Leseprobe Nr. 1-2016 Frühling

Transcription

Leseprobe Nr. 1-2016 Frühling
frühling 2016
the fine art of travel
Reiseziele &
Luxushotels
Frühling
2016
8,90 €
8,90 CHF
Mit Grossem
Mittelmeer, golf &
Griechenland
Special
4
4
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Mallorca
197345
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197345
908903
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01
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destination test: mallorca – Interview: André Heller – douro valley, portugal – Peru – bodrum – Kapverden Specials: Golf – italien – griechenland
im qualitätstest
Sterneleuchten im Westen Europas
Genuss, golf und glamour-Hotellerie –
Mallorca toppt den Rest der Welt
Sommertrend 2016
Wandern in
Südtirol & Co.
Genuss-Universum
Auf Geschmackstour zwischen
Anden und Amazonas:
Die Kochelite Perus kreiert
Südamerikas heißeste Rezepte
Style-Spot
die neue Luxus-Kategorie:
Bodrum kürt sich zum
neuen Supermodel der
Türkischen Ägäis
Hospitality Awards ’16
Der grosse Connoisseur
Circle Jahres-Check:
35 Top-Häuser, 7 Sieger,
große Emotionen
✵ inhalt
8Connoisseur Circle
Hospitality Awards 2016
10 Die Jury
12Alle 35 nominierten Hotels im Überblick.
EntrÉe
22 Travel News: Neuigkeiten und Trends aus
der Welt des anspruchsvollen Reisens.
28 Travel News Wilderness Safaris:
Rettung der Rhinos in Botswanas Savanne.
Boutique
Cover:
Foto: Shutterstock
136
30 Fashion & Gadgets: Wear to go:
Der Frühling zeigt sich in Streifen.
32 Uhren: Forever Young – Retro-Uhren mit viel Geschichte.
40
62
Palazzo Versace Dubai: Vier Nächte hat die Glücksfee für den Gewinner bereits reserviert.
Kosmopoliten
66 Bodrum: Glamourös inszeniert sich das
„St. Tropez“ der Türkischen Riviera.
Cruise
76 Sea Cloud II: Mit vollen Segeln unterwegs.
Connoisseur Circle stellt vor
82 Hervorragende Domizile der Hospitality.
92 Cabo Verde: Archipel der Winde, Wüsten und Interview
40 André Heller: im Exklusivinterview vor Eröffnung seines Paradiesgartens ANIMA am Fuße des Atlas.
44
48
50 airline spezial
Aero News
Aero Trend: Bring your own device.
Der Airline-Test: China Airlines Business Class
im Test.
Columns
4 Impressum
33 Zeit für Luxus / Porsche goes Fashion
46 AERO News: Flug-Check
64 Kosmopoliten-Logbuch /
„eat.pray.love“ – my way!
Pay ’n’ play
Dem Wein ist warm
Bangkok Connection
186 Der Connoisseur / Gratis-
souvenir oder Kavaliersdelikt
92
Gewinnspiel
spa tagebuch
36 Wellness-Expertin Claudia Bette-Wenngatz testete als erste das Integrated Wellness-
Programm des Six Senses Hotel im Dourotal.
54
Explorer
54 Lima & Amazonas: Schlemmen in Goumet tempeln der Anden-Kapitale und Cruisen am Amazonas müssen kein Widerspruch sein.
Trip Tipp
Vulkane. Warum die Kapverden demnächst zum Top-Reiseziel avancieren.
alpen-wandern
100 Ausgezeichnete Hotels stellen sich vor.
66
Destination- & HotelTest
Mallorca
116Von traditionell bis trendy: Die größte Insel
der Balearen hat viele Gesichter.
Die getesteten Hotels:
120
121
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124
125
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128
129
130
131
132
133
134
Hotel Cort
Sant Francesc Hotel Singular
Cal Reiet Holistic Retreat
Can Alomar
Boutique Hotel Calatrava
Castell son Claret
Sheraton Mallorca Arabella Golf Hotel
St. Regis Mardavall Mallorca Resort
Cap Rocat
Hilton Sa Torre Mallorca
Fonsanta Hotel Thermal Spa & Wellness
Finca la Reserva Rotana
Hotel Portals Hills
Jumeirah Port Soller Hotel & Spa
Barceló Formentor
135 Check-in: Weitere Qualitätsadressen auf
Mallorca.
136 Gourmet: Von radikal regional bis Fusion.
138 Auf einen Blick: Anreise, Baden,
Sightseeing, Szenetreffs und Shopping.
140 Hotelratings im Überblick
very special
143 Außergewöhnliche Hotels und 32
Reiseziele präsentieren sich.
146 Golf Spezial
151 Italien
160 Portugal
164 Griechenland
|6
7|
spezial
 airline
der airline-test
Sitz 21A. Das Interieur der Kabine mag mit
seinen Farben für den westlichen Passagier
auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig
sein, und auch die Uniformen der Herren
dürften eher asiatischem Geschmack entsprechen. Der Sitz indes bietet viele Vorteile. 21A, ein Einzelsitz am Fenster, garantiert
absolute Privatsphäre.
Wenig bekanntes
Qualitätsprodukt
China Airlines aus Taiwan fliegt schon seit Jahren nach Europa.
Dennoch wissen Reisende oft nur wenig über die Fluglinie.
Connoisseur Circle hat die mehrfach ausgezeichnete neue Business
Class von Frankfurt nach Taipeh getestet. Vorweg: Vor allem
der Sitz braucht keinen Vergleich zur europäischen
Konkurrenz scheuen.
T
Text: Kurt Hofmann
erminal 2 am Flughafen Frankfurt.
Sehr freundlich und zuvorkommend
hat die Dame am Check-in den Boarding Pass ausgestellt und sich gleich
dafür entschuldigt, dass die Lounge
in der entgegengesetzten Richtung
des Gates sei. Jene Sky-Lounge,
welche mehrere Airlines beherbergt, wie etwa
Air France oder Delta AirLines, ist in die Jahre
gekommen. Aber nach nur fünfminütigem
Fußmarsch zum Gate und null Minuten Wartezeit bei der Sicherheitskontrolle beginnt das
Boarding überpünktlich.
Vorweg: Der neue BusinessClass-Sitz der China Airlines
braucht keinen Vergleich
zur internationalen Konkurrenz punkto Bequemlichkeit
zu scheuen. Ganz im Gegenteil,
dieser Sitz wäre auch mancher
First-Class-Kabine würdig – mit
etwas Feinjustierung wohlgemerkt. An Bord begrüßt Jeff, der
Purser, persönlich und geleitet zum
50
China Airlines Chairman Huang-Hsiang
Sun betonte im letzten Connoisseur Circle
Interview mit Blick auf die Unternehmensstrategie, dass sich mit Einführung der
neuen Business Class auf den Strecken nach
Nordamerika das Kunden-Feedback enorm
verbessert hat: „Wir planen ab dem dritten
Quartal 2016 den Airbus A350-900 nach
Europa einzusetzen, auch nach Wien. Ein
wichtiger Teil unserer Europa-Expansion.“
Dank der Konfiguration der Boeing777-Kabine von 1-2-1 Sitzen (und mit
Sicherheit auch auf dem Airbus A350) ist
der persönliche Freiraum enorm, die
11 Stunden 30 Minuten lange Reise nach Taipeh vergeht dadurch
sehr rasch. 40 dieser großzügig
bemessenen Sitze gibt es. Zahlreiche Möglichkeiten persönliche
Utensilien zu verstauen ebenso.
Griffbereit, unter einer aufklappbaren Abdeckung
etwa, Anschluss für
Strom und USB-Sticks.
