FREERIDEMEGATEST

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FREERIDEMEGATEST
FREERIDEMEGATEST
Freeriden ist „mehr“, als es früher war. Die Bikes müssen heute für Slopestyle-Tricks tauglich sein. FREERIDE-Tester Guido Tschugg checkt die Flugeigenschaften des Rocky Mountain Switch.
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TEXT Dimitri Lehner FOTOS F.Faltermaier, D.Simon, D.Lehner
ir stecken in der Sinnkrise. Uns
plagt die Frage: Was ist eigentlich Freeriden und wie muss ein
Freerider aussehen? Was gestern
noch klar war, ist heute verschwommen. Wo
endet die Enduro-Klasse und wo fangen die
Freerider an? Selbst die Freeride-Profis sind keine
Hilfe mehr. Früher waren ihre Bikes auf einen
Blick zu erkennen. Sie waren schwer, die Federwege riesig und die Fahrer gepanzert wie Ritter
auf dem Kreuzzug.
W
DIE NEUE GENERATION
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F
NEUE FREERIDE-BIKES BRAUCHT DAS LAND:
FETTER FEDERWEG UND SOLIDE NEHMERQUALITÄTEN ALLEIN REICHEN NÄMLICH NICHT
MEHR, UM DAS KLASSENZIEL ZU ERFÜLLEN. WIR
HABEN DIE NEUE GENERATION SCHON GETESTET.
Heute sind die Bikes der Profis wesentlich leichter, viele Piloten fahren mit lächerlich wenig Federweg – und gehen in Jeans und T-Shirt an den
Start. Einige Beispiele: Guido Tschugg sprang
mit seinem Dual-Fully und 100-Millimeter-Gabel
den sieben Meter hohen Drop beim District Ride
in Nürnberg, Downhiller Gee Atherton wagte
einen Monster-Stunt (siehe letzte Seite) mit
einem Enduro und 140er Pike (die Gabel ist nicht
einmal für Sprünge freigegeben) und Paul Bas’
mischte beim Slopestyle in Whistler die gesamte
Freeride-Elite auf, als er auf einem Hardtail über
den Parcours tobte. Er brauchte nicht einmal
Vollfederung.
Was ist nur passiert in der Freeride-Welt?
Die Bikes müssen heute tricktauglich sein, sagen
die Pro’s. Denn Freerider der alten Generation
mit Doppelbrückengabel, üppigen Federwegen
und viel Gewicht lassen sich kaum für die modernen New-School-Tricks durch die Luft schaukeln. Die „Big Balls, big Falls“-Ära scheint im
Abklingen, glaubt man den Trendsettern in der
Profi-Szene. Und der Hobby-Freerider hatte Doppelbrückenmonster mit 200 Millimetern Federweg ohnehin kaum nötig.
Ausschlaggebend für den Einsatzzweck eines
Bikes ist unserer Meinung nach nicht der reine
Federweg, sondern es sind auch die Komponenten. Halten sie den harten Freeride-Einsatz aus?
Und sind sie vom Hersteller dafür überhaupt frei
gegeben? Falls ja, verdient selbst ein Bike mit
Federwegen um die 150 Millimeter die Bezeichnung „Freerider“.
Klar ist: Auch Freerider müssen über AllroundQualitäten verfügen. Man will damit maximalen
Spaß bergab, im Bikepark tricksen und sich an
Sprünge und Drops wagen, gleichzeitig aber
auch durch den Singletrail kurven – selbst wenn
es streckenweise bergauf geht. Guido Tschugg
bringt es auf den Punkt: „Ein Freerider muss
einfach alles können.“
BUNTE MISCHUNG
All diese Überlegungen sorgten dafür, dass unser
Testfeld bunt gemischt ausfiel. Die Gewichte der
Bikes rangieren zwischen knapp 16 Kilo (Canyon)
bis annähernd 20 Kilo (Giant, Rocky Mountain),
Federwege gab’s von 150 (Kraftstoff) bis 200 Millimeter (Giant). Doppelbrückengabeln – früher
klassisches Erkennungsmerkmal eines Freeriders
– verschwanden fast völlig. Dafür pumpten die >
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FREERIDEMEGATEST
Hohe Ausfallquote: Gabeln, Schaltungen, Lager – erstaunlich, was im Test alles kaputt ging.
Test Nr. 1: Downhill – alle Bikes mussten über die harte Strecke am Geißkopf.
Test Nr. 2: Trails in Bozen – technisch, verblockt, steil, kurvig.
Test Nr. 3: Bikepark – unsere Promi-Tester (Robert Jauch, Guido Tschugg) checkten die Bikes auf Tricktauglichkeit und bei fiesen Stunts.
Hersteller ihre Einfachbrückengabeln bis 190
Millimeter (Scott) auf.
Um den neuen Anforderungen gerecht zu
werden, die an Freeridebikes gestellt werden,
reicht ein herkömmlicher Test nicht mehr aus.
Deswegen rückten wir in alle Himmelsrichtungen aus. Die Downhill-Performance testeten
wir am Geißkopf, wo letztes Jahr die deutschen
Downhill-Meisterschaften stattgefunden haben.
