Händel: „Orlando“
(Universal/Archiv),
„Fammi combattere“ | 3:45
10
16
11
17
Nuria Rial, Christoph
Prégardien u. a., Chor
des BR, Münchener Kammerorchester, Alexander Liebreich
Mozart: Requiem
(Sony), „Domine
Jesu Christe“ | 3:12
Anna Prohaska, Eric
Schneider
Behind The Lines
1914-2014 (Universal/DG), Wolf:
„Der Tambour“ |
2:43
12
Concerto Köln, Pablo
Heras-Casado
El Maestro Farinelli (Universal/
Archiv), Marcolini:
Ouvertüre zu „La
dicha en la desgracia y vida campestre“ | 4:01
13
Tamara Stefanovich
Larcher: What
Becomes (hm),
„Cantabile“ aus:
„Poems“ | 1:36
plus
14
Valer Sabadus, L’arte del
mondo, Werner Erhardt
Gluck: „La clemenza di Tito“ (Sony/
dhm), „Io sento
che in petto“
(Auszug) | 4:01
Deutsche Kammer­
philharmonie Bremen,
Paavo Järvi
Schumann:
­Sinfonie Nr. 4 u. a.
(Sony/RCA),
­„Romanze“ aus:
Konzertstück für
vier Hörner und Orchester F-Dur
op. 86 | 4:15
Richard Strauss,
­Staatskapelle Berlin
Strauss Conducts
Strauss (Universal/
DG), Symphonisches Zwischenspiel aus: „Intermezzo“ (Aufnahme von 1927) |
6:07
Khatia und Gvantsa
Buniatishvili
Motherland
(Sony), Dvořák:
„Dumka“ aus:
„Slawische Tänze“
op. 72 | 3:18
18
Viktoria Mullova,
­Matthew Barley,
Paul Clarvis, Carioca Freitas
Stradivarius In Rio
(Sony), Nucci:
„Toada“ | 2:26
19
Die Chorjungen
von den Augsburger
Domsingknaben
Die Chorjungen
(Universal/Panorama), Clapton:
­„Tears In Heaven“
4:06
K
KLASSIK
Carl Philipp Emanuel
Bach
Cellokonzert a-Moll
Wq. 170, Sinfonia h-Moll
Wq. 182 u. a .
●●●●○
Ophélie Gail­
lard, Pulcinella
Orchestra
Aparté/harmonia
Foto: Alvaro
mundi
(72 Min., 12/2013)
Stimmungsumschwünge muss
man schon vertragen können,
wenn man an der Musik von Carl
Philipp Emanuel Freude haben
will – und das gilt ganz besonders
für diese CD, die außer einer seiner Hamburger Sinfonien und zwei
Cellokonzerten auch das Trio „Sanguineus & Melancholicus“ enthält,
bei dem sich die beiden gegensätzlichen Temperamente beständig
ins Wort fallen. Wer Fremdsprachen beherrscht, kann die Stimmungswechsel sogar schwarz auf
weiß nachvollziehen, denn in dem
leider nur auf Englisch und Französisch abgefassten Beiheft sind
Bachs detaillierte Anmerkungen
zum Programm der Triosonate sekundengenau angegeben. Für den
emotionalen Nachvollzug bedarf
es allerdings weder hier noch in
den übrigen Werken einer Übersetzung, denn die Interpreten musizieren allenthalben klar und kammermusikalisch differenziert, aber
auch nicht überartikuliert.
Besonders lohnend sind die
Interpretationen der Cellokonzerte: Bei beiden Stücken handelt es
sich um Transkriptionen, die Bach
von eigenen Cembalokonzerten
vorgenommen hat, doch beide
Werke wirken in dieser Übertragung mindestens so überzeugend
und auch erstaunlich idiomatisch.
Zu dieser Wirkung trägt Ophélie
Gaillard auf ihrem Gofriller-Cello
erheblich bei: Der Klang bewahrt
sich eine helle Leichtigkeit, besitzt
aber einen warmen Kern. Gaillards Spiel ist beweglich genug,
um in virtuosen Spielfiguren und
ziselierten Seufzern zu überzeugen und besonders in den Mittelsätzen erreicht sie einen innigen
kantablen Ausdruck, ohne süßlich oder schwer zu wirken. Für
eine zunächst ungewohnte, aber
auf Dauer durchaus apart wirkende Farbtönung im Orchester sorgt
ein Fortepiano, das hier statt eines
Cembalos als Continuo-Instrument eingesetzt wird. Eine „CPE“Hommage für mehr als eine Stimmungslage! Carsten Niemann
David Chevallier
Dowland – A Game
Of Mirrors
●●●○○
Anne Magouët,
David Chevallier,
Bruno Helstroffer
Carpe Diem/har­
monia mundi CD 16203
(55 Min., 3/2014)
„Genmanipulation“ – so nennt
der französische Jazzgitarrist David Chevallier seine Bearbeitung
der Lieder von John Dowland. Zunächst aus der Not geboren – der
Jazzer wollte mehr Zeit mit seiner
Freundin Anne Magouët verbringen, einer klassisch ausgebildeten Sängerin – wuchs sein Interesse an der englischen Renaissancemusik in dem Maße, in dem er
sich mit dieser Epoche vertraut
machte. Entstanden sind Aufnahmen, die Dowlands Melodien
nur leicht verändern, sich jedoch
in Harmonik und insbesondere
Rhythmik so manche Freiheiten
erlauben. Besonders spannend ist
für den Hörer der neuzeitliche Gebrauch der Theorbe (Bruno Helstroffer), der nun manchmal an
eine Sitar erinnert und so der Aufnahme ihr ganz besonderes Erscheinungsbild gibt.
Doch so recht überzeugen will
die „hybride Form“, die der Musiker aus der Gegenüberstellung
„seiner eigenen musikalischen
Sprache“ und „einigen speziellen
Eigenheiten von Dowlands Mu-
Klassik-CD des Monats
Françis Poulenc
Les anges musiciens … Mélodies
●●●●● Sophie Karthäuser, Eugene Asti
harmonia mundi
(66 Min., 6/2013)
Françis Poulenc, dieser janusköpfige, urfranzösische Komponist, darf als der ideale
Vertoner der surrealistischen Lyrik eines
Apollinaire oder Éluard gelten: Mit einer
Tonsprache, die sich ihre harmonischen
Anregungen teilweise aus der Jazzmusik
holt und mal collagenartig, mal geckenhaftkapriziös, mal grotesk und mal bitterernst
ausfällt, gehörte er schon bald nicht mehr
zur Avantgarde des 20. Jahrhunderts und ist dabei so gnadenlos individuell, so erfrischend unverstaubt wie kaum einer seiner Zeitgenossen.
Seine Klavierlieder benötigen Interpreten, die sich auf die verrückte
Welt ihrer Texte einzulassen vermögen und gleichzeitig quasi blind seinen gewagten melodischen Kurven zu folgen in der Lage sind. Er selbst
bevorzugte Denise Duval und Pierre Bernac, die heute längst verstummt
sind. Mit der belgischen Sopranistin Sophie Karthäuser, bisher vor allem
als Alte-Musik-Größe bekannt, erreicht die Poulenc-Interpretation einen
neuen Meilenstein. Dass Sophie Karthäuser sehr schön singen kann,
wussten wir bereits. Dass sie aber Bruststimm-Orgien zu feiern in der
Lage ist, dass sie nach Herzenslust zu säuseln, zu skandieren, zu schmieren und zu fisteln bereit ist, hatten wir noch nicht erfahren. Als Belgierin
wohl beinahe Native-Speakerin, findet sie problemlos Zugang zu diesen
textlich-musikalischen Kabinettstückchen. Kongenial begleitet von Eugene Asti schleift sie jede dieser teils sehr knappen Nummern zum funkelnden Juwel; ihr Ausdrucksspektrum ist unglaublich breit, ihr interpretatorischer Einfallsreichtum begeistert vom Anfang bis zum Ende.
Eine Meisterleistung.
Michael Wersin
Abonnenten-CD: Track 4
49
Klass i k
sik“ gewinnt, nicht wirklich. So
kann es durchaus ein Genuss sein,
diese klanglich volle und auch
aufnahmetechnisch überzeugende CD zu hören – doch etwas wirklich Neues liefert sie nicht. Vielmehr zeigt Chevallier im Verbund
mit Magouët und Helstroffer, dass
die elisabethanische Zeit mit
ihren geschliffenen, genau ausbalancierten Melodien so etwas wie
der Archetyp aller Unterhaltungsmusik ist. Und wenn diese Erkenntnis mit „A Game Of Mirrors“
nun auch eine weitere Generation
von Jazzmusikern erfasst, dann
hat Chevallier eine ganze Menge
erreicht! Mirjam Schadendorf
Christoph Graupner
Himmlische Stunden,
selige Zeiten
●●●●●
Miriam Feuersin­
ger, Capricornus
Consort Basel
Christophorus/
Note 1
(76 Min., 4 & 5/2013)
In seinem sehr kompetenten
Beihefttext charakterisiert Anselm Hartinger gleich zu Beginn,
was den Hörer dieser CD erwartet: Graupners Kantaten sprechen
eine „zwar verständliche, jedoch
durchgängig gehobene“ Sprache,
die „den Kenner“ zufriedenstellt,
„ohne die Liebhaber zu überfordern“. Von Telemanns Kantaten
entscheiden sich Graupners Werke durch größere Vielschichtigkeit,
von denjenigen Bachs allerdings
durch ihre andere Art von vokaler Expressivität. Rund 1.400 Kantaten hat der Darmstädter Hofkapellmeister hinterlassen, und erst
ein kleiner Teil davon ist der Öffentlichkeit zugänglich gemacht
worden: Der Bassist Klaus Mertens
trat vor Jahren wohl als einer der
Ersten mit einer reinen GraupnerKantaten-CD an die Öffentlichkeit,
die einige Beachtung fand.
Graupners spezielle vokale Expressivität wird gleich im ersten
Satz der Kantate „Angst und Jammer“ zum Erlebnis, und der Hörer
wird augenblicklich in den Bann
dieser Musik gezogen. Das ist
auch den besonderen Qualitäten
50
der Sopranistin Miriam Feuersinger zu verdanken, die es versteht,
lange Töne fast unmerklich aus
dem kraftvollen Orchesterklang
heraus beginnen zu lassen, sie behutsam zu entwickeln und dann
mit staunenswerter Geschmeidigkeit in jene ausdrucksstark bewegten Kantilenen übergehen zu
lassen, die Graupner mit genialem
Gespür für wirkmächtige Melodik geschaffen hat. Das „Capricornus Consort Basel“ unterstützt die
Sängerin dabei optimal: Ein profiliertes Timbre mit klaren Konturen hat der Streicherklang, wodurch er zur vokalen Sphäre einen
prägnanten Widerpart bildet,
ohne dabei jemals aufdringlich
oder gar zu laut zu sein. Alles in allem eine sehr sorgfältig und liebevoll ausgeführte Produktion, die
das verfügbare Alte-Musik-Repertoire maßgeblich bereichert.
Michael Wersin
Paul Hindemith
Sonaten für Viola und
Klavier (Sämtliche
­Werke für Viola, Vol. 2)­
●●●●●
Tabea Zimmer­
mann, Thomas
Hoppe
Myrios/harmonia
mundi
(2SACDs, 117 Min, 12/2011 &
2/2013)
Zwischen Reflexion und Rebellion, zwischen Traditionsbewusstsein und Aufbruch hat sich
Paul Hindemith auch auf kammermusikalischem Gebiet bewegt. Doch so strikt wie gerade
die Wiener Zeitgenossen hat der
Hesse in seinem Schaffen für „seine“ Bratsche nie die Grenzen gezogen. Was etwa in seiner ersten
von insgesamt vier Solo-Sonaten
von 1919 wie eine offensive Reverenz an den heiligen Bach daherkommt, flammt selbst in der letzten, 1937 geschriebenen und nun
zerklüfteteren Sonate immer wieder auf. Ähnlich verhält es sich
mit den drei Sonaten für Viola und
Klavier, zwischen denen zwanzig Jahre liegen. Mit einer geradezu französisch anmutenden Delikatesse umgarnte Hindemith die
Sonate op. 11 Nr. 4. 1939 entstand
in seinem schweizerischen Exil
ein ohne Opuszahl hinterlassenes
Werk, das zwar vorrangig die Züge
einer Tragödie in vier Sätzen trägt.
Und dennoch vernimmt man in
den dunkelsten Ecken hier und da
eine Kantilenen-Seligkeit, die im
Spätromantischen verwurzelt zu
sein scheint.
Diese ein- bzw. zweistimmigen Wesensverwandten besitzen
also reichlich an- wie aufregenden
Hör- und Diskussionsstoff. Trotzdem begegnet man im Konzertsaal eher einem Stück eines drittklassigen Barockkomponisten als
einer von Hindemiths sieben erstklassigen Bratschensonaten. Nach
der schon fast als Pioniertat zu bezeichnenden Gesamteinspielung
von Tabea Zimmermann dürfte
aber vielleicht bei manchem Konzertveranstalter ein Umdenken
einsetzen. Denn Zimmermann
gibt sich solistisch bzw. mit Pianist Thomas Hoppe nicht einfach
zufrieden, die Fülle an Nuancen
und Fußangeln, Rückbezügen und
Querköpfigkeiten in aller Makellosigkeit glänzend darzustellen. In
Zimmermanns Spiel verlaufen die
nötigen Nerven- und Blutbahnen,
um das Aufwühlende und Verzweifelnde, das Emphatische und
Eckige, das Liebreizende und Undomestizierbare aus dieser Musik
sprechen zu lassen. Mit dem Sonaten-Zyklus hat Zimmermann
nach der 1. Folge – mit u. a. dem
„Schwanendreher“ – nun sämtliche Bratschenwerke Hindemiths
eingespielt. Und wieder hat sie
sich als die Hindemith-Flüsterin
entpuppt.
Guido Fischer
Kálmán, Lehár, Stolz,
Sieczynski, Bernstein
u. a.
Favorites (Operettenund Musical-Lieder)
●●●○○
Klaus Florian
Vogt, Münchner
Rundfunkorches­
ter, Gerrit Prießnitz
Sony
(55 Min., 1/2014)
Mit seinem Knabentenor gleicht
Klaus Florian Vogt – hier auf gro-
ßer Butterfahrt zur leichten Muse
– ein bisschen einem Tölzer Chorbuben im Wienerwald. Unschuldig. Allerdings nicht unbeleckt.
Vogts Ursprünge im Operettenfach zahlen sich in leichtfüßiger
Puszta-Sentimentalität, zwanglos vokalem Lächeln und lupenreiner Textverständlichkeit aus.
Hier ist ein Tenor, wenn auch ein
sehr besonderer, dem man die
Operette in ihrer Eigenart nicht
erst zu erklären braucht. Entsprechend leutselig grüßt Vogt sein
liebes Wien, bindet aus Apfelblüten einen ländlich leuchtenden
Kranz, steht stramm aufrecht als
Soldat am Wolgastrand und reklamiert: „Immer nur lächeln“. Man
hört die musikhistorische Nähe
zu Wagner, ohne dass dies unfreiwillig komisch oder stilbrüchig erscheint. Eine sichere Sache.
Wenn auch ohne Augenzwinkern,
sondern mit merkwürdig naivem Ernst dargebracht. Mit Gerrit Prießnitz am Pult des Münchner Rundfunkorchesters stehen
Begleit-Routiniers zur Verfügung,
die dem Genre keine revolutionär neuen Facetten entlocken wollen. Leider mit der Folge, dass das
Orchester ein wenig zahnlos und
flauschig im Hintergrund bleibt.
Dies ist ein echtes Manko.
Fraglich bleibt auch, ob man
im Rahmen dieser „Favorites“ den
Schritt ins zuweilen klebrige Musical-Repertoire vollziehen musste. Bei „Musik der Nacht“ aus der
deutschen Fassung von Lloyd
Webbers „Phantom der Oper“
spürt man das Qualitätsgefälle zu
Kálmán. „Anthem“ aus Benny Anderssons „Chess“ klingt labbrig
wie einwandfreier Kitsch. Vogts
Englisch in „Empty Chairs and
Empty Tables“ (aus „Les Misérables“) wirkt buchstabiert. „Maria“
aus „West Side Story“ schließlich
erweckt den Eindruck, als hätten
wir es eher mit einer New Yorker
Version von „Hänsel und Gretel“
zu tun (anstatt mit „Romeo und
Julia“).
