Bildgebung bei der Arthrose peripherer Gelenke
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Bildgebung bei der Arthrose peripherer Gelenke
bei der Arthrose 12 Bildgebung peripherer Gelenke J. Zacher, H. D. Carl, B. Swoboda, M. Backhaus z Konventionelle Röntgendiagnostik Konventionelle Röntgenaufnahmen sind der Goldstandard bei Erkrankungen des muskuloskelettalen Systems, so auch bei der Arthrose. Alle anderen Verfahren wie Sonographie, MRT und Knochenszintigraphie werden in ihrer Wertigkeit daran gemessen. Das Röntgenbild ermöglicht die Sicherung der Diagnose durch bildliche Darstellung der arthrosetypischen Veränderungen und hilft bei der differenzialdiagnostischen Abgrenzung. Durch das Erkennen biomechanisch ungünstiger Faktoren kann insbesondere an den gewichtsbelasteten Gelenken eine Aussage zur Prognose gemacht werden. Besondere Vorteile der Röntgentechnik sind ihre weltweite Verfügbarkeit, die jahrzehntelange Erfahrung mit der Interpretation der Befunde vor allem in der Hand des Klinikers und ihre relative Kostengünstigkeit. Das konventionelle Röntgenbild kann jahrzehntelang ohne Qualitätsverlust dokumentiert werden und steht somit für eine individuelle Langzeitverlaufsbeobachtung allen Untersuchern schnell zur Verfügung. Radiologische Befunde erhöhen bei Anwendung der Klassifikationskriterien der ACR (American College of Rheumatology) Sensitivität und Spezifität für die Diagnose einer Arthrose [1–3]. Der für die Verlaufsbeurteilung der Arthrose so wichtige Gelenkknorpel lässt sich röntgenologisch nur indirekt über die Verschmälerung des Gelenkspaltes darstellen. Erguss und Weichteilschwellung als klinische Zeichen einer aktivierten Arthrose können ebenfalls nur indirekt durch umschriebene Dichteänderungen beurteilt werden. Methodische Stärke der konventionellen Radiologie ist die Darstellung und hervorragende Beurteilbarkeit des Knochens, sodass sich die für die Arthrose typischen sekundären Knochenveränderungen besonders gut beurteilen lassen. Bisher existieren eher grobe Parameter für die Quantifizierung röntgenologischer Arthrosezeichen. Dies mag vor allem daran liegen, dass die Arthrose in der Regel einen langjährigen, bisweilen über Jahrzehnte reichenden Verlauf hat, bei dem die röntgenologischen Veränderungen nur unzureichend mit der im Vordergrund der Erkrankung stehenden klinischen Symptomatik korrelieren. In der Routinediagnostik hat sich zur Diagnosesicherung die Darstellung des klinisch im Vordergrund stehenden Gelenkes in zwei Ebenen bewährt. 204 z J. Zacher et al. Die Scoringmethode nach Kellgren [4] ist vor allem für das am meisten betroffene Kniegelenk entwickelt worden. Was soll untersucht werden? Bei klinischer Symptomatik soll zur Diagnosesicherung das schmerzhafte und in der Regel das kontralaterale Gelenk untersucht werden: z Beckenübersicht, ggf. Aufnahme nach Lauenstein, z Kniegelenk in 2 Ebenen, ggf. mit Patellatangentialaufnahme, z Hände, ggf. nur dorsoventrale Aufnahme, z Schultergelenk, 2 Ebenen, z Vor- und Mittelfuß dorsoventral und seitlich unter Belastung. Zur Beurteilung der Gelenke der unteren Extremitäten sind hierbei generell Röntgenaufnahmen unter Belastung, also im Stand, erforderlich. Wann soll untersucht werden? Bei klinischer Symptomatik erfolgt die konventionelle Röntgendiagnostik zur Diagnosesicherung. Verlaufskontrollen sind nur bei Verschlechterung (insbesondere Übergang von konservativer zu invasiver oder operativer