2002 - Anlage - Heilige Dreifaltigkeit

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2002 - Anlage - Heilige Dreifaltigkeit
Tagebuch
der
Operation Russland
09.09.2002 – 16.09.2002
Parole:
"wqÎnpej{i`~ omgeqi`"
Montag, 09.September. 2002 – Der erste Tag
Heute soll nun die Gemeindefahrt nach Russland (Moskau / Saratov) los
gehen. Die 12 Brandenburger Teilnehmer der Reisegruppe trafen sich am
Hauptbahnhof, um mit dem Regionalexpress den Flughafen BerlinSchönefeld zu erreichen.
Da auch Nowotny´s pünktlich waren, konnte die Reise mit dem RE 38071
um 6.59 Uhr planmäßig beginnen. Susanna erwarb sich erste Verdienste,
indem sie für alle Fahrkarten kaufte und sie dann mit “Gewinn” weiter
veräußerte.
Die Bahnfahrt verlief kurzweilig, einmal umsteigen in Berlin-Ostbahnhof
inbegriffen.
Auf dem Flughafen gesellten sich dann auch die Freunde aus
Lehnin/Schenkenberg dazu, so dass die Reisegruppe nun komplett war.
Das Einchecken ging ohne Probleme über die Bühne. Aeroflot spendierte uns
eine Boing 737, was einen gewissen
Reisekomfort garantierte, zu dem auch eine
adäquate Versorgung gehörte. Der Flug selbst
verlief ziemlich ruhig. Nach ca. 2 ½ Stunden
Flug landeten wir wegen des Zeitunterschiedes
gegen
14.15
Uhr
Ortszeit
auf
dem
internationalen Flughafen Scheremetjewo II in
Moskau. Im Gegensatz zu Schönefeld dauerten
die Pass- und Zollformalitäten deutlich länger.
Aber irgendwann hatte auch der letzte diese Prozedur unbeschadet
überstanden.
Jenseits der Sperren erwarteten uns schon Marcus und unsere Reiseleiterin
für Moskau “Ljuba”. Diese hatte auch einen passablen Bus mitgebracht und
so konnte der Transfer Richtung Hotel durch den dichten Moskauer Verkehr
in Angriff genommen werden.
Übrigens, vom vielzitierten Smog wegen der Schwelbrände im Süden
Moskau´s war so gut wie nichts zu spüren.
Im Hotel Rossija wurde uns beschieden, dass wir im sogenannten Nordflügel
wohnen würden.
Die Formalitäten erledigte Ljuba für uns, so
dass wir bald unsere Zimmer inspizieren
konnten. Sie verströmten den Charme der
50ger Jahre und sollten noch des öfteren
Streitgegenstand
sein.
Immer
im
Zusammenhang mit der Frage: Stehen uns
nun renovierte Zimmer zu oder nicht?
Ansonsten liegt das Hotel strategisch sehr
günstig, mitten im Herzen Moskau´s und
unweit des Kremls.
1
Da für diesen Tag kein offizielles Programm vorgesehen war, entschlossen
wir uns spontan zu einer abendlichen Erkundungstour der näheren
Umgebung. Marcus führte uns durch einen belebten Park und
anschließende Stadtviertel zur Kirche St. Ludwig. Sie ist die einzige
katholische Kirche in Moskau, die während
der Sowjetzeit nicht geschlossen oder zweckentfremdet genutzt wurde. Dieses Privileg
verdankt sie den französischen Diplomaten
in Moskau, die darauf bestanden, ihren
Glauben auch in der Ferne praktizieren zu
können. Die Kirche liegt mitten im Quartier
Ljubljanka, dem Zentrum des ehemaligen
KGB. Sie ist ein klassischer Schinkelbau,
frisch
renovi ert
und
macht
einen
freundlichen Eindruck. Wir nutzen die Möglichkeit und nehmen an der
Abendmesse teil. 35 Minuten einschließlich Predigt; das ist Spitze!
Auf dem Rückweg landen wir in einer Szenekneipe „Yama“. Obwohl es auch
Paulaner gibt, entscheiden wir uns für das einheimische Bier „Klinskoje
Golden“, dass uns sehr gut mundet.
Das Essen ist schmackhaft und
preiswert und der eine oder die
andere gönnt sich auch noch einen
Wodka zur Verdauung.
So gestärkt bummeln wir durch das
nächtliche Moskau unserem Hotel
entgegen. Ein Tag voller Eindrücke
neigt sich dem Ende zu. Die meisten
freuen sich auf ihr Bett und nur die
ganz harten fahren noch in die 21.
Etage, um neben dem herrlichen
Blick über das nächtliche Moskau auch noch das eine oder andere Klinskoje
Golden zu genießen.
Herbert Nowotny
2
Dienstag, 10. September
Nach der ersten Nacht in zweien der 6000 Betten, gebaut für die 5
Jahresparteitage des Obersten Sowjets, und einer Dusche in der Badewanne
aus der Erbauerzeit (1966), knurrte uns der Magen.
Unser erstes Frühstück begann gegen 8.00 Uhr mit Meldung beim Feldwebel
unter Vorlage der Hotelkarte. Das Buffet entsprach unseren Vorstellungen
eines europäisch russischen Angebots, wobei sich unter den Gerüchen der
Fisch durchsetzte.
