Der rote Faden - Heftausgabe: 7/2007 - Heftarchiv

Transcription

Der rote Faden - Heftausgabe: 7/2007 - Heftarchiv
Der rote Faden - Heftausgabe: 7/2007 - Heftarchiv - art-magazin.de
1 of 10
http://www.art-magazin.de/div/heftarchiv/2007/7/EGOWTEGWPPCPC...
AR T C AR D | N E W S T I C K E R | N E W S L E T T E R | AK T U E L L E S H E F T | AB O & S H O P
13.3.2014 10:52
Der rote Faden - Heftausgabe: 7/2007 - Heftarchiv - art-magazin.de
2 of 10
http://www.art-magazin.de/div/heftarchiv/2007/7/EGOWTEGWPPCPC...
13.3.2014 10:52
Der rote Faden - Heftausgabe: 7/2007 - Heftarchiv - art-magazin.de
3 of 10
http://www.art-magazin.de/div/heftarchiv/2007/7/EGOWTEGWPPCPC...
13.3.2014 10:52
Der rote Faden - Heftausgabe: 7/2007 - Heftarchiv - art-magazin.de
4 of 10
http://www.art-magazin.de/div/heftarchiv/2007/7/EGOWTEGWPPCPC...
13.3.2014 10:52
Der rote Faden - Heftausgabe: 7/2007 - Heftarchiv - art-magazin.de
5 of 10
http://www.art-magazin.de/div/heftarchiv/2007/7/EGOWTEGWPPCPC...
einfliegen; sie sollen sich dort umsehen und ihre Eindrücke formulieren der tägliche Kulturschock als künstlerisches Experiment. Stoff und
Gewebe tauchen in den Werken vieler Documenta-Künstler auf, mal als
Rohstoff für die Herstellung dramatischer Couturekleider oder farbiger
Stoffcollagen, mal als blütenweißes, abstraktes Objekt mit eingewebtem
Erinnerungsfaktor. Während Cosima von Bonin mit ihren genähten
Stoffobjekten Künstler wie Sigmar Polke oder Rosemarie Trockel zitiert,
beschwört der russische Künstler Dmitri Gutow mit seinem Zaun aus
filigranem Metallgewebe die Schriften von Karl Marx. Stoff steht hier also
nicht nur für seine bloße Materialität, sondern ist auch Symbol für formale
und inhaltliche Verflechtungen OUMOU SY entwirft aus traditionellen
afrikanischen Textilien, Federn, Perlen und Brokatstoffen dramatische
Roben. Die in Podor am Fluss Senegal geborene Senegalesin gilt als
bekannteste afrikanische Modeschöpferin. Ihr Atelier befindet sich im
Herzen Dakars, einem der wichtigsten Zentren der afrikanischen
Textilindustrie. Ihre Kreationen haben längst die Aufmerksamkeit der
westlichen Kunstwelt geweckt. So wurden ihre Kollektionen auf der Expo
2000 in Hannover, im Pariser Louvre, am Broadway in New York und in
Hamburgs Museum für Kunst und Gewerbe präsentiert. Neben ihrer
künstlerischen Arbeit engagiert sich Oumou Sy für soziale und
wirtschaftliche Entwicklungsprojekte. Sie gründete in Dakar eine
Modeund Designschule und eröffnete dort "Métissacana", das erste
Internet-Café. Das macht sie zur modernen Leitfigur im
krisengeschüttelten "Schwarzen Kontinent". ABDOULAYE KONATÉ nimmt
in riesigen Installationen und Stoffcollagen Bezug auf die politische und
wirtschaftliche Situation seines Landes. Der 1953 in Mali geborene
Künstler studierte Malerei in Mali und Kuba und arbeitete zunächst als
Grafikdesigner am Nationalmuseum in Malis Hauptstadt Bamako. Seine
großformatigen Stoffarbeiten greifen traditionelle Handwerkstechniken
auf, etwa die Näharbeiten der Frauen in Mali, und thematisieren aktuelle
Probleme wie die Aids-Epidemie oder Dürrekatastrophen in der
Sahelzone. Andere Arbeiten feiern Malis reiche Musiktradition. Konaté
war an der vielbeachteten Ausstellung "Afrika Remix" beteiligt, die