Therapie) indiziert. Grundsätzlich sollte bei Indikationsstellung zu Röntgenaufnahmen immer die Frage gestellt werden, welches zu erwartende Ergebnis eine anstehende Therapieentscheidung in welche Richtung beeinflussen wird. Dies gilt auch für Verlaufskontrollen. Vor- und Nachteile der Methode Vorteile Das Röntgenbild ist kostengünstig weltweit verfügbar, archivierbar und damit auch später noch zu bewerten. Mit seiner Interpretation bestehen jahrzehntelange Erfahrungen. Es bildet die Summe der Veränderungen ab, die zwischen zwei Aufnahmezeitpunkten am Gelenk eingetreten sind. Nachteile Da sich Knorpel im Röntgenbild nicht direkt darstellt, wird indirekt die Gelenkspaltverschmälerung als Indikator einer Knorpeldestruktion betrachtet. Eine Gelenkspaltverschmälerung kann aber durch unkorrekte Lagerung in Folge Gelenkschwellung, Kontrakturen, Überdehnung der Gelenkkapsel, Subluxationen oder Luxationen vorgetäuscht werden. Röntgenveränderungen bei der Arthrose Durch den Vergleich mit Standard-Referenzatlanten [4, 5] kann eine Stadieneinteilung vorgenommen werden (Tabelle 12.1). Es besteht insbesondere in den frühen Stadien keine enge Korrelation zwischen dem radiologischen Stadium und den klinischen Krankheitszeichen. Bildgebung bei der Arthrose peripherer Gelenke z Tabelle 12.1. Stadien nach Kellgren [4] z Stadium I Keine Osteophyten Keine Gelenkspaltverschmälerung Geringe subchondrale Sklerosierung z Stadium II Geringe Gelenkspaltverschmälerung Angedeutete Unregelmäßigkeit der Gelenkfläche Beginnende Osteophytenbildung z Stadium III Ausgeprägte Osteophytenbildung Deutliche Unregelmäßigkeit der Gelenkfläche Gelenkspaltverschmälerung Geringe subchondrale Sklerosierung z Stadium IV Ausgeprägte Gelenkspaltverschmälerung bis zur vollständigen Destruktion Deformierung/Nekrose der Gelenkpartner z Gelenkspaltverschmälerung. Typische Arthrosezeichen sind vor allem die Verschmälerung des Gelenkspaltes als indirektes Zeichen einer Verringerung der Knorpelhöhe. Die quantitative Beurteilung der Abnahme des Gelenkspaltes scheint zur Verlaufsbeobachtung oder für Outcomestudien primär nicht besonders gut geeignet, da Fehlerquellen bei der Aufnahmetechnik und individuelle Interpretationsmöglichkeiten eine Standardisierung kaum zulassen. Es wurden deshalb spezielle Auswertungsmethoden entwickelt, um mittels graduierter Lupen oder unter Zuhilfenahme EDV-gesteuerter Auswertung am eingescannten Bild eine erhöhte und reproduzierbare Genauigkeit der Messung der minimalen Gelenkspaltweite zu ermöglichen [6]. Diese minimale Gelenkspaltweite z. B. am medialen Kompartiment bei der typischen Kniegelenkarthrose wird als Outcomekriterium definiert und kann im Verlauf der Erkrankung mehrfach bestimmt werden. Die Röntgenaufnahmetechnik muss reproduzierbar und standardisiert erfolgen, um die systeminhärenten Veränderungen nicht fälschlich als Therapie- bzw. Verlaufsveränderungen zu interpretieren. Die Validität dieser quantitativen Auswertungsmethode bleibt wegen der möglichen Fehlerquellen bei der Bildanfertigung (identische Gelenkpositionen) in der wissenschaftlichen Diskussion. Die Methode der mikrofokalen Vergrößerungsaufnahme an Hand und Knie konnte in der klinischen Anwendung als quantitative Messmethode wegen des erhöhten technischen Aufwandes keine allgemeine Verbreitung finden, obwohl sie zur Verlaufsbeobachtung der Arthrose gut geeignet scheint [7]. z Subchondrale Sklerosierung. Die subchondrale