University of Jyväskylä, 2014-15
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University of Jyväskylä, 2014-15
Erfahrungsbericht Name: M a r t i n, M a t t h i a s Austauschjahr: WS 2014/15 Gastuniversität: Jyväskylä School of Business and Economics (JSBE) Stadt: Jyväskylä Land: Finnland Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht, kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden. Anreise & Ankunft Jyväskylä selbst hat einen kleinen Flughafen. Dieser ist jedoch so klein, dass man ihn seit über einem Jahr nur noch mit dem Taxi erreichen kann. Ich selbst bin von München nach Helsinki geflogen und von dort aus mit der Bahn nach Jyväskylä gefahren. Wenn man beim Flug ein weiteres Gepäckstück mitnehmen möchte, sollte man dies beim Preisvergleich berücksichtigen. Euer Bahnticket könnt ihr bequem im Online-Shop (https://shop.vr.fi/onlineshop/Welcome.do?request_locale=en) kaufen. Wichtig dabei: Student Discount ist nur mit einem finnischen Studentenausweis möglich, den man allerdings erst bei Ankunft in Jyväskylä bekommt. Eine Alternative zur Bahn bieten Busunternehmer, wobei man hier auf die Anzahl der mitnehmbaren Gepäckstücke achten muss. Sowohl Bus als auch Bahn sind in Finnland zuverlässige und saubere Reisemöglichkeiten. Die wohl günstigste Variante des Reisens bietet der Reisebusanbieter Onnibus (http://www.onnibus.com/en/index.htm). In Jyväskylä angekommen wird man zu jeder Uhrzeit von seinem Tutor in Empfang genommen. Dieser zeigt einem auch den Weg zur Unterkunft. Darüber hinaus kann man den Tutor aber auch jederzeit kontaktieren, wenn man eine Frage hat. Unterbringung Für die Unterkunft sollte man sich bei einem der Studentenwohnheime (Kortepohja oder KOAS) bewerben. Hier wohnen die meisten Austauschstudenten, die man so auch schnell kennenlernen kann. In Kortepohja gibt es 2er- und in KOAS 3er- Apartments. Diese kosten pro Person um die 250 €. Meistens sind es nicht die schönsten und komfortabelsten, aber man gewöhnt sich daran. In der Miete inbegriffen sind dafür die Nutzung der Saunen und der Waschmaschinen. In Kortepohja kann die Sauna täglich von 18 bis 21:30 Uhr genutzt werden. Die Waschmaschinen in Kortepohja können täglich von 8 bis 21 Uhr benutzt werden. In einigen Gebäuden muss man dafür einen Waschslot über eine Liste, die wöchentlich mittwochs neu ausgehängt wird, reservieren. Es gibt jedoch auch Waschräume, bei denen man nicht reservieren kann und somit meist kurzfristig waschen kann. Zudem gibt es Trockner, jedoch keine Wäscheleinen oder Wäscheständer. Ein Satz Bettwäsche ist in Kortepohja vorhanden. Für Handtücher muss selbst gesorgt werden. Für die Nutzung des W-LANs benötigt man in Kortepohja ein eigenes LAN-Kabel. Über seinen Laptop kann man dann einen virtuellen WiFi-Router einrichten, sodass man mit mehreren Geräten ins Internet kann. Die Internetverbindung in Kortepohja ist während meines Semesters zwei Mal für ein paar Stunden ausgefallen, sonst ist die Verbindung konstant und schneller als eine gewöhnlich in Deutschland. In Finnland hat man per Gesetz Anspruch auf eine Internetverbindung. Alternativ kann man auch seinen eigenen Router ans hauseigene LAN anschließen. Die Studentenwohnheime befinden sich etwas außerhalb des Stadtzentrums, wobei die gefühlte Distanz durch die Hügel, auf denen die Stadt erbaut ist, größer ist als die tatsächliche. Unerlässlich ist deshalb der Besitz eines Fahrrads. Es gibt