… - Klinik Pöseldorf

Transcription

… - Klinik Pöseldorf
sylvie van der vaart
Die Angst vor dem
Krebs ist zurück
Sie dachte, sie hätte ihn besiegt. Nach dem Fall Angelina
Jolie wird Sylvie wieder klar: Brustkrebs ist unheilbar!
Wird der Albtraum Amputation auch bald für sie Realität?
Brustkrebs-Experte
Holger Fuchs ist Facharzt
für Plastische, Ästhetische
und Rekonstruktive Chirurgie und Chefarzt der Praxis
Klinik Pöseldorf in Hamburg
G
edankenversunken
blickt sie ins Leere
und hat nur noch eines
im Kopf. Kommt der
Krebs etwa wieder?
Sylvie van der Vaart,
35, hat Angst, dass sie
das alles noch einmal
durchmachen muss, sie
vielleicht ihre Brust oder gar ihr Leben
verliert. Das Gedankenkarussell in ihrem
Kopf beginnt sich zu drehen. Die vergan­
genen Jahre stand es still, angehalten
durch die Liebe ihrer Familie. Jetzt hat
es durch Angelina Jolies viel diskutierte
Brustamputation einen kräftigen Schubs
bekommen und nimmt immer mehr Fahrt
auf. Seit die US-Schauspielerin sich vor­
sorglich beide Brüste abnehmen ließ, um
ihr Krebsrisiko von 87 auf fünf Prozent zu
senken, fürchtet sich auch Sylvie wieder
vor der tödlichen Krankheit. Lauert der
Krebs etwa noch in ihrem Körper?
Vier Jahre ist es nun her, dass bei Sylvie ein
bösartiger Tumor in der Brust entfernt ­wurde.
Die 35-Jährige wähnte sich nach einer
Operation und vorsorglicher Chemothera­
pie in Sicherheit, erzählte glücklich, sie
habe den Krebs besiegt: „Meine Werte sind
super. Ich werde sehr gut kontrolliert.“ Das
sei allerdings eine typische Schutzbehaup­
tung, erklärt Holger Fuchs, Facharzt
Ohne Mähne half ihr Mama
wie du mir ...
... so ich dir! Sylvie
und ihre Mutter Rita
Meis halten immer
zusammen. Sylvie sagt
über sie: „Meine Mama
war für mich da, als
ich sie brauchte.“ Vor
allem, als Sylvie nach
der Chemotherapie die
Haare verlor, bestärkte sie ihre Tochter,
ihre raspelkurzen
Haare aller Welt
zu zeigen
„
Ich kann nur an alle Frauen
­appellieren, die Gefahr an Brustkrebs
zu erkranken sehr ernst zu nehmen“
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2010
2011
Schwestern im Geiste
Die krebsangst
verbindet die beiden
Angelina Jolie, 38, ließ sich
vorsorglich die Brüste amputieren. Ein Gentest ergab, dass
sie ein 87-prozentiges Risiko
in sich trägt, an Brustkrebs zu
erkranken. Schon Angelinas
Mutter starb an Krebs, letzte
Woche auch ihre Tante. Sie
wollte mit dieser Entscheidung dem Schicksal vorgreifen und verhindern, dass ihre
sechs Kinder ohne Mutter
aufwachsen müssen
Nachdenklich
Momentaufnahme
Sylvie wartet auf der „Let’s Dance“.
Couch, bis sie weitermoderieren kann
die
sie
n
lasse
io
Stud
Nicht einmal im
Sorgen um ihre Gesundheit los
Neues Patchwork-Glück
Tolles Team
Bei einem Fußballspiel war Damians „neue“
Familie dabei! Es wurde viel gekuschelt,
Haare gestrubbelt und Schuhe zugebunden – wie Familien das eben so machen.
