Hyde Park - Presseheft
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Hyde Park - Presseheft
Der Präsident. Die First Lady. Der König. Die Queen. Die Geliebte... Ein Wochenende soll zwei Nationen vereinen... Nach den Cocktails, versteht sich. B i l l M u r r ay PRESSEBETREUUNG: FOCUS FEATURES und FILM 4 präsentieren eine FREE RANGE FILM/DAYBREAK PICTURES Produktion TOBIS Film Kurfürstendamm 63 10707 Berlin Tel.: +49 30 83 90 07-0 | Fax: +49 30 83 90 07-65 | E-Mail: [email protected] Charlotte Makris (Hamburg, Köln, Düsseldorf, Frankfurt) Tel.: +49 30 83 90 07-46 | E-Mail: [email protected] Stefanie Appelius (München, Stuttgart) Tel.: +49 30 83 90 07-45 | E-Mail: [email protected] Uta Peleikis (Berlin, Leipzig) Tel.:+49 30 83 90 07-47 | E-Mail: [email protected] Regie ROGER MICHELL mit BILL MURRAY, LAURA LINNEY, SAMUEL WEST, OLIVIA WILLIAMS u.v.a. PRESSEBETREUUNG ÖSTERREICH: Isabella Schulmeister – Zollergasse 36, A – 1071 Wien Tel.: +43 1 521 28-200 | Fax: +43 1 521 28-203 E-Mail: [email protected] Großbritannien 2012 * 95 Minuten * Cinemascope * Dolby SR/SRD KINOSTART: 28. Februar 2013 KINOSTART ÖSTERREICH: 1. März 2013 Im Verleih von TOBIS FILM ÖSTERREICH Im Vertrieb von CONSTANTIN FILM WIEN Mehr Infos unter: www.HydeParkAmHudson.de Pressematerialien zum Download unter: http://presse.tobis.de FILMPIRATERIE Wir weisen ausdrücklich darauf hin: Filme sind urheberrechtlich geschützte Werke gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 6 UrhG. Ein Vervielfältigen, Verbreiten oder öffentlich Wiedergeben dieser Werke ohne ausdrückliche Zustimmung des Rechteinhabers ist strafbar gemäß §§ 106 i.V.m. 15, 16, 17 UrhG. EIGENTUM VON TOBIS FILM. NUR ZUM GEBRAUCH IN DER WERBUNG. VERKAUF, VERVIELFÄLTIGUNG ODER WEITERGABE STRENG VERBOTEN. Im Verleih von BESETZUNG DARSTELLER Bill Murray Laura Linney Samuel West Olivia Colman Elizabeth Marvel Olivia Williams Elizabeth Wilson Martin McDougall Andrew Havill Eleanor Bron u.v.a. ROLLE Franklin D. Roosevelt Daisy Bertie Elizabeth Missy Eleanor Mrs. Roosevelt Tommy Cameron Daisys Tante SYNCHRONSPRECHER Arne Elsholtz Katrin Fröhlich Axel Malzacher Christin Marquitan Katharina Koschny Katrin Decker Barbara Adolph Tim Moeseritz Florian Halm Sonja Deutsch STAB Roger Michell Richard Nelson Kevin Loader Roger Michell David Aukin Tessa Ross Rosa Romero Lol Crawley Simon Bowles Nicolas Gaster Jeremy Sams Dinah Collin Gail Stevens CDG Ellen Lewis Regie Drehbuch Produktion RC Production Joachim Kunzendorf Joachim Kunzendorf u.v.a. Synchronstudio Deutsches Dialogbuch Dialogregie Ausführende Produktion Herstellungsleitung Kamera Ausstattung Schnitt Musik Kostüm Casting 4 KURZINHALT n einem Juni-Wochenende im Jahr 1939, die große Wirtschaftsdepression ist gerade erst überwunden, und der Zweite Weltkrieg steht kurz bevor – erwarten USPräsident Franklin D. Roosevelt und seine Gattin Eleanor auf ihrem Landsitz Hyde Park am Hudson hohen Besuch: Als erste britische Monarchen überhaupt beehren King George VI und seine Gemahlin Queen Elizabeth die USA mit einer geschichtsträchtigen Stippvisite. Und noch ein weiterer Gast weilt an diesem Wochenende auf dem Familien- A anwesen der Roosevelts: Margaret ‚Daisy‘ Suckley, eine entfernte Cousine des Präsidenten, mit der er eine Liebesaffäre unterhält. Es bahnt sich ein stürmisches Wochenende mit allerhand Heimlichtuereien, verkrampften Picknicks, politischen Differenzen, Hot Dogs, britischem High-End-Snobismus und nächtlichen Eskapaden an, das die Befürchtungen aller Beteiligten weit übertreffen wird und am Ende doch die beiden Nationen näher aneinander rücken lässt… PRESSENOTIZ ine junge Frau erlebt, wie ein Präsident im Rollstuhl auf einen stotternden König trifft – und kann an einem einzigen Juniwochenende lernen, wie man Weltgeschichte schreibt – muss aber auch erkennen, dass ihre Beziehung zu Franklin nicht weniger kompliziert ist, als die Wirren der internationalen Diplomatie. Zusammen mit einem großartigen Ensemble, angeführt von Bill Murray und Laura Linney, verwandeln die Protagonisten einen historischen Moment in eine Geschichte über Menschen, die durch ihre Gefühle und Gebrechen bestimmt werden, aber dank ihres Mutes und ihrer Leidenschaft Großes bewegen, selbst wenn in ihrem Privatleben nicht immer alles so geradlinig läuft, wie es die Geschichtsbücher später wiedergeben. Bill Murray spielt Franklin Delano Roosevelt, der im Laufe von vier Amtsperioden gegen die Folgen der Großen Depression von 1929, Polio und den Expansionsdrang Adolf Hitlers ankämpfte – und aus all diesen Konflikten siegreich hervorging. Laura Linney ist Margaret ‚Daisy‘ Suckley, seine Cousine fünf- E ten Grades und heimliche Geliebte. Margaret Suckley wurde 100 Jahre alt. Erst als man nach ihrem Tode im Jahr 1991 eine Kiste mit Briefen und Tagebüchern unter ihrem Bett fand, war ihre ganz besondere Beziehung zum Präsidenten fortan kein Geheimnis mehr. Inspiriert von ihren Tagebüchern wirft NOTTING HILL-Regisseur Roger Michell mit tatkräftiger Unterstützung seiner hochkarätigen Darsteller einen höchst amüsanten Blick hinter die Kulissen der Weltgeschichte. HYDE PARK AM HUDSON ist eine hinreißende Komödie mit einem herausragenden Bill Murray in oscarverdächtiger Höchstform. 5 bezogen wird und fast täglich mit Eleanor zusammentrifft – die allerdings von der Affäre nichts mitzubekommen scheint oder sie geflissentlich ignoriert. Mit der Zeit wird aber auch das zur Routine. Eines Tages zeigt Franklin ihr Top Cottage, ein kleines Landhaus, das er gebaut hat, um dort nach seiner Präsidentschaft Kriminalromane zu schreiben. Er habe dieses Haus für sie gebaut, sagt Franklin – und gibt Daisy damit Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft jenseits von versteckten Tête-à-Têtes. Inzwischen bahnt sich hoher Besuch an: der König (Samuel West) und die Königin von England (Olivia Colman) kommen nach Hyde Park, um für Amerikas Unterstützung für Englands bevorstehenden Krieg mit Deutschland zu werben. Dies ist kein einfaches Unterfangen, denn obwohl Roosevelt dem Ansinnen positiv gegenübersteht, möchten die meisten Amerikaner in diesem Streit neutral bleiben und nicht wieder in einen von Europa ausgehenden Weltkrieg hineingezogen werden. King George, der auch Bertie genannt wird, und Queen Elizabeth wissen, welche Verantwortung auf ihnen lastet, scheinen aber nicht die geringste Ahnung zu haben, wie sie die Amerikaner auf ihre Seite ziehen können. Den Menschenmengen freundlich zuzuwinken, mag zwar im eigenen Land oder vielleicht noch in amerikanischen Großstädten funktionieren – im ländlichen Teil des Staates New York zeigen LANGINHALT aisy Suckley (Laura Linney), eine entfernte Cousine des Präsidenten Franklin Delano Roosevelt (Bill Murray), wird eines Tages gebeten, ihm einen Besuch auf dessen Familienanwesen, Hyde Park am Hudson, abzustatten. Es ist eine ungewöhnliche Bitte, da sich beide nicht besonders gut kennen – aber Daisy, die ihr Leben damit verbringt, sich um ihre alte Tante zu kümmern, freut sich über die Ablenkung. D Franklin, der aufgrund einer Erkrankung an Polio (Kinderlähmung) an den Rollstuhl gefesselt ist und mit Hilfe von Beinschienen gerade mal ein paar Schritte gehen kann, geht es nicht anders: die Nachwirkungen der großen Depression im eigenen Land und die unsichere politische Lage in Europa lasten auf ihm, und er ist dankbar für Daisys Gesellschaft. Schon bald ist Daisy ein regelmäßiger Gast in Hyde Park und sie und Franklin unternehmen viele Fahrten durch die umliegende Landschaft – in einem Cabriolet, dass er so hat umrüsten lassen, dass er es auch ohne den Gebrauch seiner Beine fahren kann, aber stets von einer Secret-Service-Eskorte begleitet. 