Sehr löblich und zum
Arbeiten einfach ideal:
der ausklapp- und
ausfahrbare Tisch gleich
unter einem großen
3D-Bildschirm, welcher
auch als Speisetisch dient.
Die versenkbare Armlehne – in der sich der In-flight
Kit und eine Flasche Wasser
befinden – ist ebenso ideal
angeordnet wie die Tastatur
zum Verstellen des Sitzes. Ein
für arbeitende Reisende wohl
durchdachtes Konzept.
Relativ schnell nach dem Take-off beginnt
der Lunch – nach einem Starter und einem
Glas Champagner (Pol Roger 2004 Vintage) werden als Vorspeise geräucherte Ente
und Hühnersuppe mit Shiitake Mushroom
serviert. Vor allem die großen Portionen bei
den Vorspeisen überraschen, doch Essen in
Taiwan sei wichtig und Teil der Gastfreundschaft. Vielleicht leidet deswegen etwas das
Feingefühl für die westliche Küche. Drei
Hauptspeisen stehen zur Auswahl, gegen
Pork Neck und Duck Breast ist der Red
Snapper die Gunst der Stunde. Hier könnte
(wohlgemerkt – die europäische Speiseauswahl) etwas mehr Feinjustierung helfen, die
bestehende Qualität auch geschmacklich
mehr hervorzuheben.
Die Weinliste kann sich sehen lassen: Ein
sympathischer Chablis Grand Cru, welcher
gegenüber einem 2013 Riesling König
Johann den Vorzug hat, oder ein allseits bekannter Sauvignon Blanc (wir sind verwundert über Jahrgang 2012) aus Marlborough,
New Zealand. Dazu – eine Extra-Karte als
aktuelle Empfehlung – diesmal ein Bordeaux
Chateau, Haut-Brisson. Drei weitere internationale Rotweine sind ebenso auf der Karte.
Das In-flight Entertainment offenbart sich
über einen großen 3D-Bildschirm mit
Touchscreen. Aber auch hier zeigt sich,
welche Fluglinie Geld für Filme ausgibt und
welche am Budget limitiert ist. Die Auswahl
bei China Airlines ist sehr umfangreich.
Zeit zum Schlafen: Ein um 180 Grad verstellbarer Sitz ergibt ein 198 Zentimeter
langes Bett. Vor der Landung in Taipeh gibt
es noch ein umfangreiches Frühstück mit
allen notwendigen Zutaten, um den frühen
Tag in Taiwan zu beginnen.
Die Qualität der Schlafstätte wird dann
auch auf dem Rückweg nach Europa merkbar, als nach der frühen Ankunft in Frankfurt ein langer Arbeitstag in Wien wartet
und Wohlbefinden den ganzen Tag anhält.
www.china-airlines.eu/de
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China Airlines
Business Class
Boeing 777-300ER
Lounge | Die bestehende China
Airlines Lounge in Taipeh wurde
verbessert und aufgewertet. Jede
Menge Platz ist gegeben, auch Bereiche mit etwas mehr Privatsphäre sind vorhanden. Umfangreiches
Speisen- und Getränkeangebot.
Check-in | In Frankfurt im Terminal 2 war die Abfertigung freundlich und schnell. Gleiches ist auch
in Taipeh der Fall, im separaten
Business Class Check-in-Bereich.
Sitzkonfiguration | Dank der
Ausstattung der Kabine von 1-2-1
Sitzen ist der persönliche Freiraum enorm. Das gefällt besonders. Wenn man von den Farben
der Kabine als ersten Eindruck
absieht, kann das Produkt vielen
westlichen Airlines Paroli bieten,
vor allem was den Sitzkomfort
anbelangt.
Sitzabstand | Gilt als einer der
größeren in der Branche. Absolut
viel Freiraum, um sich gemütlich
einzurichten. Und das hilft. Denn
aufgrund der politischen Gegebenheiten muss China Airlines einen
Umweg um China fliegen und man
ist länger unterwegs.
Bettgröße | Dazu ist anzumerken,
dass der in ein Bett verwandelte
Sitz höchsten Ansprüchen gerecht
wird.
Food & Beverage | Qualität ist
einer Business Class nicht bloß
angemessen, sie wird schlichtweg
erwartet. Eine Präsentation der
Weine wäre hier eine Verbesserung. Auch das Catering, vor allem
auf dem Rückflug von Taipeh nach
Europa, ist bei den westlichen
Menüs optimierbar.
In-flight Entertainment | Die
Ansprüche an das Entertainment
sind hoch und der große Bildschirm offeriert gute Bildqualität.
Mit der Auswahl an Filmen kann
man durchaus zufrieden sein.
Kopfhörer sind auch ideal als
Lärmschutz.
Crew Service | Die Taiwanesen
sind freundliche Menschen. An
Bord war ein guter Mix asiatischer Gastlichkeit kombiniert mit
westlicher Gelassenheit erfahrbar. Obwohl die Crew absolut
freundlich agiert, mehr Effizienz
im Service-Ablauf könnte helfen –
das lässt sich mit Trainings leicht
verbessern. Angesprochen ist etwa
das unaufgeforderte Nachschenken von Getränken.
Test
 Cruise
Sea cloud II
�enuss
Hoch
am Wind
Drei Masten, vier Tage, fünf Sterne:
Wer mit der Sea Cloud II im Mittelmeer zwischen Palermo und Palma
aufkreuzt, erlebt neben Luxus unter
Segeln auch die Lust am langsamen
Reisen – und mitunter sogar die
Launen der See …
M
it ihren 117 Metern Länge, 16
Metern Breite und gerade einmal
47 Kabinen ist die Sea Cloud II
eigentlich nichts weiter als ein
winziger Wasserfloh im Hafen von
Palermo. Und doch begleitet unser
Schiff ein wahres Blitzlichtgewitter,
als wir im letzten Licht des Tages den Pier verlassen,
um vorbei an jeder Menge Kreuzfahrtriesen aufs
offene Meer hinauszugleiten. Klasse fällt umgeben
von so viel Masse eben auf – erst recht, wenn es
sich dabei um einen weißen Windjammer zur
blauen Stunde handelt …
Es ist unser erster Tag an Bord, zwei weitere auf
hoher See sowie jeweils ein halber auf Sardinien
und Mallorca stehen noch im Logbuch. Ausreichend Zeit also, um die schwimmende Legende
kennenzulernen. Doch zunächst einmal ist heute
die große „Black & White Night“ angesagt.
Erstens, weil gerade Vollmond ist. Und zweitens,
weil auf dieser Reise ein planetenkundiger
Astrophysiker als Lektor mit dabei ist. Zwischen
„Pochiertem schwarzen Heilbutt mit Zweierlei von Olive und Reispapier“, „Stunden-Ei mit
Kartoffel-Trüffelspuma und sibirischem Kaviar“,
„Gefüllter Perlhuhnbrust mit Sepialinguini,
Knollensellerie und Glasnudeln“ sowie „DessertVariationen von der Schwarzwälder Kirschtorte“
soll er uns so manches über den einzigen natürlichen Satelliten der Erde erzählen.
Das hört sich tatsächlich interessant an, schmeckt
aber leider nur wenig spannend – und gilt darüber hinaus in Sachen Bordentertainment als
Allerhöchstes der Gefühle: Die Sea Cloud II ist
nämlich trotz ihrer äußerst großzügigen Abmessungen und all ihres stilvollen Luxus ein Schiff
für meermögende Puristen, die nach dem Dinner
kein Theater brauchen, weil für sie die wirkliche
Show an Bord nur dann stattfindet, wenn 20 Matrosen sowie eine Handvoll nautischer Offiziere
die 3.000 Quadratmeter Segelfläche der Sea Cloud
II aufziehen und im Wind flattern lassen.
