Schwämme bewohnende Garnelen im Süßwasser

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Schwämme bewohnende Garnelen im Süßwasser
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PRISMA
Regelmäßige,
5-armige Arten
Unregelmäßige,
fissipare Arten
A. batheri
A. byrnae
A. cepheus
A. coronata
A. halseyae
A. iranica
A. limboonkengi
A. lorioli
A. marshae
A. minor
A. oharai
A. richmondi
A. rosea
A. rowley
A. samyni
A. scobinata
A. watersi
A. anomala
A. burtonii
A. colemani
A. conandae
A. corallicola
A. doranae
A. moosleitneri
A. yairi
Die beiden Spezialisten Mark O’Loughlin
und Francis Rowe (Victoria Museum, Melbourne, Australien) haben nun diese Seesterne in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet
untersucht und herausgefunden, dass nicht
nur die unregelmäßige kleine und die regelmäßige große Form unterschiedliche Arten
Aquilonastra halseyae ist die regelmäßige Form
von den Malediven.
Die indonesisch-philippinische Art A. cepheus
ähnelt A. marshae, wird aber mit größer (fünf Zentimeter Durchmesser).
Fotos: J. Hinterkircher
sind, sondern dass sich beide Formen je
nach Fundort stark unterscheiden, so dass
es notwendig wurde, die Identität bestehender Namen zu überprüfen und auch gleich 13
neue Spezies zu beschreiben.
Burtons Seestern gibt es natürlich weiterhin; er heißt jetzt Aquilonastra burtonii. Der
Name ist jedoch nur auf die kleine (bis 1,5
Zentimeter große), mit unregelmäßigen Armen ausgestattete und fissipare (also sich
durch Teilung fortpflanzende) Art des Roten
Meeres beschränkt. Sie hat sich allerdings
durch den Suezkanal bis ins östliche Mittelmeer ausgebreitet.
Eine Zuordnung zu dieser Art scheint also
einfach, ist sie aber nicht, da im Norden des
Roten Meeres, im Golf von Suez und ebenfalls
im Südosten des Mittelmeeres eine weitere
kleine fissipare Art vorkommt. Sie wurde
A. yairi genannt, nach dem israelischen
Forscher Yair Achituv, der sie an den Küsten
beider Meere gefunden hat.
Aquilonastra yairi unterscheidet sich von
A. burtonii durch mehr Stacheln pro Platte
an der Unterseite (vier im Gegensatz zu zwei
bei A. burtonii) sowie kleinere und mehr in
regulären Reihen stehende Platten auf der
Oberseite.
Die größere, regelmäßig fünfarmige Form
des Roten Meeres bekam jetzt den Namen
Caridina spongicola
Schwämme bewohnende Garnelen
im Süßwasser
In Korallenriffen kommen oftmals Dutzende
von Schwammarten zusammen vor. Einige von
ihnen sind Lebensraum für Garnelen der Gattung Synalpheus. Diese Krebse halten sich in
den Ausströmöffnungen der Schwämme auf
und ernähren sich von deren Ausscheidungen,
möglicherweise auch von Schwammgewebe.
Zudem bieten die engen, röhrenartigen Gänge des Schwammes Schutz vor Fressfeinden.
Über die Biologie der Schwämme bewohnenden Garnelen ist bisher wenig bekannt (eine
Übersicht findet sich bei Duffy 2002). Interessanterweise zeichnen sich die Garnelen
durch eine hohe Spezifität aus, das heißt,
dass jede Art nur auf einer oder wenigen
Schwammarten vorzukommen scheint.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern um
Kristina von Rintelen von der Humboldt-Uni-
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6/2007 ·
· 60. Jahrgang
versität zu Berlin hat kürzlich die erste
Schwämme bewohnende Garnele in einem
Süßgewässer gefunden (von Rintelen et al.
2007). Die Entdeckung gelang im Towutisee
(Malili-Seen-System) auf der indonesischen
Insel Sulawesi. Die Seen dieser Insel zeichnen sich durch ihre endemische Fauna aus
Fischen, Gastropoden und Crustaceen aus.
[Anmerkung der Redaktion: Auf dem Programm des diesjährigen Datz-Forums steht
auch ein Filmbeitrag über Sulawesi mit Unterwasseraufnahmen aus den Malili-Seen;
siehe Seite 29 in diesem Heft!]
Bei der Garnele handelt es sich um Caridina spongicola. Wie die aquaristisch bekannten
Arten hat auch die Schwammgarnele eine direkte Entwicklung und kann sich im reinen
Süßwasser fortpflanzen. Die Art ist mit ihrer
dunkelroten Streifung ausgesprochen attrak-
Oben: Caridina spongicola ist die bisher einzige
bekannte Schwämme bewohnende Garnele des
Süßwassers.