6 Diese kleinen Trips sind die ideale Erholung für Roosevelt, der sich selbst in Hyde Park, wo er eigentlich Abstand vom Weißen Haus gewinnen wollte, mit ausländischen Delegationen einschließlich einer deutschen Blasmusikkapelle, seiner Ehefrau Eleanor (Olivia Williams) und seiner dominanten Mutter (Elizabeth Wilson) herumschlagen muss. Auf einem dieser Ausflüge winkt Franklin seine Polizeieskorte dezent zurück und fährt mit Daisy durch die Felder auf einen malerischen Hügel, den beide nach diesem Nachmittag nur noch als „unseren Hügel“ bezeichnen werden. Die inzwischen enge Freundschaft der beiden ist an einem Punkt angekommen, an dem ein weiterer Schritt unausweichlich scheint – und während Franklin sich gelassen zurücklehnt, tut Daisy ihr Bestes, um ihm die ultimative Entspannung zu verschaffen. Die veränderte Dynamik ihrer Beziehung scheint dem weltgewandten Franklin wenig auszumachen, Daisy fällt es aber nicht leicht, diese intimen Momente mit dem Alltag in Hyde Park zu verbinden – insbesondere, weil sie inzwischen auch offiziell immer mehr in Franklin D. Roosevelts Leben ein- 7 sich die Leute aber recht unbeeindruckt von dem seltsam gekleideten Paar in der Nobelkarosse, dass da wild mit den Händen fuchtelt. In Hyde Park werden sie von Roosevelt empfangen, der inmitten von Freunden und ausgewählten Dienstboten auf einem Stuhl vor dem Eingang sitzt und ihnen die Hand schüttelt – nur um sich dann, während die Delegation das Haus betritt, durch einen Nebeneingang in sein Arbeitszimmer tragen zu lassen. Den Monarchen scheint all dies sehr befremdlich – und sie sind nicht sicher, ob man sich nicht über sie lustig machen will: schließlich hat Eleanor die Königin gleich nach ihrer Begegnung gebeten, sie mit Elizabeth ansprechen zu dürfen. Auch die Speisen des geplanten Picknicks scheinen nicht gerade sehr diplomatisch gewählt zu sein: als Hauptgang soll es uramerikanische Hot Dogs geben. Daisy darf an diesem Abend nicht bei dem großen Dinner dabei sein und fühlt sich ausgeschossen, lässt sich dies aber vor den Dienstboten nicht anmerken. Zum ersten Mal wird ihr klar, dass sie – im Gegensatz zu Eleanor und Roosevelts Sekretärin Missy (Elizabeth Marvel) – nicht zum inneren Kreis gehört und als sie erfährt, dass Franklin an dem Abend keine Zeit für sie haben wird, fährt sie resigniert nach Hause. Nach dem Dinner, bei dem sich Pleiten, Pech und Pannen in einem weit gezogenen Rahmen halten, lässt sich Franklin von Bertie in sein Arbeitszimmer schieben, um dort ein Gespräch unter Männern zu führen. Sie finden sehr schnell einen gemeinsamen Nenner: „Wir glauben, sie sähen unsere Schwächen, aber die wollen sie gar nicht sehen, wenn sie auf uns schauen“, erklärt der Präsident dem unpopulären König, der von Kindeszeiten an stottert und dadurch trotz seines Titels über mangelndes Selbstvertrauen verfügt. Es ist ein Moment, in dem sie sich als Alliierte und Freunde annähern, und als Bertie in dieser Nacht ins Schlafzimmer seiner Frau kommt, ist er leicht beschwipst, aber überglücklich: Amerika könne unter Umständen überredet werden, England im Krieg gegen die Nazis zu unterstützen. Daisy, die von all dem nichts mitbekommen hat, kann nicht schlafen und fährt zu Top Cottage, dem einen Ort, an dem sie Franklin nahe sein kann, ohne wirklich in seiner Nähe zu sein. Als sie die Veranda betritt, wird sie aber von Secret Service Beamten gestellt. Franklin ist tatsächlich dort und er ist nicht allein: seine Sekretärin Missy ist bei ihm und offensichtlich nicht zum Diktat, zumindest nicht im üblichen Sinne. Daisy rennt zu ihrem Auto, doch als sie losfahren will, bemerkt sie plötzlich Missy auf dem Beifahrersitz. Sie erklärt Daisy, dass sie nicht die einzige Frau in Franklins Leben sei und dass das Versprechen eines gemeinsamen Lebens in Top Cottage auch schon mehreren Frauen gemacht wurde. Im Morgengrauen, zurück in Hyde Park, erstattet Missy Franklin Bericht: die Situation ist unter Kontrolle. Von ihrem Fenster aus verfolgen der König und die Königin diese Szene. Obwohl sie nicht hören können, was gesagt wird, verstehen sie durchaus, worum es geht. Als Franklin sie entdeckt, lädt er den König spontan zum Schwimmen ein. Ein ungewöhnlicher Zeitvertreib bei einem diplomatischen Besuch, aber ein weiteres Ereignis, das ihr gegenseitiges Vertrauen stärkt. Hintergrund schaut sie sich die Feierlichkeiten an, aber Franklin möchte, dass sie sich zu den Ehrengästen auf die Veranda setzt und Daisy gibt schließlich nach. Und so wird Daisy Zeugin, wie der König von England – die britische Contenance vernachlässigend – genüsslich in einen Hot Dog beißt. Eigentlich ein trivialer Moment, der aber von einem Blitzlichtgewitter begleitet wird, als die versammelten Fotografen ihn für die Nachwelt bannt. Es ist ein sehr symbolträchtiges Bild, das mehr aussagen wird, als tausend Worte. Es zeigt, dass ein britischer Monarch bereit ist, Amerika, seine Bürger und deren kulinarische Vorlieben zu akzeptieren. Franklin D. Roosevelt hat all dies bis ins kleinste Detail so geplant. Und es ist diese Seite von ihm, die es Daisy erlaubt, ihn so zu nehmen, wie er ist. Von diesem Punkt an werden sie sich noch oft sehen. Da er keine weiteren Versprechen machen wird, wird er auch keine Versprechen mehr brechen. Daisy hat nach den Ereignissen der letzten Nacht kein Interesse daran, zum Picknick zu gehen und tut dies nur, weil ihre Tante sich darauf so gefreut hat. Von einem Tisch im 8 9 FRANKLIN DELANO ROOSEVELT – EINE KURZBIOGRAFIE an sagt, dass jedes Kind in Amerika in dem Glauben aufwachsen soll, eines Tages Präsident der Vereinigten Staaten werden zu können. Franklin D. Roosevelt startete mit einem gewissen Vorsprung: er wurde in eine reiche Familie geboren und sein Cousin fünften Grades, Theodore „Teddy“ Roosevelt, hatte bereits den obersten Posten im Land von 1901 bis 1908 bekleidet – allerdings anfangs nur, weil Präsident William McKinley von einem Anarchisten erschossen wurde und Teddy als Vizepräsident verfassungsgemäß nachrücken durfte. Als Hitlers Kriegsmaschine drohte, den europäischen Kontinent zu verschlingen, setzte Roosevelt sich gegen vorherrschende isolationistische Tendenzen im eigenen Land durch: Obwohl der Angriff auf Pearl Harbor und der resultierende Krieg gegen Japan einen großen Teil der amerikanischen Truppen und Ressourcen im Pazifik erforderte, blieb Franklin D. Roosevelt bei seinen Zusagen an die europäischen Alliierten und einigte sich 1943 mit Winston Churchill darauf, eine bedingungslose militärische Kapitulation des Deutschen Reiches zu fordern. Dies soll aber nicht heißen, dass der politische Karriereweg des jungen Roosevelt einfach war. Im Gegensatz zu dem Republikaner Theodore, kam Franklin aus einer Familie von Demokraten, einer Partei, die seit 1892 keinen Wahlkampf um die Präsidentschaft mehr gewonnen hatte und der besonders in Großstätten ein enormes Maß an Korruption nachgesagt wurde. Am 12. April 1945 starb Franklin Delano Roosevelt in seinem Haus im Kurort Warm Springs in Georgia an einem Schlaganfall. Er wurde am 15. April im Garten seines Anwesens in Hyde Park, New York, begraben. M Durch seine Politik des „New Deal“, einer Reihe von einschneidenden Reformen im Wirtschafts- und Sozialsystem der USA, brachte er die Konjunktur nach der großen Depression wieder in Schwung, schuf aber auch bleibende Institutionen, wie das erste öffentliche Rentensystem des Landes (Social Security). 10 30. Januar 1882 Franklin Delano Roosevelt wird in Hyde Park im Staate New York geboren. 17. März 1905 Er heiratet Eleanor Roosevelt, eine Cousine fünften Grades. 1910 Franklin D. Roosevelt wird in den Senat des Staates New York gewählt. 1913 Franklin D. Roosevelt wird von Präsident Woodrow Wilson zum Ministerialdirektor der Navy ernannt. 