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dossier.mobile music Wenn das Handy zur Musikplattform wird Wo die Musik spielt München – Das Bedürfnis nach mobilen Unterhaltungsinhalten wächst rasant. Das fördert die Produktvielfalt. Für jugendorientierte Fernsehsender wie MTV und RTL II gehören Mobil-Entertainment-Anbieter zu den wichtigsten Werbekunden. Und die Briten führen gerade neue Charts ein: die Top 20 der Klingeltontitel. Musik bleibt in Bewegung. Auf dem Vormarsch: Mobil war Musik schon immer – mit einem Handy wie dem SX-1 Music von Siemens wird sie jetzt noch leichter Fotos: ddp/Siemens; Kollage: musikwoche mobile music.dossier In den vergangenen zwei Jahren hat ein neues Geschäftsfeld der Medienbranche an Fahrt gewonnen: Mobile Entertainment. Und diese Entwicklung wird sich künftig noch enorm beschleunigen, nachdem die UMTS-Netze in den Ballungsgebieten gestartet sind. Auch für die gebeutelte Musikbranche ergeben 24/2004 sich in diesem Bereich neue Absatzmöglichkeiten, die man noch vor wenigen Jahren kaum beachtete. Inzwischen jedoch hat man die Zeichen der Zeit erkannt, denn nur mit „ein oder zwei Formaten lässt sich der Aufwand bei Produktion und Marketing von Musik kaum noch realisieren“, so Stefan Schulz von Universal Mobile. Der Bereich „Mobile Entertainment“ könnte sich dabei für die Musikbranche mit ihrer Kernkompetenz für Inhalte tatsächlich als das lang erhoffte neue Standbein erweisen. Die Zahlen, die der noch junge Markt aufzuweisen hat, sprechen jedenfalls für sich. So lag 2003 der weltweit mit Handy- 3 9 dossier.mobile music spielen, Logos und Klingeltönen erzielte Umsatz bei 1,2 Mrd. Euro, heuer soll er auf 3,1 Mrd. Euro steigen, für 2005 werden gar 4,9 Mrd. Euro erwartet. Das US-Marktforschungsunternehmen Jupiter Research prognostiziert für 2008 einen Umsatz von 9,1 Mrd. Euro. Und Deutschland? Allein hier wurden 2003 für Logos und Klingeltöne 164 Mio. Euro ausgegeben; die Nachfrage wächst ständig. Die GEMA nahm im gleichen Zeitraum aus den Abgaben auf Klingeltönen rund fünf Mio. Euro ein; diese Verwertungsschiene wird auch für Autoren und Interpreten immer interessanter. Entertainments mit monophonen Klingeltönen und Schwarz-Weiß-Logos schufen die Hardware-Entwickler erst die Voraussetzungen für einen Markt, der von den Telekommunikations-Providern nur langsam und zögerlich wahrgenommen wurde. Mit dem Erreichen hoher technischer Standards der Endgeräte – schon glänzen selbst Einsteigermodelle mit Farbdisplays, MMS-Fähigkeit und mehrstimmigen Klingeltönen – wächst die Macht der Carrier. Sie bieten über ihre Kundenportale T-zones, Vodafone Live!, O2 Active und E-plus-i-Mode, die auf den Endgeräten voreingestellt sind, einen bunten Strauß von Inhalten an. Entwickler und Publisher, denen es nicht gelingt, die Telekommunikationsanbieter zur Zusammenarbeit zu bewegen, verlieren damit den direkten Kundenkontakt und einen wichtigen Vertriebskanal. Die Carrier sind sich ihrer Schlüsselstellung bewusst, wie Kai Hennings von Vodafone D2 schon auf dem Münchner Expertenforum der MBA zum Thema Mobile Entertainment im vergangenen Herbst betonte: „Wir werden nicht bei unseren Leisten bleiben. Wir testen, was mobil möglich ist, um für uns einen begrüßt. Bei Vodafone kostet die Einrichtung des Dienstes rund zwei Euro, monatlich werden dann noch einmal 99 Cent fällig. Da Ring-Up-Tones nicht auf dem Endgerät des Kunden gespeichert werden müssen, entfällt die Möglichkeit unlizensierter Nutzung oder Weitergabe. Handy als Vertriebsmodell Auch T-Mobile setzt auf die wählbaren Rufzeichen, hier tragen sie den Produktnamen SoundLogo. Doch musikalische Inhalte sollen künftig nicht nur zu neuen Produkten für die individuelle