Sklerosierung eines Gelenkes mit radiologischer Verdichtung der Knochenbälkchen unter gleichzeitiger Verminderung der filigranen Vernetzung der Knochentextur gilt als röntgeno- 205 206 z J. Zacher et al. logischer Hinweis auf eine länger andauernde Überlastungs- und damit Adaptationsreaktion des Knochens auf die nicht mehr ausreichend gegebene Stoßdämpferfunktion des Knorpels. Dem subchondralen Knochen wird in der Ätiologie und Pathogenese der Arthrose wieder vermehrt Aufmerksamkeit gewidmet, seit Hinweise gefunden wurden, dass der subchondrale Knochen Einfluss auf die Prognose der Kniegelenksarthrose haben könnte [8]. z Osteophytäre Appositionen. Osteophytäre Reaktionen der Gelenkflächen sind die röntgenologischen Zeichen der metaplastischen Reaktion im Bereich des Überganges vom Periost zum Gelenkknorpel. Sie wurden, teleologisch betrachtet, als – frustraner – Versuch des Organismus angesehen, zum einen die Belastungsfläche des Gelenkes zu vergrößern, zum anderen die freie Beweglichkeit des Gelenkes zu limitieren, um extreme Bewegungsausschläge und deren negative Folgen auf die weitere Arthroseentwicklung zu vermeiden. Für diese Aussage gibt es aber keine Evidenz. Letztlich aber verstehen wir die Rolle der osteophytären Reaktion und ihren teleologischen Nutzen noch nicht in allen Facetten. Es scheint aktive und inaktive Formen von Osteophyten zu geben. Ihre Größenzunahme und Stoffwechselaktivität gilt als ein Kriterium der Arthroseprogredienz und wird ebenfalls als Outcome-Kriterium bewertet [4, 5]. In der Vergangenheit wurde aber wohl die Bedeutung der Osteophyten für die klinische Arthroseprogredienz eher überschätzt. z Magnetresonanztomographie (MRT) Die Diagnose der Arthrose an Hand, Hüfte und Knie kann in der Regel aufgrund anamnestischer, klinischer und nativradiologischer Befunde gestellt werden. Allerdings sind frühe Stadien mit diesen Methoden nicht zuverlässig zu erfassen [9]. Daher wurde die MRT in zahlreichen Studien eingesetzt, um initiale Arthrosestadien bildmorphologisch zu erkennen. Generell bietet das MRT die Möglichkeit, Gelenkknorpel mit hoher örtlicher Auflösung darzustellen und quantitativ zu erfassen. Auch Osteophyten können mittels MRT in frühen Stadien der Arthrose erkannt werden, wenn die nativradiologische Diagnostik diese Osteophyten noch nicht sichtbar macht [10]. Durch volumetrische Messung des Gelenkknorpels ist es möglich, einen Verlust an Knorpelmasse im MRT exakter darzustellen als mittels Nativröntgenaufnahmen [11]. Dennoch ist der Stellenwert des MRT für die Diagnostik der Arthrose bis zum heutigen Tag limitiert. Zum einen besteht kein linearer Zusammenhang zwischen dem Knorpelvolumen und der Knorpelqualität, da insbesondere frühe Stadien der Arthrose durch eine Schwellung des hyalinen Knorpels und damit durch eine Volumenzunahme gekennzeichnet sind [12, 13]. Zusätzlich besteht kein linearer Zusammenhang zwischen Knorpelverlust und der Progression der Arthrose [14], und eine Korrelation zwischen klinischen Befunden der Arthrose und bildmorphologischen Befunden im MRT ist nur bedingt möglich [15]. Bildgebung bei der Arthrose peripherer Gelenke z Abb. 12.1. Verschiedene Formen der Hüftgelenkarthrose Abb. 12.2. Verschiedene Formen der Kniegelenkarthrose Zusammenfassend kann eine relative Indikation zur MRT dann gesehen werden, wenn lokalisierte Gelenkbeschwerden weder aufgrund Anamnese, Klinik noch konventioneller Röntgendiagnostik einem definierten Krankheitsbild, wie z. B. der Arthrose, zugeordnet werden können. Zudem ist das MRT für die nichtinvasive Verlaufkontrolle vor und nach knorpelchirurgischen Eingriffen, wie etwa der autologen Chondrozytentransplantation, indiziert [16]. 