Auf den kniffeligen „Evil-Eye“-Northshoretrails
und den Drops im Bikepark Hindelang checkten
wir mit Profi-Hilfe von Robert Jauch und Guido
Tschugg die Räder im Testkriterium „Bikepark“,
also wie gut sich die Bikes für Tricks, Drops und
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Sprünge eignen. Außerdem scheuchten wir die
Freerider über die gerölligen, steilen Trails von
Bozen und über gewellte Isartrails, um zu sehen
wie sich die Testbikes bei hohem Speed bergab,
auf kurvigen Strecken und bergauf bewähren.
KAPUTT GEGANGEN
Absolut erstaunt waren wir über die vielen Ausfälle während des Test. Manitous „Stance“-Gabel
müssen wir hier als bösen Buben verpetzen.
Die Serienschwankung ist beträchtlich: In einem
Bike verrichtet sie ordentlich ihre Arbeit, im
nächsten stottert sie herum. Darunter leidet der
Eindruck eines Bikes natürlich erheblich. Steu-
ersätze ruckelten sich locker, Naben bekamen
Spiel, Dämpfer ölten, Speichen lösten und Sättel
verbogen sich. Im Laufe einer Saison können
solche Erscheinungen auftreten, aber im Test
musste jedes Bike nur relativ wenige Fahrten
absolvieren. Ähnlich ernüchternd: die Ausstattung. Nur auf ganz wenige Bikes konnten wir
aufsitzen und losfahren. GT, Kona und Orange
schickten ihre Bikes mit zu harten Federn. Nur
Sumo-Ringer hätten diesen Hinterbauten ihren
Federweg entlocken können. Sicher hängt davon
nicht ab, ob man das Bike kauft oder nicht,
den besten Eindruck hinterlässt der Hersteller
dadurch aber nicht. Und mancher Tester bekam
diese Versäumnisse auch in der Testpraxis schmerzhaft zu spüren. Flori
Haymann crashte bei einem Gap-Drop mit Full-Speed, weil die Gabel am
Orange wegsackte, der zu harte Hinterbau aber ordentlich kickte. Tester
Chris Schleker stauchte sich das Steißbein beim Manual, weil Cannondale
eine viel zu schwache Bremse montierte.
Grund zu Kritik gab auch die Reifenwahl mancher Hersteller. Dünne
Reifen platzten uns weg wie Seifenblasen. Anderen fehlte es am nötigen
Grip. Leider leiden die Noten mancher Bikes darunter. Denn auf der einen
Seite sind die Reifen ein verhältnismäßig geringer Kostenfaktor, gemessen am Gesamtpreis eines Bikes. Auf der anderen Seite beeinflusst die
Qualität der Reifen das Fahrverhalten eines Bikes maßgeblich!
DIE FAVORITEN
Bikes mit breitem Einsatzbereich konnten in unserem Test besonders
hoch punkten. In der Preisklasse bis 2 600 Euro stach das Fusion heraus
und erntete unseren FREERIDE-Tipp. Schwieriger wurde es bei den teuren
Bikes ab 2 600 Euro. Hier gab es Spezialisten wie das Trek oder Nox, die
in ihrer Paradedisziplin volle Punktzahl erhielten, im Gesamteindruck
aber nicht ganz so triumphieren konnten. Allrounder hatten es da
leichter, konnten in der Regel mehr Punkte sammeln. Vorneweg das
Rocky Mountain, das den Testern am besten gefiel. Nahe dran auch:
Specialized. Die Amis brachten sich selbst um Bestnoten, indem sie ihr
Bike mit nur einem Kettenblatt ohne Nachrüst-Option ausstatteten. Für
uns konnte der Test die Sinnkrise beenden, die Entwicklung der Bikes
geht in eine sinnvolle Richtung und die Freeride-Welt scheint damit
wieder geordnet.
INTERVIEW MIT BIKE-PRO CARLO DIECKMANN (21)
„EIN FREERIDER
MUSS LEICHT UND
TRICKTAUGLICH SEIN.“
Freeride-Bike – was verstehst du darunter?
Momentan geht der Trend Richtung Slopestyle. Ein Freerider muss für mich
also tricktauglich sein. Das heißt, er darf nicht zu schwer sein. Mein AllzweckFreerider (Cannondale Prophet MX) wiegt 14,5 Kilo. Damit werde ich alle Slopestyle-Wettkämpfe fahren. Er ist leicht genug für Touren, doch heftig genug für den
Bikepark. Das geringe Gewicht sorgt dafür, dass sich das Bike gut beschleunigen
lässt und wendig bleibt. Ich will mit dem Bike tricksen und spielen, deswegen
fahre ich eine Einfachbrückengabel.
Wieviel Federweg brauchst du und wie hoch kannst du damit droppen?
Ich fahre die Rock Shox „Pike“ mit 140 Millimetern. Hinten wollte ich einen
Luftdämpfer, weil die so schön leicht sind. Da hab ich 140 Millimeter. Sieben bis
acht Meter spring ich damit runter, wenn die Landung passt.
