Nicht ohne mein Smartphone
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Nicht ohne mein Smartphone
Strategie & Praxis Mobile Betriebssysteme Nicht ohne mein Smartphone Smartphones gehören zum Business-Auftritt wie Anzug und Aktentasche. Für die IT ist die Integration der mobilen Devices ins Firmennetz jedoch eine grosse Herausforderung. Von Rüdiger Sellin Computerworld 20/4. November 2011 www.computerworld.ch W Administrator kann den Speicherinhalt gestohlener Geräte bei Bedarf fernlöschen, ab WP 6.x sogar komplette Speicherkarten. Bestehende Ordner oder die PIM-Datenbank mit Kalender, Kontakten und Aufgaben können per Passwort geschützt werden. Auch der mobile Zugriff auf bestimmte Dokumente und Daten im Unternehmen lässt sich beschränken. Der Administrator kann zudem den Download und die Installation von Zusatz-Software auf dem Smartphone unterbinden. Dies sichert die Integrität der Unternehmensdaten, dürfte aber dem Benutzer die Freude am «Windows Marketplace für mobile Geräte» mit noch wenigen Business-Apps verderben. er den Kollegen öfters auf die geschäftigen Finger sieht, weiss, dass auf Business-Smartphones auch zahlreiche private Apps installiert und genutzt werden. Für IT-Verantwortliche, die so mit einer Vielzahl an Apps, Tools und unterschiedlichen Endgeräten konfrontiert sind, ist das Administrieren dieser heterogenen Gerätelandschaft alles andere als einfach. Die Frage ist, welches mobile Betriebssystem sich für den Einsatz im Unternehmen am besten eignet. Symbian: Absteigender Ast Nokias Symbian ist das älteste mobile Betriebssystem. Zwar glänzt das OS mit einer weitreichende Integration von Anwendungen und Organizer-Funktionen sowie direktem Programmzugriff auf alle Telefon- und Nachrichtenfunktionen. Doch die oft mangelhafte Drittanbieter-Software, etwa zur Synchronisation mit Microsoft Outlook, trübt das Bild, da diese kein integraler Systembestandteil ist. Der Marktanteil von Symbian (2010: 37,6%) sinkt daher stetig – insbesondere nach dem gescheiterten Neustart mit «MeeGo». Windows Phone 7: Alles besser? Anfang 2011 hat das neu konzipierte Windows Phone 7 (WP7) seinen Vorgänger Windows Mobile abgelöst. Um die oft beklagte Systemperformance zu verbessern, setzt Microsoft den Smartphone-Herstellern enge Vorgaben, u. a. eine CPU mit mind. 1 GHz Taktfrequenz plus separatem Grafikprozessor. Herstellereigene Systemerweiterungen, etwa Modifikationen des User Interfaces, sind untersagt. Für WP7 spricht die gute Integration in die Unternehmens-IT bei voller Kompatibilität mit den weitverbreiteten Microsoft-Umgebungen. PocketVersionen von Word, Excel und PowerPoint sind bei WP7 Standard, ebenso wie Mobilversionen von Internet Explorer und Outlook. Letztere synchronisiert Nachrichten, Termine oder Kontakte entweder mit dem Desktop (über USB oder WLAN) oder dem Exchange-Server (via öffent liches Mobilfunknetz). Dabei sorgt ActiveSync für den Austausch von Nachrichten, Terminen, Notizen und Kontakten in beiden Richtungen. Microsoft Direct Push realisiert auf Basis des Exchange Servers einen Push-E-Mail-Service, der nur über Mobilfunklinks funktioniert und neue E-Mails aktiv ans Smartphone weiterleitet. Statt mit eigener Infrastruktur können z.B. KMU diesen Service auch als Hosted-Exchange-Angebot von Drittanbietern nutzen, oft nur mit reiner Push-E-Mail-Funktion. Zunächst wird ein Sicherheitszertifikat auf Smartphone und Server installiert. Die Kommunikation lässt sich dann verschlüsseln und wird über HTTPS abgesichert. Der Rüdiger Sellin ist Senior Product Marketing Manager, Swisscom Grossunternehmen www.swisscom.ch/grossunternehmen Bild: XXXXXXXXXXXXXXX 30 Blackberry: schnell & Abhörsicher Ohne jede Verwandtschaft mit Desktop-OS entstand 2002 das erste BlackBerry, als Bandbreite in Mobilfunknetzen generell knapp und teuer war. Das Gerät wurde als ein auf mobile E-Mails spezialisiertes Smartphone entwickelt und machte «Push E-Mail» populär und bis heute vor allem bei Geschäftskunden beliebt. Seine Stärke liegt im Verbund mit dem BlackBerry Enterprise Server (BES), einer Software, die auf einem zentralen Rechner im Unternehmen installiert wird. Sie arbeitet mit den dort laufenden Mailsystemen wie z. B. Lotus Notes oder Microsoft Exchange zusammen und sorgt für einen ständigen Datenabgleich via Mobilfunknetz. Zum Tempogewinn wird zunächst nur der reine Textanteil aus HTML-formatierten E-Mails heruntergeladen. Für eine zusätzliche Daten reduktion sorgt die Komprimierung von Dateianhängen. Erst bei Anforderung einer Dateivorschau bereitet der BES diese auf und überträgt sie zum BlackBerry. Auch Internet seiten werden datenreduziert vom BES zum Browser auf dem Endgerät übertragen. Diese Massnahmen sorgen für einen schnellen Datendownload und sparen Kosten. Einmalig ist das hohe Sicherheitsniveau der Datenkommunikation mit End-to-End-Verschlüsselung. Der Chiffrierschlüssel wird zwischen BES und