Damian genießt die entspannte Atmosphäre
mit Papa Rafael und Sabia sehr. Sie soll
angeblich schon schwanger sein
Zwischen Tür und Angel
Immer auf dem Sprung
Sylvie und ihr Pariser Freund Guillaume sind
mehr mit Abholen und Abliefern am Flughafen
beschäftigt, als einer Beziehung guttut. Zwischen
all den Terminen bleibt Sylvies Sorge auf der
Strecke – und auch die Liebe
für Plastisch-Ästhetische Chirurgie.
„Brustkrebs ist eine chronische Erkrankung, also nicht heilbar.“
Angelina hat keine Brust mehr, in der sich
der Krebs ausbreiten kann. Sylvie schon. Ein
Gentest könnte jedoch ihr Risiko genau
benennen. Da Sylvies Mutter Rita Meis,
genau wie Angelinas Mutter, auch Krebs
hatte, erhöht sich
bei Sylvie die Gefahr, dass auch sie
das mutierte Gen in
sich trägt. Sollte das
Ergebnis aber negativ ausfallen, steigt
ihre Überlebenschance nach fünf
krebsfreien Jahren
auf 85 Prozent. Gute Aussichten. Sollte sie
den Mut aufbringen, sich zu testen.
Test ja, Test nein – keiner ist da, der ihr
Gedankenkarussell stoppen könnte! Ihr
Ehemann Rafael und ihre ehemals beste
Freundin Sabia haben sie verlassen und
können jetzt das Kind bekommen, das ihr
durch den Krebs bisher verwehrt wurde.
„
Sie kämpft um Damian
Zeichen der zuneigung?
Sie überhäufte Damian an seinem siebten Geburtstag mit Geschenken, twittert
stolz das Foto. Will sie ihm damit ihre
Liebe zeigen? Hat sie für mehr Zeichen
der Zuneigung keine Kraft im Moment?
Sie steht ständig im Wettkampf mit
Papa Rafael und seiner Sabia. Die geben
nämlich mit Damian eine gut funktionierende Patchwork-Family ab
Nicht einmal ihr Freund Guillaume Zarka
ist ihr eine Hilfe. Kaum ist er da, muss er
schon wieder weg. Zwischen PR-Auftrit­
ten, einem Eis in der Sonne und Kofferpacken bleibt keine Zeit für intensive
Gespräche über ihre wieder aufgeflammte
Krebs-Angst. In einem RTL-Interview
antwortete sie kürzlich auf die Frage,
wer sie zu den
seelisch so belastenden KontrollUntersuchungen
begleiten ­würde:
„Ich, ich hab
mich. Das
muss reichen.“
Trauri­ge Worte.
Der BrustkrebsExperte warnt: „Die Krebsangst kann
einen ersticken, wenn man nicht darüber
redet. Deshalb sind Familie und Freunde
so wichtig!“
Ihr letzter Halt war für Sylvie aber der Job.
Die Moderatorin konnte ihre negativen
Gedanken immer mit ihrer steilen Karriere
verdrängen. Aber auch da ist gerade
Ich wusste gleich,
dass es nichts Gutes ist,
das in mir schlummert“
Wächst da Sylvies
Wunschkind heran?
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Wiebe Bökemeier
Claire Farwell
„
Ich wünsche
mir Gesundheit und
ein gesundes Kind“
Vor der Operation
Vollbusig
Claire war als Model erfolgreich
und lief neben Claudia Schiffer
und Naomi Campbell
So hart ist die Radikal-OP:
Dem Topmodel der 90er
wurde die Brust amputiert.
