Freie Presse, Erscheinungsdatum 20130928, Seite MTiANA_S

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LESESTOFF: IN DER EINZELZELLE – SCHÜLER FORSCHEN IN TORGAU | ZEITGESCHEHEN
FreiePresse
ANNABERGER ZEITUNG
Samstag, 28. September 2013
Einzelpreis 1,30 Euro
Bürgerpreis für
engagierte
Erzgebirger
LOKALES
ANNABERG-BUCHHOLZ
Lotsen werden
Stunden gestrichen
Festliche Stimmung gestern Abend
in der Mitteldorfer Turnhalle: Zirka
200 Gäste erlebten in Anwesenheit
von CDU-Bundestagsabgeordneten
Günter Baumann und Landrat
Frank Vogel (v. l.) die Siegerehrung
des mit 6000 Euro dotierten Bürgerpreises Erzgebirge 2013. Auch in
diesem Jahr wurde der Preis der Erzgebirgssparkasse gesplittet: Je 2000
Euro erhielten Dieter Rausendorff
vom Förderverein Schloss Schlettau
(3. v. l.), Wulf Günther-Sommer für
den Schwimmbadverein Lengefeld
(4. v. l.) sowie Frank Weißflog
(3. v. r.) für das Besucherbergwerk
Zinnkammern Pöhla. Der mit 1000
Euro dotierte Sonderpreis der „Freien Presse“ ging an Rocky Winkler
(r.) vom Jugendhaus „Alter Schafstall“ in Annaberg-Buchholz. Bei der
Siegerehrung waren mit dabei:
Sparkassenchef Roland Manz (2. v.
r.)
sowie
„Freie
Presse“Verlagsbezirksleiter Andreas Mey
FOTO: ANDREAS TANNERT
(4. v. r.).
Das Jobcenter im Erzgebirgskreis
hat die Stundenzahl für die
79 Schülerlotsen gekürzt. Bisher
durften die Schulwegbegleiter
84 Stunden im Monat arbeiten.
Nun sind es nur noch 80 Stunden.
Was erstmal unproblematisch
klingt, erweist sich bei näherer Betrachtung aber durchaus als
schwierig. Denn wenn die
80 Stunden aufgebraucht sind,
fehlt der Schülerlotse, um die Kinder über große Straßenkreuzungen zu begleiten. Das birgt Gefahren. Doch eine Pflicht, Schülerlotsen zur Verfügung zu stellen, gibt
es nicht, sagt Holger Trautmann,
Vorsitzender der Gebietsverkehrswacht Annaberg-Erzgebirge. Bundesfreiwilligendienstler könnten
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nun helfen. (af/tw)
A N ZE I G E
MEHR über die Feier lesen Sie im Lokalteil.
Sachsen richtet sich auf
weitere Klimaerwärmung ein
3434785-10-1
IN DIESER AUSGABE
Sachsen Jäger im Freistaat
nehmen zu wenige Wildschweine aufs Korn
Kultur Der Mylauer Maler
Josef Wetzl stellt seine
Werke in Ungarn aus
Obwohl die Erderwärmung in den letzten 15 Jahren eine Pause eingelegt
hat, warnt der Weltklimarat noch deutlicher als
bisher vor den Folgen
des Temperaturanstiegs.
VON STEPHAN LORENZ
Auto & Verkehr Der
exotische Auto-Ersatz
auf drei Rädern
CHEMNITZ/STOCKHOLM — Extreme
Niederschläge nehmen zu. Und der
Meeresspiegel wird deutlich schneller steigen als bislang gedacht. Im
ungünstigsten Fall erhöht er sich bis
zum Ende dieses Jahrhunderts um
82 Zentimeter, wie der Weltklimarat im ersten Teil seines neuen Reports gestern in Stockholm voraussagte. Selbst wenn der Klimaschutz
erheblich verstärkt würde, seien es
noch mindestens 26 Zentimeter. Die
Durchschnittstemperaturen auf der
Erde könnten bis Ende dieses Jahrhunderts nach unterschiedlichen
Modellen um 1,5 bis 4 Grad Celsius
klettern. Die dramatischsten Vorhersagen gehen sogar von bis zu
4,8 Grad aus. „Hitzewellen treten
sehr wahrscheinlich öfter auf und
halten länger an“, prognostiziert der
Weltklimarat. Außerdem halten es
die Wissenschaftler für äußerst
wahrscheinlich, dass der Mensch
die Hauptursache der Erwärmung
seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist.
