Speicher - Mediabiz.de

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dossier.mobile music
Wenn das Handy zur Musikplattform wird
Wo die Musik spielt
München – Das Bedürfnis nach mobilen Unterhaltungsinhalten wächst rasant. Das fördert die Produktvielfalt. Für
jugendorientierte Fernsehsender wie MTV und RTL II gehören Mobil-Entertainment-Anbieter zu den wichtigsten Werbekunden. Und die Briten führen gerade neue Charts ein: die Top 20 der Klingeltontitel. Musik bleibt in Bewegung.
Auf dem Vormarsch: Mobil war
Musik schon immer –
mit einem Handy wie
dem SX-1 Music von
Siemens wird sie
jetzt noch leichter
Fotos: ddp/Siemens; Kollage: musikwoche
mobile music.dossier
In den vergangenen zwei Jahren hat ein
neues Geschäftsfeld der Medienbranche
an Fahrt gewonnen: Mobile Entertainment. Und diese Entwicklung wird sich
künftig noch enorm beschleunigen,
nachdem die UMTS-Netze in den Ballungsgebieten gestartet sind. Auch für
die gebeutelte Musikbranche ergeben
24/2004
sich in diesem Bereich neue Absatzmöglichkeiten, die man noch vor wenigen
Jahren kaum beachtete. Inzwischen
jedoch hat man die Zeichen der Zeit
erkannt, denn nur mit „ein oder zwei
Formaten lässt sich der Aufwand bei Produktion und Marketing von Musik kaum
noch realisieren“, so Stefan Schulz von
Universal Mobile. Der Bereich „Mobile
Entertainment“ könnte sich dabei für die
Musikbranche mit ihrer Kernkompetenz
für Inhalte tatsächlich als das lang
erhoffte neue Standbein erweisen. Die
Zahlen, die der noch junge Markt aufzuweisen hat, sprechen jedenfalls für sich.
So lag 2003 der weltweit mit Handy- 3
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spielen, Logos und Klingeltönen erzielte
Umsatz bei 1,2 Mrd. Euro, heuer soll er auf
3,1 Mrd. Euro steigen, für 2005 werden gar
4,9 Mrd. Euro erwartet. Das US-Marktforschungsunternehmen Jupiter Research
prognostiziert für 2008 einen Umsatz von
9,1 Mrd. Euro. Und Deutschland? Allein
hier wurden 2003 für Logos und Klingeltöne 164 Mio. Euro ausgegeben; die Nachfrage wächst ständig. Die GEMA nahm im
gleichen Zeitraum aus den Abgaben auf
Klingeltönen rund fünf Mio. Euro ein; diese Verwertungsschiene wird auch für Autoren und Interpreten immer interessanter.
Entertainments mit monophonen Klingeltönen und Schwarz-Weiß-Logos schufen
die Hardware-Entwickler erst die Voraussetzungen für einen Markt, der von den
Telekommunikations-Providern nur langsam und zögerlich wahrgenommen wurde. Mit dem Erreichen hoher technischer
Standards der Endgeräte – schon glänzen
selbst Einsteigermodelle mit Farbdisplays,
MMS-Fähigkeit und mehrstimmigen Klingeltönen – wächst die Macht der Carrier.
Sie bieten über ihre Kundenportale
T-zones, Vodafone Live!, O2 Active und
E-plus-i-Mode, die auf den Endgeräten
voreingestellt sind, einen bunten Strauß
von Inhalten an. Entwickler und Publisher,
denen es nicht gelingt, die Telekommunikationsanbieter zur Zusammenarbeit zu
bewegen, verlieren damit den direkten
Kundenkontakt und einen wichtigen Vertriebskanal. Die Carrier sind sich ihrer
Schlüsselstellung bewusst, wie Kai Hennings von Vodafone D2 schon auf dem
Münchner Expertenforum der MBA zum
Thema Mobile Entertainment im vergangenen Herbst betonte: „Wir werden nicht
bei unseren Leisten bleiben. Wir testen,
was mobil möglich ist, um für uns einen
begrüßt. Bei Vodafone kostet die Einrichtung des Dienstes rund zwei Euro, monatlich werden dann noch einmal 99 Cent fällig. Da Ring-Up-Tones nicht auf dem Endgerät des Kunden gespeichert werden
müssen, entfällt die Möglichkeit unlizensierter Nutzung oder Weitergabe.
