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Technische Universität Berlin
Fakultät I Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre
MAR 1-4 (Berufliche Bildung) / MAR 1-1 (Arbeitslehre)
Fachgebiet Arbeitslehre
Marchstraße 23
10587 Berlin
Lehrveranstaltung: „Projekte im Modul Produkte und Produktion“ (AL-P4)
Lehrbeauftragte: Prof. Dr. Hans-Liudger Dienel, Frau Pamela Jäger
Die Entwicklung und Herstellung
der Bürste
Verfasserinnen:
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ................................................................................................................... 3
2 Ein historischer Rückblick auf die Anfänge der Bürste ............................................. 4
3 Die Bürsteneinzieherei/macherei in Deutschland: Ein altes Handwerk .................... 5
4 Die Bürstenherstellung als Blindenhandwerk ............................................................ 8
5 Die Bürstenmacherei in der ehemaligen Blindenanstalt in Berlin ........................... 11
5.1 Die Bürstenmacherei während des 2.Weltkrieges in Berlin .............................. 12
5.2 Die Bürstenmacherei nach dem 2. Weltkrieg in Berlin ..................................... 14
6 Die allgemeine Berufsausbildung zum Bürsten- und Pinselmacher ........................ 15
6.1 Der Berufsbildungsbereich in der Bürstenmanufaktur der USE in Berlin......... 19
6.2 Die Kommunikation und Organisation in der Bürstenmanufaktur .................... 22
7 Der Herstellungsprozess einer Bürste in der Bürstenmanufaktur ............................ 24
7.1 Kooperation mit Auftragsgebern........................................................................ 24
7.2 Die Arbeitsschritte im Holzraum ....................................................................... 25
7.3 Die Arbeitsschritte in der Einzieherei ................................................................ 27
7.3.1 Vorbereitende Schritte .............................................................................. 27
7.3.2 Das Bürsteneinziehen ................................................................................ 30
7.4 Die Arbeitsschritte im Scherraum ...................................................................... 32
8 Die maschinelle Produktion ersetzt das traditionelle Handwerk ............................. 34
9 Die maschinelle Fertigung einer Bürste ................................................................... 35
10 Firmenbeispiel: Michael Jäckel- Erzgebirgische Bürstenfabrik GmbH ................ 37
11 Vergleich Produktion Handwerk vs. Fabrik........................................................... 39
12 Rahmenlehrplanbezug WAT .................................................................................. 41
13 Fazit ........................................................................................................................ 42
Literaturverzeichnis..................................................................................................... 44
Eidesstattliche Erklärung ............................................................................................ 49
Anhang ........................................................................................................................ 50
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1 Einleitung
Im Rahmen des Moduls Al-P4 „Produkte und Produktion“ nahmen wir an den
Lehrveranstaltungen „Informations- und Kommunikationstechniken in Arbeit und
Beruf“ sowie an „ausgewählte Beispiele der Energieumwandlung“ und „Grundlagen der
Fertigung“ teil. In den Veranstaltungen erwarben wir einerseits Kenntnisse über
Werkstoffe und Fertigungsverfahren von Produkten und andererseits wurden Themen
wie Energieumwandlungen und Kommunikationswege innerhalb maschineller Abläufe
behandelt. Um diese Kenntnisse anzuwenden und das Modul abzuschließen, wird von
den Studenten eine Projektarbeit gefordert. In dieser wird ein Produkt hinsichtlich der
Verfahrenstechnik oder der Fertigungstechnik betrachtet. Im Vorfeld informierten wir
uns per Internetrecherchen über ortsnahe Produktionsstätten und stießen dabei auf die
Bürstenmanufaktur in Berlin-Kreuzberg. Hier werden Bürsten-und Besenartikel primär
durch blinde und psychisch erkrankte Menschen hergestellt, was ein besonderes
Interesse bei uns weckte. Somit wählten wir die altbekannte Bürste als zu
untersuchendes Produkt. Bei der Bürste handelt es sich um einen Gebrauchsgegenstand,
den man in jedem Haushalt vorfindet und so gut wie jeden Tag zur Reinigung von
Objekten benutzt und deren wichtige Rolle uns in unserem Leben jedoch oft nicht
bewusst ist. Würde man in seinem Haushalt alle Bürsten zusammensammeln, wäre
festzustellen, dass es viele verschiedene Arten von Bürsten gibt. Diese sind je nach Art
für einen bestimmten Gebrauch vorgesehen. Es gibt zum Beispiel in jedem Haushalt
den Stubenbesen und den Stubenhandfeger. Des Weiteren findet man in einem Haushalt
die Zahnbürste, WC-Bürste, Haarbürste, Schrubber und speziell in der Küche werden
Gemüsebürsten, Geschirrbürsten und Flaschenbürste verwendet. Des Weiteren
unterscheidet man die Bürste nach ihrer Herstellungsform. Zum einen gibt es die
gebundene Bürste, bei welcher lediglich der Besatz durch Draht oder Schnüren
zusammengebunden wird. Anhand dessen ist festzustellen, dass die Entwicklung der
Bürste eine lange Geschichte mit sich bringt, denn schon im alten Ägypten wurden
Bürsten, wie die gebundene Bürste, zum Reinigen und Pflegen verwendet. Diese
Variante stellt die älteste Bürstenform dar und wird heute so nicht mehr produziert.
Gegenwärtig werden die Bürsten nach traditioneller Handarbeit gefertigt oder mittels
maschineller Unterstützung gestanzt oder gestopft. Hauptsächlich werden die Bürsten
jedoch vollautomatisch in Fabriken in großen Massen produziert.
3
Daher haben wir uns die Frage gestellt, wie sich die Produktion der Bürste im Verlauf
der Geschichte entwickelt hat. Diese werden wir im Folgenden anhand unserer
literarischen Recherchen sowie unseren Exkursionen in die Bürstenmanufaktur der USE
und in das Museum der Blindenwerkstatt von Otto Weidt in Berlin beantworten.
Zunächst blicken wir auf die historischen Anfänge der Bürste und die Entstehung der
Bürstenmacherei als Berufszweig und als Blindenhandwerk zurück. Es folgen Fakten
zur allgemeinen Berufsausbildung zum Bürsten- und Pinselmacher auf dem ersten
Arbeitsmarkt und zum Berufsbildungsbereich der Bürstenmanufaktur. Daran schließt
sich die ausführliche Produktionsbeschreibung der Bürste an, wobei wir zwischen
handwerklicher und maschineller Herstellung unterscheiden. Abschließend stellen wir
eine Möglichkeit vor, inwieweit sich unsere Thematik in den WAT-Unterricht mit
einbeziehen lässt.
Anmerkung:
Vorab sei darauf hingewiesen, dass auf eine „weibliche Grammatik“ innerhalb dieser
Arbeit mit Rücksicht auf die Lesbarkeit verzichtet wird. Bei allgemeinen
Personenbezügen sind beide Geschlechter gemeint.
2 Ein historischer Rückblick auf die Anfänge der Bürste
Schon in der Steinzeit haben die damals lebenden Menschen erste Werkzeuge wie
angespitzte Steine oder auch Stöcker genutzt. Ebenso gab es mitunter erste
Reinigungsgeräte, welche die Funktionen einer Bürste bzw. eines Besens übernahmen.
Es wurden zum Bespiel die Flügel von Gänsen oder anderen Großvögeln, sowie
gebündelte Federn von kleineren Vögeln und Pflanzenteile wie Schilf oder Baumreisig
zum zusammenkehren genutzt. (vgl. Seidel, Stauferspektakel – Homepage: Link 1).
Somit kann man davon ausgehen, dass die Ursprünge der Bürste weit in die
Vergangenheit reichen. Die ältesten Funde von bürstenähnlichen Werkzeugen stammen
aus der Höhle von Altamira, welche in der nordspanischen Provinz Santander liegt. In
dieser Höhle sind Wandmalereien von Tieren zu sehen, die um das Jahr 11950 vor
Christi entstanden sind. Bei der Untersuchung dieser Höhle fand man Pinsel, deren
Griffe aus Röhrenknochen bestanden. Diese Röhrenknochen konnten mit Haaren besetzt
werden und wurden zum Malen aber auch zum Reinigen genutzt. (vgl. Pfaus, Bürstenund Besenbinder ein altes Kunsthandwerk – Homepage 2002: Link 2). Auch bei den
4
Ausgrabungen von Heinrich Schliemann in Troja wurden bürstenähnliche Formen
gefunden. Dabei handelte es sich um „Tonkörper, in die Löcher zur Aufnahme von
Borsten usw. eingestochen waren.“ (vgl. Seidel, Stauferspektakel – Homepage: Link 1).
Ab dem 9. Jahrhundert begannen die Menschen ihre Häuser mit Farbe zu streichen,
wofür sie wiederum besenähnliche Werkzeuge wie zum Beispiel Birkenreisig nutzten
(vgl. Pfaus, Bürsten- und Besenbinder ein altes Kunsthandwerk – Homepage 2002: Link
2). Ebenso wurden Reinigungsgeräte genutzt, die aus einem Holzstiel mit daran
gebundenen Borsten bestanden.
Die Menschen waren von Beginn an Lebewesen, welche auf Reinlichkeit achteten.
Somit spielte auch die Mundhygiene eine bestimmte Rolle und es entwickelten sich
Zahnbürsten. Bei der ersten und einfachsten Form handelte es sich um einen kleinen
Stock, auf dem gekaut wurde, dessen Ende zerfasert war.
Im alten China wurden um das Jahr 1500 Zahnbürsten mit Borsteneinsatz entwickelt,
welche die Form eines Pinsels hatten. Es wurden die Borsten von Hausschweinen
genutzt, die dann an Bambus oder Knochen gebunden wurden (vgl. Padento, Padento –
Homepage 2014: Link 3). Im weiteren Laufe der Jahrhunderte entwickelt sich die
Bürste in Form, Art und Nutzen immer weiter aus und es bildete sich der Beruf des
Bürstenbinders oder auch Bürstenmachers heraus.
3 Die Bürsteneinzieherei/macherei in Deutschland: Ein altes
Handwerk
Die ersten Bürsten oder bürstenähnliche Erzeugnisse wurden bereits im alten China,
Ägypten und von den Römern als einfache Bedarfsgüter genutzt. In Deutschland wurde
die Bürste erstmalig im 13. Jahrhundert (1220) im
Sachsenspiegel (deutsches
Gesetzbuch) als Rechtssymbol erwähnt (vgl. Kaufmann, Naturbürsten Versand –
Homepage 2014: Link 4). Erste vereinzelte Anfänge des Berufsbild des Bürstenmachers
in Deutschland lassen sich seit circa 1400, wie beispielsweise in Nürnberg belegen, dort
entstand 1550 die erste Bürstenmachervereinigung (vgl. Maaß 2003, S. 29; vgl. Werner,
Bürsten Atelier – Homepage: Link 5). Anlässlich mehrerer Aufzeichnungen aus
Handwerksbeschreibungen aus dem 16. Jahrhundert, muss das Handwerk zu dieser Zeit
in Deutschland weite Verbreitung genossen haben. Dennoch war dieser Beruf wenig
anerkannt, da der Bürstenmacher zu den niedrigeren Berufen des Zunfthandwerks
5
gehörte. Die damalige Ausbildungszeit zum Bürstenmacher lag zwischen drei und sechs
Jahren (vgl. Kaufmann, Naturbürsten Versand – Homepage 2014: Link 4; vgl.
Bellwinkel-Schempp 2004, S. 124 zitiert nach König 1897, S. 530). Die Bürstenbinder
produzierten zu dieser Zeit eine Vielzahl an unterschiedlichen Bürstenarten. Aus einem
Ständebuch von 1698 geht hervor, dass Bürstenmacher Kleiderbürsten, Reibbürsten,
Schuhbürsten, Fußbodenbürsten, Kratzbürsten, Feinbürsten usw. anfertigten. Bei den
dafür verwendeten Hölzern handelte es sich um Buche, Eiche, Pflaumenholz,
Nussbaumholz und Ahornholz (vgl. Pfaus, Bürsten- und Besenbinder ein altes
Kunsthandwerk – Homepage 2002: Link 2). Zum Ende des 18. Jahrhunderts erlebte der
Beruf, aufgrund des Bevölkerungswachstums und einem damit einhergehenden
Arbeitsplatzmangel, einen weiteren Aufschwung. Es mussten berufliche Alternativen
gefunden werden und so wurde das Handwerk der Bürstenmacherei in den ärmlicheren
ländlichen Regionen, wie beispielsweise Schwarzwald, Erzgebirge und Pfälzer Wald zu
einem Hauptberufszweig und es entstanden sogenannte Heimarbeiten, woran die ganze
Familie beteiligt war. Die entstandene Heimarbeit stellte von nun an für das
Zunfthandwerk eine erhebliche Konkurrenz dar (vgl. Bellwinkel-Schempp 2004, S.124,
zitiert nach Dörflinger 1996, S. 18; vgl. Bürsten Matthes – Homepage: Link 6).