zwischen 2004 und 2006 in Düsseldorf, London, Paris und Tokio zu sehen
war. 2002 erhielt er die französische Kulturauszeichnung "Chevalier dans
l`ordre des Arts et des Lettres". LILI DUJOURIE ist am ehesten für ihre
frühen Videoarbeiten bekannt. Die belgische Künstlerin, die 1941 in
Roeselare geboren wurde, gehört zu den Pionieren des elektronischen
Mediums. In tonlosen Schwarzweißaufnahmen filmte sie sich selbst, nackt
im Bett, sich auf weißem Laken räkelnd oder angezogen am Fenster
stehend - eine Reminiszenz an klassische Gemäldekompositionen. Das
Motiv zerknüllter, dekorativ gefalteter Stoffe griff Dujourie in einem
späteren, installativen Werkzyklus noch einmal auf. Sie zeigte
schneeweiße Faltenwürfe in schwarz lackierten Stahlkästen. Die scheinbar
weichen Stoffstücke, die an verlorene Taschentücher erinnern, sind aus
Gips (auf Holz) geformt. Auf der Documenta zeigt sie Wandskulpturen aus
Draht, die mal Papierstreifen, mal Kreidezeichnungen ähneln. DMITRI
GUTOW zählt zu den wichtigsten Vertretern der zeitgenössischen
russischen Kunst. Der Maler, Installationsund Videokünstler, der 1960 in
Moskau geboren wurde, beschäftigt sich in seinem Werk mit der
marxistischen Ästhetik der Sowjetunion der dreißiger Jahre. Dabei
bezieht er sich besonders auf die Schriften des marxistischen Philosophen
Michail Lifschitz (1905 bis 1983), er hat Lese- und Diskussionsgruppen
organisiert und in Moskau das Lifschitz-Institut gegründet. In Kassel zeigt
Gutow eine Art Zaun aus filigranem Metallgewebe mit Schriftfragmenten
und Kritzeleien. Inspiriert wurde der Künstler dabei von den
improvisierten Einzäunungen wilder Schrebergärten in Russland. Die
kalligrafischen Schnörkel stammen aus Schriften von Karl Marx, darunter
13.3.2014 10:52
Der rote Faden - Heftausgabe: 7/2007 - Heftarchiv - art-magazin.de
6 of 10
http://www.art-magazin.de/div/heftarchiv/2007/7/EGOWTEGWPPCPC...
auch eine Seite aus dessen Manuskript für "Die deutsche Ideologie".
COSIMA VON BONIN Ihren Werken haftet bei aller Konzeptualität immer
auch etwas rührend Handgemachtes an: Die riesigen Pilze sind aus
gemustertem Stoff genäht, die Krake besteht aus grauem Filz, ihre
Fangarme enden in glänzenden Glaswindungen. Die in Köln lebende
Künstlerin, die 1962 in Kenia geboren wurde, beschäftigt sich in ihren
Installationen und Stoffbildern immer wieder mit Konsum- und
Kunstkritik. Dabei zitiert sie Künstler wie Blinky Palermo, Sigmar Polke
und Rosemarie Trockel, die ebenfalls Textilien in ihrem Werk verarbeiten.
Auf der Documenta 12 zeigt Cosima von Bonin neben
überdimensionierten Stofftieren auch eine Serie großformatiger
Textilbilder mit scherenschnittartigen Mustern von Rorschach-Tests, die
als weiße Silhouetten auf geometrisch gemusterte Stoffe appliziert
worden sind. GARTENTEPPICH Eines der ungewöhnlicheren Objekte
dieser Documenta ist ein um 1800 entstandener Teppich aus dem
Nordwesten Persiens. Das über acht Meter lange Textilkunstwerk zeigt
aus der Vogelperspektive eine orientalische Gartenanlage mit
Wasserkanälen, Blumenbeeten und Fischdarstellungen. Details wie
Wellenmuster oder Bäume sind schematisiert ausgeführt. Solche
"mobilen Gärten" waren früher hoch begehrt und sind heute extrem rar.