So bleibt das Ergebnis uneinheitlich. Man wittert Verkaufszwang hinter der Suggestion, dass
die Operette ein direkter Vorläufer
des modernen Musicals sei. Alle
Titel kommen ein bisschen harmlos und altbacken herüber. Nicht
raffiniert genug.
robert Fraunholzer
Felix Mendelssohn
­Bartholdy
Lieder ohne Worte
(Auswahl), Fantasie fisMoll op. 28, Variations
sérieuses op. 54 u. a .
●●●●●
Bernd Glemser
Oehms/Naxos
(71 Min., 6/2012)
Die jahrzehntelange Abwertung
der „Lieder ohne Worte“, letztlich
eine Ausgeburt antisemitischer
Ideologie, ist bis heute als zäher
Konzertführer-Bodensatz wahrnehmbar. Indes birgt auch die
Gegenbewegung ihre Gefahren.
Steht ein Interpret zur Ehrenrettung auf, hebt nicht selten eine etwas angestrengte Bedeutungsverdichtung an, die Mendelssohns
Absichten vermutlich zuwiderläuft. Wenn sich manche Stellen
dann fast wie ein Brahmssches
Intermezzo anhören, verliert man
einen wesentlichen, genialen
Zug ihres Wesens. Diese Kompositionen sind unerhört offen: offen, was ihren Ort im Musikleben
oder ihre Klanggestalt angeht –
man könnte sogar eine Singstimme hinzufügen. Selbst der ermüdende Gemeinplatz von den höheren Töchtern, die das einstmals so
„sentimental“ gespielt haben sollen, belegt die grundsätzliche Offenheit für einzutragende Gefühle. Und so ertragen die „Lieder“
auch sehr gegensätzliche Deutungen. Doch der hausmusikalische
Tonfall überwog zweifellos, und
langwährende Abnutzung im langen 19. Jahrhundert hat wenig von
der Politur der Oberflächen übriggelassen. Diese Aufnahme, vielleicht Bernd Glemsers persönlichste bisher, schöpft nicht nur
Poesie und Geist, sondern auch
das Potential an Oberflächenglanz
und Anmut beglückend aus.
Wer schöne Beispiele suchen möchte, höre etwa das fisMoll-Lied op. 67/2. Es ist staunenerregend, wie Glemser die
Linke in leichten, ebenmäßigen
piano-Staccati führt und die Rechte wunderbar aussingt. Auch die
Mischung zwischen ungestümem
Vorwärtsdrang und makelloser Klangschönheit im „Jagdlied“
ist bestechend – der geschätzte Michael Korstick etwa bolzt da
reichlich forsch los, und ein Barenboim bleibt klanglich hölzern. Es ist in dieser Musik eben
mehr zu entdecken als ein pianistischer Einheitsgestus. Die Texturen sind vielschichtiger als erwartet, und Glemser zeigt das ohne
jene manchmal etwas ermüdende wohlmeinend-didaktische Attitüde. Wenn die „Variations sérieuses“ klingen wie auf dieser CD, hat
sich der Gedanke, hier sei etwas
zu rehabilitieren, ohnehin verflüchtigt.
Von den beiden dem Klavier
zugedachten Hauptwerken Mendelssohns ist die „Sonate écossaise“ sicher die weniger bekannte
und technisch heiklere; hier hören
wir sie in einer kaum zu übertreffenden Brillanz und Klangschönheit, die in einem irrwitzig sprühenden und doch ebenmäßig abschnurrenden Finale gipfelt – da
kommt allenfalls Cherkassky heran in seinem entfesselten, aber
auch etwas verhuschten BBC-Mitschnitt. Die Etüde op. 104/2 endlich dürfte die Begeisterung über
ein so flüssig-kontrolliertes und
zugleich humanes, alles andere als steril-abgezirkeltes Klavierspiel noch steigern. Dieses Mendelssohn-Portät ist ein Glanzstück
geworden. Matthias Kornemann
LANG LANG
WIENER PHILHARMONIKER
SOMMERNACHTS
KONZERT
2014
DAS STIMMUNGSVOLLE
SOMMERNACHTSKONZERT AUS DEM PARK
VON SCHLOSS SCHÖNBRUNN IN WIEN �
DIESES JAHR UNTER DER LEITUNG VON
Darius Milhaud, Claude
Debussy, Pierre Menu
Streichquartett Nr. 1
op. 5, Streichquartett
op. 10, Sonatine für
Streichquartett
CHRISTOPH ESCHENBACH UND MIT
WERKEN VON STRAUSS, BERLIOZ UND LISZT.
Erhältlich ab 13.06. als CD & ab 27.06.
als DVD und Blu-ray
●●●●○
Galatea Quartet
Sony
(58 Min., 11/2006)
Hinter dem griffigen Titel „Belle Époque“, mit dem das Galatea
Quartet seine neue CD aufmacht,
verbirgt sich ein feinsinniges Programm. Claude Debussys wegweisendem Quartett in g-Moll stellen
die Musiker dabei zwei äußerst
hörenswerte Beiträge zur unterbewerteten Tradition des französischen Streichquartetts gegenüber. Neben dem Paul Cézanne
51
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Klass i k
Auf allen Kanälen
von C ar s ten Hinrichs
Ein wahres Schmuckstück: In griffiges Leinen gewandet, in blätterfreundlichem 16:9-Querformat sprengt die erste Veröffentlichung des
neuen Hauslabels, der Berliner Philharmoniker Recordings, buchstäblich das gängige Format. Als hätte man sich von viel zu langen, lästigen Bindungen befreit und endlich zu eigener Sprache und Ausdruck
(zurück)gefunden, scheint dieser Einstand zugleich einen Schlussstrich
unter die jahrzehntelangen Labelverträge zu ziehen: So muss eine Aufnahme aus unserem Hause aussehen! Nicht umsonst wählte man die
vier Sinfonien Robert Schumanns (mit der Vierten in der Leipziger „UrFassung“ von 1841) als Repertoire: Die zweite Sinfonie C-Dur stand im
allerersten Abonnement-Konzert der frisch gegründeten Philharmoniker 1882 auf dem Programm, zum Ärger der Wagnerianer und des bei
der Wahl des Dirigenten übergangenen Joseph Joachim.
So bietet diese Veröffentlichung auf, was das Orchester im Konzertsektor an technischem Know-how im eigenen Saal schon längst erprobt
hat und mit der Digital Concert Hall und auf DVD bereits ausstrahlt:
Das Spiel mit allen nur erdenklichen Möglichkeiten, dem Klang der
Philharmoniker zu begegnen, dabei immer gerne im Flirt mit der Perfektion. In dieser technischen Obsession hallt noch immer das Erbe des
prägenden Herbert von Karajan nach. Neben der guten alten CD liegt
gleich noch eine Pure Audio Blu-ray Disc bei. Hier kann man die Aufnahme entweder in PCM Stereo oder im 5.0 DTS-HD-Klang mit jeweils
96 kHz/24bit genießen, oder gleich als Konzertfilm in Full-HD ansehen.
Das Bonusmaterial bietet unter anderem ein Interview mit Simon Rattle und einen Blick hinter die Kulissen der Aufnahme. Als sidekick zum
hauseigenen Online-Streaming-Angebot ist auch ein Werbe-Video zur
Digital Concert Hall zu sehen, die dann mit einem 7-Tage-Ticket auch
gleich ausprobiert werden kann.
Wem das noch nicht klangscharf genug ist, kann sich mit einem
Download-Code auch gleich noch die High Resolution Audio-Fassung
der gesamten Aufnahme in bis zu 192kHz/24bit herunterladen. Und allen analogen Klangpuristen, denen das viel zu digital klingt: Die Ausgabe auf 4 180g-Vinyl-LPs ist für Ende August angekündigt.
Schumann: Die Sinfonien , Berliner Philharmoniker, Rattle, BPHR
140012
gewidmeten ersten Quartett von
Darius Milhaud gibt es auch eine
wahre Entdeckung zu hören, nämlich eine dreisätzige Streichquartett-Sonatine des 1919 an den Folgen eines deutschen Giftgasangriffs verstorbenen Pierre Menu.
Menu, der nur 24 Jahre alt wurde,
gehörte dem Kreis der „Nouveaux
Jeunes“ um Eric Satie an und wäre
von dem Kritiker Henri Collet sicher auch der Gruppe „Les Six“ zugerechnet worden, hätte er nicht
an dem entscheidenden Abend
beim Zusammentreffen der Gruppe gefehlt. Das ist umso bedauerlicher, weil gerade Menus Beitrag
mit seinen fiebrigen, rhythmisch
nuancierten Ecksätzen bereits ahnen lässt, wie die Erfahrungen des
Krieges und die Einflüsse des Jazz
ihre Spuren in der Musik hinterlassen werden.
Das Galatea Quartet hütet sich
allerdings davor, Querständiges
und rhythmisch Sperriges überzubetonen, um sich eine letzte
elegante Sachlichkeit zu bewahren. Insgesamt wirkt dieser Ansatz durchaus überzeugend, auch
wenn man sich fragen darf, ob die
Musiker eindeutigen Vorschriften
wie dem „sehr entschieden“ im
Kopfsatz von Debussys Quartett
oder dem „brutal“ in Milhauds folkloristischem Finale vollständig
gerecht werden. Ein eindeutiges
Plus sind das äußerst transparente und duftige Klangbild sowie der
differenzierte Ausdruck, wobei die
technisch brillanten Musiker insbesondere in der Dynamik ein reiches Spektrum entfalten.
Carsten Niemann
www.berliner-philharmoniker-recordings.com
Richard Strauss, Gustav
Mahler
Klavierquartette und
Lieder
●●○○○
Simone Kermes,
Fauré Quartett
Sony
(76 Min., 11/2013)
Hermann Prey, Fritz Wunderlich, wo seid ihr!? Die Kunst des
Strauss-Lieder-Singens, der
traumwandlerisch sichere Zugriff auf den stimmlichen wie ausdrucksmäßigen Habitus, den die-
52
se Lieder fordern – versunkene
Tugenden. Heute müssen wir uns
auf diesem Gebiet begnügen mit
präpotenter Kraftmeierei, wie sie
etwa Jonas Kaufmann vor Jahren
auf den Tonträger bannte, oder
eben mit dem unausgegorenen
Ergebnis interpretatorisch-technischer Orientierungslosigkeit, wie
Frau Kermes es auf der vorliegenden CD anbietet.
Die Probleme kumulieren in
der „Heimlichen Aufforderung“:
Wie erreicht man die Legato-Intensität und die gut im Körper
verankerte stimmliche Offenheit bei gleichzeitiger sprachlicher Präsenz, die solche Gesänge zum elektrisierenden Erlebnis
für den Hörer machen könnte? Simone Kermes kommt von der Alten Musik; die Produktion allzu gerader, oft schneidend dünner Töne lässt sie sich auch bei
Strauss nicht nehmen. Weil das
aber in Strauss’ Kantilenen allzu
sehr nach Magerquark tönt, versucht sie, mit deplatzierten Portamenti und mit nervigem „Hinaufglucksen“ an Wortanfängen
(letzteres wird auch im „Morgen“
geradezu zur Manie) mehr Körperanbindung und Bodenhaftung
zu erreichen. Dem Legato hilft sie
hier und da auch durch die Umwandlung stimmloser Vokale zu
stimmhaften auf die Sprünge, was
zumindest an einer Stelle zu unfreiwilliger Komik führt: „Und deine Güsse trinken, wie ehmals oft“
(statt „Küsse“) wollte sie wahrscheinlich nicht wirklich singen.
Mal eben von Händel und Hasse zu Strauss hinüberswitchen –
das funktioniert einfach nicht, die
Darbietung ist vor allem ein Dokument der Überforderung. Schade,
dass die gelungenen Klavierquartett-Bearbeitungen der Straussund Mahler-Lieder, die Dietrich
Zöllner angefertigt hat, dadurch
nur für sich allein genommen zur
Geltung kommen können. Schade
vor allem auch, dass Strauss’ wenig bekanntes Klavierquartett und
das noch weniger bekannte Klavierquartett-Fragment Mahlers
nicht auf einer reinen Kammermusik-CD veröffentlicht, sondern
in dieses interpretatorisch fragwürdige Programm eingekoppelt
wurden.Michael Wersin
Sergei Rachmaninow
Giuseppe Verdi
Préludes, Sonaten,
­B earbeitungen
Verdi
●●●●●
Sergio Fiorentino
Piano Classics/
Edel
(2CDs, 150 Min.,
5/1962, 8/1963, 10/1994 & 10/1995)
[…] Hört man die rund 150 Minuten Rachmaninow, die Fiorentino hinterlassen hat, dann möchte
man am liebsten ein neues Vokabular erfinden, um diese Darbietungen zu loben: Selbst das abgedroschene cis-Moll-Prélude gerät
unter den Händen des Italieners
zu einem atemberaubenden Erlebnis. Wie ist das möglich? Fiorentino ist ein Meister des oberstimmigen Spiels, und er ist ein
Meister der subtilen Agogik. Er
vermag auf dem Klavier zu singen
(wie banal klingt das, und wie selten ist es doch in dieser Qualität
zu erleben!), und er vermag mit
winzigsten Verzögerungen differenziert Akzente zu setzen – er ist
wie ein guter Sprecher mit einer
einnehmend temperierten Stimme, der einen Text so vortragen
kann, dass es dem Hörer unter die
Haut geht.
Kurz vor Schluss dieser grandiosen Tour de force durch Rachmaninows Préludes und Sonaten begegnet einem dasselbe Faszinosum noch einmal höchst
eindringlich mit Rachmaninows
eigener Bearbeitung seiner „Vocalise“ – auch hier agiert Fiorentino
mit nicht mehr zu übertreffender
Feinfühligkeit. Dazwischen erlebt
der Hörer die Bemeisterung zahlloser technischer Perversionen,
sodass ihm mehr als einmal Hören und Sehen vergeht. Aber auch
im größten Getümmel behält Fiorentino – was ist er für ein begnadeter Techniker! – in jeder Sekunde seine Souveränität des aussagekräftigen Gestaltens bei. Es
erstaunt nicht, dass er Rachmaninows eigene Interpretationen
seiner Werke sehr geschätzt hat:
Auch Fiorentino hat einiges von
jener unprätentiösen Klarheit, jener rätselhaften nüchternen Intensität, die das Spiel des Russen
auszeichnete.Michael Wersin
●●●●●
Krassimira Stoya­
nova, Münchner
Rundfunkorches­
ter, Pavel Baleff
Orfeo
(74 Min., 7/2013)
Eine Fristverlängerung ist hier
wohl angesagt: Auch wenn man
Beiträge zu einem Jubiläumsjahr üblicherweise vor oder während desselben vorlegt, wollen
wir in diesem Fall über die großzügige Verspätung hinwegsehen
und Stoyanovas Verdi-Programm
nachträglich die Goldmedaille zuerkennen. Gut für Anna Netrebko,
die auf diese Weise 2013 im auffällig dünn gesäten Recital-Feld
den Sieg davontragen konnte –
mit Stoyanova am Start hätte sie
sich mit Silber begnügen müssen.
Es kommt nicht von ungefähr,
dass die Bulgarin gerade mit Verdi weltweit so gefragt ist, denn
sie bringt schlicht alle Zutaten
für seine Partien mit. Das fängt
schon mit ihrer glaubwürdigen,
überzeugenden Gestaltung an,
die Charaktere entstehen lässt, sie
aber nicht überfrachtet. Und dann
diese leuchtende, fruchtige Stimme, substanzreich und wohlmodelliert. Da wird nicht gedrückt,
klingt nichts eingedickt, muss nirgends getrickst werden – dieser
Sopran strömt mit beglückender
Souveränität.
Schon der Einstieg mit Aidas „Ritorna vincitor“ gelingt fulminant, zeigt, dass dieser Lirico-Spinto auch im dramatischeren Bereich keine Schwierigkeiten
kennt. Die darauffolgende zweite Leonora-Arie („Il trovatore“) ist
der einzige Ausschnitt, bei dem es
– wenn auch auf höchstem Niveau
– etwas zu mäkeln gibt (und den
man deshalb vielleicht besser irgendwo in der Mitte der CD platziert hätte), hier wirkt Stoyanovas Stimme nicht so gelöst wie
sonst, hört man eine leichte Anspannung. Bei allen übrigen Arien
(u. a. aus „La traviata“, „Don Carlo“,
„Otello“) aber ist die Verdi-Welt
nicht nur in bester, sondern kaum
zu überbietender Ordnung.
