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Das Klassik & Jazz Magazin 3/2014 W i e n e r Sta at s o p e r Stream Team Khatia Buniatishvili: Mutterherzschlag Herbert von Karajan: Generalissimus in Ungnaden Christoph Willibald Gluck: Kein Reform-Opa Immer samstags aktuell www.rondomagazin.de WYNTON MARSALIS ALL RISE 27. Juni, 20 Uhr, Messe Erfurt hr-BIGBAND, MDR RUNDFUNKCHOR MDR SINFONIEORCHESTER, Kristjan Järvi, Dirigent Facebook “f ” Logo CMYK / .ai Facebook “f ” Logo CMYK / .ai 0341.14 14 14 KARTEN & INFO: www.mdr-musiksommer.de | www.mdr-ticketshop.de 2 Eröffnungskonzert des 23. MDR MUSIKSOMMERS Themen Pasticcio: Meldungen und Meinungen aus der Musikwelt 4 Leserreise: Menuhin-Festival Gstaad 5 Wiener Staatsoper: Stream Team 6 Wien: Schlendern in der Musikgeschichte 8 1914: Musikalischer Donner 9 Khatia Buniatishvili: Mutterherzschlag 10 Herbert von Karajan: Der Generalissimus 12 Christoph Willibald Gluck: Kein Reform-Opa Blind gehört: Boris Berezovsky Stephan Gehmacher: Auf Erfolgsspur Paul van Nevel: Das polyphone Schatzkästlein Gastkommentar: Auftrittsverbot für Gergiev? Fotos: Sony/Esther Haase; David Crookes/Warner Classics; Michiel Hendrickx; Sony/John Abbott Oper, Festival, Konzerte Da Capo: Gezischtes Doppel der RONDO-Opernkritik 36 Savannah Music Festival: Stilmix mit Südstaatenflair 38 Festivaltipps 40 Musikstadt: Nürnberg 44 Fanfare: Proben, Pleiten und Premieren aus Oper und Konzert 46 Café Imperial: Stammgast im Wiener Musiker-Wohnzimmer 47 CDs, Bücher & Sammlerboxen 16 20 21 RONDO-CD: Abonnenten kriegen was auf die Ohren 48 Klassik-CDs mit „CD des Monats“ 49 Jazz-CDs mit dem „Meilenstein“ 54 Musik der Welt 56 Konzerte online: Live, in Farbe und aus dem Netz 22 Bücher: Musik für Leseratten Musikkauf online: Sein und Haben 57 24 Richard Strauss: Das „Boxen“-Luder 26 Magazin: Schätze für den Plattenschrank 58 Comic: Momente der Musikgeschichte 28 Boulevard: Bunte Klassik 59 Die Chorjungen: Goldkehlchen 29 Termine Galatea Quartett: Epochale Musik 30 Termine: Opernpremieren 60 Doktor Stradivari: Musik-Krimi 31 Termine: Konzerte Klassik 62 32 Termine: Konzerte Jazz 65 Impressum 66 Zugabe: Nettigkeiten von den Hinterbühnen dieser Welt 67 Hörtest – Brahms: Serenade op. 11 Sonny Rollins: Der alte Mann und das Mehr 34 Eric Dolphy: Out 35 Wiener Staatsoper: Stream Team 10 Khatia Buniatishvili: Mutterherzschlag 14 18 6 Lust auf Klassik? www.reservix.de Jan Garbarek &Hilliard Ensemble 16 Abschiedstournee 02.10.14 03.10.14 04.10.14 21.10.14 25.10.14 26.10.14 01.11.14 02.11.14 05.11.14 09.11.14 Blind gehört: Boris Berezovsky Eltville Speyer Eltville Paderborn Köln Köln Hannover Bremen Ulm Marburg 20 Paul van Nevel: Das polyphone Schatzkästlein 34 Gezeitenkonzerte 20.06. – 10.08.14 verschiedene Orte in ganz Ostfriesland Sonny Rollins: Der alte Mann und das Mehr www.reservix.de 3 Karten für 30.000 Veranstaltungen. Meldungen und Meinungen der Musikwelt GMD gesucht! Zuletzt waren die Journalistenkollegen der „Augsburger Allgemeinen“ stets hautnah dabei, wenn sich in Sinfoniekonzerten und Opernaufführungen verschiedene Dirigenten um die Stelle des örtlichen Generalmusikdirektors bewarben. Darunter hatten sich besonders Elias Grandy und William Lacey hervorgetan. Doch nun heißt es für den Augsburger Kritiker: Nachsitzen! Denn wie die Findungskommission jetzt beschlossen hat, geht das Bewerbungsverfahren noch einmal von vorne los. Der Grund dafür: Ein Dirigent, der sich in die engere Wahl vorgearbeitet hatte, signalisierte, dass er an dem vakanten Posten nun doch kein Interesse hat. Eine Hiobsbotschaft, zumal der Musikbetrieb in der drittgrößten Stadt Bayerns einen durchaus guten Ruf besitzt – auch dank des bisherigen GMDs Dirk Kaftan. Da der sich zukünftig auf seinen Job als Chefdirigent der Oper Graz und des Grazer Philharmonischen Orchesters konzentrieren will, sollte zu Beginn der kommenden Saison ein Nachfolger gefunden sein. Nun dürfen sich auch all jene unter den über 160 Bewerbern wieder eine Chance ausrechnen, die es 2013 nicht bis in die Endrunde geschafft haben. RL Selbst ist der Mann Valery Gergievs Mariinsky Orchester hat eins, wie auch das Amsterdamer Concertgebouw Orchestra. Und selbst die Alte Musik-Fahrensmänner Gardiner, Savall und Christie gehören zur erlesenen Schar an Musikern, die ein eigenes Label gegründet haben. Nun wurden innerhalb weniger Tage in Berlin zwei weitere Neugründungen vorgestellt. Die Berliner Philharmoniker vermeldeten, dass sie unter dem Namen „Berliner Philharmoniker Recordings“ ab sofort vor allem sinfonische Werke als CDs und DVDs herausbringen werden. Daraufhin ließ auch Daniel Barenboim die Katze aus dem Sack: Sein Label „Peral Music“ (Peral ist das spanische Wort für „Birnbaum“, das sich aus dem Jiddischen„Barenboim“ ableitet) wendet sich an ein jüngeres Klassikpublikum und vertreibt die Aufnahmen daher ausschließlich online über iTunes. Aber wurde diesen illustren Namen denn kein Blankovertrag für Projekte aller Art von einem der Großlabel angeboten? Anscheinend nicht, denn wie der für Medien verantwortliche Orchestervorstand Olaf Maninger der Berliner Philharmoniker erläuterte, gehe es den Konzernen vor allem um Starkult – und gut verkäufliche Solisten. GF Hausbesuch bei der Callas Ab 1910 informierte die französische Produktionsfirma Pathé ihre Landsleute in den Kino-Wochenschauen in kurzen Filmchen über Politik, Sport und Kultur. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte kam somit einiges an Material zusammen – auch an Kuriosa, wie sich im jetzt auf www.britishpathe. com zugänglich gemachten Archiv mit seinen rund 80.000 Videos entdecken lässt. Gerade für Musikfreunde lohnt sich das Stöbern: Da bestaunt man den neunjährigen Dirigenten Pierino Gamba, der 1945 in kurzen Hosen, aber mit dem Selbstbewusstsein eines Erwachsenen das Lamoureux Orchestra leitet. Mit Toscanini geht es im Sessellift hinauf in die Berge. Und während Isaac Stern in Australien einem Journalisten seine 100.000 Dollar-Geige vorstellt, sieht man Van Cliburn, wie er sich als frischgebackener Gewinner des Tschaikowsky-Wettbewerbs den Gratulationskuss vom Jury-Vorsitzenden Emil Gilels abholt. Besonders empfehlenswert ist aber ein Besuch bei der schwerbeschäftigten Hausfrau Maria Callas 1958 in ihrem Mailänder Appartement. Da wird erst ein wenig an den Rosen gezupft – bevor es zur Erholung einen Hochprozentigen gibt. GF 4 Leserbriefe Zu Neuerscheinungen und der Qualität der Tonträgerproduktion, RONDO 6/2013 Nur eine Frage der Zeit die Welt dreht sich weiter und weiter und so wurde vor über 30 Jahren die Schallplatte von der CD abgelöst. Wirklich? Tatsächlich sieht es mittlerweile fast umgekehrt aus. Eine Vielzahl von Neuerscheinungen und hochwertige Wiederveröffentlichungen auf Vinyl sind in der Musikreklame zu entdecken. Die CD hat erhebliche Konkurrenz von Formaten wie Download, SACD, Blue-Ray, Streaming bekommen und wird sich langfristig als Tonträger nicht halten können, nach Meinung vieler Experten. […] In Ihrem schönen Porträt zu den Berlinern mit Zugpferd Lang Lang und seinem Dompteur Rattle heißt es z.B. „Tagebuch einer CD-Aufnahme“, obwohl die Produktion ganz aktuell als Vinylausgabe erschienen ist und auch als Download angeboten wird. Längst werden also Aufnahmen nicht mehr nur für CDs erstellt. Es wäre für mich wünschenswert, wenn Sie in Ihren Berichten und Rezensionen die überholte Zentrierung auf die CD als alleiniges Medium etwas aufweichen würden und bei Neuerscheinungen auf Vinyl und andere Formate hinweisen könnten. […] Qualität setzt sich eben langfristig durch und daher war es nur eine Frage der Zeit, wann die CD mit ihren klanglichen Limitierungen das Rennen um die Marktführerschaft verlieren wird. Mit audiophilen Gruessen, Ihr treuer Leser, Matthias Reidans, Darmstadt Zur Rezension von Rameaus „Platée“, RONDO 2/2014 Humor und Selbstironie Die Äußerung über Karl Lagerfeld[s Double] in der Rezension der Wiener „Platée“-Inszenierung fand ich einfach unverschämt, bzw. wirklich beleidigend! Man mag ja zu Herrn Lagerfeld stehen wie man will, aber der Mann ist sicher kein Idiot! Wenn er die Erlaubnis dafür gegeben hat, dass seine Person in der aktuellen Inszenierung quasi zitiert werden darf, könnte es ja auch einfach nur sein, dass der gute Mann damit lediglich beweist, dass er eine gewisse Portion Humor und Selbstironie besitzt? Marc Willach, Köln Pasticcio, die Meldung der Woche – immer samstags aktuell auf www.rondomagazin.de Fotos: Dirk Kaftan (o.) Pasticcio T H E R O YA L O P E R A Leserreise MenuhinFestival, Gstaad Entspannen Oberland: verbindet beraubender Von C a r s t e n H i n r ich s wie Menuhin im Berner Das Festival in Gstaad Musikgenuss mit atemSchweizer Bergkulisse. E in Urlaub brachte ihn erstmals in die Region: Fasziniert von der umgebenden Bergkulisse und der Italianità der Westschweiz lässt sich Yehudi Menuhin schnell überreden. 1956 findet der erste Yehudi-Menuhin-Musiksommer statt, auf eine Idee des damaligen Kurdirektors Paul Valentin hin und mit Benjamin Britten und Peter Pears als ersten Stargästen. Knapp fünfzig Jahre später verbindet das Festival noch immer gekonnt Lokalkolorit mit internationaler Ausstrahlung, und Menuhins Idee, im Berner Oberland „unter musikalischen Freunden und mit ihnen“ vor Publikum zu musizieren, hat auch in der inzwischen kräftig gewachsenen europäischen Festivallandschaft eine unverwechselbare Anziehungskraft. Die RONDO-Leserreise nach Gstaad bringt Sie an fünf Tagen zu kammermusikalischen Höhepunkten der Festspielsaison und Sehenswürdigkeiten der Region und lässt Sie so an Yehudi Menuhins ursprünglicher Begeisterung für Gstaad teilhaben. Die Reise im Überblick: Puccinis berühmte Oper Sonntag, 20.7.: Individuelle Anreise, Begrüßung; Abendessen Montag, 21.07.: Ausflug nach Martigny: Besuch der RenoirAusstellung und des Skulpturenparks in der Fondation Pierre Gianadda; Abendessen in Gstaad Kirche Saanen: Kammermusik von Beethoven und Schubert mit Baiba Skride, Sol Gabetta, Christian Zacharias Dienstag, 22.7.: Ausflug nach Bern: geführter Spaziergang zu den Berner Wappentieren im Bärenpark, den Arkaden der Altstadt, zum Bundeshaus und in den berühmten „Zytgloggeturm“ mit Blick über die Stadt Abendessen in Gstaad, Abend zur freien Verfügung Mittwoch 23.7.: Seilbahnfahrt auf die Wispile, einstündige Wanderung zur Mittelstation über den „Käseweg“ (4 Km, 330 M Höhenunterschied) und Einkehr in einer Käserei mit Erläuterungen und Verkostung Kirche Gsteig: Schubert, „Die schöne Müllerin“ mit Maximilian Schmitt (Tenor) und Gerold Huber Donnerstag, 24.7.: Frühstück, individuelle Abreise Reisepreis pro Person: € 1.376 (DZ) / €1.449 (EZ) zzgl. Anreise Darin enthaltene Leistungen: –– 4 Übernachtungen im Hotel Bernerhof –– Halbpension (Frühstück + Abendessen) –– Kurtaxe –– Eintrittskarten für 2 Konzerte inkl. Transfers zu den Spielorten –– 3 Ausflüge lt. Reisebeschreibung –– Sicherungsschein mit Jonas Kaufmann live auf der großen Kinoleinwand Am 24. Juni um 19.45 Uhr aus dem Royal Opera House London Die neue Royal Opera House Saison 2014/15 startet am 16. Oktober. Der Vorverkauf hat begonnen! Wenn Sie sich für die RONDOLeserreise interessieren, fordern Sie Ihre unverbindlichen Reiseunterlagen an unter fernweh@ rondomagazin.de oder postalisch am Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt. Mehr Infos und Tickets unter 5 www.UCI-KINOWELT.de oder über die UCI App. Dominique Meyer Stream Team Der Wiener Staatsopern-Direktor über die Opern- Zukunft, Live-Streaming, über Intrigen und Wiener Schlendrian. Von Robe rt F r au n hol z e r RONDO Herr Direktor Meyer, Ihr Haus kann sich einer Traumauslastung schmeicheln, die gleich hinter der von Bayreuth rangiert. Wie schaffen Sie das? Dominique Meyer: Unsere Auslastung liegt bei 99,6 %. Sie wurde verbessert, denn wir haben die Regeln des Kartenvorverkaufs gelockert. Früher mussten die Wiener immer eine Salzburger Cousine oder einen Linzer Onkel aktivieren, denn man durfte aus Wien keine schriftlichen Bestellungen einreichen. Das ist vorbei. Wir haben die Bestellmöglichkeit übers Internet eingeführt und auch den Vorverkauf an den Kassen von einem Monat auf zwei Monate erweitert. Wir spielen zahlreiche, kurze Serien, so dass auch Leute wiederkommen, die vor allem an der Besetzung interessiert sind. Wie groß ist der Anteil von Touristen? Unsere Balance besteht in 30% Zugereisten und 70% Inländern. Eine gute Mischung. Und ein Verhältnis, das für einen großen Rückhalt in der Bevölkerung spricht. Wir sorgen für 200.000 Übernachtungen jährlich und sind damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Wien. Wer eine Reise plant, dem würde ich raten, nicht nur auf Neuproduktionen, sondern aufs Repertoire Ihres Hauses zu achten. Würden Sie widersprechen? Ich bin angetreten mit der Devise, gleich viel Wert auf RepertoireVorstellungen zu legen wie auf Premieren. Um das umzusetzen, haben wir vom Orchester mehr Proben erhalten. Wir verfügen über eine neue Probebühne, so 6 Dominique Meyer dass auf der Hauptbühne mehr Zeit für die jeweilige Abendvorstellung verwendet werden kann. Es wird massiv koproduziert, sodass die Produktionskosten gesenkt werden. Aus den Einsparungen haben wir viel in die Renovierung bestehender Produktionen investiert. Zum Beispiel in die alte „Bohème“ und „Tosca“. Mehr als sechs Premieren pro Spielzeit können wir uns nicht leisten. Aber mehr gute Vorstellungen: immer! Orientieren Sie sich an der Metropolitan Opera? Nein, die Met ist nicht unbedingt ein Vorbild. Ihre Auslastung ist, so viel ich weiß, nicht gerade hoch. Und wir spielen doppelt so viel wie die Met! Eine Gemeinsamkeit besteht nur in den großen Namen. Heute Vormittag probt bei uns Johan Botha den Parsifal, Klaus Florian Vogt singt die erste Serie des neuen „Lohengrin“. Und heute Abend steht in „Ariadne“ Stephen Gould auf der Bühne. Drei der weltbesten Tenöre! Wenn Sie zwei Highlights der kommenden Saison herauspicken sollten, welche wären es? Die Premiere des „Schlauen Füchsleins“ von Janáček, das es noch nie zuvor am Haus gab. Es inszeniert Otto Schenk. Mein Vorsatz war, in jeder Spielzeit zwei Opern herauszubringen, die man hier noch nie gespielt hat. Man hatte noch nie „Anna Bolena“, „Aus einem Totenhaus“, noch keine „Mahagonny“, keine „Alcina“ und natürlich auch keine „Adriana Lecouvreur“. Seit vier Jahren halten wir uns erfolgreich an diese Devise. Mein zweites Highlight: der „Ring“! Der ist immer ein Höhepunkt. Wieder mit Nina Stemme. Mit ihr planen wir in Zukunft noch zwei Neuproduktionen mit Rollendebüt. Bei Regisseuren – mit Irina Brook, Pierre Audi und Uwe Eric Laufenberg – pflegen Sie einen mittleren Kurs der Publikumssicherheit. Warum? Das ist verkürzt dargestellt. Bei uns haben Christof Loy, Peter Konwitschny und soeben Andreas Homoki inszeniert. Mein Wunsch ist: eine internationale Ausstrahlung. Das ist nicht durch eine einzige Richtung zu erreichen. Meine Zielgruppe kann nicht nur das deutsche Feuilleton sein. Wir arbeiten hauptsächlich für unser Publikum. Wien ist eine musikalisch hochinteressierte, aber sehr selbstbezogene Stadt: Nur was hier passiert, ist wichtig. Richtig? Ich sehe das nicht so. Auch das Wiener Publikum reist mehr als früher. Und schickt mir dann Nachrichten aus Paris, London oder New York. Wahr ist, dass es bedeutende Sänger gibt, die hier nicht so bekannt sind, z.B. Joyce DiDonato und Vivica Genaux. Auch Renée Fleming ist in Wien relativ spät bekannt geworden. Mit dem Live-Streaming haben andere große Opernhäuser seit etlichen Jahren gutes Geld verdient. Mit welchen Einnahmen rechnen Sie? Ich bin vorsichtig. Und habe ein anderes Konzept als London oder New York. Wir übertragen im Augenblick nur dann ins Kino, wenn wir einen Kooperationspartner wie etwa den ORF haben. Ich will unser Haus nicht in ein Fernsehstudio verwandeln. Ins Internet aber können wir ab nächster „Ein Liebesduett ist ja kein TennisMatch“ Spielzeit 45 verschiedene Opernund Ballettvorstellungen direkt übertragen. Dazu haben wir etliche Kameras auf der Bühne und im Zuschauerraum – nahezu unsichtbar – fest installiert. Kein Cent dafür kommt aus dem normalen Budget, sondern von Sponsoren. Opern- und Ballettfans Die Inszenierung der Wiener Staatsoper von ‚Nabucco‘ mit Placído Domingo war im Mai die erste Oper jemals, die live in UltraHD-Qualität (4k) gestreamt wurde. Die Opern-Premieren an der Wiener Staatsoper 2014/15 Die Klassische : Mozart, Idomeneo Christoph Eschenbach, Kaspar Holten; Schade, Bengtsson, Reiss (ab 5.10., Live-Streaming: 10.14.) Die Monumentale : Mussorgski, Chowanschtschina Semyon Bychkov, Lev Dodin; Furlanetto, Ventris, Lippert, Kulman (ab 15.11., Live-Streaming: 21.11.) Die Populäre : Verdi, Rigoletto Franz Welser-Möst, Pierre Audi; Beczała, Keenlyside, Nafornita (ab 20.12.) Die Rabiate : Strauss, Elektra Franz Welser-Möst, Uwe-Eric Laufenberg; Stemme, Larsson, Schwanewilms (ab 29.3., Live-Streaming: 11.4.) Die Lustige : Donizetti, Don Pasquale Jesús López-Cobos, Irina Brook; Pertusi, Flórez, Nafornita (ab 26.4., Live-Streaming: 8.5.) Die Moderne : Adès, The Tempest Thomas Adès, Robert Lepage; Eröd, Houtzeel, Luna (ab 14.6., Live-Streaming: 24.6.) weltweit können so mit 60 verschiedenen Titeln pro Spielzeit das größte Repertoireangebot dieser Art live miterleben. Am 7. Mai hatten wir gemeinsam mit unserem südkoreanischen Partner aus der Elektronikbranche die erste weltweite Liveübertragung im UHD-Format, und zwar „Nabucco“ mit Plácido Domingo in der Titelpartie. Sie wollen die Oper nicht ins Kino bringen? Wir wollen die Oper in die Wohnzimmer bringen. Der Rest mag später kommen. Die Pointe ist, dass wir zwei Bilder gleichzeitig übertragen: eine Totale und ein geschnittener Film mit Close-ups. Man wird in Zukunft selber über die Nahaufnahmen der Künstler bestimmen können. Die armen Sänger!? Keine Sorge, ich habe mich vorher mit unseren Maskenbildnern beraten. Wir wollen mehr Ruhe einkehren lassen in die Bildregie. Mich stört, wenn bei Opern-Übertragungen ein Liebes-Duett wie ein Tennis-Match abgefilmt wird. In Frankreich geht man davon aus, dass der Filmregisseur eine Sache kreiert. Ich bin nicht dieser Meinung. Wir müssen auch filmisch die Treue zu den Sängern und zur Regie wahren. Auf Ihrem Chefsessel sind viele Vorgänger gescheitert – von Herbert von Karajan bis Lorin Maazel. Ist die Wiener Staatsoper inzwischen ein ‚leichtes Haus’? In gewisser Weise, denn es ist ein sehr gut organisiertes Haus. Es befindet sich inmitten einer Stadt, wo Musik als etwas Wichtiges wahrgenommen wird. Wenn anderswo eine Minute Applaus gespendet wird, können Sie beim Wiener Publikum von zehn bis zwanzig Minuten ausgehen. Das Problem ist die komplizierte Budget-Lage. Die hängt mit der Tat- sache zusammen, dass wir es mit einem relativ kleinen Land zu tun haben, in dem eine einzige Bank den Staat in eine tiefe Krise hineinreißen kann. Was hat sich seit Karajan und Böhm verändert? Die Intrigen, scheint mir, sind weniger geworden. Man wartet nicht mehr so sehr auf den Skandal. Werden Sie als Wiener StaatsopernDirektor anders wahrgenommen als früher in Paris? Ja, und es schockiert mich immer noch. In Wien kann es einem passieren, dass zwei Damen in der Straßenbahn einander anstoßen und sich zuraunen: „Dös isser!“ Und mich ansprechen: „Ich hätt’ nie geglaubt, dass Sie die Straßenbahn nehmen.“ Als ob ich vom Schottentor bis zum Burgring ein Privatflugzeug brauchen würde. Beim Wurstkaufen werde ich als „Herr Direktor“ tituliert. Die Wiener Staatsoper war früher – nicht zuletzt vom Orchester her – berühmt auch für einen gewissen Wiener Schlendrian. Gibt’s den noch? Was es gibt, sind 145 Orchestermusiker, 110 Proben, rund 280 Opern- und Ballettvorstellungen in der Staatsoper und darüber hinaus 80 Konzerte der Wiener Philharmoniker. Es gibt veränderte Probenbedingungen. Wenn parallel ein Konzert der Wiener Philharmoniker und eine Opernvorstellung stattfinden, kriegen wir nicht die B-Besetzung. Seit meiner zweiten Saison bestreiten verschiedene philharmonische Ensembles jede Saison auch einen Kammermusikzyklus im Haus. Ich bin glücklich, dass man nicht mehr von einem möglichen Weggang der Wiener Philharmoniker redet. Und auch nicht mehr von den Substituten. Den Wiener Schlendrian, den Sie ansprechen, gibt’s nicht mehr. Halten Sie das wirklich für einen Verlust? Ich nicht. www.wiener-staatsoper.at Opernstreaming: www.staatsoperlive.com Mehr dazu auch in diesem Heft ab Seite 22. 7 Beim Heurigen Für Musikliebhaber ist Wien das Mekka: Nur hier können Opernpremieren der Tagespolitik den Rang ablaufen. Unser „Café Imperial“-Kolumnist und Wien-Intimus mit ein paar g’standenen Tipps für einen Besuch an der Donau. Von Robe rt F r au n hol z e r D as Bermuda-Dreieck der Klassik befindet sich in Wien zwischen Staatsoper, Konzerthaus (samt Musikverein dazwischen) und Theater an der Wien. Man kann diesen Goldlicht-Bezirk auch in Caféhäusern ausdrücken: Dann läge er zwischen Café Sacher (hinter der Staatsoper), Café Imperial (direkt neben dem Musikverein) und Café Sperl (schräg hinterm Theater an der Wien). Drei berühmte Adressen. Wer hier tagsüber nach Künstlern fahndet, sollte gleichwohl die Probenpläne gut kennen. Sänger sind nicht eben für den Besuch stickiger Lokale bekannt (Ausnahme: siehe „Café Imperial“). Instrumental-Musiker trifft man gelegentlich nach dem Konzert im „Gmoa-Keller“ hinterm Konzerthaus. Burg-Schauspieler eher im „Schnattl“ in der Josefstadt. Wer ein Wien-Wochenende – besser: eine ganze Woche – plant, muss zur Veranstaltungssuche leider viele Homepages besuchen. 8 Zwar existiert für die Sprechbühnen auf www. theatania.at ein praktikabler Internet-Spielplan (für jeden Tag). Für Opern und Konzertsäle bleibt nichts als die jeweilige, meist hinterwäldlerisch aufgebaute Homepage. Man kann sich’s leisten, sind doch fast alle großen Veranstalter Wiens mit guten Besucherzahler verwöhnt. „Wiener Festwochen“ (jeweils Mai bis Juni) müssen immer gesondert recherchiert werden. Extra suchen muss man auch versteckt schöne Orte wie etwa den Ehrbar-Saal in der Mühlgasse 30 (beim Naschmarkt), wo Angelika Kirchschlager und Christian Tetzlaff gern auftreten. Von Bühnen im Umland wie der Sommerarena in Baden oder den Festspielen Reichenau (Semmering) ganz zu schweigen. Im Sommer verwandelt sich sogar der altehrwürdige Musikverein in eine veritable Touristenfalle; erkennbar an den im Amadeus-Outfit die Leute anquatschenden Ticket- www.musikverein.at www.konzerthaus.at www.theater-wien.at Foto: Wien Tourismus/Peter Rigaud Wien Schlendern in der Musikgeschichte Verkäufern auf offener Straße. Merke: Konzerte des Wiener Mozart-Orchesters sagen über Wien so viel aus wie eine Mozart-Kugel über Johann Strauß. Da alle Wiener pünktlich vom 1. Juli bis zum 31. August entweder „am Land“ weilen oder in Salzburg, ist dies – kulturell gesehen – die einzige nicht unbedingt empfehlenswerte Reisezeit. Außer zum Besuch von Heurigen (vorzugsweise in Grinzing oder Mauer). Die optisch schönsten Säle – abgesehen vom Musikverein und vom Konzerthaus – sind das Theater in der Josefstadt (nebst SträußlSälen) sowie das Volkstheater. Dass im Theater an der Wien sowohl Beethoven wie auch zahlreiche Operetten-Komponisten persönlich dirigiert haben, ist gleichfalls wahr. Käme man aber kaum drauf. Im Haus Spiegelgasse 9 wohnte tatsächlich Franz Schubert (bei seinem Freund Franz von Schober). Dass er im unten gelegenen „Göttweiger Stiftskeller“ eine Milzschnitten-Suppe oder ein „Krügerl“ zu sich genommen hat, ist zumindest vorstellbar. Noch sicherer ist, dass Johann Strauß im Café Dommayer in Wien-Hietzing selbst auftrat. Und ebenso, dass Fritz Kortner, als er nach dem Ende des II. Weltkrieges mit schlotternden Knien nach Wien zurückkehrte, im Café Schwarzenberg mit den leutseligen Worten begrüßt wurde: „Servus, Fritzl!“ Als sei nichts gewesen. Ist dies nicht wirklich so? Die Vergangenheit hält länger in Wien. Man kann oft wiederkommen, ohne dass sich dieser Effekt je verschleift. Für die linke Hand: Der kriegsversehrte Pianist Paul Wittgenstein 1914 Musikalischer Donner ARABELLA STEINBACHER MOZART: VIOLINKONZERTE NR 3,4 & 5 Festival Strings Lucerne Zum 100. Mal jährt sich der Beginn des 1. Weltkriegs. Und auch an der Musik ging diese erste große Katastrophe des 20. Jahrhunderts nicht spurlos vorüber. Von G u i d o F i s ch e r D Foto: BMFI er Musikwissenschaftler Arthur Seidl stellte 1915 ein musikalisches Kompendium zusammen: Auf der Liste des Wagner-Biografen Seidl war neben Bach-Chorälen, Beethovens „Egmont“-Ouvertüre und Schuberts Quartett „Der Tod und das Mädchen“ Max Reger besonders umfangreich vertreten – zum Beispiel mit den Variationen und der Fuge über „Heil dir im Siegerkranz“ und der gerade erst veröffentlichten „Vaterländischen Ouvertüre“. „Musikalische Kriegsrüstung“ hatte Seidl diese Auswahl von Stücken genannt, die für ihn geeignet war, um etwa bei patriotischen Zusammenkünften, Heldengedenkfeiern und auch zur „geistigen Aufrichtung“ gespielt zu werden, wie es Sabine Giesbrecht in ihrem 2005 erschienenen Aufsatz „Lieb’ Vaterland, magst ruhig sein“ beschrieben hat. Kaum waren ab dem 28. Juli 1914 die ersten Kriegserklärungen formuliert, wurde erst schriftlich aufgerüstet (angeblich sollen allein im ersten Kriegsmonat August anderthalb Millionen Kriegsgedichte entstanden sein), dann lief die Heldenkür deutscher Komponisten auf Hochtouren. Diese Haltung auf deutscher Seite stieß selbstverständlich bei den Franzosen auf Widerspruch. So war Claude Debussy direkt im ersten Kriegsjahr darum bemüht, den deutschen Einfluss aus der französischen Musik zu eliminieren. Und sein bekanntestes Proteststück aus dieser Zeit ist die „Berceuse héroïque“, mit der er den deutschen Überfall vom neutralen Belgien verurteilte. Überhaupt gibt es zahllose Musikstücke, mit denen bekannte Komponisten unmittelbar die Zeichen der Zeit verarbeitet haben. Maurice Ravel beispielsweise, der sich ab September 1914 im baskischen Örtchen Saint-Jean-de-Luz um die ersten Kriegsverwundeten kümmerte, hatte den Finalsatz seines Klaviertrios mit wilden Klavierkaskaden gespickt, die fast wie das Sturmläuten der Kirchenglocken anlässlich der Mobilmachung anmuten. Und 1917 stellte Ravel jedem Satz seiner Suite „Le tombeau de Couperin“ den Namen von Freunden zur Seite, die im 1. Weltkrieg gefallen waren. Als „War Requiem“ ist hingegen die 3. Sinfonie des Engländers Ralph Vaughan Williams später bezeichnet worden, die er als in Frankreich stationierter Soldat 1916 begonnen hatte. Und mit der „Geschichte vom Soldaten“ schrieb Igor Strawinski im letzten Kriegsjahr 1918 ein Stück, das zwar nicht unmittelbar das aktuelle Kriegstosen reflektiert, aber dennoch auch die Tragik jener Jahre widerspiegelt. Zu den berühmtesten Interpreten, deren Schicksal eng mit dem 1. Weltkrieg verknüpft ist, gehört zweifellos der Pianist Paul Wittgenstein. Der Österreicher hatte sich 1914 freiwillig gemeldet und wurde gleich so schwer verwundet, dass man seinen rechten Arm amputieren musste. Dass der Bruder des berühmten Philosophen Ludwig Wittgenstein dennoch in die Musikgeschichte eingehen sollte, ist seinem eisernen Willen und den sehr guten Kontakten zu prominenten Komponisten zu verdanken. So trainierte Wittgenstein die Finger der linken Hand solange, bis er mit seiner überragenden Technik nicht nur in Europa und in den USA für Furore sorgte. Er bestellte u. a. bei Maurice Ravel und Sergei Prokofjew Konzerte für die linke Klavierhand und Orchester, die heute zu den Klassikern der Moderne gehören. ue Ne D C Download & CD erhältlich auf www.pentatonemusic.com Neu erschienen: „Hinter den Linien 1914 – 2014“, Lieder von Ives, Eisler, Schubert, Schumann, Weill, Anna Prohaska, Eric Schneider, DG/Universal Abonnenten-CD: Track 11 9 Im Vertrieb von NAXOS Deutschland Khatia Buniatishvili Mutterherzschlag Mit der neuen CD „Motherland“ legt Pianistin Khatia Buniatishvili ihr bislang wohl persönlichstes Album vor. Von T obi a s H e ll D heit, die ich dadurch bekomme. Das Klavier ist zum Glück ein sehr reiches Instrument. Es besitzt diesen perkussiven Klang, aber gleichzeitig die Qualitäten eines Streichinstruments. Damit lässt sich ohne Probleme die Aussage einer ganzen Partitur wiedergeben. Man hat hier eine unglaubliche Palette von Farben zur Verfügung, vorausgesetzt natürlich, man findet die Sprache dieses Instruments. Dann lässt sich auch alleine sehr viel erzählen.“ Viel zu erzählen gibt es derzeit ebenfalls über Buniatishvilis neues Album „Motherland“, auf dem sie ein sehr persönliches Pro- Foto: Sony/Esther Haase as Leben einer Pianistin kann mitunter doch recht einsam sein. Denn während andere Instrumente meist eher in Orchesterkonzerte integriert sind, ist das Wort Solist beim Klavier dank des großen Solorepertoires zuweilen sehr wörtlich zu nehmen. Für Khatia Buniatishvili ist dieser Umstand jedoch keineswegs nur als Nachteil zu betrachten. „Allein auf der Bühne ist der Zustand der Meditation viel leichter zu erreichen, denn mit den Augen fühlt man die anderen Menschen neben einem. Alleine ist man konzentrierter. Außerdem liebe ich diese Frei- gramm präsentiert, für das sie bei Bach und Brahms ebenso fündig wurde, wie beim georgischen Zeitgenossen Giya Kancheli oder bei György Ligeti. Der Titel selbst ist dabei eher symbolisch zu betrachten und hat für die mittlerweile in Paris wohnende Musikerin weniger mit Heimweh oder ihrem Geburtsland Georgien zu tun, als vielmehr mit ihrer Mutter selbst, der das emotionale Werk gewidmet ist. „Eine Mutter steht als Symbol für neues Leben, und ich wollte mit diesem Projekt all das zeigen, was das Wesen einer Frau ausmacht. Meine Mutter ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Sie ist die einzige Wahrheit, die ich kenne.“ Die Zusammenstellung der CD mag mit Stücken aus gut drei Jahrhunderten Musikgeschichte auf den ersten Blick ein wenig bunt gemischt erscheinen, doch steckt dahinter bei näherer Betrachtung eine genauestens ausgetüftelte Dramaturgie in Bezug auf Form und Tonalität der einzelnen Werke. „Trotzdem war die Herangehensweise weniger intellektuell als vielmehr emotional. Und genau dadurch fiel die Auswahl letzten Endes doch sehr leicht. Denn egal ob Bach oder Arvo Pärt, sie alle transportieren in ihrer Musik Emotionen. Das Jahrhundert, aus dem sie stammen, macht da keinen Unterschied. Im Idealfall fühlt der Zuhörer die gleichen Emotionen wie ich, aber es kann auch jeder eine eigene Geschichte darin 10 entdecken. Es sind lauter kleine Erinnerungen, ein großer Erfolg. Ich habe auch andere Stükurze Momentaufnahmen, die sich zusam- cke von Kancheli in meinem Repertoire, auch menfügen. Aus meinem Leben und dem Leben wenn er leider nur sehr wenig für Klavier gemeiner Mutter.“ schrieben hat. Darüber hinaus ist er aber einDer „Oktober“ aus Tschaikowskis „Jahres- fach ein mindestens ebenso genialer Filmkomzeiten“ ist so zum Beispiel ponist, dessen Melodien nicht nur eine Referenz an sehr bekannt geworden den Geburtstag der Mutter sind. Also wollte ich auch in eben diesem Monat, sondiese Note zeigen.“ dern praktischerweise gleich Dass Musik aus Geornoch eines der ganz persönligien dennoch eher selchen Lieblingsstücke der Piaten auf den internationistin. Für sie lässt es sich nalen Konzertpodien zu Der 1935 geborene Giya Kancheli ohne Probleme aus dem ur- ist einer der prominentesten hören ist, wundert Busprünglichen Zyklus heraus- musikalischen Vertreter niatishvili kaum. „Es liegt lösen und funktioniert auch wahrscheinlich daran, Georgiens, dessen Werke bereits in neuer Umgebung bestens. dass in unserem Land während des Kalten Krieges zu Angesprochen auf die melan- beiden Seiten des Atlantiks aufdie Volksmusik einen hocholische Färbung vieler der hen Stellenwert hat und geführt wurden. Nach einer hier vertretenen Stücke ant- Zwischenstation in Berlin lebt wir deswegen wohl nur wortet sie überzeugt: „Es ist wenige klassische Komund arbeitet er seit 1995 in einfach eine Farbe, die ich in ponisten hervorgebracht Antwerpen, wo man ihn zum einer Frau sehe. Aber selbst- Composer In Residence des Royal haben.“ Selbst zu komverständlich gibt es noch vie- Flemish Philharmonic ernannte. ponieren kommt für sie le andere Aspekte, die hier im Moment, obwohl In seinem Werkkanon stehen zusammenkommen. Auch die CD auch eigens von neben Sinfonien, Kammermusik die Unbeschwertheit und das ihr verfasste Arrangeund einer Oper auch zahlreiche Kindliche. Denn sind wir ehr- Bühnen- und Filmmusiken, die ments enthält, nicht in lich, für seine Mutter bleibt Frage. „Wenn man nicht ihn in seiner Heimat populär man immer ein Kind, ganz Mozart ist, dann ist es machten. Rodion Shchedrin beegal, wie alt man ist. Man schwer, sich Komponist schrieb ihn aufgrund seiner selbst fühlt bei ihr hingegen zu nennen. Ich liebe es, auf starke Kontrastwirkung immer Wärme und Gebor- bauenden Werke als „Asketen am Klavier zu improvigenheit.“ sieren, aber etwas selbst mit dem Temperament eines Auch in anderer Hin- Maximalisten: ein gefesselter zu schreiben ist einfach sicht ist die CD eine echte Fa- Vulkan.“ nochmal etwas ganz anmilienangelegenheit, denn deres. Es fällt aber leichfür einen vierhändigen slater, wenn man einen wischen Tanz von AntoGrund hat und etwas von nín Dvořák gesellt sich gleich noch Schwester Herzen kommt.