belegarbeit ökotourismus in den páramos ecuadors
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belegarbeit ökotourismus in den páramos ecuadors
Fachhochschule Eberswalde Fachbereich Wirtschaft und Landschaftsnutzung/Naturschutz Masterstudiengang „Nachhaltiger Tourismus“ Modul: Ökotourismus BELEGARBEIT ÖKOTOURISMUS IN DEN PÁRAMOS ECUADORS Susanne Mascow Zionskirchstr. 24, 10119 Berlin [email protected] Matrikelnummer: 620413 Modulleiter: Prof. Dr. Wolfgang Strasdas EBERSWALDE, DEN 14.02.2005 INHALTSVERZEICHNIS 1. EINLEITUNG............................................................................................................ 3 2. ECUADOR................................................................................................................. 3 2.1. DIE ANDINEN PÁRAMOS...............................................................................................4 2.2. ÖKOTOURISMUS IN ECUADOR......................................................................................5 2.2.1. RAHMENBEDINGUNGEN UND -AKTEURE .................................................................... 5 2.2.2. DEFINITION ÖKOTOURISMUS ...................................................................................... 6 3. ÖKOTOURISMUS IN DEN PÁRAMOS ............................................................... 8 3.1. UNTERKÜNFTE..............................................................................................................9 3.2. GEMEINDEBASIERTE ÖKOTOURISMUSPROJEKTE.....................................................18 3.3. REISEANBIETER..........................................................................................................19 4. FAZIT....................................................................................................................... 21 5. LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS................................................ 23 -2- 1. EINLEITUNG Kaum ein anderes Entwicklungsland hat sich das Label Ökotourismus so auf die Fahnen geschrieben wie Ecuador. Ökotourismus kann eine echte Einkommensalternative für lokale Gemeinden sein und gleichzeitig zur Erhaltung der Biodiversität beitragen – Ökotourismus ist aber auch eine beliebte Marketingstrategie und das Angebot dahinter entspricht nicht immer unbedingt den damit verbundenen ökologischen, soziokulturellen und sozioökonomischen Kriterien. Die Frage ist nun: Erfüllt Ecuador, wenn es mit Ökotourismus wirbt, auch wirklich die Kriterien für Ökotourismus oder folgt es lediglich einer boomenden Marketingstrategie...? Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist Ökotourismus in den Páramos, d.h. dem Hochland Ecuadors. Diese Region wurde ausgewählt, da sie zum einen landschaftlich überaus reizvoll ist und zum anderen wenig Literatur darüber existiert. Veröffentlichungen über Ökotourismus in Ecuador konzentrieren sich meistens auf Projekte im Amazonasgebiet. Ein Ziel dieser Arbeit ist es, einen möglichst umfassenden Überblick über das Ökotourismusangebot in den Páramos Ecuadors zu vermitteln. Desweiteren soll untersucht werden, ob der vorhandene Ökotourismus tatsächlich den Kriterien für Ökotourismus entspricht. Diese Zielsetzung ist eine weiterer Grund für die Konzentration auf nur ein Ökosystem, da nur durch diese Eingrenzung eine detaillierte Betrachtung möglich ist. Jedoch kann davon ausgegangen werden, dass die Ökotourismusangebote im Páramo durchaus repräsentativ sind für ähnliche Projekte im ganzen Land. Nach einer knappen Einführung in das Land Ecuador sowie das Ökosystem Páramo, wird kurz auf Rahmenbedingungen und Definition von Ökotourismus in Ecuador eingegangen, bevor dann die ausführliche Darstellung verschiedener Ökotourismusangebote erfolgt und ein abschließendes Fazit gezogen wird. 2. ECUADOR „Ein ganzer „Kontinent“ voller Naturwunder und magischer Exotik...“ (Feser, 2002, S. 13). Ecuador ist mit einer Fläche von 272.000 Quadratkilometern1 der kleinste der Andenstaaten und doch gleichzeitig eines der vielfältigsten Länder Südamerikas – sowohl in kultureller als auch geographischer Hinsicht. Die Bevölkerungszahl liegt bei etwa 13 Millionen Einwohnern – darunter 13 verschiedene indigene Stämme des Amazonasgebietes und der Andenregion, Afroamerikaner, Mestizen, Europäer und Asiaten. Eine ähnliche Vielfalt bietet -3- die in vier Regionen unterteilte Landschaft: im Osten das noch wenig besiedelte AmazonasGebiet – im Innern das Andenhochland mit bis zu 6.300 m hohen schneebedeckten Vulkangipfeln – im Westen das tropische Küstentiefland – und ca. 1.000 km vom Festland entfernt, das im Pazifik gelegene Galápagos-Archipel (a.a.O., S. 13). Das Besondere an Ecuador ist, dass – mit Ausnahme von Galapagos – alle diese komplett unterschiedlichen Landschaftsformen Abb. 1: Landschaftsregionen Ecuadors Quelle: Ministerio de Turismo Ecuador nur wenige Autostunden voneinander entfernt liegen. In anderen südamerikanischen Ländern erfordert ein ähnlich kontrastreiches Programm mitunter mehrere Tagesreisen. Diese Arbeit wird sich geographisch auf die Andenregion, speziell die Páramos konzentrieren, weshalb diese nachfolgend etwas näher beschrieben werden. DIE ANDINEN PÁRAMOS 2.1. Als Páramos bezeichnet man die andinen Hochebenen – i.d.R. weite offene Grassteppen mit gelegentlichen Gruppen von Sträuchern in geschützteren Gegenden. In den ecuadorianischen Anden liegen die Páramos i.d.R. auf einer Höhe von 3.500m bis 4.500m über dem Meeresspiegel2 – wobei sie allerdings in bestimmten Zonen mitunter auch schon bei 2.800m beginnen. Das ist entweder klimatisch bedingt oder die Folge menschlicher Eingriffe.3 Die Páramos bedecken etwa ein Zehntel der Landesfläche Ecuadors, sind Heimat hunderttausender überwiegend indigener Bewohner, die in kleinen Dorfgemeinschaften von der Landwirtschaft leben und sie stellen ein wichtiges Ökosystem dar. Die klimatischen Bedingungen im Hochland – warme bis heiße Tage und eisige Nächte – sowie die vulkanischen Aktivitäten haben eine Vielzahl interessanter und einzigartiger, endemischer Pflanzenformen hervorgebracht. Typisch sind u.a. grasartige Pflanzen (Páramogras) und Kletterpflanzen – sehr herausragend und bekannt sind die riesigen Frailejones (Mönchspflanzen) im Norden sowie die Polilepsisbäume (Papierbaum-Wälder). Páramos sind ebenfalls der ideale Lebensraum für eine Reihe von Tieren, u.a. Kondore, Lamas, Pumas, Tapire und Bären4. Insgesamt sind sie Heimat für mehr als 2000 Pflanzen- und Tierarten5. Das Andenhochland ist außerdem ein bedeutsames Wasserreservoir. Der Gras-Páramo dient als natürlicher Filter für sauberes Wasser. Viele kleine Seen sammeln das Regen- so- 1 2 3 4 5 entspricht etwa der Fläche der alten Bundesrepublik bis zur Gletschergrenze http://www.condesan.org/ppa/Ecuador.htm (Consorcio para el Desarollo Sostenible de la Ecoregión Andina) http://www.ecuaworld.de/discover/sierra.htm http://www.ecuador-travel.net/information.biodiversity.ecosystems.paramo.htm -4- wie das Gletscherschmelzwasser und sichern so die Trinkwasserversorgung der in den Tälern lebenden Bevölkerung (a.a.O.). Der Páramo gehört zu den – zumindest theoretisch – am besten geschützten Ökosystemen in Ecuador. Vierzehn von insgesamt 35 Schutzgebieten beinhalten PáramoLandschaften, z.T. sogar als dominantes Ökosystem6. Im Laufe der letzten Jahre hat die Diskussion um das Management und den Schutz des Páramos stark zugenommen, da man sich endlich seiner ökologischen und kulturellen Bedeutsamkeit und nicht zuletzt auch seiner touristischen Attraktivität bewusst geworden ist7. Diese weiten Hochebenen, aus denen sich dann und wann majestätisch ein gigantischer schneebedeckter Vulkan erhebt, bergen mit ihrer abwechslungsreichen Schönheit ein enormes touristisches und v.a. ökotouristisches Potential. Ecuador hat diese Nische für sich entdeckt und versucht, sich international als die Ökotourismusdestination zu profilieren8. 