Um 9.30 Uhr waren alle pünktlich vor dem Hotel am Bus. Frau Ljuba
informierte als erstes über das Kulturangebot des 1. Staatszirkus und des
Bolschoitheaters. Der Zirkus war wegen Bauarbeiten geschlossen und im
Bolschoi steht Ballett Schwanensee im Programm. Es fanden sich immerhin
noch sechs Freiwillige (oder Begeisterte?!) das Ballett zu ertragen. Innerhalb
von Minuten stand der Kartenverkäufer im Bus und machte den Abend klar.
Abfahrt. Das Hotel steht gegenüber der orthodoxen St. Georgskirche aus
dem 12. Jahrhundert. 1. Sehenswürdigkeit und es sollten noch viele viele
viele ... folgen.
Wir fahren entlang der Moskwa zum ersten TOP
dem Kreml (dt. Burg, Festung). Der Eingang war
für uns ohne Taschen am Dreifaltigkeitsturm
einem von 5 Türmen in der 2200 Meter langen
Kremlmauer.
Der Weg im Kreml führte uns entlang an
unzähligen Beutekanonen aus dem Napoleonkrieg, einer riesen Matchokanone die nie Schoß,
zu einer Glocke aus besten Metallen die nie
läutete und der leider eine kleine Scherbe von 11t
herrausbrach. Von hieraus kamen wir zum
Kathedralenplatz
dem
ursprünglichem Roten
Platz (bis 1800). Wir
besichtigten die Krönungskirche der Zaren
"Maria-Verkündigungskathedrale"
und
die
"Erzengel-Michael-Kathedrale".
Frau Ljuba erklärte uns den Aufbau der
orthodoxen Kirchen. Der Gemeinderaum ist ohne
Sitzbänke ausgestattet und durch eine 5reihige
Ikonenwand vom Altarraum dem sogenannten
Paradies getrennt. Die mit viel Gold verzierte
Ikonenwand hat eine ebenso geschmückte
Altartür, durch die nur die Priester während des
Gottesdienstes Zugang zum Altarraum haben. Der Altarraum ist immer nach
Osten ausgerichtet und gegenüber am Ausgang ist die Geschichte der
Menschheit dargestellt. Rechts unten ist immer das Fegefeuer dargestellt.
Auffallend in orthodoxen Kirchen ist die komplette Ausmalung aller Flächen
bis in die Kuppel hinauf.
Und zufällig traf Markus N. im kleinen Dorf Moskau einen bekannten
Priester der lange Zeit in Indien lebte.
Vorbei an Zarenresidenz – Rüstkammer – Ausgangsturm – Alexandergarten.
3
Zum Mittagessen waren wir in einer unterirdischen Einkaufspassage mit
vielen schönen und auch sehr teuren Geschäften. Frau Ljuba zeigte uns eine
Imbisshalle verschiedener Nationen. Wir wählten die russische Küche (was
sonst!) und aßen und tranken sehr gut, für uns auch sehr preiswert. Für
Einheimische jedoch unerschwinglich. Wie kann der Raum in den Ferien
dann von Kindern überfüllt sein??? (lt. Frau Ljuba) Für Thomas K. und
Joachim S. die zweite Begegnung mit "russian beer".
13.30 Uhr weiter im Programm, ohne Toilettengang, da Bewachung durch
Uniformierten zwecks Reinigung. Über den Roten
Platz wo gegenüber vom Leninmausoleum das
traditionsreiche Kaufhaus GUM steht, gingen wir
zur Basilius-Kathedrale und dem Landeplatz von
Mathias Rust.
Am Hotel stiegen wir wieder in den Bus zur
Stadtrundfahrt (ca.14.45Uhr). Wir empfanden
erste Ermüdungserscheinungen und staunten
über die physischen
Kräfte
von
Oma
Weichert.
Alexej fuhr mit uns
über die Moskwa (sie ist 540 km lang wovon 80
km in Moskau verlaufen), wir halten am
bescheidenen Denkmal für Peter den Großen
(ca.90 Meter hoch und aus Bronze gegossen),
gegenüber gehen wir in einen Park mit vielen
Skulpturen
und
Denkmälern.
Besonders
beeindruckend war eine Figur von Stalin, hinter
der ein Berg von Köpfen aus Stein, eingesperrt
in einem Stacheldrahtverhau eines Gefangenenlagers, lag.
Weiter ging es entlang der Brauerei
„Harmonika“ und den Botschaftsgebäuden, die
aus dem 19.Jahrhundert stammen, zum
Jungfrauenkloster am Schwanensee.
Die Frauen traten in einem „anständigen“ Alter
in das Kloster ein. Wer mit 20-24 Jahren noch
nicht unter der Haube war, brauchte auch
nicht mehr zu suchen, da stand das Eintreten
ins Kloster fest. Dadurch war das Kloster auch
ein
gutes
politisches
Instrument,
um
intrigante
Herrscherinnen
ganz
legal
loszuwerden.
Wer oder was waren dort eigentlich Fotomotiv,
das Kloster im Hintergrund oder die sporttreibenden Soldaten im
Fordergrund?
Die Frauen im Kloster verschlossen, konnte der Zar zur Datsche fahren. Die
stand bis zu Stalins Zeiten auf dem Sperlingsberg. Von dort aus hat man
einen herrlichen Blick über Moskau, vorausgesetzt, es leuchtet der
sogenannte „italienische blaue Himmel“.
