Bericht der bke-Onlineberatung 2014

Transcription

Bericht der bke-Onlineberatung 2014
bke-beratung.de
14
Erziehungs- und
Familienberatung im Internet
Bericht 2014
besser
beraten
Dank
Inhalt
Dank
2
Der Bericht 2014 im Überblick
3
Ein Blick auf 10 Jahre bke-Onlineberatung in Zahlen
6
Beratung im Neuland
10 Jahre bke-Onlineberatung
14
Zehn gute Gründe
Für eine Beteiligung an der
bke-Onlineberatung
19
»Beziehungsaufbau und
Vertrauensbildung gelingen sehr viel einfacher.«
21
Fachkräfte über ihre Erfahrungen
in der bke-Onlineberatung
Die Jungfrau und das Kind
Selbsterfahrung und Selbstreflexion eines Skeptikers
in der bke-Onlineberatung
22
»Wenn mal was ist.« 25
Gedanken zu einem beraterischen
Umgang mit Bildschirmmedien
Neue Wege gehen. Wie weiter nach sexuellem
Missbrauch?
29
Interview mit den ThemenchatModeratorinnen bke-Ronja und
bke-Suska
Vielfältige Präsentationen und Kooperationen
Die Öffentlichkeitsarbeit der
bke-Onlineberatung
Pressearbeit zum 10-jährigen Jubiläum der bke-Onlineberatung
Pressekonferenz und
Pressemitteilung
32
36
Der Beirat der bke-
Onlineberatung
37
Beteiligte Beratungsstellen
38
A
n erster Stelle gilt auch 2014
allen mitwirkenden Fachkräften
der örtlichen Beratungsstellen
ein besonderer Dank: Die Beraterinnen
und Berater haben mit unermüdlichem
Engagement die unterschiedlichsten
Beratungsanfragen von Jugendlichen
und Eltern beantwortet. Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen vor Ort haben
sie auf das Angebot aufmerksam gemacht und damit Zielgruppen erreicht,
die die örtlichen Beratungseinrichtungen (noch) nicht nutzen. So konnte
das konzeptionelle Ziel der virtuellen
Beratungsstelle auch 2014 erfolgreich
umgesetzt werden.
Die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung dankt ebenso den 16
Bundesländern, die die erforderlichen
Finanzmittel für die gemeinsame Beratungseinrichtung auch im Jahr 2014
bereitgestellt haben. Sie haben damit
die Voraussetzung geschaffen, dass
Jugendliche und Eltern qualifizierte
Beratungsleistung der Jugendhilfe via
Internet in Anspruch nehmen konnten
und die beteiligten Fachkräfte die nötige fachliche und technische Unterstützung für die Ausübung ihres Beratungsauftrages erhielten.
Die bke dankt darüber hinaus
den Vertreterinnen und Vertretern
der Länder, die auch im Jahr 2014 in
den verschiedenen Gremien über das
virtuelle Beratungsangebot der bke
informiert und weitere Träger und
Einrichtungen motiviert haben, an der
bke-Onlineberatung mitzuwirken.
Ein besonderer Dank geht auch an
die Firma 24YOU e.SOLUTIONS GmbH
in Höhr-Grenzhausen, die seit über 10
Jahren gewährleistet, dass die technische Voraussetzung für die digitale
Kommunikation über die Software
Virtuelle Beratungsstelle 3.0 einwandfrei funktioniert und den sich ständig
ändernden Bedingungen im World Wide
Web angepasst wird.
Impressum
Herausgeber:
Bundeskonferenz für
Erziehungsberatung e.V. (bke)
Herrnstr. 53
90763 Fürth
Telefon (0911) 97 71 40
Fax (0911) 74 54 97
E-Mail: [email protected]
Internet: www.bke.de
Redaktion: Maria Große Perdekamp,
Christine Sutara
Gestaltung: Armin Stingl, Irma Stolz
Druck: Print Com e.K., Erlangen
Gefördert von den 16 Bundesländern
Der Bericht 2014
im Überblick
L
iebe Leserin, lieber Leser,
seit mehr als 10 Jahren finden
Eltern und Jugendliche unter
www.bke-beratung.de Unterstützung
rund um das Thema Erziehung und
Probleme im Jugendalter. Das vielfältige
Beratungsangebot von Mailberatung,
Gruppen- und Einzelchats, sowie ein
Forum bieten Eltern und Jugendlichen
unterschiedliche Möglichkeiten des
Die bke-Onlineberatung hat ihren 10-jährigen Geburtstag gefeiert.
Dies ist ein Anlass, die Erfahrungen
der zurückliegenden Jahre mit ihren
Entwicklungen aufzugreifen. Deshalb
blicken wir in diesem Bericht häufig
zurück oder spannen einen Bogen über
mehrjährige Entwicklungen.
Darüber hinaus wurde in diesem
Jahr Heinz Thiery als Leiter der bke-On-
Veränderungen haben das
letzte Jahr geprägt.
Austausches und der fachlichen Beratung. Auf einer jeweils eigenen Seite
für Eltern und Jugendliche wird das
Angebot durch kompetente und erfahrene Beraterinnen und Berater aus der
örtlichen Erziehungsberatung erbracht.
Die Kooperation zwischen den Trägern
der Erziehungsberatung mit der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung
(bke) als Träger dieses bundesweiten
und anonymen Onlineberatungsangebotes geht zurück auf einen Beschluss
der Jugendministerkonferenz im Jahr
2003. Im zurückliegenden Jahr kooperierten 83 Erziehungsberatungsstellen
aus dem gesamten Bundesgebiet mit
der bke-Onlineberatung.
Sie haben unseren Jahresbericht
2014 aufgeschlagen, und wir freuen
uns über Ihr Interesse an unserer Arbeit. Das zurückliegende Jahr war durch
zwei Ereignisse bestimmt, die an dieser
Stelle nicht unerwähnt bleiben dürfen.
lineberatung nach 10-jähriger Tätigkeit
verabschiedet. Seit April 2014 habe ich,
Maria Große Perdekamp, als DiplomHeilpädagogin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin die Leitung
der bke-Onlineberatung übernommen.
Dieser personelle Wechsel trägt zu
einer Standortbestimmung der bkeOnlineberatung und auch zu Veränderungen bei, die das letzte Jahr geprägt
haben.
Damit möchte ich Sie nun durch
unseren Jahresbericht navigieren und
Ihnen aufzeigen, welche Themen wir in
diesem Jahr aufgreifen werden:
Im ersten Beitrag stellen wir
anhand ausgewählter Daten dar, wie
das Angebot im letzten Jahr von Eltern
und Jugendlichen in Anspruch genommen wurde und welche interessanten
Entwicklungen sich im Vergleich mit
zurückliegenden Jahren abzeichnen.
Die bke-Onlineberatung
Registrierungen
Unser Blick auf das Jahr 2014 zeigt die
anhaltend starke Nachfrage von Eltern
und Jugendlichen in der ­Onlineberatung.
Knapp 6.000 Eltern und Jugendliche
haben sich auf dem Beratungsportal
registriert und die Beratung genutzt.
Damit hält sich die Nutzung des Angebotes auf einem hohen Niveau. Trotz
der Zunahme von Beratungsangeboten im Internet vertrauen anhaltend
viele Ratsuchende der Fachlichkeit der
bke-Onlineberatung. Besonders die
Zielgruppe der Jugendlichen findet via
Internet einen Zugang zu Beratung.
Seit dem Start des Angebotes im Jahr
2004 werden Jugendliche erreicht, die
sich durch bestehende Angebote vor
Ort nicht angesprochen fühlen. Mit der
Onlineberatung gelingt oft eine erste
positive Beratungserfahrung, die zu
weitergehenden Hilfen ermutigt.
Zunahme jugendlicher Nutzer
Durch die Zunahme jugendlicher Nutzer
zeigen die Zahlen 2014 erstmals eine
stärkere Nutzung des Angebotes von
Jugendlichen im Vergleich zu den
Eltern. So lag der Anteil von Anmeldungen durch Jugendliche auf dem
Portal insgesamt bei 55%. Auch bei der
Nutzung der verschiedenen Beratungsmöglichkeiten (Mailberatung, Gruppenchat, Forum oder offene Sprechstunde)
zeichnet sich bei den Jugendlichen eine
intensivere Inanspruchnahme ab.
Kontinuierliche Beteiligung der örtlichen Beratungsstellen
Diese Zahlen stellen wir in Zusammenhang mit Daten der letzten Jahre. Dabei
wird der Fokus auf die Kooperation
mit der örtlichen Erziehungsberatung
gerichtet. Mehr als 60% der Einrichtungen verlängern den ersten Koope3
rationsvertrag über die vereinbarten
2 Jahre hinaus. Diese Entwicklung
zeigt, dass sich eine zunehmende
Anzahl von Erziehungsberatungsstellen
für eine dauerhafte Mitwirkung bei der
bke-Onlineberatung entscheiden. Diese
kontinuierliche Kooperation (16 Ein-
tungsform. Mit dem Beitrag »Beratung
im Neuland – 10 Jahre Onlineberatung«
wird diese Pionierarbeit nachvollzogen.
Eindrücklich wird aufgezeigt, wie die
Onlineberatung sich ohne »Geländer«
auf den Weg machte und ihre Konzepte
durch Selbstreflexion erarbeitet hat.
Ein Erinnern an die Anfänge
der Arbeit lohnt sich.
richtungen sind seit Beginn beteiligt)
bereichert die Fachlichkeit der Beratungsarbeit. Am Ende dieses ersten
Beitrags wird die Beteiligung der 16
Bundesländer aufgegriffen, die unterschiedlich umgesetzt wird.
Bei der Verteilung der Kooperationspartner im Bundesgebiet zeichnet sich
kein homogenes Bild ab. Im Sinne des
Länderbeschlusses von 2003 wurde die
Beteiligung aller Bundesländer anteilig
ihrer Bevölkerung (Königsteiner Schlüssel) in der Konzeption der bke-Onlineberatung verankert. In diesem Sinne
ist die Beteiligung in einigen Bundesländern (Baden-Württemberg, Brandenburg) noch deutlich ausbaufähig. In
zwei Bundesländern (Bremen, Berlin)
besteht leider aktuell keine Mitwirkung,
obgleich Ratsuchende auch aus diesen
Regionen das Angebot nutzen. Erfreulich sind die kontinuierlichen Kooperationen mit den Bundesländern Bayern,
Hamburg und dem Saarland, die Beratungskontigente anteilig ihrer jeweiligen Bevölkerungsanzahl einbringen.
Eine zuträgliche Unterstützung für die
Kooperation hat sich durch zusätzliche
Förderung in einigen Ländern (Hessen,
Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt,
Sachsen und Thüringen) entwickelt.
Mehr dazu lesen Sie ab Seite 6.
Fachliche Entwicklung
Beratung im Neuland
Die Entwicklung zeigt, wie das Angebot
sich fachlich etabliert hat. Anlässlich
des 10-jährigen Jubiläums lohnt sich
ein Erinnern an die Anfänge der Arbeit.
Um die Jahrtausendwende initiierte
die bke ein Projekt »Sorgenchat« und
stellte sich als einer der ersten Träger
der Herausforderung der neuen Bera4
Schritt für Schritt differenzierte sich
das Angebot in fachlicher Qualität und
Quantität. Der Schritt der Erziehungsberatung ins Netz wurde von Eltern
und Jugendlichen stürmisch angenommen. Parallel wuchs die Offenheit
der Einrichtungen vor Ort, sich dem
innovativen Angebot anzuschließen.
Beginnend mit 12 Fachkräften (2004)
expandierte die bke-Onlineberatung in
den Jahren 2010 auf über 100 Beraterinnen und Berater. Diese Entwicklung
ellen Beratung haben sich aufgelöst
und münden in eine fundierte Einschätzung der Möglichkeiten und Grenzen
der Onlineberatung, die der folgende
Beitrag aufgreift. »10 gute Gründe für
eine Kooperation mit der bke-Onlineberatung« thematisiert die Chancen und
Möglichkeiten, die sich für die Erziehungsberatung bei einer Beteiligung
ergeben. Dabei steht die Erweiterung
des Angebotes für die Klienten um differenzierte und zeitlich unbegrenzt erreichbare Beratung und Austausch mit
anderen Betroffenen an erster Stelle.
Online- und Offline-Beratung verstehen
sich nicht als konkurrierende Angebote,
sondern bieten Eltern und Jugendlichen
individuell angepasste Unterstützung.
Die Spezifika der Onlineberatung
– Anonymität und eine Vielfalt an
thematischen Schwerpunkten – kann
Beratungsprozesse vor Ort empfehlen,
unterstützen, flankieren oder in Krisen
entlasten. Darüber hinaus schätzen
beteiligte Fachkräfte die Mitarbeit, die
einen Zugewinn an Austausch, Medien­
kompetenz und Erfahrung bietet.
Beraterinnen und Berater bestätigen
durchgängig ihre Überzeugung und
den Gewinn aus der Onlinearbeit. Sie
erwerben Kompetenzen und Fachlich-
Schritt für Schritt differenzierte
sich das Angebot in fachlicher
Qualität und Quantität.
fordert ein hohes Maß an Koordination und fachlicher Begleitung, der im
zurückliegenden Jahr durch personelle
Umstrukturierungen Rechnung getragen
wurde. Aktuell wird die bke-Onlineberatung mit einem schlanken Personalstamm von 2,75 Stellen und 92
kooperierenden Fachkräften (im Jahre
2014) aus der örtlichen Erziehungsberatung gewährleistet.
Die Zahlen zeigen die zentrale
Bedeutung der Kooperation mit der
örtlichen Erziehungsberatung, der im
folgenden Beitrag Raum gegeben wird.
Mehr dazu lesen Sie ab Seite 14.
10 Chancen und Möglichkeiten für eine Beteiligung
Die anfänglichen Diskussion über generelle Vorbehalte gegenüber der virtu-
keit, die in das Team vor Ort zurückwirken. Diesen positiven Rückmeldungen
möchten wir in unserem diesjährigen
Bericht einen Raum geben. Vielleicht
springt damit auch die Überzeugung
und die Begeisterung für diese Form
der Beratung über. Mehr dazu lesen
Sie ab Seite 19.
Die Jungfrau und das Kind
Wenig Begeisterung, sondern viel
mehr Skepsis ist der Ausgangspunkt
des sich anschließenden Beitrags
von Thomas Tacke, der als Berater im
Forum der bke-Onlineberatung tätig ist.
Mit seinem sehr persönlichen Beitrag
schildert er seine individuelle Auseinandersetzung mit dem Medium und
den Möglichkeiten in der Beratung.
Der Titel »Die Jungfrau und das Kind«
lassen ahnen, dass dieser Prozess eine
spannende Entwicklung nahm. Von der
anfänglichen Skepsis bis zur Überzeugung für die virtuelle Beratung entfaltet
sich ein Beitrag, der die allgemeine
Diskussion auf eine persönliche Auseinandersetzung herunterbricht und eine
interessante Entwicklung nachzeichnet.
Mehr dazu lesen Sie ab Seite 22.
»Wenn mal was ist.«
Auch der folgende Text widmet sich
einem aktuellen Thema aus Sicht eines
erfahrenen Erziehungsberaters. Ulric
Ritzer-Sachs greift die zunehmende
und selbstverständliche Mediennutzung und die daraus resultierende
Auseinandersetzung in der Erziehung
auf. »Wenn mal etwas ist« beschreibt,
wie das Thema Mediennutzung in der
Beratung vor Ort und in der Onlineberatung auftaucht und wie beraten
wird. Weniger die Jugendlichen, als vor
allem die Eltern problematisieren den
medialen Umgang ihrer Kinder, der bei
angenehmen Vorteilen schleichende
Probleme birgt. Der erfahrene Erziehungsberater gibt keine pauschalen
Antworten. Aus seiner Sicht sind Eltern
selbst gefordert, ihre Kompetenzen
zu erweitern um ihre Kinder medienmündig zu erziehen. Für einen Teil der
Eltern bietet dabei gerade die virtuelle
Beratung eine Möglichkeit, sich niedrigschwellige Unterstützung (auch durch
andere Betroffene) zu holen. Mehr dazu
lesen Sie ab Seite 25.
Interview mit zwei Themenchat­
moderatorinnen
Dieser Austausch unter gleichermaßen Betroffenen ist ein Herzstück der
Arbeit der bke-Onlineberatung, der
gezielt über das Forum und über Gruppenchats für Eltern und Jugendliche
angeregt wird. Der sich anschließende
Artikel richtet deshalb ein Augenmerk
auf ein Angebot aus dem Bereich der
themenzentrierten Gruppenchats für
Jugendliche. Dana Urban interviewt
bke-Ronja und bke-Suska zu ihrer
Arbeit. Die beiden Beraterinnen bieten
regelmäßig den Themenchat »Wie
weiter nach sexueller Gewalt?« an, der
sich auf Wunsch der Jugendlichen zum
regelmäßigen Angebot etabliert hat. Mit
einem Klick können Betroffene an einer
Runde von 6 Jugendlichen teilnehmen,
die sich gemeinsam mit zwei Beraterinnen austauschen. Der anonyme und
geschützte Beratungsraum ermöglicht,
sich Schritt für Schritt zu öffnen, Fragen
zu stellen und vor allem Ermutigung
und Unterstützung zu erhalten. Auf
Wunsch der männlichen Teilnehmer hat
sich das Angebot aktuell in »Only for
Girls« bzw. »Only for Boys« aufgeteilt
und lässt sich damit auf neue fachliche Erfahrungen ein. Stellvertretend
für die Vielfalt der Themenchats zeigt
dieses Angebot die Chancen für die
Ratsuchenden, die über den regionalen
Rahmen hinaus den Austausch auch
zu speziellen Themen finden können.
Mehr dazu lesen Sie ab Seite 29.
Öffentlichkeitsarbeit und Kooperationen
Im folgenden Teil des Berichtes wird
das Thema Öffentlichkeitsarbeit und
Kooperation der bke-Onlineberatung
mit anderen Einrichtungen und Gremien ausgeführt. Im Beitrag »Vielfältige
Präsentationen und Öffentlichkeitsarbeit« erfahren Sie mehr über die regen
Aktivitäten der bke-Onlineberatung,
das Angebot für die Zielgruppe der
Jugendlichen und Eltern bekannt zu
machen. Neben der Bewerbung über
Postkarten, Themenchatplakate etc.
erhalten Sie einen Eindruck von der
Präsentation in den Social Media bei
Facebook. Auch das 10-jährige Jubiläum
der bke-Onlineberatung gab Anlass
für eine überregionale Öffentlichkeitsarbeit. In Zusammenarbeit mit der
Journalistenakademie München wurde
eine Pressekonferenz abgehalten, die
ein gutes Echo fand.
Darüber hinaus berichten wir von
Kooperationen, die den fachlichen Austausch und inhaltliche Vernetzungen
verfolgen. So wurde die Kooperation
mit der Ohm-Hochschule Nürnberg
als Mitveranstalter des Online-Forums
weitergeführt. Die Unterstützung in
der Ausbildung von Studierenden ist
ein Anliegen, das in der Begleitung
von Praktika und Bachelorarbeiten im
zurückliegenden Jahr verfolgt wurde.
Ein anderer Aspekt beleuchtet die
Kooperation mit dem Zentrum für
Kinderschutz im Internet (I-Kiz), das
bundesweit die fachliche Diskussion
anregt. Die bke hat sich als Mitglied
einer Fachkommission beteiligt. In dem
Rahmen wurde das Beratungsportal
jugend.support begleitet, das Kinder
und Jugendliche mit ihren Fragen an
bestehende Angebote vermitteln soll.
Die fachlichen Erfahrungen der
bke-Onlineberatung fließen auch in
Tagungen und Gremien ein. So wurde
im zurückliegenden Jahr ein Workshop
bei einer Tagung der Kinderschutzzentren durchgeführt. Auch innerhalb
des eigenen Fachverbandes wurde das
Angebot mit einem Informationsstand
präsentiert. Mehr dazu lesen Sie ab
Seite 32.
Wie üblich finden Sie am Ende unseres Berichtes alle beteiligten Kooperationspartner der Erziehungsberatung,
geordnet nach den Bundesländern.
Wir danken allen mitwirkenden
Einrichtungen, mit deren Unterstützung auch im zurückliegenden Jahr
2014 ein kompetentes und vielfältiges
Beratungs­­angebot für viele Eltern und
Jugendliche angeboten werden konnte.
Maria Große Perdekamp
Leiterin der bke-Onlineberatung
5
Ein Blick auf 10 Jahre
bke-Onlineberatung
in Zahlen
D
er Blick auf die statistischen
Daten des letzten Kalenderjahres
wird in diesem Bericht erweitert.
Anlässlich der 10-jährigen Erfahrung der
bke-Onlineberatung wird die aktuelle
Statistik in einen Zusammenhang mit
den Ergebnissen der zurückliegenden
Zeit gestellt. Dabei ergeben sich eindrückliche Resultate und interessante
Entwicklungen des Nutzungsverhaltens von Eltern und Jugendlichen in
der bke-Onlineberatung. Es folgt ein
Bericht über die Zusammenarbeit mit
den beteiligten Kooperationspartnern
der bke-Onlineberatung vor Ort. Neben
aktuellen Daten wird der Bogen zu
den Anfängen der bke-Onlineberatung
gespannt und eine Gesamtentwicklung
aufgezeigt.
Registrierungen
Im Berichtszeitraum des Kalenderjahres
2014 haben sich anhaltend viele Ratsuchende an die bke-Onlineberatung
gewandt. 2.539 Eltern und 3.099
Jugendliche und junge Erwachsene
haben sich für eine Registrierung
entschieden (gesamt: 5.638), um eines
der Beratungsangebote zu nutzen.
Zum Vergleich erfolgten im Jahr 2011
insgesamt 5.447 Registrierungen, die
sich im folgenden Jahr 2012 auf 5.764
Registrierungen steigern konnten. Im
Vorjahr 2013 wurde mit 5.699 eine
fast identische Zahl an Registrierungen
gezählt. Damit hält sich die Summe der
Registrierungen insgesamt konstant auf
hohem Niveau.
Ein besonderes Highlight war die
70.000. Registrierung, die im Oktober
2014 erreicht wurde. Seit Beginn des
Angebotes haben sich bis zum Ende
des Jahres 71.550 Ratsuchende, davon
29.089 Eltern und 32.461 Jugendliche
angemeldet, um Rat und Unterstützung
zu nutzen.
6
Bei dieser großen Anzahl von
Ratsuchenden verdient der Anteil der
jugendlichen Nutzer einen Augenmerk.
Bei insgesamt gleichbleibend hoher
Nutzung des Portals in den letzten
Jahren hat sich die Nutzung auf der
Jugendseite leicht und beständig erhöht.
So nutzten 2010 anteilig 46,6% Jugendliche das Portal. Dieser Anteil stieg
2011 auf 47,6% und hielt sich 2012 auf
ungefähr gleichem Niveau (48,7%). Im
darauf folgenden Jahr 2013 wurde die
50-Prozent-Marke überschritten (53,3%),
um im aktuellen Berichtszeitraum 2014
erstmalig einen Höchststand von 55%
der Registrierungen zu erreichen. Das
Durchschnittsalter der Rat suchenden Jugendlichen lag bei knapp 17 Jahren. Die
Altersgruppe der 15- bis 18-Jährigen hat
den höchsten Anteil unter den jugendlichen Nutzern (2014). Erwähnenswert
ist die unterschiedliche Nutzung durch
Jungen und Mädchen im Jugendalter:
Im Berichtsjahr haben sich mit einer Zunahme von 3,6% insgesamt 15 Prozent
Jungen registriert. Es ist erfreulich, dass
sich auch männliche Jugendliche für das
Beratungsangebot öffnen.
Die Zahlen belegen, dass die Hilfe
bei Jugendlichen ankommt. Die Zielgruppe wird von der bke-Onlineberatung gut und zunehmend erreicht.
Dieses Ergebnis unterstützt die bkeOnlineberatung, das Angebot für Jugendliche weiter »am Puls der Zeit« zu
gestalten und aktuellen Themen und
Entwicklungen Raum zu geben.
Zum 10-jährigen Jubiläum der bkeOnlineberatung ist ein Blick auf die
insgesamt rasante Entwicklung des
gesamten Angebotes gestattet. Seit Beginn hat sich die Inanspruchnahme bei
Eltern und Jugendlichen extrem gesteigert. Vergleicht man die Registrierungen
beider Zielgruppen in den Jahren 2004
und 2014 zeigt sich eine Steigerungsrate von 325% bei den Jugendlichen und
von 51% bei den Eltern.
Das Angebot
Die bke-Onlineberatung bietet ein
bundesweites und anonymes Angebot
für Eltern und Jugendliche. In Umsetzung der Entscheidung aller Bundesländer aus dem Jahr 2003 wurde das
Registrierungen – Steigerungsrate
700%
600%
500%
400%
300%
200%
100%
0%
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Registrierungen – Steigerungsrate
Foren – Anzahl der Beiträge (absolut)
400000
350000
300000
250000
200000
150000
100000
50000
0
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
AngebotForen
in enger
Verknüpfung
mit (absolut)
und Einzelchat »Offene Sprechstun– Anzahl
der Beiträge
den örtlichen Erziehungsberatungsde« sowie Gruppen- und Themenchat
stellen konzipiert. Die teilnehmenden
vorgestellt.
Erziehungsberatungsstellen delegieren
jeweils eine Fachkraft mit einem festDas Forum
gelegten Stundenkontingent für die
Das Forum wird durchgängig fachlich
Mitarbeit bei der bke-Onlineberatung.
Die fachliche und organisatorische Ko- betreut und hat sich als öffentlich zuordination des Portals wird von einem gänglicher Ort bewährt. Eltern tauschen
Team aus 4 Fachkräften (2,75 Planstel- sich im Forum der Elternberatung über
Entwicklungs- und Erziehungsfragen
len) geleistet.
aus. Angesichts des breiten Spektrums
Das Onlineberatungsangebot ist
an Erziehungsthemen bietet eine
in unterschiedliche Beratungsbereiche
thematische Gliederung eine schnelle
aufgefächert. Auf einer jeweils eigeOrientierung. Die Aufteilung nach dem
nen Webseite können sich Eltern bzw.