Umstritten ist dabei, wie das Handwerk im Bereich der Heimarbeit zur damaligen Zeit
erlernt wurde. Einerseits, so wird in den Regionen des Schwarzwalds und der Pfalz
behauptet, brachten wandernde Handwerker, die nach Frankreich reisten und dort
Kenntnisse über die Herstellung der Bürste und Besen erwarben, diese mit in ihr
Heimatland (vgl. Bellwinkel-Schempp 2004, S.124, zitiert nach Dörflinger 1996, S. 18).
Im Erzgebirge hingegen, soll das Handwerk ohne fremde Hilfe und ohne jegliche
Vorerfahrungen erlernt worden sein. Zunächst wurden die Bürsten durch einfache und
teils ungeeignete Werkzeuge angefertigt, so wurden beispielsweise die Löcher in den
Holzkörpern mit Hilfe von Nägeln hineingebohrt (vgl. Bellwinkel-Schempp 2004, S.
124, zitiert nach König 1897, S. 557). Später entwickelten die Bürstenmacher selbst
einige Hilfswerkzeuge und erste Maschinen, die die Arbeitsprozesse vereinfachen
sollten, wie beispielsweise eine mehrspindlige Bohrmaschine, um das Bohren der
Löcher in den Holzkörpern zu erleichtern oder eine Schermaschine, um den
Borstenbesatz auf eine einheitliche Länge zu bringen (vgl. Werner, Bürsten Atelier –
Homepage: Link 5). Das über die Jahre angesammelte Wissen zur Herstellung von
Bürsten, wurde innerhalb der Familien weitergereicht, sodass das Handwerk in der
6
Heimarbeit lange weitergeführt und bestehen konnte (vgl. Bürsten Matthes –
Homepage: Link 6).
Für den Besatz/Einzug nutzten Bürstenmacher vorwiegend Schweineborsten, aber auch
Pferde-, Dachs- und Ziegenhaare, sowie der Schweif von Eichhörnchen wurden für die
Herstellung verarbeitet (vgl. Kaufmann, Naturbürsten Versand – Homepage 2014: Link
4). Diese Materialien wurden von Bauern, Metzgern und anderen Borstenvertreibern
bezogen (vgl. Bellwinkel-Schempp 2004, S. 130). Insbesondere das Pferdehaar stach
durch seinen Glanz heraus, dieses wurde häufig vom Perückenmacher erworben. Zur
damaligen Zeit wurden weiße Borsten am häufigsten verarbeitet, da sie für eine hohe
Qualität standen. Bevor der Bürstenmacher die Borsten jedoch weiterverarbeitete,
musste er sie vorbehandeln. Dazu gehörte, dass er sie kämmte, in heißer Alaunlösung
wusch und dann für längere Zeit an die Luft zum Trocknen hing und in der Sonne
ausbleichen lies. Im weiteren Schritt wurden die Borsten oft gefärbt. Dafür wurden die
Borsten zum Beispiel in eine Essig- und Krapplösung, für eine rote Färbung, in Safran
für eine gelbe Färbung und in eine Holunderbeerenlösung für eine blaue Färbung gelegt
(vgl. Kaufmann, Naturbürsten Versand – Homepage 2014: Link 4). Für das Zurichten
der Rohstoffe und die Herstellung der Bürstenhölzer war der Bürstenmacher zu seinen
Anfängen noch selbst zuständig. Doch im Laufe der Zeit entstanden weitere
Berufszweige und somit auch eigene Zurichtereien und Bürstenholzfabriken, von denen
die Bürstenmacher von nun an die benötigten Materialien bezogen und sie selbst primär
nur noch für das Bürsteneinziehen verantwortlich waren (vgl. Maaß 2003, S. 30, zitiert
nach Bauer 1990, S.62). Nachdem die nun in der Heimarbeit produzierten Warengüter
fertiggestellt wurden, zogen die Bürstenmacher mit ihren Produkten von Haus zu Haus
(Hausieren) und verkauften auf diesem Wege ihre Ware. Als das Hausieren
eingeschränkt und allmählich eingestellt wurde, wurden die hergestellten Erzeugnisse in
sogenannten Kramläden verkauft (vgl. Bellwinkel-Schempp 2004, S. 125, zitiert nach
Müller 1996, S.702; vgl. Bürsten Matthes – Homepage: Link 6). Einhergehend mit der
Industrialisierung, der raschen und stetigen Entwicklung von Maschinen (1901 erste
Stanzmaschine) sowie der Massenproduktion von Bürsten in Fabriken, geriet das
Handwerk immer mehr in den Hintergrund. Diese Entwicklung hat bis heute ihre
Spuren hinterlassen und drängte im Laufe der Jahre viele Handwerksunternehmen an
den Rand des Arbeitsmarktes. Heute gibt es nur noch wenige Unternehmen, die
7
Kenntnisse über das alte Handwerk verfügen und nach dem traditionellen Verfahren
qualitativ hochwertige Bürsten herstellen (vgl. Bürsten Matthes – Homepage: Link 6).
4 Die Bürstenherstellung als Blindenhandwerk
Die Tätigkeit des Besen- und Bürsteneinziehens kristallisierte sich in den Jahren als
typisches Blindenhandwerk heraus, da diese Arbeit viel Sorgfalt und Genauigkeit
benötigt und von sehbeeinträchtigten Menschen mit ihren „sehenden Händen“
besonders gut ausgeführt werden konnte und kann (vgl. USE – Bürstenmanufaktur:
Broschüre). Daraufhin entschlossen wir einen unserer Schwerpunkte auf die
Bürstenproduktion
von
blinden
und
sehbeeinträchtigten
Bürstenmachern/Bürsteneinziehern zu legen.
Im Folgenden soll daher einführend per Definition der Begriff der Blindheit und
Sehbehinderung, zum besseren Verständnis geklärt werden.
Die Definition von Sehbehinderung und Blindheit nach deutschem Recht:
 „Ein Mensch ist sehbehindert, wenn er auf dem besser sehenden Auge selbst mit
Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr als 30 % von dem sieht, was ein Mensch
mit normaler Sehkraft erkennt. (Sehrest ≤ 30 %)“. (zitiert nach DBSV –
Deutscher Blinden und Sehbehindertenverband e.V.: Link 7)
 „Ein Mensch ist hochgradig sehbehindert, wenn er auf dem besser sehenden
Auge selbst mit Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr als 5 % von dem sieht, was
ein Mensch mit normaler Sehkraft erkennt. (Sehrest ≤ 5 %)“ (ebd.).
 „Ein Mensch ist blind, wenn er auf dem besser sehenden Auge selbst mit Brille
oder Kontaktlinsen nicht mehr als 2 % von dem sieht, was ein Mensch mit
normaler Sehkraft erkennt. (Sehrest ≤ 2 %)“ (ebd.).
Blinde Menschen galten lange Zeit als arbeitsunfähig, sodass den meisten die Ausübung
eines Berufes für viele Jahre verwehrt blieb und sie folglich auf Bettelei und Almosen
angewiesen waren. Julian
Ludovicus Vives,
ein spanischer Humanist
und
Sozailreformer vertrat bereits im 16. Jahrhundert die Ansicht, dass Blinde sehr wohl im
Stande dazu seien einige berufliche Tätigkeiten auszuüben, sie aber aufgrund von
Faulheit nicht arbeiten wollen (vgl. Rath/Dreves 2006, S. 32).
8
Die Anfänge über die Ausbildung von Blinden und sehbeeinträchtigten Menschen zum
Bürstenmacher sind auf die Entstehungszeit der Blindenbildung zurückzuführen. Diese
kam im ausgehenden 18. Jahrhundert in Frankreich und zu Beginn des 19. Jahrhunderts
in Deutschland auf. Dafür legten besonders Haüy, Zeune und Klein die Grundsteine für
die Blindenbildung in Europa, indem sie Blindenanstalten gründeten und sich für die
Berufsausbildung Blinder einsetzten (vgl. Peyer 1926, S. 11 f.; vgl. Schade 1994, S.
280).
Sie alle und weitere Befürworter der Blindenbildung verfolgten das Ziel, blinde
Mitbürger aus ihrem Almosen- und Bettelwesen herauszuhelfen und ihnen zu mehr
Bildung und wirtschaftlicher Selbstständigkeit, durch Vermittlung von Fähig- und
Fertigkeiten mittels Unterrichtung in den grundlegenden Fächern, sowie durch die
(etwas
später
einsetzende)
Ausbildung
und
Ausübung
in
verschiedenen
Handwerksbereichen zu verhelfen (vgl. Strehl 1927, S. 180; vgl. Demmel 2006, S. 71).
So auch Wilhelm von Humboldt, der 1809 die Leitung der „Section für Kultus und
Unterricht“ übernahm und für die Belange der Bildungseinrichtungen in Berlin, so auch
für das „Königlich-Preußische“ Blindeninstitut verantwortlich war. Ihm gelang es eine
Reorganisation im Blindenbildungsbereich zu erwirken und erließ daraufhin unter
anderem, folgende Verordnung:
„neben externen „blinden Schülern“ und internierten „blinden Zöglingen“ als
dritte Gruppe eine „Anzahl von Blinden“, also erwachsenen Blinden, benannt
und Zeune „aufgetragen“, diesen unentgeltlichen Unterricht in angemessenen
Handarbeiten geben zu laßen, um der Straßenbettlereider Blinden Einhalt zu
thun, und sie in den Stand zu sessen, sich ihren Unterhalt selbst zu verdienen“
(Rath/Dreves 2006, S. 36).
Ein weiterer Befürworter, Ludwig von Baczkos, gründete unmittelbar nach den
Befreiungskriegen (1815), der viele Kriegsblinde mit sich brachte, Institute für diese,
um sie dort in verschiedenen, leichten Handwerksbereichen, wie beispielsweise Netze
knüpfen, Klöppeln, Stuhlflechten und Korbmachen zu lehren und auszubilden. Mit den
Zielen, sie vor der Bettelei zu bewahren und ihnen eine möglichst selbstständige
Lebensführung zu ermöglichen (vgl. Rath/Dreves 2006, S. 36 ff.; vgl. Schade 1994, S.
279).
9
Ebenfalls setzte sich Johann Georg Knie, Leiter einer schlesischen Blindenanstalt, für
die handwerkliche Ausbildung blinder und spät erblindeter Menschen ein. Er richtete
Fonds ein, damit er die blinden Lehrlinge nach ihrer Ausbildungszeit mit
Handwerkszeugen und anderen Materialien ausrüsten und ihnen beim Verkauf ihrer
Ware helfen konnte, um so gegen die Armut anzukämpfen (vgl. Rath/Dreves 2006, S.
36 ff.).
Zu den wohl ersten handwerksbezogenen blinden Ausbildungsberufen, die in den
Anstalten gelehrt wurden, gehörte die Korbflechterei, später gefolgt von der
Stuhlflechterei, Seilerei und Mattenflechterei. Dr. Heinz Peyer schreibt in seinem Buch
„Blindenhandwerk und Blindenhandwerksgenossenschaften“, dass das Gewerbe der
Bürstenmacherei erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts als Beschäftigungs- und
Berufszweig für Blinde in deutschen Blindenanstalten Eingang gefunden hatte, sie ist
damit das jüngste Gewerbe der alten und typischen Blindenhandwerke (vgl. Peyer 1926,
S. 33; vgl. Anspach 1927, S. 130). Blinde und sehbeeinträchtigte Männer wurden
beispielsweise in Berlin erst 1877 zu Bürstenmachern ausgebildet. Seit 1884 wurden in
diesem Beschäftigungsbereich auch weibliche Auszubildende gelehrt. Die damalige
Ausbildungszeit lag zwischen vier und fünf Jahren (vgl. Pahl 2014; vgl. Mehls/Brass
2006 S. 138; vgl. Demmel 2006, S. 72). In Soest, bei Nordrhein-Westfalen, hingegen
konnte das gewerbliche Handwerk bereits schon 1858 erlernt werden (vgl.
Berufsbildungswerk für Blinde und Sehbehinderte Soest – Homepage: Link 8).
1886 wurde der „Verein zur Beförderung der wirtschaftlichen Selbstständigkeit der
Blinden“, heute bekannt unter dem Namen „Blindenhilfswerk Berlin e.V.“ für die
blinden und sehbeeinträchtigten Ausgelernten aus der „Königlich-Preußischen“
Blindenanstalt gegründet. Dieser Verein setzte sich besonders für die Schaffung von
Arbeitsplätzen ein, indem er eine Blindenwerkstatt mit Beschäftigungsmöglichkeiten
z.B. im Bereich der Bürsteneinzieherei errichtete, die noch heute existiert (vgl. Mehls
2011, S. 18/41/246).