Michael Blümke
53
T he
R omantic
Hero
Vittorio
Grigò l o
Für seine herausragende
Darstellung der Heldenrollen in
französischen Opern wurde der
Tenor Vittorio Grigòlo hochgelobt.
Auf seinem neuen Album singt er
Arien aus Werther, Carmen, Faust,
aber auch aus weniger bekannten
Opern wie Meyerbeers L’Africaine
oder Halévys La Juive.
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Foto C Alexander D. James
J
Ja z z
Kris Bowers
Heroes + Misfits
●●●●○
Concord/Uni­
versal
(48 Min.)
Es wächst eine neue Alters-Kohorte heran, die twitternd Regierungen zum Abtreten zwingen kann
und sich ihre Meinungen aus der
Flut der Informationen selber bildet. Für den Pianisten Kris Bowers
sind diese Ureinwohner der digitalen Welt „Helden und Unangepasste“, denen er auf seinem Solodebüt „Heroes + Misfits“ Tribut
zollt.
Mit Stücken wie „#The Protester“ zeigt der 24-jährige Sieger der „Thelonious Monk International Jazz Piano Competition“
von 2011, dass er auch selbst Teil
einer Bewegung ist, die mit hyperaktivem Kombinationsgeschick
überfließende Datenströme in
konstruktive Bahnen zu lenken
versteht. „#The Protester“ vereint
einen angezerrten Bass, wie er im
Crossover-Rap der 90er Jahre gerne benutzt wurde, mit spätromantischen Klavierlinien à la Brad
Mehldau, einem hitzig-poppigen
Altsax-Solo von Casey Benjamin
sowie mit Vocoder-Einwürfen, die
auf Robert Glasper verweisen.
Bowers, dessen klassische
Grundausbildung deutlich herauszuhören ist, bewegt sich fernab der ausgetretenen Klavier-Pfade des Jahrtausendwende-Jazz.
Manchmal kann seine Musik so
klingen wie der Post-Punk von
Franz Ferdinand und Konsorten
(„Wake The Neighbors“ mit verhalltem Schweinerock-Gitarrensolo), dann wieder fühlt man sich
an Peter Gabriel („Forget-Er“, mit
der produktionstechnisch mehrfach geklonten Stimme von Julia
Easterlin) oder an Stevie Wonder
(„WonderLove“, mit Chris Turner
am Gesang-Mikrofon) erinnert.
Es wirkt so, als habe da jemand munter die verschiedensten
Playlists auf seinem Smartphone
durcheinander gewürfelt. Das Ergebnis: spannender Neo-Jazzrock
im Zeichen des Hashtags.
Josef Engels
­­Meilenstein
Steve Lacy
Soprano Sax
Original Jazz Classics
(11/1957, 33 Minuten)
Am 23. Juli wäre Steve Lacy 80 Jahre alt geworden, doch am 4. Juni jährt sich bereits
zum 10. Mal sein Todestag. Man merkt seinem
mit Wynton Kelly (p), Buell Neidlinger (b) und
54
Brad Mehldau,
Mark Guiliana
Mehliana: Taming The
Dragon
●●●○○
Nonesuch/War­
ner
(72 Min.)
Der Drache ist Brad Mehldaus
Wappentier. Er trägt ihn eintätowiert auf dem Arm, als Erinnerung daran, dass es die zerstörerischen Kräfte im Inneren zu kontrollieren und in etwas Positives
zu verwandeln gelte, wie er sagt.
Mehldau hat im Laufe seiner Karriere schon viele Methoden der
Drachenzähmung angewandt:
Mal als begnadeter Dompteur von
Jazzstandards und Pop-Stücken
mit seinem gefeierten Trio, mal
im Zauber-Gespann mit Pat Metheny, mal als sensibler Ritter im
Dienste von prinzessinnenhaften Sängerinnen wie Renée Flemming oder Anne Sofie von Otter.
„Taming The Dragon“ ist nun
der für langjährige Mehldau-Fans
womöglich verwirrendste Versuch, den inneren Energien Herr
zu werden. Das Klavier als verlässlicher Helfer hat ausgedient, es
ist nur noch eine Geräuschquelle unter vielen. Im unter dem Namen „Mehliana“ zusammenge-
Dennis Charles (dr) eingespielten „Soprano
Sax“ nicht gleich an, dass Lacys Leaderdebut
von 1957 mehr als ein sehr gutes Jazz-Album
ist. Das Repertoire – überwiegend Standards,
zwei davon aus dem Ellington-Repertoire – ist
unauffällig, sieht man einmal ab von „Work“
aus der Feder Thelonious Monks. Bereits zu
diesem frühen Zeitpunkt war Lacy einer der
ersten Musiker außerhalb von Monks Band,
der die Musik des eigenwilligen Komponisten
am besten verstand. Die Bedeutung des Albums liegt schlicht an Lacys Pionierleistung,
der Verankerung des in seinen Möglichkeiten
als begrenzt geltenden Sopransaxofons im
modernen Jazz; zuvor hatte es dank Sidney
Bechet im traditionellen Jazz, sonst aber eher
in der Zirkusmusik seine Heimstatt. Von Lacys späteren avantgardistischen Spieltechniken (er beherrschte die Kunst, Töne zu saugen
statt zu blasen) findet sich in diesem Album,
das erst einmal das Instrument in behutsam
fassten Duo mit dem Schlagzeuger Mark Guiliana dominieren
rülpsende Moog-Bässe, wabernde Synthesizerwolken, die dem
Anschein nach aus Retro-Geräten
wie dem DX7 oder dem Prophet
entströmen, sowie ein extrem verhalltes E-Piano.
Im Stile eines Beat-Poeten erzählt Mehldau im Titelstück von
einem absonderlichen Traum,
mittenmang gibt es immer wieder plötzliche Eruptionen von Tasteninstrumenten und Schlagzeug.
Es ist ein ständiges Stop-and-Go,
das alle 12 Stücke der Aufnahme durchzieht. Die Assoziationen
sind vielfältig: Man denkt an Joe
Zawinul und Jaco Pastorius, wenn
Mehldau Synth-Bass und RhodesMelodien im Frage-Antwort-Spiel
aufeinandertreffen lässt, an Tangerine Dream, wenn die Sounds
allzu seltsam werden, aber auch
an Meister der skurrilen Extravaganz wie Uri Caine und sein Bedrock-Projekt. Guiliana unterfüttert das alles mit flirrenden Rockund Drum&Bass-Grooves.
„Taming The Dragon“ ringt
mit dem Drachen auf gewollt unausgegorene und fragmentarische
Weise. Alles in allem klingt es wie
ein Trip ins Unterbewusstsein von
Jazzmusikern, die es gerne mal bizarr krachen lassen möchten.
Josef Engels
modernisierter Spielweise ins Zentrum rückte, freilich noch keine Spur. Lacy, der vor dieser Platte Dixieland, aber auch schon an der
Seite des Free-Jazz-Pioniers Cecil Taylor gespielt hatte, hat aber schon unverkennbar seinen eigenen, ebenso trockenen wie verträumten Sound und seine Neigung zu schlackenfreier Essentialität – ein deutlicher Kontrast zu
Bechets gefühlsintensiv vibrierender Klangfülle oder zu den „himmlischen Längen“ Coltranes, der das Sopransaxofon dann ab 1960
popularisierte. Im Gegensatz zu Bechet und
Coltrane, die auch andere Instrumente spielten, war Lacy der erste bedeutende Musiker,
der sich praktisch ein Leben lang ganz auf
dieses heute so weitverbreitete Instrument
konzentriert hat. Wayne Shorter, eigentlich
ein Coltrane-Schüler, hat es auf den Punkt gebracht: „Jeder, der Sopran spielt, orientiert
sich an Steve Lacy“.
Marcus A. Woelfle
Marius Neset Trondheim Jazz Orchestra
Together Again
Lion
●●●●○
ACT/Edel
(52 Min., 1/2013)
Es ist etwas still um den 69-jährigen George Mraz geworden, der
Ende der 60er Jahre als Jiří Mráz
aus Prag nach München kam und
als Kontrabassist ein glühender
Fixstern am Firmament des klassischen Modern Jazz wurde. Nach
dem sowjetischen Einmarsch in
seine Heimat emigrierte er in die
USA, perfektionierte seine Kunst
am Berklee College und gehörte
alsbald zu den gefragtesten Bassisten New Yorks. Ein klarer großer Ton, untrügliches Timing und
die intelligente Flexibilität seiner
Linien führten ihn an die Seite der
ganz Großen. Einer von ihnen war
der Pianist Tommy Flanagan, der
stille Star klarer melodischer Linienführung der rechten Hand
und raffinierter Akkord-Voicings
in der linken. Fast zwangsläufig erscheint so die Zusammenarbeit von Mraz mit seinem vier
Jahre jüngeren Landsmann Emil
Viklický. Der fühlt sich dem Flanagan-Erbe besonders verpflichtet, studierte ebenfalls am Berklee College, ging aber wieder in die
Heimat zurück, wo er zum Doyen
des modernen Jazz wurde – und
zu einem geachteten Opernkomponisten. Seine Stilistik verzichtet
auf jegliche zurzeit so angesagte
Schwelgerei, schließt aber eine gewisse Herzlichkeit, die böhmische
Sanglichkeit und kräftige Farbtupfer blauer Noten verbindet, nicht
aus. Auf dieser CD jedenfalls haben sich, nun von Siggi Loch
höchstselbst produziert, die zwei
verwandten Seelen im Duo getroffen. Voller Lust vereinen sie ganz
natürlich europäisches Erbe und
amerikanische Jazztradition. Großes Handwerk wird hier zu berührender Kunst.
Thomas Fitterling
Curtis Stigers
Takuya Kuroda
Hooray For Love!
Rising Son
●●●●○
●●●●●
ACT/Edel
(64 Min, 9/2013)
Wow! Der Löwe beißt zu. Und wie!
Mit scharfen Reißzähnen verleiben sich Marius Neset und das
Trondheim Jazz Orchestra ein,
was die europäische Jazzgeschichte seit den 1970ern hervorgebracht hat: die ungestüme Ausdruckskraft mancher Free-Jazzer,
die Volksmusiknähe von Skandinaviern, Italienern und Franzosen, die Arrangierklasse von Matthias Rüegg und seinem Vienna Art Orchestra, die Freude an
Klangfarben der klassischen Moderne, die rhythmische Power
zwischen Afrika und dem hohen
Norden, dazu eine gehörige Portion Besinnlichkeit und Melancholie. Und das alles verbinden
seine Kompositionen zu in sich
stimmigen Stücken, die trotz der
Fülle an Elementen nie auseinander fallen, sondern stets facettenreiche Grundideen in einem organischen Prozess vereinen. Das
rockt, manchmal swingt es auch,
und meist folgt es einem Puls, der
weder ins eine noch ins andere
Grundklischee passt. Erinnerungen an die Minimal-Music haben
ebenso ihren Platz wie die funky
Rhythmen aus New Orleans.
Neset, als Saxofonist der Aufsteiger der letzten Jahre, hat keine
Features für sich selbst geschrieben. Stattdessen gelangen ihm
großartige Bigband-Stücke voll
Emotionen, Überraschungen, virtuosen Soli und nicht minder anspruchsvollen Ensemblepassagen. Das Trondheim Jazz Orchestra, ein vom norwegischen Art
Council, der Stadt und dem Distrikt finanzierter Pool exzellenter
Jazzmusiker, setzt – unterstützt
von einer sorgfältigen Klangregie
– diese Stücke so präzis und lustvoll um, dass Nesets vielschichtig
verschachtelte Instrumentalsätze
gleichzeitig transparent und kompakt erscheinen. Ein Werk von
zeitloser Klasse.
Werner Stiefele
55
Concord/Uni­
versal
(40 Min.)
●●●●○
Blue Note/Uni­
versal
(55 Min.)
Wer den Trompeter Takuya Kuroda aus der Band
Es gibt nur wenige, die mit den
des Sängers José James kennt, den
Croonern der 1950er und 1960er
wird das Blue-Note-Debüt des Jamithalten können. Mit dem Alpaners nicht überraschen: Der
bum „Hooray For Love“ ist CurBläser setzt voll auf die bei James
tis Stigers in diese Liga der ground Zeitgenossen wie Robert
ßen Entertainer aufgerückt – und
Inkl. einer kleinen BegleitGlasper oder Roy Hargrove erprobdies mit
Glas
te Stil-Mischung aus Hardbop,
band,1 bestehend aus Piano, GiSekt
R&B und HipHop. Kein Wunder,
tarre, Kontrabass,
Schlagzeug
en
für jedTrompeter
schließlich saß Kurodas singenund dem
John
„ScrapGast!
der Arbeitgeber nicht nur auf dem
per“ Sneider, der mit spitzem Ton
Produzentenstuhl bei der Aufeinen Kontrast zu Stigers angeraunahme, sondern lieh auch der exter Stimme setzt. Wie einst Frank
trem laid back vorgetragenen LesSinatra artikuliert er die Texte fast
art des Roy-Ayers-Hits „Everybody
so intensiv wie ein Sprecher, und
exklusivem
Pausenprogramm
mit
Loves The
Sunshine“ seinen marwie derMit
Altmeister
wirken
die MeKatharina
Wagner
&
Klaus
Florian
Vogt
kanten Bariton.
lodien, als seien sie aus den WorAuffällig bei der Einspielung
ten abgeleitet. Er gibt jeder Silbe
Mehr Infos und Tickets
ist die Integration afrikanischer
ihren Wert, er bindet wenige Worunter www.UCI-KINOWELT.de
oder über
die UCI App.Da zeigt der TrompeElemente.
te zusammen und dadurch wirkt
ter seine Beeinflussung von Don
er wie ein intonierender GeschichCherry oder Fela Kuti und weiß
tenerzähler. Seine Begleiter pasbeim Song „Afro Blues“ den grosen sich perfekt an, unterstützen
ßen interkontinentalen Brückenseine dramaturgisch geschickt gebauer Lionel Loueke gitarrissetzten Pausen und spielen an antisch an seiner Seite. Dass Kuroderer Stelle ebenfalls mit hohem
da auch kraftvoll im klassischen
Effekt über sie hinweg. ZwischenJazz-Trompeten-Idiom zuzuschladurch erinnert sich Stigers dagen weiß, beweist der Japaner mit
ran, dass er nicht nur singen, sonseinem an Clifford Brown gemahdern auch Saxofon spielen kann
nenden Solo-Exkurs in „Mala“, das
und sorgt für zusätzliche Farbe,
durch den Einsatz eines Klaviers
indem er ein, zwei einfache ChoFlyerund
anstelle des obligatorischen Rhorusse bläst.
Klassiker
wie “Love Is
Folderverteilungen
des-Pianos ohnehin am ehesten
Here To Stay”,
“You Make Me Feel
im Dialog mit dem Jazz der 50er
So Young”, “The Way You Look ToJahre steht.
night” oder
“If
I
Were
A
Bell”
zähHand-zu-HandWas Kuroda gemeinsam mit
len zu den großen Crooner-StanVerteilungen
Tastenmann Kris Bowers, Posaudards, die einst Sinatra, Nat King
nist Corey King, E-Bassist SoloCole, Dean Martin oder Tony BenFreieDazwischen
Plakat- fin- mon Dorsey und Schlagzeuger
nett sangen.
affichierungen
Nate Smith auf „Rising Son“ anden sich mit
dem Titelsong sowie
stellt, ist smart, funky und frisch.
„Give Your Heart To Me“ und „A
Ein angemessenerer Einstieg in
Matter Of Time“ eigene Werke, die
das 75. Geburtstagsjahr des für
ähnlich klar und ausdrucksstark
seinen coolen Souljazz bekannten
wie diese Klassiker sind. HooBlue-Note-Labels lässt sich angeray, dass dieses Genre weiter lebt.
sichts dieses lässigen Updates der
Werner Stiefele
Werke von Vorgängern wie Donald
Byrd kaum denken. Josef Engels
Nur am 12. August ab 15.45 Uhr live
auf der großen Kinoleinwand
plakatierung.net
peterfuchs-distribution.com
pinkzebra.org
verein-freiesplakat.at
pink zebra theatre – das Theater und Performance Label
von Peter J.Fuchs ”DIRECT MARKETING“
George Mraz,
Emil Viklický
Ja z z
Musik der Welt
von M arcus A. Woelfle
Auch starke Frauen haben den Blues. Davon zeugen Lieder aus Griechenland, Türkei, Portugal und dem Iran.