2.2. ÖKOTOURISMUS IN ECUADOR 2.2.1. RAHMENBEDINGUNGEN UND -AKTEURE Aufgrund seiner klimatischen, topographischen, biologischen, ethnischen und kulturellen Vielfalt ist nach Ansicht des ecuadorianischen Tourismusministeriums kaum ein anderes Land so prädestiniert für die Entwicklung von Ökotourismus wie Ecuador (a.a.O.). Das Tourismusministerium betrachtet sich als führend in Bezug auf die nachhaltige Tourismusentwicklung in Südamerika und hat in seinem Leitbild u.a. die Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung des Landes, der Bewahrung der Umwelt und des kulturellen Erbes sowie der Identität Ecuadors und seiner kulturellen Vielfalt fest verankert9. Ein weiterer wichtiger rahmengebender Akteur ist die 1991 von einer Gruppe von Geschäftsleuten, Naturschützern und Professoren gegründete Asociación Ecuatoriana de Ecoturismo (ASEC), welche die Harmonie von Tourismus, Naturschutz und Gesellschaft als ihre Mission ansieht und sich ganz der nachhaltigen Entwicklung des Ökotourismus verschrieben hat. Zu ihren derzeit 77 Mitgliedern gehören u.a. lokale Kommunen, Universitäten, Regierungseinrichtungen (z.B. das Tourismusministerium), NGOs, Hotels und Reiseveranstalter. Die ASEC achtet nach eigenen Angaben auf eine sorgfältige Implementierung von Ökotourismus und legt die entsprechenden Verhaltens- und ethischen Richtlinien sowohl für Tourismusanbieter als auch für die Besucher fest (ASEC, 2002). 6 7 8 http://www.condesan.org/ppa/Ecuador.htm (Consorcio para el Desarollo Sostenible de la Ecoregión Andina) http://www.paramosecuador.org http://www.ecoturismo.gov.ec/paginas/ecoturismo.htm (offiz. Ökotourismus-Seite des Ministerio de Turismo) -5- ASEC und das Tourismusministerium entwickelten gemeinsam die Rahmenbedingungen ökotouristischer Aktivitäten in Ecuador, welche als Reglamento de Ecoturismo y Sostenibilidad (Dekret zu Ökotourismus und Nachhaltigkeit) im Juni 2002 vom Präsidenten Ecuadors verabschiedet wurden10. Im Einklang mit diesem Reglamento entwickelte ASEC ebenfalls ein nationales Zertifizierungsprogramm (Programa Nacional de Certificación de Ecoturismo PRONEC) für ökotouristische Anbieter (Beherbergungs-, Verpflegungs- und Transportbetriebe sowie Tourenanbieter). Ziel ist neben der Verteilung dieses Qualitätsgütesiegels gleichzeitig die Förderung der Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung zur Stärkung des Ökotourismus im Zeichen von Partizipation, Gleichberechtigung und Transparenz (ASEC, 2002). Insgesamt scheinen also grundsätzlich sehr gute Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Ökotourismus in Ecuador gegeben zu sein11 – bleibt noch zu klären, wie Ökotourismus nun eigentlich definiert wird, v.a. aus ecuadorianischer Sicht. 2.2.2. DEFINITION ÖKOTOURISMUS Die offizielle ecuadorianische Definition von Ökotourismus ist im bereits genannten Reglamento de Ecoturismo y Sostenibilidad (ASEC, 2002) zu finden und klingt wie folgt: „Anbieter von Ökotourismus können natürliche oder juristische Personen oder legalisierte Kommunen sein, welche sich bereits durch eine Reihe tourismusbezogener Aktivitäten für die Ausübung von Ökotourismus qualifiziert haben. Ökotourismus ist eine Art des Tourismus in Naturgebieten, die mit dem nationalen Schutzgebietssystem korrespondieren können oder auch nicht, mit der Absicht, die Kultur dort ansässiger lokaler Kommunen und/oder die natürliche Geschichte der sie umgebenden Umwelt kennen zu lernen. Besagte Aktivitäten werden mit der nötigen Vorsicht ausgeübt, um weder die Integrität der Ökosysteme noch der lokalen Kultur zu beeinträchtigen und generieren ökonomische Möglichkeiten für den Schutz der besagten Gebiete sowie die Entwicklung der lokalen Kommunen durch eine verbindliche Übereinkunft zwischen den Kommunen, den involvierten natürlichen und juristischen Akteuren, den Besuchern und dem Staat.“12 Davon wird im Reglamento der Naturtourismus wie folgt abgegrenzt: „Naturtourismus ist die Gesamtheit touristischer Aktivitäten in Naturgebieten, welche Teil des nationalen Schutzgebietssystems sein können oder auch nicht, ohne Partizipation der lokalen Kommunen.“ (a.a.O.) Etwas kürzer und ohne den Anspruch einer offiziellen Definition beschreibt das Tourismusministerium auch an anderer Stelle sein Verständnis von Ökotourismus, worin sich aber 9 http://www.vivecuador.com/html2/eng/about_us.htm (Ministerio de Turismo) http://www.ecoturismo.gov.ec/paginas/ecoturismo.htm (Ökotourimus-Seite des Ministerio de Turismo) 11 Natürlich darf das nicht darüber hinwegtäuschen, daß die ecuadorianische Regierung an anderer Stelle stark die Ölförderung unterstützt und damit indirekt massive Umweltzerstörung betreibt, v.a. im Amazonasgebiet. Da hiervon jedoch nicht die Páramos betroffen sind, wird in dieser Arbeit nicht näher darauf eingegangen. 12 eigene freie Übersetzung – Quelle: http://www.ecoturismo.org.ec/paginas/reglamento.htm (ASEC, 2002) 10 -6- die wesentlichen Elemente ebenfalls widerspiegeln: „Ökotourismus und seine Varianten konzentrieren sich auf die Bewahrung der Natur und erbringen einen realen Nutzen, bei gleichzeitiger Milderung sozialer und ökologischer Einflüsse sowie einer gerechten Neuverteilung ökonomischer Erträge und fördern dabei aktiv den Schutz und die Partizipation der lokalen Bevölkerung.“13 Demgegenüber die Definition von Strasdas (2001, S.6): „Ökotourismus ist eine Form verantwortungsbewussten Reisens in naturnahe Gebiete, bei dem das Erleben von Natur im Mittelpunkt steht. Ökotourismus minimiert negative ökologische und sozio-kulturelle Auswirkungen, trägt zur Finanzierung von Schutzgebieten oder Naturschutzmaßnahmen bei und schafft Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung. Indirekt soll Ökotourismus die Naturschutzakzeptanz relevanter gesellschaftlicher Akteure erhöhen.