Schnell kristallisierte sich das Bürstenmachen als sehr geeignet für Blinde und
sehbehinderte Menschen heraus, da es sich um eine einfache und leicht anzueignende
Arbeit mit wiederkehrenden Handgriffen handelte, die nur wenig Kontrolle bedarf (vgl.
Peyer 1926, S. 33). Daraufhin nahmen sich weitere entstandene Blindenanstalten, wie
etwa die ehemalige städtische Blindenanstalt in Berlin, diesem Handwerk an, wodurch
es zu einem der meist betriebenen Gewerbe wurde (vgl. Anspach 1927, S. 130).
10
5 Die Bürstenmacherei in der ehemaligen Blindenanstalt in Berlin
Innerhalb unseres Projekts besuchten wir die Bürstenmanufaktur in Berlin, in der wir
erste Einblicke in das Berufsfeld des Bürstenmachers/Bürsteneinziehers erhalten
konnten. Dieses Handwerk wird dort primär durch blinde und sehbeeinträchtigte
Menschen, aber zum Teil auch durch lern und geistig Beeinträchtigte sowie psychisch
erkrankte Menschen ausgeführt.
Seit 1928 existiert der Produktionszweig der Bürsteneinzieherei im Haus der
ehemaligen
städtischen
Blindenanstalt
in
der
Oranienstraße
26
in
Berlin
Kreuzberg/Steglitz (vgl. USE – Homepage 2012: Link 9). Die Anfänge der ehemaligen
städtischen Blindenanstalt lassen sich bis in das Jahr 1878 und 1806 zurückverfolgen.
Zunächst wurde im Jahr 1806 die erste „Königlich-Preußische“ Blindenanstalt (seit
1975 „Johann-August-Zeune-Schule“) in Berlin errichtet, die mehrmals umzog und
schließlich 1877 ihren festen Sitz in Steglitz hatte. Mit diesem Umzug ging 1878 die
Gründung einer städtischen Blindenschule in der alten Jakobsstraße in Berlin einher, die
aus einer achtköpfigen Schulklasse bestand. Neben der Unterrichtung in den
elementaren Unterrichtsfächern, führte Emil Kull, Leiter der Blindenschule, 1886 einen
Kurs für Korb-und Bürstenmacherei ein. Aus der Blindenschule etablierte sich im Jahr
1889 die
städtische
Blindenanstalt, in der
Schule,
Fortbildungsschule
und
Beschäftigungsanstalt für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen in einem Gebäude
vereint werden sollte. 1902 wurde die städtische Blindenanstalt in das Gebäude der
Oranienstraße 26 verlegt, in der bereits 1907 187 blinde Handwerker einer Tätigkeit
nachgingen. Aufgrund des Ausbaus des Gebäudes im Jahr 1916 und der gestiegenen
Zunahme an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen bildete sich aus der städtischen
Blindenanstalt allmählich ein Gewerbebetrieb heraus. So waren seit 1928 bereits sechs
verschiedene Produktionsbetriebe in der städtischen Blindenanstalt zu verzeichnen:
Neben einer Bürsteneinzieherei war ebenfalls eine Stuhlflechterei, Korb- und
Mattenflechterei, sowie eine Bürsten- und Piassavapecherei vertreten. Zudem entstand
im selben Jahr im unteren Bereich des Gebäudes ein Ladengeschäft in dem die
produzierte Blindenware verkauft wurde (vgl. Schade 1994, S. 279 ff.). Auch heute hat
dieses Geschäft noch bestand und bietet neben einem Café und hausgemachten Speisen
vielfältige Bürsten-und Besendesigns aus der Bürstenmanufaktur, sowie verschiedene
Produkte aus der Korb- und Stuhlflechterei zum Verkauf an (vgl. DIM – Homepage:
Link 10).
11
5.1 Die Bürstenmacherei während des 2.Weltkrieges in Berlin
Nach der Machtübernahme durch das nationalsozialistische Regime in Deutschland,
musste der Betrieb in der ehemaligen Blindenanstalt 1935 eingestellt werden (vgl. DIM
– Homepage: Link 10). Dennoch soll in diesem Abschnitt auf eine ehemalige
Blindenwerkstatt hingewiesen/eingegangen werden, die während des 2. Weltkrieges
Blinde und jüdische Arbeitnehmer aufnahm und ihnen Arbeit und Schutz vor
Verfolgung bot. Die Rede ist von der „Blindenwerkstatt Otto Weidt“ die 1936 von
Herrn Otto Weidt gegründet und geleitet wurde, in der Besen und Bürsten produziert
wurden. Er selbst war mit den Jahren fast erblindet und erlernte daraufhin das
Handwerk des Bürstenmachers. Die Werkstatt befand sich in ihren Anfängen im
Stadtteil Berlin-Kreuzberg in der Großbeerenstraße 92 im unteren Teil eines Gebäudes
und erstreckte sich dort über die Kellerräume. 1940 zog die Werkstatt nach Berlin-Mitte
in die Rosenthaler Straße 29 um, die sich bis zu ihrem Ende dort befand. Heute werden
die Räumlichkeiten der ehemaligen Blindenwerkstatt als Museum genutzt, in dem die
historischen Geschichten von Otto Weidt, seiner Werkstatt und den ehemaligen
Arbeitern während des zweiten Weltkriegs erzählt werden. Die einstige Werkstatt
befand sich im gesamten ersten Stockwerk. Dort fertigten 1941 rund 35 jüdische und
nicht-jüdische Blinde und Gehörlose im Auftrag der Wehrmacht Bürsten und Besen an,
wodurch der Betrieb als „wehrwichtig“ galt. Die Gestapo stattete der Werkstatt
mehrmalige und unangekündigte Besuche ab. Mittels interner Warnsignale, Verstecken
innerhalb der Werkstatt und Bestechungsversuchen der Gestapo-Beamten gelang es
Otto Weidt einige seiner jüdischen Arbeitnehmer bis 1943 vor der endgültigen
Deportation („Fabrik-Aktion“) zu bewahren. Nachdem 1943 die meisten seiner
jüdischen Mitarbeiter in die Vernichtungslager verschleppt wurden, bestand die
Belegschaft bis kurz vor Kriegsende nur noch aus wenigen Mitarbeitern. Im Dezember
1947 verstarb Otto Weidt im Alter von 64 Jahren, von da an übernahm seine Frau Else
Weidt die Werkstatt und leitete diese bis zu ihrer Auflösung durch das Wirtschaftsamt
des Ost-Berliner Magistrats im Jahr 1952 (vgl. Museum „Blindenwerkstatt Otto
Weidt“).
12
(Abb. 1: Werkstatt der Bürsteneinzieher in der „Blindenwerkstatt Otto Weidt“)
In
diesem
Raum
befinden
sich
fünf
Arbeitstische
aus
Holz
mit
drei
Bündelabteilmaschinen und einer Drahtspule, wie sie für die damalige Herstellung von
Besen und Bürsten genutzt wurden. Otto Weidt bemühte sich um Aufträge der
Wehrmacht und erhielt von diesen verschiedene Materialien und Roh-/Werkstoffe, wie
Rosshaar und Kunstfasern die in der Werkstatt zunächst in der Zurichterei für die
weitere Produktion aufbereitet und anschließend in der Bürsteneinzieherei zu Bürsten
und Besen weiterverarbeitet wurden. Diese wurden zum Schluss mit dem
Blindenwarenzeichen gekennzeichnet, eine Art Gütesiegel (ebd.).
(Abb. 2: Bündelabteilmaschine aus der „Blindenwerkstatt Otto Weidt“)
13
(Abb. 3: Bürsten aus der „Blindenwerkstatt Otto Weidt“ 1940 in Berlin)
5.2 Die Bürstenmacherei nach dem 2. Weltkrieg in Berlin
Die ehemalige Blindenanstalt in der Oranienstraße 26 konnte im Jahr 1945, kurz nach
Kriegsende, unter erschwerten Bedingungen ihre Arbeit wieder aufnehmen und ihre
Produktion fortführen. Da der Krieg so gut wie alle brauchbaren Rohstoffe vernichtete,
musste man auf andere vorrätige und verwertbare Materialien zurückgreifen. Man war
zudem sehr bemüht die hinterlassen Spuren des Krieges schnellstmöglich zu beseitigen
und für angemessene Arbeitsgegebenheiten zu sorgen (vgl. Schade 1994, S. 283 f.).
1998 rief die Blindenanstalt in Kooperation mit den Designern Vogt und Weizenegger
das Projekt „DIM“ („Die imaginäre Manufaktur“) ins Leben, welches seit 2005 von der
USE finanziert wird. Die Designer verfolgten das Ziel, neues Design mit einem alten
Handwerksberuf zu kombinieren. Alle Beteiligten sahen darin eine große Chance, die
Arbeit in der Besen- und Bürstenmanufaktur, sowie in der Flechtmanufaktur dadurch
einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So begannen die Designer
verschiedene Produkte zu entwerfen, die dann in den Werkstätten der Blindenanstalt
angefertigt wurden. In einem Zeitraum von gerade mal sechs Jahren (1998 bis 2004)
wurden 50 verschiedene Designprodukte im Bereich der Bürsten- und Flechtmanufaktur
produziert. Dieses Projekt gewann weltweit an großem Ansehen, sodass sich weitere
Designer diesem anschlossen und Einladungen auf Designmessen etc. folgten (vgl. DIM
2009: Broschüre S.4; vgl. DIM – Homepage: Link 11). Bei der Herstellung von DIM14
Produkten geht es nicht um eine schnelle Massenanfertigung dieser, sondern vielmehr
darum in den einzelnen Manufakturen/Werkstätten qualitativ hochwertige Waren und in
einem für die jeweilige Person angemessenem Tempo herzustellen (vgl. DIM –
Homepage: Link 12).
Bis 2005 war die Blindenanstalt der Stadt Berlin unterstellt, diese übertrug sie jedoch
im selben Jahr noch an die gemeinnützige Union sozialer Einrichtungen (USE) (vgl.
DIM – Homepage: Link 10).
Nach dem Sozialgesetzbuch IX ist die USE, die im Jahr 1995 in Berlin gegründet
wurde, eine anerkannte Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM), die eine Vielzahl
an
Leistungsspektren
im
Bereich
Handwerk,
Gastronomie,
Tourismus
und
Dienstleistungen anbietet (vgl. USE – Homepage: Link 13; vgl. USE – Homepage: Link
14).
Mit der neuen Übernahme etablierten sich von nun an auch vermehrt Arbeits- und
Beschäftigungsverhältnisse
für
psychisch
erkrankte,
sowie
geistig-
und
lernbeeinträchtigte Menschen. Mittlerweile unterhält das Unternehmen in Berlin und
Brandenburg mehr als 800 Mitarbeiter mit und ohne Beeinträchtigungen, wovon 160 in
der einstigen Blindenanstalt beschäftigt werden (vgl. DIM – Homepage: Link 10; vgl.
USE – Bürstenmanufaktur: Broschüre). Im Gebäude der Oranienstraße 26 befinden sich
neben der Bürstenmanufaktur weitere Werkstattbereiche, wie zum Beispiel die
Flechtmanufaktur, die Handbuchbinderei, die Malerei, die Floristik, die Tischlerei, die
Töpferei und ein Hauswirtschaftsbereich. Die USE verfolgt das Ziel, Menschen mit und
ohne Beeinträchtigungen eine nach ihren Interessen passende Beschäftigung zu finden,
in der sie arbeiten und sich nach ihren individuellen Fähig- und Fertigkeiten ausleben
können und möchte sie auf ihrem beruflichen Weg unterstützen und begleiten (vgl. USE
– PDF-Datei S.2/6: Link 15).
6 Die allgemeine Berufsausbildung zum Bürsten- und Pinselmacher
Seit 1984 kann der staatlich anerkannte Ausbildungsberuf zum Bürsten- und
Pinselmacher/innen,
nach
dem
Berufsbildungsgesetz
(BBiG)
und
der
Handwerksordnung (HwO), in Deutschland erlernt werden. Es handelt sich hierbei um
eine 3-jährige duale Ausbildung, innerhalb der, die Auszubildenden sowohl im
Ausbildungsbetrieb als auch in der Berufsschule theoretisches Wissen und praktische
15
Fähigkeiten erwerben. Im 3. Ausbildungsjahr wird zwischen zwei Fachrichtungen, als
Spezialisierung, gewählt:
 Bürsten- und Pinselmacher der Fachrichtung Bürstenherstellung oder
 Bürsten- und Pinselmacher der Fachrichtung Pinselherstellung.