“ So wie ihre Version des traGvantsa mit an den Flügel. „Wir sind schon öf- ditionellen „Vagiorko mai“, dessen Melodie an ter zusammen aufgetreten, vor allem mit Kam- die Friedensbrücke in Tiflis erinnert. mermusik, aber wir forcieren das nicht. Wir Die Facetten des Programms vermitteln sind zwei sehr unterschiedliche Persönlichkei- sich aber nicht nur auf CD, sondern kamen ten, kennen einander als Geschwister aber na- auch live schon erfolgreich als Zyklus zur Auftürlich unglaublich gut und wissen, wie die an- führung. „Es ist eine sehr intime Angelegendere fühlt. Das macht es leicht, miteinander heit, trotzdem würde ich dieses Programm zu musizieren.“ Selbst wenn Mutter und Fa- auch in Zukunft gerne weiter vor Publikum milie ganz klar im Zentrum stehen, so schiebt spielen. Ganz einfach, weil es für mich – und sich doch zweimal auch eine kleine georgi- hoffentlich auch für die Zuhörer – eine sehr sche Note mit in das Programm. „Georgien ist emotionale Reise ist.“ das Land, in dem ich geboren wurde und das ich sehr liebe. Es ist ein Land der starken Frau- Neu erschienen: Motherland, Werke von en. Die 90er Jahre waren eine sehr harte Zeit, Bach, Pärt, Tschaikowski, Chopin, Debussy, in der es schwer war, zu überleben. Da muss- Ligeti, Kancheli, Sony ten vor allem die Frauen stark sein – und das Abonnenten-CD: Track 17 waren sie auch.“ Musikalisch ist die Kaukasusrepublik hier nun durch Giya Kancheli präsent, der bewusst nicht mit einem seiner klassi- Khatia Buniatishvili im Konzert: schen Werke, sondern als Filmkomponist ver- 23.5. Köln, Philharmonie treten ist. „Das Thema aus Lana Gogoberidzes 27.5. Frankfurt/Main, Alte Oper ‚Als die Mandelbäume blühten‘ ist eine Erinne- 06.6. Wien (A), Musikverein rung an die Teenagerzeit meiner Mutter. Es ist 12.6. Würzburg, Kaisersaal ein Film über die erste Liebe und war damals Georgischer Vulkan 11 Er hat den Musikbetrieb geprägt wie kein anderer. Herbert von Karajan war Berserker, Machtmensch, begnadeter Musiker und Organisator. Ein Porträt zum 25. Todestag. Von M at t h i a s S i e hl e r E in Mann. Ein Auftaktbefehl. Dem hundert andere Instrumentalisten bei ihrer Klangarbeit zu folgen haben. Nirgendwo manifestiert sich Macht so sichtbar wie in der eigentlich körperlosen Musik. Der symbolhafte und gleichzeitig praktische Beginn eines Konzertabends mehrt um ein weiteres Mal den Ruhm dessen, der da – um ein weiteres Podest erhöht – auf der Bühne seinen um einen Stab verlängerten Arm hebt, lässt ihn als Einzelner gegenüber der Masse namhafter werden, während die namenlose Kohorte vor ihm zum Reagieren gezwungen wird. Ein Akkord ist das Ergebnis. Unterwerfung wird Kunst – anders geht es in der Musik nicht. Niemand hat diesen Moment so bewusst verinnerlicht, gelebt 12 und zelebriert wie Herbert von Karajan. So elegant und dramatisch. So narzisstisch und gleichzeitig so im Dienst der Sache. So versunken und so hellwach. Mit blaugefärbter, geföhnter Locke und geschlossenen Augen. Doch nie hat ihn das anschließende Ergebnis befriedigt. Immer war er auf der Suche nach dem Mehr, nach dem perfekten Klang, der reinen, absichtslosen, schwebenden Schönheit. Auf Erden konnte er sie nicht finden. Weder im Konzertsaal noch im zu allen Manipulationen fähigen Plattenstudio, das er nutzte und dessen Möglichkeiten er auskostete und erweiterte wie kein anderer Dirigent vor ihm. Erfüllung fand er wohl höchstens in den geliebten Bergen, mit neuestem Flitzer in der Straßenkurve, über den Wolken im eigenen Flieger und auf den Wellen mit seiner pfeilschnellen Yacht. Karajan suchte zeit lebens den körperlos brillanten Klang – und war nie zufrieden Waren Toscanini und Furtwängler, die beiden großen Antipoden, Produkte ihrer Zeit, oder gar Arthur Nikisch und Hans von Bülow, die anderen beiden Leitlöwen an Berlins philharmonischem Dirigentenpult? Keiner jedenfalls wurde so durch die Zeitumstände geprägt und wurde gleichzeitig durch sie so symbolhaft überhöht wie der am 5. April 1908 in Salzburg geborene Herbert von Karajan. Vor acht Jahren hat man seinen 100. Geburtstag begangen, jetzt erinnern sich (vornehmlich Orchesterherrscher über Berlin, Opern könig in Wien und Mailand, Festspiel kaiser von Salzburg Der Musikbetrieb, der Herbert von Karajan groß gemacht und den er geprägt hat wie kein anderer, wollte mit ihm nichts mehr zu tun haben. Die Zeit der absoluten Pultherrscher war vorbei. Nirgendwo so sehr wie bei Karajans eigenem Orchester, den Berliner Philharmonikern, die sich anstelle der Karajan-Vasallen Ozawa Foto: Siegfried Lauterwasser/DG Herbert von Karajan Der Generalissimus die Plattenfirmen) an seinen 25. Todestag. Ein Großbürgersohn, der Vater war Chefarzt. In seinen jungen Jahren erfuhr er trotzdem Armut. Seinen Dirigentenberuf lernte er mit brennendem Ehrgeiz und flammendem Wirkungsbewusstsein von der Pike auf, in Ulm und Aachen an den sprichwörtlich kleinen, durch die Inflation zusätzlich geschwächten deutschen Dreisparten-Stadttheatern. Unter den Nazis stieg Karajan kometenhaft auf, trat gleich zweimal in die Partei ein, lief mit, weil er Karriere machen wollte, beschmutzte sich aber nicht wirklich (da waren Karl Böhm oder Herrmann Abendroth viel schlimmer). Nach dem Krieg wurde Karajan ausgebremst und mit Berufsverbot belegt. Dann verwandelte er sich erst Recht flächendeckend und mit Atem raubender Geschwindigkeit zum musikalischen Taktgeber des Wirtschaftswunders, zum Meister der schönen, glamourösen Musikwelt, zum technischen Manipulator und Innovator, zum absolutistischen Herrscher über eine Orchesterrepublik in Berlin, zum Opernkönig in Wien und Mailand, zum Kaiser der Salzburger Festspiele. Erst als alter, kranker, verbitterter, von seinem „Orchester auf Lebenszeit“ zurückgestoßener Mann erkannte er auch die Grenzen des Menschseins. Mitten in der Arbeit, in seinem Hightech-Bauernhaus, starb Karajan am 16. Juli 1989 einen wiederum symbolhaften Tod in den Armen von Sony-Chef Norio Ohga und in Anwesenheit seiner dritten Frau Eliette – und wurde dann schnell und grausam vergessen. und Levine mit Claudio Abbado polierter, dabei auch lebloser und Karajans absoluten Antipoden an wie in digitales Kunstharz einihre Spitze wählten. Und das eine gegossen wirkten, so aufregend Dekade später mit Simon Rattle schnell und modern geriet ihm noch einmal manifestierten. Wer Karajans weit gefasstes Repertoire überblickt, seinen wahnwitzigen Arbeitseifer, seine Rücksichtslosigkeit gegenüber sich selbst, der wird auch den Abstand zum Vor allem die EMI und die Deutsche gerne als Nachfolger im Geis- Grammophon, die Plattenfirmen, bei te beschworenen Christian denen Herbert von Karajan seine beThielemann begreifen. Ganz deutendsten Aufnahmen eingespielt abgesehen davon, dass die- hat, legen sich zum Jubiläum ins Zeug. ser einen dunklen, dräuenden Die DG hat für den Juni ihre umfassende Mischklang bevorzugt und „Symphony Edition“ von 2008 noch einsich als teutonischer Dick- mal aufgelegt. Auf 38 CDs gibt es dort schädel positioniert, während zum Mitnahmepreis viel Schönes, aber Karajans Ideal die weltläufige auch den nicht mehr so spannenden Eleganz, der strahlende, kör- dritten Beethoven-Zyklus. Großartig perlos brillante, immer schö- ist die Klangqualität bei der „Official ne Klang war. Remastered Edition“ in 13 Boxen und Das freilich ist es auch, auf 101 CDs, so preist Warner Classics was seinen Stern in den Jah- das EMI-Erbe aus den 1940er bis 1980er ren nach seinem Tod so hat Jahren an. Das ist – selbst ohne die verblassen lassen. Eine zwei- Opern – ein absolutes Muss, an dem der felnde, nicht mehr nur tech- Akustikfetischist Karajan Freude gehabt nikgläubige Welt mochte sich hätte. nicht länger einlullen lassen, begriff Musik nicht mehr nur als Sedativum. Wobei es gerade das Verdienst der nun gebündelt neu aufgelegten Einspielungen ist, einiges wieder gerade zu rücken, Ungerechtigkeiten in der Beurteilung wieder gut zu machen. So sehr etwa seine diversen Beethoven-Sinfoniezyklen immer glatter und glanz- Akustik-Fetisch sein erster Versuch für die EMI; übertroffen noch von dem dann auch klanglich wunderbar ausbalancierten zweiten Versuch für die Grammophon in den frühen Sechzigern – der auch heute, trotz historisch informierter Aufführungspraxis, immer noch Maßstäbe setzt. Ein Vierteljahr hundert – genügend Abstand für eine Bestandsaufnahme Seit dem 100. Geburtstag freilich hat sich das Karajan-Bild wieder ein wenig gewandelt. Kunststück, lassen sich doch aus dem immensen klingenden Erbe sehr leicht die ewig leuchtenden Perlen herauspicken. Zum 50. Geburtstag der Berliner Philharmonie erinnerte man sich auch dankbar, dass man einzig ihm diesen wunderbaren, Maßstäbe setzenden, Schule machenden akustisch fast perfekten Scharoun-Resonanzkörper verdankt. Was also wird von ihm bleiben? Die stilistisch abwechslungsreichen Aufnahmen der frühen EMI-Jahre mit Elisabeth Schwarzkopf und Maria Callas, die wunderbaren Opern, die „Salome“, Debussys „Pelléas et Mélisande“, die Dresdner „Meistersinger“; dazu die herrlich klingenden Decca-Jahre mit den Wiener Philharmonikern, mit ihrer seltsamen Mischung aus Ballettmusiken, Wiener Klassik und orchestralen Schaustücken; und vieles aus der Grammophon-Zeit, nicht nur die Sibelius- und Mahler-Aufnahmen, die Strawinski-Einspielungen, die berühmte Kassette mit Zweiter Wiener Schule bis hin zu den Preußischen Märschen – das ist ewiger Plattenrepertoirebestand. Erscheint im Juni: Herbert von Karajan: Sinfonie-Edition 1964– 1987 (38CDs), DG/Universal In der „Official Remastered Edition“ bei Warner Classics: Haydn, Mozart, Schubert – Sinfonien 1970–1981 (8CDs) Brahms, Bruckner, Sibelius, Strauss 1970–1981 (6CDs) Chorwerke von Haydn, Beethoven und Brahms 1972–1976 (5CDs) Berlioz, Debussy, Ravel, Tschaikowski 1970–1981 (7CDs) 13 Christoph W. Gluck Kein Reform-Opa Viel gelobt, wenig gespielt: Das ist auch im Jahr von Glucks 300. Geburtstag nicht anders. Aber es gibt interessante Projekte. Von M at t h i a s S i e hl e r S chauen wir uns die Statistik an. Die sieht günstig aus für Christoph Willibald päpstlicher Ritter von Gluck in seiner Ehrensaison – anlässlich seines Geburtstags, der sich am 2. Juli 2014 zum 300. Male jährt. Immerhin 241 Aufführungen von 42 Produktionen in 36 Städten sind für die laufende Spielzeit verzeichnet. Und sogar um alle zwei Jahre in Nürnberg abgehaltene Gluck-Festspiele kümmert sich eine Internationale Gluck-Gesellschaft. Gar nicht übel für einen Komponisten, den man der Vorklassik zurechnet: jener trübe beleuchteten Epoche, angesiedelt zwischen den heute wieder strahlenden Barockkomponisten und dem niemals verblassten Mozart als Beginn einer neuen, eben der klassischen Ära. Der im oberpfälzischen Berching als Spross einer Försterdynastie geborene und am 17. November 1787 in Wien gestorbene Gluck ist hierbei das wichtigste Scharnier. Er war, das zeigt seine unruhige Biografie, nach einer im Ländlichen verbrachten Jugendund in Wien und Mailand absolvierten Studienzeit ein sprichwörtlich europäischer Komponist, der keine Grenzen kannte. Reiste er zunächst im Gefolge des väterlichen Dienstherren Georg Christian Fürst von Lobkowitz, so konnte er sich schon früh als unabhängiger Künstler etablieren – der freilich immer dorthin fahren musste, wo es Aufträge gab. Bis es endlich eine Anstellung in Wien gab, musste er seine Kunst überall anpreisen. Sei- 14 ne geschmeidige Musik wurde in Böhmen wie Italien, in Deutschland, Österreich, Dänemark, England und sogar auch im einen ge- schmacklich sehr eigenen Musiktheaterweg gehenden Frankreich gern goutiert. Gluck war kein Wunderkind, ReformFestspiele „GLUCK / 300 ReFORM & ReVISION“ nennen sich die wieder neu erstandenen Gluck Opern Festspiele, die in Nürnberg, Fürth, Erlangen, Coburg, Berching, Freystadt vom 14.-27. Juli abgehalten werden. Sehr schön wurde die Neueinspielung der auch von Mozart vertonten „La clemenza di Tito“, in der unter Werner Ehrhardts Leitung einmal mehr Valer Sabadus in der Cafarelli-Rolle des Annio glänzt. Auch der Tenor Daniel Behle veröffentlicht im Sommer bei der Decca ein Arienrezital. Mehr als nur ein Kuriosum ist die für Dresden von Richard Wagner schwer bearbeitete „Iphigenia in Aulis“, für die sich Christoph Spehring bei Oehms Classics stark macht. mit 27 Jahren trat er erstmals als Komponist ins Rampenlicht. Er hat den Begriff „Reformoper“ nicht erfunden, aber gemeinsam mit dem Choreografen Gasparo Angiolini am nachhaltigsten propagiert, dass das Musiktheater dringend erneuert werden müsse. Dank virtuoser Kastratenexzesse im starren, durch den Wiener Libretto-Star Pietro Metastasio festgelegten Dacapo-Arienschema in einem künstlerischen Stillstand festgefahren, waren die Ermüdungserscheinungen der Oper seria überdeutlich. Gluck wollte wahrhaftiger, lebendiger an den Menschen dran sein. Er wollte Handlung in abwechslungsreiche, den Chor einbeziehende Szenenkomplexen zusammenzufassen, auf die man als Komponist indivi- B E E T H O V E N F E S T B O N N duell, nicht nur modellhaft zu reagieren hatte. Da lag also was in der Luft, es gärte in ganz Europa. Gluck war teilweise unfreiwilliger Prophet dieser Bewegung, die um 1760 begann, etwa 25 Jahre andauerte und die stark durch die französische tragédie lyrique geprägt wurde; diese aber mit italienischer Sinn- und Sanglichkeit zu verbinden wusste. Zu deren Wegmarken gehörte der 1762 in Wien uraufgeführte „Orfeo“, den Gluck, als er auf Wunsch der Habsburgerin Königin Marie Antoinette nach Paris übergesiedelt war, dort 1774 für Tenor überarbeitete, sowie die ebenda entstandenen Opern „Iphigenie in Aulis“, „Iphigenie in Tauris“ und „Alceste“, aber auch das schon früher komponierte Ballett „Don Juan“. Unter dem Titel „Che puro ciel“ – so beginnt Orfeo, der mythische Held von Glucks populärster Oper, seinen Eintritt in die heiteren Gefilde des Elysiums – versammelte der Countertenor Bejun Mehta auf einer vorbildlichen, kürzlich mit René Jacobs und der Akademie für Alte Musik veröffentlichten CD elf Arien von fünf Komponisten, die alle vom Reformvirus infiziert waren. Und Gluck ist hier das Zentralgestirn. Die Morgenröte neuer Empfindsamkeit, einer glaubwürdigen Charakterzeichnung selbst antiker Heroen und Götter, die auch den heutigen Hörer unmittelbar anspricht, wird nachhaltig zum Scheinen gebracht. Der Star Mehta sang Orfeo für eine im Mai erscheinende DVD-Verfilmung im Theater von Böhmisch Krumau (siehe Rondo 1/2014), im Januar live bei der Salzburger Mozart-Woche und im Mai bei den Wiener Festwochen in einer aufsehenerregenden Inszenierung von Romeo Castellucci, der ihn auf leerer Bühne mit einer live aus dem Krankenhaus zugeschalteten WachkomaPatientin als Euridice interagieren ließ. Die Produktion zieht im Juni, dann allerdings in der französischen Mezzosopran-Variante, weiter nach Brüssel. Vorher gibt es auch in Graz eine unbekannte, aber originale – von Gluck 1769 für den Soprankastraten Giuseppe Millico anlässlich der Hochzeit von Maria The- resias Tochter Maria Amalia für Parma selbst adaptierte – Version des „Orfeo“. Bärenreiter veröffentlicht die Partitur, und dem aufstrebende Countertenor Valer Sabadus, von dem im Spätsommer auch eine erste Arien-CD mit Gluck-Schwerpunkt erscheinen wird, ist die Ehre widerfahren, sie erstmals nach 245 Jahren wieder zu Gehör zu bringen. Gluck freilich steht, Jubiläumsjahr hin oder her, im wirklichen Musiktheaterleben nach wie vor im Halbschatten. Während nur die 30. seiner 50 Opern, eben „Orfeo ed Euridice“, nie aus den Spielplänen verschwunden ist, tauchen die anderen Werke nur sporadisch bis gar nicht auf. Auch die gegenwärtige Saison verzeichnet lediglich elf verschiedene Titel. Nur wenige Bühnen mühten sich dabei um originellere Stücke – Bampon mit „Il parnasso confuso“, die Niederländische Oper in Amsterdam mit „Armide“, das Salzburger Landestheater mit den Mozarts „Entführung“ vorbereitenden „Die Pilger von Mekka“, Moskau und Manchester mit „Der betrunkene Kadi“ und den „Cinesi“ sowie die Oper Frankfurt mit der schon 1750 für Prag komponierten Seria „Ezio“. Der Rest ist ungluckliches Schweigen. 6. 9. B I S 3. 1 0. 2 0 1 4 G Ö T T E R F U N K E N Bereits erhältlich: „Che puro ciel“, Arien und Szenen von Gluck, J. C. Bach, Traetta, Hasse und Mozart (mit Mehta, Akademie für Alte Musik Berlin, Jacobs), harmonia mundi Neu erschienen: Gluck: „La clemenza di Tito“ (3 CDs, mit Sabadus, Eszenarro, Aikin, Trost, Ferri-Benedetti, Milanesi; L’arte del mondo, Erhardt), dhm/Sony Abonnenten-CD: Track 13 Konzertante Aufführungen von „La clemenza di Tito“: 23./29.5.Leverkusen, BayerKulturhaus T I C K E T S 0 2 2 8 - 5 0 2 0 1 3 1 3 W W W. B E E T H O V E N F E S T . D E 15 Schumann Kreisleriana, 1. Satz (Korstick, 2009) Oehms Classics/Naxos Spielt lieber, statt lange über Musik zu reden: Boris Berezovsky Blind gehört – Boris Berezovsky „Aber reden wir nicht darüber“ Das ist eine Studioaufnahme, an dieser Stelle hier scheitern alle. Es ist schon spielbar, aber mit viel Adrenalin geht man entweder auf Sicherheit und verliert dieses Ekstatische, oder man geht auf Risiko und scheitert. Diese Stelle ist einfach nicht gut geschrieben. Ich mag die Aufnahme. Das ist wunderbar gespielt. Es könnte Martha Argerich sein. Jedenfalls ein sehr guter Pianist. Michael Korstick? Nie gehört! (Im Laufe des Gesprächs nimmt Boris Berezovsky immer wieder das Cover in die Hand. Hinterher sagt er, diese Aufnahme hätte ihn am meisten beeindruckt. Da müsse er mal mit dem Macher eines großen Festivals, den er kennt, sprechen, der könne Korstick vielleicht mal einladen.) Medtner Sonate op. 25/2 (von Eckardstein, 2007) Der russische Pianist Boris Bere zovsky sagte sofort und kurzfristig zu, sich während seines Konzertaufenthalts in Berlin (wo er mit dem DSO Prokofjew spielte) auf ein „Blind gehört“ einzulassen. Dass es nicht darum gehen sollte, nur das Werk und den Pianisten zu erkennen, fand er gut. Und doch beschränkte er sich dann genau darauf, Nachfragen wehrte er eher ab. Dabei wirkte er aber weder unfreundlich noch lustlos, manchen seiner knappen Sätze schickte er ein fröhliches Lachen hinterher: Mehr wollte er einfach nicht sagen – zumindest im Interview. Von Arnt Cobbers 16 Tschaikowski Rachmaninow Klavierkonzert Nr. 1 (Horowitz, NBC Symphony Orchestra, Toscanini, 1941) Prelude A-Dur op. 32/9 (Richter, 1960; aus: Richter Rediscovered) Naxos Eine Live-Aufnahme offensichtlich. Aus den 60er Jahren oder so. Ein großer Virtuose, könnte Horowitz sein. Das gefällt mir nicht. Horowitz generell nicht. Aber reden wir nicht weiter darüber. Meine Lieblingsaufnahme dieses Konzerts ist die von Solomon aus den 20er Jahren, als ich die hörte, gefiel mir das Stück zum ersten Mal. Vorher mochte ich es nie. Solomon spielt es so leicht und schön wie Ballett-Musik. Horowitz spielt so viele falsche Töne. Das hat Glenn Gould schon gesagt: Warum spielt ein Pianist von solch einem Ruf so viele falsche Töne? RCA Red Seal/Sony Auch live. Das gefällt mir. Für meinen Geschmack ein bisschen zu romantisch, aber es ist alles drin: schöne Bewegung, Harmonie, Polyphonie usw. Und sehr lebendig. Wer mag das sein? Keine Ahnung. Richter? Das überrascht mich. Eine schöne Überraschung. Mein Bild von Richters Rachmaninow war ein anderes. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Da kommen nicht so viele Aufnahmen in Frage. In Deutschland spielt Severin von Eckardstein Medtner, aber ich glaube, diese Sonate hat er nie aufgenommen. Doch Severin? Sehr gut, ich mag ihn sehr, er ist ein exzellenter Pianist. Ich liebe Medtner. Medtner ist pianistisch extrem schwer. Rachmaninow ist in vielerlei Hinsicht leichter zu spielen. Dies ist eine Monster-Sonate, verrückt, schwerer geht’s nicht. Es ist faszinierend, wie viele Dinge da zur selben Zeit passieren. Aber vielleicht kann man das nur als Pianist genießen. Ich habe die Sonate einmal in St. Petersburg gespielt, das Publikum hat die Musik nicht verstanden, das muss man irgendwann akzeptieren. Medtner kennt auch in Russland kaum jemand. Foto: Vincent Garnier/Mirare MDG/Naxos Prokofjew Klavierkonzert Nr. 3 op. 26 (Kissin, Philharmonia Orchestra, A shkenazy, 2008) EMI (sofort) Oh Gott, das kann jeder sein. Es gibt so viele gute Pianisten, die das aufgenommen haben. Es sei denn, die Aufnahme hat etwas wirklich besonderes, aber das bezweifle ich. Jeder Pianist, der eine sehr gute Fingertechnik hat, kann dieses Stück gut spielen. Das Werk verlangt nur gute Finger und ein gutes Rhythmusgefühl, das ist alles. Das gilt für die ersten drei Prokofjew-Konzerte. Das vierte kenne ich nicht, das fünfte nehmen auch nur wenige auf. Ich spiele Prokofjew sehr gern, das macht viel Spaß und es ist großartige Musik, aber eben sehr geradeaus. Zumin- Jean-François Zygel dest die Konzerte. Die werde ich nie aufnehmen. Es gibt so viele gute Aufnahmen. Natürlich versuche ich, in einer Aufnahme etwas Eigenes zu sagen, aber was kann man schon Neues sagen bei einem Stück, von dem es schon viele Aufnahmen gibt? Wenn ich das Gefühl habe, ich muss ein Stück wirklich aufnehmen, dann tue ich es. Prokofjew aufzunehmen finde ich nicht sinnvoll. Hindemith Suite „1922“ für Klavier op. 26 (Can, 2001) L’empreinte digitale/Naxos Ein sehr guter Pianist, aber kein sehr bekannter. Ich kenne keinen, der das aufgenommen hätte. Ich mag Hindemith sehr. Ich mag seinen trockenen Humor. Seine Technik, seine Fugen usw., das ist ganz erstaun- Cristina Branco Sir Simon Rattle lich. Am besten erkennt man das im Ludus tonalis, das ist schlichtweg genial. Für mich ist Hindemith kompositionstechnisch auf einer Höhe mit Bach. Und dazu hat er, was Bach nicht hatte: Humor. Meine Liebe begann mit den Kammermusiken für verschiedene Besetzungen – das ist so tolle Musik! Hindemith ist eine der faszinierendsten Persönlichkeiten der Musikgeschichte, definitiv. Populär ist er nicht, aber ich sehe keinen Sinn darin zu diskutieren, was populär sein sollte oder was interessant ist. Wir reden von persönlichen Erfahrungen. Musik muss mich packen, darum geht es. Ich spiele solche Stücke vor allem für mich. Ich erfreue mich dran, ich spiele sie, ich nehme sie auf. Ich kann ja nicht auf die Straße gehen und die Leute anquatschen, um sie von Hindemith zu überzeugen. Gregory Porter Kapustin Toccatina op. 36 (Hamelin, 2001) Hyperion/Note 1 (sofort) Marc-André Hamelin? Kapustin? Das wäre nichts für mich. Jazz muss improvisiert werden. Es gibt so viele großartige Jazzpianisten, warum muss man Jazzmusik komponieren? Das macht für mich keinen Sinn. Das ist für klassische Musiker, die Jazz spielen wollen, aber nicht improvisieren können. Das finde ich albern. Ich mag Jazz sehr. Aber nicht diese Art. Zuletzt erschienen: Tschaikowski: Klavierkonzert Nr. 2, mit Sinfonia Varsovia, Vedernikov, Mirare/harmonia mundi Riccardo Muti Entdecken Sie die ganze Welt der Musik Saison 2014/15 Philharmonie Luxembourg & Orchestre Philharmonique du Luxembourg Ticketing (+352) 26 32 26 32 – www.philharmonie.lu 17 Philharmonie Luxemburg Auf der Erfolgsspur Stephan Gehmacher Letzte Spielzeit übernahm der Salzburger Stephan Gehmacher die Leitung der Philharmonie Luxemburg. Ein Gespräch über neue Pläne und seine alten Chefs – Mariss Jansons und Simon Rattle. Von G u i d o F i s ch e r 18 Fado-Sängerin Cristina Branco in dem von Peter Rundel geleiteten Konzert die „Folk Songs“ von Luciano Berio singen. Grundsätzlich geht es mir darum, wie ich das Publikum über vertraute, bekannte Namen auch für andere musikalische Genres neugierig machen und im besten Fall begeistern kann. Und nach der Fusion von der Philharmonie mit dem Orchester soll dabei das OLP eine zentrale Rolle spielen. Vor Luxemburg waren Sie lange als Leiter der künstlerischen Planung bei den Berliner Philharmonikern tätig, bevor Sie dann in München Orchestermanager beim Symphonieorchester des BR wurden. Welche Herausforderung bedeutete es für Sie, jetzt plötzlich ein Haus zu leiten, das auch die Konzertbesucher aus den benachbarten Ländern Frankreich, Belgien und Deutschland ansprechen will? Wir erreichen in der Region 750.000 bis maximal eine Million potentielle Konzertbesucher – und davon geht ja dann nur ein gewisser Prozentsatz wirklich ins Konzert. Zum Vergleich: Allein die Frankfurter Alte Oper kommt dagegen auf ein Publikumspotenzial von rund zwei Millionen. Daher muss man stets genau abwägen, wie attraktiv bestimmte Künstler sind. Während meiner Zeit in München war etwa ein deutscher Markt hinein. Andererseits werStar-Bariton eine Bank. Wird er den Sie außerhalb Portugals keiaber auch in Luxemburg auf ein nen anderen Saal in der Größe der ähnliches Interesse stoßen? Sol- Philharmonie finden, wo das Puche Gedanken muss man sich ma- blikum zu 80 Prozent aus Portuchen … giesen besteht, wenn etwa eine Dennoch scheint die Philharmonie ein Publikumsmagnet zu sein, wie man den jüngsten Zahlen entnehmen kann. So erreichte man 2013 mit über 160.000 Zuhörern fast einen neuen Rekord in der noch nicht mal 10-jährigen Geschichte der PhilharZu den Top-Produktionen der Philharmonie monie … zählt die Aufführung sämtlicher BeethovenBei dem Erfolg spieSinfonien mit dem niederländischen Royal len aber eben auch die Concert Orchestra unter der Leitung von musikalischen VorIván Fischer (13.– 16. April 2015). Bevor die lieben unserer NachSaison aber richtig angelaufen sein wird, barn eine Rolle. Ein tylohnt sich ein Besuch bei „Orchestramania“. pisches Beispiel dafür Am 27. September hat man bei freiem Eintritt hatten wir gerade mit die Chance, hinter die Kulissen des OLP zu der Dresdner Staatskaschauen und das Orchester in verschiedenen pelle unter der Leitung Besetzungen kennenzulernen. Weitere Highvon Christian Thielelights auch für Stephan Gehmacher sind die mann. Wir konnten Gastspiele von Jazzlegende Herbie Hancock ganz klar sehen, dass sowie von quartet-lab, bei dem Patricia der Anteil des deutKopatchinskaja u.a. mit Pieter Wispelwey schen Publikums viel Streichquartette von Beethoven, Cage und größer war als beim George Crumb spielt. d u rc h s c h n i tt l i c h e n sinfonischen Konzertangebot. Oder wenn Ute Lemper kommt, geht das klar in den deutschen Foto: Anouk Antony RONDO 2013 sind Sie von München nach Luxemburg gewechselt, um die Nachfolge des bisherigen Leiters der Luxemburger Philharmonie, Matthias Naske, anzutreten. Nun haben Sie gerade das Programm für Ihre zweite Spielzeit vorgestellt, Herr Gehmacher. Trägt es nun ganz und gar Ihre Handschrift? Stephan Gehmacher: Bei einem Konzerthaus ist es doch etwas anderes als bei einem Festival. Da kann man tatsächlich irgendwann sagen, dass es ganz die Handschrift des jeweiligen Festivalleiters trägt. Aber die Planung für ein Haus wie die Philharmonie mit über 400 Veranstaltungen pro Jahr ist immer Teamarbeit. Trotzdem wollen Sie als künstlerisch Verantwortlicher ganz bestimmte, auch neue Impulse setzen … Natürlich. Wobei es auch darum geht, bestimmte Programmlinien, die in den letzten Jahren erfolgreich entwickelt wurden, noch einmal auszubauen und ihnen auch eine neue Farbe zu geben. Ich denke da etwa an die Reihe „Aventure+“ mit unserem Orchestre Philharmonique du Luxembourg (OLP). Da laden wir Künstler aus dem nicht-klassischen Segment für zum Teil aufrechte Neue Musik-Programme ein, um so auch ein neues Publikum zu gewinnen. So wird die großartige „His Master’s choice“: Stephan Gehmacher empfiehlt neue Fado-Königin wie Mariza gastiert. Schließlich machen die Portugiesen knapp 20 Prozent der luxemburgischen Gesamtbevölkerung aus. Beim Blick ins Programm 2014/15 fallen zwei Termine deswegen besonders ins Auge, da die Konzerte von Foto: Thomas Lenaerts „Ab 2015 bieten wir Kinderkonzerte in fünf Sprachen an – weltweit einzigartig!“ Ihren beiden Ex-Chefs dirigiert werden. Simon Rattle kommt mit Schumanns „Das Paradies und die Peri“ und Mariss Jansons mit einer konzertanten Aufführung von Tschaikowskis „Pique Dame“. Was haben Sie sich von beiden Dirigenten für Ihre Arbeit abschauen können? Mariss Jansons verkörpert einen ungemeinen Qualitätsanspruch. Den hat er an sich, aber auch an alle, mit denen er zusammenarbeitet. Für ihn bilden Disziplin und Professionalität oberste Maximen, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Und natürlich habe ich versucht, mir davon etwas abzuschauen. Bei Si- mon Rattle ist es diese ungemeine Konsequenz, mit der er ein Ziel verfolgt (manche würden ihn deswegen als stur bezeichnen). Und die Kommunikation mit dem Publikum, mit dem Menschen ist ebenfalls eine entscheidende Komponente seines Handelns. Rattle war immer ein genialer Kommunikator. In Berlin und München stand für Sie immer auch die Jugendarbeit im Mittelpunkt. Was haben Sie sich da für Luxemburg ausgedacht? Grundsätzlich muss man wirklich stolz sein auf ein beispielloses Angebot an Kinderkonzerten – auch angesichts der Größe der Region. Weshalb es bei uns im Haus auch heißt: Ein Kind, das geboren wird, ist bereits geeignet für die Philharmonie. Und die Nachfrage bei unserem Kinder-Abo ist wirklich enorm. Was wir aber ausbauen wollen, ist das Mitmach-Angebot für Kinder. Wir wollen sie zum Musizieren und Singen einladen. Außerdem wollen wir die Jugendprogramme noch mehrsprachiger gestalten. Demnächst kommt nach Französisch, Deutsch und Luxemburgisch noch Englisch dazu. Und ab 2015/16 dürften wir dann mit Portugiesisch wahrscheinlich weltweit das einzige Konzerthaus sein, das Kinderkonzerte in insgesamt fünf Sprachen anbietet. KHATIA BUNIATISHVILI MOTHERLAND Konzertkalender und Tickets unter: www.philharmonie.lu/de/ Die ECHO Klassik-Newcomerin des Jahres 2012 spielt auf ihrer neuen CD Klavierwerke von Bach bis Pärt und von Brahms bis Kancheli – Musik, die für sie das Gefühl von Heimat und Natur vermittelt. Nur echt mit 823 Säulen: die Philharmonie Luxemburg www.sonymusicclassical.de Abonnieren Sie den Sony Classical Newsletter und erhalten Sie exklusive Informationen zu Sony-Künstlern Foto © Esther Haase/Sony Classical 19 Der Rauch der Geschichte: Zigarrenliebhaber van Nevel im heutigen Cambrai sich aber auch das „große Maul“ ansehen solle, mit dem Erasmus von Rotterdam abgebildet wurde, um zu begreifen, was echte musikalische Rhetorik leisten könne. Und dann natürlich geht es um Claude Le Jeune, dem das neueste Album des Huelgas Ensembles gewidmet ist. Genauso bedeutend wie sein Zeitgenosse Orlando di Lasso sei er gewesen und nur 35 Kilometer lägen die Geburtsorte der beiden Komponisten auseinander. Doch während Lassos Heimat Mons gut katholisch war, kam Le Jeune in Valenciennes, dem hugenottischen „Genf des Nordens“ zur Welt: „Man kann sagen, dass er eigentlich fast „Erst in gott verlassenen Nestern kann man begreifen, was ein echtes Piano ist.“ Als Katholik hätte Claude Le Jeune der berühmteste Komponist des 16. Jahrhunderts werden können. Jetzt hilft Paul van Nevel nach. Von C a r s t e n N i e m a n n M ist – falsche Ausfahrt! Eben haben wir noch auf der Fahrt zum Flughafen im klapprigen Kleinbus von Paul van Nevel über die Schwierigkeiten philosophiert, sich in der modernen Welt auf die Musik des 15. und 16. Jahrhunderts einzulassen, da hat uns schon die betonierte Hölle der Tiefgaragen von Brüssel-Zaventem verschlungen. Van Nevel stöhnt, als wir von engen Serpentinen immer weiter in die Tiefe gezogen werden, ringt dann, während sich hinter uns die Autos stauen, mit dem Parkscheinautomaten um ein Billet, das wir gar nicht benötigen, und sagt nach bestandenem Kampf plötzlich grinsend: „Das war jetzt fast das Interessanteste, oder?“ Was natürlich Koketterie ist, denn die Pa- 20 rallelwelt, aus der wir herbeigedüst sind, hat es in sich: Da saß uns van Nevel hinter den festen Mauern des über 700 Jahre alten Großen Beginenhofs von Löwen gegenüber, wo das Huelgas Ensemble seinen Sitz hat. Und erzählte, Zigarre um Zigarre rauchend, von der Welt der Polyphonie des späten Mittelalters und der Renaissance – und wie man den richtigen Zugang zu ihr finden könne: Dass wir vergessen hätten, was Stille sei und sie manchmal erst in gottverlassenen Nestern suchen müssten, um zu begreifen, wie leise ein echtes Piano sein müsse. Dass auch unser Zeitgefühl durch unablässige Beats verdorben sei, und dass ein ideales Ensemble eigentlich ohne äußere Hilfsmittel nach genau einer Minute Stille gemeinsam einsetzen können müsse. Dass man sein ganzes Leben lang auf der Flucht war – er hat sich immer im Kreis der Hugenotten bewegt, deren Noten viel weniger verlegt wurden, und musste sich ständig Unterstützer suchen für seine Ideen und Notenausgaben.“ Am Ende reichte es schließlich doch für die beeindruckende Anthologie des „Livre de mélanges“ von 1585, das die verblüffende Vielfalt von Le Jeunes Schaffen repräsentiert – vom Psalm bis hin zum italienischen Madrigal, und vom teils frechen, teils subtilen weltlichen Chanson bis hin zur intrikaten Motette. Wer nichts weiter über Stücke und Komponisten wüsste, könnte die Auswahl des Huelgas Ensembles als berückende Meditationsmusik genießen – und hätte sich doch mindestens 50 Prozent des Genusses versagt. Statt sich mit hörender Weltflucht zu begnügen, rät van Nevel zur Umberto Eco’schen Lieblingstugend der Neugier – und zu einem Blick auf den Text: „Wenn du ein Stück von Le Jeune hörst, nimm dir vorher fünf Minuten Zeit, den Text anzusehen: Welche Bilder gibt es? Wie ist er gegliedert? Wo sind die Höhepunkte? Und dann das Stück anhören – dann leuchtet erst die Sonne in die Komposition!