AusgestalZahlen einfach per Handy tung der Massenware Mobiltelefon verarbeitet, sondern auch gleich mobil vertrieHinzu kommt: Während sich die Angeboben werden. Vodafone beispielsweise sieht te von Musik-Downloads im Internet nur das Handy als Allround-Gerät in Sachen langsam etablieren können, erweist sich Musik. Geplant sind Downloads kompletdie Kundenakzeptanz auf dem Mobileter Musikstücke in MP3-Qualität auf entMarkt gegenüber bezahlpflichtigen Angesprechend ausgestattete Mobiltelefone boten um ein Vielfaches höher. Die im über das Endkundenportal Vodafone Live!. Internet übliche Konsumentenhaltung – O2 hat mit dem DMP, dem Digital Music „alles umsonst, aber hochwertig und Player nach dem Vorbild von Apples iPod, schnell“ – scheint deutlich weniger ausgebereits einen eigens entwickelten MP3prägt. „Es lässt sich eine hohe Bereitschaft Player im Angebot, über den via kompades Kunden feststellen, für den Download tiblem Handy Musik herunter geladen und zu zahlen“, betont Robert gespeichert werden kann. Wiedemann, Gruppenleiter Vertragskunden sollen das für den Bereich Downloads Gerät für rund 50 Euro innerhalb der Abteilung erwerben. Über KooperatioContent Services bei Vodanen mit den Partnern Unifone. Dies mag daran liegen, versal, Warner, Kontor, dass die Geschenkökonomie Viva, BMG und Sony Music des Internets auf mobilen bietet der Active-MusicEndgeräten aus technischen Dienst über 20.000 Titel an. Gründen nicht Fuß fassen Mitte des Jahres, also bald, konnte; auch daran, dass soll der Dienst auch Prevon Anfang an schnelle, Wollen beim mobilen Geschäft der Zukunft mitmischen (v.l.n.r.): Stefan Schulz paid-Kunden zur Verfügung sichere und komfortable (Universal Mobile), Stratton Sclavos (VeriSign) und Ulrich Järkel (BMG) stehen. Lutz Schüler, Senior Micropayment-Systeme zur Vice President Product MarVerfügung standen: Die Gebühren für keting von O2: „Mit dem Digital Music Mehrwert zu erzielen. Derzeit fühlt sich mobile Inhalte werden in der Regel mit der Player und dem O2 Active Music Service Vodafone im Multimediabereich sehr Telefonrechnung erhoben oder direkt vom haben wir ein Angebot, das perfekt auf die wohl.“ Wie viel Potenzial der MobileGuthaben der Prepaid-Karten abgezogen. Wünsche und Bedürfnisse unserer jüngeEntertainment-Markt noch für findige Damit können sie auch von Minderjähriren Zielgruppe zugeschnitten ist.“ EinzelProduktanbieter bereit hält, zeigen immer gen genutzt werden, die zwar oft ein hohes ne Titel kosten inklusive aller Übertrawieder neue Services. So bietet Vodafone Interesse an Musik und Popkultur mitbringungsgebühren je nach Aktualität ab mit Ring-Up-Tones seit einigen Monaten gen, in der Regel aber nicht über eine Kre99 Cent. Über das Portal werden auch sozusagen „inverse“ Klingeltöne an, die ditkarte verfügen. Für die kommerzielle Cross-Media-Inhalte wie Klingeltöne von sich steigender Beliebtheit erfreuen. Hat Verwertbarkeit mobiler Inhalte erweisen Chart-Hits, Musik-Infodienste per MMS, ein Teilnehmer den Dienst abonniert, wersich die Billingsysteme als Dreh- und Party- und Konzerttipps sowie Musikden alle Anrufer schon beim VerbindungsAngelpunkt. In der Pionierzeit des Mobile Chats und -Foren angeboten. T-Mobile aufbau mit einem aktuellen Chart-Hit 10 24/2004 mobile music.dossier ne sind kleine Kurzfilme, die sich ähnlich engagiert sich ebenfalls verstärkt im Bewie konventionelle Klingeltöne bestimmreich Mobile Music. Der Dienst „Mobile ten Anrufern zuordnen lassen. Bei Jamba! Jukebox“ soll das Handy zur Musikbox denkt man aber auch über aktuelle Musikmachen. Mit dem Service, der auf dem videos zum Klingelton nach: „Bei vielen Open Mobile Alliance Standard 1.0 basiert, Produkten bietet