ZU TISCH IN ČEMINAC
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ZU TISCH IN ČEMINAC
10. REISE MOTORRAD KROATIEN-RALLYE 2009 ZU TISCH IN ČEMINAC Batina: Blick auf die Brücke (oben). 12 REISE MOTORRAD 2009/5 Čeminac: Gastfreundschaft. Kopački Rit: Vogelnaturpark. 72 Teilnehmer/innen aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Italien kamen Anfang Juni ins nordkroatische Varaždin, wo die 10. KROATIEN-RALLYE von REISE MOTORRAD startete. Die an Ungarn und Serbien grenzende Region Slawonien mit ihrer Hauptstadt Osijek war 2009 Hauptziel der Jubiläumsveranstaltung. Die herrliche Landschaft an Donau und Drau, Minenschilder und Ruinen als stumme Zeugen des Bürgerkriegs in den Neunziger Jahren sowie herzliche Gastfreundschaft hinterließen bleibende Eindrücke. Text: Lixi Laufer • Fotos: Lixi Laufer (37), Tourguides (12), Luna Laufer (3), Max Hauner (3) Pakrac: Bürgerkriegs-Ruine. Selce: Ziel der Rallye am Meer. Novi Vinodolski: Abschlussfeier. REISE MOTORRAD 2009/5 13 10. REISE MOTORRAD KROATIEN-RALLYE 2009 Č eminac steht Kopf. Die ersten Gruppen der 10. KROATIENRALLYE werden gegen 15.00 Uhr im „Fußballstadion“ des „Nk Mladost Čeminac 1946“ eintreffen. Die Buben aus dem Ort sind soeben mit dem Aufhängen der großen REISE MOTORRAD-Fahnen und dem Aufdecken der mindestens 25 Meter langen Tafel vor dem Clubhaus fertig geworden. Die zahlreichen Tische stammen aus den Privat-Esszimmern der Dorfbewohner. Sie sehen auch alle gleich aus, da sie aus dem Wiederaufbauprogramm nach dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien in den 90er-Jahren stammen. Natürlich besitzt der Fußballclub von Čeminac Mobiliar und Sonnenschirme, doch der Platzwart ist seit Tagen unauffindbar und er ist der Einzige, der einen Schlüssel für das L ager besitzt. Doch für unkonventionelle Problemlösungen gibt es glücklicherweise Stjepan. Da der lokale Fischhändler momentan nur Zuchtfisch anbietet, ist Stjepan am frühen Morgen schnell noch rüber an die Donau gefahren, um dort 20 Kilo fangfrischen, wilden Karpfen, Wels und Hecht zu holen... Auch personell zeigte sich Stjepan recht flexibel. Da einige Clubmitglieder und ihre Frauen kurz fristig auf eine Beerdigung nach Đakovo mussten, aktivierte Stjepan für Service und Küche die Dorfjugend sowie meinen Mann Zoran und meine Tochter Luna, die im zweiten Begleitfahrzeug unterwegs sind. „Wir wollen, dass unsere Motorradgäste Čeminac nie vergessen und das beste Essen der Region serviert bekommen,“ hatte mir Stjepan zwei Monate vorher versprochen. Während der Pilottour hatte er die Idee, die Rallye-Teilnehmer zum originalen Fischpaprikasch und Mixed-Grill aufs Fußballfeld ein zuladen und mit dieser Aktion die Sportjugend im Dorf zu unterstützen. Stjepan lebt seit 48 Jahren in Čeminac, war während der Besatzung durch die Serben Polizist in Osijek, ist eigentlich gelernter Maurer sowie Metzger und leidenschaftlicher Koch. Bei großen Festen wird Stjepan gerne von den Einheimischen engagiert, um den berühmten Fischpaprikasch mit seiner privaten hochgeheimen Gewürzmischung zuzubereiten. Davon und von der Herstellung köstlicher Paprikawürste sowie dem 14 REISE MOTORRAD 2009/5 Die Tische für die lange Tafel stammen aus den Privat-Esszimmern des Dorfes. Die Gastgeber bedanken sich für den Besuch. Die Fahne bekommt einen Ehrenplatz. Die freiwilligen Helfer von Čeminac grillen, was das Zeug hält: Fleisch, Würste und Ćevapčići (links). Fußball ist der Lieblingssport der Kroaten (oben). Giovanni begleitet mit dem Mercedes Sprinter die Rallye (rechts oben). Die Stimmung ist super (rechts unten) und der Appetit riesig (ganz