Jugendliche im Forum austauschen und Entwicklungsalter (Kinder von 0 bis
6, Kinder von 6 bis 12, Pubertät und
die Möglichkeiten der Mailberatung
danach) wird um zentrale thematische
sowie des Einzelchats »Offene SprechSchwerpunkte ergänzt (z. B. Trennung
stunde« nutzen. In moderierten Grupund Scheidung oder neue Familienpenchats tauschen sich Ratsuchende
formen).
über Erziehung oder jugendspezifische
Das Forum der Jugendberatung difThemen aus. Ein ausgewähltes Reper­
ferenziert sich in altersgemäße Themen
toire an Themenchats bietet einen
wie z. B. Freundschaft und Beziehung,
vertieften Austausch.
Liebe und Sexualität oder Eltern und
Das Beratungsportal ist 7 Tage die
Geschwister. Jugendspezifische Themen
Woche rund um die Uhr verfügbar.
finden ihren besonderen Ausdruck in
Bereits ohne Registrierung bietet das
der »Medienecke« oder bei »Xpress
öffentlich lesbare Forum die Mögyourself«.
lichkeit, sich zu Erziehungs- oder
Beide Foren bieten einen ersten
Jugendthemen zu informieren. Mit
Einblick in die Kommunikation und die
einer Registrierung haben RatsuchenFachlichkeit der bke-Onlineberatung.
de die Möglichkeit, auch alle anderen
Mit einer Vielfalt an Postings bilden die
Angebote zu nutzen. Dabei wählen
Foren der bke-Onlineberatung einen
Ratsuchende einen Nick, mit dem sie
frei zugänglichen und immer erreichanonym ihre persönlichen Themen
baren Pool an Fragen und Antworten.
einbringen können. Die Beratung
Über alle vergangenen Jahre hat
erfolgt ausschließlich innerhalb des
sich nun die Anzahl der Forenbeiträge
Beratungsportales, das mit einer SSLauf insgesamt 345.190 Postings sumVerschlüsselung dem aktuellen Stand
miert.
des Datenschutzes entspricht. Das
Im Jahr 2014 wurden in beiden
Portal bietet bewusst unterschiedliche
Beratungsmöglichkeiten, die nach indi- Diskussionsforen 19.788 Beiträge
(Vorjahr 22.790) veröffentlicht. Davon
viduellem Bedarf kombiniert werden
wurden 17.508 Beiträge oder 88,5%
können. Im Folgenden werden die Bevon Jugendlichen verfasst. Diese Zahlen
ratungsangebote Forum, Mailberatung
belegen, dass die Community des
Summe
Eltern
Jugendliche
Forums gerade Jugendliche anspricht.
2011
2012
2013
2014
Sie tauschen sich kontinuierlich über
ihre Sorgen und Nöte aus und profitieren von gegenseitigem Verständnis
und der Ermutigung, Veränderungen
anzugehen.
Im Vergleich zu den zurückliegenden
Jahren ist ein Rückgang der Postings
in beiden Foren zu verzeichnen. In der
Jugendberatung sank die Anzahl der
Beiträge um 11 %. Ein Grund könnte
die Umsetzung einer Veränderung in
den Nutzungsbedingungen sein. Im
Jugendforum wurde auf die Einhaltung
der Altersgrenze von 21 Jahren hingewirkt, die nach vorbereitenden Schritten zum 31. Dezember 2014 umgesetzt
wurde. Folglich hat sich ein Teil der
erfahrenen und aktiven Nutzer/innen
mit dem Abschied und einer Loslösung
aus der Community der bke-Jugendberatung beschäftigt. Damit erfolgt
aktuell ein Generationswechsel, der
sich im Rückgang der Beiträge niederschlägt. Die fachliche Moderation ist
gefordert, diesen Generationswechsel
der Community zu unterstützen, indem
sie »nachwachsende« User in aktiver
Beteiligung fördert.
Gleichzeitig ist geplant, mit interessanten aktuellen Themen und einem
veränderten äußeren Erscheinungsbild
der Angebotsseite das Interesse der
Jugendlichen zu steigern.
Im Elternforum zeigte sich 2014
ein starker Rückgang der Postings um
26,9%. Diese Entwicklung deutete sich
bereits im Vorjahr an. Das Moderations­
team des Elternforums wird sich im
Jahr 2015 mit Veränderungen beschäftigen, die neue inhaltliche Impulse in
der Elternberatung geben können.
Auf der Suche nach einer Interpretation dieser Entwicklung stößt man
auf verschiedene mögliche Gründe. Das
Forum bietet bereits einen großen Pool
an Information und Anregung, wodurch
sich eigene Fragen und Antworten er7
Mailberatung – Gründe
45
40
35
30
25
20
15
10
5
übrigen Mailberatung
könnten. Eine -andere
GründeMöglichkeit des zögerlichen Verhaltens könnte
die Wirkung der kritischen Diskussion
der letzten Jahre um das Veröffentlichen persönlicher Angaben im Internet
sein. Es ist denkbar, dass Eltern trotz
der Anonymität des Angebotes ihre
persönlichen Themen zurückhaltender
einbringen. Dafür spricht auch der
Vergleich der Inanspruchnahme der
unterschiedlichen Beratungsformen der
bke-Onlineberatung.
In den folgenden Jahren wird sich
zeigen, ob interne Veränderungen die
Aktivität im Forum beleben können,
oder der Bedarf von Ratsuchenden sich
grundlegend in eine andere Richtung
entwickeln wird.
Sonstiges
Kindeswohl
Förderung/Betreuung
Unversorgtheit
schulische/berufliche Probleme
Entwicklung/seelische Probleme
Sozialverhalten
familiäre Konflikte
Probleme der Eltern
Erziehungskompetenz
0
Die Mailberatung
ratungsform eine sehr unterschiedliche
Nutzung ab. Bei Eltern kam es durchschnittlich zu 2 Beratungskontakten,
während Jugendliche ihre Mailberatung
im Schnitt 7 Male nutzten. Die jugendlichen Nutzer zeigen einen deutlich
höheren Bedarf an einem kontinuierlichen Austausch über ihre Sorgen.
Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die
Anfragen jugendlicher Ratsuchender
in der Mailberatung um 4,2%. Damit
setzt sich insgesamt die steigende Inanspruchnahme der Mailberatung fort.
In den zurückliegenden 10 Jahren
summiert sich die beeindruckende
Anzahl von 37.657 Mailberatungen –
davon allein 18.220 Anfragen von
Jugendlichen, die jede für sich mit
individueller Beratung beantwortet
wurde.
Im Vergleich zur Beratungsform Forum
bietet eine Mailberatung einen vertraulicheren Rahmen zwischen Fachkraft
und Ratsuchendem. Sie ist ebenfalls
rund um die Uhr verfügbar. Über ein
Textfeld kann der Ratsuchende seine
Probleme mitteilen. Die Mailberatung
eignet sich besonders für Themen, die
hoher Vertraulichkeit bedürfen.
Innerhalb von 48 Stunden erhalten
Eltern und Jugendliche eine erste Antwort von einer Fachkraft, die auch in
eine längere Korrespondenz über das
individuelle Beratungsanliegen münden
kann.
Die Mailberatung wurde im zurückliegenden Jahr von 3.979 Ratsuchenden genutzt. 1.558 Eltern und 2.421
Jugendliche stellten eine erste Anfrage. Mit 1.644 Folgeanfragen bei den
Eltern und 14.063 Folgekontakten von
Jugendlichen bildet sich in dieser Be-
Alter und Geschlecht in der Eltern­beratung
Bei der Beratung der Eltern im Bereich
Mailberatung ergibt sich ein interessanter Aspekt durch die Altersangabe
der Kinder. Im Berichtszeitraum 2014
betrafen die Fragen der Eltern zu 46%
weibliche Kinder und Jugendliche.
Nach den Angaben zum Alter des Kindes (nur in der Mailberatung) betreffen 39% der Mailberatungen Kinder
von 0 bis 6 Jahren. Damit erreicht die
bke-Onlineberatung zu einem hohen
Anteil Eltern in der frühen Phase
der Erziehung. Mit 18% hat auch die
turbulente Phase der Pubertät (Alter
12 bis 15 Jahre) einen hohen Anteil in
der Mailberatung. Anfragen von Vätern
liegen ähnlich wie in den Vorjahren
bei 15 Prozent. Damit schreibt sich die
überwiegende Nutzung des Beratungs­
angebotes durch Mütter fort.
8
Geschlechterverteilung in der Jugendberatung
Bei der Nutzung der Mailberatung auf
der Jugendseite ist eine ähnliche Verteilung von männlichen und weiblichen
Ratsuchenden festzustellen. Mit 321
Beratungsanfragen lag der Anteil von
männlichen Jugendlichen bei 13 % der
gesamten Anfragen (2014). Im Vergleich
zu den Vorjahren bleibt auch bei den
Jugendlichen die Geschlechterverteilung
ungefähr konstant (2011: 15%, 2012:
13%, 2013: 14% Mailberatungen männlicher Jugendlicher). Damit bestätigt
sich die Erfahrung, das Onlineberatung
wie auch die Beratungsangebote vor
Ort verstärkt von weiblichen Personen
angenommen wird.
Gründe für eine Mailberatung
In der Statistik der Mailberatung wird
erfasst, mit welchen Gründen Eltern
und Jugendliche Rat suchen. Diese
Beratungsanlässe werden von der
jeweiligen Fachkraft nach der ersten
Anfrage erfasst. Dabei sind die Items
Erziehungskompetenz, Probleme der
Eltern, familiäre Konflikte, Sozial­
verhalten, Entwicklung/seelische
Probleme, Unversorgtheit und Förderung/Betreuung (u.a.) wählbar. Es
können bis zu drei Gründe angegeben
werden.
Die Erhebungen des letzten Jahres (Mehrfachauswahl berücksichtigt)
dokumentieren ein breites Spektrum
von Fragen der Ratsuchenden. Bei
Eltern dominieren vor allem Fragen zur
Erziehungskompetenz (39,7%) und zu
familiären Konflikten (26,1%). Jugendliche suchen Beratung bei familiären
Konflikten (17,4%) oder zu Fragen des
Sozialverhaltens (10,4%). Auffallend ist
ein hoher Anteil von Anfragen zu seelischen Problemen (37,5%). Dieses Ergebnis macht eine hohe Belastung von
Jugendlichen deutlich, die häufig eine
Empfehlung zu weiterführenden Hilfen
erforderlich macht. Die ersten positiven
Erfahrungen in der bke-Onlineberatung
unterstützen diese Zielgruppe, übliche
Vorbehalte zu überdenken und Schwellen zu überwinden.
Einzelchat Offene
Sprechstunde
Neben der Mailberatung wird auf
beiden Beratungsseiten eine offene
Sprechstunde angeboten. Während
festgelegter Zeiten stehen Beraterinnen
Eltern
Jugendliche
und Berater für eine Beratung via Einzelchat zur Verfügung.
Auch hier bietet ein vertraulicher
Rahmen »unter vier Augen« die Möglichkeit, mit einer Beraterin oder einem
Berater in Kontakt zu treten. Anders als
in der Mailberatung erfolgt die Kommunikation synchron. Dadurch erfolgt
die Beratung von Beginn an im engen
Dialog des Chats. Nachfragen, erste
Zusammenfassungen und lösungsorientierte Interventionen sind in einem Einzelchat innerhalb kurzer Zeit möglich.
Zum Ausgleich fehlender nonverbaler
Äußerungen helfen Emoticons (Smileys)
den Beteiligten, ihre Aussagen emotional deutlicher zu kommunizieren. Ein
Chat in dieser Konstellation dauerte im
Berichtsjahr statistisch gesehen durchschnittlich 30 Minuten.
Die Ergebnisse des Jahres 2014
belegen eine hohe Inanspruchnahme
dieser Unterstützung. So wurden 642
Eltern und Jugendliche in insgesamt
2.630 Einzelchats beraten. Die Beratungsanliegen zeigen, dass die Offene
Sprechstunde gern für eine erste Orientierung im Angebot genutzt wird. Ratsuchende schätzen diesen Einzelchat
auch als Hilfe in krisenhaften Situationen. Ein hoher Anteil der Ratsuchenden nutzt das Angebot einmalig zur
Beratung begrenzter Fragestellungen.
Jugendliche chatten mehr und häufiger
Wegen der hohen Nachfrage in der
Jugendberatung wurden die verfügbaren Zeiten dort mit den personellen
Ressourcen bestmöglich gehalten.
Im Vergleich zu 2013 reduzierten sich
die angebotenen Stunden pro Woche
um eine Stunde auf 9 Stunden in der
Woche. Es gelang erfreulicherweise,
das Angebot über 51 Wochen des
Jahres vorzuhalten. Damit waren auch
Ferienzeiten sehr gut abgedeckt. Mit
einer faktischen Nutzung von 2.336
Einzelchats stieg die Nutzung um 6,3%.
Bezogen auf die Gesamtzahl an Einzelchats in der Jugend- und Elternberatung im Berichtszeitraum stellen die
Chats mit Jugendlichen den Löwenanteil mit 71,9% dar. Das Angebot wurde
von 225 jugendlichen Ratsuchenden
(35% der Chats) einmalig genutzt. Darüber hinaus wurde der Einzelchat von
187 Jugendlichen (40% der Chats) 2 bis
10 Mal angeklickt und 50 Jugendliche
(7,7%) nutzten das Angebot über 10
Kontakte hinaus.
Im Vergleich zeigte sich auf der
Elternseite eine etwas andere Nutzung
der Offenen Sprechstunde, die von 181
Eltern aufgesucht wurde. Von diesen
Eltern besuchten lediglich 3 Elternteile
die Offene Sprechstunde häufiger als
10 Mal. Die Mehrheit von Müttern und
Vätern (147 Eltern) entschieden sich für
eine einmalige Nutzung des Angebotes.
Im Vergleich zu den Jugendlichen ließ
sich ein wesentlich geringerer Anteil
von 31 Eltern zwischen 2 und 10 Mal
beraten.
Damit zeigt sich eine analoge
Inanspruchnahme zum Bereich der
Mailberatung, die eine zahlreichere
und häufigere Frequentierung durch
Jugendliche aufweist. Beide Zielgruppen nutzten das Angebot intensiv – ein
geringerer Anteil benötigte dauerhafte
Begleitung per Einzelchat für das Beratungsanliegen.
Weiterführende Überlegungen
Diese Fakten geben den Fachkräften
der Offenen Sprechstunde einen Impuls, über das Konzept nachzudenken.
Die ursprünglich einmalige Nutzung
hat sich bei einem Anteil der Ratsuchenden verändert. Besonders in der
Sprechstunde – Nutzung 2005 bis 2014
3000
2500
2000
1500
1000
500
0
2005
2006
2007
2008
2009
Sprechstunde – Nutzung 2005–2014
2010
2011
2012
2013
2014
Jugendberatung gibt es einen Bedarf an
kontinuierlicher Beratung im Einzelchat.
Die Software ermöglicht dies derzeit
nur bei wechselnden Beraterinnen und
Beratern.
Deshalb muss überdacht werden,
wie der Einzelchat in der Offenen
Sprechstunde dem gestiegenen Bedarf
an kontinuierlicher Weiterberatung
fachlich und auch technisch besser
entsprechen kann.
Mit Blick auf die zurückliegenden 10
Jahre hat sich das Angebot nach einem
zunächst zögerlichen Start im Anfangsjahr 2005 stabil etabliert. Mit leichtem
Anstieg in den Jahren 2011 und 2012 hat
sich die Nutzung wieder auf den Stand
der Vorjahre nivelliert.
Der Gruppenchat
Für den Austausch mit anderen Betroffenen stehen bei der bke-Onlineberatung »offene« Gruppenchats zur Verfügung. Unter fachlicher Moderation wird
der Austausch mit 8 bis zu 12 Teilnehmer/innen ermöglicht. Ein Gruppenchat
läuft über eine bis zu 2 Stunden. Während dieser Zeit können Teilnehmer den
Chat verlassen und neue Teilnehmer in
den Chatroom eintreten. Die fachliche
Moderation begrüßt die Teilnehmer/innen, und nach einem Warming-up werden Beratungsanliegen gesammelt und
der Reihe nach besprochen. Die fachliche Moderation hilft Ratsuchenden
ihre Fragen zu fokussieren, fördert den
Austausch, bringt Beratungsimpulse
ein und zentriert Ergebnisse. Mit einem
achtsamen Blick für den Ratsuchenden
wird das Anliegen des Ratsuchenden
im Beratungsprozess lösungsorientiert
verfolgt. Durchgängig ist wichtig, die
Kommunikationsregeln im Gruppenchat, die sogenannte »Chatiquette«
einzuhalten. Denn eine respektvolle
und unterstützende Kommunikationskultur ist die Basis für die Beratung in
diesem Medium.
Der Schutz durch Anonymität und
das herzliche Wohlwollen im Gruppenchat ermöglichen dem Ratsuchenden,
sich leichter über Sorgen und Probleme
zu öffnen und auch schwere Inhalte
mitzuteilen. Gleichzeitig erzeugen die
Vielfalt an temporeichen Beiträgen
aus der Gruppe und eingefügte Emoticons (Smileys, die unterschiedliche
Gefühle ausdrücken) Lebendigkeit und
Lockerheit. So schafft die typische
Chatatmosphäre in Verbindung mit
Beratungskompetenz eine intensive
Beratungssituation. Viele Ratsuchen9
kontinuierliche Teilnahme an manchen
regelmäßig angebotenen Themenchats
haben sich Gruppen gefunden, die
sich, ähnlich wie Selbsthilfegruppen,
auf ihrem Weg unterstützen. Einige
Themenchats haben sich zu »Klassikern« etabliert, während andere das
Angebot einmalig oder in größeren
Zeitabständen bereichern.
Themenchats 2005 bis 2014
250
200
150
100
50
0
2005
2006
2007
2008
2009
Themenchats
2005–2014
de
schätzen gerade
den Gruppenchat
mit seinem Wechselspiel zwischen
Tiefgang und humorvoller Leichtigkeit.
Für Jugendliche und Eltern bietet der
moderierte Gruppenchat einen guten
Rahmen für den Austausch mit anderen
Eltern oder Jugendlichen. Durch regelmäßige Teilnahme werden sie Teil der
Community, in der sie sich zunehmend
vertraut öffnen können.
Im Jahr 2014 wurden insgesamt 401
offene Gruppenchats bei der bke-Onlineberatung angeboten. Damit standen
185 Gruppenchats (2013: 196) in der
Elternberatung und 216 (2013: 285)
in der Jugendberatung zur Verfügung.
Mit einer durchschnittlichen Teilnehmerzahl von 12,6 Teilnehmern bei den
Jugendlichen und 8,1 Ratsuchenden in
jedem Gruppenchat auf der Elternseite
ist das Angebot sehr gut ausgelastet.
Insbesondere das Angebot in den
Abendstunden (ab 20 Uhr) und am
Wochenende erfreut sich hoher Beliebtheit. Es zeigt sich deutlich, dass der
Bedarf an Gruppenchats hoch ist und
bislang mehr durch die Ressourcen auf
der Beraterseite als durch eine rückläufige Nachfrage begrenzt wurde. Dies
zeigt sich in der Statistik der Vergleiche der Nutzung der unterschiedlichen
Beratungsangebote auf den Seiten der
bke-Onlineberatung. So ist der Anteil
der jugendlichen Ratsuchenden, die an
einem Gruppenchat teilnehmen, sogar
leicht gestiegen
Die Nutzung des Gruppenchats
bestätigt die Akzeptanz für dieses Angebot. Im Vergleich mit den
Angeboten Mailberatung, Offene
Sprechstunde und dem Forum liegt
der Anteil des Angebots GruppenEltern
10
Jugendliche
2010
2011
2012
2013
2014
chat durchgängig bei über 20 % der
Nutzung des gesamten Angebotes.
Dieser Anteil hielt sich in den zurückliegenden Jahren stabil zwischen
20,9 % im Jahr 2012 und 23,3 % im
zurückliegenden Kalenderjahr. In Folge personeller Wechsel musste das
Gruppenchatangebot etwas reduziert
werden, erreicht aber Jugendliche
weiterhin sehr gut.
Der Themenchat
Das Themenchatangebot reagiert
sensibel auf den Bedarf der Ratsuchenden und bietet die Möglichkeit,
sich zu einem speziellen Thema
intensiver auszutauschen. Abhängig
vom Thema wird die Teilnehmerzahl in
diesen Chats reduziert, um bei hoch
belastenden Themen mehr Schutz und
Ruhe im Austausch zu gewährleisten.
In der Regel werden diese Chats von
zwei Fachkräften begleitet. Eine Person
übernimmt die Moderation mit Strukturierung der Fragen, Einhaltung der
Gesprächsregeln und Achtsamkeit für
das Befinden der einzelnen Ratsuchenden. Die zweite Fachkraft konzentriert
sich (als Experte/in) schwerpunktmäßig
auf die inhaltliche Beratung. Diese
fachliche Doppelbesetzung bietet eine
intensive Begleitung, die bei sensiblen
Themen wie z. B. sexuelle Gewalt
(Jugendberatung) oder bei der Thematik jugendlicher Mütter-Chat (für Eltern
und Jugendliche) fachlich geboten ist.
In diesem Segment der bke-Onlineberatung ist es üblich, auch externe
Fachleute punktuell auf das Portal
einzubinden. So kann eine Vielfalt von
Themen bedient werden. Dabei werden die Wünsche der Ratsuchenden
bestmöglich berücksichtigt. Über die
Hier eine Übersicht über einige dieser
Themen in der Elternberatung:
•Leben am Limit
•AD(H)S
•Trennung/Scheidung
•jugendliche Mütter
•Erziehung und Glaube
•Alleinerziehend
•Schulwahl und Zeugnisse
•Förderung der Medienkompetenz
•Psychische Probleme in der Familie
u.a.
Für Jugendliche fanden regelmäßig
folgende Themenchats statt:
•ONLY FOR GIRLS: Wie weiter nach
sexuellem Missbrauch?
•ONLY FOR BOYS: Wie weiter nach
sexuellem Missbrauch?
•Suchtbelastung der Eltern, eigener
Drogenkonsum
•Trennung/Scheidung der Eltern
•Liebe, Lust und Leidenschaft
•Essstörungen
•Selbstverletzendes Verhalten
•Schule und Leistungserwartung/druck
•Stationäre Kinder- und
Jugendpsychiatrie
•Sonstige (z.B. Zeugnisse, Rechte/
Pflichten, Ausbildung/Studium, usw.)
Gewichtung des Angebotes
Diese Angebote wurden auf der
Jugendseite 2014 mit gleichbleibend
hoher Kapazität angeboten. Wie 2013
wurden 123 Themenchats angeboten,
78 davon für Jugendliche (2013: 73).
Dieses Angebot wird in der Regel von
zwei Berater/innen durchgeführt und
erfordert damit doppelte zeitliche
und fachliche Ressourcen. Vor diesem
Hintergrund ist erfreulich, dass das Angebot mit den insgesamt reduzierten
personellen Ressourcen im Bereich
Gruppenchat in vollem Umfang aufrecht erhalten wurde. Im Berichtsjahr
musste die Anzahl der offenen Gruppenchats allerdings etwas reduziert
werden, um das fachlich aufwendigere
Angebot der Themenchats in gleichbleibender Qualität und Quantität
weiterzuführen.
Die bke-Onlineberatung vertritt
gerade mit diesem Angebot eine
außerordentliche Vielfalt und fachliche
Qualität, die sich zum geschätzten
Alleinstellungsmerkmal des Portals
entwickelt hat.
Die Nutzung der unter­schiedlichen Beratungsformen
Die Angebote der bke-Onlineberatung
sind bewusst unterschiedlich und breit
gefächert. Das Forum ist »das Schaufenster« des Beratungsportals, das sehr
öffentlich ist. Hier können Ratsuchende
bereits ohne eine Registrierung nur
lesend von den vielzähligen Fragen
rund um Erziehung bzw. dem Austausch anderer Jugendlicher profitieren.
Ein Schritt weniger öffentlich ist der
Gruppenchat, der einen Austausch mit
gleichermaßen Betroffenen innerhalb
des Portals möglich macht.
Im Vergleich zu diesen Beratungsformen setzen die Offene Sprechstunde
und die Mailberatung auf den Dialog
zwischen Ratsuchender/m und Fachkraft, der vertraulich im Zweierkontakt
geführt wird.
Diese unterschiedlichen Formen der
Beratung orientieren sich am Bedarf
von Eltern und Jugendlichen. Bei
der Inanspruchnahme der jeweiligen
Beratungsform wirken unterschiedliche
Bedürfnisse und Zielvorstellungen mit.
Wahlmöglichkeiten
Für Jugendliche und Eltern steht die
Frage im Vordergrund, wo sie sich mit
ihrem Anliegen am besten aufgehoben
fühlen. 61,3% der Jugendlichen und
55,1% (jeweils 2014) entscheiden sich
für das Angebot der Einzelberatung.
17,9% der Jugendlichen und 18,3 %
der Eltern nutzen das Forum mit seiner
höheren Öffentlichkeit. Gerade bei
den Eltern zeichnet sich eine veränderte Nutzung im Bereich Forum und
Gruppenchat ab. Während das Forum
im Zeitraum von 2009 bis 2014 um
7,7% weniger genutzt wurde, verzeichnet der Chat in dem selben Zeitraum
Nutzung der Beratungsformen – Eltern 2004 bis 2014
60
50
40
30
20
10
0
2004 2005 2006 2007 2008 2009
2010 2011 2012 2013 2014
Nutzung
Beratungsformen
– Eltern
Nutzung
der der
Beratungsformen
– Jugend
20042004–2014
bis 2014
70
60
50
40
30
20
10
0
2004 2005 2006 2007 2008 2009
2010 2011 2012 2013 2014
einen Gewinn von 8,6%. Nun ist nicht
erfasst, welche internen Wege Nutzer
innerhalb des Portals bevorzugen oder
in welchen Kombinationen die Beratungsformen genutzt werden. Es fällt
aber auf, dass parallel zur reduzierten
Nutzung des Forums die Nutzung des
Gruppenchats zu einem ähnlichen
Anteil steigt. Als Interpretation bietet
sich an, dass insbesondere Eltern den
Austausch auf einer weniger öffentlichen Ebene bevorzugen. Es ist auch
denkbar, dass besonders jüngere Eltern
selbstverständlicher mit dem Medium
Gruppenchat umgehen.
