Freiburger Notizen - Katholische Hochschule Freiburg
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Freiburger Notizen - Katholische Hochschule Freiburg
FREIBURGER NOTIZEN Freiburger Notizen 1 1 / 2014 Vereinigung der Freunde und Förderer der Katholischen Hochschule Freiburg e. V. FREIBURGER NOTIZEN In dieser Ausgabe: Auf ein Wort – Günther Grosser .................................................................................................. 3 Zum Fachforum 2013 „Projektarbeit in der Praxis“ – Günther Grosser ........................................ 4 Anzeige der Sparkasse ............................................................................................................... 6 Projektarbeit - Anforderungen in der Praxis Sozialer Arbeit – Gerhard Wienandts ....................... 7 Projekte am IAF und Projektarbeit an der KH Freiburg – eine Chance zur erfolgreichen Verbindung von Studium – Praxis – Forschung – Stefanie Klott ................................................ 11 Einladung zum Fachforum 2014 ................................................................................................ 16 Aktuelles aus der Katholischen Hochschule – Rektor Prof. Dr. Edgar Kösler ............................ 17 Neue Dozentinnen und Dozenten an der Katholischen Hochschule Freiburg ............................ 19 Die Katholische Hochschulgemeinde der Katholischen Hochschule Freiburg im Wandel – Lucia Tonello & P. Sebastian Tönessen OP ......................................................... 21 „Lebenslanges Lernen“ in berufsbegleitenden Studiengängen an der Katholischen Hochschule Freiburg – Prof. Dr. Matthias Hugoth ......................................................................................... 27 Anstrengend – aber lohnend! - Erfahrungen als Absolventin des Studiengangs „Management von Erziehungs- und Bildungseinrichtungen“ – Alexandra Fritz ................................................. 29 Geschichte der Sozialen Arbeit – aus persönlicher Erfahrung – Barbara Kerkhoff ..................... 32 Mit weniger Gepäck ins Dritte Lebensalter! – Barbara Kerkhoff ................................................. 35 50 Jahre Pfingstvigil-Treffen des Abschlussjahrgangs 1964 – Rudolf Glowka ........................... 37 Aus der Mitgliederversammlung vom 15.11.2013 – Prof. Dr. Sigmund Gastiger ........................ 38 Einladung zur Förderpreisverleihung 2014 ................................................................................ 42 Einladung zur Mitgliederversammlung 2014 .............................................................................. 43 Anzeige Lambertus Verlag ........................................................................................................ 44 Freiburger Notizen Vereinigung der Freunde und Förderer der Katholischen Hochschule Freiburg Karlstraße 63, 79104 Freiburg E-Mail: [email protected] Website: http://www.kh-freiburg.de/hochschule/alumni/ (Gemeinnütziger Verein, Verzeichnis-Nr. 02/06, Finanzamt Freiburg-Stadt) Sparkasse Freiburg Nördl. Brsg., Kto.-Nr.: 2513296, BLZ 680 501 01 IBAN: DE 28 6805 0101 0002 5132 96 BIC: FRSPDE66XXX Verantwortlich für den Vorstand und Redaktion: Günther Grosser Layout: Walburga Arnold Auflage: 500 Exemplare / Juni 2014 FREIBURGER NOTIZEN Auf ein Wort Günther Grosser, 1. Vorsitzender der Vereinigung der Freunde und Förderer der Katholischen Hochschule Freiburg Liebe Mitglieder und Freunde! In diesem Jahr können wir Ihnen wieder eine Absolventin der Hochschule als Förderpreisträgerin unserer Vereinigung vorstellen. Sie werden vor dem nächsten Fachforum und der Mitgliederversammlung am 14.11.2014 Gelegenheit haben, eine Würdigung ihrer ausgezeichneten Bachelorarbeit über berufsethische Fragen zu hören und sie auch selbst kennen zu lernen. Zur Eröffnung des neuen akademischen Jahres am 1. Oktober wird die Förderpreisträgerin an der Hochschule bekanntgegeben. Wir danken Ihnen herzlich für Ihre finanzielle Unterstützung zur Anschaffung neuer EDV-Geräte, die Sie uns auf den Brief im Frühjahr haben zukommen lassen. Die neuen Freiburger Notizen informieren Sie wieder über das letzte Fachforum zur „Projektarbeit in sozialen Arbeitsfeldern“. Die geänderte Sozialpolitik erforderte auch ein anderes methodisches Know How für Hilfeleistungen. Soziale Einrichtungen (Gerhard Wienandts) müssen es entwickeln und brauchen dafür kompetente Mitarbeiter. Die Diskussion zeigte, dass die Hochschule den ständigen Dialog mit der Praxis braucht, um ihre Absolventen adäquat (Stefanie Klott) auf diese Praxis vorbereiten zu können. In der Hochschule ist der Wandel ein ständiges Thema! Rektor Prof. Dr. Edgar Kösler zeigt auf, mit welcher Energie und systemischen Schritten an einer neuen Strategie für die Hochschule und die Fortentwicklung ihrer Qualitätsentwicklung gearbeitet wird. Er weist auch auf einen mittelfristigen Generationenwechsel bei den Dozenten hin. Aktuell stellen wir Ihnen fünf neue Dozentinnen und Dozenten kurz vor. Größer wird die Hochschule u.a. auch durch die Studierenden der berufsbegleitenden Studiengänge. Prof. Dr. Hugoth gibt zum Angebot eine Übersicht, und Alexandra Fritz berichtet als Absolventin über ihre Erfahrungen. Wie die Katholische Hochschulgemeinde auf Studenten eingeht, die sich für gemeinschaftliche Interessen an der Hochschule einsetzen, beschreiben Lucia Tonello, Gemeindereferentin und Hochschulpfarrer Pater Sebastian Tönnessen OP. Sie begründen den „Neustart“ der Hochschulgemeinde! Barbara Kerkhoff schildert aus persönlicher und beruflicher Erfahrung wie sich unsere Gesellschaft mit ihrem „älter werden“ entwickelt hat. Sie empfiehlt uns: „Mit weniger Gepäck ins Dritte Lebensalter.“ Die „50-Jährigen Absolventen“ mit dem Examen von 1964, feierten die Pfingstvigil 2014 in der Berghauser Kapelle. Ein Foto zeigt, wer dazu gehört. Über die letzte Mitgliederversammlung berichtet Ihnen wieder Prof. Dr. Gastiger. Richten wir den Blick auf unsere Veranstaltungen, zu denen Sie in diesem Jahr eingeladen sind. Am 26. Juli können Sie am ersten AlumniSommerfest an der Hochschule teilnehmen; das Programm wurde Ihnen zugeschickt. Drei Anlässe sollen Sie am Freitag, dem 14.11.2014 nach Freiburg bewegen: Die Würdigung unserer Förderpreisträgerin – das Fachforum zum Thema „Politisch Denken und Handeln“ und die Mitgliederversammlung mit der Neuwahl des Vorstandes. Wir freuen uns auf die Begegnungen mit Ihnen! Ihr Günther Grosser Vorsitzender der Vereinigung 3 FREIBURGER NOTIZEN Zum Fachforum 2013 Projektarbeit in der Praxis – Welches erfolgreiche Know How wird von uns Fachkräften erwartet? werden überprüft. – Und die Soziale Arbeit muss sich selbst diese Überprüfung ihrer Ziele und Vorgehensweise verordnen! Engagierte Studentinnen und Studenten wiederum, die dieses Fachforum mit vorbereitet haben, wollten die Chancen nutzen, direkt aus der Praxis zu erfahren, unter welchen Bedingungen sie in ihrem künftigen Beruf arbeiten müssen und welche Fähigkeiten sie schon jetzt im Studium für die Projektarbeit erwerben sollten, damit sie z.B. auch ihre eigenen künftigen Gehälter sichern können. Was verstehen wir unter Projektarbeit? Als Projekte werden allgemein Einzelvorhaben bezeichnet, in denen ein vorher zu bestimmendes Projektergebnis innerhalb festgesetzter Termin- und Aufwandsschranken erreicht werden soll (nach Reschke, H. Verwaltungsmanagement). Vier erwartungsvolle Studienanfängerinnen! - - - Drei interessierte ältere Professoren! Die Anregungen zu diesem Thema kamen sowohl aus der Praxis der Sozialen Arbeit wie von Studentinnen und Studenten, die sich am Ende ihres Studiums fragten, welches Know How wird von mir von meinen künftigen Arbeitgebern zur Projektarbeit erwartet, die dringend Fachkräfte dafür brauchen? Für die Träger der Sozialen Arbeit haben sich die Bedingungen durch die Sozialpolitik verändert. Mit ausgeschriebenen befristeten Projekten wird ein Wettbewerb für die verschiedenen Träger der Sozialen Arbeit hergestellt. Die Ergebnisse zur Lösung von Problemen, z.B. bei der Integration von Migranten oder der beruflichen Eingliederung von Langzeitarbeitslosen, 4 - Es ist eine alte Idee aus der Zeit der Aufklärung (18. Jh.) von Rousseau und dem Reformpädagogen Pestalozzi. Die Einsatzgebiete waren früher Schüler, heute sind die Einsatzfelder breit gefächert. Verschiedene Modelle der Projektarbeit sind für die Sozialpädagogik in verschiedenen Ländern entstanden, z.B. USA (Schule), Schweiz (soz. Animation), Niederlande (Opbouwwerk / Gemeinwesenarbeit). In den Blick gerückt wird auch das Management der Projektarbeit. Projektarbeit wird heute für die Soziale Arbeit im Wettbewerb ausgeschrieben! Gemischtes Publikum FREIBURGER NOTIZEN An der Hochschule wird Projektarbeit in allen Studiengängen, z.B. von der Sozialen Arbeit über die Pflege bis zur Heilpädagogik gelehrt und auch unterschiedlich konsequent von den Studierenden in Praktika kennen gelernt. – Das erfuhren die Beteiligten am Fachforum in einer Übersicht durch die Recherche der Studentin Leonie Stökler. – Was Studierende sehr systematisch und über einen längeren Zeitraum über Projektarbeit lernen können, das schilderte Stefanie Klott vom Institut für Angewandte Forschung, Entwicklung und Weiterbildung (IAF) der Katholischen Hochschule anhand des Projektverlaufes VEGA– „Verantwortungsgemeinschaft für gelingendes Altern im Freiburger Osten“. - - Gerhard Wienandts, Leiter des Caritas Bildungszentrums Freiburg, erläuterte Projektarbeit in der Praxis und ihre Anforderungen dazu. mit Beispielen von Projekten zur Eingliederung von jungen Menschen in den Arbeitsmarkt. - - Seine Einrichtung finanziert sich zu 80 % über eine befristete Projektarbeit, um die er im Wettbewerb zu anderen Trägern der Sozialen Arbeit steht. Er muss sich im Wettbewerb behaupten! Er muss ein gutes Projektmanagement leisten. Er muss sich die richtigen Mitarbeiter suchen und/oder dafür nach-sozialisieren und – qualifizieren. Wie notwendig ein beständiger Dialog zwischen der Hochschulausbildung und der Berufspraxis ist, bestätigte sich in Ansätzen durch die Diskussion und Kleingruppenarbeit der beteiligten Studierenden, Dozenten, Mitglieder und anderen interessierten Besuchern. Erfahrungsbeispiele: - - Studierenden im ersten Semester fiel es schwer, ohne Kenntnis über Projektarbeit und die daran geknüpften besonderen Anforderungen in der Praxis mit zu diskutieren. Andererseits gelang eine sehr lebendige Auseinandersetzung mit den Fragestellungen der Studierenden aus den Abschlusssemestern zur Projektarbeit - über die genannten Anforderungen aus der Praxis. Sie wurden auch eingestimmt auf eine notwendige Nach-Qualifizierung in Projektarbeit für künftige Praxisfelder. Dozenten erhielten Anregungen dazu, sich mit schnell ändernden Bedingungen der Sozialpolitik und vor allem der Konkurrenzsituation in der Bewerbung um Projekte auseinander zu setzen. Die Praxisvertreter erfuhren, dass sie am ehesten qualifizierte Bewerber für die Projektarbeit aus der Hochschule bekommen, wenn sie bei ihnen selbst nachfragen, an wie vielen und welchen Projekten sie im Studium mitgearbeitet haben. Es ist in der Regel davon auszugehen, dass es für die Berufsanfänger Angebote der Nach-Qualifizierung in der Praxis notwendigerweise gibt. Ebenso werden die Studierenden noch mehr motiviert, sich für die Projektarbeit zu qualifizieren, wenn sie über die Bedingungen in der Praxis (politische, finanzielle, methodische) schon im Studium mehr erfahren. Das Fachforum war mit dem Thema „Projektarbeit in der Praxis“ als ein Anstoß gedacht für die weitere Pflege des Dialogs darüber zwischen den beteiligten Gruppen in der Hochschule und den betroffenen Praxisfeldern. – Wir danken den engagierten Studierenden und Referenten für die sorgfältige Vorbereitung des Fachforums und ihre jetzt schriftlich vorliegenden Beiträge zu den Anforderungen in der Projektarbeit, die sich zu lesen lohnen sowohl für die jetzigen und künftigen Fachkräfte der Sozialen Arbeit. Gerhardt Wienandts (links) wird als Referent von Günther Grosser begrüßt. 5 FREIBURGER NOTIZEN Anzeige der Sparkasse 6 FREIBURGER NOTIZEN Projektarbeit - Anforderungen in der Praxis Sozialer Arbeit Aus der Perspektive des jeweiligen Handlungsfeldes bzw. den individuellen Anforderungen der Klienten unterscheiden sich die fachlichen Anforderungen im jeweiligen Handlungsfeld und speziell in der Projektarbeit ohne Frage enorm. - Ein Hochschulstudium kann, sofern es auf die Vermittlung von grundlegenden Kenntnissen und Fertigkeiten angelegt ist, die Vielfalt spezieller Kenntnisse sicher nicht abbilden. Vermutlich ist das Studium der sozialen Arbeit auch nicht auf dieses Ziel hin angelegt. Projektarbeit und Methodenrepertoire Gerhard Wienandts Leiter des Caritas Bildungszentrums Freiburg Stellv. Leiter Abt. Arbeit u. Berufliche Kompetenzen Soziale Arbeit findet in unterschiedlichen Handlungsfeldern statt, sei es als Altenarbeit, Arbeit mit Asylbewerbern und Flüchtlingshilfe, Behindertenhilfe, Bewährungshilfe, Erwachsenenbildung, Familienberatung, Frühförderung, Hilfen zur Erziehung, Jugendberufshilfe, Kinder- und Jugendarbeit, Klinische Sozialarbeit oder Sozialpsychiatrischer Dienst, um relativ wahllos einige zu nennen. Fachliche Anforderungen an Berufskräfte Die fachlichen speziellen Anforderungen im Handlungsfeld leiten sich ab aus der Trias: der Bedürfnisse der Klienten, dem Auftrag der Bedarfsträger und sie gründet sicher auf einer Form sozialer Haltung, einem sozialen Kodex gewissermaßen. Sie sind also den Bedürfnissen des Individuums sowie der Mikrosysteme genauso verpflichtet wie den Bedingungen des staatlichen Rechtssystems oder der aktuellen Sozialpolitik. Und die Formen der Projektarbeit sind in der Praxis vielfältig – um nur ein Beispiel zu nennen: In den meisten Handlungsfeldern geht es ja auch um die Vermittlung oder den Erhalt sozialer oder personaler Kompetenzen. Ob dies nun so benannt ist oder nicht, soziale Trainingsformen sind in der Praxis sozialer Arbeit Alltag. Und es ist naheliegend, dieses Training in Projektform zu organisieren. Insofern sind erfahrene „Projektarbeiter“ in den Einrichtungen sozialer Arbeit sicherlich willkommen. Beratung oder das Training sozialer oder personaler Kompetenzen folgt immer einer Zielstellung und diese Elemente sind häufig eingebettet in einen komplexeren Arbeitszusammenhang, seltener handelt es sich hier um Einzelaktionen: dann wird der Betreuungs-, der Bildungs- oder Förderprozess zu steuern sein. Ein zentrales Instrument zur Steuerung dieser Prozesse sind Zielvereinbarungen, und es ist wünschenswert aus der Sicht der Praxis, wenn die Arbeit mit Zielvereinbarungen bereits von den Hochschulabgängern beherrscht wird. Die Begleitung der Umsetzung der Vereinbarungen erfordert auf Seiten der Fachkräfte ein gewisses Methodeninventar: Bleiben wir im Beispiel Beratung oder dem Kompetenztraining, dann sind das Methoden der Beratung (systemisch, klientenzentriert, gestaltorientiert o.