1920 Er kandidiert als Vizepräsident mit dem Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, James Cox. Der Republikaner Warren Harding gewinnt die Wahl. Dies schreckte Franklin D. Roosevelt allerdings nicht ab, der sich nach einem kurzen Jurastudium und noch viel kürzerem Ausflug in die Arbeitswelt, darauf konzentrierte, eine politische Karriere zu verfolgen, die ihn 1933 ins Weiße Haus bringen sollte. Doch bis es soweit kommen konnte, musste Roosevelt noch einige Rückschläge einstecken. Der schwerste von ihnen war nicht politischer, sondern gesundheitlicher Natur: 1921 erkrankte er im Urlaub an Polio (Kinderlähmung) und war von diesem Zeitpunkt an auf Krücken und einen Rollstuhl angewiesen, eine Tatsache, die er vor der amerikanischen Öffentlichkeit verbergen musste, weil die wohl kaum einen Mann mit Handicap zum Präsidenten gewählt hätte. Ihm gelang dies, indem er Beinschieben anfertigen ließ und lernte, kurze Distanzen zu gehen. Im Laufe seines Lebens sollte er Herr über einen Großteil der Symptome seiner Krankheit (bei der es sich auch um das Guillain–Barré Syndrom gehandelt haben kann) werden. FRANKLIN DELANO ROOSEVELT – EINE KURZE CHRONOLOGIE 1921 Franklin D. Roosevelt erkrankt während seines Urlaubs an Polio. Quellen: „Traitor to His Class: The Privileged Life and Radical Presidency of Franklin Delano Roosevelt“, H.W. Brands Franklin D. Roosevelt Presidential Library and Museum (http://www.Franklin D. Rooseveltlibrary.marist.edu/) 1928 Franklin D. Roosevelt wird zum Gouverneur des Staates New York ernannt. 1935 Führt Roosevelt das erste US-amerikanische öffentliche Rentensystem – bekannt als Social Security – ein, das auch bedürftige Familien mit minderjährigen Kindern einschließt. 1936 Wird Roosevelt für eine zweite Amtsperiode wiedergewählt. 11. Juni 1939 Picknick für den König und die Königin von England in Hyde Park am Hudson. 1. September 1939 Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bleibt Amerika zwar neutral, Roosevelt versorgt Amerikas Alliierte aber mit Hilfsgütern. 1940 Franklin D. Roosevelt wird als erster Präsident für eine dritte Amtszeit gewählt. 7. Dezember 1941 Japanische Flugzeuge greifen den Truppenstützpunkt Pearl Harbor an. Einen Tag später erklären die USA Japan den Krieg, am 11. Dezember folgt die Kriegserklärung an Deutschland und Italien. 1930 Franklin D. Roosevelt wird als Gouverneur wiedergewählt. Beginnt seine Präsidentschaftskampagne. 1942 Franklin D. Roosevelt legt den Grundstein für die UNO durch die Gründung einer „großen Allianz“ der alliierten Mächte. 1932 Franklin D. Roosevelt schlägt den Republikaner Hoover mit sieben Millionen Stimmen. 1944 Franklin D. Roosevelt wird für eine vierte Amtsperiode gewählt. 1933 Franklin D. Roosevelt wird eingeschworen und reformiert die durch die große Depression angeschlagene US-Wirtschaft. Er setzt vor allem auf Wirtschaftsaufbau-Programme sowie Programme zum Schutz von sozial schwächeren Bürgern. 12. April 1945 Franklin D. Roosevelt stirbt an einem Schlaganfall im Kurort Warm Springs, Georgia. 11 PRODUKTIONSNOTIZEN gab Franklin D. Roosevelt England Hoffnung in einer Situation, die damals sicherlich hoffnungslos schien. Viele dort hätten einen Frieden mit Hitler als die einzig vernünftige Möglichkeit angesehen, einer kompletten Invasion zu entgehen. Das Wochenende in Hyde Park am Hudson, zwölf Wochen vor dem Ausbruch des Krieges und das Thema unseres Films, ist meiner Meinung nach ein noch größerer historischer Wendepunkt: ein Moment, in dem selbst die kleinste Geste das größte Echo hervorrief. Wie in der Katastrophentheorie, die postuliert, dass die schlagenden Flügel eines Schmetterlings einen mächtigen Sturm auslösen können, wird hier ein Biss in einen Hot Dog (ironischerweise ein Der Regisseur über Franklin D. Roosevelt Nachdem ich diesen Film beendet hatte, nahm ich wieder einmal die teegefleckte Kopie meines Vaters von William L. Shirers „Berliner Tagebuch“ zur Hand. Shirer war ein amerikanischer Journalist, der einen großen Teil des zweiten Weltkriegs heroisch von Berlin aus berichtete. In dem Eintrag vom 20. Juli 1940 redet er davon, dass Franklin D. Roosevelt in Chicago für eine dritte Amtszeit nominiert wurde – ein Ereignis, dass laut der Nazipresse durch Methoden erreicht wurde, die „von allen Augenzeugen aufs Schärfste verurteilt wurden”. Er fährt fort: „Hitler hat Angst vor Roosevelt. Er beginnt gerade erst, zu verstehen, dass Roosevelts Unterstützung von Großbritannien einer der Gründe ist, dass die Briten sein Friedensangebot ablehnen.“ Shirer zitiert dann die folgende Passage aus der Frankfurter Zeitung: „Roosevelt ist der Vater der englischen Illusionen über diesen Krieg. Es kann sein, dass Roosevelts unlauteren Taktiken zu viel für die Amerikaner sind und sie ihn nicht wiederwählen werden. Es kann sein, dass – sollte er wiedergewählt werden – er sich an das Nichtinterventionsprogramm seiner Partei hält. Aber es ist auch klar, dass er, auch wenn er nicht mit seiner Kriegsflotte oder Armee intervenieren wird, dies durch Reden, Intrigen und mächtige Propaganda tun wird, die er in den Dienst der Briten stellt.“ Dadurch, dass er bewusst gegen die unmittelbaren Interessen seiner Partei anging und gegen den damaligen Trend zum Isolationismus oder Schlimmeren in seiner eigenen Wählerschaft, 12 Notizen des Drehbuchautors zu Daisy Das Haus war dem Hudson River zugewandt und sah aus, als würde es aus einem Märchen stammen. Einem sehr düsteren Märchen. Es war ziemlich heruntergekommen und die Farbe abgeblättert. Wilderstein, wie das Haus der Suckley Familie seit mindestens zwei Generationen hieß, könnte durchaus als Symbol für das vornehme Verarmen in Amerika durchgehen, dachte ich mir. Mein Freund gab mir eine kleine Führung durch das Erdgeschoss. Als wir das Wohnzimmer mit seinen sich ablösenden Tapeten, durchgesessenen Sofas und abgetretenen Orientteppichen durchquerten, sah ich Daisy Suckley, die Heldin unseres Films, zum ersten und einzigen Mal. Sie saß allein, las die Zeitung und schien uns noch nicht einmal wahrzunehmen. Kurz darauf verstarb sie im Alter von einhundert Jahren. aber es ist nur ein Teil des Erbes, das Daisy uns hinterließ. Der andere Teil fand sich nach ihrem Tod in einem kleinen Koffer unter ihrem Bett. Es handelte sich um intime Briefe an und von ihrem Cousin fünften Grades, Franklin D. Roosevelt, und um ihre Tagebücher, in denen sie die Details ihrer Beziehung festgehalten hatte. Einer Beziehung, die bis zu ihrem Tode geheim blieb. Die Briefe waren unvollständig und aus den Tagebüchern fehlten ebenfalls Seiten – vielleicht wurden sie verbrannt – aber was blieb, zeichnete ein reichhaltiges und bewegendes Portrait einer Liebesgeschichte zwischen einer Frau, die sich selbst als „Teil des Mobiliars“ sah und einem der größten, mächtigsten und charismatischen Männer des 20. Jahrhunderts. Beim Lesen dieser Briefe und Tagebucheinträge öffnet sich ein Fenster in eine Welt, die man sich bislang nur ausmalen konnte, eine Welt hinter der Fassade einer Präsidentschaft, in der alle konspirierten, um die Schwächen und Gebrechen ihres Oberhauptes zu verbergen. Daisy, soviel scheint inzwischen klar, war die einzige Person, in deren Gegenwart Franklin D. Roosevelt sich entspannen konnte. Mit ihr konnte er die Welt, seinen Job und seine Probleme vergessen und einfach nur er selbst sein. Es ist sicher kein Zufall, dass die einzigen existierenden Fotos von Roosevelt in seinem Rollstuhl von Daisy Suckley aufgenommen wurden. Aus Wilderstein ist inzwischen ein öffentlicher Park geworden und das Haus wird in seinem alten Glanz wiederhergestellt, Die Entdeckung dieser Briefe und Tagebücher gab den Anstoß zum Film HYDE PARK AM HUDSON. Ein einziger In den späten 80er Jahren bekam ich die Einladung eines Freundes, ein Anwesen in meiner Heimatstadt Rhinebeck im Staate New York zu besuchen, das lange Zeit in Privatbesitz war. Es war vor kurzem von seiner betagten Besitzerin an eine wohltätige Stiftung überschrieben worden, mit der Bedingung, dass sie den Rest ihres Lebens dort verbringen dürfe. Frankfurter Würstchen) zum Vorläufer von Omaha Beach (wichtiger Landepunkt von US-Truppen bei der Invasion der Normandie) und dem Sieg der Alliierten in Europa. Richard