Die viel diskutierte Pause bei der
Erderwärmung in den letzten
15 Jahren erklärte der Hamburger
Klimaforscher Jochem Marotzke
mit der verstärkten Wärmeaufnahme der Ozeane. Dies sei kein Argument gegen den Klimawandel, sondern ein Beleg dafür. Dieser Meinung ist auch Stefan Rahmsdorf
vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: Wenn senkrechte
Meeresströmungen wie in den vergangenen Jahren für eine kältere
Wasseroberfläche sorgen, können
die Ozeane mehr Wärme aufnehmen. In der Folge erwärmt sich die
Luft in Bodennähe weniger. „Der
Treibhauseffekt hat nicht nachgelassen, es gibt nur mehr Wärme im
tieferen Ozean und etwas weniger in
Oberflächennähe“, so Rahmsdorf.
Für Mathias Böttger, Referatsleiter beim sächsischen Landesamt für
Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, enthält der Bericht nichts Über-
raschendes. „Er bestätigt unsere Prognosen, dass es vor allem in Nordund Ostsachsen künftig trockener
wird. Unter Umständen müssen wir
auch im Nordwesten des Freistaats
in der Vegetationsperiode mit weniger Niederschlägen rechnen.“ Man
müsse die neuen Datenreihen aber
zunächst in die regionalen Klimamodelle einspeisen, bevor man genauere
Angaben
machen
könne. Seite 4: Interview/Leitartikel
Der Weltklimarat
In mehrjährigen Abständen legt der
Weltklimarat Sachstandsberichte vor,
die die Erkenntnisse Hunderter Wissenschaftler zur Erderwärmung zusammenfassen. Gegründet wurde der
IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen und
der Weltorganisation für Meteorologie. Der letzte Bericht wurde 2007
vorgestellt. Gestern legte der Weltklimarat eine Zusammenfassung des
ersten Teils seines fünften Sachstandsberichtes vor, in dem es um die
Ursachen und den weiteren Verlauf
der Erderwärmung geht. Weitere Teile sollen 2014 vorgestellt werden.
Ende 2007 erhielt der Rat zusammen
mit dem Ex-US-Vizepräsidenten Al
Gore den Friedensnobelpreis. In die
Kritik geriet der IPCC, als in den Berichten von 2007 fehlerhafte Prognosen entdeckt wurden. (slo)
Aue kann jubeln
3:0-Sieg gegen den Karlsruher
SC: Fußball-Zweitligist Erzgebirge
Aue hat sich gestern mit dem
Triumph gegen die Badener etwas
Luft im Abstiegskampf verschafft.
Die Fans feierten den Auftritt der
Veilchen mit Ovationen.
WETTER VOR ORT
6 Uhr 10 Uhr 14 Uhr 18 Uhr
3°
10°
Morgen
12°
2°
13°
5°
Übermorgen
13°
2°
Ausführliches Wetter: Ratgeber
60039
Ersatzteil
Mediziner lassen chinesischem Unfallopfer eine Nase auf der Stirn wachsen
An diesen Anblick muss man sich
erst einmal gewöhnen. Da wächst
einem Mann eine Nase auf dem
Kopf, aber es ist keine Laune der Natur, sondern ein unkonventioneller
wie spektakulärer Weg, einem Menschen medizinisch zu helfen.
Der 22-jährige Mann aus der chinesischen Provinz Fujian hatte vor
einem Jahr einen Verkehrsunfall.
Dabei verletzte er sich an der Nase,
ging allerdings nicht zum Arzt. Das
hatte fatale Folgen. Die Nase entzündete sich und zerstörte das Knorpelgewebe, sodass sie mit herkömmlichen Methoden nicht mehr gerettet
werden konnte.