ä.) und beim Kompetenztraining etwa Formen des Kommunikationstrainings, Kniggetrainings, Telefontrainings, erlebnispädagogische Ansätze usw. 7 FREIBURGER NOTIZEN strukturell vergleichbar sind, wobei hier im Folgenden auf den Bereich der kostensatzverhandelten Arbeitsbereiche nicht eingegangen wird. Auftraggeber von Leistungen Der Auftraggeber von Leistungen der beruflichen Eingliederung junger Menschen ist die Agentur für Arbeit und sind die Jobcenter, die entweder in Zusammenarbeit von Kommune und Agentur für Arbeit tätig sind oder alternativ in kommunaler Trägerschaft arbeiten. Chancen für Hochschulabgänger Fachkräfte in der sozialen Arbeit werden gebraucht. Die Vermittlung der spezifischen Kenntnisse der jeweiligen Handlungsfelder übernimmt der Dienstgeber. Träger mit einem Qualitätsmanagementsystem haben die Prozesse der Einarbeitung sowie der beruflichen Fortbildung bzw. fachspezifischer Qualifikationen organisiert und in Prozessbeschreibungen hinterlegt. Üblich ist es, den Qualifizierungs-bzw. Fortbildungsbedarf zu ermitteln und diesen in eine Fortbildungsmatrix zur Planung der Jahresangebote zu übertragen. Sofern der Bildungsträger öffentliche Aufträge von Arbeitsagentur oder Jobcenter erhält, sind die Standards fachlicher Qualifikation ebenso wie die Fortbildungspflichten der Bildungsträger vertraglich festgelegt. Anforderungen der Bedarfsträger/Auftraggeber Allerdings ist die Perspektive der Auftraggeber/ Bedarfsträger im oben genannten Dreieck, also der Auftrag an die Träger, die soziale Arbeit anbieten, in den letzten 20 Jahren immer wichtiger geworden. Blicken wir beispielsweise in das Feld der Jugendberufshilfe, daran lässt sich der Paradigmenwechsel sehr gut darstellen, wobei die folgenden Ausführungen einerseits sicher speziell bezogen auf das Handlungsfeld sind, andererseits jedoch die Perspektive vieler Bedarfsträger in Handlungsfeldern wie der Pflege oder der Arbeit mit behinderten Menschen 8 Die Agentur für Arbeit bietet jungen Menschen ohne Ausbildungsplatz sogenannte Arbeitsmarktdienstleistungen an; die Rechtsgrundlage hierfür bietet das SGB III. Für die jungen Menschen ist die Teilnahme an den Angeboten freiwillig, die Teilnahme an berufsvorbereitenden Maßnahmen (BvB) nach § 51 SGB III wird finanziell gefördert durch Berufsausbildungsbeihilfe (BaB). Sofern ein junger Mensch in einer Bedarfsgemeinschaft lebt, ändert sich die Situation durchaus; dann sind die Jobcenter zuständig, die Rechtsgrundlage ist hier zunächst das SGB II. Zwar bieten die Jobcenter ebenfalls Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung an, sie greifen in diesem Fall aber auf den Instrumentenkatalog des SGB III zu. Die Mitwirkung der jungen Menschen wird hier jedoch nach dem Grundsatz „Fördern und Fordern“ aktiver eingefordert, als dies bei den SGB III-Kunden der Fall ist. Bleibt der relativ bescheidene Anteil an beruflichen Eingliederungsmaßnahmen der Kommunen nach dem §13 SGB VIII, eine Sollleistung, die die Kommunen nach Haushaltslage gewähren und die im Kern für die jungen Menschen freiwillig ist. Projektförderung Schließlich werden Jugendliche im Rahmen von Bundesprogrammen oder Projekten finanziert und gefördert durch den Europäischen Sozialfonds, einer im eigentlichen Sinn öffentlich finanzierten Form von Projektarbeit, deren Grundprinzip neben der Freiwilligkeit der Teilnahme die Partizipation ist. FREIBURGER NOTIZEN Alle Formen der Vergabe zielen in diesem Beispiel auf die Zielgruppe der 17 bis 23 jährigen jungen Erwachsenen. Schon hier lässt sich erahnen, dass es bei gleicher Bedarfslage der Zielgruppe aufgrund der Rahmenbedingungen zu unterschiedlichen Anforderungen an die Sozialen Arbeiterinnen und Arbeiter kommt. So ist evident, dass es bei einer Zusammenarbeit mit jungen Menschen, die im Kern freiwillig mitwirken, es eines anderen Repertoires an Methoden bedarf, als dies der Fall sein dürfte in der Arbeit mit Jugendlichen, deren Mitwirken ggf. durch Restriktionen eingefordert werden kann. dig, für den Einkauf der Maßnahme und überwacht die vertragsgetreue Durchführung durch die Bildungsträger. Die Bildungsträger ihrerseits müssen sich, um sich überhaupt als Mitbieter im Wettbewerb beteiligen zu können, nach der Akkreditierungsund Zulassungsverordnung Arbeitsförderung (AZAV) zertifizieren. Das Wesen der Ausschreibung und der Vergabe im Wettbewerb sind die zeitliche Begrenzung der Maßnahmen, ein klar definierter Ressourceneinsatz, die zeitliche Begrenzung und ein erheblicher Kostendruck, der vor allem die Personalkalkulation betrifft. Wirkung von Bedingungen auf Fachkräfte Gerhard Wienandts geht auf Ergebnisse der AGs ein. Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit mit Projektförderung – Wettbewerb - öffentliche Ausschreibung – Kontrolle der Durchführung Die Rahmenbedingungen für soziale Arbeit in diesem Kontext sollen nun aber noch deutlicher herausgearbeitet werden: Zunehmend gilt nämlich bei der Vergabe von Zuschlägen das Wettbewerbsprinzip. Die Bundesagentur für Arbeit und damit auch die Jobcenter vergeben ihre Aufträge zur Durchführung von Eingliederungsmaßnahmen grundsätzlich im Wettbewerb durch öffentliche Ausschreibungen. Der übergeordnete Begriff für diese Maßnahmen lautet Arbeitsmarktdienstleitungen, für den Einkauf dieser Maßnahmen ist eine eigens gegründete Institution zuständig. Diese ist dezentral organisiert und heißt Regionales Einkaufszentrum (REZ). Das REZ ist als Dienstleister für die örtlichen Agenturen zustän- Es ist offensichtlich, dass hier die äußeren Bedingungen auf die pädagogischen Fachkräfte direkt wirken, weil in der Regel das Risiko der Träger an die Beschäftigten weiter gegeben wird. Und es ist ebenso offensichtlich, dass den Bereich der Jugendberufshilfe, einen klassischen Bereich der Sozialarbeit, vergleichbare Rahmenbedingungen prägen wie es Krankenhäuser oder Pflegedienste seit Jahren kennen. Die Projektförderung durch den Bund und bei europäischen Programmen funktioniert im Kern auch wettbewerbsorientiert im Dreischritt „Ausschreibung der Programme bundesweit – Interessenbekundungsverfahren – Auffordern zur Abgabe eines Antrages“; allerdings sind die qualitativen Vorgaben hier bei weitem nicht derart eng gefasst wie bei Arbeitsmarktdienstleistungen. Bildungsträger, die in Personal investieren und in ihrer Arbeit durch Qualität überzeugen, können betriebswirtschaftliche Nachteile (Tarifbindung vs. Haustarif) ausgleichen. Anforderungsprofil für Fachkräfte und notwendige Kompetenzen Für die pädagogischen Fachkräfte ergibt sich dann folgendes Anforderungsprofil, sie müssen hohe Kompetenzen vorweisen in: 9 FREIBURGER NOTIZEN Umsetzungsgenauigkeit „Qualität ist die Erfüllung von Anforderungen“ Kompetenz im Angebot sozialer Trainings Methodenkompetenz = Produktorientierung Beratungskompetenz, Arbeit mit Zielvereinbarungen Weitere Anforderungen: Transparenz/ QM, Dokumentation/ „was nicht dokumentiert ist, hat nicht stattgefunden“ wobei in „Anführungszeichen“ die Anforderungsmaximen der Bedarfsträger gesetzt sind. Unter den Bedingungen weitgehend befristeter Arbeitsverträge sollen soziale Arbeiterinnen und Arbeiter (bei kirchlichen Trägern zumindest aber bei tariflicher Bezahlung) in den oben angeführten Kompetenzbereichen sehr gute Leistungen erbringen. Tun sie das nicht, gefährden sie das Auftragsaufkommen ihres Dienstgebers und schlussendlich ihren eigenen Arbeitsplatz. Projektarbeit an sich entwickelt fraglos in einem hohen Maß Fähigkeiten und Fertigkeiten, die in der Praxis sozialer Arbeit unabdingbar sind, einige sind hier eher unsystematisch aufgeführt, es sind: Fachliche Innovationskompetenz Projektplanungskompetenz Betriebswirtschaftliches Know-how Steuerungskompetenz (Meilensteine, Leuchttürme, Zeitmanagement) Personalentwicklungskompetenz Dann geht es nämlich weniger um die Projektplanung, sondern mehr um die auftragsgemäße und zielgruppengerechte Durchführung. In diesem Zusammenhang wäre es für die Praxis äußerst hilfreich, würden die Absolventinnen und Absolventen diese Art Projekte unter dem Gesichtspunkt Qualitätsmanagement durchführen und Verfahren der Qualitätssicherung (DIN EN ISO; European Foundation for Quality Management – EFQM; Lernorientierte Qualitätstestierung in der Weiterbildung – LQW o.ä.) dabei kennen und anwenden lernen. Ein weiterer Aspekt des Studiums nimmt in der Praxis eine besondere Stellung ein, nämlich eine sichere Rechtskenntnis: Nehmen wir beispielhaft eine Beratungssituation, in der sich eine junge Mutter, sie steht am Übergang von der Schule in den Beruf, an eine Fachstelle wendet. Die junge Mutter hat Fragen zur Sicherung des Lebensunterhalts für sich und das Kind, benötigt finanzielle Leistungen zur Sicherung ihrer Wohnsituation und sofern sie eine Ausbildung beginnen möchte, benötigt sie einen Überblick über fachliche und soziale Unterstützungsleistungen. Diese Thematik berührt die Rechtkreise SGB II, SGB III und SGB VIII. Es ist verständlich, dass Absolventen der Hochschule nicht rechtssicher in den Spezialgebieten seien können – aber sie müssen die Wichtigkeit von rechtlichen Kenntnissen ermessen und Zugänge zu dieser Thematik aufweisen. Methodensicherheit um nur einige zu nennen. Die Übereinstimmung mit den oben aufgeführten Kompetenzanforderungen der Praxis scheint mir offensichtlich. Empfehlungen für das Studium Sozialer Arbeit Gerhard Wienandts steht für den Dialog. Wenn aber reine Projekte in breiten Spektren sozialer Arbeit eher eine Rarität darstellen, hingegen Kenntnisse der Elemente von Projektarbeit weit verbreitet sind, sollten in jedem Fall auch die beschriebenen Arbeitsmarktdienstleistungen bekannt sein und in den Studiengängen sozialer Arbeit eben die praktischen Rahmenbedingungen für Projekte berücksichtigt werden. 10 Diese Beispiele sind Schlaglichter – gewiss, aber sie sollten zu einem Dialog zwischen Hochschule und Träger der sozialen Arbeit ermutigen; ein Dialog, der sich natürlich an den zentralen Aufgaben sozialer Arbeit orientiert und der gelegentlich auch spannende Randgebiete sozialer Arbeit einbezieht. FREIBURGER NOTIZEN In diesem Sinne könnte die Ausbildung über Projektarbeit im Studium mit den Anforderungen der Praxis sozialer Arbeit fruchtbar weiter entwickelt werden, und damit würden die Rahmenbedingungen sozialer Arbeit im Kontext einer sich wandelnden Gesellschaft stärker als bisher nicht nur fachlich berücksichtigt werden. Gerhard Wienandts Projekte am IAF und Projektarbeit an der KH Freiburg – eine Chance zur erfolgreichen Verbindung von Studium – Praxis – Forschung hinweg Studierende verschiedener Studiengänge an unterschiedlichen Projektarbeitsschritten beteiligt sind. Abschließend werden mögliche „Gewinne“ auf Seiten der Studierenden sowie der Projektmitarbeitenden in den Blick genommen. 1. Projektarbeit im Studium an der Katholischen Hochschule Freiburg Projektarbeit ist auch im Sozial- und Gesundheitswesen häufig DIE Antwort auf gestiegene Anforderungen im Berufsleben, die sich in Form zunehmender Komplexität, in Form von Marktmechanismen, von neuen Finanzierungs- und Förderlogiken sowie dem Ruf nach Wachstum, Innovation, Schnelligkeit, Effizienz, Effektivität, Wirksamkeits-, Erfolgs- und Ergebnisorientierug u.v.m. bemerkbar machen. Die hierfür erforderlichen Kompetenzen sind vielfältig und breit gefächert, umfassen neben fachlichem und methodischem Wissen und Können auch kommunikative und teamorientierte Fähigkeiten, die Fähigkeiten, Konflikte zu lösen, Kreativitätstechniken anzuwenden etc…. und nicht zuletzt auch die Nutzung diverser Projektmanagementmethoden. In den Studiengängen der Katholischen Hochschule Freiburg ist das Thema „Projektarbeit“ deswegen von Beginn an verankert, wie Leonie Stökler, Studierende im 7. Semester SAB anschaulich demonstrierte (Abb.1). Stefanie Klott Mitarbeiterin des IAF und Vertretungsdozentin Dieser Vortrag im Rahmen des Fachforums der „Freunde und Förderer“ am 15. November 2013 zeigt zunächst die Verankerung von Projektarbeit im Studium an der Katholischen Hochschule Freiburg auf und stellt das Institut für Angewandte Forschung, Entwicklung und Weiterbildung (IAF) kurz vor. Anhand einiger aktueller Projekte wird beispielhaft dargestellt, wie unterschiedlich sich die Einbindung Studierender gestalten kann. Exemplarisch demonstriert das Projekt VEGA, wie über mehrere Projektjahre Abb. 1: „Projektarbeit im Studium“ von Leonie Stökler 11 FREIBURGER NOTIZEN So zeigt der beispielhafte Blick in das Modulhandbuch Soziale Arbeit die „Fähigkeit, Projekte akquirieren und managen zu können“ als einen wesentlichen Aspekt hinsichtlich des „Kompetenzerwerbs und der Qualifikationsziele“. In der zugrundeliegenden Handlungsfeldlogik (Abb. 2) ist die Projektarbeit in unterschiedlichen Modulen und zwar kontinuierlich von Studienbeginn an verortet, ist mit Praxistransfer und exemplarischen Handlungsfeldzug verbunden und wird von medienpädagogischen Bezügen begleitet. Abb. 2: Handlungsfeldlogik der KH Freiburg 2. Das Institut für Angewandte Forschung, Entwicklung und Weiterbildung (IAF) Als wissenschaftliche Einrichtung unter der Leitung von Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff (Prorektorin für Forschung) bündelt und koordiniert das IAF sämtliche Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der KH Freiburg. Aus diesen Aktivitäten haben sich mittlerweile drei Forschungsschwerpunkte entwickelt: 1. Versorgungsforschung in Gerontologie und Pflege 2. Bildung, Sozialisation, Inklusion 3. Religion und Ethik Abb. 3: Die Mitarbeiter(inne)n im IAF Dabei sind die Forschungsschwerpunkte „Versorgungsforschung“ sowie „Bildung, Sozialisation und Inklusion“ in die bundesweite Forschungslandkarte aufgenommen worden, die von der Hochschulrektorenkonferenz im Jahr 2012 erarbeitet wurde. Aktuell laufen im IAF 24 Projekte und sie beschäftigen 14 Mitarbeitende (davon vier Alumni der KH Freiburg). Ca. 30 Studierende sind derzeit in unterschiedlichen Rollen als studentische Hilfskräfte/Praktikanten eingebunden. Die Forschungsprojekte des IAF greifen Fragen des Strukturwandels in den sozial-caritativen, pflegerischen und pastoralen Diensten auf und entwickeln beispielhafte Modellkonzepte im Umgang mit neuen sozialen und gesellschaftlichen Problemlagen. Schwerpunkt des Dienstleistungsangebots des IAF sind Organisationsberatungen für soziale Einrichtungen in Entwicklungs- und Umbruchsituationen. Als gemeinnütziges Institut finanziert sich das IAF aus Drittmitteln zur Forschungsförderung, Nutzerentgelten bei Entwicklungsaufträgen und Teilnehmerbeiträgen bei Weiterbildungsangeboten. 