Jamba! ein Novum“, bekönnen Nutzer des Kundenportals T-zones tont Oliver Samwer, Vorstand der Jamba! ihren Lieblingstitel aussuchen, zur Probe AG. Das Portal wolle seinen Kunden „mehr hören und herunterladen. Allerdings hanSpaß, mehr Unterhaltung und mehr Nutdelt es sich dabei nicht um den Originalzen bringen“. Ende Mai gab Jamba! track, sondern um einen so genannten bekannt, dass VeriSign, ein kalifornischer „Mobile Mix“, eine 90 bis 120 Sekunden Anbieter von Infrastrukturdiensten für das lange Version des Songs. Der Download Internet und für Telekommunikationserfolgt je nach Verfügbarkeit des Netzes netzwerke, die Berliner Firma für 228 Mio. und abhängig vom Handy-Modell über Euro übernehmen werde. „Diese ÜbernahGSM/GPRS oder UMTS. Der Dienst wird derzeit nur vom BusinessSmartphone P900 von Sony Ericsson sowie vom UMTS/GSM-Kombigerät Nokia 7600 unterstützt, weitere Endgeräte sind aber geplant. Zur CeBIT 2004 bot „Mobile Jukebox“ nur mehrere hundert Titel aus Genres wie Pop, Rock, Dance und HipHop an. Das Angebot soll jedoch im Laufe des Jahres kontinuierlich ausgebaut und aktualisiert werden. Über die Kooperation mit Universal Music und Sony Music kann T-Mobile topaktuelle Titel anbieten – von Gaben am 4. Mai den Startschuss für UMTS: Friedrich P. Joussen (l.) und Beyoncé und Anastacia über Jürgen von Kuczkowski vom Vodafone-Vorstand Black Eyed Peas bis hin zu me ist von hoher strategischer BedeuLimp Bizkit. Seit die UMTS-Netze arbeiten tung“, so Stratton Sclavos, Chairman und und die herkömmlichen GSM/GPRSCEO von VeriSign in der Pressemitteilung. Netze ergänzen, rücken bandbreiten„Durch die Vereinigung der Kräfte mit intensivere Mobile-EntertainmentanwenJamba! erhält VeriSign eine starke Plattdungen in den Vordergrund. form zur Übermittlung von Content, dazu Klingeltöne zum Anschauen Geschäftsbeziehungen zu 13 europäischen Netzbetreibern, BeschaffungsvereinbaAuf der CeBIT 2004 konzentrierten sich die rungen mit über 180 Contentprovidern Produktankündigungen denn auch vor und einen soliden, wachsenden Kundenallem auf UMTS-Anwendungen. Beim stamm in einem der wichtigsten geografiPortal Jamba! ließen sich während der schen Märkte.“ Durch die Kombination der Messe Videotrailer für Kinofilme auf Möglichkeiten von Jamba! mit den voreinem UMTS-fähigen Handy empfangen. handenen Plattformen für KommunikaJamba! ist etwa auf Mobiltelefonen der tionsdienste erwartet VeriSign, NetzbetreiElektronik-Fachmärkte der Saturn-Kette bern ein reichhaltiges Dienstprogramm für vorinstalliert. Geplant sind auch Videomobile Daten zur Verfügung stellen zu clips von Chart-Hits oder Videoklingelkönnen, das alle Aspekte der Wertschöptöne. Die bisher gezeigten Videoklingeltöfungskette mobiler Inhalte abdeckt, ließ 24/2004 das Unternehmen verlautbaren. Mit dem Mutterkonzern im Rücken könnte Jamba! nicht nur in Deutschland seine Marktmacht ausbauen und den Portalen der Netzbetreiber noch stärker Konkurrenz machen, sondern auch nach Nord- und Südamerika sowie Asien expandieren. Zwar stand die diesjährige CeBIT ganz im Zeichen von UMTS, doch das Interesse der Endkunden erwacht offensichtlich schleppender als erwartet. Vodafone und T-Mobile haben die Preise für die Endgeräte bereits gesenkt. Daher bleiben 2004 neben neuen Konzepten für UMTS auch Weiterentwicklungen bekannter Produkte für GSM-Handys wichtig. Den Siegeszug der monophonen und polyphonen Klingeltöne soll das RealMusic-Format fortsetzen. „Von Toptiteln verkaufen wir bereits mehr Realtones als bei einer durchschnittlichen Top-20-Single“, berichtet Ulrich Järkel, Senior Vice President TV Marketing & New Business bei BMG. Diese Klingeltöne können als Soundclips in MP3-Qualität auf kompatible Handys