Die Ärzte entschlossen sich daraufhin zu einer außergewöhnlichen
Operation, um eine neue Nase zu
konstruieren. Statt sie im Labor zu
züchten, bauten sie sie am Kopf des
Patienten auf. Mit Gewebe seiner
Rippen formten die Mediziner
Schritt für Schritt eine neue Nase
auf der Stirn des Mannes. Mittlerweile ist die neue Nase auf eine stattliche Größe herangewachsen und
gut durchblutet. Bald kann sie an die
Stelle der ursprünglichen Nase
transplantiert werden.
Diese Art des Organaufbaus
nennt sich Tissue Engineering und
gilt in der regenerativen Medizin als
eine der Schlüsselmethoden, um
menschliche Organe zu „züchten“.
Der Vorteil dieses Verfahrens im Unterschied zu Transplantationen von
Spenderorganen ist, dass das neue
Organ vom Immunsystem des Patienten akzeptiert wird. Vergangenes
Jahr hatten britische Ärzte mit einer
ähnlichen Technik die Nase eines
Mannes aufgebaut, der sein Riechorgan durch Krebs verloren hatte.
Die Methode, aus Rippenknorpel
eine neue Nase zu formen und mit
Haut an einer anderen Körperstelle
zusammenwachsen zu lassen, wird
in der Medizin schon seit rund
20 Jahren angewandt. Ungewöhnlich ist im aktuellen Fall aus China
der Ort, an dem die Nase herausgebildet wird. Meist nutzen die Mediziner einen unauffälligeren Platz dafür – den Unterarm des Patienten.
(mit dpa)
Udo Lindner
Die neue Nase kann bald transplanFOTO: REUTERS
tiert werden.
Konvent der
SPD stimmt
Sondierung
mit CDU zu
Peer Steinbrück zieht
sich aus der
Spitzenpolitik zurück
BERLIN — Die SPD hat sich zur Auf-
nahme von Sondierungsgesprächen
mit der CDU/CSU bereit erklärt. Ein
Parteikonvent beschloss gestern
Abend in Berlin zudem mit großer
Mehrheit, dass die Basis in einem
verbindlichen
Mitgliedervotum
über einen möglichen Koalitionsvertrag entscheiden soll. Der bisherige SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte
nach den vierstündigen Beratungen
am Abend: „Die SPD ist zu Gesprächen bereit.“ Der Beschluss sei von
den 200 Delegierten des Konvents
bei fünf Gegenstimmen und drei
Enthaltungen angenommen worden. Vereinbart sei zunächst nur die
Bereitschaft zu Sondierungsgesprächen, sofern Kanzlerin Angela Merkel (CDU) dazu einlade. Im Lichte
der Ergebnisse werde dann entschieden, ob die SPD zur Aufnahme von
Koalitionsverhandlungen bereit sei.
Am Ende möglicher Koalitionsverhandlungen werde es ein bindendes
Mitgliedervotum geben, betonte Gabriel.
In dem Beschluss heißt es: „Über
die Ergebnisse möglicher Koalitionsverhandlungen wird ein verbindliches Mitgliedervotum eingeholt, an dem alle Mitglieder beteiligt
werden.“ Gabriel betonte: „Was aus
der Befragung rauskommt, ist bindend.“ Jedes der rund 470.000 SPDMitglieder habe eine Stimme.
Zuvor hatte der unterlegene
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück seinen Rückzug aus der ersten
Reihe der Politik angekündigt und
die Verantwortung für das Wahlergebnis am Sonntag übernommen.
Er strebe kein Amt mehr in Partei
und Bundestagsfraktion an, erklärte
Steinbrück. „Meine Karriere wird
ein geordnetes Ende finden.“ Es wird
aber erwartet, dass der SPD-Politiker
in den anstehenden Gesprächen mit
der Union noch eine Rolle spielen
Seite 4: Analysen
wird. (afp/dpa)
4 190899 401302
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