12 FREIBURGER NOTIZEN (vgl. auch http://www.kh-freiburg.de/forschung-entwicklung/forschungs-und-entwicklungsprojekte/laufende-projekte) 3. Projekte am IAF – eine Chance für Studierende Im Folgenden zeigen ausgewählte aktuelle IAF-Projekte verschiedene Variationen einer studentischen Beteiligung. Projekt Kurzinfo Pflegemix in lokalen Verantwor- Sozialministerium Batungsgemeinschaften den-Württemberg, Kommunen und vielfältige Akteure in der „Caring Community“ BEST (Bürgerengagement sichert Sozialministerium BaTeilhabe) den-Württemberg – Begleitung von 15 Leuchtturm-Standorten im Land, die innovativ Teilhabe älterer Menschen sichern Kirche findet Stadt – Stadt findet Stadtdekanat Frankfurt Kirche am Main/Bistum Limburg. Beobachtung und Befragung zur Nutzung und Wirkung eines Ensembles citypastoraler und caritativer Angebote. InnoGESO (Innovations- und De- BMBF-gefördertes Vermografiemanagement in Sozial- bundprojekt mit der Uniund Gesundheitswesen) versität Witten und dem Mannheimer Institut of Public Health (Schwerpunkt KH: Berufsbiografien) Patientenbegleitung Sozialministerium Baden-Württemberg: Freiwillige begleiten ältere Patien(tinn)en. Kooperation: Freiburger Freiwilligenagentur, VHS, verschiedene Freiburger Kliniken) Studentische Beteiligung Studentische Hilfskräfte begleiten Erhebungs- und Analysephasen sowie Planungswerkstätten und Arbeitskreise gemeinsam mit den Wissenschaftlichen Mitarbeitenden. Studierende begleiten Projekte (ausgewählte TeilFragestellungen) im Rahmen von Qualifizierungsarbeiten. Studierende (SAB Schwerpunkt Sozialtheologie) erheben und analysieren ergänzende Daten (teilnehmende Beobachtung, Interviews) im Rahmen ihres Forschungsseminars. Studentische Hilfskräfte wenden Wissen aus den Seminaren der Empirischen Sozialforschung im größeren Kontext an. Im Rahmen ihres Projektsseminares „Caring Community“ (2x2 Semester) übernehmen Studierende Teile von Curriculumentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit, Curriculumentwicklung, Netzwerkarbeit. 4. Modellhaft: Das Projekt VEGA im Freiburger Osten Mit dem Projekt VEGA – „Verantwortungsgemeinschaft für gelingendes Altern im Freiburger Osten“ geht es der Katholischen Hochschule Freiburg um die modellhafte Entwicklung, exemplarische Erprobung und Evaluation des Konzepts einer „Lokalen Verantwortungsgemeinschaft“. Seit 2010 verstehen 13 FREIBURGER NOTIZEN sich hier die Stadt Freiburg (Seniorenbüro), die Stiftungsverwaltung (Heiliggeistspitalstiftung) Freiburg und Katholische Hochschule Freiburg als „Impulsgeber“. Von 2010 bis 2012 finanzierte die Hochschule das Projekt dabei aus Eigenmitteln. Zentral ist die Frage, wie förderliche Kommunikations-, Kooperations- und Aktionsformen in den Stadtteilen Waldsee und Littenweiler entstehen und aussehen können, so dass verschiedenste Akteure auf Augenhöhe zum Thema „gelingendes Altern“ vernetzt sind. In einer ersten Projektphase standen Analysen auf kleinräumiger Ebene im Vordergrund. In Form einer Netzwerkanalyse lieferten Studierende des Masterstudiums Soziale Arbeit (2009) bereits erste wichtige Erkenntnisse. Studierende des Bachelorstudiums Soziale Arbeit waren dann 2010/2011 im Rahmen ihres Projektseminars insbesondere in die Analyse des Sozialen Raumes eingebunden. Sie erschlossen die beiden Stadtteile durch „strukturierte Stadtteilbegehungen“, foto-dokumentierten und kartierten die Ergebnisse. Sie führten zusätzlich eine aktivierende Befragung mit Stadtteilexperten durch und diskutierten ihre Ergebnisse in Workshops im Rahmen einer Quartierstagung mit Profis und Stadtteilbewohner(inne)n. Ein Stadtteilspaziergang mit Bürgerbeteiligung zu wichtigen Orten sowie eine Abschlusspräsentation rundete diese Projektphase ab. Abb. 4: Kartierung Abb. 5: Moderation im Rahmen eines Visionscafés Abb. 6: Öffentlichkeitsaktion mit dem VEGA-mobil Den „Staffelstab“ übernahmen dann 2011 Studierende des interdisziplinären Masterstudiums „Dienstleistungsentwicklung“. Sie legten die bisherigen Erkenntnisse für ihr viersemestriges Projekt zugrunde und entwickelten basierend auf den erhobenen Bedarfen und Bedürfnissen z.B. Konzepte für „Bürgertreffmöglichkeiten“. Zu ihren „Gewinnen“ lassen sich dabei auch eine starke Verankerung in der Freiburger Fachöffentlichkeit sowie ganz konkrete über das Studium hinausgehende Beschäftigungsmöglichkeiten nennen. Ganz aktuell widmet sich gerade ein weiteres Projektseminar einem zweiten aus den Bedarfen entwickelten VEGA-Baustein: Studierende entwickeln im Rahmen des VEGA-mobils (ein Lastenfahrrad, das als mobile Informations- und Anlaufstelle dient) Ideen für Aktivierung, Freiwilligenarbeit, Öffentlichkeitsarbeit und Formen der zugehenden Beratung. 5. Gewinne Fragt man weiter danach, welche „Gewinne“ diese – oft aufwändige und zeitintensive - Form der Verschränkung von Praxis, Lehre und Forschung mit sich bringt, so nennen Studierende zumeist ganz wesentliche Lernerfahrungen in den Schnittstellen Projektarbeit, Sozialforschung/ Sozialraumorientierung und (hier speziell:) Gerontologie. Sie erleben spürbar die Verbindung von Theorie und Praxis sowie den direkten Kontakt zu Fachkolleg(inn)en und zur 14 Bevölkerung als „Katalysator“ für ihr weiteres Studium. Auf Projektebene liefert die Zusammenarbeit mit den Studierenden nicht nur wertvolle Erkenntnisse, auch ist die studentische Perspektive eine wesentliche Bereicherung, insbesondere die dadurch ermöglichte intergenerationelle Arbeit am Thema. Ganz plastisch beantwortet Michael Adam, 7. Semester SAB die konkrete Frage danach, was es ihm denn bringe, sich neben dem Studienendspurt auch im IAF als studentische Hilfskraft zu engagieren: FREIBURGER NOTIZEN „Mir bringt die Mitarbeit an einem Projekt die Möglichkeit, mich auszuprobieren, d.h. mich in verschiedensten Rollen zu bewegen z.B. dem Experten, Studenten (der auch mal eine Frage stellen darf, die sich keiner traut), Beobachter von außen, Teilnehmer, Protokollanten und Repräsentant der Hochschule. Ich kann an der Gestaltung des Projekts mitwirken, über meinen Tellerrand schauen und meine Stärken einbringen, aber auch feststellen, wo ich noch ausbaufähige Potentiale habe. Ich kann Kontakte zur Praxis knüpfen und das Erlernte aus dem Studium übertragen und anwenden (sei es Gesprächsführung, Moderation, Dokumentation, Visualisierung oder auch Theaterspielen). Das Projekt versetzt mich in die Lage, die erlernte Theorie in der Praxis auszuprobieren, aber auch in der Praxis die Theorie wieder zu finden. Durch das Projekt öffnen sich Zugänge zu möglichen Bachelorthemen und den aktuellen Bedarfen der Praxis. Ich kann mich in einem relevanten aktuellen Forschungskontext bewegen. Mein Studium bekommt ein ganz anderes Gewicht, weil ich nicht mehr nur auf den Abschluss lerne, sondern direkt das gelernte wieder einbringen kann.“ Er ergänzt auch: „Die Projektarbeit fördert die Auseinandersetzung mit der eigenen Profession. So werden die Studierenden immer wieder mit Fragen in Bezug auf das Studium und der Profession der Sozialen Arbeit gestellt. Die Mitarbeit an solchen Projekten ist für mich eine sinnvolle Ergänzung zum Studium (mit KIP, Praxissemester und den Projekten der Empirischen Sozialforschung). Außerdem finde ich, es sollte viel mehr Studierenden die Möglichkeit offen stehen, neben dem Studium an solchen Projekten mitzuarbeiten. Die Mitarbeit von Studenten an solchen Projekten ist, glaube ich, ein Gewinn für alle Beteiligten, da dadurch das Projekt durch eine weitere Perspektive ergänzt wird.“ Instanz mit Außenperspektive. Das kann besonders dort hilfreich sein, wo das Anknüpfen an die Normalität des Alltags wichtig ist. Mit Studierenden werden Projekte lebendig und sie erhalten einen intergenerationellen Forschungsund Lernbezug. Und nicht zuletzt steht die Beteiligung von Studierenden für eine besondere Form von Theorie-Praxis-Transfer.“ Halten wir abschließend als Fazit fest: Während ihres ganzen Studiums lernen Studierende der KH Freiburg berufsrelevante Elemente und Kompetenzen des Projektmanagements auf theoretischer und praktischer Ebene. Im IAF der KH Freiburg bieten sich vielfältige ergänzende Möglichkeiten, darüber hinaus Studium-Theorie-PraxisForschung sinnvoll zu verbinden. Durch diese unterschiedliche Mitwirkungsformen (Hilfskräfte, Projekt-/Forschungsseminar, Qualifizierungsarbeiten) eröffnen sich „win-win“-Situationen für alle. Stefanie Klott Vertretungsdozentin für Soziale Gerontologie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am IAF Unabhängig davon beantwortete auch Cornelia Kricheldorff als Institutsleiterin und Prorektorin meine Frage nach dem „was bringt`s?“: Sie erklärt: „Studierende bringen in die Forschungsprojekte einen weitgehend unverstellten Blick ein – sie sind damit eine Art neutrale 15 FREIBURGER NOTIZEN Einladung zum Fachforum 2014 16 FREIBURGER NOTIZEN Aktuelles aus der Katholischen Hochschule Der Strategieentwicklungsprozess wird mit der Arbeit in den Projektgruppen sowie drei weiteren zweitägigen Workshops fortgesetzt und soll Anfang 2015 zum Abschluss kommen. 2. Systemakkreditierung Prof. Dr. Edgar Kösler Rektor der Katholischen Hochschule Freiburg 1. Strategieentwicklung Im September 2013 fand eine zweitägige Kickoff –Veranstaltung zur Eröffnung des Strategieentwicklungsprozesses 2020 statt. Rund 30 Mitglieder der katholischen Hochschule sind in diesen Prozess eingebunden. Eine Grußadresse des Caritasverbandes für die Diözese Rottenburg-Stuttgart hob die Bedeutung des Strategieentwicklungsprozesses hervor. Einzelne Projektgruppen zur Lehre, Forschung, Service, Struktur und Systemakkreditierung sowie die Steuerungsgruppe wurden etabliert und erhielten einen detaillierten Projektauftrag. Geklärt wurde, welche Aufgaben in der Analysephase bis Ende März 2014 zu bearbeiten waren. So wurde z.B. die Steuerungsgruppe beauftragt, einen Entwurf für eine Vision zu erstellen. Der zweitägige Workshop im September beinhaltete ein prozessbezogenes Training zum Projektmanagement, die Diskussion des ersten Visionsentwurfes sowie die Vorbereitung zur Lernreise an die Zeppelin-Universität in Friedrichshafen im Februar 2014. Im Workshop im April 2014 wurden die Erfahrungen der Lernreise aufgearbeitet, die Ergebnisse der Analysephase vergemeinschaftet und die überarbeite Vision vorgestellt. Der Prozess zur Systemakkreditierung geht nach einer intensiven Vorbereitung nun in die konkrete Umsetzungsphase. Mitte Mai 2014 fand die Erstbegehung zur Systemakkreditierung durch die Akkreditierungsagentur AHPGS statt, bei der auch eine Vertreterin des Akkreditierungsrates teilgenommen hat. In dieser Erstbegehung wurde das gesamte Qualitätsmanagementsystem der Hochschule darauf hin geprüft, in wie weit es in der Lage ist, die Einhaltung der vorgegebenen europäischen und nationalen Standards bei der Ausgestaltung der Studiengänge und der dazu gehörenden Unterstützungsprozesse sowie deren Umsetzung in der Lehre sicher zu stellen. Auf der Basis der erfolgten Rückmeldungen wird dann das Qualitätsmanagementsystem der Hochschule weiterentwickelt werden. Die endgültige Akkreditierung findet dann nach einer zweiten Begehung im Januar 2015 statt. Bei erfolgreicher Systemakkreditierung kann die Hochschule das Siegel des Akkreditierungsrates für ihre Studiengänge 6 Jahre selbständig vergeben. 3. Gebäudemanagement Die Brandschutzsanierung in der Tiefgarage wurde im März 2014 abgeschlossen. Die nun in Haus 3 anstehenden Brandschutz- und Baumaßnahmen (Schaffung eines zweiten Rettungsweges) sollen in den vorlesungsfreien Zeiten im SoSe 2014 und WiSe 2014/2015 abgeschlossen werden. Danach werden entsprechende Maßnahmen in den Häusern 2 und 3 angegangen. Das Haus 4 muss zum Ende des Jahres 2015 geräumt sein. Der Vorstand des Vereins der Freunde und Förderer der KH Freiburg wurde darüber im Frühjahr 2014 schriftlich informiert. 17 FREIBURGER NOTIZEN 4. Neue Professor(inn)en An der Katholischen Hochschule Freiburg begannen zum Sommersemester vier neue Professor(inn)en und eine neue Dozentin: Prof. Dr. Thorsten Burger, Professor für Konzepte und Methoden der Heilpädagogik, Prof. Dr. Ines Himmelsbach, Professorin für Soziale Gerontologie, Prof. Eric Pfeifer, Professor für Ästhetik und Kommunikation mit Schwerpunkt Musik als Medium, Prof. Dr. Jürgen Sehrig-Vaulont, Professor für Kommunikation und Beratung, Maria Höfflin, Dozentin im Bereich Heilpädagogik. Zum Wintersemester beginnen: Prof. Dr. Monika Wigger, Professorin für Ästhetik und Kommunikation, Schwerpunkt Bildnerisches Gestalten“ Prof. Dr. Anne Kellner, Professorin für Berufspädagogik für Gesundheitsberufe / Pflegewissenschaft Damit sind zum WiSe 2014/2015 34 Professuren (VZÄ) an der KH Freiburg besetzt. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass bis Ende SoSe 2020 voraussichtlich 12 Professor(inn)en in den Ruhestand gehen werden. 5. Kirchliche Fachhochschulen als anerkannter Bestandteil der deutschen Hochschullandschaft Die kirchlichen (Fach)Hochschulen stellen in der deutschen Hochschullandschaft eine Gruppe von stark profilierten Hochschulen im Bereich des Sozialwesens – sowie zunehmend auch des Gesundheits- und Erziehungswesens – dar. Sie haben sich als anerkannte wissenschaftliche Akteure in Lehre, Forschung und Weiterbildung in diesem Sektor fest etabliert. Darüber hinaus nehmen sie in den Feldern praktische Theologie und Religions-pädagogik den kirchlichen Bildungsauftrag professionell war. Das von der Rektorenkonferenz kirchlicher (Fach)Hochschulen (RKF) in Auftrag gegebene 18 Projekt Leistungsprofile kirchlicher (Fach)Hochschulen unterstreicht die starke Stellung der kirchlichen (Fach)Hochschulen in den von ihnen angebotenen Studienbereichen. Im Jahr 2011 studierten knapp 20.000 Studierende an kirchlichen (Fach)Hochschulen. Diese stellen damit ein Viertel aller (Fach)Hochschulabsolvent(inn)en aus dem Bereich des Sozial- und Gesundheitswesens und bilden somit einen erheblichen Teil der Fachkräfte in diesen Bereichen aus. Besonders auffallend ist die gute Betreuungsrelation in Studium und Lehre. Sie ist an den kirchlichen (Fach)Hochschulen deutlich besser als bei den vergleichbaren Studienbereichen der staatlichen Hochschulen oder der privaten (Fach)Hochschulen. Die Drittmitteleinwerbung je Professor(in) ist an kirchlichen (Fach)Hochschulen ähnlich hoch wie in den vergleichbaren Bereichen an staatlichen (Fach)Hochschulen. Ihre Forschungs-stärke zeigt sich auch darin, dass aktuell elf Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Bildung, Inklusion und Versorgungsforschung der kirchlichen (Fach)Hochschulen in die Forschungslandkarte der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) aufgenommen wurden. Die potentiell wachsende ökonomische und gesellschaftliche Relevanz des Sozial- und Gesundheitssektors in Deutschland, aber auch in den angrenzenden Ländern, hat für die kirchlichen (Fach)Hochschulen für die Zukunft eine wichtige strategische Bedeutung. Hierzu gehören die in diesen Bereichen festzustellenden Akademisierungstendenzen sowie die damit korrelierenden Qualifikationsbedarfe, gerade im Bereich der Kindheitspädagogik sowie in der Pflege und im Gesundheitswesen. FREIBURGER NOTIZEN Neue Dozentinnen und Dozenten an der Katholischen Hochschule Freiburg Prof. Dr. Jürgen Sehrig-Vaulont, Professor für Kommunikation und Beratung seit 1. März 2014 "Im Mittelpunkt meiner Interessen und meiner Tätigkeit liegt die heilpädagogische Arbeit mit Menschen, die so schwere Einschränkungen haben, dass meist Sprache als Kommunikationsmittel nicht mehr trägt. Es handelt sich um Menschen mit schwerer oder mehrfacher Behinderung, Menschen in unklaren Bewusstseinszuständen oder Menschen mit (fortgeschrittener) Demenz. Neben der Sicherstellung größtmöglicher Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist mir die Begleitung des familiären und außerfamiliären Umfeldes der Klienten besonders wichtig. Neben dem Studium der Heilpädagogik ist dabei die Berufserfahrung als Krankenschwester sowohl mit schwer erkrankten als auch mit neurologisch kranken Menschen eine gute Grundlage." Jürgen Sehrig-Vaulont, Jahrgang 1955, arbeitete 10 Jahre als Sozialarbeiter und Gesprächstherapeut in der Hilfe für Suchtkranke und psychisch Kranke. Die Mitarbeit im Interviewprojekt „Geschichte und Erinnerung“ führte in enger Verknüpfung mit der Katholischen Hochschule Freiburg zu seiner wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Verarbeitung des Nationalsozialismus und mündete in die hier vorgelegte Dissertation. Nach langjähriger freiberuflicher Tätigkeit als selbstständiger Supervisor und Organisationsberater hat er seit März 2014 die Professur „Kommunikation und Beratung“ an der Katholischen Hochschule Freiburg inne. Prof. Dr. Thorsten Burger, Professor für Konzepte und Methoden der Heilpädagogik seit 1. März 2014 Maria Höfflin, Dozentin seit 1. März 2014 „Mein Name ist Thorsten Burger. Ich habe in Freiburg Psychologie studiert und dann zunächst im Bereich der Psychosomatik und Psychotherapie gearbeitet. Über ein Forschungsprojekt bin ich zu der Arbeit mit hör- und mehrfach-behinderten Kindern und Familien gekommen. Dazu habe ich auch promoviert. Zuletzt arbeitete ich im Psychologischen Dienst des Cochlear-Implant-Centrums der Uniklinik Freiburg und als Schulpsychologe im Bildungs- und 19 FREIBURGER NOTIZEN Beratungszentrum für Hörgeschädigte in Stegen. Therapeutisch bin ich systemisch und tiefenpsychologisch-analytisch ausgebildet. Mit meiner Frau und unserer fünfjährigen Tochter lebe ich in Freiburg.“ Prof. Dr. Ines Himmelsbach, Professorin für Soziale Gerontologie seit 15. März 2014 Prof. Eric Pfeifer, Professor für Ästhetik und Kommunikation – Schwerpunkt Musik als Medium seit 10. März Eric Pfeifer, Prof., geb. 1982, Lehramtsstudium für Musikerziehung und Englisch, Masterstudium der Musiktherapie an der Universität Augsburg, Promotionsstudium an der Universität Augsburg; berufliche Tätigkeit als Musiktherapeut in eigener Praxis und verschiedensten Bereichen (Kinder-, Jugend-, Erwachsenen- und Gerontopsychiatrie, neurologische, kardiologische und orthopädische Rehabilitation, Schule, Prävention, Wachkoma), Sozialpädagoge, Lehrer, künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Augsburg; Lehraufträge und Vorträge an diversen Universitäten, Hochschulen und Bildungseinrichtungen; Professor für „Ästhetik und Kommunikation – Schwerpunkt Musik als Medium“ an der Katholischen Hochschule Freiburg; Forscher (Schwerpunkte Musiktherapie, Musikpädagogik, Musik, Video etc.); Komponist; Musiker. 20 „Mein Interesse für das Alter und das Altern wurde bereits zu Schulzeiten geweckt und durch eine Tätigkeit als Aushilfskraft in einem Pflegeheim gefestigt, so dass ich auch in meinem Studium der Pädagogik und Romanistik in Heidelberg und Frankfurt meinen Schwerpunkt auf Fragen des Alterns gelegt habe. Mit einer Hilfskrafttätigkeit am Deutschen Zentrum für Alternsforschung in Heidelberg (heute: Netzwerk Alternsforschung) wurde mir schnell deutlich wie spannend die Forschung mit älteren Menschen sein kann, so dass ich mich entschied zu einem altersbezogenen Thema zu promovieren und auch weiterhin in der wissenschaftlichen Beschäftigung tätig zu sein: Zentrale Station war dabei die Goethe-Universität Frankfurt, an welcher ich nun lange Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig war und in unterschiedlichen Theorie-Praxis-, aber auch Grundlagenforschungsprojekten sowie in der Lehre tätig war. Ich freue mich nun auf die Tätigkeit in Lehre und Forschung an der KH Freiburg, die mich so freundlich empfangen hat.“ FREIBURGER NOTIZEN Die Katholische Hochschulgemeinde der Katholischen Hochschule Freiburg im Wandel brauchbarer Begriff ist. Dies liegt zum einen daran, dass der theologische Topos der „Gemeindetheologie“ sich zeitlich in die Mitte des letzten Jahrhunderts verorten lässt, zum anderen wurde der Inhalt und dessen Verständnis nicht für eine temporär fixierte Personalgemeinde, gerade bei sinkenden Semesterzahlen und den damit einhergehenden strukturellen Veränderungen, entworfen. Welche Kennzeichen eine solche Entwicklung hat und welche Folgen daraus zu ziehen sind, kommt am deutlichsten in der Umgestaltung der Arbeit mit den ehrenamtlich engagierten Studierenden zur Geltung. Lucia Tonello, B.A. Soziale Arbeit Referentin der KHG von September 2011 bis August 2013 P. Sebastian Tönnesen OP 1. Vorbemerkung Wenn ich die Frage stelle: „Was ist die KHG eigentlich?“ ist die Antwort nicht so klar, wie sie auf den ersten Blick erscheinen sollte. Zunächst einmal heißt KHG „Katholische Hochschulgemeinde“, wobei weder Katholisch ein Zugangskriterium darstellt, noch „Gemeinde“ in seiner klassischen Bedeutung ein dafür wirklich Die KHG versteht sich als Angebot an Studierende und Unterstützer, die sich freiwillig in ihrer Freizeit mit anderen für ihre Ideen und Interessen an der Hochschule und über Fragen des Zusammenlebens engagieren wollen. Dort, wo früher ein starres System mit ausdifferenzierter theologisch-pastoraler Prägung stand, erscheint derzeit ein frei fluktuierendes Gebilde, in dem die Engagierten selber Ziel und Richtung innerhalb eines sehr weit gefassten Rahmens festlegen dürfen. Die KHG verändert sich dementsprechend dynamisch, personell abhängig und als Antwort auf ein gesellschaftlich prägendes Wertesystem. Dass dabei Ungleichzeitigkeiten der hauptamtlich und ehrenamtlich Engagierten zu Konflikten führen, dürfte auf der Hand liegen. Folglich erscheint eine immanente Systemabwehr der mehr oder weniger langen Traditionen und ihrer theologischen Implikationen als kausal. Flexibilität – auch in der Einstellung und inneren Haltung – steht als obere Maxime unter so manchem pastoralen Projekt. Ist die Hochschulgemeinde also noch zu retten? Die kurze Antwort lautet „ja“. Und sie bedarf bei genauerem Betrachten auch nicht der Rettung, sondern vielmehr einem Entbergen ihrer Schätze, sowie der gegebenen und möglichen Ressourcen. Es geht für die Teilnehmer der KHG um eine echte, inhaltlich getragene, den Mitgestalter orientierende und zukunftsträchtige Option. Theologie und Seelsorgliches Handeln versteht sich zutiefst als orientierend begleitendes und unterstützendes Geschehen, 21 FREIBURGER NOTIZEN dass nicht in Konkurrenz zu anderen Aktivitäten zu verstehen ist. - Gerade die Hochschulgemeinde kann durch ihren eigenen Auftrag ein ergänzender Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung und Reifung innerhalb der Studienzeit sein. Mit zunehmender Leistungs- und Zielorientierung im Ausbildungssystem ist das nötiger denn je. Die KHG ist auf der Suche nach Mit-Gestaltern von Gemeinde! sen gelebten Glauben heißt christliche Spiritualität und zeigt sich in den zutiefst biblischen Dimensionen von Glauben, Hoffen und Lieben. An der Scharnierstelle von theologischem Selbstverständnis und praktisch gelebtem Glauben kann ein sozial geschulter und reflektierter Vermittler helfen, die frohe Botschaft zu überbringen und fruchtbar werden zu lassen. Hier schlägt in besonderer Weise die Stunde der Sozialen Arbeiter mit sozialtheologischer Prägung. 3. Die Situation an der Hochschule Es ist sehr schnell klar geworden, dass das Erreichen der Studierenden eine echte Herausforderung darstellt. Studierende des KHG-Teams 2. Ausrichtung für pastorales Handeln Wie lässt sich der verbindende Kern der Katholischen Hochschulgemeinde benennen, an dem sich pastorales Handeln messen lassen muss? Im Zentrum des christlichen Glaubens steht nicht ein Lehrsystem, sondern eine Person: der sich in Jesus Christus selbst offenbarende Gott des Lebens. Bereits hier wird deutlich, wie grundverschieden die Herangehensweisen sind. Christliche Gemeinschaften kennzeichnet nicht zu allererst messbarer Erfolg, sondern ihre Nähe zu Christus. Deshalb sollte sie besonders transparent sein für das begleitende Handeln des lebendigen Gottes. Dies impliziert den Auftrag, die Welt zu kultivieren, die eigenen Charismen zu entdecken und sie zu fördern. Greifbar wird dieses Anliegen im konkreten Handeln und Reden, dem gemeinsamen Ausrichten auf die wesentlichen Themen des Lebens und die Hoffnung auf die von Gott zugesprochene Verheißung. Das Schlagwort für die- 22 In diesem Kontext sind zwei Aspekte zu beachten. Zum einen die organisationsstrukturell bedingten Veränderungen und zum anderen die Studierenden als Zielgruppe. Ein einschneidendes Ereignis für die Ausgestaltung der KHG war der Wegfall des Studiengangs „Religionspädagogik“. Zum einen bildeten die Studierenden dieses Studiengangs eine sehr affine Gruppe für die Angebote der Hochschulpastoral, zum anderen war die KHG aufgrund des späteren Berufsfeldes der Absolventen auch immer ein gutes Übungsfeld, das sie nutzen konnten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sie eine hohe Bereitschaft mitbrachten, aktiv die Gemeinde zu tragen und mit ihrer eigenen Prägung zu gestalten. Weiterhin ist in besonderer Weise die steigende Anzahl ausdifferenzierter Studiengänge zu nennen, vor allem auch die berufsbegleitenden. Dies führt mitunter dazu, dass die Anwesenheitszeiten zwischen den Studiengängen stark divergieren. Die Erreichbarkeit wird hiermit schon rein organisatorisch zur Herausforderung. Eingeengt in ein Vorlesungs- und Seminarkorsett bleibt hauptsächlich die Möglichkeit einer Begegnung im zwischen, im Vorbeigehen. FREIBURGER NOTIZEN Nehmen wir die Vielfalt der Studierenden an der Katholischen Hochschule in den Blick, so wird bald Folgendes deutlich: Nicht nur die Sichtweise auf Kirche selbst und die eigene Geschichte mit ihr, sondern auch eigene Vorstellungen und Phantasien zur Kirche, erschweren mitunter einen direkten Zugang zu dieser erneuten Präsenz während der akademischen Ausbildung. Kirchlich bisher engagierte Studierende fragen sich oft, ob sie sich wieder fest einplanen lassen möchten oder lieber keine neue verbindliche Beteiligung eingehen sollen. Ein starres Gemeindekonzept muss in dieser Situation freilich einem dynamischen episodischen Dabei-sein weichen. Die temporäre Komponente ist ebenso ausschlaggebend im Hinblick auf die individuellen zeitlichen Ressourcen. Es muss gewährleistet sein, dass der Beteiligungsgrad in Abstimmung mit den jeweiligen individuellen Möglichkeiten steht und keine, auch implizite, Verpflichtungskultur vermittelt wird. Nur so können Übergänge (auch in der kirchlichen Biographie) gestaltet werden, damit nicht ein sich lösen von mitunter prägenden Institutionen geschieht. Übersehen werden darf auch nicht die immer größer werdende Gruppe von Studierenden, die kirchlichem Handeln entweder gleichgültig oder negativ gegenüberstehen, aus welchen Gründen auch immer. 