Mutter schweigt nicht mehr Philomena
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Mutter schweigt nicht mehr Philomena
Kino 26 NUMMER 48 Zeitreise mit Hund Kino kompakt VIVA LA LIBERTA Der Zwillingsbruder muss Enrico ersetzen Enrico steigt aus. Miese Umfragewerte, fiese Intrigen – der Chef der wichtigsten italienischen Oppositionspartei haut ohne ein Wort ab. Ein herrlich komisches Szenario hat sich Regisseur Roberto Andò für seinen Film „Viva la Libertá“ ausgedacht. Toni Servillo – für seine Rolle des nachdenklichen Lebemanns in „La Grande Bellezza“ gerade zum besten Schauspieler Europas gewählt – spielt den desillusionierten, depressiven und müden Politiker. Und dann taucht Servillo in einer Doppelrolle gleich noch einmal auf: als Enricos Zwillingsbruder Giovanni. Den heuern die verzweifelten Parteileute an, um Enrico zu „vertreten“. Während der wahre, traurige Enrico inkognito zu einer ehemaligen Geliebten (Valeria Bruni Tedeschi) nach Paris reist, blüht der exzentrische Philosoph Giovanni als Politiker so richtig auf. Der Film hätte bissiger ausfallen können, doch er funktioniert als Politsatire. (dpa) *** Filmstart in Augsburg O „Mr. Peabody & Sherman“ in Action VON FRED DURAN Auf der Suche nach ihrem weggenommenen Sohn: Philomena (Judi Dench) und der Reporter Martin Sixsmith (Steve Coogan). Foto: Universum Film Mutter schweigt nicht mehr Philomena Ihre Schwangerschaft brachte Schande über die junge Frau. Fünfzig Jahre später will sie ihren weggenommenen Sohn wiedersehen und macht sich mit einem Reporter auf die Reise VON MARTIN SCHWICKERT Der echte oder der falsche Enrico? Toni Servillo in Doppelrolle. Foto: Arsenalfilm LIKE SOMEONE IN LOVE Mit dem Callgirl durch Tokio Als Callgirl verdient sich Akiko in Tokio ein wenig dazu, eigentlich ist sie Studentin. Eines Tages wird sie zur Wohnung eines betagten, ehemaligen Soziologie-Professors bestellt. Bei Herrn Takashi schläft die junge, übermüdete Frau sofort ein, worüber dieser eher erleichtert ist. Herr Takashi nimmt sich des Callgirls an, kümmert sich um sie, begleitet sie durch Tokio und führt Gespräche mit ihr. Wieder hat der in Teheran geborene Regisseur Abbas Kiarostami außerhalb seines Heimatlandes Iran ein Liebesdrama gedreht. (dpa) *** Noch nicht angelaufen in der Region O Weiter sehenswert ● Le Passé ***** Turbulenter iranisch-französischer Liebeskrimi ● American Hustle **** Alle betrügen um die Wette – Gauner und Gesetzeshüter ● 12 Years a Slave ***** Schonungsloses Sklavendrama Unsere Wertungen * sehr schwach ** mäßig *** ordentlich **** sehenswert ***** ausgezeichnet I Bei uns im Internet ● Alle Programme Was läuft in den Kinos Ihrer Stadt? In einer umfangreichen Datenbank finden Sie das Programm aller Kinos der Region. ● Trailer Eindrücke der aktuellen Filme vermitteln unsere Trailer. ● Tickets gewinnen Wir verlosen täglich Eintrittskarten fürs Kino. ● Quiz Kennen Sie sich aus mit Klassikern? Testen Sie Ihr Wissen. ● Hollywood Welcher Star übernimmt die Hauptrolle im nächsten Blockbuster, an welchen Projekten arbeiten die Regisseure? ● Forum Was ist Ihr Lieblingsfilm? I Direkt ins Kino-Special unter augsburger-allgemeine.de/kino DONNERSTAG, 27. FEBRUAR 2014 Nach fünf Jahrzehnten des Schweigens hält es Philomena (Judi Dench) nicht mehr aus und erzählt