“ Neu erschienen: „Die Schätze des Claude Le Jeune“, Huelgas Ensemble, Sony Abonnenten-CD: Track 5 www.huelgasensemble.be Die nächsten Termine: 11.6. Basel (CH), Leonhardskirche Fribourg (CH), Eglise du Collège Saint6.7. Michel 4.9. Köthen (DE), Sankt Agnus Foto: Michiel Hendrickx Paul van Nevel Das polyphone Schatzkästchen Valery Gergiev Schweigen ist Gold Valery Gergiev: Auftrittsverbot wegen Solidarität mit Putin? Die Unterstützung des Krim-Referendums hat Gergiev viel böses Blut eingehandelt. Die Forderung nach Auftrittsverbot für München offenbart aber auch keine demokratische Gesinnung, meint unser Gastkommentator, der Pianist M ich a e l Foto: Münchner Philharmoniker/Alexander Shapunov V E n dr e s . alery Gergiev hat sich verzettelt. Er hat öffentlich Unterstützung für Putins Krim-Annexion geäußert und unterschrieb eine Erklärung, die von 300 ähnlich gestimmten russischen Musikern unterzeichnet wurde, darunter Vladimir Spivakov, Juri Bashmet und Denis Matsuev. Dies führte zu einem Sturm der Entrüstung, ja gar zu einer Unterschriftenaktion in der bajuwarischen Hauptstadt, die eine Absetzung des designierten neuen GMDs der Münchner Philharmoniker zum Ziel hatte. Es wird darin u.a. eine totale Visumsverweigerung und damit ein Auftrittsverbot für alle diejenigen russischen Musiker im Westen verlangt, die die russische Vorgehensweise auf der Krim unterstützen. Eine Art Exkommunikation also. Dagegen war der „Kini“ (der immer noch weit im Bayernland bewunderte König Ludwig) ein Erzliberaler, so scheint es. Marschiert Bayern etwa rückwärts? Wird Gergiev die Weißwurst verwehrt? Es kann eine gewisse Entwarnung gegeben werden. Die Initiative wurde angeregt von russischen und baltischen Emigranten, die sich von Putins Politik bedroht fühlen und offensichtlich Herrn Gergievs Ansichten nicht zur Gänze teilen. Es soll hier nicht auf den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine eingegangen werden, da die komplizierte politische Situation nicht das Thema dieses Artikels sein kann. Was aber hier zur Debatte steht, ist das hohe Gut der Meinungsfreiheit, das ja im Bayernland auch gerne als „Liberalitas Bavaria“ gehandelt wird, das „Leben und Leben lassen“. Man kann diese Haltung im „Königlich Bayrischen Amtsgericht“, einer köstlichen TV-Serie, trefflich studieren. Es ist verständlich, dass die exponierte Position Gergievs jeder seiner öffentlichen Äußerungen ein besonderes Gewicht zukommen lässt, und manchmal möchte man dem Maestro durchaus zurufen: „Si tacuisses!“. So argumentiert etwa Florian Roth, Fraktionsvorsitzender der Grünen in München, mit bedeutungs- Michael Endres, 53, ist klassischer Pianist und gebürtiger Bayer. Er studierte u.a. an der Juilliard School in New York und anschließend bei Peter Feuchtwanger in London. Neben Gesamtaufnahmen der Klavierwerke Mozarts, Schuberts, Webers und Ravels widmete er sich auch den selten eingespielten Klaviersonaten des Engländers Arnold Bax. Viele Jahre war er Liedbegleiter von Hermann Prey, als Professor lehrte er in Köln, Berlin, Christchurch (Neuseeland) und derzeit am „Barrat Due“-Institut, Oslo. schwangerem Ernst, dass eine Unterschrift von Gergiev in seiner Funktion als Münchner GMD ein Problem dargestellt hätte, da es die Münchner Philharmoniker sozusagen mit Putins Politik direkt in Verbindung bringen würde. Tschaikowskis triumphale Fünfte als ein Gutheißen der Krim-Annexion? In der Tat, eine sorgenvolle Option. Man muss sich aber fragen, ob die freie Meinungsäußerung nur dann genehm ist, wenn sie möglichst der offiziell sanktionierten Politik nicht widerspricht, oder – wenn es denn schon partout mal etwas Abweichendes sein muss – möglichst nicht von prominenter Seite kommt. Medien und Nachrichten im Westen gerieren sich gerne als Hüter der Wahrheit, und trotz gletscherhafter Fehlschüsse (Irak-Krieg) wird oftmals gerne geglaubt, was so über die Bildschirme flimmert oder der Leitartikel hergibt. Die jetzt etwas drakonisch geforderten Schritte gegen Musiker jedoch passen eher in das zu Recht kritisierte Russland als in eine aufgeklärte Demokratie oder gar nach Bayern. Meinungsfreiheit ist immer auch die Meinung des Andersdenkenden, und keiner hat das schöner gesagt als ein weiterer bedeutender Bayer, Gerhard Polt: „Ich brauch’ keine Opposition, weil ich bin bereits ein Demokrat“. 21 Sind die deutschen Klassik-Hörer wirklich Digital- Muffel, wie gerne behauptet wird? Zumindest im Internet-Konzertsaal scheinen sie sich durchaus wohl zu fühlen, wie Projekte prominenter Orchester und Konzerthäuser bestätigen. Von G u i d o F i s ch e r E inmal im Jahr zieht der Bundesverband der deutschen Musikindustrie Bilanz. Und natürlich macht man das auch anhand von Tabellen und Tortenstücken, um die Umsätze des letzten Geschäftsjahrs eindrucksvoll zu verdeutlichen. Jüngst ist der Rückblick auf 2013 veröffentlicht worden – mit durchaus überraschenden Zahlen. Denn der deutsche Musikhörer scheint im Vergleich zu manch anderen in Europa eher konservativ eingestellt zu sein. So machte vom letztjährigen Gesamtumsatz das digitale Angebot wie Download und Streaming gerade einmal 22,6 Prozent aus. Die restlichen 77,4 % nimmt der Verkauf von physischen Klangmedien wie CD und – mit 2 % im starken Aufwärtstrend – die gute alte Schallplatte ein. Angesichts dieses Festhaltens am haptischen Tonträger werfen die beiden Musikverbandsbosse im gemeinsam aufgesetzten Editorial denn auch die Frage auf, ob es sich hierbei vielleicht um eine „German Internetangst“ handelt? Nimmt man etwa die Schweden zum Vergleich, bei denen das Streaming stolze 66 % des Musikkonsums ausmacht, könnte man schnell zu dem Schluss kommen, dass der bundesdeutsche Musikhörer nicht so 22 ganz im 21. Jahrhundert ankommen möchte. Und wenn es nach den Möglichkeiten geht, sich in den heimischen vier Wänden ein Konzert oder eine Oper per LiveStream zu gönnen, so scheint die hiesige Klassiklandschaft doch noch leicht verschlafen. Nur 22% der Musik in Deutschland werden digital konsumiert. In Schweden sind es 66%. Ein kleiner Rundgang – am Schreibtisch vor dem PC versteht sich – reicht völlig aus, um einen repräsentativen Eindruck von der ausbaufähigen, digitalen Versorgung zu bekommen. Schaut man etwa auf den Websites der beiden TopOrchester aus Dresden und Leipzig vorbei, erwarten einen da höchstens jene konventionellen Clips über die Arbeit der Orchester, die längst auch auf den einschlägigen Video-Plattformen stehen. Immerhin kann die Dresdner Staatskapelle mit Einführungen und Porträts von Gastsolisten wie Rudolf Buchbinder und Daniel Behle punkten – wenngleich man bisher geglaubt hat, dass solch ein Angebot mittlerweile überall zum Standard gehört. Gleich zwei Schritte weiter ist dagegen im letzten Jahr die Kölner Philharmonie gegangen. Denn neben der offiziellen Seite mit den Konzertankündigungen gibt es www.philharmonie.tv. Dahinter verbirgt sich die Möglichkeit, ausgewählte Live-Konzerte von Klassikkünstlern sowie Jazzmusikern leicht zeitversetzt und für eine gewisse Dauer mitzuerleben. In der laufenden Saison konnte man so kostenlos die Auftritte von Martin Grubinger oder wie erst gerade ein grandio- Don Giovannis Lachfältchen: Oper in 4kAuflösung tierenden Spitzenmusikern. Und da man sich in Berlin gern am technischen Fortschritt ausrichtet, gibt es die „Digital Concert Hall“ genauso als App für iPhone und iPad und seit jüngstem auch als Android-App. Deren 1.0-Version bietet bereits die wichtigsten Funktionen der „Digital Concert Hall“: Live-Streams, Wiedergabe von Konzertaufzeichnungen, eine Suchfunktion, Filme und Education-Videos. Gelten die Berliner Philharmoniker mit ihren Live-Streams als Pioniere im bundesdeutschen Konzertbetrieb, so gebührt dieser Titel im Bereich Oper der Bayerischen Staatsoper. Am 3. November 2012 ging man mit „staatsoper.tv“ auf Sendung. Und seitdem kann man ausgewählte Foto: BPhil Media (l.); Peter Adamik (beide r.) Virtuelle Konzertsäle Live, in Farbe und im Internet ses Gastspiel der Bamberger Symphoniker in bester Übertragungsqualität bestaunen. Vorerst sind die Livestreams jedoch auf sechs Konzerte pro Saison beschränkt. Um ein vieles umfangreicher ist die Konzertbandbreite, die die „Digital Concert Hall“ der Berliner Philharmoniker anbietet. Seit 2009 kann man auf www. digitalconcerthall.com weltweit Live-Konzerte der Berliner Philharmoniker verfolgen, die ebenfalls leicht zeitversetzt übertragen werden. Rund 40 Konzerte sind es in dieser Saison, bei denen der Chef Simon Rattle genauso am Pult steht, wie seine Kollegen Lorin Maazel und Mariss Jansons. Natürlich ist der digitale Besuch des Berliner Scharoun-Baus nicht ganz umsonst. So kostet ein Jahres-Abonnement knapp 150 Euro. Dafür hat man aber nicht nur Zugriff auf alle bisher ausgestrahlten Konzerte, sondern auch auf reichlich Bonusmaterial wie exklusive Interviews mit den gas- Auch so geht’s: 140 Noten-Tweets öffnen und Barrieren abzubauen“, so Opernintendant Nikolaus Bachler. Und für den Ausklang der laufenden Saison Mit einem ziemlich außergewöhnlichen können sich OpernProjekt hat im März das diesjährige Dessauer fans in aller Welt Kurt Weill-Fest alle in aller Welt verstreuten schon mal die feinsHobbykomponisten eingeladen. Auf der te Jogginghose für Internetseite www.tweetfonie.de konnte den Sofa-Genuss zuman eine kleine Melodie auf einem Onrechtlegen. Immerline-Klavier komponieren, die sofort in eine hin wird man Augentwittertaugliche Sprache von 140 Zeichen und Ohrenzeuge von codiert wurden. Die originellsten Tweets Bernd Alois Zimmerlagen dann dank professioneller Arrangeure manns „Die Soldaten“ am 3. März auf dem Pult der von GMD mit Kirill Petrenko Antony Hermus geleiteten Anhaltischen Philam Pult sowie von harmonie Dessau. Das Konzert mit seinen Monteverdis „L’Orfeo“ kunterbunten, von verschroben über avantmit Christian Gerhagardistisch bis süffig reichenden Orchesterher in der Titelrolstücken wurde natürlich im Live-Stream überle! Kostenlos, wie getragen und ist weiterhin abrufbar – auf sagt. www.tweetfonie.de. Ist man in München stolz darauf, all Vorstellungen per kostenlosem diese Produktionen erstmals in Live-Stream besuchen. „Dies erstklassiger HD-Qualität zu präist ein weiterer Beitrag zu mei- sentieren, so können die Kollenem Grundkonzept, das Haus zu gen der Wiener Staatsoper darü- Schaltzentrale mit Taktgefühl: Das Video-Studio der Digital Concert Hall ber nur müde lächeln (mehr dazu auch im Interview auf Seite 6). Denn als weltweit erstes Opernhaus überträgt man seit Mai seine Aufführungen im Internet im neuen hochauflösenden Format Ultra-HD (www.staatsoperlive.com). Dieses Format hat nicht nur eine vierfach höhere Auflösung. „Mit Bildern dieser Schärfe“, so Staatsopern-Direktor Dominique Meyer, „kann der Zuschau- er selbst entscheiden, was er sehen will – er braucht den Bildregisseur nicht mehr.“ So kann man etwa jetzt die Sänger näher heranholen und vergrößern – wobei Tenor Plácido Domingo bei der Vorstellung dieser technischen Innovation dann doch darum bitten musste, ihm oder seinen Sängerkollegen deshalb nicht gleich bis in den Mund hineinzuzoomen. LUCERNE FESTIVAL IM SOMMER 15. August – 14. September 2014 Unvergessliche Konzertmomente mit den Weltstars der Klassik Sa, 16.8. LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA | Chor des Bayerischen Rundfunks | Andris Nelsons | Sara Mingardo Werke von Brahms Sa, 23.8. LUCERNE FESTIVAL ACADEMY Orchestra & Chorus | Simon Rattle | Barbara Hannigan Werke von Chin und Berio Do, 4.9. Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam | Mariss Jansons | Jean-Yves Thibaudet Werke von Brahms, Schostakowitsch und Ravel Mi, 10.9. The Cleveland Orchestra | Franz Welser-Möst | Joshua Smith Werke von Brahms und Widmann Do, 11.9. Cecilia Bartoli | I Barocchisti | Diego Fasolis «Mission». Werke von Steffani Tickets für das Piano-Fest ival 2014 erhältlich ab 4. August 2014 Karten sowie Informationen zum vollständigen Programm: +41 (0)41 226 44 80 | www.lucernefestival.ch 23 Andris Nelsons (Foto: Priska Ketterer/LUCERNE FESTIVAL) Musikkauf online Sein und Haben Die großen Online-Stores für Musik entdecken den lange vernachlässigten audiophilen KlassikHörer. Doch zu spät: Wer schlau ist, verzichtet auf Besitz und nimmt lieber gleich alles. Von C a r s t e n H i n r ich s E s ist kein Geheimnis, dass AppleGründer und –Visionär Steve Jobs für seinen eigenen Musik-Konsum den iPod verschmähte, der der Firma doch einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung gebracht hat. Es gibt einen Unterschied zwischen stimmungsbeeinflussendem Musikkonsum für unterwegs und der hörenden Auseinandersetzung mit komplexer Musik. Das ist keine Trennung in Pop und Klassik, beide Arten des Hörens betreffen beide Musikfelder. Aber dass manche Musik die Komprimierung schlecht verträgt, die sie durchläuft, um portabel auf eine Festplatte gepresst zu werden, konnte jeder selbst hören, der versuchte, hochfrequente Soundfiles wie Chorwerke oder Sinfonien durch das MP3-Nadelöhr zu hören. Dazu kam, dass die Ordnungsprinzipien von iTunes, Apples kostenloser Verwaltungssoftware, und die CDDB-Datenbank zum automatischen Laden der Titelinformationen vor allem auf Pop-Verhältnisse zugeschnitten waren: Interpret geht vor Komponist. Nun, da der Online-Musikverkauf Apple Milliardengewinne beschert hat, scheint die Zeit des audiophilen Musikhörens reif zu sein. Mit einer Charmeoffensive und gleichzeitig knallhartem Upgrade bei den Samplingraten seiner hauseigenen AAC in den High Resolution Audio-Bereich wird der Klassikhörer geworben. Parallel dazu setzt Apple seine Marktmacht ein, um die hohen Anforderungen seiner Metadatenbank bei den Labels durchzusetzen – ein neuer weltweiter Standard der Titeldaten-Erfassung zeichnet sich ab und damit erfreulicher Weise bald wohl kein Fummeln und Nachbearbeiten hochgeladener Titelinformationen. Der brandaktuell beschlossene Kauf der Kopfhörermarke Beats könnte ebenfalls eine Wegmarke sein, gehört zu dieser Firma doch ebenfalls auch ein Musikstreaming-Dienst. Bisher lässt sich Apple noch je- 24 des heruntergeladene Album vergolden, Essential-Angebote auch im Klassik-Bereich versprechen zumindest eine kostengünstige Basisausstattung mit den wichtigsten Werken. Alles in hochauflösender, dem Klang des Originalmasters entsprechender Samplingrate von derzeit 256kbit/s. Aber muss man Musik überhaupt besitzen? Sollten sich die Gerüchte bestätigen, könnte die Beats-Übernahme Apples Einstieg im Streaming-Geschäft einläuten. Dort würde der einstige Online-Verkaufsvorreiter als letzter an Bord gehen: Neben Marktführer Spotify setzen auch zahlreiche andere Dienste wie Ampaya, Wimp und inzwischen auch Google Music auf das Abosystem. Nicht mehr Ware wird verkauft, sondern der Nutzungszeitraum. Klingt wie ein Kuhhandel, doch für die 10€, die ein Klassikalbum im Verkauf durchschnittlich kostet, kann man bei den Streaming-Diensten einen Monat lang aus den Vollen schöpfen, im wahrsten Sinne des Wortes: Zwischen 20 und 30 Millionen Titel bieten die meisten Streamingplattformen ständig frei zur Verfügung – wenn man mit Werbeunterbrechungen leben kann. Alternativ empfiehlt sich eine kostenlose Testphase, dann staffelt sich mit der Höhe des Abo-Betrags die Funktionalität. Als Beispiel. Für 9,99€ bietet Spotify, derzeit noch hart umkämpfter Vorreiter in der Einbindung auch klassischer Titel, über 20 Millionen Songs aller Genres. Gesucht und gefunden wird wahlweise auf dem PC, dem Tablet oder auch Handy, auch einige Bluray-Player bieten bereits einen implementierten Zugriff auf den Account für die Übertragung auf die Wohnzimmer-HiFi-Anlage an. In diesem PremiumAbo beträgt die Samplingrate umwerfende 320kbit/s und damit feiner aufgelösten Sound als eine CD. In Sachen Musik gilt inzwischen also auch die alte buddhistische Weisheit: Wer seinen Besitz loslässt, wird unermesslich reich. www.musikindustrie.de/10-fragenmusikstreaming/ Auf www.rondomagazin.de finden Sie bei allen Rezensionen und Reportagen die ganzen Alben zum Anhören auf Spotify, und das unabhängig vom Abschluss eines Bezahl-Abos. Probieren Sie es doch einfach mal aus! ADVERTORIAL Mobiler Musikgenuss High-Resolution Audio Mit dem WALKMAN NWZ-ZX1 mit FlashSpeicher und und den zwei Premium-Kopfhörern der MDR-10R-Serie e rmöglicht Sony den M usikgenuss nicht nur unterwegs – sondern auch in High-Resolution. Z u Recht knüpft man an alte Zeiten an: mit dem Walkman trug die erste Generation ihre Musik auf die Straße. Nun steckt ein satter 128 GB-Flash-Speicher im neusten Modell des Namens, dem NWZ-ZX1 – das heißt vor allem: Schneller Datenfluss, keine Verschleißteile und keine Vibrationsempfindlichkeit mehr, wie bei den HDD-Festplatten. Hochwertig ist auch das Gehäuse der mobilen Musikstation, aus einem einzigen soliden Aluminiumblock gefräst. Die Bedienung funktioniert über ein Multi-Touch-Display mit LEDLCD-Beleuchtung mit Androids „Jelly Bean“ (4.1) als Betriebssystem. Der Akku bringt es laut Hersteller auf ganze 32 Stunden Musik und bis zu vier Stunden Video – nonstop. Auch wenn der NWZ-ZX1 mit knapp 140g ein angenehmes Leichtgewicht ist, bringt er beim Sound so einiges auf die Waage. Unterstützt werden die Audio-Formate FLAC, Apple Lossless (ALAC), AIFF, MP3, AAC-LC, WMA und LPCM, dazu im Videobereich noch MPEG4, AVC und WMV 9. Vielfältige Verbindungsmöglichkeiten über Bluetooth, NFC und WiFi runden das Paket ab. Das Herzstück des neuen Walkman ist aber seine vollständige Auslegung auf High-Resolution Audio Klang. High-Resolution Audio bewahrt bei der Konvertierung von der analogen in die digitale Welt wesentlich mehr I nformationen. Das Ergebnis ist ein authentischeres und aufge fächertes Klangbild. Für das vollständige Klangerlebnis bietet Sony auch gleich zwei hochwertige Kopfhörer-Modelle an, die nicht nur Pop-Musik durch tiefgängige Bässe voll ausloten, sondern eben auch hochaufgelöste klassische Musik in ganzer Breite abbilden können. Gemeinsam ist beiden Kopfhörern das schlanke Design und hoher Tragekomfort. Der MDR-10RC punktet mit einer integrierten Fernbedienung im Kopf hörerkabel samt Freisprechmikrofon und der Möglichkeit, ihn durch Zusammenklappen platzsparend zu verstauen. Der MDR-10RBT ist dafür kabellos über Bluetooth verbunden und bietet voll aufgeladen bis zu 17 Stunden die ganze Bewegungsfreiheit. Noch einfacher ist die Verbindung bei NFC-fähigen Abspielgeräten – wie eben dem Walkman NWZ-ZX1. 51 Jahre Vierteljahresbestenlistenunbestechlichkeit WAS KRITIKER LIEBEN! Das Bestenlistenkonzert 2014 stile antico ... das aufregendste Vokalensemble Großbritanniens – fünfmal auf der Bestenliste seit 2007, zuletzt 2013 mit „Phoenix Rising“ Piano-Duo Tal & Groethuysen ... Deutschlands bestes Klavierduo – fünfmal auf der Bestenliste seit 2002, zuletzt 2013 mit „Götterdämmerung“ Michael Riessler & Pierre Charial ... wunderbare Grenzgänger auf Klarinette, Saxophon und Drehorgel – unsere Jahrespreisträger 2012 für „Big Circle“ Sonntag, 15. Juni 2014, Ludwigshafen, BASF-Gesellschaftshaus, Festsaal. Beginn: 18 Uhr „Was tut das Mikrophon der Stimme an? Die Zukunft des Gesangs“ Ein Symposion des Preises der deutschen Schallplattenkritik in Kooperation mit dem BASF-Kulturmanagement 30. November & 1. Dezember, Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus/Gesellschaftshaus 25 www.schallplattenkritik.de www.basf.de/kultur Richard Strauss „Boxen-Luder“ Zum 150. Geburtstag des Komponisten wird neu bestückt, neu verpackt – und billig gemacht. Ein Überblick. Von Robe rt F r au n hol z e r R ichard Strauss war der letzte Blockbuster der E-Musik. Ein Massenbeglücker und Versöhner von Harmonie und guter Opern-Sitte. Kurz: ein Pop-Star der Klassik. So jemand braucht kein Richard Strauss-Jahr, könnte man sagen. Dagegen: Giacomo Meyerbeer, im Jahre seines 150. Todestages, könnte gut ein MeyerbeerJahr vertragen. Und Carl Philipp Emanuel Bach (300) ein CPE Bach-Jahr. Das sagend staunt man, was einige Firmen zum Jubiläum an Feiernswertem doch noch zusammengebracht haben. Wir reden hier nicht von Thomas Hampsons mühsamen Strauss-Liedern („Notturno“), die eher beweisen, dass sich der großartige Bariton in den letzten Jahren zu viel (namentlich zu viel Verdi) zugemutet hat. Auch nicht von der Warner-Collection „The Other 26 Strauss“, die trotz hübscher Ausgrabungen wie „Die Göttin im Putzzimmer“ wenig Wichtiges bietet. Entbehrlich ist auch Andris Nelsons neuerliche ‚Bestraussung’ mit „Also sprach Zarathustra“ (Orfeo). Eine neue Salzburger „Ariadne“ (mit Jonas Kaufmann, Sony) und ein Wiener „Capriccio“ (immerhin mit Renée Fleming, CMajor) pressen gleichfalls alten Wein durch neue Schläuche. Interessanter wird die Sache bei Thomas von Steinaeckers Dokumentation „Richard Strauss and His Heroines“ mit Interviewbeiträgen von Brigitte Fassbaender, Christa Ludwig und Christian Strauss, dem letzten lebenden Enkel (Arthaus). Vergleichsweise ergiebig sind auch die Wiederveröffentlichungen einiger Vintage-Titel. So die Lieder-Recitals von Lisa della Casa (RCA), Hilde Güden (Decca) und Kiri Te Kanawa (Sony). In nostalgisch schöner Originalaufmachung stimmen sie wehmütig – nach dem Motto: „Wie du warst! Wie du bist ...“ Interessanteste Neuveröffentlichung ist wohl die konzertante „Elektra“, die Christian Thielemann in Berlin live aufgenommen hat (DG). Mit Evelyn Herlitzius verfügte man über die wohl einzige Darstellerin der Hauptpartie mit einem infam unschuldigen Kinderton. Für Waltraud Meier, gestalterisch überlegen, kam ihre dritte Klytaimnestra ein wenig spät. Anne Schwanewilms’ ältliche Chrysothemis ist nicht die Erfüllung sämtlicher Strauss-Träume. Die Staatskapelle Dresden indes erweist sich den Münchner Philharmonikern (in Thielemanns „Elektra“-DVD von 2010) als durchaus überlegen. Ein erfreuliches Dokument; und doch eines, welches bestätigt, dass Thielemann mit Opern-Gesamtaufnahmen leider – aufgrund von Live-Bedingungen und Besetzungsfragen – nie wirklich Glück gehabt hat. Für „Elektra“-Klassiker mit Birgit Nilsson oder Inge Borkh ist dies immer noch keine Konkurrenz. Das Zugreifen wert sind diesmal die großen Boxen. In einem 33 CD-Klotz mit dem Titel „Sämtliche Opern“ hat man vieles vom Besten verklappt, was die Strauss-Diskografie überhaupt hergibt: Soltis „Elektra“, Keilberths „Arabella“, Böhms „Daphne“, „Schweigsame Frau“ und „Capriccio“, dazu Sawallischs „Intermezzo“ und Sinopolis „Salome“. Hinzu kommt erstmals eine Berliner „Feuersnot“ mit Gundula Janowitz unter Erich Leinsdorf (DG). Noch unanfechtbarer: die 22 CD-Box „Die großen Opern“ mit all den EMI-Katalogklassikern von Karajan, Kempe bis Sawallisch, die auf keiner einsamen Insel fehlen dürfen. Foto: Semperoper/Matthias Creutziger Erfreulich, aber keine Referenz: René Pape (Orest) und Evelyn Herlitzius (Elektra) in der Inszenierung der Semperoper im Januar Sinnig war gewiss die Idee, Strauss als Dirigenten mit einer eigenen 7 CD-Box zu würdigen; obwohl hier ausgerechnet die hinreißend dirigierte „Sinfonia domestica“ und „Zarathustra“ fehlen. („Strauss Conducts Strauss etc.“, DG). Gleichfalls sehr schön: „Clemens Krauss dirigiert Richard Strauss“ (5 CD, Decca), obwohl hier nur Tondichtungen enthalten sind, nicht aber die großartige „Salome“ mit Christel Goltz (wodurch der Titel „The Complete Decca Recordings“ falsch wird). Natürlich waren diese Dinge alle vorher greifbar. Aber nie so hübsch. Was auch auf jene Box zutrifft, die an Kein Bruch zwischen revolutionärem Klangforscher und festspielaffinem OpernPompmeister kanonischer Schönheit den Vogel abschießt: „Fritz Reiner Conducts Richard Strauss – The Complete RCA and Columbia Recordings“ (11 CDs, RCA) würdigt erneut einen der unsterblichen Schweinepriester unter den Straussianern – mit einem Boxen-Stopp seiner MeisterDirigate. Herrlich. Dass die Akten über Richard Strauss trotz zu vieler Aufführungen noch nicht geschlossen sind, zeigt eine überraschende Neudeutung der Tondichtungen durch das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter Leitung seines Chefs François-Xavier Roth. Von der auf 6 CDs angelegten Unternehmung sind bisher 2 CDs erschienen, Vol. 3 mit den Tondichtungen „Aus Italien“ und „Also sprach Zarathustra“ ist für September 2014 angekündigt. (Hänssler CLASSIC). Das von Fusionsplänen akut bedrohte Orchester hat sich, so klingt es jedenfalls, unter dem Beweisdruck seiner dreist angezweifelten Selbständigkeit in einem großartig geballten Furor Luft gemacht. Kühl im Klang, rasant in der Gestik und aufgekratzt im Temperament, fegt man durch die Ecken, bläst Staub weg und entdeckt so den Stürmerund Dränger-Ton des frühen Strauss. Der war zu Anfang seiner Karriere vom Aufbruch in eine neue Zeit beseelt – und galt als umstritten. So wird hier der gelinde Bruch zwischen dem frühen, revolutionär tonmalenden Klangforscher und dem festspielaffinen Opern-Pompmeister endlich mal nicht verschmiert. Sondern erstaunlich hörbar. Eine Erkenntnis, für den sich der Wust der Wiederveröffentlichungen schon gelohnt hat! Die besten Sträusse Tondichtungen 1 Ein Heldenleben, Tod und Verklärung, SWR Sinfonieorchester BadenBaden und Freiburg, François-Xavier Roth (Hänssler CLASSIC/ Naxos) Tondichtungen 2 Till Eulenspiegel, Don Quixote, Macbeth, SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, FrançoisXavier Roth (Hänssler CLASSIC/Naxos) Abonnenten-CD: Track 1 Elektra Herlitzius, Meier, Schwanewilms, Pape, Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann (DG/Universal) Die großen Opern (22 CDs, Warner) Fritz Reiner Conducts Richard Strauss (11 CDs, RCA/Sony) Strauss Conducts Strauss, Mozart, Beethoven etc. Staatskapelle Berlin, Bayerisches Staatsorchester etc. (7 CDs, DG/Universal) Abonnenten-CD: Track 16 «MUSIC IN MOT ION» 17. J ULI – 6. SEP T EM BER 2014 Christian Zacharias, Vesselina Kasarova, Bobby McFerrin, Patricia Kopatchinskaja, Alison Balsom, Isabelle Faust, Gidon Kremer, Sol Gabetta, Valentina Lisitsa, Khatia Buniatishvili, Klaus Maria Brandauer, Diana Damrau, Thomas Hampson, Janine Jansen, Vilde Frang, Christine Schäfer, Antonio Pappano mit dem London Symphony Orchestra, Daniel Harding mit der Filarmonica della Scala und viele mehr... Clemens Krauss dirigiert Richard Strauss (5 CDs, Decca/ Universal) www.menuhinfestivalgstaad.ch 27 Große Momente der Musikgeschichte (41) Lorenzo da Ponte floh 1805 vor seinen Schuldnern nach New York, wo er sich teils erfolgreich, teils kümmerlich in verschiedenen Berufen durchbrachte. Ihm lag an der Verbreitung der italienischen Kultur und er konnte den reichen Weinhändler Dominick Lynch gewinnen, die Operntruppe García zu sponsern, die 1826 in New York einen umjubelten Don Giovanni herausbrachte. Diese Truppe, von Rossini sehr geschätzt, ist außerordentlich interessant: Sie umfasste die weltberühmten Familienmitglieder Manuel, seine zweite Frau Juanita, den Sohn Manuel, der die moderne Gesangspädagogik begründete und das Laryngoskop erfand, sowie die beiden Schwestern Pauline, verheiratete Viardot, und die berühmteste: Maria. Sie heiratete 18-jährig den Banker Malibran, war bald unglücklich und startete eine beispiellose zweite Karriere, die sie zur ersten romantischen Künstlergöttin machte. 28 Die Chorjungen Goldkehlchen Die deutsche Antwort auf die platinverwöhnten englischen „Choirboys“ rollt an – und zwar aus Augsburg. Von T obi a s H e ll K arriere ohne Castingshow! Ja, das gibt es noch. Für „Die Chorjungen“ begann alles nämlich zunächst ganz klassisch mit Mozarts „Zauberflöte“, bei der sie im Schlosstheater von Drottningholm unter Daniel Harding gemeinsam auf der Bühne standen. Hier wurden dann die Verantwortlichen der Deutschen Grammophon aufmerksam, die nach Stimmen für ein neues Projekt nach dem Vorbild der erfolgreichen englischen Formation „The Choirboys“ suchten und das Trio aus der Talentschmiede der Augsburger Domsingknaben wenig später unter Vertrag nahmen. Das Etikett von „Deutschlands jüngster Boy Band“, das man ihnen teilweise schon verpasst hat, sehen die drei Jungs dabei eher mit einem Augenzwinkern. Und obwohl Nicolas, Jan und Georg erst zwischen 13 und 14 Jahre alt sind, geben sie sich im Interview bereits wie Profis. „Auch wenn da ein paar moderne Lieder dabei sind, sind wir in erster Linie schon noch Domsingknaben und machen hauptsächlich klassische Sachen.“ Die erste eigene CD, deren Trackliste sich von „You Raise Me Up“ bis hin zum barocken „Miserere“ aus der Feder von Gregorio Allegri spannt, war aber trotz diverser vorangegangener Aufnahmen mit dem Chor schon „ziemlich cool“. Egal ob aktueller Charthit oder Barock, die musikalische Prägung durch die Augsburger Domsingknaben kann und soll auf der CD gar nicht verleugnet werden. Besonders die klare, instrumentale Stimmführung, die Domkapellmeister Reinhard Kammler während seiner Zeit in England kennengelernt hat und als Tradition nun auch mit seinem Ensemble weiterführt. Druck auf die jungen Sänger ist dabei ein Fremdwort. Bewusst gibt es in Augsburg auch kein Internat, sondern lediglich zwei bis drei Proben pro Woche. So haben die Jungs noch ein ganz normales Leben abseits des Chores, und die späteren Berufswünsche gehen nicht zwangsläufig in Richtung Opern- oder Konzertsänger. „Singen ist für mich ein Hobby“, sagt Nicolas. „Außerdem komme ich wahrscheinlich eh bald in den Stimmbruch, da weiß man ja auch nicht, wie die Stimme danach wird.“ Bereits erschienen: Die Chorjungen, Allegri, Schubert, Fauré, Clapton, Mey, Panorama/Universal Abonnenten-CD: Track 19 Mit Unterstützung der CIC Concerto b-Moll für Violoncello concertato, Streicher und Basso continuo Wq. 170 (H.432) Sinfonie Nr. 5 b-Moll Wq. 182 (H. 661) Concerto B-Dur für Violoncello concertato Wq. 172 (H.439) Foto: Ben Wolf/DG » Sanguineus und Melancholicus « Wq. 161 (H.579) Haben auch ein Leben abseits des Chores: Nico, Jan und Georg von den Augsburger Domsingknaben » 29 .» ßenbahnmuseum und produzierte dort faszinierende Bilder, aus denen dann eine höchst atmosphärische CD-Ausstattung wurde. Ganz epochal: Die neue CD des Galatea Quartetts Galatea Quartett Epochale Musik Kammermusik ist tot – es lebe die Kammer musik! Beim Treffen in St. Gallen erklärten Yuka Tsuboi und Julien Kilchenmann, wie Streich quartett im 21. Jahrhundert funktioniert. Von M ich a e l W e r s i n W ie gelangt ein junges, noch nicht allzu bekanntes Zürcher Streichquartett zu Sony, dem Label von Lang Lang und Jonas Kaufmann? Julien Kilchenmann erzählt, es sei gar nicht so schwer gewesen – er sei mit einem fertigen Konzept auf die Firma zugegangen und habe sofort offene Ohren gefunden. Einer der Glücksfälle im hart umkämpften Schallplattengeschäft: Das Konzept Kilchenmanns enthielt nämlich ausschließlich Musik des schweizerisch-jüdischen Komponisten Ernest Bloch (1880-1959) – kein Programm, das ein Mainstream-Publikum vom Hocker reißt, könnte man meinen, aber die Qualität hat sich 30 durchgesetzt. Diejenige der Musik und vor allem die der Interpreten. Und daher können wir in diesem Frühjahr schon die zweite CD des Galatea Quartetts begrüßen: „Belle Époque“ ist ihr Titel und sie enthält französische Musik aus der Zeit um 1900. Ins Auge sticht zunächst das Cover: Man habe zum Staunen des Labels, berichtet Kilchenmann, diesmal gleich selbst einen Fotografen mitgebracht – den Spanier Josep Molina, selbst ehemals Geiger in einem Streichquartett und heute mit seinem Team einer der gefragtesten und genialsten Visualisten von Motiven im Zusammenhang mit klassischer Musik. Molina ging mit den Galatea-Leuten ins Zürcher Stra- Nicht minder atmosphärisch ist das Programm. Neben den bekannten Quartetten von Ravel und Debussy wird ein weiteres von einem völlig vergessenen Komponisten namens Pierre Menu präsentiert: Dieser im Jahre 1919 mit nur 29 Jahren verstorbene Franzose hat es in jungen Jahren zu einer bemerkenswert eigenständigen Musiksprache gebracht. Deren komplexe Harmonik entfaltet sich in einem mitunter bis zur Achtstimmigkeit anwachsenden, ungeheuer dichten Satz – Doppelgriffe für sämtliche Instrumente des Quartetts machen es möglich. So etwas gelingt, wenn vier erfahrene Spitzenmusiker perfekt aufeinander abgestimmt sind. Darin überzeugt das Galatea Quartett, denn so unterschiedlich die musikalische Herkunft der Musiker ist, so bedingungslos gehen sie aufeinander ein, wenn es um die intensive Probenarbeit geht. Die Aufgaben sind verteilt: Julien Kilchenmann und seine Schwester Sarah, die sich in der Vergangenheit schon intensiv mit barocker Musik und unterschiedlichen Stimmungen auseinandergesetzt haben, geben Impulse für die auffällig ausgewogene Intonation des Quartetts: Schreiend hohe Terzen und Leittöne, wie sie gerade bei älteren Formationen üblich waren, sind bei „Galatea“ kein Thema; man versucht, mit reinen Terzen einen ruhigeren Klang zu erreichen. Für Yuka Tsuboi – in Japan aufgewachsen und seit dem 14. Lebensjahr an der renommierten Londoner „Menuhin School“ eher konservativ ausgebildet – war gerade diese Art des Intonierens neu, als sie in Zürich mit den Kilchenmanns zu arbeiten begann. Ebenso neu war es für sie, Streichquartette von Haydn ganz ohne Vibrato zu spielen, erzählt sie. Aber dieser Input aus der historisierenden Ecke trägt maßgeblich zu jenem Plus an klanglicher Konturiertheit bei, mit der das Galatea Quartett aufhorchen lässt. Selbstverständlich ist besonders bei komplexen Partituren wie derjenigen von Pierre Menu auch der analytische Zugang von Bedeutung: Hierfür zeichnet oft der Bratschist Hugo Bollschweiler, der als letzter zur jetzigen Galatea-Formation gestoßen ist, verantwortlich; er arbeitet gelegentlich auch als Dirigent und ist es gewohnt, Musik verstärkt strukturell unter die Lupe zu nehmen. Ein großartiges Team – auf die weitere Entwicklung darf man sehr gespannt sein. Neu erschienen: „Belle Époque“, Quartette von Debussy, Milhaud, Menu, Sony Abonnenten-CD: Track 6 Foto: Sony/Molina Visuals Hochzeit von historischem ewusstsein und struktureller B Analyse Doktor Stradivari Musik-Krimi Folge 9: Der Mann mit dem Kontrabass D oktor Stradivari und Kommissar Reuter waren am frühen Abend im Wagen unterwegs, da kam eine Meldung aus der Innenstadt: Einbruch in einer Wohnung! Der Täter war brutal vorgegangen und hatte eine ältere Dame niedergeschlagen. Jemand hatte beobachtet, wie ein Kombi wegfuhr. Im Kofferraum des Wagens hatte ein großes Musikinstrument gelegen – offenbar ein Kontrabass. Der Beamte von der Leitstelle gab das Nummernschild des Wagens durch. „Könnte der Mann mit dem Kontrabass der Einbrecher gewesen sein?