Nelsons großartiges Drehbuch stellt das Öffentliche und das Private, das Häusliche und das Epische, feinfühlig nebeneinander. Der Sog der Ereignisse und die Überzeugungskraft starker Persönlichkeiten konkurrieren um das Rad der Geschichte. Mein Vater flog Lancaster-Bomber über Berlin, wurde abgeschossen und in Kriegsgefangenschaft genommen. Er ist schon lange von uns gegangen. Ich lege seine Kopie des Shirer Tagebuchs wieder ins Regal und fühle, wie das Echo des für den König von England veranstalteten Picknicks immer noch um mich herum vibriert. Roger Michell London, Großbritannien Juni 2012 13 Tagebucheintrag lieferte die Story für den Film: Daisy schreibt 1939 von dem Besuch des Königs und der Königin von England in Roosevelts Privatresidenz Hyde Park. Dies war der erste Besuch eines regierenden britischen Monarchen in der westlichen Hemisphäre. Daisy schreibt davon, wie aufregend es war, als Gast bei der Veranstaltung zugegen zu sein, die andere später als das „Hot Dog Picknick“ bezeichnen würden. Im Juni 1939 stand England kurz vor dem Krieg mit Deutschland und brauchte dringend die Unterstützung Amerikas. Um diese zu gewinnen, reisten der König und die Königin in die USA. Roosevelt wollte ihnen helfen, aber ein Großteil der Amerikaner wollte nicht in einen weiteren europäischen Krieg hineingezogen werden. Georg VI, der unerfahrene König-wider-Willen musste Amerika zeigen, dass er das Land und seine Leute schätze und respektierte. Das war seine Mission. Und Franklin Roosevelt gab ihm eine Gelegenheit, dies zu tun – indem er ihm einen Hot Dog servierte. Letztlich ist HYDE PARK AM HUDSON auch eine persönliche Geschichte für mich. Seit über 30 Jahren lebe ich mit meiner Familie in Daisys Heimatstadt Rhinebeck. Obwohl dies eine Geschichte ist, die weltweite Auswirkungen hatte und die von großen historischen Persönlichkeiten handelt, geht es auch um eine Frau aus meinem Ort, eine Frau, die ich einst auf ihrem Sofa sitzen sah. Ich hatte die Möglichkeit, die Welt öffentlich und privat durch ihre unschuldigen Augen zu sehen. Richard Nelson Rhinebeck, New York Juni 2012 Topographie und Wissenswertes Hyde Park wurde im 18. Jahrhundert besiedelt und liegt ca. 145 km nördlich von New York City, in der Gemeinde Dutchess County, am Hudson River. Das größte Kino der Stadt trägt den Namen Hyde Park Roosevelt Cinemas und die Schule ist die Franklin Delano Roosevelt High School. Beide wurden nach dem berühmtesten Bürger der Stadt benannt, der auf dem Anwesen der Familie im Jahre 1882 das Licht der Welt erblickte. Vor den Dreharbeiten zu HYDE PARK AM HUDSON betrieb Regisseur und Produzent Roger Michell akribische Recherchen in der auf dem Gelände gelegenen Museumsbibliothek. Auch die Stars Bill Murray, Laura Linney und der Drehbuchautor Richard Nelson verbrachten dort viel Zeit, wanderten über das Gelände und durchstöberten sämtliche Gebäude. Auf der Veranda von einem dieser Cottages wurde im Juni 1939 ein Picknick zu Ehren des Königs und der Königin von England abgehalten. Auf der Speisekarte standen grüner Salat, Erdbeerkuchen und Hot Dogs. Das Roosevelt-Anwesen wird oft als Hyde Park am Hudson bezeichnet, während das von vielen kleinen Cottages umgebene Haupthaus Springwood heißt. Roosevelts Frau Eleanor wandelte ein kleines Landhaus auf dem Gelände in ein Atelier um, in der Künstler und Handwerker Interessierte in kunsthandwerklichen Berufen unterrichteten. Franklin Roosevelt war von dem Konzept so beeindruckt, dass er es in seinem Wirtschaftsaufbau-Programm aufnahm. Diese zwei Geschichten, die Affäre mit Daisy und das Wochenende mit dem Königspaar, sind Dreh- und Angelpunkt des Films. Während meiner Arbeit am Drehbuch verflochten sie sich und kommentierten einander: eine Frau entdeckt die schmerzhafte Wahrheit, die sich hinter dem weltberühmten Image ihres Liebhabers verbirgt, während ein König lernt, seine Unsicherheit zu verbergen und Selbstsicherheit auszustrahlen. So konnte ich eine öffentlichen Fassade erforschen, die notwendig war, um ein Land zu retten und gleichzeitig dem Gedanken folgen, dass der Mann, den man liebt, nicht immer der Mann ist, den man in ihm sieht. 14 15 KOMMENTARE VON BESETZUNG UND STAB Die Schauspieler über Franklin D. Roosevelt Bill Murray (Schauspieler, Franklin D. Roosevelt): Roosevelt ist der beeindruckendste Charakter, den ich jemals spielen durfte. Und diese Geschichte, von der ich bislang noch nichts gehört hatte, zeigt seine persönliche Seite. Nachdem ich das Drehbuch las, habe ich gleich Regisseur Roger Michell angerufen und wir haben uns viele weitere Male am Telefon unterhalten. Dann sagte er: „Ich komme Dich in Amerika besuchen“ und wir gingen am Strand entlang und unterhielten uns darüber, was wir mit dieser Geschichte alles machen können. Elizabeth Marvel (Schauspielerin, Roosevelts Sekretärin): Wir haben nicht versucht, die historische Geschichte nachzuspielen. Es ging darum, die menschlichen Seiten der Politik zu zeigen. Samuel West (Schauspieler, König von England): Oder, zu zeigen, wie diese Personen des öffentlichen Lebens im Privatleben waren. Machen Könige und Präsidenten keine Fehler oder feiern kleine Siege genau wie wir auch? Ob nun auf Dinner Partys oder im Schlafzimmer. Olivia Williams (Schauspielerin, Eleanor Roosevelt): Dies soll eine aufschlussreiche, liebevoll erzählte Geschichte sein und kein Versuch, dreckige Wäsche in der Öffentlichkeit zu waschen. In den letzten Jahren sind einige Tatsachen über das Privatleben beider Staatsoberhäupter ans Licht gekommen und ich denke, das Publikum wird sich dafür interessieren. Richard packt hier großes Weltgeschehen in den Kontext eines Wochenendes auf dem Lande und scheut nicht davor zurück, menschliche Unbeholfenheit zu zeigen. Er hat Ikonen des 20ten Jahrhunderts in dreidimensionale Charaktere verwandelt und erforscht ihren politischen Einfluss. Elizabeth Wilson (Schauspielerin, Roosevelts Mutter): Ich war begeistert, als Roger mir diese Rolle anbot, weil ich in Michigan in den 30ern aufgewachsen bin und ein großer Fan von Franklin Roosevelt war. Ich wuchs in einer Familie von Republikanern auf, aber als Roosevelt Präsident wurde, war ich genauso hingerissen von ihm, wie meine Freunde und der größte Teil meiner Familie. Wir wurden zu Demokraten. König war dafür empfänglich, weil sein eigener Vater sich kaum um ihn gekümmert hatte. Laura Linney (Schauspielerin, Daisy): Es war das erste Mal, dass amtierende britische Monarchen amerikanischen Boden betraten. Wenn man die Vorgeschichte beider Länder bedenkt, war das eine große Sache. Elizabeth Marvel: Zu diesem Treffen kam es nur durch großen gemeinsamen Aufwand. Nur nach langer Korrespondenz und diplomatische Anstrengungen konnte diese Brücke zwischen den beiden Nationen gebaut werden. Laura Linney: Es war kein günstiger Zeitpunkt für den Besuch des Königspaares in Amerika, denn es gab starke antibritische Tendenzen in den USA. sich anstarren und berühren zu lassen. Sie mussten die Amerikaner überzeugen, mit ihnen in den Krieg zu ziehen, aber so tun, als seien sie nur nette Nachbarn, die sich eine Tasse Zucker borgen wollen. Sie veränderten das Bild, das die Amerikaner von der königlichen Familie hatte. Olivia Colman (Schauspielerin, Königin Elizabeth): Samuel und ich haben darüber geredet, dass der König und die Königin ein junges Ehepaar waren, das unter einem enormen Druck stand, die Amerikaner für sich zu gewinnen. Samuel West: Wir glauben an Amerika als einen Ort, an dem man sich neu erfinden kann. Bertie und Elizabeth kamen siegreich nach England zurück. Ich glaube, dass Bertie endlich aus dem Schatten seines Vaters heraustrat und Elizabeth lernte, dass sie sehr gut in informellen Gesprächen war, was die Amerikaner lieben. Samuel West: Sie machten den Fehler, ihre Kritiken vor der Uraufführung zu lesen. Ein Präsident im Rollstuhl Olivia Colman: Elizabeth musste sich mit gemeinen