rechts). Die „Kathedrale der Baranja“ ist der ganze Stolz der rund 2.500 Bewohner von Čeminac. Brennen von Slivovic bestreitet Stjepan mittlerweile seinen Lebensunterhalt in einer Gegend, in der mit weit über 20 Prozent die höchste Arbeitslosigkeit in Kroatien zu verzeichnen ist. Gesprächsstoff für Jahre Wirt Slavko freut sich über seine voll besetzte Kneipe Dinara. Schon seit Mittag sitzen die alten Männer aus dem Dorf rauchend auf der Terrasse und be obachten ungläubig das ehrenamtliche Treiben auf dem Fußballfeld. Es ist 16.00 Uhr, als ich mit meiner Gruppe auf den grünen Rasen rolle. Mit knapp 70 Motorrädern und unseren beiden Begleitfahrzeugen ist der Fuhrpark jetzt komplett und der Hunger riesig. Es dufREISE MOTORRAD 2009/5 15 10. REISE MOTORRAD KROATIEN-RALLYE 2009 tet köstlich nach Fischpaprikasch, Knoblauchwürsten, Pleskavica und Ćevapčići. Die frischen Salate dazu schmecken herrlich und die Zapfhähne am Ausschank haben Hochbetrieb. Die Dorf jugend strahlt und die neugierigen Zaungäste haben ihren Gesprächsstoff für die nächsten Jahre. Wir alle zahlen pro Kopf umgerechnet 20 Euro für Essen und Getränke. Der Erlös, von dem lediglich die Einkäufe für die Lebensmittel und die Getränke abgezogen werden, kommt dem Fußballclub „Nk Mladost Čeminac 1946“ zu Gute. Stjepan strahlt, als ich ihm einen dicken Packen Kuna überreiche, der vorher gewissenhaft von einem Teilnehmer, der beim Finanzamt in München arbeitet, durchgezählt wurde. „Das reicht für zwei Sprinkleranlagen und Trikots für alle Jugendlichen“, freut sich der Initiator. Extrem gesättigt satteln wir die Bikes, um die letzten paar Kilometer nach Osijek in unser Hotel zu fahren. Das luxuriöse Hotel Osijek liegt romantisch direkt an der Drava (Drau), die 22 Kilometer weiter in der Donau mündet. Wir sitzen in einem Café an der Uferpromenade und genießen den herrlichen Blick auf die Boote und die Hängebrücke für Fußgänger. Um den in der Dämmerung ausschwärmenden Moskitos Herr zu werden, wird die Drava kurzzeitig mit Spezialmaschinen mit einer weißen „Anti-Mücken-Wolke“ eingenebelt. Und es hilft tatsächlich... Das Zentrum Osijeks mit seinen schmucken Häuserfassaden und dem wirklich sehenswerten Rathaus aus dem Jahre 1700 ist nur wenige Fußminuten entfernt. Im verträumten Barockstädtchen Varaždin starten die 70 Teilnehmer der 10. Rallye. Schnurgerade Straßen führen durch die fruchtbare Landschaft Ostslawoniens. E rst vor zwei Tagen sind wir in dem hübschen Barockstädtchen Varaždin mit seinen 18 Kirchtürmen gestartet, aber die zahlreichen Eindrücke vermitteln das Gefühl, als ob wir schon sehr viel länger unterwegs wären. Die erste Etappe führte uns über Novi Marof und Krizevci bis Bjelovar, letzteres erlangte durch die Bombardierung der historischen Innenstadt während des Jugoslawienkriegs traurige Berühmtheit. Für uns hieß es in Bjelovar erst einmal Abschied nehmen vom beschwingten Kurven fahren. Ab hier war Entspannung angesagt. Es ging nach Slawonien und in die Baranja, wo die Straßen wie mit dem Lineal gezogen durch eine 16 REISE MOTORRAD 2009/5 Bewachter Parkplatz vor dem Hotel Turist in Varaždin (links). Shopping im ungarischen Mohács (oben). Stjepan aus Čeminac (rechts oben). Die Baranja ist aus dem touristischen Dornröschenschlaf erwacht (rechts unten). Stipp visite in U ngarn, hier der Grenzübergang Barcs (ganz rechts). Vom Hotel Osijek im Zentrum der slawonischen Metropole genießt man einen herrlichen Blick auf die beeindruckende Altstadt. Auf kurvigen Nebenstraßen geht es über das Velebit-Gebirge an die Adria. Die Drava (Drau) fließt durch Osijek. r iesige Ebene in einen schier endlosen