Ein Seetag wie vom Winde verweht
Am nächsten Morgen ist es dann so weit: So wie
im Tagesprogramm angekündigt, werden pünktlich um neun die Masten bestiegen, Taue gerollt,
Tücher gelöst, Leinen gespannt – und schließlich
die Motoren abgestellt. Ab jetzt schweben wir also
über dem Meer …
Gegen Mittag gesellt sich zum leisen Knarzen,
Knarren und Knirschen der Takelage und Teakholzliegen der zarte Klang der Schiffsglocke: Zeit
zum Lunch an der Lidobar, wo jeden Tag unter
Sonnendach und freiem Himmel ein vorzügliches
Buffet aufgebaut wird, das sich nicht nur heute
weit über dem kulinarischen Niveau des teilweise
allzu bemühten Abendessens präsentiert.
Knotenstunde mit Bootsmann Albite, kurzer
Plausch mit Kapitän Pfenninger auf der für
Passagiere fast immer offenen Brücke, Lesung
in der Lounge oder vielleicht doch lieber eine
Mußestunde vor dem (elektrischen) Kamin in der
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77
eigenen, mit edlen Hölzern und feinstem Marmorbad ausgestatteten Juniorsuite? Wir entscheiden uns am späteren Nachmittag stattdessen für
einen Besuch der kleinen Bibliothek auf Deck
4, tauchen ein in all die maritimen Bildbände
und versinken schließlich in einem SardinienReiseführer. Immerhin steht für den nächsten
Morgen ein Stopp in Cagliari auf der Seekarte.
„Wer übers Meer kommt, der hat nichts Gutes im
Sinn“, soll ein altes Insulaner-Sprichwort besagen. Die Zeiten scheinen sich geändert zu haben,
denn am Morgen werden wir im Hafen ebenso
willkommen geheißen wie in der Stadt, die sich
jetzt in der Nachsaison von ihrer schönsten und
entspanntesten Seite zeigt. Schade, dass da für
den Landgang gerade einmal viereinhalb Stunden
Ein Traum nicht nur
für Segler: Auf der Sea
Cloud II wahre Windjammer-Atmosphäre
erleben
Test
 Cruise
Sea cloud II
Entspannter Luxus an Bord der Sea Cloud II
Edle Hölzer und ein elegantes
Ambiente: Auf der Sea Cloud II
zelebriert man „Sailing in Style“.
Die tägliche Teatime
an Deck gehört zu
den Fixpunkten des
Bordprogramms.
bleiben. Doch das ist durchaus von der Mehrzahl
der Passagiere so gewünscht, erklärt uns Kreuzfahrtdirektorin Heike Diefenbach später nach
dem Ablegen: „Für die meisten steht das eigentliche Segelerlebnis im Vordergrund der Reise. Sie
haben – oder hatten – selber Yachten, lieben die
Freiheit auf dem Meer und das gemeinschaftliche Gefühl an Bord. Ich erinnere mich noch
gut, als wir vor einigen Jahren bei einer Transatlantikpassage aufgrund optimaler Passatwinde
früher als geplant in der Karibik ankamen. Der
Kapitän meinte es nur gut und wollte für ein paar
Stunden einen echten Traumstrand ansteuern,
dessen Besuch nicht im Programm vorgesehen
war. Damit hätte er allerdings fast eine Meuterei
ausgelöst. Man wäre ja schließlich zum Segeln an
Bord gekommen und nicht, um an einem Beach
rumzuliegen, lautete damals das fast einstimmige
Urteil der Mitreisenden.“
Abtauchen hinter Sardinien und
Aufkreuzen vor Mallorca
Gut nur, dass es da auf unserer Mittelmeerreise
sehr viel lockerer zugeht: Als die Crew kurz hinter
Sardinien den Anker wirft und die Badeplattform
auf Deck 2 ausfährt, gibt es jedenfalls kein böses
Geschrei, sondern lediglich freudiges Gejuchze
beim Sprung ins vom Sommer noch immer warme Wasser.
Später am Abend, die Sea Cloud II hat die Segel
für die Nacht schon eingeholt und wir Passagiere
haben es uns nach dem Essen mit einem Cocktail
an der Bar bequem gemacht, kommt plötzlich ein
lau-raues Lüftchen auf. Sturm mag man so etwas
nicht nennen, und auf einem der großen Kreuzfahrtschiffe wären die Zwei-Meter-Wellen dank
der Stabilisatoren auch gar nicht zu spüren gewesen – aber am Bug eines solchen Großseglers,
den man gerade noch für seinen authentischen
Seefahrergeist gelobt hat, schaukelt es schon ganz
schön. Höchste Zeit also, das letzte Glas Champagner gegen das erste Tässchen Ingwertee einzutauschen, sich am Horizont zur Beruhigung des
gestörten Gleichgewichtssinns einen Fixpunkt zu
suchen und Richtung Kabine zu schwanken.
Am nächsten Morgen ist von der Unruhe der letzten Nacht schon nichts mehr zu spüren: Lediglich
als fröhlich vor sich hin tänzelnde Lichtwellen
schwappt das Mittelmeer noch durch die großen
Kabinenfenster. Einen Moment lang überfluten
sie den ganzen Raum, um sich dann an den stuckund holzverkleideten Wänden zu brechen – so
schön kann es sein, unter Segeln und ohne festen
Boden unter den Füßen aufzuwachen.
Vor uns liegt ein weiterer Tag und eine weitere
Nacht auf See. Dann wird Mallorca vor dem Bugspriet auftauchen …
Kategorie | 5 Sterne plus
Technische Daten | Baujahr:
2013, Länge: 226 Meter, Breite:
27 Meter, Tiefgang: 5,40 Meter
Höhe des Großmasts über Deck:
57 Meter, Gesamtsegelfläche:
3.000 m2, Passagierdecks: 3
Passagiere: max. 94, Crew: ca.
65, Passagier-Crew-Verhältnis
(PCR): ca. 1,4. Bordsprachen:
Deutsch und Englisch, Flagge:
Malta, Reederei: Sea Cloud
Cruises
Kabinen und Suiten | Insgesamt
47, davon 29 Außenkabinen (12
bis 19 m2) auf Deck 2 & 3 mit
Bullaugen, 16 Juniorsuiten (23
m2) mit Panoramafenstern,
Kamin sowie Marmorbädern
mit Wanne auf Deck 3, und zwei
Owner-Suiten (27 m2) ebenfalls
mit Panoramafenstern, Kamin
und Marmorbädern samt Wanne
und Dusche auf Deck 4.
Alle Kabinen und Suiten sind
äußerst elegant mit edlen Holzmöbeln, Gemälden, Sofas oder
Sitzgelegenheiten sowie teilweise
sogar mit goldenen Armaturen
ausgestattet.
Vergleichbaren Luxus unter
Segeln bietet sonst nur noch das
Schwesterschiff Sea Cloud.
CCircle-Tipp | Die Deluxe-Außenkabinen 218 bis 223 verfügen
über drei statt zwei Bullaugen,
sind etwas größer geschnitten
und befinden sich in der ruhigen
Schiffsmitte. Im Bugbereich der
Sea Cloud II ist der Wellengang
am stärksten zu spüren. Wer zu
Seekrankheit neigt, sollte eher
mittschiffs oder Richtung Heck
reservieren.
Da sich vor sämtlichen Suiten
öffentliche Deckbereiche befinden, kann es passieren, dass
Mitpassagiere vor den Panoramafenstern flanieren. Wer viel
Wert auf seine Privatsphäre legt,
muss also damit rechnen, dass
er die Vorhänge oder Jalousien
zuziehen muss und sich so den
Blick hinaus aufs Meer nimmt.
