PDF-Datei - Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED

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PDF-Datei - Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED
M I L ITÄR U N D
G E S E L L SCHAF T
M I LITÄ R U N D G E S E LL SC H A F T
I N D E U T S C H L A N D S E I T 19 4 5
Foto: SZ Photo / Manfred Vollmer
Eine Ausstellung des Zentrums für Militärgeschichte
und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und
der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
ZMS
Zentrum für Militärgeschichte
und Sozialwissenschaften der
Bundeswehr
M I L ITÄ R U N D G E S E LL SC H A F T
I N D E U T S C H L A N D S E I T 19 4 5
Eine Ausstellung des Zentrums für Militärgeschichte und
Sozialwissenschaften der Bundeswehr und der Bundesstiftung
zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Die 20 Tafeln umfassende Ausstellung „Militär und Gesellschaft in
Deutschland seit 1945“ spannt mit ihren Texten sowie mehr als 130
Fotos einen historischen Bogen vom Ende des Zweiten Weltkrieges
bis heute. Sie erzählt die Geschichte der „Wiederbewaffnung“, des
Aufbaus von Bundeswehr und Nationaler Volksarmee, deren Integration in NATO und Warschauer Pakt sowie der damit verbundenen Kontroversen. Die Schau wirft Schlaglichter auf den Alltag von
Wehrdienstleistenden und Soldaten, fragt nach den Auswirkungen
des gesellschaftlichen Wandels auf das Verhältnis von Gesellschaft
und Militär und beleuchtet die Rolle von Frauen in den Streitkräften
vor und seit 1990. Thema ist auch die Geschichte der Wiedervereinigung 1990, in deren Folge die Bundeswehr zur „Armee der Einheit“
wurde. Breiten Raum nimmt schließlich die gegenwärtige Rolle der
Bundeswehr als Berufsarmee im internationalen Einsatz ein, die in
der Gesellschaft umstritten ist.
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MILITAR UND GESELLSCHAFT I N D E U TS C H L A N D S E I T 1945
Anstecknadel aus dem Jahr 1951
mit einem stilisierten Soldatenstie­
fel und dem Schriftzug «Ohne
Mich». Die Anstecker richten
sich gegen Pläne, in West­
deutschland paramilitä­
rische Polizeiverbände
zu schaffen.
Foto: picture alliance / dpa
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MILITAR UND GESELLSCHAFT I N D E U TS C H L A N D S E I T 1945
Ein Junge beobachtet im September
1984 im niederbayerischen Dürnhart
einen Soldaten während der Heeres­
übung «Flinker Igel». Was wie ein Räuber­
und­Gendarm­Spiel wirkt, hat einen
ernsten Hintergrund: Ost und West üben
für einen Krieg in Deutschland.
Foto: picture alliance / ap / Fritz Reiss
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MILITAR UND GESELLSCHAFT I N D E U TS C H L A N D S E I T 1945
MiG­29­Kampfflugzeuge
sowjetischer Bauart im Flieger­
horst Preschen, die die Bundes­
wehr von der NVA übernommen
hat und bis 2004 nutzt. Der
«Dienst­Trabi» mit dem Spitz­
namen «Rudi» im Bildvordergrund
bringt die Piloten zu ihren Jets.
Foto, undatiert: picture alliance /
ZB / Jan Bauer
Kampfpanzer der Bundeswehr üben am 16. Januar 1967 bei Weilbach
an der Lahn. Vor allem im Herbst, wenn die Felder abgeerntet sind,
finden in Ost und West große Manöver statt. Dazu werden tausende
Reservisten einberufen.
Foto: Süddeutsche Zeitung Photo / ap / dpa / pa
Ein Offizier des Artillerieregiments 1 der NVA in Lehnitz bei Oranienburg
erhält am 21. September 1990 eine Uniform der Bundeswehr.
Foto: picture alliance / dpa / Wolfgang Kumm
August 1950: Südkoreaner flüchten aus dem Kampfgebiet, während
US­Soldaten zur Front vorrücken. Unter dem Eindruck des Koreakrieges
rüsten Ost und West massiv auf, die Blockkonfrontation verschärft sich
weiter.
Foto: picture alliance / akg-images
Unter strengster
Geheimhaltung erar­
beiten hochrangige
ehemalige Wehr­
machtsoffiziere im
Auftrag von Bundes­
kanzler Adenauer im
Oktober 1950 im
Kloster Himmerod in
der Eifel eine Denk­
schrift über die west­
deutsche «Wieder­
bewaffnung».
Ein Landwirt aus Steinbeck in Niedersachsen steht am 19. Juli 1963 vor
seinem verwüsteten Roggenfeld. Im Rahmen eines Manövers richtete
das britische Regiment «Queen‘s own Hussars» in der Region erheblichen
Schaden auf Feldern und Ackerflächen an.