Die Nutzung der Angebote im Vergleich
Die Mailberatung, die Offene Sprechstunde, der Gruppenchat und das
Forum werden von den Ratsuchenden unterschiedlich intensiv genutzt.
Besonders beliebt ist die vertrauliche
Einzelberatung, die in der Mailberatung
und in der Offenen Sprechstunde möglich ist. Die Nutzung der Mailberatung
ist auch beim Blick auf die zurückliegenden Jahre anhaltend hoch. So
nutzen 51% der Jugendlichen 2009 eine
Mailberatung. In den Folgejahren stieg
dieser Anteil auf 64,6 % im Jahr 2012.
Dieser Stand konnte im letzten Jahr bei
61,3 % gehalten werden.
Im gleichen Bemessungszeitraum
(2009 – 2014) schrieben 23% bis
aktuell 18% der Jugendlichen im Forum
oder tauschten sich rege mit Gleichaltrigen in einem Gruppenchat aus.
Im Gruppenchat entwickelte sich die
Nutzung von 26% (2009) mit leichter
Steigerung auf 29,5% (2011), die in den
letzten Jahren wieder auf den Stand
von 20,8% zurückging.
Die Nutzung hängt eng mit der Bereitstellung der Angebote zusammen. Die
gesunkene Nutzung der Chatangebote
steht in direktem Zusammenhang mit
der Anzahl der zur Verfügung stehenden Gruppenchats.
Insgesamt wurden die Angebote
Forum, Gruppenchat, Mailberatung und
Offene Sprechstunde bei den Jugendlichen im Berichtsjahr 9.095 Male
genutzt. Die Nutzung ist mit einem
Unterschied von nur 1 Prozent zum
Vorjahr gleich geblieben.
bke-Onlineberatung kommt an
Mit diesen Angaben bestätigt sich die
Akzeptanz des Angebotes der bke-Onlineberatung. In den zurückliegenden
Jahren ist es gelungen, ein qualifiChat
Nutzung der Beratungsformen – Jugend 2004–2014
Forum
Einzelberatung
11
ziertes und hochfrequentiertes Onlineberatungsangebot zu etablieren. Die
enge Kooperation mit den örtlichen
Erziehungsberatungsstellen gewährleistet eine hohe Fachkompetenz und
das selbstverständliche Wissen um
Angebote und Zugänge der Hilfen in
der Jugendhilfe und im Gesundheitssystem.
Feste Kooperationspartner
Diese Entwicklung spricht für eine hohe
Bereitschaft der Erziehungsberatung,
die Onlineberatung fachlich zu integrieren. Die Mitwirkung bei der bkeOnlineberatung wird vertraglich für 24
Monate festgelegt und kann verlängert
werden. Die vergangenen Jahre zeigen,
dass sich über 80% der Beratungsstellen über die ersten zwei Jahre hinaus
Stichtag 31.12.2014 beendeten 11 Fachkräfte ihre Mitwirkung. Parallel wurden
8 neue Fachkräfte ausgebildet und zwei
weitere Fachkräfte werden zu Beginn
2015 erneut aktiv werden. Bereits zum
Jahresende gibt es einen Bedarf für
eine Fortbildung neuer Fachkräfte, die
im März 2015 stattfinden wird.
Stellt man diese Zahlen in Vergleich zu den Daten seit Beginn der
Kooperationen
Das Konzept der bke-Onlineberatung
basiert auf der Kooperation mit der
Erziehungsberatung vor Ort. Es wird
vertraglich festgelegt, dass eine
Fachkraft aus dem örtlichen Team mit
einem Kontingent von 5 bis 10 Stunden
pro Woche für die Mitarbeit in der bkeOnlineberatung delegiert wird.
Beteiligung von Fachkräften
Mit dem Beginn der bke-Onlineberatung
im Jahr 2004 haben sich erstmals 12
örtliche Erziehungsberatungsstellen an
dieser neuen Beratungsarbeit beteiligt.
In den folgenden Jahren wurden weitere
Beraterinnen und Berater zur Mitarbeit qualifiziert. Ein Höchststand der
Beteiligung wurde zum Jahreswechsel
2010 mit einem Stand von 102 beteiligten Fachkräften erreicht. Zu diesem
Zeitpunkt stand dem Beratungsportal
insgesamt ein Stundenkontingent von
612 Stunden pro Woche für die Beratung von Eltern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zur Verfügung. Dieser
Höchststand der Jahre nivellierte sich in
den folgenden Jahren. 2011 beteiligten
sich 89 Fachkräfte und 2012 waren 86
Das Konzept der bkeOnlineberatung basiert auf
der Kooperation mit der
Erziehungsberatung vor Ort.
beteiligen. 11 Beratungsstellen sind
bereits seit 10 Jahren kontinuierlich
beteiligt. Diese Entwicklung spricht für
fachliche Überzeugung.
Im Laufe der zurückliegenden Zeit
beendeten 65 Einrichtungen vor Ort
die Kooperation. Als Gründe wurden
personelle Wechsel und Vakanzen im
örtlichen Beratungsteam oder notwendige Übernahme neuer Aufgaben
vor Ort benannt. Einige Fachkräfte
verließen die bke-Onlineberatung, um
beim eigenen Träger beim Aufbau eines
eigenen Onlineberatungsangebotes
mitzuwirken. Für einige Einrichtungen
war von Beginn der Kooperation an
eine zweijährige Kooperation festgelegt (Rotationsprinzip). Lediglich
eine Beratungsstelle begründete den
Ausstieg mit inhaltlichen Gründen, die
im Bereich der Onlineberatung lagen.
Erfreulicherweise gelang es mancher
Einrichtung, zu einem späteren Zeitpunkt die Zusammenarbeit zu reaktivieren und erneut eine Fachkraft zu
delegieren.
Die Beteiligung der Bundesländer
Alle Ratsuchenden aus dem Bundesgebiet
haben einen Anspruch auf Nutzung des
Beratungsportales www.bke-beratung.de
In dem Beschluss aller Bundesländer
(2003) wurde die Finanzierung des
Haushaltes der bke-Onlineberatung
entschieden. Dabei sieht das Konzept
die Mitwirkung der örtlichen Erziehungsberatung vor. Gerechnet auf die Gesamtbevölkerung soll sich jedes Bundesland
mit einer Fachkraft (10 Std./Woche) pro 1
Mio Einwohner des jeweiligen Landes in
der direkten Mitarbeit beteiligen (Königsteiner Schlüssel). Bundesweit ergeben
sich damit knapp 820 Gesamtstunden.
Dieses Ziel der Beteiligung wurde im
zurückliegenden Jahr 2014 zu 68% erfüllt. Die Erziehungs- und Familienberatung im Internet in Trägerschaft der bke
wurde im Jahr 2014 von 83 Beratungsstellen aus 14 Bundesländern erbracht.
Aktuelle Wechsel
Wie in den Vorjahren hat es personelle
Veränderungen bei der Mitwirkung der
bke-Onlineberatung gegeben. Zum
10 Jahre Beteiligung in den Ländern
Rückblickend auf die letzten 10 Jahre
schwankt die Zahl der beteiligten Kooperationspartner in den Bundesländern.
Alle Ratsuchenden aus dem
Bundesgebiet haben einen
Anspruch auf Nutzung des
Beratungsportals.
Beraterinnen und Berater tätig. Dieser
Stand entspricht in etwa der Beteiligung
in den Jahren 2006 bis 2008, in denen
kontinuierlich 85 Fachkräfte mitwirkten.
Die Erhebung dieser Angabe erfolgt zum
31.12. des jeweiligen Jahres. Im aktuellen Berichtsjahr 2014 lag die Anzahl
der Mitwirkenden an diesem Stichtag
bei 82 Fachkräften. Bei der Zählung
der Beteiligung über das gesamte Jahr
ergibt sich allerdings eine Anzahl von 92
beteiligten Beraterinnen und Beratern.
12
bke-Onlineberatung bestätigt sich eine
recht gleichbleibende Zahl an Kooperationspartnern. Im Jahr 2014 waren
83 Beratungsstellen vertraglich mit der
bke-Onlineberatung verbunden.
Damit ist es der bke-Onlineberatung
gelungen, ein qualifizierter und verlässlicher Kooperationspartner für die
örtliche Erziehungsberatung zu sein.
Das Konzept des bundesweiten und
anonymen Angebotes in Kooperation
mit der örtlichen Erziehungsberatung
wurde in den zurückliegenden Jahren
erfolgreich umgesetzt.
Zurückliegend haben sich die Länder
Bayern, Hamburg, Sachsen-Anhalt und
das Saarland mit einem Erfüllungsgrad
von 100% der erforderlichen Beteiligung eingebracht. Eine Erfüllung der
Mitwirkung zwischen 20 und 50%
liegen die Länder Baden-Württemberg,
Brandenburg und Niedersachsen. Mit
einem Wert von 53% beteiligt sich
Schleswig-Holstein fast gleichbleibend.
In einigen Jahren gelang in diesem
Bundesland eine punktuelle Beteiligung
von 133% im Startjahr, sowie 70% in
den Jahren 2006 und 2008. Die Bundesländer Hessen und Sachsen haben
die zunächst verhaltende Beteiligung
in den letzten Jahren mit nahezu 100%
durchgängiger Beteiligung umgesetzt.
Eine umgekehrte Entwicklung nahmen
Nordrhein-Westfalen und RheinlandPfalz. Beginnend mit einer überragenden Beteiligung von 128% (NRW)
und 125% (RLP) sank die Beteiligung
auf aktuell 62% und 63% in diesen
Ländern. Thüringen zeigt eine schwankende Beteiligung von 150% in einigen
Jahren, die durch geringere Beteiligung
in anderen Jahren (50%) ausgeglichen
wird. Nach einem etwas späteren Einstieg ist Mecklenburg-Vorpommern in
der bke-Onlineberatung in den letzten
Jahren mit kontinuierlich 75% Grad an
der Erfüllung vertreten, während Bremen nach einer 2-jährigen Kooperation
keine Fachkraft mehr entsenden kann.
Auch in Berlin fehlt seit den letzten 2
Jahren ein Kooperationspartner. Dieses
kleine und bevölkerungsreiche Bundesland war im gesamten Zeitraum der
letzten 10 Jahre zwischenzeitlich mit
einer 100% Beteiligung vertreten.
Auch für Niedersachsen, Baden-Württemberg und Brandenburg sind noch
Kapazitäten für neue Kooperationen
vorhanden.
Ratsuchende im Bundesgebiet
Der Blick auf die lokale Verteilung der
Ratsuchenden der bke-Onlineberatung
ist sinnvoll, da auch in den noch nicht
kooperierenden Bundesländern Ratsuchende das Angebot nutzen. Bei der
Registrierung auf dem Portal werden
keine Sozialdaten abgefragt. Allerdings kann die Angabe des Wohnortes
freiwillig erfolgen. Aus den Angaben
kann man ableiten, dass die bkeOnlineberatung bundesweit in allen
Ländern genutzt wird. Die Nutzung der
bke-Onlineberatung entspricht dem
Anteil an der Bevölkerung in dem jeweiligen Bundesland. Damit zeigt sich,
dass Onlineberatung in allen Regionen
Deutschlands nachgefragt ist. Sowohl
in eher ländlichen Regionen als auch
in Ballungsräumen nutzen Ratsuchende
die Beratungsmöglichkeiten im Internet
und suchen damit eine Ergänzung oder
Alternative zu den örtlichen Angeboten.
Es ist wünschenswert, dass diese Nachfrage mit einem angemessen
ausgebauten Angebot bedient werden kann. Mit Rückblick auf 10 Jahre
bke-Onlineberatung sind wir bereits
auf einem guten Weg, dieses Ziel zu
erreichen!
Bandbreite der Beteiligung
Zusammengefasst zeigt sich ein breites
und unterschiedliches Bild der Kooperationen. Die Bundesländer Hessen,
Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen
und Thüringen unterstützen die beteiligten Erziehungsberatungsstellen mit
einer zusätzlichen Förderung. Dies hat
in den vergangenen Jahren sicherlich
zur Stärkung der Beteiligung beigetragen. Seit 2004 haben sich alle Bundesländer an der bke-Onlineberatung
beteiligt. Es ist erfreulich, dass ein Teil
der Länder dem abgestimmten Erfüllungsgrad der Beteiligung nachkommen kann. In einem Teil der Länder
könnten die Kooperationen noch
ausgebaut werden. Insbesondere in
den Ländern Berlin und Bremen wäre
eine Wiederaufnahme der Beteiligung
in der direkten Mitwirkung gewünscht.
13
Beratung im Neuland
10 Jahre bke-Onlineberatung
Von Maria Große Perdekamp
D
as Jahr 2014 steht für das erste
Jubiäum der bke-Onlineberatung,
die ihren 10. Geburtstag feiern konnte. Das ist Anlass für einen
Rückblick auf eine Entwicklung, die
mit vielen Innovationen ein neues Feld
der Beratung eröffnet und etabliert
hat. Die Reise führt zurück zur Jahrtausendwende die Zeit des zunehmenden
Einflusses von Internet und neuen
Medien. Die Nutzer/innen dieser neuen
Kommunikationsformen sind besonders
Jugendliche, die als schwer erreichbare
Zielgruppe für die Erziehungsberatung
gelten. Auch noch ohne die späteren
Entwicklungen vom Smartphone, LTE
oder Facebook sind schon Veränderungen spürbar, die einen direkten und
gravierenden Einfluss auf die Lebenswelt von Familien nehmen werden.
In diesem Klima entsteht das erste
Modellprojekt der bke in Kooperation
mit einem Internetcafé in Roth bei
Nürnberg. Unter bke-sorgenchat.de
wird unter fachlicher Betreuung der
bke erstmals ein Beratungsangebot im
Internet initiiert. Auf getrennten Seiten
gibt es für Jugendliche und Eltern die
Angebote Mailberatung und Gruppenchat, die besonders von Jugendlichen
intensiv genutzt wurden. Erinnerungen
einer Beraterin der ersten Stunde: »Das
Gründungstreffen fand im September
2000 statt. Dem war ein kurzer Aufruf
in den Informationen für Erziehungsberatungsstellen vorausgegangen, in
dem kurz mitgeteilt wurde, dass die
bke plant, ein Angebot per Mail oder
per Telefon zu initiieren. Interessierte
konnten sich melden, was ich dann tat
und eine Einladung für ein Vorabtreffen in Schwabach erhielt. Dies begann
an einem Freitag um 19 Uhr. Es fand
in einem Keller eines Hotels statt. Am
nächsten Morgen war ein aktiver Teil in
einem Internetcafé – chatten an echten
PCs – vorgesehen. Dann gab es einen
14
Schluck Sekt und wir fuhren wieder
nach Hause. Es hatte begonnen und
mir wurde klar, dass es kein Auswahlverfahren gewesen war, sondern, dass
wir jetzt alle sofort ran mussten.«
Erste Gehversuche
Für die Beratung per digitaler Übertragung gab es keine Vorerfahrungen oder
Konzepte. Zudem verfügten Berater/
innen selbst über geringe Medienkompetenz. Die Klientel (besonders die
Jugendlichen) war mindestens einen
Schritt voraus.
Das bedeutete für alle Beteiligten
einen Schritt ins Neuland. In der Mailberatung suchte man die Entsprechung
zu Bekanntem. Was kann man aus der
persönlichen Beratung übernehmen? Was
wirkt, wenn man sich nicht sieht? Welche
Folge hat die Anonymität in der Beratungsbeziehung und wie kann erfolgreich
mit der Erziehungsberatung vor Ort und
anderen Hilfen kooperiert werden?
Neuland Gruppenchat
Für den Gruppenchat war vieles neu:
Die Bedingungen des gleichzeitigen
Schreibens unterschiedlicher Teilnehmer/innen mit der Option ständigen
Kommens und Gehens, die Schnelligkeit des Mediums und die spürbare
Aufhebung sozialer Regeln des Umgangs. Gerade auf der Jugendseite
waren Beraterinnen gefordert, sich mit
den sehr direkten, provokativen oder
aber mit eindrücklicher Intensität in der
Kommunikation auseinanderzusetzen,
die schnell zu humorvoller Leichtigkeit
wechselt.
Eine Chatmoderatorin erinnert sich
an diese erste Zeit:
Die Planung beinhaltete drei Jugendchats pro Woche à drei Stunden
und ein bis zwei Elternchats in der
Woche. Während auf der Elternseite
kaum ein Ratsuchender das Angebot
nutzte, hatten wir im Sorgenchat
die Bude voll. Da wir keine Teilnehmerbegrenzung hatten, rannten
uns die Jugendlichen die Tür ein.
Unerfahren und unbedarft wie wir
waren, hatten wir beschlossen, uns
gegenseitig zu unterstützen und mit
einem Jugendnick am Chat teilzunehmen und die Chatmoderatorin oder
den Moderator zu unterstützen. Drei
Stunden lang waren wir bemüht, das
Chaos zu beherrschen. Manchmal
hatten wir 30 Ratsuchende im Chat.
Wir hatten kein Mentorat, keine
Anleitung, kein Konzept – wir haben
einfach losgeschrieben und versucht,
eine Kultur im Chat zu entwickeln.
Beschreibungen von selbstverletzendem Verhalten, »während ich das
schreibe, läuft das Blut über die Tastatur«, Unmut zum Chatablauf und
Kritik an uns als Chatmods, »bringt
doch hier alles nichts«, »ihr habt ja
eh eure Lieblinge«, »wie wäre es mal
mit einer Technikschulung«, waren
an der Tagesordnung und haben uns
viel lernen lassen. Deshalb wurden
dann Strukturen entwickelt.
Diese Erinnerung belegt eindrücklich,
wie die Onlineberatung von Beginn an
mit hohem Tempo gefordert war, erste
Strukturen zu entwerfen und Konzepte
zu erproben.
Meilensteine
Die Jugendministerkonferenz der Länder traf 2003 die Entscheidung über
die Fortführung des Modellprojektes.
Das Folgejahr 2004 ist als offizielles
Geburtsjahr der bke-Onlineberatung
festzuhalten: Das neue Team geht mit
einer Leitungsstelle, einer technischen
Koordinatorin und 4 Fachkoordinatoren
(aus dem Modellprojekt) an den Start.
Die enge Kooperation mit den Erziehungsberatungsstellen wird weitergeführt. Eine steigende Anzahl von Erziehungs- und Familienberatungsstellen
entscheidet sich für dieses bundesweit
organisierte anonyme Beratungsportal
und entsendet erfahrene Fachkräfte,
die in einem festgelegten Stundenkontingent zwischen 5 und 10 Stunden
mitarbeiten.
Die bke-Onlineberatung ging 2004
mit 12 Fachkräften an den Start. In den
folgenden 10 Jahren wurden insgesamt
197 Berater/innen tätig. Im Verlauf des
Jahres 2014 waren 92 Fachkräfte aus 78
Erziehungs- und Familienberatungsstellen zusammen 559 Stunden pro Woche
aktiv. Die Zahlen belegen die Expansion
des neuen Beratungsangebotes.
Der Grundgedanke der Aufteilung in
zwei getrennte Beratungsseiten hat sich
bewährt. Den Jugendlichen und jungen
Erwachsenen steht unter bke-jugendberatung.de ein eigener Raum zur Verfügung, in dem alle altersspezifischen
Themen unabhängig von Eltern eingebracht werden können. Auf bke-elternberatung.de werden Anliegen der Eltern
beraten. Von Beginn an fächert sich das
Angebot auf beiden Seiten in die Beratungsformen Forum, Mailberatung und
Gruppenchat aus. Im Jahr 2006 wurde
das Angebot um den Einzelchat »Offene
Sprechstunde« erweitert.
Der Bedarf in allen Formen der
virtuellen Beratung steigt in den
folgenden Jahren stetig an; zunächst
besonders auf der Jugendseite – die
Elternseite zieht wenig später nach. Erfreulicherweise war es möglich, diesem
Bedarf durch die steigende Beteiligung
von Beratungsstellen und Entsendung
von Berater/innen nachzukommen.
Das Forum
Aushängeschild der bke-Onlineberatung
mit jährlich vielen Tausend Postings,
die auch ohne eine Registrierung gelesen werden können, ist das Forum. Es
gibt einen ersten Eindruck vom Beratungsangebot. Das Forum ist thematisch untergliedert und jederzeit rund
um die Uhr les- und beschreibbar.
Auf der Elternseite heißt ein »Café«
neue Nutzer willkommen, die sich in
den Bereichen Kinder 0 bis 6 Jahre,
Kinder 6 bis 12 Jahre, Pubertät und danach, Thema Alleinerziehen, Trennung/
Scheidung und neue Familienformen
sowie in einem Unterforum Psychisch
belastete Eltern lesen können. Mit
einer Registrierung über einen Nick ist
eine aktive Teilnahme möglich. Eltern
können Fragen und Themen einbringen
und die Community (Gemeinschaft der
User) nutzen. Vielfach erleben Mütter
und Väter gerade in schwierigen familiären Situationen hohe Solidarität und
Unterstützung oder werden ermutigt,
Hilfen vor Ort aufzusuchen.
Jugendliche schreiben und diskutieren über Selbsthilfe, Stress mit mir
selbst, Freundschaft und Beziehung,
Liebe und Sex, Eltern und Geschwister
Schule/Ausbildung/Beruf und tauschen
sich in der Medienecke oder über
Gewalt in der Welt aus. Hier ist Platz
für entwicklungsbedingte Krisen. Das
Forum ist damit ein Raum zum Austausch und besonders geeignet zur
trifft dieses Angebot auf das Bedürfnis
lockeren Austauschs wechselnd mit
tiefgehender Auseinandersetzung über
die jeweiligen Beratungsanliegen. Belastete Jugendliche erleben, dass sie mit
Problemen nicht allein sind, und wagen, sich zu öffnen. Später erleben sie,
anderen mit ihren eigenen Erfahrungen
weiterhelfen zu können. Die unterstützende Kommunikation der Gleichaltrigen wird gerahmt durch die Fachkraft,
die für ein wohlwollendes Klima im
Chat sorgt und besonders bei belastenden oder überfordernden Themen (z. B.
Suizid, Gewalt.) oder Konflikten in der
Gruppe Orientierung gibt.
Auf der Elternseite wurden Chatangebote in den Anfangsjahren vergleichsweise zögerlich angenommen.
In der Zwischenzeit haben die Eltern
Die bke-Onlineberatung
ging 2004 mit 12 Fachkräften
an den Start.
präventiven Beratung. Nicht selten
bietet die bke-Onlineberatung für sozial
isolierte oder ausgegrenzte Jugendliche
ein Erfahrungsfeld für erste( virtuelle)
Freundschaft.
Das Forum ist seit den Anfängen
der bke-Onlineberatung der Ort gemeinsamen, öffentlichen Austausches,
der durch Fachkräfte inhaltlich begleitet und moderiert wird. In 10 Jahren
hat sich eine Sammlung von 345190
Postings (31.12.14) auf beiden Beratungsseiten ergeben, die auch aktuell
für alle Besucher/innen der Seiten ohne
Registrierung lesbar sind. Damit stellt
das Forum als präventives Angebot
einen Pool an Beiträgen zu den Themen von Eltern und Jugendlichen zur
Verfügung.
Der Gruppenchat
Die offenen Gruppenchats mit bis zu 12
Teilnehmern werden unter Moderation
einer Beraterin täglich für eineinhalb
bis zwei Stunden angeboten (auch am
Wochenende). In diesem Beratungsangebot hat sich ein strukturierter Ablauf
etabliert, bei dem hoher Wert auf einen
respektvollen und unterstützenden Umgang miteinander (»Chatiquette«) gelegt wird. Besonders bei Jugendlichen
jedoch nachgeholt und profitieren auch
von dieser Form gegenseitigen Austausches. Dabei liegen die Mütter deutlich
vorn. Sie haben insgesamt einen Anteil
von 85% (im Jahr 2014) an Registrierungen auf der Seite.
10 Jahre Erfahrung haben den
Umgang mit den Spezifika des Chats,
seiner Gleichzeitigkeit, Schnelligkeit,
der speziellen Kommunikationsform
und deren Wirkung in der Beratungsarbeit erprobt und nutzbar gemacht. Das
Gruppenchatangebot war auch 2014
sehr nachgefragt. Insgesamt fanden
401 Gruppenchats statt – die Mehrzahl
(216) auf der Jugendseite. Mit einer
durchschnittlichen Teilnehmerzahl von
8 Teilnehmern bei den Eltern und 16
Jugendlichen pro Chat ergibt sich die
eindrückliche Zahl von 5.046 Teilnahmen an fachlich geleitetem Austausch.
Die Themenchats
In den Chats signalisierten die Nutzer
und Nutzerinnen den Wunsch, sich
innerhalb eines Chats über bestimmte
Themen intensiver auszutauschen.
Deshalb haben sich Themenchats
etabliert. Zu Anfang waren es vor
allem die »Zeugnischats«, die Krisen
bei Eltern und Jugendlichen im Um15
gang mit Schulproblemen auffangen
konnten. Die Themen haben sich im
Laufe der Zeit verändert und greifen
Aktuelles auf. So reagierte 2009 eine
Themenchatwoche auf den Amoklauf
in Winnenden. Heute wird eine Vielfalt an Themen angeboten, die in der
Regel mit 2 Fachkräften durchgeführt
werden. Eine Fachkraft moderiert den
Rahmen, während die andere Fachkraft
als Experte zum Thema intensiv auf die
inhaltlichen Fragen eingeht. Zu einigen
Chats werden Mitarbeiter/innen aus
externen Einrichtungen (z. B stationäre
Jugendpsychiatrie) hinzugezogen.