Die Gabel ist für Drops nicht freigegeben. Keine Angst, dass sie bricht?
Nein, da mach ich mir keine Sorgen, doch ich plumps auch nicht stumpf runter,
sondern versuche, sehr geschmeidig zu fahren und so mein Material zu schonen.
Doch es stimmt: 140 Millimeter sind für einen Freerider schon knapp. Demnächst
bekomme ich eine Einfachbrückengabel mit etwas mehr Federweg. Nur für wirkliche Downhillstrecken brauche ich ein schwereres Gerät mit mehr Federweg.
Wie stellst du dein Fahrwerk ein?
Ich mag’s recht straff. Hinten fahr ich gewöhnlich ein Drittel Sag. Nur auf einer
DH-Strecke lass ich mehr Luft ab. Und da geht mein Bike dann richtig ab. Die
Zugstufe hab ich relativ langsam. Bei großen Sachen dreh ich sie noch langsamer.
Ich will nicht, dass es mich bei der Landung sonstwo hinschießt.
Wie wichtig ist die Reifenwahl?
Ich fahre einen Maxxis Minion 2,35 Zoll in der Faltversion. Das ist fett genug und
doch leicht. Geht der Trip allerdings nach Whistler, zieh ich fettere Reifen auf.
Gibt es Teile, die du immer fährst und nicht tauschen magst?
Ich habe Lieblingsgriffe: Odi Longneck. Sie sind schön dünn und ich mag die
Rasterung. Was ich gar nicht mag, sind Schraubgrifffe mit harten Kanten.
FREERIDEMEGATEST PREISKLASSE BIS 2 600 EURO
Schweres Gerät
BERGAMONT >EVO. BIG AIR 1
HERSTELLERANGABEN
Mit dem „Big Air“ richtet sich Bergamont an den Freeride-Nachwuchs, denn es ist günstig und scheint gegen jeden Missbrauch
gewappnet zu sein. Die massiven Verstärkungsbleche am 1.5-Zoll-Steuerrohr machen Mut, die Bremse zu lösen und richtig Gas
zu geben. Bei der Geometrie gelang Bergamont eine gute Mischung aus Wendigkeit und Laufruhe – man sitzt schön zentral.
Das gebogene Oberrohr sorgt für Beinfreiheit und der niedrige Schwerpunkt macht das „Big Air“ trotz hohem Gewicht noch
überraschend verspielt und wendig. Mit je 170 Millimeter vorne und hinten muss
man vor keinem Drop zurückschrecken, auch auf schnellen
Downhills kann man im groben Gerümpel ruhig bleiben. Das
Bergamont liegt satt auf. Nur Manitous „Stance“ wünscht
man sich weniger zäh. Dieses Manko gleichen die wuchtigen
2,5er-Downhillreifen aus, so dass die Downhill-Performance
nicht zu stark leidet. Das im Bikepark und auf Downhill-Strecken
willkommene Panzer-Feeling kehrt sich beim Trailfahren und besonders bergauf zum Nachteil. Das kostet Punkte in der Gesamtwertung. Wem das egal ist, der findet einen
günstigen, optisch sehr ansprechenden
Bikepark-Freerider. Der Kompontenten-Mix ist stimmig. Nette Details:
die variablen Ausfall-Enden und
der surrende Freilauf.
FAZIT: Tolle Optik, stimmige
Ausstattung und günstiger
Preis. Das „Big Air“ hechelt
nach Bikepark und DownhillBrettern. Wer einen Tourer
sucht, wird nicht fündig.
Das „Big Air“ zeigt: ein
Freerider kann preiswert
sein und doch sexy aussehen.
VERTRIEB
MATERIAL/GRÖSSEN
PREIS
Cannondale, Tel. 0031/541/57 35 80
www.cannondale.com
Alu/S,M,L
2 399 Euro
MESSDATEN
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
HINTERBAUSYSTEM
16,3 Kilo
66°/71,3°
60 mm/588 mm
1 118 mm/390 mm
170 mm/150,170 mm
Eingelenker
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER
Manitou Sherman 130-170 mm/Fox Vanilla R
KURBELN/SCHALTUNG
FSA Isis Drive/Sram X-7/SX-4
BREMSANLAGE
Magura Julie
LAUFRÄDER
Formula-Naben, Sun Rims Single Track-Felgen,
ICR Freedom Cross 2,5-Reifen
EINSATZBEREICH
SINGLETRAIL
BIKEPARK
Tuning-Tipp: Für volle DHPerformance bissige Bremse
montieren.
DOWNHILL
8
Freeride
breiter Einsatzbereich, Wendigkeit, Absenkbarkeit der Gabel
schwache Bremse, Billig-Schalthebel
FREERIDE 1/06
42
MATERIAL/GRÖSSEN
PREIS
Bergamont GmbH, Tel. 040/432 84 30
www.bergamont.de
Alu/M,L
1 749 Euro
MESSDATEN
19,3 Kilo
68,5°/71,1°
50 mm/574 mm
1 106 mm/360 mm
170 mm/170 mm
Eingelenker
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER
Manitou Stance Blunt/Manitou Metel RPA
KURBELN/SCHALTUNG
Truvativ Ruktion Rock G/Shimano XT/Saint
BREMSANLAGE
Hayes Sole
LAUFRÄDER
Tattoo FR Pro-Naben, Sun Rims Single Track-Felgen,
Maxxis High Roller 2,5-Reifen
EINSATZBEREICH
SINGLETRAIL
BIKEPARK
DOWNHILL
Tuning-Tipp: Leichte Reifen
für Singletrailfahrten.