zwar Stadtbusse, eine einfache Fahrt kostet jedoch 3,30 EUR. Außerdem fahren die Busse nachts meist nicht, was für das studentische Nachtleben natürlich eher schlecht ist ;) Um ein gutes Fahrrad zu ergattern, sollte man schnell sein, da es nur noch zwei Fahrradgeschäfte für gebrauchte Fahrräder gibt. Ab und zu verkaufen auch Tutoren von ihren vorherigen Tutorees Fahrräder. Mal etwas rumzufragen kann also auch nicht schaden. Ein ordentliches gebrauchtes Fahrrad kostet ca. 80 EUR. Dabei ist eine Rücktrittbremse sehr empfehlenswert, da sonst die Gefahr besteht, dass die Bremsen einfrieren. Das Fahrrad sollte laut Gesetz vorne und hinten über Katzenaugen sowie ein Vorderlicht verfügen. Universität Die Universitätsgebäude liegen teilweise etwas weiter auseinander. In jedem Gebäudekomplex befindet sich eine Mensa, die mindestens von 11 bis 16 Uhr warmes Essen anbietet und das für Studenten für 2,60 EUR pro Portion kostet. Inbegriffen sind ein Getränk, ein Salat sowie drei Scheiben Brot. Als Getränk nehmen die meisten Milch (nicht mit deutscher zu vergleichen). Leitungswasser bekommt man immer und überall gratis. Die Ausstattung der gesamten Universität ist modern und umfassend. Das englischsprachige Kursprogramm für Masterstudenten ist ausreichend. Als BachelorStudent kann man auch die meisten Masterkurse besuchen. Für die Kurse muss man sich auch als Austauschstudent trotz des Learning-Agreement über das Korppi anmelden. Dies kann man erst vor Ort, nachdem man seine Zugangsdaten erhalten hat. Sollte man dann bei einigen Kursen auf der Warteliste stehen, sollte man nicht beunruhigt sein. Man schreibt entweder direkt den Dozenten an oder geht in die erste Vorlesung und klärt dann ab, dass man noch in den Kurs aufgenommen wird. Grundsätzlich ist die Anwesenheit der Studenten in den Vorlesungen für das Bestehen obligatorisch oder zumindest sehr erwünscht. Sollte allerdings mal ein Trip mit dem ESN anstehen, lassen die Dozenten meist mit sich reden. Die Kommunikation mit den Dozenten ist sehr offen. So redet man sich bspw. An der Universität immer mit Vornamen an. Bei Vorlesungszeiten oder Klausurterminen sollte man flexibel sein. Diese werden teilweise noch verschoben. Es kann aber auch sein, dass der Dozent einen weiteren Klausurtermin anietet, wenn mehrere Studenten an einem ESN- Trip teilnehmen. Das hängt sehr vom Dozenten ab. Die Klausuren können bis zu vier Stunden dauern und finden ca. zwei Wochen nach dem Vorlesungsende statt. Keine Angst, anders als bei den meisten Klausuren an deutschen Universitäten sind die Klausuren so konzipiert, dass man sie in zwei oder maximal drei Stunden schaffen kann. Auch sollte man sich nicht wundern, wenn die finnischen Studenten nur mit Bleistift und Radiergummi ausgerüstet zur Klausur erscheinen. Die finnische Kultur basiert sehr auf Vertrauen, was das Leben dort auch sehr angenehm gestaltet. Eine Klausurenphase gibt es nicht, d.h. die Klausuren finden das gesamte Semester über statt. Grundsätzlich darf eine schriftliche Klausur wiederholt werden, obwohl man diese schon bestanden hat, um sich zu verbessern. Dies gilt nicht zwangsläufig für Book Exams. Auf diese bereitet man sich vor, indem man eigenständig ein Buch durcharbeitet. Das können dann gut und gerne mal 700 Seiten eines Lehrbuchs sein. Die Art und Weise, auf die man seine ECTS erlangt, kann stark variieren. So kann es sein, dass man zusätzlich zum Bestehen einer Klausur