Unsere Aussicht von dort, war eher "russisch dunstig" als " italienisch blau",
aber dafür um so klarer über die 20 Souvenirstände alle mit dem gleichen
oder ähnlichen Angebot: russische Kleinkunst, russische Fliegeruhren,
4
etwas Krempel und Matrjoschkas! mit allen erdenklichen Gesichtern wie
Lehnin, Stalin, Putin, Georg W.Bush, Gorbatschow und auch Osama Bin
Laden ! - Ist das moderne Marktwirtschaft oder doch eine heimliche
Überzeugung?
Auf dem Rückweg durch Moskau sahen wir noch den Triumphbogen, erbaut
zum Gedenken an den Sieg über Napoleon, die Allunionsausstellung, den
Siegespark, errichtet anlässlich des Sieges im 2.Weltkrieg. ,dort befinden
sich 4 Kirchen für jede Weltreligion eine.
Wir fuhren entlang der Chruschtschow-Häuser, gebaut billiger als billig, die
Wohnungen kleiner als klein.
Ljuba erklärt uns, dass heute die Neureichen aus Sibirien und dem Norden
nach Moskau ziehen in kleine Wohngebiete mit eigener Struktur und
Umzäunung “Town in Town“. Die Neureichen sind bei den Moskauern nicht
gut angesehen, Angeber mit dicken Autos (wir sahen viele
Mercedesspitzenklassewagen) deren Fahrer einen rowdiehaften Ruf haben.
Wir überqueren einen ehemaligen Verteidigungsring nach dem anderen.
Immer, wenn die Stadt wuchs, wurde ein neuer Ring gezogen. Mit dem
Rückweg ins Hotel, noch vorbei am alten Medienzentrum der Olympiade
1980, endete unsere Rundfahrt durch die Stadt der 100 Hochschulen, 100
Theater, 100 Museen und der 100 Brücken.
Gerade so am Hotel angekommen,
bleiben noch 45 min Zeit für die
Bolschoi-Gänger zum Frischmachen,
Abendgala anlegen und mit knurrendem
Magen der Kultur entgegenzuschreiten.
Familie Meyer sucht eine Buchhandlung
auf
und
ersteht
ein
russisches
Eisenbahnbuch. Der Rest schlendert zu
einer einmaligen Moskwa-Dampferfahrt
(auch wenn die Schiffe mit Diesel fahren
laut Herrn Kliemank).
Nach dem Theater war endlich Abendessen
angesagt, bei dem es aber auch noch mal
Theater für alle gab. Der Kellner hatte uns wohl
die falsche Karte mit den richtigen Preisen
gebracht und versuchte nun die fehlenden
Rubel über "special tax", "10% Service" und
"Preis + Datum" wieder rein zu holen.
Nach einem langen, anstrengenden aber sehr
informativen Tag der Fakten, Fakten, Fakten
war Matratzenhorchdienst angesagt.
Thomas Grunwald & Markus Klauss
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Mittwoch, 11. September 2002
(bewölkt, ca. 10°C – 12°C, sehr windig)
Nach dem Frühstück erfolgte gegen 9.45 Uhr die Abfahrt zur Tretjakow –
Gemäldegalerie. Sie wurde von den Gebrüdern Tretjakow als private
Gemäldesammlung gegründet. Unsere Reiseleiterin erzählte uns nicht nur
wer der Maler jedes der Bilder ist, sondern auch wie die Bilder entstanden
sind und was auf ihnen zu sehen ist. Also zu jedem Bild eine Geschichte
und Geschichte dazu.
Dem ausgiebigen Durchgang schloss sich ein Mittagessen in einem kleinem
Lokal innerhalb der Galerie an. Verschiedene Gerichte wurden uns
angeboten, so z. B. Würstchen mit Kraut und Kartoffeln, Hühnchen, Lachs,
Nudelsuppe mit Pilzen, Pelmeni mit saurer Sahne, verschiedene Kuchen und
Torten und alle Arten Getränke. Anschließend spazierten wir zum Bus
zurück. Auf dem Weg sahen wir, wie so oft, herrenlose Hunde schlafend im
Park.
Weiter ging es gegen 14.00 Uhr zur Christus –
Erlöser – Kathedrale. Die Fahrt führte uns
teilweise an der Moskwa entlang. Dann sahen wir
die insgesamt fünf goldenen Kuppeln der Kirche.
Sie wurde innerhalb von vier Jahren für rund 500
Mill. $ völlig neu wieder aufgebaut. und hat eine
gesamte Wandfläche von 22000 m². Die Kirche ist
ein Kreuzkuppelbau altgriechischer Tradition.
Alles was golden aussieht, ist auch echtes Gold.
Eine Ikonenwand fungiert als Kapellenaltarwand.
Die Gesamtfläche des Altarwandbildes ist 250m².
Der Altarraum ist Christi Geburt gewidmet. Die
Kirche ist klimatisiert, die Belüftungsanlagen sind in den vier Evangelisten
integriert. Auf den Emporen befinden sich Seitenaltäre, die z. B. dem
heiligen Nikolaus bzw. dem heiligen Alexander geweiht sind. Die Figur in der
Kuppel ist mehr als 20m hoch. Die Hauptgottesdienste hält der Patriarch,
dabei ist die Geistlichkeit durch ein Abgrenzungsgitter von den Gläubigen
getrennt. Insgesamt können bis zu 10000 Gläubige Platz finden.
Als wir den Rundgang in der Kirche beendet hatten, ging es mit dem Aufzug
zur Plattform der vier Glocken-türme , von denen man einen Rundblick auf
Moskau
werfen
konnte.