8
Freeride
Preis, Robustheit, Optik
Bremse für harte Downhills zu schwach, Gabel
Verspielter Ami
CANNONDALE >GEMINI 600
HERSTELLERANGABEN
VERTRIEB
Schon in der ersten Auflage 2002 zeigte das „Gemini“, wofür es gemacht ist: zum Spaß haben. Es ist wendig und verspielt,
kippt flink von einem Turn in den nächsten und zirkelt durch kurvige Singletrails. Im wuchtigen 1.5-Zoll-Steuerrohr steckt noch
eine verstellbare Sherman-Gabel. Sie lässt sich von 170 auf 130 Millimeter absenken. Für Freerider, die in den Bergen ihre
Trails gerne selber suchen, ist das eine angenehme Aufstiegshilfe. Die sonstige Ausstattung kann mit der Konkurrenz nicht
ganz mithalten. Der Magura Julie-Bremse fehlt es an Bissigkeit,
die Handkräfte sind hoch und bei den langen Downhills in
Bozen bemerkten die Tester unangenehmes Fading. Auch
bei den langen Plastikschalthebeln fürchtet man, sie könnten
beim ersten Sturz wegbröseln. Das passt nicht zur coolen Optik
des Rahmens: schwarzer Glanzschriftzug auf mattem Lack. Auch
mit harten Downhills und schnellem Tempo kam das „Gemini“
zurecht, obwohl es sicher nicht die Paradedisziplin des wendigen
Bikes ist – man merkt das hohe Tretlager. Den
verstellbaren Hinterbau fuhren wir in der
170er-Position und waren zufrieden
und doch wirkte er nicht so steif
wie andere Bikes im Testfeld.
Angenehm: die Sattelstütze
lässt sich komplett im Sitzrohr versenken.
FAZIT: Das „Gemini“ gefällt Freeridern, die ein
wendiges, verspieltes Bike
mit großem Einsatzbereich
suchen.
10
Freeride
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.
Auch nach vier Jahren
erweist sich der aktuelle
„Gemini“-Rahmen als gute Plattform
für einen spaßigen Freerider.
Freeride Light
CANYON >TORQUE 3
HERSTELLERANGABEN
VERTRIEB
Canyon Bicycles GmbH, Tel. 0261/404 00 10
www.canyon.com
MATERIAL/GRÖSSEN
Alu/S,M,L,XL
PREIS
2 599 Euro
MESSDATEN
15,3 Kilo
67,4°/67,5°
75 mm/589 mm
1 119 mm/350 mm
160 mm/152mm
Viergelenker
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER
KURBELN/SCHALTUNG
BREMSANLAGE
LAUFRÄDER
Fox 36 Van RC2/Fox DHX Air 5.0
Shimano XT/Sram X.0
Avid Juicy Seven
DT Swiss 340-Naben, DT Swiss FR 6.1-Felgen,
Schwalbe Big Betty 2,4-Reifen
EINSATZBEREICH
SINGLETRAIL
BIKEPARK
DOWNHILL
Tuning-Tipp: Stummelvorbau
ausprobieren.
7
Freeride
Top-Ausstattung, Gewicht, Bergauf-Performance, Preis
etwas limitierter Hinterbau, Durchschlaggeräusch
Mit Spannung erwarteten wir Canyons neuen Leicht-Freerider. Schon auf der Eurobike bewunderten wir die tolle Optik mit den
kantigen Rohren, die ein bisschen an das Specialized „SX“ erinnert. Konstrukteur Lutz Scheffer hat den „Torque“-Rahmen entworfen. Er wollte einen Freerider bauen, der sich nicht als reine Abfahrtsmaschine versteht, sondern voll tourentauglich ist. Das
ist in unseren Augen gelungen. Dafür sorgt schon das Gewicht von 15,3 Kilo. Checkt
man die Ausstattung, wundert man sich über den Preis.
Nur was gut und teuer ist, verbaute Canyon an seinem
Freerider: z.B. Sram „X.0“-Schaltung, DT-Swiss-Laufräder,
Fox 36er-Gabel und Top-Dämpfer. Das „Torque“ zeigte
sich für den groß wirkenden Rahmen mit langem Oberrohr erstaunlich wendig. Den Hinterbau muss man sorgfältig abstimmen. Ein Drittel Sag oder mehr darf man
nicht fahren. Dadurch wirkt das Heck straff und fühlt
sich nicht nach 165 Millimetern an. Bergauf
bringt das Vorteile, im Bikepark oder
bei Downhills wünscht man
sich einen soften Hinterbau
mit Progression, denn bei
weichem Set-up schlägt
der Dämpfer unangenehm hart durch.