Horizont führen. Die Baranja erstreckt sich weit bis ins Nachbarland Ungarn hinein. Wir lenkten unsere Bikes vom ungarischen Grenzübergang Barcs über Szigetvár und Pécs nach Mohács. Im Unterschied zur kroatischen Baranja gibt es in der ungarischen mehr Wald, ansonsten ist alles sehr ähnlich. Damit wir nicht auf den Motorrädern einschliefen, verordnete ich meiner Gruppe Shopping im Supermarkt von Mohács. Dort kauften wir natürlich ungarischen Paprika und Tokajer für die Lieben daheim. Weniger exotisch berührte uns der Anblick von deutschen Märkten wie dm, Kika oder Deichmann-Schuhe... REISE MOTORRAD 2009/5 17 10. REISE MOTORRAD KROATIEN-RALLYE 2009 Für das Leben ohne Minen In Udvar überquerten wir die Grenze, um uns wieder auf die ostkroatischen Sehenswürdigkeiten zu konzentrieren. Im Zentrum des Städtchens Beli Manastir steht ein großes Werbeschild eines kroatischen Handy-Anbieters: „za zivot bez mina“ (für das Leben ohne Minen). Womit wir beim Thema wären. Immer noch gibt es zigtausende von unentdeckten Minen. Daher sollte man nie unbedacht auf eine Wiese oder in den Wald laufen und Warnschilder tunlichst ernst nehmen. Immer wieder wird behauptet, dass sich Ostkroatien bzw. Slawonien und seine Baranja in einem touristischen Dornröschenschlaf befänden. Das stimmt nicht! In den letzten Jahren hat sich viel getan. Zum Beispiel: die neu ausgeschilderte Kroatische Weinstraße in der Baranja. Schon vor 2000 Jahren haben die Römer hier erfolgreich Wein angebaut. Heute gibt es entlang der „Vinske Ceste Baranje“ zahlreiche Weinkeller, wo man auch hervorragend essen kann. Ein weiteres touristisches Highlight ist der Naturpark Kopački Rit, der mit knapp 300 Vogelarten als ornithologisches Paradies gilt. Hier leben unter anderem schwarze Störche, weiße Wildgänse und 40 verschiedene Süßwasserfisch-Arten. In diesem 17.000 Hektar großen Naturreservat fließt die Drau in die Donau. Regelmäßige Überschwemmungen sorgen für die lebensnotwendigen Sümpfe, die mit Schilfgras übersät sind. Als wir bei unserem Besuch die Helme abnahmen, genossen wir das Gezwitscher in dieser faszinierenden Sumpflandschaft, wo auch viele tausend Rehe, Hirsche und Wildschweine zu Hause sind. Kleine asphaltierte Straßen, die durch den Park führen, bieten herrliche Ein- und Ausblicke in eine nahezu unberührte Natur. Strahlende Kinderaugen im Zentrum von Đakovo, wo Lixis Gruppe für Aufsehen sorgt. Über einen schmalen Damm kann man durch den Naturpark Kopački Rit fahren. Fruchtbares Land, kraftvolle Flüsse Bei strahlendem Sonnenschein verlassen wir morgens Osijek Richtung Vukovar, das direkt an der Donau liegt. In der Donaumitte verläuft die Grenze zu Serbien. Einst war die Stadt ein städtebauliches Prunkstück: Barockfassaden, überdachte Bogengänge an den Straßenseiten, das Barockschloss der Grafen Eltz oder das Franziskanerkloster. Doch 1991 war es vorbei mit der Beschaulichkeit. 18 REISE MOTORRAD 2009/5 Schild in Serbien (links). „Für das Leben ohne Minen“, so ein kroatischer HandyAnbieter (oben). „Hoffentlich Allianz versichert?“, Ruine in Vukovar (rechts oben). Der Wasserturm von Vukovar soll als Mahnmal an den schrecklichen Krieg so erhalten bleiben (ganz rechts). Typisches Haus in der Baranja (re. u.). Das beschauliche Örtchen Ruševo westlich von Đakovo könnte auch irgendwo in Niederbayern liegen. Serbische Kampftruppen begannen im Frühherbst mit der Bombardierung, die Stadt wurde großenteils zerstört, Schloss Eltz brannte aus. Am 18. November des gleichen Jahres wurde Vukovar besetzt. Die Bevölkerung war entweder geflohen oder gestorben, die Kroaten vertrieben. Erst 1998 wurden