Um die Ausbildung antreten zu können, ist eine rechtliche Schulbildung nicht unbedingt
notwendig, jedoch sollten Fähigkeiten wie Sorgfalt, Kenntnisse im Werken (z.B. sägen,
bohren, schleifen, kleben), in Technik, im technischen Zeichnen, und in Physik für das
Verständnis der einzelnen Funktionsabläufe der pneumatischen und hydraulischen
Vorrichtungen
vorhanden
sein.
Außerdem
sollte
der
Auszubildende
über
Beobachtungsgenauigkeit, Finger- und Handfertigkeit, Augen-Hand-Koordination und
handwerkliches Geschick (für z.B. Bedienung und Wartung von Handwerkzeugen und
Maschinen) verfügen (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2014: Link 16). Deutschlandweit
gibt es lediglich eine Berufsschule, die die Ausbildung zum Bürsten- und Pinselmacher
anbietet, welche ihren Hauptsitz in „Rothenburg ob der Tauber“ (Bayern) hat. Diese
staatliche Berufsschule „Rothenburg-Dinkelsbühl“ ist gleichzeitig eine Berufsschule,
Berufsfachschule und Wirtschaftsschule, welche aus drei Filialen besteht. Eine von
diesen liegt im mittelfränkischen Bechhofen, die ausschließlich von Auszubildenden der
Bürsten- und Pinselmacherbranche für 9 Wochen im Jahr besucht wird. Fachrichtungen
wie
Bürstenmacher/in,
Borstenpinselmacher/in,
Feinhaarpinselmacher/in
und
Haarzurichter/in stehen zur Auswahl für die Auszubildenden. Bechhofen bildet durch
die 12 bestehenden Fachbetriebe im Umkreis, das Zentrum für dieses Handwerk,
welches bereits seit über 200 Jahren dort betrieben wird (vgl. Käseweber, Berufsschule
Rothenburg-Dinkelsbühl-Homepage 2013: Link 17).
Die Bürsten- und Pinselmacher/in der Fachrichtung Bürstenherstellung sind
hauptsächlich in der Industrie und in Handwerksbetrieben der Besen- und
Bürstenherstellung tätig, können jedoch auch in Werkstätten für Menschen mit
Behinderung eingesetzt werden. Zu ihren Arbeitsorten gehören dementsprechend die
Werkstatt bzw. die Produktionshalle sowie die Lagerräume. In den kleinen
Handwerksbetrieben werden die Bürsten und Besen überwiegend in Handarbeit aus
Tierhaaren, pflanzlichen oder synthetischen Fasern sowie verschiedenen Holzarten
gefertigt, dessen einzelne Fertigungsschritte im weiteren Verlauf der Arbeit noch
beschrieben werden. In größeren Zurichtereibetrieben hingegen wird der Bürstenkörper
meistens maschinell bearbeitet. Dabei kommen sogenannte Stanz- und Stopfmaschinen
16
zum Einsatz, welche Löcher in den Holzkörper stanzen und die Borstenbündel in die
Löcher einführen und verankern. Auf die gewünschte Länge werden diese dann mittels
Schnittautomaten gebracht. Die Arbeit in den Werkstätten fordert vor allem das lange
Sitzen während der Arbeit, das Aushalten unangenehmer Gerüche und die Arbeit mit
den feinen Tierhaarprodukten, welche Allergien auslösen können, weshalb anfällige
Personen für diesen Beruf als ungeeignet gelten.
Wie sich die Ausbildung zum Bürsten- und Pinselmacher/innen in der Fachrichtung
Bürstenherstellung im Einzelnen gliedert und welche Inhalte, Fähig- und Fertigkeiten in
Betrieb und Schule vermittelt werden sollen, zeigt der folgende Auszug aus dem
Ausbildungsrahmen- und Rahmenlehrplan (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2014: Link
16):
Ausbildungsjahr
Im 1. und
2. Ausbildungsjahr
Ausbildung im Betrieb









verarbeiten von
Bestückungsmaterialien
verarbeiten von Holz- und
Kunststoffzubehör
Ausbildung in der
Berufsschule
 naturwissenschaftliche
Grundlagen

verarbeiten von Metallen

verarbeiten von
Hilfsstoffen

herstellen einfacher
Bürsten und Pinsel
instandhalten von
Handwerkszeugen
Kenntnisse mechanischer,
pneumatischer,
hydraulischer und
elektrischer Vorrichtungen
an Maschinen
einrichten, bedienen und
warten von Anlagen und
Maschinen






mathematische
Grundlagen
Grundlagen des
technischen Zeichnens
Bestückungsmaterialien
Halbfabrikate aus Holz
Halbfabrikate aus
Kunststoff
Grundlagen der
Metalltechnik
Hilfsstoffe
Pinselherstellung
Bürstenherstellung
überwachen des
Produktionsablaufs,
Produktkontrolle
Zwischenprüfung vor Ende des 2. Ausbildungsjahres
17
Im 3. Ausbildungs- 
jahr (fachrichtungsspezifisch)

Arten, Eigenschaften und
Lagern des Roh- und
Bestückungsmaterials
herstellen von Bürsten




Vertiefung der Kenntnisse
aus dem 2.
Ausbildungsjahr
Anlagen und Maschinen
Steuerungs- und
Regelungstechnik
Qualitätssicherung
Abschluss-/Gesellenprüfung nach dem 3. Ausbildungsjahr
Die Abschluss-/Gesellenprüfung wird sowohl in praktischer als auch schriftlicher Form
absolviert. Bei der praktischen Prüfung sollen 5 Arbeitsproben in maximal 6 Stunden
durchgeführt werden, z.B.: Bestückungsmaterialien abteilen, verschiedene Methoden
des Einziehens für unterschiedliche Bürsten durchführen, in verschiedene Formen
einstanzen, Bürsten beschneiden oder auch das Deckeln der Bürsten. Außerdem sollen 5
Prüfungsstücke,
wie
Schuhbürsten,
Besen,
Kleiderbürsten,
Haushaltsbürsten
Industriebürsten, gedrehte Bürsten etc. in maximal 12 Stunden gefertigt werden. Bei der
schriftlichen Prüfung werden dann Fächer wie Technologie, technische Mathematik,
technisches Zeichnen sowie Wirtschafts- und Sozialkunde geprüft. Abnehmer der
Prüfung ist bei der Ausbildung im Handwerk die Handwerkskammer und in der
Industrie die Industrie- und Handelskammer. Vergütet wird der Auszubildende wie folgt:
im 1. Ausbildungsjahr erhält er 460 €, im 2. Ausbildungsjahr 520 € und im letzten
Ausbildungsjahr bis zu 600 €. Nach der abgeschlossenen Berufsausbildung kann das
monatliche Bruttogehalt zwischen 1.969 € - 2.272 € liegen (Bundesagentur für Arbeit
2014: Link 16). Es ergeben sich jedoch auch in diesem Beruf weitere Karrierechancen,
z.B. Aufstiegschancen im Unternehmen, eine zusätzliche Weiter- bzw. Ausbildung zum
Betriebswirt des Handwerks. Des Weiteren besteht die Option eine Meisterprüfung
abzulegen, aber auch der Wechsel in die Forschung und Entwicklung bietet eine weitere
Chance, denn hier wird ständig nach neuen innovativen Produkten gesucht (vgl. Lindner
2012: Link 18).
18
6.1 Der Berufsbildungsbereich in der Bürstenmanufaktur der USE in
Berlin
In der Bürstenmanufaktur der USE (ehemaligen Blindenanstalt), kann das Handwerk
zum Bürstenmacher/Bürsteneinzieher in einer zweijährigen Ausbildung erlernt werden.
Zudem gibt es die Möglichkeit, den Beruf in weiteren Institutionen, wie etwa in
Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation, wie beispielsweise der „Landesschule für
Blinde und Sehbehinderte Neuwied“ oder in einem Berufsbildungswerk, wie etwa dem
„Berufsbildungswerk für blinde und sehbehinderte Menschen“ in der Nikolauspflege in
Stuttgart innerhalb von drei Jahren zu erlernen (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2014:
Link 19).
Kostenträger für den Berufsbildungsbereich sind im Allgemeinen die Bundesagentur für
Arbeit. Des Weiteren werden Menschen, die nach einem Rehaaufenthalt einen
Wiedereinstieg in das Berufsleben oder eine Umschulung anstreben, durch die
Berufsgenossenschaft, Renten- oder Unfallversicherung finanziell unterstützt (vgl. USE
– Homepage: Link 20).
Während der zweijährigen Berufsbildungszeit innerhalb der Bürstenmanufaktur lernen
die Auszubildenden die verschiedenen Bereiche, die zur Herstellung einer Bürste
wichtig sind, kennen. Dabei liegt der Schwerpunkt im Bereich des Bürstenziehens, hier
soll möglichst jeder qualifiziert ausgebildet werden. Des Weiteren werden ihnen durch
theoretische
und
praktische
Wissensvermittlung
die
wichtigsten
Grundlagen,
Kompetenzen, Fähig- und Fertigkeiten, die für die Bürsten- und Besenproduktion
bedeutsam sind, nahe gebracht (Interview: Rosenfeld 2014).
Die praktischen und theoretischen Inhalte, die den Lehrlingen in der Manufaktur
vermittelt werden, sind angelehnt bzw. richten sich an die Ausbildung des
„Bürstenmachers“ und dessen gültigen Ausbildungsrahmenplan/-verordnungen des
ersten Arbeitsmarktes. In der Bürstenmanufaktur werden neben blinden und
sehbeeinträchtigten Menschen, ebenfalls Menschen mit psychischen Erkrankungen und
Menschen mit dem Förderbedarf „Lernen“ und „geistige Entwicklung“ ausgebildet und
beschäftigt. Daher ist es zusätzlich von hoher Bedeutung, den Bildungsrahmenplan
individuell mit Zielen und Schwerpunkten an die auszubildende Person und dessen
Beeinträchtigung anzupassen. Demnach müssen und können nicht alle enthaltenen
Ausbildungspunkte und Arbeitsschritte von einer Person absolviert bzw. durchlaufen
werden (Interview: Rosenfeld 2014; vgl. USE – Homepage: Link 13).
19
Bevor eine Ausbildung an der USE und somit auch im Bereich der Bürstenmanufaktur
erfolgen kann, muss zunächst auf Grundlage eines Gespräches, als auch durch die
Einschätzung eines Sozialpädagogen, sowie unter Berücksichtigung der persönlichen
Interessen und Berufsvorstellungen einer Person und dessen gesundheitlichen Lage
geprüft bzw. eingeschätzt werden, ob diese werkstattfähig ist und im Bereich des
Bürstenmacher/Bürsteneinziehers arbeiten kann (Interview: Rosenfeld 2014; vgl. USE –
Homepage: Link 21). Des Weiteren sollten Auszubildende, die sich für eine Tätigkeit in
der „Bürsteneinzieherei“ interessieren, gewisse Voraussetzungen mitbringen. Unter
anderem sollten sie möglichst über handwerkliches Geschick (fein- und grobmotorische
Fähigkeiten) und gute Merkfähigkeit (von Arbeitsabläufen) verfügen und Freude sowie
Interesse im Umgang mit Holz und anderen Werkstoffen haben, als auch im Sitzen
ausdauernd arbeiten können (Interview: Rosenfeld 2014).
Kommt es zu einer Einigung, erfolgt zunächst ein „Schnupperpraktikum“, welches je
nach Person zwischen vier und acht Wochen variieren kann, währenddessen erhält der
Praktikant erste Einblicke in das Berufsfeld des Bürstenmachers. Anschließend folgt ein
weiteres Gespräch, in denen sich Werkstattleiter, Praktikant und der Sozialpädagoge
(Begleitender Dienst) über den weiteren Verlauf austauschen. Haben sich alle Parteien
für eine Ausbildung im Bereich der Bürstenmanufaktur entschieden, findet zunächst
eine
dreimonatige
Einführungsphase
statt,
an
die
sich
eine
zweijährige
Berufsbildungsbereichsmaßnahme anschließt (Interview: Rosenfeld 2014; vgl. USE –
Homepage: Link 20).
Im ersten Ausbildungsjahr werden den Auszubildenden grundlegende Elemente und
Fertigkeiten des Bürstenmachens vermittelt. Darunter zählt unter anderem, die
verschiedenen Materialen (Materialkunde), Utensilien, Borsten- und Drahtarten, sowie
die unterschiedlichen Bürsten- und Besensorten, als auch die einzelnen Maschinen
kennenzulernen. Dabei soll, auf Grundlage des Verwendungszweckes, die sorgfältige
und genaue Auswahl bzw. Bestimmung der Bürsten- bzw. Besenart und benötigten
Materialien, sowie deren Verarbeitung, als auch der richtige Umgang und die
Bedienung der Maschinen erlernt werden. Des Weiteren geht es darum einfache
Zeichnungen zu erlesen bzw. zu erfühlen und einfache Skizzen anzufertigen, um in
einem weiteren Schritt erste und verschiedenartige Bürsten- und Besenprodukte aus
Borsten, Kunstborsten, Faserstoffen und Roßhaar herzustellen (Interview: Rosenfeld
2014; vgl. Warnecke 1952, S. 174).