Die beste Medizin gegen Blues ist der Blues. Ich
weiß nicht, von wem ich diesen Satz abschreibe,
so selbstverständlich kommt er jedem Barden
vom Mississippi-Delta über die Lippen. Betrachten wir Blues einmal nicht als afroamerikanische
Musikform, sondern als „Feeling“ (mit all den
unterschiedlichen, ja gegensätzlichen Konnotationen, die der Begriff hat) und musikalische Methode, Trauer in Trost
zu verwandeln, dann finden wir ihn überall in der Welt. Alle erdenklichen Fassetten von Blues im übertragenen Sinn – vom resignierten
Ohnmachtsseufzer zum resoluten Aufbäumen, von sanfter Melancholie zu bittersüßem Glücksgefühl – hört man in der Anthologie „Deeyah
Presents Iranian Woman“ (Heilo/Galileo HCD 7269) . 13 persische Sängerinnen aller Generationen, Bekanntheitsgrade und stilistischer Ausrichtungen singen Verszeilen wie „Warum rinnt Blut vom Blumengesteck?“ und „Die ganze Nacht tropft Trübnis von schwarzen Ästen“.
Selbst wenn man kein Wort versteht, gehen die Lieder an die Nieren.
Man spürt an der Intensität, dass jede von ihnen singen „muss“ und
hofft, Gehör zu finden. Wenn man um die Zensur von Musik im Iran
weiß, erfährt, dass Sängerinnen seit der Revolution nur vor Frauen
auftreten dürfen, viele von ihnen sich erst im Exil künstlerisch entfalten, dann ahnt man, welcher Leidensdruck dahintersteckt.
Betrachtet man Blues als Liedgut unterprivilegierter Menschen, als Ventil einer Subkultur,
dann ist der Rembetiko, der zunächst von aus
dem osmanischen Reich vertriebenen Griechen
verbreitet wurde, der Blues der Ägäis. 13 Lieder
von Nöten und Hoffnungen Entwurzelter und
Entrechteter, wie man sie in den 20er und 30er
Jahren in den Cafés und Haschischhöhlen Athens, Piräus, Thessalonikis
und Istanbuls hören könnte, erklingen in „Mortissa“ (Asphalt Tango/
Indigo 980132) , einem Titel, der eine „starke, unabhängige Frau“ bezeichnet. Es ist das ausgezeichnete Debut-Album der aus Istanbul
stammenden Çiğdem Aslan der Londoner Szene, die sich hier von
einem kleinen, feinen Ensemble türkisch-griechischer Exil-Musikanten
begleiten lässt. „Die meisten Songs sind auf Griechisch und ich verstand sie nicht beim ersten Hören. Trotzdem fühlte ich mich gleich der
Musik nahe“, erklärt die Sängerin, die als im Ausland lebende Angehörige einer ethnischen Minderheit wohl das richtige Gespür für Rembetiko und Smyrneika mitbringt. „Da sieht man, es gibt keine kulturellen
Grenzen in der Musik.“ Rückgrat und Zärtlichkeit stecken in Aslans
Stimme, Hoffnung und Humor. Wehklagen ist hier nur eine Seite der
Medaille.
Ein Schlaumeier hat einmal gesagt, für ein erfolgreiches Album müsse man berücksichtigen,
dass die Leute immer das Gleiche hören wollen,
nur anders. Eine Möglichkeit, dieses Prinzip umzusetzen ist „Best Of Mariza“ (Parlophone/Warner 2564631532), ein untadeliger Querschnitt
durch das bisherige Schaffen der Königin des
Fado, mit zwei bislang unveröffentlichten Stücken: „É ou não é“ und „O
tempo não para“. Ist es redlich, die Fans so zu „zwingen“, alles noch
einmal zu erwerben? Sie werden es trotzdem tun.
56
Joris Roelofs
Sonny Rollins
Aliens Deliberating
Road Shows Volume 3
●●●●●
Pirouet/Edel
(45 Min., 1/2013)
Als gestandener Altsaxofonist
des Vienna Art Orchestra verliebte sich der Niederländer Joris Roelofs vor gut drei Jahren in die Bassklarinette, in jenes Instrument,
das mit seinem breiten Klangspektrum vom warmen Holzklang
bis zum schrillen Aufschrei fasziniert. Die vorliegende CD ist quasi die Frucht dieser Liebe. Roelofs hat sie im Trio mit dem Kontrabassisten Matt Penman aus
Neuseeland und dem amerikanischen Schlagzeuger Ted Poor eingespielt. Bläsertrios dieser Besetzung haben ob ihrer transparenten Klarheit etwas Bestechendes;
man denke an die Trios von Sonny
Rollins oder Ornette Coleman. Der
Instrumentalist und Komponist
Roelofs kann seine Herkunft von
der Altsaxofontradition nicht verleugnen; Charlie Parker und besonders Lee Konitz sind in seinem
Spiel präsent.
Mit höchstem Vergnügen ergehen sich Bläser und Kontrabassist in boppigen Unisono-Themen-Präsentationen. Die Improvisationen selber sind dagegen
von einer offenen Relaxtheit, die
unter dem Primat des Melodischen und Dialogischen steht.
Matt Penman begleitet den Leader großartig stets auf dem Punkt;
seine flexiblen Basslinien kommen immer wieder einem hochintelligenten Kontrapunkt gleich.
Bei den narrativen Solo-Exkursionen des Kontrabasses wiederum
tauschen er und die Bassklarinette spannend die Rollen. Ted Poor
kommentiert und befeuert die
Dialoge mit einem Spiel, in dem
sich die Virilität eines Jack DeJohnette zu reduzierter klangmelodischer Abstraktion eines Paul
Motian und Bill Elgart verdichtet.
Höchst abwechslungsreich ist dieses Album – und schlicht ein kleines Meisterwerk.
Thomas Fitterling
●●●●●
Okeh Sony Music
(73 Min., 11/2001–
7/2012)
Sonny Rollins ist ein Gigant des
Tenorsaxofons und einer der größten Improvisatoren des Jazz. Im
September wird er 84. Bereits mit
26 galt er als „Saxophone Colossus“ – so der Titel eines seiner frühen Alben. Im Rahmen von liveAuftritten, frei von den Zwängen
einer Studioproduktion, verwirklicht sich sein Genie besonders
eindrücklich. Ähnlich wie Thelonious Monk geht es ihm vor allem
um thematische Improvisation.
Er seziert das melodische Material bekannter, mitunter auch vergessener Songs, um es mit sich
steigernden, immer neuen Wendungen lustvoll und mit hintersinniger Kommentierung neu zusammenzusetzen – ganz im Sinne
eines restrukturierenden, variierenden Neukomponierens. Dabei
jongliert er atemberaubend mit
Sounds und Rhythmen vor allem
auch karibischer Provenienz.
Auf seinem dritten „Road
Shows“ Album versammelt der
überaus selbstkritische Künstler sechs live-Aufnahmen aus
elf Jahren der jüngeren Vergangenheit. Entstanden sind sie bei
Auftritten von Rollins’ regulärer
Band. Zu ihrem Stamm gehören
der Posaunist Clifton Anderson
und der E-Bassist Bob Cranshaw.
Ergänzt wird dieser Kern jeweils
durch einen Schlagzeuger, einen
Perkussionisten und einen Pianisten bzw. Gitarristen. Die Kritik
hat die manchmal an Treuherzigkeit grenzende Solidität von Rollins’ Mitmusikern beklagt. Bei diesen Auftritten aber entfachen sie
durchaus ein Feuer, aus dem der
alles überragende Meister eine
Energie bezieht, die ihn mit einem
nicht enden wollenden Ideenfluss
quasi um sein Leben spielen lässt.
Und das ist einfach ganz große
Klasse.Thomas Fitterling
B
Bücher
Klaus Pietschmann /
Melanie Wald-Fuhrmann (Hg.)
Der Kanon der Musik –
Theorie und Geschichte
Wer seine persönliche Hitliste etwa der
wichtigsten Sinfonien zusammenstellt
und die einem
Freund vorlegt, der
wird wahrscheinlich hier und da
vehementen Widerspruch auslösen. Denn wie kann man etwa
Mahler da erwähnen und Brahms
vergessen? Aber so ist es von jeher
mit solchen Kanonisierungen
eben auch der Musikgeschichte.
Und genau um die der Kanonbildung zugrundeliegenden Parameter drehen sich jetzt die Aufsätze,
in denen sich renommierte Musik- und Kulturwissenschaftler
mit dem „Kanon der Musik“ beschäftigt haben. Und wie schon
die Titel wie „Wann wurde das Notre-Dame-Repertoire kanonisch?“
oder „Musikalische Kanonisierung und Dekanonisierung im 20.
Jahrhundert“ verraten, wird man
auf den knapp 1000 Seiten eben
vergeblich eine Aufzählung der
aktuell besten Komponisten aller
Zeiten suchen. Die Autoren verdeutlichen vielmehr anhand ihrer
Spezialthemen die ständige Veränderung des Kanons als Ausdruck eines bestimmten kulturellen Gedächtnisses. Und zum
Glück werden die musikgeschichtlich exemplarischen Abschnitte wie das Konzertleben im
Wien Beethovens nicht akademisch trocken, sondern äußerst
spannend und lebhaft dargestellt.
Guido Fischer
Edition Text + Kritik, 950 S., € 79,00
Gerard Mortier
Dramaturgie einer Leidenschaft
„Mit Zeitdifferenzen
von mehreren Monaten wurden Liebesduette aufgenommen, deren Sänger
einander niemals begegnet sind, und von denen jeder
den Job allein, mit oder ohne Dirigenten erledigte.“ Es sind solche
Sätze, mit denen Gerard Mortier
wenige Jahre vor seinem Tod noch
einmal die Finger in die Wunde
des aktuellen, für ihn nur noch auf
Kommerz ausgerichteten Opern-
betriebs legte. Und stets fragte er
sich, wie sich namhafteste Künstler für synthetische CD-Produkte
hergeben können, denen man jegliche Ernsthaftigkeit und Tiefe absprechen muss. Auch solche Gepflogenheiten waren für den großen Theatermann Mortier, der
Anfang 2013 im Alter von 70 Jahren gestorben ist, schlichtweg ein
Gräuel. So ernüchternd die Bilanz
hier und da ausfallen mag, so hat
Mortier nicht nur in Brüssel, Salzburg, im Ruhrgebiet und in Madrid seine Spuren hinterlassen.
Sein Glaube an die Kreativität des
Menschen und an ein „Theater als
Religion des Menschlichen“, wie
es im Untertitel des Büchleins
heißt, hat doch erst solche avancierten Regie-Konzepte von Peter
Sellars, Christoph Marthaler und
La Fura dels Baus möglich gemacht.
Guido Fischer
Bärenreiter / Metzler, 126 S., € 24,95
Wolfram Knauer
Charlie Parker
Fast sechzig Jahre
nach Charlie Parkers
Tod vermutet man,
dass alles über diese
prägende Persönlichkeit des modernen
Jazz gesagt worden ist. Doch noch
immer ist das vorherrschende Bild
des bereits im Alter von 34 Jahren
verstorbenen Bebop-Heroen das
des lebensuntauglichen, in seiner
Kunst vollendet ins Dasein geworfenen Genies, das sich mittels unmäßigem Drogenkonsums vor der
Welt schützt und ihr seine Kunst
abringt – Charlie „Bird“ Parker als
der stilisierte Mythos des Hipsters
schlechthin. Vor allem die fiktional fabulierende Biografie von
Ross Russell bedient diesen Mythos. Es ist das Verdienst der einschlägigen deutschsprachigen Literatur, Leben und Werk von Parker kritisch analytisch unter
nüchternen soziologischen, psychologischen und musikologischen Aspekten herauszuarbeiten. Der grundlegende ParkerBand von Peter Niklas Wilson und
Ulfert Goeman in der „Collection
Jazz“ des Oreos-Verlags ist längst
vergriffen. Wolfram Knauer
schließt jetzt diese Lücke mit
einem kompakten Taschenbuch.
Dem Leiter des Deutschen Jazzinstituts und Deutschlands wohl
profundestem Jazzwissenschaftler gelingt der Kunstgriff, die von
Wilson in getrennten Aspekten
herausgearbeiteten Analysen so in
einen narrativen Text zu integrieren, dass die Klarheit der Analysen erhalten bleibt und doch eine
farbige, lebendige Erzählung entsteht. Mensch und Künstler Parker werden in all ihrer Rätselhaftigkeit fassbar. Die gute Lesbarkeit
des Textes ist auch dem Verzicht
auf Fußnoten und fachspezifische
Notenbetrachtungen geschuldet.
Thomas Fitterling
Reclam, 203 Seiten, € 12,95
Harnoncourt dirigiert
„The Fairy Queen“
20. Juni bis 20. Juli 2014
Tel. ++43.316.825 000 • www.styriarte.com
www.graztourismus.at
57
M
M ag a zin
Dokumentation einer Epoche
Auf dem Papier war es eine dieser Personalien, die kaum
Sensationswert besaß: Der Amerikaner David Zinman
übernimmt das Züricher Tonhalle-Orchester. Das war
1995. 2014 und somit 19 Jahre später werden sich das Orchester und der Dirigent zum Saisonende trennen. Und diese schon lange vorher verbreitete Nachricht wurde diesmal
mit spitzeren Ohren registriert. Denn selbst falls es einen in
den fast zwei Jahrzehnten nie nach Zürich gezogen haben sollte, um die Musikerehe aus der Nähe und live
zu begutachten, wusste man um
den Ausnahmerang dieser Verbindung. Schon der gemeinsame Beethoven-Zyklus, mit dem
man ab 1997 an die Öffentlichkeit trat, hat Spuren im Beethoven-Bild hinterlassen, wie es vorher nur die Toscaninis, Leibowitz’
und Gardiners geschafft haben.
Und mit der im Laufe der nächsten
Jahre und Jahrzehnte in Angriff genommenen Gesamteinspielungen der Sinfonien von Schubert, Schumann, Brahms
und Mahler setzte man ebenfalls Maßstäbe. Obwohl Zinman stets auf Klarheit und Durchhörbarkeit selbst der kammermusikalischsten Verflechtungen bedacht war, trieb er
die Musiker zugleich zu einem atmenden und ergreifenden
Klang an, der der Tiefe dieser Werke gerecht wurde. Angesichts dieser tatsächlich auch viele Orchesterwerke von Richard Strauss umfassenden Spitzendiskografie bot es sich
daher jetzt an, diese Züricher Ära noch einmal mit einem
fulminanten CD-Kompaktpaket zu würdigen.
Guido Fischer
David Zinman: Great Symphonies (50 CDs), RCA/Sony
Der Weltumarmer
Als Leonard Bernstein am 14. Oktober 1990 in New York
starb, trauerte die Musikwelt. Und viele empfanden diesen großen Verlust als allzu verfrüht. Denn der stets so jugendlich auftretende Bernstein war gerade einmal 72 Jahre alt geworden. Der amerikanische Komponist Ned Rorem aber versuchte die Bernstein-Fangemeinde sofort mit
dem Hinweis zu trösten, er habe ja tatsächlich das stolze Alter von 288 Jahre erreicht. Denn für Rorem hatte Bernstein
als Komponist, Dirigent, Pädagoge und als Mensch immerhin vier erfüllte Leben à 72 Jahre gelebt – wobei bei ihm
die Fulltime-Jobs natürlich nicht immer strikt voneinander zu trennen waren. Genau das bekam auch José Carreras in den von Kameras begleiteten Aufnahmesessions von
58
Bernsteins „West Side Story“
zu spüren, die jetzt als DVD der
beeindruckenden CD-Box „The
Leonard Bernstein Collection“
beiliegen. Da der Tenor stimmlich etwas aus der Spur war,
wurde ihm gleich vierfach,
vom komponierenden Dirigenten und menschlich aufgebrachten Pädagogen der Kopf
gewaschen.