Vukovar und Ost slawonien an Kroatien zurückgegeben. Von einst 46.000 Einwohnern kamen nur knapp 30.000 wieder zurück. Mit dem Wiederaufbau kommt man nur langsam voran und noch immer zeugen zahlreiche Ruinen und der zerschossene Wasserturm als gewolltes Mahnmal vom Krieg. Wir wollen uns Zeit nehmen, finden einen Parkplatz fast direkt an der Donau und bummeln durch Vukovar. REISE MOTORRAD 2009/5 19 10. REISE MOTORRAD KROATIEN-RALLYE 2009 Wir sind eher schweigsam und hängen unseren Gedanken nach... Nächste Station ist Ilok, rund 40 Kilo meter südöstlich am Hochufer der Donau und der Grenze zu Serbien gelegen. Die Stadt ist von Weinbergen umgeben und für seinen Gewürztraminer bekannt. Ilok ist ein sehr hübsches kleines Städtchen mit einem fantasti schen Blick auf die Donau. Gleich daneben liegt Bačka Palanka, wo wir die Grenze nach Serbien passieren. Reisepass und Grüne Versicherungskarte sind ein Muss. Wer letztere vergessen hat, muss 70 Euro für eine Ersatzkarte bezahlen, die nur in Serbien gilt, und eine Stunde Wartezeit einplanen. Auf den 100 Kilometern über Sombor nach Norden gibt es eigentlich nichts Spannendes zu sehen, trotzdem ist diese Etappe interessant: Im Gegensatz zu Kroatien sind hier wesentlich ältere Autos und LKWs unterwegs. Die Architektur ist sehr einfach gehalten. Die Gärten und Wiesen sind zwar gepflegt, aber kaum mit bunten Blumen bepflanzt. Die Orte sind in kyrillischer Schrift ausgeschildert, die größeren auch in der lateinischen. Tonis Gruppe posiert in Ilok vor der Donau, der natürlichen Grenze zu Serbien. Links und rechts der Donau Am frühen Nachmittag verlassen wir Serbien am Grenzübergang Bezdan und überqueren auf einer riesigen Stahl brücke die Donau. Das 29 Meter hohe Kriegsdenkmal von Batina können wir schon von weitem erkennen und ein paar Minuten später parken wir die Motor räder auf dem Gradac-Hügel in Batina. Vom Denkmal aus genießt man eine grandiose Aussicht auf die Donau und das Dreiländereck Kroatien, Serbien, Ungarn. Vom 6. bis 29. November 1944 fand hier die „Schlacht von Batina“ statt, in der sowjetische und jugoslawische Verbände gemeinsam die deutschen Truppen besiegten und so Batina und die Baranja befreiten. Wir freuen uns an den seltenen Blumen und Früchte, die hier wachsen. Blauer Himmel und Sonnenschein locken zum Weiterfahren. Wir bummeln entlang der Weinstraße und entdecken in Karanac ein ethnisches Dorf. Es ist etwas versteckt, weil man erst durch die im Zentrum gelegene Dorfkneipe geht und dann durch einen romanti schen Garten, in dem Fischpaprikasch 20 REISE MOTORRAD 2009/5 „Schneller Reisen“ lautet das Motto von Ljubas Gruppe, hier in Varaždin. Die Teilnehmer der 10. KroatienRallye hatten die Mög lichkeit, die Honda-Modelle Varadero Travel, CBF 600, Transalp Travel und CBF 1000 Probe zu fahren. Gruppe von Markus an der kroatisch-ungarischen Grenze. Hoch oben vor dem Denkmal in Batina lacht Lixis Fotogruppe. Die Teilnehmer um Sigi setzen sich beim Abschlussfest in Szene. Ulfs Gruppe vorm Restaurant „Djed“ bei Hrvatska Kostajnica. Leser Stephan Weber testete die Wunderlich BMW F 800 GS Supermoto: „Natürlich ist die BMW ein ganz anderes Motorrad als meine Honda VFR800. Die größte Umstellung für mich war das Blinken, da die Schalter auf beiden Seiten des Lenkers angebracht sind und ich noch nie auf einer BMW gesessen bin. Die Supermoto ist ein sehr handliches und sehr einfach zu fahrendes Bike. Der Sound hat mir sehr gut gefallen wie auch der durchzugsstarke Motor, mit dem man schaltfaul fahren kann und trotzdem sehr flott unterwegs ist. Beim starken Beschleunigen verschiebt sich das Gewicht