Handy als Vertriebsmodell
Auch T-Mobile setzt auf die wählbaren
Rufzeichen, hier tragen sie den Produktnamen SoundLogo. Doch musikalische
Inhalte sollen künftig nicht nur zu neuen
Produkten für die individuelle AusgestalZahlen einfach per Handy
tung der Massenware Mobiltelefon verarbeitet, sondern auch gleich mobil vertrieHinzu kommt: Während sich die Angeboben werden. Vodafone beispielsweise sieht
te von Musik-Downloads im Internet nur
das Handy als Allround-Gerät in Sachen
langsam etablieren können, erweist sich
Musik. Geplant sind Downloads kompletdie Kundenakzeptanz auf dem Mobileter Musikstücke in MP3-Qualität auf entMarkt gegenüber bezahlpflichtigen Angesprechend ausgestattete Mobiltelefone
boten um ein Vielfaches höher. Die im
über das Endkundenportal Vodafone Live!.
Internet übliche Konsumentenhaltung –
O2 hat mit dem DMP, dem Digital Music
„alles umsonst, aber hochwertig und
Player nach dem Vorbild von Apples iPod,
schnell“ – scheint deutlich weniger ausgebereits einen eigens entwickelten MP3prägt. „Es lässt sich eine hohe Bereitschaft
Player im Angebot, über den via kompades Kunden feststellen, für den Download
tiblem Handy Musik herunter geladen und
zu zahlen“, betont Robert
gespeichert werden kann.
Wiedemann, Gruppenleiter
Vertragskunden sollen das
für den Bereich Downloads
Gerät für rund 50 Euro
innerhalb der Abteilung
erwerben. Über KooperatioContent Services bei Vodanen mit den Partnern Unifone. Dies mag daran liegen,
versal, Warner, Kontor,
dass die Geschenkökonomie
Viva, BMG und Sony Music
des Internets auf mobilen
bietet der Active-MusicEndgeräten aus technischen
Dienst über 20.000 Titel an.
Gründen nicht Fuß fassen
Mitte des Jahres, also bald,
konnte; auch daran, dass
soll der Dienst auch Prevon Anfang an schnelle, Wollen beim mobilen Geschäft der Zukunft mitmischen (v.l.n.r.): Stefan Schulz
paid-Kunden zur Verfügung
sichere und komfortable (Universal Mobile), Stratton Sclavos (VeriSign) und Ulrich Järkel (BMG)
stehen. Lutz Schüler, Senior
Micropayment-Systeme zur
Vice President Product MarVerfügung standen: Die Gebühren für
keting von O2: „Mit dem Digital Music
Mehrwert zu erzielen. Derzeit fühlt sich
mobile Inhalte werden in der Regel mit der
Player und dem O2 Active Music Service
Vodafone im Multimediabereich sehr
Telefonrechnung erhoben oder direkt vom
haben wir ein Angebot, das perfekt auf die
wohl.“ Wie viel Potenzial der MobileGuthaben der Prepaid-Karten abgezogen.
Wünsche und Bedürfnisse unserer jüngeEntertainment-Markt noch für findige
Damit können sie auch von Minderjähriren Zielgruppe zugeschnitten ist.“ EinzelProduktanbieter bereit hält, zeigen immer
gen genutzt werden, die zwar oft ein hohes
ne Titel kosten inklusive aller Übertrawieder neue Services. So bietet Vodafone
Interesse an Musik und Popkultur mitbringungsgebühren je nach Aktualität ab
mit Ring-Up-Tones seit einigen Monaten
gen, in der Regel aber nicht über eine Kre99 Cent. Über das Portal werden auch
sozusagen „inverse“ Klingeltöne an, die
ditkarte verfügen. Für die kommerzielle
Cross-Media-Inhalte wie Klingeltöne von
sich steigender Beliebtheit erfreuen. Hat
Verwertbarkeit mobiler Inhalte erweisen
Chart-Hits, Musik-Infodienste per MMS,
ein Teilnehmer den Dienst abonniert, wersich die Billingsysteme als Dreh- und
Party- und Konzerttipps sowie Musikden alle Anrufer schon beim VerbindungsAngelpunkt. In der Pionierzeit des Mobile
Chats und -Foren angeboten. T-Mobile
aufbau mit einem aktuellen Chart-Hit
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ne sind kleine Kurzfilme, die sich ähnlich
engagiert sich ebenfalls verstärkt im Bewie konventionelle Klingeltöne bestimmreich Mobile Music. Der Dienst „Mobile
ten Anrufern zuordnen lassen. Bei Jamba!
