Karlie-Verkauf
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Karlie-Verkauf
BRANCHENBERICHT Karlie-Verkauf Investor sichert weitere Expansion Anfang April platzte die Nachricht wie eine Bombe: Gerd Blaschke, der 1976 gemeinsam mit seiner Frau Gabi die Karlie Heimtierbedarf GmbH gründete, hat sein Unternehmen verkauft. Grund waren keine finanziellen Schwierigkeiten – wie manch einer aufgrund der aktuellen Wirtschaftskrise vermuten könnte – sondern ein interessantes Angebot des Münchner Beteiligungsfonds Perusa, der z. B. auch die Buderus Guss-Gruppe in seinem Portfolio hält. Damit kann das Unternehmen in Zukunft weiter kräftig expandieren. W ir haben das wirklich lange geheim halten können, was in unserer Branche fast unmöglich ist“, betont Finanz-Geschäftsführer Eckhard Lindemeier, der den Verkaufs-Coup schon seit längerer Zeit gemeinsam mit Gerd Blaschke vorbereitet hat. „Doch das lag sicherlich auch daran, dass wir nicht verkaufen mussten, sondern dass wir in Ruhe nach geeigneten Partnern suchen konnten“, so Lindemeier weiter. Mit der Perusa GmbH scheint man den idealen gefunden zu haben: Er ist groß genug, um eine solche Akquisition zu tätigen und seriös ge- Gerd Blaschke, Eckhard Lindemeier und Dr. Christopher Höfener, Geschäftsführer der Perusa GmbH, sehen für Karlie eine erfolgreiche Zukunft. 38 nug, um nicht nur auf kurzfristige Gewinne zu schielen. „Es handelt sich definitiv nicht um eine ‚Heuschrecke’“, ist sich Lindemeier sicher. Für die rund 225 Mitarbeiter von Karlie war die Ankündigung des Verkaufs dennoch ein Schock, für die meis- ten kam das sehr überraschend. In einer sofort einberufenen Betriebsversammlung konnten alle ihre Fragen stellen und es wurde signalisiert, dass keine Arbeitsplätze abgebaut werden. Im Gegenteil: Mit dem neuen Investor kann das Unterneh- Aus kleinen Anfängen hat sich Karlie seit 1976 zu einem international agierenden Unternehmen entwickelt. zza 6/2009 Ein Teil der Lederproduktion, die sich immer noch am Unternehmenssitz in Wünnenberg-Haaren befindet. men weiter wachsen. So ist die Firma am aktuellen Standort in Wünnenberg-Haaren flächenmäßig längst an ihre Kapazitätsgrenzen angelangt. Ein direkter Ausbau ist nicht möglich und so rückt nun ein größerer Neubau in realisierbare Nähe. Da es kein strategischer Verkauf war, sondern eine ganz persönliche Entscheidung von Gerd Blaschke, bleiben die Arbeitsplätze gesichert. „Wenn wir mit einem Unternehmen aus unserer Branche fusioniert hätten, würde das ganz anders aussehen. Da Karlie stellt regelmäßig neue Ideen und innovative Produkte vor. gäbe es Synergieeffekte und Überschneidungen, die Potenzial für Personalabbau geboten hätten, doch mit Perusa befindet sich Karlie in einer ganz anderen Position“, erklärt Lindemeier. Dem stimmt der Investor uneingeschränkt zu. „Wir sehen in Karlie ein schönes und hoffentlich erfolgreiches Investment. Die Heimtierbranche scheint uns gerade im Zubehörbereich relativ Konjunktur unabhängig. Das Unternehmen ist sehr gut aufgestellt sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus Management Sicht. Deshalb sind keine spürbaren Änderungen geplant“, bestätigt der Perusa-Geschäftsführer Dr. Christopher Höfener. „Wir wollen weiter innovativ sein, weiter wachsen und natürlich weiterhin profitabel sein“, betont Dr. Höfener mit Blick auf die Zukunft. Die etablierte Führungsriege – Stefanie Kropff, Eckhard Lindemeier und Ron Segboer – stellt sich dieser Aufgabe gern, handelt es sich doch um ein eingespieltes Team, dem Perusa viel Vertrauen entgegen bringen kann. sg PC CD-ROM mit zwei Formaten Wirtschaftsgemeinschaft Zoologischer Fachbetriebe GmbH Mainzer Straße 10 65185 Wiesbaden