geladen werden. Anstatt des Klingelzeichens erschallen dann Oldies oder aktuelle Hits und zeigen einen Anruf an. Die Klingeltöne der dritten Generation werden über Portale wie Jamba! oder Vodafone Live! angeboten. Bei Warner Music Germany heißt das Produkt „Mastertones“, es wird über die firmeneigene Plattform www.giblaut.de vertrieben. Gofresh, nach eigenen Angaben Europas erstes Mobile-Music-Label, nennt die Klingeltöne mit echten Instrumenten und Originalstimmen Voicetones und hat eine Million Töne vertrieben. Allerdings erhalten Nutzer bei Anmeldung fünf Klingeltöne gratis. Bei Gofresh erschien mit „Panda Babies“ von Super Smart Ende April auch das europaweit erste Album, das nur als polyphone Handyklingeltöne mit integrierten Stimmen und Instrumenten veröffentlicht wird. Der Einführungspreis beträgt rund zwei Euro. Christian Galuschka 11 dossier.mobile music Handy-Portal an VeriSign verkauft Jamba wächst weiter Berlin (cg) – Die Jamba-Gründer Alexander, Marc und Oliver Samwer haben sich mit VeriSign einen Verbündeten für ihre Expansionspläne vor allem in den USA, Lateinamerika und China gesucht. verwaltet Internetadressen. VeriSign rechnet bereits für die zweite Jahreshälfte mit rund 70 Mio. Dollar zusätzlichem Umsatz durch Jamba. VeriSign übernimmt die 300 Jamba-Mitarbeiter und will weiter aufstocken. „Wir hatten bereits Wachstumspläne für Berlin, die VeriSign noch beschleunigen will“, so Oliver Samwer. Die JambaBrüder, die sich langjährige Verträge als Vorstandsmitglieder gesichert haben, werden die Gesellschaft Will mit Jamba weiter als Geschäftsglobal mobil machen: einheit von VeriSign Oliver Samwer führen. Auch die Zusammenarbeit mit den strategischen Investoren Debitel, Saturn, Media-Markt und Electronic Partner, die ihre Anteile ebenfalls an VeriSign verkauft haben, soll nach der Übernahme fortgesetzt werden. Letzte Woche kaufte das kalifornische Unternehmen VeriSign das deutsche Handy-Portal Jamba für 273 Mio. Dollar. 65 Prozent des Kaufpreises sollen in bar, der Rest in VeriSign-Aktien bezahlt werden. Die Übernahme, die noch von den deutschen Aufsichtsbehörden abgesegnet werden muss, soll bis Ende des zweiten Quartals abgeschlossen sein. Die drei Unternehmensgründer wollen sich jedoch keinesfalls aus dem Geschäft zurückziehen. Vielmehr streben sie eine Expansion in die USA und in andere Märkte wie Lateinamerika und China an. „Allein wäre es sehr schwierig geworden, in den USA, dem größten Markt für mobile Contentdienste, die Nummer eins zu werden“, sagte Jamba-Vorstand Oliver Samwer gegenüber der „Financial Times Deutschland“. Jambas Ziel sei „ganz klar eine globale Präsenz“. Mit VeriSign hat Jamba direkten Zugang zu den US-Mobilfunkkonzernen. Auch für VeriSign, das mit Jamba in den mobilen Markt einsteigen will, hat die Übernahme des profitablen Handy-Portals hohe strategische Bedeutung. Das Unternehmen aus dem Silicon Valley bietet Sicherheitslösungen für das Internet und vergibt und Neues Handy für Musik-Download Klingeltöne zum Selbermachen München (cg) – Kaum tut sich im mobilen Bereich eine neue Geldquelle für die angeschlagene Musikbranche auf, gefährden Klingelton-Software, Piraten und schwarze Schafe das Geschäft. Neben der Gefahr der mobilen Piraterie drohen weitere Probleme: So kann mit der neuen XingtoneSoftware jeder Nutzer aus einem Song im MP3-Format einen 30-sekündigen Klingelton machen. So könnte die größte Befürchtung der Branche wahr werden: dass User aus illegal heruntergeladenen Songs Klingeltöne selbst stricken und Urheber Düsseldorf (cg) – O2 erweitert sein Service-Angebot im Bereich Musik durch ein neues Siemens-Handy mit integriertem Music-Shop. Mit dem SX1 Music können O2-Kunden unterwegs