“ Unter Naturtourismus versteht Strasdas „demgegenüber einfach eine Form des Reisens in naturnahe Gebiete, bei dem das Erleben von Natur im Mittelpunkt steht“ (a.a.O.). Tabelle 1: Gegenüberstellung der Ökotourismus-Definitionen Strasdas-Definition Ecuadorianische Definition Anbieter von Ökotourismus können natürliche oder juristische Personen oder legalisierte Kommunen sein, welche sich bereits durch eine Reihe tourismusbezogener Aktivitäten für die Ausübung von Ökotourismus qualifiziert haben verantwortungsbewusstes Reisens in naturnahe Art des Tourismus in Naturgebieten Gebiete Erleben von Natur im Mittelpunkt mit der Absicht, die Kultur dort ansässiger lokaler Kommunen und/oder die natürliche Geschichte der sie umgebenden Umwelt kennen zu lernen minimiert negative ökologische und soziokulturelle Auswirkungen mit der nötigen Vorsicht ausgeübt, um weder die Integrität der Ökosysteme noch der lokalen Kultur zu beeinträchtigen trägt zur Finanzierung von Schutzgebieten oder generieren ökonomische Möglichkeiten für den Schutz der Naturschutzmaßnahmen bei besagten Gebiete sowie die Entwicklung der lokalen Kommunen schafft Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung durch eine verbindliche Übereinkunft zwischen den Kommunen, den involvierten natürlichen und juristischen Akteuren, den Besuchern und dem Staat Indirekt soll Ökotourismus die Naturschutzakzeptanz relevanter gesellschaftlicher Akteure erhöhen.“ Naturtourismus eine Form des Reisens in naturnahe Gebiete, bei dem das Erleben von Natur im Mittelpunkt steht die Gesamtheit touristischer Aktivitäten in Naturgebieten, ohne Partizipation der lokalen Kommunen Wie bei der Gegenüberstellung der jeweiligen Definitionen in Tabelle 1 deutlich wird, unterscheiden sie sich – sowohl hinsichtlich ihres Verständnisses von Öko- als auch Naturtou- -7- rismus - nicht wesentlich voneinander. Die ecuadorianische Definition betont noch etwas stärker die Rolle der lokalen Bevölkerung sowohl als beteiligte Akteure als auch als Destination von Ökotourismus und benennt darüber hinaus insgesamt alle beteiligten Akteure. Strasdas hingegen bezeichnet noch einen anderen, zusätzlichen Aspekt, welcher sich auf die indirekte Erhöhung der Naturschutzakzeptanz relevanter gesellschaftlicher Akteure durch Ökotourismus bezieht. Dies wird von Ecuador nicht explizit als Teil der Definition benannt, jedoch ist davon auszugehen, dass bei einer den erforderlichen Kriterien entsprechenden Implementierung von Ökotourismus dieser Effekt zwangsläufig eintritt. Zusammenfassend könnte man sagen, in beiden Definitionen sind alle wesentlichen Elemente von Ökotourismus enthalten – bei Strasdas die Essenz auf den Punkt gebracht, bei den Ecuadorianern etwas ausgeschmückter. Auch wenn es keine international anerkannte einheitliche Definition von Ökotourismus gibt, so kann doch die Strasdas-Definition in ihrer Prägnanz m.E. als allgemein gültig betrachtet werden, weshalb sie in dieser Arbeit als Bewertungsgrundlage dienen soll. Und gemessen an seiner Definition lässt sich festhalten, dass Ecuador, wenn es von sich als der Ökotourismusdestination spricht, auch tatsächlich Ökotourismus meint und nicht lediglich einer boomenden Marketingstrategie folgt. 3. ÖKOTOURISMUS IN DEN PÁRAMOS Allein die Anden Ecuadors – vom restlichen Land ganz zu schweigen – bieten eine unglaubliche Vielfalt an Szenerien, Arten und Ökosystemen - vom Nebelwald angefangen, über die Páramos bis hin zu den schneebedeckten Vulkanen, die sich bis zu über 6.000 m über den Meeresspiegel erheben. Entsprechend vielfältig und umfangreich ist auch das touristische Angebot (farbenfrohe Indiomärkte, Gemeindetourismus, verschiedenste Abenteueraktivitäten etc.) und die Zahl der Anbieter. Um eine möglichst detaillierte Betrachtung vornehmen zu können, konzentriert sich diese Arbeit im folgenden ausschließlich auf das ökotouristische Angebot in den Páramos. Die Darstellung basiert auf den Ergebnissen einer umfangreichen Literatur- und Internetrecherche – ein Anspruch auf Vollständigkeit besteht nicht. Der besseren Übersicht halber werden die nachfolgenden Anbieter unterteilt in Unterkünfte, CBT-Projekte (Community-based Tourism) und Reiseanbieter. Allerdings orientiert sich diese Unterteilung lediglich am Angebotsschwerpunkt, denn es gibt etliche Überschneidungen und eine klare Abgrenzung ist nicht immer möglich. 13 eigene freie Übersetzung – Quelle: http://www.ecoturismo.gov.ec/paginas/ecoturismo.htm (Ministerio de Turismo) -8- 3.1. UNTERKÜNFTE In den Páramos Ecuadors gibt es eine Reihe ökotouristischer Unterkünfte, von denen bislang die ersten beiden der nachfolgenden von der ASEC zertifiziert sind.14 Das lässt allerdings nicht unbedingt Rückschlüsse auf die nicht zertifizierten Anbieter zu, denn diese Zertifizierung ist zum einen noch recht jung (2002) und zum anderen bewirbt sich auch nicht jeder darum. Tierra del Volcán Tierra del Volcán (Volcano Land)15 besteht im wesentlichen aus drei Haziendas im Nationalpark Cotopaxi – einem Park, welcher einzigartig ist in seiner Szenerie und Schönheit sowie seiner ökologischen und kulturellen Bedeutung. Er ist der populärste und am häufigsten besuchte Nationalpark auf dem Festland Ecuadors. Das Herzstück ist der wunderschöne schneebedeckte Cotopaxi – der höchste aktive Vulkan der Welt. Hinter der Idee der Betreiber von Tierra del Volcán, in diesem Gebiet touristische Angebote zu schaffen, steckte von Beginn an das Interesse an der Bewahrung und einer nachhaltigen Entwicklung dieser Region (Peréz, 2002). Die drei Haziendas – Hacienda el Porvenir, Hacienda El Tambo, Hacienda Santa Rita – zeichnen sich allesamt aus durch traditionelle Bauweise mit einheimischen Materialien in einem für die Gegend seit Jahrhunderten typischen Stil. Darüber hinaus wurden Normen etabliert, sowohl für eine nachhaltige Nutzung und den Schutz der Gebiete, als auch hinsichtlich einer gerechten Teilhabe an den Touristeneinnahmen für den Landeigentümer. Für jeden Touristen, der das Land betritt, erhält der Eigentümer eine gewisse Summe, so dass er in geringerem Ausmaß auf andere (z.B. landwirtschaftliche) Einnahmequellen angewiesen ist. Somit trägt der Tourismus hier aktiv zum Naturschutz und zur nachhaltigen Entwicklung bei. Neben den Unterkünften bietet Tierra del Volcán außerdem eine Reihe von Aktivitäten an - u.a. Reitausflüge, Trekking, Hiking, Mountain Climbing, Mountain Biking, Vogelbeobachtung, Camping etc.. Auch Agrotourismus und Begegnungen kultureller Art stehen auf dem Programm, wie beispielsweise das Angebot, „chagras“ (andine Cowboys) bei ihrer Arbeit zu besuchen, Einblick in die Landbewirtschaftung und Viehzucht zu bekommen oder auch das nur zweimal jährlich stattfindende traditionelle Rodeo der chagras zu besuchen – eines der bedeutendsten Ereignisse im Nationalpark Cotopaxi. 