Kommentaren herumschlagen, in denen sie sehr unvorteilhaft mit Wallis Simpson verglichen wurde, für die König Edward VIII den Thron aufgegeben hatte. Sie hatte extra vorher an Gewicht verloren, und nun waren alle Augen auf die beiden gerichtet. Nicht nur in ihrem eigenen Land, sondern auch in der amerikanischen Öffentlichkeit. Samuel West: Diese beiden hatten jahrelang gedacht, dass sie niemals König oder Königin sein würden. Hätte Edward nicht abdanken müssen, wäre es auch so gekommen. Aber nun stand Bertie mit dem Rücken zur Wand. Einer der Gründe, warum er den Namen König George annahm war, dass er sich nach seinem Großvater nennen wollte, um eine gewisse Kontinuität zu wah- 16 Bill Murray: Es war mutig vom König und der Königin, sich der Gnade der amerikanischen Öffentlichkeit auszusetzen, Samuel West: Sie hatten zwei Jahrhunderte zuvor dieses kleine Problem mit der entfernten Kolonie und seitdem war niemand mehr offiziell zu Besuch. Aber nun stand ein zweiter Weltkrieg bevor und Großbritannien musste erfahren, ob Amerika auf seiner Seite sein würde. Die Monarchen besuchen Hyde Park am Hudson David Aukin (Produzent): Zwischen Bertie (George VI, dem König von England) und Roosevelt entstand eine politische Beziehung – aber auch eine emotionale. Roosevelt war der Ältere und behandelte den König fast wie einen Sohn. Der ren. Er erzählte damals Winston Churchill, er hoffe, lang genug zu regieren, um alles wieder zu richten. Diese Reise war wichtig für das Land, aber auch für die Institution der Monarchie. Kevin Loader (Produzent): Um das physische Portrait von Franklin D. Roosevelt zu vervollständigen, kam Bill schon etwas früher an den Drehort nach England und traf sich mit Experten von der British Polio Society. Ein Physiotherapeut fertigte Beinschienen für ihn an und brachte ihm bei, wie man mit ihnen läuft. Bill Murray: Meine Schwester hatte Polio und musste während unserer Kindheit Beinschienen tragen. Sie hatte das, was man als Polio-Nachwirkungen bezeichnet, die eigentlich erst im späten Alter auftreten. Es ist außergewöhnlich, dass Franklin D. Roosevelts Willen so stark war, dass er sich später darüber hinwegsetzen konnte. Man sah ihn nie im Selbstmitleid ergehen. 17 Simon Bowles (Ausstattung): Wir wollten den Rollstuhl, den Roosevelt benutzt hat, nachbauen, haben aber herausfinden müssen, dass er eine ganze Reihe davon hatte. Wir haben uns dann entschlossen, den Rollstuhl, der heute in Hyde Park neben seinem Schreibtisch steht, als Vorlage zu nehmen. Man würde denken, dass es einfach ist, einen zu bauen, aber nein: Die Räder mussten in Holland hergestellt werden und wir zersägten einen speziell angefertigten Küchenstuhl, damit sie an die Seiten passten. Die Metallstruktur darunter musste auch komplett neu gebaut werden. Wir mussten dann entscheiden, welche Art von Eichenholz es sein sollte, in welcher Farbe wir es beizen mussten und ob die Schrauben und Bolzen authentisch waren. Bill Murray: Die körperliche Konstitution Roosevelts war ein wichtiger Aspekt. Ich hörte mir außerdem seine Stimme an, seine Aussprache. Er war ein Mann, der in New York City, in Hyde Park und auf der Insel Campobello aufwuchs, die jenseits von USA und Kanada liegt. Er reiste nach England, ging in Groton, Connecticut, zur Schule. Es gab also eine Menge Einflüsse auf seinen Akzent, dennoch war seine Stimme sehr deutlich. Dinah Collin (Kostüm): Ich habe mich zum ersten Mal mit Bill Murray in Boston getroffen, wo er gerade MOONRISE KINGDOM drehte. Bei der Anprobe redeten wir darüber, dass Präsident Roosevelt einen kräftigen Oberkörper hatte, weil er krankheitsbedingt dort sehr muskulös war. Bill Murray: Er baute seinen Oberkörper auf. Er trainierte seine Unterleibsmuskulatur, die erschlafft war und schaffte es, die obere Hüfthälfte und die obere Beinmuskulatur wieder zu bewegen. reden. Wenn er aber mit jemandem zusammen ist, den er mag und dem er vertraut, stottert er weniger. Bill Murray: Wenn man über die Hintergrundgeschichte von Bertie und Elizabeth nachliest, kommt man zu dem Schluss, dass sie sich sehr geliebt haben. König und Präsident Samuel West: Er respektierte sie und sie gab ihm Selbstvertrauen. Andere Männer wollten Elizabeth heiraten, aber zu Bertie hat sie „Ja“ gesagt. Ich denke, dass sie und die Kinder, die sie großgezogen haben, den Anfang der königlichen Familie als Familie darstellten und nicht als Aushängeschilder oder Statussymbole. Olivia Colman: Während des Zweiten Weltkriegs blieben der König und die Königin auch während der Bombardements im Palast und gingen dann ins Arbeiterviertel nach East End, um Hände zu schütteln. Sie waren auf Augenhöhe mit ihrem Volk und das hatten sie mit Roosevelt gemeinsam. Bill Murray: Wenn Franklin Roosevelt eine Entscheidung traf, veränderte sie das Leben von Millionen von Menschen. In seiner Führungsposition musste er in Bezug auf Europa zwischen Mitwirkung und Zurückhaltung entscheiden und gleichzeitig die amerikanische Wirtschaft nach der Depression wieder aufbauen. Er balancierte zwischen wirtschaftlicher und militärischer Verantwortung. Er wusste, wann Kompromisse geschlossen werden mussten und wann er nicht klein beigeben durfte. Bill Murray: Nach den Dreharbeiten fuhr ich in London an der US-Botschaft vorbei, wo eine große Statue von Roosevelt steht, die ein Jahr nach seinem Tode eingeweiht wurde. Er steht da in einem Navy Cape und sieht so aus, wie der beste Freund, den England jemals hatte. Margaret „Daisy“ Suckley – das Mauerblümchen Olivia Colman: Daisy ist das Herz des Films. Laura zeigt den Schmerz in Daisys Augen, aber auch die Bewunderung. Laura Linney: Richard weiß, wie man für Schauspieler schreibt. Die Geschichte erforscht, wie Leute mit Ruhm und Macht umgehen. Was ist die Psychologie des Berühmtseins? Wie bestimmt sie das tägliche Leben von Menschen, ihre Entscheidungen, die Art und Weise, wie sie andere behandeln? Im Film ist Daisy oft sehr still. In gewisser Weise ist sie wie Alice im Wunderland. Sie wird in eine Welt großer Persönlichkeiten hinein geschleudert und beobachtet sie. Morag Ross (Make-Up): Laura sieht ein wenig flotter aus, als Daisy. Unsere Daisy ist lebendiger, während die echte Daisy immer sehr formell aussah. Elizabeth Marvel: Wir haben alle unsere Charaktere recherchiert, aber Laura war am besten vorbereitet. Laura Linney: 1939 hatte Daisys Familie einen Großteil ihres Geldes verloren. Ihr Vater war verstorben und sie hatte eine Reihe von Geschwistern und war plötzlich für die Familie verantwortlich. Daisy zog zu ihrer Tante, Mrs. Woodbury Langdon, Laura Linney: Meine Lieblingsszenen im Film sind die zwischen Bill Murray und Samuel West als Franklin D. Roosevelt und der König. Samuel West: Eine lange Zweipersonenszene mit Bill Murray spielen? Aber ja doch, davon kann ich noch meinen Enkelkindern erzählen. Bill war wundervoll und sehr entgegenkommend, wir haben die Szene mehrere Male komplett durchgespielt. Laura Linney: Es ist eine Szene zwischen zwei mächtigen Männern, die beide unter Behinderungen leiden. Sie finden ein gemeinsames Verständnis, das nur Menschen in ähnlichen Situationen haben können. Samuel West: Bertie hat zu dem Zeitpunkt seine Sprachstörung beinah überwunden, aber sie kann immer noch auftreten, daher fällt es ihm schwer, ohne Scheu in der Öffentlichkeit zu 18 19 um für sie als Sekretärin zu arbeiten und ihr Gesellschaft zu leisten. Das wenige Geld, das sie verdiente, schickte sie ihrer Familie, um das große Herrenhaus, in dem sie lebten, zu erhalten. Ich habe ein wenig Zeit auf ihrem Anwesen verbracht und konnte durch die Geschichte ihrer Familie einiges über sie und ihr Wesen lernen. Ich war in ihrem Schlafzimmer. Ich habe die Bücher in ihrem Regal gesehen und ein Gefühl für ihre Interessen bekommen. sie sich. Als er an Polio erkrankte und nach Florida zog, lebte sie dort mit ihm auf einem Hausboot. Sie half ihm, sich wieder