20
Die Auszubildenden lernen weiterhin selbstständig ihren Arbeitsplatz zu organisieren
und einzurichten, sowie Werkzeuge und Maschinen instandzuhalten und ggf. zu
Warten. Des Weiteren werden sie im Einzelnen über die Sicherheit am Arbeitsplatz,
Brandschutz und weitere wichtige Aspekte aufgeklärt. Im weiteren Verlauf der
Ausbildung (2. Ausbildungsjahr) geht es darum die bereits erworbenen Elemente und
Fertigkeiten zu vertiefen, sich eventuell auf einen für sie geeigneten Bereich zu
spezialisieren und schwierigere aber auf die Person zugeschnittene Aufgaben, wie
beispielsweise die Herstellung komplizierter Designprodukten aus Borsten zu
übernehmen (Interview: Rosenfeld 2014).
Innerhalb der Ausbildungszeit führen die Auszubildenden ein Berichtsheft, eine Form
des schriftlichen Ausbildungsnachweises, indem sie ihre bis dato erworbenen Fähigund Fertigkeiten eintragen, ankreuzen etc. diese geben dem Auszubildenden, sowie dem
Gruppenleiter einen Überblick über das bereits Gelernte. Je nach den individuellen
Fähigkeiten und der spezifischen Beeinträchtigung einer Person, werden in das
Berichtsheft mit oder ohne Hilfe die täglichen Aufgaben eingetragen und verschiedene
Bürstenformen eingezeichnet oder abgepaust. Dieses Heft wird dann in kontinuierlichen
Abständen von einem Gruppenleiter kontrolliert (ebd.).
Innerhalb der zweijährigen Berufbildungsphase finden gelegentlich praktische und
schriftliche oder mündliche Zwischenprüfungen bzw. Tests statt. Dazu werden die
einzelnen Arbeitsschritte und das theoretisch vermittelte Wissen zur Vorbereitung auf
diese mit den Auszubildenden mehrmals wiederholt und geübt. Diese kleinen
Zwischenprüfungen und Lernkontrollen sollen den jeweiligen Lern- und Leistungsstand
einer Person und deren Praxiskenntnisse aufzeigen. Dafür macht sich ein Gruppenleiter
zu
den
einzelnen
und
individuell
zu
erfüllenden
Ausbildungspunkten
im
Bildungsrahmenlehrplan Notizen. Er dokumentiert und bewertet die Arbeit des
Beschäftigten; wie (schnell) wurden die Aufgaben verstanden und ausgeführt; in
welchem Bereich wird ggf. weiterhin Übung benötigt etc.. Der Bildungsrahmenlehrplan
hat hier zugleich die Funktion eines Zeugnisses (ebd.).
Die Auszubildenden haben die Möglichkeit, innerhalb der Ausbildungszeit ein
Außenpraktikum in einer anderen Werkstatt oder auf dem ersten Arbeitsmarkt zu
absolvieren. Dabei können sie Einblicke in andere Unternehmen erhalten, sowie deren
Abläufe kennenlernen und für sich persönlich feststellen, ob eine spätere Beschäftigung
21
auf dem ersten Arbeitsmarkt oder einer anderen Einrichtung für sie in Frage käme
(Interview: Rosenfeld 2014).
Nach der zweijährigen Berufsbildungsbereichsphase erhalten die Beschäftigten ein
Zertifikat mit dem Abschluss zum anerkannten Bürsteneinzieher, der sie zur Ausübung
des Berufes befähigt. Damit beginnt für die ehemaligen Lehrlinge die sogenannte
Arbeitsbereichsphase, sofern sie Vorhaben in der Bürstenmanufaktur der USE zu
bleiben, um dort einer Festanstellung nachzugehen. Sollte dies jedoch nicht der Fall
sein, haben sie die Möglichkeit, sich auf dem ersten Arbeitsmarkt oder in einer anderen
Werkstatt zu bewerben. Die Anforderungen auf dem ersten Arbeitsmarkt als
Bürstenmacher sind im Vergleich zu den Anforderungen in der Manufaktur sehr hoch,
denn dort muss ein Mitarbeiter pro Arbeitstag mindestens 2000 Loch schaffen. In der
Manufaktur hingegen geht es weniger um die schnelle Herstellung und Fertigung
verschiedener Bürsten- und Besenprodukte, sondern vielmehr um die Qualität und
Hochwertigkeit eines Produktes. Hier beträgt die täglich durchschnittliche Lochzahl
140. Derzeit beschäftigt die USE im Bereich der Bürstenmanufaktur zwei
Auszubildende und 23 anerkannte Bürsteneinzieher, die je nach ihren individuellen
Fertig- und Fähigkeiten bei der Herstellung verschiedener Bürsten- und Besenprodukte
mitwirken. Von den 23 Mitarbeitern sind allein 20 in der Bürsteneinzieherei beschäftigt,
während die anderen Angestellten (die aufgrund ihrer psychischen Beeinträchtigung
nicht in der Einzieherei tätig sein können) für die Arbeitsvorgänge im Holz- und
Scherraum, sowie für die Lagerarbeiten zuständig sind (Interview: Rosenfeld 2014).
In der Bürstenmanufaktur hängen die Arbeitszeiten eines Mitarbeiters von seiner
jeweiligen Behinderung und seiner Belastbarkeit ab, so kann eine Arbeitswoche aus 40
Stunden (8 Stunden pro Tag) oder aber aus 20 – 30 Stunden (4 – 6 Stunden pro Tag)
bestehen (ebd.)
6.2 Die Kommunikation und Organisation in der Bürstenmanufaktur
Das Lehren und Anleiten in der Bürstenmanufaktur erfolgt bei jedem Auszubildenden
individuell, da hier die unterschiedlichen Beeinträchtigungen zu berücksichtigen sind.
Bei blinden und sehbeeinträchtigten Azubis erfolgt die Anleitung eines Arbeitsschrittes
und die Heranführung an einen Gegenstand primär durch viel Körperkontakt und
Führung der Hände durch einen Praxisanleiter/Gruppenleiter, aber auch durch
mündliches verbalisieren. Der Praxisanleiter steht hinter oder seitlich neben einer
22
Person und lässt diesen, mit oder ohne Handführung, einen Gegenstand ertasten und
erfühlen. Ebenso geschieht dies bei den einzelnen Arbeitsschritten – wie funktionieren
die einzelnen Schritte; wie halte ich Werkzeuge, Gegenstände – bis diese selbstständig
beherrscht werden. Dabei ist es wichtig alle Vorgänge sprachlich zu begleiten und
detailliert zu beschreiben. Bei Auszubildenden mit psychischen Erkrankungen oder
geistiger Beeinträchtigung spielt die verbale Kommunikation und die Handführung
ebenfalls eine wichtige Rolle, gelegentlich reicht allerdings auch mehrmaliges
Vorzeigen einzelner Arbeitsschritte aus (Interview: Rosenfeld 2014).
Neben der Sprache, sind in besonderer Weise die blinden und sehbeeinträchtigten
Mitarbeiter auf ihren akustischen und taktilen Wahrnehmungssinn hinsichtlich der
Orientierung innerhalb der Werkstatt stark angewiesen. Zur Unterstützung wurden
daher in einigen Räumen der Werkstatt sogenannte Blindenleisten, die aus einzelnen
Bürsten gefertigt sind, an den Wänden angebracht. Mit deren Hilfe können sich die
Mitarbeiter in den Räumen besser orientieren und bewegen. Zusätzlich wurde der
Boden des Treppenhauses mit großen gelben Punkten, eine Art Leitsystem, versehen.
Stark Sehgeschädigte und erblindete Mitarbeiter orientieren sich zudem mit Hilfe eines
Blindenstockes in den Räumlichkeiten oder werden von einem sehenden Kollegen
begleitet. Ebenfalls stellt Orientierung am Arbeitsplatz für diesen Personenkreis einen
weiteren wichtigen Punkt dar. Daher verfügen die Mitarbeiter im Arbeitsbereich des
Bürsteneinziehens über einen festen Arbeitsplatz. Dieser ist ausgestattet mit einem
Arbeitstisch, auf dem sich eine Bündelabteilmaschine und entsprechendes Werkzeug
befindet. Die Zuweisung eines festen Arbeitsplatzes ermöglicht dem Einzelnen mehr
Orientierung, da sie diesen nach ihren Vorstellungen einrichten und organisieren
können. Zur Organisation der Materialbeschaffung ist zu sagen, dass hier die blinden
und stark sehbeeinträchtigten Mitarbeiter durch ihre Kollegen oder einen Gruppenleiter
unterstütz werden, indem diese ihnen die Hölzer, Borsten und andere benötigte
Materialien beispielsweise an den Platz bringen (Interview: Rosenfeld 2014).
23
(Abb. 4: Blindenleiste)
7 Der Herstellungsprozess einer Bürste in der Bürstenmanufaktur
Im Folgenden sollen die einzelnen Schritte der Bürstenproduktion, beginnend von der
Auftragsgebung bis hin zum fertigen Produkt, beschrieben werden.
7.1 Kooperation mit Auftragsgebern
Die Bürstenmanufaktur arbeitet hauptsächlich nach Aufträgen, die von verschiedenen
Designern oder Firmen kommen. Daher werden in der Manufaktur viele verschiedene
Bürsten- und Besenprodukte hergestellt, wodurch auch die täglich produzierte
Stückzahl sehr unterschiedlich ausfällt. Bei neuen Designern und Produkten ist die
Vorgehensweise die, dass der Designer sein Produkt vorstellt und die Manufaktur
anschließend darüber entscheidet bzw. abschätzt, ob dieses Produkt von den
Mitarbeitern umgesetzt werden kann. Ein Kriterium dabei ist, dass die Produkte mit den
gegebenen Mitteln und Maschinen der Einrichtung produziert werden können und ob
die Stückmenge problemlos zu erreichen ist. Sollte es zu einem Arbeitsbündnis
kommen, wird überlegt wie viele Mitarbeiter zur Herstellung des Produktes und der zu
erreichenden Stückzahl benötigt werden, dabei wird grob eingeschätzt wie viel ein
einzelner Mitarbeiter am Tag schaffen kann. Daraufhin legt die Werkstatt einen Termin
(Deadline), für die Fertigstellung der Ware fest. Der Auftraggeber schickt anschließend
einen „Auftragszettel“ auf dem die Liefernummer/Produktnummer, die Stückzahl, die
Drahtstärke, die farbliche Zusammensetzung der Borsten, sowie deren Schnitt und
Länge vermerkt sind. An Hand dessen wird der Artikel hergestellt, der zugleich
Orientierung für die Mitarbeiter bietet. Der (Muskel-)Aufwand bei der Herstellung eines
24
Artikels variiert von Bürste zu Bürste und ist von der Borstenart abhängig. Das
Einziehen von Tierhaaren stellt die einfachste Variante dar, gefolgt von Pflanzenfasern.
Am schwierigsten kristallisierte sich das Einziehen von Kunststofffasern heraus, da hier
aufgrund der Festigkeit des Stoffes ein höherer Muskelaufwand betrieben werden muss,
als bei den beiden anderen zuvor genannten Arten (Interview: Rosenfeld 2014).
Aktuell arbeitet die Bürstenmanufaktur im Namen der DIM mit einem Schweizer
Designer an der Herstellung einer Schmuckdose (ebd.).
7.2 Die Arbeitsschritte im Holzraum
Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich die Manufaktur zunehmend auf das
Bürsteneinziehen spezialisiert, weshalb sie die Bürstenkörper nicht selbst herstellen
sondern diese, vorgefertigt für die weitere Produktion, von Fabriken beziehen. Das
bedeutet, dass bereits in der Bürstenhölzerfabrik die (gewünschte) Form der Bürste und
der Durchmesser für den Besatz gefertigt wird (vgl. Anspach 1927, S. 139).
Zunächst wird die gelieferte Ware von einem Mitarbeiter kontrolliert (Lieferkontrolle).
Voraussetzung hierfür sowie für die weiteren Arbeiten im Holzraum ist, dass ein
Arbeitnehmer dazu physisch in der Lage ist, er also über einen gewissen Grad an
Sehkraft verfügt und im Bereich des Lesens, Zählens und Schreibens mächtig ist. In
diesem ersten Arbeitsschritt wird zunächst die Ware auf Richtigkeit kontrolliert, dabei
werden die Hölzer, wie auch die Borstenbündel auf Schäden und Stückzahl geprüft
(Interview: Rosenfeld 2014).