Doch so unerbittlich Bernstein
in solchen Momenten war, so
konnte er vor musikalischem
Glück regelrecht explodieren.
Und dieses genoss er bis zum Schluss, wenn er mit den
Philharmonikern aus New York, Israel und Wien zusammentraf. Ob Beethovens neun Sinfonien und ausgewählte
Klavierkonzerte mit Krystian Zimerman oder die Sinfonien
und das Violinkonzert von Brahms mit Gidon Kremer –
überall schlägt einem dieser typische Enthusiasmus Bernsteins, seine menschliche Größe, sein Pathos entgegen. Als
besonders lohnswert erweist sich zudem die umfangreiche
klangliche Wiederbegegnung mit dem Komponisten Bernstein, der eben nicht nur knackige Musicals wie „On The
Town“ geschrieben hat.
Guido Fischer
The Leonard Bernstein Collection Vol. 1
(59 CDs & 1 DVD), Deutsche Grammophon/Universal
Wow!
Noch immer glänzen die Augen der audiophilen Vinyl-Aficionados bei den drei Buchstaben „RCA“. Schließlich stehen
sie für erstklassige Aufnahmequalität im Stereo-Sound.
Anfang der 1950er Jahre hatte das Label in New York zusammen mit dem Soundkulinariker Leopold Stokowski seine ersten bedeutenden Schritte gemacht. Und bald reiste
das RCA-Team vor allem zu den Top-Orchestern nach Boston und Chicago, um mit den Chefdirigenten Erich Leinsdorf, Charles Münch und Fritz Reiner den Mikrofonen
mächtig einzuheizen. Einige dieser legendären Stunden
der Schallplattengeschichte finden sich nun auch in der
2. Folge der „Living Stereo“-Edition. Dazu gehört Münchs
herrlich blühendes Berlioz-Wunderwerk „Roméo et Juliette“ (1961), Fritz Reiners spektakuläre Rossini-Shows (1958)
oder seine wie frisch gewaschen wirkende „Pathétique“ von
Tschaikowski (1957). Aber eigentlich kann man fast jede
Scheibe aus dem Schuber ziehen – und sofort wird man gepackt vom kongenialen Zusammenspiel zwischen Interpreten und Tontechnikern. Das gilt für die Kulteinspielung von
Brahms’ 2. Klavierkonzert mit Svjatoslav Richter genauso wie für die Streichtrios mit Jascha Heifetz & Friends sowie für die Solo-Recitals von Van Cliburn, Vladimir Horowitz und Arthur Rubinstein.
Selbstverständlich ist aber auch das
Opernfach exzellent besetzt – ob
es nun Verdis „Otello“ mit Tullio
Serafin und Jon Vickers (1960)
ist oder Rossinis „Barbier“ mit
Leinsdorf und Robert Merrill
(1958).
Guido Fischer
Living Stereo Vol. 2
(60 CDs), RCA/Sony
Boulevard
Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein
Löffel Leichtigkeit: Bunte Klassik
Vorgestellt von Ol i v e r Bu s l au
Dritte Folge einer spirituellen
Weltreise
Sieben Jahre ist es her, da inspirierte ein Besuch des Dalai Lama die schweizerische Sängerin Regula Curti und ihre tibetanische Kollegin Dechen Shak-Dagsay zu einem interreligiösen Album. Als sie dann auch noch
Rocklegende Tina Turner als Mitstreiterin gewannen, war der Erfolg perfekt. Nun geht das
Projekt schon in die dritte Folge, wobei die indische Sängerin Sawani Shende-Sathaye einen
hinduistischen Akzent setzt. In einem wahrhaft weltumspannenden Klangambiente verbinden sich Lieder, Gebete und Mantras. Sogar
ein schweizerisches Alphorn hat darin Platz.
Turner, Curti, Shak-Dagsay, Shende-Sathaye: Love Within Beyond, Panorama/Universal
Amerikanische Orgel-Revolution
Quatuor
Ebène
Nach Brasilien
Streichquartette, die aus der hehren Welt von
Haydn, Beethoven und Co. ausscheren und die
speziellen Klangreize des Ensembles an anderen Stilen erproben, gibt es viele. Doch nur
wenige behaupten sich wie das Quatuor Ebène in beiden Welten – und haben dann auch
noch so gute Kontakte ins Reich der sogenannten U-Musik. Stacey Kent, Marcus Valle, Bernard Lavilliers sind unter anderem die Ikonen,
die dieses brasilianische Album prägen – mit
Evergreens von Antônio Carlos Jobim, Astor Piazzolla, Sting und Charlie Chaplin.
Quatuor Ebène: Brazil, Erato/Warner
Fotos: Virgin/Julien Mignot (o. l.);
Nach Brasilien
Nicht nur für die besten Fußballnationalmannschaften, sondern auch für viele internationale Musiker ist Brasilien in diesem Sommer Traumziel Nummer 1. Die Geigerin Viktoria Mullova, immer wieder mal abseits von
Bach oder Beethoven unterwegs, hat ihre
„Stradivarius“ nach Rio mitgenommen, den typischen Melodien und Rhythmen des Landes
anvertraut und sich auf fantasievolle Improvisationen über die teils bekannten Lieder eingelassen. Nach eigenen Worten hat sie diese Musik so inspiriert, dass das Album – übrigens
das erste, das die Musikerin selbst produzierte
– in drei Tagen fertig war.
Viktoria Mullova & Friends: Stradivarius In
Rio, Onyx/Note 1
www.onyxclassics.com
Abonnenten-CD: Track 18
Wie man es auch dreht und wendet: Orgel in
klassischer Musik klingt immer sakral,
immer schwingt etwas von religiöser Andacht oder Kirchenraum
mit. Das dachte ich zumindest, bis ich diese CD hörte.
Der junge amerikanische
Organist Cameron Carpenter, der sich eigens
eine spezielle „Touring Organ“ bauen ließ,
stößt mit seiner Musik
in ganz neue Bereiche
vor. Kein Wunder, denn
sein Instrument und damit auch sein Spiel leben von ganz speziellen digital erzeugten Effekten. Die
bringt Carpenter nicht nur in Bearbeitungen bekannter Klassiker zur
Geltung, sondern auch in der Eigenkomposition „Music For An Imaginary Film“.
Cameron Carpenter: If You Could Read My
Mind, Sony
Cameron Carpenter
Film zum Hören
Er schrieb ein Stück für die berühmte „Twilight“-Serie, die Produzenten lehnten es ab,
und trotzdem kürten die Fans der Vampirsaga es zum Tophit. Das ist die Erfolgsgeschichte des in Seoul geborenen Pianisten und Komponisten Yiruma, der sich in seinem Album
„Blind Film“ weit ausgreifenden Klavierfantasien hingibt. Dabei changiert er – zum Teil mit
Kollegen aus der Streicherfraktion – zwischen
romantischem klassischem Stil und Klangmeditationen in New-Classics-Manier.
Yiruma: Blind Film, Sony
Yiruma
59
T erm i n e Oper / Kl a ssik
oper
Musikalischer Sommer in Ostfriesland: Gleich zwei Mal gastiert Stargeigerin
und UN-Friedensbotschafterin Midori beim ältesten deutschen Flächenfestival. Überhaupt
hat sich zum 30. Festivaljubiläum (1.–24.8.)
reichlich Klassik-Prominenz angesagt – darun­
ter Echo-Preisträger Sebastian Manz und der
Barock-Teufelsgeiger Anton Steck. Darüber hinaus gibt es rockige Sounds, Kabarett (Frank
Golischewski) sowie Klezmer und Jazz.
www.musikalischersommer.com
Tickets: www.reservix.de bzw. (0 18 05) 70 07 33
oder (0 49 41) 9 91 13 64
Aachen
Theate r
(02 41) 4 78 42 44
Offenbach
Die Banditen (8.6.),
ML: Péter Halász, R:
Ludger Engels
Basel
Theate r
(00 41) 61 2 95 11 33
Berlioz
La damnation de
Faust (25.5.), ML:
Enrico Delamboye,
R: Arpad Schilling
Berlin
„Don Carlo“ im Kino: Im Verdi-Jahr
2013 war bei den Salzburger Festspielen sein
Opernpolitthriller „Don Carlo“ in einer AllstarBesetzung zu erleben. Altmeister Peter Stein
führte Regie. Am Pult der Wiener Philharmoniker stand Antonio Pappano. Und die Hauptrollen übernahmen Jonas Kaufmann, Anja Harteros und Thomas Hampson. Dieses Opernereignis kann man jetzt in einer Aufzeichnung
genießen. Am 20. Juli um 17 Uhr wird die Oper
bundesweit in Lichtspielhäusern der UCI Kinowelt gezeigt.
Infos und Tickets: www.uci-kinowelt.de
Beethovenfest Bonn: Unter dem Motto
„Götterfunken“ sorgen beim Bonner Beethovenfest (6.9.–3.10.) Spitzenmusiker dafür, dass
die Freude, die „Tochter aus Elysium“, überspringt. In Zyklen werden Beethovens Sinfonien, Klavierkonzerte und Violinsonaten aufgeführt und Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts gegenübergestellt. Mit dabei sind u. a.
John Eliot Gardiner, Lorin Maazel und Pianist
Leif Ove Andsnes, der mit dem Mahler Chamber Orchestra zur „Beethoven Journey“ einlädt.
www.beethovenfest.de
Tickets: (02 28) 50 20 13 13
60
Kom i sche O pe r
(0 30) 47 99 74 00
Mozart
Il re pastore (konzertant) (25.5.), ML:
Christian Curnyn
Zimmermann
Die Soldaten (15.6.),
ML: Gabriel Feltz, R:
Calixto Bieito
Glass
Les enfants terribles
(2.7.), ML: Byron
Knutson, R: Felix Seiler
Staat s o pe r i m
Sch i lle rth e ate r
(0 30) 20 35 45 55
Weill
Aufstieg und Fall
der Stadt Mahagonny (6.6.), ML: Wayne
Marshall, R: Vincent
Boussard
Sciarrino
Lohengrin (14.6.),
ML: Michele Rovetta,
R: Ingo Kerkhof
Feldmann/Beckett
Neither/Footfalls
(22.6.), ML: François
Xavier Roth, R: Katie
Mitchell
D eu t sche O pe r
(0 30) 3 43 84 01
Britten
Billy Budd (22.5.),
ML: Donald Runnicles, R: David Alden
Donizetti
Maria Stuarda (konzertant) (4.6.), ML:
Paolo Arrivabene
Bern
Stadt th e ate r
+41 (31) 3 29 52 52
Britten
Peter Grimes (6.6.),
ML: Kevin John, R:
Ludger Engels
Chemnitz
Städti sch e
The ate r
(03 71) 4 00 04 30
Orff
Der Mond (7.6.), ML:
Arnaud Arbet, R: Holger Potocki
Darmstadt
Sta at sth e ate r
(0 61 51) 2 81 16 00
Puccini
Il trittico (1.6.), ML:
Martin Lukas Meister, R: John Dew
DüsseldorfDuisburg
D e u t sch e O pe r
am Rhe i n
(02 11) 8 90 82 11
Britten
Death In Venice
(14.6.), ML: Lukas
Beikircher, R: Immo
Karaman
Berheide
Der Troll (20.6.), ML:
Wen-Pin Chien, R:
Gregor Horres
Dresden
Sächs i sch e
Sta at s o pe r
(03 51) 4 91 17 05
Mozart
Così fan tutte (22.5.),
ML: Omer Meir Wellber, R: Andreas Kriegenburg
Verdi
Simon Boccanegra
(30.5.), ML: Christian
Thielemann, R: Jan
Philipp Gloger
Strauss
Feuersnot (7.6.), ML:
Stefan Klingele
Tsangaris
Karl May (20.6.), ML:
Erik Nielsen, R: Manfred Weiß
Essen
A alto The ate r
(02 01) 8 12 22 00
Janáček
Jenůfa (24.5.), ML:
Tomáš Netopil, R:
Robert Carsen
Frankfurt/
Main
O pe r
(0 69) 1 34 04 00
Delius
Romeo und Julia auf
dem Dorfe (22.6.),
ML: Paul Daniel, R:
Eva-Maria Höckmayr
Eötvös
Der goldene Drache
(29.6.), ML: Johannes Debus, R: Axel
Weidauer
Gelsenkirchen
M u s i kth e ate r i m
R e vi e r
(02 09) 4 09 72 00
Tschaikowski
Pique Dame (22.6.),
ML: Rasmus Baumann, R: Dietrich
Hilsdorf
Genf
G ran d Thé âtr e
+41 (22) 3 22 50 00
Catalani
La Wally (18.6.), ML:
Evelino Pidò
Gera
The ate r
0 34 57 (58 50
Nørgård
Nuit des hommes
(28.6.), ML: Thomas
Wicklein, R: Kay
Kuntze
Halle
O pe r n h au s
(03 45) 2 05 02 22
Händel
Arminio (6.6.), ML:
Bernhard Forck, R:
Nigel Lowery
Marschner
Der Vampyr (3.7.),
ML: Josep Caballé
Domenech, R: Wolf
Widder
Hamburg
H ambu r g i sch e
Sta at s o pe r
(0 40) 35 68 68
Händel
Almira (25.5.), ML:
Alessandro De Marchi, R: Jetske Mijnssen
Hannover
Sta at s o pe r
(05 11) 99 99 11 11
Rameau
Castor et Pollux
(28.6.), ML: Howard
Arman, R: Alexander
Charim
Innsbruck
Lan destheater
+43 (5 12) 52 07 44
Weill
Aufstieg und Fall
der Stadt Mahagonny (21.6.), ML: Alexander Rumpf, R: Ulrich Peters
Köln
Opern hau s
(02 21) 22 12 84 00
Donizetti
L’elisir d’amore
(22.6.), ML: Andreas
Schüller, R: Bernd
Mottl
Glass
Les enfants terribles
(25.6.), ML: Rainer
Mühlbach, R: Anna
Horn, Elena Tzavara,
Götz Leineweber
Lausanne
Opéra
+41 (21) 3 10 16 00
Nicolai
Die lustigen Weiber
von Windsor (6.6.),
ML: Frank Beermann, R: David Hermann
Lübeck
Th eater
(04 51) 7 45 52
Rossini
La cenerentola
(30.5.), ML: Ryusuke
Numajiri, R: Cordula
Däuper
Lüneburg
Th eater
(0 41 31) 4 21 00
Mozart
Die Zauberflöte
(28.6.), ML: Thomas
Dorsch, R: Iris Ini Gerath
Leipzig
Opern hau s
(03 41) 1 26 12 61
Strauss
Die Frau ohne Schatten (14.6.), ML: Ulf
Schirmer, R: Balázs
Kovalik
Luzern
Th eater
+41 (0) 4 12 10 66 18
Naske
Der satanarchäolügenialkohöllische
Wunschpunsch
(7.6.), ML: Michael
Wendeberg, R: Dominique Menth
Fotos: Timothy Greenfield-Sanders (o.); Monika Rittershaus (M.); Danetzki und Weidner (u.)
O
Massenet
Werther (konzertant)
(16.6.), ML: Donald
Runnicles
Mannheim
Natio naltheater
(06 21) 1 68 01 50
Hölszky
Böse Geister (31.5.),
ML: Roland Kluttig,
R: Joachim Schlömer
München
Baye rische
Sta atsoper
(0 89) 21 85 19 20
Zimmermann
Die Soldaten (25.5.),
ML: Kirill Petrenko,
R: Andreas Kriegenburg
Rossini
Guillaume Tell
(28.6.), ML: Dan Ettinger, R: Antú Romero Nunes
Monteverdi
L’Orfeo (20.7.), ML:
Ivor Bolton, R: David
Bösch
Sta atstheater
am Gärtn er platz
(0 89) 21 85 19 60
Verdi
Aida (18.6.), ML:
Marco Comin, R:
Torsten Fischer
Kálmán
Die Zirkusprinzessin
(19.7.), ML: Michael
Brandstätter, R: Josef E Köpplinger
Nürnberg
Sta atstheater
(01 80) 5 23 16 00
Meyerbeer
Les Huguenots
(15.6.), ML: Guido
Johannes Rumstadt,
R: Tobias Kratzer
Oldenburg
Sta atstheater
(04 41) 2 22 51 11
Britten
Albert Herring (6.6.),
ML: Robin Davis, R:
Lydia Steier
Regensburg
The ater
(09 41) 5 07 24 24
Mozart
Die Zauberflöte
(15.6.), ML: Tetsuro
Ban, R: Matthias
Reichwald
Fotos: Rene Gaens
Saarbrücken
Sa arlän disches
Sta atstheater
(06 81) 3 22 04
Strauss
Die Frau ohne Schatten (17.6.), ML: Toshiyuki Kamioka, R:
Dominik Neuner
Mozart
La finta giardiniera
(5.7.), ML: Ulrich Cor­
nelius, R: Tom Ryser
Salzburg (A)
Land esth eater
+43 (6 62) 87 15 12 21
Kaija Saariaho
Emilie (24.5.), ML:
Leo Hussain, R: Agnessa Nefjodov
Stuttgart
Staat sth eater
(07 11) 20 20 90
Puccini
La bohème (30.5.),
ML: Simon Hewett,
R: Andrea Moses
Wagner
Tristan und Isolde
(20.7.), ML: Sylvain
Cambreling, R: Jossi
Wieler, Sergio Morabito
Trier
Th eater
(0651) 7 18 18 18
Gluck
Orfeo ed Euridice
(24.5.), ML: Victor
Puhl, R: Birgit
Scherzer
Ulm
Th eater
(07 31) 1 61 44 44
Stäbler
Erlöst Albert E.