14 15 http://www.ecoturismo.org.ec/paginas/certificacion.htm (ASEC, 2002) http://www.volcanoland.com -9- Durch die Anwesenheit der Touristen und diese Aktivitäten profitiert die lokale Bevölkerung in mehrfacher Hinsicht. Zum einen werden zusätzliche Einkommensmöglichkeiten geschaffen, wie beispielsweise Einkommen durch den Verkauf der landwirtschaftlichen Produkte für die Versorgung der Touristen, Pferdevermietung oder auch gelegentliche Beschäftigung als Personal. Zum anderen leistet Tierra de Volcán einen wertvollen Beitrag zur Bewahrung der lokalen Kultur und Tradition, z.B. durch die Rodeobesuche. Dies stärkt die kulturelle Identität der Einheimischen und gleichzeitig lernt der Tourist den Wert und die Einzigartigkeit dieser Hochlandkultur kennen und schätzen. Tierra de Volcán hat darüber hinaus auch ein Volontärsprogramm ins Leben gerufen, von welchem lokale Kommunen ebenfalls in hohem Maße profitieren. Beispiele hierfür sind die Rekonstruktion einer Schule und Englischunterricht für die Kinder und Lehrer dieser Schule durch Volontäre. Auch der Nationalpark selbst wird von Tierra de Volcán aktiv unterstützt. Sie übernehmen die Finanzierung eines Parkeingangswächters und das Hazienda-Personal übernimmt – entsprechend ausgebildet - ebenfalls Parkpatrouillen, wodurch sowohl die Wilderei als auch das Abfallproblem bereits entscheidend eingedämmt werden konnten. Desweiteren leisten die exzellent ausgebildeten Guides einen großen Beitrag zur Umweltbildung und damit einer Sensibilisierung der Touristen für die Bedeutung dieses Ökosystems. Abgerundet wird das Ganze durch eine Zusammenarbeit in Form einer strategischen Allianz mit der Fundación Páramo, einer NGO, die sich die Bewahrung und Entwicklung des Andenhochlands zur Aufgabe gemacht hat. Die Fundación unterstützt Tierra de Volcán bei der Erstellung ihrer Volontärsprogramme und sorgt dafür, dass keine der angebotenen Abenteueraktivitäten die Umwelt negativ beeinträchtigen. Darüber hinaus leiten beide Einrichtungen einige Projekte gemeinsam, wie beispielsweise Wiederaufforstung, Bildungsangebote für lokale Kommunen, nachhaltige Bewirtschaftung oder auch Abfallrecycling und Kompostierung. Vor allem hinsichtlich der Abfallentsorgung konnte bereits eine deutliche Bewusstseinssteigerung bei der Bevölkerung festgestellt werden (a.a.O). Zusammenfassend kann man sagen, Tierra de Volcán stellt geradezu ein ökotouristisches Modellprojekt dar. Alle Kriterien der Strasdas-Definition (vgl. Tabelle 1) werden beispielhaft erfüllt. - 10 - Black Sheep INN “… Ökotourismus vom Feinsten!“ – „Hier könnt Ihr das „wahre“ Ecuador kennen lernen.“ – vielversprechende Worte, die bei der Homepagebetrachtung16 sofort ins Auge springen. Diese Ecolodge wird von einem US-amerikanischen Paar betrieben und liegt in der Nähe des kleinen Dorfes Chugchilan im Andenhochland, in der Provinz Cotopaxi. Etwa fünf Stunden von der Hauptstadt Quito entfernt, befindet sie sich in einer landschaftlich überaus reizvollen Gegend und ist ebenso wie Tierra de Volcán von der ASEC und dem Tourismusministerium ökozertifiziert. Einem Outside Magazine Artikel (Singer, 2003) zufolge gehört sie zu den „Top 10 Ecolodges in the World“. Sie wendet sich an jede Form von Individualtourismus, legt Wert auf familiäre Atmosphäre und ist ein guter Ausgangspunkt für Wandertouren, Reit- oder Mountainbikeausflüge zur Erkundung der jahrhundertealten Kultur – z.B. beim Besuch ursprünglicher Märkte des andinen Hochlands - und verschiedener Ökosysteme. Das Black Sheep INN ist Mitglied in sehr vielen Ökotourismusorganisationen (u.a. ASEC und TIES17) und es ist häufig Gegenstand von Zeitschriftenartikeln, v.a. in entsprechend ökotouristisch ausgerichteten Publikationen18. Wodurch nun zeichnet sich das Black Sheep INN in solch herausragender Weise aus? Die Vision dieser Lodge liest sich wie folgt: “The Black Sheep Inn aims to provide a comfortable, educational experience for guests, teaching them about the local area, local customs and Permaculture, while contributing to and improving the local community and the natural environment. Our goal is to be a leader in environmental stability and ecotourism.” Um diese Ziele zu erreichen, orientieren sich die Betreiber an fünf Kriterien, die Teil ihrer „Eco-Definition“19 sind und im folgenden als Leitfaden für eine kurze Beschreibung der Lodge dienen sollen. “Conservation takes place on many different levels. It can be in the form of private reserves, native tree reforestation, or supporting an established Ecuadorian Reserve area.” Die Lodge befindet sich in keinem Schutzgebiet, wird jedoch mehr oder weniger umgeben von einem ökologischen Reservat20, welches u.a. die beiden Zwillingsvulkankegel des Iliniza, die auf ca. 4000m Höhe gelegene Kraterlagune Quilotoa, Páramo und Nebelwald beinhaltet. Den Betreibern der Lodge zufolge hat seit der Deklaration dieses Reservates 1996 16 http.//www.blacksheepinn.com The International Ecotourism Society 18 eine entsprechende Liste findet sich auf der Homepage www.blacksheepinn.com 19 die im folgenden jeweils kursiv gedruckten Zitate sind der Homepage unter « Eco-Definition » entnommen 17 20 The Iliniza Ecological Reserve - 11 - die Waldzerstörung eher noch zugenommen und sie bemühen sich nun um internationale Unterstützung zur Bewahrung seiner Tier- und Pflanzenwelt. Das Black Sheep INN betrachtet sich als lokalen Bündnispartner bei den Schutzbemühungen und arbeitet mit dem US Peace Corps und der ecuadorianischen Regierung im Bereich der Umweltbildung für die Bevölkerung in Bezug auf das Reservat zusammen. Darüber hinaus betreiben sie auf ihrem eigenen Gelände systematische Wiederaufforstung mit einheimischen Bäumen und terrassieren steile Hänge zur Erosionsvermeidung. “Low Impact and Green Efforts have to do with how a hotel or agency manages its own impact and waste.” Um von vornherein Abfall zu reduzieren werden Produkte soweit möglich nur in loser, unverpackter Form gekauft. Nichtrecyclebares Verpackungsmaterial wird ganz vermieden. Papier, Pappe, Glasflaschen, Plastikcontainer, Küchenreste, Wasser und menschliche Ausscheidungen werden direkt vor Ort weiterverwertet. Einige Beispiele hierfür sind „bottle walls“ als Teil der Architektur, große Plastikcontainer als Pflanzentopf oder Behälter für Milch und Wasser, Essensreste für die Tiere, Kompost-Toiletten, Wasserwiederaufbereitung durch ein eigenes Filtersystem, etc.. Der restliche Müll reduziert sich auf ein Minimum und wird zur Müllaufbereitung nach Quito transportiert. Guides und Gäste werden bei Touren darauf hingewiesen, nichts liegen zu lassen. Die Wasserversorgung erfolgt jeweils partiell über das städtische Versorgungssystem, Bergquellen und aufgefangenes Regenwasser. Elektrizität wird zur Zeit noch aus dem Netz gezogen, es ist jedoch eine Umstellung auf Solar- und Windenergie geplant. “Sustainability means that many of the products consumed at a facility are locally produced. Good examples of sustainability are construction using local materials and methods, organic gardens for onsite food production and using renewable energy resources.” Das Black Sheep INN ist dabei, sog. “Permaculture”21 immer weiter auszubauen und ein entsprechendes Vorzeigeprojekt zu werden. Permanent agriculture kombiniert u.a. organischen Gartenanbau, Bauweise mit natürlichen Materialien, Nutzung alternativer Energien, Kompostierung, trockene Toiletten etc.. Ziel ist die Verbindung vieler ökologischer Einzelmaßnahmen untereinander zum Erreichen