Das Documenta- Exemplar kommt aus der Sammlung des Museums für
Islamische Kunst in Berlin. Mit seiner abstrahierten Formsprache verweist
der zirka 200 Jahre alte Teppich auf Entwicklungen der modernen
Kunstgeschichte. Gleichzeitig steht er für anonyme Autorenschaft, die
keinen Unterschied zwischen Kunst und Kunsthandwerk macht. Der
politische Körper Darstellungen des menschlichen Körpers nehmen in der
Kunstgeschichte eine zentrale Rolle ein. Neben klassischen Porträts, die
als Spiegel der Persönlichkeit fungieren, wurde der Körper immer wieder
als Symbol für religiöse Verzückung, Schmerz oder Tod gesehen. Auch bei
der Documenta setzen viele Künstler den menschlichen Körper bei ihren
Arbeiten ein, weniger in traditionellen Techniken wie der Malerei, sondern
in Performances, Videoarbeiten und Fotoinstallationen. Dabei wird das
Private öffentlich, die Nacktheit zum Protest und der Körper zum
politischen Instrument INES DOUJAK veranstaltet "Heimatabende" in der
österreichischen Provinz, bei denen sie Überlebende des
Konzentrationslagers Ravensbrück in einem Video zu Wort kommen lässt,
oder gestaltet einen Fest wagen auf der schwul-lesbischen "RegenbogenParade" in Wien. In ihren Fotos, Installationen und performativen
Arbeiten beschäftigt sich die 1959 in Klagenfurt geborene Künstlerin mit
Fragen gesellschaftlicher und sexueller Normierung. Dabei spielt der
menschliche Körper im Spiegel klischeehafter medialer Sehgewohnheiten
eine wesentliche Rolle, etwa wenn sie im Salzburger Kunstverein
Fotoworkshops und Modenschauen mit Seniorinnen veranstaltet ("Dirty
Old Women", 2005), oder in der Wiener Secession heterosexuelle
Verhaltensmuster in Frage stellt. Der provozierende Titel dieser
Einzelausstellung von 2002: "Vater Arsch". SANJA IVEKOVIC´ ließ sich
1979 auf ihrem Balkon beim Lesen, Schnapstrinken und Onanieren
fotografieren - private Schnappschüsse, die zur politischen Performance
wurden, weil gerade Jugoslawiens Präsident Tito mit Staatskarosse und
militärischem Geleit durch die Straßen fuhr. Die Künstlerin, 1949 in
Zagreb geboren, bekam sofort Besuch vom Staatsschutz, der das
ungebührliche Verhalten von seinen Beobachtungsposten auf den Dächern
verfolgt hatte. Die Fotodokumente dazu sind nun auf der Documenta zu
sehen. Ivekovic´ zählt heute zu den bedeutendsten Künstlerinnen
Kroatiens. In Kassel plant sie auch eine urbane Intervention: Auf dem
Friedrichsplatz säte sie roten und weißen Mohn als Bild der Schönheit, des
Todes und des Friedens - in angelsächsischen Ländern werden die Gräber
getöteter Soldaten traditionell mit Mohn bepflanzt. XIE NANXINGS
13.3.2014 10:52
Der rote Faden - Heftausgabe: 7/2007 - Heftarchiv - art-magazin.de
7 of 10
http://www.art-magazin.de/div/heftarchiv/2007/7/EGOWTEGWPPCPC...
hyperrealistische, meisterlich gemalte Bilder von gefolterten, nackten
Körpern beeindruckten schon 1999 das Biennale-Publikum in Venedig.