Jukebox“ soll das Handy zur Musikbox
denkt man aber auch über aktuelle Musikmachen. Mit dem Service, der auf dem
videos zum Klingelton nach: „Bei vielen
Open Mobile Alliance Standard 1.0 basiert,
Produkten bietet Jamba! ein Novum“, bekönnen Nutzer des Kundenportals T-zones
tont Oliver Samwer, Vorstand der Jamba!
ihren Lieblingstitel aussuchen, zur Probe
AG. Das Portal wolle seinen Kunden „mehr
hören und herunterladen. Allerdings hanSpaß, mehr Unterhaltung und mehr Nutdelt es sich dabei nicht um den Originalzen bringen“. Ende Mai gab Jamba!
track, sondern um einen so genannten
bekannt, dass VeriSign, ein kalifornischer
„Mobile Mix“, eine 90 bis 120 Sekunden
Anbieter von Infrastrukturdiensten für das
lange Version des Songs. Der Download
Internet und für Telekommunikationserfolgt je nach Verfügbarkeit des Netzes
netzwerke, die Berliner Firma für 228 Mio.
und abhängig vom Handy-Modell über
Euro übernehmen werde. „Diese ÜbernahGSM/GPRS oder UMTS. Der Dienst wird
derzeit nur vom BusinessSmartphone P900 von Sony
Ericsson sowie vom UMTS/GSM-Kombigerät
Nokia
7600 unterstützt, weitere
Endgeräte sind aber geplant.
Zur CeBIT 2004 bot „Mobile
Jukebox“ nur mehrere hundert Titel aus Genres wie
Pop, Rock, Dance und HipHop an. Das Angebot soll
jedoch im Laufe des Jahres
kontinuierlich ausgebaut
und aktualisiert werden.
Über die Kooperation mit
Universal Music und Sony
Music kann T-Mobile topaktuelle Titel anbieten – von Gaben am 4. Mai den Startschuss für UMTS: Friedrich P. Joussen (l.) und
Beyoncé und Anastacia über Jürgen von Kuczkowski vom Vodafone-Vorstand
Black Eyed Peas bis hin zu
me ist von hoher strategischer BedeuLimp Bizkit. Seit die UMTS-Netze arbeiten
tung“, so Stratton Sclavos, Chairman und
und die herkömmlichen GSM/GPRSCEO von VeriSign in der Pressemitteilung.
Netze ergänzen, rücken bandbreiten„Durch die Vereinigung der Kräfte mit
intensivere Mobile-EntertainmentanwenJamba! erhält VeriSign eine starke Plattdungen in den Vordergrund.
form zur Übermittlung von Content, dazu
Klingeltöne zum Anschauen
Geschäftsbeziehungen zu 13 europäischen
Netzbetreibern, BeschaffungsvereinbaAuf der CeBIT 2004 konzentrierten sich die
rungen mit über 180 Contentprovidern
Produktankündigungen denn auch vor
und einen soliden, wachsenden Kundenallem auf UMTS-Anwendungen. Beim
stamm in einem der wichtigsten geografiPortal Jamba! ließen sich während der
schen Märkte.“ Durch die Kombination der
Messe Videotrailer für Kinofilme auf
Möglichkeiten von Jamba! mit den voreinem UMTS-fähigen Handy empfangen.
handenen Plattformen für KommunikaJamba! ist etwa auf Mobiltelefonen der
tionsdienste erwartet VeriSign, NetzbetreiElektronik-Fachmärkte der Saturn-Kette
bern ein reichhaltiges Dienstprogramm für
vorinstalliert. Geplant sind auch Videomobile Daten zur Verfügung stellen zu
clips von Chart-Hits oder Videoklingelkönnen, das alle Aspekte der Wertschöptöne. Die bisher gezeigten Videoklingeltöfungskette mobiler Inhalte abdeckt, ließ
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das Unternehmen verlautbaren. Mit dem
Mutterkonzern im Rücken könnte Jamba!
nicht nur in Deutschland seine Marktmacht ausbauen und den Portalen der
Netzbetreiber noch stärker Konkurrenz
machen, sondern auch nach Nord- und
Südamerika sowie Asien expandieren.
Zwar stand die diesjährige CeBIT ganz im
Zeichen von UMTS, doch das Interesse der
Endkunden erwacht offensichtlich schleppender als erwartet. Vodafone und T-Mobile haben die Preise für die Endgeräte bereits gesenkt. Daher bleiben 2004 neben
neuen Konzepten für UMTS auch
Weiterentwicklungen bekannter Produkte
für GSM-Handys wichtig.
Den Siegeszug der monophonen und polyphonen
Klingeltöne soll das RealMusic-Format fortsetzen.
„Von Toptiteln verkaufen
wir bereits mehr Realtones
als bei einer durchschnittlichen Top-20-Single“, berichtet Ulrich Järkel, Senior
Vice President TV Marketing
& New Business bei BMG.