«OHNE MICH ! »
Foto: picture alliance / Günter Klimiont
Der Weg zur Wiederbewaffnung
Abbildung: BArch,
BW 9-3119
Die Gesamtdeutsche Volkspar­
tei warnt mit einem Plakat zur
Bundestagswahl 1953 vor einer
Aufrüstung Westdeutschlands,
die – aus ihrer Sicht – die Wie­
dererlangung der deutschen
Einheit und den Frieden gefähr­
det.
Plakat: Haus der Geschichte, Bonn / Entwurf: J. A. Steinkamp; Hrsg.: Hans Bodensteiner, GVP, Bonn
Unter dem Schutz der Westmächte entwickelt
sich in der 1949 gegründeten Bundesrepublik eine
Demokratie mit sozialer Marktwirtschaft. Die
Bundesbürger erleben in den 1950er Jahren ein
Wirtschaftswunder und rasch wachsenden Wohlstand. Weder die Alliierten noch die Westdeutschen haben anfangs Interesse an einer Bewaffnung des Landes. Der Ausbruch des Koreakrieges
1950 ändert dies. Die Furcht wächst, dass auch
in Europa aus dem Kalten Krieg ein heißer werden könnte, zumal die Sowjetunion nun – wie die
USA – über Atomwaffen verfügt.
Angesichts der wachsenden Wirtschaftskraft der
Bundesrepublik und ihrer geostrategischen Lage
wird in Washington, London und Paris immer
vernehmlicher über einen westdeutschen Verteidigungsbeitrag diskutiert. Die Bundesregierung unter Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) sieht
in einer «Wiederbewaffnung» die Chance, gleichermaßen die Westbindung zu stärken und die
staatliche Souveränität zurückzugewinnen.
Der Aufbau westdeutscher Streitkräfte und ihre
Integration in die NATO erschweren jedoch die
ersehnte Wiedervereinigung, was der Debatte eine
deutschlandpolitische Note gibt. Für viele Bundesbürger ist eine «Wiederbewaffnung» so bald
nach dem Weltkrieg unerträglich. «Nie wieder!»
und «Ohne mich!» lauten ihre Parolen.
In Guben begrüßen Einwohner das polnische Regiment «Deutsche Anti­
faschisten», das im Oktober 1970 am Manöver «Waffenbrüderschaft»
teilnimmt. Fotos von Soldaten mit Kindern und erfreuten Bürgern gehö­
ren in der DDR­Presse zu den häufig wiederkehrenden Motiven.
Foto: BArch, Bild 183-J1001-0027-001 / Werner Großmann
KRIEG IM FRIEDEN
Verteidigungsvorbereitungen
im Kalten Krieg
In der Zeit des «Kalten Krieges» sind die Auswirkungen der Kriegs- und Verteidigungsvorbereitungen für die Deutschen auch im Alltag
spürbar. Bis Ende der 1980er Jahre proben die
NATO-Bündnispartner jedes Jahr in Westdeutschland im Rahmen großer Herbstmanöver auch
außerhalb der Truppenübungsplätze den Ernstfall. Auf den westdeutschen Autobahnen sind lange Fahrzeugkolonnen der Bundeswehr und ihrer
Alliierten ein gewohntes Bild.
In der DDR unterscheiden sich die großen Manöver des Ostblocks von denen im Westen durch
eine umfassende propagandistische Berichterstattung in den staatlichen Medien. Einen kritischen
Blick hinter die Kulissen kann die Öffentlichkeit
in der DDR jedoch nicht werfen. Auf beiden Seiten dienen die Manöver, in denen die Gefechtsbereitschaft der Streitkräfte geübt wird, der Abschreckung.
Manöverschäden, für deren Regulierung es spezielle Schadensoffiziere gibt, sowie Übungslärm
durch Geschütze und Tiefflieger belasten die Bevölkerung. Gefechtsmunition wird zwar nur auf den
dafür vorgesehenen Truppenübungs- und Schießplätzen eingesetzt. Dennoch kommt es immer wieder zu tragischen Todesfällen, vor allem wenn Panzer und Gefechtsfahrzeuge sich außerhalb dieser
Plätze auf öffentlichen Straßen bewegen.
Einen Tag nach der Wiedervereinigung, übernimmt Generalleutnant
Jörg Schönbohm am 4. Oktober 1990 als Befehlshaber des Bundes­
wehrkommandos Ost in Leipzig auch den Befehl über den früheren
NVA­Militärbezirk III.
Foto: BArch, Bild 183-1990-1004-025 / adn-Zentralbild / Friedrich Gahlbeck
Vom Bahnhof Berlin­Lichtenberg geht am 1. September 1994 der letz­
te Zug mit russischen Soldaten auf die Fahrt nach Moskau. Der Abzug
der seit 1945 in Ostdeutschland stationierten sowjetischen bzw. russi­
schen Truppen war 1990 vereinbart worden.