Auf der Elternseite sind der Umgang mit Medien, ADHS, psychische
Belastungen oder Familienstress
bewährt – während die Jugendlichen
über Selbstverletzungen, sexuelle
Gewalt, Essstörungen, Sucht oder über
stationäre Hilfen chatten. Die Themen
orientieren sich am Bedarf und gehen
bestmöglich auf den Bedarf der Eltern
ein. So entstand das Angebot »Only for
Boys – Umgang mit sexueller Gewalt«
auf der Jugendseite und der »Junge
Mütter-Chat« und »Am Limit«, die auf
Wunsch von Jugendlichen und Eltern
regelmäßig stattfinden. Auch das Thema
Umgang mit Medien nimmt Einzug in
diese Angebotspalette. Im Rahmen aller
Chats können Betroffene mitlesend
profitieren und sich im Verlauf erstmals
über eigene Probleme mitteilen. Bei den
regelmäßigen Themen entsteht über
regelmäßige Teilnahme eine Verbindlichkeit und gegenseitige Unterstützung, die
ähnlich der Selbsthilfe wirkt.
Im Jahr 2014 fanden 123 Themenchats statt – davon 78 für Jugendliche.
Bei der bke-Elternberatung wurde
dieses Angebot wie schon in 2013
verstärkt wahrgenommen. Die hohe
Inanspruchnahme belegt, dass der
Gruppenchat eine gewünschte Form
des Austausches der Zielgruppe ist.
Die Mailberatung
Die Mailberatung ist eine Möglichkeit,
im schriftlichen Austausch Probleme
zu thematisieren. Innerhalb von 48
Stunden auf die erste Anfrage erfolgt
eine individuelle, fachliche Antwort
durch eine/n qualifizierte/n Berater/in.
Eltern nutzen diese Möglichkeit zum
Austausch über Fragen der Entwicklung
und Erziehung zu Schulproblemen oder
zur Klärung familiärer Belastungen.
Bei Jugendlichen stehen Themen der
eigenen Identität, der sexuellen Entwicklung und Partnerschaft, Umgang
16
mit Gleichaltrigen, Ablösung von den
Eltern und berufliche Entwicklung im
Vordergrund. In Vergleich zur Elternberatung haben Jugendliche verstärkter den Wunsch nach Beziehung
und Kontinuität in der Beratung. Sie
thematisieren Probleme direkter als in
der persönlichen Beratung und erleben
(wie auch Eltern) die Anonymität als
hohen Schutz, auch sehr belastende oder schambesetzte Themen wie
sexuellen Missbrauch, Gewalt oder
Sucht anzusprechen. Häufig ist es für
diese Zielgruppe eine hohe Hürde,
diese Themen in bereits laufenden
Hilfen anzusprechen. Die Mailberatung
ermutigt, wie übrigens auch der Chat
und das Forum, sich zu öffnen und die
Unterstützung vor Ort zu nutzen. Damit
entsteht eine unsichtbare unterstützende Kooperation mit Hilfen vor Ort.
Die Beratungsform Mailberatung
wird von allen Nutzern am häufigsten
genutzt. Im zurückliegenden Berichtsjahr 2014 wurden 3.997 Mailanfragen
gestellt, in denen individuelle Probleme
beschreiben wurden. 1.558 Mailberatungen auf der Elternseite standen
2.421 Anfragen von Jugendlichen gegenüber. Während Eltern durchschnittlich 2 Folgekontakte zur Beratung
nutzten, bleibt der Bedarf von Jugendlichen sich länger und intensiver in der
Mailberatung auszutauschen.
Die Offene Sprechstunde
Die Offene Sprechstunde wurde Ende
2006 eröffnet. Anfangs gedacht als ein
Pendant zur kontinuierlichen Einzelberatung, konnten Termine für einen
Einzelchat vereinbart werden. Die
Nutzung stellte sich jedoch als ineffizient heraus, da viele Termine zwar
reserviert aber nicht wahrgenommen
wurden. Deshalb wurde das Konzept
verändert. Heute präsentiert sich die
Sprechstunde mit regelmäßigen Zeiten
auf der Eltern- und Jugendseite als
offenes Angebot. Hier können Nutzer
sich im Einzelchat mit einer Fachkraft
spontan beraten lassen. Dieses Chatangebot ist als einmaliger virtueller
Beratungstermin konzipiert, der sich
besonders zur Begleitung aktueller
Krisen eignet. Es wird rege in Anspruch genommen. Mit der späteren
technischen Einführung eines »Sprechstundebuttons« im Frühjahr 2011 auf
der Startseite reagierten die Nutzer
der bke-Onlineberatung mit einer vermehrten Inanspruchnahme der Offenen
Sprechstunde um 18%.
Die Entwicklung zeigt insgesamt,
dass sowohl Eltern als auch Jugendliche die Form der Einzelberatung per
Mail oder Chat als häufigste Beratungsform wählen. Allein im letzten Kalenderjahr wurden 2.630 Beratungschats
durchgeführt, die vor allem auf der
Jugendseite hohe Beliebtheit haben.
Dort wurde in 2.336 Einzelchats jeweils
individuell auf die Probleme der Jugendlichen eingegangen.
Neue Entwicklungen
Längst ist das Internet zum integrierten Bestandteil des Alltags geworden.
Offline- und Online-Präsenz haben sich
verändert. Mit sozialen Netzwerken wie
Facebook und mit Smartphones zeigt
sich eine deutliche Veränderung der
Mediennutzung. Das Internet ist nicht
mehr nur vom Rechner zu Hause, sondern von allen Orten des Lebensalltags
aus zugänglich.
In schnellem Tempo war die bkeOnlineberatung gefordert, sich mit den
Veränderungen und ihrer Wirkung auf
die virtuelle Beratung auseinanderzusetzen. Im Jahr 2012 gelingen zwei
Erweiterungen: Unter bke-beratung
wird ein Facebook-Profil eröffnet. Die
Präsenz ermöglicht Kontakt zu anderen
Multiplikatoren und wirbt für besondere Veranstaltungen. Mit Unterstützung
des Landes Hessen wird die bke-App
umgesetzt, die Nutzern die Kommunikation vom Smartphone aus ermöglicht. In Folge wird die bke-Onlineberatung auch zwischendurch in Pausen
– an der Bushaltestelle, in der Bahn
oder im Café genutzt.
Diese Möglichkeiten wurden intern
heiß diskutiert. Es gilt Risiken und
Chancen abzuwägen – um sich auch als
Beratungsangebot medienkompetent
zu entscheiden.
Die technische Entwicklung der bkeOnlineberatung basiert seit 2004 auf
der kompetenten Zusammenarbeit mit
dem IT-Dienstleister 24you e-Solutions.
In dieser kontinuierlichen Kooperation wurde erstmals ein komplexes
Beratungsportal für Erziehungsfragen
programmiert, das neben den Beratungsfunktionen viele Optionen zur
Kommunikation unter Fachkräften
vorhält. Unter Gesichtspunkten des
Datenschutzes wurde ein anonymer,
geschützter Beratungsraum geschaffen, der für die sensiblen persönlichen
Angaben der Nutzerinnen und Nutzer
geeignet ist.
Die konzeptionelle
Entwicklung
Die virtuelle Beratung war und ist
extrem gefordert, eigene Erfahrungen
zu reflektieren und aus eigenen Ressourcen zu schöpfen. Dazu wurde die
Möglichkeit der hohen Transparenz
der schriftgestützten Beratung für den
gegenseitigen Austausch genutzt. In
der Virtuellen Beratungsstelle entwickelten sich mit Zuwachs der Berater
Teamstrukturen der kollegialen Intervision, in denen Beratungsprozesse im
gemeinsamen Chat reflektiert werden.
Diese kollegiale Ebene wird durch ein
Supervisionsangebot ergänzt.
Diese Unterstützungsmöglichkeit in
der virtuellen Beratungstätigkeit wurde
aktuell erweitert und intensiver auf den
Arbeitsalltag der Fachkräfte ausgerichtet. Konnte bislang die Supervision in
einem Einzelkontakt via Chat, Mail oder
Telefon stattfinden ist nun auch Supervision in der Gruppe möglich. Im kommenden Jahr kann das Angebot von
Supervision in einem gemeinsamen
Gruppenchat in der bekannten Intervisionsgruppe durchgeführt werden. Eine
Erweiterung sind auch themenzentrierte
Supervisionschats, die bedarfsorientiert
erprobt werden. Dazu wurde der Pool
an externen online-erfahrenen Fachleuten erweitert.
Parallel setzt auch die interne Fortbildung auf geübte Kommunikationsform des Chats. So wird der Wunsch
der Fachkräfte in allen Themen rund
um die »neuen Medien« aktuell informiert zu sein in einer Fortbildungsreihe
aufgegriffen. Mit Themenchats und
Webinaren erhalten Fachkräfte mehr
Kompetenzen, die der Qualität ihrer
Beratung zu Gute kommt. Mit diesen
Veränderungen geht die bke-Online-
beratung einen innovativen Weg die
Kommunikationsformen der Onlineberatung für die fachliche Unterstützung der
Fachkräfte zu nutzen.
In guter Tradition der zurückliegenden Jahre beweist sich das jährliche
Treffen aller Fachkräfte im Rahmen einer
zweitägigen Tagung ein Herzstück des
Austausches und der konzeptionellen
Entwicklung. In dieser Tagung fließen
die Möglichkeiten intensiver Auseinandersetzung mit Entwicklungen in der Beratungsarbeit und informeller Austausch
zusammen. Neben den neuen Impulsen
für die Arbeit profitieren alle Beteiligten
von der Erfahrung trotz räumlicher Distanz fachlich nah zusammenzustehen.
Die besonderen Team-Identität eines
sehr großen und räumlich verteilten
Beratungsteams mit einem innovativen
Arbeitsauftrag trägt über das Jahr und
hilft über manche Hürde der anspruchsvollen Arbeit hinweg.
Neue Strukturen
Im Verlauf der Entwicklung hat sich die
bke-Onlineberatung mit ihrer schlanken
Personalbesetzung auf der Leitungsebene und den entsandten Beraterinnen
und Beratern aus der örtlichen Erziehungsberatungsstellen bewährt. Der
»Overhead« war mit der Leitung, einer
technischen Koordiantorin und den 4
nebenberuflichen Honorarkräften stark
gefordert, den wachsenden Bedarf an
Anfragen und folgende fachlichen Koordination mit den jeweiligen Zeitkapazitäten zu begleiten. Dieser Entwicklung
hat die bke im Sommer 2014 Rechnung
getragen. Anlässlich des Abschiedes
von zwei Honorarkräften wurde eine
Umstrukturierung überdacht. In Abstimmung mit dem Träger und dem bayerischen Staatsministerium für Arbeit
und Soziales, Familie und Integration
wurden die vorhandenen Honorarkapazitäten in eine Planstelle für eine
Diplom-Sozialpädagogin mit therapeutischer Qualifikation umgewandelt.
So konnte Dana Urban (Dipl.-Soz.
Päd/30 Std.) als neue Mitarbeiterin
für das Team der bke-Onlineberatung
gewonnen werden. Ulric Ritzer-Sachs
(Dipl.-Soz.Päd/10Std) bleibt als erfahrene Kraft erhalten. Mit diesen Veränderungen erhöht sich die zeitliche
Flexibilität, Fachkräfte zu begleiten und
den fachlichen Austausch auf allen Ebenen zu verbessern. Gleichzeitig wurde
für das Thema Qualitätssicherung ein
neuer fester Platz in der Struktur der
Virtuellen Beratungsstelle geschaffen.
Für diesen Bereich steht nun Sabine
Buckel mit einem kleinen Stundenkontingent zur Verfügung. Gemeinsam mit
der technischen Koordinatorin Christine
Sutara und der Leiterin Maria Große
Perdekamp geht dieses »neue« Team
der bke-Onlineberatung ab Februar
2015 gemeinsam mit 90 Beraterinnen
und Beraterinnen aus den örtlichen
Erziehungsberatungsstellen ins Netz.
Fortbildung
Ein wichtiger Faktor anhaltender
Beratungsqualität ist die Integration neuer Fachkräfte in die Virtuelle
Beratungsstelle: Neu hinzukommende
Fachkräfte aus den Erziehungs- und
Familienberatungsstellen werden in
einem einwöchigem Seminar über die
Besonderheiten der virtuellen Beratung
fortgebildet. Anschließend werden sie
in einem Mentorat in ihrer ersten Tätigkeitsphase bis zu 6 Monaten begleitet
und in die technische und inhaltliche
Arbeit, sowie strukturelle Organisation
des Beratungsportals eingeführt. Darüber hat sich eine besondere Beraterkultur entwickelt. Neben der Bereitschaft
zur Transparenz und Auseinandersetzung über die Beratungsarbeit zeigt
sich eine hohe Identifikation mit dem
Angebot und eine ausgesprochene Motivation, trotz räumlicher Ferne intensiv
zusammenzuarbeiten.
Die Jubiläumsfeier
Der Erfahrungsaustausch 2014 in Berlin
war ein besonderer Anlass, dieses Engagement aller Beteiligten zu würdigen.
Das große virtuelle Beratungsteam
feierte das 10-jährige Jubiläum, zu dem
Silke Naudiet als neue Geschäftsführerin der bke empfangen wurde. Heinz
Jubilarinnen und Jubilare: Seit fünf bzw. 10 Jahren bei der bke-Onlineberatung
17
Thiery wurde als Leiter der bke-Onlineberatung verabschiedet.
In seiner 10-jährigen Tätigkeit hatte er
maßgeblich den Aufbau und die Etablierung der Einrichtung verantwortet. Zum 1.
April dieses Jahres wurde die Leitung von
Maria Große Perdekamp übernommen,
die erstmals den Erfahrungsaustausch
leitete. In feierlichem Rahmen wurden
14 Fachkräfte geehrt, die bemerkenswert
seit 10 Jahren mitwirken.
Dies wurde durch die überzeugte
und zum Teil sehr kontinuierliche Kooperation mit den entsendenden Erziehungsberatungsstellen und ihrer Träger
ermöglicht. In den zurückliegenden 10
Jahren wirkten 197 Berater mit. Besonders zu erwähnen sind 16 Beratungsstellen, die seit Anfang mit der bkeOnlineberatung verbunden sind.
Durch die Kooperation mit Beratungsstellen sind aktuell 84 Fachkräfte
beteiligt. Dabei zeigt sich eine veränderte Entwicklung in Bezug auf die
Dauer der Mitarbeit. Das anfängliche
Konzept einer eineinhalb- und später
zweijährigen Mitarbeit (Rotationsprinzip) ist der Entscheidung zu einer
kontinuierlichen Beteiligung vieler Einrichtungen gewichen. Die Entwicklung
zeigt, dass Kontinuität ein wichtiger
Qualitätsfaktor ist. Viele Teams in den
Erziehungsberatungsstellen profitieren
gerade bei längerer Kooperation von
den Beratungserfahrungen der Kolleginnen und Kollegen, deren verstärkte
Sicherheit in der Jugendberatung und
erhöhte Medienkompetenz ins Team
zurückwirkt. Längst begonnen hat die
Diskussion, wie die anonyme bke-Onlineberatung als ergänzende Maßnahme
Beratungsprozesse vor Ort entlasten
und unterstützen kann (z. B. bei Trennungskonflikten oder sozialer Isolation).
10 Jahre bke-Onlineberatung zeigen
eine rasante Entwicklung. Die anfänglich stürmische und atemberaubende
Zunahme von Anfragen hat sich auf
hohem Niveau stabilisiert. Die bke hat
sich mit ihrem Onlineberatungsportal
der Herausforderung der neuen Medien gestellt und das Angebot für den
Bedarf von Familien genutzt.
In den zurück liegenden 10 Jahren
haben sich Eltern und Jugendliche
37.657 Mal vertraulich per Mail beraten
lassen. Es wurden 5.868 Gruppenchats
durchgeführt mit insgesamt 58.860 Teilnehmer/innen. Den Einzelchat Offene
Sprechstunde nutzten 17.921 registrierte Nutzer und Nutzerinnen. Im Forum
besteht ein Pool aus 325.402 Postings
(Stand Juli 2014). Damit ist die bke18
Onlineberatung im deutschsprachigen
Raum die größte professionelle Beratungseinrichtung in der Jugend- und Familienhilfe. Keine andere psychosoziale
Beratungseinrichtung im Netz verfügt
über ein so großes und professionelles
multidisziplinäres Team.
Beteiligung der Bundesländer
Diese Größenordnung ist nur aufgrund
der konzeptionellen Struktur möglich: Alle Bundesländer wurden per
Beschluss der Jugendministerkonferenz aufgefordert, sich mit einer der
Einwohnerzahl angemessenen Anzahl
an Fachleistungsstunden am gemeinsamen Beratungsportal zu beteiligen. Im letzten Jahr kooperierten 84
Beratungsstellen aus 14 Bundesländern
und delegierten über das gesamte Jahr
gerechnet 92 Beraterinnen und Berater
für die Mitarbeit bei der bke-Onlineberatung.
Fazit für die Zukunft
Die Erziehungsberatung hat sich mit der
bke-Onlineberatung der Herausforderung der neuen Medien gestellt und das
Angebot auf den veränderten Lebensalltag von Familien angepasst. Berufstätige Eltern oder Alleinerziehende können
sich außerhalb der üblichen Öffnungszeiten dann austauschen, wenn sie
akut Bedarf oder Ruhe und Zeit haben.
Jugendliche werden in dem Medium
abgeholt, mit dem sie maßgeblich kommunizieren Die bke-Onlineberatung wird
von dieser Zielgruppe intensiv und anhaltend genutzt. Die virtuelle Beratung
erreicht Menschen, die sonst (noch)
nicht auf Hilfen zugegangen wären. Für
einen Teil der Nutzer ist sie Zugang zu
weiteren Hilfen vor Ort – für andere ist
sie eine eigenständige und oft in sich
ausreichende Unterstützung.
Mit der Ergänzung der Erziehungsberatung um das Angebot der Onlineberatung ist damit gelungen, Eltern
und Heranwachsenden in ihren ihrem
individuellen Wunsch und Bedarf an
Unterstützung zu erreichen und Wahlmöglichkeiten vorzuhalten.
Das Konzept eines Beratungsangebotes mit hoch qualifizierten Fachkräfte und deren Einbindung in das gut
ausgebaute Netz der Erziehungsberatungsstellen hat sich bewährt. Nun gilt
es, die Kooperationen mit der örtlichen
Erziehungsberatung fortzuführen und
das Zusammenspiel von On- und
Offlineberatung zu diskutieren. Neben
der Integration weiterer technischer
Entwicklungen wird der Datenschutz
als Aspekt der Qualität von Onlineberatung zentral im Blick bleiben. In diesem Sinne ist die bke-Onlineberatung
bereit, sich qualifiziert auch weiteren
neuen Entwicklungen zu stellen. Die
noch jungen Erfahrungen der ersten
10 Jahre bestätigen diesen Weg und
machen Mut für die Zukunft.
Beteiligte Beratungsstellen
seit 2004
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und
Jugendliche des Landkreises Goslar
in Bad Harzburg
Ev. Beratungsstelle für Erziehungs-,
Jugend-, Ehe- und Lebensfragen des
Ev. Kirchenkreises Bonn in Bonn
Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche
und Eltern des DPWV in Dortmund
Psych. Beratungszentrum Jugend- und
Familieberatung der Ev. Gemeinde zu
Düren in Düren
Jugendpsychologisches Institut der
Stadt Essen
Ev. Zentrum für Beratung und Therapie
am Weißen Stein – Familienberatung
der Ev. Kirche in Frankfurt am Main
Erziehungsberatungsstelle der AWO
Erziehungshilfe Halle gGmbH in Halle
Beratungsstellen für Eltern, Kinder und
Jugendliche der Stadt Hamburg
Ev. Beratungsstellen für Erziehungs-,
Paar- und Lebensfragen der Diakonie
Krefeld&Viersen
Erziehungsberatungsstellen der Stadt
Köln
Ökumenische Beratungsstelle
für Erziehungs-, Jugend- und
Elternfragen des Diakonischen
Werkes Landshut e.V. in Landshut
Psychologische Beratungsstelle für
Kinder, Jugendliche und Eltern der
AWO Vogtland Bereich Reichenbach
e.V. in Reichenbach
Erziehungs-, Jugend- und
Familienberatungsstelle der
Katholischen Jugendfürsorge der
Diözese Regensburg in Regensburg
Ev. Beratungsstelle für Erziehungs-,
Ehe- und Lebensfragen des
Diakonischen Werkes an der Saar in
Saarbrücken
Erziehungsberatungsstelle
Therapeutisches Zentrum
Fleestedt des Förderkreises der
Lebensberatungsstelle Tostedt e.V. in
Seevetal
Ev. Familienberatungsstelle der
Stadtmission Zwickau e.V. in Zwickau
Zehn gute Gründe
Für eine Beteiligung an der bke-Onlineberatung
Von Maria Große Perdekamp
D
as Konzept der bke-Onlineberatung basiert auf der Kooperation
mit den örtlichen Erziehungsberatungsstellen. Aktuell folgen 78
Einrichtungen der Entscheidung der
Landesjugendminister aus dem Jahr
2003, eine erfahrene Fachkraft für ein
festgelegtes Stundenkontingent (zwischen 5 und 10 Stunden pro Woche) in
die bke-Onlineberatung zu delegieren.
Zunehmend mehr Erziehungsberatungsstellen entscheiden sich für eine
kontinuierliche Kooperation mit der
bke-Onlineberatung. Ein Anteil von
über 80% der Stellen hat sich über die
zunächst vereinbarte Mindestvertragsdauer von 24 Monaten hinaus für die
Weiterführung der Kooperation entschieden. Diese Entwicklung bestätigt,
dass die Kooperation für beide Seiten
sinnvoll und gewinnbringend ist. Die
Erfahrungen zeigen viele positive Effekte für die örtlichen Beratungsstellen
und die mitwirkenden Fachkräfte.
1. Sie sind da, wo
Jugendliche und Eltern sind.
Ihre Erziehungsberatungsstelle zeigt
mit einer Beteiligung an der bke-Onlineberatung, dass sie auf veränderte
Lebensbedingungen von Eltern und
Jugendlichen eingeht. Sie finden neue
Wege, Eltern und Jugendliche anzusprechen. Die Onlineberatung erreicht
gerade die Jugendlichen, die in der
Regel nicht freiwillig in die Erziehungsberatung kommen.
2. Sie beteiligen sich
an einem flexiblen und
zeitgemäßen Angebot,
das in der Öffentlichkeit
wahrgenommen wird.
In der Öffentlichkeit präsentiert sich
Ihre Einrichtung mit dem Kooperationspartner bke als innovative und zeitgemäße Hilfe. Mit der bke-Onlineberatung
erweitern Sie Ihre Erreichbarkeit weit
über die üblichen Öffnungszeiten
hinaus. Die bke-Onlineberatung bietet
Hilfe rund um die Uhr. Zur Bekanntmachung stehen Ihnen Werbematerialien
der bke zur Verfügung.
der Onlineberatung können Sie Ihren
Klienten sowohl für Abendzeiten oder
Wochenende (z. B. bei konfliktreichen
Besuchskontakten) eine unterstützende
Hilfe empfehlen. Die Beratungsstelle
kann dieses Angebot gezielt einsetzen,
um unvermeidbare Wartezeiten vor
einem Erstgespräch oder Zeiten zwischen Terminen zu überbrücken.
3. Ihr Beratungsangebot
wird durch den professionell
begleiteten Austausch unter
Eltern und Jugendlichen
bereichert.
5. Die Mitwirkung
an dem anonymen
und überregionalen
Beratungsangebot bietet
einen niedrigschwelligen
Zugang für Ihre
Ratsuchenden.
Die bke-Onlineberatung bietet Ihren
Ratsuchenden ein Angebot, das laufende Beratungsprozesse vor Ort flankierend unterstützt. Eltern können den
Austausch mit anderen Eltern nutzen.
Jugendliche treffen auf Jugendliche mit
ähnlichen Sorgen. Eine soziale Isolation
kann aufgebrochen werden und Betroffene finden entlastende und anregende
Unterstützung. Der fachlich moderierte
Austausch mit anderen Betroffenen ermutigt, stützt Veränderungen oder gibt
Impulse, die in den Beratungsprozess
vor Ort zurückwirken.
4. Ihre Beratung erhält eine
zusätzliche Möglichkeit der
Krisenintervention.
Ihre Klienten gewinnen eine zusätzliche
Möglichkeit, in Krisen begleitet zu werden. Neben Ihrer Beratung finden Eltern und Jugendliche einen zusätzlichen
Beratungsort, der rund um die Uhr
erreichbar ist. Hier können krisenhafte
Situationen durch entlastendes Schreiben einer Mailberatung oder durch
spontan möglichen Austausch im Chat
aufgefangen werden. Mit dem Angebot
Die Onlineberatung hat als überregionales großes Beratungsportal keinen
örtlichen Bezug. Eltern mit öffentlichen
Positionen (Geschäftsleute, Lehrer,
Ärzte etc.) nutzen das Angebot, das
sie vor Ort nicht in Anspruch nehmen
würden. Jugendliche sind sicher, »nicht
gesehen« zu werden. Denn sie möchten nicht auf Bekannte treffen. Durch
die Kooperation mit der bke-Onlineberatung bietet Ihre Einrichtung ein
qualifiziertes Angebot für Ratsuchende
im Einzugsgebiet, die anonym bleiben
wollen und (noch) keinen Übergang in
eine persönliche Beratung wünschen.
6. Über die Beteiligung
an dem breit gefächerten
Onlineberatungsangebot
bieten Sie eine Vielfalt an
speziellen Themen und
Angeboten.