Angelina Jolies Schicksal
inspirierte sie, ihr eigenes
zu erzählen
Großes Engagement
Gutes tun
Sylvie beim
Benefiz-Abend
der Stiftung
„Mammazentrum
Hamburg“. Sie
versucht alles, um
junge Frauen über
die Krankheit
aufzuklären
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„Nehmt sie beide ab,
ich brauche sie nicht mehr“
E
Albtraum Amputation
nach der Operation
„Das was das Schlimmste,
was mir je passiert ist“,
sagt sie heute. Und trägt es
mit Witz und Würde
s traf mich direkt ins Herz“, sagte Claire
Farwell, als sie von Angelina Jolies
Brustabnahme hörte. Alte Erinnerungen kamen hoch, sie weinte. Vor Bewunderung und vor Mitgefühl, denn sie hatte das
Gleiche wie die Hollywood-Schauspielerin
erlebt. Auch die Brüste von Claire Farwell
wurden operativ entfernt, im Februar 2010,
da war sie 40 Jahre alt und Mutter von
zwei Kindern. Sie hatte bereits Krebs auf
einer Seite, die andere Brust ließ sie sich
kurzentschlossen gleich auch amputieren.
„Nehmt sie beide ab“, sagte sie zu den
­Ärzten. „Ich brauche sie nicht!“ Ein erfolgreiches Model ohne Brust? Unvorstellbar.
All die lukrativen Jobs, die sie anschließend nie mehr würde machen können,
waren ihr egal. Sie dachte nicht an ihren
schönen Körper, der nun verstümmelt sein
würde. Sie dachte nur
ans Gesundwerden.
Die OP war schlimm.
„Ich fühlte mich, als
säße ein Nilpferd auf
meiner Brust. Ich
konnte nicht atmen“,
beschreibt Claire ihr
Gefühl nach dem Auf­
wachen. Auch der Blick in den Spiegel
war ein Schock: keine Brustwarzen, große
Narben. Sie schlief im Sitzen, die Nächte
bezeichnet sie „als die Hölle“. Wochenlang wurde die Haut mit einem Expan-
„
der geweitet, bis sie ihre alte Oberweite
zurückbekam. Das Ergebnis überzeugte
sie nicht: „Ich muss mich wohl daran
gewöhnen, dass ich jetzt aussehe wie eine
Barbiepuppe“, seufzte sie beim Blick in
den Spiegel. „Aber ich schaue doch nicht
zurück und sage: ‚Ich wünschte, ich hätte
Nippel‘!“ Bei all den
Strapazen hat sie immer einen Witz auf den
Lippen. Das ist auch ihr
wichtigster Rat an alle
Frauen, die in derselben Situation sind: „Ihr
dürft euren Sinn für
Humor nicht verlieren!“
Claire, die jetzt erfolgreich als Designerin
(clairefarwelllondon.com) arbeitet, blieb
immer positiv. Sie ist selbstbewusster
denn je: „Ich fühle mich heute mehr als
Frau als vor der Operation!“
Ich hatte einen
Tumor, so groß wie
ein Golfball“
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Fotos: action press (5), imago, face to face, gnoni, brauer, www.facebook.com, slp, Bulls / Coleman-Rayner (3), See Claire’s fashion line at www.clairefarwelllondon.com
Wieder
glücklich
Ihre Kinder Avalon,
5, und Devon, 7,
sind glücklich,
dass ihre Mutter
wieder lachen
kann
Pause angesagt. „Let’s Dance“ ist
abgedreht, alle Bikini-Shootings sind im
Kasten. Für Sylvie bedeutet das ZwangsSommerpause – und Zeit zum Nachdenken. „Gerade jetzt muss jemand da
sein, der für sie ansprechbar ist. Ist
das nicht gegeben, braucht sie professionellen Beistand“, sagt Fuchs.
Aber Sylvie hat sich schon immer
lieber auf sich selbst verlassen.
Sie gewinnt dem Schrecken, der
Einsamkeit sogar etwas Positives
ab. Dem „Stern“ sagte Sylvie, sie
habe sich vor der Krankheit immer
gefragt, ob sie überhaupt jemand
sei. Ihr Fazit: „Jetzt weiß ich es. Ich
bin jemand. Das Leben ist dafür da,
dass ich das Beste aus mir heraushole.“