(20.6.), ML: Michael
Weiger, R: Philipp Jescheck
Wien
Staat s oper
+43 (1) 5 14 44 22 50
Janáček
Přihody Lišky Bystroušky (18.6.), ML:
Franz Welser-Möst,
R: Otto Schenk
Th eater an d er
Wi en
+ 43 (1) 5 88 85
Verdi
La traviata (1.7.),
ML: Sian Edwards, R:
Peter Konwitschny
Volksoper
+43 (1) 5 14 44 36 70
Beethoven
Fidelio (25.5.), ML:
Julia Jones, R: Markus Bothe
Zürich
O per nh aus
+41 (44) 2 68 64 00
Puccini
La fanciulla del West
(22.6.), ML: Marco
Armiliato, R: Barrie
Kosky
K
Kl a ssi k
Pierre-Laurent
Aimard
15.7. Graz (A),
Helmut List
Halle
17.7.Eltville,
Kloster Eberbach
21.7. Salzburg (A),
Mozarteum
Nicolas Altstaedt
1.6. Wien (A),
Konzerthaus
15.6. Bad Kissingen,
Kissinger
Sommer
Piotr Anderszewski
28.5.Hamburg,
Laeiszhalle
Avi Avital
27.5. Wien (A),
Konzerthaus
10.6.Bremen,
Sendesaal
11.6.Rolandseck,
Stiftung Arp
Museum
3.8.Chorin, Kloster
Daniel Barenboim
23.5.Dresden,
Sächsische
Staatsoper
27.5.Essen, Philharmonie
28.5.Frankfurt/
Main, Alte
Oper
14.6. Wien (A),
Musikverein
15.6. Wien (A),
Musikverein
18.6.Berlin, Philharmonie
23.7. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
17.8. Luzern (CH),
KKL
18.8.Luxemburg
(LU), Philharmonie
21.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
22.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
24.8.Berlin, Waldbühne
Valer BarnaSabadus
20.6.Gießen, Stadttheater
21.6.Gießen, Stadttheater
22.6.Gießen, Stadttheater
6.7.Ludwigsburg,
Schlossfestspiele
30.8. Luzern (CH),
KKL
Cecilia Bartoli
5.6. Salzburg (A),
Haus für
Mozart
7.6. Salzburg (A),
Haus für
Mozart
9.6. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
27.6.Dortmund,
Konzerthaus
29.6.Dortmund,
Konzerthaus
15.8. Salzburg (A),
Mozarteum
21.8. Salzburg (A),
Haus für
Mozart
23.8. Salzburg (A),
Haus für
Mozart
26.8. Salzburg (A),
Haus für
Mozart
29.8. Salzburg (A),
Haus für
Mozart
31.8. Salzburg (A),
Haus für
Mozart
Lisa Batiashvili
20.6.Berlin, Philharmonie
21.6.Berlin, Philharmonie
19.8.Elmau, Schloss
21.8. Salzburg (A),
Mozarteum
Piotr Beczała
8.6. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
12.6. Graz (A),
Musikverein
für Steiermark
15.6. Wien (A),
Konzerthaus
22.6.Schwarzenberg (A),
AngelikaKauffmannSaal
25.6.Ingolstadt,
Stadttheater
17.8. Salzburg (A),
Haus für
Mozart
Daniel Behle
9.6.Dresden,
Frauenkirche
21.6. Bad Kissingen,
Regentenbau
23.6. London (GB),
Wigmore Hall
27.6.Schwarzenberg (A),
AngelikaKauffmannSaal
Appenzeller Bachtage: Seit sechs Jahren
widmen sich unter der Leitung von Rudolf Lutz
Chor & Orchester der im schweizerischen St.
Gallen ansässigen J. S. Bach-Stiftung der Aufführung sämtlicher Bach-Kantaten. In diesem
Jahr veranstaltet man zudem die Appenzeller
Bachtage (13.–17.8.), bei denen neben Gastspielen von Angela Hewitt und Christine Schornsheim renommierte Bach-Kenner die Frage auch
nach der historisch korrekten Bach-Interpretation zu beantworten versuchen.
www.bachtage.ch
Tickets: +41 (0 71) 2 42 16 61
Styriarte: 1985 wurde in Graz mit der styriarte ein Musikfestival gegründet, um mit
Nikolaus Harnoncourt den prominentesten
Musikersohn der Stadt ein Klangforum zu bieten. Und bis heute setzt er mit dem Concentus Musicus Maßstäbe. Passend zum FestivalMotto „Zauber der Natur“ (20.6.–20.7.) dirigiert
er eine Neuinszenierung von Purcells Shakespeare-Adaption „The Fairy Queen“. Weitere
Highlights sind die Konzerte von Jordi Savall,
Herbert Schuch und Pierre-Laurent Aimard.
www.styriarte.com
Tickets: +43 (03 16) 82 50 00
Carl Orff Festspiele Andechs: Kloster Andechs, der Heilige Berg, der Blick über
den Ammersee von Diessen herüber–daran
ergötzte sich Carl Orff in seinen reifen Jahren. Grund genug also, um 1992 diesen bayerischen Genius loci zum Zentrum der OrffFestspiele zu machen. Im Mittelpunkt der 17.
Ausgabe (14.6.–3.8.) steht besonders Orffs
Beschäftigung mit Georg Büchner. Außerdem
werden Orffs „Carmina Burana“ und „Catulli
Carmina“ in magische Lichtbilder eingetaucht.
www.carl-orff-festspiele.de
Tickets: (0 81 52) 37 64 00
61
T er m in e K l a ssik
Mozartfest Speyer: In der traditionsreichen Stadt am Rhein veranstaltet die Deutsche
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter GMD
Karl-Heinz Steffens erstmals das Mozartfest
(2.–7.7.). Von einem Ausflug in die Welt der Oper
über Mozarts letzte drei Sinfonien bis hin zur
seiner wunderbaren Kammermusik reicht das
Programm. Und wie es sich für ein Sommerfestival gehört, wird es zwei Open-Air-Konzerte
im Rathaus-Innenhof geben.
www.staatsphilharmonie.de/mozartfest/
Tickets: (0 62 32) 14 23 92 oder unter
www.reservix.de
Rossini in Wildbad: 1856 reiste Rossini in
den Schwarzwald, um in den fürstlichen Thermen des Kurortes Bad Wildbad Füße und Seele
baumeln zu lassen. Über hundert Jahre später
ist der „Schwan von Pesaro“ hier wieder anzutreffen. Dank des Belcanto-Festivals, bei dem
Meisterwerke wie „Die Reise nach Reims“ und
Raritäten wie „Adelaide di Borgogna“ zu erleben
sind (17.–27.7.). Außerdem ehrt man mit Adriana
Hölszky eine der renommiertesten Komponistinnen unserer Zeit mit einem Konzert.
www.rossini-in-wildbad.de
Tickets: (0 70 81) 1 02 84
Schleswig-Holstein Musik Festival:
Auch unter der Leitung des neuen Intendanten
Christian Kuhnt bespielt man den Norden ausschließlich mit tollen Musikern und interessanten Werken. In diesem Jahr (5.7.–31.8.) stehen
die argentinische Star-Cellistin Sol Gabetta und
Felix Mendelssohn Bartholdy im Zentrum der
164 Konzerte an den 59 Orten. Und dass man in
Schleswig-Holstein keine musikalischen Grenzen kennt, unterstreichen Gäste wie Bobby
McFerrin, Murray Perahia und Elton John!
www.shmf.de
Tickets: (04 31) 23 70 70
62
Gábor Boldoczki
25.5.Düsseldorf,
Tonhalle
1.8.Weilburg,
Schlosshof
Khatia Buniatishvili
23.5.Köln, Philharmonie
27.5.Frankfurt/
Main, Alte
Oper
6.6. Wien (A),
Musikverein
12.6.Würzburg,
Mozartfest
Würzburg
18.6. Wien (A),
Musikverein
19.6.Elmau, Schloss
6.8. Gstaad (CH),
Kirche Saanen
30.8. Gstaad (CH),
YehudiMenuhin
Festival
Joseph Calleja
4.6.Berlin,
Deutsche Oper
7.6.Berlin,
Deutsche Oper
12.6.München,
Nationaltheater
14.6.München,
Nationaltheater
19.6.München,
Nationaltheater
27.6.München,
Nationaltheater
1.7.München,
Nationaltheater
4.7.München,
Nationaltheater
7.7.München,
Nationaltheater
10.7.München,
Nationaltheater
22.8. Gstaad (CH),
YehudiMenuhin
Festival
Cameron Carpenter
22.5.Bielefeld,
Rudolf Oetker
Halle
24.5.Potsdam,
Nikolaisaal
28.5. Genf (CH),
Victoria Hall
30.5. Genf (CH),
Victoria Hall
3.6. Salzburg (A),
Mozarteum
8.6.Dresden, Alter
Schlachthof
15.6.Berlin, Philharmonie
1.7.Ingolstadt,
Stadttheater
22.7.Kiel, Schloss
Max Emanuel Cencic
7.6.Leipzig, Oper
Riccardo Chailly
22.5.Leipzig, Gewandhaus
23.5.Leipzig, Gewandhaus
29.5.Leipzig, Gewandhaus
30.5.Leipzig, Gewandhaus
5.6.Leipzig, Gewandhaus
6.6.Leipzig, Gewandhaus
9.6.Dresden,
Sächsische
Staatsoper
11.6.Leipzig, Gewandhaus
26.7. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
28.7. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
Diana Damrau
4.7.München,
Nationaltheater
7.7.München,
Nationaltheater
10.7.München,
Nationaltheater
17.7.München,
Philharmonie
21.7.Baden-Baden,
Festspielhaus
24.7.Baden-Baden,
Festspielhaus
27.7.Baden-Baden,
Festspielhaus
29.7.München,
Philharmonie
Lise de la Salle
6.7. Zürich (CH),
Opernhaus
Xavier de Maistre
26.6.München,
Prinzregententheater
Ekaterina
Derzhavina
31.5.Langelsheim,
Evangelische
Kirche St.
Andreas
Plácido Domingo
23.7. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
9.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
12.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
15.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
18.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
21.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
24.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
Gustavo Dudamel
27.6.Berlin, Waldbühne
23.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
24.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
Quatuor Ebène
21.6.Schwarzenberg (A),
AngelikaKauffmannSaal
23.6. Wien (A),
Konzerthaus
24.6. Wien (A),
Konzerthaus
Huelgas Ensemble
11.6. Basel (CH),
Leonhardskirche
Hilliard Ensemble
18.7.Auhausen,
Klosterkirche
Scharoun Ensemble
28.5.Berlin, Philharmonie
Mojca Erdmann
1.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
5.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
8.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
11.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
14.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
17.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
20.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
23.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
Till Fellner
1.6.Hannover,
Staatsoper
2.6.Hannover,
Staatsoper
David Finckel
Julia Fischer
29.6.Fürth, Stadttheater
1.7.München,
Prinzregententheater
5.7.Dresden,
Schauspielhaus
6.7.Dresden,
Schauspielhaus
18.7.Wiesbaden,
Kurhaus
25.7.Hamburg,
Laeiszhalle
26.7.Kiel, Schloss
25.8.Schwarzenberg (A),
AngelikaKauffmannSaal
29.8. Gstaad (CH),
Kirche Saanen
Juan Diego Flórez
23.5.München,
Nationaltheater
26.5.München,
Nationaltheater
29.5.München,
Nationaltheater
1.6.München,
Nationaltheater
7.6.München,
Nationaltheater
8.6. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
30.7.München,
Nationaltheater
22.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
26.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
David Fray
7.6. Salzburg (A),
Mozarteum
Nelson Freire
29.5.Berlin, Philharmonie
Kammermusiksaal
Sol Gabetta
23.5.Berlin, Philharmonie
24.5.Berlin, Philharmonie
25.5.Berlin, Philharmonie
13.6.Baden-Baden,
Festspielhaus
11.7.Pronstorf,
Schleswig
Holstein
Musik-Festival
Elīna Garanča
8.6. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
11.6.München,
Nationaltheater
Fotos: Frank Vinken (o.); Uwe Arens (u.)
Rafał Blechacz
26.5.Düsseldorf,
Robert
Schumann
Saal
13.6.München,
Nationaltheater
15.6.München,
Nationaltheater
18.6.München,
Nationaltheater
22.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
24.8. Salzburg (A),
Haus für
Mozart
26.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
Vivica Genaux
6.6.Dortmund,
Konzerthaus
20.7.Eltville,
Kloster Eberbach
22.7.Lübeck,
Schleswig
Holstein
Musik-Festival
23.7.Lübeck,
Schleswig
Holstein
Musik-Festival
Christian Gerhaher
23.5.Frankfurt/
Main, Oper
25.5.Frankfurt/
Main, Oper
29.5.Frankfurt/
Main, Oper
6.6.Frankfurt/
Main, Oper
8.6.Frankfurt/
Main, Oper
20.7.München,
Bayerische
Staatsoper
23.7.München,
Bayerische
Staatsoper
25.7.München,
Bayerische
Staatsoper
27.7.München,
Bayerische
Staatsoper
30.7.München,
Bayerische
Staatsoper
Fotos: Daniel Delang (o.)
