Artikel zu diesem Thema aus der Juni

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Artikel zu diesem Thema aus der Juni
Im Fokus
Nach ihrer schweren Krebserkrankung zeigt USSängerin Anastacia gesundes Selbstbewusstsein
Die Kämpferin
Foto: © Getty Im ages/F ranzis ka Krug
von Ma rcel An ders
Sie misst nur 1,60 Meter, doch
ihre Stimme füllt die größten Hallen: Wenn Anastacias Rockröhre ertönt, ist Gänsehaut garantiert. Bereits das Debüt-Album der 45-Jährigen Not That Kind“ (2000) verkauft
sich über fünf Millionen Mal, Hits
wie I’m Outta Love oder Left Outside
Alone rotieren von da an bei Radiostationen rund um den Globus. 2003
jedoch erkrankt die US-Amerikanerin erstmals an Brustkrebs, zehn
Jahre später kehrt dieser zurück.
Trotzdem lässt die Optimistin sich
nicht unterkriegen. Jetzt ist sie wieder da: mit dem neuen Album Resurrection und neuem Körpersowie Selbstbewusstsein.
Reader’s Digest: Wie geht es Ihnen?
Anastacia: So gut wie schon lange
nicht mehr. Ich habe das Gefühl,
dass ich zurück bin – dass ich endlich wieder machen darf, was ich am
besten kann. Und ich war mir lange
Zeit nicht sicher, ob ich überhaupt
noch einmal die Gelegenheit habe …
Kein Wunder: Im Februar 2013
wurde bei Ihnen zum zweiten Mal
Brustkrebs diagnostiziert, ein halbes
Jahr später haben Sie sich beide
Brüste amputieren lassen.
Das war eine Entscheidung, die ich
schon lange vorher getroffen hatte.
Nämlich zwei Jahre nachdem bei
mir zum ersten Mal Brustkrebs festgestellt wurde. Ich habe mich entschieden, erst einmal abzuwarten,
ob der Krebs wirklich zurückkehrt.
Er kam zurück. Als das klar war, gab
es keine andere Entscheidung.
Fühlen Sie sich seitdem weniger
als Frau?
Zum Glück ist die Technik mittlerweile so weit fortgeschritten, dass
man sich keineswegs weniger weiblich fühlt. Im Gegenteil: Die neuen
Brüste werden nach den Vor➸
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Reader’s Digest stellungen der Patientin rekonstruiert, und das auf eine sehr gesunde,
langsame Art und Weise. Was auch
bedeutet, dass man keineswegs komplett flach und mit fiesen Narben dasteht. Spätestens nach drei Wochen
sind da weibliche Rundungen.
Die dem Original angeblich in
nichts nachstehen?
Sie können sogar besser sein. Gerade
für Frauen, die viel Gewicht verloren
haben oder die mehrere Kinder hatten. Was eine wunderbare Belohnung für das ganze Theater im Vorfeld ist. Eben am Ende sagen zu
können: „Die sind aber süß.“
Demnach hatte die Krankheit auch
einen positiven Effekt?
Auf jeden Fall! Sie hat meine Sicht
auf das Leben wie auf meine Gesundheit komplett verändert. Ich
rühre zum Beispiel keinen Alkohol
mehr an und esse bewusster. Und
egal, ob das nun Krebs ist oder Ärger
mit meiner Plattenfirma: Irgendwie
finde ich immer einen Weg, selbst
die unangenehmsten Dinge erträglich zu gestalten. Eben indem ich
sie nicht zu ernst nehme.
Wie ist es, ins normale Leben zurückzukehren und vielleicht auch wieder
Rendezvous zu haben?
Ich war schon immer ein bisschen
schüchtern. Wenn es ums Zwischenmenschliche geht, habe ich längst
nicht so viel Mut, wie ich gerne hätte.
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Anastacia
Geboren wird Anastacia Lyn
Newkirk am 17. September 1968
in Chicago, Illinois. Als Kind leidet
sie unter der Darmkrankheit Morbus Crohn. Trotzdem wird sie in
den 80ern Tänzerin und Backgroundsängerin. Im Juni 2000 erscheint ihr erfolgreiches DebütAlbum Not That Kind. 2003 erkrankt sie an Brustkrebs, der 2013
zurückkehrt und für eine einjährige
Zwangspause sorgt. Vor Kurzem
ist ihre neue CD Resurrection erschienen. Anastacia ist geschieden und Single. RD
Sprich: Ich bin sehr altmodisch.
Aber ich fühle mich heute nicht
weniger oder mehr sexy als früher.
Und von daher habe ich nach wie
vor mit denselben Gefühlen zu
kämpfen. Wobei es definitiv so ist:
Je älter ich als Frau werde, desto
wählerischer bin ich.
In den Medien kommt es so rüber,
als wäre „Resurrection“ Ihr großes
Brustkrebs-Album.
Ich weiß. Aber seien wir ehrlich:
Das ist nur ein billiger Aufhänger,
der ihnen erlaubt, es als das „Busen“Album abzustempeln. Da kann ich
nur sagen: O. k., ich hatte Krebs, aber
ich hoffe doch, dass ich mehr An­
sehen für meine Stimme genieße
als für meinen Brustumfang.