207 208 z J. Zacher et al. Abb. 12.3. Polyarthrose der Hand Abb. 12.4. Arthrose des Hallux valgus Bildgebung bei der Arthrose peripherer Gelenke z Abb. 12.5. Gonarthrose im MRT-Befund. Beachte den arthrografischen Effekt der Synovia als indirektes Zeichen der Knorpelschädigung Darstellung früher degenerativer Veränderungen Beginnende Chondromalaziestadien sind charakterisiert durch einen oberflächlichen Proteoglykanverlust, vermehrten Wassergehalt sowie dann beginnende Fibrillation der oberflächlichen Knorpelschichten. In diesen frühen Phasen der Arthrose kommt es, wie oben beschrieben, durch vermehrte Wassereinlagerung im hyalinen Knorpel zu einer Zunahme des Knorpelvolumens [12, 13] (Abb. 12.5). Derzeit können diese frühen qualitativen Veränderungen des Gelenkknorpels mittels MRT nicht valide erkannt werden, weder durch das Signalverhalten noch durch die histomorphometrisch ausreichend validierte Darstellung der Knorpeloberfläche. Sie haben daher für die klinische Einschätzung bisher keine Bedeutung. Darstellung fortgeschrittener Knorpeldefekte Die MRT ist geeignet, fortgeschrittene Knorpeldefekte bei Chondromalaziestadien nach Outerbridgegrad II und höher darzustellen. Für die Diagnosestellung fortgeschrittener Arthrosestadien spielt die MRT eine untergeordnete Rolle, da in diesen Fällen die anamnestischen, klinischen und nativradiologischen Kriterien eine zuverlässige Einordnung erlauben. 209 210 z J. Zacher et al. Knorpeldicke- und Knorpelvolumenmessungen Höhenmessungen des hyalinen Knorpels mittels MRT sind zur Darstellung früher Veränderungen nicht geeignet, da die Knorpeldicke nicht nur zwischen verschiedenen Gelenken, sondern insbesondere auch innerhalb eines Gelenkes und interindividuell sehr stark variiert [12, 17]. Verlaufsbeobachtungen zur Knorpeldickemessung sind häufig durch schlechte Reproduzierbarkeit der Schnittebenen erschwert. Durch Volumenmessungen des Knorpels erhofft man sich eine bessere Aussage über den Zustand des gesamten Knorpels. Aber auch dreidimensionale Volumenmessungen des hyalinen Knorpels sind derzeit noch problematisch. Wegen der Schwierigkeit, identische Schnittebenen zu rekonstruieren, wurden verschiedene Computerprogramme zur Volumenberechnung des hyalinen Knorpels aus Einzelschnittbildern entwickelt. Derzeit werden für klinische Studien allerdings Knorpelvolumenmessungen verwendet, deren histomorphometrische Validierung nicht gesichert ist [14]. Zudem ist darauf zu verweisen, dass sich in frühen Chondromalaziestadien aufgrund eines erhöhten Wassergehaltes sogar eine vermehrte Knorpeldicke/erhöhtes Knorpelvolumen finden kann, was bei Verlaufsbeobachtungen zu Fehlinterpretationen führen kann [12–14]. Ferner ist der Knorpelverlust in unterschiedlichen Kompartimenten des Kniegelenkes bei manifester Arthrose starken inter- und intraindividuellen Schwankungen unterworfen [17]. Aseptische Knochennekrosen Die MRT ist Methode der Wahl zur frühen Diagnose aseptischer Knochennekrosen, um eine frühzeitige Therapie (z. B. Anbohrung) zu ermöglichen. Bei anamnestischem und klinischem Verdacht auf aseptische Knochennekrosen besteht eine klare Indikation zur MRT. Dies gilt für alle Gelenke und ist von besonderer