Im Holzraum, der gleichzeitig als Lagerort fungiert, werden die einzelnen
Bürstenkörper, die meist aus Buchenholz bestehen, abgedeckelt, sodass am Ende
Deckel und Sohle, die zuvor durch einen Metallstift miteinander verbunden waren,
voneinander getrennt werden und praktisch zwei Hälften entstehen. Bei einigen Bürsten
hingegen entfällt das Abdeckeln, da der Deckel bewusst fehlt. Es handelt sich dabei um
offene Bürsten, bei denen der später eingezogene Drahtverlauf sichtbar bleibt. Bei
offenen Bürsten ist daher darauf zu achten, dass der Drahtverlauf sauber und fehlerfrei
verläuft (ebd.).
Sofern das Abdeckeln erfolgte wird ersichtlich, dass der Deckel über keine Löcher
verfügt, während die Sohle mit konischen Löchern versehen ist, durch die im späteren
Arbeitsverlauf der Besatz (Borsten) eingezogen wird (vgl. Interview: Rosenfeld 2014;
vgl. Bürstenhaus Redecker – Homepage 2014: Link 22).
25
Die konischen Löcher geben die Dicke bzw. Menge des einzuziehenden Besatzes vor;
werden zu wenig Borsten eingezogen fallen diese durch, bei zu vielen Borsten passen
diese wiederum nicht in das Loch (vgl. Kaufmann, Naturbürsten Versand – Homepage
2014: Link 4). Dieser Arbeitsvorgang bedarf hoher Genauigkeit, wurde hier früher per
Hand Bündel für Bündel auf die richtige Menge getrennt, so ist heute die
Bündelabteilmaschine ein bereicherndes Hilfsmittel für die exakte Teilung der
Borstenmenge (Interview: Rosenfeld 2014).
Gelegentlich kann es vorkommen, dass die Löcher nicht sauber oder komplett
durchstochen wurden. Mit einem Pfriem werden diese dann von einem Beschäftigten
bearbeitet. Anschließend werden beide Teile des Bürstenkörpers nummeriert, um so für
den späteren Arbeitsvorgang (Deckeln) kenntlich zu machen, welcher Deckel zu
welcher Sohle gehört (ebd.).
(Abb.5: Nummerieren der Sohle und Deckel)
Die Bürstenkörper werden meist unbehandelt geliefert, daher werden im nächsten
Schritt Sohle und Deckel mit Fließ oder Schleifpapier bearbeitet und anschließend mit
Rapsöl bestrichen/geölt. Dieser Vorgang wird insgesamt zweimal wiederholt (Schleifen
 1. Ölung  Schleifen  2. Ölung.) Die einzelnen Holzkörper werden
zwischendurch nach 1. Ölung und 2. Ölung in einem Regal zum Trocknen gelagert, dies
26
dient der Ordnung und Orientierung. Die Beschäftigten wissen, dass die einzelnen
Holzkörper erst nach der zweiten Ölung weiter verarbeitet werden können. Nachdem
die Bürstenkörper mit der zweiten Ölung getrocknet sind, werden diese für den nächsten
Produktionsprozess im sogenannten „Einziehraum“ gelagert (Interview: Rosenfeld
2014).
(Abb. 6: links mit Öl behandelt, rechts unbehandelt)
7.3 Die Arbeitsschritte in der Einzieherei
7.3.1 Vorbereitende Schritte
Nachdem die Sohlen und Deckel in
dem Holzraum vorbehandelt wurden,
gelangen
sie
nun
in
die
Bürsteneinzieherei. Hier werden sie
neben den Borsten und Drähten
(Abb. 7: Türschild „Einzieherei“)
zunächst in einem Regal gelagert. Bevor die Mitarbeiter ihre Arbeit antreten, müssen sie
ihren Arbeitsplatz (mit oder ohne Hilfe) vorbereiten. An jedem Arbeitsplatz befinden
sich eine Bündelabteilmaschnine, eine Halterung für den Bürstendraht, ein
Seitenschneider, eine Zange, ein Pfriem und zwischen den Arbeitsplätzen eine
Hackschere. Bei der Hackschere handelt es sich um eine Schneidevorrichtung für die
Borsten, diese darf jedoch nur von den sehenden Mitarbeitern genutzt werden. Erst wird
die benötigte Länge der Borsten an der Hackschere eingestellt, daraufhin werden die
Borsten auf die richtige Länge gehackt bzw. geschnitten. Da jedoch die Borsten bereits
in den benötigten Längen geliefert werden, nutzt man diese Hackschere eher für runde
27
oder gewölbte Bürsten. Je nach Übung und Gefühl werden die Borsten Reihe für Reihe
von den Mitarbeitern „gehackt“ (Interview: Rosenfeld 2014).
(Abb. 8: Einsatz der Hackschere bei einer gewölbten Bürste)
Der Anleiter entscheidet nun im weiteren Schritt, welcher Mitarbeiter welche Bürstenart
herstellt. Je nachdem werden dann die Bürstenhölzer, die Borsten und der
entsprechende Draht von den Mitarbeitern am Arbeitsplatz platziert. Für Mitarbeiter mit
Sehschwäche oder Blindheit werden die benötigten Materialien von Kollegen oder dem
Anleiter zurechtgelegt. Die Drahtrolle wird in der Drahthalterung befestigt und die
Borsten werden in die Bündelabteilmaschine gelegt. Die Bündelabteilmaschine spielt
eine
wesentliche
Rolle
Bündelherstellung.
Das
beim
Bürsteneinziehen.
Herstellen
der
Sie
hat
Borstenbündel
die
erfolgt,
Funktion
der
indem
der
Materialdrücker herausgenommen wird und die Borsten in den Schacht gelegt werden.
Danach wird der Materialdrücker wieder in den Schacht eingeführt und die Feder
eingehangen. Der Materialdrücker hat den Zweck, dass die Borsten fest und
komprimiert liegen, die Feder hingegen ist für den gleichbleibenden Druck
verantwortlich. Nun muss die Maulstärke, welche den Bündeldurchmesser vorgibt,
durch die Rändelschraube nach Bürstenart und Gefühl eingestellt werden. Das Maul
liegt im unteren Teil der Bündelabteilmaschine und wird durch ein auf dem Boden
stehendes Pedal bedient. Bei Bedienung dieses Pedals greift das Maul in die Borsten
und schiebt ein passendes Bündel heraus. Falls das Bündel nicht der entsprechenden
Stärke entspricht, wird die Maulstärke nochmals durch Bedienung der Rändelschraube
verändert (ebd.).
28
Feder
Materialdrücker
(Abb. 9: „Bündelabteilmaschine“)
(Abb. 10 und 11: „Bündelabteilmaschine“)
Feder und Materialdrücker sind oben.
Feder und Materialdrücker sind gespannt.
29
7.3.2 Das Bürsteneinziehen
Nachdem die notwendigen Vorbereitungen getroffen wurden und die Mitarbeiter
können mit dem Einziehen der Bürsten beginnen. Hierbei nimmt sich ein Mitarbeiter
eine Sohle, hält diese in vertikaler Lage und zählt die Löcher durch wobei das vierte
Loch von unten gesehen den Startpunkt bildet. Hier wird der Draht vom konisch
kleingebohrten Loch ins großgebohrte Loch eingefädelt. Das großgebohrte Loch
befindet sich auf der Seite, auf der später die Borsten zu sehen sind. Auf dieser Seite
befindet sich nun auch der Draht aus dem im weiteren Schritt ein Lasso geformt wird.
Hierbei wird eine Schlaufe gebildet indem der Draht sich überkreuzt und das Ende des
Drahtes viermal herumgewickelt wird. Der überstehende Draht wird mit dem
Seitenschneider entfernt (Interview: Rosenfeld 2014).
(Abb. 12: erste Schlaufe aus dem Draht)
Lasso mit viermaliger Umwickelung
Der Mitarbeiter tritt nun auf das Pedal der Bündelabteilmaschine und das Maul greift
ein Bündel und schiebt dieses heraus. Der Mitarbeiter nimmt sich das Bündel und macht
es erst einmal sauber, was heißt, dass er die überstehenden Borsten herauszieht. Das
Bündel wird nun in das Lasso gelegt, mittig geknickt und leicht gezogen (Interview:
Rosenfeld 2014).
30
(Abb. 13 und 14: Bündel abteilen)
(Abb. 15: Bündel mittig knicken)
Durch dieses Ziehen schließt sich das Lasso um das Bündel. Mit der Rundzange wird
noch einmal kräftig nachgezogen. Nun zieht der Mitarbeiter das Holz zu dem Bündel,
so dass dieses in das große Loch der Sohle gedrückt wird und fest sitzt.
Für das nächste Bündel wird der Draht geknickt, so dass er doppelt liegt und in das
nächste Loch eingefädelt wird. Auf der anderen Seite der Sohle wird der Draht
auseinandergezogen und es entsteht wieder eine Art Schlaufe (Interview: Rosenfeld
2014).
31
(Abb. 16: einzelne Borstenbündel werden eingezogen)
Das Bündel wird aus dem Maul der Bündelabteilmaschine genommen und in die
Schlaufe gelegt. Wiederum zieht der Mitarbeiter die Bürste zum Bündel. Dieser
Vorgang wird sooft wiederholt, bis die Sohle voll mit Borstenbündeln bestückt ist und
kein Loch mehr frei ist. Zum Abschluss wird der Draht abgeschnitten und das Ende mit
dem Pfriem durch die letzte Schlaufe gedrückt. Diese wird dreimal umwickelt und der
dabei entstandene Knoten wird versenkt. Nach dem Fertigstellen der Bürsten, werden
sie in einen Karton sortiert und gelangen in den nächsten Raum (Interview: Rosenfeld
2014).
7.4 Die Arbeitsschritte im Scherraum
Für den letzten Feinschliff wird im dritten und letzten Arbeitsbereich, im sogenannten
Scherraum gesorgt. Hier werden, ebenfalls wie im Holzraum, Mitarbeiter eingesetzt die
über ausreichend Sehkraft verfügen, da das Arbeiten im Scherraum für Blinde und stark
Sehbeeinträchtigte ohne Assistenz gefährlich sein/werden kann. Im Scherraum werden
die produzierten Bürsten zunächst ausgekämmt, um so einzelne lockere Borsten zu
entfernen. Anschließend werden die
noch
überstehenden Borsten an einer
Schermaschine abgeschnitten/geschoren und auf eine gleichmäßige Länge gebracht.
Dabei wird die Bürste zunächst von oben auf die Schermaschine gelegt und
eingespannt, um diese anschließend über die scharfen Messerklingen langsam
32
rüberzufahren. Die Einstellung der gewünschten Länge erfolgt hierbei über die Höhe
(Interview: Rosenfeld 2014).
(Abb. 17 und 18: Auskämmen der lockeren Borsten)
(Abb. 19: Schermaschinen)
(Abb. 20: Draufsicht auf Schermaschine)
33
Nachdem die Bürsten ausgekämmt und geschnitten wurden, erfolgt das Deckeln im
Holzraum. Sohle und Deckel, die zu Beginn voneinander getrennt wurden, werden mit
Schrauben, Nägeln oder per Leimverfahren wieder zusammengefügt, um den Draht zu
verdecken.
Zum
Abschluss
erfolgt
die
Endkontrolle
der
fertiggestellten
Bürstenprodukte, dabei wird auf Sauber- und Richtigkeit geachtet. Sollten noch
einzelne Borsten überstehen, werden diese mit einer Art Nagelschere gekürzt
(Feinschnitt – Korrekturschneiden der Borsten). Nach abgeschlossener Endkontrolle
kann dann das Produkt in den Verkauf gehen (Interview: Rosenfeld 2014).
Die Produkte der Bürstenmanufaktur, die in Zusammenarbeit mit den Designern des
DIM-Projektes (DIM-Ware) entstanden sind, werden mit einem eigens dafür
entworfenen Logo versehen, mit dem Hinweis, dass das Produkt in der
Bürstenmanufakturhergestellt wurde. Alle anderen Produkte bekommen keinerlei
Hinweise. Im Ladengeschäft in der Oranienstraße 26 werden die Kunden mündlich
darüber informiert, dass die produzierte Ware von blinden und sehbeeinträchtigten
Menschen hergestellt wurde (ebd.).
8 Die maschinelle Produktion ersetzt das traditionelle Handwerk
Die Handwerksbranche des Bürsten- und Pinselmachers befindet sich in einer
Umbruchphase, in der viele Kleinunternehmen ihre Arbeit aufgeben und die größeren
Konzerne wachsen. Das Bestehen des traditionellen Handwerks erweist sich demnach
als schwierig, da heutzutage die maschinelle Produktion überwiegt (vgl. Lindner 2012:
Link 18). Die ersten maschinellen Fertigungen von Bürsten liegen bis ins Ende des 19.