4. Chancen zum Mitbestimmen und Mitgestalten Die oben dargestellte Ausrichtung der Arbeit mit den engagierten Studierenden, wird häufig kritisch als „Kultur der Unverbindlichkeit“ benannt. Auch wenn ein gewisser Grad der Unverbindlichkeit tatsächlich gelebt wird, so darf diese trotz alledem nicht mit Verantwortungslosigkeit oder Unzuverlässigkeit gleichgesetzt werden. Auch dieser Aspekt soll mit den folgenden Erläuterungen verdeutlicht werden. Wie eingangs bereits erwähnt, legen die Engagierten Ziel und Richtung innerhalb eines sehr weit gefassten Rahmens selbstbestimmt fest. Vor allem die Richtung ist in diesem Kontext im weitesten Sinne des Begriffs zu verstehen. Denn es schließt die Form der Ansprache, den öffentlichen Auftritt und die Gestaltung der Angebote, Aktionen und Veranstaltungen mit ein. Sie gibt der KHG ihren Charakter. Grundsätzlich geht es hierbei um wahre Mitbestimmung und Mitgestaltung. Dies scheint nicht nur ein Weg zu sein, um dem schnellen Wandel und der Vielfältigkeit der Studierenden gerecht zu werden, sondern entspringt auch dem Gedanken des „gemeinsam unterwegs sein“ und eine „Antwort auf die Zeit geben“. Sie werden dabei zu Experten in ihrer eigenen Sache, da sie ihre Bedürfnisse, ihre Bedarfe, aber auch die Themen und Fragen mit denen sie sich aktuell auseinandersetzen, am besten kennen. Aber vor allem wissen sie selbst, in welcher Form sie dies tun wollen. Die Fokussierung auf eine Kultur der Mitgestaltung und Mitbestimmung steht dabei auch keinesfalls im Widerspruch mit der oben aufgeführten Prämisse des dynamisch temporären Dabei-seins. Die organisatorische Gestaltung der Arbeit mit den Engagierten und somit die Rolle der Hauptamtlichen können zu der Zusammenführung dieser vorerst widersprüchlich erscheinenden Ansätze führen. Die Studierenden werden nicht mehr verpflichtet, an den meisten Veranstaltungen teilzunehmen, präsent zu sein und zu helfen. Listen für zugeschriebene Aufgaben gibt es nur noch in einzelnen notwendigen Fällen. Und Rollen innerhalb des Teams werden nicht mehr von Beginn an verteilt und bilden hierdurch einen Arbeitsaufgabenbereich. Es sind die aktuell anwesenden Studierenden, die mit ihren Themen auf die Hauptamtlichen zugehen und ihre Vorschläge in das Team einbringen. Sie haben somit die Möglichkeit, Einzelaktionen hauptverantwortlich zu organisieren oder sich an den Planungen der anderen zu beteiligen. Die Ideen werden meist mit viel Eifer und Leidenschaft eingebracht und finden auf diesem Weg auch schnell weitere Interessierte, die Lust haben, sich daran zu beteiligen. Die selbst eingebrachten Ideen, aber auch die emotionale Bindung zu einem gerade aktuellen Thema, geben den Studierenden die notwendige Motivation, sich trotz des vollen Alltags noch an der KHG einzubringen. Aber an dieser Stelle wird die Funktion der Hauptamtlichen zum Schlüssel des Erfolges. Sie müssen bereit sein, den Ideen und Themen mit Offenheit zu begegnen. Aber vor allem müssen sie die Bereitschaft haben, ebenso flexibel 23 FREIBURGER NOTIZEN die Studierenden in der Organisation und Umsetzung ihrer Vorhaben zu unterstützen. Wenn die Studierenden hierbei positive, wertschätzende und anerkennende Erfahrungen machen, ermöglicht man trotz aller „Unverbindlichkeit“ einen Identifikationsprozess mit der KHG und eine Entfaltung ihrer Persönlichkeit. Über erlebte Zuverlässigkeit und Unterstützung steigt ebenso die Motivation, sich weiterhin einzubringen, wie die Bindung zur und das Vertrauen in die KHG als tragendes Netz. Je mehr Teammitglieder sich einbringen, desto eher kann dieses System auch bestehen. Im begleitenden Prozess entwickeln sich dann nach Ressourcen, Interessen, Vorprägungen etc. aus dem Team heraus gewisse Rollen. Großveranstaltung zum Thema „Beschleunigung“ mit den Professoren Rosa und Michael N. Ebertz 5. Niederschwellige Angebote und zugehende Arbeit der KHG Der erschwerte Zugang zu den Studierenden eröffnet jedoch die große Chance einer Milieuerweiterung, der eigentlich meist geschlossenen und sehr homogenen Gruppen von katholischen Gemeinden. Es zwingt einen geradezu, die Arbeit nicht immer auf die bereits katholisch sozialisierten und sehr affinen Gruppen zu beschränken. Gerade im Bereich der Hochschulpastoral sollte dies als Gewinn und Ziel betrachtet werden. Für die Erreichung der wenig affinen oder gar kritisch eingestellten Studierenden braucht es zum einen niederschwellige Angebote und zum anderen eine stark zugehend ausgerichtete Arbeit, die Offenheit und Interesse zum Dialog kommuniziert. 24 „Italienabend“ Ansätze für eine solche Begegnungsmöglichkeit sind allen voran das KHG-Café. Dies ist im Laufe der Zeit zu einem echten Begegnungsraum der Studierenden untereinander und der pastoralen Mitarbeiter geworden. Das Café als Raum wird zu allen Tageszeiten und zu unterschiedlichsten Zwecken als Treffpunkt und Aufenthaltsort aufgesucht: Lerngruppen finden statt, Spieleabende, einfaches Beisammensitzen, häufig auch in Momenten, in denen sich Gruppen oder einzelne Personen in schwierigen Situationen befinden. Er bietet folglich die Möglichkeit für die Hauptamtlichen in vielfältiger Weise tätig zu sein und zum Einsatz zu kommen. Die Kunst liegt im professionellen „Aufgreifen“ von sich ergebenden Situationen. Gerade im Vergleich zu den traditionellen Angebotsformen der Hochschulpastoral soll an dieser Stelle ein Beispiel genannt sein: Die Glaubensgespräche. Sie ließen sich als ausgeschriebenes Angebot der KHG nicht mehr umsetzen. Doch im Café oder im spontanen Zusammenkommen im KHG-Büro mündeten diese Treffen immer wieder in persönliche Gespräche und Diskussionen in denen Vielfältiges zur Sprache kam. Unvermittelt wurden beispielsweise Fragen zum Glauben, den persönlichen Stellungen und Gefühlen dazu angesprochen. Aber auch kritische Fragen und Diskussionen zur Katholischen Kirche als Institution fanden ihren Raum. Die Gespräche fanden in einer vertrauten und offenen Atmosphäre und zum „notwendigen“ Zeitpunkt statt. FREIBURGER NOTIZEN Auch das Leitungsteam der Studierenden erkannte das Potenzial, dass in den augenscheinlich rein gesellig ausgerichteten Angeboten steckte. Neben dem Spaß, der sich tatsächlich in einem gemeinsam organisierten Fest, wie dem „Italien-Abend“ einstellte, konnten sie miterleben, wie sich die Angebote der Katholischen Hochschulgemeinde füllten, wie sie die Chance bekamen, sich vorzustellen und ggf. negative Vorurteile abzubauen. All diese Gelegenheiten, aber auch die aktive Form des Zugehens im Sinne von direkter Ansprache, nicht nur im Büro, sondern auch vor dem Büro stehend oder einladend die Tür offenstehen lassend, sind Zeichen und zeigen Bereitschaft. Aber auch an dieser Stelle versteht sich ein aktives Zugehen auf die Studierenden von selbst, wenngleich immer eine gesunde Balance zwischen Ansprechen und Ansprechbar-sein unabdingbar ist. Kirche kann hier als erreichbar und nicht aufdringlich erlebt werden. Dies stellt weiterhin besondere Herausforderungen an die Präsentation nach außen, insbesondere in den sozialen Netzwerken und auf der Homepage. Aus diesem Grund wurde vor allem die Aktivität auf Facebook deutlich erweitert und eine neue Homepage als Plattform für das soziale Netzwerk erstellt. Auch erklärende Texte in den unterschiedlichen Hochschulpublikationen mussten entsprechend überarbeitet werden 6. Vernetzung der KHG Diese neuen Herausforderungen und die immer wieder betonte Aufgabe und Rolle der Hauptamtlichen haben gezeigt, dass dies nur realisierbar ist, wenn die Katholische Hochschulgemeinde mögliche Ressourcen erkennt und durch aktive Vernetzung nutzt. Wie in allen vielschichtigen Bereichen, kann Kooperation die Umsetzbarkeit ermöglichen. Der Mut zu offener Arbeit, zum Aufgreifen der aktuellen Themen, bedarf der Unterstützung. Die KHG benötigt Kooperationspartner, kurze Kommunikationswege und einen festen Stand innerhalb der Hochschule. Dazu muss sie freilich reflektieren, welche Rolle sie innerhalb der Katholischen Hochschule einnehmen kann und soll. Die Kooperation muss sich von der Leitung der Hochschule über die diversen Mitarbeiter bis in die weiteren Studierendengruppen erstrecken. Die KHG kann sich auf diesem Wege als Mitgestalter eines belebten Lebens an der Hochschule beteiligen, der christliche, politische aber auch erholsame Angebote organisiert. Die Kooperation mit anderen Akteuren an der Hochschule, wie dem ASTA und mit Dozierenden und Mitarbeitern kann zu einer vielfältigen, interessanten und lebhaften Atmosphäre an der Hochschule beitragen. Die kleinen Studentischen Gruppen (ASTA, Austausch-Treff, AKs) können sich vernetzen und gemeinsam Angebote erschließen. Die KHG hat über ihre Hauptamtlichen die Chance, als koordinierendes Element Wichtiges beizutragen und ihrer Aufgabe gerecht zu werden, begleitend und orientierend zu sein. Weiterhin lässt die Kooperation mit anderen Akteuren auch fruchtbare und fundamentale Unterstützung im Bereich der Lebensberatung und Seelsorge zu. Des Öfteren entscheiden sich Studierende entweder für den Gang zur Hochschulgemeinde oder zu den Studienbegleitungsangeboten der Hochschule. In beiden Fällen unterstützen die Verantwortlichen Studierende in Dingen, die eigentlich im Kompetenzbereich des anderen liegen. Ein guter Austausch und eine vertraute Kooperation kann den Studierenden an dieser Stelle eine umfangreiche Hilfe ermöglich. Der Hauptamtliche braucht dabei einen Überblick über die ihn umgebenden Strukturen und muss Möglichkeiten und Chancen einer gegenseitigen Unterstützung erkennen. So können Bedarfe der Studierenden besser aufgedeckt, der Informationsfluss über die KHG erweitert und vor allem Aktionen und Veranstaltungen in unterschiedlicher Couleur und Größe durchgeführt werden. Zwischen Mitarbeitern und Studierenden wird eine gelebte Vernetzung durch gemeinsame Aktionen belebt und die Möglichkeit von Begegnung eröffnet. 25 FREIBURGER NOTIZEN 6. Ausblick für das KHG-Team Nun muss an dieser Stelle betont werden, dass es nach zwei Jahren noch viel zu tun gab und vom Bekanntheitsgrad bis zur Akzeptanz noch einige Steine aus dem Weg zu räumen sind. Und doch ließen sich auch nach kürzester Zeit bereits Erfolge erkennen. Das Erreichen und Ansprechen von Multiplikatoren aus Milieus, die bisher nicht vertreten waren und sich für das alte Gemeindekonzept auch nicht begeistern ließen, war tatsächlich ein Schlüssel. Das Team der KHG wurde dadurch personell und kulturell deutlich erweitert. Die Präsenz verschiedener Studiengänge in der Altersklasse von 20-35, verschiedener Nationalitäten und Einstellungen zeigen dies deutlich. Verbindlichkeiten seitens der ehrenamtlich Engagierten wurden auf ein Minimum zurückgefahren, auch wenn dies anfänglich eine deutliche Mehrbelastung auf Seiten der Hauptamtlichen mit sich bringt und zunehmend das Engagement der Studierenden schwer über einen längeren Zeitraum planbar wird. Darüber hinaus wird es auch weiterhin Aufgabe sein, unermüdlich Kontakte und Vernetzungen zu andern Hochschulgruppen herzustellen bzw. zu intensivieren. Eine auch weiterhin große Unterstützung seitens der Hochschulleitung ist für einen Informationsaustausch und eine Kontaktaufnahme im Hochschulbetrieb entscheidend. Gleichzeit profitiert die Hochschule durch die erweiterte Begleitung und Förderung von Studierenden. Dies eröffnet die Chance einer stärkeren Profilierung und Ausrichtung in einer immer unübersichtlicher werdenden Welt der wissenschaftlichen Ausbildung. An der Katholischen Hochschule sind Studierende keine Nummern – es gibt Menschen, die von Gott etwas geschenkt bekommen haben und es für alle fruchtbar machen dürfen. Lucia Tonello & P. Sebastian Tönnesen OP 26 Hildegard Johnson, Referentin der KHG seit September 2013 FREIBURGER NOTIZEN „Lebenslanges Lernen“ in berufsbegleitenden Studiengängen an der Katholischen Hochschule Freiburg Prof. Dr. Matthias Hugoth Das Spektrum der Studiengänge an der Katholischen Hochschule Freiburg hat sich in den letzten zehn Jahren erheblich erweitert. Auch das Altersspektrum der Studierenden. Denn ein Teil der neuen Studiengänge ist berufsbegleitend als Bachelor- und Masterstudiengänge konzipiert. Das bedeutet: Frauen und Männer, die bereits in sozialen, pädagogischen und pflegerischen Berufen tätig sind, qualifizieren sich in Weiterbildungsstudiengängen (sie heißen so in Absetzung von den grundständigen Regelstudiengängen etwa der Sozialen Arbeit und der Heilpädagogik) für Führungs-, Management-, Projektaufgaben oder für komplexere Arbeitsfelder im Bereich der Heilpädagogik und Pflege. Diese Studiengänge sind selbstfinanziert; die von den Studierenden aufzubringenden Kosten belaufen sich von 4.000 Euro bis 9.000 Euro für die Gesamtdauer des Studiums je nach Anzahl des Semesterumfangs der Studiengänge (von drei bis acht Semester). Diese berufsbegleitenden Studiengänge sind im IAF („Institut für Angewandte Forschung, Entwicklung und Weiterbildung“ der Hoch- schule) angesiedelt. Die Altersspanne der Studierenden reicht von Mitte zwanzig bis Ende fünfzig. Aus gutem Grund Dass die Katholische Hochschule diese Studiengänge eingerichtet hat, ist zum einen dem Bologna-Prozess geschuldet, der dem Studieren in Europa das Konzept des „Lebenslangen Lernens“ zugrunde gelegt hat. Studieren heißt heute: Man beginnt mit einem Bachelor-Abschluss und baut darauf, je nach persönlicher Berufsplanung und/oder nach den Anforderungen des Arbeitsmarktes, weitere Studien auf mit speziellen Abschlüssen für spezifische Aufgabenbereiche. Während man früher „sein Studium“ mit einem Diplom abgeschlossen und sich dann durch Fort- und Weiterbildungen in seinem Fachgebiet weiterqualifiziert hat, ermöglicht die Studienlandschaft heute, solche Weiterqualifikationen mit Hochschulzertifikaten abzuschließen. Das trifft vor allem auf die Masterstudiengänge zu, die bereits einen Bachelorabschluss voraussetzen und so konzipiert sind, dass man ohne viele weitere Zwischenstufen ein Promotionsstudium „draufsetzen“ kann. Ein weiterer Grund für die berufsbegleitenden Studiengänge an der Katholischen Hochschule (KH) resultiert aus dem kontinuierlichen