auf das Hinterrad und die Wunderlich-BMW steigt sehr leicht. Die aufrechte Sitzposition und der breite Lenker bieten viel Komfort und sorgen für großen Fahrspaß. Die Supermoto legt sich wie von selbst in die Kurven. Die Bremse kam mir insgesamt etwas schwach vor, das kann aber an den langen Federwegen liegen, die für eine Supermoto selbstverständlich sind. Das ist sicher Gewohnheitssache. Ab einer Geschwindigkeit von 130 km/h hat es mir die Jacke immer leicht nach oben geschoben, obwohl diese per Reißverschluss mit der Hose fest verbunden war. Auch den Helm zog es nach oben, egal ob ich aufrecht oder gebeugt saß. Mein Fazit: Ein Motor rad zum draufsetzen, losfahren und wohlfühlen.“ und köstliche Weine aus der Region serviert werden. Sonntags gibt es LiveMusik. Im „Etno Selo“ kann man sich anschauen, wie die Dorfbewohner vor ein paar hundert Jahren lebten. In die a lten Häuser und Werkstätten kann man hineingehen und darf die Ausstellungsstücke auch anfassen. Ein lehrreicher Bummel mit vielen historischen Fotomotiven. Eines haben die meisten Dörfer hier gemeinsam: Entlang der kerzengeraden Hauptstraßen reihen sich die für diese Region typischen Gründerzeit-Häuschen mit den hübschen vorstehenden Fassaden, Säulengängen an der Seite und einem Graben davor, der parallel zur Straße verläuft. REISE MOTORRAD 2009/5 21 10. REISE MOTORRAD KROATIEN-RALLYE 2009 Unsere Köpfe sind so voll mit Eindrücken, dass wir gerne die Helme abnehmen, als wir unsere Bikes auf dem Parkplatz vor dem Hotel Osijek abstellen. Morgen früh steht die längste Etappe der Rallye auf dem Programm. Es geht quer durch Kroatien, für 50 Teilnehmer an die Plitvicer Seen, für den Rest direkt nach Selce an die Adria. D ie Sonne lacht bereits vom kobaltblauen Himmel, als die ersten Gruppen gegen 7.00 Uhr früh Osijek verlassen. An den Plitvicer Seen und an der Adria haben die monsun artigen Regenfälle der letzten Tage aufgehört, passend zu unserem Fahrplan. Noch ziemlich müde rollen wir nach Đakovo. Das Land ist eben, die Weizenfelder üppig, der Highway kerzengerade und der Horizont fern. Schon von weitem können wir die 84 Meter hohen Türme der romanisch-gotischen Kathedrale erkennen. Auf dem Stadtplatz beleben wir uns mit reichlich Capuccino und lassen das slawonische Kleinod auf uns wirken. Der charmante Badeort Selce an der türkisfarbenen Adria ist das Ziel der Rallye. Und der Horizont in weiter Ferne Wenige Kilometer westlich beginnt sich dann die Asphaltstraße zu winden und zu biegen: Kurven! Die Landschaft wird hügelig, links und rechts fliegen Wälder und bunte Wiesen an uns vorbei. Das idyllische Ruševo könnte auch in Nieder bayern liegen. Auf dem Weg von Požega nach Pakrac hat uns der Bürgerkrieg wieder. Halbfertige Rohbauten, dazwischen Ruinen mit Einschusslöchern, säumen kilometerlang die Straße. Kein Mensch zu sehen. Pakrac war von 1991 bis 1995 als Frontstadt der Kroaten hart umkämpft. Viele der historischen Bauten wurden schwer beschädigt und nur wenige davon sind bis heute wieder aufgebaut. Über Novska, Sisak und Glina er reichen wir schließlich Slunj, wo die meisten Teilnehmer der Kroatien-Rallye in Privatzimmern übernachten. In dem Dorf gibt es zahlreiche kühle Forellen bäche mit Holzbrückchen und kleine Wasserfälle. Ein herrlicher Vorgeschmack auf die Besichtigung der Plit vicer Seen am nächsten Tag. Nach den vier vergangenen, erlebnisreichen Fahrtagen haben die Gruppen zwischen 1.200 und 1.650 Kilometer auf 22 REISE MOTORRAD 2009/5 Pleternica bekommt eine neue Straße und wir eine Offroad-Einlage. In Smiljan bei Gospić befindet sich um das Geburtshaus des berühmten