Stil & Ambiente | Auf der einen
Seite leger und locker – auf der
anderen Seite aber auch sehr
traditionell. Im Restaurant gibt
es zwar beispielsweise keine
Sitzordnung, dafür aber feste
Tischzeiten. Der Dresscode ist
tagsüber sehr entspannt, zum
Abendessen empfiehlt sich für
die Herren jedoch ein Sakko.
Lediglich bei den Gala-Dinners
geht es förmlicher zu.
Ansonsten erinnert auf der Sea
Cloud II vieles an das luxuriöse
Ambiente einer sehr stilvollen
Privatyacht. An Deck findet jeder
seinen ganz persönlichen Rückzugsort und Lieblingsplatz. Die
zumeist aus Deutschland, England und den USA stammenden
Gäste sind schnell miteinander
bekannt und auch das Verhältnis
Text: Jörg Bertram
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zur Crew ist äußerst ungezwungen und entspannt.
Restaurant & Bar | Frühstück
und Abendessen werden zumeist
im Restaurant auf Deck 2 in
eleganter Atmosphäre serviert.
Langschläferfrühstück, Mittagessen sowie Nachmittagstee und
Barbecues werden bei schönem
Wetter auf dem Lidodeck im
Freien angeboten.
Während die mittäglichen Buffets
auf unserer Reise ausnahmslos
begeistern konnten, überzeugte
das Abendessen im Restaurant
nicht wirklich. In Sachen Auswahl, Zubereitung und Raffinesse
kann man auf einem Schiff dieser
Kategorie ganz sicher mehr
erwarten. Alkoholfreie Getränke sowie Tischweine und Bier
während der Mahlzeiten sind im
Reisepreis inkludiert.
Die Lidobar ist von früh bis spät
geöffnet und ist der Treffpunkt
an Bord. Eine weitere kleine Bar
befindet sich in der Lounge.
Bordunterhaltung | Tagsüber
werden Vorträge über die einzelnen Destinationen, Maschinenraumbesichtigungen, Besuche
auf der Brücke, Knotenstunden
und andere maritime Programmpunkte angeboten. Ab einem
Seetag ist zumeist auch ein
Lektor mit an Bord. Außerdem
lockt die gutbestückte Bordbibliothek. Am Abend sorgt ein
Bord-Entertainer für Live-Musik.
Je nach Zielgebiet finden auch
Vorführungen lokaler Folkloregruppen an Bord statt.
Sport & Spa | Auf der Sea Cloud
II gibt es einen kleinen Fitnessraum und eine Sauna, die gegen
Voranmeldung genutzt werden
kann. Außerdem werden Massa­
gen, Kosmetikbehandlungen und
klassische Friseurleistungen
angeboten.
Service | Aufmerksam, ungezwungen und sehr freundlich.
Allerdings fehlt es dem Großteil
des Servicepersonals am nötigen
Know-how und wohl auch an
einer fachspezifischen Ausbildung: Getränke werden da gerne
schon mal quer über den Tisch
eingeschenkt, Nachfragen zu
speziellen Speisen bleiben meist
unbeantwortet und serviert wird
zumeist ohne erkennbare Reihenfolge mal von links und mal
von rechts. All das wird durch viel
Charme zwar wieder wettgemacht und es muss einen auch
nicht stören – in dieser Kategorie
darf man sich aber durchaus
daran stoßen und es auch als
unzureichend kritisieren.
Kontakt | Sea Cloud Cruises
GmbH, An der Alster 9
20099 Hamburg
T + 49 40 3095 9250
[email protected]
www.seacloud.com
tipp
 trip
kapverdische inseln
Die entlegene Inselkette Cabo Verde westlich von Afrika
zählt noch zu den selten angesteuerten Reisezielen.
Das könnte sich bald ändern, denn ihre Besucher schwärmen
geradezu von der bizarren Landschaft ihrer Vulkangebirge mit
Dünen, Wüsten und fantastischen Stränden, die von den Wellen
des Atlantiks umspült werden.
Text: Sylvia M. Sedlnitzky
Fotos: Helio-Van Ingen (www.hellio-vaningen.fr), Shutterstock, Sylvia Sedlnitzky
Goldgelbe Sandperle, von heißen Passatwinden umweht: die Insel Sal
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tipp
 trip
kapverdische inseln
1
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rgendwie hat man schon von ihnen gehört,
aber lokalisieren können sie die wenigsten:
Die Kapverden, zehn bewohnte (und acht unbewohnte) Inseln, einige hundert Kilometer
westlich von Mauretanien und weit draußen
im Atlantik. Auch vom Norden Brasiliens sind
es nur wenige Flugstunden über den „großen
Teich“ bis zum Archipel der Cabo Verde. Galten die
faszinierenden Eilande bislang als Geheimtipp für
hartnäckige Sonnenanbeter, kommen sie nach
und nach in ihre touristische Blüte. Dafür sprechen
nicht bloß endlos lange, teils unberührte Strände,
sondern auch eigenwillige, von Vulkanen geprägte
Landschaftsformen – und eine herzliche Bevölkerung..
1. Die Dos Amores II kehrt in den Hafen zurück.
Segel hissen die Fischer des zu den „Inseln
über dem Wind“ gehörenden Eilandes São
Vicente, um im Archipel rasch voranzukommen.
2. + 3. Mit üppigem Makrelenfang kehren São
Vicentes Fischer auf kleinen Booten in den
Hafen zurück.
4. Frauen verkaufen auf einem Markt in Mindelo
(Insel São Vicente) Früchte, Gemüse und Fisch.
5. Mädchen am Karneval von Sao Filipe auf der
Insel Fogo.
6. Bekannt für ihren farbenprächtigen Karneval
ist auch die Hafenstadt Mindelo auf der Insel
São Vicente.
Spröde Schönheit
3
4
Wer hierher fliegt – und das ist von Mitteleuropa
kommend nicht immer bequem – landet in der
Regel auf Sal. Für uns auf den ersten Blick enttäuschend, denn die Insel ist flach und karg. Sehr karg.
Wind wirbelt Staub auf, und außer ein paar vertrockneten Dattelpalmen und salzliebenden Wüstenpflanzen gibt es wenig Vegetation. Doch schon
nach einer kurzen Taxifahrt geht Strandfreunden
das Herz über. Hier an der Südküste gibt das Meer
mit einem acht Kilometer langen und bis zu 200
Meter breiten feinsandigen Superstrand den Ton
an. Um Sonne zu tanken und lange Spaziergänge
unterm Sonnenschirm zu machen, scheint uns der
Strand von Santa Maria genau richtig. Natürlichen
Schatten gibt es allerdings kaum. Das ehemalige
Fischer- und Salinendorf präsentiert seine kreoli-
5
6
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95
tipp
 trip
kapverdische inseln
Santo Antão
haben echt Rhythmus im Blut und Spaß
daran, unser Lebensgefühl mit den Gästen zu
teilen“, bestätigt Laurino, der von der angeblich schönsten, aber entlegenen Insel Brava
kommt. Morabeza heißt der kreolische
Ausdruck für diese süße Lebensfreude und
charmante Gastlichkeit. Das gleichnamige
Hotel ist das traditionsreichste und dritte
Haus auf Sal, das wir unter die Lupe genommen haben. Im Hazienda-Stil errichtet, ist
das Morabeza das älteste Hotel der Inseln.