Die bke-Onlineberatung bietet Ratsuchenden Ihres Zuständigkeitsgebietes
ein breites Angebot an Möglichkeiten
19
und speziellen Themen. Eltern und
Jugendliche können wählen, ob Forum,
Mailberatung, Einzel- und Gruppenchats
ihren Anliegen entsprechen. Die themenorientierten Gruppenchatangebote
(Essstörungen, ambulante Hilfen, Sucht,
sexuelle Gewalt etc.) bieten einen Austausch für Betroffene, der vor Ort nicht
in dieser Weise angeboten werden kann.
7. Sie bieten verbesserte
Hilfe für hoch belastete
Ratsuchende.
Für hoch belastete Ratsuchende kann
das anonyme Angebot via Mailberatung oder Chat die Öffnung über
schambesetzte/tabuisierte Themen
unterstützen und damit erste Schritte
der Hilfe ermöglichen. In der Vielzahl
der Ratsuchenden finden Ratsuchende
gleichermaßen Betroffene. Die bkeOnlineberatung informiert über Erziehungsberatung und schafft Zugänge für
Menschen, die sonst (noch) keine Hilfe
vor Ort gesucht/gewagt hätten.
8. Sie schließen sich
einem technisch und
datenschutzrechtlich
kompetenten Partner an.
10. Delegierte Beraterinnen
und Berater gewinnen
Kompe­tenzen, die in Ihr
Beratungs­team zurückwirken.
Das Beratungsportal der bke wurde
individuell für die Bedürfnisse und
Anforderungen der Beratung entwickelt
und programmiert. Es ermöglicht viele
differenzierte Anwendungen auf der
Beraterseite und zeichnet sich durch
angenehme Benutzerfreundlichkeit aus.
Die Ausstattung mit einer ausgereiften
Software und bestmöglichem Datenschutz entlastet die Einrichtung vor Ort.
Mit dieser Ausstattung bietet die bke
auch im Vergleich zu anderen Anbietern
ein sehr gutes Arbeitsmittel, das bei
einer Mitarbeit kostenfrei zur Verfügung
gestellt wird.
Die delegierte Fachkraft profitiert von
den Beratungserfahrungen der Onlineberatung und gewinnt mehr Sicherheit
in der Jugendberatung. Das Wissen
über Themen, Probleme und aktuellen
Entwicklungen der Zielgruppe bereichern die Fallbesprechung vor Ort. Über
eine Mitarbeit im Gruppenchat erweitern sich Moderationsfähigkeiten – und
im Forum die Fähigkeit, »öffentlich«
zu beraten. Die Verschriftlichung in der
Mailberatung zentriert Beraterinnen
und Berater auf klare, zielorientierte
Aussagen in der Beratung und reflektiert den Umgang mit Sprache. Die
fachlichen Erfahrungen der Onlineberatung inspirieren die konzeptionelle
Arbeit vor Ort (z. B. Schülersprechstunde, Elterngesprächsangebote).
Durch die Tätigkeit im Beratungsportal erweitert sich die Kompetenz der
Beraterinnen und Berater im Umgang
mit dem Medium Internet. Der Zugang
zu Themen und Fragen rund um die
»neuen Medien« wird erschlossen und
kommt sowohl den Ratsuchenden vor
Ort als auch dem eigenen Team zu
Gute.
9. Ihr/e Mitarbeiter/in wird
fortgebildet und erhält
durchgängig fachspezifische
Unterstützung. Ihre
Einrichtung ist von der
Organisation entlastet.
Die bke-Onlineberatung bietet für Ihre
beteiligte Fachkraft zu Beginn der
Mitarbeit eine qualifizierte einwöchige
Fortbildung. Anschließend erfolgt die
Einarbeitung in das neue Arbeitsfeld
mit intensiver Begleitung. Die internen
Strukturen der virtuellen Beratungsstelle bieten mit Angeboten zur Intervision
und Supervision eine hervorragende
Unterstützung der Online-Beratungsfachkräfte. Im großen virtuellen
Beraterteam kann das abgestimmte
Stundenkontingent der Fachkraft flexibel eingesetzt werden. Vertretungsregelungen im Urlaub oder wegen Krankheit
werden innerhalb des Beratungsportals
geregelt.
20
»Beziehungsaufbau und
Vertrauensbildung gelingen
sehr viel einfacher.«
Fachkräfte über ihre Erfahrungen in der bke-Onlineberatung
I
n der Onlineberatung melden sich
viele Jugendliche, die den Weg nur
selten in die Beratungsstelle vor Ort
finden.«
Berater aus Münster
»Wir sind ein innovatives, an neuesten
Entwicklungen interessiertes Team und
haben uns gerne dieser Herausforderung gestellt und mit der virtuellen
Beratungsform angenommen.«
Beraterin aus Freising
»Zusätzlich sensibilisiert die Onlineberatung für den Umgang mit Sprache.
Als besonders positiv empfinde ich
auch das nette Team und den damit
verbundenen fachlichen Austausch.«
Beraterin aus Ludwigsburg
»Hilfreich ist auch zu wissen, dass Jugendliche in häuslichen Krisensituationen
z.B über das Wochenende, Unterstützung
über das Internet bekommen können.
Als Team gewinnen wir über die
bke-Onlineberatung einen sehr viel
umfassenderen Eindruck über die
Bedürfnisse, Probleme und Sorgen der
Jugendlichen als in der Real-EB, da
Jugendliche die verbindliche Beratung
vor Ort weniger in Anspruch nehmen.
Wir lernen den Mediengebrauch der
Jugendlichen, Ihre Sprache, ihre Intensität, aber auch den nicht zu übersehenden Sog, den das Internet für viele
mit sich bringt.
Gleichzeitig können wir auch in der
realen Elternberatung bezüglich des
Medienverhaltens der Jugendlichen
bzw. auch über die Bedeutung und
Wichtigkeit des virtuellen Austausches
Auskunft geben.«
Beraterin aus Reichenbach
»Die Idee für eine Jugend-Eltern-Gruppe
hatte ich schon lange mit mir herumgetragen. In der Beratungsstelle vor Ort
wäre sie schwer zu realisieren. In der
bke-Onlineberatung ist es uns dank
des Mediums in Form des JugendEltern-Chats gelungen.«
Beraterin aus Darmstadt
»Speziell beim Online-Kontakt mit
Jugendlichen aber auch mit Eltern habe
ich die Erfahrung gemacht, dass in der
Anonymität des Schreibens sehr viel
unmittelbarer über intimste Gedanken, Gefühle, traumatische Erlebnisse
und vor allem schambesetzte Themen geschrieben wird, als dies in der
realen Begegnung möglich ist. Solche
in der Vertraulichkeit der Onlineberatung mögliche Schilderungen helfen
mir, die Gefühls- und Lebenswelt der
Jugendlichen zu verstehen, ein Gespür
für die Themen der Jugendlichen zu
bekommen. Damit kann ich meine
Erfahrung in der bke-Onlineberatung
systematisch für den realen Beratungsprozess nutzen, Beziehungsaufbau,
Vertrauensbildung und der Zugang
insgesamt gelingen sehr viel einfacher.
Ganz nebenbei habe ich persönlich
Sicherheit und Klarheit im Umgang mit
Sprache gewonnen.«
Beraterin aus Roth
»Durch die Mitarbeit in der bkeOnlineberatung habe ich schätzen
gelernt, dass ich mir, im Gegensatz zur
Realberatung, aus einem physischen
und zeitlichen Abstand heraus ein Bild
von der Komplexität eines »Falles«
machen und intervenieren kann. Erst
mal ziemlich gewöhnungsbedürftig
war die Transparenz von Beratungs-
inhalten wie sie in der bke-Onlineberatung natürlich Fundament ist:
jeder Beratungsinhalt ist konserviert,
Intervision und Supervision anhand
von Texten sind eins zu eins eine
Abbildung des Verlaufs einer Mailberatung. Im Laufe der Zeit empfinde ich
genau diesen Aspekt aber als enorme
Lernerfahrung.«
Berater aus Solingen
»In der täglichen Arbeit in der Erziehungsberatungsstelle hat die OnlineBeratung den Stellenwert, dass wir als
Beraterinnen gerne die Anregung für
Mailberatung und Chat weitergeben
an Eltern und Jugendliche, wo wir eine
Möglichkeit sehen, dass diese davon
profitieren könnten.«
Beraterin aus Ludwigshafen
»In der Offenen Sprechstunde ist man
häufig gefordert, mit Krisen umzugehen
und dafür nur eine begrenzte Zeit zur
Verfügung zu haben. Diese Erfahrungen
helfen sehr, wenn krisenhafte Klienten
in der Real-EB vor der Tür stehen
oder sich im Prozess Krisengespräche
ergeben.
Auch bei den in der anonymen
schriftlichen Beratung sehr häufigen
Themen wie Missbrauch und Suizidalität hat sich ein deutlicher Erfahrungsund Kompetenzzuwachs, eingestellt.
Speziell zu diesen Bereichen habe
ich dadurch auch verstärkt an Fortbildungen teilgenommen. Mit viel mehr
Ruhe bespreche ich solche Themen nun
in der Real-EB.«
Beraterin aus Zwickau
21
Die Jungfrau und das Kind
Selbsterfahrung und Selbstreflexion eines Skeptikers
in der bke-Onlineberatung
Von Thomas Tacke
V
ater und Sohn im frühlingshaften
Wald – im frei flottierenden
Gespräch über Gott und die Welt.
Sonne bricht durch die frischbegrünten
Zweige, Vögel erfüllen die maikrautfrische Luft mit fröhlich-eloquenten
Lauten. Das Ganze wirkt wie ein riesiger
Dom; lichtdurchflutet. Der Vater, Familientherapeut, ergriffen von diesem Ambiente, will seinen Sohn, Informatiker,
teilhaben lassen an seiner Bewegtheit.
So bricht es aus ihm heraus: »Boah –
wie in 3D!!!« Das Gesicht des Sohnes
verfinstert sich leicht; er erlebt die
»spaßige« Bemerkung seines Erzeugers
provokant in Erinnerung daran, dass
er seit Jahren sich anhören muss, der
Computer sei bereits angeknipst. Wo
doch mittlerweile jeder IT-ferne Dino
weiß, dass es heißen muss »hochgefahren« … Die hohe Ambivalenz,
mit welcher jener Vater, der Verfasser
dieser Zeilen, zu einem passionierten
bke-Online-Arbeiter wurde, scheint im
Rückblick vergleichbar damit: Der kam
wie die Jungfrau zum Kind.
Selfie
Etwa in der Mitte des letzten Jahrhunderts geboren, gehörte es zum Selbstverständnis des Pädagogik-Studenten,
mit dem Hintergrund eines neuen
Gesellschaftsentwurfes eine Evolution
der Pädagogik mit in Gang zu setzen,
welche die Ideen von Sigmund Freud,
Karl Marx und Jesus Christus integriert.
Kein leichtes Unterfangen. Blieb auch
manches davon in vagen Ansätzen
stecken, so verfestigte sich doch ein tief
sitzender Vorbehalt gegen Technologien,
welche die Entfremdung des Menschen
von sich selbst, seine Vereinsamung und
die totale Kontrolle über ihn ermöglichen sollten. Etwa 1981, damals noch
auf einer Schreibmaschine, goss er seine
Digital-Kritik in folgende analoge Lyrik:
22
Worte gegen die Angst
Der
der hinter der Säurespritze
sein Wundherz bewacht
Jener
der im Frühlingsstrauß
das Messer hält
Sie
die Bassmutter
mit dem heißen Hunger
denn ihr kleines Kind
weint im Frost
Sie sagen Worte:
schiefe, warme,
trotzige, verlegene
Worte gegen die Angst
In tiefes Wasser
sind sie ihm gefallen.
Auf der Spitze
des Telegraphenmastes sitzend
funkt er
die Frohe Botschaft
in alle Welt:
BASIC
PASCAL
COBOL
FORTRAN
Es kann keine Missverständnisse
mehr geben.
Kann man Misstrauen gegen Informationstechnologien deutlicher zum
Ausdruck bringen?
Vom Einst ins Jetzt
Auf dem »Marsch durch die Institutionen« neigte sich nicht nur der
Vorrat an Idealen dem Ende zu. Auch
die Freude am ergebnisorientierten
tiefenpsychologischen Deuten wich
gelegentlicher, zeitweilig zunehmender
Problemtrance. Erst die Einflüsse
des KJHG auf die Arbeit und neue
beraterisch-therapeutische Parameter
durch systemisches Arbeiten brachten
Beweglichkeit, Schwung und sichtbare
Ergebnisse. Das gelegentliche Versinken im »Hier und Jetzt der Problemtrance« gehörte der Vergangenheit an.
Leistungsverträge des Anstellungsträgers erhöhten die Schlagzahl von
Beratungssitzungen und -fällen. Der
PC wurde unentbehrlich zur Dokumentation, die anfangs »stationär«, dann
online erfolgte.
Wir befinden uns in den ersten
Jahren des neuen Jahrtausends. Neben
den Anfragen besorgter Eltern bedrohlich-aggressiver Kinder und Jugendlicher (vgl. Winterhoff 2008) häuften
sich elterliche Problembeschreibungen
ihres Nachwuchses, der sich vor dem
PC isoliere und für elterliche Ansprache und schulische Anforderungen
unzugänglich würde. Dies war dazu
angetan, die IT-skeptische Haltung des
Beraters zu festigen, zumal er etliche
Jahre zuvor selber kuriert war von
exzessivem Gebrauch des Gameboy,
den er zuvor seinem Sohn entwunden
hatte. Mittlerweile schrieb man das
Jahr 2008. Bei zunehmender Beratung,
bei neuen Aufgabenstellungen wie
Hochkonfliktberatung und bei immer
differenzierterer Dokumentation stellte
sich die unausgesprochene Frage,
welchen Sinn offensive Öffentlichkeitsarbeit nun machen sollte. Gleichwohl
war es an der Zeit, eine informative,
attraktive Website der Beratungsstelle
ins Netz zu stellen. Dann kam über die
Stellenleitung die Frage: »Könntest du
dir vorstellen, mal eine Schulung in
Online-Beratung zu machen?« Dies sei
ein interessanter präventiver Zugang
zur Klientel, eine zeitgemäße Form,
sich der Öffentlichkeit zu präsentieren, und möglicherweise eine neue
Form beraterisch-therapeutischer
Arbeit. »Willst du’s mal probieren? …
ist ja noch keine Festlegung; erst mal
schaun …« Bei aller Skepsis, die der
Berater nicht hinterm Berg hielt, war
ihm doch daran gelegen, nicht als
fortschritts- und technologiefeindlich
zu gelten. So sagte er erstmal zu. Im
Gepäck zur Schulung nach Speyer ein
Riesenberg an unsortierten Fragen:
•Wenn doch die »InternetAbhängigkeit« vieler Jugendlicher
ein massives Problem darstellt:
Wie will man dem mit Online-Arbeit
begegnen?
•Wenn die Wirksamkeit beraterischer
und therapeutischer Arbeit sich
maßgeblich über »Beziehungsarbeit«
entfaltet, wie kann dies über ein
derart anonymes, unpersönliches
Medium funktionieren?
•Wie sollen Selbstfindung und die
Aufhebung von Einsamkeit durch
virtuelle Arbeitsformen möglich sein,
wenn doch nachweislich – das war
die Überzeugung – medial-virtuelle
Technologien in Isolation und
Entfremdung und Befindlichkeiten
von Nicht-Realitäten hineinführen?
•Wie kann ohne die Begleitreize des
»Face-to-Face-Nahkampfes«, ohne
Blickkontakt, ohne die Wahrnehmung
von Mimik, Gestik, Kleidung,
sinnlich-haptische Reize überhaupt
so etwas wie Begegnung entstehen,
aus der sich dann sowas wie
»Beziehungsarbeit«entwickelt?
•Wohin soll überhaupt die Entwicklung
gehen: statt leibhaftiger Kontakte
nur noch medial-virtuelle – und
damit Einsamkeit und Entfremdung
zu verstärken? Und dann: »Bin ich
überhaupt geeignet für so was – bei
meinen Vorbehalten?!«
Allem Anfang wohnt ein
Zauber inne?
Die Online-Schulung der bke machte
verhalten-neugierig; überzeugend der
Einstieg: »Wir holen die Jugendlichen
da ab, wo sie sind: vor dem PC.«
Hmmm. Zunächst erfolgte die »Einschulung« in neue Begrifflichkeiten
und mediale Formen: Das Lesen von
Chatlogs und Threads, die Bedeutung
von Begrifflichkeiten wie »Emoticons«
und »Signatur« usw. Hier (im Forum) wurde auch nicht geschrieben,
sondern gepostet. Und regelwidrige
Posts wurden nicht zensiert, sondern
editiert.
Interessant war die Feststellung,
dass die Lehrenden nicht bleiche, blutleere Nerds waren, sondern konturierte
Persönlichkeiten mit sinnlichen Erfahrungshorizonten und Leidenschaften
– wie Weinbau und Rockmusik. Somit
waren erste Vorurteile vom Tisch, und
die Einarbeitung ins System erfolgte mit
zwei sehr erfahrenen Administratoren in
einer interessanten Mischung aus Strenge und gelassener Fachlichkeit. Zwei
Hürden galt es nun für den Neuling zu
nehmen: Zum einen war da die enorme
den, richtig schnell. Nicht ganz so wie
seine Schwester, die »Die Nebel von
Avalon« und den »Medikus« in jeweils
2 Nächten verschlungen hatte. Aber
immerhin …
Im Element
Im Entdecken, dass durchaus ein
eigener Stil die Arbeit prägen kann und
soll, bekam der dialogische Bezug in
der Arbeit mit Jugendlichen immer mehr
Gewicht. Die Feststellung, dass Angst,
Beklemmung, Unsicherheiten und Gefangenheit in Kontroll- und Denkzwän-
Die ersten Dienst-Wochen
im Forum waren eine echte
Herausforderung.
Aufgeregtheit vor dem ersten FachkraftChat – es sollte für ihn der erste Chat
überhaupt sein. Wer nun als ZweifingerTipper dann noch einem hohen Perfektionsdrang folgt, hat es da besonders
schwer. Dann war da eine Eigenart, die
ihm sein Studienleben lang Lektüre an
sich zur Qual machte: Das gründliche
Laaangsaam-Lesen. Jeder Satz, jeder
Absatz musste bis in seine letzten Tiefen verstanden und analysiert werden
und mit anderen Quellen abgeglichen
werden. Die ersten Dienst-Wochen im
Forum waren da eine echte Herausforderung: Der Blick auf eine Seite, auf
der User/innen sich ohne Anrede und
oftmals ohne sofort erkennbare Bezugnahmen austauschten; die Sicht auf
seitenlange »Tagebücher«; das Gewahrwerden von endlosen Spams, Fakes
und Fake-Alarmen; und das zunächst
schwierige Erkennen der Forums-Struktur: All dies machte dem *gründlich
verstehen will*-Langsam-Leser über Wochen einen verspannten Nacken, Kopfschmerzen und eine unlustvolle Erwartungsspannung vor jedem Foren-Dienst.
All dies sollte sich erst nach Monaten
ändern, nach Monaten der Gewöhnung
und der kollegial-kameradschaftlichen
Begleitung durch die Forumsleiterin und
das Team. Erst als die Foren-Dienste mit
gelassener Freude, mit Neugierde über
gewisse Entwicklungen von Usern angegangen wurden: Erst jetzt bemerkte
der Novize, dass das Lesen sich enorm
gewandelt hatte. Er war schnell gewor-
gen den Forenmoderator in der einen
oder anderen Art berührten, öffneten
mehr und mehr Möglichkeiten, dies im
empathischen Austausch »lebendig« zu
machen. Die Vorstellung, sich in einem
virtuellen Jugendzentrum zu bewegen,
das grenzenlos (24 Stunden) geöffnet
ist und dennoch Regeln und Grenzen
braucht, die auch durch die Präsenz
von Moderatoren verkörpert wird,
hatte etwas sehr Reizvolles. Zunehmend wurde für den einstigen Novizen
spürbar, in welch großem Maße auch
im virtuellen Raum Gestaltung möglich
ist. In welchem Ausmaß Zuneigung und
Antipathie, Betroffenheit und Teilnahmslosigkeit einen Beziehungsraum prägen
– und das ohne ein sichtbares und
hörbares Gegenüber. Dass auch richtig
intensive beraterische Beziehungen im
virtuellen Raum sich entwickeln können,
war eine sehr tiefgreifende Erfahrung in
der Forumsbegleitung einer schwerkranken Userin, an der auch weite Teile der
Forumsgemeinschaft Teil hatte.
Open wide – ungeahnte
Einblicke
Die Eigenart vieler User/innen, bisweilen naiv alles Mögliche über sich
preiszugeben, muss in Formaten wie
einem Online-Forum ggf. gebremst
und mit dem Hinweis auf Risiken und
Nebenwirkungen versehen werden.
Gemeint sind hier beispielsweise tagebuchähnliche Threads, bei denen auch
23
unter Berücksichtigung der Vermutung,
dass manches blühender Phantasie
entspringen kann, bisweilen ein Selbstschutzhinweis dringend angebracht ist.
Gleichwohl bietet die Mitteilungsart
mancher User, die oftmals kaum eine
Antwort erwarten, Einblicke in psychische Nöte von Jugendlichen, die
andernorts sonst kaum kommuniziert
Chancen der Moderation
Anders als im Live-Kontakt ist es in
der Online-Begegnung leichter möglich,
einen Gedanken zu Ende zu führen;
Hinweise in die eine und in die andere Richtung zu geben, z.B. in der
unleidigen Frage, was man/frau denn
wirklich will. Was, wenn man ehrlich
Das Wort als Träger von
Botschaften hat eine vertiefte
Bedeutung erlangt.
werden können. Häufige Themen sind
hier die Offenlegung innerfamiliärer/
traumatischer Gewalt, sexuellen Missbrauchs und extremer liebloser Ablehnung. Ebenso die Beschreibung intrapsychischer Spannungszustände, die
bisweilen ins Unerträgliche gehen und
zu schwersten Erschöpfungszuständen
führen: das Leiden an zwanghaftem
Denken, die mühsame Impulskontrolle
bei selbstverletzendem Verhalten, die
Angst davor, im wirklichen Leben sich
anzuvertrauen, ob nun dem Vertrauenslehrer, der Therapeutin, der Mutter
oder der Beraterin. Auch eher »feinstoffliche« Fragen können gestellt und
kommuniziert werden: Wie gehe ich damit um, dass ich zwischen den Schulstunden unsicher bin, ob ich diesen
oder jenen ansehen soll, aus Angst,
erneut provoziert zu werden? Was kann
ich tun, wenn ich spüre, dass wieder
dieses unerträgliche Gefühl innerer
Leere in mir aufkommt? Wie kann ich
die Angst vor dem ersten Beratungsgespräch in den Griff kriegen? Was erwartet mich in der Psychiatrie, vor der ich
schreckliche Angst habe? Wie komme
ich damit klar, dass ich mich in meinen
Klassenlehrer verliebt habe? Was hat
das zu bedeuten, wenn ich mich intensiv zu gleichen Geschlecht hingezogen
fühle? Ich bin offensichtlich nichts wert;
nicht liebenswert. Was spricht dagegen,
meinem Leben ein Ende zu setzen?
Die Fragen und Leidenszustände, die
hier gestellt und offenbart werden, findet man im Live-Kontakt in Beratungsstellen selten. Die schützende Möglichkeit, sich sofort wieder entziehen zu
können, ist digital leichter gegeben;
aber eben auch die Möglichkeit, sich
ziemlich weit »nach vorn« zu wagen.
24
ist, der richtige Weg, die richtige Entscheidung sei. Hierbei bietet sich die
einzigartige Chance, der Ambivalenz
das Wort zu sprechen; die menschliche
Zwiespältigkeit als etwas Naturgegebenes, nicht von vornherein als etwas
Krankhaftes anzusehen. Hiermit kann
ein kleiner Keim gesetzt werden dafür,
durchaus problematische Leidenszustände integrativ in die Nähe »normalmenschlichen« Konfliktverhaltens zu
rücken. Und die Frage »Wer bin ich?« in
eine gelassene Verbindung zu bringen mit der Fragestellung von Richard
David Precht (2007): Wer bin ich, und
wenn ja, wie viele? Im gedanklichen
Probehandeln, welcher Entscheidungsweg gangbarer sei, oder in der Sprache des Magens: verdaulicher, kann
bisweilen ein schwerer Schritt realisiert
werden.
Der Transfer
Im Vertrautwerden mit der medienvermittelten Innenwelt von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist ein
interessanter Synergie-Effekt zunächst
unbemerkt, dann jedoch wahrnehmbar geworden: Die Arbeit mit jungen
Menschen in der Beratungsstelle geht
»geschmeidiger«, spontaner, irgendwie
leichter von der Hand. Die Vertrautheit mit der Furcht vieler Jugendlicher,
überhaupt mit einer Beratungsstelle
Kontakt aufzunehmen, macht die
beraterische Begegnung entkrampfter und angenehmer. Gelegentliche
Schweigepausen können bei Bedarf
»gefüllt« werden mit Mutmaßungen
des Beraters, der geduldig auf Bestätigung oder Ablehnung wartet, und in
aufmerksamer Besonnenheit zwischen
»Problem-talking« und »Small-talk«
pendelt. Auch die vom Klient weitgehend selbstbestimmte Setting-Frage
hat mehr Gewicht bekommen. Jugendliche in ein langfristiges ambulantes
Therapiegebilde einzubinden, scheint
in vielen Fällen eher kontraindiziert
und bisweilen auch nicht notwendig
(abgesehen von schwereren Störungen,
die z.B. eine Dialektisch-Behaviorale
Therapie mit ggf. stationären Hintergrund notwendig machen können).
Vielmehr können bedarfsgesteuerte
Settings die Angst vor zu großer Nähe
(in dem beraterisch-therapeutischen
Setting) aushaltbar machen, und für
eine Vielzahl von Jugendlichen nützlich
und für den Berater durchführbar sein.