BlackBerry individuell aus gehandelt. Datenpakete können jeweils nur auf berechtigten Endgeräten gelesen werden. Der Wechsel des Schlüssels erfolgt in konfigurierbaren Intervallen, wobei der Benutzer diesen manuell erzwingen kann. Neben dem üblichen Passwortschutz lässt sich das Gerät so einrichten, dass es nach mehreren falschen Passworteingaben automatisch seinen Speicher löscht. Zudem kann der Firmenadministrator einen als gestohlen gemeldeten BlackBerry per Fernzugriff entweder vorübergehend sperren oder den Speicher komplett löschen und das Gerät deaktivieren. Ein Negativpunkt ist die etwas magere Standardausstattung des BlackBerry, die nur bei teureren Geräten etwas besser ist. Seit März 2010 gibt es auch eine «AppWorld» zum Herunterladen von Anwendungen. 31 iOS: Beliebt beim User Bedingt durch die grosse Verbreitung sehen sich viele IT-Verantwortliche vermehrt mit dem Wunsch konfrontiert, auch die geschäftliche Nutzung von Apples iPhone zuzulassen. Erst mit der vor zwei Jahren eingeführten iOS-Version 3.0 stehen wichtige Admin-Funktionen bereit. Dazu gehören u.a. die Unterstützung von Exchange, die Verschlüsselung der Datenübertragung (via Cisco IP Sec VPN oder WPA2 Enterprise) oder das Fernlöschen des kompletten Speicherinhalts durch den Systemadministrator. Über diese Funktionen hinaus bietet das iPhone keine ausgeprägten Sicherheitsmerkmale. Vom User wird also viel Eigenverantwortung erwartet. Die Synchronisation von Adressen und Terminen erfolgt via iTunes, wobei Windows-gewohnte IT-Administratoren diesen Dienst oft ablehnen. Der Abgleich von Kontakten und Terminen erfolgt ausschliesslich über den Server, wenn ein iPhone mit einem Exchange-Server verbunden wird. Mails und Terminanfragen werden in diesem Szenario auch per Push-Verfahren ans iPhone weitergeleitet. Bei Privatkunden funktioniert dies bislang nur über den Apple-eigenen Service «Mobile Me». Grösster Anziehungspunkt sind die vielen Anwendungen aus dem App Store, der aber nur zu etwa 5 Prozent aus Business-Apps besteht. Android: offenes OS Im Gegensatz zu iOS wurde Android von Anfang an als offene Plattform konzipiert. Die neue OSVersion 2.3 ist seit Anfang 2011 verfügbar und bietet benutzerfreundlichere Oberflächen. Ab Version 2.0 ist der Abgleich von E-Mails, Terminen und Kontaktdaten mit einem ExchangeServer möglich. Eine Push-E-Mail-Zustellung wurde bisher nicht implementiert. Eine verschlüsselte Datenübertragung ist zwar vorhanden, aber keine verschlüsselte Datenspeicherung und keine Zertifikatsverwaltung. Zudem können einmal installierte Programme ohne Rückfrage auf alle Kommunikationsfunktionen zugreifen. Schliesslich birgt der Open-SourceAnsatz auch Risiken, da Android prinzipiell offengelegt ist. Letzteres gilt auch für RootingTools, mit deren Hilfe ein Benutzer volle Administratorrechte für sein Android-Handy erhält. Dank «Root» wird man zum Superuser und kann Befehle direkt auf OS-Ebene ausführen – etwa (System-)Dateien verwalten, verändern oder löschen, eine andere Firmware verwenden oder neue Anwendungen ohne Prüfung eines Sicherheitszertifikats installieren. Der Zugang zu personen- oder firmenbezogenen Daten (etwa der Zugang ins Intranet oder zum E-Mail-Server) ist damit ein Kinderspiel. Daher verzichten die meisten Firmen vorerst auf eine Integration von Android-Smartphones in ihre Unternehmens-IT. Fazit: auch Service zählt Die Komplexität der OS-Vielfalt im Unternehmen ist gross. Einige Provider bieten entsprechende Dienstleistungen für die Sicherheit und das Management von Smartphones an, die neben der sicheren Integration in die Unternehmens-IT auch den Austausch innert 24 Stunden, die Reparatur und Lagerhaltung sowie die Inventarisierung der Geräte enthalten. Somit können sich die Firmen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und zudem von vorteilhaften Bedingungen profitieren, zum Beispiel Mengenrabatte oder Mietverträge, die stets die neusten Geräte garantieren. Vor- und Nachteile mobiler OS fürs Business Symbian Integration von Anwendungen und Organizer-Funktionen Direkter Zugriff der Anwendungen auf Telefon- und Nachrichtenfunkt. Langsam Eher für Handys optimiert Business-Funktionen nicht integr. Proprietär geprägte Plattform Windows Phone (WP) Gute Integration in Office Pocket-Versionen von OfficeProgrammen ab Werk Gute Sicherheitsfunktionen Erst ab WP7 schneller Proprietäre Plattform BlackBerry Bewährte Messagingplattform Schnelle Datenübertragung Sehr hohe Sicherheit Grosse und robuste Tastatur Vergleichsweise sparsame Ausstattung der Endgeräte Vergleichsweise hoher Preis Proprietäre Plattform iOS Attraktive Benutzeroberfläche Attraktive Apps Sehr gute Integration in AppleUmgebungen Sicherheitslücken Vergleichsweise hoher Preis Proprietäre Plattform Nur wenige Business-Apps Android Attraktive Benutzeroberfläche Offene Plattform, attraktive Apps Günstige Preise Sicherheitslücken Nur wenige Business-Apps