Das klassische Interieur und das dezente
Vom Sklavenhandel zu All-Inklusive-Burgen
Design der 2,8 Hektar großen Anlage trägt
Ab dem 15. Jahrhundert waren die Kapdie Handschrift der belgischen Besitzerfaverden, die ihren Namen eigentlich der
milie Vynckier, die das Haus 1967 zuerst
Nähe zum grünen Kap vor Senegal verdanals Sommerresidenz nützte und nach und
ken (Cabo Verde), riesiger Umschlagplatz
nach mit viel Liebe zur besten Unterkunft
für Sklaven aus Westafrika. Von hier, am
der gesamten Kapverden gemacht hat. Am
halben Weg zwischen Europa und Amerika,
schönsten Strandabschnitt von Santa Maria
wurden sie verschifft, und fast vier Jahrhunliegt nicht nur einer der besten Surfspots der
derte war der Sklavenhandel wichtigste
Welt, sondern auch der zum Hotel Morabeza
Einnahmequelle der Kapverden. Einige
gehörige Beach Club, wo der eigene Trimader Leibeigenen blieben und vermischten
ran Ilan Voyager regelmäßig zu Ausflügen
sich mit den portugiesischen Siedlern. Bei
ausläuft. Mit etwas Glück sieht man während
genauer Betrachtung hat die Zeit wenig
der Bootsfahrt Delfine, aber auch Barraverändert: Die meisten Kapverdianer leben
kudas und große Haie zeigen sich nicht
auf dem Land, und mit ein paar wenigen,
selten. Beste Zeit dafür ist von März bis Mai,
einst prachtvollen Kolonialbauten sind die
da kommen sogar Buckelwale zur Paarung
Inseln heute etwa so wie die Kanaren vor 70 vorbei. Und wenn sich dann die wenigen
Jahren ausgesehen haben müssen. Nur das
Palmen der Kapverden ordentlich im Wind
Wasser ist hier kristallklar und die Strände
wiegen, freuen sich nicht nur Katamarannie voll. Kaum ein Ort, der den touristischen Segler sondern auch viele Kite-Surfer. Denn
Erwartungen nach Sand, Meer und Himmel
die Wintermonate auf den wie zur Perlenso sehr entspricht wie das kapverdische
kette aufgereihten Inseln sind oft von böigen
Archipel. Und dafür muss man nicht einmal
Winden gezeichnet. Die Sonne scheint dafür
um den halben Globus fliegen. Das verleiht
fast das ganze Jahr über und Regen fällt
den Inseln großes touristisches Potenzial.
bestenfalls zwei, drei Tage im Jahr. Daher gibt
Wer das Reiseabenteuer wagt, findet meist
es auch kaum Moskitos. Der fehlende Regen
noch ein recht ursprüngliches Leben vor,
erlaubt es allerdings nicht, dass sich die
insbesondere auf den Inseln Brava und Sao
Inselbewohner selbst ernähren. Auch wenn
Nicolao. Auf Sal und Boa Vista ist der Paudie Kapverden nach 500-jähriger Herrschaltourismus bedauerlicherweise schon
schaft Portugals immerhin seit 41 Jahren
angekommen. Die ersten „Bettenburgen“
ein unabhängiger Staat sind, müssen fast 90
wurden bereits aus dem Boden gestampft.
Prozent der Lebensmittel importiert werden.
Etwa das neue Melia Dunas auf Sal. Es stellt
Nur Mangos, Bananen und Kaffeebohnen
mit 1.156 Zimmern, Suiten und Villen die
kommen vom immergrünen Paul-Tal auf
derzeit größte All-Inklusive-Hotelanlage der
Santo Antão, und Meeresfrüchte, Fisch und
Kapverden, ja ganz Afrikas. Doch den vielen
Krustentiere gibt es im Übermaß. Heilloses
britischen Gästen scheint’s zu gefallen, ist die Durcheinander herrscht am alten Hafenkai
Hotelstadt am felsigen und zum Schwimmen von Sal, wo einst jährlich 30.000 Tonnen Salz
ungeeigneten Strand von Algodoeiro mit
das Dock passierten, wenn die Fischer mit
ihrem Geschäfts- und Restaurant-Boulevard, ihren kleinen Holzbooten mittags ankomzahlreichen Pools und riesigem Kinderareal
men und ihren Fang – meist Unmengen an
doch meist ausgebucht.
stattlichen Thunfischen und schillernden
Goldmakrelen – mit Wucht auf den HolzLebenslust und Morabeza
steg werfen und diese flugs von Frauen in
Wer es etwas „kleiner“ bevorzugt und lieber
bunten Kleidern zum Ab-Kai-Verkauf angeim Meer schwimmt, logiert im sachlich-moboten werden. Besonders gut schmecken der
dernen Oasis Atlantico. Dort ist das Personal
Fisch im Odjo d’Agua Hotel, das zu den tradischon morgens gut drauf: „Durch unsere
tionsreichsten und beliebtesten Häusern von
‚Nachbarn‘ Senegal und Brasilien verschmilzt Sal zählt. Gut 700 Meter stapfen wir durch
bei uns der Samba mit dem Salsa und wir
den weichen Sand dorthin, um uns Hummer,
96
Sal
São Vicente
sche Kultur in Gestalt von Verkaufsständen
mit senegalesischen Masken, Tüchern und
Ketten, gelb, grün und türkis gestrichenen
Häuserfassaden und Menschen, die den Mix
der Kontinente, der die ehemalige portugiesische Kolonie geprägt hat, widerspiegeln:
„Bom Dia“, winkt eine der 17.000 Einwohner
von Santa Maria besonders freundlich zu
uns herüber, einen Plastikkübel voller Fische
auf dem Kopf und ein Baby auf den Rücken
geschnallt.
São Nicolau
Boa Vista
Santiago
Maio
Fogo
Praia
Brava
■ Sal Die touristischste Insel, sehr flach, toller
Strand mit feinem, weißem Sand und klarem,
türkisfarbenem Wasser im touristischen Zentrum
Santa Maria; sehr trocken und windig, die höchste
Erhebung liegt bei 406 m, Hauptstadt Espargos,
die restliche Insel ist kaum bewohnt, Vegetation
und Tiere fehlen fast völlig.
■ Boa Vista Mit ihren Dünen- und Wüstenlandschaf-
1
1. Eine exklusive Öko-Lodge ist das
Hotel Spinguera in einem Naturpark im
Norden der Insel Boa Vista.
2. „Coole Jungs“ bieten Touristen eine
Tour mit dem Fischerboot an.
3. + 4. Für stilvolle Gastfreundschaft
steht das Hotel Morabeza in Santa
Maria auf der Insel Sal.
5. Am Strand Praia de Chaves auf
Boa Vista reichen die Sanddünen
bis ans Meer.
2
3
5
4
97
ten und den sehr langen, einsamen Sandstränden (55
km) ist die Insel ein Magnet für Surfer und Taucher
und wurde daher zum Ausbau touristischer Infrastruktur (internationaler Flughafen) freigegeben.
■ Santiago Mit 991 km² die größte Insel der Kapverden, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des
Landes; fast die Hälfte der Gesamtbevölkerung lebt
hier. Das Inselinnere ist gebirgig mit tiefen Tälern, nur
in höheren Lagen gibt es üppige Vegetation, ansonsten karg und trocken.
■ São Vicente Insel mit der zweitgrößten Bevölkerungszahl; sehenswert ist Mindelo, das mit seiner
langen Tradition als Hafenstadt und den Bürgerhäusern aus dem 19. Jh. heimliche Hauptstadt der Inseln
ist. Sao Vicente selbst ist relativ flach und wasserarm,
Vulkanismus und Erosion prägen das Bild der Insel.
■ Santo Antão Geografisch zweitgrößte und eine der
schönsten Inseln, wenige Touristen, sehr bergig und
wasserreich, gut zum Wandern & Tauchen geeignet;
Ribeira do Paul ist der grünste Ort der Kapverden.