aufzurichten. Dann unterstützte sie ihn, das Weiße Haus zu leiten. Sie war sehr gut im Organisieren und eine weltgewandte Frau. Sie hatte aber auch Depressionen und musste viel aufgeben, um ihren Job machen zu können. Sie traf diese Entscheidung, weil sie wusste, dass sie großen Momenten der Weltgeschichte beiwohnen würde. Bill Murray: Wenn man Daisys Briefe und ihr Tagebuch liest, sieht man, dass Roosevelt sie als jemanden sah, auf dessen Unterstützung er sich komplett verlassen konnte. Roosevelt hat das kleine Landhaus Top Cottage gebaut, um dort sein Leben nach der Politik zu führen, aber dazu sollte es nie kommen. Erst waren es zwei Amtsperioden als Präsident, dann drei, dann vier. Er starb im Licht der Weltöffentlichkeit und Amerika war 1945 ein anderes Land, als noch in 1933. Ich beneide ihn für seinen Mut. Elizabeth Wilson: Ich glaube, dass Sara Roosevelt wusste, was in Hyde Park vorging und damit zurechtkam. Franklin war ihr einziges Kind und sie liebte ihn über alles. Elizabeth Marvel: So viele amerikanische Präsidenten: Bill Clinton, Barack Obama, Franklin D. Roosevelt hatten sehr starke Beziehungen zu ihren Müttern. Diese Frauen waren in ihrem Leben sehr dominant. velts zu diesem Zeitpunkt in ihrer Ehe ein grundsätzliches Verständnis füreinander hatten und sich gegenseitig akzeptierten. Sie war sein politischer Gesandter und reiste an Orte, an denen er nicht sein konnte, er gab viel auf ihren Rat und brachte einige in den Regierungsprozess ein. Bill Murray: Mit ihrer Frisur und den Kleidern und Perlen sah Olivia täuschend aus wie Eleanor und so gar nicht wie sie selbst. Sie stürzte sich in die Rolle. Morag Ross: Olivia sieht anders aus und ist jünger als Eleanor, was eine Herausforderung darstellte. Roger und ich kamen überein, dass wir subtil sein müssen. Also alterte ich ihre wunderschöne Haut ein wenig und passte ihre Zähne an, so dass sie aussahen, wie die von Eleanor. Olivia Williams: Ich habe die Zahnprothesen bei der Drehbuchprobe eingesetzt und mein Akzent wechselte ständig. Glücklicherweise hatten wir ausreichend Probenzeit. Eleanor Roosevelt – Die eiserne First Lady Präsidenten und ihre Mütter Kevin Loader: Während seiner Präsidentschaft war er entweder im Weißen Haus oder im Haus seiner Mutter, wo er von allen wichtigen Frauen in seinem Leben umgeben war. Elizabeth Wilson: Ich war sehr stolz darauf, Roosevelts Mutter, Sara Delano Roosevelt, spielen zu dürfen. Seine Familie musste viel ertragen und wäre sicherlich an ihre finanziellen Grenzen gestoßen, wenn sie nicht so viel Geld gehabt hätte. Wäre sie nicht bereit gewesen, ihn zu unterstützen, wäre vieles für Franklin anders verlaufen. Bill Murray: Ich konnte von Elizabeth Wilson nicht genug bekommen. Sie hat eine Millionen Geschichten auf Lager: „Okay, nun zu Jason Robards…“. Roosevelts Mutter war eine starke Frau und Elizabeth ist alt genug, um meine Mutter zu sein. Wenn also Olivia Williams eine Szene mit ihr hatte, gab es einen klaren Subtext: jeder hatte sich ihr unterzuordnen. Olivia Williams: Ich spielte eine Frau, deren Schwiegermutter eine außergewöhnliche Ehe dominiert… [lacht]. Elizabeth Marvel: Mein Charakter heißt Missy, aber ihr wirklicher Name war Margaret LeHand. Sie war schon vor seiner Präsidentschaft Franklin D. Roosevelts Sekretärin, sie wurden einander vorgestellt, als sie anfing, für die Demokratische Partei in Washington zu arbeiten. Die Leute sagten, dass sie wie eine zweite Ehefrau für ihn war, so nah standen 20 Elizabeth Marvel: Eleanor Roosevelt war eine große Verfechterin der Frauenrechte. Olivia Williams: Ich hatte ein wenig darum gebettelt, Teil dieses Films sein zu dürfen. Aber es war sehr respekteinflößend, jemanden von Eleanors Kaliber zu spielen. Sie hat so viel für die Bürgerrechte getan und ihre Position als First Lady genutzt, um anderen zu helfen. Ich wollte ihr gerecht werden, aber konnte auch diese weltbekannte Frau im Kontext ihrer Ehe erforschen, in der sie weniger Macht hatte. Ihr Schlafzimmer war beispielsweise das Ankleidezimmer ihrer Schwiegermutter. Eleanor bevormundete niemanden. Sie machte keinen Knicks vor dem König und der Königin, weil sie der Meinung war, dass niemand so etwas tun solle. Das war ein Prinzip von ihr und ich habe versucht, dies zu zeigen, ohne kleinkariert zu wirken. Morag Ross: Roger hatte dieses Foto von Eleanor beim Picknick gefunden, auf dem ihr Haar locker über ihre Schultern fiel und er sagte, er wolle dieses Gefühl festhalten und ihr nicht eine so steife Frisur verpassen. Olivia Williams: Ich wollte, dass es etwas ungepflegt ist – es sollte ihre Ungezwungenheit demonstrieren. Selbst wenn Eleanor sich mit ihrer Frisur Mühe gab, gerieten ihre Haare immer ein wenig außer Kontrolle. Die Schauspieler unter sich Elizabeth Wilson: Jeden Tag setzen wir uns hin und lasen verschiedene Sektionen des Drehbuchs, um uns beim Kaffeetrinken besser kennenlernen. Es war sehr entspannt. Bevor die erste Klappe fiel, hatten wir das gesamte Drehbuch durchgearbeitet. Bill Murray: Ich denke daran, wie sie Admiral Halsey beeindruckte, der als Kommandant im Zweiten Weltkrieg für den Pazifik zuständig war, indem sie die Truppen besuchte und als Beauftragte des Roten Kreuzes arbeitete. Sie waren kein typisches Ehepaar. Sie wussten beide, dass sie verschiedene Prioritäten hatten und diese besser bewältigen konnten, wenn sie zusammenblieben und miteinander arbeiteten. Samuel West: Weil Richard ein Theaterautor ist, der auch Drehbücher schreibt, traut er Schauspielern. Er schreibt keine Anweisungen in Klammern in sein Skript, die dir sagen, wie du zu spielen hast, beispielsweise „besorgt“ oder „ärgerlich“. Das erlaubt dir einen großen Freiraum und vermittelt das Gefühl, dass man dir zutraut, die Szene richtig zu interpretieren. Olivia Williams: Ich habe vor Jahren RUSHMORE mit Bill gedreht, und seitdem verbindet uns eine Freundschaft, die gut für HYDE PARK AM HUDSON war, weil die Roose- Olivia Colman: Ich bin kein großer Verfechter davon, mich minuziös auf eine Rolle vorzubereiten, aber Samuel West hatte immer einige Bücher und alte Fotos parat. 21 Samuel West: Ich habe Biografien über Bertie und Elizabeth gelesen und in ein paar über Roosevelt reingeschaut. Eleanor Roosevelt hat einmal gesagt, dass Elizabeth einer Gruppe von Leuten zulächeln oder zuwinken konnte, und jeder einzelne in der Gruppe später glaubte, er allein sei gemeint gewesen. Olivia Colman: Mit Bill Murray spielen zu dürfen war ein wahrgewordener Traum. Zwischen den Szenen schmiss er oft seine Stereoanlage an: Beatles, Sinatra, russische Kirchenmusik… Kevin Loader: …Simon & Garfunkel, traditioneller Jazz, ein wenig Funk, traditionelle Chöre… Anfangs tat er das noch nicht. Ich glaube, es begann in der dritten Woche. Olivia Colman: Während er vor der Kamera stand, ließ er andere Leute auf die Stereoanlage aufpassen. Er glaubt inständig daran, dass eine fröhliche und freundliche Arbeitsatmosphäre ein gutes Ergebnis garantiert. Er kaufte sogar Donuts für die gesamte Crew. Elizabeth Marvel: Wenn die Kamera nicht lief, war es eine große Party. Aber sobald sie angelaufen war, verwandelte er sich komplett – wie jeder gute Schauspieler. Olivia Colman: Die Leute liebten Franklin D. Roosevelts Humor, Liebenswürdigkeit und Güte, und das passt auch sehr gut zu Bill. das vierte Mal, dass ich mit Roger gearbeitet habe. Er ist so aufmerksam und macht alles so locker. Bei JANE AUSTENS VERFÜHRUNG, unserem ersten gemeinsamen Film, drehten wir eine Szene und er sagte plötzlich: „Mach das nicht, das ist zu viel. Wir brauchen Vieldeutigkeit, keine Verwirrung“. Das ist wahrscheinlich immer noch meine liebste Regieanweisung. Olivia Williams: Für mich hat HYDE PARK AM HUDSON dieselben Qualitäten wie JANE AUSTENS VERFÜHRUNG, weil Roger sehr genau zeigt, was für eine große Leidenschaft und innerliche Schwere sich unter einer glatten sozialen Oberfläche verbergen kann. Ich wollte mit Roger arbeiten, weil ich geleitet werden möchte. Ich wollte, dass mir jemand sagt, was ich nicht so ganz richtig mache – was er auf sehr charmante Art und Weise tut! Elizabeth Wilson: Ich glaube, dass Roger seine Arbeit liebt, weil er immer so viel lächelt. Viele Regisseure lächeln nie. Seine Technik ist, möglichst viele Takes zu drehen, was ich großartig finde. Ich habe ihm sehr vertraut. Laura Linney: Ich habe von Roger bei diesem Film so detaillierte Regieanweisungen bekommen. Er ist so gut dabei, einen Take zu beobachten und schreibt tatsächlich Notizen auf und bringt sie dir. Die wenigsten Regisseure tun das. Er sieht, was du tust oder versuchst zu tun und hilft dir, es zu verbessern. Kevin Loader: Wir fanden nur 15 km von London entfernt ein passendes Haus und konnten unser Glück kaum fassen: Wir mussten kein zweites Drehteam ins Nirgendwo schicken. Vieles, was wir brauchten, war außerdem schon im Haus vorhanden. Laura Linney: Als ich hörte, dass der Film in England gedreht werden würde, dachte ich mir: „Ja, das könnte funktionieren.