Diese Klingeltöne können
als Soundclips in MP3-Qualität auf kompatible Handys
geladen werden. Anstatt des
Klingelzeichens erschallen
dann Oldies oder aktuelle
Hits und zeigen einen Anruf
an. Die Klingeltöne der dritten Generation werden über Portale wie
Jamba! oder Vodafone Live! angeboten.
Bei Warner Music Germany heißt das Produkt „Mastertones“, es wird über die firmeneigene Plattform www.giblaut.de vertrieben. Gofresh, nach eigenen Angaben
Europas erstes Mobile-Music-Label, nennt
die Klingeltöne mit echten Instrumenten
und Originalstimmen Voicetones und hat
eine Million Töne vertrieben. Allerdings
erhalten Nutzer bei Anmeldung fünf Klingeltöne gratis. Bei Gofresh erschien mit
„Panda Babies“ von Super Smart Ende
April auch das europaweit erste Album,
das nur als polyphone Handyklingeltöne
mit integrierten Stimmen und Instrumenten veröffentlicht wird. Der Einführungspreis beträgt rund zwei Euro.
Christian Galuschka
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Handy-Portal an VeriSign verkauft
Jamba wächst weiter
Berlin (cg) – Die Jamba-Gründer Alexander, Marc und Oliver Samwer
haben sich mit VeriSign einen Verbündeten für ihre Expansionspläne vor
allem in den USA, Lateinamerika und China gesucht.
verwaltet Internetadressen. VeriSign rechnet bereits für die zweite Jahreshälfte mit
rund 70 Mio. Dollar zusätzlichem Umsatz
durch Jamba. VeriSign übernimmt die 300
Jamba-Mitarbeiter und will weiter aufstocken. „Wir hatten bereits Wachstumspläne
für Berlin, die VeriSign noch beschleunigen will“, so Oliver
Samwer. Die JambaBrüder, die sich langjährige Verträge als
Vorstandsmitglieder
gesichert haben, werden die Gesellschaft
Will mit Jamba
weiter als Geschäftsglobal mobil machen: einheit von VeriSign
Oliver Samwer
führen. Auch die Zusammenarbeit mit
den strategischen Investoren Debitel, Saturn, Media-Markt und Electronic Partner,
die ihre Anteile ebenfalls an VeriSign verkauft haben, soll nach der Übernahme
fortgesetzt werden.
Letzte Woche kaufte das kalifornische
Unternehmen VeriSign das deutsche Handy-Portal Jamba für 273 Mio. Dollar. 65
Prozent des Kaufpreises sollen in bar, der
Rest in VeriSign-Aktien bezahlt werden.
Die Übernahme, die noch von den deutschen Aufsichtsbehörden abgesegnet werden muss, soll bis Ende des zweiten Quartals abgeschlossen sein. Die drei Unternehmensgründer wollen sich jedoch keinesfalls aus dem Geschäft zurückziehen.
Vielmehr streben sie eine Expansion in die
USA und in andere Märkte wie Lateinamerika und China an. „Allein wäre es sehr
schwierig geworden, in den USA, dem
größten Markt für mobile Contentdienste,
die Nummer eins zu werden“, sagte Jamba-Vorstand Oliver Samwer gegenüber der
„Financial Times Deutschland“. Jambas
Ziel sei „ganz klar eine globale Präsenz“.
Mit VeriSign hat Jamba direkten Zugang
zu den US-Mobilfunkkonzernen. Auch für
VeriSign, das mit Jamba in den mobilen
Markt einsteigen will, hat die Übernahme
des profitablen Handy-Portals hohe strategische Bedeutung. Das Unternehmen aus
dem Silicon Valley bietet Sicherheitslösungen für das Internet und vergibt und
Neues Handy für
Musik-Download
Klingeltöne zum Selbermachen
München (cg) – Kaum tut sich im mobilen
Bereich eine neue Geldquelle für die angeschlagene Musikbranche auf, gefährden
Klingelton-Software, Piraten und schwarze Schafe das Geschäft. Neben der Gefahr
der mobilen Piraterie drohen weitere Probleme: So kann mit der neuen XingtoneSoftware jeder Nutzer aus einem Song im
MP3-Format einen 30-sekündigen Klingelton machen. So könnte die größte Befürchtung der Branche wahr werden: dass
User aus illegal heruntergeladenen Songs
Klingeltöne selbst stricken und Urheber
Düsseldorf (cg) – O2 erweitert sein Service-Angebot im Bereich Musik durch ein
neues Siemens-Handy mit integriertem
Music-Shop. Mit dem SX1 Music können
O2-Kunden unterwegs Musik herunterladen, speichern und anhören. O2 ist der
erste Anbieter, der den mobilen MusikDownload möglich macht. Zum Herunterladen der Musikstücke kann der Nutzer im
Hauptmenü seines Handys auf den MusicShop von O2 zugreifen und dort nach
Genres und Interpreten suchen. Jeder
Track kann 30 Sekunden kostenlos angehört werden, ein Download
kostet in Verbindung mit dem
O2-Active-Music-Pack, für
das 2,59 Euro pro Monat anfallen, 99 Cent bzw. 1,29 Euro
inklusive aller Verbindungskosten. Die austauschbare
128-MB-Speicherkarte fasst
rund 120 Songs und lässt sich
mit handelsüblichen Speicher- Mobiler Musik-Shop: das
karten erweitern.