“, fragte der Kommissar. „Das nicht. Aber wir brauchen ihn unbedingt als Zeugen.“ Zwanzig Minuten später hatte eine Streife den gesuchten Wagen in der Innenstadt entdeckt und gestoppt. Der Fahrer, ein glatzköpfiger älterer Mann, blickte erschrocken drein. „Ich habe es furchtbar eilig“, sagte er und deutete auf den Bass in seinem Auto. „Unser Konzert in der Marienkirche fängt in einer dreiviertel Stunde an. Ich bin ohnehin zu spät.“ „Es tut mir leid“, sagte Reuter, „aber Sie müssen uns aufs Revier begleiten.“ „Geht das nicht morgen? Oder heute Abend nach dem Konzert? So gegen elf ?“ Der Mann wirkte sehr nervös. Der Kommissar schüttelte den Kopf. „Jede Minute zählt.“ „Sind Sie professioneller Musiker?“, fragte Doktor Stradivari. Der Mann schüttelte den Kopf. „Ich spiele in einem Amateurorchester. Und ich bin der einzige Kontrabass im Ensemble.“ Doktor Stradivari ermittelt – und Sie können gewinnen! Wenn Sie die Lösung wissen, schreiben Sie sie an stradivari@ rondomagazin.de oder postalisch an RONDO, Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin – Ihre Kontaktdaten nicht vergessen! Unter allen Zuschriften verlost RONDO in Kooperation mit dem Label Channel Classics fünf Exemplare der neuen CD „Basso bailando“ von Kontrabassist Rick Stotijn. Einsendeschluss ist der 05. August. „Und wie lange spielen Sie schon?“ „Erst drei Jahre. Ich bin vom Cello umgestiegen. Ich habe dann mit Freunden Kammermusik gespielt – das ‚Forellenquintett‘ von Schubert oder den ‚Elefanten‘ aus dem ‚Karneval der Tiere‘. Ich hätte nie gedacht, dass das funktioniert. Aber im Prinzip wandert man ja einfach eine Oktave nach unten. Ansonsten hat man dieselben vier Saiten in Quintstimmung. Wie das eben bei den Streichern so ist. Einmal Streicher, immer Streicher … Gut, man muss halt im Stehen spielen. Oder auf so einem komischen Hocker …“ Der Mann lächelte gequält. „Entschuldigen Sie, Doktor Stradivari“, unterbrach Kommissar Reuter. „Das ist ja alles ganz interessant, aber für einen Plausch unter Musikexperten haben wir nun wirklich keine Zeit.“ „Natürlich“, sagte Doktor Stradivari. „Ich wollte eigentlich nur sicher gehen, dass der Herr hier nicht ins Konzert muss, wie er behauptet. Warum er den Bass durch die Gegend fährt, kann ich nicht sagen. Aber spielen kann er ihn sicher nicht.“ Wie kommt Doktor Stradivari darauf ? www.oliverbuslau.de Auflösung aus Magazin 2/2014: Auf dem Foto fällt der Schatten Sichelschneiders auf das Gebäude. Das ist aber nicht möglich, da die Fassade des Mährischen Theaters Olmütz nach Nordosten weist und um 18 Uhr im Schatten gelegen hätte. Das Foto muss also eine Fotomontage gewesen sein. 31 Fürstliches Residenzschloss zu Detmold Hörtest – Brahms Serenade Nr. 1 D-Dur Porträt eines glücklichen Menschen: Mit der Serenade D-Dur formuliert Brahms seinen Traum vom Natur zustand – den unbeobachteten Moment plötzlicher Sinfonik. Von C a r s t e n H i n r ich s J ohannes Brahms, noch ganz ohne Einsamkeitsnebel und Nänien-Weihrauch, ohne Herbstlicht und Deutsches Requiem, kurz: ohne alle Beulen und Schrammen, die das Leben für Menschen nun mal so bereithält. Es ist der Spätsommer 1858, und der fünfundzwanzigjährige Komponist ist wieder gerne zu Gast in Detmold, am Zwergenhofstaat des Fürsten Leopold II. zur Lippe, dessen Chor er leitet und dessen Tochter, Prinzessin Friederike, er Klavierunterricht gibt. In diesen Job hat er sich, bei ebenfalls fürstlichem Salär, aus dem ganzen Schlamassel der ungeklärten Liebe zu Clara Schumann und dem schuldbewussten Schock nach Robert Schumanns Tod zurückgezogen. Mit dem Konzertmeister Carl 32 Bargheer nimmt er erstmals die später für ihn so produktiven Spaziergänge in die Natur auf, und eines Tages ertappt ihn der Abholende in seinem Arbeitszimmer, dessen ganze Möbel mit frischen, trocknenden Partiturseiten übersät sind. Er hat die Zeit vergessen, während er gerade dabei ist, seine Serenade D-Dur, ein Stück duftiger, lichtdurchfluteter Musik für neunstimmiges Kammerensemble, eine Frucht intensiver Studien bei Mozart und Haydn, auf ’s Orchester zu übertragen. Also dann wird es eine Sinfonie? Nein, wiegelt Brahms ab, wer nach Beethoven Sinfonien schreiben will, müsste ganz anders klingen. Nur zu bekannt ist Brahms’ Zitat, wonach er immer „den Riesen“ hinter sich schreiten hört, sobald er sich der Gattung nur nähert. Aber Bargheer gegenüber ist sein Abwiegeln schon nur noch Koketterie. Denn der seit Schumanns Vision der Brahmsschen Chor- und Orchestermassen schreibgehemmte Hamburger arbeitet in Wahrheit fieberhaft daran, den sinfonischen Gipfel zu erklimmen. Nur beobachtet werden möchte er dabei nicht. Und so werden die drei Sinfoniesätze für Taschenbesetzung erst auf Orchestergröße entfaltet, um sie sogleich durch hinzugefügte Menuette, ein Scherzo und ein Rondo als harmlose Freiluftmusik in klassischer Manier zu tarnen. Die Uraufführung findet dann doch im kleinen (und sicheren) Kreis statt, erst Joseph Joa- Eine farbige, lichtdurchflutete Sinfonie – wie zur Tarnung mit Kammerensemble besetzt chim darf die Orchesterversion 1860 aus der Taufe heben. Die Serenade ist ein Flirt mit der klassischen Form, aber keine Maskerade. Dennoch singt aus ihr der Detmolder Sommer in reinem Naturzustand: ländliche DudelsackQuinten wie in Beethovens „Pastorale“, dazu das Horn – dem Finale von Haydns 104. Sinfonie abgelauscht – mit seinem unternehmungslustigen Solo zum Einstand. Kein Zweifel – allen Traditionsbindungen zum Trotz: Jetzt geht’s in’s Freie. Ein gewisses Ungleichgewicht ist nicht zu leugnen, dem sinfonischen Kopfteil steht ein galantes Geplänkel der Menuette, Scherzo und Rondo gegenüber, so als folgten dem Porträt eines tief atmenden Waldes oder wildromantischer Berglandschaft eine quirlige Kutschfahrt mit Picknickszenerie. Undankbar übersichtlich ist die Diskografie dieses frühen Wurfes. Sieben derzeit erhältliche Aufnahmen treten in unserem Hörtest gegeneinander an. Kurt Masur kleidete 1982 die Serenade mit dem Gewandhausorchester Leipzig in einen noblen, ungemein seidigen Klang, der als Hybrid-SACD auch für Surround-Fans fantastisch eingefangen worden ist. Hier machen die Eingangssätze gar keinen Hehl aus ihrem sinfonischen Zuschnitt: Dem erlebnishungrigen Allegro molto, dem zärtlichen Adagio, ja sogar dem halb morbid-wienerischen, halb bäuerlich stampfenden Scherzo passt der satte Orchesterklang wie angegossen. Claudio Abbado am Pult der Berliner Philharmoniker setzte ein Jahr später weniger auf Schönklang und dafür verstärkt auf Kontraste und abrupte Lichtwechsel, als wollte er die Wendigkeit der Kammermusik im Großen erinnern. Das ist interessant, wirkt bei Jiří Bělohlávek aber weit ungezwungener, musikantischer und weniger hölzern. Leider verirrt sich das Orchester dafür im Unterholz einer unnötig wattigen und nebulösen Aufnahmetechnik. Die Gegensätze versöhnt am schönsten eine recht frische Aufnahme: Robin Ticciati am Pult der Bamberger Symphoniker teilt mit Masur den edlen, hellen Orchesterklang, erreicht dabei aber zugleich eine enorme Wendigkeit und Detailfreude (in drolligen, Dorfmusik imitierenden Schleifern der Klarinetten auf die Spitze getrieben). Auch diese Aufnahme besticht als SACD mit der Möglichkeit, das Orchester seinen Klangraum im Wohnzimmer entfalten zu lassen. Während die Bamberger unter Ticciati aber auch im Scherzo nervös und konzentriert bleiben und das FinalRondo wuchtig und marcato nehmen wie einen Parforceritt, entscheidet sich Augustin Dumay in seiner Aufnahme mit dem Kansai Philharmonic Orchestra – dessen wie poliert schimmernder, tiefenscharfer Orchesterklang aufhorchen lässt – gerade im Scherzo für einen kraftlosen Bärentanz. Der einzige Ausrutscher, aber ein nicht unerheblicher. Klanglich auf eigenem Feldweg rollen zwei weitere Aufnahmen der Serenade heran: Den interessanten Versuch der Rekonstruktion von Brahms’ eigenhändig vernichteter Urfassung in Nonett-Besetzung trägt unter Kevin Geraldi das Minerva-Ensemble zum Klangpicknick bei. Und so geharnischt beherzt wie bei der Götterpatin geht es hier zu Wer- ke: Der solistische Klang des Nonetts erlaubt keine Komfortzone für Mit-Musiker. Auch wenn man sich die Holzbläser vielleicht etwas süßer und weniger ländlich gewünscht hätte, ist die Möglichkeit des Gegenhörens doch phänomenal. Aus dieser Perspektive angenähert erlebt man eine deutlich veränderte Klangbalance und versteht im solistischen Ballspiel zwischen Bläsern und Streichern, warum sich Brahms nach eigener Aussage „nicht gern von den ursprünglichen Instrumenten trennen wollte“, wie Joachim an Clara Schumann schrieb: Es ist ein anderes Stück. Die Profilschärfe historisch informierter Musizierhaltung überträgt wiederum Nicholas McGegan zurück auf das Sinfonieorchester, sein Philharmonia Baroque, und bringt die Sphären zusammen: Knackige Streichbässe und prägnante Pauken mit Lederschlegeln treffen auf sinnliches Holz und einen sinfonischen, aber durchsichtigen Streicherklang. Grüner wird’s nicht: Robin Ticciati/Bamberger Symphoniker, 2011, Tudor/Naxos Kevin Geraldi/Minerva Chamber Ensemble, 2009, Centaur/ Klassik Center Kassel BeFreiluftmusik: Kurt Masur/ Gewandhausorchester Leipzig, 1982, Pentatone/Naxos Claudio Abbado/Berliner Philharmoniker, 1983, DG/Universal Nicholas McGegan/ Philharmonia Baroque Orchestra, 2010, Philharmonia/ harmonia mundi Augustin Dumay, Kansai Philharmonic Orchestra, 2012, ONYX/Note 1 Braune Tonne: Jiří B ělohlávek, Tschechische Philharmonie, 1994, Supraphon/Note 1 20 VERANSTALTUNGEN, 4 TAGE, 1 THEMA: «AUFFÜHRUNGSPRAXIS» MIT RUDOLF LUTZ, ANGELA HEWITT, NOLDI ALDER U. V. M. 6. Kantatenaufführung Werkeinführung, Kantatenaufführung « Was frag ich nach der Welt » (BWV 94) ausführende: nuria rial, margot oitzinger, daniel johannsen, dominik wörner und chor & orchester der j. s. bach-stiftung reflexion: manfred papst 1. Eröffnungskonzert Suite BWV 1066 in C-Dur sowie musikalische Einführung in das Programm der Appenzeller Bachtage ausführende: nuria rial, daniel johannsen, orchester der j. s. bach-stiftung leitung: rudolf lutz 7. Bach trifft Appenzell Bach, gespiegelt an Appenzeller Volksmusik ausführende: noldi alder und sein ensemble 8. Rezital Gespräch am Flügel: Angela Hewitt, befragt von Rudolf Lutz zu den GoldbergVariationen (in englischer Sprache), anschliessend Klavierrezital mit den « Goldberg-Variationen » BWV 988 ausführende: angela hewitt 2. Bach in der Früh (3 x) Orgel und Choralsingen ausführende: david timm (orgel), reiko brockelt (saxophon), mitglieder des chors der j. s. bach-stiftung, publikum 9. Bach-Nacht Noldi Alder mit seinem Streichquartett, David Timm mit seinem Jazzquartett und Doppelimprovisation von Rudolf Lutz & David Timm 3. Akademie (4 x) Referate und Diskussionsrunden zum Thema «Aufführungspraxis» mit anerkannten experten sowie ensemblemusikern der j. s. bach-stiftung 10. Festgottesdienst Schlusspunkt der Appenzeller Bachtage 2014 mit Einbettung der Kantate « Was frag ich nach der Welt » (BWV 94) in einem Gottesdienst in der Ordnung der Bachzeit ausführende: nuria rial, margot oitzinger, daniel johannsen, dominik wörner und chor & orchester der j. s. bach-stiftung; pfarrerin andrea anker und pfarrer karl graf 4. Bach in der Schule (2 x) Schüler des Gymnasiums Oberaargau Langenthal und der Kantonsschule Trogen führen ein selbständig gestaltetes Konzert auf 5. Bach in den Häusern Darbietung von kammermusikalischen Werken im häuslichen Rahmen – verteilt auf verschiedene Privathäuser und kleine Säle www.bachtage.ch ! en ch e r a n -l s u t b e V er a z n e Jet e i n z e le n o ds c h a l 33 g u 61 ) f ü r l t u n t p a 7 5 . – 2 16 s t a e s a mH F 4 1 24 G ( C 0)7 h ( e.c 41 .+ tag h Tel c ba Auf der unermüdlichen Suche nach der einen Note: Der 83-jährige Saxofon-Koloss Sonny Rollins hat immer noch Großes vor. Von Jo s e f E nge l s D ie Nachrichten über den letzten Mohikaner des modernen Jazz waren in den vergangenen Monaten nicht gerade ermutigend. Aufgrund seiner hartnäckigen Lungenprobleme verboten die Ärzte Sonny Rollins das Saxofon-Spiel, in 34 der Folge gab es einige Festival-Absagen. Muss man sich ernsthaft Sorgen machen? Rollins, der einst an der Seite von Miles, Monk und Bird an der Wiege des Bebop stand, lacht sein wunderbares, aus den tiefsten Tiefen des Zwerchfells kommendes Lachen. Man Neu erschienen: Sonny Rollins, Road Shows, Vol. 3, Okeh/Sony Foto: Sony/John Abbott Sonny Rollins Der alte Mann und das Mehr dürfe sich vom Leben nicht unterkriegen lassen, erklärt der 83-Jährige; er sei aber zuversichtlich, spätestens gegen Ende des Jahres wieder voll einsatzfähig zu sein. Schließlich habe er noch eine Menge vor: „Mir geht es darum, ein größeres Erbe zu hinterlassen. Ich bin sicherlich sehr glücklich, wenn mich Leute als einen der Baumeister des Modern Jazz bezeichnen. Ich will aber noch ein bisschen mehr in die Welt setzen. Ich habe viele neue Ideen, die ich bisher noch nicht realisieren konnte.“ Wie diese Ideen aussehen sollen, weiß Rollins selbst noch nicht. „Sehen Sie, ich bin Jazzmusiker. Ich möchte etwas kreieren, das vollkommen natürlich, frei und unerwartet ist“, gibt er zu verstehen. So habe man es auch damals in den goldenen Zeiten gehalten, als der junge, hünenhafte Tenorsaxofonist in New York mit den Bop-Renegaten die Musik des 20. Jahrhunderts revolutionierte. „Wir versuchten, Musik aus dem Moment heraus zu erschaffen“, erinnert sich Rollins, „ich hatte das Glück, dabei von einigen großartigen Leuten umgeben zu sein. Wir haben nie geglaubt: Oh, das wird man in 100 Jahren noch hören! Niemand dachte an die Nachwelt.“ Wie auch immer sich die musikalische Zukunft des Saxofon-Kolosses ausnehmen mag – Rollins deutet eine neue Band und ein StudioAlbum an – im Hier und Jetzt legt er erst mal den dritten Teil seiner „Road Shows“-Serie vor, eine Zusammenstellung von Live-Mitschnitten, die zwischen 2001 und 2012 bei Konzerten in Frankreich, Japan und den USA aufgenommen wurden. Höhepunkte sind ein atemberaubender assoziativer Solo-Parforce-Ritt durch das Melodien-Terrain des vergangenen Jahrhunderts sowie eine 23-minütige Fassung des Kern-Hammerstein-Klassikers „Why Was I Born?“ Wozu sind wir auf der Welt? Rollins hat eine einfache Antwort parat: „Um über uns hinauszuwachsen. Wir sind mit unserer Geburt für eine höhere Sache berufen, die wir nicht erklären können und nicht in Worte fassen können.“ Wobei der Saxofonist für sich schon seit langem ein Ziel definiert hat. Es ist die Suche nach dieser einen Note, die alles umfasst. „Deshalb möchte ich ja auch so schnell wieder an mein Saxofon zurück“, sagt Rollins, „ich habe diese eine Note noch nicht gefunden. Keine Ahnung, wie es sich mit ihr verhält – ob sie eine Note ist, die ich mit meinem Horn spielen kann, oder ob es eine Note ist, die ich nur im Kopf höre, auf die ich mich aber immer beziehen kann. Es ist alles sehr geheimnisvoll, so geheimnisvoll wie die Musik. Sie ist wahrhaftig ein Geschenk der Götter. Ich bin froh, dass ich es erhalten habe – und möchte besser werden, um an diesen Ort zu gelangen, zu dieser einen Note. Weil ich weiß, dass es sie gibt.“ 29 YEARS 25.08. 23.09. 2014 Eric Dolphy: „Out“– Zum 50. Todestag Am 29. Juni 1964, neun Tage nach seinem 36. Geburtstag, trat Eric Dolphy in Berlin überraschend seine letzte Reise an. Von M a rc u s A . Woe lfl e S chon die Plattentitel – von seinem Erstling „Outward Bound“ über „Out There“ bis zu seinem Schwanengesang „Out To Lunch“ – signalisieren: Ich bin nicht da, sondern unterwegs, im ursprünglichen Sinne des Wortes „ex-zenEric Dolphy trisch“, wobei das während „ex“, das „out“, das der „Out „draußen“ für alles To Lunch“Mögliche stehen. Sessions 1964 Er war ein Outsider, stand nicht im Zentrum der wichtigsten Strömungen seines Umfelds – West Coast Jazz, Hard Bop, Modaler Jazz, Free Jazz –, sondern an deren Rand. Eine seltene Kombination aus Kompromisslosigkeit und Vielseitigkeit erlaubte es ihm, in nahezu jeder musikalischen Umgebung zu musizieren und doch die Unverwechselbarkeit seiner radikal expressiven Stimme zu bewahren. Selten hatte er die Möglichkeit, unter eigener Regie an seiner Musik zu arbeiten. Bei den Hauptvertretern der Avantgarde, bei Bandleadern wie Charles Mingus, John Coltrane, Ornette Coleman und George Russell, konnte er sich immerhin recht frei entfalten. Spielt ein Musiker „out“, dann bewegt er sich in seinen Improvisationen weit weg von dem Rahmen, den ihm ein Thema vorgibt. Keiner hat das besser gekonnt als Eric Dolphy: Ständig spielte er Töne, die innerhalb der verwendeten Tonarten und Harmoniewechsel scheinbar nichts zu suchen hatten, sei es auf dem Altsaxofon, der Bassklarinette, die er als Soloinstrument verankerte, oder der Flöte, auf die er dem Vogelgesang abgelauschte Intervalle übertrug. Dolphy hat „Birds“ Innovationen bis zu ihren äußersten Konsequenzen zu Ende gedacht und gefühlt. Dabei erlebte Parkers seltsame Kombination aus glühender Intensität und vogelflugartiger Leichtigkeit in Dolphys Spiel eine nochmals um einige Hitze-Grade und Höhenmeter gesteigerte Wiedergeburt. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der Gesundheitsapostel Dolphy, der so anders lebte als Parker, etwa im gleichen Alter starb, und zwar an Diabetes. Er hat sich beim Musizieren ganz dem Augenblick hingegeben und uns dabei Momente reinster musikalischer Ekstase geschenkt. Schreiben wir es ausnahmsweise als Ex-tase, es bedeutet ja auch „Aus sich heraustreten“. 35 Myung-Whun Chung südtirol classic festival MERANER MUSIKWOCHEN CLASSIC 25.08. SEOUL PHILHARMONIC ORCHESTRA MYUNG-WHUN CHUNG - SUNWOOK KIM Beethoven, Debussy, Ravel 28.08. ARMENIAN PHILHARMONIC ORCHESTRA EDUARD TOPCHJAN Khachaturian, Mozart, Tchaikovsky 01.09. RUSSIAN NATIONAL ORCHESTRA CONRAD VAN ALPHEN - MIKHAIL PLETNEV Mendelssohn, Schumann 05.09. LONDON PHILHARMONIC ORCHESTRA VLADIMIR JUROWSKI - TRULS MORK Dvorak, Brahms 09.09. ORCHESTRE NATIONAL DE FRANCE DANIELE GATTI Debussy, Strawinsk, Beethoven 12.09. YOUTH ORCHESTRA OF SAN SALVADOR DA BAHIA (BRAZIL) - RICARDO CASTRO Bernstein, Gershwin, Villa-Lobos, Ginastera, Marquez 16.09. TSCHECHISCHE PHILHARMONIE JIRI BELOHLAVEK - BEHZOD ABDURAIMOV Smetana, Tchaikovsky, Dvorak 18.09. ORQUESTA FILARMONICA NACIONAL DE MEXICO UNAM - JAN LATHAM-KOENIG Castro, Chavez, Rodrigo, Moncayo, Revueltas, Piazzola 23.09. SUWON PHILHARMONIC ORCHESTRA KOREA KIM DAEJIN Beethoven, Tchaikovsky COLOURS OF MUSIC 27.08. ENSEMBLE SPARK (Echo Klassik) Folk Tunes Sounds like home 06.09. SOLO TANGO ORQUESTA Tango, Milonga & Lagrein festival 10.09. GREG PATTILLO’S PROJECT TRIO (NEW YORK) Beatbox meets Classic 17.09. KONSTANTIN WECKER: Sommer 2014 INFO: www.meranofestival.com [email protected] Te l + 3 9 0 4 7 3 2 1 2 5 2 0 Kurverwaltung Azienda di Cura, Soggiorno e Turismo Gezischtes Doppel: Premieren notizen der RONDO-Opernkritik Sich selbst über lassen Staatsoper im Schiller Theater, Berlin Wagner: „Tannhäuser“ Der Beginn von Richard Wagners „Tannhäuser“ mit dem verlängerten Venusberg-Bacchanal der Pariser Fassung ist eine der schwierigsten, grausamsten Opernherausforderungen für jeden Regisseur wie Dirigenten. Am Berliner Schiller Theater lässt es Daniel Barenboim ruhig angehen. Er und die Staatskapelle sind seit zwei Dezennien eine wie geschmiert laufende Klangfabrik. Er hat sein Konzept und zieht das durch: meisterliche Wagner-Verrichtung mit allerhöchster Repertoireroutine. Auf der überschaubaren Szene kriechen halbnackte Tänzer herein und zeigen viel Unterleibsaktivität. Dazwischen windet sich im Abendkleid Marina Prudenskaja als Frau Venus. Tannhäuser, Peter Seiffert, im weißen Hemdzelt samt XXXL-Hose, ficht das nicht an. Erstaunlich, wie der Sechzigjährige das vollführt: nicht mehr frisch, aber ungemein souverän. Das Wichtigste an dieser Festtagspremiere war freilich das Regie-Debüt von Sasha Waltz in einer Repertoireoper. Doch die auf der Tanzbühne geliebte Choreografin versagt diesmal. Sie hat nichts zu erzählen über den Dualismus zwischen Heiliger und Hure, idealisierter Liebe und verteufeltem Sex. Wer ist Tannhäuser? In welchem Milieu, in welcher politischen Sphäre ist er angesiedelt? Viele spannende Fragen, auf die Waltz keine Antwort hat. Sie arrangiert nur. Oder umnebelt mit Trockeneis. 36 Sasha Waltz findet keinen Rhythmus und lässt Leerstellen klaffen. Die teure WartburgHalle der schriller werdenden Elisabeth von Ann Petersen ist eine Fortsetzung der Theatertäfelung. Bevölkert wird sie von schicken Damen in Dior-Roben im Entstehungszeitlook, die uns bei eingeschaltetem Saallicht den Spiegel vorhalten. Alle anderen Stückkonflikte bleiben im Vagen, die Sänger, besonders der bühnenfüllende René Pape als Landgraf, sind sich hopsend selbst überlassen. Über weite Strecken scheint kaum Regie vorhanden, dann wieder schiebt sich die 18-köpfige Waltz-Tanztruppe unangenehm in den Vordergrund, um mit dürftigen Expressivfloskeln den musikalischen Fluss meist nur zu verdoppeln. Nur bei einer Person findet sich ein Widerhall von Waltz’ Absichten: im gebrochenen Peter Mattei als Wolfram. Da definiert bewusste Bewegung eine Figur, schenkt ihr neue Charakteraspekte. Roland Mackes Reißerischer R eligionsschwank Nationaltheater Mannheim Verdi: „Stiffelio“ Von den ungeliebten Frühwerken Verdis ist „Stiffelio“ das späteste. Entstanden unmittelbar vor „Rigoletto“ und „Il trovatore“, staunt man über die Schlagkraft der Melodien, über Knackigkeit und Gediegenheit – und über die weitgehende Abwesenheit von Arien, wodurch das Werk ähnlich versteckt blieb wie „Simon Boccanegra“. Wie unpopulär die Geschichte eines untergetauchten Predigers ist, lässt sich daran ermessen, dass nicht einmal Plácido Domingo eine CD-Gesamtaufnahme davon gemacht hat (sondern nur eine DVD). Und dass Verdi den Stoff später zur – ebenso glücklosen – Kreuzritter-Oper „Aroldo“ umarbeitete. Im Nachgang zum Jubiläums-Jahr gebührt dem Mannheimer Vorstoß zu „Stiffelio“ die Verdi-Krone in Deutschland – überholt höchstens vom Hamburger Dreisprung mit „Battaglia di Legano“, „I due Foscari“ und „I Lombardi“. Regula Gerber am Nationaltheater gibt der (in Italien zensierten) Freiheitseiferei eine elegante, von Roland Aeschlimann edel ausgestattete Deutung – auf dem Grat zwischen reißerischem Religionsschwank und tiefernstem Oratorium. Worin die Gesellschaftskritik ursprünglich bestanden haben mag – bei Librettist Piave ist Stiffelio ein verheirateter Pfarrer! –, begreift man unterm Neon-Klapp-Kreuz freilich kaum. Dirigent Alois Seidlmeier fegt bissig und klangschön durch die Partitur. Die Besetzung selbst der B-Premiere zieht erstaunlich in ihren Bann. Titelheld Martin Muehle mit herrlich baritonalem Rost in der Kehle ist kein Tenor-Weichei. Jorge Lagunes zeigt sich als Verdi-Bariton von echtem Schrot mit Korn. David Lee schmachtet dezent den Intriganten. Lediglich Ludmila Slepneva, die am Haus von Tosca bis Elsa, von Mimì über Minnie bis zur Gioconda alles singt, was vorkommt, bezahlt diese Treue mit einigen schrillen Tönen. Es ist eine der schönsten Wiederentdeckungen der letzten Jahre. Und ein Beweis, wie viel Leben derzeit in der Mannheimer Bude steckt. Robert Fraunholzer Fotos: Bernd Uhlig Da Capo Die Lust im Auge des Betrachters – Tannhäuser in Berlin: Marina Prudenskaya (Venus), Peter Seiffert (Tannhäuser) und Tänzer/innen ROS S I NI i n W I L DB A D Premieren 2014/2015 B e l c a n t o O p e r a Fe s t i v a l Eröffnung 10., 12. Juli 2014 Königliches Kurtheater Il viaggio à Reims Festaufführung, D: Fogliani 2./3. September Amsterdam (NL), De Nationale Opera Arnold Schönberg: „Gurrelieder“/ Claudio Monteverdi: „L’Orfeo“ Amsterdam hat einen Ruf zu verteidigen in Sachen Wagemut und Qualität. In seiner 22. Intendantenspielzeit bringt Pierre Audi Schönbergs bombastische „Gurrelieder“ auf die Bühne, Marc Albrecht dirigiert. Und tags darauf setzt Sasha Waltz mit Pablo Heras-Casado Monteverdis „Orfeo“ poetisch in Szene, der später auch in Berlin zu sehen sein wird. ms 14. September Wien (A), Theater an der Wien Peter Tschaikowski: „Die Zauberin“ Tschaikowskis Opern sind alle besser, als man denkt. Bloß: Wer kennt sein Spätwerk „Charodeyka“? Inszeniert von Christof Loy, könnte dies die Romantik-Ausgrabung des Jahres werden. rfr 27. September Dessau, Anhaltisches Theater Richard Wagner: „Die Walküre“ In Dessau hat man den „Ring“ von hinten aufgezäumt. Erst „Götterdämmerung“ (2012), dann „Siegfried“ (2013). Jetzt vollendet das politisch neidgebeutelte und kürzungsbedrohte Haus seinen Zyklus. Leute, schaut auf diesen Ring!. rfr 2. Oktober Köln, Palladium Johann Adolf Hasse: „Leucippo“ Weil er spitz auf Daphne ist, wird der holde Hirte Leukippos durch Arkadien gejagt. Tatjana Gürbaca (Regisseurin der „Aufführung des Jahres“ 2013) pökelt den alten Schinken. Valer Sabadus immerhin singt ihn. rfr 3. November London (UK), Covent Garden Wolfgang Amadeus Mozart: „Idomeneo“ Sehr spannend zu sehen, wie die eher konservativen Opern-Engländer auf die erste Regie-Begegnung mit dem gern kraftmeiernden Martin Kušej reagieren werden. Mozarts Vater-Sohn-Konflikt „Idomeneo“ bietet da natürlich eine Steilvorlage. Marc Minkowski wird für flotte Klänge sorgen, und in der ursprünglichen, hoch liegenden Kastratenrolle des Idomeneo gibt es einen Countertenor als Rarität: Franco Fagioli. ms 15. November München, Nationaltheater Giacomo Puccini: „Manon Lescaut“ 11., 13. Juli Hommage à Adolphe Nourrit I + II Michael Spyres (Tenor), D: Parry Belcanto Opera Festival 17. Juli Trinkhalle Portrait Adriana Hölszky (Königliches Kurtheater) Fans der schönen Stimmen müssen hier sehr schnell an der Kasse sein. Denn die erste szenische Begegnung von Anna Netrebko und Jonas Kaufmann verspricht ein Vokalfest der Sonderklasse. Regie-Altmeister Hans Neuenfels wird zudem dafür sorgen, dass der Süßstoffgehalt des Abends nicht zu hoch steigt.ms 26. Januar Paris (F), Opéra-comique André Campra: „Les fêtes venitiennes“ 17., 24., 26. Juli Il viaggio à Reims R: Schönleber, D: Fogliani 19., 23., 25. Juli Adelaide di Borgogna R: Petris, D: Luciano Acocella 27. Juli Tebaldo e Isolina (Francesco Morlacchi) Konzertant, D: Fogliani Konzerte, Meisterklassen, Vorträge Tickets, Angebote, Hotels: Touristik Bad Wildbad GmbH · König-Karl-Straße 5 75323 Bad Wildbad · [email protected] · www.rossini-in-wildbad.de Dieses Opéra-ballet war 1710 der Versuch der pomphaften Pariser Oper, komödiantisch zu werden. Aufs falsche Pferd gesetzt!, könnte man sagen. William Christie will sich den Jux jetzt endlich wieder leisten. Robert Carsen inszeniert.rfr 30. Januar Berlin, Komische Oper Oscar Straus: „Eine Frau, die weiß, was sie will“ Barrie Koskys ganze ‚Tingeltangelage‘ an der Komischen Oper läuft darauf hinaus, sich der frivolen Geschichte seines Hauses wieder zu bemächtigen. Oscar Straus’ musikalische Komödie war 1932 der letzte Super-Erfolg der großen Fritz Massary. Jetzt weiß Dagmar Manzel (hoffentrfr lich), was sie will. 25. Juli Bayreuth, Festspielhaus Richard Wagner: „Tristan und Isolde“ Steven Gould ist ein versierter Liebeskranker, Eva-Maria Westbroeck aber gibt ihr spannungsvoll erwartetes Isolden-Debüt. Christian Thielemann dirigiert seine Lieblingsoperndroge erstmals auf dem Grünen Hügel, und die dann alleinherrschende Katharina Wagner offenbart zums gleich ihre zweite Regie. 37 Savannah Music Festival: Stilmix mit Südstaatenaroma Bela Fleckund, Abigail Washburn D er Telfair Square wäre mit seinen mächtigen Südstaaten-Eichen in jeder europäischen Hauptstadt magischer Anziehungspunkt für die Fotosession nach der kirchlichen Trauung. Savannahs Historic District hat 21 solche Plätze, darunter manche, deren mit Spanish Moss behängte Baumriesen noch attraktiver „vom Winde verweht“ aussehen. Weshalb die 1783 am Telfair errichteteTrinity United Methodist Church zum Glück nicht wegen Trauungen ständig ausgebucht ist. Mit dem Publikum Freundschaft schließen Umso beliebter ist sie nämlich bei Kammermusikensembles: 15 Konzerte in zweieinhalb Wochen, das erlebt allerdings selbst dieser neoklassizistische Bau von 1783 nur während des größten Musikereignisses im Staate Georgia. Bespielt wird er während des Savannah Music Festivals in selbst für amerikanisch-lockere Klassik-Verhältnisse höchst 38 Piano Showdown unelitärer Weise. Der britische Geiger Daniel Hope beweist als Programmmacher und – bei aller Didaktik stets unterhaltsamer – Moderator, dass ihm die undogmatische Haltung seines Buches „Wann darf ich klatschen?“ rundum selbstverständlich ist. Wenn „Hope & Friends“ öffentlich Hausmusik der anspruchsvollsten Art machen, dann will er dabei „mit dem Publikum Freundschaft schließen“. Wie sehr die Musiker diese auch untereinander pflegen, wird offensichtlich, wenn man kurz vor Konzertbeginn noch zur fernen Toilette der Kirche eilt – mitten durch die entspannte Stimmung im Backstage-Bereich. „Freundschaft mit dem Publikum“ lautet auch die Devise des Festivaldirektors Rob Gibson. Trotz nicht weniger Uraufführungen erklingt in der betont schmucklosen Kirche selten zeitgenössische Musik, die mit klassischen Traditionen radikal bricht: Elgar und Bartók statt Cage und Stockhausen. Und das nicht etwa, weil Gibson Berührungsängste in Sachen Avantgarde hätte. Der 55-Jährige hat in jungen Jahren einige jener Konzerte veranstaltet, denen er heute selbst skeptisch gegenüber steht: „Irgendwann habe ich festgestellt, dass diese Musik weder mich noch das Publikum wirklich berührt.“ Flamenco meets Jazz: Ayano Hisa Dennoch offen fürs Ungewohnte reagieren die meist älteren Herrschaften, als zur Donnerstagmittagsstunde vom fabelhaften Dover Quartet stärkerer Tobak serviert wird: die Uraufführung von „The Sun Was Chasing Venus“ der britischen Komponistin Charlotte Bray. Offen für unterschiedlichste Herangehensweisen an Musik sollte auch sonst sein, wer die Besonderheit des Savannah Music Festivals würdigen will. Hier nämlich trifft die Klassik, in den Anfangsjahren ab 1989 beinahe Alleinherrscherin übers damals noch bescheidene Angebot, auf reichlich Jazz und Weltmusik, insbesondere aber auf Stilarten, die gerne unter dem Begriff „Americana“ zusammengefasst werden. Gibson benennt gute Gründe: „Fast alle genuin amerikanischen Musikgenres Daniel Hope und das Atlanta Symphony Orchestra Fotos: Savannah Music Festival 2014 Eben noch macht Daniel Hope Hausmusik mit Freunden, dann greift er zur Bluegrass-Fiddle: Bei diesem Festival in Georgia/USA geht es maximal entspannt zu. Von Kl au s von S e c k e n d orff „Eine aufregende Erlebnisreise“ Daily Mail großer Club für das zwingend tanzbare Festivalfinale mit dem indisch (!) gefärbten Funk von Red Baraat. Und nicht weniger für ein Workshopkonzert, bei dem Koryphäen wie Bela Fleck oder der Mandolinen-Virtuose Mike Klassik flirtet hier mit Jazz und Bluegrass, der Musik der Südstaaten Marshall die Teilnehmer des „Acoustic Music Seminar“ fit und mutig machen für das ergreifendste (und in dieser Form leider einmalige) Konzert des Festivals. Beim „Stringband Spectacular“ sitzen 16 teils blutjunge Musiker „from all over America“, wegen auffälliger Begabung und Begeisterung für „Roots Music“ als Teilnehmer eines 7-Tage-Workshops ausgewählt, im Halbkreis. stammen aus dem Süden – von Jazz, Blues und Gospel über Country und Bluegrass bis zu Cajun und Zydeco.