“ Auch wenn das eine oder andere Detail nicht stimmig sein würde, es sieht dort alles sehr nach Hyde Park aus. Nachdem die Dreharbeiten vorbei waren, habe ich England sehr vermisst. Alle dort waren so zuvorkommend. Simon Bowles: Ich hatte ja Fotos von Springwood gemacht. Da waren zum Beispiel noch die ausgestopften Vögel, die Franklin D. Roosevelt als Teenager präpariert hatte und auch die fügten wir dem Bild hinzu. Das Haus war voll mit Einrichtung und Gegenständen. Man darf nicht vergessen, dass das Haus seiner Mutter gehörte und er selbst dort nur zu Gast war. David Aukin: Trotz der üppigen Ausstattung, hat es Roger geschafft, aus dem Film kein antiquiertes Kostümdrama zu machen. Man sieht eine Geschichte über Menschen, die zufällig in der Vergangenheit lebten. Wenn wir Roosevelts Arbeitszimmer betreten, denken wir: „Das ist das Büro eines sehr mächtigen Mannes“. Simon Bowles: Die Gegenstände im Haus zeigen die Familiengeschichte und verweisen auf Sara Roosevelts Charakter und ihren Einfluss. Roger, unser Kameramann Lol Crawley und ich haben immer ausprobiert, wie gewisse Bereiche des Hauses für die Schauspieler und Crew begehbar sind und ob man 360° Kamerafahrten ausführen kann. Wir haben Fensterläden angebracht, wie man sie in Upstate New York findet, eine klassische Balustrade auf die Veranda gestellt, Flaggen und Flaggenmasten an der Vorderseite des Hause platziert und den Kies in der Einfahrt ausgetauscht. Bill Murray: Die Sache mit dem Kies reicher Leute ist, dass man darauf laufen kann, ohne dass einem die Füße wehtun. Es ist wie eine Fußmassage. Kevin Loader: Wir wussten, dass wir das Haus nicht Stein für Stein nachbauen konnten, also konzentrierten wir uns auf den Maßstab und die Atmosphäre. Bill Murray: Als der erste Präsident, der das Radio als Massenmedium wirklich zu nutzen wusste, hielt Roosevelt diese recht ungezwungenen Reden von Zuhause, direkt vom Esstisch. Nachdem die Familie gegessen hatte, wurden Mikrofone aufgestellt und er redete mit Amerika, als sei er ein Vater, der zu seiner Familie spricht. Hyde Park am Hudson – Made in England Roger Michell als Regisseur Kevin Loader: Es war nur schade, dass wir nicht nur sonniges Wetter hatten. Aber die Leute hatten ihren Spaß, trafen sich auch nach der Arbeit und gingen zusammen ins Theater. Roger und ich haben viele Filme zusammen gemacht, aber amerikanische Schauspieler hierher zu bringen, damit sie mit britischen Kollegen arbeiten, war ja genau genommen eine Umkehrung der Geschichte, die der Film erzählt. Bill Murray: Als Regisseur fragt Roger sehr einfache Fragen, er kriegt dich dazu, dass du oft „ja“ sagst und hört erst auf, wenn er hat, was er will. Und das ist gut so. Man fühlt sich dabei wohl. Samuel West: Für meine Szenen mit Bill, wies Roger ihn an, ein wenig mit dem Dialog zu spielen, so dass ich immer ein wenig überrascht sein würde und auf ihn reagieren konnte. Dadurch wurden die Takes viel ungezwungener. Dies war nun 22 Simon Bowles: Als ich zum ersten Mal für das Projekt angefragt wurde, war mir klar, wie wichtig es sein würde, das Haupthaus Springwood und Top Cottage zu besuchen und die nahegelegene Stadt und Landschaft kennenzulernen. Internetseiten sind hilfreich, aber es gibt nichts Besseres, als wirklich hinzufahren und es sich selbst anzusehen. Es gab so viele Details, die wir dadurch mit einbringen konnten. Ich hatte so außerdem die Möglichkeit, Richard Nelson zu treffen und wurde von ihm und seiner Frau, bei denen ich unterkam, großartig versorgt. Seitdem Springwood in den 40er Jahren unter Denkmalschutz gestellt wurde, hat sich dort fast nichts verändert. Wir besichtigten alle Räumlichkeiten. Die Zeichen der Zeit waren immer noch zu sehen. Das Magazin „Life“ hatte 1939, dem Jahr in dem der Film spielt, Aufnahmen von dem Haus gemacht und somit das Dekor dokumentiert. Aber es waren Schwarzweißaufnahmen und hier konnten wir nun die echten Farben sehen. Ich habe Fotos gemacht und Maße notiert und diese mit zurück nach Großbritannien genommen, wo Springwood nachgestellt wurde. 23 Top Cottage – Wo Monarchen auf Hot Dogs trafen Simon Bowles: Um Top Cottage nachzustellen, errichteten wir ein komplettes Haus auf einer Waldlichtung in den Chilterns, einer Hügelkette in Südengland. Wir hatten Skizzen und Modelle – sogar mit kleinen Plastikfigürchen. Bill Murray: Von meinem Besuch in Top Cottage bis zum Nachbau vergingen nur ein paar Wochen. Der Ausblick von beiden Hügeln war sehr ähnlich. Kevin Loader: Franklin D. Roosevelt konnte sich in Top Cottage wirklich ausruhen. Er lud seine Batterien wieder auf und ermutigte Freunde, angrenzende Grundstücke zu kaufen und ihre eigenen Landhäuser dort zu bauen. So hat er viel zum Wachstum vom Hudson Valley beigetragen. Simon Bowles: An diesem Drehort mussten wir genau aufpassen, was wir wo für das Picknick aufbauen und wo die Hauptakteure sitzen würden – es gab etliche Fotos von diesem besagten Tag im Jahre 1939. Ich habe sie an meine Simon Bowles: Für die Szene, in der Roosevelt von seinem Schreibtisch aus zur Nation spricht, haben wir Mikrofone aus den Vereinigten Staaten importiert. Die Requisitenabteilung hat außerdem viel Zeit damit verbracht herauszufinden, wie die Briefmarkensammlung aussah, da sie ein wichtiger Teil der Szene ist, in der Daisy Roosevelt zum ersten Mal besucht. Es gab nur wenige Fotos, da Roosevelts Sammlung schon vor geraumer Zeit bei einer Auktion verkauft wurde. Anscheinend waren die Briefmarken nicht viel wert, weil er keine seltenen Marken sammelte – es war also mehr ein Hobby. Dann brauchten wir eine Kopie des großen Ölportraits von Franklin D. Roosevelt, das in seinem Arbeitszimmer hängt. Also fotografierte die Fotografin Nicola Dove Bill in einer Pose, die dem Bild sehr ähnlich war. Das dauerte seine Zeit und Bill tat und redete dabei so, als sei er Roosevelt. Nachdem wir das Foto im Kasten hatten und auf die Leinwand übertrugen, sah es täuschend echt aus. 24 Wand gehängt und jeder konnte sie als Referenz nutzen. Jemand hatte damals ein Bild von seinen Kindern gemacht, auf dem sich ganz gut die Atmosphäre ablesen lässt. Man kann auch die Stimmung zwischen dem König und der Königin gut auf den Bildern erkennen. Kevin Loader: Wir hatten für diese Sequenz 100 Statisten. Die Chilterns sahen mit ihren schönen Buchenwäldern ziemlich authentisch aus. Samuel West: Die Fotos von dem Picknick zeigen, dass Bertie irgendwann seine Krawatte ausgezogen hat. Dies bei einer offiziellen Veranstaltung zu tun, war ein Statement. Wir konnten das einbauen und zeigen, wie er sich der Situation anpasst und sich denkt: „Vielleicht muss ich die doch nicht tragen“. Morag Ross: An diesem Tag zum vollendeten Drehort zu kommen, war schon sehr befriedigend. Wir wussten, dass wir etwas vollbracht hatten. Man sah wie die Mitwirkung von allen, die Arbeit von Dutzenden von Leuten, zu einem großartigen Resultat geführt hatte. Die Kostüme Dinah Collin: Ich hatte viele visuelle Hilfsmittel für meine Arbeit, aber da wir den Film in England drehten, war mir von vorneherein klar, dass alle Kostüme aus Amerika kommen müssen. Ich flog für zwei Wochen nach Los Angeles und fand wunderschöne Kleider, Hüte und Anzüge bei vier Kostümverleihen. Wir haben über 54 Kisten verschifft. Samuel West: Das schönste Kostüm war ein Original-Seidenpyjama aus den 30ern. Dinah hat ihn kürzen lassen, damit er passte. Dinah Collin: Wir haben Originalstoffe benutzt, aber auch neue angefertigt. Ein Kleid, das ich aus den USA mitgebracht hatte, fiel fast auseinander, aber ich wollte es für mein Treffen mit Laura Linney in New York unbedingt als ersten Ausganspunkt dabei haben. Ich habe außerdem diese weißen Schnürschuhe mit einer kleinen Schnalle mitgebracht, und sie passten Laura tatsächlich, also haben wir Duplikate anfertigen lassen. 