Essentielles

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Essentielles
Performance Gabriele Fischer 17.2.2001
Klassischer Bauchtanz zu geistlicher Musik
Werte Festgäste!
Geistliche Musik und klassischer Bauchtanz, damit möchte ich gerne meine Festtagsgäste herzlich willkommen heißen.
Diese für manche gewiss sehr ungewöhnlichen Kombination von geistlicher
Musik und klassischem Bauchtanz macht mein persönliches und
tänzerisches Anliegen sichtbar:
Verbindungen schaffen
Tanzend Blockaden als Pforten erkennen
Verbindungen schaffen
nach innen und außen, nach oben und unten, vorne, hinten, rechts, links, im Kreis herum
Verbindungen schaffen
tanzend Lebensglück und Freude empfinden
Verbindungen schaffen
tanzend Einswerden im Ganzwerden
Für mich öffnet der Bauchtanz immer wieder neu spirituelle und
transpersonale Räume, die ich gerne mit anderen teile. Heute Abend das
Amen aus Händels Messias, gesungen vom Chor des Londoner
Kammerorchesters, den Ambrosian Singers, darauf folgen tibetische
Mönche mit dem OM und zum Schluss der Osterhymnus der Mönche des
Klosters von Sagorsk.
Lassen Sie mich noch kurz ein paar Worte zu den musikalischen Werken, die ich für meinen Tanz ausgewählt habe, sagen.
Das Amen in Händels Messias wird zum Mantra und geht wie
selbstverständlich in das tibetisch-buddhistische-hinduistische OM
über. Ich zitiere Joachim Ernst Behrend:
Sergiu Celibidache, der große Dirigent, hat einmal gesagt, dass in
der Pause von Händels berühmtem Chor, vor den beiden letzten "Amen", so
viel geistige Energie stecke wie in den vielen "Amen", die vorher
gesungen werden. Das Stück kulminiert in dieser Stille, im Schweigen
der Sänger.
Ja, Amen und Om gehören zusammen. Beides sind "Urworte". "Im
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Anfang war das Wort" heißt es im Johannes-Evangelium. Und die
Upanischaden, das Hauptwerk indischer Spiritualität, sagen genau und
mit Bestimmtheit, welches Wort da im Anfang war. Om, das Ur-Mantra, von
Millionen von Menschen überall in der Welt meditiert, inzwischen in der
westlichen Welt noch häufiger als in der östlichen. Gott Brahma sprach
Om - und es ward die Welt! Sprachwissenschaftler haben gezeigt: Das
semitisch-hebräische Amen ist aus dem indischen Om entstanden. Das
Letztere wird oft auch als Am gesprochen - auch als Eim und Aum; ein
wenig gedehnt und nasaliert, ist es auf seinem Weg nach Westen zu Amen
geworden.
Die
Tibetischen Mönche singen ihr Om mit einem unerhörten, überquellenden
Reichtum an Ober- und vor allem, was noch viel schwieriger ist, an
Untertönen. Die tibetische Überlieferung führt diese Gesangsweise auf
den Lama Je Tzong Shera Senge zurück. Der erwachte im Jahr 1433 aus
einem tiefen Traum, in dem er eine Stimme gehört hatte, die "anders
klang als alle Stimmen auf Erden" - eine Stimme "wie das dunkle Grollen
eines Bullen", aber mit ihr verbunden, gleichzeitig erklingend, hörte
er einen hohen, reinen Gesang "wie die Melodie eines Kindes". Der Lama
untersuchte, woher die beiden Stimmen gekommen waren, und erkannte: aus
ihm selbst. In seinem Kloster in Lhasa lehrte er die Mönche, mit dieser
Stimme - er nannte sie die "Melodie des einzelnen Tones" - zu singen.
Um sie singen zu können, müssen Rachen, Kehle und Kehlkopfchakra in
jahrelanger Schulung immer weiter geöffnet werden - und zwar so, dass
die Öffnung beherrscht und mit ihr "gespielt" werden kann. Erst dann
wird der Klang so tief wie möglich in den Körper geschickt - über
Brust, Lungen und Sonnengeflecht bis hinunter in Becken und Bauch, den
hara des Zen. Die Mönche weisen darauf hin, dass die Schulung mindestens fünf Jahre - mit täglicher Meditation und Selbsterforschung
verbunden werden muss. "Du musst zum Gefäß werden. Sonst findet der
Klang keinen Raum in dir und geht wieder fort." Sie meinen, es seien
nicht sie, die sängen; die Töne flössen durch sie hindurch, sie seien
nur das dienende Instrument. Ihr Om ist Meditation, der dabei und
dadurch entstehende Klang ist nur ein zusätzliches, zugespitzt
ausgedrückt ein "Abfallprodukt".
Was für die christlichen Kirchen des Westens - und für Händels
Messias - das Weihnachtsfest ist, das ist das Osterfest für die
Ostkirche und Gabriele Fischers Geburtstag liegt genau zwischen Weihnachten und Ostern.
Das Troize Sergij-Kloster in Sagorsk, 70 km von Moskau entfernt,
blieb auch in der Sowjetzeit ein Zentrum der tiefen, nie erloschenen
russisch-orthodoxen Frömmigkeit. Der Osterhymnus, den die Mönche des
Klosters Sagorsk singen, besteht aus zwei Teilen. Der erste, die Hymne
Der Engel rief, wird zu Ehren der Gottesmutter gesungen, die als Erste
von der Auferstehung ihres Sohnes erfuhr. Darauf folgt das klassische
Christus ist auferstanden - auf unserer Aufnahme in griechischer,
lateinischer und alt-slawischer Sprache. Es ist der klassische
russische Ostergruß. Der Grüßende sagt Christus ist auferstanden, und
der Gegrüßte antwortet: Er ist wahrhaftig auferstanden.
Verbindungen schaffen, die vom Tod ins Leben führen. Spirituelle und
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transpersonale Aufgaben von Tanz. Davon kündet mein Tanz, eingerahmt
von geistlicher Musik heute abend.
Ich tanze und rufe damit allen Festgästen heute abend zu: lasst euch nicht unterkriegen - lebt.
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