“ Während Letztere im französisch beeinflussten Louisiana verankert sind, ist zumindest die ältere Generation in Savannah mit Bluegrass aufgewachsen, der weniger kommerzialisierten Verwandten des Country. Fiddle, Banjo und Mandoline Mehr als 2300 Häuser stehen im Vordergrund, und es im Kolonial- und groovt gewaltig, da das irischviktorianischen Stil auf schottische Volksmusikerbe den gut fünf Quadrateuropäischer Immigranten kilometern eines mit Einflüssen aus Gospel downtown gelegenen und Blues zu noch deutlicheHistoric Districts: rem Swingen gebracht wurde. Die von General Und so reagieren die „SloOglethorpe 1733 wannians“ bei aller Gemütsruhe bürgerfreundlich und euphorisch auf ein Projekt wie den im rechtwinkligen Raster „Piano Showdown“ im Trustees geplante Stadt Savannah im Theatre, einem 1200 Besucher fasBundesstaat Georgia zählt zu den senden Kino von 1946, das das pri- schönsten in Nordamerika. Ihr Music Festival hat sich vate „Savannah College of Art and seit 1989 mit mehr als 100 Konzerten in 17 Tagen zu interDesign“ wie so viele „Landmarks“ nationaler Bedeutung entwickelt. Für 2015 (22. März im Historic District vor dem Ver- bis 7. April) sind jetzt schon eingeplant: zwei Puccinifall bewahrt hat. Mehr Swing geht Opern, die Pianisten Murray Perahia und Steven Hough, nicht, als wenn Cyrus Chestnut Jazzsängerin Dianne Reeves, diverse Kammermusikund Markus Roberts an zwei Flü- programme mit Daniel Hope und als eines von vielen geln den Staub von Jazzklassikern Bluegrass-Highlights das Acoustic Music Seminar. pusten. Roberts holt als Mitverant- www.savannahmusicfestival.org/ wortlicher für den Festivaljazz viele Vertreter des traditionsbetonten In kleinen und großen Besetzungen spielen sie Wynton-Marsalis-Ideals aus New York nach selbst Komponiertes und Arrangiertes mit erSavannah. Kein Wunder: Rob Gibson war in frischender Tendenz zum so genannten „Newden 90ern für den Jazz am Lincoln Center zugrass“. Und weil das unwiderstehlich rüberständig. kommt beim sachkundigen Publikum, treibt Auch für mitternächtliche Sessions hat Sadie Stimmung nicht wenigen Freudentränen vannah eine angenehme Location. „Charles H. in die Augen. Verlässlich, alle Jahre wieder. Morris Center“, das mag zwar eher nach Konferenzsaal klingen. Es taugt aber als eine Art JUAN DIEGO Idylle im Quadrat 39 © Decca / Josef Gallauer FLÒREZ Das neue Album L’ AMOUR erstmals mit nur in französischer Sprache gesungenen Opernarien von Massenet, Gounod, Donizetti u. v. m. AB SOFORT ÜBERALL ERHÄLTLICH ! LIVE BEI DEN SALZBURGER FESTSPIELEN AM 22. & 26.08. in Donizettis „La Favorite“ www.juandiegoflorez.com Musikfestspiele Potsdam Sanssouci Musica loci J edes Jahr, wenn Robinie und Holunder ihr bräutliches Weiß anlegen, wenn der Jasmin seine Blüten wie Champagner übers Grün schießen lässt und in den ersten Heckenrosen die letzten Nachtigallen singen, dann ist es Zeit für die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci. Die ganze Landschaft mit ihren Schlössern und Gärten, Kirchen und Seen feiert mit – Nährboden und Resonanzraum für zwei Wochen Kunst. „Die Zivilisation arbeitet am Nützlichen und nach dem Gesetze des kleinsten Kraftaufwandes. Kultur ist gebändigte Fülle, Seelen-Überfluss, der Form wird. Sie verschwendet, während Zivilisation sparen muss“, hat der 40 Musikfestspiele Potsdam Sanssouci 2014 13.– 29. Juni: „Mittelmeer – zwischen Traum und Wirklichkeit“ www.musikfestspiele-potsdam.de Tickets: +49 (03 31) 2 88 88 28 Philosoph Martin Buber einmal geschrieben. In diesem Sinn ist die Hinterlassenschaft der Könige von Preußen und deutschen Kaiser in Potsdam wirklich Kultur. Die Musikfestspiele versöhnen den monarchischen Anspruch mit jenem des demokratischen Zeitalters. Sie machen das Erbe bewohnbar, das die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten pflegt. Beide Einrichtungen kooperieren seit langem miteinander und vermählen so Bildung und Lust. Seit sechzig Jahren gibt es die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci nun. Durch das Land Brandenburg und die Stadt Potsdam getragen, haben sie sich vom regionalen Fest zum internationa- len Festival höchster Qualität entwickelt. Das ist das Verdienst der sachkundigen künstlerischen Leitung von Andrea Palent und ihrer Mitarbeiter, derzeit mit Jelle Dierickx an ihrer Seite. Die sinnsatten historischen Räume strahlen jedes Mal auf die Musik zurück und reichern sie mit Bedeutung an. Da konnte man Georg Friedrich Händels Kantate „Apollo e Dafne“ in den Neuen Kammern hören und sah die Geschichte, wie die Nymphe sich in einen Lorbeerbaum verwandelt, zugleich in den Reliefs an der Wand. Da schien in den Goldgrundmosaiken der Friedenskirche der Markusdom von Venedig auf – zur Musik des Venezianers Antonio Vivaldi. Und man entdeckte 2013 hörend und schauend, wie eng die verwandtschaftlichen und seelensehnsüchtigen Bindungen des Hauses Preußen zu Dänemark, Schweden und Norwegen waren. In der Jubiläumssaison heißt das Thema vom 13. bis 29. Juni: „Mittelmeer – zwischen Traum und Wirklichkeit“. Die großen Namen der Alten-Musik-Szene tauchen im Programm auf: Die Sängerin Nuria Rial, die Lautenistin Christina Pluhar und ihr Ensemble „L’arpeggiata“, der Cembalist Pierre Hantaï oder der Gambist Jordi Savall mit „Hesperion XXI“. Sinnenpralle Barockoper gibt es wieder mit „Die Rache der Stellidaura“ von Francesco Provenzale und „Der Goldene Apfel“, einem Opernpasticcio inklusive Drei-Gang-Menü à l’orange vom Koch Ingo Bassenge. Auf die Geselligen wartet eine „Nacht der Antike” mit Schlafmatten in der Bildergalerie, auf die Eiligen ein „Speed Dating” auf Römischen Bänken. Für die Mobilen gibt es das traditionelle Fahrradkonzert und für Kinder den Spaghetti-Workshop „Pastacaglia”. Die Havel, mit Heiligem See, Tiefem See und Glienicker Lake, verwandelt sich unterdessen ins Mittelmeer. Foto: Stefan Gloede Seit sechzig Jahren gibt es das Festival – zum Jubiläum entrückt es seine Schlösser und Gärten ans Mittelmeer. Von J a n Br achm a n n www.carl-orff-festspiele.de Fotos: Werner Kmetitsch Styriarte 41 14. Juni - 03. August 2014 LEONCE UND LENA CARMINA BURANA/ CATULLI CARMINA ORFF & BAROCK KAMMERKONZERTE Eintrittskarten: Kloster Andechs Tel. (08152) 376 - 400 München Ticket Tel. (089) 54 81 81 81 Jetzt Tickets sichern! Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 12.–31. 08. 2014 CDS SCHROTT 1985 wurde in Graz mit der styriarte ein Musikfestival ins Leben gerufen, um dem bedeutendsten Musikersohn der Stadt ein großzügiges Klangforum zu bieten. Und Maestro Nikolaus Harnoncourt zeigte sich nicht nur geschmeichelt, sondern setzte von Beginn an mit seinem Concentus Musicus Maßstäbe quer durch das Repertoire vom Barock bis in die Romantik. STYRIARTE Ein äußerst gewichin Schloss tiges Wörtchen reEggenberg det Harnoncourt selbstverständlich auch bei der diesjährigen styriarte mit, die sich thematisch ganz dem „Zauber der Natur“ verschreibt (20. Juni bis 20. Juli). Und da 2014 auch im Zeichen von Shakespeares 450. Geburtstag steht, gratuliert man ihm dazu indirekt mit Henry Purcells „Sommernachtstraum“-Adaption „The Fairy www.styriarte.com Queen“. Diese in Gottes freier Natur spielenTickets: de, spritzige Semi-Opera ist jetzt in einer Neu+43 (03 16) 82 50 00 inszenierung von Harnoncourts Sohn Philipp zu erleben. Und sein Vater dirigiert ein u.a. mit Dorothea Röschmann, Terry Wey und Florian Boesch exquisit besetztes Sängerteam. Überhaupt laden nicht nur Spitzenkräfte der historischen Aufführungspraxis zu wunderbaren Klangpromenaden durchs Grüne ein. Pianist Herbert Schuch taucht in Schumanns „Waldszenen“ ein. Meistergambist Jordi Savall streift musikalisch durch irische Landschaften. Und während das von Michael Hofstetter geleitete styriarte FestspielOrchester eine konzertante Aufführung von Webers „Freischütz“ bietet, macht sich Meisterpianist Pierre-Laurent Aimard auf die Spuren des französischen Komponisten und ProfiOrnithologen Olivier Messiaen. Darüber hinaus führt die styriarte das Publikum an viele wunderschöne Plätze der Steiermark: nach Pöllau zur Musik-Wallfahrt und nach Aflenz zur Kräuterwanderung auf den Spuren der Heiligen Hildegard, in den Grazer Burggarten zu Loreley-Gesängen und in den Eggenberger Schlosspark zum Picknick. Berührt von der Natur und ihrem Zauber, kehrt man dann immer wieder in den Konzertsaal zurück, um klingende Wunderwerke noch intensiver zu erleben – wie Mozarts letzte Sinfonien, denen Nikolaus Harnoncourt mit dem Concentus Musicus einen Zyklus widmet. RL Opern von Georg Friedrich Händel, Domenico Scarlatti und Pietro Antonio Cesti Kantaten und Motetten von Johann Sebastian Bach u. a. – Europa Galante, B’Rock, Hofkapelle München, Arnold Schoenberg Chor, La Divina Armonia, Academia Montis Regalis, La Cetra u. a. – Alessandro De Marchi, Fabio Biondi, Attilio Cremonesi, David Bates, Jetske Mijnssen, Davide Livermore, Stefano Vizioli, Deborah York, Raquel Andueza, Klara Ek, Maite Beaumont, Mélissa Petit, David Hansen, Amandine Beyer, Dorothee Oberlinger, Lorenzo & Vittorio Ghielmi, Rüdiger Lotter, Margret Köll u. a. www.altemusik.at oder +43 (0) 1 88 088 Appenzeller Bachtage Glaubt man den stadtgeschichtlichen Dokumenten von Heidenheim, so erfreuten schon im Mittelalter Minnesänger die im Schloss Hellenstein residierenden Herrschaften. Seit dem 16. Jahrhundert ist das Schloss zwar fast völlig zerstört. Der gute Geist der einstigen Sänger lebt jedoch bis heute weiter. Und so finden 2014 bereits zum 50. Mal in der malerischen Burgruine des baden-württembergischen Städtchens die Heidenheimer Opernfestspiele statt. Bevor aber die Jubiläumssaison dieses traditionsreichen wie höchst erfolgreichen Open-Air-Festivals mit gleich einer Doppelpremiere der Verismo-Klassiker „Der Bajazzo“ und „Cavalleria rusticana“ eingeläutet wird, konnte man noch stolz eine Meldung verkünden: Marcus Bosch, seines Zeichens Nürnberger GMD und einer von Deutschlands spannendsten Dirigenten, hat seinen Vertrag als Heidenheimer Opernfestspieldirektor vorzeitig bis 2020 verlängert. Diese Unterschrift unterstreicht den Glücksgriff, der der Stadt 2010 mit der Verpflichtung Boschs gelungen war. Seitdem haben sich auch die Besucherzahlen verdoppelt. Mit 98% Auslastung zählen die Opernfestspiele Heidenheim inzwischen zu den erfolgreichsten Klassik-Festivals in Deutschland! Und dementsprechend groß ist bereits der Andrang für das diesjährige Jubiläumsprogramm. Gleich mit dem Eröffnungskonzert am 6. Juni präsentiert Marcus Bosch zusammen mit dem Festivalorchester Cappella Aquileia eine Sängergala, bei der mit Arien von Mozart bis Puccini Highlights aus 50 Jahren Opernfestspiele Heidenheim zu erleben sind. Am 4. Juli leitet Bosch dann die Doppelpremiere von Leoncavallos „Der Bajazzo“ und Mascagnis „Cavalleria rusticana“ in der Neuinszenierung von Petra Luisa Meyer. Im Konzertreigen besticht das Orchesterkonzert mit der Staatsphilharmonie Nürnberg, bei der die Russin Olga Scheps das 2. Klavierkonzert von Rachmaninow hinlegt. Zu den weiteren Gästen gehören die SWR Big Band genauso wie die Stuttgarter Philharmoniker, die unter Leitung des gebürtigen Heidenheimers Bosch Verdis Requiem spielen. RL www.opernfestspiele.de Tickets +49 (0 73 21) 3 27 77 77 42 Fotos: Opernfestspiele Heidenheim 50 Jahre Opernfestspiele Heidenheim Seit sechs Jahren arbeiten Chor & Orchester der im schweizerischen St. Gallen ansässigen J. S. Bach-Stiftung an einem Mammutprojekt. Unter der Leitung von Rudolf Lutz führt man Monat für Monat in der Kirche des benachbarten Örtchens Trogen eine Bach-Kantate gleich zwei Mal auf. Denn dazwischen wird eine „Reflexion“ eingelegt, bei der der barocke Kantatentext aus heutiger Sicht von einer Persönlichkeit aus Kultur, Wirtschaft oder Politik betrachtet wird. Wohl im Jahr 2030 soll dann dieses Bach-Unterfangen nicht nur komplettiert, sondern vollständig auf DVD, CD und in einer Text-„Bach-Anthologie“ dokumentiert sein. Aufbauend auf den Erfahrungen der ersten Jahre, in denen bereits 70 Kantaten im historischen Klanggewand zu hören waren, veranstaltet die Bach-Stiftung nun erstmalig die Appenzeller Bachtage (13.– 17. August). Und besonders diskutiert wird dabei die Frage, auf welchem aufführungspraktischen Weg man Bach am Nächsten kommt. Wie kann man, darf man, soll man Bach heute aufführen? Was meint die neueste Bachforschung? Was sagen die Interpretinnen und Interpreten? Was offenbaren historische Bachinterpretationen? Was können wir in der aufgeklärten Moderne mit den barocken Texten (noch) anfangen? Und was hat der Lutheraner Bach Andersgläubigen und Areligiösen zu sagen? All diesen Themenkomplexen werden sich hochkarätige Musikwissenschaftler und Praktiker wie Michael Maul (Leipzig) und Jörg-Andreas Bötticher (Basel) in ihren Referaten widmen. Aber selbstverständlich kommt zum Einstand auch das gehaltvolle Klangereignis nicht zu kurz. In Privathäusern und kleineren Sälen treten etwa Pianistin Angela Hewitt sowie Mayumi Hirasaki (Violine) und Christine Schornsheim (Hammerflügel) auf. Noldi Alder und sein Ensemble spiegeln Bach tatsächlich in der Appenzeller Volksmusik! Und bei dem Kantatenkonzert erklingt Bachs „Was frag ich nach der Welt“ (BWV 94) mit internationalen Spitzensolisten wie Nuria Rial. Insgesamt 19 Veranstaltungen sorgen so für fünf ereignisreiche Tage in einer stimmungsvollen Atmosphäre und Landschaft des Appenzeller Mittellandes. RL www.bachtage.ch Tickets: +41 (0 71) 2 42 16 61 SHMF Zu Gast beim Berliner Musikfest: Das Royal Concertgebouw Orchestra unter Mariss Jansons. Musikfest Berlin Fotos: Kai Bienert Unter dem Dach der Berliner Festspiele wurde vor zehn Jahren das Musikfest Berlin ins Leben gerufen. Seitdem garantiert dieses internationale Orchesterfestival, das alljährlich in Kooperation mit der Stiftung Berliner Philharmoniker veranstaltet wird, nicht nur ein atemberaubendes Who’s Who der Klassik-Szene. Den musikalischen Fokus richtet man vom 2. bis 22. September dabei genauso auf die große Tradition wie auf die Moderne und Gegenwart. Da präsentieren die Philharmoniker unter Simon Rattle an vier Abenden sämtliche Sinfonien von Schumann und Brahms. Zwischendurch gratuliert dieses Weltklasseorchester dem ungarischen Komponisten und Dirigenten Peter Eötvös zum 70. Geburtstag. Und zu den ersten Festival-Highlights gehört zweifellos das Aufeinandertreffen von Gidon Kremer und der von Christian Thielemann geleiteten Sächsischen Staatskapelle Dresden, die nach dem Violinkonzert von Sofia Gubaidulina mit Bruckners 9. Sinfonie in himmlische Sphären aufbricht. An 21 Tagen stehen in der Philharmonie und deren Kammermusiksaal 31 hochkarätig besetzte und musikalisch stets in die Zukunft weisende Konzerte auf dem Programm. Denn unter den Solo-Recitals finden sich allein mit Geigerin Isabelle Faust und Pianist Pierre-Laurent Aimard zwei Ausnahmeinterpreten, die mit ihrem Bach-Spiel und -Denken abenteuerliche Klangräume erkunden werden. Ein besonderer Schwerpunkt gilt in diesem Jahr aber dem Horn und damit einem Instrument, das von Schumann als die „Seele des Orchesters“ bezeichnet wurde. Seinen großen Auftritt hat es in Mahlers 3. Sinfonie mit dem Leipziger Gewandhausorchester (Riccardo Chailly). Zu kammermusikalisch unterschiedlichsten Ehren kommt das Horn in den Trios von Brahms und Ligeti. Und neben dem 2. Hornkonzert von Strauss sowie einem neuen Hornkonzert von Wolfgang Rihm (Mahler Chamber Orchestra, Daniel Harding) kann man sogar den etwas anderen Bruder des Horns gleich im Viererpack erleben – im „concerto grosso Nr. 1“ für vier Alphörner und Orchester von Georg Friedrich Haas! RL www.berlinerfestspiele.de/musikfest Tickets: +49 (0 30) 25 48 91 00 �.�. – ��.�. ���� Schleswig-H Musik Festiv olstein al José Cura ��.�. Lübeck Catherine Naglestad, Sopran • Albert Dohmen, Bariton NDR Radiophilharmonie • Eivind Gullberg Jensen, Dirigent Puccini: Tosca Karten: � ��,- bis ��,- www.shmf.de und Tel ����-�� �� �� 25 30. AUGUST BIS 20. SEPTEMBER 2014 JAHRE HIGHLIGHTS LE CERCLE DE L’HARMONIE Kate Lindsey Jérémie Rhorer LES MUSICIENS DU LOUVRE GRENOBLE Marc Minkowski ROLANDO VILLAZÓN JANINE JANSEN METROPOLE ORKEST & GREGORY PORTER JUAN DIEGO FLÓREZ B’ROCK ACCADEMIA BIZANTINA Le Concert d’Astrée Amsterdam Sinfonietta Ottavio Dantone QUATUOR EBÈNE George Petrou »The Valley of Astonishment« Regie: PETER BROOK DIE DEUTSCHE KAMMERPHILHARMONIE BREMEN MAHLER CHAMBER ORCHESTRA Kristjan Järvi Daniele Gatti TICKETS & INFO: 0421.33 66 99 WWW.MUSIKFEST-BREMEN.DE 43 Das hätte jede Stadt gerne: Opernhauptperson sein! Nürnberg wurde von Richard Wagner in seinen „Meistersingern“ verewigt. Von M at t h i a s S i e hl e r W ährend die Nürnberger Kaiserburg schon früh Minnesängern ein Forum bot, so beherbergte die herrliche St. Sebald-Kirche Mitte des 15. Jahrhunderts einen Schülerkreis des Organisten Conrad Paumann als erste institutionelle Musikausbildungsstätte. Bedeutende kirchenmusikalische Zentren befanden sich in St. Lorenz, der Frauenkirche und der Heilig-Geist-Schule. Dort wurde auch die Pflege der Moresken, pantomimischer Charaktertänze und Urahn der Oper, betrieben. Zum Ende des 15. Jahrhunderts wurden diese von den Fastnachtsspielen abgelöst, von denen viele vom schreibenden Schuster Hans Sachs stammten. Singschulen mit Darbietungen in Wirtshäusern, Höfen, aber auch in der Spitalkirche von St. Martha, dem Übungsort der Meistersänger, waren eine zentrale Bewegung. Nürnberg entwickelte sich zu einem Zentrum der Minnesänger und Dichter: Walther von Stolzing war oft zu Gast auf der Kaiserburg, Tannhäuser und der „Parzival“-Dichter Wolfram von Eschenbach wurden in der Region geboren, ein Gastspiel von Oswald von 44 Wolkenstein ist für das Jahr 1431 nachweisbar. Ein bedeutendes Werk in der Musikgeschichte Nürnbergs ist die erste erhaltene deutsche Oper „Seelewig“, komponiert vom Organisten Sigmund Theophil Staden. Christoph Willibald Gluck, dem eigene Festspiele gewidmet sind, stammt aus dem nahen Berching. Doch man hat gerade an den „Meistersingern“ – selbstredend die hier am häufigsten gespielte Oper – auch schwer zu tragen. Nicht nur weil Adolf Hitler in der Stadt der Reichsparteitage mit eben diesem Werk seine nicht wirklich opernaffinen Parteigenossen zu quälen pflegte. Auf der Festwiese prangten dann die von Reichsbühnenbildner Benno von Arent entworfenen Hakenkreuzflaggen, und in der eigens eingerichteten Führerloge im vom dekadenten Jugendstilornat befreiten Opernhaus saß Hitler höchstpersönlich. Seit der letzten Sanierung 1998 ist der Fassadenschmuck draußen wieder an Ort und Stelle, aber das außerhalb der Stadtmauer am Frauentorgraben 1905 eröffnete Haus des Berliner Theaterarchitekten Heinrich Seeling (der auch die Deutsche Oper, das heutige Berliner Ensemble, die Theater Gera, Freiburg, Hal- Für vier turbulente, gerichtlich endende Jahre war Christian Thielemann der bis heute berühmteste Nürnberger GMD ge Aufmerksamkeit erregt. Am 15. Juni wird man Meyerbeers „Hugenotten“ stemmen, Regie führt das bemerkenswerte Talent Tobias Kratzer. Und gleichzeitig sind Georg Schmiedleitner und der agile gegenwärtige Generalmusikdirektor Marcus Bosch mit ihrem neuen „Ring“ in der Halbzeit angekommen. Die VorgängerProduktion war 2005 sogar die erste Aufführung von Wagners Tetralogie in China gewesen. Sonst ist man hier szenisch freilich längst nicht mehr so wagemutig wie etwa 1974, als Foto: joerg79/Chip Musikstadt Nürnberg le und Rostock gebaut hat) mutet schwerfällig an. Die verhaltene Jahrhundertwende-Staffage in fränkischem Sandstein, dazu Renaissanceund Gotik-Elemente, das ist eine gewöhnungsbedürftige Mixtur. Innen freilich gibt man sich schlicht und funktional. Hans Gierster war von 1965-88 der am längsten dienende Generalmusikdirektor, der ihm für nur vier turbulente, mit einem Gerichtsstreit endende Jahre folgende Christian Thielemann ist der berühmteste Generalmusikdirektor. Seit 2005 ist man neben den drei Münchner Bühnen endlich Bayerns viertes Staatstheater, aber eines mit Dreispartenbetrieb. Seit 2008 amtiert Peter Theiler als Intendant, der besonders mit seiner Belcanto-Pfle- Richard Strauss Die Perle an der Pregnitz, wenn auch von braunen Schlacken belastet: Nürnberg bei Nacht zum 150. Geburtstag – Sämtliche Tondichtungen ein gewisser Hans Neuenfels mit seinem wüsnalen KammermusikFestival und dem Festival ten Opernregieerstling „Der Troubadour“ noch „Musica Franconia“ setzt Nürnberg weitere mueinen Skandal entfesselte. sikalische Höhepunkte. Vom satten, doch flexiblen Sound der Einen Besuch wert ist selbstverständlich Staatsphilharmonie Nürnberg unter Bosch auch die Musikinstrumentensammlung im kann man sich beispielsweise auch im geraGermanischen Nationalmuseum: Sie enthält de für Coviello Classics entstehenden Dvořák-Zyklus überzeugen. Auch seine „Meistersinger“ aus Nürnberg finden sich bereits auf DVD. Weniger glücklich sind alle Beteiligten nach wie vor mit dem dump- Besondere Töne schlägt die Internationale Orgelfen, trockenen Klang in der Meister- woche (ION) an, die seit 1951 alljährlich in Nürnberg singer-Halle, die als Ersatzphilhar- stattfindet. Als größtes und ältestes Festival seiner monie herhalten muss. Schön ist der Art repräsentiert sie das beeindruckende Spektrum Zweckbau mit seinen 2100 Sitzen sakraler Kirchenmusik. „Rausch“ lautet das Motto, plus 500 im kleinen Saal auch nicht. das sich vom 23. Mai bis zum 1. Juni durch die VerTrotzdem veranstalten hier die 1946 anstaltungen zieht – von der Gregorianik gegründeten, gegenwärtig unter bis zu zeitgenössischer Elektronik der Leitung Alexander Shelund vom Solorezital bis zu leys stehenden Nürnberger sinfonischen Klangpracht. Symphoniker KonzertRenaissancepolyphonie reihen; die Nürnberger und arabischer GeKonzertchöre (Hanssang sind ebenso Sachs-Chor, PhilharBestandteile wie monischer Chor, Lehraumgreifende rergesangverein) trePerkussionsperten regelmäßig auf. formances. Auch Gastspiele klashttp://www.ionsischer Orchester und musica-sacra.de/ Solisten finden in Nürnberg weitgehend hier statt. Der Avantgarde und freien Szene ist die Tafelhalle vorbehalInstrumente aller Gattungen vom ten, hier spielt auch immer wieder die Po16. bis zum 20. Jahrhundert. Der Bestand cket Opera Company um Dirigent David Seaumfasst über 3.000 Objekte. Und nicht zuletzt man und Regisseur Peter B. Wyrsch – im Jahre besitzt das Museum natürlich auch die Ori1974 als inzwischen ältestes freies deutsches ginalpartitur der – „Meistersinger von NürnMusiktheater gegründet. Über „Rock im Park“ berg“. bis hin zum Weltmusikfestival „Bardentreffen“, das jährlich zum kostenlosen Happening für www.staatstheater-nuernberg.de/ über 200.000 Musikfans wird, reicht die Pawww.nuernbergersymphoniker.de/ lette der Festivals. Mit der Internationalen Orwww.gnm.de/ausstellungen/dauerausstelgelwoche (siehe Info-Kasten), dem Internatiolungen/musikinstrumente/ Foto: ION Rauscherfahrungen 45 Diese CD markiert den Beginn einer Gesamtaufnahme von 6 CDs der Sinfonischen Dichtungen von Richard Strauss durch das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg und seinen Chefdirigenten, François-Xavier Roth. „Strukturelle Transparenz, gekoppelt mit vulkanischem Temperament und tiefem Respekt vor den o lediglich auf Effekt hin dargebotenen Partituren, zeichnet Roths Strauss-Programm mit dem SWR-Orchester aus.“ FONO FORUM 2013 CD-No. 093.299 | 1 CD Folge 2 der Sinfonischen Dichtungen Strauss‘ zeigt erneut, dass diese Werke von Roths kravoller Interpretation profitieren. „…die charismatische Bindung, die Roth mit dem Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg entwickelt hat sowie seine Fähigkeit, die Musik, die er dirigiert, mit Enthusiasmus und Vorstellungskra zu leben, sprechen Bände…“ IRR 2013 CD-No. 093.304 | 1 CD haenssler-classic.de [email protected] Im Vertrieb bei Naxos Deutschland Proben, Pleiten und Premieren: Höhepunkte in Oper und Konzert Von Rol a n d M ac k e s New York: Gentlemen’s Guide To Love and Murder, Jefferson Mays (M.) und Ensemble Götterdämmerung in Genf: Petra Lang als Brünhilde 46 Hier wird viel gelacht. Besonders, wenn wieder einer aus der Familie der D’Ysquith das Zeitliche segnet. Was acht Mal vorkommt. Ein mordsmäßiges Ne w Yorke r Musical ist „A Gentleman’s Guide To Love and Murder“ im Walter Kerr Theatre – das todsicher Spaß macht. Denn alle D’Ysquits, feinfühlig karikierte Prachtexemplare britischer AristokratieInzucht, werden von dem wandlungsfähigen Jefferson Mays verkörpert. Eigentlich hatte keiner der Broadway-Auguren den operettigen „Gentleman’s Guide“ im Visier, der nichts anderes ist als die Vorlage für den Alec-Guinness-Filmklassiker „Adel verpflichtet“ von 1949. Und ganz und gar britisch schwarzhumorig, mit einem guten Schuss viktorianischen Spleens ist jetzt auch diese famose Musical-Comedy eines unbekannten Produktionsteams. Wir wechseln ins alte Europa, wo sich wieder ein „Ring“ schließt, diesmal am Gr and Thé âtre de Ge nè ve . Hier ist ein Pferd ein Pferd, ein Boot ein Boot, ein Feuer ein Feuer. Doch diese „Götterdämmerung“ haben keine vorgestrigen Theaterspießer zu verantworten, sondern mit Dieter Dorn und Jürgen Rose zwei – zugegeben: ältere, Bilanz ziehende – Superstars der Szene. Auch Ingo Metzmacher am Pult steht keineswegs für eine konservative Dirigierhaltung, sondern für wache, Grenzen austestende Theatralik. Und gerade ihre, durchaus den von Richard Wagner aufgeschriebenen Intentionen folgende Tetralogie erweist sich nach einem „Ring“-übervollen Jubiläumsjahr als ange- Dutch Doubles in Amsterdam: Het Nationale Ballet Der „Liebestrank“ in Berlin Fotos: Walter Kerr Theatre (l. o.); CaroleParodi (l. u.); Angela Sterling (r. o.);Monika Rittershaus (r. u.) Fanfare nehm sachliche, detailfeine und spannend zurückhaltende Erzählübung wider alle Trends. Spannende Sänger sind zudem zu erleben. Vor allem die beiden szenischen Debütanten Petra Lang und John Daszak als Brünnhilde und Siegfried. Schon sind wir in Amsterdam. „Dutch Doubles“ nannte sich da ein interessanter Premierenabend beim He t Nationale Balle t , der in vier Paarungen je zwei Niederländer aus unterschiedlichen Sparten zu den Choreografen addierte. Zwei Stücke gefielen besonders. Da mussten nämlich erst die Modejungs Viktor & Rolf kommen, die mal runde Löcher ins Tutu gefräst, Ecken ausgeschnitten, es halbiert oder viereckig verformt haben. Diese jagte Jorma Elmo in „Shape“ zu einem klassisch angeberischen Beethoven-Mix über die Bühne, witzig und verquer. Das pendelte augenzwinkernd im Irgendwo zwischen Balanchine-onSpeed und verlangsamtem Turbo-Forsythe. „Dances With Harp“ hingegen war ein feines, schlichtes, gelassen raffiniertes Werk des 81-jährigen Altmeisters Hans van Manen. Der hatte seine Kreativität an dem erst 25-jährigen Harfenisten Remy van Kestern entzündet. Und von dessen perlendem Saitenspiel, dem swingenden Tempo und der sanften Dynamik hat er sich in seiner Suite für drei Paare führen lassen. Wieder mussten wir uns über Berlin ärgern. Irina Brook mag Tochter eines berühmten Vaters sein. Den sie als Regisseurin nie erreichen wird. Wie bei ihrem bieder-braven „Liebestrank“ an der Deut sche n Ope r zu studieren war. Es leuchteten Glühbirnchen an Garderobenwagen und über einer wackeligen Wanderbühne. Denn hier wurde – unglaublich originell – ein wenig Theater auf dem Theater gespielt. Das blieb folgenlos für das überraschungsarm sich abspulende Stück, das von Roberto Rizzi Brignoli fußlahm und öde dirigiert wurde. Stars gab es keine, und bei der heimlichen Träne, der „furtiva lagrima“ die Dimitri Pittas als amouröser Straßenkehrer seinem oft gepresst wirkenden Tenor abquetscht, war der Beifall schnell vorbei. Die einst so wagemutige Deutsche Oper Berlin scheint unter dem Intendanten Dietmar Schwarz ihrem scheinbaren heimlichen Ziel ein Stückchen näher: Deutschlands bestalimentiertes Stadttheater zu werden. Café Imperial Unser Stammgast im Wiener Musiker-Wohnzimmer: Robe rt F r au n hol z e r Sachertorte mit Grandezza: Otto Schenk serviert mit Stolz Walkürenstimme ja, Walkürenhüfte nein: Nina Stemme an der Scala Da wir mit unserem rabiat und unpersönlich renovierten Stammcafé Imperial nach wie vor fremdeln, suchen wir nach guten Torten diesmal im Café Diglas in der Wollzeile. Anna Netrebko wohnt um die Ecke (falls sie es noch tut nach der Trennung von Erwin Schrott und nach Bekanntgabe der Tatsache, dass Sohn Tiago wegen einer leichten Form von Autismus meistens woanders weilt). Sänger freilich sind im Diglas nicht unbedingt zu erwarten; obwohl es im Sommer hier schön luftig ist. Ebenso luftig wie die Mehlspeisen. Besonderer Klassiker: der Scheiterhaufen, eine goldgelbe, mit dem süddeutschen Ofenschlupfer verwandte Zumutung samt gigantischer Schneezuckerhaube. Was uns zur Tatsache überleitet, dass die beste Sacher-Torte von Wien, ohne Zweifel, bereits vormittags in den privaten vier Wänden von Otto Schenk angeboten wird. Reservierung zwecklos. Der Stolz der Hausfrau wird auch vom Gastgeber mit Freude und Selbstbewusstsein kredenzt, wovon ich mich selber einmal überzeugen durfte. Absolut wunderbar! Sofern man die Sünde auf sich nimmt. An der Staatsoper wird Schenk zurzeit selber rückfällig in Bezug auf sein Gelübde, keine Opern mehr zu inszenieren. Vielleicht hat er eingesehen, dass die Schauspielrollen, die er spielen wollte, auch nicht mehr Spaß machen als ein Stück wie Leos Janáčeks „Schlaues Füchslein“ (Premiere: 18. Juni). Nachdem man inzwischen erkannt hat, dass dieses tschechische Meisterwerk mehr ist als Augsburger Puppenkiste mit Musik, müssen wir abwarten, ob nicht gerade Schenk in bloße Illustration zurückverfällt. Wie immer es ausgeht: Ich stehe zu Schenks Sacher-Torte! Viele Sänger schwärmen tatsächlich nicht nur für italienische Oper, sondern auch für italienisches Essen. Die schwedische Sopranis- tin Nina Stemme sagte mir unlängst, sie esse vor jeder Vorstellung eine große Portion Pasta. „Eine Riesenportion sogar!“, so Stemme. „Es ist die italienische Voraussetzung für jede folgende Wagner-Interpretation.“ Dass sogar OpernLiebe durch den Magen geht, kann man zwar ihr nicht, dafür manchem anderen Sänger schon von weitem ansehen. Luciano Pavarotti, so erzählte seine damalige Agentin in Berlin, pflegte bei gemeinsamen Restaurantbesuchen immer für ein bis zwei Personen mehr zu bestellen als am Tisch saßen. Mit der Ausrede, diese kämen noch. Er konnte dann die überzähligen Portionen aufessen, ohne dass dies weiter auffiel. Wo gehen Sänger in Wien essen? Klassische Antwort: in die Trattoria „Sole“ in der Annagasse im 1. Bezirk. Fußläufig von der Staatsoper zu erreichen. Ein wirkliches Geheimnis ist das eigentlich nicht, zeigt doch das Restaurant selbst auf seiner Homepage zahllose Fotos mit Seiji Ozawa, Ruggero Raimondi, Roberto Alagna und Angelika Kirchschlager, die alle als Freunde des italienischen Essens gelten können. Besonderes Dolce: gewürfelte Erdbeeren mariniert in Staubzucker mit Schokoladenflocken (Tartare di fragole con scaglie di cioccolato). O sole mio! Bei der sich neigenden Saison kann man derlei Kulinarisches vielleicht allenfalls ansprechen. Gutes Essen und Leibesfülle haben sich bei Sängern zuweilen sogar positiv ausgewirkt. Pavarottis buttrige Tenor-Spitzen konnten unmöglich diejenigen eines hageren Mannes sein. Auch bei Johan Botha meint man den kolossalen Körper als Resonanzraum hören zu können. Ramon Vargas – wie auch Botha ein Wahl-Wiener – sagte mir zwar einmal im Anschluss an eine Abmagerungskur: „Man singt mit den Muskeln, nicht mit dem Fett.