größerer Produktivität und Stabilität. Permaculture kopiert sozusagen natürliche Ökosysteme. Die Lodge kombiniert bereits viele dieser Elemente und bot auch schon einen zweiwöchigen Kurs dazu für die lokale Bevölkerung an. Ziel des Black Sheep INN ist die komplett unabhängige Selbstversorgung mit Energie, 21 eine aus Australien kommende Bewegung (Def.: "Permaculture is the conscious design and maintenance of agriculturally productive ecosystems which have the diversity, stability, and resilience of natural - 12 - Wasser und Lebensmitteln durch effiziente Nutzung und Wiedernutzung vorhandener Ressourcen. “Community Involvement is one of the most important parts of ECO-tourism. Tourism needs to benefit the local population and culture. Ideally, the community should own the establishment, but if this is not so, the locals that are employed should have non-menial jobs.” Im Black Sheep INN arbeiten seit Jahren sieben lokale Vollzeitkräfte und es scheint ein recht familiäres Verhältnis zu bestehen. Zu der Art ihrer Tätigkeiten können der Homepage keine Angaben entnommen werden – sie werden lediglich als ‚kompetent’ bezeichnet. Abgesehen davon unterstützen die Betreiber der Lodge die Kommune mit einer Reihe von Bildungsangeboten (z.B. Englischunterricht, Computerkurse) und Workshops (z.T. mit Unterstützung durch US Peace Corps Volontäre) zu unterschiedlichsten praxisbezogenen Themen (z.B. guiding skills für die heimische Flora & Fauna, Gesundheit & Erste Hilfe, Ernährung, Stricken etc.). Desweiteren übernehmen sie Reparationen und unterstützen öffentliche Einrichtungen durch Sachspenden, die mitfinanziert werden durch entsprechende Spenden der Lodge-Gäste. Außerdem ermutigen sie die Bevölkerung zur selbständigen Partizipation an der in der Region wachsenden Tourismusindustrie durch das Eröffnen eigener Hostels und Restaurants (mitunter vergeben sie auch einen Kredit für solche Zwecke) - oder gründeten eine lokale Transportkooperation mit Autobesitzern, um nur Beispiele zu nennen. “Environmental Education and Interpretation means that as a guest you leave an ECOfacility having learned something about the environment, the culture, or even new ways of recycling. … Also look for educational programs that help the community to preserve their environment and culture and further their own education.” Diese Lodge bietet dem Touristen idealste Möglichkeiten, neben natur- oder kulturbezogenen Ausflügen in die Umgebung auch viel über die verschiedenen ökologischen Wirtschaftweisen zu erfahren. Ein Beispiel sind die berühmten Kompost-Toiletten, deren Funktionsweise immer wieder fasziniert und ein beliebtes Gesprächsthema bei den Gästen darstellt. Neben den bereits im vorhergehenden Abschnitt erwähnten praxisbezogenen Workshops wurde für die Kommune 1998 mit Unterstützung zweier australischer Experten ein zweiwöchiger Kurs in Permaculture angeboten, der scheinbar auch recht gut von den ca. 20 Teilnehmern aufgenommen wurde. Ob daraus allerdings im Nachhinein etwas erwachsen ist, geht aus der Homepage nicht hervor. ecosystems. It is the harmonious integration of landscape and people, providing their food, energy, shelter, and other material and non-material needs in a sustainable way."- Bill Mollison, Mitgründer der Bewegung) - 13 - Zweifelsohne ist das Black Sheep INN ein herausragendes und beeindruckendes ökotouristisches Projekt – alle von Strasdas in seiner Definition genannten Kriterien sind definitiv erfüllt. Dennoch bleiben m.E. einige zu kritisierende Punkte bzw. zumindest offene Fragen zum Baustil, zur Lebensmittelversorgung sowie zur Beschäftigungspolitik. Baustil: Die Lodge wurde zwar aus natürlichen Materialien errichtet, aber scheinbar nicht in einem an die Gegend und Kultur angepassten traditionellen Baustil. Die Homepage macht dazu keine näheren Angaben, aber es lässt sich indirekt erschließen und auch die wenigen Fotos bestätigen diese Annahme. Lebensmittelversorgung: Die Anbauweise und die Vision der kompletten Selbstversorgung ist mit Sicherheit aus ökologischer Sicht überaus nachhaltig und bewundernswert. Aber was ist mit der ökonomischen Nachhaltigkeit für die umliegende Bevölkerung? Diese könnte sicher mehr profitieren, wenn das Black Sheep INN ein verlässlicher Abnehmer ihrer Agrarprodukte wäre... Beschäftigungspolitik: Mitunter werden von den Lodge-Betreibern Manager eingestellt, die den Betrieb der Lodge für gewisse Zeiten übernehmen. Ein entsprechendes Stellenangebot auf der Homepage ist ausschließlich auf „westliche“ Ausländer ausgerichtet und auch in der Vergangenheit hatten ausschließlich Ausländer diese Position inne. Diese „Exklusivität“ mutet etwas befremdlich an – fast, als ob es keine fähigen Ecuadorianer gäbe... Und inwiefern die sieben Angestellten „non-menial“ Jobs haben, bleibt auf der Homepage offen. Die ökologische Nachhaltigkeit und das soziale Engagement sind lobenswert, aber irgendwie schleicht sich doch das Gefühl ein, dass es ein vertikales Verhältnis ist zwischen den „allwissenden Westlern mit ihrem Modellprojekt“ und den „unwissenden Einheimischen“, denen alles beigebracht wird. Es entsteht der Eindruck, dass das Community Involvement eher einseitig ausgerichtet ist – die amerikanischen Lodgebetreiber sind sehr in die Kommune involviert, aber ist die Kommune sehr in das Tourismusprojekt involviert? Das Black Sheep INN ist ein fantastisches Projekt, aber mit ecuadorianischer Kultur und Authentizität hat es wohl weniger zu tun – es mutet eher wie ein Export westlicher Kultur in ein Entwicklungsland an... “Ökotourismus vom Feinsten!“ ? – Ja, aber: „Hier könnt Ihr das „wahre“ Ecuador kennen lernen.“ ? – Wohl eher nicht! - 14 - El Tambopaxi Der Tambopaxi22 ist eine ökotouristische Schutzhütte (Refugio), geplant für Erholung und Akklimatisation und ebenfalls, wie schon Tierra de Volcán, im Nationalpark Cotopaxi gelegen – auf 3750müM, 70 km südlich der Äquatorlinie, 2 Stunden von Quito, am Fuße des höchsten aktiven Vulkans der Welt. Der Tambopaxi beinhaltet ein Haupthaus (27 Betten inkl. Restaurant), eine kleinere Hütte (8 Betten + Küche zur Selbstversorgung) sowie einen Campingplatz. Angeboten werden u.a. Tageswanderungen und Trekkingtouren durch die wunderschöne Páramolandschaft, Vulkanbesteigungen und Gletscherübungen, Reitausflüge und Llama treks. Eines der Hauptziele des Tambopaxi ist die Förderung der Erholung und Freude im und am Ökosystem „Páramo“. Entworfen wurde dieses Projekt von einem Ecuadorianer und er betreibt es zusammen mit drei weiteren ecuadorianischen Teilhabern. Bei der Konstruktion der Lodge wurden ausschließlich Materialien aus der unmittelbaren Umgebung (Sand, Steine, Holz, Stroh, Erde, Heu, Ziegelsteine etc.) verwendet und es wurde im typisch traditionellen Stil des Páramo gebaut. Das Dach ist aus Holz & Stroh, die Wände aus Lehm, Stroh, Heu , was dem ganzen einen rustikalen Touch verleiht und gleichzeitig Isolierungsfunktion hat. Durch diesen Baustil werden Ästhetik der Landschaft und kulturelle Identität