Jahrhunderts (ca. 1886) zurück. Wie bereits erwähnt entwickelten Bürstenmacher selbst
Maschinen, die ihnen die Handarbeit erleichtern sollten. Dazu zählten die mehrspindlige
Bohrmaschinen, die Schermaschinen und auch die erste Stopfmaschine für „gestanzte
Bürsten“. Nachteil derer war jedoch, dass die Büschel verhältnismäßig schnell ausfielen
und somit die maschinell gefertigte Ware als minderwertig angesehen wurde (vgl.
Werner, Bürsten Atelier – Homepage: Link 5). Im Jahr 1901 entwickelte der
Mechaniker Anton Zahoransky eine Stanzmaschine, welche die Borsten mittels einer
gekreuzten Drahtschlinge im Holz verankerte, dessen Methode sich bis heute bewährt
hat (Kaufmann, Naturbürsten Versand – Homepage 2014: Link 4). 1902 gründete Anton
Zahoransky
ein
Familienunternehmen
in
Todtnau
(Deutschland),
welches
Stopfmaschinen für die Bürstenmacherei herstellte. Danach entstanden Schlag auf
34
Schlag neue Maschinen, 1909 wurde der erste kombinierte Bohr- und Stopfautomat
entwickelt
und
1935
entstanden
auch
schon
die
ersten
automatischen
Abschermaschinen. Ab den 50er Jahren entwickelte sich die Industrie sehr schnell,
sodass die preiswerte Massenfertigung von gestanzten Bürsten wirtschaftlich sehr
bedeutsam war.
Auch die Nachfrage von Kunststoffelementen stieg ab 1965 an,
woraufhin sich die Spritzgusstechnik weiter entwickelte. Anfang der 70er Jahre
entstanden dann die ersten vollautomatischen Zwillingsmaschinen, welche nach dem
Einlegen des Bürstenkörpers gleichzeitig bohren, stopfen und abscheren. In den 80er
Jahren wurden die ersten CNC-gesteuerten Anlagen für die Zahnbürstenproduktion
eingesetzt, wodurch der Druck für das traditionelle Handwerk stetig wuchs (vgl.
Locher: Link 23). Auch im Ausland wurden nun Bürsten billig produziert, vorerst
kamen diese aus Taiwan und Südkorea, dann aus Hong Kong und dem bis heute auf
dem Weltmarkt größten Konkurrenten China. Aufgrund der technologischen
Entwicklungen und dem Konkurrenzdruck auf dem Markt, wird das jahrhundertalte
Handwerk durch die maschinelle Bürstenfertigung, welche Qualität, Haltbarkeit und vor
allem Preiswertigkeit garantiert, überwiegend ersetzt und der Beruf des Bürstenbinders
hat somit an Bedeutung verloren (Bürsten Matthes – Homepage: Link 6).
9 Die maschinelle Fertigung einer Bürste
In den großen Bürstenfabriken werden die Produkte hauptsächlich mittels CNCMaschinen hergestellt. CNC (Computerized Numerical Control) bedeutet also, dass die
Maschinen mittels Computer zahlenmäßig gesteuert werden. Hier werden einzelne
Arbeitsschritte durch Zahlen in einem Programm dargestellt, welche in die
Maschinensteuerung eingegeben und dort in Steuerungssignale für die CNC-Maschinen
umgesetzt werden. Die Arbeitsabläufe laufen bei solchen Maschinen überwiegend ohne
Bedienung ab, weshalb anstatt gelernter Bürstenmacher häufiger Techniker und
Elektriker in solchen Fabriken arbeiten. CNC-Maschinen bieten einige Vorteile
gegenüber den konventionellen Maschinen wie z.B. die hohe Arbeitsgenauigkeit, die
gleichbleibende
Fertigungsqualität,
der
geringe
Kontrollaufwand,
die
kurze
Bearbeitungszeit, die geringen Rüstzeiten sowie die wenigen Vorrichtungen usw. (vgl.
Grotz/Paetzold 2013, S. 1/2).
Bei diesen CNC gesteuerten Bohr- und Stopfmaschinen werden die Bürsten also
vollautomatisch hergestellt. Es werden gleichzeitig bzw. nacheinander geschaltet die
35
Bürstenkörper gebohrt, mit dem entsprechenden Besatzmaterial gestanzt/gestopft und
auf die richtige Länge beschnitten (vgl. Neumann/Neumann, Bürsten und Pinseltechnik
GmbH- Herstellung und Vertrieb – Homepage: Link 24).
(Abb. 21: gestanzte Bürsten. Quelle: Kartáčovna Koloveč- Homepage: Link 25 )
Es gibt dafür verschiedene Arten von Maschinen mit unterschiedlicher Anzahl von
Spannstationen für die Bürstenkörper (bis zu 6 Stück gleichzeitig). Bei einigen älteren
Modellen müssen die Bürstenkörper noch per Hand umgespannt werden, also nach dem
Bohren beispielsweise in die Spannstation für das Stanzen angebracht werden. Das
maschinelle Stanzen von Bürsten gilt mittlerweile als effektivste Methode in der
Bürstenherstellung und ersetzt somit den Handeinzug. Es können alle Typen von
Industriebürsten (z.B. Rotationswalzenbürsten, Rund- und Kopfbürsten, Bürsten für
Straßenreinigungstechnik, Handfeger, Besen, Fußmatten, Toilettenbürsten etc.) gefertigt
oder neu bestückt werden (vgl. Kartáčovna Koloveč, The industrial brushes production
– Homepage: Link 25). Hochwertige vollautomatische Bohr- und Stopfmaschinen
schaffen bis zu 1200 Bündel pro Minute (vgl. Dous, Zahoransky Group – Homepage
2011: Link 26). Neben den Vollautomaten gibt es auch noch die Halbautomaten, bei
denen das gebohrte Werkstück von einer Arbeitskraft geführt wird. Auch hier wird dann
anschließend mittels Schermaschinen oder Abschermessern der Besatz auf Länge
zugeschnitten (Neumann/Neumann, Bürsten und Pinseltechnik GmbH- Herstellung und
Vertrieb – Homepage: Link 24).
(Abb. 22 und 23: Das Stanzen. Quelle: Neumann/Neumann, Bürsten und Pinseltechnik GmbH- Herstellung und
Vertrieb - Homepage: Link 24)
36
10 Firmenbeispiel: Michael JäckelErzgebirgische Bürstenfabrik GmbH
Um im nachfolgenden Abschnitt einen Vergleich
zwischen
der
Produktion
einer
Bürste
im
handwerklichen und maschinellen Betrieb ziehen zu
können, soll hier zunächst eine deutsche Fabrik
vorgestellt werden. Mit der 1919 gegründeten Walter Bretschneider- Haar- und
Borstenzurichterei in Stützengrün wurde der erste Grundstein für die heutige Michael
Jäckel- Erzgebirgische Bürstenfabrik GmbH gelegt, welche derzeit zu den größten
Bürsten- und Besenproduzenten in Europa zählt. 1980 übernahm Michael Jäckel das
Unternehmen von Walter Bretschneider und es kam zum Produktionsbeginn von
gedrehten Bürsten (z.B. Flaschenbürsten). Die heutige Firma wurde 1992 gegründet und
die Produktion von gestanzten Besen und Bürsten begann. Auch heute hat sie ihren Sitz
im Industriegebiet Stützengrüns mit einer Produktionsfläche von 5.000 m². Fester
Bestandteil der Unternehmensgruppe ist die 1998 gegründete J&S Kunststofftechnik
GmbH in Stützengrün, von denen die Bürstenfabrik die benötigten Kunststoffelemente
bezieht. Hier werden durch mittlerweile 42 hochmoderne Spritzgussanlagen tausende
Kunststoffkörper täglich im Vier-Schicht-System hergestellt, um 7 Tage die Woche
Kundenwünsche zu realisieren. Ein weiteres Mitglied der Unternehmensgruppe ist die
Bürstenfabrik Walter Bretschneider (ehemals Haar- und Borstenzurichterei), in der 60
Jahre lang das Handwerk des Bürstenziehens betrieben wurde und nun für die
industrielle Herstellung von gedrehten Bürsten, Walzen und Haushaltsbürsten
verantwortlich ist. 160 Mitarbeiter sorgen täglich im Drei-Schicht-System für die
Produktion von 80.000 Artikeln (500 verschiedene) in der Bürstenfabrik von Michael
Jäckel, darunter sind Bürsten, Besen, Haushaltsartikel sowie Maler- und Deckenbürsten.
In Auftrag werden diese von Händlern aus ganz Europa, dem mittleren Osten (10%
Exportgeschäft) sowie von Baumärkten, Großhändlern und Drogeriemarktketten in
Deutschland gegeben. Produziert werden diese Erzeugnisse mittels 30 CNC-gesteuerten
5- achsigen Transferstanzautomaten sowie Zwillings- und Drillingsautomaten. Um auch
kurzfristige Kundenwünsche, innerhalb von beispielsweise 24 Stunden liefern zu
können, muss ein gewisser Vorrat der Produkte vorhanden sein, welcher auf einer
Gesamtfläche von 4.500 m² durch moderne Hochregallager gelagert ist. Es werden
37
verschiedene Materialien bezogen und verwendet, neben den Kunststoffelementen
werden beispielsweise auch Hartholzkörper aus Osteuropa für den Grundkörper der
Bürsten und Besen genutzt. Als Besatzmaterial werden neben Naturfasern wie
Rosshaar, Fibre, Kokos und Arenga auch Kunstfasern wie PET, Polypropylen und
Nylonfasern verwertet. Da es sich bei der Michael Jäckel Erzgebirgischen Bürstenfabrik
GmbH um ein stetig wachsendes Unternehmen handelt, sind sie an qualifizierten
Mitarbeitern auf den Gebieten der Produktion an CNC-Stanzmaschinen und
Kunststoffspritzgussmaschinen interessiert. Auch für Nachwuchs sorgen sie in eigenen
Reihen, denn sie sind gleichzeitig ein Ausbildungsbetrieb von Facharbeitern für die
Bereiche der Bürsten- und Pinselherstellung, der Verfahrenstechnik für Kunststoff und
Kautschukformgeber und für Maschinen- und Anlageführer (vgl. Jäckel, Michael Jäckel
Erzgebirgische Bürstenfabrik GmbH – Homepage: Link 27).
38
11 Vergleich Produktion Handwerk vs. Fabrik
Traditionelle
Bürstenherstellung per
Handeinzug (Bsp.:
Bürstenmanufaktur –
Interview Rosenfeld 2014)
Mitarbeiteranza- 23
hl
Anzahl und
Arten der
verwendeten
Maschinen pro
Bürste
160
3-4 Maschinen werden pro
Herstellung einer Bürste
benötigt:
-
-
Bündelabteilmaschine
(insgesamt 16-20),
Hackschere (insgesamt
4-8),
Schermaschine
(insgesamt 5),
evtl. Bohrer
-
Pfriemen,
Flachzange,
Hammer,
Schraubenzieher,
Büschelschere,
Handkamm
-
evtl. zusätzlich
benötigtes
Werkzeug
Kraftaufwand
Maschinelle
Bürstenherstellung in der
Fabrik (Bsp.: Bürstenfabrik
im Erzgebirge – Michael
Jäckel)
Gering – hoch
-
-
30 CNC gesteuerte
Transfer-, Zwillings- und
Drillingsautomaten
(Bohr- und
Stopfmaschinen),
38 Spritzgußmaschinen
(für
Kunsstoffherstellung)
Sehr gering
(kommt auf das Produkt und
die Borstenart an)
Produzierte
Stückzahl pro
Tag
Keine genauen Angaben 
abhängig vom Auftrag, der
herzustellenden Bürste und
wie viele Mitarbeiter zur
Produktion benötigt werden.
Manufaktur setzt Deadline
fest!