FAZIT: Die Stärken
des leichten CanyonFreeriders sind
kurvige Singletrails
und Touren.
FREERIDE-TESTER ROBERT JAUCH (24)
„ICH WILL EIN BIKE,
MIT DEM ICH ALLES MACHEN KANN!“
Auf welche Punkte achtest du bei deinem Bike?
Ich will ein Freeride-Bike, mit dem ich alles machen kann.
Es muss stabil sein, sich also hart fahren lassen und auch
Stürze wegstecken können. Es soll dabei aber auch spritzig und agil sein. Die neue Freeride-Generation kann das.
Ich mag gerne ein längeres Oberrohr mit einem kurzen
Vorbau und einen recht kurzen Hinterbau.
Wieviel Federweg brauchst du?
Ich glaube, dass der Trend wieder zu etwas weniger
Federweg geht und eher zu technischerem Fahren als
knallhartem Bergab-Bügeln. Sicher bringen 200 Millimeter und mehr beim Downhillen eine enorme Laufruhe.
Ich brauche nicht mehr als 180. Ich will dafür lieber ein
Bike, dass sich spielerisch handhaben lässt.
Wie justierst du dein Fahrwerk?
Ich spring gerne und viel, daher ist mir Progression sehr
wichtig. Anfangs also sehr sensibel, dann dürfen Gabel
und Dämpfer den Federweg nicht zu schnell rausrücken,
sonst schlägt’s durch oder sackt weg. Tendenziell mag
ich es lieber straffer und langsamer.
Am Top-Ergebnis
vorbei: Mit potentem
Hinterbau hätte das Canyon
Spitzen-Noten erzielt.
FREERIDEMEGATEST PREISKLASSE BIS 2 600 EURO
Volltreffer
FUSION >WHIPLASH PROMO LINE
HERSTELLERANGABEN
Das „Whiplash“ von Fusion wirkt wie das Schweizermesser in der Hosentasche: vielfach bewährt, handlich und jeder Situation
gewachsen. Seit Jahren wendet Konstrukteur Bodo Probst seine „Float-Link“-Hinterbaukonstruktion konsequent an, und das ist
gut so. Bergauf bleibt der Hinterbau angenehm ruhig. Bei der ersten Sitzprobe mag sich das Heck etwas straff anfühlen, doch
auf dem Trail stellt sich raus: genau richtig. Trotz Spar-Dämpfer arbeitet das Fahrwerk beim Trailfahren effektiv und sensibel,
schlägt aber auch bei großen Drops nicht durch. Kommentar eines
Testers: „Ansprechverhalten und Progression – ein Traum!“
Das Fusion lässt sich für Dirtjumps und im Singletrail gut
beschleunigen, zeigt sich wendig und verspielt und gleichzeitig den Herausforderungen einer derben Downhill-Strecke
gewachsen. Enttäuscht waren wir von Manitous „Stance“. Anfangs
arbeitete sie noch sensibel, ruckte und stockte aber im Testverlauf und sprach am Ende nur noch bei dicken Schlägen an. Laut
Hersteller soll das Problem durch eine Verchromung
der Tauchrohre behoben werden. Die Ausstattung erwies sich als durchdacht.
Schade: die schaltbare „E 13“-Kettenführung gab’s nur am Testbike, in der Serie fehlt sie.
VERTRIEB
MATERIAL/GRÖSSEN
PREIS
Fusion GmbH, Tel. 06106/20 66
www.fusion-bikes.de
Alu/S-M(43 cm),L-XL(47 cm)
2 490 Euro
MESSDATEN
16,8 Kilo
67,3°/55,8°
60 mm/573 mm
1 131 mm/370 mm
77 mm/180-210mm
Floatlink
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER
KURBELN/SCHALTUNG
BREMSANLAGE
LAUFRÄDER
Manitou Stance Blunt/Manitou Metel RP
Truvativ Firex/Shimano XT/Sram
Hayes HFX9
Fusion-Naben, Sunrims Single Track-Felgen,
Schwalbe Fat Albert 2,35-Reifen
EINSATZBEREICH
SINGLETRAIL
BIKEPARK
DOWNHILL
Tuning-Tipp: Weichere
FAZIT: Ein Spaßbike mit
enorm breiten Einsatzbereich: von Tour bis
Downhill. In seinem Preissegment war das Whiplash
die erste Wahl der Tester.
Gelungenes Rezept: So
wie das Whiplash muss
ein Freerider sein.
Griffgummis, schaltbare
Kettenführung (in Serie nicht
verbaut), Downhill-Reifen für den
Bikepark.