neue SX1 Music von Siemens
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und Produzenten so doppelt verlieren.
Auch mit der neuen „Snip’n Send“-Software des Klingeltonanbieters Primetones
können sich Nutzer ihre Lieblingsstellen
aus ihrer auf dem Computer gespeicherten
Musik herausschneiden und diese als Klingelton ans Mobiltelefon senden. Außerdem versuchen dubiose Anbieter ihren
Kunden mit kaum ersichtlichen Dialern
und 0190-Fallen das Geld aus der Tasche
zu ziehen. Einmal geneppte Kunden könnten so womöglich vergrault und der eben
entstehende Markt geschädigt werden.
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mobile music.dossier
Klingelton-Charts als Messlatte für die Branche
London (cg) – Es liegt auf der Hand: Wenn
es Tonträger-Hitlisten und DownloadCharts gibt, dann werden auch KlingeltonCharts gebraucht. Doch wer sich bislang
ein Bild von den am meisten verkauften
Klingeltönen machen wollte, der musste
sich auf vielen verschiedenen Websites
schlau machen: Dort pflegt jeder Anbieter
seine eigene Bestenliste. Mit abnehmender
Bedeutung der monophonen Ringtones,
deren Bestenlisten je nach Handymodell
separat ermittelt werden, wird die Situation wenigstens ein bisschen übersichtlicher. Noch leichter fällt die Orientierung,
was mobil gerade geht, mit musikwoche:
Ab sofort gibt es wöchentlich die Top Ten
der am meisten verkauften polyphonen
Klingeltöne bei den wichtigsten Anbietern. Denn da viele Branchenvertreter im
Geschäft mit den Musikschnipseln die Rettung der angeschlagenen Branche sehen,
wird es höchste Zeit, die Verkaufserfolge in
Form von Charts messbar und sichtbar zu
machen. Das sehen auch die Briten so: Sie
starteten vergangene Woche mit einer
vierzehntägigen Top 20 der britischen
Klingeltontitel. Diese Hitliste beruht auf
den Daten führender UK-Klingeltonanbieter; sie wird von der Unternehmensberatung KPMG zusammengestellt und steht
unter Schirmherrschaft des Mobile Entertainment Forum (MEF), eines internatio-
Bei ihm klingelte es am häufigsten: Eamon
nalen Branchenverbands der Mobilfunkindustrie. Bisher beteiligen sich unter
anderem die Anbieter Amplefuture, Buongiorno/Vitaminic, Infomedia, Musicwave,
Opera und Phonefurniture an der Chartserhebung. David Simmons, Kopf der MEF
Ringtone Initiative, stellte fest, die Firmen
hätten sich bezüglich ihrer Verkaufszahlen
zunächst sehr geheimniskrämerisch gezeigt, seien nun aber zunehmend bereit,
bei den Charts mitzumachen. Bis Ende des
Jahres möchte Simmons alle Netzbetreiber
und etwa 25 Vertriebsunternehmen von
Klingeltönen zur Zusammenarbeit bewegen und so 70 bis 80 Prozent des Marktes in den Charts reflektieren. Weil in den
meisten EU-Ländern bereits mehr Klingeltöne als Singles verkauft werden, will der
MEF-Chef der Branche mit seiner Hitliste
verdeutlichen, dass „Mobilfunk, Radio
und Musikgeschäft eine neue Heilige Dreifaltigkeit darstellen, die der angeschlagenen Branche die bitter benötigten Umsätze“ bringen könne. Auch KPMG-Mitarbeiter Calum Chace sieht die Bedeutung der
Klingeltoncharts vor allem darin, die kommerziellen Möglichkeiten für die mobile
Musikindustrie aufzuzeigen. Auf die Pole
Position der ersten Klingelton-Top-20
schaffte es übrigens BMG-Künstler Eamon
mit „F**k It (I Don’t Want You Back)“. An
zweiter Stelle rangieren Eminem und D12
mit „My Band“.