Vittorio Grigolo
16.6.Berlin,
Deutsche Oper
19.6.Berlin,
Deutsche Oper
27.7. Verbier (CH),
Festival
Hélène Grimaud
19.6.Dortmund,
Konzerthaus
20.6. Bad Kissingen,
Regentenbau
22.6.München,
Philharmonie
Benjamin Grosvenor
17.6.Münster,
Theater
18.6.Münster,
Theater
22.6.Münster,
Theater
29.6. Bern (CH),
Zentrum Paul
Klee
Martin Grubinger
24.5.Hamburg,
Laeiszhalle
25.5.Braunschweig,
Stadthalle
5.7.München,
Philharmonie
11.7.München,
Philharmonie
14.7.Nürnberg,
Meistersingerhalle
16.7.München,
Philharmonie
Hilary Hahn
25.5.Düsseldorf,
Tonhalle
4.6.Dresden,
Sächsische
Staatsoper
5.6.Freiburg,
Konzerthaus
6.6.Mannheim,
Congress
Center Rosengarten
Thomas Hampson
29.5.Dresden,
Sächsische
Staatsoper
11.6.Baden-Baden,
Festspielhaus
14.6.Essen, Philharmonie
18.6. Wien (A),
Musikverein
23.6. Wien (A),
Staatsoper
27.6. Wien (A),
Staatsoper
27.7.München,
Nationaltheater
31.7. Salzburg (A),
Haus für
Mozart
Daniel Harding
4.6.München,
Philharmonie
5.6.München,
Philharmonie
6.6.München,
Philharmonie
Nikolaus
Harnoncourt
24.5. Wien (A),
Musikverein
25.5. Wien (A),
Musikverein
21.6. Graz (A),
Helmut List
Halle
23.6. Graz (A),
Helmut List
Halle
25.6. Graz (A),
Helmut List
Halle
27.6. Graz (A),
Helmut List
Halle
28.6. Graz (A),
Helmut List
Halle
5.7. Graz (A),
Stefaniensaal
7.7. Graz (A),
Stefaniensaal
21.7. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
Thomas
Hengelbrock
6.6.Baden-Baden,
Festspielhaus
8.6.Baden-Baden,
Festspielhaus
9.6.Baden-Baden,
Festspielhaus
12.6.Baden-Baden,
Festspielhaus
15.6.Hamburg,
Laeiszhalle
5.7.Lübeck,
Musik- und
Kongresshalle
6.7.Lübeck,
Musik- und
Kongresshalle
24.7.Kiel, Schloss
25.7.Lübeck,
Musik- und
Kongresshalle
26.7.Hamburg,
Laeiszhalle
28.7.Ingolstadt,
Stadttheater
29.7. Salzburg (A),
Felsenreitschule
Daniel Hope
28.6.Ulrichshusen,
Festspielscheune
20.7. Verbier (CH),
Festival
22.7. Verbier (CH),
Festival
28.7.München,
Prinzregententheater
Maximilian Hornung
13.6.Amsterdam
(NL), Concert­
gebouw
15.6.Köln, Philharmonie
9.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
Mariss Jansons
12.6.Berlin, Philharmonie
13.6.Berlin, Philharmonie
14.6.Berlin, Philharmonie
Paavo Järvi
24.5.Frankfurt/
Main, Alte
Oper
25.5.Frankfurt/
Main, Alte
Oper
1.6.Weilburg,
Schlosshof
2.6.Dortmund,
Konzerthaus
4.6.Freiburg,
Theater
5.6.Dresden,
Sächsische
Staatsoper
6.6.Mannheim,
Congress
Center Rosengarten
13.6.Frankfurt/
Main, Alte
Oper
14.6.Frankfurt/
Main, Alte
Oper
29.6.Eltville,
Kloster Eberbach
30.6.Eltville,
Kloster Eberbach
Philippe Jordan
18.6. Wien (A),
Musikverein
19.6. Wien (A),
Musikverein
ARD-Musikwettbewerb: Der 1952 gegründete Internationale Musikwettbewerb der ARD
ist weltweit einer der renommiertesten und
größten Wettbewerbe seiner Art. Für viele heute weltberühmte Künstler war eine Auszeichnung ein Sprungbrett für die Karriere. Dazu
gehörten etwa Jessye Norman, Thomas Quasthoff, Christian Tetzlaff und das Artemis Quartett. Dieses Jahr findet der Wettbewerb von 1.
bis 19. September in den Fächern Klavier, Violoncello, Schlagzeug und Bläserquintett statt.
www.ard-musikwettbewerb.de
Tickets: (0 89) 5 90 01 08 80
Sharon Kam
15.6.Düsseldorf,
Tonhalle
Miloš Karadaglić
24.7.Eltville,
Kloster Eberbach
27.7. Gstaad (CH),
YehudiMenuhin
Festival
30.7.Elmau, Schloss
Christiane Karg
12.7. London (GB),
Wigmore Hall
30.8.Schwarzenberg (A),
AngelikaKauffmannSaal
Amir Katz
6.6.Berlin,
Konzerthaus
19.6.Leipzig, Gewandhaus
21.6.Hamburg,
Laeiszhalle
24.8.Schwarzenberg (A),
Schubertiade
Jonas Kaufmann
15.7.München,
Bayerische
Staatsoper
25.7.München,
Bayerische
Staatsoper
28.7.München,
Bayerische
Staatsoper
31.7.München,
Bayerische
Staatsoper
Leonidas Kavakos
14.6. Wien (A),
Musikverein
15.6. Wien (A),
Musikverein
18.6. Bad Kissingen,
Regentenbau
Klosterkonzerte Maulbronn: Hier
trutzige romanische Mauern, dort rosettenverzierte gotische Spitzbogenfenster: Die
Klosteranlage Maulbronn ist ein einzigartiges
Ensemble und zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Seit 1968 haben daher die Klosterkonzerte als ein sommerübergreifendes Musikfestival hier ein traumhaftes Domizil, in dem 2014
(17.5.–28.9.) großartige Solisten und Ensembles
wie das GrauSchumacher PianoDuo gastieren.
„Artist in Residence“ ist Pianist Bernd Glemser.
www.klosterkonzerte.de
Tickets: (0 70 43) 1 03 11
Frühling in Schloss Seehof: Vor den
Toren Bambergs findet in der Orangerie der
ehemaligen Sommerresidenz der Bamberger
Fürstbischöfe das Pfingstfestival „Frühling in
Schloss Seehof“ statt. Das Festival verbindet
barockes Ambiente und Musik vom Feinsten.
Mitglieder der Bamberger Symphoniker, das
Bamberger Streichquartett und prominente Gäste gestalten die Konzertreihe (5.–9.6.).
Ein Muss ist auch das Kammermusikfestival
„Sommerserenaden Schloss Seehof“ (23.–27.7.).
www.festival-schloss-seehof.de
Tickets: (09 51) 9 80 82 20
63
T er m in e K l a ssik
Soli Deo Gloria: Bei dem im Braunschweiger Land stattfindenden Festival „Soli
Deo Gloria“ kommen nicht nur die Freunde
der historischen Aufführungspraxis auf ihre
Kosten (20.6.–6.7.). Neben Pianist und Dirigent Jos van Immerseel, Geigerin Midori Seiler
und dem argentinischen Wundercountertenor
Franco Fagioli gibt sich schließlich auch Igor
Levit mit Beethoven die Ehre. Und Deutschlands Sopran Nr. 1 Christine Schäfer gibt ein
Liedrecital mit Schubert und Debussy.
www.soli-deo-gloria.info
Tickets: (01 80) 5 54 48 88
Simone Kermes
1.6.München,
Philharmonie
9.6.Elmau, Schloss
9.7. Bad Kissingen,
Kissinger
Sommer
Gidon Kremer
26.7.Stralsund,
Theater Vorpommern
27.7.Ulrichshusen,
Festspielscheune
Alexander Krichel
21.6.Dresden,
Frauenkirche
23.6.Köln, Philharmonie
Aleksandra Kurzak
18.6. Zürich (CH),
Opernhaus
21.6. Zürich (CH),
Opernhaus
Musikfest Bremen: Das Musikfest Bremen
versetzt von jeher nicht nur die Hansestadt, son­
dern die nordwestdeutsche Region hochka­rä­tig
in Schwingung. Doch weil man in diesem Jahr
(30.8.–20.9.) den 25. Festival-Geburtstag begeht,
hat man das Gesamtprogramm mit den über 35
Konzerten besonders prominent bestückt. Da
sorgen Rolando Villazón und Soul-Jazz-Sänger
Gregory Porter für vokale Gänsehautmomente.
Und Marc Minkowski gratuliert mit „Orfeo ed Euridice“ Gluck zum 300. Geburtstag.
www.musikfest-bremen.de
Tickets: (04 21) 33 66 99
Lang Lang
24.5.Leipzig, Gewandhaus
Julia Lezhneva
29.8.Eltville,
Kloster Eberbach
Jan Lisiecki
24.5.Dortmund,
Konzerthaus
30.5.Berlin, Philharmonie
Kammermusiksaal
21.7. Verbier (CH),
Festival
23.7. Verbier (CH),
Festival
Valentina Lisitsa
7.6.Stuttgart,
Liederhalle
Meraner Musikwochen: Die Gartenstadt
Meran kann nicht nur mit mediterranem Klima
aufwarten. Mit dem Jugendstil-Kurhaus von
1914 besitzt man einen der schönsten Konzertsäle des Alpenraums. Dieses Schmuckstück
steht auch bei den 29. Meraner Musikwochen
(25.8.–23.9.) im Mittelpunkt, die diesmal Orchester aus drei Kontinenten eingeladen haben–darunter das Seoul Philharmonic Orchestra (Dirigent: Myung-Whun Chung) sowie das
Orchestre National de France (Daniele Gatti).
www.meranofestival.com
Tickets: +39 (04 73) 49 60 30
64
Lorin Maazel
5.6.Berlin, Philharmonie
6.6.Berlin, Philharmonie
7.6.Berlin, Philharmonie
Mischa Maisky
7.6.Papendorf,
Villa Papendorf
27.6.Berlin,
Komische Oper
23.7. Verbier (CH),
Festival
28.7. Verbier (CH),
Festival
30.7. Verbier (CH),
Festival
Ana-Marija
Markovina
21.6.Öttingen,
Residenzschloss
Pumeza Matshikiza
30.5.Stuttgart,
Staatstheater
4.6.Stuttgart,
Staatstheater
15.6.Stuttgart,
Staatstheater
18.6.Stuttgart,
Staatstheater
20.6.Stuttgart,
Staatstheater
24.6.Stuttgart,
Staatstheater
Albrecht Mayer
29.6.Schwetzingen,
Schloss
7.8.Eltville,
Kloster Eberbach
Alexander Melnikov
28.5.Schwetzingen,
Schloss
L’arte del mondo
13.6. Bad Lauchstädt, Goethe
Theater
14.6.Dresden,
Frauenkirche
15.6. Bad Lauchstädt, Goethe
Theater
16.7.Mannheim,
Nationaltheater
Daniel MüllerSchott
25.5.Frankfurt/
Main, Alte
Oper
30.5.Bonn,
Beethoven
Halle
18.6.Freiburg,
Konzerthaus
30.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
Yannick NézetSéguin
19.6.Dortmund,
Konzerthaus
20.6. Bad Kissingen,
Regentenbau
22.6.München,
Philharmonie
26.6.München,
Herkulessaal
27.6.München,
Herkulessaal
21.7.Baden-Baden,
Festspielhaus
24.7.Baden-Baden,
Festspielhaus
27.7.Baden-Baden,
Festspielhaus
Anna Netrebko
6.6.Baden-Baden,
Festspielhaus
9.6.Baden-Baden,
Festspielhaus
12.6.Baden-Baden,
Festspielhaus
15.6.Hamburg,
Laeiszhalle
27.6.München,
Bayerische
Staatsoper
1.7.München,
Bayerische
Staatsoper
9.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
12.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
Tickets online
auf www.rondomagazin.de/
ticketshop
Viktoria Mullova
4.6.Ludwigsburg,
Schloss
Anne-Sophie Mutter
28.5.Mannheim,
Congress
Center Rosengarten
29.5.Wiesbaden,
Kurhaus
15.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
18.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
21.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
24.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
Georg Nigl
4.7. Graz (A),
Helmut List
Halle
5.7. Graz (A),
Helmut List
Halle
David Orlowsky
1.6.Potsdam,
Nikolaisaal
22.6.Ludwigsburg,
Schlossfestspiele
Alice Sara Ott
16.7.Johannisberg,
Schloss
Andreas
Ottensamer
10.6. Wien (A),
Musikverein
15.6. Wien (A),
Musikverein
René Pape
22.5.Berlin, Staatsoper im
Schillertheater
25.5.Berlin, Staatsoper im
Schillertheater
28.5.Berlin, Staatsoper im
Schillertheater
30.5.Berlin, Staatsoper im
Schillertheater
29.6.Mannheim,
Nationaltheater
21.7.München,
Prinzregententheater
26.7. Verbier (CH),
Festival
Christina Pluhar
6.6.Göttingen,
Stadthalle
Göttingen
30.6.Berlin,
Konzerthaus
4.7.Ludwigsburg,
Schloss
6.7.Ludwigsburg,
Schloss
2.8.Dresden,
Frauenkirche
Maurizio Pollini
16.6. Wien (A),
Musikverein
13.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
22.8. Luzern (CH),
KKL
24.8. Luzern (CH),
KKL
Anna Prohaska
17.6. Wien (A),
Konzerthaus
19.6. Bad Kissingen,
Kissinger
Sommer
Fotos: Julien Mignot (o.); Musikfest Bremen/fotoetage (M.); mgm/Frieder Blickle (u.)
29.7. Verbier (CH),
Festival
31.7. Verbier (CH),
Festival
31.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
24.6.Dortmund,
Konzerthaus
21.7.Baden-Baden,
Festspielhaus
24.7.Baden-Baden,
Festspielhaus
27.7.Baden-Baden,
Festspielhaus
30.7. Salzburg (A),
Mozarteum
Jerusalem Quartet
27.5. Innsbruck (A),
Saal des
Landeskon­
servatoriums
Belcea Quartet
11.6. Wien (A),
Konzerthaus
12.6. Wien (A),
Konzerthaus
Armida Quartett
21.6. Eisenstadt (A),
Schloss
Esterházy
11.7.Gauting,
Bosco Kulturhaus
Fauré Quartett
15.7.Johannisberg,
Schloss
20.7.Pronstorf,
Schleswig
Holstein
Musik-Festival
Fotos: Stefan Deuber/Lucerne Festival (o.); Innsbrucker Festwochen der Alten Musik (M.)
Artemis Quartett
17.6. Bad Kissingen,
Kissinger
Sommer
29.6.Schwarzenberg (A),
AngelikaKauffmannSaal
Minetti Quartett
24.7. Ossiach (A),
Stiftskirche
26.7. Ossiach (A),
Stiftskirche
29.8.Schwarzenberg (A),
Schubertiade
Mandelring
Quartett
4.6.Remscheid,
Teo-OttoTheater
28.6.Schwarzenberg (A),
AngelikaKauffmannSaal
Sir Simon Rattle
18.6.Berlin, Philharmonie
27.6.Berlin, Philharmonie
30.8.Berlin, Philharmonie
31.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
Esa-Pekka Salonen
9.8. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
Christine Schäfer
26.5.Freiburg,
Konzerthaus
11.6. Wien (A),
Staatsoper
15.6. Wien (A),
Staatsoper
20.6. Wien (A),
Staatsoper
27.6.Frankfurt/
Main, Oper
17.7.München,
Nationaltheater
András Schiff
16.6.Düsseldorf,
Robert
Schumann
Saal
24.6.Schwarzenberg (A),
AngelikaKauffmannSaal
25.6.Schwarzenberg (A),
AngelikaKauffmannSaal
27.6.Schwarzenberg (A),
AngelikaKauffmannSaal
Andreas Scholl
15.8.Johannisberg,
Schloss
Martin Stadtfeld
14.6.Baden-Baden,
Festspielhaus
Christian
Thielemann
30.5.Dresden,
Sächsische
Staatsoper
1.6.Dresden,
Sächsische
Staatsoper
3.6.Dresden,
Sächsische
Staatsoper
8.6.Dresden,
Sächsische
Staatsoper
9.6.Dresden,
Sächsische
Staatsoper
11.6.Dresden,
Sächsische
Staatsoper
12.6.Dresden,
Sächsische
Staatsoper
4.8.Bayreuth,
Festspiele
9.8.Bayreuth,
Festspiele
16.8.Bayreuth,
Festspiele
20.8.Bayreuth,
Festspiele
23.8.Bayreuth,
Festspiele
Francesco Tristano
17.9.Bremen,
Musikfest
21.9.Baden-Baden,
Festspielhaus
17.10.Stuttgart,
Liederhalle
3.12.München,
Philharmonie
Mitsuko Uchida
4.6. Zürich (CH),
Tonhalle
5.6. Zürich (CH),
Tonhalle
Rolando Villazón
21.7.Baden-Baden,
Festspielhaus
24.7.Baden-Baden,
Festspielhaus
2.8. Verbier (CH),
Festival
23.8. Salzburg (A),
Mozarteum
24.8. Salzburg (A),
Mozarteum
28.10.Hamburg,
Laeiszhalle
1.11.Düsseldorf,
Tonhalle
26.11.Hannover,
Kuppelsaal im
HCC
Jan Vogler
24.5.Dresden,
Schauspielhaus
25.5.Dresden,
Schauspielhaus
28.5.Dresden,
Sächsische
Staatsoper
31.7.Elmau, Schloss
2.8.Elmau, Schloss
Klaus Florian Vogt
11.6. Wien (A),
Staatsoper
15.6. Wien (A),
Staatsoper
20.6. Wien (A),
Staatsoper
22.6.Neubrandenburg, Konzertkirche
28.6.Dresden,
Albertinum
29.6.Dresden,
Albertinum
5.7.Lübeck,
Musik- und
Kongresshalle
6.7.Lübeck,
Musik- und
Kongresshalle
16.7.Kiel, Schloss
31.7.Bayreuth,
Festspiele
3.8.Bayreuth,
Festspiele
6.8.Bayreuth,
Festspiele
9.8.Bayreuth,
Festspiele
Arcadi Volodos
29.6.Saarbrücken,
Congresshalle
4.7. Bad Kissingen,
Kissinger
Sommer
Yuja Wang
22.6.Hamburg,
Laeiszhalle
9.7.Johannisberg,
Schloss
10.7. Bad Kissingen,
Kissinger
Sommer
Antje Weithaas
10.12. Genf (CH),
Victoria Hall
15.12. Bern (CH),
Kulturcasino
Pieter Wispelwey
13.6.Bonn,
Beethoven
Halle
Ingolf Wunder
7.8.Johannisberg,
Schloss
10.8.Chorin, Kloster
Christian Zacharias
19.6. Zürich (CH),
Tonhalle
20.6. Zürich (CH),
Tonhalle
23.8.Papendorf,
Villa Papendorf
Frank Peter
Zimmermann
16.5.Berlin, Philharmonie
17.5.Berlin, Philharmonie
19.5.Berlin, Philharmonie
4.6.München,
Philharmonie
6.6.München,
Philharmonie
4.7.Köln, Philharmonie
5.7.Köln, Philharmonie
23.8.Papendorf,
Villa Papendorf
Tabea Zimmermann
15.6.Würzburg,
Mozartfest
Würzburg
1.7.Johannisberg,
Schloss
David Zinman
24.5. Zürich (CH),
Tonhalle
25.5. Zürich (CH),
Tonhalle
4.6. Zürich (CH),
Tonhalle
5.6. Zürich (CH),
Tonhalle
19.6. Zürich (CH),
Tonhalle
20.6. Zürich (CH),
Tonhalle
25.6. Zürich (CH),
Tonhalle
26.6. Zürich (CH),
Tonhalle
Lucerne Festival: Das Lucerne Festival
2014 ist dem 2013 verstorbenen Maestro Claudio Abbado gewidmet (15.8.–14.9.). Und natürlich bildet das von ihm gegründete Lucerne
Festival Orchestra einen wichtigen Pfeiler im
Programm, das der „Psyche“ gewidmet ist.