10
Freeride
Geometrie, breiter Einsatzbereich, Hinterbau
zähe Gabel
TIPP
Hans Rey lässt grüssen
GT >I-DRIVE 7
HERSTELLERANGABEN
VERTRIEB
MATERIAL/GRÖSSEN
PREIS
MESSDATEN
17,8 Kilo
68°/60°
60 mm/581 mm
1 098 mm/365 mm
150 mm/180 mm
I-Drive- Eingelenker
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER
KURBELN/SCHALTUNG
BREMSANLAGE
LAUFRÄDER
GT Deutschland, Tel. 08331/75 10
www.gt-deutschland.de
Alu/M,L
1 999 Euro
Manitou Stance Blunt/Fox Vanilla R
Truvativ Ruktion/Sram X-7
Hayes Soul
No-name-Naben, Alex DP-20-Felgen,
Tioga Blue Dragon 2,3 (vo) 2,1 (hi)-Reifen
EINSATZBEREICH
SINGLETRAIL
BIKEPARK
Tuning-Tipp: Noch weichere
Feder montieren, fettere Reifen
für harten Einsatz, größere
Scheibe vorne für mehr Bremskraft.
DOWNHILL
6
Freeride
Wendigkeit, Hinterbau-Steckachse „Maxle“
stockende Gabel, limitierter Hinterbau, kleine Scheibe vorne
FREERIDE 1/06
44
Schon auf den ersten Metern wird klar, warum Hans „No way“ Rey dieses Modell für technische Alpentrails wählt. Ähnlich wie
beim Cannondale liegt die Stärke des GT in seiner Wendigkeit. Es lässt sich in enge Kurven drücken oder auf Spitzkehren auf
kleinstem Raum wenden. Das unterstützt der recht steile Lenkwinkel. Diese Spritzigkeit widerspricht dem optischen Eindruck. Der eigenwillige
Rahmen wirkt eher massiv und gefällt nicht jedem. Zuerst
bekamen wir das GT mit einer zu harten Feder, doch auch mit
einer weicheren fühlt sich der Hinterbau nicht nach 180 Millimetern
an. Bei viel Speed auf Downhillstrecken mit groben Schlägen und
Stufen stößt das GT an Grenzen, wirkt weniger sicher und muss
andere Bikes im Testfeld vorbeiziehen lassen. Auch im GT konnte
die Manitou „Stance“ nicht voll überzeugen, sie stotterte bei hohen
Geschwindigkeiten. Der Eingelenkshinterbau verhärtet beim Bremsen und Stehen auf den
Pedalen spürbar. Bergauf limitiert
die Sattelstütze die Performance
des GT. Will man sie bergab versenken, muss man sie zu sehr
kürzen. Schade.
FAZIT: Hohe Drops und
Downhill-Prügeleien sind
nicht die Stärken des GT
„I-Drive“. Es mag technisch
verwinkelte Trails – wie
Teamrider Hans Rey.
10
Freeride
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.
GT hält am „I-Drive“-System fest.
Das beschert eine recht eigenwillige
Optik, die polarisiert.
Silberpfeil
KRAFTSTOFF >F2
HERSTELLERANGABEN
VERTRIEB
MATERIAL/GRÖSSEN
PREIS
Kraftstoff, Tel. 0043/5572/37 20 18
www.kraftstoff-bikes.com
Alu/S,M,L
1 895 Euro
MESSDATEN
16,4 Kilo
68,6°/73,4°
60 mm/561 mm
1 101 mm/375 mm
150 mm/150 mm
Viergelenker
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER
Marzocchi Drop-Off 1/X-Fusion Glyde RL
KURBELN/SCHALTUNG
Shimano Hone/Shimano LX/Hone
BREMSANLAGE
Shimano Hone/LX
LAUFRÄDER
Shimano Hone-Naben, Rodi Wheels FR-Felgen,
Tioga 2,3-Reifen
EINSATZBEREICH
SINGLETRAIL
BIKEPARK
Tuning-Tipp: Fettere Reifen
mit mehr Grip erhöhen die
DH-Performance, ein steilerer
Vorbau mit gekröpftem Lenker
hebt die Front.
DOWNHILL
6
Freeride
tolle Optik
Front zu tief, limitierter Einsatzbereich, Geometrie, Dämpfer
Kraftstoff ist eine junge österreichische Bikemarke, die spannende Angebote ausgetüftelt hat. So kann der Kunde aus dreißig
verschiedenen Lackierungen wählen. Da die Bikes in Österreich hergestellt werden, reagiert der Hersteller gerne auf Kundenwünsche. Das gilt auch für die Ausstattung im Baukasten-System. Ganz eigen und edel
wirkt der ins Unterrohr geprägte Schriftzug. Optisch
reizvoll: die roten Speichen. Überhaupt wirkt das
Kraftstoll durchgestylt und hochwertig. Das getestete „F2“ versteht sich als Freeride-Allrounder und ist
daher nicht allzu üppig mit Federweg ausgestattet: 150 Millimeter im Heck, 150 aus Marzocchis absenkbarer „Drop Off 1“Gabel. Auffällig: Das Bike baut vorne sehr niedrig mit steilem
Lenkwinkel. Daran muss man sich gewöhnen. Besonders,
wenn der Trail in die Falllinie biegt und
das Tempo zunimmt. In steilem
Gefälle konnte es daher nicht
überzeugen. Auch im Bikepark ist das „F2“ überfordert, erst im Trail
beginnt es sich wohl
zu fühlen.
FAZIT: Das „F2“
ist eher Trailbike
als Freerider. Bei
Downhills und im
Bikepark stößt es an
seine Grenzen.