Relevanz z. B. für die Hüftkopfnekrose des Erwachsenen oder die spontane Osteonekrose am Kniegelenk. Menisken/Labrum acetabulare Die MRT ist geeignet, Weichteilveränderungen an den Menisken am Kniegelenk wie z. B. auch am Labrum acetabulare der Hüfte darzustellen. Die Indikation zur MRT besteht bei klinischem Hinweis auf derartige Veränderungen. Synovialis/Gelenkerguss Pathologische Veränderungen der Synovialis, beispielsweise eine Aktivierungssynovitis können mittels MRT erfasst werden. Zum ausschließlichen Nachweis eines Gelenkergusses ist meist keine MRT-Untersuchung erforderlich. Ein Erguss kann in aller Regel klinisch (bei oberflächlich gelegenen Bildgebung bei der Arthrose peripherer Gelenke z Abb. 12.6. Knochenmarködem im Rahmen der Arthrose Gelenken wie dem Kniegelenk) und/oder sonographisch (bei tiefer liegenden Gelenken, wie z. B. dem Hüftgelenk) festgestellt werden. Differenzialdiagnostisch kann die MRT zur Erfassung bestimmter synovialer Erkrankungen, wie etwa der pigmentierten villonodulären Synovitis (PVNS) von Bedeutung sein. Subchondraler Knochen Die MRT ist gut geeignet, um arthrosebegleitende Veränderungen des subchondralen Knochens darzustellen, zumal diese z. B. am Kniegelenk mit einer rascheren Progredienz der Arthrose einhergehen sollen [18]. Gesicherte prognostische Parameter zum individuellen Arthroseverlauf lassen sich aus derartigen Befunden nicht ableiten (Abb. 12.6). Hinsichtlich der speziellen Untersuchungstechnik (v. a. sog. Knorpelsequenzen) wird auf die Publikation der „Kommission bildgebende Verfahren“ der DGRh verwiesen [21]. z Sonographie Die Sonographie ist ein etabliertes diagnostisches Verfahren bei der Abklärung von Beschwerden am Bewegungsapparat. Sie ist leicht einsetzbar und überall verfügbar. Aufgrund ihres nichtinvasiven Charakters ist die Sonographie patientenfreundlich und beliebig oft wiederholbar. Als Bedsideme- 211 212 J. Zacher et al. z thode ist sie der so genannte „verlängerte diagnostische Finger“ [22]. So können kleinste Flüssigkeitsansammlungen in den Gelenken nachgewiesen werden, die mit der klinischen Untersuchung nicht erfassbar sind. Bei der diagnostischen und therapeutischen Gelenkpunktion ist die Sonographie hilfreich und kann die Trefferquote erhöhen. z Synovialitis/Gelenkerguss. Das Auftreten von synovialen Entzündungen in Form einer Verdickung der Gelenkkapsel und/oder eines Gelenkergusses bei der Arthrose sind bekannte Phänomene und könnten für Schmerz und Progression bedeutsam sein. Die Sonographie ist im Gegensatz zur konventionellen Röntgendiagnostik in der Lage, bereits kleinste Mengen an Gelenkerguss zu erfassen. Besonders an klinisch schwer zu untersuchenden Gelenken wie an Schulter- und Hüftgelenk [23] ist dies von Vorteil. Aber auch an den Knie-, Fuß- und Fingergelenken können bei einer aktivierten Arthrose geringe Vermehrungen der Synovia detektiert (Abb. 12.7 a) und damit objektiviert werden [24, 25]. Das Echomuster erlaubt eine Differenzierung zwischen Erguss und Verdickung der Gelenkkapsel (Synovialitis) [26]. Während der Gelenkerguss komprimierbar ist und ein echoarmes bis echofreies Signalverhalten ohne Farbsignale aufweist, lässt sich eine verdickte Gelenkkapsel kaum komprimieren und zeigt eine echoarme bis echoreiche Gewebestruktur [27]. In einer großen, internationalen Multizenterstudie konnte erstmalig das Vorherrschen von entzündlichen Veränderungen (Verdickung der Gelenkkapsel/Gelenkerguss) mittels