Allerdings war es sehr kalt und
sehr windig.
Zurück zum Bus, ging es um
16.00 Uhr weiter zur katholischen Basilika. Rush hour:
achtspurig im Schritttempo,
vorbei am Zoo, den es seit 1830
gibt. Der erste Elefant kam im
16. Jahrhundert und war ein
Geschenk für Iwan IV.
6
Ankunft an der Basilika um 16.35 Uhr. Kurzes
Gebet und Gedenken der Opfer des Anschlages vom
11. September 2001 und Lied Nr. 639. Vor ihrer
Rückgabe beherbergte die Basilika auf fünf Etagen
kleine Gewerbe und Handwerksbetriebe.
Nach der Rückgabe wurde zunächst ein
Priesterseminar im Keller eingerichtet. Nach
Instandsetzung und Rekonstruktion konnte die
Einweihung 1999
gefeiert werden.
Für die Rückfahrt
zum
Hotel
war
wieder
Schritttempo angesagt, so
dass wir erst nach
18.00 Uhr eintrafen. Unsere Reiseleiterin
machte uns noch mal darauf aufmerksam,
das Gepäck und die Pässe morgen früh
nicht zu vergessen.
Dann ging es kurz auf die Zimmer und anschließend los zur katholischen
Kirche St. Ludwig. Der Weg dorthin war ja bekannt, so dass man in kleinen
Grüppchen dem Ziel zustrebte. Prompt fanden einige die Kirche erst nach
etlichen Irrungen und Wirrungen. Aber wie heißt es schon in der Bibel: Die
letzten werden die ersten sein und die ersten die letzten.
So fanden sich schließlich alle noch zu einem kurzen Fürbittengebet und
Lied Nr. 265 zusammen.
Danach ging es noch einmal in die sehr rustikale Gaststätte Yama zum
Abendessen.
Wieder im Hotel fuhren wir in die 21. Etage und genossen den Blick auf
Moskau bei Nacht.
Monika Nowotny & Susanna Weichert
7
Donnerstag, 12.September. 2002 – Der vierte Tag
Auf dem Programm für diesen Tag stehen die Fahrt nach Sergejew Possad
und der Weiterflug nach Saratow.
Wir stehen früher auf als sonst, 7.30 Uhr. Ein klarer Himmel und
Sonnenschein begrüßen uns.
Sergejew Possad ist das Hauptkloster Russlands und liegt ca. 80 km
nordöstlich von Moskau. Ljuba beschreibt auf der Fahrt ihre Stadt. Wir
fahren vorbei an der Allunionsausstellung mit dem Monument „Arbeiter und
Bäuerin“ von Vera Muchina von der Weltausstellung in Paris und vorbei an
Koroljow, dem ehemaligen Weltraumzentrum. Der Verkehr ist ziemlich heftig
und unser Busfahrer muss all sein Können aufbieten, um uns sicher zu
kutschieren.
Weiter draußen dominieren die alten
traditionellen russischen Holzhäuser. Nicht
alle
sind
gut
erhalten.
An
den
Straßenrändern werden immer wieder
Obst, Gemüse und Kartoffeln angeboten.
Und auch die Souvenirjäger kommen auf
ihre Kosten. An einem bunt bemalten Haus
bestand Gelegenheit, geschnitzte Figuren
und andere Andenken zu erwerben, was
auch weidlich genutzt wurde.
Außerhalb der Ortschaften fahren wir durch Wälder
mit Birken, Eichen, Eschen und Fichten. Ljuba erklärt
den Begriff Datscha, der von „dabatsch“ – geben
kommt und eine übereignete Sommerresidenz an die
Beamten des Zaren darstellt.
Weiter erzählt Ljuba die Legende des Heiligen
Bartolomäus / Sergios von Radonesch, dem Begründer
des Klosters in Sergejew Possad. Mittlerweile haben
wir das Dorf Radonesch erreicht und besuchen die
Kirche, die in der Sowjetzeit Lager und Werkstatt war,
jetzt aber wieder schön hergerichtet ist. An dieser
Stelle soll der kleine Bartolomäus, die folgenschwere
Begegnung mit den Mönch gehabt haben.
In Sergejew Possad, zur Sowjetzeit
Sagorsk, werden wir von bettelnden
Kindern empfangen. Schon von
weitem leuchten uns die bunten
Zwiebeltürme
der
Klosteranlage
entgegen.
Das
Kloster
wurde
nach
der
Oktoberrevolution geschlossen und
1946 wieder als Museum eröffnet.
Heute leben hier 300 Mönche. Auf
dem Weg zum Kloster, einer Stadt in
der Stadt, begegnen wir Händlern und
8
Bettlern, so wie wir sie von den Bildern von Surikow und Repin in der
Tretjakow-Galerie kennen. Im Kloster besichtigen wir 3 Kirchen und stehen
staunend und andächtig besonders in der „Winterkirche“ vor der herrlichen
Ikonostase, geschnitzt und vergoldet, die im Moskauer Barock europäische
und orientalische Stile verbindet.
Die Winterkirche ist unterkellert und mit einer Küche und einem großen
Speisesaal ausgestattet. Hier bekommen die Pilger eine warme Mahlzeit. Zur
Klosteranlage gehört auch noch ein Priesterseminar, dass jedoch nicht
besichtigt werden kann.