zum ersten Mal von ihrem unehelichen Sohn. Im Irland der frühen fünfziger Jahre war die ungewollte Schwangerschaft des jungen Mädchens eine Schande, Philomena wurde in ein Kloster gesteckt, wo sie das Kind zur Welt brachte und zur Adoption freigeben musste. Anthony war drei Jahre alt, als ein amerikanisches Paar ihn abholte und er für immer aus Philomenas Leben verschwand. Jetzt will die fast Siebzigjährige nach ihm suchen, mithilfe des Journalisten Martin Sixsmith (Steve Coogan). Der ehemalige BBC-Auslandskorrespondent, dessen Karriere als Regierungsberater nach einem Skandal ein jähes Ende genommen hat, ist alles andere als begeistert von der menschelnden Story. Aber die Verlegerin sieht darin ein interessantes Buchprojekt und so begibt sich der zynische Schreiberling mit der alten Dame auf die Suche nach dem verlorenen Sohn. Die führt zunächst zum Kloster, wo die junge Schwester Oberin mit Bedauern darauf verweist, dass alle Adoptionsunterlagen bei einem Feuer verbrannt sind. Während sich Philomena abwiegeln lässt, erkennt die Spürnase des Reporters, dass hier etwas vertuscht werden soll. Im örtlichen Pub erfährt Martin, dass in den fünfziger Jahren die meisten der unehelichen Kinder vom Kloster für 1000 Pfund an wohlhabende Amerikaner verkauft wurden. Und so machen sich die beiden auf in die USA, um Philomenas Sohn aufzuspüren. Nach einer wahren Geschichte entwirft Stephen Frears in „Philomena“ die biografische Spurensuche einer Frau, die zum Opfer rigider Moralvorstellungen wurde. Frears erhebt nicht Anklage, ihm geht es um Philomenas Umgang mit Verlust und Schuld. Trotz der erlittenen Qual ist Philomena weiterhin eine gläubige Katholikin, die den Schwestern ohne Hass begegnet. Anfangs führt man diese Haltung auf die tief sitzenden Einschüchterungen zurück, die diese Frau über fünfzig Lebensjahre hinweg geprägt haben. Aber im Verlauf des Filmes wird Schicht für Schicht das Wesen dieser vermeintlich einfältigen alten Dame freigelegt und man erkennt darin zunehmend eine Seele, die am Schmerz gereift ist und ohne Bitterkeit auf die Welt blickt. Dem gegenüber steht der zynische Journalist als überzeugter Atheist, der mit intellektueller Schärfe auf die Geschehnisse reagiert. Die beiden geben ei- Der Tausendsassa Steve Coogan ● Steve Coogan (*14. Oktober 1965 in Middleton) kann allerhand. Er begann seine Karriere als Stand-up-Komiker, war Synchronsprecher für die britische Puppenserie „Spitting Image“ und im BBC der trottelige, meist überforderte Moderator Alan Partridge. Die Figur machte ihn populär, einige Running Gags aus diesen Sendungen kennt jedes Kind, zum Beispiel die Grußformel „Knowing me, Alan Partridge, knowing you N.N.“. ● Der lustige Brite begegnet in Hollywood-Komödien gerne mal als Nebendarsteller. In „Tropic Thunder“ ist er der unerfahrene Regisseur, in „Nachts im Museum“ führt er als Octavius den Kampf der alten Römer gegen Wildwest an, in „Percy Jackson – Diebe im Olymp“ beherrscht er als Hades die Unterwelt. ● Coogan spricht auch perfekt diverse Schauspieler nach, so Sean Connery, Pierce Brosnan, Liam Neeson. (AZ) nes der interessantesten Paare der jüngeren Filmgeschichte ab. Die 79-jährige Judi Dench ist fantastisch in dieser vollkommen uncoolen Rolle der einfachen Krankenschwester, die ihre Weisheit