Inwieweit das Engagement von
Online-Beratern, die Schwelle von RealLive-Beratungen niedriger zu machen,
die Zahl von Jugendlichen in der Beratung vor Ort erhöht hat, kann hier nicht
beurteilt werden.
Was geworden ist: Unmittelbare
und medial-digitale Beratung haben
sich aus Sicht des Verfassers zu einer
optimalen Ergänzung entwickelt. Das
Wort als Träger von Botschaften hat
eine vertiefte Bedeutung erlangt. Der
Mensch lebt eben nicht vom Brot
allein.
Literatur:
Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (Hrsg.)
(2011): Generation digital. Neue Medien in der
Erziehungsberatung. Fürth: bke.
Precht, Richard David (2007): Wer bin ich – und
wenn ja, wie viele? Eine philosophische Reise.
München: Goldmann.
Winterhoff, Michael (2008): Warum unsere Kinder
Tyrannen werden. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus.
»Wenn mal was ist.«
Gedanken zu einem beraterischen Umgang
mit Bildschirmmedien
Von Ulric Ritzer-Sachs
A
ngeregt durch zahlreiche Untersuchungen1, Veröffentlichungen
in Printmedien, Fernsehen und
Rundfunk über Medienkonsum, habe
ich mich damit beschäftigt, was Eltern beraterisch brauchen, um einen
hilfreichen, familiären Umgang mit
Bildschirmmedien zu pflegen. Alle
Veröffentlichungen haben gemeinsam:
Bildschirmmedien sind im Kommen. Die
Verbreitung ist flächendeckend. Es gibt
so gut wie keine Kinder und Jugendlichen mehr in Deutschland, die keinen
Zugang zu Bildschirmmedien haben
und diese nicht regelmäßig nutzen. Die
Angaben, welche Geräte von wem wie
lange genutzt werden, unterscheiden
sich ein wenig, darauf kommt es jedoch
nicht an. Klar ist: Handys, Tablets,
PCs, Spielkonsolen und Co sind aus
dem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Statistisch gesehen taucht »problematischer Umgang mit Bildschirmmedien«
als Beratungsanliegen weder in der
Onlineberatung, noch in der Beratung
vor Ort auf (was daran liegt, dass die
üblichen Statistiken dieses Thema nicht
erfassen). Tatsächlich drehen sich viele
Beratungen jedoch immer wieder um
die Folgen des Bildschirmkonsums. Und
auch in vielen Studien und Berichten2
wird das Thema als sehr wichtig und
drängend von Eltern eingeschätzt. Diese
Einschätzung hat mich dazu gebracht,
in Beratungen bei der Anamnese auch
regelmäßig über Bildschirmmedien zu
sprechen. Einige typische Fallvignetten
möchte ich im Folgenden darstellen.
Fallvignetten aus der bkeOnlineberatung
Eine Ratsuchende beschreibt Probleme
mit ihrem 3-jährigen Sohn, der seit
1 z.B. JIM Studie 2013
2 z.B. 14. Kinder- und Jugendbericht
kurzem den Kindergarten besucht. Er
hat eine kleine Schwester bekommen.
In vielen Situationen reagiert der Sohn
trotzig und eifersüchtig. Dieses Beratungsanliegen taucht online und vor
Ort regelmäßig auf. Damit kann in der
Regel gut gearbeitet werden. In meiner
ersten Antwort frage ich, auch wenn
es gar nicht mein Auftrag ist, vorsichtig nach dem Bildschirmkonsum. Mit
Sätzen wie: »Sicher wissen Sie das
…« Oder: »Vermutlich setzen Sie das
schon um, aber ich frage dennoch mal
nach ….« Es zeigt sich, dass, damit die
Eltern das Gefühl haben, mal durchatmen zu können, der Fernseher immer
häufiger auch als Babysitter und Beruhiger eingesetzt wird. In der Beratung
entsteht ein konstruktiver Austausch
über den Konsum von Bildschirmmedien, und die Eltern beschließen gemeinsam, den Fernsehkonsum wieder stark
einzuschränken. Sendungen werden
gemeinsam mit dem Sohn angeschaut,
aber eher selten. Die Ratsuchende
bedankt sich sehr für die Beratung und
lobt die Onlineberatung sehr. Ob jetzt
der reduzierte Fernsehkonsum, oder
die Umsetzung der anderen Beratungsergebnisse, oder die Tatsache, dass die
Eltern wieder das Heft des Handelns in
die eigenen Hände genommen haben:
Was nun geholfen hat, vermag ich nicht
zu sagen. Zumindest hat der bewusste
Umgang mit dem Fernsehverhalten
nicht geschadet.
Natürlich gibt es auch Ratsuchende,
die von sich aus den Umgang mit Bildschirmmedien als Beratungsanliegen
beschreiben. Ich zitiere hier aus einem
Posting einer Userin, die sich Sorgen
um ihren 11-jährigen Sohn macht:
»Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber ich glaube, er hat einen
richtigen Hass auf diese Welt und kann
sich an nichts erfreuen ausser Zocken
(er bezeichnet sich auch als »Gamer«
einziger Berufswunsch bis jetzt, »Youtuber« werden). Dies hat sich schon früh
gezeigt, mit fünf wußte er wie man einen PC bedient und Spiele durchspielt,
habe versucht dies einzuschränken was
aber nicht möglich war/ist, da ich viel
arbeiten gehe und meine Eltern, die
neben uns wohnen, ihn einfach schon
immer durchgehend vor den Gerät
sitzen ließen.« Die Userin beschreibt,
dass der Sohn früher so pflegeleicht
gewesen und es deshalb nie zu klaren
Absprachen gekommen sei. Sie bekommt, sowohl von der Moderatorin
des Forums, als auch von anderen Müttern gute Tipps, einfühlendes Verstehen
und Anregungen. Die Nutzerin schreibt,
dass sie das Medienthema wohl angehen müsse.
Im Jugendforum ist in einem Beitrag
eine erstaunliche, aber auch berührende
Geschichte zu lesen, die knapp aber
anschaulich den Weg in eine Bildschirmsucht beschreibt. Der User schreibt:
Wie auch immer, jedenfalls meine
Sucht, die Computer sucht, begann im Alter von 6 Jahren. Meine
Eltern haben mir eine Playstation
gekauft. Ich habe gespielt, gespielt, gespielt. Anfangs haben meine Eltern mich noch kontrolliert,
natürlich haben sie versucht, mich
davor zu bewahren mit beschränkter Spielzeit, Spielverboten, keine
Playstation vor den Hausaufgaben
etc, nützte natürlich nicht viel … Ich
spielte weiter …
10 Jahre alt, mein eigener PC. Die
Sucht war schon deutlich merkbar,
habe viel PC und Gameboy gespielt.
Tag ein Tag aus, mit Freunden vor
allen Dingen.
16 Jahre alt, mein alten Freunde zocken alle schon kein PC mehr, kurz
25
darauf zieht mein bester Zocker
Kumpel weg, ich zocke weiter. (Derzeit besuche ich die Hauptschule –
Meine Leistungen sind durchschnittlich, ich lerne so gut wie nie.)
17 Jahre alt, kaum noch soziale
Kontakte. Eltern wissen längst, dass
ich abhängig bin. Habe versucht,
mich selbst zu therapieren. Habe
längst eingesehen, das ich abhängig
bin, falle durch die 10. Klasse, muss
wiederholen – Weil ich den PC des
lernens für die Abschlussprüfungen
vorgezogen habe.
18 Jahre alt, 10. Klasse bestanden.
Versuche mein Abitur nachzuholen
auf der FOS – scheitere kläglich
durch meine PC Sucht.
19 jahre alt, nach dem ich keine
Ausbildung gefunden habe – Keine
Zeit wegen PC spielens. Habe ich
meinen Zivildienst angetreten. Hatte
viel mit Kindern aus sozial schwachen Familien zu tun, die Arbeit hat
mir Spaß gemacht und die Kinder
taten mir teils leid. Falle 2x durch
die praktische Führerscheinprüfung,
habe panische Angst vor versagen …
– Bestehe am ende die Führerscheinprüfung –
20 jahre alt – Fliege ein 2. mal bei
dem Versuch mein Abi zu machen
von der Schule – zu schlechte Noten.
Aktuelle Daten: 20 Jahre, kaum noch
Freunde, sehr einsam – PC-Sucht
nicht besiegt
jobbe gerade ein bisschen … War 6
Monate arbeitslos Zuhause – Meiste
Zeit PC gespielt.
Gerade das letzte Beispiel, aber auch
die Erfahrungen bei Beratungen in
Kitateams, bei Elternabenden, in der
Erziehungsberatung machen deutlich:
Das Kindergarten- und Grundschulalter ist entscheidend, um einen guten
erzieherischen Umgang mit Bildschirmmedien zu finden.
Und noch eine Anregung möchte
ich gerne geben: Meines Erachtens ist
gerade die Onlineberatung besonders
dafür geeignet, Wissen um die Bildschirmnutzung weiterzugeben, Psychoedukation zu betreiben, besonders
hier dieses Thema aufzugreifen, weil
gerade Bildschirm affine Menschen
26
sich in der Onlineberatung tummeln,
und »unsere« Eltern hier immer jünger
werden.
Fallvignetten aus der
Beratung vor Ort
Alleine in meiner Beratung vor Ort
hatte ich in jüngster Vergangenheit
zwei drastische Beispiele, die zeigen,
wo übermäßiger Bildschirmkonsum hinführen kann: So kam der verzweifelte
Ehemann einer jungen Mutter in unsere
Beratungsstelle. Die Familie hatte eine
klassische Arbeitsaufteilung: Der Vater
war überwiegend zuständig für die Erwerbsarbeit, die Mutter kümmerte sich
überwiegend um die Familienarbeit.
Allerdings war die Situation verfahren:
Die Eltern hatten Zwillinge im Alter
von 2 Jahren. Die Kinder waren nur
noch notdürftig versorgt, die Wohnung
drohte zu verwahrlosen. Die Mutter
schien in der virtuellen Welt gefangen
zu sein. Sie bewegte sich innerhalb
der Wohnung nur noch mit Headset,
Routers zog, ist der Sohn handgreiflich
geworden.
Hier wurde versäumt, erste Zeichen
zu erkennen, dass eine Entwicklung in
die falsche Richtung geht. Die Wohnung der jungen Eltern war ja nicht auf
einen Schlag verwahrlost, die Kinder
nicht gleich zu Beginn unterversorgt.
Der junge Mann mit der Playstation
bekam ein Spielzeug geschenkt, für
das er offensichtlich, trotz seines schon
reifen jugendlichen Alters, nicht reif genug war. Es gab keinerlei Absprachen,
Grenzen, Regeln. Meiner Meinung nach
kann der Umgang mit Bildschirmmedien nicht früh genug beachtet werden.
Prävention ist sehr entscheidend.
Spielkonsolen, Smartphones, Tablets
haben uns überrannt. Die Pädagogen
und Eltern rennen hinterher. Ist ein Umgang gefunden, ist das nächste soziale
Netzwerk schon geknüpft, die nächste
App designt, das nächste Smartphone
mit bisher nicht für möglich gehaltenen
Funktion auf dem Markt. Deshalb
braucht es zunächst keinen tech-
Die Onlineberatung ist
besonders dafür geeignet,
Wissen um die Bildschirm­
nutzung weiterzugeben.
das Laptop war immer angeschaltet.
Die junge Frau war regelrecht in einem
Onlinespiel eingeschlossen, zusammen
mit Gleichgesinnten. Die virtuelle Welt
schien realer geworden zu sein, als die
so genannte Real-World.
Ein anderes Beispiel handelt von
einem inzwischen 18-jährigen jungen
Erwachsenen. Die Familie kannte ich
schon längere Zeit. Sie war mehrfach
gemeinsam bei mir in Beratung gewesen. Es gab keine Bildschirmspiele
oder Konsolen in der Zeit der Beratung.
Seit etwa zwei Jahren war die Beratung
beendet, als sich die Mutter wieder
meldete. Die Eltern hatten irgendwann
dem Wunsch des Sohnes nachgegeben
und eine Spielkonsole erlaubt. Die
Konsole wurde mit dem Internet verbunden. Innerhalb von 2 Jahren hatte
der Sohn seinen Sport aufgegeben, die
Schule ohne Abschluss verlassen, alle
Freunde vor Ort verloren und sich komplett isoliert. Sein Tor in die Welt war
die Playstation. Als die überforderte
Mutter irgendwann den Stecker des
nischen Support sondern Haltungen.
Sie sind (überlebens-) wichtig.
Hier möchte ich kurz einwerfen: Ich
bin alles andere als ein Bildschirmhasser. Ich kenne fast ausnahmslos alle
Fernsehserien bis spät in die neunziger
Jahre, zappe sehr gerne zwischen Dokus und Krimis hin und her, ich nutze
PC, Tablet, Laptop und Co. Wie ein
Leben ohne Internet aussehen kann, ist
auch für mich kaum noch vorstellbar.
Medien machen Spaß. Es ist prima, sie
zu genießen. Aber wie alle Genussmittel – nicht unentwegt. Jetzt zurück zu
den Haltungen.
Ich fühle mich inzwischen reif genug, einen Bildschirm auch auszuschalten. Die Funktion »Ausschalten« wird
vermutlich irgendwann bei neueren
Bildschirmgeräten entfallen, noch ist
sie da und ich kann sie nutzen. Aber
wie ist das bei Kindern und Jugendlichen? Ab welchem Alter sind Kinder
reif genug, um sich in sozialen Netzwerken zu bewegen? Wann sind sie
alt genug, um pornografischen und
anderen Seiten mit sexuellen Inhalten
zu widerstehen? Wann sind sie erfahren
genug, um auf extremistische Inhalte
nicht hereinzufallen? Es lohnt sich, in
Gesprächen mit Eltern nachzufragen,
allen Sinnen ein. Unruhige Kinder können für die Dauer des Bildschirmkonsums wunderbar ruhig gestellt werden,
sind danach aber besonders unruhig.
Der Unterschied von Werbe- und
Es kann schwierig werden,
erst bei 16-Jährigen den
Umgang mit Bildschirmkonsum
zu überdenken.
die Gretchenfrage zu stellen, frei nach
Goethes Faust: »Nun sag, wie hältst
du’s mit den Bildschirmen?« Und diese
Frage stelle ich sehr gerne Eltern von
Kindergartenkindern. Denn spätestens
hier fängt die Prävention an. Eigentlich
schon vorher. Wenn Bildschirmkonsum
bisher kein Thema in der Familie war,
jetzt wird es Thema in den Familien.
Freundinnen und Freunde werden besucht, Familien gehen unterschiedlich
damit um, sind unterschiedlich ausgestattet. Begehrlichkeiten werden geweckt. Einige erste Ideen, um eine gute
Haltung für den Umgang mit Bildschirmen in verschieden Entwicklungsstufen
zu gewinnen, möchte ich jetzt anbieten
(vgl. Mößle, Bleckmann):
Bildschirmkonsum in
welchem Alter?
Ich biete jetzt einige Schubladen an.
Die dürfen lichtdurchlässig sein, dürfen
geöffnet und umgeräumt werden, aber
Eltern sollten die Fähigkeit haben, den
Inhalt der Schubladen zu kontrollieren und sie bei Bedarf zu schließen.
Mit Absicht ist nur das Alter 0 bis 9
angesprochen. Es geht um Prävention
und Erziehung. Wie oben beschrieben
kann es sehr schwierig werden, erst bei
16-Jährigen zu beginnen, den Umgang
mit Bildschirmkonsum zu überdenken.
Schublade 0 bis 3
Hier möchte ich mich am kürzesten fassen: Kinder in dem Alter brauchen vor
allem Versorgung, Liebe, Zärtlichkeit,
Präsenz und keine Bildschirme. Auch
nicht passiv.
Schublade 4 bis 6
Bildschirme und Bücher konkurrieren
in diesem Alter besonders miteinander.
Der Bildschirmkonsum ist eindimensional. Er schränkt das Wahrnehmen mit
Bildschirmgeschichten kann nicht wahrgenommen werden.
Hörmedien, Geschichten, Musik
passen in diesem Altern besser. Wenn
ein Kindergartenkind Bildschirmmedien
konsumieren darf, dann nicht alleine.
Fernsehen immer zusammen mit einem
Erwachsenen, Tablet und Spielkonsole
nicht im Kinderzimmer. Und es braucht
eine klare, verlässliche, feste Zeitabsprache.
Schublade 7 bis 9
Die meisten Kinder haben den Übergang von der Kita zur Schule gut
bewältigt. Freundschaften und Auseinandersetzungen mit Gleichaltrigen
gewinnen an Bedeutung. Vergleiche,
Rangeleien, erste heftigere Autonomiebestrebungen sind an der Tagesordnung. Und das ist auch richtig so.
Spielkonsolen, TV und oft auch schon
Handys gehören zur Lebenswelt. Das
ist auch – mit guten Regeln, in Ordnung:
Nach wie vor sollten Kinder nicht
alleine fernsehen. Gerade bei Nachrichtensendungen wie Logo (KiKa) sind
Begleitung und Austausch sehr wichtig.
Das gilt selbstverständlich auch für
Spielfilme und Serien.
FSK und USK sollten mindestens
beachtet werden, auch wenn es hier
nicht um eine pädagogische Einschätzung geht. Nicht altersgeeignete
Gewaltdarstellungen können aber
vermieden werden. Kinder sind unterschiedlich. Niedliche Tierfilme mit
Animationen können für manche Kinder
ein Genuss sein. Andere brechen in Tränen aus wenn Lars der Eisbär auf eine
Eisscholle alleine in den Süden treibt,
ohne Eltern. Oder wenn Bambis Mama
stirbt. Deshalb helfen FSK und USK nur
bedingt. »Die Eltern-Selbst-Kontrolle
(ESK) ist immer noch am besten«
(Bleckmann, S. 218).
Es braucht eine klare Regelung, wie
viel Bildschirmkonsum täglich erlaubt
ist.
Bildschirmgeräte gehören nicht in die
Kinderzimmer.
Die technischen Besonderheiten und
Möglichkeiten der medialen Welt, die
tatsächlich großartig sind und vielseitig
genutzt werden können, sind für erzieherische Haltungen zunächst zweitrangig. Es geht noch gar nicht darum,
diese Möglichkeiten zu erkennen und
zu verstehen. Das ist auch wichtig. Die
Haltungen und Erziehungsideen können vielleicht noch besser entwickelt
werden, wenn auch die Funktionsweisen der Apps und Geräte bekannt sind.
Die erzieherischen Ideen sollten meiner
Meinung nach im Vordergrund stehen.
Die Leserin und der Leser fragen
sich wahrscheinlich inzwischen: Wieso
hat dieser Beitrag so einen seltsamen
Titel: »Wenn mal was ist«?
Dazu möchte ich jetzt kommen:
Wenn mal was ist, oder:
»Mama, kann ich Handy?«
Wenn ich mit Eltern spreche, gleich ob
im Beruf oder privat und das Thema
Kinder und Handy kommt auf, frage
ich oft: Was waren die Beweggründe,
dem Kind ein Handy zu geben? Fast
immer ist die Antwort: »Wenn mal was
ist.« Diese Aussage muss natürlich in
das jeweilige regionale Idiom übersetzt
werden, dann mutet sie allgemeingültig
an. Zugegeben: Diese Überlegungen
entbehren jeglicher wissenschaftlichen
Grundlage und auch die Stichprobengröße ist nicht angemessen. Allerdings
bin ich mir fast sicher: Mit meinen
Beobachtungen bin ich nicht alleine.
Im beruflichen Kontext frage ich
genauer nach – online wie offline. Oft
stellt sich heraus, einer der Gründe für
das Handy ist die Sorge der Eltern, die
Kinder könnten ohne das Mobiltelefon
benachteiligt sein. Sie werden gehänselt, bekommen Infos nicht mit, sind
nicht in, werden ausgegrenzt.
Und noch eine letzte von vielen
Beobachtungen: Das Handyeintrittsalter
wird immer kleiner. Vor noch nicht allzu
langer Zeit bekamen Kinder das erste
Handy frühestens mit dem Übergang in
die weiterführende Schule (eben weil:
Wenn mal was ist). Aber doch regelmäßig erst ab der 7. Klasse, wenn die
Pubertät so richtig brodelt. Inzwischen
ist es nicht selten, dass Kinder in der
Grundschule schon eigene Telefone ha27
ben. Sogar im Kindergartenalter ist das
zu beobachten. Oft sind es auch nicht
einfache Handys sondern Smartphones.
Und immer öfter ausgestattet mit einer
Internet-Flatrate.
Ich habe bis jetzt nur Beobachtungen beschrieben. Mich interessiert:
Ab wann sind Kinder reif genug, um
mit einem eigenen Handy umzugehen?
Es geht ja nicht um das Telefonieren.
Die Funktion »Telefonieren« ist sicher
die unwichtigste für viele Kinder und
Jugendliche. WhatsApp, Spiele, E-Mails,
Youtube, Instagram, Facebook, das
sind einige der Apps und Features,
die das Handy wirklich begehrenswert
erscheinen lassen. Verbindung in die
Welt, ohne Kontrolle der Eltern. Das
ist der wirkliche Reiz. Und der ist auch
sehr nachvollziehbar. Wann können
die Kinder mit diesen Flügeln fliegen?
Der Kontakt über das Internet kann
bereichern. Jugendliche knüpfen einen
Freundeskreis, der trotz, vielleicht
gerne auch in einer WhatsApp-Gruppe:
Ab wann geben wir unseren Kindern
Smartphones? Wie könnten sie sich
ohne Mobiltelefone austauschen? Der
Gedanke der Ausgrenzung könnte so
verringert werden. Der Zeitpunkt des
eigenen Smartphones nach hinten
geschoben werden, bis Kinder etwas
reifer sind.
Und hier noch ein paar Ideen, diesmal wieder einem Alter zugeordnet:
ein ruhiges beschäftigtes Kind ist ein
gutes Kind.
Für andere Bildschirme, Konsolen,
Tablets, TV gilt: Klare Regeln sind
wichtig.
Und viel wichtiger ist in diesem
Alter: Klettern, Rumtoben, Singen,
Freunde finden, Ausprobieren, WarumFragen stellen, kreativ sein.
Babys, Kleinkinder
Es gibt vermehrt Eltern, die den Kinderwagen schieben, und dabei permanent
mit dem Handy beschäftigt sind. Für
Babys ist die Kommunikation mit den
engen Bezugspersonen unendlich wichtig. Das Lachen in den Kinderwagen,
das Nachahmen der Babylaute, das
beruhigende Murmeln und Singen, das
zugewandte Gesicht von Mama und
Papa, dafür gibt es keine App. Das ist
durch nichts zu ersetzen.
Die Onlineberatung ist meines Erachtens prädestiniert dafür, über Bildschirmmedien zu sprechen, Eltern zu
beraten und sich mit Jugendlichen über
Bildschirmnutzung auszutauschen,
ihnen eine Orientierung zu geben. Zu
Recht darf davon ausgegangen werden,
dass gerade Berater und Beraterinnen
in einer Onlineberatungsstelle Bildschirm affin sind, sich mit den Medien
auskennen und die Ängste und Sorgen
von Eltern besonders gut verstehen
und auch einen Zugang zu Jugendlichen
und ihrer Welt haben. Hier liegt auch
eine große Chance für die Beratung vor
Ort. Durch den Kontakt zu sehr vielen
Jugendlichen, bedeutend mehr, als
üblicherweise in den Beratungsstellen
vor Ort, erfahren die Fachkräfte viel
von der Welt, in der Jugendliche leben.
Diese Erfahrungen können hervorragend auch für die Beratung in den
Erziehungsberatungsstellen genutzt
werden.
Mit meinen Zeilen möchte ich
insbesondere dazu anregen, in der
Beratung den Fokus gerade auf Eltern
mit kleinen Kindern zu richten. Also
auf »Anfängereltern«. Das bedeutet
nicht, dass es nicht auch klare Regeln,
Ansprachen, Gelassenheit und gute
Nerven braucht, wenn Bildschirmmedien und ältere Kinder, bzw. Jugendliche
aufeinander treffen. Aber das ist ein
anderes Thema, zu dem ich bei anderer
Gelegenheit sehr gerne meine Ideen
anbiete.
Für das Nachahmen der
Babylaute gibt es keine App.
auch wegen der virtuellen Verbindung
erstaunlich fest und tiefgehend sein
kann. Kreative Ideen können anschaulich umgesetzt, Hausaufgaben und
Lerninhalte blitzschnell weitergegeben
werden. Es ist ganz sicher vieles gut
an der virtuellen Welt, die Chancen und
Möglichkeiten sind riesig.
Wieder biete ich wie oben Haltungen an, keine Wahrheiten; Haltungen, die beraterisch eingesetzt
werden können, in der Onlineberatung
und auch vor Ort:
Beim weiterem Nachfragen ergibt
sich auch regelmäßig dieses Bild:
Wenn mal was ist, ist der Akku leer,
der Ton ausgestellt, die Prepaidkarte
aufgebraucht (bei den zahlreichen
Flatrates verschwindet dieser Einwand
zusehends). Oder die Sprösslinge
haben schlichtweg kein Interesse,
nach Hause gerufen zu werden. In der
Gegenrichtung funktioniert allerdings
das Bestellen des Elterntaxis nahezu
fehlerlos.
Was wäre, wenn Eltern sich zusammenschließen würden. Wenn die
Eltern der Clique besprechen würden,
28
Auf dem Spielplatz
Der Zweijährige Paul ruft: »Schau mal
Mama, was ich kann.« Die Mama blickt
kurz von Telefon auf und ruft: »Gaaaanz toll mein Schatz.« Wenn das mal
vorkommt: Kein Problem. Wenn das
regelmäßig vorkommt, lernt das Kind:
Die Mama schaut nicht richtig zu. Das
Handy ist wichtiger als ich.