Der 1970 in Chongqing in der chinesischen Provinz Sichuan geborene
Künstler hat sich inzwischen auf diffusere Bildkompositionen verlegt. Die
oft großformatigen Gemälden basieren auf hochvergrößerten Fotos und
körnigen Videobildern. Die Schockwirkung der mysteriösen Darstellungen
wird durch die elegante Technik noch erhöht. Assoziationen zur Willkür
des chinesischen Überwachungsund Polizeistaats drängen sich auf.
Nanxing, der heute in Peking und Chengdu lebt und nur drei bis vier
Werke jährlich malt, begreift seine Arbeit aber auch als künstlerische
Reflexion über Malerei als Form umfassender Wahrnehmung. TSENG
YU-CHIN konzentriert sich in seinen Videoarbeiten auf psychologische
Innenwelten. Seine erzählerischen Filmsequenzen beobachten Menschen
bei alltäglichen, scheinbar intimen Handlungen und lösen beim Betrachter
Gefühle wie Scham, Trauer und Ambivalenz aus. Kinder und deren
unschuldiger Spieltrieb spielen eine zentrale Rolle. In der Videoarbeit
"Who is listening?" zeigt der taiwanesische Künstler in einer Szene
Kindergesichter, die mit einer milchigen Flüssigkeit übergossen werden, in
einer anderen wälzt sich ein halbnackter Junge mit einer Frau im Bett
herum. Die Bewegungen schwanken zwischen mütterlicher Fürsorge und
sexuellem Spiel. Tseng Yu-Chin, geboren 1978 in Taipei, zählt das
europäische Kino zu seinen Einflüssen; ihn interessiert, "wie Leben und
Video sich spiegeln". Der Film "Who is listening?" wurde 2004 mit dem
Taipei Art Award prämiert. ZOFIA KULIK formt aus
Schwarzweißfotografien komplexe Collagen, die man zunächst als
mandalahafte Ornamente wahrnimmt. Bei näherer Betrachtung
entpuppen sich die wiederkehrenden Muster als menschliche Körper in
grotesken Verdrehungen. In großformatigen Fotoserien mit Titeln wie
"Menschenmotiv" oder "Symbolische Waffe" kombiniert die polnische
Künstlerin, die 1947 in Breslau geboren wurde, Porträts, Gewaltszenen,
Landschaftsbilder, Architektur und Militärfotos. Kulik studierte in den
sechziger Jahren Bildhauerei an der Akademie der Schönen Künste in
Warschau und arbeitete von 1971 bis 1987 unter dem Namen "KwieKulik"
mit dem Bildhauer Przemyslaw Kwiek zusammen. Heute zählt sie zu den
bedeutendsten Künstlerinnen Polens und wurde zu großen Ausstellungen
in Amsterdam, Berlin, Paris und zur Biennale in Venedig eingeladen. JO
SPENCE machte ihre Krankheit zur politischen Performance. Die britische
Fotografin (1934 bis 1992) dokumentierte in schonungslosen
Selbstporträts ihre Brustkrebserkrankung. Dabei zeigte sie nicht nur die
entmündigende Prozedur der Mammografie oder die entstellenden
Resultate ihrer Krebsoperation. In inszenierten Fotoserien kommentierte
sie mit Witz und Ironie den von Männern geprägten Blick auf den nackten
weiblichen Körper. Spence gilt als zentrale Figur der feministischen
Debatte über Fotografie und Repräsentationskritik. Auch was ihre
Krankheit anging, entschied sich die Künstlerin für einen systemkritischen
Weg. Statt weiterer Strahlen- und Chemotherapien versuchte Spence,
sich mit traditioneller chinesischer Medizin zu heilen. Ihre künstlerische
Arbeit betrachtete sie zu bis ihrem Tod als "Fototherapie". Form und
Formel Etliche Documenta-Positionen greifen zurück auf die Spielarten
der Abstraktion, die im Zuge der Moderne entstanden sind. Vor allem die
Geometrie hatte es den Künstlern angetan - die klare Ordnung verhieß
das große, gesellschaftliche Glück. So laufen die Traditionslinien vom
Bauhaus hin zur amerikanischen Minimal Art und den ironisch
gebrochenen Glanzstücken von John McCracken. Auch abseits der Zentren
und Hauptstraßen der Kunst wurde Roger M. Buergel bei seinen
Forschungen zur "Migration der Form" fündig - wie Beispiele aus
Osteuropa und Lateinamerika belegen BE? LA KOLÁR? OVÁ
experimentiert seit den frühen sechziger Jahren mit Materialassemblagen
13.3.2014 10:52
Der rote Faden - Heftausgabe: 7/2007 - Heftarchiv - art-magazin.de
8 of 10
http://www.art-magazin.de/div/heftarchiv/2007/7/EGOWTEGWPPCPC...