Gespräch mit der Praxis der sozialen, pädagogischen und pflegerischen Arbeitsfelder und deren Trägern (die zum Teil auch zu den Gesellschaftern der KH gehören): Besonders im Bereich der Führung und des Managements sowie für komplexere Aufgabenstellungen in den Einrichtungen und Diensten der Heilpädagogik und der Pflege besteht seit längerem ein Bedarf an qualifizierten Kräften mit Hochschulabschlüssen. Auf diesen „Markt“ sind die berufsbegleitenden Studiengänge demnach auch weitgehend zugeschnitten. Somit bietet die Katholische Hochschule attraktive „Produkte“ an, die sowohl von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den unterschiedlichen Berufsfeldern angenommen werden können also auch viele Träger veranlassen, ihrem Personal diese Studiengänge zu empfehlen und sie beim Studium zu unterstützen. Diese letztgenannte Praxis 27 FREIBURGER NOTIZEN müsste allerdings noch häufiger erfolgen und bei den Trägern selbstverständlicher werden. Zur Charakteristik der berufsbegleitenden Studiengänge a. Marktförmige Ausrichtung Die berufsbegleitenden Studiengänge sind marktorientiert. Das bedeutet: Sie sind noch stärker als die Regelstudiengänge, in denen grundständig Soziale Arbeit und Heilpädagogik für die zahlreichen Tätigkeitsfelder dieser Professionen studiert wird, in ihrem inhaltlichen und methodischen Zuschnitt und im Blick auf ihre Fortführung für die nächste Zukunft von den Entwicklungen, Themen, Anforderungen und der Nachfrage auf dem Markt des Sozialen, des Managements und der Pflege bestimmt. Dieser Labilisierungsfaktor – die Nachfrage nach Absolventen/innen ist mit maßgebend für die Zukunftsfähigkeit der Studiengänge – wird entschärft durch die enge Verbindung von Präsenzstudium an der KH mit den Praxisfeldern der Studierenden, in denen bereits während der Studienzeiten erste „Früchte“ eingebracht und Projekte durchgeführt werden; so erfolgt eine Plausibilisierung die Relevanz der Studiengänge für die Praxis. Ferner zeigen Verbleibstudien über die Absolventinnen und Absolventen, dass sie und damit auch die Studiengänge in den unterschiedlichen Feldern der Praxis „angekommen“ sind. Dieser momentane Status der Akzeptanz und des Statusgewinns der berufsbegleitenden Studiengänge der Katholischen Hochschule muss allerdings auf Zukunft hin gesichert und gefestigt werden. b. Hochschuldidaktik mit der Tendenz „auf Augenhöhe“ Die Lehrveranstaltungen in den berufsbegleitenden Studiengängen zeichnen sich im Blick auf die Didaktik der Lehrveranstaltungen durch zwei besondere Herausforderungen an die Dozierenden auf: 1. Die Lehrveranstaltungen finden – mit Ausnahme der ausgesprochen projektorientier- 28 ten Studiengänge wie dem Masterstudiengang „Dienstleistungsentwicklung“ – in Vier-Tages-Blöcken von Donnerstag bis Sonntag statt. In der Regel konzentrieren sich die einzelnen Fächer auf zwei Tage. An diesen muss vermittelt, reflektiert, diskutiert, angeeignet, theoriegestützt und praxisrelevant aufbereitet werden, was bei den Regelstudiengängen über durchschnittlich 15 Wochen in anderthalbstündigen Lehrveranstaltungen gelehrt und gelernt wird. Diese Komprimierung des Stoffes und der Methoden auf zwei Tage stellt eine besondere Herausforderung dar, da ein prozessorientiertes Vorgehen nur bedingt möglich ist. Eine Lernkontrolle ist letztlich nur in Form dessen möglich, was die Studierenden als Ertrag ihrer Lern- und Verarbeitungsprozesse in Form von Referaten, Hausarbeiten, Portfolios, Projekten usw. nachweisen. 2. Die bei solchen von diversen Stressoren belasteten Lehr-Lern-Settings werden allerdings dadurch entschärft, dass die Dozierenden auf viel Fachwissen und eine große berufliche Erfahrung der Studierenden zurückgreifen bzw. an diese anschließen können. Viele Lehr-Lern-Einheiten erfolgen streckenweise tatsächlich „auf Augenhöhe“, indem etwa die Studierenden als Referenten agieren und die Praxisrelevanz des Stoffes leichter ermessen und einordnen können. Die Lehre erfolgt stärker als in den Regelstudiengängen mit in der Regel viel jüngeren Studierenden in den berufsbegleitenden Studiengängen respondierend und plausibilisierend im Blick auf Bedeutung, Relevanz, Aktualität und Funktionalität. Verhältnis zu den anderen Studiengängen der Hochschule Noch dominieren in den Beratungs- und Entscheidungsgremien, in den Konferenzen und bei den strategischen Planungen die großen Regelstudiengänge Soziale Arbeit und Heilpädagogik. Dafür gibt es viele plausible Gründe; diese Praxis ist durchaus berechtigt. Allerdings wird in Zukunft dafür zu sorgen sein, dass die berufsbegleitenden Studiengänge stärker bei den Planungen ins Kalkül gezogen werden – FREIBURGER NOTIZEN etwa bei den gegenwärtig aktuellen und zum Teil radikalen Veränderungen in der Hochschuldidaktik der katholischen Hochschule: Es wird sich auszahlen, wenn die Erfahrungen und Erkenntnisse der berufsbegleitenden Studiengänge stärker zu Wort und zum Tragen kommen. Anstrengend – aber lohnend! Erfahrungen als Absolventin des Studiengangs „Management von Erziehungs- und Bildungseinrichtungen“ Alexandra Fritz Bachelor-Studium 2007 - 2010 Von 2007 bis 2010 studierte ich an der katholischen Hochschule Freiburg den gerade neu eingerichteten berufsbegleitenden Studiengang „Management von Erziehungs- und Bildungseinrichtungen“ und erhielt als eine der ersten 13 AbsolventInnen den Bachelorabschluss. Für meine Entscheidung, als KITA-Leitung einen berufsbegleitenden Studiengang zu beginnen, hatte ich verschiedene Gründe: Mir war es wichtig, meine Kompetenzen zu erweitern, um meine Chancen und beruflichen Möglichkeiten zu vergrößern und den immer komplexer werdenden Ansprüchen gerecht werden zu können. Ein wichtiger Grund für mich war, dass das System der Kindertagesbetreuung derzeit in einer Phase von grundlegenden strukturellen Veränderungen ist und diese sowohl auf die pädagogische Arbeit, als auch auf die Strukturen und Organisationsformen des Systems Auswirkungen haben. Damit sind auch die Aufgaben des Managements auf der Ebene der Träger und Leitungen betroffen. Beispielsweise führen die Anforderungen der Arbeitswelt sowie das Bedürfnis der Menschen, beruflich weiterzukommen und die damit verbundene Notwendigkeit flexibler Arbeitszeitgestaltung der Eltern zu veränderten Bedarfen (z.B. flexible Öffnungszeiten, Wunsch nach neuen Betreuungsformen und Aufnahme von Kindern unter drei Jahren). Gesetzliche Veränderungen haben die Anforderungen an Kitas erheblich erweitert (Bsp. § 8a SGB VIII), was Konsequenzen für Leitungskräfte zur Folge hat. Vielfältige Sicherheitsaspekte sind in den pädagogischen, pflegerischen, ernährungs-spezifischen und gesundheitlichen Bereichen genau zu beachten, dies erfordert die Kenntnis und Umsetzung unterschiedlicher Gesetze und Richtlinien durch Leitungen. Auch Einrichtungen selber machen sich auf den Weg, die Qualität der Arbeit zu verbessern, eigene Profile (z.B. im Bereich der Bildung) zu entwickeln. Hiermit wird auch die Konkurrenzfähigkeit verbessert. Die Anforderungen der Fachkräfte an sich selber wie auch der Leitungen an sich selber steigen dadurch. Bildungspläne der Bundesländer für Kindertageseinrichtungen stellen Anforderungen an die Qualität der Arbeit und damit an die pädagogischen Fachkräfte. Hier ist die Ausbildung, bzw. Fortund Weiterbildung gefragt. Dieses Wissen muss gut in das Wissensmanagement eingebettet werden, was eine Leitung erfordert, die dies managen kann. Zur Personalführung gehört die Kenntnis und Nutzung der Ressourcen und Kompetenzen der MitarbeiterInnen sowie die Beachtung und Umsetzung der umfangreichen Arbeitsgesetze, des Infektionsschutzgesetzes, sowie der Umsetzung der hygienischen Vorgaben. Die Organisation der Dokumentation der Gefährdungsanalysen und die Einhaltung der Bestimmungen nach der Biostoffverordnung, der Gefahrstoffverordnung, etc. ist eine zeitaufwändige, umfangreiche Leitungsaufgabe und erfordert einen größeren Aufwand für die Organisation. 29 FREIBURGER NOTIZEN Der Aufbau, bzw. die Erweiterung und die Nutzung pädagogisch wirksamer Netzwerke (mit unterschiedlichen Institutionen wie Frühförderstellen, Ärzten, Erziehungsberatungsstellen, Schulen, Vereinen, Fachschulen und Hochschulen etc.) ist eine zunehmend komplexere Aufgabe der Kitaleitung. Kindertageseinrichtungen haben darüber hinaus eine wichtige Aufgabe in der Ausbildung von Fachkräften für die Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern. Neben Praktikantinnen, die an Fachschulen für Sozialpädagogik zu Erzieherinnen ausgebildet werden, gibt es immer mehr Studierende von Hochschulen aus verschiedenen, teilweise neu eingerichteten Studiengängen für den Bereich Frühpädagogik, die in Kindertageseinrichtungen ein Praktikum absolvieren und kompetent angeleitet werden müssen, woraus eine zusätzliche Aufgabe für Leitungen entsteht. Hinzu kam mein persönlicher Ehrgeiz, einen Hochschulabschluss zu erlangen, um berufspolitisch Anerkennung und Respekt für die Stelle als Kita-Leitung zu erhalten sowie meine persönlichen Chancen zu vergrößern, berufliche Veränderungen wahrzunehmen. wurde aufgenommen und nach Möglichkeit umgesetzt. Organisation des Studiengangs: Die Form des berufsbegleitenden Studiengangs war für uns alle eine wichtige Voraussetzung, um Familie, Beruf und Studium „unter einen Hut“ zu bringen. Es gab insgesamt 112 Präsenztage à 8 Zeitstunden in Blöcken von 4 Tagen (Donnerstag bis Sonntag), wobei pro Monat ein Block stattfand. Die Termine für die 3 Studienjahre standen bereits zu Beginn des Studiums fest, der Studiengang war gut organisiert. Die Vertiefung des Stoffes fand durch Bearbeitung von Themen aus den Lehrveranstaltungen statt, durch Aufgaben für das Selbststudium, Referate, Hausarbeiten, Dokumentationen, Protokolle. Dozenten mit kompetente Lehre: Die Themen waren abgestimmt auf die Bedürfnisse der Praxisbereiche der Studierenden und wurden mit hoher Fachkompetenz vermittelt. Die Situation der einzelnen Studierenden wurde stets berücksichtigt. Z.B. konnte man die Abgabe von Hausarbeiten auch terminlich nach hinten schieben und die Studiengangsleitung und auch andere Professoren waren immer als Ansprechpartner präsent, selbst am Sonntag. Die hohen Erwartungen, die ich an das Studium hatte, wurden weitestgehend erfüllt. Meine Erwartungen an das Studium bezogen sich auf die Bereiche Hochschule: Das Einbinden unserer Fachkompetenz und das Eingehen auf unsere Bedürfnisse wurden von der Hochschule beachtet. Es hat mir sehr gut gefallen, dass wir eine kleine Gruppe waren (13 Studierende, der Studiengang ist auf max. 30 Studierende pro Jahrgang konzipiert) und meine KommilitonInnen alle in unterschiedlichen Praxisbereichen arbeiteten, von der Kita über Familienzentrum, Seniorenwohnanlage, Heim, Einrichtung für Menschen mit Behinderung etc. So konnten wir uns gut austauschen und auch unsere Praxiserfahrung in allen Bereichen einbringen. Als erster Studiengang wurden Vorschläge von Seiten der Studierenden regelmäßig erfragt und unsere Verbesserungsvorschläge und konstruktive Kritik 30 Natürlich gab es auch Schwierigkeiten, die zu bewältigen waren: Für uns alle war es eine grundlegende Voraussetzung, das Studium berufsbegleitend absolvieren zu können, damit Familienleben, Beruf und Studium möglich wurden, was natürlich im Alltag trotz gut organisierter Studienstruktur eine „Zeitmanagementaufgabe“ darstellte. Der Arbeitsaufwand war zu bewältigen. Dennoch gab es immer wieder Stresszeiten, wenn FREIBURGER NOTIZEN die Studienwochenenden mit Terminen der Arbeit kollidierten, Klausuren geschrieben wurden oder man das Schreiben von Referaten und Hausarbeiten im „Nacken“ hatte. Am besten war es immer, Theorie mit der Praxis zu verbinden, d. h. beispielsweise eine Hausarbeit in Didaktik mit der Vorbereitung des sowieso anstehenden Elternabends in der Kita zu verbinden und diesen auszuarbeiten oder sich möglichst mit Themen (natürlich im vorgegebenen Rahmen des jeweiligen Seminars) auseinander zu setzen, die man zur Zeit (oder auch später) im Berufsalltag benötigt. Die knappen Öffnungszeiten der Infothek und der Bibliothek stellten zu Beginn auch eine Schwierigkeit dar! Durch Veränderungen der Zeiten konnte dies aber verbessert werden. Da meine KommilitonInnen in ganz Deutschland verteilt wohnten, mussten sie günstige Unterkunftsmöglichkeiten in Freiburg an den Blockwochenenden suchen. Deshalb haben wir uns gegenseitig bei der Zimmersuche geholfen durch Tipps und Übernachtungsangebote. So haben wir einen guten Kontakt untereinander bekommen, da wir uns immer am Abend trafen, um gemeinsam zu essen, Kneipen zu besuchen oder auch Referate gemeinsam vorzubereiten, was bis in die Nachtstunden dauern konnte...! So war auch oft Müdigkeit eine Schwierigkeit an den Block-Wochenenden... Es entstand aber eine gute Atmosphäre, die von gegenseitiger Unterstützung geprägt war. Die Gebühren des Studiums (insgesamt 6.000,00 EUR auf 3 Jahre verteilt) waren für die meisten eine Belastung. Die Hochschule konnte aber auf Antrag individuelle Lösungen (Ratenzahlung über eine längere Zeit o. ä.) anbieten. Das Studium hat sich gelohnt und meinen Erwartungen entsprochen, auch wenn ich mich zu Beginn mit gemischten Gefühlen im Alter von 44 Jahren auf das „Wagnis eines Studiums“ einließ. Die im Studium erworbenen Kompetenzen entsprechen den gestiegenen Anforderungen, die insbesondere an Leitungen für Kindertageseinrichtungen zunehmend mehr gestellt werden, zum Beispiel in folgenden Bereichen: Kommunikative Kompetenzen: Zu den bisher bereits vorhandenen Kompetenzen haben wir Verhandlungsführung, Teamentwicklung, gruppendynamische Kompetenzen erlernt Managementkompetenzen: Managementprozesse wertgeleitet und strategisch ausrichten können, operative Managementprozesse professionell gestalten. Zeitmanagement: Termine und Organisationsabläufe in der komplexer werdenden Arbeit der Einrichtung souveräner zu managen. Wissensmanagement: Umgang mit wissenschaftlichen Texten, Fachwissen systematisieren, auf aktuellem Niveau sein, Wissen weitergeben. Bildungsprozesse theoriegeleitet gestalten