Im Kindergarten
Ich beschreibe eine Szene, die täglich
in vielen Kitas zu beobachten ist: Beim
Abholen reden viele Eltern gerne noch
ein wenig miteinander. Die Kinder
werden unruhig. Damit das Gespräch,
der nette Tratsch, noch ein wenig
fortgeführt werden kann (sozusagen:
»Och Jan-Philipp, gleich, nur noch ein
Level«) sitzen die Kinder auf den Bänken und daddeln mit dem elterlichen
Handy. Wenn ein Kind bemerkt, dass
ein Elternteil mal vergessen haben
sollte, dass das Kind gerade keine Beschäftigung hat, ruft es: »Mama, kann
ich Handy?« Kinder lernen: Langeweile
muss nicht ausgehalten werden. Elternbedürfnisse sind nicht wichtig. Nur
Schlussbemerkungen
Literaturverzeichnis
Bleckmann Paula (2012): Medienmündig: Wie
unsere Kinder selbstbestimmt mit dem Bildschirm
umgehen lernen. Stuttgart.
Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen
und Jugend (Hrsg.) (2013): 14. Kinder- und Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation junger
Menschen und die Leistungen der Kinder- und
Jugendhilfe in Deutschland. Berlin.
JIM Studie 2013 (2013): Medienpädagogischer
Forschungsverbund Südwest, Landesanstalt für
Kommunikation (LFK), Stuttgart.
Mößle, Thomas; Bleckmann, Paula: Medienratgeber
für Eltern. Zu beziehen bei [email protected]
oder [email protected]
Neue Wege gehen.
Wie weiter nach sexuellem
Missbrauch?
Interview mit den Themenchat-Moderatorinnen
bke-Ronja und bke-Suska
Von Dana Urban
S
eit Ende 2009 gibt es im Angebot der bke-Onlineberatung den
Themenchat Neue Wege zum
Umgang mit erlebter sexueller Gewalt.
Seit dem Jahr 2014 wird der Chat von
bke-Suska und bke-Ronja im Co-Team
circa alle 6 Wochen durchgeführt. Mittlerweile werden für Jungs und Mädchen
getrennte Chats angeboten. Wie es
zu dem Angebot kam und noch vieles
mehr, erfahre ich im Chat-Interview von
den beiden Moderatorinnen.
Seit wann bietet ihr die Themenchats
zum Umgang mit sexueller Gewalt an?
bke-Suska Morgenstern: Bestimmt
schon seit 2010.
bke-Ronja Seidel: Also ich bin erst seit
März 2014 mit an Bord.
bke-Suska: Ich habe gerade mal nachgeschaut. Ich glaube, am 29. 10. 2009
war der allererste Neue-Wege-Chat.
Mailberatung darauf hin, dass es das
Themenchatangebot gibt.
Wie entstand denn überhaupt die Idee
zu eurem Themenchat-Angebot?
bke-Suska: Die Idee entstand bei
einem Erfahrungsaustausch gemeinsam
mit bke-Ella Gold, einfach aus der Situation heraus, dass es viele Betroffene
auf unserer bke-Onlineberatungs-Seite
gibt. Im offenen Gruppenchat haben
viele Hemmungen, große Scheu und
auch Angst, so ein Thema anzusprechen. In einer Gruppe nur mit Betroffenen fällt dies leichter, und es ist
eine gute Erfahrung, sich mit anderen
austauschen zu können.
Bestehen dabei feste Gruppen oder
sind die Gruppen offen angelegt?
bke-Ronja: Der Chat ist offen angelegt.
Jeder kann teilnehmen.
Moderiert ihr dabei immer zu zweit?
bke-Ronja: Im Normalfall zu zweit, aber
bei Urlaub oder Krankheit auch mal
eine allein.
bke-Suska: Zu zweit, mit der Idee, dass
eine sich wirklich auf das Fachliche
konzentrieren kann und die andere auf
die Moderation. Gerade bei diesem
Thema gibt es auch mal krisenhafte
Entwicklungen im Chat, wenn man
gleichzeitig moderieren muss, ist das
als Mod (Moderatorin) ziemlich schwierig, allein zu händeln.
bke-Ronja: Ja, da stimme ich bke-Suska
absolut zu. Es ist super, wenn man in
solchen Situationen zu zweit ist und
besser reagieren kann.
Wie finden die Jugendlichen zu euch in
den speziellen Themenchat? Ladet ihr
sie direkt dazu ein?
bke-Suska: Nein, nicht so ganz. Betroffene kommen einfach. Also einladen
könnten wir sie schon, aber eher als
Vorschlag, den wir ihnen in der Beratung unterbreiten oder indem wir sie
motivieren oder neugierig machen, mal
reinzuschnuppern …
bke-Ronja: Ich weise manchmal in der
Wie sind bisher eure Erfahrungen, wie
wird der Themenchat von den Jugendlichen angenommen?
bke-Ronja: Es hat schon etwas Verbindendes, wenn man weiß: Die anderen
haben ähnliche Erfahrungen gemacht,
die wissen wovon ich hier schreibe. Die
Trennung von Jungen und Mädchen hat
hier auch eine Menge verändert.
bke-Suska: Mit bke-Ronjas Beginn vor ca.
einem Jahr haben wir die Chats getrennt.
Wie oft bietet ihr den Themenchat an?
bke-Ronja: Im Moment chatten wir alle
6 Wochen abwechselnd nur mit Girls
oder nur mit Boys.
bke-Suska: Ja, früher liefen sie regelmäßig alle 8 Wochen, jetzt alle 6 Wochen.
bke-Ronja: Entstanden auch aus dem
Wunsch der Jungen nach einem eigenen Chat. Ich persönlich fand das auch
besser, muss ich sagen. Für Jungen ist
es nicht leicht, über sexuelle Gewalt in
einer gemischten Runde zu sprechen.
bke-Suska: Die Jungen haben moniert,
dass sie sich manchmal im MädchenChat nicht sehr wohl fühlen, weil sie
sich alleine aufgrund ihres Geschlechts
angegriffen gefühlt haben. Das war aus
meiner Sicht nicht wirklich so, aber Bemerkungen in Richtung »Männer sind
Schweine« gab es natürlich hier und
da schon mal. Das war für die Jungen
manches Mal schwer, sich davon innerlich abzugrenzen.
bke-Ronja: Es kann auch für die Mädchen angenehmer sein, bei diesem
Thema unter sich zu sein.
Wie haben denn die Mädchen auf die
Trennung in den Chats reagiert?
bke-Suska: Im Nachhinein haben sie
gesagt, dass es doch schön ist, unter
sich zu sein. Es ist aber von Mädchenseite vorher nie der Wunsch nach
Trennung gekommen. Vielleicht auch
deshalb, weil die Jungs in der Minderzahl und immer überwiegend die
gleichen User waren.
Ach so, was uns bei den Mädchen
noch auffällt: viele Userinnen sind recht
regelmäßig dabei, aber es kommen
auch immer wieder neue dazu. Hier
gibt es aus meiner Sicht eine gute
Mischung, weil sie sich so auch in
unterschiedlichen Stadien des Verarbeitungsprozesses befinden.
Im Vergleich dazu sind bei den Jungs
eben nur wenige da. Einerseits sicher
wegen der Hemmschwelle und andererseits ist es da auch so, dass die Jungs
oft die Sorge haben, es könnte jemand
nur als Voyeur kommen. Da werden
neue User lange nicht so freundlich
aufgenommen wie bei den Mädchen.
29
Wenn ihr alle 6 Wochen chattet, wie
gut sind die Chats genutzt?
bke-Suska: Der Mädchenchat ist immer
voll. Es gibt allerdings nur 8 Plätze.
bke-Ronja: Bei den Mädchen gibt es
mehr neue Gesichter, nicht immer nur
die gleichen User.
bke-Suska: Beim Jungenchat sind es
auch 8 Plätze. Der ist aber von der Teilnahme (noch) nicht ausgebucht. Hier
stellen wir im Vergleich doch erhebliche
Anlaufprobleme fest.
bke-Ronja: Was die Begrenzung der
Teilnehmer betrifft, glauben wir, dass
mehr wohl auch nicht dem Thema
gerecht würde. Wir müssen schon sehr
aufpassen, wie sich der Chatdialog
entwickelt.
bke-Suska: Ja, wir hatten am Anfang
10, wie auch in anderen Gruppenund Themenchats. Es gab dann den
Wunsch der User/innen nach etwas
kleineren Runden.
mensrunde und Themensammlung.
bke-Suska: Vielleicht beschreiben wir
das am Mädchenchat. Also, wir machen
einerseits Chats, wo jede ihr Anliegen
zum Thema einbringen kann. Das läuft
dann wie bei anderen Gruppen- und
Themenchats auch. Und es gibt die
Variante, dass wir ein Thema vorgeben
(meist auf Userwunsch) und wir dann
offen zum Thema diskutieren. Zum
Beispiel: »Wie gehe ich mit Alpträumen
oder Flashbacks um« Oder: »Wie sage
ich es meinem Partner!?«
Wie geht ihr eigentlich methodisch
heran? Gebt ihr Impulse rein?
bke-Ronja: Vom Prinzip wie bei anderen Themenchats: Smalltalk, Ankom-
Darf ein User, eine Userin auch einfach
nur mitlesen? Ich könnte mir vorstellen, da ist am Anfang Neugier aber
auch große Angst mit dabei?
bke-Suska: Ja, viele brauchen einige
Anläufe, um sich zu trauen.
bke-Ronja: Ja, viele sagen das auch, dass
sie noch etwas Anlaufzeit brauchen. Auch
Mitlesen gibt bereits erste Anregungen
und Impulse, die weiterhelfen und Mut
machen für einen nächsten Schritt.
Dann benennt ihr die Chats im Vorfeld
auch so?
bke-Suska: Titel und Ankündigung sind
immer gleich.
bke-Ronja: »Neue Wege gehen – wie
weiter nach sexuellem Missbrauch.«
bke-Suska: Gegebenenfalls gibt es
noch einen Untertitel, wenn ein eingegrenztes Thema festgelegt wird.
Wie geht ihr dann damit um?
bke-Suska: Da flüstern wir auch mal
an, machen Mut oder sagen auch, dass
sie gut für sich sorgen. Es kann z.B.
auch sinnvoll sein, für den Tag aus
dem Chat zu gehen, wenn es zu viel
wird.
bke-Ronja: Wichtig ist auch, dass wir
Details und genaue Beschreibungen der
Vorfälle gar nicht wollen, nicht brauchen und nicht dulden. Es soll ja nicht
zu tief reingehen, denn nach 2 Stunden
ist der Chat aus. Und was dann?
bke-Suska: Genau, wie der Titel schon
sagt, geht es eher um den Blick nach
vorn.
bke-Ronja: Ja genau. Im Hier und Jetzt
schauen, was eventuell helfen kann.
bke-Suska: Wir achten gut darauf, wie
es unseren Usern geht und dass sie
sich selbst nicht überfordern.
Was bekommt ihr denn an Rückmeldungen von den Usern?
bke-Suska: Sie sind sehr froh und
dankbar, dass es diesen Chat gibt. Und
hätten ihn gern noch öfter.
30
Themenchat-Ankündigungen
auf Facebook
bke-Ronja: Ja. Und bei den Mädels hört
man eigentlich meist Gutes.
bke-Suska: Und bei den Jungs haben
einige ziemliche Angst, dass ihnen
das Angebot wieder »weggenommen
wird«, weil der Chat noch nicht so gut
besucht ist, wie bei den Mädchen.
Was war den euer beider Motivation
zu sagen, »ja, da mach ich mit«, oder,
»ja, dass zieh ich mit auf«?
bke-Ronja: Meine Motivation? Ich
kannte den Chat sozusagen von außen.
Als bke-Suska ihn mit bke-Ella gemacht
hat. Ich bin ausgebildete Trauma-Beraterin und habe im Realleben viel mit
dem Thema zu tun. Also hat es mich
online auch gereizt, das neue Medium
zu dem bekannten Thema auszuprobieren.
Es ist erstaunlich, welche Offenheit
das Medium Chat bietet. Die Themen
sind deckungsgleich mit den Anliegen
in der örtlichen Beratung. Jugendliche
wollen ihre Symptome verstehen und
bewältigen. Sie suchen Orientierung
in der Wahrnehmung und nicht selten
Schutz vor der Gewalt. Es zeigen sich
viele Überschneidungen.
Ich finde es trotz allem immer noch
schwierig, auch mit unserer Erfahrung
bleibt die Herausforderung das Thema online zu bearbeiten. Ich kann
mir nicht so sicher sein, in welcher
Verfassung jemand chattet und wie
sie oder er nach dem Chat wieder aus
dem Thema rauskommt. Da ist gerade
eine Zweier-Moderation günstig, um
Betroffenen mit viel Achtsamkeit zu
begegnen.
Habt ihr dafür noch Zeit, am Ende des
Chats um zu erfragen, wie die User/
innen ihn verlassen?
bke-Suska: Ja, ich habe immer die
Moderationsposition, auch wenn ich
natürlich durchaus inhaltlich was sage.
Manchmal ja, manchmal nein. Im Idealfall sollte es aber immer so sein.
bke-Ronja: Wir wünschen es uns
eigentlich, dass diese Zeit bleibt, aber
Themen können auch ausufern.
Wie war deine Motivation, bke-Suska?
bke-Suska: Hm, ich bin hier die Themenchatterin ;) oder war es schon
immer. Inzwischen gibt es ja Gott sei
dank noch ein paar weitere Kolleg/
innen, die Themenchats anbieten.
Aber ich habe von Anfang an solche
gemacht, auch mit Experten und hatte
auch thematisch »heiße Eisen«. Und
da passte es, als bke-Ella und ich das
CHAT ONLY FOR GIRLS
Neue Wege gehen.
CHAT ONLY FOR BOYS
Neue Wege gehen.
jugend.bke-beratung.de
jugend.bke-beratung.de
Dieser Chat soll betroffenen Mädchen/jungen Frauen die
Möglichkeit geben, sich darüber auszutauschen, wie man mit solch
einem schwierigen Erlebnis umgehen kann. Unsere Beraterin
chattet mit Euch – sie hat sehr viel Erfahrung in diesem Bereich.
Dieser Chat soll betroffenen Jungs / jungen Männern die Möglichkeit geben, sich darüber auszutauschen, wie man mit solch einem
schwierigen Erlebnis umgehen kann.
Du kannst am Chat teilnehmen, wenn du mindestens 14 Jahre und
nicht älter als 21 Jahre alt bist.
Du kannst am Chat teilnehmen, wenn du mindestens 14 Jahre und
nicht älter als 21 Jahre alt bist.
Registriert Euch mindestens eine Stunde vorher mit einem
Nicknamen und einem Passwort unter jugend.bke-beratung.de
Registriere Dich mindestens eine Stunde vorher mit einem
Nicknamen und einem Passwort unter jugend.bke-beratung.de
anonym
anonym
Wie weiter nach sexuellem Missbrauch?
11. November 2014 von 20.00 – 22.00 Uhr
kostenlos
professionell
Die bke-Onlineberatung ist ein Angebot der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. in Kooperation mit allen Bundesländern
und kommunalen und freien Trägern der Jugendhilfe. Mehr Informationen unter www.bke-beratung.de
Wie weiter nach sexuellem Missbrauch?
21. Oktober 2014 von 20.00 – 22.00 Uhr
kostenlos
Ihr meint, das Thema ist da, aber
eben nicht ganz so nah am ureigenen
Thema dran!?
bke-Suska: Ja und ich glaube, eine der
wichtigsten Erkenntnisse in den Chats
ist: Ich stehe mit meinem Problem
nicht alleine da. Anderen Betroffenen
geht es ganz ähnlich …
bke-Ronja: … und kann doch persönlich viel mitnehmen.
bke-Suska: Ja, genau. Ich sehe wir
verstehen uns.
Vielen Dank für die interessanten
Einblicke!
professionell
Die bke-Onlineberatung ist ein Angebot der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. in Kooperation mit allen Bundesländern
und kommunalen und freien Trägern der Jugendhilfe. Mehr Informationen unter www.bke-beratung.de
Themenchatplakate für Jugendliche
beim Erfahrungsaustausch (Bemerkung:
Das ist die jährliche Tagung der Onlineberatung) mal überlegt haben …
Zwei letzte Fragen hätte ich dann noch:
Wo seht ihr Perspektiven? Wohin wollt
ihr vielleicht mal? Oder wohin soll es
gehen? Und die letzte Frage für heute:
Welche Themen sind für die Jugendlichen wichtig?
Anmerkung der Redaktion: bke-Suska
und bke-Ronja tippen gleichzeitig.
bke-Suska: Ich hätte gern, dass der
Chat für Jungs und Mädchen gut läuft.
bke-Ronja: Perspektive? Gar nicht
so leicht. Ich hätte gern, dass beide
Angebote von Jungen und Mädchen gut
angenommen würden. … Ui, bke-Suska
*Daumen hoch*
Da seid ihr euch ja schon mal einig!
bke-Suska: Und ich finde die Richtung
mit der offenen Diskussion zu eingegrenzten Themen ziemlich gut, da
sich hier alle besser beteiligen können
und es aktuell und trotzdem nicht zu
dicht für sie ist. (Versteht ihr, was ich
meine?)
bke-Ronja: Die Themen sind ähnlich:
»Bin ich normal, wenn ich Traumasymptome zeige oder werde ich gerade
verrückt? Geht es nur mir so oder auch
anderen? Was kann mir Hilfe bringen,
was kann stabilisieren?«
Ja, bke-Suska, ich kann dir folgen. Das
sollten wir auch wieder öfters machen.
So ist es weniger persönlich und »ich
muss in mein eigenes Träumen nicht zu
tief einsteigen«.
31
Vielfältige Präsentationen
und Kooperationen
Die Öffentlichkeitsarbeit der bke-Onlineberatung
D
ie Öffentlichkeitsarbeit der bkeOnlineberatung zeigt sich auch
im Jahr 2014 sehr vielfältig. Vom
Einsatz klassischer Werbematerialien
und -medien bis hin zu netzspezifischen Möglichkeiten der Verlinkung
und Präsentation auf Social-NetworkSeiten reichen die Varianten der öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen.
Daneben spricht die bke-Onlineberatung vor allem Multiplikatoren
aus dem Bereich der Jugendhilfe und
angrenzender Fachbereiche durch
Kooperationen an, um das Angebot der
virtuellen Jugend- und Elternberatung
auch dort nachhaltig zu verankern.
Werbematerialien
Die bke-Onlineberatung profitiert nach
wie vor von einer Werbekampagne, die
bereits im Jahr 2004 von der Aktion
Mensch finanziell unterstützt wurde.
Damals wurden unter anderem Postkarten für Jugendliche und Flyer für
Eltern produziert. Diese Werbematerialien wurden in hoher Auflage gedruckt
und dienen in Wartezimmern, Schulen,
Kindergärten und anderen Orten zur
Bekanntmachung der Onlineberatung.
Im Jahr 2014 wurden spezielle Flyer
für Multiplikatoren neu erstellt und
gedruckt. Lehrer/innen, Ärzte, Erzieher/
innen und andere Personen, die mit
Eltern und Jugendlichen im Rahmen ihrer psychosozialen Profession Kontakt
haben, werden mit diesen Flyern über
die qualifizierte Beratungsleistung der
bke-Onlineberatung und deren spezielle institutionelle Struktur informiert.
Nachdem im Jahr zuvor Schülerkalender im Scheckkartenformat sich
großer Beliebtheit erfreut hatten,
wurde auch diese Werbemaßnahme im
Berichtsjahr erneut durchgeführt. Für 8
Bundesländer gab es ein zweiseitig bedrucktes Kärtchen mit den Ferienterminen des jeweiligen Bundeslandes und
dem Motiv der bke-Jugendberatung.
Über einen implementierten QR-Code
gelangen die jungen Ratsuchenden per
Smartphone direkt auf die Seiten der
bke-Jugendberatung.
Seit Jahren bewährt haben sich
Plakate, die auf Themenchats für
Jugendliche und Eltern hinweisen. Mit
diesen DIN-A4-Plakaten wird in kooperierenden Einrichtungen für einzelne
Themenchats oder Themenchat-Reihen
geworben. Durch die seit Jahren
unveränderte Darstellung ist der
Wiedererkennungswert hoch und so
können immer wieder Stamm-»Gäste«
in den Chats begrüßt werden. Dieser
Effekt verdeutlicht auch, wie hoch das
Angebot bei vielen Eltern und Jugendlichen geschätzt wird. Die Fachkräfte
ihrerseits erfahren, ob sich die Anliegen der Ratsuchenden in den zurückliegenden Wochen positiv verändert
haben oder ob es noch weiteren
Unterstützungsbedarf zu bestimmten
Themen gibt.
Die Materialien werden an alle Interessenten kostenlos abgegeben. Sie
weisen unter anderem auch darauf hin,
dass alle Bundesländer die bundesweite Beratungseinrichtung finanzieren.
Verlinkungen
Die bke-Onlineberatung ist über verschiedene Adressen im Internet direkt
erreichbar:
www.bke-beratung.de
www.bke-jugendberatung.de
jugend.bke-beratung.de
www.bke-elternberatung.de
eltern.bke-beratung.de
Auch über den Webauftritt des Fachverbandes und Trägers der bke-Onlineberatung, die Bundeskonferenz für
Erziehungsberatung, können Eltern und
Jugendliche die Beratungsangebote
direkt per Mausklick erreichen:
www.bke.de
Die Abfrage des Suchbegriffs
»Jugend­beratung« mit der gängigen
Suchmaschine Google plaziert die
32
Schülerkalender
diese Ankündigung gelesen. (Abbildung
unten)
Internetauftritt der KKH
­ ke-Jugendberatung an erster Stelle.
b
Dies ist mit Blick auf die Vielzahl an
weiteren institutionellen und freien
Beratungsangeboten für Jugendliche
besonders bemerkenswert. Auch bei
der Abfrage des Begriffs »Elternberatung« rangiert die bke-Elternberatung
auf Platz 1. Ermöglicht wird diese
Rangfolge durch die mittlerweile
zahlreichen Verlinkungen, die auf die
bke-Onlineberatung hinweisen.
https://www.kkh.de/versicherte/a-z/
bke-elternberatung
Der Klick auf den Textlink Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V.
unter »Weiterführenden Informationen«
bringt den Leser/die Leserin direkt zum
Angebot der bke-Elternberatung.
Viele Einrichtungen, wie Schulen,
Horte, Jugendzentren, Kindertagesstätten, örtliche Beratungsstellen, aber
auch Kinderärzte, Rechtsanwälte für
Familienrecht und familienfreundliche
Unternehmen weisen per Textlink oder
per Banner auf die Angebote der bkeJugend- und Elternberatung hin.
http://www.bruehl.de/micro/familienservicecenter/beratung_gesundheit
(Abbildung S. 34)
Die Bitte um Verlinkung oder Nennung auf kommerziellen Webseiten
führt in der Regel zu der Gegenforderung einer Verlinkung auf den Beratungsseiten. Da die bke-Onlineberatung
aus konzeptionellen Gründen weder
über eine Linkliste noch über die Einbindung kommerzieller oder auch nicht
kommerzieller Werbeflächen verfügt, ist
die Bereitschaft einer einseitigen Verlinkung niedrig. Es ist deshalb wichtig,
dass alle beteiligten Beratungsstellen
und Städte auf ihren Websites die Kooperation mit der bke-Onlineberatung
durch einen Link oder Banner kund tun.
bke-Onlineberatung auf Facebook
Die bke-Onlineberatung ist über den
Namen bke-beratung auch auf der
Social Network-Plattform Facebook
erreichbar. Nach der Devise, »wir wollen
die Jugendlichen dort abholen, wo sie
sind«, hat sich die bke-Onlineberatung
zu diesem Schritt entschieden. Der
Auftritt bei Facebook ist eine eingeschränkte »One-Way-Präsentation« und
dient der Bekanntgabe der Themenchattermine. Eine Interaktion wie zum
Beispiel Kommentieren oder Liken (zur
Freundeliste hinzufügen) ist mit Blick
auf den Schutz der Anonymität der
Ratsuchenden nicht möglich. Als Eyecatcher werden lizenzfreie und zu den
Themen passende Fotos verwendet.
Hier ein Beispiel, wie Nutzer der
Social Network Plattform 2014 auf
einen Chat zum Thema »Welcher Beruf
passt zu mir?« am 04.11.2014 hingewiesen wurden. Über 100 Besucher haben
Printmedien und Hörfunk
Im Jahr 2014 wurden anlässlich des
10-jährigen Jubiläums der bke-Onlineberatung eine Pressemitteilung
herausgegeben, die von lokalen
Tageszeitungen veröffentlicht wurde.
Eine zusätzliche Pressekonferenz in
Zusammenarbeit mit der Journalistenakademie München weckte weitere
Aufmerksamkeit über die lokalen Grenzen hinaus. Das Hamburger Abendblatt,
die Fürther Nachrichten, die Allgemeine
Zeitung in Alzey oder auch das Main
Echo berichteten von dem Jubiläum.
(Abbildung S. 35)
Die Evangelische Funkagentur und
der Bayerische Rundfunk führten Interviews mit der Leitung und Fachkräften
der bke-Onlineberatung durch. Interessant war zu erfahren, wie sich lautmalerisch ein Chat anhört und vor allem,
wie die Wirkung dieser Darstellung auf
den Zuhörer ist: Der Radio-Redakteur
hat seinen Beitrag mit Tastaturgeklapper und dem Vorlesen der Chatbeiträge
untermalt, so dass die Hörer/innen
sich die Situation des webbasierten
Austausches zwischen Fachkraft und
Ratsuchenden sehr gut vorstellen
konnten. Aufgrund des Radiobeitrages
der Evangelischen Funkagentur haben
neue Chatteilnehmer den Weg zu den
Themenchats rund um »Glaube und
Erziehung« gefunden. Der Radiobeitrag
kann auf der Homepage der bkeElternberatung unter dem Menüpunkt
»Wichtige Infos/Downloads« nachgehört werden.