Claudia Geike
Track
Interpret
Platz
Track
Interpret
Platz
Track
Interpret
Platz
Track
Interpret
Platz
Platz
Polyphone Klingeltöne – Top Ten der Anbieter
Track
Interpret
1 Dragostea Din Tei
Haiducii
1 Yeah!
Usher feat. Lil’ Jon & Ludacris
1 Naughty Girl
Beyoncé
1 F**k It (I Don’t Want You Back)
Eamon
1 F**k It (I Don’t Want You Back)
Eamon
2 F**k It (I Don’t Want You Back)
Eamon
2 Mr. Mobile
MTV
2 Left Outside Alone
Anastacia
2 I Don’t Wanna Know
Mario Winans/Enya & P. Diddy
2 Dragostea Din Tei
Haiducii
3 Everytime
Britney Spears
3 Hey Mama
The Black Eyed Peas
3 Poem To A Horse
Shakira
3 Don’t Tell Me
Avril Lavigne
3 Yeah!
Usher feat. Lil’ Jon & Ludacris
4 Yeah!
Usher feat. Lil’ Jon & Ludacris
4 Suga Suga
Baby Bash
4 My Band
D12
4 Yeah!
Usher feat. Lil’ Jon & Ludacris
4 Mein Block
Sido
5 Brennende Liebe
Oomph! feat. L’Ame Immortelle
5 Toxic
Britney Spears
5 Amazing
George Michael
5 Dragostea Din Tei
Haiducii
5 My Band
D12
6 Can’t Wait Until Tonight
Max
6 Powerless (Say What You Want)
Nelly Furtado
6 Conscious
Kai Tracid
6 My Band
D12
6 Get Low
Lil’ Jon & The East Side Boyz
7 My Band
D12
7 The Way You Move
OutKast feat. Sleepy Brown
7 Liebe ist Alles
Rosenstolz
7 Mad World
Michael Andrews/Gary Jules
7 Hey Mama
The Black Eyed Peas
8 Suga Suga
Baby Bash
8 Augen auf
Oomph!
8 Una Storia Importante
Eros Ramazzotti
8 Naughty Girl
Beyoncé
8 Suga Suga
Baby Bash
9 Left Outside Alone
Anastacia
9 Axel F 2003
M. Brown vs. Capt. Hollywood
9 Leave Me Alone
H-Blockx
9 Suga Suga
Baby Bash
9 Naughty Girl
Beyoncé
10 Breathe Easy
Blue
10 Shut Up
The Black Eyed Peas
10 Friss oder stirb
Die Toten Hosen
10 Breathe Easy
Blue
10 Dip It Low
Christina Milan/Samy Deluxe
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Nachgefragt bei Tina Rodriguez
„Per Handy Musik fürs Dinner“
Berlin – Tina Rodriguez leitet seit September 2000 die Abteilung für Neue Medien bei Sony Music. In dieser Funktion
ist sie unter anderem verantwortlich für die Aktivitäten von Sony Music Entertainment in neuen Medienbereichen wie
Internet und Wireless. Was sie da tut, erklärt sie musikwoche-Redakteurin Claudia Geike.
mw: Was macht das Produkt Klingelton so
mw: Wie sieht Sony Musics Strategie im
speziell?
mobilen Wettbewerb aus?
Rodriguez: Ein Klingelton ist ein anderes
Rodriguez: Wir wollen grundsätzlich alles
Produkt als ein Musikstück. Das Musikanbieten, was technisch gerade möglich
stück kaufe ich, um es für einen längeren
ist. Das Produkt selbst kann dann natürlich
Zeitraum zu genießen. Einen Klingelton
je nach Kooperationspartner unterschiedkaufe ich, um mein Handy zu personalilich sein.
sieren und mich von meinem
Nachbarn abzugrenzen. Da
dafür zunächst ein einziger
Klingelton ausreicht, bin ich
auch eher bereit, für einen
Klingelton mehr zu bezahlen
als für ein Musikstück.
musikwoche: Was ist aus Ihrer
Sicht für das Geschäftsfeld
e-media von zentraler Bedeutung?
Tina Rodriguez: Der Mobilfunkmarkt ist für Sony Music strategisch von besonderer Bedeutung, weil der Mobilfunkkunde gelernt hat, zu bezahlen.
Die Übertragungstechnologie
und die Hardware entwickeln
sich sehr schnell, damit wächst
auch der potenzielle Markt.