■ Fogo Die annähernd kreisförmige Insel ist als Vulkaninsel geprägt durch wilde Mondlandschaften aus
Basaltgestein; das feuchte Klima sorgt für tropische
Vegetation mit Weideland, Weinreben, Bananen- und
Kaffeeplantagen im Nordosten. Sao Filipe ist eine
malerische Kolonialstadt.
■ São Nicolau Natur pur und ideal zum Wandern
& Mountainbiken, weniger geeignet für Strandliebhaber, kaum Touristen. Die gleichnamige Stadt mit
ihren pastellfarbenen Häusern, schönen Plätzen und
verwinkelten Gassen ist einen Besuch wert.
■ Maio Die nur 269 km² große Insel ist stark durch
Erosion geformt und hat großteils Wüstencharakter;
Fischerdörfer und lange weiße Strände machen die
Insel zum Paradies für Badeurlauber, die keine hohen
Ansprüche in Sachen Unterkunft stellen.
■ Brava Mit 64 km² die kleinste (und angeblich
schönste) der kapverdischen Inseln im Südwesten
des Archipels; sehr blumig und fruchtbar (Zuckerrohr- und Bananenplantagen), eher feucht (mehrere
Heilquellen), einsam gelegen, schön zum Wandern.
Ein Schnellboot verbindet Brava und Fogo mehrmals
wöchentlich, dennoch muss ein Besuch der Insel
organisiert werden.
tipp
 trip
kapverdische inseln
groß wie Kaninchen, und fangfrisches TunaSashimi auf der stimmigen Holzterrasse
über dem Atlantik auftischen zu lassen. Hier
peitscht der Ozean meterhohe Wellen an
die Kaimauern, während wir uns an zarten
Percebes-Entenmuscheln delektieren. Dazu
wird Grogue serviert, ein hochprozentiger
Zuckerrohrschnaps und kapverdisches
Nationalgetränk, begleitet von sentimentalen Klängen der Morna, der landestypischen,
moll-lastigen Musikrichtung Cabo Verdes.
Melancholisch und herzbetörend. Aber auch
die lebhaftere, fröhliche Coladeira ist auf den
Inseln sehr beliebt und unterstreicht das spezielle Lebensgefühl der Kapverdianer. Nicht
weiter verwunderlich, dass das Insel-Motto
„No stress“ lautet. Es steht auf T-Shirts wie
Sammeltaxis und wird zum gelebten Grundprinzip im Alltag. Leider hat das manchmal
Auswirkungen auf die Flugpläne, was uns zunächst auf die Palme bringt, später dafür eine
unvergessliche Überfahrt mit dem Trimaran
nach Boa Vista beschert.
Der Trip ist allerdings nichts für jene, die zu
Seekrankheit neigen, sondern ein kühnes Erlebnis, das erfahrene Segler nicht verpassen
sollten! Nach zirka 2,5 Stunden Schaukeln
auf hoher See geht es in einem Sammeltaxi,
den beliebten Aluguer, quer über die Insel.
Auch dort werden bald Ferienwohnungen
und Hotelresorts hochgezogen, heißt es.
Etwa das geplante White Sands Resort am
noch unberührten Santa-Monica-Strand im
Süden der Insel. Wer von den Stränden auf
Sal bislang bloß verhalten begeistert war,
wird hier vor Freude jauchzen. Während sich
80 Prozent der Touristen am breiten Strand
von Praia da Chave tummeln, ist an den
restlichen 55 Kilometern die Abgeschiedenheit groß.
Öko-Chic statt goldener Wasserhähne
In naher Zukunft sollen jedoch 30 Flugzeuge
täglich auf dem noch von Mussolini errichteten Flughafen Boa Vistas landen. Und ähnlich
wie auf Fuerteventura schrecken die Verantwortlichen nicht vor Bausünden (in der Nähe
des Flughafens etwa ein Monsterbau der RiuGruppe) zurück. Dass es auch anders geht,
erleben wir im Öko-Hotel Spinguera. Den
Aufenthalt dort muss man sich aber erst verdienen: Über Steinpisten (befestigte Straßen
gibt es auf Boa Vista wenige) geht es durch
eine karge Mondlandschaft in Richtung Bofareira, an einem kleinen Dorf vorbei, wo selbst
in der brütenden Mittagshitze Kinder Fußball
spielen und die Alten vergnügt ein Schwätzchen halten. Von dort aus durchqueren wir
die Deserto de Viana, eine Mini-Wüste, die
durch Sahara-Sand entstanden ist: knorrig
und staubig, nur da und dort ein paar Purgiernuss- und Akaziensträucher, dafür unzählige
Ziegen. Und dann – ganz unverhofft – öffnet
sich der Blick auf das schier unendliche unbesiedelte Nordufer des Atlantiks und das kleine
Hoteldorf Spinguera, das im Herzen eines
Naturparks liegt. Die ehemalige Kalkarbeitersiedlung wurde mit aufwendiger Restaurierung zu neuem Leben erweckt und vom
italienischen Ehepaar Larissa und Alessandro
in eine traumhafte Ruhe-Oase verwandelt.
Bewusst wurde die Öko-Lodge nicht zum
superchicen Luxusquartier getrimmt, pflegt
man dort vielmehr ein einfaches bäuerliches
Leben, der Geschichte des Ortes und dessen
Vergangenheit Respekt zollend. Fernsehen,
Klimaanlage oder Pool gehören ebenso wenig zum Standard wie All-inklusive-Konzepte
oder Animation. Dafür gibt’s herzlichen
Top-Service. Ach ja, und gestärkte Leinentischwäsche, liebevolle Tischdekoration und
köstliche kapverdisch-italienische Küche. Larissa ist eine perfekte Gastgeberin und hat die
zwölf mit Palmwedel gedeckten Unterkünfte
mit netten kleinen Details wie Muscheln,
Treibgut, bäuerlichen Gerätschaften und
ihren wunderbaren Fotografien versehen.
An diesen gottverlassenen Stränden legen
jedes Jahr Meeresschildkröten ihre Eier ab,
lassen sich meterhohe Wellen erleben oder
Fischer zum Fang begleiten. Luxus definiert
sich bei einem Kapverden-Urlaub denn auch
nicht durch Butler-Service und goldene
Wasserhähne, sondern durch ein Natur-purErlebnis, durch Entschleunigung und die
Begegnung mit der herzlichen Bevölkerung.
Hier geht Tourismus mit dem kapverdischen
Leben noch freundlich und harmonisch einher. Nur manchmal wird die Idylle gestört:
Nach ein paar Tagen ist in Spinguera die
Sahara ganz nah – ein kräftiger Passatwind
treibt Sand aus der Wüste über Boa Vista
und die Sonne zeigt sich nur noch fahl am
Himmel. So beschließen wir frühzeitig nach
Santiago aufzubrechen und von dort weiter
zur Vulkaninsel Fogo zu fliegen. Inselhopping ist ohnehin ein touristisches „Must“,
weil jedes Eiland seine unverwechselbare
Besonderheit hat.
Vom Tropental zum Feuerberg
Fogo ist geprägt vom faszinierenden, aktiven
Vulkan Pico de Fogo, dessen 2.829 Meter
hoher Kegel von Weitem erkennbar ist. Im
Gegensatz zur kargen Inselebene erwartet
uns auf der Caldeira-Hochebene ein unwirklich scheinendes, farbenprächtiges Paradies
aus fruchtbaren Lavagärten, Weinbergen und
weiß gekalkten Flachdach-Häusern. Hier auf
1.500 Metern Höhe herrscht eine fast unheimliche Stille, bis ganz unerwartet MornaMelodien aus den Dorfhäusern tönen und
wir dem Zauber der Kapverden endgültig
verfallen sind.