und reflektieren Projektmanagement- Methoden anwenden. Nach meinem Studium arbeitete ich weiter als KITA-Leitung. Meiner Ansicht nach benötigen wir heute in der pädagogischen Arbeit multiprofessionelle Teams (ErzieherInnen mit Spezialausbildungen, die sich gegenseitig in den jeweiligen Arbeitsbereichen unterstützen und ergänzen; gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung ist hierbei grundlegend wichtig). Für eine solche Spezialisierung sehe ich mich in der Leitungsfunktion. Durch das Studium habe ich meine Kompetenzen in diesem Bereich erweitert und arbeite auch gerne als Leitung weiterhin in der Kita. Durch mein Studium habe ich außerdem Lehraufträge an der katholischen und an der evangelischen Hochschule Freiburg erhalten und verschiedene Fachbeiträge veröffentlicht (Fachzeitschriften, Lehrbriefe, Handbuch für Kita-Träger, Herausgabe eines Buches). Diese Tätigkeiten machen mir auch sehr viel Spaß, und ich kann hier Theorie mit praktischen Erfahrungen weitergeben. Durch die erworbenen Kompetenzen hat sich die Struktur der KITA-Arbeit in allen Bereichen verändert. Die o. g. Kompetenzen führen zu theoriegeleiteten Reflexionen und professioneller Gestaltung sämtlicher Managementbereiche. Die Atmosphäre in der Einrichtung, die geprägt ist von der Haltung gegenseitiger Wertschätzung und Achtung, ist grundlegend. Die Anerkennung meiner durch das Studium erweiterten Kompetenzen durch das Team ist 31 FREIBURGER NOTIZEN spürbar. Die Zusammenarbeit im Team ist konstruktiv, Ressourcen werden besser genutzt. Meine Zielsetzung ist es, die Berufszufriedenheit der MitarbeiterInnen zu verstärken, indem ich mich bemühe, für die einzelnen MitarbeiterInnen einen besseren Platz zu finden, Fortbildungen zu ermöglichen und unterschiedliche Kompetenzbereiche (Bsp. Sprachförderung für Kinder unter drei J.) auszubilden, um sich gegenseitig zu ergänzen und zu unterstützen. Ich erhoffe mir mehr Anerkennung des Arbeitsbereiches der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung sowie mehr Weiterqualifizierungsmöglichkeiten. Vielleicht wird diese Arbeit dann auch attraktiver für Männer. Ebenso erhoffe ich für den Beruf eine adäquate Bezahlung. Geschichte der Sozialen Arbeit – aus persönlicher Erfahrung Berufliche und persönliche Auseinandersetzung mit dem Alter(n) in unserer Gesellschaft Barbara Kerkhoff „Wir waren noch nie so zahlreich, nie so alt und nie so unterschiedlich!“ Gemeint ist die Bevölkerungsgruppe der ich (Jahrgang 1942) angehöre. Insgesamt kann ich das Studium weiterempfehlen! Inzwischen vermisse ich die Wochenenden an der Katholischen Hochschule Freiburg (sowie die Treffen mit meinen KommilitonInnen). Das Studium bot viele Möglichkeit und eine gute Lernatmosphäre, um sich mit einem Thema fernab vom Alltag richtig intensiv zu befassen, Zeit zu haben, um Bücher zu lesen und sich darüber in den Seminaren auszutauschen. Alexandra Fritz Anmerkung: Alexandra Fritz ist nach dem Studium nicht nur Mitglied unserer Vereinigung geworden, sondern auch im Vorstand als Beisitzende für uns alle aktiv! 32 Noch während meines Studiums in Freiburg (1965 bis 67) waren die Grenzen zwischen den Generationen klar abgesteckt. Dementsprechend begrenzt war auch das Ausbildungsziel am damaligen Jugendleiterinnenseminar (Höhere Fachschule) des Deutschen Caritasverbandes. Es war eine anspruchsvolle, breit gefächerte Ausbildung, die ich in einer guten, freundschaftlichen Gemeinschaft genießen konnte. Alle wissenschaftlichen, auch die technisch-künstlerischen Fächer, die praktische Arbeit auf sozialpädagogischem Gebiet und die unterrichtliche Tätigkeit waren wie für mich zugeschnitten. Die staatliche Abschlussprüfung war mit der Feststellung verbunden „…ist für den Unterricht an sozialpädagogischen Bildungsstätten befähigt…“. Und da ich mich mit der antiquierten Be- FREIBURGER NOTIZEN rufsbezeichnung „Jugendleiterin“ nie anfreunden konnte, habe ich die spätere Möglichkeit eines „Upgrade“ zur Diplom-Sozialpädagogin dann auch gern in Anspruch genommen. Im Mai 1967 konnte ich meine Berufstätigkeit beim Caritasverband Siegen-Wittgenstein e.V. antreten und wurde hier mit dem Aufbau der Kath. Mädchensozialarbeit (IN VIA) beauftragt. Die Arbeit mit und in Gruppen machte (und macht) mir große Freude: Bildungsarbeit mit Gruppen Jugendlicher (Begleitung des Freiwilligen Sozialen Jahres), die Durchführung „Sozialer Seminare" als Arbeitsgemeinschaften für Haupt- und Realschulen, außerdem Vorbereitungskurse auf Ehe und Familie. In den 70er und 80er Jahren folgte unterrichtliche Tätigkeit an einer (Kranken-)Pflegevorschule und in der Ausbildung von Kindergärtnerinnen. Bei einem dieser Seminare (1987) wurde mir angeboten, an einer neugegründeten - damals noch einjährigen - Altenpflegeschule mitzuwirken. Altersfragen waren in den 60er Jahren - während meiner Freiburger Zeit - kaum erforscht. Und wenn, dann nur seitens der Medizin. Und die hatte nur kranke Alte im Blick, Vorsorge war damals noch nicht üblich und die Gerontologie als Wissenschaft noch unbekannt. Darum hieß es für mich „Lernen!“ Die Stationen: Ausbildung zur Seniorentanzleiterin und im Anschluss daran ein länger als 25 Jahre durchgeführter wöchentlicher Kurs mit älteren Menschen. Hier bot sich die Möglichkeit, Schüler hospitieren zu lassen. Nach einer Ausbildung zur Gedächtnistrainerin konnte ich praktische Kursangebote machen und später, nach einer Fortbildung als Referentin für Gedächtnistraining, interessierte Personen zu Gedächtnistrainern ausbilden und dies in der Altenpflegeausbildung umsetzen. Parallel dazu konnte ich mehrere Jahre im Vorstand des Bundesverbandes Gedächtnistraining e.V. und dessen wissenschaftlichem Beirat arbeiten. Ergänzend (1992 bis 96) ein Studium an der Universität in Kassel mit dem Abschluss „Diplom-Sozialgerontologin“. Meine Interessen: Lernen im Alter, Altersbilder, demografische Entwicklung, Biografiearbeit. Im Anschluss an die hauptberufliche (1987 bis 97) habe ich eine freiberufliche Tätigkeit in der Altenpflegeausbildung aufgenommen und mich als Honorarkraft in mehreren regionalen Alten- und Krankenpflegeschulen engagiert, außerdem mit Referententätigkeit während Kirchentagen, Altenpflegemessen und Fortbildungsveranstaltungen. Daneben wurde ich – gemeinsam mit meinem Mann – 1998 Gründungsmitglied einer Arbeitsgruppe im Hilfswerk MISEREOR, der Initiative „Eine-Welt-Arbeit im Dritten Lebensalter". Wir entwickelten ein mehrtägiges Seminarkonzept mit dem Ziel, die konkrete Situation der Menschen im Dritten Lebensalter wahrzunehmen, biografisch zu deuten und Handlungsfelder für die Arbeit in der „Einen Welt“ zu erarbeiten. Denn das Bewusstsein für das „Dritte Lebensalter“ als besondere, als historisch neue Daseinsform in unserer Gesellschaft, muss (auch) bei den Betroffenen immer wieder geweckt werden; wir waren noch nie so zahlreich, nie so alt und nie so unterschiedlich, oftmals frei von beruflichen und familiären Pflichten und fähig, neue Herausforderungen zu bewältigen. Vor diesem Hintergrund formulierten wir als Tagungsimpulse zum Beispiel „... des Lebens Ruf wird niemals enden" (H. Hesse) oder „…mit weniger Gepäck ins Dritte Lebensalter“. (siehe anschließendes Referat) Im Rahmen meiner Tätigkeit als Referentin lernte ich in Stuttgart eine einjährige Bildungsreihe für Ältere kennen, die wir - auf hiesige Verhältnisse übertragen - seit 2004 auch in Südwestfalen anbieten können. Es handelt sich um den von der LAGES entwickelten Kurs „Orientierung und Hilfe im Alter“. Gemeinsam mit meinem Mann und zwei weiteren Personen begleite ich ca. 20 ältere Erwachsene, die sich im Ablauf eines Jahres insgesamt 15 bis 20 Mal treffen. Mehrfach stattfindende zweitägige Veranstaltungen finden in einem Bildungshaus statt. Die Themen: demografische Entwicklung, Altersbilder, rechtliche Aspekte (Betreuung, Vorsorge etc.), Krankheiten und Ernährung, der achtsame Umgang mit sich selbst, Biografiearbeit, Spiritualität im Alter usw. Ausgehend von 33 FREIBURGER NOTIZEN Impulsreferaten folgen intensive Gesprächsrunden; das Lernen durch den Austausch untereinander ist immer wieder beeindruckend, denn alle Beteiligten bringen Wissen und Lebenserfahrung ein. Jetzt, Ende 2013, bin ich schon sieben Jahre lang glückliche Großmutter und kann die Entwicklung meiner beiden Enkelkinder jede Woche an drei Tagen begleiten. Trotz des nun reduzierten beruflichen Engagements ist derzeit ein weiterer Fortbildungskurs in Planung, außerdem steht die Endredaktion einer im Vincentz Verlag erscheinenden Arbeitshilfe an. Fazit: Ich will lernend altern, in großer Freude mit dem Mann an meiner Seite, dankbar, das Leben unserer Kinder und der Kindeskinder begleiten zu können, bereichert durch altersspezifische Gespräche in unterschiedlichen Gruppierungen. Barbara Kerkhoff, Siegen im Dezember 2013 Anmerkung: Unser langjähriges Vereinsmitglied Barbara Kerkhoff zeigte sich seit 1984 immer wieder sehr interessiert an der Entwicklung unserer Vereinigung mit den verschiedenen Generationen von Absolventen unserer Katholischen Hochschule Freiburg. Mit ihrem anschließenden Referat: „Mit weniger Gepäck ins dritte Lebensalter“ gibt sie uns Anstöße, darüber weiter nach zu denken. – Wir danken ihr dafür und wünschen ihr für die Zukunft alles Gute! 34 FREIBURGER NOTIZEN Mit weniger Gepäck Dritte Lebensalter! ins Barbara Kerkhoff, Dipl-Soz.-Gerontologin Wer in früheren Zeiten in Deutschland das 65. Lebensjahr erreichte, war im doppelten Wortsinn „fertig“. Diese Altersgrenze wurde im Rahmen der Bismarck’schen Sozialgesetzgebung (01. Jan. 1891) mit Invalidität und Erwerbsunfähigkeit gleich gesetzt. Ohne weiteren Nachweis. Tatsächlich hatte die überwiegende Zahl der Menschen dann auch keine große Lebenserwartung mehr. Man ging zwar mit einer (meist spärlichen) Rente in den „Ruhestand“, aber normalerweise setzte der Mensch die verbliebenen Kräfte bis zum Ende irgendwie nutzbringend ein. Wer heute in Rente geht, noch immer spätestens mit 65, hat dagegen durchschnittlich weitere 20 Jahre vor sich: Mit zunehmender Tendenz und außerdem - verglichen mit den Urgroßeltern - meistens mit unvergleichlich höherer Lebensqualität. Kürzere Arbeitszeiten, bessere Ernährung und Gesundheitsversorgung, der Arbeitsschutz, Urlaubsregelungen und andere Faktoren haben seither eine neue Lebensphase möglich gemacht. Es ist das „Dritte Lebensalter“ (Peter Laslett), die Zeit nach der Berufs- und Familienverantwortung und vor dem Eintreten der Hinfälligkeit. Nie zuvor in der Menschheitsgeschichte gab es diese geschenkten Jahre für eine breitere Bevölkerungsschicht. Vielen älteren Erwachsenen ist diese Entwicklung und die damit verbundene „späte Freiheit“ (Leopold Rosenmayr) noch nicht bewusst. Während in den ersten Lebensphasen ein bestimmtes Rollenverhalten durch Schule, Beruf, Familie usw. vorgegeben ist, wird dies im Dritten Lebensalter zu einer bedeutenden Gestaltungsaufgabe. Denn „es gibt kaum Modelle, Vorbilder, kaum Zukunftsvisionen und Perspektiven, die eigene, sich im fortschreitenden Alter verändernde und stets neu zu gestaltende Identität zu finden.“ (J. Onken). anderen denken, vom Fernsehprogramm bestimmen lassen und ihr Leben ohne weitere Ansprüche vergehen lassen. Sie haben die Möglichkeit, sich aus der Verantwortung für das Gemeinwohl und der Verantwortung für künftige Generationen zu verabschieden. Sie sind in Gefahr, zu wortlosen Konsumenten erniedrigt zu werden, denen schließlich ein „sozialverträgliches Frühableben“ zugemutet wird. Die entscheidenden Fragen lauten: Wie können die geschenkten Jahre für den einzelnen zu einer Zeit der persönlichen Erfüllung werden? Welche Rolle können ältere Erwachsene in einem System einnehmen, dessen Grundlagen von einer ungünstigen demographischen Entwicklung und von wirtschaftlicher Stagnation bedroht sind? Das neue, das Dritte Lebensalter kann eine Experimentierphase sein; neues kann erprobt, bekanntes kann vertieft oder verworfen werden. Jetzt ist die Zeit, über den eigenen Lebensstil nachzudenken. Der einzelne Tag kann strukturiert und sinnstiftend verbracht werden. Das kann zu einer Verbesserung von Beziehungen und der Partnerschaft führen, Nähe und Distanz können neu bestimmt werden, die Versöhnung mit Lebenden und Toten, die Begegnung mit Kulturen und Menschen weltweit wird möglich. Die Misereor-Initiative „einfach anders altern“ versucht mit Tagungen, mit dem Internet-Auftritt www.dritteslebensalter.de und Broschüren die Chancen und besonderen Handlungsmöglichkeiten dieses Lebensabschnitts zu vermitteln. „Es kommt der Moment in deinem Leben, da musst du einiges zurecht rücken, deinen Standpunkt verändern, eine neue Betrachtungsweise wählen, Dieser Einschnitt ist nicht schmerzfrei aber er macht den Blick frei.