Musik herunterladen, speichern und anhören. O2 ist der erste Anbieter, der den mobilen MusikDownload möglich macht. Zum Herunterladen der Musikstücke kann der Nutzer im Hauptmenü seines Handys auf den MusicShop von O2 zugreifen und dort nach Genres und Interpreten suchen. Jeder Track kann 30 Sekunden kostenlos angehört werden, ein Download kostet in Verbindung mit dem O2-Active-Music-Pack, für das 2,59 Euro pro Monat anfallen, 99 Cent bzw. 1,29 Euro inklusive aller Verbindungskosten. Die austauschbare 128-MB-Speicherkarte fasst rund 120 Songs und lässt sich mit handelsüblichen Speicher- Mobiler Musik-Shop: das karten erweitern. neue SX1 Music von Siemens 12 und Produzenten so doppelt verlieren. Auch mit der neuen „Snip’n Send“-Software des Klingeltonanbieters Primetones können sich Nutzer ihre Lieblingsstellen aus ihrer auf dem Computer gespeicherten Musik herausschneiden und diese als Klingelton ans Mobiltelefon senden. Außerdem versuchen dubiose Anbieter ihren Kunden mit kaum ersichtlichen Dialern und 0190-Fallen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Einmal geneppte Kunden könnten so womöglich vergrault und der eben entstehende Markt geschädigt werden. Anzeige 24/2004 mobile music.dossier Klingelton-Charts als Messlatte für die Branche London (cg) – Es liegt auf der Hand: Wenn es Tonträger-Hitlisten und DownloadCharts gibt, dann werden auch KlingeltonCharts gebraucht. Doch wer sich bislang ein Bild von den am meisten verkauften Klingeltönen machen wollte, der musste sich auf vielen verschiedenen Websites schlau machen: Dort pflegt jeder Anbieter seine eigene Bestenliste. Mit abnehmender Bedeutung der monophonen Ringtones, deren Bestenlisten je nach Handymodell separat ermittelt werden, wird die Situation wenigstens ein bisschen übersichtlicher. Noch leichter fällt die Orientierung, was mobil gerade geht, mit musikwoche: Ab sofort gibt es wöchentlich die Top Ten der am meisten verkauften polyphonen Klingeltöne bei den wichtigsten Anbietern. Denn da viele Branchenvertreter im Geschäft mit den Musikschnipseln die Rettung der angeschlagenen Branche sehen, wird es höchste Zeit, die Verkaufserfolge in Form von Charts messbar und sichtbar zu machen. Das sehen auch die Briten so: Sie starteten vergangene Woche mit einer vierzehntägigen Top 20 der britischen Klingeltontitel. Diese Hitliste beruht auf den Daten führender UK-Klingeltonanbieter; sie wird von der Unternehmensberatung KPMG zusammengestellt und steht unter Schirmherrschaft des Mobile Entertainment Forum (MEF), eines internatio- Bei ihm klingelte es am häufigsten: Eamon nalen Branchenverbands der Mobilfunkindustrie. Bisher beteiligen sich unter anderem die Anbieter Amplefuture, Buongiorno/Vitaminic, Infomedia, Musicwave, Opera und Phonefurniture an der Chartserhebung. David Simmons, Kopf der MEF Ringtone Initiative, stellte fest, die Firmen hätten sich bezüglich ihrer Verkaufszahlen zunächst sehr geheimniskrämerisch gezeigt, seien nun aber zunehmend bereit, bei den Charts mitzumachen. Bis Ende des Jahres möchte Simmons alle Netzbetreiber und etwa 25 Vertriebsunternehmen von Klingeltönen zur Zusammenarbeit bewegen und so 70 bis 80 Prozent des Marktes in den Charts reflektieren. Weil in den meisten EU-Ländern bereits mehr Klingeltöne als Singles verkauft werden, will der MEF-Chef der Branche mit seiner Hitliste verdeutlichen, dass „Mobilfunk, Radio und Musikgeschäft eine neue Heilige Dreifaltigkeit darstellen, die der angeschlagenen Branche die bitter benötigten Umsätze“ bringen könne. Auch KPMG-Mitarbeiter Calum Chace sieht die Bedeutung der Klingeltoncharts vor allem darin, die kommerziellen Möglichkeiten für die mobile Musikindustrie aufzuzeigen. Auf die