98
Mit der portugiesischen TAP
oder per Charter mit Tuifly oder
Condor nach Sal oder Boa Vista;
Reisezeit ist das ganze Jahr
über; von Oktober bis Juli weht
der Passat und das Wetter entspricht mit wenigen Ausnahmen
einem schönen sonnigen JuniTag in Europa; Mitte Juli bis Ende
September kann es vermehrt
regnen, Temperaturen liegen
zwischen 20 °C und 30 °C.
1
Der Reisepass muss über das
Rückreisedatum hinaus mindestens 6 Monate gültig sein; als
Europäer und Schweizer kann
man das erforderliche Visum bei
den Botschaften und konsularischen Vertretungen im Voraus
beantragen; vor Ort können die
Formalitäten lange dauern.
21
3
4
Mit der TACV kommt man
innerhalb der Kapverden in Propellermaschinen nach Sal, São
Vicente, São Nicolau, Santiago,
Fogo und Boa Vista; günstig ist
ein Air-Pass; Schiffe sind nur unregelmäßig und teilweise lange
unterwegs. Ausnahme: Die Fähre
zwischen São Vicente und Santo
Antão fährt täglich.
■ Hotel Oásis Salinas Sea
1. - 3. Dem Leben entgegen:
Auf Boa Vista helfen Kinder
am Strand geschlüpften
Jungschildkröten ins Meer
und erhöhen damit deren
Überlebens­chancen.
4. Dramatische Topografie:
Mehr als 2.800 Meter ragt der
ebenmäßige Vulkankegel der
Cabo-Verden-Insel Fogo in
den Himmel, über 5.000 Meter fällt er in den Atlantik ab.
5. Logenplatz mit Traumkulisse: das Hotel Odjo
d’Agua.
6. Außergewöhnlich dimensioniert: das Hotel Melia Dunas.
italienischer Hand, für RobinsonCrusoe-Urlaub vom Feinsten.
12 Unterkünfte (1 Villa, Appartements, Doppelzimmer) mit
eigener Terrasse bzw. Vorgarten,
kostenfreies WLAN in den öffentlichen Bereichen, Sonnenterrasse, Restaurant, Bibliothek, Shop,
Hängematten und Cabanas am
Atlantik, exzellenter Service,
herrliche kapverdisch-italienische Küche.
www.spinguera.com
■ Melia Dunas Beach Resort
Nur wenige Minuten von der
Kolonialstadt Santa Maria und
dem internationalen Flughafen
entfernt, offeriert die MegaFerienanlage mit 1.156 Unterkünften ein AI-Konzept mit
eigenem Executive-Level,
7 Pools (5 für Erwachsene, 2 für
Kinder), Spa, Fitness, 5 Restaurants, 14 Bars, Amphitheater für
Shows, Boutiquen, Friseursalon,
2 Tennisplätze, Beach-Volleyball.
www.melia.com
■ Odjo d’Agua
Auf einem Felsvorsprung am
Meer mit direktem Zugang
zum feinsandigen Strand von
Santa Maria; im Hazienda-Stil
mit Innenhof; einziges Haus in
kapverdischem Besitz. Kleiner
Open-Air-Spa, Restaurant, Bar,
Terrasse mit Swimmingpool,
kleiner Strandabschnitt neben
dem Hotel.
www.odjodagua-hotel.com
Das 5-Sterne (Landeskategorie!)
Hotel liegt am Sandstrand von
Santa Maria in Sal, 338 Zimmer
und Suiten, 3 Restaurants, 3
Bars, Salzwasserpool, 2 Kinderbecken, Whirlpool, kl. Fitnessraum, kl. Spa; T +238 242 23 00,
www.oasisatlantico.com/en/
salinassea
■ Hotel Morabeza
Das erste Hotel der Kapverden
ist nach wie vor die stilvollste
Unterkunft. Die 2,8 ha große
Anlage liegt direkt am Strand von
Santa Maria. 140 geschmackvolle
Zimmer und Suiten (mit Balkon
oder Terrasse, Garten- bzw. Minigolfplatz-Blick), Fitnessraum,
Minigolf, Billard, Tischtennis, 2
Tennisplätze, 3 Restaurants, 3
Swimmingpools, 3 Bars, Friseur,
2 Boutiquen, Massage.
www.hotelmorabeza.com
■ Spinguera Ecolodge
An der unverbauten Nordküste
Boa Vistas, ca. 500 m vom Strand
entfernt, umweltfreundlich, in
99
5
6
■ Marea
Ein paar Holztische in einem
kleinen Innenhof in Santa Marias
Wohngegend, aufmerksamer
Service und köstliches italienisches Essen bringen dem
italienischen Betreiberpaar eine
große Fangemeinde. Reservierung empfohlen. Santa Maria,
Rua Salinas 341
■ Atlantis
Hübsches französisches Strandrestaurant mit mehrsprachigem
wie aufmerksamem Personal
und gepflegter Küche; abends
Livemusik. Santa Maria (gleich
neben dem Hotel Morabeza)
■ Le Prive
Die wenigen Tische des romantischen Garten-Restaurants mit
seinem Saint-Tropez-Flair sind
immer voll – nicht zuletzt der
eleganten französischen Küche
wegen. Unbedingt die selbstgeräucherten Fische probieren!
Santa Maria, Rua 15 Agosto
www.leprivesal.com
■ Forolin
Das Terrassenrestaurant unmittelbar am Atlantik bietet eine
große Auswahl nationaler und internationaler Gerichte à la carte,
darunter fangfrische Langusten
und Meeresfrüchte.
Hotel Odjo d’Agua, Santa Maria
www.odjodagua-hotel.com
hoteltest mallorca
mallorca
Vom Bankgebäude zum Boutique hotel
HOTEL CORT
U
Lage | Im Herzen von Palmas
Altstadt zwischen der Kathedrale und dem Plaza Mayor
Kategorie | 4-Sterne-Superior
Boutique Hotel, Mitglied der
Design Hotels TM
Architektur | Historisches
Bankgebäude aus dem 19. Jh.
mit fließenden Übergängen zu
einem zeitgemäßen Designhotel
Zimmer | 16 Suiten und
Zimmer; Island Suite (70 m2)
237–318 €, Plaza Suites (43–45
m2) 203–257 €, Intimate Suites
(38–53 m2) 166–210 €*
CCircle Tipp | Island Suite mit
Dachterrasse oder eine Suite
mit Blick auf den Placa de Cort
(falls man nicht besonders
lärmempfindlich ist)
Stil & Ambiente | Hinter der
historischen Fassade versteckt
sich ein modernes Stadthotel.