bewahrt. Die Bewirtschaftung erfolgt im Einklang mit Umweltkriterien: Das Trinkwasser kommt direkt aus einer Bergquelle und wird in zwei Tanks zwischengespeichert, Elektrizität wird durch Generatoren erzeugt, die einzige Heizung besteht aus zwei Kaminöfen im Restaurant, Wassererwärmung und Kochen erfolgen durch Gas, Abwässer werden zur Entsorgung nach Quito transportiert und der Müll wird getrennt gesammelt. Organischer Abfall wird der Landwirtschaft zugeführt, Papier und Glas werden in einer nahegelegenen Ortschaft wiederverwertet und der Restmüll wird ebenfalls dort entsorgt. Derzeit arbeiten im Tambopaxi sechs Angestellte – alle aus der unmittelbaren Umgebung. Sie sind sehr zufrieden sind mit ihrer Tätigkeit dort. Die geringe Größe der Einrichtung und die „familiäre“ Atmosphäre ermöglichen gute Kontakte zwischen Gast und Personal. Die erforderliche Beschaffung von Lebensmitteln und anderer Produkte erfolgt z.T. direkt von den Landwirten der Umgebung (z.B. Kartoffeln, Bohnen, Fisch) oder wird überwiegend von lokalen Händlern aus einem nahegelegenem Ort erworben. Nur das nötigste kommt aus dem Supermarkt. Durch die Horse riding und Llama trek Angebote entstehen 22 http://www.tambopaxi.com (die Ausführungen basieren überwiegend auf persönlicher Kenntnis des Projektes und nur zu geringen Teilen auf der Homepage) - 15 - weitere Einnahmen – zum einen für zwei Angestellte des Tambopaxi in ihrer Eigenschaft als Guides und zum anderen für die Landwirte durch die Vermietung von Pferden (die Lamas gehören zum Tambopaxi). Der Nationalpark profitiert insofern, als dass der Tambopaxi den Bau einzelner notwendiger Brücken übernahm und sich außerdem um Verbesserung und Pflege der vorhandenen Wege kümmert. Desweiteren entstehen zusätzliche Nationalparkeinnahmen durch die Eintrittsgelder der Touristen ($10). Der Tambopaxi existiert seit mittlerweile drei Jahren, die Auslastung ist insgesamt noch eher mäßig, so dass er sich zwar selbst trägt, aber bislang kaum Gewinn erwirtschaftet. Das Marketing ist noch deutlich verbesserungsbedürftig. Doch ist ein stetiger Aufwärtstrend zu beobachten und bisher konnten jedes Jahr zwei Neueinstellungen erfolgen. Zusammenfassend kann man sagen, der Tambopaxi entspricht zweifelsohne sowohl ökologischen, als auch soziokulturellen und sozioökonomischen Nachhaltigkeitskriterien und damit den von Strasdas definierten Ökotourismusanforderungen. Sein Beitrag zur Finanzierung von Schutzgebieten oder Naturschutzmaßnahmen ist noch relativ klein, aber doch angemessen in Anbetracht seiner bisherigen Einnahmen und seines noch nicht langen Bestehens. Mit verbessertem Marketing birgt dieses Projekt ein ungeheures Potential. Hazienda Yanahurco Yanahurco23 ist ein privates ökologisches Reservat und mit 26.000 ha die größte Hazienda Ecuadors. Sie befindet sich an der südöstlichen Seite des Nationalparks Cotopaxi, ca. drei Autostunden von Quito entfernt auf einer Höhe von 2500m bis 4300m über dem Meeresspiegel. Sie zeichnet sich durch eine große Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt aus (z.B. Anden-Kolibris, Falken, Adler, Wölfe, Pumas, Schwarzbären, Tapire, Hasen, Hirsche, Wildpferde, Büffel) und verfügt über ein kleines Museum, wo einige der interessantesten Wildtiere und Pflanzen zu bewundern sind. Der Zugang zur Hazienda wird immer nur einer beschränkten Anzahl von Besuchern erlaubt – was ebenso den Schutz der hier lebenden Tierarten wie die Privatsphäre der Gäste garantiert. Yanahurco ist sowohl Mitglied von ASEC24 als auch der Fundación Páramo25. Angebote für die Gäste sind u.a. Trekking, Biking, Bergsteigen, Reiten, Fliegenfischen sowie einmal jährlich der Besuch des Rodeos26. Die meisten Angebote sind als Mehrtages23 http://www.ecuador-yanahurco.com (alle Informationen sind dieser Seite entnommen) aber nicht ASEC-zertifiziert 25 bereits o.g. unter Tierra de Volcán 26 Jedes Jahr, meist gegen Ende November, veranstaltet die Hacienda YANAHURCO den grössten "RoundUp" (= Zusammentrieb der Wildpferde und des Viehs) der ecuadorianischen Sierra. Die Rinder der Hacienda werden unter Mithilfe von über 100 Cowboys zusammengetrieben. 24 - 16 - touren konzipiert und oft verbunden mit einem Einblick in das koloniale Ecuador und dem Besuch von Märkten. Zur Bewirtschaftung der Hazienda lässt sich der Homepage lediglich entnehmen, dass Elektrizität durch einen eigenen Stromgenerator erzeugt wird. Inwiefern der restliche Betrieb ökologisch nachhaltig ist, bzw. wer daran in welcher Form partizipiert, muss leider offen bleiben. Neben dem Tourismus lebt die Hazienda auch von der Viehzucht – und es wird angemerkt, dass sich sowohl der Besitzer als auch die Cowboys der Wichtigkeit ihrer Aufgabe als Hüter dieses einzigartigen Lebensraumes sehr bewusst sind und sich aktiv um den Schutz von Kondoren, Adlern, Bären, Hirschen, Wölfen und Tapiren bemühen. Kulturell nachhaltig wird diese Hazienda sicher sein – der Homepage zufolge bemühen sich Besitzer und Angestellte neben dem Naturschutz auch sehr um die Bewahrung traditioneller Lebensart der Anden und von Yanahurco heißt es, es sei „heute immer noch das, was es bereits ein Jahrhundert vorher war; neu dazugekommen sind lediglich Sicherheit, Komfort und der beste Service für die Gäste“. Insgesamt sind die hier vorhandenen Informationen etwas spärlich und teilweise auch wenig konkret. Dennoch lässt sich aus dem Vorhandenen schon schlussfolgern, dass alle von Strasdas definierten Ökotourismuskriterien erfüllt sind. Cabaña de Morán Der Vollständigkeit halber soll an dieser Stelle noch die Cabaña de Morán genannt werden, obwohl dazu wegen nicht vorhandener Homepage kaum Informationen vorliegen27. Diese einfache Unterkunft befindet sich in der kleinen ruhigen Ortschaft Morán auf ca. 3000müM. Sie wurde von der Fundación Golondrinas gegründet, einer NGO, die sich dem Schutz des Nebelwaldes, der Regenerierung erosionsgeschädigter Flächen sowie der Umweltbildung annimmt und zum Erreichen dieser Ziele u.a. auch Ökotourismusprojekte durchführt.28 Die Fundación unterstützt die Lodge und die umliegende Gemeinde u.a. durch die Anstellung einiger lokaler Mitarbeiter für den Betrieb der Lodge und schafft dadurch alternative Einnahmequellen. Der Manager dieser Cabaña ist ebenfalls ein Einheimischer. Hiermit erschöpfen sich die vorliegenden Informationen bereits, es ist jedoch stark anzunehmen, dass es sich auch hier um Ökotourismus handelt. da die Fundación Golondrinas eine sehr engagierte und erfolgreiche Naturschutzorganisation ist und an anderen Orten beispielhafte Projekte initiiert hat. Die lokale Partizipation ist auf jeden Fall gegeben und 27 die verwendeten Informationen entstammen der Seite der Fundación Golondrinas: http://www.ecuadorexplorer.com/golondrinas/html/accomodations.html 28 hier nicht Gegenstand der Arbeit, da die Fundación Golondrinas ihren Schwerpunkt in der Nebelwaldregion und nicht in den Páramos hat - 17 - darüber hinaus bietet der Besuch der Cabaña dem Touristen die Möglichkeit, etwas über die Fundación Golondrinas zu erfahren und diese auch finanziell zu unterstützen. 