und konzeptueller Fotografie. Die tschechische Künstlerin, geboren 1923
in Terezín, gehörte der Künstlergruppe Krizovatka (Kreuzung) an. In ihren
frühesten Arbeiten "zeichnete" sie Lichtkreise auf Fotopapier, später
fotografierte sie rhythmisch arrangierte Alltagsobjekte, Eierschalen,
Obstkerne, Porzellanscherben oder Stahlspäne, und formte Zeichen aus
ihrem eigenen Haar. Bei ihren Formspielen ließ sie sich von
Avantgardekünstlern wie Marcel Duchamp und Man Ray beeinflussen.
Lange stand ihr Werk im Schatten ihres berühmteren Ehemanns, dem
tschechischen Künstler und Schriftsteller Jirí Kolár? (1914 bis 2002), der
bereits 1968 auf der Documenta 4 vertreten war. Kolárovás Werk wurde
in den neunziger Jahren wiederentdeckt. CHARLOTTE POSENENSKE gilt
als eine der wichtigsten Vertreterinnen der deutschen Minimal Art der
sechziger Jahre. Für ihre stark auf Architektur bezogenen, geometrischen
Objekte und Skulpturen verwendete die in Wiesbaden geborene
Künstlerin (1930 bis 1985) industrielle Materialien wie Alublech, Rohre,
Pappe oder Pressspanplatten. Im Aue-Pavillon wird "Drehflügel", ein
begehbarer, quadratischer Raum mit vier Drehtüren - eine ihrer letzten
Arbeiten - gleich dreimal zu sehen sein. Hinter der nüchternen
Konstruktion verbirgt sich auch ein soziales Experiment. DocumentaBesucher, die die Schwingtüren durchschreiten wollen, müssen sich bei
der Benutzung miteinander abstimmen. Posenenske kehrte der Kunstwelt
1968 den Rücken und arbeitete bis zu ihrem Tod als Soziologin. LUIS
SACILOTTO rief in den fünfziger Jahren in Brasilien mit gleichgesinnten
Künstlern eine Bewegung Konkreter Kunst ins Leben. Die "Grupo Ruptura"
versuchte, in ihre abstrakten Farb- und Formkompositionen industrielle
Produktion und Massenkommunikation zu integrieren. Beeinflusst wurden
die brasilianischen Konkreten von Künstlern wie Max Bill, dem Rektor der
Ulmer Hochschule für Gestaltung, der die Kunst in den Dienst
formschönen und funktionalen Designs stellte. Der in São Paulo geborene
Maler und Bildhauer (1924 bis 2003) hatte sich bereits in seinem
Frühwerk am Kubismus und Werken von Piet Mondrian orientiert. Seine
späteren dynamischen Streifenbilder erinnern an die europäische Op Art.