Im Bistro Minutka essen wir zu Mittag. Dann geht es zurück nach Moskau.
Eine Stunde haben wir Zeit in Moskau, um in der Alten Arbatstraße zu
bummeln, uns im Strom der Passanten treiben zu lassen und die Angebote
der Buden und Straßenkünstler zu betrachten.
Auf der Fahrt zum Flughafen Domodedowo sind die Straßen verstopft. Einige
Autofahrer benutzen den Gehweg, um schneller voranzukommen. Das
können wir natürlich nicht, sind aber dennoch pünktlich am Flughafen.
Der Flughafen Domodedowo ist neu, riesig und supermodern. Wir
verabschieden uns von Ljuba. Sie war uns eine kompetente, aufgeschlossene
und angenehme Reiseführerin.
Nun wartet die JAK42 schon auf uns.
Um 22.00 Uhr landen wir in Saratow.
Vom Flugzeug zur Abfertigungshalle geht
es mit einem Bus, vollgestopft mit den
Passagieren, der von einem Trecker
gezogen wird.
Nachdem das ratternde Laufband unsere
Koffer hergegeben hat, stehen wir auf
dem Vorplatz. 3 PKW´s der Gemeinde
bringen uns ins Hotel Slowakia.
Nach einer Stunde Einweisung hat jeder sein Zimmer.
Ein Tag voller Eindrücke und Erlebnisse liegt hinter uns.
Bodo Henke & Wolfgang Bluhm
9
Reisebericht Moskau/Saratow-Fahrt 9.9.-16.9.2002
5. Tag
Freitag der 13. - unser erster Tag in Saratow. Die Verwirrung beginnt mit
dem Frühstück. Wo befindet sich der
richtige Speisesaal im Hotel? Ein Teil
der
Gruppe
testet
das
Frühstücksbuffet
in
privater
Atmosphäre,
der
andere
den
Speisesaal mit warmem russischen
Frühstück. Nach dem ausgiebigem
Erfahrungsaustausch einigen wir
uns auf die Frühstücksvariante, die
dann auch vom Hotel vorgesehen ist.
Nach dem Frühstück laufen wir bei
schönstem Wetter zur katholischen
Kirche der St. Clemens-Gemeinde in Saratow.
Nach einer kurzen Andacht erzählte Kaplan Markus Nowotny aus der
Geschichte dieser Gemeinde, die vor etwa 10 Jahren wieder gegründet wurde
und vom Bau der Kirche und seinen
Aufgaben in der Gemeinde.
Die Kirche, die im Oktober 2000
nach mehrjähriger Bauzeit St. Peter
und Paul geweiht wurde, war als
Gemeindekirche geplant, da aber
Saratow nach einer Pause von ca.
150 Jahren wieder zum Bischofssitz
wurde, fungiert die Kirche nun auch
als Kathedrale der Diözese Saratow.
Etwa
100
Gemeindemitglieder
besuchen
regelmäßig
die
Sonntagsgottesdienste. Für uns erstaunlich ist die Tatsache, dass nur etwa
10% der Gemeindemitglieder getauft sind und davon auch nur wenige von
einem Priester.
Mit soviel geschichtlichem Wissen und Fakten ausgestattet, nutzten wir nun
die Gelegenheit, die Realität zu besichtigen. Zunächst die Kirche selbst und
das Gemeindehaus, dann die Haupteinkaufstraße von Saratow. Dabei zeigte
sich, dass Saratow den Vergleich mit anderen
europäischen Millionenstädten nicht scheuen
muss. Eine Fußgängerzone von etwa 2 Kilometer
Länge,
mit
unzähligen
Geschäften
und
Restaurants und einem riesigen Straßenmarkt.
Besonders interessant war der Bummel durch
die
Markthallen,
die
sich
in
einem
Jugendstilgebäude befinden. Hier werden
Fleisch, Käse, Obst und Gemüse auf offenen
Theken angeboten.
In der Mitte dieser Strasse steht noch die alte
katholische Kirche, die nach der Enteignung zu
einem Kino umgebaut wurde. Während die
Portalseite
zur
Hauptstrasse
hin
völlig
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umgestaltet wurde, sind im seitlichen Gebäudebereich von außen noch
Pfeiler und Fensternischen des Kirchenschiffes zu erkennen.
Der Kirche gegenüber liegen in einem Kellereingang die Räumlichkeiten, die
nach der Neugründung der Gemeinde bis zum Neubau der jetzigen Kirche
für die Feier der heiligen Messe genutzt wurden. Jetzt berät die Caritas in
diesen Räumen notleidende Bürger von Saratow.
Am Nachmittag besichtigten wir zunächst die orthodoxe Kirche in
unmittelbarer Nähe des Hotels. Die Kirche ist frisch restauriert und
beeindruckend sind die goldglänzenden Ikonen vor der hellblauen
Ausmalung.
Im Stadtmuseum, das wir anschließend besuchten, wird die Geschichte der
Stadt und der Region präsentiert. Eine Sonderausstellung ist der ehemaligen
Wolgadeutschen Republik der UdSSR und ihren Einwohnern gewidmet. Die
von Katharina II. 1764 im fruchtbaren Gebiet an der unteren Wolga
angesiedelten Deutschen brachten ihre Religion, ihre Sprache sowie Sitten
und Gebräuche mit und erhielten dies bis in die Neuzeit. So wurde im Jahr
1924 die Wolgadeutsche Republik mit der Hauptstadt Engels und 2/3
deutschstämmiger Bevölkerung gegründet. Nach dem deutschen Angriff auf
die Sowjetunion im Jahr 1941 wurden ca. 350000 Wolgadeutsche per Erlass
wegen angeblicher Spionage nach Sibirien und Kasachstan deportiert.