Pole Position der ersten Klingelton-Top-20 schaffte es übrigens BMG-Künstler Eamon mit „F**k It (I Don’t Want You Back)“. An zweiter Stelle rangieren Eminem und D12 mit „My Band“. Claudia Geike Track Interpret Platz Track Interpret Platz Track Interpret Platz Track Interpret Platz Platz Polyphone Klingeltöne – Top Ten der Anbieter Track Interpret 1 Dragostea Din Tei Haiducii 1 Yeah! Usher feat. Lil’ Jon & Ludacris 1 Naughty Girl Beyoncé 1 F**k It (I Don’t Want You Back) Eamon 1 F**k It (I Don’t Want You Back) Eamon 2 F**k It (I Don’t Want You Back) Eamon 2 Mr. Mobile MTV 2 Left Outside Alone Anastacia 2 I Don’t Wanna Know Mario Winans/Enya & P. Diddy 2 Dragostea Din Tei Haiducii 3 Everytime Britney Spears 3 Hey Mama The Black Eyed Peas 3 Poem To A Horse Shakira 3 Don’t Tell Me Avril Lavigne 3 Yeah! Usher feat. Lil’ Jon & Ludacris 4 Yeah! Usher feat. Lil’ Jon & Ludacris 4 Suga Suga Baby Bash 4 My Band D12 4 Yeah! Usher feat. Lil’ Jon & Ludacris 4 Mein Block Sido 5 Brennende Liebe Oomph! feat. L’Ame Immortelle 5 Toxic Britney Spears 5 Amazing George Michael 5 Dragostea Din Tei Haiducii 5 My Band D12 6 Can’t Wait Until Tonight Max 6 Powerless (Say What You Want) Nelly Furtado 6 Conscious Kai Tracid 6 My Band D12 6 Get Low Lil’ Jon & The East Side Boyz 7 My Band D12 7 The Way You Move OutKast feat. Sleepy Brown 7 Liebe ist Alles Rosenstolz 7 Mad World Michael Andrews/Gary Jules 7 Hey Mama The Black Eyed Peas 8 Suga Suga Baby Bash 8 Augen auf Oomph! 8 Una Storia Importante Eros Ramazzotti 8 Naughty Girl Beyoncé 8 Suga Suga Baby Bash 9 Left Outside Alone Anastacia 9 Axel F 2003 M. Brown vs. Capt. Hollywood 9 Leave Me Alone H-Blockx 9 Suga Suga Baby Bash 9 Naughty Girl Beyoncé 10 Breathe Easy Blue 10 Shut Up The Black Eyed Peas 10 Friss oder stirb Die Toten Hosen 10 Breathe Easy Blue 10 Dip It Low Christina Milan/Samy Deluxe 24/2004 13 dossier.mobile music Nachgefragt bei Tina Rodriguez „Per Handy Musik fürs Dinner“ Berlin – Tina Rodriguez leitet seit September 2000 die Abteilung für Neue Medien bei Sony Music. In dieser Funktion ist sie unter anderem verantwortlich für die Aktivitäten von Sony Music Entertainment in neuen Medienbereichen wie Internet und Wireless. Was sie da tut, erklärt sie musikwoche-Redakteurin Claudia Geike. mw: Was macht das Produkt Klingelton so mw: Wie sieht Sony Musics Strategie im speziell? mobilen Wettbewerb aus? Rodriguez: Ein Klingelton ist ein anderes Rodriguez: Wir wollen grundsätzlich alles Produkt als ein Musikstück. Das Musikanbieten, was technisch gerade möglich stück kaufe ich, um es für einen längeren ist. Das Produkt selbst kann dann natürlich Zeitraum zu genießen. Einen Klingelton je nach Kooperationspartner unterschiedkaufe ich, um mein Handy zu personalilich sein. sieren und mich von meinem Nachbarn abzugrenzen. Da dafür zunächst ein einziger Klingelton ausreicht, bin ich auch eher bereit, für einen Klingelton mehr zu bezahlen als für ein Musikstück. musikwoche: Was ist aus Ihrer Sicht für das Geschäftsfeld e-media von zentraler Bedeutung? Tina Rodriguez: Der Mobilfunkmarkt ist für Sony Music strategisch von besonderer Bedeutung, weil der Mobilfunkkunde gelernt hat, zu bezahlen. Die Übertragungstechnologie und die Hardware entwickeln sich sehr schnell, damit wächst auch der potenzielle Markt. Wir stehen vor der historisch seltenen Chance, unser Pro- Macht Sony fit für die mobile Zukunft: Tina Rodriguez dukt diversifizieren zu könmw: Welche Zielgruppe steht im Fokus nen. Aus dem Produkt Musikaufnahme, ihres mobilen Engagements? aus dem wir bisher nur einen Tonträger Rodriguez: Unsere Zielgruppe ist zunächst hergestellt haben, können wir jetzt verdie Zielgruppe unseres Partners, an die wir