Täglich
Arbeitszeit
7:30 – 15:30
Über 80.000 verschiedene
Besen und Bürsten
(Saal- und Straßenbesen,
Schrubber, Wischer, Handfeger,
Stubenbesen, Malerartikel,
Toiletten- und Spülbürsten)
3- und 4 Schicht-System
(8, 6 oder 4 Stunden)
39
Verkauf
International:
-
-
10 % Export innerhalb
ganz Europas,
mittlerer Osten
National:
National:
-
-
Ausbildung
New York,
London,
Japan,
Australien
International:
Versandhaus Riedel,
Wehrfritz,
Souvenirläden (Berlin
story),
Berliner Flughäfen,
Bundesanstalt für
Immobilien Berlin,
Novelis,
Martha Herford
Museums,
BVG,
Polizei
Zweijährige Ausbildung
Baumärkte,
Großhändler,
Drogeriemarktketten
3 Jahre duale Ausbildung
Ausbildungsangebote innerhalb
der Fabrik:
-
Vorteil/Nachteil
-
-
kleinere Produktion
Arbeit mit
Naturprodukten
Umweltschonend
hohe Qualität  gute
und präzise
Verarbeitung der
Borsten
Hohe Lebensdauer
durch den
Führungsdraht,
bleiben die
Borstenbündel
dauerhaft und
ausfallsicher im
Bürstenkörper
-
Bürsten- und
Pinselfacharbeiter,
Meister der Holztechnik,
Verfahrenstechniker für
Kunststoff und
Kautschukformgeber,
Maschinen- und
Anlageführer
schnellere und größere
Produktion
Bündel nicht immer
regelmäßig
Fehler können nicht
automatisch behoben
werden
40
12 Rahmenlehrplanbezug WAT
Im Rahmen des Projekts gehörte es zu unseren Aufgaben, Möglichkeiten zu finden und
aufzuzeigen, wie unser Produkt und deren Herstellung in den WAT-Unterricht integriert
werden könnte. Dazu verschafften wir uns einen Überblick über die einzelnen Module
im Rahmenlehrplan der Sekundarstufe I für das Fach Wirtschaft-Arbeit-Technik des
Landes Berlin. Im Pflichtbereich der Doppeljahrgangsstufe 7/8 wurden wir fündig, denn
dort lautet das 2. Pflichtmodul: „Planung, Darstellung, Fertigung und Bewertung eines
Produktes“. Hierbei sollen die Schüler projektorientiert und kooperativ an der Auswahl,
Planung, Darstellung und Fertigung eines Produktes aus verschiedenen Materialien wie
Holz, Metall, Kunststoff u.a. arbeiten. Dabei bildet der sach- und sicherheitsgerechte
Umgang mit Werkstoffen, Werkzeugen, Maschinen etc. einen wichtigen Aspekt. Sie
sollen außerdem selbst Kriterien zur Kontrolle und Bewertung eines Produktes
entwickeln sowie sich Informationen über Berufsbilder in Industrie und Handwerk
erarbeiten. Jeder besitzt eine Vielzahl von Bürsten im Haushalt, sei es in der Küche die
Spülbürste, im Badezimmer die Zahnbürste, für Reinigungsarbeiten der Besen und der
Handfeger, die Haarbürste und viele weitere, die täglich genutzt werden auch von
Schülern selbst. Eine Bürste im Unterricht selbst herzustellen kann daher für die Schüler
eine attraktive Möglichkeit darstellen. Da wir unseren Fokus auf die traditionelle
Herstellung einer Bürste legen, spielt der historische Aspekt eine wichtige Rolle. Hier
lernen die Schüler wissenswertes über die Entwicklung des Handwerks des
Bürstenziehens, den Beruf des Bürstenmachers/in, sowie verschiedene Werkzeuge,
Maschinen und den Ablauf der Produktion kennen. Zur Veranschaulichung würde sich
ein Besuch einer Werkstatt, in der dieses alte Handwerk noch praktiziert wird, anbieten,
wie z.B. die von uns bereits vorgestellte Bürstenmanufaktur in Berlin. Interessant ist
dabei sicherlich auch, dass der Beruf des Bürstenmachers/in immer noch erlernt werden
kann, auch wenn sich die Herstellungsweise doch stark verändert hat. Dabei wären wir
auch schon beim nächsten Thema angelangt mit dem sich die Schüler beschäftigen
sollten nämlich die Veränderung/Entwicklung der Herstellungstechnik. Denn die
heutige Produktion von Bürsten jeglicher Art erfolgt doch größtenteils mittels
hochmoderner computergesteuerter Technik, wodurch unzählige Artikel täglich
hergestellt werden können. Dieser Veränderungsprozess und der Vergleich von
handgefertigten und maschinell produzierten Bürsten wäre sicher ein spannender Punkt,
den es innerhalb des Projekts zu untersuchen/recherchieren gilt. Da man sich nach den
41
Möglichkeiten und Vorhandensein von Werkzeugen und Maschinen innerhalb der
Werkstatt richten muss, ist sicher nicht jede Art von Bürste im Unterricht herstellbar.
Jedoch einfache Formen wie Handwaschbürsten, Schuhbürsten, Besen o.ä. sind
durchaus denkbar. Dies bedarf einer genauen Planung, denn zum einen müssen sich die
Schüler das je nach Verwendung der Bürste geeignete Material für den Grundkörper
und das passende Besatzmaterial überlegen, wobei ökologische Aspekte wie
Umweltverträglichkeit, Herkunft der Produkte und materialsparende Fertigung zu
berücksichtigen sind. Zum anderen sollten sie einen genauen Ablaufplan zur Fertigung
erstellen, welcher klar verdeutlicht, wann welcher Arbeitsschritt erfolgt und wann
welche Maschine zum Einsatz kommt. Neben der Auswahl des zu verwendenden
Materials, können die Schüler z.B. die Form und Farbe der Bürste individuell gestalten,
was zusätzlich die Kreativität fördert. Während der praktischen Fertigung werden sie
einerseits die körperliche Anstrengung selbst zu spüren bekommen und andererseits
werden die kognitiven Fähigkeiten (wann folgt welcher Schritt) sowie die Grob- und
Feinmotorik geschult (vgl. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft
2012, S. 22). Daran zeigt sich, dass die Herstellung einer Bürste im WAT-Unterricht
eine vielseitige und spannende Sache sein kann.
13 Fazit
Es zeigt sich, dass die Bürste, wie wir sie heute in ihrer Form und Art kennen, einen
lange Geschichte mit sich bringt. Angefangen in der Steinzeit über das alte Ägypten,
China und Rom bis hin zur Industrialisierung, durchlief die Bürste in ihrem Aussehen
und im Herstellungsverfahren einen langen Entwicklungsprozess. Dabei stellte sich
heraus, dass dieses alte traditionelle Handwerk einen wichtigen Berufszweig für Zünfte,
Heimwerker und später auch für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen darstellte.
Daraufhin entstand ein eigner Handwerksberuf des Bürstenmachers.
Während der Recherchen war es interessant zu erfahren, wie die Herstellung einer
Bürste nach traditionellem Verfahren in einer Blindenwerkstatt als auch nach
industrieller Herstellung in einer Fabrik funktioniert. Wir konnten dabei feststellen, dass
die
Herstellung in größeren Fabriken stetig zunimmt
und daher kleinere
Handwerksbetriebe immer mehr in den Hintergrund gedrängt werden. Man könnte
daher vermuten, dass diese vor allem nach Aufträgen arbeiten, wobei ein
42
entsprechendes Design und die nachhaltige Verwendung und Verarbeitung von
Materialien im Vordergrund stehen wird.
Während unserer Ausarbeitung, rundum die Herstellung einer Bürste und das Berufsfeld
des Bürstenmachers, konnten wir diesen als einen anspruchsvollen und interessanten
Beruf kennenlernen. Hört man das Wort Bürste, denkt man vermutlich als erstes an
einen Handfeger, Besen, eine Zahnbürste etc. Der Ausflug in die Bürstenmanufaktur
zeigte uns, dass eine Bürste in ihrem Aussehen und Nutzen sehr vielfältig gestaltet
werden kann. Bürstenprodukte können heutzutage weit mehr als nur zu Hygienearbeiten
verwendet werden, so können diese auch in der Wahrnehmungsförderung (Basale
Stimulation), zur Hinzunahme bei Entspannungstechniken, Förderung der Motorik und
weiteren Bereichen genutzt werden. Auch der Bereich Technik spielt mittlerweile bei
der Produktion eine relevante Rolle, so werden Besen und Bürsten stets dem
technischen Fortschritt angepasst, um Arbeiten zu erleichtern (siehe Staubsauger,
elektrische Zahnbürste etc.).
Auch wenn das alte Handwerk in den letzten Jahrzehnten für die Produktion an
Bedeutung verloren hat, besteht dennoch die Möglichkeit zur Ausbildung in diesem
Berufszweig. Nicht nur jungen Menschen werden dadurch Chancen geboten, sondern
auch Menschen mit Beeinträchtigungen werden hier berufliche Perspektiven eröffnet.
43
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des alten Handwerks. München 1990, S. 59-62).
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Rosenfeld, E. (2014). Gruppenleiterin in der „Bürstenmanufaktur“ Berlin: Persönliches
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Schade, Waltraud (1994): Blindenanstalt und Blindenschule. Oranienstraße 26. In
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Republik. Leipzig: Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig.
Die Bilder in dieser Dokumentation, unter denen keine Quellen aufgeführt sind, beruhen
auf Selbstaufnahmen.
48
49
Anhang
Material
Farbe
Beschreibung
Bürstenart
Herkunft
kaum elektrostatisch,
relativ hohe
Arbeitstemperatur,
weicher als
Schweineborsten
z.B.: Besen
und Handfeger
(zum Holz
abfegen)
ähnlich wie
Rosshaar
z.B.: Besen
und Handfeger
tierischen
Materialien
stammen
i.d.R. aus
China
(Mongolei,
HimalayaGebiet),
Preise auf
dem
europäischen
Markt sind
unerschwingl
ich
Tierische Fasern
Rosshaar
Schwarz,
dunkelbraun,
grau meliert
(je nach
Rasse)
Rinderhaar Falb (hell)
Schweineborsten
Hell, grau,
schwarz
Leicht
elektrostatisch,
relativ hohe
Arbeitstemperatur,
kann Fett aufnehmen
und wieder
absondern, gute
Wisch-, Dicht- und
Entstaubwirkung
z.B.: Kleiderund
Möbelbürsten,
Bade- und
Haarbürsten
Ziegenhaar
Hell
Sehr fein, Leicht
elektrostatisch,
relativ hohe
Arbeitstemperatur
z.B.:
Staubwedel,
Babybürsten,
Körperpuderpi
nsel
Pflanzliche Fasern
Fibre
Hell
Besteht aus
getrockneten und
geschredderten
Fasern der Blätter
des Agave Kaktus,
hohe
hitzebeständige,
säure-und
laugenfeste
Blattfaser
z.B.: Spül-,
Gemüse-,
Badebürsten,
Topfkratzer
Mexiko
Union/Fibr
e
Hell und
dunkelbraun
gemischt
Union ist eine
Wurzelfaser und
besonders fest
z.B.: Gemüse- Mexiko
und
Scheuerbürsten
, Schrubber
und
Topfkratzer
50
Kokos
naturbraun
Gute
Hitzebeständigkeit,
elastisch, bruchfest
z.B.: Besen
Arenga
dunkelbraun
bis schwarz
Wird aus einer
Palme gewonnen,
zäh, elastisch,
z.B.: Hallen-,
Werkstatt-,
Saal- u.
Industriebesen
Indonesien
Kunststofffasern
Nylon
(Polyamid
(PA))
Weiß,
transparent,
schwarz u.a.
Gute
Abriebfestigkeit,
elastisch, kochfest,
nehmen wenig
Wasser auf, deshalb
sehr
widerstandsfähig
z.B.:
Deutschland
Industriebürste
n und –besen,
Schrubber,
Scheuerbürsten
, Spülbürsten,
Klärwerksbürst
en u.v.m
Polyprobyl
en (PP)
Weiß,
transparent,
schwarz u.a.
Wasserbeständig,
kochfest, geringes
Gewicht, nicht
deformationsbeständig, schlechte
Abriebfestigkeit
z.B.:
Bürstenwalzen
Preiswert,
selbstlöschend,
bricht aber leicht
z.B.: Straßenund Laubbesen
Steif, gutes
Wiederaufrichteverm
ögen, kaum
Wasseraufnahme,
verrottungsfest.
z.B.:
Badebürsten,
Handwaschbür
sten,
Geschirrbürste
n
Häufig aus
Deutschland
Polyvinylch Rot
lorid
(PVC)
Polyester
(PBT)
Rot
Deutschland
Bürstengrundkörper
Buche und
Rotbuche
Farblich
homogener
Aufbau
Hohe Dichte und
Festigkeit
Verschiedene
Arten von
Bürsten und
Besen
Deutschland
Nussbaum
(Palisander
)
dunkelrotschwarze bis
fast ganz
schwarze
oder dunkel
violettbraune
Gilt als Edelholz,
Ersatz für
Tropenholz, hohe
Härte
Feinbürsten
Südamerik,
Südasien,
Indien und
Sri Lanka,
Indonesien
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Färbung
Kunstoffe
(PA, PP
oder PVC)
Unterschiedli
chster Art
Kunststoffkörper
haben den Vorteil,
dass sie haltbar, farbund formbeständig
und hygienisch
einwandfrei sind
Viele
verschiedne
Arten von
Besen und
Bürsten
(Leitfaden für eine Führung durch die Besen- und Bürsteneinzieherei (2009):
Holzliferanten.Material.Klassische Produkte. In: Bürstenmanufaktur in Berlin
Broschüre; Kartáčovna Koloveč – Homepage: Übersicht Besatzmaterial und deren
Eigenschaften. URL:http://www.technischebuersten.eu/download/24besatzmaterial.pdf)
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