Obwohl 1964 die Rehabilitierung erfolgte wurde dennoch den meisten
ehemaligen Wolgadeutschen die Rückkehr an die Wolga verweigert.
Am Abend feierten wir die heilige
Messe
zusammen
mit
der
Gemeinde Saratow und bereiteten
danach
das
gemeinsame
Abendessen vor und verbrachten
einen gemütlicher Abend im
Gemeindehaus,
bei
dem
viel
gelacht und noch mehr gesungen
wurde.
Dorothea & Peter Maier
11
6. Tag, Samstag 14.09.2002
Trip durch die Taiga
Dieser Tag begann mit dem schönsten Sonnenaufgang über der Wolga!
Nach dem Frühstück ging es an den Start, in die Taiga.
Nach stundelangem Staub schlucken:
Kein Wasser, kein Pivo – nur Öl, wie bei Ewings – Oil (Dallas)
12
Das ist noch nicht Mekka, sondern ein
muslimischer Friedhof mitten in der
Einöde.
Reste des katholischen Friedhofs in der Nähe
der
Kolchose
„Sowjetskoje“,
früher
Marienthal.
Wir besuchten in den ehemaligen deutschen
Orten Marienthal, Rohleder und Herzog (bis
auf die Grundmauern zerstört) die Kirchen
der Wolgadeutschen, welche zu kommunistischen Zeiten als Werkhallen, Fabriken, Kinos o.ä. zweckentfremdet
wurden.
13
Nach einem kleinen Picknick ging es an die Überquerung eines Flusses
durch die Furt.
Das konnte so …
… oder so aussehen!
Die direkten Ortsverbindungsstraßen ähneln zumindest keiner deutschen
Bundesstraße!
Hier ist der ganze Mann gefragt!
Es bestand auch die Möglichkeit,
trockenen Fußes das Flüsschen
zu überqueren!
(Diese
Brücke
wäre
in
Deutschland
nicht
genehmigungsfähig!)
Damit war die Steppenrallay nach 5 und einer halben Stunde beendet und
es ging mit leicht beschädigter Maschine (Lada Niva mit defekter Kupplung)
nach Saratov zurück.
Dort hetzten wir zum Gottesdienst, der um 18.00 Uhr begann und in
Konzelebration mit Bischof Pickel, Pfarrer Rupprecht, Markus Nowotny,
Father Mikle und zwei weiteren Priestern aus Osnabrück gehalten wurde.
Nach dem Gottesdienst ging’s im Laufschritt an den Kai, wo schon der
Charter – Kahn „Wolga I“ auf uns wartete, der um 19.00 Uhr ablegen sollte.
Mit ca. 50 Leuten an Bord, wir hatten die kath. Gemeinde von Saratov
eingeladen, beschloss die schöne Mondscheinfahrt den Tag. (siehe weitere
Bilder)
14
Nach der staubigen Steppe, auf
den Wogen der Wolga, an Bord
der „Wolga I“, wurde die
„Deutsch Sowjetische Freundschaft“ (katholisch) gepflegt.
Man kann von den „Freunden“
zwar nicht siegen, doch singen
lernen.
Letzte Ölung nach
anstrengenden Tag!
einem
„Luja, sag i!“
oder auf russisch:
„Nastarowje“
Thomas Kliemank & Joachim Sommer
15
„Wol
Sonntag 15.09.2002
- Fahrt nach Marx Nach unserem alltäglichen Frühstück starten
wir verspätet mit vier mehr oder weniger
fahrtüchtigen PKW’s. Unser „Mechaniker vom
Dienst“ schaffte es leider nicht, den Bulli zum
Leben zu erwecken.
Dennoch erreichten wir pünktlich unseren ca.
60 km entfernten Zielort Marx. In der 1993
eingeweihten Christus König Kirche feierten
wir gemeinsam mit der ansässigen Gemeinde
den Gottesdienst. Diesen zelebrierten der
dortige Pfarrer Pater Stanislaw, Pfarrer
Rupprecht und Kaplan Nowotny. Die Gemeinde
zählt 150 Gläubige, wovon ca. 80 sonntags den
Gottesdienst mitfeiern.
Anschließend kamen
wir mit den Gemeindemitgliedern ins Gespräch. Sehr herzlich war
die Begegnung mit den Ordensschwestern, der
Dienerinnen Jesu in der Hl. Eucharistie.
Die Einladung der Schwestern zum Mittagessen
nahmen wir sehr gern an. Bis dahin hatten wir
noch ca. 2 Stunden Zeit einen kleinen Bummel in
Marx zu machen. Durch die 3000 Einwohner
zählende
Stadt
führte
uns
Marcus.
Wir
besichtigten die evangelisch-lutherische Kirche, die
sich in der Restauration befindet. Ein sehr
imposanter Bau mit 2 Emporen.
Über den Zutritt zur Kirche
schweigen wir… .
Des Weiteren begegneten uns so bekannte Persönlichkeiten
wie Lenin und Marx. Der Rückweg führte uns über den
russischen Trödelmarkt.