wöchentlich ein Learning Diary abgeben muss. Hier kann man alles reinschreiben, was man z.B. in der letzten Woche gelernt hat, welchen Vorteil man sich für seinen zukünftigen Beruf davon verspricht, was einem an der Vorlesung gefallen hat usw. Es kommt dabei v.a. darauf an, dass man zeigt, dass man den Inhalt verstanden hat und sich damit auseinandersetzt. Alternativ können auch Gruppenarbeiten und/oder –präsentationen verlangt sein. Insgesamt sollte man das Arbeitspensum nicht unterschätzen und lieber weniger ECTS für sein Auslandssemester einplanen, wenn man mit dem Auslandssemester v.a. seine persönliche Entwicklung vorantreiben möchte. D.h. nicht, dass man seine 30 ECTS im Semester nicht schaffen kann. Leben in der Stadt Jyväskylä Jyväskylä ist mit über 130.000 Einwohnern eine Kleinstadt bzw. für Finnland eine Großstadt, die einem Studenten nichts vermissen lässt. Sie besitzt im Zentrum zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten, Bars und Diskotheken. Darüber hinaus hat Jyväskylä aber auch landschaftlich einiges zu bieten. So liegt die Stadt z.B. direkt an zwei großen Seen. Jyväskylä liegt in Mittelfinnland, so ist Finnland gut zu bereisen. Tampere liegt mit dem Zug 1.5 Stunden entfernt und Helsinki 3.5 Stunden. Lohnenswert ist auf jeden Fall auch eine Fahrt über Helsinki nach Tallinn für ein Wochenende. Das könnt ihr aber alles noch genauer in einem Reiseführer nachlesen. Was ihr dort vielleicht nicht findet, aber für einen Studenten wichtig zu wissen ist: Die Diskotheken schließen spätestens um vier Uhr. Keine Angst, die Finnen wissen trotzdem, wie man ordentlich feiert ; ) . Dabei solltet ihr wissen, dass die Altersbeschränkung in den Clubs unter der Woche meist bei 18 Jahren liegt. Am Wochenende kann sie aber auch bei 20 oder sogar 22 liegen. Demgegenüber schließen die Supermärkte unter der Woche und samstags erst um neun Uhr. Sonntags sind sie von zwölf bis 18 Uhr geöffnet. Wem das noch nicht reicht, der kann zum „Sale“ gehen. Dieser Supermarkt hat unter der Woche und samstags sogar bis 23 Uhr offen. Eine weitere wichtige Öffnungszeit ist die des ALKOs im Untergeschoss des SOKOS. SOKOS ist ein Kaufhaus im Zentrum von Jyväskylä. ALKO ist der Name der staatlichen Geschäfte, welche ein Monopol auf den Verkauf von Alkohol mit über 4,7% dürfen die Supermärkte bis 21 Uhr verkaufen. Alles andere kann nur in einem ALKO erworben werden. Diese haben bis 20 Uhr geöffnet und verkaufen lediglich an Personen, die über 20 Jahre alt sind. Jyväskylä ist eine Studentenstadt. Falls ihr denkt, dass ihr in eurer Zeit in Finnland kein Deutsch sprechen könnt…weit gefehlt. Einige Finnen lernen Deutsch sogar schon an der Schule. Darüber hinaus gibt es doch sehr viele Deutsche, die nach Finnland gehen… und das zu Recht! Jyväskylä ist durchaus international. Viele Studenten, die im Bachelor ein Auslandssemester dort gemacht haben, kehren zurück nach Jyväskylä und absolvieren ihren gesamten Master dort. Lebenshaltungskosten Die Lebensunterhaltskosten sind in Finnland etwas höher als in Deutschland. Jedoch günstiger als in Dänemark, Schweden oder Norwegen. Als Student erhält man jedoch nicht nur bei der Bahn, sondern auch in vielen andern Geschäften einen Studentenrabatt. Günstiger als in Deutschland sind die Mobilfunktarife. Tretet ihr dem ERASMUS Student Network (ESN) bei, erhaltet sogar ihr gleich eine finnische SIM-Karte. Kulturschock/ kulturelle Eigenheiten