Facilities | Erstklassiges Restaurant/Bistro, Café, Außengastronomie, Hotelbar, Sonnenterrasse mit kleinem Pool
Spa | Kein Spa
Service | Sehr aufmerksam
und persönlich, gut geschult
Kontakt & Info | Plaza de
Cort, Palma, T +34 971 213 300
www.hotelcort.com
nmittelbar am Rathausplatz von Palma,
umgeben von Shops, Galerien, Cafés und
Tapas-Bars, also inmitten des quirligen
Lebens, liegt dieses wunderbar restaurierte
Stadtpalais aus dem 19. Jahrhundert. Aus
der ehemaligen spanischen Kreditanstalt
wurde ein kleines Stadthotel mit 14 Suiten
und zwei Doppelzimmern geschaffen. Während die
rote Fassade des historischen Gebäudes ein Hingucker ist, wird einem neuen Gast nicht gleich klar,
dass sich darin ein ungewöhnlich designtes Refugium befindet, denn auf einen deutlich erkennbaren
Schriftzug des Hotels wurde verzichtet. PrivathausAtmosphäre vermittelt das Entrée, wo man herzlich
begrüßt wird und zu seiner Suite geleitet wird. Die
Erklärungen zum Haus lassen spüren: Hier fühlt sich
offenbar nicht nur der Gast wohl. Die Einrichtung,
so hören wir, trägt die Handschrift des mehrfach
ausgezeichneten spanischen Innenarchitekten
Lazaro Rosa-Violan, dem es sichtbar gelang, die
traditionellen Symbole und Materialien des ehemaligen Bankhauses mit modernem Design zu kombinieren. Holzböden wechseln sich mit Mosaikfliesen
ab, große opulente Spiegel und antike Lampen,
die von massiven Holzdecken hängen, sorgen für
warmes Licht. Die Farben des Interieurs sind von der
Insel Mallorca inspiriert: Marineblau, Piniengrün und
Unser Rating 86 Punkte, Details auf Seite 140
Terrakotta. Ausladende Sessel, Sofas und ein breites
Bett mit kuscheligen Kissen sorgen für individuellen
Komfort. Ein gekonnter Stilmix, ohne sich zu verzetteln oder überladen zu wirken. Der französische Balkon gibt einen freien Blick auf den Placa de Cort mit
seinem umtriebigen Leben vor dem Rathaus. Dazu
gehören das hoteleigene Straßencafé auf sonnenverwöhntem Kopfsteinpflaster mit einem beeindruckenden, wohl tausendjährigen Olivenbaum davor.
Ein ruhigeres Zimmer auf der Rückseite wird uns
auch angeboten, aber wir haben uns augenblicklich
in diesen wunderschönen Ausblick mit viel AltstadtFlair verliebt. Lärmempfindliche sollten vielleicht bei
geschlossenen Fenstern schlafen oder zum ruhigen
Innenhof wohnen. Alle Zimmer und Suiten, in die
wir einen Blick werfen durften, zeigen, dass Individualität von höchster Priorität ist. Einige Räume sind
mit offenem Kamin oder freistehender Badewanne ausgestattet, andere wiederum – wie etwa die
Duplex Penthouse Suite – punkten mit großer
Dachterrasse, Jacuzzi und 360-Grad-Rundblick über
Palma, den Hafen und das Meer. In der dritten Etage
bietet eine Sonnenterrasse mit Daybeds für alle Gäste eine entspannte Ruhezone inklusive eines kleinen
Pools. Das Restaurant und Café des Hotel Cort haben
sich zu einem Hotspot in Palmas Szene entwickelt.
Bereits am Morgen genießen Hausgäste wie externe
Flanierer nicht nur das köstliche Frühstück à la carte
– unter anderem mit ofenwarmen Croissants, frisch
gepressten Säften und mallorquinischen Sobrasadas,
der luftgetrockneten Streichwurst –, sondern auch
das erwachende Leben eines typisch mediterranen
Ambientes. Am Abend ziehen wir das hoteleigene
Restaurant mit intimer Markthallenatmosphäre vor.
An der Raw Bar erfreuen wir uns an Austern und
Thunfischtartar, ansonsten überzeugt die erstklassige spanisch-mediterran orientierte Küche, begleitet
von einem mallorquinischen Rotwein. Mediterrane
Lebenskunst at its best!
Shooting star im historischen Palma
sant francesc hotel singular
M
it dem im letzten Jahr eröffneten
Sant Francesc Hotel Singular im
Herzen der Altstadt von Palma ist der
Familie Soldevila Ferrer ein großer
Wurf gelungen. Das Attribut „himmlisch“ dürfte hier ausnahmsweise
einmal gerechtfertigt sein, denn wer
oben auf der Rooftop Terrace seinen Drink nimmt
oder im Pool seine Bahnen zieht, blickt auf die
Türme von gleich vier verschiedenen Kathedralen.
Die nur zehn Sonnenliegen und vier Liegestühle
hier am Pool sind allerdings schnell belegt. Der
ehemalige Stadtpalast ist ein architektonisches
Juwel im neoklassizistischen Stil des 19. Jahrhunderts. Während der Restaurierungsarbeiten wurde
akribisch darauf geachtet, die Spuren der Vergangenheit zu bewahren, um sie behutsam mit minimalistischem Design und modernem Komfort zu
kombinieren. Sohn Andrés begleitete jedes Detail.
Die Eingangshalle ist bereits das erste Highlight des
Boutique Hotels. Helle Designermöbel, zeitgenössische Kunst und ein raffiniertes Lichtkonzept
schaffen einen höchst spannenden Kontrast zu
historischen Elementen in Gestalt schwarz-weiß
gefliester Böden, Säulen, Rundbögen oder einer
schwarz gelackten Kassettendecke; und sie
kreieren ein unvergleichlich elegantes, stylisches
Unser Rating 92 Punkte, Details auf Seite 140
Text: Angelika Moeller
120
121
Wohlfühl-Ambiente. Nuria, Mutter von Andrés
und Innenarchitektin, hat ganze Arbeit geleistet.
Versteckte Terrassen, ein Patio und ein idyllischer
Garten bieten viel Platz für genussvolle Entspannung; Olivenbäume und das Rauschen eines
Brunnens schaffen das perfekte Ambiente für die
schicke Lobby-Bar. Alle 42 Zimmer und Suiten
sind aufgrund der historischen Gegebenheiten
sehr unterschiedlich in Größe und Schnitt, zum
Teil mit Holzbalkendecken und Mansardendächern. In der großzügigen Sant Francesc Suite mit
unverstelltem Blick auf die imposante Basilika
und die malerische Plaza schläft man unter restaurierten Deckenmalereien. Überwältigend ist
der 360-Grad-Rundumblick über die Altstadt von
der Terrasse der zweistöckigen La Torre Suite, der
erst am Tramuntana-Gebirge endet. Diniert wird
im eleganten Ambiente des Quadrat Restaurants
in den ehemaligen Stallungen des Stadtpalais oder
im angeschlossenen Garten unterm Sternenhimmel. Chefkoch Simon Petutschnig versteht sein
Handwerk und begeistert mit mediterraner Küche
mit modernem Touch, dazu ein sympathischer,
umsichtiger Service. Sehenswürdigkeiten, Galerien,
Geschäfte, Bars, Cafés sind gleich um die Ecke. Und
auch Strand und Flughafen sind nicht weit.
Text: Heike Neuenburg
Lage | Mitten im Herzen
der Altstadt von Palma und
doch ruhig, 15 Minuten zum
Flughafen
Kategorie | 5*, Mitglied bei
Small Luxury Hotels
Architektur | Außen
denkmalgeschützter, alter
Stadtpalast von 1880, innen
modernes, minimalistisches
Design
Zimmer | 32 Zimmer, 10 Suiten,
7 verschiedene Kategorien.
Superior (25 m2) 122–182 €,
Deluxe (30 m2) 129–194 €,
Privilege (35 m2) 141–219 €,
Junior Suite Typ 1 (40 m2)
169–262 €*
CCircle Tipp | Sant Francesc
Suite mit Deckenmalerei und
großartigem Blick auf die
Plaza de Sant Francesc und
La Torre Suite mit eigener
Dachterrasse
Stil & Ambiente | Eklektischer Mix aus Alt und Neu;
lässig-luxuriöses Wohlfühlambiente
Facilities | Restaurant,
Lobby-Bar, Innenhof, Garten,
Dachterrasse, Swimmingpool, Fitnessraum, Spa,
Tagungsraum
Spa | 2 Behandlungsräume,
Massagen und Schönheitsbehandlungen, Produkte von
Anne Semonin
Service | Perfekt, professionell, persönlich, herzlich
Kontakt & Info | Plaça de
Sant Francesc 5, 07001
Palma, T +34 971 49 50 00
www.hotelsantfrancesc.com