Foto: picture alliance / dpa / ZB / Nestor Bachmann
ARMEE DER EINHEIT
Die Auflösung der NVA und der Aufbau
gesamtdeutscher Streitkräfte
3. Oktober 1990, 0:00 Uhr. Deutschland ist
wieder vereinigt, die NVA aufgelöst. 90 000 uniformierte und 47 000 zivile vormalige NVA-Angehörige unterstehen nun dem Befehl des neu
eingerichteten Bundeswehrkommandos Ost. Die
Bundeswehr, die zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung eine halbe Million Soldaten zählt, steht vor
einer gewaltigen Herausforderung. Der 2+ 4-Vertrag, mit dem die ehemaligen Siegermächte der
deutschen Einheit zugestimmt haben, verlangt
eine Truppenreduzierung auf 370 000 Soldaten
bis zum Jahr 1994.
Die meisten Standorte der NVA werden geschlossen, ihre Ausrüstung zunächst teilweise weiter genutzt, schließlich verschrottet oder ins Ausland
verkauft. Ein großer Teil der Unteroffiziere sowie
fast das ganze Offizierskorps der NVA werden entlassen. Nur 3050 von 24 230 (Stand 3. Oktober
1990) ehemaligen NVA-Offizieren werden letztlich von der Bundeswehr als Berufs- oder Zeitsoldaten übernommen.
Die Bundeswehr verändert sich tiefgreifend.
Auch in Westdeutschland werden Dienststellen
geschlossen und zum Teil in die neuen Länder
verlegt. Dort verpflichten sich viele Wehrdienstleistende als Zeit- oder Berufssoldaten. Die Bundeswehr wird in den 1990er Jahren zur Armee der
Einheit, in der Deutsche aus West und Ost die
Wiedervereinigung tagtäglich erleben.
Das Plakat zeigt einen so­
wjetischen Soldaten, der
für die kommunistische
Bedrohung steht. 1953
wirbt ein CDU­Informati­
onsdienst mit einer gan­
zen Plakatserie für einen
westdeutschen Verteidi­
gungsbeitrag
Plakat: Haus der Geschichte /
Heinz Schwabe
Die 1949 gegründete Bundesrepublik steht unter westalliierten Vorbe­
haltsrechten, die im Besatzungsstatut festgehalten sind, das Bundes­
kanzler Adenauer am 21. September 1949 überreicht wird. Das Proto­
koll sieht vor, dass bei der Zeremonie lediglich die Hohen Kommissare auf
dem Teppich stehen, was Adenauer souverän ignoriert.
Foto: picture alliance / dpa
Die westdeutsche Gewerk­
schaftsjugend demonstriert
im Februar 1955 auf dem
Königsplatz in München
gegen die Aufstellung west­
deutscher Streitkräfte.
Foto Süddeutsche Zeitung Photo / dpa
1987 bitten großforma­
tige Aufkleber auf deut­
schen und französischen
Militärfahrzeugen um
Verständnis, dass mit dem
Herbstmanöver «Kecker
Spatz» Beeinträchtigun­
gen im Straßenverkehr
einhergehen.
Foto: ZMSBw / Bibliothek
Manöver der Flugabwehr­
raketentruppe der NVA im
Jahr 1983.
Foto: dpa / picture alliance / ZB /
Reinhard Kaufhold
Mit einer Sitzblockade hindern Demonstran­
ten am 29. Oktober 1987 beim Manöver
«Carbon Archer» einen amerikanischen Kon­
voi mit Pershing­II­Raketen an der Weiter­
fahrt.
Foto: VISUM Foto GmbH / Thomas Pflaum
» www.bundesstiftung-aufarbeitung.de /mugausstellung
Mehrere hundert Umweltschützer demonstrieren am 3. April 1994 ge­
gen eine militärische Nutzung der Colbitz­Letzlinger Heide. Nach dem
Abzug der russischen Truppen will die Bundeswehr dort ein Gefechts­
übungszentrum einrichten.
Von 1956 bis 1992 ist die Funkkaserne in München Bundeswehrstandort.
Nach diversen Zwischennutzungen, wie hier im Rahmen des Evangelischen
Kirchentages 1993, als Studentenwohnheim und Künstlerkolonie, wird das
Gelände seit 2005 zu einem Wohn­ und Gewerbepark entwickelt.
Foto: picture alliance / dpa / ZB / Peter Förster
Foto: Süddeutsche Zeitung Photo / pa / Stephan Rumpf
Schützenpanzer der Bundeswehr vom Typ Marder warten in Rockensußra (Thüringen)
auf ihre Demilitarisierung und Verschrottung. Seit 1992 hat ein dort ansässiges Unter­
nehmen mehr als 15 000 Militärfahrzeuge demontiert.
Foto vom 19. Februar 2013: picture alliance / ZB / Marc Tirl