3.2. GEMEINDEBASIERTE ÖKOTOURISMUSPROJEKTE “Community-based Tourism (CBT) is a form of tourism in which a significant number of local people has substantial control over, and involvement in its development and management. The major proportion of the benefits remains within the local economy.” (Häusler & Strasdas, 2003). Das dieser Arbeit zugrundeliegende Verständnis von CBT beinhaltet die bereits o.g. Komponenten des Ökotourismus. Darüber hinaus zeichnet sich CBT durch eine hohe Beteiligung der lokalen Bevölkerung am Tourismusprojekt aus – im Idealfall gehört ihnen sogar das Projekt – und die Gewinne kommen der gesamten Gemeinde zugute. Insgesamt gibt es in Ecuador sehr viele CBT-Projekte, die sich allerdings im wesentlichen in zwei Regionen konzentrieren, die nicht Gegenstand dieser Arbeit sind – im Amazonas und im Choco corridor (in der Nebelwaldregion bis zur Küste). Im Community Tourism Guide von Mann (2000) werden jedoch immerhin zwei in den Páramos Ecuadors gelegene CBT-Projekte erwähnt, die im folgenden kurz vorgestellt werden sollen, um ein möglichst vollständiges Bild hinsichtlich Ökotourismus in dieser Region zu zeichnen. Allerdings soll diese Arbeit nicht durch sich mehr oder weniger ähnelnde Ausführungen unnötig in die Länge gezogen werden, weshalb die nachfolgenden Betrachtungen sehr knapp und hauptsächlich auf die CBT-Komponenten fokussiert sein werden. Casa Mojanda Casa Mojanda29 ist eine von einem ecuadorianisch-amerikanischen Ehepaar gegründete Ökolodge / Familienfarm auf 3000 müM in der Nähe von Otavalo, der Stadt mit dem berühmtesten Indio-Markt der Anden. Die Betreiber fühlen sich den Prinzipien des Ökotourismus und außerdem denen des gemeindebasierten Tourismus zutiefst verpflichtet. Auch diese Lodge wurde im traditionellen Stil mit natürlichen Materialien der Umgebung errichtet, wirtschaftet sehr umweltverträglich, legt Wert auf eine familiäre Atmosphäre und bietet natur- und kulturorientierte Ausflüge in die Umgebung an. Die Casa Mojanda und alle Mitarbeiter sind in Kooperation mit der Fundación Mojanda aktiv involviert in Naturschutz-, Gesundheits- und Bildungsprojekte in der unmittelbaren Umgebung und die Casa Mojanda war von Beginn an sehr auf die Integration der lokalen Bevölkerung ausgerichtet. Die Betreiber bemühen sich, möglichst viele sinnvolle und si- 29 http://www.casamojanda.com (alle verwendeten Informationen entstammen der Homepage) - 18 - chere Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung zu schaffen und erwerben so gut wie alle für den Betrieb der Lodge nötigen Produkte von lokalen Kooperativen unter Fair-TradePrinzipien. Die Arbeitsmöglichkeiten für die Mitglieder der Kommune sind nicht nur auf die Lodge direkt ausgerichtet, sondern auch sehr stark im Bereich des Naturschutzes angesiedelt, wodurch neben dem direkten Einkommen für diese Arbeit gleichzeitig eine nachhaltige Entwicklung ihrer einzigartigen Umgebung gesichert wird, was wiederum Vorraussetzung für u.a. langfristigen Tourismus und das damit verbundene Einkommen ist. Durch die familiäre Atmosphäre in der Lodge entsteht ein guter Kontakt zu den Gästen, bei denen sich dann oft ein Interesse entwickelt, die laufenden Projekte zu besuchen sowie Geld zu spenden und Anregungen zu geben. Neben dem positiven Effekt für die entsprechenden Projekte gewinnt auch der Gast einen tieferen Einblick in das Leben, die Kultur und die Probleme der Menschen vor Ort. Auch wenn dieses hervorragende Projekt eine umfassendere Darstellung verdient hätte, soll an dieser Stelle ein Schlussstrich gezogen werden. Die Casa Mojanda entspricht zweifelsohne allen ökotouristischen Kriterien und auch eine umfangreiche Partizipation der lokalen Bevölkerung auf vielen Ebenen, sowie Benefits, die der gesamten Kommune zugute kommen (z.B. Unterstützung von Schulen, Kindergärten, Kliniken etc.), sind gegeben. Oyacachi Oyacachi ist eine traditionelle Hochland-Indio-Gemeinde im Cayambe-Coca-Reservat, ca. 2 Stunden nördlich von Quito. Sie wird als CBT-Projekt im Community Tourism Guide (Mann, 2000) erwähnt – und das schon vor fast fünf Jahren, aber es ist so gut wie unmöglich, im Internet Informationen hierzu zu finden. Scheinbar ist das Projekt noch nicht sehr weit gediehen. Doch aus einer aktuellen Quelle geht hervor, dass die amerikanische NGO The Nature Conservancy mit den Bewohnern an der Entwicklung von Ökotourismus arbeitet (TNC, 2004). Der Ort gilt als Tor zwischen Andenhochland und Amazonasdschungel und hat eine Menge Attraktionen zu bieten, u.a. ist er berühmt für seine heiße Thermalquellen. Das Potential für eine nachhaltige Implementierung von gemeindebasiertem Ökotourismus ist auf jeden Fall gegeben. 3.3. REISEANBIETER Die Páramos bieten die ideale Szenerie für ausgedehnte Wanderungen, Trekkingtouren, Abenteuertourismus etc. – entsprechend groß ist auch die Zahl der Agenturen, die solche Touren anbieten und etliche davon tun dies mit einem ökotouristischen Anspruch. Diesem umfangreichen Markt soll an dieser Stelle nicht weiter auf den Grund gegangen werden – - 19 - lediglich ein einzelner Reiseanbieter – TROPIC ECOLOGICAL ADVENTURES (TROPIC) - soll exemplarisch kurz angerissen werden, um einen Eindruck zu bekommen, wie praktizierter Ökotourismus in Ecuador auf Seiten von Reiseanbietern aussehen kann. TROPIC ECOLOGICAL ADVENTURES TROPIC30 ist ein kleiner Reiseveranstalter mit Sitz in Quito, der mehrere Programme in verschiedene Regionen Ecuadors anbietet. Gegründet wurde die Agentur von einem Engländer, gemanagt wird sie von einem Ecuadorianer. Für ihr Programm AMAZON HEADWATERS WITH THE HUAORANI, einem Joint Venture mit einem indigenen CBTProjekt im Amazonasgebiet, gewannen sie 1997 sogar den To DO! Award für sozial verantwortlichen Tourismus vom Studienkreis für Tourismus und Entwicklung. Ohne jetzt auf konkrete Touren im Einzelnen eingehen zu wollen – zumal hier auch die Páramo-Touren schlecht und wenig sinnvoll vom Rest zu trennen wären, da Touristen i.d.R. mehr als nur Páramos besuchen – sollen kurz einige Bemerkungen zur grundsätzlichen Arbeitsweise dieses Anbieters gemacht werden. TROPIC kooperiert eng mit EcuadorVerde31, einem kooperativem Netzwerk für ökologischen und sozialverantwortlichen Tourismus. Es haben sich hier einige der anerkanntesten Ökotourismusprojekte Ecuadors (z.T. gemeindebasiert, wie beispielsweise Casa Mojanda) zusammengeschlossen, um aktiv den Ökotourismus in Ecuador zu fördern, u.a. durch Einflussnahme auf die Regierung und internationale Organisationen. Dadurch dass TROPIC auf seinen Touren, sofern möglich, in diesen Lodges Station macht, fördern sie sowohl die entsprechenden Projekte als auch die Sensibilisierung der Touristen durch die damit verbundenen Begegnungen. Desweiteren ist TROPIC z.T. aktiv involviert in den Aufbau neuer CBT-Projekte und außerdem fließen mindestens 10% ihres Gewinns in Umweltschutzprogramme, vorrangig in die Amazonasregion. Darüber hinaus sind