schiedene Produkte nebeneinander madie Produktauswahl anpassen. Generell chen, die sich gegenseitig nicht kannibalihandelt es sich in erster Linie um Teenager. sieren. Das ist eine hervorragende Ich glaube aber, dass mit den Mastertones Möglichkeit zur Ertragssteigerung. Man das Produkt auch für Leute jenseits der kann den Klingelton, den Masterton, Dreißig interessant werden könnte, weil den Ringbackton und Accessoires wie sie mit bestimmten Hits auch ErinnerunLogos, Screensaver oder Hintergrundgen an ihr erstes Konzert oder die erste Liebilder anbieten. Produktdiversifizierung be verbinden und so dazu animiert werist eine große Chance, die wir optimal den, entsprechende Produkte zu kaufen. nutzen werden. 14 mw: Welche Produkte werden im mobilen Bereich in Zukunft die wichtigste Rolle spielen? Rodriguez: Kurzfristig haben Ringbacktones (Callertones), Mastertones (Realtones) und mobile Audiodownloads eine hohe Relevanz. Dieses Jahr kommen bereits die ersten integrierten Endgeräte, die Audiodownloads abspielen können. Zunächst werden zwar nur die technischen Vorreiter die Geräte kaufen, aber die Durchsetzung des Marktes mit neuen Geräten funktioniert in der Regel heute sehr schnell. mw: Wie sehen Sie generell die Erfolgsaussichten beim Klingeltongeschäft? Rodriguez: Das Geschäft mit Klingeltönen findet überwiegend mit Chart-Hits statt. Erst kommt der Hit, dann der Klingelton. Wenn ein Stück Musik als Single ein Hit ist, wird auch der Klingelton ein Hit, sofern er im richtigen Genre angesiedelt ist: HipHop, R& B oder Dance sind die Genres, die im mobilen Bereich sehr gut funktionieren; das ist in Deutschland nicht anders als in den USA. mw: Wer realisiert im Bereich Mobile Entertainment die technische Umsetzung der einzelnen Features für Sony Music? Rodriguez: Wir arbeiten mit allen Mobilfunkbetreibern und allen großen ContentAggregatoren zusammen, um unser Produkt zu verkaufen. Es bestehen bereits Kooperationen mit Vodafone, T-mobile, O2 und Jamba!. Im Prinzip haben wir stehende Partnerschaften, die nach und nach ergänzt werden, je nachdem, was unser Partner für eine Produktpalette anbietet. Die Herstellung der mobilen Produkte lassen wir bei mehreren Partnern erledigen, die technische Umsetzung der Distribution liegt natürlich bei unseren Partnern. 24/2004 mobile music.dossier mw: Wie sieht die Organisationsstruktur in sind wir dafür zuständig, Geschäftsprozesse zu analysieren, gegebenenfalls anzuden neuen Geschäftsfeldern des Mobile passen und den Mitarbeitern das KnowEntertainment bei Sony Music aus? Rodriguez: E-media ist ein integraler Behow durch Informations- und Weiterbildungsmaßnahmen zu vermitteln. standteil unserer Firma über alle Gemw: Wie sieht Ihre Zukunftsprognose in schäftsfelder hinweg. Wir setzen auf bereichsübergreifendes Teamwork und sind Sachen Mobile Entertainment aus? Rodriguez: Der Trend zur Personalisierung dabei sehr zielorientiert und effizient. Jedes Handys ist ja nichts visionär Neues. Ich der Mitarbeiter im Unternehmen muss sich meine aber, dieser Trend wird über die Permit seinem spezifischem Know-how um sonalisierung des Telefons hinaus hin zur dieses Thema kümmern. Schon wenn der Personalisierung kompletter MusikangeKünstler ins Studio geht, sorgt der Probote gehen. Ich denke dabei an die Entsteduktmanager dafür, dass beispielsweise hung quasi-intelligenter Datenbanken, auch Grußbotschaften aufgenommen die den Musikwerden. Außerdem geschmack des Nutentwickelt er weite„Wenn ein Stück Musik lernen und ihn re Ideen, um die als Single ein Hit ist, wird auch zers mit entsprechender mobile Produktpader Klingelton ein Hit“ Tina Rodriguez Musik versorgen, lette optimal abzusituationsund decken. Wir haben