Sonographie bei einer großen Kohorte mit schmerzhafter Gonarthrose gezeigt werden. Die Analyse zeigte eine gute Korrelation der sonographisch nachgewiesenen Entzündungszeichen (Synovialitis und Gelenkerguss) mit den klinischen Zeichen und Symptomen, die einen entzündlichen Schub signalisieren (OR = 1,97 für Synovialitis und 2,70 für den Gelenkerguss), sowie mit a b Abb. 12.7. Gelenkerguss * (a) im oberen Recessus mit nodulärer Synovialisverdickung (;) und periartikulärem Powerdopplersignal (b) bei Gonarthrose Bildgebung bei der Arthrose peripherer Gelenke z dem plötzlich einsetzenden Knieschmerz (OR = 1,77 für Gelenkerguss). Ebenfalls konnte eine gute Korrelation der sonographisch nachgewiesenen Entzündungszeichen (Synovialitis und Gelenkerguss) mit den fortgeschrittenen radiologischen Veränderungen nach Kellgren für den Grad ³ 3 (OR = 2,2 für Synovialitis und 1,91 für den Gelenkerguss) gegenüber Grad 1 gefunden werden [28]. In einer weiteren Analyse konnte gezeigt werden, dass die Sonographie in der Erfassung der entzündlichen Veränderungen am Kniegelenk die sensitivste diagnostische Methode im Vergleich zur Klinik und zum konventionellen Röntgen darstellt [29]. Der Einsatz der Farbdoppler- bzw. Powerdopplersonographie ermöglicht eine weitere Differenzierung der intraartikulären Strukturen [30–32]. So zeigt eine aktivierte Arthrose deutlich mehr Farbsignale als ein inaktiver Gelenkprozess mit Reizerguss (Abb. 12.7 b). z Osteophytäre Appositionen. Die osteophytären Randzacken lassen sich sonographisch sehr gut erfassen soweit sie oberflächlich liegen und der Sonographie gut zugänglich sind (Abb. 12.8 a). z Knorpeldegenerationen. Der normale Gelenkknorpel zeigt sich sonographisch als feiner echoarmer, nahezu echofreier Saum. Bei arthrotischen Gelenken wird die Knorpelschicht (Abb. 12.8 b) vom Echomuster echogener (heller) und dünner [33]. Die sonographische Knorpeldickenmessung ist noch nicht ausreichend validiert. z Subchondrale Gelenkkontur. Die subchondrale Gelenkkontur stellt sich bei der Arthrose als eine unregelmäßige echogene Linie dar [34]. Dies ist sehr gut am Schulter-, Hüft- und Kniegelenk erfassbar, grundsätzlich aber auch an den anderen Gelenken. z Poplitealzyste. Bei Patienten mit symptomatischer Gonarthrose treten häufiger klinisch unentdeckte Poplitealzysten auf [35]. In der Studie von a b Abb. 12.8. Osteophytäre Randzacke (;) am medialen Femurcondylus (a). Der Gelenkknorpel erscheint echogener (heller) und ist medialseitig dünner (b) bei Gonarthrose 213 214 J. Zacher et al. z a b Abb. 12.9. Poplitealzyste im Transversal- (a) und Longitudinalschnitt (b) bei Gonarthrose Fam et al. [35] zeigten 42% der sonographisch untersuchten Patienten Poplitealzysten, davon in 38% bilateral. Das Auftreten der Poplitealzysten (Abb. 12.9) korrelierte mit Kniegelenkergüssen und dem radiologischen Grad der Arthrose. Hinsichtlich der speziellen Untersuchungstechnik wird auf die Publikation der „Kommission bildgebende Verfahren“ der DGRh verwiesen [36]. z Knochenszintigraphie In der primären Diagnostik der Arthrose spielt die Knochenszintigraphie keine wesentliche Rolle. Sie wird eher als Screeningverfahren bei unklaren Arthralgien und unauffälligem Röntgenbefund eingesetzt. Zur besseren Differenzierung zwischen einem aktiven und inaktiven Gelenkprozess wird die Zweiphasen-Skelettszintigraphie genutzt [37]. Die Knochenszintigraphie ist eine Methode, die primär erlaubt, die