Erfinders Nikola Tesla ein Memorial Center (links). Giovanni und Tea mit ihrem mobilen kroatischen Souvenirshop beim Abschlussfest in den Weinbergen (oben). Bei der großen Tombola gab es super Preise von iXS und Gore. Spanferkel, Lamm, Wein und kroatische Volksmusik. Vater und Sohn genießen den Ausflug zu den Pitvicer Seen. Die Sonne versinkt hinter der Insel Krk und dem Učka-Gebirge. Der Mercedes-Benz Sprinter 315 CDI mit Hochdach und langem Radstand diente während der Kroatien-Rallye als zu verlässiges Begleitfahrzeug. Neben den Testmaschinen musste nur ein Motorrad transportiert werden, das wegen einem Elektronikschaden ausfiel. In Selce wurden die Hondas verladen. dem Tacho, als sie in den Badeorten Selce und Crikvenica eintreffen. Im warmen Licht der hinter den Weinbergen versinkenden Sonne wird bis spät in die Nacht gefeiert und geredet. Es gibt gegrilltes Spanferkel, Lamm und Berge von Čevapćići. Die Urkunden sind verteilt, als mein Handy klingelt. Stjepan meldet sich aus Čeminac. Er bedankt sich noch mal im Namen des ganzen Dorfes für unseren Besuch, lässt alle Teilnehmer herzlich grüßen und erzählt, dass der Bürgermeister auch gerne auf’s Fußballfeld gekommen wäre, aber nicht glauben wollte, dass wir tatsächlich in Čeminac zu Gast wären. Wir sollen bitte wieder kommen und ihm noch eine Chance geben... m REISE MOTORRAD 2009/5 23 10. REISE MOTORRAD KROATIEN-RALLYE 2009 Zwischen 1.200 und 1.650 Kilometer fuhren die sechs Gruppen auf der 10. KROATIEN-RALLYE 2009 von REISE MOTORRAD. Die Route führte zum großen Teil auf winzi gen Nebenstrecken von Varaždin aus über Osijek, Vukovar, Đakovo, Sisak und die Plitvicer Seen an die Adria nach Selce. Abstecher nach Ungarn und Serbien standen ebenfalls auf dem Programm. Zu den Highlights in diesem Jahr zählten vor allem die Eindrücke im ostkroatischen Slawonien, durch das die Flüsse Drau und Donau fließen. Die wichtigsten Highlights entlang der Route • Bummel durch die barocke Altstadt von Varaždin. Römische Thermen im Norden von Varaždin. • Abstecher nach Ungarn von Barcs über Pécs und Mohács zurück nach Kroatien. • „Vinske ceste Baranje“ – die Weinstraße durch den Bezirk Baranja in Ostslawonien. • Osijek ist mit rund 90.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Kroatiens und liegt romantisch an der Drau. • Die Donau fließt direkt durch ukovar und Ilok, wo noch sehr V viele Ruinen an den schreckli chen Bürgerkrieg (1991 bis 1995) erinnern. •A bstecher durch Serbien über Sombor nach Batina. Im Naturpark Kopački Rit sind rund 300 Vogelarten und 50 Fischarten beheimatet. • In Đakovo gibt es eine wunderschöne Kathedrale sowie ein berühmtes Lipizzaner-Gestüt. •P akrac wurde als Frontstadt während des Krieges hart umkämpft, viele historische Bauten wurden beschädigt. •D ie Besichtigung der Plitvicer Seen ist ein Muss für alle Naturund Winnetou-Fans. • In Smiljan nahe Gospić befindet sich das Geburtshaus des berühmten Erfinders Nikola Tesla. Anlässlich seines 150. Geburtstags wurde 2006 ein Memorial Center mit interessanten Ausstellungsstücken eröffnet (www. mcnikolatesla.hr). • S elce ist ein sehr hübscher und ruhig gelegener Badeort mit Blick auf die Insel Krk. Formalitäten Reisende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz benötigen für die Einreise nach Kroatien und REISE MOTORRAD bedankt sich bei den Sponsoren der 10. Kroatien-Rallye: Vom BMW-Zubehörspezialisten Wunderlich war Felix Abel auf einer Wunderlich BMW F 800 GS Supermoto mit von der Partie. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, dieses Motorrad Probe zu fahren und sich über GPS und BMW-Zubehör zu informieren. Für die große Tombola am Abschlussabend spendierte iXS Motorcycle-Fashion tolle Preise: Eine hochwertige iXS Textiljacke Paraguay, einen Integralhelm HX 711 Raptor sowie iXS Lederhandschuhe Odin als Hauptpreis im Gesamtwert von 585 Euro. Zusätzlich gab es X-Magnet Minibags für den Tank oder Gürtel, Tex Wash Textilwaschmittel, chice Sonnenbrillen, Seidensturmhauben und Bandanas. Jeder Teilnehmer erhielt außerdem ein Halstuch sowie Visierputztücher. Die Firma W.L. Gore & Associates GmbH schenkte den zehn Handschuh-Testern jeweils ein Paar hochwertige Gore-Tex-Handschuhe und spendierte für die Tombola Windstopper und Kappen. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, folgende Honda-Modelle Probe zu fahren: Varadero Travel, CBF 1000 und 600 sowie Transalp Travel. Das Begleitfahrzeug war 2009 ein Mercedes-Benz Sprinter 315 CDI mit Hochdach und langem Radstand. unterstützt von Čeminac wurde 1561 erstmals schriftlich in den Kirchenbüchern erwähnt. Die Siedlung entstand unter der Regierung von Kaiser Josef zwischen 1716 und 1723 auf dem Besitz des Grafen Esterhazy. Die meisten Einwohner kamen aus Deutschland, aus dem Schwarzwald. 1945 wurden die Dorfbewohner vertrieben und die damalige Volksrepublik Jugoslawien siedelte Kroaten aus Nordkroatien (vor allem aus der Region Varaždin) in Čeminac an. Die Kirche von Čeminac wird wegen ihrer Größe und Schönheit auch die „Kathedrale von Baranja“ genannt. Sie wurde 1906 auf den Grundmauern der ursprünglich im Jahre 1745 erbauten Kirche erbaut. Auch Čeminac wurde 1991 von der Serbischen Armee angegriffen und die meisten Bewohner flüchteten nach Osijek südlich der Drau. Erst am 15. Januar 1998 wurde die Baranja befreit und steht seitdem unter dem verfassungsrechtlichen Schutz von Kroatien. Mittlerweile ist die „Kathedrale von Baranja“, die im Bürgerkrieg von den Serben schwer beschädigt wurde, mit Spendengeldern wieder komplett restauriert worden. Ungarn einen gültigen Reisepass (besser!) oder Personalausweis. Für die Einreise nach Serbien ist ein gültiger Reisepass unbedingt erforderlich. Die Grüne Versicherungskarte ist in allen drei Ländern Pflicht! Infos: www.auswaertiges-amt.de. ähnlich wie in Deutschland. In Serbien wird mit Dinar bezahlt (1 Euro = 95 Dinar) und in Ungarn mit Forint (1 Euro = 290 Forint). Häufig kann man auch mit kleinen Euro-Geldnoten bzw. EC-Karte bezahlen. Geld und Kosten Kroatien: Die Landeswährung ist der Kuna. 1 Euro entspricht etwa 7,3 Kuna. Geldautomaten und Wechselstuben gibt es in jedem größeren Ort. Kreditkarten und Euro werden fast überall akzeptiert. Das Preisniveau ist Motorrad fahren Wer die hier vorgestellte Strecke fahren möchte, sollte unbedingt Erfahrung mitbringen. Chaotischer Verkehr, Schlaglöcher, Rollsplitt, Tiere auf der Fahrbahn und schlechter Straßenbelag sind keine Seltenheit. Auch mit wilden Von Varaždin bis Bjelovar führt die kurvenreiche Strecke über sanfte Hügel. An den kroatischen Tankstellen kann man sich auch gut mit Proviant und Kartenmaterial versorgen. Kurzinfo Kroatien Mit 56.594 qkm Festlandfläche in Form eines Hufeisens ist Kroatien etwas kleiner als Bayern (70.553 qkm). Das Land liegt im geographi schen Grenzraum zwischen Mittel- und Südosteuropa und ist kulturell von westeuropäischen und orientalischen Einflüssen geprägt. 