Einen richtigen Kulturschock wird man in Finnland nicht bekommen. Dafür ähneln sich die deutsche und finnische Kultur zu sehr. Wer jedoch die Hektik deutscher Großstädte liebt, sollte nicht nach Finnland gehen. In Finnland herrscht eher die Ruhe. D.h. man wird bspw. selten Menschen hektisch durch die Gegend laufen sehen. Häufig gilt es sich in Finnland anzustellen. Das beginnt schon in der Mensa. Dabei bleiben die Finnen aber stets gelassen und nehmen es hin, dass sie eben ein bisschen warten müssen. Das heißt allerdings nicht, dass in Finnland langsamer oder mit weniger Engagement gearbeitet wird o.ä. Dass Finnen tendenziell eher schüchtern sind, wie man es bspw. in der Orientierungswoche häufig gesagt bekommt, kann ich nicht bestätigen. Vielleicht muss man selbst den ersten Schritt machen, indem man sie anspricht, aber zumeist entwickelt sich daraus schnell eine gute Kommunikation. Soziale Kontakte Kontakte kann man grundsätzlich sehr schnell und viele in Jyväskylä knüpfen. Das ESN sowie die verschiedenen Fachschaften bieten dafür zahlreiche Events. Sowohl das ESN als auch die Fachschaften sind deutlich aktiver als in Deutschland üblich. Natürlich kann man auch beim Sport oder in der Sauna Leute kennenlernen. Das Sportprogramm der Universität ist sehr breit gefächert. Beim Kennenlernen neuer Leute gilt wie immer, dass grundsätzlich jeder andere Leute kennenlernen will, die wenigsten wagen aber den ersten Schritt auf den anderen zu. Klima/ Wetter An einen Vortrag aus der Orientierungswoche werden sich die meisten Austauschstudenten noch lange erinnern. Der Titel des Vortrags hieß „How to Survive in Jyväskylä“. Nachdem man im sicheren Finnland ist, nimmt man diesen Titel erstmal nicht so ernst und das sollte man auch nicht. Als der Referent jedoch ein Bild zeigte, auf dem seine Frau warm eingepackt auf einer verschneiten Straße mit einem Kinderwagen im Dunkeln zu sehen ist, wurden plötzlich alle aufmerksam. Denn dieses Bild ist nicht, wie man denken mag, nachts aufgenommen worden, sondern um 15 Uhr. Am Anfang mag die Dunkelheit noch aufregend sein. Man sollte sie jedoch nicht unterschätzen, so wird man bis man sich darauf eingestellt hat, wahrscheinlich etwas mehr Schlaf als normalerweise benötigen. Damit einem die Dunkelheit nicht zu sehr auf das Gemüt schlägt, sollte man auch während der Lernphasen regelmäßig Sport machen und unter die Leute gehen und/oder typisch finnisch in die Sauna gehen. Die winterliche Kälte in Finnland ist meist sehr erträglich, da sie selten wie in Deutschland von einem kalten Wind begleitet wird. Wenn es dann wieder auf den Sommer zugeht, lernt man Finnland nochmal von einer anderen Seite kennen. Man fährt in die Mökkis an den Seen. In Jyväskylä öffnen die Bars und Restaurants auf den Booten am Hafen wieder. Es gibt das beliebte Barbecue. In Kortepohja gibt es dafür sogar extra Grillstellen, die jeder nutzen darf. Resümee Für mich war es, wie wohl für die meisten, die ein Auslandssemester absolvieren, eine wundervolle Zeit mit vielen tollen Erinnerungen und Begegnungen. Jeder, der die Möglichkeit hat, ins Ausland zu gehen, sollte diese wahrnehmen, da man so die Welt danach nochmal mit anderen Augen sieht und sich persönlich deutlich weiterentwickelt. Auch würde ich wieder nach Finnland gehen. Die Organisation des gesamten Aufenthalts ist bestens und mit viel Mühe organisiert. Wem in Jyväskylä langweilig wird, ist selbst schuld.