Aktivität des Knochenstoffwechsels zu beurteilen. Durch das Ausmaß der Aktivität können entzündlich-rheumatische Veränderungen von degenerativen abgegrenzt werden. Aktivierte können von inaktiven Gelenken unterschieden werden. Zusätzliche Informationen über die subchondrale Knochenaktivität wurden als Prognosemarker angegeben [38]. z Eignung der Methoden zur Verlaufsbeurteilung Eine grobe Verlaufsbeurteilung ist im konventionellen Röntgenbild durch die Stadieneinteilung nach Kellgren möglich. Für die Beurteilung der Wirksam- Bildgebung bei der Arthrose peripherer Gelenke z keit strukturmodifizierender Medikamente oder sonstiger Arthroseoutcomestudien ist diese Einteilung aber zu wenig sensitiv. Hier wird vor allem an den gewichttragenden großen Gelenken (Hüftgelenk, Kniegelenk) die Messung der minimalen Gelenkspaltweite an definierten Punkten (z. B. medialer Gelenkspalt am Knie) als Outcomeparameter herangezogen. Änderungen von mehr als 0,5 mm im zeitlichen Verlauf gelten als klinisch bedeutsam. Ultraschall und Szintigraphie sind bisher zur Verlaufsbeurteilung einer Arthrose nicht validiert. Der entzündliche Weichteilprozess lässt sich mittels Arthrosonographie im Verlauf gut dokumentieren. Über die Wertigkeit der Volumenmessung des Gelenkknorpels durch die MRT im zeitlichen Verlauf einer Arthrose besteht derzeit noch keine eindeutige wissenschaftliche Meinung. z Zeitbedarf und Kosten Der Aufwand zur Einteilung des Arthrosegrades nach Kellgren ist vergleichsweise sehr gering und liegt im Bereich weniger Minuten. Die Kosten für die Röntgenaufnahmen sind relativ gering. Die Auswertung des minimalen Gelenkspaltes erfordert eine spezielle Aufnahmetechnik der Kniegelenke im Stehen in geringer Beugestellung mit definierter Position der beiden Füße (in einer speziellen Lagerungshilfe). Bei klinischen Studien mit einem radiologischen Outcomeparameter ist zu empfehlen, dass die Röntgenaufnahmen in speziellen, vorher geschulten Zentren angefertigt und die Aufnahmen zentral ausgewertet werden, um die möglichen Fehlerquellen der Auswertung zu minimieren. Für die Ultraschalluntersuchung sind neben einem geeigneten Gerät hochauflösende Linearschallköpfe für große und kleine Gelenke zu verwenden [36]. Die Untersuchung und Dokumentation selbst sind mit relativ geringem zeitlichem Aufwand in der Praxis begleitend zur klinischen Untersuchung möglich. Die MRT und die Szintigraphie stehen nicht flächendeckend zur Verfügung. Die Kosten der Untersuchung liegen deutlich über denen der Röntgenaufnahmen. Bei speziellen Fragestellungen bzw. für die Durchführung klinischer Studien ist es unabdingbar erforderlich, dass die durchführende und befundende Einrichtung eingehende Erfahrung mit Gelenkerkrankungen hat. z Qualifikation Zur Veranlassung und vor allem zur Erstellung von Röntgenaufnahmen ist eine entsprechende Qualifikation erforderlich, die in Deutschland von vielen Fachärzten für Orthopädie und Internisten mit dem Teilgebiet Rheumatologie im Rahmen der Weiterbildung erworben wird. Die Qualifikation für die Sonographie kann neben der klinischen Routinetätigkeit in speziellen 215 216 z J. Zacher et al. Kursen vor allem der DEGUM erworben werden. MRT dürfen nur von Ärzten mit einer speziellen Weiterbildung erbracht werden. Dies sind vor allem Radiologen, zum Teil aber auch Orthopäden und Internisten mit dem Teilgebiet Rheumatologie. z Literatur 1. 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