Wir stehen vor der historisch
seltenen Chance, unser Pro- Macht Sony fit für die mobile Zukunft: Tina Rodriguez
dukt diversifizieren zu könmw: Welche Zielgruppe steht im Fokus
nen. Aus dem Produkt Musikaufnahme,
ihres mobilen Engagements?
aus dem wir bisher nur einen Tonträger
Rodriguez: Unsere Zielgruppe ist zunächst
hergestellt haben, können wir jetzt verdie Zielgruppe unseres Partners, an die wir
schiedene Produkte nebeneinander madie Produktauswahl anpassen. Generell
chen, die sich gegenseitig nicht kannibalihandelt es sich in erster Linie um Teenager.
sieren. Das ist eine hervorragende
Ich glaube aber, dass mit den Mastertones
Möglichkeit zur Ertragssteigerung. Man
das Produkt auch für Leute jenseits der
kann den Klingelton, den Masterton,
Dreißig interessant werden könnte, weil
den Ringbackton und Accessoires wie
sie mit bestimmten Hits auch ErinnerunLogos, Screensaver oder Hintergrundgen an ihr erstes Konzert oder die erste Liebilder anbieten. Produktdiversifizierung
be verbinden und so dazu animiert werist eine große Chance, die wir optimal
den, entsprechende Produkte zu kaufen.
nutzen werden.
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mw: Welche Produkte werden im mobilen
Bereich in Zukunft die wichtigste Rolle
spielen?
Rodriguez: Kurzfristig haben Ringbacktones (Callertones), Mastertones (Realtones) und mobile Audiodownloads eine
hohe Relevanz. Dieses Jahr kommen bereits die ersten integrierten Endgeräte, die
Audiodownloads abspielen können. Zunächst werden zwar nur die technischen
Vorreiter die Geräte kaufen, aber die
Durchsetzung des Marktes mit neuen
Geräten funktioniert in der Regel heute
sehr schnell.
mw: Wie sehen Sie generell die Erfolgsaussichten beim Klingeltongeschäft?
Rodriguez: Das Geschäft mit Klingeltönen
findet überwiegend mit Chart-Hits statt.
Erst kommt der Hit, dann der Klingelton.
Wenn ein Stück Musik als Single ein Hit
ist, wird auch der Klingelton ein Hit, sofern
er im richtigen Genre angesiedelt ist: HipHop, R& B oder Dance sind die Genres, die
im mobilen Bereich sehr gut funktionieren; das ist in Deutschland nicht anders als
in den USA.
mw: Wer realisiert im Bereich Mobile Entertainment die technische Umsetzung der
einzelnen Features für Sony Music?
Rodriguez: Wir arbeiten mit allen Mobilfunkbetreibern und allen großen ContentAggregatoren zusammen, um unser
Produkt zu verkaufen. Es bestehen bereits
Kooperationen mit Vodafone, T-mobile,
O2 und Jamba!. Im Prinzip haben wir
stehende Partnerschaften, die nach und
nach ergänzt werden, je nachdem, was
unser Partner für eine Produktpalette
anbietet. Die Herstellung der mobilen
Produkte lassen wir bei mehreren Partnern
erledigen, die technische Umsetzung der
Distribution liegt natürlich bei unseren
Partnern.
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mobile music.dossier
mw: Wie sieht die Organisationsstruktur in
sind wir dafür zuständig, Geschäftsprozesse zu analysieren, gegebenenfalls anzuden neuen Geschäftsfeldern des Mobile
passen und den Mitarbeitern das KnowEntertainment bei Sony Music aus?
Rodriguez: E-media ist ein integraler Behow durch Informations- und Weiterbildungsmaßnahmen zu vermitteln.
standteil unserer Firma über alle Gemw: Wie sieht Ihre Zukunftsprognose in
schäftsfelder hinweg. Wir setzen auf bereichsübergreifendes Teamwork und sind
Sachen Mobile Entertainment aus?