stimmungsabhänein Vertriebsteam, gig, ganz nach Wunsch. So könnte der das unsere Mobile- und Online-Partner inNutzer sich dann über das Handy Musik dividuell betreut, und auch die Finanzabfürs Candlelight-Dinner zusammenstellen teilung ist darauf bestens eingestellt. Die lassen. Im Internet gibt es das ja bereits, Abteilung e-media selbst hat eine Rolle als aber über das Handy ist die Nutzung einTrendscout. Das heißt, wir haben die Auffach bequemer und die Chance, dass sich gabe, immer neue Geschäftsfelder und dieser Service durchsetzt, entsprechend Ideen zu generieren und uns ständig neue größer. Das Zusammenspiel von mobiler Technologien anzuschauen. Wenn eine Technologie, Trend zur Personalisierung Idee tatsächlich umgesetzt werden soll, und Übertragungsbandbreiten machen es möglich, ein besonders anwenderfreundliches Angebot zu schaffen. Und genau da gibt es Riesenchancen. mw: Glauben Sie, dass in den neuen Geschäftsfeldern des Mobile Entertainment die Rettung der Musikbranche liegt? Rodriguez: Ich denke tatsächlich, dass die neuen Produktarten und Vertriebswege zu einem Turnaround beitragen werden. Allerdings müssen die neuen Angebote von anderen Maßnahmen begleitet werden. Dazu gehört zum Beispiel, dass das Benutzen von illegalen Tauschbörsen unbequemer wird und wir den Menschen klar machen, dass sie mit illegalen Downloads nicht nur die vermeintlich steinreiche Musikindustrie schädigen, sondern auch die kulturelle Vielfalt und nicht zuletzt die Künstler selbst. Auf verschiedenen Ebenen müssen wir für diesen Bewusstseinswandel kämpfen. Zum einen auf juristischer Ebene, aber zum anderen genauso durch Medienarbeit. Dafür steht ja auch in besonderem Maße Balthasar Schramm mit seinem Einsatz für die Gleichstellung von gegenständlichen und nichtgegenständlichen Produkten. Wenn uns das gelingt, und davon bin ich fest überzeugt, wird die Musikindustrie ihre Krise überwinden. Sony Music schließt strategische Partnerschaften Berlin (cg) – Sony Music geht in die mobile Offensive, um durch die Zusammenarbeit mit diversen Kooperationspartnern künftig auch die Hosentaschen zu erobern. „Unser Service ist derzeit einzigartig in Deutschland und Teil unserer Strategie zum Ausbau digitaler Distributionswege“, so Dr. Balthasar Schramm, President Sony Music Entertainment GSA über Sonys mobiles Engagement. Über eine Kooperation mit dem Mobilfunkbetreiber O2 sind seit Anfang Juni erstmals Musikstücke aus dem Sony-Repertoire in voller Länge zum Download aufs Handy zu haben, und zwar zwei Wochen vor Veröffentlichung der Singles. O2 will den Nutzern insgesamt 100.000 Songs zur Verfügung stellen, die pro Track ab 99 Cent kosten sollen. Ebenfalls seit Anfang Juni steht das Sony-Re24/2004 pertoire auch Vodafone-Vertragskunden zur Verfügung. Dabei werden neben Songs auch musikbezogene Inhalte wie Klingeltöne, Realtones, Künstler-Wallpapers, Fotos, Video-Streaming und VideoDownloads über Vodafone live zu haben Erschließt neue Vertriebskanäle: Schramm sein. Auch der neueste Trend, die so genannten Voice-Ringers, findet sich im Sony-Sortiment. Es handelt sich dabei um gesprochene Grußbotschaften der Stars, die statt des normalen Handyklingelns ertönen. Das lizenzierte Repertoire soll sich nach Aussage eines Vodafone-Sprechers aus dem gesamten Sony-Katalog speisen. Der Vertrag umfasst 15 Länder, weitere Gebiete sollen später hinzukommen. Eine Reihe von Künstlern soll zusätzlich in so genannten National Artist Showcases in ausgewählten Ländern speziell beworben werden. Nach Aussage beider Unternehmen handelt es sich um den weltweit größten Deal für mobile Musikinhalte. Vodafone will sich damit weltweit als Hauptanbieter mobiler Musikinhalte etablieren. 15