Kraftstoff bietet seine Bikes in
mehreren Ausstattungen und 30
verschiedenen Lackierungen. Alles
handgemacht aus Österreich.
FREERIDE 01/06
45
FREERIDEMEGATEST PREISKLASSE BIS 2 600 EURO
Bikepark only!
KONA >STINKY
HERSTELLERANGABEN
Kona rüstet sein „Stinky“ als einziges Bike im Test mit Doppelbrückengabel aus. Das verleiht ihm einen wuchtige Optik und
macht es nicht gerade zum Parade-Gerät für New-Schooler. Dennoch machen eine handliche Geometrie und das tief runtergezogenen Oberrohr das „Stinky“ ausgesprochen flink. Lebendig kurvt es mit tiefem Schwerpunkt durch den Trail. Die Sitzposition
ist aufrecht und gedrängt; die hohe Front benötig daher bei Drops nur wenig Zug. Das Bike fällt in Größe M recht klein und kurz
aus. Tipp: eine Nummer größer kaufen. Nachdem wir die zu harte Feder ersetzt
hatten, fühlte sich der Hinterbau wunderbar soft an. Ideal,
wenn’s ruppig bergab geht. Das Fahrwerk harmoniert:
satter Federweg mit der genau richtigen Progression im
Heck. Selbst bei 40 Prozent Sag muss man keine Durchschläge befürchten. Obwohl sich an Marzocchis 170er nicht
einmal die Zugstufe per Rädchen verstellen lässt, spricht sie
sensibel an und macht einen besseren Eindruck als Manitous
„Stance“. Bergauf zeigt sich der Hinterbau erfreulich wippfrei und dennoch bleibt das Kona hier mit
dem kurzen Oberrohr und der hohen
Front schnell auf der Strecke.
Doch das schmucke Teil fühlt
sich ohnehin im Bikepark am
wohlsten.
FAZIT: Handlich und mit
potentem Fahrwerk
ausgerüstet, ist das Kona
wie für den Bikepark
gemacht. Tipp: auch
kleine Fahrer sollten den
Rahmen in L probieren.
An das Kona gehört
eine Kettenführung, denn
bergauf nimmt man mit diesem
Bike ohnehin besser die Gondel.
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
HINTERBAUSYSTEM
17,6 Kilo
67,8°/69,1°
55 mm/589 mm
1 120 mm/375 mm
170 mm/150-180 mm
Viergelenker
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER
Manitou Stance Blunt 170/Manitou Metel RPA
KURBELN/SCHALTUNG
Shimano Hone/Shimano Hone/LX
BREMSANLAGE
Shimano Deore
LAUFRÄDER
Shimano Saint/Hone-Naben, Mavic XM 321-Felgen,
Schwalbe Fat Albert 2,35-Reifen
EINSATZBEREICH
SINGLETRAIL
BIKEPARK
Tuning-Tipp: Für Felsentrails
pannensichere Reifen montieren.
DOWNHILL
8
Freeride
Geometrie, breiter Einsatzbereich, Schaltwerksschutz
Gabel
FREERIDE 1/06
46
MATERIAL/GRÖSSEN
PREIS
Kona Europe, Tel. 07143/96 33 85
www.konaworld.com
Alu/S-XXL
2 099 Euro
MESSDATEN
18,6 Kilo
66,5°/73,5°
60 mm/543 mm
1 123 mm/365 mm
170 mm/178 mm
abgestützer Eingelenker
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER
Marzocchi Drop-Off Triple 170/Fox DHX 3.0
KURBELN/SCHALTUNG Truvativ Hussefelt Howitzer/Shimano Deore/LX
BREMSANLAGE
Hayes HFX9
LAUFRÄDER
No name-Naben, Sun Rims S-Type-Felgen,
Maxxis Minion DH 2,5-Reifen
EINSATZBEREICH
SINGLETRAIL
BIKEPARK
DOWNHILL
Tuning-Tipp: Eine Kettenfüh-
rung ist bei diesem Bike wirklich
sinnvoll.
8
Freeride
Optik, Hinterbau, tiefer Schwerpunkt
Ausschnalzen der Gabel
Allrounder
KTM >CALIBER 38
HERSTELLERANGABEN
VERTRIEB
KTM-Fahrrad GmbH, Tel. 0043/7742/409 10
www.ktm-bikes.at
MATERIAL/GRÖSSEN
Alu/S (43cm), L (48cm)
PREIS
1 999 Euro
MESSDATEN
VERTRIEB
„Caliber 38“ nennt sich der brandneue Freerider von KTM, erstmals auf der Eurobike 05 vorgestellt. Mit zwei Viergelenk-Modellen will KTM den Freeridemarkt erobern, daher legten die Konstrukteure besonderen Wert auf Robustheit, Stabilität und ein
leistungsfähiges Fahrwerk. Obwohl der Rahmen mit seinen wuchtigen Kantrohren, das 1.5-Zoll-Steuerrohr und die Kettenstreben
in Motocross-Optik genau den Zeitgeist treffen, fällt das KTM erst auf den zweiten Blick auf. Vielleicht liegt’s am Mausgrau. An
der Performance wird es sicher nicht liegen, denn damit prägt sich
der österreichische Offroader ins Gedächtnis. Beim „Caliber 38“
gelingt die Mischung aus Laufruhe und Lebendigkeit, die man
sich bei einem Freerider dieser Kategorie wünscht. Bergab liegt
er gut in der Spur, und das obwohl der Lenkwinkel nicht besonders
flach ist. Ähnlich wie beim Cannondale kann man den Dämpfer mit
weniger Hub fahren. Wir bevorzugten die Position mit 180 Millimetern Federweg im Heck. Als eines der wenigen Bikes im Testfeld
ist das KTM mit drei Kettenblättern ausgerüstet.
