Bauernblatt SH, Ausgabe 17/2015, Offroad im Wüstensand und auf
Transcription
Bauernblatt SH, Ausgabe 17/2015, Offroad im Wüstensand und auf
m u u r t t ä Sch Gestaltung: Sonja Langbehn Erik von der Decken: Offroad im Wüstensand und auf dem Feld Offroad durch die Wüste Marokkos. Foto: A.L.T. pictures A uf der Crossmaschine durch Marokko, im Schlips nach Berlin oder mit dem Schraubenschlüssel in der Maschinenhalle in Benz. Für Erik von der Decken (24) liegt genau in diesem Mix der Reiz. „Für alles offen sein“, das bedeutet für Erik auch, unterwegs zu sein. So arbeitete er schon in Estland, Kanada, Russland, England und Australien als Erntehelfer. Mit der Crossmaschine war er unter anderem in den USA, Tunesien und gerade erst in Marokko. Als Teilnehmer des Topkurses an der Andreas-HermesAkademie reiste er im Frühjahr nach Berlin und Brüssel. ➤ Abenteuer Marokko Schättruum hatte Glück. Über Ostern kam der Student der Agrarwissenschaften aus Göttingen nach Hause auf den Betrieb in Benz bei Malente. Dort haben wir ihn getroffen und uns beim Felderkiek auf dem Weizenacker auch ein paar Erdklumpen um die Ohren fliegen lassen. Angefangen hat alles mit einer kleinen Yamaha. Da war Erik vier. „Die Motocrossbegeisterung kommt von meinem Vater“, erzählt Erik. Sein Vater fuhr 2005 sogar die Rallye Dakar. Vor Ostern waren die beiden zusammen in der Wüste unterwegs. Zum zweiten Mal. Die erste Tour führte nach Tunesien. In diesem Frühjahr ging es für zwei Wochen nach Marokko. „Aber das kann man nicht vergleichen. Die Landschaft in Marokko ist so vielfältig. In 2.000 m durch den Schnee, an der Grenze zu Algerien durch die Wüste, in Serpentinen durch steiniges Gebirge und dann bei 35 °C die Atlantikküste entlang, das macht einfach Riesenspaß.“ Wenn Erik erzählt, leuchten seine Augen. „So eine 100 m hohe Düne hochzufahren, ist schon der Wahnsinn.“ Aber es geht nicht nur darum, „einfach nur quer durch die Wüste zu knallen“. Erik, der mit seinem Vater und weiteren 23 Motocrossern auf der von Dirk von Zitzewitz organisierten Tour unterwegs war, erzählt auch von riesigen überdachten Gewächshäusern an der Atlantikküste. „Wir haben natürlich mal reingeschaut. Kaum zu glauben, Hunderte Hektar überdacht für Paprikaund Tomatenpflanzen“, ist der Motocrosser auch ganz Landwirt. ➤ Felderkiek mit der Crossmaschine In seiner Freizeit, also momentan ziemlich selten, trifft sich Erik gern mit Freunden aus seiner Zeit, als er noch bei den Norddeutschen nahe gelegenen Kieskuhle: Sandwand hoch, wer schafft es am höchsten? Hause in Benz. Derzeit ist Erik selten zu steht fest, will s Nach dem Studium, da n elterlichen de f au en er zurückkomm Iselt-Segert in thr Ka : tos Fo Betrieb. Meisterschaften mitfuhr. Mit Friedrich und Philipp von Bülow zum Beispiel. Dann geht es zur Ansonsten setzt er gern einfach nur den Helm auf und fährt querfeldein durch Wälder und Wiesen. Das tut gut, nach dem Büffeln für die Prüfung in Agrarökologie. Oder Erik fährt zum Felderkiek über die Äcker: 200 ha Weizen, Mais und Raps. Die Böden sind schwer. Gestern hat es geregnet. Die Fahrspur ist glitschig. Erik gibt Gas, Erdklumpen spritzen auf. Er cross gelernt: das Schrauben. „Aber das ist ganz gut, das brauche ich für die Landwirtschaft“, sagt er. „Motocross und Landwirtschaft lassen sich gut verbinden.“ Dass er als Bruder von drei Schwestern einmal den Familien- spielt mit Kupplung und Bremse und fährt dann einen Wheely in der Fahrgasse. „Mein Vater kann das noch besser“, sagt Erik. Von ihm kennt er auch den Felderkiek mit der Crossmaschine. „Eigentlich kenne ich Vater nur so auf den Feldern“, grinst er. „Im Sommer zur Erntezeit kommt so auch die Ablösung mit Kuchen und Kaffeekanne. Wir sammeln auch Steine mit der Crossmaschine. “ Und noch etwas hat Erik durch das Moto- betrieb weiterführen wird, steht für den 24-Jährigen schon lange fest. ➤ Im Schlips nach Berlin Genauso wie es für Erik seinen Reiz hat, an seiner Maschine zu schrauben, so gern mag er auch die Großstadtluft – für eine Weile. Beim Topkurs der Andreas-Hermes-Akademie hatte er dazu Gelegenheit, war unter anderem in Brüssel und Berlin. Erstmals hatte jeder Teilnehmer die Möglichkeit, als Junglandwirt ein Vier-AugenGespräch mit einem Bundestagsabgeordneten aus seiner Heimat zu führen. Erik traf so die SPD-Politikerin Bettina Hagedorn (Foto). Beim Topkurs hat er außerdem die Idee für seine Bachelorarbeit gefunden. Eigentlich wollte er über die „Auswirkungen der agrarpolitischen Einflüsse in Russland“ Foto: AHA Eriks Tipp Die Ausrüstung Wer sich für Motocross interessiert, kann sich zunächst eine günstige Maschine kaufen. Die kostet zwischen 2.000 und 3.000 €. Hinzu kommen für Helm, Protektoren (Knieschoner, Neck Brace) und Stiefel – gibt es alles gebraucht – noch einmal etwa 200 bis 300 €. schreiben. Doch trotz seiner guten Russischkenntnisse erwies sich das Materialstudium im Internet als ziemlich kompliziert. Stattdessen wird es nun um ein Konzept für einen „Hofladen 2.0“ in Hamburg gehen, das Ingwer Feddersen aus Wanderup mit einem weiteren Topkurs-Teilnehmer aus Vechta entwickelt hat. Erik übernimmt dafür die Marktanalyse. „Die Trainer aus dem Topkurs haben uns dafür schon viel Material zugeschickt.“ Noch sei das alles nur Theorie, sagt der Student. Aber spannend findet er das Großstadtprojekt auf jeden Fall. Kathrin Iselt-Segert