Darunter: Schwämme der Gattung Spongillina
bieten den Garnelen Unterschlupf und Nahrung.
Fotos: Royal Society, London
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Die Zahl der Plattenreihen auf der Unterseite und
die Form und Anordnung ihrer Stacheln sind die
wichtigsten kriterien für die Artbestimmung, hier
A. moosleitneri (Foto: H. Moosleitner).
A. marshae (nach der west-australischen
Forscherin Loisette Marsh).
Diese Art besitzt relativ lange Arme,
erreicht drei Zentimeter Durchmesser und
kann unterschiedlich gefärbt sein: rötlich,
braun und grau gefleckt oder gar rein weiß.
Die ähnliche regelmäßig fünfarmige Form
der Malediven, die etwas breitere Arme
besitzt und ebenfalls rot, braun und grau
gefleckt ist, heißt jetzt A. halseyae (nach
Sheila Halsey von der Seesternabteilung
im Naturhisorischen Museum in London).
Die fissipare, meist sechsarmige Form der
Malediven wurde nach dem Autor dieses Berichtes A. moosleitneri benannt. Beide Arten
sind vor Ort gut auseinanderzuhalten.
So ließe sich die Liste der Arten fortsetzen. Der Laie kann sie bis auf wenige For-
tiv gefärbt. Bisher ist C. spongicola einzig aus
einer etwa zehn Kilometer langen Bucht des
Towutisees bekannt und besitzt somit ein
nur sehr kleines Verbreitungsgebiet.
Aus dem See sind noch weitere endemische Caridina-Arten bekannt, die in felsigen
Zonen leben. Caridina spongicola scheint
die spezialisierteste Art zu sein und ist
ausschließlich in Schwämmen der Gattung
Spongillina zu finden.
Trotz der morphologischen Ähnlichkeit zu
marinen Formen handelt es sich bei der unbeschriebenen Art des Towutisees um einen
echten Süßwasserschwamm. Bis zu 130
Garnelen lassen sich in einem Schwamm,
der bis 20 Zentimeter groß wird, finden.
Die Schwammgarnele scheint sich aus
einem Vorfahren entwickelt zu haben, der
steinige Uferbereiche bewohnte. Die Autoren vermuten, dass Klimaschwankungen die
Evolution der Garnelen-Schwamm-Interaktion begünstigt haben könnten, da bei tiefem
Wasserstand, wenn die felsigen Habitate
trocken liegen, auch eine der anderen Caridina-Arten in Schwämmen gefunden wurde.
men kaum zuordnen, es sei denn, er kennt
ihre Herkunft (siehe oben).
Zur genauen Bestimmung benötigt man
eine kräftige Lupe, denn hier gilt es, die
Stacheln auf den einzelnen Platten der Unterseite zu zählen, die Zahl der Madreporiten festzustellen (regelmäßige Arten haben
meist einen großen, unregelmäßige mehrere kleine, unauffällige) und so weiter.
In dem beigefügten Kasten sind alle in der
Arbeit von O’Loughlin & Rowe beschriebenen Arten aufgeführt, unterteilt in regelmäßige, fünfarmige und unregelmäßige, fissipare Formen.
Die neuen Artnamen lesen sich wie ein
„Who is Who?“ der modernen Seesternforschung, denn hier findet man so ziemlich
alle vertreten, die sich zurzeit mit diesen
Wirbellosen befassen – von Burne & Coleman bis Samyn & Waters.
Wer Genaueres über die einzelnen Arten
wissen will, findet die gesamte Arbeit im
Internet unter http://www.museum.vic.gov.
au/memoirs/v63no2_toc.asp.
Horst Moosleitner
schegoLUX
aqua
aquacolor
Die begrenzte Verbreitung von C. spongicola und des Schwammes macht die Arten
anfällig für Lebensraumveränderungen.
Bauarbeiten für ein Dammprojekt und eine
Nickelmine könnten sich negativ auswirken.
Durch ihre Attraktivität wäre die Garnele
sicher auch aquaristisch interessant, und es
bleibt zu hoffen, dass übereifrige Sammler
die lokalen Bestände der Art nicht gefährden.
Michi Tobler
Literatur
Duffy, J. E. (2002): The ecology and
evolution of eusociality in spongedwelling shrimp. In: Kikuchi, T.
(Hg.): Genes, behavior, and evolution in social insects. University
of Hokkaido Press, Sapporo, Japan.
von Rintelen, K., T. von Rintelen,
M. Meixner, C. Lüter, Y. Cai & M.
Glaubrecht (2007): Freshwater
shrimp-sponge association from
an ancient lake. Biology Letters,
Online-Veröffentlichung.
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60. Jahrgang ·
· 6/2007
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