Das Sitzrohr ist durchgehend, so lässt sich
die Sattelstütze weit genug ausfahren
und absenken. Dadurch wird das
KTM zwar keine Bergziege, denn
es wiegt satte 17,6 Kilo, doch
tourenfähig wird es allemal.
FAZIT: Guter Start – das
KTM zeigt kaum Schwächen. Ob Tricks, Park,
Downhill oder FreerideTouren.
10
Freeride
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.
Feierte Premiere auf
der Eurobike: Das „Caliber
38“ soll die neue Generation
Freerider verkörpern.
Spieltrieb: Es geht nicht drum, nur schnell von A nach B zu
kommen. Freerider sollen für Spielereien taugen. Das funktioniert
nur mit ausgewogener Geometrie und potentem Fahrwerk.
FREERIDE 1/06
47
FREERIDEMEGATEST PREISKLASSE BIS 2 600 EURO
Bei Stunts wie diesem Drop in Hindelang zeigt sich, ob das Bike auch für Gröberes taugt.
GroSSes Kaliber
SCOTT >NITROUS 20
Das „Nitrous“ überrascht. Letztes Jahr noch ein leichter Freerider, erinnert jetzt nur noch die Silhouette an das Vorjahresmodell. Nun späht man unwillkürlich nach dem Motor – das Scott wirkt robust wie ein Motocrosser. Einerseits ist das cool und
man will rufen: Wo ist der fieseste Drop? Andererseits grenzen 19 Kilo den Einsatz stark ein. Aus dem ehemaligen Allrounder
wurde ein massives Gerät für Downhills und andere Missionen nahe der Falllinie. Auf dem Trail wird man damit nicht glücklich,
denn das große Kaliber saugt die Kraft aus den Muskeln, will ständig beschleunigt werden (auch die Reifen rollen sehr zäh).
Das Fahrwerk liegt satt auf und hat viel Potential (195 Millimeter). Das schafft Vertrauen und man wünscht sich regelrecht
fette Brocken vor die Laufräder. Der Eingelenkshinterbau
fühlt sich angenehm weich an, die Federung könnte etwas
progressiver sein. Einige Durchschläge musste das Scott einstecken. Vorne gibt’s massig Federweg durch die 190er-Marzocchi.
Dadurch baut die Front des Bike hoch und wirkt leicht stelzig. Auf
den verblockten Gerölltrails in Bozen fühlte sich das Scott am
wohlsten. Nur beim Anbremsen verhärtete der Hinterbau und
das Bike wurde etwas unruhig. Optisch liegt
das „Nitrous“ aber weit vorne: Der
steife hydrogeformte Rahmen
wirkt hochwertig und für die
Ewigkeit gebaut.
HERSTELLERANGABEN
VERTRIEB
MATERIAL/GRÖSSEN
PREIS
Scott Deutschland, Tel. 08131/312 60
www.scottusa.com
Alu/S,M,L
2 600 Euro
MESSDATEN
19,1 Kilo
65,7°/70,3°
60 mm/582 mm
1 152 mm/365 mm
190 mm/195 mm
Eingelenker
GEWICHT OHNE PEDALE
LENK-/SITZROHRWINKEL
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
FEDERWEG VO./HI.
HINTERBAUSYSTEM
AUSSTATTUNG
GABEL/DÄMPFER
KURBELN/SCHALTUNG
BREMSANLAGE
LAUFRÄDER
Marzocchi Bomber 66 VF2 LT/Fox DhX 3.0
Truvativ Ruktion/Shimano Deore/XT
Hayes HFX9
Scott-Naben, Sun Rims Single Track-Felgen,
Scott Charger FR/DH 2,5-Reifen
EINSATZBEREICH
SINGLETRAIL
BIKEPARK
DOWNHILL
Tuning-Tipp: Kettenführung
Coole Optik: das Scott
mit seinen Kantrohren
wirkt aufgeräumt, hochwertig
und unkaputtbar.
FREERIDE 1/06
48
FAZIT: Robuster Freerider mit ordenlich Hub
für Bergabmissionen. Für
die Singletrail-Jagd hat
Scott andere Waffen im
Programm.
montieren, Reifen tauschen:
sie scheinen selbst bergab zu
bremsen (zu weich).
steifer Rahmen, Fahrwerk
Reifen, Gewicht, fehlende Spritzigkeit
10
Freeride
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.
7
Freeride