Öffentlichkeitsarbeit der beteiligten
Beratungsstellen
Die mitwirkenden Beratungsstellen
beteiligen sich ebenfalls an Maßnahmen zur Bekanntmachung des Onlineberatungsportals. Für die Einrich-
Themenchat Berufswahl
33
nicht zuletzt der fachlichen Unterstützung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung bundesweit etabliert.
Auch der Blick in das benachbarte Ausland durch entsprechenden ReferentInnen gewährt Einblicke in die dortige
Entwicklung der Onlineberatung.
Die bke-Onlineberatung beteiligte
sich außerdem mit einem Workshop an
dem Fachkongress »Zwischen Beziehung und Konflikt« der KinderschutzZentren, der im November 2014 in
Stuttgart stattfand. In dem Workshop
wurde thematisiert, wie Onlineberatung
Jugendliche in riskanten oder gefährdeten Lebenssituationen unterstützen
kann.
App bke-beratung, Startseite
App bke-beratung, Login
tungen vor Ort ist es ein zusätzlicher
öffentlichkeitswirksamer Bonus, auf
das niedrigschwellige Angebot im
Internet hinweisen zu können, an dem
sie selbst mitwirken. So haben viele
Fachkräfte in den Jugendhilfeausschüssen ihrer Stadt/ihres Kreises, in Sozialraumteams, in Arbeitsgruppen oder
bei Elternabenden über die bke-Onlineberatung berichtet. Mit Vorträgen,
Powerpoint-Präsentationen und der
Weitergabe von Materialien haben sie
das Angebot publik gemacht.
Das Land Hessen, das die bkeOnlineberatung im Familienatlas des
Landes als Anlaufstelle für Rat suchende Eltern listet, ist als vorbildliches
Beispiel zu erwähnen. Im Rahmen einer
weiteren Maßnahme lädt das Land
Hessen die mitwirkenden Fachkräfte
einmal jährlich zu einem Austausch
ein, um unter anderem gemeinsam zu
überlegen und zu planen, wie die Onlineberatung für Jugendliche und Eltern
in Hessen noch bekannter gemacht
werden kann. Aus dieser kreativen
Runde ist im Jahr 2012 die Idee der
finanziellen Beteiligung Hessens an der
App bke-beratung entstanden.
ersten Mal auch auf der Wissenschaftlichen Jahrestagung der bke in Leipzig
genutzt.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
der Wissenschaftlichen Jahrestagung
aus den Bereichen der Erziehungs- und
Familienberatung konnten sich bei den
Vertreterinnen des Koordinationsteams
und der Leitung der bke-Onlineberatung über das virtuelle Beratungssetting und die Bedingungen einer Kooperation informieren. Mit bestehenden
Beratungspartnern konnten vertiefende
Gespräche geführt werden.
Im Rahmen des OnlineForums der
Ohm-Hochschule Nürnberg stellte sich
im September 2014 die bke-Onlineberatung den Fragen von Student/
innen aus dem Bereich Soziale Arbeit
und Interessierten vieler unterschiedlicher Trägercouleur aus der gesamten
Bundesrepublik. Der Austausch findet
seit mehr als 5 Jahren statt und ist
aufgrund der Kooperation mit der
Deutschsprachigen Gesellschaft für psychosoziale Onlineberatung (DGSO) und
Präsentation der bke-Onlineberatung
auf Veranstaltungen
Die bke-Onlineberatung verfügt seit
Jahren über einen mobilen Messestand,
der aufgrund seiner leichten Handhabung für Fachtagungen, Tage der
Offenen Tür oder auf Fachtagungen
von Kooperationspartnern eingesetzt
werden kann. Im Berichtsjahr wurde
diese Präsentationsmöglichkeit zum
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Internetauftritt der Stadt Brühl
Kooperationen
Nicht zuletzt auch deshalb ist die
bke-Onlineberatung zur Expertenkommission des Zentrum für Kinderschutz
(www.i-kiz.de) im Internet geladen. Als
ein erfahrener Träger wurde die bke
in der Fachkommission 3 (Prävention,
Aufklärung und Meldemöglichkeiten)
hinzugezogen. In diesem Gremium gilt
es den fachlichen Austausch um zentrale Fragestellungen in Prävention und
Beratung zu behandeln und eine Vernetzung der vorhandenen Beratungsangebote zu fördern. Im zurückliegenden
Jahr lag der Schwerpunkt des beratenden Gremiums in der Konzeption
des Onlineberatungsportales »jugend.
support«. Dieses neue Portal hat die
Aufgabe, Kinder und Jugendliche über
relevante Themen des Schutzes im Internet zu informieren. Bei Bedarf sollen
Kinder und Jugendliche zu den bundesweit bestehenden Angeboten vermittelt
werden. Die fachlichen Inputs, die
aufgrund der jahrelangen Erfahrungen
im Bereich der Onlineberatung gefragt
sind, werden durch die Leitung der
bke-Onlineberatung gegeben.
Im vergangenen Jahr konnte ein
Kontakt zur Firma IBM in ein gemeinsames Projekt gewandelt werden: Im
Die Onlineberatung in der Fürther Stadtzeitung
Bereich Social Volunteering entsendet
IBM eigene Mitarbeiter in ausgesuchte
Schulen, um dort über das Thema Medienkompetenz zu referieren. Die Firma
IBM unterstützt ihre Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter darin, ehrenamtlich
tätig zu werden und gewährt innerbetriebliche Wertschätzung für dieses
Engagement.
Die Unterrichtseinheit ist in enger
Zusammenarbeit mit einer Medienpädagogin und der bke-Onlineberatung
konzipiert worden und wird den
Mitarbeiter/innen von IBM im Rahmen
eines Fortbildungsseminars übermittelt. Die Konzeption des Projektes und
erste Pilote (versuchsweise Durchführung) in Klassen sind umgesetzt.
Mit guten Erfolgen ist das Projekt
»Agieren im Netz« nun bereit für die
konkrete Umsetzung in Schulen. Ziel
ist es, Schülerinnen und Schüler auf
den Umgang mit den eigenen Daten
zu sensibilisieren, aber auch Phänomene wie Cybermobbing und dessen
Auswirkungen deutlich zu machen. Die
bke-Onlineberatung wird hier als erste
Anlaufstelle bei Anliegen zu diesen
Themen benannt.
Eine weitere enge Kooperation
besteht auch im Jahr 2014 mit der
Simon-Ohm-Hochschule in Nürnberg:
Die bke-Onlineberatung unterstützt die
Ausbildung von Studierenden Sozialer
Arbeit durch intensive Praxisbegleitung.
Erfahrene Fachkräfte der bke-Onlineberatung mentorieren die Studentinnen
und Studenten im Bereich Onlineberatung und gewähren erste praxisnahe
Eindrücke in die noch relativ neue
Beratungsform.
Bachelor- und Masterarbeiten
Immer häufiger kontaktieren Studentinnen und Studenten des Bereiches
Soziale Arbeit oder Psychologie auch
direkt die bke-Onlineberatung. Mit
verschiedensten Fragestellungen zum
Thema virtuelle Beratungsangebote
erbitten sie Unterstützung für Bachelor- und Masterarbeiten. Besonders im
Fokus steht dabei die Beratung von
Jugendlichen per Gruppenchat.
Aufgrund der Anonymität des Beratungsangebotes und der zusätzlichen
Anonymisierung der Chatgespräche
(Unkenntlichmachung der Nicknamen)
können den Anfragenden Sequenzen aus tatsächlich stattgefundenen
Gruppenchats zur Verfügung gestellt
werden. Die Ergebnisse der unterschiedlichen Studien sind auch für die
bke-Onlineberatung ein Gewinn. Mit
diesem Zusammenwirken von Praxis
und Theorie beteiligt sich die bkeOnlineberatung am wissenschaftlichen
Diskurs und steht für Studierende als
Name für Onlineberatung.
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Pressearbeit zum
10-jährigen Jubiläum der
bke-Onlineberatung
Pressekonferenz und Pressemitteilung
A
nlässlich des 10-jährigen Jubiläums veranstaltete die bke-Online­
beratung in Zusammenarbeit
mit der Stiftung Journalistenakademie
Dr. Hooffacker GmbH & Co. KG aus
München eine Pressekonferenz. Auf
dem Podium diskutierten im Presseclub
München:
•Maria Große Perdekamp, Leiterin der
bke-Onlineberatung,
•Silke Naudiet, Geschäftsführerin der
bke,
•Gabriela Lerch-Wolfrum, Bayerisches
Staatsministerium für Arbeit und
Soziales, Familie und Integration,
•Jürgen Wolf, Berater der bkeOnlineberatung und
•Christine Sutara, Koordinatorin der
bke-Onlineberatung.
Die Pressekonferenz bewirkte zahlreiche Veröffentlichungen auf Presseportalen und in Printmedien.
Neue Leiterin der Onlineberatung Maria
Große Perdekamp baut individuelle
Angebote aus
München, 18. Juli 2014. Wer verzweifelt
ist, braucht Hilfe – schnell, anonym
und professionell. Diese Hilfe finden
36
Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren
und Eltern auf der Website der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung
(bke): Unter www.bke-beratung.de stehen erfahrene Fachkräfte mit therapeutischem Hintergrund Ratsuchenden zur
Seite. Der große Vorteil: Die Beratung
bleibt anonym und ist rund um die Uhr
erreichbar. Knapp 70.000 Jugendliche
und Eltern haben sich seit 2004 registriert, um das kostenfreie Angebot für
ihre Fragen zu nutzen.
Es gibt viele Anlässe, um bei der
bke Rat zu suchen, etwa wenn die
Eltern kurz vor einer Trennung oder
Scheidung stehen. Nicht selten fliegen
im Wohnzimmer noch die Fetzen,
während die Jugendlichen im Internet
jemanden suchen, der sie anhört. »Oft
fühlen sie sich dafür verantwortlich,
die Beziehung der Eltern zu retten.
Wir nehmen die Sorgen der Jugendlichen ernst und unterstützen sie
dabei, einen Weg für sich zu finden«,
berichtet Maria Große Perdekamp von
der bke. »Doch auch Eltern in Trennung fragen uns häufig um Rat. Sie
sind plötzlich alleine mit ihren Sorgen
um die Kinder und das Alltagsma-
Pressekonferenz im Presseclub München
nagement, weil sie keinen Gesprächspartner haben.«
Auch wenn es um Liebe und
Freundschaft geht, suchen Jugendliche
oft Rat auf www.bke-beratung.de, sei
es im Themenforum, in dem andere
Jugendliche mitreden, oder in Einzelmails mit ausgebildeten Beratern und
Beraterinnen. Dinge, die man sonst niemandem anvertrauen würde, kommen
zur Sprache: Liebe, Schulprobleme,
sexuelle Übergriffe oder ganz einfach
Schüchternheit und die Angst vor Nähe.
»Wir wirken hier als Begleitende, die
informieren, mitdenken und das Selbstbewusstsein stärken«, erläutert Maria
Große Perdekamp. »Viele Jugendliche
wirken nach außen cool, sind aber oft
sehr einsam.«
Die Diplom-Heilpädagogin und
Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin Große Perdekamp leitet die
Online-Beratung seit April 2014. Die
leichte Zugänglichkeit und Anonymität
von www.bke-beratung.de sieht sie als
besondere Qualität der bke-Onlineberatung. »Online-Kommunikation wird
gerade zum selbstverständlichen Teil
unserer Gesellschaft«, meint sie. »Wir
werden unser Netzangebot deshalb
weiter vertiefen. Zudem wäre mehr Zusammenspiel zwischen On- und OfflineBeratung wünschenswert. So können
wir noch individueller und wirkungsvoller helfen.«
Bereits jetzt bietet die bke gut besuchte Foren für Eltern und Jugendliche.
In themenbezogenen Gruppenchats
können sich Betroffene mit Experten
über ihre Themen austauschen, wie
ADHS, Teenager-Mütter oder Schulzeugnisse. Die beliebtesten Angebote der
bke sind auch 2014 nach wie vor die
Mailberatung und der Einzelchat. Die
App »bke-beratung« ist kostenlos im
Apple App-Store und im Google PlayStore erhältlich.
Der Beirat der bkeOnlineberatung
D
ie bke-Onlineberatung bezieht
die föderalen Finanzgeber und
die entsendenden kommunalen
und freien Trägerinstitutionen über
einen fachlichen Beirat in die Entwicklungen und Pläne des bundesweiten
Beratungsangebotes mit ein. Vertreter/innen der Trägerverbände sowie
Vertreter/innen der Jugendministerien
der Länder sind berufene Mitglieder
des Beirats und werden einmal jährlich
in einer Sitzung umfassend über das
gemeinsame Angebot informiert.
Die Mitglieder des Beirates der bkeOnlineberatung sind
•das Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend
•das Bayerische Staatsministerium
für Arbeit und Soziales, Familie und
Integration
•die Behörde für Arbeit, Soziales,
Familie und Integration in Hamburg
•das Ministerium für Familie, Kinder,
Jugend, Kultur und Sport des Landes
Nordrhein-Westfalen
•das Ministerium für Integration,
Familie, Kinder, Jugend und Frauen
des Landes Rheinland-Pfalz
•das Sächsische Staatsministerium für
Soziales und Verbraucherschutz
•das Thüringer Ministerium für
Soziales, Familie und Gesundheit
•der Deutsche Städtetag
•der Deutsche Städte- und
Gemeindebund
•der Deutsche Landkreistag
•das Diakonische Werk der
Evangelischen Kirche in Deutschland
•der Deutsche Caritasverband e.V.
•der Bundesverband der
Arbeiterwohlfahrt e.V.
•der Deutsche Paritätische
Wohlfahrtsverband – Gesamtverband
e.V.
Die begleitenden Vertreterinnen der
Länderministerien stehen stellvertretend für alle 16 Bundesländer, die das
Beratungsportal anteilig nach dem
Königsteiner Schlüssel finanzieren.
Die Sitzung des Beirates im Jahr
2014 bot die Möglichkeit, die neue
Geschäftsführerin der Bundeskonferenz
für Erziehungsberatung sowie die neue
Leiterin der bke-Onlineberatung kennenzulernen. Diese berichtete über die
Entwicklung der bke-Onlineberatung in
den ersten zehn Jahren und gewährte
Einblick in die vielfältigen fachlichen
und strukturellen Entwicklungen der
gemeinsamen virtuellen Beratungseinrichtung der Länder.
Das Treffen der Vertreterinnen und
Vertreter bietet auch die Möglichkeit
des Rückblicks auf die Beteiligung der
einzelnen Bundesländer sowie die öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen in
den einzelnen Zuständigkeitsbereichen.
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Beteiligte
Beratungsstellen
Folgende Beratungsstellen waren im Jahr 2014
für die bke-Onlineberatung tätig
Baden-Württemberg
Psychologische Beratungsstelle für
Familie und Jugend des Landkreises
Esslingen in Esslingen
Psychologische Beratungsstelle für
Kinder, Jugendliche und Eltern der
Stadt Konstanz in Konstanz
Psychologische Beratungsstelle für
Eltern, Kinder, Jugendliche und
junge Erwachsene des Landkreises
Ludwigsburg in Ludwigsburg
Psychologische Beratungsstelle Eltern-,
Jugend-, Ehe- und Lebensberatung
des Evangelischen Kirchenkreises
Stuttgart in Stuttgart
Jugend- und Familienberatungsstelle
des Landkreises Tübingen in
Tübingen
Bayern
Erziehungs-, Jugend- und
Familienberatungsstelle des
Caritasverbandes für die Diözese
Passau e.V. in Altötting
Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche
und Eltern des Caritasverbandes
Stadt und Landkreis Aschaffenburg
e.V. in Aschaffenburg
Ökumenische Beratungsstelle für
Eltern, Kinder und Jugendliche des
Diakonischen Werkes Weilheim-Bad
Tölz e.V. in Bad Tölz
Erziehungs-, Jugend- und
Familienberatungsstelle des
Diakonischen Werkes Coburg e.V. in
Coburg
Erziehungs-, Jugend- und
Familienberatung des
Caritasverbandes für den Landkreis
Forchheim e.V. in Forchheim
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und
Jugendliche des Caritasverbandes
der Erzdiözese München und Freising
e.V. in Freising
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Psychologische Beratungsstelle am
Schellenberg im »Treffpunkt Familie«
der Diakonie Hochfranken Jugendund Familienhilfe Marienberg
Psychologische Beratung gGmbH in
Hof
Psychologische Beratungsstelle
für Erziehungs-, Jugend- und
Familienberatung der Katholischen
Jugendfürsorge der Diözese Augsburg
e.V. in Illertissen
Erziehungs-, Jugend- und
Familienberatung der Katholischen
Jugendfürsorge der Diözese
Regensburg e.V. in Kelheim
Psychologische Beratungsstelle
für Erziehungs-, Jugend- und
Familienberatung der Katholischen
Jugendfürsorge der Diözese Augsburg
e.V. in Kempten
Erziehungs-, Jugend und
Familienberatungsstelle des
Diakonischen Werkes Landshut e.V.
in Landshut
Beratung für Eltern, Kinder, Jugendliche
und Familien des Evangelischen
Beratungszentrums München e.V. in
München
Eltern- und Jugendberatungsstelle des
Landkreises München in München
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und
Jugendliche der Stadt München in
München
Psychologische Beratungsstelle der
Katholische Jugendfürsorge der
Erzdiözese München u. Freising e.V.
in München
Erziehungs- und Lebensberatungsstelle
des Diakonisches Werkes
der Evangelisch-Lutherischen
Dekanatsbezirke Bad Windsheim,
Markt Einersheim, Neustadt/Aisch
und Uffenheim e.V. in Neustadt/Aisch
Beratung und Behandlung für
Kinder, Jugendliche und Eltern des
Caritasverbandes Nürnberg e.V. in
Nürnberg
Erziehungs- und Familienberatung der
Stadt Nürnberg in Nürnberg
Erziehungs-, Paar- und
Lebensberatungsstelle der
Stadtmission Nürnberg e.V. in
Nürnberg
Psychologische Beratungsstelle,
Erziehungs- und Familienberatung für
Eltern, Kinder und Jugendliche des
Diakonischen Werkes Regensburg
e.V. in Regensburg
Erziehungs-, Jugend- und
Familienberatungsstelle der
Katholischen Jugendfürsorge
der Diözese Regensburg e.V. in
Regensburg
Beratungsstelle für Erziehungs-,
Familien- und Lebensfragen
des Diakonischen Werkes des
Dekanatsbezirks Schwabach e.V. und
dem Caritasverband für die Diözese
Eichstätt e.V. in Roth
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und
Jugendliche des Caritasverband der
Erzdiözese München und Freising e.
V. in Taufkirchen
Evangelisches Beratungszentrum des
Diakonischen Werkes Würzburg e.V.
in Würzburg
Brandenburg
SOS-Beratungszentrum, Erziehungsund Familienberatung des SOSKinderdorf e.V. in Cottbus
Hamburg
Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche
und Eltern der Stadt Hamburg
Hessen
Beratungsstelle für Eltern, Kinder
und Jugendliche des Landkreises
Waldeck-Frankenberg in Frankenberg
Evangelisches Zentrum für Beratung
und Therapie, Familienberatung,
am Weißen Stein im Evangelischen
Regionalverband in Frankfurt am Main
Evangelisches Zentrum für Beratung in
Höchst Familien-, Erziehungs- und
Jugendberatung im Evangelischen
Regionalverband in Frankfurt am
Main
Beratungsstelle für Eltern, Kinder
und Jugendliche des Vereins für
Psychotherapie, Beratung und
Heilpädagogik e.V. in Frankfurt am
Main
Ärztlich-psychologische Beratungsstelle
des Vereins für Jugendfürsorge und
Jugendpflege e.V. in Gießen
Erziehungsberatungsstelle für Eltern,
Kinder und Jugendliche des
Landkreises Darmstadt-Dieburg in
Ober-Ramstadt
Beratungsstelle für Familien-,
Erziehungs-, Ehe- und Lebensfragen
e.V. in Wetzlar
Mecklenburg-Vorpommern
Beratungsstelle der JAM GmbH in
Ribnitz-Damgarten
Niedersachsen
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und
Jugendliche des Landkreises Goslar
in Bad Harzburg
Jugendberatung bib der Beratung für
Familien, Erziehende und junge
Menschen e.V. in Braunschweig
Jugend-, Familien- und
Erziehungsberatungsstellen der Stadt
Hannover
Erziehungsberatungsstelle
Therapiezentrum Fleestedt
des Förderkreises der
Lebensberatungsstelle Tostedt e.V. in
Seevetal
Nordrhein-Westfalen
Evangelische Beratungsstelle für
Erziehungs-, Jugend- Ehe- und
Lebensfragen des Evangelischen
Kirchenkreises Bonn in Bonn
Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche
und Kinder des Kreises Wesel in
Dinslaken
Evangelische Beratungsstelle für
Erziehungs-, Ehe- und Lebensfragen
der Vereinigten Kirchenkreise
Dortmund und Lünen in Dortmund
Erziehungsberatungsstelle für Kinder,
Jugendliche und Erwachsene von
Scharnhorst e.V. in Dortmund
Erziehungs- und Familienberatung
Psychologisches Beratungszentrum
der Evangelischen Gemeinde zu
Düren in Düren
Arbeiterwohlfahrt Familienglobus
gGmbH Jugendberatung in
Düsseldorf
Jugendpsychologisches Institut
Altenessen der Stadt Essen in Essen
Beratungsstelle für Mädchen und junge
Frauen des Mädchenzentrum e.V. in
Gelsenkirchen
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und
Jugendliche des Kreises Herford in
Herford
Familienberatungsstellen der Stadt
Köln in Köln
Evangelische Beratungsstelle für
Erziehungs-, Paar- und Lebensfragen
der Diakonie Krefeld & Viersen in
Krefeld
Psychologische Beratungsstelle für
Erziehungs-, Partnerschafts- und
Lebensfragen der Evangelischen
Beratungsdienste gGmbH
Diakonisches Werk Münster in
Münster
Psychologische Beratungsstelle der
Stadt Oberhausen in Oberhausen
SOS-Beratungszentrum Schieder des
SOS-Kinderdorf e.V. in SchiederSchwalenberg
Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche
und Eltern der Stadt Siegen der Ev.
Jugendhilfe Friedenshort GmbH in
Siegen
Jugend- und Drogenberatungsstelle von
anonym e.V. in Solingen
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und
Jugendliche des Kreises Aachen in
Stolberg
Rheinland-Pfalz
Beratungsstelle für Eltern, Kinder
und Jugendliche des Diakonischen
Werkes Worms-Alzey in Alzey
Beratungsstelle für Kinder, Eltern
und Jugendliche des Diakonischen
Werkes Pfalz in Bad Dürkheim
Caritas-Zentrum Erziehungs-, Eheund Lebensberatung des CaritasKinderschutzdienstes Speyer/RheinPfalz-Kreis in Ludwigshafen
Beratungsstelle für Eltern, Kinder
und Jugendliche des Diakonischen
Werkes Pfalz in Pirmasens
Psychologische Beratungsstelle für
Kinder, Jugendliche und Eltern der
AWO Vogtland Bereich Reichenbach
e.V. in Reichenbach
Evangelische Familienberatungsstelle
der Stadtmission Zwickau e.V. in
Zwickau
Sachsen-Anhalt
Erziehungsberatungsstelle der AWO
Erziehungshilfe Halle gGmbH in Halle
(Saale)
Schleswig-Holstein
Beratungsstelle für Erziehungsfragen
im Kinderhaus Blauer Elefant des
Deutschen Kinderschutzbundes,
Kreisverband Stormarn e.V. in
Bargteheide
Evangelische Erziehungs-, Lebens- und
Eheberatungsstelle des Diakonischen
Werkes des Kirchenkreises Niendorf
in Norderstedt
Erziehungs-, Familien- und
Lebensberatung der Südstormarner
Vereinigung für Sozialarbeit e.V. in
Reinbek
Thüringen
Integrative Beratungsstelle Erziehungs-,
Ehe-, Familien- und Lebensberatung
der DO Diakonie Ostthüringen
gGmbH in Gera
Psychologische Erziehungsberatung,
Ehe-, Familien-, Lebensberatung,
Schwangeren- und
Schwangerschaftskonfliktberatung
des Diakonievereins Carolinenfeld
e.V. in Greiz
Erziehungs- und Familienberatung
des Diakonievereins Orlatal e.V. in
Pößneck
Saarland
Evangelische Beratungsstelle für
Erziehungs-, Ehe- und Lebensfragen
des Diakonischen Werkes an der
Saar in Saarbrücken
Sachsen
Familienberatungsstelle des
Diakonischen Werkes in Auerbach
Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche
und Familien der AWO Kreisverband
Chemnitz und Umgebung e.V. in
Chemnitz
39
Zeit
Bindung
Wissenschaftliche
Jahrestagung
Hannover
24.–26. Sept. 2015
In Zusammenarbeit mit der
Landesarbeitsgemeinschaft
für Erziehungsberatung
Niedersachsen e.V.
40
Eine gute Bindung gilt als
Voraussetzung für die Entwicklung von Resilienz –
für das »gute Leben überhaupt. Gute Bindung soll
immunisieren gegen die
Zumutungen der Zeit. Sie
soll Kinder und Familien
stark machen gegen Leistungsdruck und das Diktat
der Wirtschaftlichkeit.
Zeit ist heute ein begehrtes
Gut. Es geht nicht mehr nur
darum, Aufgaben möglichst
schnell zu erledigen. Zur
Beschleunigung kommt
die Verdichtung. Immer
mehr Ereignisse werden in
immer kürzere Zeitspannen
gepresst.
Familien stehen unter dem
Druck, ihre mit unzähligen
Möglichkeiten aufgeladene
Zeit in Qualitätszeit für Beziehungen umzusetzen. Was
aus psychologischer Sicht
für gute Bindung notwendig
erscheint, ist längst nicht
mehr selbstverständlich
gegeben, manchmal auch
nicht mehr erwünscht. Wie
gelingt Bindung in atemlosen Zeiten? Was kann Beratung dazu beitragen? Wie
viel Zeit braucht Beratung,
um Veränderungen von
Dauer herbeizuführen?
besser
beraten