sie in verschiedenen Organisationen aktiv wie beispielsweise die "Comisión Amazonia de la Asociacion Ecuatoriana de Ecoturismo" und "International Oil Watch" und arbeiten zusammen mit einigen nationalen und internationalen Organisationen, welche sich dem Schutz des Lebensraums der indigenen Bevölkerung Ecuadors verschrieben haben. Dieser kurze Einblick soll nur ein Musterbeispiel eines Reiseveranstalters aufzeigen, dem es gelingt, Umweltschutz und respektvollen Umgang mit der Kultur mit einem erfolgreichen Geschäft zu vereinen. Dieser Veranstalter ist nicht repräsentativ für ecuadorianische 30 http://www.tropiceco.com (die hier verwendeten Informationen beruhen teilweise auf der Homepage und teilweise auf persönlichen Mitteilungen von Jascivan Carvalho, General Manager von TROPIC) 31 http://www.ecuadorverde.com - 20 - Verhältnisse. Sicher gibt es noch einige, die ebenfalls sehr viel Wert auf nachhaltigen Tourismus legen und entsprechend engagiert sind - viele Agenturen jedoch arbeiten zwar möglicherweise ökologisch und soziokulturell verträglich, unterstützen aber nicht aktiv entsprechende Projekte. Hier liefe es dann sozusagen mehr auf die Maximierung des eigenen Gewinns bei Minimierung negativer ökologischer und soziokultureller Auswirkungen hinaus, doch andere wesentliche Ökotourismuskriterien nach Strasdas (2001) wären dann nicht erfüllt, wie z.B. die Finanzierung von Naturschutzmaßnahmen oder Erhöhung der Naturschutzakzeptanz gesellschaftlicher Akteure. 4. FAZIT Ecuador nimmt mit Sicherheit und zu Recht eine Vorreiterrolle im Hinblick auf Ökotourismus unter den Entwicklungsländern ein und es existiert ganz offensichtlich sowohl auf Regierungs- als auch auf Anbieterebene ein Bewusstsein für die Bedeutsamkeit einer nachhaltigen Tourismusentwicklung. Die hier dargestellten Projekte machen nur einen kleinen Teil aller Projekte des ganzen Landes aus – v.a. im Bereich gut funktionierender CBTProjekte ist Ecuador unübertroffen (Mann, 2000). Dennoch ist m.E. das Potential noch lange nicht ausgeschöpft. Die durch Internet- und Literaturrecherchen auffindbaren und hier dargestellten Ökotourismusprojekte verdienen alle zweifellos diesen Namen, doch lassen sie sich für das Ökosystem Páramo beinahe an einer Hand abzählen – und die Páramos machen immerhin ca. 10% der Landesfläche Ecuadors aus. Auffällig ist auch, dass sich alle Projekte in den nördlichen Anden, mehr oder weniger in Reichweite von Quito befinden. Das ist seltsam, denn auch die südlichen Anden inkl. ihrer Páramos sind sehr reizvoll. Positiv anzumerken ist, dass die meisten der dargestellten Projekte Produkt ecuadorianischer Eigeninitiative sind. Es sind relativ wenige Ausländer oder ausländische NGOs involviert und nur in einem einzigen Fall – beim Black Sheep INN – gehört ein Projekt ausschließlich Ausländern. Und genau dieses Projekt – trotzdem hochgelobt – verdient m.E. auch die meisten Fragezeichen, v.a. bezogen auf die Partizipationsmöglichkeiten der lokalen Bevölkerung. Grundsätzlich ist nichts dagegen zu sagen, wenn Ausländer oder ausländische NGOs ökotouristische Projekte in Entwicklungsländern aufbauen oder den Aufbau unterstützen, doch birgt dies einige Gefahren – v.a. auch im Hinblick auf den Grad der Involvierung und Mitbestimmung der lokalen Bevölkerung. Auch Strasdas (2002) weist im Zusammenhang mit typischen Mängeln in Verbindung mit der Einbeziehung der Bevölkerung darauf hin, dass oftmals Außenstehende die touristische Entwicklung bestimmen und lokale Partizipation eher auf der Strecke bleibt - und darüber hinaus auch die qualifizierten Jobs von Ausländern besetzt werden, während für Einheimische nur eher niedrig qualifi- 21 - zierte Tätigkeiten „übrigbleiben“. Beim Black Sheep INN sind hier m.E. einige Fragezeichen angebracht. Aber in Bezug auf ökotouristische Projekte in den Páramos insgesamt lässt sich aus den vorhandenen Informationen schließen, dass allgemein ein hoher Grad lokaler Partizipation gegeben ist – womöglich eben gerade weil kaum Ausländer involviert sind... Diese Arbeit hat nur ein winziges Teilsegment des Tourismus in Ecuador betrachtet, nämlich einige Beispiele, die durchaus den Kriterien eines nachhaltigen Tourismus bzw. Ökotourismus entsprechen und z.T. sogar Modellcharakter haben. In anderen Regionen des Landes gibt es noch sehr viele ähnliche Projekte. Offenbleiben muss an dieser Stelle, wie groß der Marktanteil des Ökotourismus am Tourismus in Ecuador insgesamt bzw. in den Páramos im speziellen ist und wie nun eigentlich der „übliche“ Tourismus in Ecuador aussieht. Abschließend kann jedoch konstatiert werden, dass sich Ecuador auf einem vielversprechenden Weg hinsichtlich der Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus, verbunden mit der entsprechenden Bewusstseinsbildung, befindet. - 22 - 5. LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS ASEC, 2002. Asociación Ecuatoriana de Ecoturismo: http://www.ecoturismo.org.ec, 02.02.2005 Black Sheep INN: http.//www.blacksheepinn.com, 02.02.2005 Casa Mojanda: http://www.casaMojanda.com, 03.02.2005 Consorcio para el Desarollo Sostenible de la Ecoregión Andina: http://www.condesan.org, 02.02.2005 Ecuador-Travel.net: http://www.ecuador-travel.net/, 02.02.2005 EcuadorVerde: http://www.ecuadorverde.com, 03.02.2005 Ecuaworld.de: http://www.ecuaworld.de, 02.02.2005 Feser, V. (2002). Ecuador (2. überarb. Aufl.). Erlangen: Michael Müller. Fundación Golondrinas: http://www.ecuadorexplorer.com/golondrinas/ , 03.02.2005 Hacienda Yanahurco: http://www.ecuador-yanahurco.com, 03.02.2005 Häusler, N. & Strasdas, W. (2003). Training Manual for Community-based Tourism. Zschortau: Inwent. Mann, M. (2000). The Community tourism guide. London: Earthscan. Ministerio de Turismo Ecuador: http://www.ecoturismo.gov.ec/, 02.02.2005 Ministerio de Turismo Ecuador: http://www.vivecuador.com, 02.02.2005 Páramos Ecuador: http://www.paramosecuador.org, 02.02.2005 Pérez, J. (2002). Ecotourism in the Highlands of Ecuador. El ecoturismo en los Páramos del Ecuador. In B. Rauschelbach, A. Schäfer & B. Steck (Hrsg.), Cooperating for Sustainable Tourism. Kooperieren für Nachhaltigen Tourismus (S. 81-86). Heidelberg: Kasparek. Singer, N. (2003). The World's Ten Best Eco-lodges. Black Sheep Inn - A gateway to Andean Adventure. Outside Magazine 3/2003; http://outside.away.com/outside/destinations/200303/200303_resort_virtue_11.html, 02.02.2005 Strasdas, W. (2001). Ökotourismus in der Praxis. Zur Umsetzung der sozio-ökonomischen und naturschutzpolitischen Ziele eines anspruchsvollen Tourismuskonzeptes in Entwicklungsländern. Ammerland: Studienkreis für Tourismus und Entwicklung. Strasdas, W. (2002). The Ecotourism Training Manual for Protected Area Managers. Zschortau: DSE. Tambopaxi: http://www.tambopaxi.com TNC – The Nature Conservancy (2004). Ecotourism and Conservation. http://nature.org/aboutus/travel/ecotourism/files/the_nature_conservancy_ecotourism.p df, 10/2004 Tropic Ecological Adventures: http://www.tropiceco.com, 03.02.2005 - 23 -