Nach einem sehr leckeren und ausgiebigen Mittagessen
brachen wir gegen 15 Uhr mit unseren
Fahrzeugen in die Steppe auf (Wogge
hätte sich sehr gern auch in eine
Kammer zum Mittagsschlaf begeben).
Nach ca. 1 Stunde Fahrt erreichten wir das Dorf Sorotov.
Hier besichtigten wir eine Kirchenruine. Sie wurde von
den Wolga-Deutschen im neoromanischen Stil errichtet.
Nach deren Vertreibung bis 1992 als Werkstatt genutzt,
brannte sie dann bis auf die Grundmauern aus. Im
Inneren des Kirchenschiffs war es dank einer defekten
Wasserleitung üppig grün. Nach einer Kostprobe des
Wassers, stellte Wogge fest:
„Schmeckt wie Kuhlstall!“
16
Weiter ging es durch unwegsames Gelände Richtung Wolgastrand.
In großer Sorge unser Ziel ohne Schäden zu
erreichen beteten die 5 Herren im Jeep den
schmerzhaften
Rosenkranz.
Angekommen
genossen wir einen super Ausblick! Bewegt
durch dieses herrliche Panorama beten die
Herren den glorreichen Rosenkranz hinterher.
Wasser, soweit das Auge schauen konnte. Rein
oder nicht rein, das war hier die Frage!
Die Hälfte der Gruppe entschied sich für das kühle Nass. Ein einmaliges
Erlebnis – wer kann von sich schon behaupten in der Wolga gebadet zu
haben!?
Herr Henke hat seine Eindrücke künstlerisch zu
Papier gebracht.
Marcus erholte sich von den Strapazen, die die
Betreuung der Gruppe mit sich brachten in
einem „Nickerchen“.
Zurück ging es ohne Umwege nach Marx. Hier
erwarteten uns bereits die Schwestern zum
Abendessen. Besser hätte die Bewirtung in
keinem Hotel sein können!
Es bot sich jetzt die Gelegenheit in Gesprächen voneinander zu erfahren.
Uns interessierte das Leben dort im Allgemeinen, die Situation der
katholischen Kirche in Russland und im Besonderen das Leben der
Ordensfrauen. Der Orden hat zur Zeit keine Sorgen jungen Nachwuchs zu
gewinnen. Das Mindestalter der Postulantinnen beträgt 16 Jahre.
Frühestens nach 4 Jahren kann das erste Gelübde abgelegt werden. Die
jungen Schwestern studieren an der Pädagogischen Hochschule oder
befinden sich in der Pflegeausbildung. Beeindruckend war ihre sehr frohe
und aufgeschlossene Wesensart.
Dieser Tag fand in der Kapelle der Schwestern einen
schönen Abschluss.
Den sehr herzlichen Abschied verband die Oberin mit
einer erneuten Einladung. Im Gespräch war auch eine
Jugendfahrt, die Gregor als nunmehr Ortskundiger
übernehmen könnte.
Zurück in Saratov nahmen wir unseren Reiseproviant in
Empfang. Danach genehmigten wir uns vor dem Hotel
noch ein „Stehbier“.
Am Bierstand ergattern einige von uns Baumwollband,
um nach russischer Manier das Gepäck zusätzlich zu
sichern. Nur Wogge ging es nicht um die Sicherheit, er
hätte sich damit gern eine Borte für seine Badehose
gezaubert.
In dem Bewusstsein, dass die schöne gemeinsame Zeit zu Ende geht, der
Wecker uns um 4:30 Uhr aus dem Schlaf reißen wird, ging die Mehrheit zu
Bett. Ein harter Kern tauschte noch Rubel gegen ein paar Bier.
Gregor Wenzke & Gabriele Schulte
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Montag, 16. September 2002
Gern wären wir noch ein paar Tage
geblieben, aber der Zeitplan mußte
eingehalten werden. Der Rückflug war
gebucht, und auf jede und jeden warteten
bereits wieder die Pflichten zu Hause. So
hieß es, von Saratow und Rußland
Abschied nehmen.
Um nicht zu verschlafen – immerhin
mußten wir um 6 Uhr vom Hotel aus
starten, ließen wir uns von der
charmanten Etagenfrau – leider nur
telefonisch – wecken.
Das Frühstück fiel aus. Dafür hatten wir
einen Frühstücksbeutel im Gepäck, der
von den meisten bereits im Warteraum des Flughafens geleert wurde.
Father Mikle, Markus und der Hausmeister brachten uns zum Flughafen.
Die Verabschiedung von Father Mikle war sehr herzlich. Markus begleitete
uns noch bis Moskau, so daß wir die Abschiedstränen für ihn noch ein paar
Stunden zurückhalten konnten. Die Abfertigung verlief schnell und
provinziell. Eine alte Frau war vor dem Einlassschalter noch bemüht, von
den Reisenden noch ein paar Rubel zu erbetteln, was ihr bei einigen auch
gelang. Ein Bild von Russland, das sich uns eingeprägt hat.
Auf dem Flughafen mussten Thomas Grunwald, Markus Klauss und Thomas
Kliemank von der Polizei gemahnt werden, das Fotografieren zu unterlassen.
Offensichtlich sollte verhindert werden, dass das technische know how auf
diesem Airport ausspioniert und weitergegeben würde. Die Gangway auf
Rädern war ja auch einmalig und eines Fotos wert. Die Filme konnten die
Spione Gott sei Dank behalten.