Hohen Besuch erwartet man zudem aus Berlin
und Wien mit den jeweiligen Philharmonikern
unter Leitung von Rattle bzw. Dudamel. Und
als „Composer In Residence“ präsentieren sich
Unsuk Chin und Johannes Maria Staud.
www.lucernefestival.ch
Tickets: +41 (0 41) 2 26 44 80
Innsbrucker Festwochen der Alten
Musik: 1685 war fürwahr kein schlechter
Jahrgang für die Musikgeschichte, da erblickten sowohl Johann Sebastian Bach und Georg
Friedrich Händel als auch Domenico Scarlatti
das Licht der Welt. Diesem Dreigestirn widmen sich die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2014. Festivalleiter Alessandro De
Marchi dirigiert zum Auftakt Händels Opernerstling „Almira“, Fabio Biondi belebt dann
Scarlattis kostbare Oper „Narciso“ in der Inszenierung von Davide Livermore neu. Natürlich
gibt es darüber hinaus auch Gastspiele von
Top-Solisten wie Countertenor David Hansen und Barockcellist Balázs Máté. Das Nachwuchsprojekt „Barockoper:jung“ präsentiert
die wahrscheinlich erste Komödie der Operngeschichte, „L’Orontea“ des Innsbrucker Hofmusikers Pietro Antonio Cesti.
RONDO verlost in Kooperation mit den Innsbrucker Festwochen einmal zwei Tickets für
Scarlattis „Narciso“ am 29. August inklusive
einer Übernachtung mit Frühstück im Austria
Trend Congress Hotel (wo auch die Künstler
untergebracht sind). Vor der Aufführung gibt
es zur Einstimmung ein Gläschen Sekt. Einsendungen unter dem Betreff „Innsbruck“
postalisch an RONDO, Kurfürstendamm 211,
10719 Berlin (Ihre Kontaktdaten bitte nicht vergessen!) oder per Mail an [email protected]. Viel Glück! rl
Innsbrucker Festwochen der Alten Musik
2014
12.– 31. August
Informationen und Tickets unter
www.altemusik.at oder Tel.: +43 (01) 8 80 88
65
T erm i n e Ja z z
Verlag:
Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin,
Tel. 030 / 41 47 81 761
Fax 030 / 41 47 81 713
E-Mail [email protected]
J
Ja z z
Internet: www.rondomagazin.de
Herausgeberin: Verena von der Goltz
Chefredakteur: Carsten Hinrichs (ch)
Redaktionsassistentin: Anna Vogt
Autoren dieser Ausgabe: Michael Blümke
(mb), Arnt Cobbers (ac), Jan Brachmann,
Oliver Buslau, Josef Engels (joe), Guido
Fischer (gf), Thomas Fitterling (tf), Robert
Fraunholzer (rfr), Matthias Kornemann (mk),
Reinhard Lemelle (rl), Roland Mackes, Carsten
Niemann (cn), Mirjam Schadendorf, Klaus
von Seckendorff, Matthias Siehler, Werner
Stiefele (ws), Michael Wersin (mw), Marcus A.
Woelfle
Hinweise Oper, Festival, Konzert:
Guido Fischer
Bildredaktion: Oliver Tenhoven
Termine: Anna Vogt
Art Director: Arndt Knieper
Produktion: Rüdiger Kern
Abo + Vertrieb: Susanne Lanzinger
Tel. 089 / 61 46 58 80
[email protected]
Anzeigen Tonträger: Marike Hasler
Tel. 08137 / 63 28 722
[email protected]
Anzeigen Veranstalter und Marken:
Ulrike Oertel
Tel. 030 / 41 47 81 760
Fax 030 / 41 47 81 713
mobil 0160 / 73 74 624
[email protected]
Online:
Büro Hamburg: Hartmut Winter
(Online-Marketing),
Tel. 040 / 53 27 13 85
mobil 0177 / 77 21 262,
[email protected]
Druck: ADV Schoder, Augsburger Druck- u.
Verlagshaus GmbH
RONDO erscheint sechsmal jährlich.
Abonnement für ein Jahr: Deutschland u.
Österreich 28 €, weiteres Ausland 32 € – bitte
bei Bestellung Bank­verbindung für Lastschrifteinzug mit BIC und IBAN angeben.
Das nächste RONDO erscheint am
Donnerstag, 26. August 2014.
66
Geri Allen
25.5.Bonn, Jazzfest
Götz Alsmann
24.5.Münster,
Theater
20.6.Münster,
Theater
Rebekka Bakken
20.7.Nürnberg,
Hotel Maritim
21.10. Wien (A),
Konzerthaus
5.11.Lübeck,
Musik- und
Kongresshalle
7.11.Heidelberg,
Stadthalle
8.11.Freiburg,
Theater
9.11.Biberach,
Stadthalle
12.11.Stuttgart,
Theaterhaus
13.11.Kaiserslautern,
Kammgarn
23.11.Essen, Philharmonie
Maria Baptist
13.9.Berlin, Kunstfabrik Schlot
16.9.Kiel,
KulturForum
Stefano Bollani
30.9.Stuttgart,
Theaterhaus
19.12.Köln, Philharmonie
Kari Bremnes
21.9.Dresden, Alter
Schlachthof
25.9.Mannheim,
Alte Feuerwache
27.9.Karlsruhe,
Tollhaus
30.9.Berlin,
Heimathafen
Neukölln
The Brew
28.5.Freiburg, Jazzhaus
29.5.Freiburg, Jazzhaus
30.5.Tübingen,
Sudhaus
19.10.Bonn,
Harmonie
Till Brönner
12.7.Essen, Philharmonie
Chick Corea
26.5. Linz (A),
Brucknerhaus
28.5. Wien (A),
Konzerthaus
Jamie Cullum
27.7.München,
Tollwood
12.9.Leipzig, Oper
4.11.Mannheim,
Alte Feuerwache
5.11.Erlangen, EWerk
Äl Jawala
7.6.Fürstenwalde,
Kulturfabrik
17.7.Freiburg, ZeltMusik-Festival
Lily Dahab
23.5.Flensburg,
Orpheus
Theater
Jack DeJohnette
Group
7.7.Karlsruhe,
Tollhaus
Barbara Dennerlein
22.5.Bernau,
Wasserturm
1.7. Wien (A), Jazzland
2.7. Wien (A), Jazzland
3.7. Wien (A), Jazzland
4.7. Wien (A), Jazzland
5.7. Wien (A), Jazzland
Jacob Karlzon
17.10.Bremen, Die
Glocke
18.10.Dresden, Alter
Schlachthof
20.10.Düsseldorf,
Tonhalle
21.10.Frankfurt/
Main, Alte
Oper
22.10.Kaiserslautern,
Kammgarn
25.10.Dortmund,
Konzerthaus
27.10.Berlin, Philharmonie
Kammermusiksaal
4.6.Karlsruhe,
Tollhaus
5.6.Dortmund,
Domicil
6.6.Hamburg,
Fabrik
10.6.Darmstadt,
Centralstation
Wolfgang Muthspiel
22.5.Luxemburg
(LU), Philharmonie
23.5.Dortmund,
Domicil
25.5.München,
Jazzclub
Unterfahrt
26.5. Wien (A),
Konzerthaus
Gregory Porter
2.7.Elmau,
Schloss
15.7.Stuttgart, Jazz
Open
Iiro Rantala
5.6.Frankfurt/
Main, Romanfabrik
6.6.Schorndorf,
Jazzclub
Silke Eberhard
31.5.Berlin, Kunstfabrik
Schlot
Alle Termine
auf unserer Musiklandkarte
www.rondomagazin.de/
termine.php
5.6.Berlin,
Kulturbrauerei
1.7.Berlin, B-flat
21.7.Berlin, Kunstfabrik Schlot
Jazzchor Freiburg
31.5.Freiburg, Jazzhaus
27.10.Augsburg,
Parktheater
28.10.Stuttgart,
Theaterhaus
Chilly Gonzales
28.5.Frankfurt/
Main, Alte
Oper
21.6.München,
Philharmonie
29.6.Hamburg,
Laeiszhalle
Tord Gustavsen
7.6. Wien (A),
Porgy & Bess
28.10.München,
Circus Krone
30.10.Hamburg,
Laeiszhalle
Alexandra Lehmler
Quintett
7.7.Mannheim,
Alte Feuerwache
10.10.Schorndorf,
Jazzclub
Pat Metheny
22.5.Dortmund,
Konzerthaus
24.5.München,
Philharmonie
Hazmat Modine
3.6. Zürich (CH),
Moods
Anoushka Shankar
22.5.Hamburg,
Laeiszhalle
24.5.Köln, Philharmonie
27.5. Wien (A),
Konzerthaus
Carla Bley Trio
30.5. Zürich (CH),
Moods
31.5. Wien (A),
Porgy & Bess
Ulf Wakenius
23.5.Singen, Stadthalle
24.5.Bonn, Jazzfest
Zugabe
Namen, Nachrichten, Nettigkeiten:
Neues von der Hinterbühne
Von Robe rt F r au n hol z e r
Fotos: Wilfried Hösl (l. o.); Concertgebouworkest/Marco Borggreve (l. M.); Stadt Lyon (r. o.); Lukas Beck (r. u.)
Zweiter Anlauf:
René Fleming
denkt über weitere
Strauss-Partien
nach
Auseinander­
gesetzt: Jonas
Kaufmann und
Margarete Joswig
anlässlich ihrer
Stuhlpatenschaft
in der Bayerischen
Staatsoper
Umgesetzt:
Mariss Jansons
­verlässt Amsterdam
Jonas Kaufmann und seine Frau, die Sängerin Margarete Joswig, haben ihre Trennung
bekanntgegeben. Die beiden haben drei Kinder. In Interviews hatte Kaufmann darauf hingewiesen, die langen Abwesenheiten, bedingt
durch seine Karriere, hätten das Familienleben
belastet.
Überraschend hat der lettische Dirigent
Mariss Jansons das Auslaufen seiner Chefposition beim Concertgebouw Orkest in Amsterdam zum Ende der Saison 2014/15 bekanntgegeben. Seinen Vertrag mit dem BR-Symphonieorchester, auf das er sich nun konzentrieren
will, hatte er bis August 2018 verlängert. Jansons gilt seit langem als gesundheitlich angeschlagen. Auf einer Tournee mit dem Concertgebouw Orkest in Sydney musste er ein laufendes Konzert kürzlich abbrechen. Es ist nicht
auszuschließen, dass sich Jansons mit der Beendigung seines Vertrages für die Nachfolge
von Simon Rattle in Berlin in Stellung bringen
will. Dessen Vertrag läuft 2018 aus.
Mezzo-Sopran Christa Ludwig (86) führt
ihre ‚erotische’ Stimme auf die „vielen unerfüllten Sehnsüchte“ zurück, „die ein Sän-
gerleben so mit sich bringt“. Das sagte sie bei
einem Interview zuhause in Klosterneuburg.
„Ich konnte all das, was mir privat fehlte, in
den Gesang hineinlegen.“ Heute dagegen verstünden viele Sänger „nur noch etwas von
Sex. Und nichts von Erotik.“ Das führe auch zu
nichts. Eine wohlklingende Stimme sei im Übrigen nicht alles. „Oh, die Natur schuf mich im
Grimme! Sie gab mir nichts als eine schöne
Stimme“, zitierte sie Matthias Claudius.
Nach der unrühmlichen Auflösung seines
Vertrags mit der Semperoper Dresden – vor
Amtsantritt – kehrt Serge Dorny als Intendant
nach Lyon zurück. Dort hatte die Belegschaft
zwischenzeitlich in einem offenen Brief gegen
ihren früheren Chef protestiert – aufgrund von
dessen Führungsstil. Dornys Verbindungen
zum Bürgermeister der Stadt waren aber offenbar gut genug, so dass dieser sich über das Votum hinwegsetzte.
Bariton Christian Gerhaher, der in Frankfurt als Don Giovanni auf der Bühne zu erleben ist, singt die Rolle trotz eigener Komplexe.
„Es ist doch ganz klar“, so Gerhaher in Berlin,
„dass man sich für den Don Giovanni vom Typus her eher einen Jonas Kaufmann wünschen
würde als mich.“ Das Virile, machohaft Männliche habe bei ihm „gar keine wirkliche Adresse“. Was ihn dagegen interessiere, sei die Tatsache, dass Don Giovanni „ein Mann ist, der
nie Zweifel an seiner Rolle hat.“
Super-Diva Angela Gheorghiu hat in Baden-Baden ein Engagement als Marguerite in
Gounods „Faust“ wieder aufgelöst, nachdem
sie erfuhr, dass sie als Ersatz für Anna Netrebko vorgesehen war. Diese hatte erklärt, die Rolle passe nicht mehr zu ihrer Stimme. Gheorghiu gab bekannt, sie singe aus Prinzip nicht in
Produktionen, die nicht ursprünglich für sie
vorgesehen gewesen seien.
Heldentenor Ben Heppner hat das Ende
seiner Karriere angekündigt. Er werde einen
konsequenten Schlussstrich ziehen, gab der
58-jährige Kanadier bekannt. Er will sich einer
inzwischen aufgenommenen Tätigkeit als Radiomoderator widmen. Auch Cellist Julian
Lloyd Webber muss seine Karriere beenden.
Ein Bandscheibenvorfall habe den Gebrauch
seines rechten Armes zu stark beeinträchtigt,
so Lloyd Webber.
Die Sopranistin Edita Gruberova hat sich
ein Bein gebrochen. Nähere Auskünfte erteilte
sie nicht.
Entertainerin Désirée Nick ist, wie sie in
einem Interview dem Berliner „Tip“ erzählte, die direkte Nichte des Operettenkomponisten Edmund Nick („Das kleine Hofkonzert“). Da
sie getrennt von diesem Teil der Familie aufgewachsen sei, wisse sie über ihren Onkel väterlicherseits zwar nicht viel. Aber: „Familientalent lässt sich eben nicht ersticken.“ Im Berliner Tipi beschäftigt sich Nick in ihrem neuen
Programm mit Chansons und Operettentiteln
der 20er Jahre.
Zurückgesetzt:
Serge Dorny macht
eine Rolle
rückwärts
Zweitbesetzung:
Angela Gheorghiu
tritt nicht in
Baden-Baden
auf
Ausgesetzt: Edita
Gruberova hat sich
ein Bein gebrochen
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