“ Trotzdem klingt’s anders. Ob Maria Callas das tragisch frühe Ende ihrer Karriere durch ihre abrupte Hungerkur (zu Anfang dieser Karriere!) nicht bereits vorwegnahm, darüber kann man spekulieren. Dass zwischen Deborah Voigts Magenverkleinerung und einem anschließenden Rückgang ihrer Karriere ein Zusammenhang bestehen könnte, diese Vermutung liegt zumindest nicht völlig fern. Drum nähre sich, wer singen will. Ober, zahlen! Aß sprichwörtlich für drei: Luciano Pavarotti Resonanz-Körper: Johan Botha hat Volumen in der Stimme Kein Genuss: Maria Callas hungerte sich und ihre Stimme stählern 47 Das Klassik & Jazz Magazin 3/2014 3 Kein Heft verpassen und in die neusten CDs reinhören : Guillaume Couloumy, NDR Sinfonieorchester, Thomas Hengelbrock Mahler: Sinfonie Nr. 1 „Titan“ (Sony), Andante con moto „Blumine” (Auszug) | 4:52 4 mit dem Rondo-Abo! 5 Sophie Karthäuser, Eugene Asti Poulenc: Les anges musiciens (hm), „Fleurs“ aus: „Fiançailles pour rire“ | 2:25 Huelgas Ensemble, Paul van Nevel Die Schätze des Claude Le Jeune (Sony/dhm), „Arreste un peu mon cœur“ aus: „Livre de melanges“ | 4:54 Einfach bestellen auf www.rondomagazin.de 6 1 7 2 8 SWR Sinfonieorchester, François-Xavier Roth Richard Strauss: Tondichtungen Vol. 2 (Hänssler Classic/Naxos), „Introduction“ aus: „Don Quixote“ op. 35 | 5:45 Vittorio Grigolo, Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI, Evelino Pidò The Romantic Hero (Sony), Meyerbeer: „O Paradis“ aus: „L’Africaine“ (Auszug) | 2:29 Galatea Quartett Belle Époque (Sony), Menu: Sonatine für Streichquartett, Très calme | 3:20 Julian Prégardien, Christoph Schnackertz An die Geliebte (harmonia mundi/ Myrios), Wolf: „An die Geliebte“ | 4:12 9 15 Ophélie Gaillard, Pulcinella Ensemble Carl Philipp Emanuel Bach (harmonia mundi/Aparté), Concerto für Violoncello A-Dur WQ 172, Allegro assai | 5:00 Bejun Mehta, B’Rock Orchestra, René Jacobs Händel: „Orlando“ (Universal/Archiv), „Fammi combattere“ | 3:45 10 16 11 17 Nuria Rial, Christoph Prégardien u. a., Chor des BR, Münchener Kammerorchester, Alexander Liebreich Mozart: Requiem (Sony), „Domine Jesu Christe“ | 3:12 Anna Prohaska, Eric Schneider Behind The Lines 1914-2014 (Universal/DG), Wolf: „Der Tambour“ | 2:43 12 Concerto Köln, Pablo Heras-Casado El Maestro Farinelli (Universal/ Archiv), Marcolini: Ouvertüre zu „La dicha en la desgracia y vida campestre“ | 4:01 13 Tamara Stefanovich Larcher: What Becomes (hm), „Cantabile“ aus: „Poems“ | 1:36 plus 14 Valer Sabadus, L’arte del mondo, Werner Erhardt Gluck: „La clemenza di Tito“ (Sony/ dhm), „Io sento che in petto“ (Auszug) | 4:01 Deutsche Kammer philharmonie Bremen, Paavo Järvi Schumann: Sinfonie Nr. 4 u. a. (Sony/RCA), „Romanze“ aus: Konzertstück für vier Hörner und Orchester F-Dur op. 86 | 4:15 Richard Strauss, Staatskapelle Berlin Strauss Conducts Strauss (Universal/ DG), Symphonisches Zwischenspiel aus: „Intermezzo“ (Aufnahme von 1927) | 6:07 Khatia und Gvantsa Buniatishvili Motherland (Sony), Dvořák: „Dumka“ aus: „Slawische Tänze“ op. 72 | 3:18 18 Viktoria Mullova, Matthew Barley, Paul Clarvis, Carioca Freitas Stradivarius In Rio (Sony), Nucci: „Toada“ | 2:26 19 Die Chorjungen von den Augsburger Domsingknaben Die Chorjungen (Universal/Panorama), Clapton: „Tears In Heaven“ 4:06 K KLASSIK Carl Philipp Emanuel Bach Cellokonzert a-Moll Wq. 170, Sinfonia h-Moll Wq. 182 u. a . ●●●●○ Ophélie Gail lard, Pulcinella Orchestra Aparté/harmonia Foto: Alvaro mundi (72 Min., 12/2013) Stimmungsumschwünge muss man schon vertragen können, wenn man an der Musik von Carl Philipp Emanuel Freude haben will – und das gilt ganz besonders für diese CD, die außer einer seiner Hamburger Sinfonien und zwei Cellokonzerten auch das Trio „Sanguineus & Melancholicus“ enthält, bei dem sich die beiden gegensätzlichen Temperamente beständig ins Wort fallen. Wer Fremdsprachen beherrscht, kann die Stimmungswechsel sogar schwarz auf weiß nachvollziehen, denn in dem leider nur auf Englisch und Französisch abgefassten Beiheft sind Bachs detaillierte Anmerkungen zum Programm der Triosonate sekundengenau angegeben. Für den emotionalen Nachvollzug bedarf es allerdings weder hier noch in den übrigen Werken einer Übersetzung, denn die Interpreten musizieren allenthalben klar und kammermusikalisch differenziert, aber auch nicht überartikuliert. Besonders lohnend sind die Interpretationen der Cellokonzerte: Bei beiden Stücken handelt es sich um Transkriptionen, die Bach von eigenen Cembalokonzerten vorgenommen hat, doch beide Werke wirken in dieser Übertragung mindestens so überzeugend und auch erstaunlich idiomatisch. Zu dieser Wirkung trägt Ophélie Gaillard auf ihrem Gofriller-Cello erheblich bei: Der Klang bewahrt sich eine helle Leichtigkeit, besitzt aber einen warmen Kern. Gaillards Spiel ist beweglich genug, um in virtuosen Spielfiguren und ziselierten Seufzern zu überzeugen und besonders in den Mittelsätzen erreicht sie einen innigen kantablen Ausdruck, ohne süßlich oder schwer zu wirken. Für eine zunächst ungewohnte, aber auf Dauer durchaus apart wirkende Farbtönung im Orchester sorgt ein Fortepiano, das hier statt eines Cembalos als Continuo-Instrument eingesetzt wird. Eine „CPE“Hommage für mehr als eine Stimmungslage! Carsten Niemann David Chevallier Dowland – A Game Of Mirrors ●●●○○ Anne Magouët, David Chevallier, Bruno Helstroffer Carpe Diem/har monia mundi CD 16203 (55 Min., 3/2014) „Genmanipulation“ – so nennt der französische Jazzgitarrist David Chevallier seine Bearbeitung der Lieder von John Dowland. Zunächst aus der Not geboren – der Jazzer wollte mehr Zeit mit seiner Freundin Anne Magouët verbringen, einer klassisch ausgebildeten Sängerin – wuchs sein Interesse an der englischen Renaissancemusik in dem Maße, in dem er sich mit dieser Epoche vertraut machte. Entstanden sind Aufnahmen, die Dowlands Melodien nur leicht verändern, sich jedoch in Harmonik und insbesondere Rhythmik so manche Freiheiten erlauben. Besonders spannend ist für den Hörer der neuzeitliche Gebrauch der Theorbe (Bruno Helstroffer), der nun manchmal an eine Sitar erinnert und so der Aufnahme ihr ganz besonderes Erscheinungsbild gibt. Doch so recht überzeugen will die „hybride Form“, die der Musiker aus der Gegenüberstellung „seiner eigenen musikalischen Sprache“ und „einigen speziellen Eigenheiten von Dowlands Mu- Klassik-CD des Monats Françis Poulenc Les anges musiciens … Mélodies ●●●●● Sophie Karthäuser, Eugene Asti harmonia mundi (66 Min., 6/2013) Françis Poulenc, dieser janusköpfige, urfranzösische Komponist, darf als der ideale Vertoner der surrealistischen Lyrik eines Apollinaire oder Éluard gelten: Mit einer Tonsprache, die sich ihre harmonischen Anregungen teilweise aus der Jazzmusik holt und mal collagenartig, mal geckenhaftkapriziös, mal grotesk und mal bitterernst ausfällt, gehörte er schon bald nicht mehr zur Avantgarde des 20. Jahrhunderts und ist dabei so gnadenlos individuell, so erfrischend unverstaubt wie kaum einer seiner Zeitgenossen. Seine Klavierlieder benötigen Interpreten, die sich auf die verrückte Welt ihrer Texte einzulassen vermögen und gleichzeitig quasi blind seinen gewagten melodischen Kurven zu folgen in der Lage sind. Er selbst bevorzugte Denise Duval und Pierre Bernac, die heute längst verstummt sind. Mit der belgischen Sopranistin Sophie Karthäuser, bisher vor allem als Alte-Musik-Größe bekannt, erreicht die Poulenc-Interpretation einen neuen Meilenstein. Dass Sophie Karthäuser sehr schön singen kann, wussten wir bereits. Dass sie aber Bruststimm-Orgien zu feiern in der Lage ist, dass sie nach Herzenslust zu säuseln, zu skandieren, zu schmieren und zu fisteln bereit ist, hatten wir noch nicht erfahren. Als Belgierin wohl beinahe Native-Speakerin, findet sie problemlos Zugang zu diesen textlich-musikalischen Kabinettstückchen. Kongenial begleitet von Eugene Asti schleift sie jede dieser teils sehr knappen Nummern zum funkelnden Juwel; ihr Ausdrucksspektrum ist unglaublich breit, ihr interpretatorischer Einfallsreichtum begeistert vom Anfang bis zum Ende. Eine Meisterleistung. Michael Wersin Abonnenten-CD: Track 4 49 Klass i k sik“ gewinnt, nicht wirklich. So kann es durchaus ein Genuss sein, diese klanglich volle und auch aufnahmetechnisch überzeugende CD zu hören – doch etwas wirklich Neues liefert sie nicht. Vielmehr zeigt Chevallier im Verbund mit Magouët und Helstroffer, dass die elisabethanische Zeit mit ihren geschliffenen, genau ausbalancierten Melodien so etwas wie der Archetyp aller Unterhaltungsmusik ist. Und wenn diese Erkenntnis mit „A Game Of Mirrors“ nun auch eine weitere Generation von Jazzmusikern erfasst, dann hat Chevallier eine ganze Menge erreicht! Mirjam Schadendorf Christoph Graupner Himmlische Stunden, selige Zeiten ●●●●● Miriam Feuersin ger, Capricornus Consort Basel Christophorus/ Note 1 (76 Min., 4 & 5/2013) In seinem sehr kompetenten Beihefttext charakterisiert Anselm Hartinger gleich zu Beginn, was den Hörer dieser CD erwartet: Graupners Kantaten sprechen eine „zwar verständliche, jedoch durchgängig gehobene“ Sprache, die „den Kenner“ zufriedenstellt, „ohne die Liebhaber zu überfordern“. Von Telemanns Kantaten entscheiden sich Graupners Werke durch größere Vielschichtigkeit, von denjenigen Bachs allerdings durch ihre andere Art von vokaler Expressivität. Rund 1.400 Kantaten hat der Darmstädter Hofkapellmeister hinterlassen, und erst ein kleiner Teil davon ist der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden: Der Bassist Klaus Mertens trat vor Jahren wohl als einer der Ersten mit einer reinen GraupnerKantaten-CD an die Öffentlichkeit, die einige Beachtung fand. Graupners spezielle vokale Expressivität wird gleich im ersten Satz der Kantate „Angst und Jammer“ zum Erlebnis, und der Hörer wird augenblicklich in den Bann dieser Musik gezogen. Das ist auch den besonderen Qualitäten 50 der Sopranistin Miriam Feuersinger zu verdanken, die es versteht, lange Töne fast unmerklich aus dem kraftvollen Orchesterklang heraus beginnen zu lassen, sie behutsam zu entwickeln und dann mit staunenswerter Geschmeidigkeit in jene ausdrucksstark bewegten Kantilenen übergehen zu lassen, die Graupner mit genialem Gespür für wirkmächtige Melodik geschaffen hat. Das „Capricornus Consort Basel“ unterstützt die Sängerin dabei optimal: Ein profiliertes Timbre mit klaren Konturen hat der Streicherklang, wodurch er zur vokalen Sphäre einen prägnanten Widerpart bildet, ohne dabei jemals aufdringlich oder gar zu laut zu sein. Alles in allem eine sehr sorgfältig und liebevoll ausgeführte Produktion, die das verfügbare Alte-Musik-Repertoire maßgeblich bereichert. Michael Wersin Paul Hindemith Sonaten für Viola und Klavier (Sämtliche Werke für Viola, Vol. 2) ●●●●● Tabea Zimmer mann, Thomas Hoppe Myrios/harmonia mundi (2SACDs, 117 Min, 12/2011 & 2/2013) Zwischen Reflexion und Rebellion, zwischen Traditionsbewusstsein und Aufbruch hat sich Paul Hindemith auch auf kammermusikalischem Gebiet bewegt. Doch so strikt wie gerade die Wiener Zeitgenossen hat der Hesse in seinem Schaffen für „seine“ Bratsche nie die Grenzen gezogen. Was etwa in seiner ersten von insgesamt vier Solo-Sonaten von 1919 wie eine offensive Reverenz an den heiligen Bach daherkommt, flammt selbst in der letzten, 1937 geschriebenen und nun zerklüfteteren Sonate immer wieder auf. Ähnlich verhält es sich mit den drei Sonaten für Viola und Klavier, zwischen denen zwanzig Jahre liegen. Mit einer geradezu französisch anmutenden Delikatesse umgarnte Hindemith die Sonate op. 11 Nr. 4. 1939 entstand in seinem schweizerischen Exil ein ohne Opuszahl hinterlassenes Werk, das zwar vorrangig die Züge einer Tragödie in vier Sätzen trägt. Und dennoch vernimmt man in den dunkelsten Ecken hier und da eine Kantilenen-Seligkeit, die im Spätromantischen verwurzelt zu sein scheint. Diese ein- bzw. zweistimmigen Wesensverwandten besitzen also reichlich an- wie aufregenden Hör- und Diskussionsstoff. Trotzdem begegnet man im Konzertsaal eher einem Stück eines drittklassigen Barockkomponisten als einer von Hindemiths sieben erstklassigen Bratschensonaten. Nach der schon fast als Pioniertat zu bezeichnenden Gesamteinspielung von Tabea Zimmermann dürfte aber vielleicht bei manchem Konzertveranstalter ein Umdenken einsetzen. Denn Zimmermann gibt sich solistisch bzw. mit Pianist Thomas Hoppe nicht einfach zufrieden, die Fülle an Nuancen und Fußangeln, Rückbezügen und Querköpfigkeiten in aller Makellosigkeit glänzend darzustellen. In Zimmermanns Spiel verlaufen die nötigen Nerven- und Blutbahnen, um das Aufwühlende und Verzweifelnde, das Emphatische und Eckige, das Liebreizende und Undomestizierbare aus dieser Musik sprechen zu lassen. Mit dem Sonaten-Zyklus hat Zimmermann nach der 1. Folge – mit u. a. dem „Schwanendreher“ – nun sämtliche Bratschenwerke Hindemiths eingespielt. Und wieder hat sie sich als die Hindemith-Flüsterin entpuppt. Guido Fischer Kálmán, Lehár, Stolz, Sieczynski, Bernstein u. a. Favorites (Operettenund Musical-Lieder) ●●●○○ Klaus Florian Vogt, Münchner Rundfunkorches ter, Gerrit Prießnitz Sony (55 Min., 1/2014) Mit seinem Knabentenor gleicht Klaus Florian Vogt – hier auf gro- ßer Butterfahrt zur leichten Muse – ein bisschen einem Tölzer Chorbuben im Wienerwald. Unschuldig. Allerdings nicht unbeleckt. Vogts Ursprünge im Operettenfach zahlen sich in leichtfüßiger Puszta-Sentimentalität, zwanglos vokalem Lächeln und lupenreiner Textverständlichkeit aus. Hier ist ein Tenor, wenn auch ein sehr besonderer, dem man die Operette in ihrer Eigenart nicht erst zu erklären braucht. Entsprechend leutselig grüßt Vogt sein liebes Wien, bindet aus Apfelblüten einen ländlich leuchtenden Kranz, steht stramm aufrecht als Soldat am Wolgastrand und reklamiert: „Immer nur lächeln“. Man hört die musikhistorische Nähe zu Wagner, ohne dass dies unfreiwillig komisch oder stilbrüchig erscheint. Eine sichere Sache. Wenn auch ohne Augenzwinkern, sondern mit merkwürdig naivem Ernst dargebracht. Mit Gerrit Prießnitz am Pult des Münchner Rundfunkorchesters stehen Begleit-Routiniers zur Verfügung, die dem Genre keine revolutionär neuen Facetten entlocken wollen. Leider mit der Folge, dass das Orchester ein wenig zahnlos und flauschig im Hintergrund bleibt. Dies ist ein echtes Manko. Fraglich bleibt auch, ob man im Rahmen dieser „Favorites“ den Schritt ins zuweilen klebrige Musical-Repertoire vollziehen musste. Bei „Musik der Nacht“ aus der deutschen Fassung von Lloyd Webbers „Phantom der Oper“ spürt man das Qualitätsgefälle zu Kálmán. „Anthem“ aus Benny Anderssons „Chess“ klingt labbrig wie einwandfreier Kitsch. Vogts Englisch in „Empty Chairs and Empty Tables“ (aus „Les Misérables“) wirkt buchstabiert. „Maria“ aus „West Side Story“ schließlich erweckt den Eindruck, als hätten wir es eher mit einer New Yorker Version von „Hänsel und Gretel“ zu tun (anstatt mit „Romeo und Julia“). So bleibt das Ergebnis uneinheitlich. Man wittert Verkaufszwang hinter der Suggestion, dass die Operette ein direkter Vorläufer des modernen Musicals sei. Alle Titel kommen ein bisschen harmlos und altbacken herüber. Nicht raffiniert genug. robert Fraunholzer Felix Mendelssohn Bartholdy Lieder ohne Worte (Auswahl), Fantasie fisMoll op. 28, Variations sérieuses op. 54 u. a . ●●●●● Bernd Glemser Oehms/Naxos (71 Min., 6/2012) Die jahrzehntelange Abwertung der „Lieder ohne Worte“, letztlich eine Ausgeburt antisemitischer Ideologie, ist bis heute als zäher Konzertführer-Bodensatz wahrnehmbar. Indes birgt auch die Gegenbewegung ihre Gefahren. Steht ein Interpret zur Ehrenrettung auf, hebt nicht selten eine etwas angestrengte Bedeutungsverdichtung an, die Mendelssohns Absichten vermutlich zuwiderläuft. Wenn sich manche Stellen dann fast wie ein Brahmssches Intermezzo anhören, verliert man einen wesentlichen, genialen Zug ihres Wesens. Diese Kompositionen sind unerhört offen: offen, was ihren Ort im Musikleben oder ihre Klanggestalt angeht – man könnte sogar eine Singstimme hinzufügen. Selbst der ermüdende Gemeinplatz von den höheren Töchtern, die das einstmals so „sentimental“ gespielt haben sollen, belegt die grundsätzliche Offenheit für einzutragende Gefühle. Und so ertragen die „Lieder“ auch sehr gegensätzliche Deutungen. Doch der hausmusikalische Tonfall überwog zweifellos, und langwährende Abnutzung im langen 19. Jahrhundert hat wenig von der Politur der Oberflächen übriggelassen. Diese Aufnahme, vielleicht Bernd Glemsers persönlichste bisher, schöpft nicht nur Poesie und Geist, sondern auch das Potential an Oberflächenglanz und Anmut beglückend aus. Wer schöne Beispiele suchen möchte, höre etwa das fisMoll-Lied op. 67/2. Es ist staunenerregend, wie Glemser die Linke in leichten, ebenmäßigen piano-Staccati führt und die Rechte wunderbar aussingt. Auch die Mischung zwischen ungestümem Vorwärtsdrang und makelloser Klangschönheit im „Jagdlied“ ist bestechend – der geschätzte Michael Korstick etwa bolzt da reichlich forsch los, und ein Barenboim bleibt klanglich hölzern. Es ist in dieser Musik eben mehr zu entdecken als ein pianistischer Einheitsgestus. Die Texturen sind vielschichtiger als erwartet, und Glemser zeigt das ohne jene manchmal etwas ermüdende wohlmeinend-didaktische Attitüde. Wenn die „Variations sérieuses“ klingen wie auf dieser CD, hat sich der Gedanke, hier sei etwas zu rehabilitieren, ohnehin verflüchtigt. Von den beiden dem Klavier zugedachten Hauptwerken Mendelssohns ist die „Sonate écossaise“ sicher die weniger bekannte und technisch heiklere; hier hören wir sie in einer kaum zu übertreffenden Brillanz und Klangschönheit, die in einem irrwitzig sprühenden und doch ebenmäßig abschnurrenden Finale gipfelt – da kommt allenfalls Cherkassky heran in seinem entfesselten, aber auch etwas verhuschten BBC-Mitschnitt. Die Etüde op. 104/2 endlich dürfte die Begeisterung über ein so flüssig-kontrolliertes und zugleich humanes, alles andere als steril-abgezirkeltes Klavierspiel noch steigern. Dieses Mendelssohn-Portät ist ein Glanzstück geworden. Matthias Kornemann LANG LANG WIENER PHILHARMONIKER SOMMERNACHTS KONZERT 2014 DAS STIMMUNGSVOLLE SOMMERNACHTSKONZERT AUS DEM PARK VON SCHLOSS SCHÖNBRUNN IN WIEN � DIESES JAHR UNTER DER LEITUNG VON Darius Milhaud, Claude Debussy, Pierre Menu Streichquartett Nr. 1 op. 5, Streichquartett op. 10, Sonatine für Streichquartett CHRISTOPH ESCHENBACH UND MIT WERKEN VON STRAUSS, BERLIOZ UND LISZT. Erhältlich ab 13.06. als CD & ab 27.06. als DVD und Blu-ray ●●●●○ Galatea Quartet Sony (58 Min., 11/2006) Hinter dem griffigen Titel „Belle Époque“, mit dem das Galatea Quartet seine neue CD aufmacht, verbirgt sich ein feinsinniges Programm. Claude Debussys wegweisendem Quartett in g-Moll stellen die Musiker dabei zwei äußerst hörenswerte Beiträge zur unterbewerteten Tradition des französischen Streichquartetts gegenüber. Neben dem Paul Cézanne 51 www.sonymusicclassical.de Abonnieren Sie den Sony Classical Newsletter und erhalten Sie exklusive Informationen zu Sony-Künstlern Klass i k Auf allen Kanälen von C ar s ten Hinrichs Ein wahres Schmuckstück: In griffiges Leinen gewandet, in blätterfreundlichem 16:9-Querformat sprengt die erste Veröffentlichung des neuen Hauslabels, der Berliner Philharmoniker Recordings, buchstäblich das gängige Format. Als hätte man sich von viel zu langen, lästigen Bindungen befreit und endlich zu eigener Sprache und Ausdruck (zurück)gefunden, scheint dieser Einstand zugleich einen Schlussstrich unter die jahrzehntelangen Labelverträge zu ziehen: So muss eine Aufnahme aus unserem Hause aussehen! Nicht umsonst wählte man die vier Sinfonien Robert Schumanns (mit der Vierten in der Leipziger „UrFassung“ von 1841) als Repertoire: Die zweite Sinfonie C-Dur stand im allerersten Abonnement-Konzert der frisch gegründeten Philharmoniker 1882 auf dem Programm, zum Ärger der Wagnerianer und des bei der Wahl des Dirigenten übergangenen Joseph Joachim. So bietet diese Veröffentlichung auf, was das Orchester im Konzertsektor an technischem Know-how im eigenen Saal schon längst erprobt hat und mit der Digital Concert Hall und auf DVD bereits ausstrahlt: Das Spiel mit allen nur erdenklichen Möglichkeiten, dem Klang der Philharmoniker zu begegnen, dabei immer gerne im Flirt mit der Perfektion. In dieser technischen Obsession hallt noch immer das Erbe des prägenden Herbert von Karajan nach. Neben der guten alten CD liegt gleich noch eine Pure Audio Blu-ray Disc bei. Hier kann man die Aufnahme entweder in PCM Stereo oder im 5.0 DTS-HD-Klang mit jeweils 96 kHz/24bit genießen, oder gleich als Konzertfilm in Full-HD ansehen. Das Bonusmaterial bietet unter anderem ein Interview mit Simon Rattle und einen Blick hinter die Kulissen der Aufnahme. Als sidekick zum hauseigenen Online-Streaming-Angebot ist auch ein Werbe-Video zur Digital Concert Hall zu sehen, die dann mit einem 7-Tage-Ticket auch gleich ausprobiert werden kann. Wem das noch nicht klangscharf genug ist, kann sich mit einem Download-Code auch gleich noch die High Resolution Audio-Fassung der gesamten Aufnahme in bis zu 192kHz/24bit herunterladen. Und allen analogen Klangpuristen, denen das viel zu digital klingt: Die Ausgabe auf 4 180g-Vinyl-LPs ist für Ende August angekündigt. Schumann: Die Sinfonien , Berliner Philharmoniker, Rattle, BPHR 140012 gewidmeten ersten Quartett von Darius Milhaud gibt es auch eine wahre Entdeckung zu hören, nämlich eine dreisätzige Streichquartett-Sonatine des 1919 an den Folgen eines deutschen Giftgasangriffs verstorbenen Pierre Menu. Menu, der nur 24 Jahre alt wurde, gehörte dem Kreis der „Nouveaux Jeunes“ um Eric Satie an und wäre von dem Kritiker Henri Collet sicher auch der Gruppe „Les Six“ zugerechnet worden, hätte er nicht an dem entscheidenden Abend beim Zusammentreffen der Gruppe gefehlt. Das ist umso bedauerlicher, weil gerade Menus Beitrag mit seinen fiebrigen, rhythmisch nuancierten Ecksätzen bereits ahnen lässt, wie die Erfahrungen des Krieges und die Einflüsse des Jazz ihre Spuren in der Musik hinterlassen werden. Das Galatea Quartet hütet sich allerdings davor, Querständiges und rhythmisch Sperriges überzubetonen, um sich eine letzte elegante Sachlichkeit zu bewahren. Insgesamt wirkt dieser Ansatz durchaus überzeugend, auch wenn man sich fragen darf, ob die Musiker eindeutigen Vorschriften wie dem „sehr entschieden“ im Kopfsatz von Debussys Quartett oder dem „brutal“ in Milhauds folkloristischem Finale vollständig gerecht werden. Ein eindeutiges Plus sind das äußerst transparente und duftige Klangbild sowie der differenzierte Ausdruck, wobei die technisch brillanten Musiker insbesondere in der Dynamik ein reiches Spektrum entfalten. Carsten Niemann www.berliner-philharmoniker-recordings.com Richard Strauss, Gustav Mahler Klavierquartette und Lieder ●●○○○ Simone Kermes, Fauré Quartett Sony (76 Min., 11/2013) Hermann Prey, Fritz Wunderlich, wo seid ihr!? Die Kunst des Strauss-Lieder-Singens, der traumwandlerisch sichere Zugriff auf den stimmlichen wie ausdrucksmäßigen Habitus, den die- 52 se Lieder fordern – versunkene Tugenden. Heute müssen wir uns auf diesem Gebiet begnügen mit präpotenter Kraftmeierei, wie sie etwa Jonas Kaufmann vor Jahren auf den Tonträger bannte, oder eben mit dem unausgegorenen Ergebnis interpretatorisch-technischer Orientierungslosigkeit, wie Frau Kermes es auf der vorliegenden CD anbietet. Die Probleme kumulieren in der „Heimlichen Aufforderung“: Wie erreicht man die Legato-Intensität und die gut im Körper verankerte stimmliche Offenheit bei gleichzeitiger sprachlicher Präsenz, die solche Gesänge zum elektrisierenden Erlebnis für den Hörer machen könnte? Simone Kermes kommt von der Alten Musik; die Produktion allzu gerader, oft schneidend dünner Töne lässt sie sich auch bei Strauss nicht nehmen. Weil das aber in Strauss’ Kantilenen allzu sehr nach Magerquark tönt, versucht sie, mit deplatzierten Portamenti und mit nervigem „Hinaufglucksen“ an Wortanfängen (letzteres wird auch im „Morgen“ geradezu zur Manie) mehr Körperanbindung und Bodenhaftung zu erreichen. Dem Legato hilft sie hier und da auch durch die Umwandlung stimmloser Vokale zu stimmhaften auf die Sprünge, was zumindest an einer Stelle zu unfreiwilliger Komik führt: „Und deine Güsse trinken, wie ehmals oft“ (statt „Küsse“) wollte sie wahrscheinlich nicht wirklich singen. Mal eben von Händel und Hasse zu Strauss hinüberswitchen – das funktioniert einfach nicht, die Darbietung ist vor allem ein Dokument der Überforderung. Schade, dass die gelungenen Klavierquartett-Bearbeitungen der Straussund Mahler-Lieder, die Dietrich Zöllner angefertigt hat, dadurch nur für sich allein genommen zur Geltung kommen können. Schade vor allem auch, dass Strauss’ wenig bekanntes Klavierquartett und das noch weniger bekannte Klavierquartett-Fragment Mahlers nicht auf einer reinen Kammermusik-CD veröffentlicht, sondern in dieses interpretatorisch fragwürdige Programm eingekoppelt wurden.Michael Wersin Sergei Rachmaninow Giuseppe Verdi Préludes, Sonaten, B earbeitungen Verdi ●●●●● Sergio Fiorentino Piano Classics/ Edel (2CDs, 150 Min., 5/1962, 8/1963, 10/1994 & 10/1995) […] Hört man die rund 150 Minuten Rachmaninow, die Fiorentino hinterlassen hat, dann möchte man am liebsten ein neues Vokabular erfinden, um diese Darbietungen zu loben: Selbst das abgedroschene cis-Moll-Prélude gerät unter den Händen des Italieners zu einem atemberaubenden Erlebnis. Wie ist das möglich? Fiorentino ist ein Meister des oberstimmigen Spiels, und er ist ein Meister der subtilen Agogik. Er vermag auf dem Klavier zu singen (wie banal klingt das, und wie selten ist es doch in dieser Qualität zu erleben!), und er vermag mit winzigsten Verzögerungen differenziert Akzente zu setzen – er ist wie ein guter Sprecher mit einer einnehmend temperierten Stimme, der einen Text so vortragen kann, dass es dem Hörer unter die Haut geht. Kurz vor Schluss dieser grandiosen Tour de force durch Rachmaninows Préludes und Sonaten begegnet einem dasselbe Faszinosum noch einmal höchst eindringlich mit Rachmaninows eigener Bearbeitung seiner „Vocalise“ – auch hier agiert Fiorentino mit nicht mehr zu übertreffender Feinfühligkeit. Dazwischen erlebt der Hörer die Bemeisterung zahlloser technischer Perversionen, sodass ihm mehr als einmal Hören und Sehen vergeht. Aber auch im größten Getümmel behält Fiorentino – was ist er für ein begnadeter Techniker! – in jeder Sekunde seine Souveränität des aussagekräftigen Gestaltens bei. Es erstaunt nicht, dass er Rachmaninows eigene Interpretationen seiner Werke sehr geschätzt hat: Auch Fiorentino hat einiges von jener unprätentiösen Klarheit, jener rätselhaften nüchternen Intensität, die das Spiel des Russen auszeichnete.Michael Wersin ●●●●● Krassimira Stoya nova, Münchner Rundfunkorches ter, Pavel Baleff Orfeo (74 Min., 7/2013) Eine Fristverlängerung ist hier wohl angesagt: Auch wenn man Beiträge zu einem Jubiläumsjahr üblicherweise vor oder während desselben vorlegt, wollen wir in diesem Fall über die großzügige Verspätung hinwegsehen und Stoyanovas Verdi-Programm nachträglich die Goldmedaille zuerkennen. Gut für Anna Netrebko, die auf diese Weise 2013 im auffällig dünn gesäten Recital-Feld den Sieg davontragen konnte – mit Stoyanova am Start hätte sie sich mit Silber begnügen müssen. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Bulgarin gerade mit Verdi weltweit so gefragt ist, denn sie bringt schlicht alle Zutaten für seine Partien mit. Das fängt schon mit ihrer glaubwürdigen, überzeugenden Gestaltung an, die Charaktere entstehen lässt, sie aber nicht überfrachtet. Und dann diese leuchtende, fruchtige Stimme, substanzreich und wohlmodelliert. Da wird nicht gedrückt, klingt nichts eingedickt, muss nirgends getrickst werden – dieser Sopran strömt mit beglückender Souveränität. Schon der Einstieg mit Aidas „Ritorna vincitor“ gelingt fulminant, zeigt, dass dieser Lirico-Spinto auch im dramatischeren Bereich keine Schwierigkeiten kennt. Die darauffolgende zweite Leonora-Arie („Il trovatore“) ist der einzige Ausschnitt, bei dem es – wenn auch auf höchstem Niveau – etwas zu mäkeln gibt (und den man deshalb vielleicht besser irgendwo in der Mitte der CD platziert hätte), hier wirkt Stoyanovas Stimme nicht so gelöst wie sonst, hört man eine leichte Anspannung. Bei allen übrigen Arien (u. a. aus „La traviata“, „Don Carlo“, „Otello“) aber ist die Verdi-Welt nicht nur in bester, sondern kaum zu überbietender Ordnung. Michael Blümke 53 T he R omantic Hero Vittorio Grigò l o Für seine herausragende Darstellung der Heldenrollen in französischen Opern wurde der Tenor Vittorio Grigòlo hochgelobt. Auf seinem neuen Album singt er Arien aus Werther, Carmen, Faust, aber auch aus weniger bekannten Opern wie Meyerbeers L’Africaine oder Halévys La Juive. Abonnieren Sie den Sony Classical Newsletter und erhalten Sie exklusive Informationen zu Sony-Künstlern www.sonymusicclassical.de Foto C Alexander D. James J Ja z z Kris Bowers Heroes + Misfits ●●●●○ Concord/Uni versal (48 Min.) Es wächst eine neue Alters-Kohorte heran, die twitternd Regierungen zum Abtreten zwingen kann und sich ihre Meinungen aus der Flut der Informationen selber bildet. Für den Pianisten Kris Bowers sind diese Ureinwohner der digitalen Welt „Helden und Unangepasste“, denen er auf seinem Solodebüt „Heroes + Misfits“ Tribut zollt. Mit Stücken wie „#The Protester“ zeigt der 24-jährige Sieger der „Thelonious Monk International Jazz Piano Competition“ von 2011, dass er auch selbst Teil einer Bewegung ist, die mit hyperaktivem Kombinationsgeschick überfließende Datenströme in konstruktive Bahnen zu lenken versteht. „#The Protester“ vereint einen angezerrten Bass, wie er im Crossover-Rap der 90er Jahre gerne benutzt wurde, mit spätromantischen Klavierlinien à la Brad Mehldau, einem hitzig-poppigen Altsax-Solo von Casey Benjamin sowie mit Vocoder-Einwürfen, die auf Robert Glasper verweisen. Bowers, dessen klassische Grundausbildung deutlich herauszuhören ist, bewegt sich fernab der ausgetretenen Klavier-Pfade des Jahrtausendwende-Jazz. Manchmal kann seine Musik so klingen wie der Post-Punk von Franz Ferdinand und Konsorten („Wake The Neighbors“ mit verhalltem Schweinerock-Gitarrensolo), dann wieder fühlt man sich an Peter Gabriel („Forget-Er“, mit der produktionstechnisch mehrfach geklonten Stimme von Julia Easterlin) oder an Stevie Wonder („WonderLove“, mit Chris Turner am Gesang-Mikrofon) erinnert. Es wirkt so, als habe da jemand munter die verschiedensten Playlists auf seinem Smartphone durcheinander gewürfelt. Das Ergebnis: spannender Neo-Jazzrock im Zeichen des Hashtags. Josef Engels Meilenstein Steve Lacy Soprano Sax Original Jazz Classics (11/1957, 33 Minuten) Am 23. Juli wäre Steve Lacy 80 Jahre alt geworden, doch am 4. Juni jährt sich bereits zum 10. Mal sein Todestag. Man merkt seinem mit Wynton Kelly (p), Buell Neidlinger (b) und 54 Brad Mehldau, Mark Guiliana Mehliana: Taming The Dragon ●●●○○ Nonesuch/War ner (72 Min.) Der Drache ist Brad Mehldaus Wappentier. Er trägt ihn eintätowiert auf dem Arm, als Erinnerung daran, dass es die zerstörerischen Kräfte im Inneren zu kontrollieren und in etwas Positives zu verwandeln gelte, wie er sagt. Mehldau hat im Laufe seiner Karriere schon viele Methoden der Drachenzähmung angewandt: Mal als begnadeter Dompteur von Jazzstandards und Pop-Stücken mit seinem gefeierten Trio, mal im Zauber-Gespann mit Pat Metheny, mal als sensibler Ritter im Dienste von prinzessinnenhaften Sängerinnen wie Renée Flemming oder Anne Sofie von Otter. „Taming The Dragon“ ist nun der für langjährige Mehldau-Fans womöglich verwirrendste Versuch, den inneren Energien Herr zu werden. Das Klavier als verlässlicher Helfer hat ausgedient, es ist nur noch eine Geräuschquelle unter vielen. Im unter dem Namen „Mehliana“ zusammenge- Dennis Charles (dr) eingespielten „Soprano Sax“ nicht gleich an, dass Lacys Leaderdebut von 1957 mehr als ein sehr gutes Jazz-Album ist. Das Repertoire – überwiegend Standards, zwei davon aus dem Ellington-Repertoire – ist unauffällig, sieht man einmal ab von „Work“ aus der Feder Thelonious Monks. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt war Lacy einer der ersten Musiker außerhalb von Monks Band, der die Musik des eigenwilligen Komponisten am besten verstand. Die Bedeutung des Albums liegt schlicht an Lacys Pionierleistung, der Verankerung des in seinen Möglichkeiten als begrenzt geltenden Sopransaxofons im modernen Jazz; zuvor hatte es dank Sidney Bechet im traditionellen Jazz, sonst aber eher in der Zirkusmusik seine Heimstatt. Von Lacys späteren avantgardistischen Spieltechniken (er beherrschte die Kunst, Töne zu saugen statt zu blasen) findet sich in diesem Album, das erst einmal das Instrument in behutsam fassten Duo mit dem Schlagzeuger Mark Guiliana dominieren rülpsende Moog-Bässe, wabernde Synthesizerwolken, die dem Anschein nach aus Retro-Geräten wie dem DX7 oder dem Prophet entströmen, sowie ein extrem verhalltes E-Piano. Im Stile eines Beat-Poeten erzählt Mehldau im Titelstück von einem absonderlichen Traum, mittenmang gibt es immer wieder plötzliche Eruptionen von Tasteninstrumenten und Schlagzeug. Es ist ein ständiges Stop-and-Go, das alle 12 Stücke der Aufnahme durchzieht. Die Assoziationen sind vielfältig: Man denkt an Joe Zawinul und Jaco Pastorius, wenn Mehldau Synth-Bass und RhodesMelodien im Frage-Antwort-Spiel aufeinandertreffen lässt, an Tangerine Dream, wenn die Sounds allzu seltsam werden, aber auch an Meister der skurrilen Extravaganz wie Uri Caine und sein Bedrock-Projekt. Guiliana unterfüttert das alles mit flirrenden Rockund Drum&Bass-Grooves. „Taming The Dragon“ ringt mit dem Drachen auf gewollt unausgegorene und fragmentarische Weise. Alles in allem klingt es wie ein Trip ins Unterbewusstsein von Jazzmusikern, die es gerne mal bizarr krachen lassen möchten. Josef Engels modernisierter Spielweise ins Zentrum rückte, freilich noch keine Spur. Lacy, der vor dieser Platte Dixieland, aber auch schon an der Seite des Free-Jazz-Pioniers Cecil Taylor gespielt hatte, hat aber schon unverkennbar seinen eigenen, ebenso trockenen wie verträumten Sound und seine Neigung zu schlackenfreier Essentialität – ein deutlicher Kontrast zu Bechets gefühlsintensiv vibrierender Klangfülle oder zu den „himmlischen Längen“ Coltranes, der das Sopransaxofon dann ab 1960 popularisierte. Im Gegensatz zu Bechet und Coltrane, die auch andere Instrumente spielten, war Lacy der erste bedeutende Musiker, der sich praktisch ein Leben lang ganz auf dieses heute so weitverbreitete Instrument konzentriert hat. Wayne Shorter, eigentlich ein Coltrane-Schüler, hat es auf den Punkt gebracht: „Jeder, der Sopran spielt, orientiert sich an Steve Lacy“. Marcus A. Woelfle Marius Neset Trondheim Jazz Orchestra Together Again Lion ●●●●○ ACT/Edel (52 Min., 1/2013) Es ist etwas still um den 69-jährigen George Mraz geworden, der Ende der 60er Jahre als Jiří Mráz aus Prag nach München kam und als Kontrabassist ein glühender Fixstern am Firmament des klassischen Modern Jazz wurde. Nach dem sowjetischen Einmarsch in seine Heimat emigrierte er in die USA, perfektionierte seine Kunst am Berklee College und gehörte alsbald zu den gefragtesten Bassisten New Yorks. Ein klarer großer Ton, untrügliches Timing und die intelligente Flexibilität seiner Linien führten ihn an die Seite der ganz Großen. Einer von ihnen war der Pianist Tommy Flanagan, der stille Star klarer melodischer Linienführung der rechten Hand und raffinierter Akkord-Voicings in der linken. Fast zwangsläufig erscheint so die Zusammenarbeit von Mraz mit seinem vier Jahre jüngeren Landsmann Emil Viklický. Der fühlt sich dem Flanagan-Erbe besonders verpflichtet, studierte ebenfalls am Berklee College, ging aber wieder in die Heimat zurück, wo er zum Doyen des modernen Jazz wurde – und zu einem geachteten Opernkomponisten. Seine Stilistik verzichtet auf jegliche zurzeit so angesagte Schwelgerei, schließt aber eine gewisse Herzlichkeit, die böhmische Sanglichkeit und kräftige Farbtupfer blauer Noten verbindet, nicht aus. Auf dieser CD jedenfalls haben sich, nun von Siggi Loch höchstselbst produziert, die zwei verwandten Seelen im Duo getroffen. Voller Lust vereinen sie ganz natürlich europäisches Erbe und amerikanische Jazztradition. Großes Handwerk wird hier zu berührender Kunst. Thomas Fitterling Curtis Stigers Takuya Kuroda Hooray For Love! Rising Son ●●●●○ ●●●●● ACT/Edel (64 Min, 9/2013) Wow! Der Löwe beißt zu. Und wie! Mit scharfen Reißzähnen verleiben sich Marius Neset und das Trondheim Jazz Orchestra ein, was die europäische Jazzgeschichte seit den 1970ern hervorgebracht hat: die ungestüme Ausdruckskraft mancher Free-Jazzer, die Volksmusiknähe von Skandinaviern, Italienern und Franzosen, die Arrangierklasse von Matthias Rüegg und seinem Vienna Art Orchestra, die Freude an Klangfarben der klassischen Moderne, die rhythmische Power zwischen Afrika und dem hohen Norden, dazu eine gehörige Portion Besinnlichkeit und Melancholie. Und das alles verbinden seine Kompositionen zu in sich stimmigen Stücken, die trotz der Fülle an Elementen nie auseinander fallen, sondern stets facettenreiche Grundideen in einem organischen Prozess vereinen. Das rockt, manchmal swingt es auch, und meist folgt es einem Puls, der weder ins eine noch ins andere Grundklischee passt. Erinnerungen an die Minimal-Music haben ebenso ihren Platz wie die funky Rhythmen aus New Orleans. Neset, als Saxofonist der Aufsteiger der letzten Jahre, hat keine Features für sich selbst geschrieben. Stattdessen gelangen ihm großartige Bigband-Stücke voll Emotionen, Überraschungen, virtuosen Soli und nicht minder anspruchsvollen Ensemblepassagen. Das Trondheim Jazz Orchestra, ein vom norwegischen Art Council, der Stadt und dem Distrikt finanzierter Pool exzellenter Jazzmusiker, setzt – unterstützt von einer sorgfältigen Klangregie – diese Stücke so präzis und lustvoll um, dass Nesets vielschichtig verschachtelte Instrumentalsätze gleichzeitig transparent und kompakt erscheinen. Ein Werk von zeitloser Klasse. Werner Stiefele 55 Concord/Uni versal (40 Min.) ●●●●○ Blue Note/Uni versal (55 Min.) Wer den Trompeter Takuya Kuroda aus der Band Es gibt nur wenige, die mit den des Sängers José James kennt, den Croonern der 1950er und 1960er wird das Blue-Note-Debüt des Jamithalten können. Mit dem Alpaners nicht überraschen: Der bum „Hooray For Love“ ist CurBläser setzt voll auf die bei James tis Stigers in diese Liga der ground Zeitgenossen wie Robert ßen Entertainer aufgerückt – und Inkl. einer kleinen BegleitGlasper oder Roy Hargrove erprobdies mit Glas te Stil-Mischung aus Hardbop, band,1 bestehend aus Piano, GiSekt R&B und HipHop. Kein Wunder, tarre, Kontrabass, Schlagzeug en für jedTrompeter schließlich saß Kurodas singenund dem John „ScrapGast! der Arbeitgeber nicht nur auf dem per“ Sneider, der mit spitzem Ton Produzentenstuhl bei der Aufeinen Kontrast zu Stigers angeraunahme, sondern lieh auch der exter Stimme setzt. Wie einst Frank trem laid back vorgetragenen LesSinatra artikuliert er die Texte fast art des Roy-Ayers-Hits „Everybody so intensiv wie ein Sprecher, und exklusivem Pausenprogramm mit Loves The Sunshine“ seinen marwie derMit Altmeister wirken die MeKatharina Wagner & Klaus Florian Vogt kanten Bariton. lodien, als seien sie aus den WorAuffällig bei der Einspielung ten abgeleitet. Er gibt jeder Silbe Mehr Infos und Tickets ist die Integration afrikanischer ihren Wert, er bindet wenige Worunter www.UCI-KINOWELT.de oder über die UCI App.Da zeigt der TrompeElemente. te zusammen und dadurch wirkt ter seine Beeinflussung von Don er wie ein intonierender GeschichCherry oder Fela Kuti und weiß tenerzähler. Seine Begleiter pasbeim Song „Afro Blues“ den grosen sich perfekt an, unterstützen ßen interkontinentalen Brückenseine dramaturgisch geschickt gebauer Lionel Loueke gitarrissetzten Pausen und spielen an antisch an seiner Seite. Dass Kuroderer Stelle ebenfalls mit hohem da auch kraftvoll im klassischen Effekt über sie hinweg. ZwischenJazz-Trompeten-Idiom zuzuschladurch erinnert sich Stigers dagen weiß, beweist der Japaner mit ran, dass er nicht nur singen, sonseinem an Clifford Brown gemahdern auch Saxofon spielen kann nenden Solo-Exkurs in „Mala“, das und sorgt für zusätzliche Farbe, durch den Einsatz eines Klaviers indem er ein, zwei einfache ChoFlyerund anstelle des obligatorischen Rhorusse bläst. Klassiker wie “Love Is Folderverteilungen des-Pianos ohnehin am ehesten Here To Stay”, “You Make Me Feel im Dialog mit dem Jazz der 50er So Young”, “The Way You Look ToJahre steht. night” oder “If I Were A Bell” zähHand-zu-HandWas Kuroda gemeinsam mit len zu den großen Crooner-StanVerteilungen Tastenmann Kris Bowers, Posaudards, die einst Sinatra, Nat King nist Corey King, E-Bassist SoloCole, Dean Martin oder Tony BenFreieDazwischen Plakat- fin- mon Dorsey und Schlagzeuger nett sangen. affichierungen Nate Smith auf „Rising Son“ anden sich mit dem Titelsong sowie stellt, ist smart, funky und frisch. „Give Your Heart To Me“ und „A Ein angemessenerer Einstieg in Matter Of Time“ eigene Werke, die das 75. Geburtstagsjahr des für ähnlich klar und ausdrucksstark seinen coolen Souljazz bekannten wie diese Klassiker sind. HooBlue-Note-Labels lässt sich angeray, dass dieses Genre weiter lebt. sichts dieses lässigen Updates der Werner Stiefele Werke von Vorgängern wie Donald Byrd kaum denken. Josef Engels Nur am 12. August ab 15.45 Uhr live auf der großen Kinoleinwand plakatierung.net peterfuchs-distribution.com pinkzebra.org verein-freiesplakat.at pink zebra theatre – das Theater und Performance Label von Peter J.Fuchs ”DIRECT MARKETING“ George Mraz, Emil Viklický Ja z z Musik der Welt von M arcus A. Woelfle Auch starke Frauen haben den Blues. Davon zeugen Lieder aus Griechenland, Türkei, Portugal und dem Iran. Die beste Medizin gegen Blues ist der Blues. Ich weiß nicht, von wem ich diesen Satz abschreibe, so selbstverständlich kommt er jedem Barden vom Mississippi-Delta über die Lippen. Betrachten wir Blues einmal nicht als afroamerikanische Musikform, sondern als „Feeling“ (mit all den unterschiedlichen, ja gegensätzlichen Konnotationen, die der Begriff hat) und musikalische Methode, Trauer in Trost zu verwandeln, dann finden wir ihn überall in der Welt. Alle erdenklichen Fassetten von Blues im übertragenen Sinn – vom resignierten Ohnmachtsseufzer zum resoluten Aufbäumen, von sanfter Melancholie zu bittersüßem Glücksgefühl – hört man in der Anthologie „Deeyah Presents Iranian Woman“ (Heilo/Galileo HCD 7269) . 13 persische Sängerinnen aller Generationen, Bekanntheitsgrade und stilistischer Ausrichtungen singen Verszeilen wie „Warum rinnt Blut vom Blumengesteck?“ und „Die ganze Nacht tropft Trübnis von schwarzen Ästen“. Selbst wenn man kein Wort versteht, gehen die Lieder an die Nieren. Man spürt an der Intensität, dass jede von ihnen singen „muss“ und hofft, Gehör zu finden. Wenn man um die Zensur von Musik im Iran weiß, erfährt, dass Sängerinnen seit der Revolution nur vor Frauen auftreten dürfen, viele von ihnen sich erst im Exil künstlerisch entfalten, dann ahnt man, welcher Leidensdruck dahintersteckt. Betrachtet man Blues als Liedgut unterprivilegierter Menschen, als Ventil einer Subkultur, dann ist der Rembetiko, der zunächst von aus dem osmanischen Reich vertriebenen Griechen verbreitet wurde, der Blues der Ägäis. 13 Lieder von Nöten und Hoffnungen Entwurzelter und Entrechteter, wie man sie in den 20er und 30er Jahren in den Cafés und Haschischhöhlen Athens, Piräus, Thessalonikis und Istanbuls hören könnte, erklingen in „Mortissa“ (Asphalt Tango/ Indigo 980132) , einem Titel, der eine „starke, unabhängige Frau“ bezeichnet. Es ist das ausgezeichnete Debut-Album der aus Istanbul stammenden Çiğdem Aslan der Londoner Szene, die sich hier von einem kleinen, feinen Ensemble türkisch-griechischer Exil-Musikanten begleiten lässt. „Die meisten Songs sind auf Griechisch und ich verstand sie nicht beim ersten Hören. Trotzdem fühlte ich mich gleich der Musik nahe“, erklärt die Sängerin, die als im Ausland lebende Angehörige einer ethnischen Minderheit wohl das richtige Gespür für Rembetiko und Smyrneika mitbringt. „Da sieht man, es gibt keine kulturellen Grenzen in der Musik.“ Rückgrat und Zärtlichkeit stecken in Aslans Stimme, Hoffnung und Humor. Wehklagen ist hier nur eine Seite der Medaille. Ein Schlaumeier hat einmal gesagt, für ein erfolgreiches Album müsse man berücksichtigen, dass die Leute immer das Gleiche hören wollen, nur anders. Eine Möglichkeit, dieses Prinzip umzusetzen ist „Best Of Mariza“ (Parlophone/Warner 2564631532), ein untadeliger Querschnitt durch das bisherige Schaffen der Königin des Fado, mit zwei bislang unveröffentlichten Stücken: „É ou não é“ und „O tempo não para“. Ist es redlich, die Fans so zu „zwingen“, alles noch einmal zu erwerben? Sie werden es trotzdem tun. 56 Joris Roelofs Sonny Rollins Aliens Deliberating Road Shows Volume 3 ●●●●● Pirouet/Edel (45 Min., 1/2013) Als gestandener Altsaxofonist des Vienna Art Orchestra verliebte sich der Niederländer Joris Roelofs vor gut drei Jahren in die Bassklarinette, in jenes Instrument, das mit seinem breiten Klangspektrum vom warmen Holzklang bis zum schrillen Aufschrei fasziniert. Die vorliegende CD ist quasi die Frucht dieser Liebe. Roelofs hat sie im Trio mit dem Kontrabassisten Matt Penman aus Neuseeland und dem amerikanischen Schlagzeuger Ted Poor eingespielt. Bläsertrios dieser Besetzung haben ob ihrer transparenten Klarheit etwas Bestechendes; man denke an die Trios von Sonny Rollins oder Ornette Coleman. Der Instrumentalist und Komponist Roelofs kann seine Herkunft von der Altsaxofontradition nicht verleugnen; Charlie Parker und besonders Lee Konitz sind in seinem Spiel präsent. Mit höchstem Vergnügen ergehen sich Bläser und Kontrabassist in boppigen Unisono-Themen-Präsentationen. Die Improvisationen selber sind dagegen von einer offenen Relaxtheit, die unter dem Primat des Melodischen und Dialogischen steht. Matt Penman begleitet den Leader großartig stets auf dem Punkt; seine flexiblen Basslinien kommen immer wieder einem hochintelligenten Kontrapunkt gleich. Bei den narrativen Solo-Exkursionen des Kontrabasses wiederum tauschen er und die Bassklarinette spannend die Rollen. Ted Poor kommentiert und befeuert die Dialoge mit einem Spiel, in dem sich die Virilität eines Jack DeJohnette zu reduzierter klangmelodischer Abstraktion eines Paul Motian und Bill Elgart verdichtet. Höchst abwechslungsreich ist dieses Album – und schlicht ein kleines Meisterwerk. Thomas Fitterling ●●●●● Okeh Sony Music (73 Min., 11/2001– 7/2012) Sonny Rollins ist ein Gigant des Tenorsaxofons und einer der größten Improvisatoren des Jazz. Im September wird er 84. Bereits mit 26 galt er als „Saxophone Colossus“ – so der Titel eines seiner frühen Alben. Im Rahmen von liveAuftritten, frei von den Zwängen einer Studioproduktion, verwirklicht sich sein Genie besonders eindrücklich. Ähnlich wie Thelonious Monk geht es ihm vor allem um thematische Improvisation. Er seziert das melodische Material bekannter, mitunter auch vergessener Songs, um es mit sich steigernden, immer neuen Wendungen lustvoll und mit hintersinniger Kommentierung neu zusammenzusetzen – ganz im Sinne eines restrukturierenden, variierenden Neukomponierens. Dabei jongliert er atemberaubend mit Sounds und Rhythmen vor allem auch karibischer Provenienz. Auf seinem dritten „Road Shows“ Album versammelt der überaus selbstkritische Künstler sechs live-Aufnahmen aus elf Jahren der jüngeren Vergangenheit. Entstanden sind sie bei Auftritten von Rollins’ regulärer Band. Zu ihrem Stamm gehören der Posaunist Clifton Anderson und der E-Bassist Bob Cranshaw. Ergänzt wird dieser Kern jeweils durch einen Schlagzeuger, einen Perkussionisten und einen Pianisten bzw. Gitarristen. Die Kritik hat die manchmal an Treuherzigkeit grenzende Solidität von Rollins’ Mitmusikern beklagt. Bei diesen Auftritten aber entfachen sie durchaus ein Feuer, aus dem der alles überragende Meister eine Energie bezieht, die ihn mit einem nicht enden wollenden Ideenfluss quasi um sein Leben spielen lässt. Und das ist einfach ganz große Klasse.Thomas Fitterling B Bücher Klaus Pietschmann / Melanie Wald-Fuhrmann (Hg.) Der Kanon der Musik – Theorie und Geschichte Wer seine persönliche Hitliste etwa der wichtigsten Sinfonien zusammenstellt und die einem Freund vorlegt, der wird wahrscheinlich hier und da vehementen Widerspruch auslösen. Denn wie kann man etwa Mahler da erwähnen und Brahms vergessen? Aber so ist es von jeher mit solchen Kanonisierungen eben auch der Musikgeschichte. Und genau um die der Kanonbildung zugrundeliegenden Parameter drehen sich jetzt die Aufsätze, in denen sich renommierte Musik- und Kulturwissenschaftler mit dem „Kanon der Musik“ beschäftigt haben. Und wie schon die Titel wie „Wann wurde das Notre-Dame-Repertoire kanonisch?“ oder „Musikalische Kanonisierung und Dekanonisierung im 20. Jahrhundert“ verraten, wird man auf den knapp 1000 Seiten eben vergeblich eine Aufzählung der aktuell besten Komponisten aller Zeiten suchen. Die Autoren verdeutlichen vielmehr anhand ihrer Spezialthemen die ständige Veränderung des Kanons als Ausdruck eines bestimmten kulturellen Gedächtnisses. Und zum Glück werden die musikgeschichtlich exemplarischen Abschnitte wie das Konzertleben im Wien Beethovens nicht akademisch trocken, sondern äußerst spannend und lebhaft dargestellt. Guido Fischer Edition Text + Kritik, 950 S., € 79,00 Gerard Mortier Dramaturgie einer Leidenschaft „Mit Zeitdifferenzen von mehreren Monaten wurden Liebesduette aufgenommen, deren Sänger einander niemals begegnet sind, und von denen jeder den Job allein, mit oder ohne Dirigenten erledigte.“ Es sind solche Sätze, mit denen Gerard Mortier wenige Jahre vor seinem Tod noch einmal die Finger in die Wunde des aktuellen, für ihn nur noch auf Kommerz ausgerichteten Opern- betriebs legte. Und stets fragte er sich, wie sich namhafteste Künstler für synthetische CD-Produkte hergeben können, denen man jegliche Ernsthaftigkeit und Tiefe absprechen muss. Auch solche Gepflogenheiten waren für den großen Theatermann Mortier, der Anfang 2013 im Alter von 70 Jahren gestorben ist, schlichtweg ein Gräuel. So ernüchternd die Bilanz hier und da ausfallen mag, so hat Mortier nicht nur in Brüssel, Salzburg, im Ruhrgebiet und in Madrid seine Spuren hinterlassen. Sein Glaube an die Kreativität des Menschen und an ein „Theater als Religion des Menschlichen“, wie es im Untertitel des Büchleins heißt, hat doch erst solche avancierten Regie-Konzepte von Peter Sellars, Christoph Marthaler und La Fura dels Baus möglich gemacht. Guido Fischer Bärenreiter / Metzler, 126 S., € 24,95 Wolfram Knauer Charlie Parker Fast sechzig Jahre nach Charlie Parkers Tod vermutet man, dass alles über diese prägende Persönlichkeit des modernen Jazz gesagt worden ist. Doch noch immer ist das vorherrschende Bild des bereits im Alter von 34 Jahren verstorbenen Bebop-Heroen das des lebensuntauglichen, in seiner Kunst vollendet ins Dasein geworfenen Genies, das sich mittels unmäßigem Drogenkonsums vor der Welt schützt und ihr seine Kunst abringt – Charlie „Bird“ Parker als der stilisierte Mythos des Hipsters schlechthin. Vor allem die fiktional fabulierende Biografie von Ross Russell bedient diesen Mythos. Es ist das Verdienst der einschlägigen deutschsprachigen Literatur, Leben und Werk von Parker kritisch analytisch unter nüchternen soziologischen, psychologischen und musikologischen Aspekten herauszuarbeiten. Der grundlegende ParkerBand von Peter Niklas Wilson und Ulfert Goeman in der „Collection Jazz“ des Oreos-Verlags ist längst vergriffen. Wolfram Knauer schließt jetzt diese Lücke mit einem kompakten Taschenbuch. Dem Leiter des Deutschen Jazzinstituts und Deutschlands wohl profundestem Jazzwissenschaftler gelingt der Kunstgriff, die von Wilson in getrennten Aspekten herausgearbeiteten Analysen so in einen narrativen Text zu integrieren, dass die Klarheit der Analysen erhalten bleibt und doch eine farbige, lebendige Erzählung entsteht. Mensch und Künstler Parker werden in all ihrer Rätselhaftigkeit fassbar. Die gute Lesbarkeit des Textes ist auch dem Verzicht auf Fußnoten und fachspezifische Notenbetrachtungen geschuldet. Thomas Fitterling Reclam, 203 Seiten, € 12,95 Harnoncourt dirigiert „The Fairy Queen“ 20. Juni bis 20. Juli 2014 Tel. ++43.316.825 000 • www.styriarte.com www.graztourismus.at 57 M M ag a zin Dokumentation einer Epoche Auf dem Papier war es eine dieser Personalien, die kaum Sensationswert besaß: Der Amerikaner David Zinman übernimmt das Züricher Tonhalle-Orchester. Das war 1995. 2014 und somit 19 Jahre später werden sich das Orchester und der Dirigent zum Saisonende trennen. Und diese schon lange vorher verbreitete Nachricht wurde diesmal mit spitzeren Ohren registriert. Denn selbst falls es einen in den fast zwei Jahrzehnten nie nach Zürich gezogen haben sollte, um die Musikerehe aus der Nähe und live zu begutachten, wusste man um den Ausnahmerang dieser Verbindung. Schon der gemeinsame Beethoven-Zyklus, mit dem man ab 1997 an die Öffentlichkeit trat, hat Spuren im Beethoven-Bild hinterlassen, wie es vorher nur die Toscaninis, Leibowitz’ und Gardiners geschafft haben. Und mit der im Laufe der nächsten Jahre und Jahrzehnte in Angriff genommenen Gesamteinspielungen der Sinfonien von Schubert, Schumann, Brahms und Mahler setzte man ebenfalls Maßstäbe. Obwohl Zinman stets auf Klarheit und Durchhörbarkeit selbst der kammermusikalischsten Verflechtungen bedacht war, trieb er die Musiker zugleich zu einem atmenden und ergreifenden Klang an, der der Tiefe dieser Werke gerecht wurde. Angesichts dieser tatsächlich auch viele Orchesterwerke von Richard Strauss umfassenden Spitzendiskografie bot es sich daher jetzt an, diese Züricher Ära noch einmal mit einem fulminanten CD-Kompaktpaket zu würdigen. Guido Fischer David Zinman: Great Symphonies (50 CDs), RCA/Sony Der Weltumarmer Als Leonard Bernstein am 14. Oktober 1990 in New York starb, trauerte die Musikwelt. Und viele empfanden diesen großen Verlust als allzu verfrüht. Denn der stets so jugendlich auftretende Bernstein war gerade einmal 72 Jahre alt geworden. Der amerikanische Komponist Ned Rorem aber versuchte die Bernstein-Fangemeinde sofort mit dem Hinweis zu trösten, er habe ja tatsächlich das stolze Alter von 288 Jahre erreicht. Denn für Rorem hatte Bernstein als Komponist, Dirigent, Pädagoge und als Mensch immerhin vier erfüllte Leben à 72 Jahre gelebt – wobei bei ihm die Fulltime-Jobs natürlich nicht immer strikt voneinander zu trennen waren. Genau das bekam auch José Carreras in den von Kameras begleiteten Aufnahmesessions von 58 Bernsteins „West Side Story“ zu spüren, die jetzt als DVD der beeindruckenden CD-Box „The Leonard Bernstein Collection“ beiliegen. Da der Tenor stimmlich etwas aus der Spur war, wurde ihm gleich vierfach, vom komponierenden Dirigenten und menschlich aufgebrachten Pädagogen der Kopf gewaschen. Doch so unerbittlich Bernstein in solchen Momenten war, so konnte er vor musikalischem Glück regelrecht explodieren. Und dieses genoss er bis zum Schluss, wenn er mit den Philharmonikern aus New York, Israel und Wien zusammentraf. Ob Beethovens neun Sinfonien und ausgewählte Klavierkonzerte mit Krystian Zimerman oder die Sinfonien und das Violinkonzert von Brahms mit Gidon Kremer – überall schlägt einem dieser typische Enthusiasmus Bernsteins, seine menschliche Größe, sein Pathos entgegen. Als besonders lohnswert erweist sich zudem die umfangreiche klangliche Wiederbegegnung mit dem Komponisten Bernstein, der eben nicht nur knackige Musicals wie „On The Town“ geschrieben hat. Guido Fischer The Leonard Bernstein Collection Vol. 1 (59 CDs & 1 DVD), Deutsche Grammophon/Universal Wow! Noch immer glänzen die Augen der audiophilen Vinyl-Aficionados bei den drei Buchstaben „RCA“. Schließlich stehen sie für erstklassige Aufnahmequalität im Stereo-Sound. Anfang der 1950er Jahre hatte das Label in New York zusammen mit dem Soundkulinariker Leopold Stokowski seine ersten bedeutenden Schritte gemacht. Und bald reiste das RCA-Team vor allem zu den Top-Orchestern nach Boston und Chicago, um mit den Chefdirigenten Erich Leinsdorf, Charles Münch und Fritz Reiner den Mikrofonen mächtig einzuheizen. Einige dieser legendären Stunden der Schallplattengeschichte finden sich nun auch in der 2. Folge der „Living Stereo“-Edition. Dazu gehört Münchs herrlich blühendes Berlioz-Wunderwerk „Roméo et Juliette“ (1961), Fritz Reiners spektakuläre Rossini-Shows (1958) oder seine wie frisch gewaschen wirkende „Pathétique“ von Tschaikowski (1957). Aber eigentlich kann man fast jede Scheibe aus dem Schuber ziehen – und sofort wird man gepackt vom kongenialen Zusammenspiel zwischen Interpreten und Tontechnikern. Das gilt für die Kulteinspielung von Brahms’ 2. Klavierkonzert mit Svjatoslav Richter genauso wie für die Streichtrios mit Jascha Heifetz & Friends sowie für die Solo-Recitals von Van Cliburn, Vladimir Horowitz und Arthur Rubinstein. Selbstverständlich ist aber auch das Opernfach exzellent besetzt – ob es nun Verdis „Otello“ mit Tullio Serafin und Jon Vickers (1960) ist oder Rossinis „Barbier“ mit Leinsdorf und Robert Merrill (1958). Guido Fischer Living Stereo Vol. 2 (60 CDs), RCA/Sony Boulevard Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein Löffel Leichtigkeit: Bunte Klassik Vorgestellt von Ol i v e r Bu s l au Dritte Folge einer spirituellen Weltreise Sieben Jahre ist es her, da inspirierte ein Besuch des Dalai Lama die schweizerische Sängerin Regula Curti und ihre tibetanische Kollegin Dechen Shak-Dagsay zu einem interreligiösen Album. Als sie dann auch noch Rocklegende Tina Turner als Mitstreiterin gewannen, war der Erfolg perfekt. Nun geht das Projekt schon in die dritte Folge, wobei die indische Sängerin Sawani Shende-Sathaye einen hinduistischen Akzent setzt. In einem wahrhaft weltumspannenden Klangambiente verbinden sich Lieder, Gebete und Mantras. Sogar ein schweizerisches Alphorn hat darin Platz. Turner, Curti, Shak-Dagsay, Shende-Sathaye: Love Within Beyond, Panorama/Universal Amerikanische Orgel-Revolution Quatuor Ebène Nach Brasilien Streichquartette, die aus der hehren Welt von Haydn, Beethoven und Co. ausscheren und die speziellen Klangreize des Ensembles an anderen Stilen erproben, gibt es viele. Doch nur wenige behaupten sich wie das Quatuor Ebène in beiden Welten – und haben dann auch noch so gute Kontakte ins Reich der sogenannten U-Musik. Stacey Kent, Marcus Valle, Bernard Lavilliers sind unter anderem die Ikonen, die dieses brasilianische Album prägen – mit Evergreens von Antônio Carlos Jobim, Astor Piazzolla, Sting und Charlie Chaplin. Quatuor Ebène: Brazil, Erato/Warner Fotos: Virgin/Julien Mignot (o. l.); Nach Brasilien Nicht nur für die besten Fußballnationalmannschaften, sondern auch für viele internationale Musiker ist Brasilien in diesem Sommer Traumziel Nummer 1. Die Geigerin Viktoria Mullova, immer wieder mal abseits von Bach oder Beethoven unterwegs, hat ihre „Stradivarius“ nach Rio mitgenommen, den typischen Melodien und Rhythmen des Landes anvertraut und sich auf fantasievolle Improvisationen über die teils bekannten Lieder eingelassen. Nach eigenen Worten hat sie diese Musik so inspiriert, dass das Album – übrigens das erste, das die Musikerin selbst produzierte – in drei Tagen fertig war. Viktoria Mullova & Friends: Stradivarius In Rio, Onyx/Note 1 www.onyxclassics.com Abonnenten-CD: Track 18 Wie man es auch dreht und wendet: Orgel in klassischer Musik klingt immer sakral, immer schwingt etwas von religiöser Andacht oder Kirchenraum mit. Das dachte ich zumindest, bis ich diese CD hörte. Der junge amerikanische Organist Cameron Carpenter, der sich eigens eine spezielle „Touring Organ“ bauen ließ, stößt mit seiner Musik in ganz neue Bereiche vor. Kein Wunder, denn sein Instrument und damit auch sein Spiel leben von ganz speziellen digital erzeugten Effekten. Die bringt Carpenter nicht nur in Bearbeitungen bekannter Klassiker zur Geltung, sondern auch in der Eigenkomposition „Music For An Imaginary Film“. Cameron Carpenter: If You Could Read My Mind, Sony Cameron Carpenter Film zum Hören Er schrieb ein Stück für die berühmte „Twilight“-Serie, die Produzenten lehnten es ab, und trotzdem kürten die Fans der Vampirsaga es zum Tophit. Das ist die Erfolgsgeschichte des in Seoul geborenen Pianisten und Komponisten Yiruma, der sich in seinem Album „Blind Film“ weit ausgreifenden Klavierfantasien hingibt. Dabei changiert er – zum Teil mit Kollegen aus der Streicherfraktion – zwischen romantischem klassischem Stil und Klangmeditationen in New-Classics-Manier. Yiruma: Blind Film, Sony Yiruma 59 T erm i n e Oper / Kl a ssik oper Musikalischer Sommer in Ostfriesland: Gleich zwei Mal gastiert Stargeigerin und UN-Friedensbotschafterin Midori beim ältesten deutschen Flächenfestival. Überhaupt hat sich zum 30. Festivaljubiläum (1.–24.8.) reichlich Klassik-Prominenz angesagt – darun ter Echo-Preisträger Sebastian Manz und der Barock-Teufelsgeiger Anton Steck. Darüber hinaus gibt es rockige Sounds, Kabarett (Frank Golischewski) sowie Klezmer und Jazz. www.musikalischersommer.com Tickets: www.reservix.de bzw. (0 18 05) 70 07 33 oder (0 49 41) 9 91 13 64 Aachen Theate r (02 41) 4 78 42 44 Offenbach Die Banditen (8.6.), ML: Péter Halász, R: Ludger Engels Basel Theate r (00 41) 61 2 95 11 33 Berlioz La damnation de Faust (25.5.), ML: Enrico Delamboye, R: Arpad Schilling Berlin „Don Carlo“ im Kino: Im Verdi-Jahr 2013 war bei den Salzburger Festspielen sein Opernpolitthriller „Don Carlo“ in einer AllstarBesetzung zu erleben. Altmeister Peter Stein führte Regie. Am Pult der Wiener Philharmoniker stand Antonio Pappano. Und die Hauptrollen übernahmen Jonas Kaufmann, Anja Harteros und Thomas Hampson. Dieses Opernereignis kann man jetzt in einer Aufzeichnung genießen. Am 20. Juli um 17 Uhr wird die Oper bundesweit in Lichtspielhäusern der UCI Kinowelt gezeigt. Infos und Tickets: www.uci-kinowelt.de Beethovenfest Bonn: Unter dem Motto „Götterfunken“ sorgen beim Bonner Beethovenfest (6.9.–3.10.) Spitzenmusiker dafür, dass die Freude, die „Tochter aus Elysium“, überspringt. In Zyklen werden Beethovens Sinfonien, Klavierkonzerte und Violinsonaten aufgeführt und Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts gegenübergestellt. Mit dabei sind u. a. John Eliot Gardiner, Lorin Maazel und Pianist Leif Ove Andsnes, der mit dem Mahler Chamber Orchestra zur „Beethoven Journey“ einlädt. www.beethovenfest.de Tickets: (02 28) 50 20 13 13 60 Kom i sche O pe r (0 30) 47 99 74 00 Mozart Il re pastore (konzertant) (25.5.), ML: Christian Curnyn Zimmermann Die Soldaten (15.6.), ML: Gabriel Feltz, R: Calixto Bieito Glass Les enfants terribles (2.7.), ML: Byron Knutson, R: Felix Seiler Staat s o pe r i m Sch i lle rth e ate r (0 30) 20 35 45 55 Weill Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (6.6.), ML: Wayne Marshall, R: Vincent Boussard Sciarrino Lohengrin (14.6.), ML: Michele Rovetta, R: Ingo Kerkhof Feldmann/Beckett Neither/Footfalls (22.6.), ML: François Xavier Roth, R: Katie Mitchell D eu t sche O pe r (0 30) 3 43 84 01 Britten Billy Budd (22.5.), ML: Donald Runnicles, R: David Alden Donizetti Maria Stuarda (konzertant) (4.6.), ML: Paolo Arrivabene Bern Stadt th e ate r +41 (31) 3 29 52 52 Britten Peter Grimes (6.6.), ML: Kevin John, R: Ludger Engels Chemnitz Städti sch e The ate r (03 71) 4 00 04 30 Orff Der Mond (7.6.), ML: Arnaud Arbet, R: Holger Potocki Darmstadt Sta at sth e ate r (0 61 51) 2 81 16 00 Puccini Il trittico (1.6.), ML: Martin Lukas Meister, R: John Dew DüsseldorfDuisburg D e u t sch e O pe r am Rhe i n (02 11) 8 90 82 11 Britten Death In Venice (14.6.), ML: Lukas Beikircher, R: Immo Karaman Berheide Der Troll (20.6.), ML: Wen-Pin Chien, R: Gregor Horres Dresden Sächs i sch e Sta at s o pe r (03 51) 4 91 17 05 Mozart Così fan tutte (22.5.), ML: Omer Meir Wellber, R: Andreas Kriegenburg Verdi Simon Boccanegra (30.5.), ML: Christian Thielemann, R: Jan Philipp Gloger Strauss Feuersnot (7.6.), ML: Stefan Klingele Tsangaris Karl May (20.6.), ML: Erik Nielsen, R: Manfred Weiß Essen A alto The ate r (02 01) 8 12 22 00 Janáček Jenůfa (24.5.), ML: Tomáš Netopil, R: Robert Carsen Frankfurt/ Main O pe r (0 69) 1 34 04 00 Delius Romeo und Julia auf dem Dorfe (22.6.), ML: Paul Daniel, R: Eva-Maria Höckmayr Eötvös Der goldene Drache (29.6.), ML: Johannes Debus, R: Axel Weidauer Gelsenkirchen M u s i kth e ate r i m R e vi e r (02 09) 4 09 72 00 Tschaikowski Pique Dame (22.6.), ML: Rasmus Baumann, R: Dietrich Hilsdorf Genf G ran d Thé âtr e +41 (22) 3 22 50 00 Catalani La Wally (18.6.), ML: Evelino Pidò Gera The ate r 0 34 57 (58 50 Nørgård Nuit des hommes (28.6.), ML: Thomas Wicklein, R: Kay Kuntze Halle O pe r n h au s (03 45) 2 05 02 22 Händel Arminio (6.6.), ML: Bernhard Forck, R: Nigel Lowery Marschner Der Vampyr (3.7.), ML: Josep Caballé Domenech, R: Wolf Widder Hamburg H ambu r g i sch e Sta at s o pe r (0 40) 35 68 68 Händel Almira (25.5.), ML: Alessandro De Marchi, R: Jetske Mijnssen Hannover Sta at s o pe r (05 11) 99 99 11 11 Rameau Castor et Pollux (28.6.), ML: Howard Arman, R: Alexander Charim Innsbruck Lan destheater +43 (5 12) 52 07 44 Weill Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (21.6.), ML: Alexander Rumpf, R: Ulrich Peters Köln Opern hau s (02 21) 22 12 84 00 Donizetti L’elisir d’amore (22.6.), ML: Andreas Schüller, R: Bernd Mottl Glass Les enfants terribles (25.6.), ML: Rainer Mühlbach, R: Anna Horn, Elena Tzavara, Götz Leineweber Lausanne Opéra +41 (21) 3 10 16 00 Nicolai Die lustigen Weiber von Windsor (6.6.), ML: Frank Beermann, R: David Hermann Lübeck Th eater (04 51) 7 45 52 Rossini La cenerentola (30.5.), ML: Ryusuke Numajiri, R: Cordula Däuper Lüneburg Th eater (0 41 31) 4 21 00 Mozart Die Zauberflöte (28.6.), ML: Thomas Dorsch, R: Iris Ini Gerath Leipzig Opern hau s (03 41) 1 26 12 61 Strauss Die Frau ohne Schatten (14.6.), ML: Ulf Schirmer, R: Balázs Kovalik Luzern Th eater +41 (0) 4 12 10 66 18 Naske Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch (7.6.), ML: Michael Wendeberg, R: Dominique Menth Fotos: Timothy Greenfield-Sanders (o.); Monika Rittershaus (M.); Danetzki und Weidner (u.) O Massenet Werther (konzertant) (16.6.), ML: Donald Runnicles Mannheim Natio naltheater (06 21) 1 68 01 50 Hölszky Böse Geister (31.5.), ML: Roland Kluttig, R: Joachim Schlömer München Baye rische Sta atsoper (0 89) 21 85 19 20 Zimmermann Die Soldaten (25.5.), ML: Kirill Petrenko, R: Andreas Kriegenburg Rossini Guillaume Tell (28.6.), ML: Dan Ettinger, R: Antú Romero Nunes Monteverdi L’Orfeo (20.7.), ML: Ivor Bolton, R: David Bösch Sta atstheater am Gärtn er platz (0 89) 21 85 19 60 Verdi Aida (18.6.), ML: Marco Comin, R: Torsten Fischer Kálmán Die Zirkusprinzessin (19.7.), ML: Michael Brandstätter, R: Josef E Köpplinger Nürnberg Sta atstheater (01 80) 5 23 16 00 Meyerbeer Les Huguenots (15.6.), ML: Guido Johannes Rumstadt, R: Tobias Kratzer Oldenburg Sta atstheater (04 41) 2 22 51 11 Britten Albert Herring (6.6.), ML: Robin Davis, R: Lydia Steier Regensburg The ater (09 41) 5 07 24 24 Mozart Die Zauberflöte (15.6.), ML: Tetsuro Ban, R: Matthias Reichwald Fotos: Rene Gaens Saarbrücken Sa arlän disches Sta atstheater (06 81) 3 22 04 Strauss Die Frau ohne Schatten (17.6.), ML: Toshiyuki Kamioka, R: Dominik Neuner Mozart La finta giardiniera (5.7.), ML: Ulrich Cor nelius, R: Tom Ryser Salzburg (A) Land esth eater +43 (6 62) 87 15 12 21 Kaija Saariaho Emilie (24.5.), ML: Leo Hussain, R: Agnessa Nefjodov Stuttgart Staat sth eater (07 11) 20 20 90 Puccini La bohème (30.5.), ML: Simon Hewett, R: Andrea Moses Wagner Tristan und Isolde (20.7.), ML: Sylvain Cambreling, R: Jossi Wieler, Sergio Morabito Trier Th eater (0651) 7 18 18 18 Gluck Orfeo ed Euridice (24.5.), ML: Victor Puhl, R: Birgit Scherzer Ulm Th eater (07 31) 1 61 44 44 Stäbler Erlöst Albert E. (20.6.), ML: Michael Weiger, R: Philipp Jescheck Wien Staat s oper +43 (1) 5 14 44 22 50 Janáček Přihody Lišky Bystroušky (18.6.), ML: Franz Welser-Möst, R: Otto Schenk Th eater an d er Wi en + 43 (1) 5 88 85 Verdi La traviata (1.7.), ML: Sian Edwards, R: Peter Konwitschny Volksoper +43 (1) 5 14 44 36 70 Beethoven Fidelio (25.5.), ML: Julia Jones, R: Markus Bothe Zürich O per nh aus +41 (44) 2 68 64 00 Puccini La fanciulla del West (22.6.), ML: Marco Armiliato, R: Barrie Kosky K Kl a ssi k Pierre-Laurent Aimard 15.7. Graz (A), Helmut List Halle 17.7.Eltville, Kloster Eberbach 21.7. Salzburg (A), Mozarteum Nicolas Altstaedt 1.6. Wien (A), Konzerthaus 15.6. Bad Kissingen, Kissinger Sommer Piotr Anderszewski 28.5.Hamburg, Laeiszhalle Avi Avital 27.5. Wien (A), Konzerthaus 10.6.Bremen, Sendesaal 11.6.Rolandseck, Stiftung Arp Museum 3.8.Chorin, Kloster Daniel Barenboim 23.5.Dresden, Sächsische Staatsoper 27.5.Essen, Philharmonie 28.5.Frankfurt/ Main, Alte Oper 14.6. Wien (A), Musikverein 15.6. Wien (A), Musikverein 18.6.Berlin, Philharmonie 23.7. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 17.8. Luzern (CH), KKL 18.8.Luxemburg (LU), Philharmonie 21.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 22.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 24.8.Berlin, Waldbühne Valer BarnaSabadus 20.6.Gießen, Stadttheater 21.6.Gießen, Stadttheater 22.6.Gießen, Stadttheater 6.7.Ludwigsburg, Schlossfestspiele 30.8. Luzern (CH), KKL Cecilia Bartoli 5.6. Salzburg (A), Haus für Mozart 7.6. Salzburg (A), Haus für Mozart 9.6. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 27.6.Dortmund, Konzerthaus 29.6.Dortmund, Konzerthaus 15.8. Salzburg (A), Mozarteum 21.8. Salzburg (A), Haus für Mozart 23.8. Salzburg (A), Haus für Mozart 26.8. Salzburg (A), Haus für Mozart 29.8. Salzburg (A), Haus für Mozart 31.8. Salzburg (A), Haus für Mozart Lisa Batiashvili 20.6.Berlin, Philharmonie 21.6.Berlin, Philharmonie 19.8.Elmau, Schloss 21.8. Salzburg (A), Mozarteum Piotr Beczała 8.6. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 12.6. Graz (A), Musikverein für Steiermark 15.6. Wien (A), Konzerthaus 22.6.Schwarzenberg (A), AngelikaKauffmannSaal 25.6.Ingolstadt, Stadttheater 17.8. Salzburg (A), Haus für Mozart Daniel Behle 9.6.Dresden, Frauenkirche 21.6. Bad Kissingen, Regentenbau 23.6. London (GB), Wigmore Hall 27.6.Schwarzenberg (A), AngelikaKauffmannSaal Appenzeller Bachtage: Seit sechs Jahren widmen sich unter der Leitung von Rudolf Lutz Chor & Orchester der im schweizerischen St. Gallen ansässigen J. S. Bach-Stiftung der Aufführung sämtlicher Bach-Kantaten. In diesem Jahr veranstaltet man zudem die Appenzeller Bachtage (13.–17.8.), bei denen neben Gastspielen von Angela Hewitt und Christine Schornsheim renommierte Bach-Kenner die Frage auch nach der historisch korrekten Bach-Interpretation zu beantworten versuchen. www.bachtage.ch Tickets: +41 (0 71) 2 42 16 61 Styriarte: 1985 wurde in Graz mit der styriarte ein Musikfestival gegründet, um mit Nikolaus Harnoncourt den prominentesten Musikersohn der Stadt ein Klangforum zu bieten. Und bis heute setzt er mit dem Concentus Musicus Maßstäbe. Passend zum FestivalMotto „Zauber der Natur“ (20.6.–20.7.) dirigiert er eine Neuinszenierung von Purcells Shakespeare-Adaption „The Fairy Queen“. Weitere Highlights sind die Konzerte von Jordi Savall, Herbert Schuch und Pierre-Laurent Aimard. www.styriarte.com Tickets: +43 (03 16) 82 50 00 Carl Orff Festspiele Andechs: Kloster Andechs, der Heilige Berg, der Blick über den Ammersee von Diessen herüber–daran ergötzte sich Carl Orff in seinen reifen Jahren. Grund genug also, um 1992 diesen bayerischen Genius loci zum Zentrum der OrffFestspiele zu machen. Im Mittelpunkt der 17. Ausgabe (14.6.–3.8.) steht besonders Orffs Beschäftigung mit Georg Büchner. Außerdem werden Orffs „Carmina Burana“ und „Catulli Carmina“ in magische Lichtbilder eingetaucht. www.carl-orff-festspiele.de Tickets: (0 81 52) 37 64 00 61 T er m in e K l a ssik Mozartfest Speyer: In der traditionsreichen Stadt am Rhein veranstaltet die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter GMD Karl-Heinz Steffens erstmals das Mozartfest (2.–7.7.). Von einem Ausflug in die Welt der Oper über Mozarts letzte drei Sinfonien bis hin zur seiner wunderbaren Kammermusik reicht das Programm. Und wie es sich für ein Sommerfestival gehört, wird es zwei Open-Air-Konzerte im Rathaus-Innenhof geben. www.staatsphilharmonie.de/mozartfest/ Tickets: (0 62 32) 14 23 92 oder unter www.reservix.de Rossini in Wildbad: 1856 reiste Rossini in den Schwarzwald, um in den fürstlichen Thermen des Kurortes Bad Wildbad Füße und Seele baumeln zu lassen. Über hundert Jahre später ist der „Schwan von Pesaro“ hier wieder anzutreffen. Dank des Belcanto-Festivals, bei dem Meisterwerke wie „Die Reise nach Reims“ und Raritäten wie „Adelaide di Borgogna“ zu erleben sind (17.–27.7.). Außerdem ehrt man mit Adriana Hölszky eine der renommiertesten Komponistinnen unserer Zeit mit einem Konzert. www.rossini-in-wildbad.de Tickets: (0 70 81) 1 02 84 Schleswig-Holstein Musik Festival: Auch unter der Leitung des neuen Intendanten Christian Kuhnt bespielt man den Norden ausschließlich mit tollen Musikern und interessanten Werken. In diesem Jahr (5.7.–31.8.) stehen die argentinische Star-Cellistin Sol Gabetta und Felix Mendelssohn Bartholdy im Zentrum der 164 Konzerte an den 59 Orten. Und dass man in Schleswig-Holstein keine musikalischen Grenzen kennt, unterstreichen Gäste wie Bobby McFerrin, Murray Perahia und Elton John! www.shmf.de Tickets: (04 31) 23 70 70 62 Gábor Boldoczki 25.5.Düsseldorf, Tonhalle 1.8.Weilburg, Schlosshof Khatia Buniatishvili 23.5.Köln, Philharmonie 27.5.Frankfurt/ Main, Alte Oper 6.6. Wien (A), Musikverein 12.6.Würzburg, Mozartfest Würzburg 18.6. Wien (A), Musikverein 19.6.Elmau, Schloss 6.8. Gstaad (CH), Kirche Saanen 30.8. Gstaad (CH), YehudiMenuhin Festival Joseph Calleja 4.6.Berlin, Deutsche Oper 7.6.Berlin, Deutsche Oper 12.6.München, Nationaltheater 14.6.München, Nationaltheater 19.6.München, Nationaltheater 27.6.München, Nationaltheater 1.7.München, Nationaltheater 4.7.München, Nationaltheater 7.7.München, Nationaltheater 10.7.München, Nationaltheater 22.8. Gstaad (CH), YehudiMenuhin Festival Cameron Carpenter 22.5.Bielefeld, Rudolf Oetker Halle 24.5.Potsdam, Nikolaisaal 28.5. Genf (CH), Victoria Hall 30.5. Genf (CH), Victoria Hall 3.6. Salzburg (A), Mozarteum 8.6.Dresden, Alter Schlachthof 15.6.Berlin, Philharmonie 1.7.Ingolstadt, Stadttheater 22.7.Kiel, Schloss Max Emanuel Cencic 7.6.Leipzig, Oper Riccardo Chailly 22.5.Leipzig, Gewandhaus 23.5.Leipzig, Gewandhaus 29.5.Leipzig, Gewandhaus 30.5.Leipzig, Gewandhaus 5.6.Leipzig, Gewandhaus 6.6.Leipzig, Gewandhaus 9.6.Dresden, Sächsische Staatsoper 11.6.Leipzig, Gewandhaus 26.7. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 28.7. Salzburg (A), Großes Festspielhaus Diana Damrau 4.7.München, Nationaltheater 7.7.München, Nationaltheater 10.7.München, Nationaltheater 17.7.München, Philharmonie 21.7.Baden-Baden, Festspielhaus 24.7.Baden-Baden, Festspielhaus 27.7.Baden-Baden, Festspielhaus 29.7.München, Philharmonie Lise de la Salle 6.7. Zürich (CH), Opernhaus Xavier de Maistre 26.6.München, Prinzregententheater Ekaterina Derzhavina 31.5.Langelsheim, Evangelische Kirche St. Andreas Plácido Domingo 23.7. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 9.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 12.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 15.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 18.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 21.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 24.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus Gustavo Dudamel 27.6.Berlin, Waldbühne 23.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 24.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus Quatuor Ebène 21.6.Schwarzenberg (A), AngelikaKauffmannSaal 23.6. Wien (A), Konzerthaus 24.6. Wien (A), Konzerthaus Huelgas Ensemble 11.6. Basel (CH), Leonhardskirche Hilliard Ensemble 18.7.Auhausen, Klosterkirche Scharoun Ensemble 28.5.Berlin, Philharmonie Mojca Erdmann 1.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 5.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 8.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 11.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 14.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 17.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 20.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 23.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus Till Fellner 1.6.Hannover, Staatsoper 2.6.Hannover, Staatsoper David Finckel Julia Fischer 29.6.Fürth, Stadttheater 1.7.München, Prinzregententheater 5.7.Dresden, Schauspielhaus 6.7.Dresden, Schauspielhaus 18.7.Wiesbaden, Kurhaus 25.7.Hamburg, Laeiszhalle 26.7.Kiel, Schloss 25.8.Schwarzenberg (A), AngelikaKauffmannSaal 29.8. Gstaad (CH), Kirche Saanen Juan Diego Flórez 23.5.München, Nationaltheater 26.5.München, Nationaltheater 29.5.München, Nationaltheater 1.6.München, Nationaltheater 7.6.München, Nationaltheater 8.6. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 30.7.München, Nationaltheater 22.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 26.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus David Fray 7.6. Salzburg (A), Mozarteum Nelson Freire 29.5.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal Sol Gabetta 23.5.Berlin, Philharmonie 24.5.Berlin, Philharmonie 25.5.Berlin, Philharmonie 13.6.Baden-Baden, Festspielhaus 11.7.Pronstorf, Schleswig Holstein Musik-Festival Elīna Garanča 8.6. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 11.6.München, Nationaltheater Fotos: Frank Vinken (o.); Uwe Arens (u.) Rafał Blechacz 26.5.Düsseldorf, Robert Schumann Saal 13.6.München, Nationaltheater 15.6.München, Nationaltheater 18.6.München, Nationaltheater 22.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 24.8. Salzburg (A), Haus für Mozart 26.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus Vivica Genaux 6.6.Dortmund, Konzerthaus 20.7.Eltville, Kloster Eberbach 22.7.Lübeck, Schleswig Holstein Musik-Festival 23.7.Lübeck, Schleswig Holstein Musik-Festival Christian Gerhaher 23.5.Frankfurt/ Main, Oper 25.5.Frankfurt/ Main, Oper 29.5.Frankfurt/ Main, Oper 6.6.Frankfurt/ Main, Oper 8.6.Frankfurt/ Main, Oper 20.7.München, Bayerische Staatsoper 23.7.München, Bayerische Staatsoper 25.7.München, Bayerische Staatsoper 27.7.München, Bayerische Staatsoper 30.7.München, Bayerische Staatsoper Fotos: Daniel Delang (o.) Vittorio Grigolo 16.6.Berlin, Deutsche Oper 19.6.Berlin, Deutsche Oper 27.7. Verbier (CH), Festival Hélène Grimaud 19.6.Dortmund, Konzerthaus 20.6. Bad Kissingen, Regentenbau 22.6.München, Philharmonie Benjamin Grosvenor 17.6.Münster, Theater 18.6.Münster, Theater 22.6.Münster, Theater 29.6. Bern (CH), Zentrum Paul Klee Martin Grubinger 24.5.Hamburg, Laeiszhalle 25.5.Braunschweig, Stadthalle 5.7.München, Philharmonie 11.7.München, Philharmonie 14.7.Nürnberg, Meistersingerhalle 16.7.München, Philharmonie Hilary Hahn 25.5.Düsseldorf, Tonhalle 4.6.Dresden, Sächsische Staatsoper 5.6.Freiburg, Konzerthaus 6.6.Mannheim, Congress Center Rosengarten Thomas Hampson 29.5.Dresden, Sächsische Staatsoper 11.6.Baden-Baden, Festspielhaus 14.6.Essen, Philharmonie 18.6. Wien (A), Musikverein 23.6. Wien (A), Staatsoper 27.6. Wien (A), Staatsoper 27.7.München, Nationaltheater 31.7. Salzburg (A), Haus für Mozart Daniel Harding 4.6.München, Philharmonie 5.6.München, Philharmonie 6.6.München, Philharmonie Nikolaus Harnoncourt 24.5. Wien (A), Musikverein 25.5. Wien (A), Musikverein 21.6. Graz (A), Helmut List Halle 23.6. Graz (A), Helmut List Halle 25.6. Graz (A), Helmut List Halle 27.6. Graz (A), Helmut List Halle 28.6. Graz (A), Helmut List Halle 5.7. Graz (A), Stefaniensaal 7.7. Graz (A), Stefaniensaal 21.7. Salzburg (A), Großes Festspielhaus Thomas Hengelbrock 6.6.Baden-Baden, Festspielhaus 8.6.Baden-Baden, Festspielhaus 9.6.Baden-Baden, Festspielhaus 12.6.Baden-Baden, Festspielhaus 15.6.Hamburg, Laeiszhalle 5.7.Lübeck, Musik- und Kongresshalle 6.7.Lübeck, Musik- und Kongresshalle 24.7.Kiel, Schloss 25.7.Lübeck, Musik- und Kongresshalle 26.7.Hamburg, Laeiszhalle 28.7.Ingolstadt, Stadttheater 29.7. Salzburg (A), Felsenreitschule Daniel Hope 28.6.Ulrichshusen, Festspielscheune 20.7. Verbier (CH), Festival 22.7. Verbier (CH), Festival 28.7.München, Prinzregententheater Maximilian Hornung 13.6.Amsterdam (NL), Concert gebouw 15.6.Köln, Philharmonie 9.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus Mariss Jansons 12.6.Berlin, Philharmonie 13.6.Berlin, Philharmonie 14.6.Berlin, Philharmonie Paavo Järvi 24.5.Frankfurt/ Main, Alte Oper 25.5.Frankfurt/ Main, Alte Oper 1.6.Weilburg, Schlosshof 2.6.Dortmund, Konzerthaus 4.6.Freiburg, Theater 5.6.Dresden, Sächsische Staatsoper 6.6.Mannheim, Congress Center Rosengarten 13.6.Frankfurt/ Main, Alte Oper 14.6.Frankfurt/ Main, Alte Oper 29.6.Eltville, Kloster Eberbach 30.6.Eltville, Kloster Eberbach Philippe Jordan 18.6. Wien (A), Musikverein 19.6. Wien (A), Musikverein ARD-Musikwettbewerb: Der 1952 gegründete Internationale Musikwettbewerb der ARD ist weltweit einer der renommiertesten und größten Wettbewerbe seiner Art. Für viele heute weltberühmte Künstler war eine Auszeichnung ein Sprungbrett für die Karriere. Dazu gehörten etwa Jessye Norman, Thomas Quasthoff, Christian Tetzlaff und das Artemis Quartett. Dieses Jahr findet der Wettbewerb von 1. bis 19. September in den Fächern Klavier, Violoncello, Schlagzeug und Bläserquintett statt. www.ard-musikwettbewerb.de Tickets: (0 89) 5 90 01 08 80 Sharon Kam 15.6.Düsseldorf, Tonhalle Miloš Karadaglić 24.7.Eltville, Kloster Eberbach 27.7. Gstaad (CH), YehudiMenuhin Festival 30.7.Elmau, Schloss Christiane Karg 12.7. London (GB), Wigmore Hall 30.8.Schwarzenberg (A), AngelikaKauffmannSaal Amir Katz 6.6.Berlin, Konzerthaus 19.6.Leipzig, Gewandhaus 21.6.Hamburg, Laeiszhalle 24.8.Schwarzenberg (A), Schubertiade Jonas Kaufmann 15.7.München, Bayerische Staatsoper 25.7.München, Bayerische Staatsoper 28.7.München, Bayerische Staatsoper 31.7.München, Bayerische Staatsoper Leonidas Kavakos 14.6. Wien (A), Musikverein 15.6. Wien (A), Musikverein 18.6. Bad Kissingen, Regentenbau Klosterkonzerte Maulbronn: Hier trutzige romanische Mauern, dort rosettenverzierte gotische Spitzbogenfenster: Die Klosteranlage Maulbronn ist ein einzigartiges Ensemble und zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Seit 1968 haben daher die Klosterkonzerte als ein sommerübergreifendes Musikfestival hier ein traumhaftes Domizil, in dem 2014 (17.5.–28.9.) großartige Solisten und Ensembles wie das GrauSchumacher PianoDuo gastieren. „Artist in Residence“ ist Pianist Bernd Glemser. www.klosterkonzerte.de Tickets: (0 70 43) 1 03 11 Frühling in Schloss Seehof: Vor den Toren Bambergs findet in der Orangerie der ehemaligen Sommerresidenz der Bamberger Fürstbischöfe das Pfingstfestival „Frühling in Schloss Seehof“ statt. Das Festival verbindet barockes Ambiente und Musik vom Feinsten. Mitglieder der Bamberger Symphoniker, das Bamberger Streichquartett und prominente Gäste gestalten die Konzertreihe (5.–9.6.). Ein Muss ist auch das Kammermusikfestival „Sommerserenaden Schloss Seehof“ (23.–27.7.). www.festival-schloss-seehof.de Tickets: (09 51) 9 80 82 20 63 T er m in e K l a ssik Soli Deo Gloria: Bei dem im Braunschweiger Land stattfindenden Festival „Soli Deo Gloria“ kommen nicht nur die Freunde der historischen Aufführungspraxis auf ihre Kosten (20.6.–6.7.). Neben Pianist und Dirigent Jos van Immerseel, Geigerin Midori Seiler und dem argentinischen Wundercountertenor Franco Fagioli gibt sich schließlich auch Igor Levit mit Beethoven die Ehre. Und Deutschlands Sopran Nr. 1 Christine Schäfer gibt ein Liedrecital mit Schubert und Debussy. www.soli-deo-gloria.info Tickets: (01 80) 5 54 48 88 Simone Kermes 1.6.München, Philharmonie 9.6.Elmau, Schloss 9.7. Bad Kissingen, Kissinger Sommer Gidon Kremer 26.7.Stralsund, Theater Vorpommern 27.7.Ulrichshusen, Festspielscheune Alexander Krichel 21.6.Dresden, Frauenkirche 23.6.Köln, Philharmonie Aleksandra Kurzak 18.6. Zürich (CH), Opernhaus 21.6. Zürich (CH), Opernhaus Musikfest Bremen: Das Musikfest Bremen versetzt von jeher nicht nur die Hansestadt, son dern die nordwestdeutsche Region hochkarätig in Schwingung. Doch weil man in diesem Jahr (30.8.–20.9.) den 25. Festival-Geburtstag begeht, hat man das Gesamtprogramm mit den über 35 Konzerten besonders prominent bestückt. Da sorgen Rolando Villazón und Soul-Jazz-Sänger Gregory Porter für vokale Gänsehautmomente. Und Marc Minkowski gratuliert mit „Orfeo ed Euridice“ Gluck zum 300. Geburtstag. www.musikfest-bremen.de Tickets: (04 21) 33 66 99 Lang Lang 24.5.Leipzig, Gewandhaus Julia Lezhneva 29.8.Eltville, Kloster Eberbach Jan Lisiecki 24.5.Dortmund, Konzerthaus 30.5.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal 21.7. Verbier (CH), Festival 23.7. Verbier (CH), Festival Valentina Lisitsa 7.6.Stuttgart, Liederhalle Meraner Musikwochen: Die Gartenstadt Meran kann nicht nur mit mediterranem Klima aufwarten. Mit dem Jugendstil-Kurhaus von 1914 besitzt man einen der schönsten Konzertsäle des Alpenraums. Dieses Schmuckstück steht auch bei den 29. Meraner Musikwochen (25.8.–23.9.) im Mittelpunkt, die diesmal Orchester aus drei Kontinenten eingeladen haben–darunter das Seoul Philharmonic Orchestra (Dirigent: Myung-Whun Chung) sowie das Orchestre National de France (Daniele Gatti). www.meranofestival.com Tickets: +39 (04 73) 49 60 30 64 Lorin Maazel 5.6.Berlin, Philharmonie 6.6.Berlin, Philharmonie 7.6.Berlin, Philharmonie Mischa Maisky 7.6.Papendorf, Villa Papendorf 27.6.Berlin, Komische Oper 23.7. Verbier (CH), Festival 28.7. Verbier (CH), Festival 30.7. Verbier (CH), Festival Ana-Marija Markovina 21.6.Öttingen, Residenzschloss Pumeza Matshikiza 30.5.Stuttgart, Staatstheater 4.6.Stuttgart, Staatstheater 15.6.Stuttgart, Staatstheater 18.6.Stuttgart, Staatstheater 20.6.Stuttgart, Staatstheater 24.6.Stuttgart, Staatstheater Albrecht Mayer 29.6.Schwetzingen, Schloss 7.8.Eltville, Kloster Eberbach Alexander Melnikov 28.5.Schwetzingen, Schloss L’arte del mondo 13.6. Bad Lauchstädt, Goethe Theater 14.6.Dresden, Frauenkirche 15.6. Bad Lauchstädt, Goethe Theater 16.7.Mannheim, Nationaltheater Daniel MüllerSchott 25.5.Frankfurt/ Main, Alte Oper 30.5.Bonn, Beethoven Halle 18.6.Freiburg, Konzerthaus 30.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus Yannick NézetSéguin 19.6.Dortmund, Konzerthaus 20.6. Bad Kissingen, Regentenbau 22.6.München, Philharmonie 26.6.München, Herkulessaal 27.6.München, Herkulessaal 21.7.Baden-Baden, Festspielhaus 24.7.Baden-Baden, Festspielhaus 27.7.Baden-Baden, Festspielhaus Anna Netrebko 6.6.Baden-Baden, Festspielhaus 9.6.Baden-Baden, Festspielhaus 12.6.Baden-Baden, Festspielhaus 15.6.Hamburg, Laeiszhalle 27.6.München, Bayerische Staatsoper 1.7.München, Bayerische Staatsoper 9.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 12.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus Tickets online auf www.rondomagazin.de/ ticketshop Viktoria Mullova 4.6.Ludwigsburg, Schloss Anne-Sophie Mutter 28.5.Mannheim, Congress Center Rosengarten 29.5.Wiesbaden, Kurhaus 15.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 18.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 21.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 24.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus Georg Nigl 4.7. Graz (A), Helmut List Halle 5.7. Graz (A), Helmut List Halle David Orlowsky 1.6.Potsdam, Nikolaisaal 22.6.Ludwigsburg, Schlossfestspiele Alice Sara Ott 16.7.Johannisberg, Schloss Andreas Ottensamer 10.6. Wien (A), Musikverein 15.6. Wien (A), Musikverein René Pape 22.5.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 25.5.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 28.5.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 30.5.Berlin, Staatsoper im Schillertheater 29.6.Mannheim, Nationaltheater 21.7.München, Prinzregententheater 26.7. Verbier (CH), Festival Christina Pluhar 6.6.Göttingen, Stadthalle Göttingen 30.6.Berlin, Konzerthaus 4.7.Ludwigsburg, Schloss 6.7.Ludwigsburg, Schloss 2.8.Dresden, Frauenkirche Maurizio Pollini 16.6. Wien (A), Musikverein 13.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 22.8. Luzern (CH), KKL 24.8. Luzern (CH), KKL Anna Prohaska 17.6. Wien (A), Konzerthaus 19.6. Bad Kissingen, Kissinger Sommer Fotos: Julien Mignot (o.); Musikfest Bremen/fotoetage (M.); mgm/Frieder Blickle (u.) 29.7. Verbier (CH), Festival 31.7. Verbier (CH), Festival 31.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 24.6.Dortmund, Konzerthaus 21.7.Baden-Baden, Festspielhaus 24.7.Baden-Baden, Festspielhaus 27.7.Baden-Baden, Festspielhaus 30.7. Salzburg (A), Mozarteum Jerusalem Quartet 27.5. Innsbruck (A), Saal des Landeskon servatoriums Belcea Quartet 11.6. Wien (A), Konzerthaus 12.6. Wien (A), Konzerthaus Armida Quartett 21.6. Eisenstadt (A), Schloss Esterházy 11.7.Gauting, Bosco Kulturhaus Fauré Quartett 15.7.Johannisberg, Schloss 20.7.Pronstorf, Schleswig Holstein Musik-Festival Fotos: Stefan Deuber/Lucerne Festival (o.); Innsbrucker Festwochen der Alten Musik (M.) Artemis Quartett 17.6. Bad Kissingen, Kissinger Sommer 29.6.Schwarzenberg (A), AngelikaKauffmannSaal Minetti Quartett 24.7. Ossiach (A), Stiftskirche 26.7. Ossiach (A), Stiftskirche 29.8.Schwarzenberg (A), Schubertiade Mandelring Quartett 4.6.Remscheid, Teo-OttoTheater 28.6.Schwarzenberg (A), AngelikaKauffmannSaal Sir Simon Rattle 18.6.Berlin, Philharmonie 27.6.Berlin, Philharmonie 30.8.Berlin, Philharmonie 31.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus Esa-Pekka Salonen 9.8. Salzburg (A), Großes Festspielhaus Christine Schäfer 26.5.Freiburg, Konzerthaus 11.6. Wien (A), Staatsoper 15.6. Wien (A), Staatsoper 20.6. Wien (A), Staatsoper 27.6.Frankfurt/ Main, Oper 17.7.München, Nationaltheater András Schiff 16.6.Düsseldorf, Robert Schumann Saal 24.6.Schwarzenberg (A), AngelikaKauffmannSaal 25.6.Schwarzenberg (A), AngelikaKauffmannSaal 27.6.Schwarzenberg (A), AngelikaKauffmannSaal Andreas Scholl 15.8.Johannisberg, Schloss Martin Stadtfeld 14.6.Baden-Baden, Festspielhaus Christian Thielemann 30.5.Dresden, Sächsische Staatsoper 1.6.Dresden, Sächsische Staatsoper 3.6.Dresden, Sächsische Staatsoper 8.6.Dresden, Sächsische Staatsoper 9.6.Dresden, Sächsische Staatsoper 11.6.Dresden, Sächsische Staatsoper 12.6.Dresden, Sächsische Staatsoper 4.8.Bayreuth, Festspiele 9.8.Bayreuth, Festspiele 16.8.Bayreuth, Festspiele 20.8.Bayreuth, Festspiele 23.8.Bayreuth, Festspiele Francesco Tristano 17.9.Bremen, Musikfest 21.9.Baden-Baden, Festspielhaus 17.10.Stuttgart, Liederhalle 3.12.München, Philharmonie Mitsuko Uchida 4.6. Zürich (CH), Tonhalle 5.6. Zürich (CH), Tonhalle Rolando Villazón 21.7.Baden-Baden, Festspielhaus 24.7.Baden-Baden, Festspielhaus 2.8. Verbier (CH), Festival 23.8. Salzburg (A), Mozarteum 24.8. Salzburg (A), Mozarteum 28.10.Hamburg, Laeiszhalle 1.11.Düsseldorf, Tonhalle 26.11.Hannover, Kuppelsaal im HCC Jan Vogler 24.5.Dresden, Schauspielhaus 25.5.Dresden, Schauspielhaus 28.5.Dresden, Sächsische Staatsoper 31.7.Elmau, Schloss 2.8.Elmau, Schloss Klaus Florian Vogt 11.6. Wien (A), Staatsoper 15.6. Wien (A), Staatsoper 20.6. Wien (A), Staatsoper 22.6.Neubrandenburg, Konzertkirche 28.6.Dresden, Albertinum 29.6.Dresden, Albertinum 5.7.Lübeck, Musik- und Kongresshalle 6.7.Lübeck, Musik- und Kongresshalle 16.7.Kiel, Schloss 31.7.Bayreuth, Festspiele 3.8.Bayreuth, Festspiele 6.8.Bayreuth, Festspiele 9.8.Bayreuth, Festspiele Arcadi Volodos 29.6.Saarbrücken, Congresshalle 4.7. Bad Kissingen, Kissinger Sommer Yuja Wang 22.6.Hamburg, Laeiszhalle 9.7.Johannisberg, Schloss 10.7. Bad Kissingen, Kissinger Sommer Antje Weithaas 10.12. Genf (CH), Victoria Hall 15.12. Bern (CH), Kulturcasino Pieter Wispelwey 13.6.Bonn, Beethoven Halle Ingolf Wunder 7.8.Johannisberg, Schloss 10.8.Chorin, Kloster Christian Zacharias 19.6. Zürich (CH), Tonhalle 20.6. Zürich (CH), Tonhalle 23.8.Papendorf, Villa Papendorf Frank Peter Zimmermann 16.5.Berlin, Philharmonie 17.5.Berlin, Philharmonie 19.5.Berlin, Philharmonie 4.6.München, Philharmonie 6.6.München, Philharmonie 4.7.Köln, Philharmonie 5.7.Köln, Philharmonie 23.8.Papendorf, Villa Papendorf Tabea Zimmermann 15.6.Würzburg, Mozartfest Würzburg 1.7.Johannisberg, Schloss David Zinman 24.5. Zürich (CH), Tonhalle 25.5. Zürich (CH), Tonhalle 4.6. Zürich (CH), Tonhalle 5.6. Zürich (CH), Tonhalle 19.6. Zürich (CH), Tonhalle 20.6. Zürich (CH), Tonhalle 25.6. Zürich (CH), Tonhalle 26.6. Zürich (CH), Tonhalle Lucerne Festival: Das Lucerne Festival 2014 ist dem 2013 verstorbenen Maestro Claudio Abbado gewidmet (15.8.–14.9.). Und natürlich bildet das von ihm gegründete Lucerne Festival Orchestra einen wichtigen Pfeiler im Programm, das der „Psyche“ gewidmet ist. Hohen Besuch erwartet man zudem aus Berlin und Wien mit den jeweiligen Philharmonikern unter Leitung von Rattle bzw. Dudamel. Und als „Composer In Residence“ präsentieren sich Unsuk Chin und Johannes Maria Staud. www.lucernefestival.ch Tickets: +41 (0 41) 2 26 44 80 Innsbrucker Festwochen der Alten Musik: 1685 war fürwahr kein schlechter Jahrgang für die Musikgeschichte, da erblickten sowohl Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel als auch Domenico Scarlatti das Licht der Welt. Diesem Dreigestirn widmen sich die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2014. Festivalleiter Alessandro De Marchi dirigiert zum Auftakt Händels Opernerstling „Almira“, Fabio Biondi belebt dann Scarlattis kostbare Oper „Narciso“ in der Inszenierung von Davide Livermore neu. Natürlich gibt es darüber hinaus auch Gastspiele von Top-Solisten wie Countertenor David Hansen und Barockcellist Balázs Máté. Das Nachwuchsprojekt „Barockoper:jung“ präsentiert die wahrscheinlich erste Komödie der Operngeschichte, „L’Orontea“ des Innsbrucker Hofmusikers Pietro Antonio Cesti. RONDO verlost in Kooperation mit den Innsbrucker Festwochen einmal zwei Tickets für Scarlattis „Narciso“ am 29. August inklusive einer Übernachtung mit Frühstück im Austria Trend Congress Hotel (wo auch die Künstler untergebracht sind). Vor der Aufführung gibt es zur Einstimmung ein Gläschen Sekt. Einsendungen unter dem Betreff „Innsbruck“ postalisch an RONDO, Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin (Ihre Kontaktdaten bitte nicht vergessen!) oder per Mail an [email protected]. Viel Glück! rl Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2014 12.– 31. August Informationen und Tickets unter www.altemusik.at oder Tel.: +43 (01) 8 80 88 65 T erm i n e Ja z z Verlag: Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin, Tel. 030 / 41 47 81 761 Fax 030 / 41 47 81 713 E-Mail [email protected] J Ja z z Internet: www.rondomagazin.de Herausgeberin: Verena von der Goltz Chefredakteur: Carsten Hinrichs (ch) Redaktionsassistentin: Anna Vogt Autoren dieser Ausgabe: Michael Blümke (mb), Arnt Cobbers (ac), Jan Brachmann, Oliver Buslau, Josef Engels (joe), Guido Fischer (gf), Thomas Fitterling (tf), Robert Fraunholzer (rfr), Matthias Kornemann (mk), Reinhard Lemelle (rl), Roland Mackes, Carsten Niemann (cn), Mirjam Schadendorf, Klaus von Seckendorff, Matthias Siehler, Werner Stiefele (ws), Michael Wersin (mw), Marcus A. Woelfle Hinweise Oper, Festival, Konzert: Guido Fischer Bildredaktion: Oliver Tenhoven Termine: Anna Vogt Art Director: Arndt Knieper Produktion: Rüdiger Kern Abo + Vertrieb: Susanne Lanzinger Tel. 089 / 61 46 58 80 [email protected] Anzeigen Tonträger: Marike Hasler Tel. 08137 / 63 28 722 [email protected] Anzeigen Veranstalter und Marken: Ulrike Oertel Tel. 030 / 41 47 81 760 Fax 030 / 41 47 81 713 mobil 0160 / 73 74 624 [email protected] Online: Büro Hamburg: Hartmut Winter (Online-Marketing), Tel. 040 / 53 27 13 85 mobil 0177 / 77 21 262, [email protected] Druck: ADV Schoder, Augsburger Druck- u. Verlagshaus GmbH RONDO erscheint sechsmal jährlich. Abonnement für ein Jahr: Deutschland u. Österreich 28 €, weiteres Ausland 32 € – bitte bei Bestellung Bankverbindung für Lastschrifteinzug mit BIC und IBAN angeben. Das nächste RONDO erscheint am Donnerstag, 26. August 2014. 66 Geri Allen 25.5.Bonn, Jazzfest Götz Alsmann 24.5.Münster, Theater 20.6.Münster, Theater Rebekka Bakken 20.7.Nürnberg, Hotel Maritim 21.10. Wien (A), Konzerthaus 5.11.Lübeck, Musik- und Kongresshalle 7.11.Heidelberg, Stadthalle 8.11.Freiburg, Theater 9.11.Biberach, Stadthalle 12.11.Stuttgart, Theaterhaus 13.11.Kaiserslautern, Kammgarn 23.11.Essen, Philharmonie Maria Baptist 13.9.Berlin, Kunstfabrik Schlot 16.9.Kiel, KulturForum Stefano Bollani 30.9.Stuttgart, Theaterhaus 19.12.Köln, Philharmonie Kari Bremnes 21.9.Dresden, Alter Schlachthof 25.9.Mannheim, Alte Feuerwache 27.9.Karlsruhe, Tollhaus 30.9.Berlin, Heimathafen Neukölln The Brew 28.5.Freiburg, Jazzhaus 29.5.Freiburg, Jazzhaus 30.5.Tübingen, Sudhaus 19.10.Bonn, Harmonie Till Brönner 12.7.Essen, Philharmonie Chick Corea 26.5. Linz (A), Brucknerhaus 28.5. Wien (A), Konzerthaus Jamie Cullum 27.7.München, Tollwood 12.9.Leipzig, Oper 4.11.Mannheim, Alte Feuerwache 5.11.Erlangen, EWerk Äl Jawala 7.6.Fürstenwalde, Kulturfabrik 17.7.Freiburg, ZeltMusik-Festival Lily Dahab 23.5.Flensburg, Orpheus Theater Jack DeJohnette Group 7.7.Karlsruhe, Tollhaus Barbara Dennerlein 22.5.Bernau, Wasserturm 1.7. Wien (A), Jazzland 2.7. Wien (A), Jazzland 3.7. Wien (A), Jazzland 4.7. Wien (A), Jazzland 5.7. Wien (A), Jazzland Jacob Karlzon 17.10.Bremen, Die Glocke 18.10.Dresden, Alter Schlachthof 20.10.Düsseldorf, Tonhalle 21.10.Frankfurt/ Main, Alte Oper 22.10.Kaiserslautern, Kammgarn 25.10.Dortmund, Konzerthaus 27.10.Berlin, Philharmonie Kammermusiksaal 4.6.Karlsruhe, Tollhaus 5.6.Dortmund, Domicil 6.6.Hamburg, Fabrik 10.6.Darmstadt, Centralstation Wolfgang Muthspiel 22.5.Luxemburg (LU), Philharmonie 23.5.Dortmund, Domicil 25.5.München, Jazzclub Unterfahrt 26.5. Wien (A), Konzerthaus Gregory Porter 2.7.Elmau, Schloss 15.7.Stuttgart, Jazz Open Iiro Rantala 5.6.Frankfurt/ Main, Romanfabrik 6.6.Schorndorf, Jazzclub Silke Eberhard 31.5.Berlin, Kunstfabrik Schlot Alle Termine auf unserer Musiklandkarte www.rondomagazin.de/ termine.php 5.6.Berlin, Kulturbrauerei 1.7.Berlin, B-flat 21.7.Berlin, Kunstfabrik Schlot Jazzchor Freiburg 31.5.Freiburg, Jazzhaus 27.10.Augsburg, Parktheater 28.10.Stuttgart, Theaterhaus Chilly Gonzales 28.5.Frankfurt/ Main, Alte Oper 21.6.München, Philharmonie 29.6.Hamburg, Laeiszhalle Tord Gustavsen 7.6. Wien (A), Porgy & Bess 28.10.München, Circus Krone 30.10.Hamburg, Laeiszhalle Alexandra Lehmler Quintett 7.7.Mannheim, Alte Feuerwache 10.10.Schorndorf, Jazzclub Pat Metheny 22.5.Dortmund, Konzerthaus 24.5.München, Philharmonie Hazmat Modine 3.6. Zürich (CH), Moods Anoushka Shankar 22.5.Hamburg, Laeiszhalle 24.5.Köln, Philharmonie 27.5. Wien (A), Konzerthaus Carla Bley Trio 30.5. Zürich (CH), Moods 31.5. Wien (A), Porgy & Bess Ulf Wakenius 23.5.Singen, Stadthalle 24.5.Bonn, Jazzfest Zugabe Namen, Nachrichten, Nettigkeiten: Neues von der Hinterbühne Von Robe rt F r au n hol z e r Fotos: Wilfried Hösl (l. o.); Concertgebouworkest/Marco Borggreve (l. M.); Stadt Lyon (r. o.); Lukas Beck (r. u.) Zweiter Anlauf: René Fleming denkt über weitere Strauss-Partien nach Auseinander gesetzt: Jonas Kaufmann und Margarete Joswig anlässlich ihrer Stuhlpatenschaft in der Bayerischen Staatsoper Umgesetzt: Mariss Jansons verlässt Amsterdam Jonas Kaufmann und seine Frau, die Sängerin Margarete Joswig, haben ihre Trennung bekanntgegeben. Die beiden haben drei Kinder. In Interviews hatte Kaufmann darauf hingewiesen, die langen Abwesenheiten, bedingt durch seine Karriere, hätten das Familienleben belastet. Überraschend hat der lettische Dirigent Mariss Jansons das Auslaufen seiner Chefposition beim Concertgebouw Orkest in Amsterdam zum Ende der Saison 2014/15 bekanntgegeben. Seinen Vertrag mit dem BR-Symphonieorchester, auf das er sich nun konzentrieren will, hatte er bis August 2018 verlängert. Jansons gilt seit langem als gesundheitlich angeschlagen. Auf einer Tournee mit dem Concertgebouw Orkest in Sydney musste er ein laufendes Konzert kürzlich abbrechen. Es ist nicht auszuschließen, dass sich Jansons mit der Beendigung seines Vertrages für die Nachfolge von Simon Rattle in Berlin in Stellung bringen will. Dessen Vertrag läuft 2018 aus. Mezzo-Sopran Christa Ludwig (86) führt ihre ‚erotische’ Stimme auf die „vielen unerfüllten Sehnsüchte“ zurück, „die ein Sän- gerleben so mit sich bringt“. Das sagte sie bei einem Interview zuhause in Klosterneuburg. „Ich konnte all das, was mir privat fehlte, in den Gesang hineinlegen.“ Heute dagegen verstünden viele Sänger „nur noch etwas von Sex. Und nichts von Erotik.“ Das führe auch zu nichts. Eine wohlklingende Stimme sei im Übrigen nicht alles. „Oh, die Natur schuf mich im Grimme! Sie gab mir nichts als eine schöne Stimme“, zitierte sie Matthias Claudius. Nach der unrühmlichen Auflösung seines Vertrags mit der Semperoper Dresden – vor Amtsantritt – kehrt Serge Dorny als Intendant nach Lyon zurück. Dort hatte die Belegschaft zwischenzeitlich in einem offenen Brief gegen ihren früheren Chef protestiert – aufgrund von dessen Führungsstil. Dornys Verbindungen zum Bürgermeister der Stadt waren aber offenbar gut genug, so dass dieser sich über das Votum hinwegsetzte. Bariton Christian Gerhaher, der in Frankfurt als Don Giovanni auf der Bühne zu erleben ist, singt die Rolle trotz eigener Komplexe. „Es ist doch ganz klar“, so Gerhaher in Berlin, „dass man sich für den Don Giovanni vom Typus her eher einen Jonas Kaufmann wünschen würde als mich.“ Das Virile, machohaft Männliche habe bei ihm „gar keine wirkliche Adresse“. Was ihn dagegen interessiere, sei die Tatsache, dass Don Giovanni „ein Mann ist, der nie Zweifel an seiner Rolle hat.“ Super-Diva Angela Gheorghiu hat in Baden-Baden ein Engagement als Marguerite in Gounods „Faust“ wieder aufgelöst, nachdem sie erfuhr, dass sie als Ersatz für Anna Netrebko vorgesehen war. Diese hatte erklärt, die Rolle passe nicht mehr zu ihrer Stimme. Gheorghiu gab bekannt, sie singe aus Prinzip nicht in Produktionen, die nicht ursprünglich für sie vorgesehen gewesen seien. Heldentenor Ben Heppner hat das Ende seiner Karriere angekündigt. Er werde einen konsequenten Schlussstrich ziehen, gab der 58-jährige Kanadier bekannt. Er will sich einer inzwischen aufgenommenen Tätigkeit als Radiomoderator widmen. Auch Cellist Julian Lloyd Webber muss seine Karriere beenden. Ein Bandscheibenvorfall habe den Gebrauch seines rechten Armes zu stark beeinträchtigt, so Lloyd Webber. Die Sopranistin Edita Gruberova hat sich ein Bein gebrochen. Nähere Auskünfte erteilte sie nicht. Entertainerin Désirée Nick ist, wie sie in einem Interview dem Berliner „Tip“ erzählte, die direkte Nichte des Operettenkomponisten Edmund Nick („Das kleine Hofkonzert“). Da sie getrennt von diesem Teil der Familie aufgewachsen sei, wisse sie über ihren Onkel väterlicherseits zwar nicht viel. Aber: „Familientalent lässt sich eben nicht ersticken.“ Im Berliner Tipi beschäftigt sich Nick in ihrem neuen Programm mit Chansons und Operettentiteln der 20er Jahre. Zurückgesetzt: Serge Dorny macht eine Rolle rückwärts Zweitbesetzung: Angela Gheorghiu tritt nicht in Baden-Baden auf Ausgesetzt: Edita Gruberova hat sich ein Bein gebrochen 67 68