allein aus dem gelebten Leben bezieht und ihren Mitreisenden immer wieder durch ihr freizügiges Denken überrascht. Aber auch Coogan, der hier als Drehbuchautor mit sensiblen, nuancierten Dialogen und einem wendungsreichen Plot sehr gute Arbeit geleistet hat, überzeugt in der Rolle des abgeklärten Journalisten durch präzises Schauspielerhandwerk. Jede Autofahrt mit den beiden ist eine spannende Entdeckungsreise, gerade weil es nicht um die Läuterung einer Figur, sondern um eine gegenseitige Bereicherung der differenten Charaktere geht. Dieser lebendige Kontrast bewahrt „Philomena“, mehrfach für einen Oscar nominiert, auch vor allen sentimentalen Fallstricken, die einer Geschichte um die Suche nach dem verlorenen Sohn zwangsläufig innewohnen. Mit britischem Understatement werden die hochemotionalen Situationen unterspielt und können gerade dadurch ihre unverlogene Wirkung entfalten. ***** O Filmstart in Augsburg, Ulm Er sieht ein wenig aus wie Snoopy, redet aber deutlich mehr und gescheiter daher. Schon als Welpe hat sich Mr. Peabody dem stupiden Stöckchenholen verweigert und sich lieber der Plato-Lektüre gewidmet. Ein Harvard-Abschluss, Beratungstätigkeiten für Regierung und Uno sowie eine Menge kongenialer Erfindungen stehen auf dem Lebenslauf des distinguierten Vierbeiners. In einem Loft hoch über der Skyline Manhattans residiert der Rüde mit seinem Adoptivsohn Sherman. Vor allem eine Zeitreisemaschine hilft bei dessen Bildung. In der Schule nimmt Mitschülerin Penny den Schlaumeier gleich am ersten Tag in die Mangel und nach der Schlägerei droht die Fürsorge dem Hundevater mit dem Entzug des Sorgerechtes für das Menschenkind. In einer US-Fernsehserie aus den sechziger Jahren haben Regisseur Rob Minkoff („König der Löwen“) und sein Drehbuchautor Craig Wright die ungewöhnliche VaterSohn-Konstellation ausgegraben. Das Surfen durch die Epochen sorgt für einige skurrile Neubewertungen der Historie: Beim Boxenstopp in der Renaissance sind die Reisenden Leonardo da Vinci dabei behilflich, der nörgelnden Mona Lisa ein gewisses Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, im alten Ägypten lotet Penny als Verlobte Tutanchamuns königliche Ehevorstellungen aus und im Trojanischen Krieg versucht der spindeldünne Sherman seine Manneskraft unter Beweis zu stellen. „Mr. Peabody & Sherman“ folgt der gängigen, actiongeladenen Achterbahndramaturgie rasant animierter Familienfilme, zu der die sprachlich geschliffenen Exkurse des neunmalklugen Hundes einen interessanten Kontrast bilden. *** O Filmstart in vielen Kinos der Region Mit dem superklugen Hundevater Peabody kann Sherman was erleben. Foto: Fox Jagd nach dem bösen Russen Tanz auf dem Vulkan Jack Ryan: Shadow Recruit Der CIA-Agent kehrt ins Kino zurück Pompeji Gladiatorenkämpfe mit Katastrophe VON GÜNTER H. JEKUBZIK CIA-Agent Jack Ryan ist wieder da. Nach zwölf Jahren weiß man allerdings nicht, ob der Film mit der Romanfigur von Tom Clancy nun ein Comeback oder ein Remake ist. In „Jack Ryan: Shadow Recruit“ wird der Agent zwar vor und während seines ersten Falls gezeigt, doch zeitgeschichtlich spielt sich alles eindeutig nach seinen bisherigen Auftritten ab. Nach Ben Affleck („Der Anschlag“), Harrison Ford („Die Stunde des Patrioten“ und „Das Kartell“) und Alec Baldwin („Jagd auf Roter Oktober“) übernimmt nun Chris Pine die Titel-Rolle. Der russische Oligarch Viktor Cherevin (Kenneth Branagh) plant einen Terroranschlag auf die amerikanische Wirtschaft. CIA-Offizier William Harper (Kevin Costner, sehr gelassen) schickt Jack Ryan nach Moskau, denn der Ex-Soldat arbeitet undercover an der Wall Street. Probleme macht zuerst ein Auftragsmörder und dann Ryans Freundin Cathy (Keira Knightley) mit ganz banaler Eifersucht. Wie sie ihm hinterher reist und ihn dann glücklich umarmt, weil er keine Geliebte hat, sondern nur bei der CIA ist, hat Komödien-Qualität. Dass sie in einer äußerst geschickt gespielten Aktion Cherevin beim Abendessen beschäftigt, während Ryan gegenüber umständlich in ein Gebäude und einen Computer einbricht, belastet die Glaubwürdigkeit stark. Recht wenige Spannungs- und Action-Momente sind über den Film verteilt, das Niveau ist eher unterdurchschnittlich. Am besten noch ist die Regiearbeit Branaghs, wenn er eine lange Verfolgungsjagd durch die Straßen Moskaus mit intensivem Kammerspiel kombiniert, bei dem die schöne Cathy vom biestigen Oligarchen bedroht wird. ** O Filmstart in vielen Kinos der Region Gefährlicher Einsatz: Chris Pine (links) als Geheimagent Jack Ryan und Kevin Costner als CIA-Offizier Thomas Harper. Foto: Larry Horicks, Paramount Es ist eine der berühmtesten Naturkatastrophen der Geschichte: Im Jahr 79 n. Chr. ging die Stadt Pompeji am Golf von Neapel unter. Verschüttet von der Asche des ausbrechenden Vesuvs und konserviert für die Ewigkeit. Noch heute zeugen Menschen, im Todeskampf versteinert, von Schrecken und Leid. Kaum vorstellbar, was sich in den Straßen der antiken Stadt abspielte. Jetzt bringt auch der britische Regisseur Paul W. S. Anderson („Resident Evil“) seine Version der Geschichte auf die Leinwand – und er begegnet der historischen Natur mit einer filmischen Katastrophe. Als der Sklave Milo (Kit Harington) mit Mitgefangenen auf dem Weg zu Gladiatorenkämpfen nach Pompeji ist, bleibt die Kutsche der schönen Kaufmannstochter Cassia (Emily Browning) im Schlamm stecken und eines der Pferde verletzt sich so böse, dass es keine Hoffnung mehr gibt. Milo kennt sich mit Pferden aus, hat Mitleid, bricht dem Tier das Genick – und erobert so im Sturm das Herz der jungen Frau, die ärgerlicherweise dem fiesen römi- schen Senator Corvus (Kiefer Sutherland) versprochen ist. In Pompeji soll Milo gegen „Triumphator“ Atticus (Adewale Akinnuoye-Agbaje) antreten. Weil die beiden Männer mit den stahlharten Muskeln im jeweiligen Gegenüber aber einen Bruder im Geiste erkennen, kämpfen sie bald lieber gegen die römisch-imperialistische Macht als gegeneinander. So vergeht quälend Minute um Minute mit immer neuen Gladiatorenkämpfen. Eine sehr lange Stunde dauert es im Film, bis der Vesuv dann endlich ausbricht, bis die Katastrophe beginnt. Bei Anderson verkommt sie zum beliebigen Schlussakt. Wären vorher nicht quasi als Alibi Bilder vom drohend brodelnden Vulkan in die Kampfesszenen aus der Arena geschnitten, „Pompeii“ wäre von Ridley Scotts „Gladiator“ kaum zu unterscheiden. Die klischeebeladene, unglaubwürdige Geschichte bietet immer wieder unfreiwillig komische Szenen. Anderson ist grandios gescheitert. (Britta Schultejans, dpa) * O Filmstart in vielen Kinos der Region