Sacilotto war in bedeutenden Ausstellungen wie der São-Paulo-Biennale
und der Guggenheim-Schau "Brazil" vertreten. JOHN MCCRACKEN "WestCoast- Minimalismus" beschreibt die Arbeiten des in New Mexico
lebenden Bildhauers ganz treffend: Seine leuchtend farbigen Objekte
wirken wie eine leichtere, sinnlichere Version der geometrischen
Abstraktionen der Minimal Art von Carl Andre oder Donald Judd. Anders
als die beiden baut John McCracken (Jahrgang 1934) seine Sperrholz- und
Fiberglaskörper ausschließlich selbst und schleift und poliert ihre
Oberflächen immer wieder, bis sie strahlend glänzen. Kein Selbstzweck:
"Idealerweise zielen sie darauf ab, das Ephemerste alles Abstrakten zu
spiegeln, den reinen Gedanken", sagt McCracken. MIRA SCHENDEL 1949
kam Mira Schendel in Brasilien an, mit einem Ausweis als "Displaced
Person", eine 1919 in der Schweiz geborene Jüdin, die nach Studienjahren
in Mailand in die Mühlen von Krieg und Verfolgung geraten war. In
Lateinamerika fand sie einen Neuanfang, wandte sich der Dichtung zu,
unterrichtete Malerei, bekam Kontakt zum Kreis der brasilianischen
Moderne um Lygia Clark und Hélio Oiticica, die damals intensiv mit den
Formen geometischer Abstraktion experimentierte. Mira Schendel trat
mehrmals auf der São- Paulo-Biennale auf, zeigte große Blätter mit
Buchstaben, fragile Schriftarbeiten, zwischen Acrylplatten gepresste
Zeichnungen von großer Schönheit, inspiriert von Zen-Buddhismus und
chinesischer Kalligrafie. Mira Schendel starb 1988 in São Paulo. FLORIAN
PUMHÖSL ist ein Formarchäologe, der die Wanderungsbewegungen und
Wirkungen von Gestaltungsmustern über Kontinente und Zeiten verfolgt,
deutet und sichtbar macht. Der 1971 geborene Wiener Künstler
untersucht in strengen Hinterglasmalereien das geometrische Vokabular
13.3.2014 10:52
Der rote Faden - Heftausgabe: 7/2007 - Heftarchiv - art-magazin.de
9 of 10
http://www.art-magazin.de/div/heftarchiv/2007/7/EGOWTEGWPPCPC...
der Moderne, schichtet Betonskulpturen im Stil der sechziger Jahre oder
arrangiert eine kostbare präkolumbische Spitze auf alpenländischem
Loden. Solche feinen Gewirke sammelte die Textilkünstlerin Anni Albers,
die weniger bekannte Frau des Bauhaus-Meisters Josef Albers, bei ihren
Reisen durch Lateinamerika, die sie von ihrem Exil in den USA nach 1936
immer wieder unternahm. So fanden die magischen traditionellen Muster
Eingang in die kühl-europäisch geprägte Formenwelt des Bauhauses.
AGNES MARTIN war eine Grande Dame der amerikanischen
Nachkriegskunst - und doch eine ewige Einzelgängerin und
Künstlerphilosophin. 1912 in Kanada geboren, studierte sie in New York
und erlebte prägende Jahre in der Wüste New Mexicos, wohin sie immer
wieder zurückkehrte. Schon früh fand Agnes Martin, die zu dem
Künstlerkreis um Barnett Newman, Mark Rothko, Jackson Pollock und Ad
Reinhardt gehörte, zu dem Linienraster als ihrer ganz persönlichen Form,
die sie in unendlichen Variationen durchspielte. So wurde sie auch zu
einem wichtigen Bezugspunkt von Minimal Art und Konzeptkunst der
jüngeren Generation. Bei Martin, die 2004 gestorben ist, bleibt die
Handschrift immer spürbar: "Man muss das Ideale in seinem eigenen
Inneren sehen. Es ist wie eine Erinnerung an die Vollkommenheit."