Rodriguez: Der Trend zur Personalisierung
dabei sehr zielorientiert und effizient. Jedes Handys ist ja nichts visionär Neues. Ich
der Mitarbeiter im Unternehmen muss sich
meine aber, dieser Trend wird über die Permit seinem spezifischem Know-how um
sonalisierung des Telefons hinaus hin zur
dieses Thema kümmern. Schon wenn der
Personalisierung kompletter MusikangeKünstler ins Studio geht, sorgt der Probote gehen. Ich denke dabei an die Entsteduktmanager dafür, dass beispielsweise
hung quasi-intelligenter Datenbanken,
auch Grußbotschaften aufgenommen
die den Musikwerden. Außerdem
geschmack des Nutentwickelt er weite„Wenn ein Stück Musik
lernen und ihn
re Ideen, um die
als Single ein Hit ist, wird auch zers
mit entsprechender
mobile Produktpader Klingelton ein Hit“ Tina Rodriguez Musik versorgen,
lette optimal abzusituationsund
decken. Wir haben
stimmungsabhänein Vertriebsteam,
gig, ganz nach Wunsch. So könnte der
das unsere Mobile- und Online-Partner inNutzer sich dann über das Handy Musik
dividuell betreut, und auch die Finanzabfürs Candlelight-Dinner zusammenstellen
teilung ist darauf bestens eingestellt. Die
lassen. Im Internet gibt es das ja bereits,
Abteilung e-media selbst hat eine Rolle als
aber über das Handy ist die Nutzung einTrendscout. Das heißt, wir haben die Auffach bequemer und die Chance, dass sich
gabe, immer neue Geschäftsfelder und
dieser Service durchsetzt, entsprechend
Ideen zu generieren und uns ständig neue
größer. Das Zusammenspiel von mobiler
Technologien anzuschauen. Wenn eine
Technologie, Trend zur Personalisierung
Idee tatsächlich umgesetzt werden soll,
und Übertragungsbandbreiten machen es
möglich, ein besonders anwenderfreundliches Angebot zu schaffen. Und genau da
gibt es Riesenchancen.
mw: Glauben Sie, dass in den neuen Geschäftsfeldern des Mobile Entertainment
die Rettung der Musikbranche liegt?
Rodriguez: Ich denke tatsächlich, dass die
neuen Produktarten und Vertriebswege zu
einem Turnaround beitragen werden.
Allerdings müssen die neuen Angebote
von anderen Maßnahmen begleitet werden. Dazu gehört zum Beispiel, dass das
Benutzen von illegalen Tauschbörsen unbequemer wird und wir den Menschen klar
machen, dass sie mit illegalen Downloads
nicht nur die vermeintlich steinreiche Musikindustrie schädigen, sondern auch die
kulturelle Vielfalt und nicht zuletzt die
Künstler selbst. Auf verschiedenen Ebenen
müssen wir für diesen Bewusstseinswandel kämpfen. Zum einen auf juristischer
Ebene, aber zum anderen genauso durch
Medienarbeit. Dafür steht ja auch in besonderem Maße Balthasar Schramm mit
seinem Einsatz für die Gleichstellung von
gegenständlichen und nichtgegenständlichen Produkten. Wenn uns das gelingt,
und davon bin ich fest überzeugt, wird die
Musikindustrie ihre Krise überwinden.
Sony Music schließt strategische Partnerschaften
Berlin (cg) – Sony Music geht in die mobile Offensive, um durch die Zusammenarbeit mit diversen Kooperationspartnern
künftig auch die Hosentaschen zu erobern.
„Unser Service ist derzeit einzigartig in
Deutschland und Teil unserer Strategie
zum Ausbau digitaler Distributionswege“,
so Dr. Balthasar Schramm, President Sony
Music Entertainment GSA über Sonys mobiles Engagement. Über eine Kooperation
mit dem Mobilfunkbetreiber O2 sind seit
Anfang Juni erstmals Musikstücke aus
dem Sony-Repertoire in voller Länge zum
Download aufs Handy zu haben, und zwar
zwei Wochen vor Veröffentlichung der
Singles. O2 will den Nutzern insgesamt
100.000 Songs zur Verfügung stellen, die
pro Track ab 99 Cent kosten sollen. Ebenfalls seit Anfang Juni steht das Sony-Re24/2004
pertoire auch Vodafone-Vertragskunden
zur Verfügung. Dabei werden neben Songs
auch musikbezogene Inhalte wie Klingeltöne, Realtones, Künstler-Wallpapers,
Fotos, Video-Streaming und VideoDownloads über Vodafone live zu haben
Erschließt neue Vertriebskanäle: Schramm
sein. Auch der neueste Trend, die so genannten Voice-Ringers, findet sich im Sony-Sortiment. Es handelt sich dabei um
gesprochene Grußbotschaften der Stars,
die statt des normalen Handyklingelns ertönen. Das lizenzierte Repertoire soll sich
nach Aussage eines Vodafone-Sprechers
aus dem gesamten Sony-Katalog speisen.
Der Vertrag umfasst 15 Länder, weitere
Gebiete sollen später hinzukommen. Eine
Reihe von Künstlern soll zusätzlich in
so genannten National Artist Showcases
in ausgewählten Ländern speziell beworben werden. Nach Aussage beider
Unternehmen handelt es sich um den
weltweit größten Deal für mobile
Musikinhalte. Vodafone will sich damit
weltweit als Hauptanbieter mobiler
Musikinhalte etablieren.
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