“ (Misereor - Alternativen) Rentner oder Pensionäre können sich in eine Nische zurückziehen, von einer Mahlzeit zur 35 FREIBURGER NOTIZEN Dieses Bemühen wird in vielen Fällen Dankbarkeit auslösen für die im wörtlichen Sinn „erlebten“ Jahre. Nach erfolgter Befreiung von überflüssigem „Gepäck“ und von Belastungen der früheren Jahre kann der neue Lebensabschnitt mit Zuversicht angegangen werden. Über allem steht die Erfahrung, dass „Altern nur gelingen kann, wenn ungeheucheltes Einvernehmen mit der Endlichkeit angestrebt wird“(Alfons Auer). Wir können und müssen uns gegenseitig ermutigen, uns von Überflüssigem befreien - innerlich und äußerlich. Es gilt, die letzte Wegstrecke sinnvoll zu gestalten, schöpferisch, mutig, selbstbestimmt. Es gilt, Verantwortung zu übernehmen für mich, für andere und mit anderen. Hilfreich ist dabei ein Blick in die eigene Biografie: Welches Engagement passt zu mir (biografische Passung)? Was wollte ich schon immer gern tun? Welche Anteile in meiner Person sind während der Familien und Berufszeit zu kurz gekommen und warten jetzt auf Entfaltung? Was könnte ich entwickeln und zum Wohl für mich und andere einsetzen? Dieser Prozess ist spannend, mühsam, aber auch lohnend, befreiend! Barbara Kerkhoff 36 FREIBURGER NOTIZEN 50 Jahre Pfingstvigil-Treffen des Abschlussjahrgangs 1964 am 7. Mai 2014 Zusammen mit dem ehemaligen Dekan, Prof. Dr. Herbert Steckeler, feierten sie einen beeindruckenden Gottesdienst in der überfüllten Kapelle mit vielen Ehemaligen aus ganz Deutschland. Danach tauschte man Studienerinnerungen und Erfahrungen aus, staunte über den Wandel in der Stadt und über die aktuellen Ereignisse in der Breisgaumetropole. Diese Tradition sollte auch von jüngeren Kursen unbedingt fortgesetzt werden, so lautete der Tenor der über 100 TeilnehmerInnen. Auch für die heutigen Studierenden gäbe es gute Möglichkeiten, ihre betagten Vorgänger zu befragen und den einen oder anderen Gedanken auszutauschen oder auch aufzugreifen. Foto: Hans Wetzstein 1 Seit vielen Jahrzehnten treffen sich die Absolventen der heutigen Katholischen Hochschule und ihrer Vorgängereinrichtungen für Soziale Arbeit am Pfingstsamstag zum morgendlichen Gottesdienst in der Berghauser Kapelle am Schönberg und zum anschließenden Meinungsaustausch im Gasthaus „Schönberger Hof“. Verantwortlich für die Planung und Organisation ist der jeweilige Jahrgang, der einen sogenannten „runden Geburtstag“ hat. Dieses Jahr waren es die Examensabsolventen von vor 50 Jahren, des Abschlussjahrganges 1964. Mit spontanem und anhaltendem Beifall bedankten sich die Ehemaligen der Hochschule bei Prof. Dr. Steckeler, der es als Priester verstand, das Evangelium kurz und in ansprechender Weise in die heutige Zeit zu übersetzen. Der Dank galt ebenso dem langjährigen Organisten Hermann Uihlein sowie dem federführenden Organisator und Kollegen, Rolf Burkhard aus Nürnberg. Er hatte keine Mühen gescheut, um den Großteil der Studienkollegen aus dem Studienkurs 1961 - 1964 ausfindig zu machen. Dass die meisten Ehemaligen aus dem Kurs den Weg nach Freiburg fanden, war für alle eine große Freude und vor allem für die Organisatoren der beste Lohn. Rudolf Glowka Foto von Hermann Eberhardt : Absolventen des Abschlussjahrganges 1964 vor der Berghauser Kapelle am 07.06.2014, 2.v.r. Rudolf Glowka 37 FREIBURGER NOTIZEN Aus der Mitgliederversammlung vom 15.11.2013 ren. Auf europäischer Ebene gibt es eine Verpflichtung zum Qualitätsmanagement der Hochschulen! Der Vereinsvorsitzende Günter Grosser begrüßt die Anwesenden und insbesondere den Rektor der Katholischen Hochschule, der sich wie in jedem Jahr die Zeit für einen Bericht zur aktuellen Entwicklung an der Katholischen Hochschule Freiburg nimmt. Von den 99 eingeladenen Mitgliedern konnten nicht alle kommen und viele grüßten die Versammlung in Abwesenheit! I. Bericht des Rektors, Prof. Dr. Edgar Kösler Entwicklung an der KH Freiburg Rektor Prof. Dr. Kösler berichtete über die weitere Entwicklung des Akkreditierungsprozesses der Hochschule. Der Wissenschaftsrat verpflichtet die KH zur institutionellen Akkreditierung, 2004 wurde diese erstmals für 10 Jahre gewährt, nun wurden die Eingaben für die zweite Akkreditierung gemacht, die für Frühjahr/Sommer 2014 erwartet wird. Danach ist die KH auf Dauer akkreditiert. In Form des Projektmanagements verfolgt die Katholische Hochschule ihren Strategieplan und erarbeitet derzeit Leitlinien für 2020. In einzelnen Projektgruppen soll bis September 2014 eine Gesamtstrategie entwickelt werden. Es gab dazu eine Lernreise zur „Zeppelin Universität Friedrichshafen“ zum Thema „Kernkompetenzen im Hochschulsystem“. Seit 2010 ist die KH Freiburg Mitglied der EFQM (European Foundation for Quality Management) und betreibt nach diesem Modell ihr Qualitätsmanagement. Im Oktober 2012 erreichte die Hochschule Freiburg die erste Stufe des EFQM-Systems und erhielt das Label «Committed to Excellence» (Verpflichtung zu Exzellenz). Dieser Qualitätsgrad ist Voraussetzung für die nächste Zertifizierungsstufe „Regognized for Excellence“ (Anerkennung der Exzellenz), die Mitte 2014 angestrebt wird. Mit Erreichen dieser Stufe wird die KH Freiburg berechtigt, ihr Lehrprogramm selbst zu akkreditie38 v. l.: Hans-Dieter Link, Prof. Dr. Edgar Kösler, Hans Wettstein, Matthias Späth, Michael Adam, Leonie Stökler, Uto R. Bonde Im Rahmen des Qualitätsmanagement wird, mit Unterstützung der Träger der KH, die IT-Ausstattung modernisiert. Die jetzige EDV-Ausstattung ist auf dem Stand von 2003 und bedarf einer umfassenden Erneuerung, z. B. die Umstellung des Betriebssystems von Windows XP auf Windows 8, ebenso die Anschaffung von Smart Tafeln. Sanierungsmaßnahmen zum Brandschutz finden seit Monaten in der Tiefgarage des Hauses 3 statt. Weitere bauliche Brandschutzmaßnahmen sind auch für die Häuser 1 und 2 vorgesehen. Außerdem wird der Deutsche Caritasverband das Areal an der Wölflinstraße/Habsburgerstraße bebauen, dies bedeutet einen Abriss des Hauses 4 der KH Freiburg. Die Katholische Hochschule mit derzeit 1.850 Studierenden benötigt bereits jetzt weitere Räume und sucht für die Zukunft schon nach Ausweichräumen im Stadtgebiet. Die rot-grüne Landesregierung hat ein neues Hochschullandesgesetz vorgelegt. Im Anhörungsverfahren wird es auch darum gehen, die kirchlichen Hochschulen mit ihren Interessen darin zu verorten. Das Gesetz wird für das Sommersemester 2014 erwartet. Beim Thema „eigenes Promotionsrecht der KH Freiburg“ ist der Rektor skeptisch. Es wird weiterhin der Weg des kooperativen Promotionsverfahrens mit der Universität verfolgt. Das IAF (Institut für angewandte Forschung) soll als FREIBURGER NOTIZEN Qualifizierungsstelle den wissenschaftlichen Nachwuchs ausbilden. Zum Thema Studiengebühren meinte der Rektor, dass die Auffassung der Hochschulrektoren in Richtung Gebühren geht. Derzeit verlangt die KH Freiburg von ihren Studierenden 280 EUR Gebühren pro Semester; 220 EUR werden von den Trägern kompensiert. Ca. 25 % der Studierenden bekommen die Gebühren nach sozialen Kriterien erlassen. Im Sommer 2014 wird es erstmals ein AlumniSommerfest geben. Ehemalige Studierende der letzten Jahre wurden bereits per E-Mail informiert. II. Tätigkeitsbericht des Vorstandes durch den 1. Vorsitzenden Der 1. Vorsitzende bittet zuerst um eine kurze Vorstellungsrunde mit den zum Teil neuen anwesenden Mitgliedern. wurde diskutiert, ob die Einwerbung von Spenden in größerem Umfang für Fördertätigkeiten möglich wäre? Angeregt wurde dieser Weg durch ein sachverständiges Mitglied der Vereinigung, das mit seiner Geschäftsführung von Krefeld sogar nach Freiburg an die Hochschule zu einem Beratungstermin kam. Die bisherige Einschätzung lautet: Ein Erfolg zur Spendeneinwerbung winkt nur dann, wenn man mit überzeugenden Projekten für eine breite Zustimmung werben kann und in der Lage ist, diese möglichst mit der Hochschule zusammen zu organisieren und zu begleiten. Dazu fehlen bisher die Ressourcen wie Personal und Zeit! 2. Gespräche an der Hochschule fanden statt, um die Präsenz der Vereinigung im Bewusstsein der Beteiligten zu verbessern. So gab es Gespräche und Diskussionen mit interessierten Studierenden, die sich aktiv mit dem Leben an der Hochschule auseinandersetzen und ebenso mit der Katholischen Hochschulgemeinde über Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Dabei wurden neue Mitglieder gewonnen und gegenseitige Zusagen erreicht: für eine gemeinsame Werbung von öffentlichen Veranstaltungen wie Fachforen, Hinweise auf die Beteiligung am Förderpreis und andere Aktivitäten. 3. Die aufwändigen Vorbereitungen auf die Einführung des neuen einheitlichen europäischen Zahlungsverkehrs SEPA und die Sicherung der Einnahmen über die Mitgliedsbeiträge waren dringend zu leisten. v. l.: Matthias Späth, Michael Adam, Leonie Stökler, Uto R. Bonde, Dietmar Keilbach, Prof. Dr. Sigmund Gastiger, Karl-Heinz Käfer Es gab vier besondere Schwerpunkte der Vorstandsarbeit: 1. Es wurde geprüft, recherchiert und diskutiert, die Einnahmeseite der Vereinigung zu verbessern. Konkret gelang die Zusammenarbeit mit der Sparkasse Freiburg und dem bisherigen Ergebnis einer zusätzlichen Insertion in den Freiburger Notizen (siehe Ausgabe 1/2013). Ebenso Schon Mitte des Jahres konnten sich die Mitglieder durch den Artikel der Schatzmeisterin Heidrun Martin in den Freiburger Notizen ein erstes Mal über die Umstellung informieren. Zusammen mit der Einladung zur Mitgliederversammlung erhielten die Mitglieder auch eine persönliche Mandatserklärung zu SEPA. Bis zur MV hatten drei Mitglieder der Vereinigung ihre neuen Bankdaten mitgeteilt. 4. Befragung der Mitglieder Für den Vorstand war es wichtig, die Mitglieder zur bisherigen Arbeit der Vereinigung zu befra- 39 FREIBURGER NOTIZEN gen. Mitte Oktober 2013 ging ihnen ein zweiseitiger Fragebogen zu, der sie um die Meinung zu den bisherigen konkreten Angeboten und Aktivitäten bittet und sie zugleich darauf hin anspricht, wie es in Zukunft weiter gehen soll und welche Ressourcen dafür eingesetzt werden können. Schon vor Jahren gab Dietmar Keilbach eine Anregung zur Befragung der Mitglieder. - Auswertung der Mitgliederbefragung – wann und durch wen? - Die Einsparmöglichkeiten der Vereinigung sind erschöpft - Weitere Fördertätigkeiten der Vereinigung verlangen eine notwendige Ressourcenerweiterung! Die Einnahmeseite der Vereinigung muss verbessert werden, weil sonst keine materiellen Fördermöglichkeiten der „Freunde und Förderer“ möglich sind. Eine weitere Werbung um Spenden und Sponsoring ist nötig. – Nachgedacht werden muss darüber, welche weiteren Projekte in Frage kommen und welcher Personenkreis angesprochen werden kann? v. l.: Uto R. Bonde, Dietmar Keilbach, Prof. Dr. Sigmund Gastiger, Karl-Heinz Käfer, Prof. Dr. Herbert Steckeler, Viktor Kolodziej, Prof. Dr. Bernhard Krauter, Heidrun Martin Zum Ausblick auf die weitere Arbeit der Vereinigung und ihres Vorstands: Die gewünschten Leistungen für Mitglieder und ihr Aufgabenaufwand wachsen, vor allem mit dem Standard, der heute, im digitalen Zeitalter, erwartet wird! Wer soll diesen Umfang noch leisten, fragte sich der Vorstand? - Die Vorstandsarbeit muss auf mehr Schultern verteilt werden – z.B. mit weiterer Aufgabenverteilung oder durch weitere Mitglieder im Vorstand oder durch Honorarkräfte. - Welche Aufgaben können zur Entlastung des Vorsitzenden von wem übernommen werden? (Datenpflege/-verwaltung der Mitglieder, Korrespondenz und Postversand; Informations- und Werbeaktionen; Öffentlichkeitsarbeit; Redaktionshilfe für Freiburger Notizen; Organisation von öffentlichen Veranstaltungen wie Fachforen) 40 An dieser Stelle bedankte sich der Vorsitzende für den besonderen Einsatz der Vorstandsmitglieder für die Vereinigung. Ebenso dankte er einer ganzen Reihe von Mitarbeitern der Hochschule, die je neu beratende und praktische technische Hilfe für die Bewältigung anfallender Aufgaben leisten. Den Mitgliedern dankte der Vorsitzende für das durchgehende Vertrauen, das sie dem Vorstand entgegengebracht haben und für ihre Treue zu den Zielen der Vereinigung, besonders über die immer wieder geäußerte Anerkennung über die < Freiburger Notizen>. Günther Grosser, 1. Vorsitzender FREIBURGER NOTIZEN Zur Aussprache über den Tätigkeitsbericht: Prof. Dr. Sigmund Gastiger Viele der anstehenden Aufgaben werden vom 1. Vorsitzenden erledigt, der aber an Belastbarkeitsgrenzen stößt und für das neue Vereinsjahr um Mithilfe bittet. Dies wäre immer wieder zu konkretisieren, auch mit Mitgliedern außerhalb des Vorstandes. Es entstand eine Diskussion über Möglichkeiten der Mitteleinwerbung, z.B. wird die Beitragsfreiheit für Pensionäre in Frage gestellt. Es gibt jedoch ein starkes Plädoyer, die Freistellung von Mitgliedsbeiträgen weiterhin auf Antrag zu ermöglichen. In Zukunft wird der Korrespondenz ein Überweisungsträger beigelegt, um damit auf die Möglichkeit des Spendens aufmerksam zu machen. Um zukünftig Mittel einzusparen, soll verstärkt auf elektronische Korrespondenz zurückgegriffen werden. Gemütlicher Ausklang mit gemeinsamem Essen (v. l.: Uto R. Bonde, Matthias Späth, Leonie Stökler, Michael Adam) Die Runde ging im Weiteren der Frage nach, welchen Zielen und welchem Zweck die Vereinigung der Freunde und Förderer der KH Freiburg dienen soll? Über die Zielsetzungen der Vereinigung gehen die Vorstellungen weit auseinander. Während manche meinen, der Verein sei vor allem den entstandenen Traditionen der Aufbaujahrgänge verpflichtet, sehen andere die Vereinigung eher als einen künftigen Teil einer größeren Alumni-Bewegung an der Katholischen Hochschule Freiburg an. - Die anwesenden Mitglieder schätzen heute überwiegend die generationenübergreifende Bindung an den Verein und sehen sich als Teil der Alumni-Gemeinde. Der Verein habe sich über Jahrzehnte bewährt! Die Anwerbung neuer Mitglieder gestaltet sich allerdings als schwierig. Mitglieder, die vor allem aus Altersgründen verloren gehen, werden zahlenmäßig jedoch ersetzt durch meist ganz persönliche Neu-Werbungen. Kassenbericht Der Jahresabschluss zum 31.12.2012 wurde verteilt und diskutiert. Kassenprüfungsbericht Der ehemalige Schatzmeister Hans-Dieter Link las den Kassenprüfbericht durch Herrn Kottwitz vom 15.11.2013 vor. Der Prüfungsbericht ergab keine Beanstandungen und empfahl die Entlastung des Vorstandes, die dann auch erfolgte. 41 FREIBURGER NOTIZEN Einladung zur Förderpreisverleihung 2014 im Rahmen der Eröffnung des Akademischen Jahres an der Katholischen Hochschule Freiburg Großer Saal des Deutschen Caritasverbandes e.V. Karlstraße 40, 79104 Freiburg Mittwoch, 1. Oktober 2014, 14:00 Uhr Einladung zur Feier und Würdigung der Förderpreisträgerin und zum Fachforum über das aktuelle Thema der Sozialen Arbeit Freitag, 14. November 2014, 14:00 Uhr (in Zusammenhang mit der Mitgliederversammlung) im Raum 3301 der Katholischen Hochschule Freiburg 42 FREIBURGER NOTIZEN Einladung zur Mitgliederversammlung 2014 Freitag, 14. November 2014, 17:00 Uhr (nach Fachforum) Treffpunkt von Vereinsmitgliedern, Studenten und Dozenten an der Katholischen Hochschule in Freiburg, Karlstraße 63. Einladung der Mitglieder ab 13:00 Uhr, um zwanglos bei Kaffee und Tee ins Gespräch zu kommen! Vorbereitet wird ein interessantes Programm – weitere Ideen dazu sind sehr willkommen. Merken Sie sich bitte den Termin vor! 43 FREIBURGER NOTIZEN Anzeige Lambertus Verlag 44