Telefon 06 11 - 44 75 53-0 [email protected] Verkaufspreis 34,70 Euro (incl. Mwst, zzgl. Versandkosten) zza 6/2009 39 BRANCHENBERICHT zza: Wie lange wollen Sie in der Beraterrolle tätig sein? Interview mit Gerd Blaschke „Eine sehr emotionale Sache“ Auch wenn er nicht alles allein gestemmt hat, sondern auf ein fähiges Team um sich herum zurückgreifen konnte, Gerd Blaschke galt als der Macher bei Karlie und hat dem Unternehmen ein „Gesicht“ gegeben. Unvergessen seine legendären MessePartys. Jetzt zieht sich der Karlie-Gründer aus dem aktiven Geschäftsleben zurück und will sich anderen, schönen Dingen des Lebens widmen. zza: Warum haben Sie Ihr Unternehmen verkauft? Waren es persönliche oder finanzielle Motive – oder gar die Wirtschaftskrise? Hätte es auch Alternativen gegeben? Gerd Blaschke: Es gibt immer Alternativen, aber ich habe diese Variante vorgezogen. Bereits vor zwei Jahren habe ich mit der Vorbereitung dieses Szenarios begonnen und die Umsetzung konsequent geplant. Mir war klar, dass mein damals 15jähriger Sohn nicht als direkter Nachfolger in Frage kommt. Und ich wollte die nächsten 20 bis 30 Jahre ein ruhigeres Leben führen. zza: Nicht nur der Investor Perusa, auch die langjährige Führungsriege – Stefanie Kropff, Eckhard Lindemeier und Ron Segboer – haben Unternehmensanteile von Ihnen übernommen. Wie beeinflusst dies das Geschäft und wie wird es weitergehen? Gerd Blaschke: Diese Konstellation hat einen sehr positiven Effekt. Zum einen bietet der finanzstarke Investor beste Voraussetzungen für ein weiteres Wachstum des Unternehmens. Auf der anderen Seite kennt die neue Geschäftsleitung das Karlie-Geschäft ganz genau und kann es ohne Bruch weiterleiten. Es war mir wichtig, dass das Unternehmen seriös weitergeführt wird mit einer langfristigen Perspektive für alle. Gerd Blaschke: Das ist geregelt. zza: Wer wird langfristig Ihre Rolle als Ideengeber und Stratege einnehmen? Gerd Blaschke: Da gibt es niemanden Konkreten, aber es gibt genügend Potenzial in der Geschäftsleitung. Ich habe doch auch früher nicht alles allein gemacht, das wäre schon zeitlich gar nicht möglich gewesen. zza: Wie haben Mitarbeiter bzw. Kunden auf den Verkauf reagiert? Gerd Blaschke: Sehr unterschiedlich. Manche haben mich beglückwünscht, andere konnten es gar nicht verstehen. Für die meisten kam die Nachricht sehr kurzfristig und überraschend. Die einberufene Betriebsversammlung war eine sehr emotionale Sache und auch für mich nicht ganz einfach. zza: Haben Sie auch Ihre Anteile an der chinesischen Produktion „Best Quality“ mitveräußert? Gerd Blaschke: Nein, da werde ich noch weitermachen. Das ist eine tolle Geschichte mit viel Potenzial. zza: Wie sehen Sie die Zukunft des Zoofachhandels und natürlich auch Ihre persönliche? Fürs Aufhören sind Sie doch noch zu jung? Gerd Blaschke: In unserer Branche findet ein Umbruch statt, aber ich sehe darin große Chancen. Zum Beispiel in der Spezialisierung oder der Kundennähe - das sind Themen, die sind noch lange nicht ausgereizt. Außerdem muss das Lebendtier gestärkt und gefördert werden, vor allem bei jungen Leuten, die sich heute eher für PC und Computerspiele interessieren. Außerdem bin ich sicher, dass es im Zubehörbereich noch viele Innovationen geben wird. Persönlich möchte ich mich jetzt verstärkt um meine wunderbare Familie kümmern. Ich möchte auch Dinge machen, die ich früher nicht machen konnte oder für die ich nicht ausreichend Zeit gehabt habe, z. B. Golf spielen. Insgesamt will ich einfach mehr genießen. Und wer weiß, vielleicht übernehme ich ja auch „öffentliche“ Aufgaben – jetzt, wo ich die Zeit dazu habe. zza: Vielen Dank für dieses Gespräch! 40 sg zza 6/2009 W