Symbol des Todes: Sanja Ivekovic lässt vor dem Fridericianum
Mohnblumen blühen Tracht und Pracht: J. D. `Okhai Ojeikeres
"Frisuren"-Fotografie (1974) Alltag im politischen Spannungsfeld:
Fotografie "No. 12" aus Ahlam Shiblis "Arab al-Sbaih"- Serie (2007)
Historisierende Spurensuche in der Documenta-Stadt: Fotografien aus
Martha Roslers aktueller Kassel-Serie (2007) Camping mit der Familie:
Annie Pootoogooks autobiografische Buntstiftzeichnung "Family In Tent"
(2003/04, 66 x 102 cm) Jean-Pierre Bembas breite Schultern: Foto aus
Guy Tillims "Congo Democratic"-Serie (2006) Globale Marken,
hausgemacht: ein abgetragener Amerika-Pullover ... ... und eine
Coca-Cola-Bude. Zoe Leonards "Analogue"-Serie (seit 1998) Ein einzelner
Demonstrant fordert ein Amtsenthebungsverfahren ("Impeachment")
gegen Präsident George W. Bush: Still aus "Parallax" (2003) In der
Videoinstallation "You could be lucky" (2004/06) beobachtet Bartana die
britische Oberschicht während eines Pferderennens Nähte wie
Verstümmelungen: "Beautés afriques 4" (2004) "Lost Boys: AKA Lil Bit"
(1993, 66 x 67 cm) Die vermessene Natur: Videostill aus der Arbeit "0,7"
(2004) "Campfire Girls" (1995, 262 x 290 cm) "Scout (Boy)" (1993, 91 x
91 cm) Beweisstücke als Stillleben: die Installation "Ethnics" von 1999
"Der Arsch der Welt" (1994, 240 x 305 cm) Öffentliche Trauer auf der
Baustelle: Still aus der Videoarbeit "Women at work - under Construction"
aus dem Jahr 1999 China in Eisenholz: Für "Landkarte von China" (2006)
verwendete Ai das Holz aus einem Qing-Tempel, der abgerissen wurde
Design statt Ethnokitsch: Entwurf eines Schülers der Modeschöpferin
Oumou Sy beim Karneval der Mode in Dakar (2001) Stoffbilder mit
ernstem Hintergrund: Konatés Materialcollage "L` intolérance" (1998,
228 x 400 cm) erinnert an die Aids-Epidemie Zerknüllt und dekorativ: Lili
Dujouries erstarrter Faltenwurf aus Holz und Gips "Cabinet B VII"
(1992,171 x 30 x 45 cm) Marxistische Schnörkelkunst: Gutows Metallzaun
"German Ideology" (2007) Anrührend handgemacht: Cosima von Bonins
Krakenobjekt: "Seasons in the Abyss" (2006) Blühender Garten aus der
Vogelperspektive: persischer "Gartenteppich" (um 1800, 291 x 879 cm)
Gegen sexuelle Normierung: o. T. (2007), Foto aus Ines Doujaks
Werkzyklus für die Documenta 12 Private Körperspiele als politische
Provokation: zwei Bilder aus der vierteiligen Fotoarbeit "Triangle" (1979)
von Sanja Ivekovic´ (oben) Lässt an Folteropfer denken: Xie Nanxings
mysteriös wirkendes Ölgemälde ohne Titel (Nr. 1) von 2002 (150 x 385
cm) Anzüglichkeit oder harmloses Spiel: Stills aus Tseng Yu-Chins Video
"Who is listening?" Menschliches Mandala: Zofia Kuliks Fotocollage "Land-
13.3.2014 10:52
Der rote Faden - Heftausgabe: 7/2007 - Heftarchiv - art-magazin.de
10 of 10
KONTAKT
NEW SLETTER
RSS
AGB
DATENSC HUTZ
IMP RESSUM
MEDIADATEN
http://www.art-magazin.de/div/heftarchiv/2007/7/EGOWTEGWPPCPC...
ONLINE-W ERBUNG
NUTZUNGSBASIERTE ONLINEW ERBUNG
VERLAG
© 2014 art Das Kunstmagazin
Wirtschaft auf capital.de
Stars auf gala.de
Reise bei GEO
GEO-Reisecommunity
News auf stern.de
VIEW-Fotocommunity
G+J Glossar | Partner Glossar
13.3.2014 10:52