Der Rückflug von Saratow nach Moskau war für mich persönlich
entschieden angenehmer als der Hinflug. Joachim Sommer tauschte mit mir
den Sitzplatz, so dass ich in der ersten Reihe sitzen konnte und für mein
langes Fahrgestell die nötige Beinfreiheit hatte. Danke!
Auf dem Flughafen Domodedovo warteten wir auf einen Mitarbeiter der
Caritas in Moskau, der unser Gepäck zum Flughafen Scheremetrewo
bringen sollte, um uns eine bequeme Fahrt mit der berühmten Moskauer
Metro zu ermöglichen. Leider warteten wir lange und vergeblich, so dass wir
unsere Koffer selber mitnehmen mussten. Das schmälerte etwas das
Vergnügen bei der Erlebnisfahrt mit der Metro. Zumindest hatte keiner Lust,
zwischendurch noch einmal auszusteigen, um einen der prachtvollen
Marmorbahnhöfe zu inspizieren. Aber Rolltreppe, Geschwindigkeit, Krach
und Gedränge konnten wir hinreichend genießen, so dass wir gern wieder
mit der Berliner U-Bahn fahren.
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An der Endstation Resnoi Woksal stiegen wir aus, ließen uns noch ein wenig
Zeit, um das Getriebe auf dem Bahnhofvorplatz zu betrachten und noch
irgendetwas für die letzten Rubel zu
kaufen.
Dann zwängten wir uns in einen
kleinen Zubringerbus, der uns zum
Flughafen Scheremetrewo brachte. Es
ging im Bus sehr fröhlich zu. Leider
habe ich mir die genialen Bemerkungen
nicht gemerkt. In Erinnerung habe ich
lediglich noch die Empfehlung von
Wolfgang
Bluhm,
während
der
rasanten Fahrt den Rosenkranz zu
beten, aber den schmerzhaften!
Auf dem Flughafen verabschiedeten wir uns von Markus. Nachdem wir ihm
die restlichen Rubel in die Hand gedrückt hatten – es kam noch einmal eine
stattliche Summe zusammen – schüttelten wir uns die Hände, umarmten
uns und sagten – so viel russisch hatten wir inzwischen gelernt – „Do
swidania“ und „Bolsche sposiba“! Ja, wir sind Markus wirklich dankbar für
die Begleitung während der ganzen Woche. Wir verabschiedeten uns mit
dem guten Gefühl, dass er seinen Platz als Priester gefunden hat und dass
er diesen Platz kompetent, froh und engagiert ausfüllt.
Die Abfertigung dauerte ziemlich lange, wobei wieder deutlich wurde, dass
auch gemeinsames Schlange stehen eine kommunikative Sache sein kann.
Gepäck und Papiere waren bei allen, auch bei Nowotnys, ordnungsgemäß, so
dass wir ohne Zwischenfälle passieren konnten. Einige stürmten noch den
Duty-free–shop, um sich preiswert mit Zigaretten und Alkohol einzudecken
und dann starteten wir mit einer BOING 737-400.
Der Flug war angenehm, Service und Essen
ordentlich. Mancher hörte Musik, sofern die
Anlage funktionierte, andere lasen Zeitung oder
unterhielten sich. Jede und jeder aber aus
unserer Gruppe dachte zurück an erlebnisreiche
Tage. In jeder Hinsicht wurden unsere
Hoffnungen und Erwartungen erfüllt: Wir haben
touristisch viel gesehen und erfahren, haben in
Saratow und Marx herzliche Begegnungen
gehabt mit den Schwestern, Priestern und Leuten aus den Gemeinden und
haben bei den gemeinsamen Gottesdiensten tiefe geistliche Erfahrungen
gemacht, die uns noch eine gute Zeit begleiten werden. Wir haben gewagte
Geländefahrten schadlos überlebt und eine
riskante Hängebrücke getestet. Nicht zu
vergessen das wagemutige Bad in der Wolga.
Die Atmosphäre innerhalb unserer Gruppe war
offen und fröhlich. So war diese Gemeindefahrt
trotz relativ hoher Kosten und etwas
verworrener Vorgaben des Reiseunternehmens
VERWORRN in einem tieferen Sinn ein
Geschenk!
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In Schönefeld gab es noch eine folgenschwere Verzögerung. Da ein
Teilnehmer zu viel Zigaretten eingekauft hatte, wurde er beim Zoll als
Schmuggler angesehen und musste eine entsprechende Strafe zahlen. Die
dadurch bedingte zeitliche Verzögerung führte dazu, dass Herbert Nowotny
nicht rechtzeitig auf der Wahlveranstaltung der FDP in Brandenburg sein
konnte und seine Partei deshalb bei der Wahl die 18 % verfehlte. Aber was
sind solche Pannen schon im Vergleich zu dem, was wir miteinander erlebt
haben!
Die Bahn brachte uns sicher nach Hause. Wie die Einzelnen zu Hause
empfangen wurden und was sie an Überraschungen erwartet hat, das
konnte hier leider nicht zur Sprache kommen.
Wir einigten uns noch auf ein Treffen am 17. Oktober um 19.30 Uhr im
Gemeindehaus mit Bildern und Berichten, auf die alle sehr gespannt sind.
Zum Abschluss unserer christlichen Reise sagen wir aus frohem Herzen
„Dank sei Gott!“
oder etwas volkstümlicher
„Stepselskaja rosetka“!
Richard Rupprecht
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