4,4 Millionen Menschen leben in der parlamentarischen Mehrparteien-Republik, davon sind 90 Prozent Kroaten und 4,5 Prozent Serben. Viele kroatische Staatsangehörige leben im Ausland, knapp eine halbe Million in Deutschland. Kroatien ist seit 2004 Beitritts kandidat zur Europäischen Union. Die Hauptstadt Zagreb zählt inklusive Vororten rund eine Million Einwohner, ist wichtiger Verkehrsknotenpunkt sowie das wirtschaftliche, kulturelle und akademische Zentrum des Landes. Offizielle Landessprache ist Kroatisch (lateini sche Schrift), in den Touristenzentren wird aber meist auch Englisch, Deutsch und teilweise Italienisch gesprochen. Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist römisch-katholisch. Kroatien zählt seit Jahren zu den angesagtesten europäischen Urlaubsländern. Kein Wunder, mit einer Küstenlänge von stolzen 5.835 Kilometern (davon sind 4.056 km Insel- und Riffküste) sowie 1.185 Inseln mit einer Gesamtfläche von 31.067 qkm. Die größten Inseln sind Cres und Krk, 47 Inseln sind bewohnt. Dinara heißt der höchste Berg mit 1831 m Höhe. Die 11. KROATIEN-RALLYE mit neuem Konzept findet voraussichtlich vom 29. Mai bis 2. Juni 2010 in Opatija statt. 24 REISE MOTORRAD 2009/5 H SLO Varaždin Novi Marof LJUBLJANA Szigetvár Križevci ZAGREB HR Voloder Sisak Karlovac Rijeka Beli Manastir Crikvenica Selce Drava Veliki Zdenci Kutina Petrinja Čeminac Kopački Rit Sombor SRB Dunav Odžaci Pakrac Požega Novska Glina Ogulin Mohács Batina Bjelovar Virovitica A6 Pécs Barcs A3 Slunj A5 Ruševo Osijek Ðakovo Vukovar Slavonski Brod Bačka Palanka Ilok Krk Senj Cres Plitvizer Seen A1 Rab Bihać Banja Luka BiH Gospić Tuzla Karlobag Pag Überholmanövern ist immer zu rechnen. Leichte, wendige Motorräder und Reise-Enduros bieten den meisten Fahrspaß. Auf den Hauptverbindungsstrecken gibt es strenge Radarkontrollen. Mückenschutzmittel sowie Sonnencreme mitnehmen. Hoteltipps • Hotel Turist, Aleja Kralja Zvonimira 1, HR-42000 Varazdin, www.hotel-turist.hr • Hotel Osijek, Samacka 4, HR-31000 Osijek, www.hotelsosijek.hr • Hotel Marina, Emila Antica 78, HR-51266 Selce, www.hotel-marina.net • Motorradpension Mihajlović, S. Brozovica 16, HR-51266 Selce, www.kroatien-aktiv.com • Hotel Therapia, HR-51260 Crikvenica, www.therapia.hr • Privatzimmer in der Nähe der Plitvitzer Seen: Milka Vukinovic, Cerovac 90b, HR-47240 Slunj, Telefon +385 (0)47 78 70 04 (www.tz-slunj.hr). Landkarten/Literatur • Marco Polo: Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro, Mazedonien, 1 : 800.000, € 8,50, ISBN 978-38297-3873-6. • ADAC: Nördliche Dalmatinische Küste, 1 : 200.000, € 7,50, ISBN 978-3-8264-1389-6. • Auto Karte Trsat Nr. 5: Slavonija, 1 : 175.000, erhältlich an großen kroatischen Tankstellen, ca. € 5,00. • Marco Polo: Ungarn, 1 : 300.000, € 8,50, ISBN 978-3-8297-3878-1. • DuMont Richtig Reisen: Kroatien, € 22,95, ISBN 978-3-7701-7609-0. Häuser entlang der Hauptstraße in der Baranja. Wichtige Adressen • Infos, Fotos sowie Anmeldung für die Kroatien-Rallye 2010: www.kroatien-rallye.com und www.reisemotorradportal.de • Kroatien-Aktiv, Motorrad- und Enduro-Touren sowie Motorradpension: www.kroatien-aktiv.com • Kroatien: www.kroatien.de und www. kopacki-rit.com • Serbien: www.serbia.travel • Ungarn: www.ungarn.de Das Fahrwerk mit integriertem Fahrspass – Öhlins Öhlins Fahrwerkskomponenten für Ihre BMW. *Sicherheit und Komfort auf höchstem Niveau. Fast alle neuen BMW Motorräder haben schon serienmäßig ordentlich Leistung. Dadurch sind die Ansprüche an das Fahrwerk deutlich gestiegen. Mit neuen, auf Sie abgestimmten, Fahrwerkskomponenten können Sie Ihr Motorrad deutlicher verbessern als zum Beispiel mit aufwändigerem Motortuning. Mit einem guten Fahrwerk haben Sie bessere Traktion und besseres Handling. Sie können schneller und trotzdem sicherer fahren, verbunden mit spürbar besserem Komfort. Fragen Sie uns nach Ihrem Öhlins Fahrwerk. 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