25 BESETZUNG ill Murrays Portrait des Herman Blume in Wes Andersons RUSHMORE brachte ihm Preise des New York Film Critics Circle, der National Society of Film Critics, der Los Angeles Film Critics Association und einen Independent Spirit Awards als bester Nebendarsteller ein. Er hat in allen darauffolgenden Filmen von Wes Anderson mitgespielt – unter ihnen DIE ROYAL TENENBAUMS, DIE TIEFSEETAUCHER (The Life Aquatic with Steve Zissou, 2004), DARJEELING LIMITED (2007), DER FANTASTISCHE MR. FOX (Sprechrolle, 2009) und MOONRISE KINGDOM (2012). B Murray wurde am 21. September 1950 in Wilmette bei Chicago geboren und begann seine Schauspielkarriere bei der Improvisationsgruppe Second City. Bei der Fernsehshow „Saturday Night Live“ gehörte er ab der zweiten Staffel zum Ensemble und erhielt kurz darauf auch einen Emmy für seine Arbeit dort als Drehbuchschreiber. Er ist außerdem der Autor des Buches „Cinderella Story: My Life in Golf“. Nach seinem Leinwanddebüt in Ivan Reitmans BABYSPECK UND FLEISCHKLÖSSCHEN (Meatballs, 1979), arbeitete er mit dem Regisseur auch an ICH GLAUB MICH KNUTSCHT EIN ELCH (Stripes, 1981) und den GHOSTBUSTERS-Filmen (1984, 1989) zusammen. Zu seiner Filmografie gehören weiterhin Harold Ramis’ CADDYSHACK (1980) und ...UND TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER, Art Linsons BLAST (Where the Buffalo Roam, 1980), Sydney Pollacks TOOTSIE (1982), John Byrums AUF MESSERS SCHNEIDE (The Razor’s Edge, 1984), Richard Donners DIE GEISTER, DIE ICH RIEF... (Scrooged, 1988), Frank Oz’ WHAT ABOUT BOB? (1991), John McNaughtons SEIN NAME IST MAD DOG (1993) und WILD THINGS (1998), Tim Burtons ED WOOD (1994), Peter and Bobby Farrellys KINGPIN (1996), Jon Amiels AGENT NULL NULL NIX (The Man Who Knew Too Little, 1997), Tim Robbins’ CRADLE WILL ROCK (1999), Michael Almereydas HAMLET (2000), Gil Kenans CITY OF EMBER (2008), Aaron Schneiders GET LOW (2009), für den er Nominierungen für den Spirit und den Satellite Award erhielt, Mitch Glazers PASSION PLAY (2010) und Roman Coppolas A GLIMPSE INSIDE THE MIND OF CHARLES SWAN III, der sich gerade in der Postproduktion befindet. ker in New York, Los Angeles und Chicago als Bester Hauptdarsteller. Er war außerdem in dieser Kategorie für den Screen Actors Guild Award und den Oscar nominiert. Für Regisseur Jim Jarmush spielte Bill Murray die Hauptrolle in dem „Delirium“-Segment des Episodenfilms COFFEE AND CIGARETTES (2005), in BROKEN FLOWERS, für den er eine Satellite Award Nominierung als Bester Hauptdarsteller erhielt, und in THE LIMITS OF CONTROL (2009). Für seine darstellerische Leistung als Bob Harris in Sofia Coppolas LOST IN TRANSLATION, erhielt Bill Murray unter anderem einen Golden Globe, den BAFTA Award, den Independent Spirit Award und Kritikerpreise der Filmkriti- FILMOGRAFIE (AUSWAHL) BILL MURRAY Franklin Delano Roosevelt 26 2012 HYDE PARK ON HUDSON (Hyde Park am Hudson) Regie: Roger Michell 2000 CHARLIE’S ANGELS (3 Engel für Charlie) Regie: McG 2012 MOONRISE KINGDOM (Moonrise Kingdom) Regie: Wes Anderson 1998 RUSHMORE (Rushmore) Regie: Wes Anderson 2005 BROKEN FLOWERS (Broken Flowers) Regie: Jim Jarmusch 1994 ED WOOD (Ed Wood) Regie: Tim Burton 2003 LOST IN TRANSLATION (Lost in Translation) Regie: Sophia Coppola 1993 GROUNDHOG DAY (...und täglich grüßt das Murmeltier) Regie: Harold Ramis 2001 THE ROYAL TENENBAUMS (Die Royal Tenenbaums) Regie: Wes Anderson 1984 GHOSTBUSTERS (Ghostbusters) Regie: Ivan Reitman 27 LAURA LINNEY Daisy FILMOGRAFIE (AUSWAHL) L aura Linney, geboren am 5. Februar 1964 in New York City, wurde bereits dreimal für den Oscar nominiert: für Kenneth Lonergans YOU CAN COUNT ON ME mit Mark Ruffalo und Matthew Broderick, Bill Condons KINSEY, an der Seite von Liam Neeson, und Tamara Jenkins’ DIE GESCHWISTER SAVAGE (The Savages) mit Philip Seymour Hoffman. Für ihre darstellerische Leistung in YOU CAN COUNT ON ME wurde sie außerdem mit Nominierungen für den Screen Actors Guild Award, den Golden Globe Award und den Independent Spirit Award geehrt, der New York Film Critics Circle und die National Society of Film Critics gaben ihr den Preis als Beste Hauptdarstellerin. Auch für ihre Rolle in KINSEY bekam sie Nominierungen für den Golden Globe und den Screen Actors Guild Award und wurde vom National Board of Review als Beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Für THE SAVAGES wurde sie mit einer Nominierung als Beste Darstellerin für den London Critics’ Circle Film Award bedacht. Für ihre Rolle als Cathy Jamison in der Fernsehserie „The Big C“, die sie mitproduziert und deren dritte Staffel kürzlich endete, hat Laura Linney einen Golden Globe gewonnen und war für einen Emmy nominiert. In der von Kritikern hochgelobten Miniserie „John Adams“ spielte sie unter der Regie von Tobe Hooper die First Lady Abigail Adams an der Seite von Paul Giamatti und gewann für ihre Leistung einen weiteren Golden Globe, einen Emmy und den Preis der Screen Actors Guild. Auch für ihre Gastrolle in der Serie „Frasier“, an der Seite von Kelsey Grammer, und ihre darstellerische Leistung in dem Fernsehfilm „Wild Iris“ mit Gena Rowlands und Emile Hirsch wurde sie mit Emmys ausgezeichnet. Weitere Filme von Laura Linney sind Noah Baumbachs DER TINTENFISCH UND DER WAL (The Squid and the Whale, 2005) mit Jeff Daniels, für den sie Nominierungen für den Golden Globe und den Independent Spirit Award bekam, Clint Eastwoods ABSOLUTE POWER (1997) und MYSTIC RIVER, für den sie eine BAFTA-Nominierung er- 28 hielt, Peter Weirs DIE TRUMAN SHOW mit Jim Carrey, Gregory Hoblits ZWIELICHT (Primal Fear, 1996) und Mark Pellingtons THE MOTHMAN PROPHECIES (2002), jeweils mit Richard Gere, Richard Curtis’ TATSÄCHLICH... LIEBE, George Millers LORENZOS ÖL (1992), Ivan Reitmans DAVE (1993), Steven Zaillians DAS KÖNGISSPIEL (Searching for Bobby Fischer, 1993), Gillies MacKinnons A SIMPLE TWIST OF FATE (1994), Frank Marshalls CONGO, Terence Davies’ HAUS BELLOMONT (The House of Mirth, 2000), Michael Unos Fernsehfilm „Blind Spot“ mit Joanne Woodward und Stanley Donens Fernsehfilm „Love Letters“ mit Steven Weber. Ihre Darstellung der Mary Ann Singleton in den drei „Tales of the City“-Miniserien nach Armistead Maupins Romanen und unter der Regie von Alastair Reid und Pierre Gang bleibt unvergesslich. Die Juilliard-Absolventin wurde kürzlich für einen Tony und einen Drama Desk Award für Donald Marguiles‘ Theaterstück „Time Stands Still“ unter der Regie von Daniel Sullivan nominiert. Weitere ihrer große Rollen am Broadway waren in einem Roundabout Theatre Company Revival von Christopher Hamptons „Gefährliche Liebschaften“ mit Ben Daniels unter der Regie von Rufus Norris, Richard Eyres Aufführung von Arthur Millers „Hexenjagd“ neben Liam Neeson, für die sie eine Tony-Nominierung erhielt, Henrik Ibsens „Hedda Gabler“ unter der Regie von Sarah Anderson, für die sie 1994 mit dem Calloway Award geehrt wurde und Donald Margulies’ „Sight Unseen“ in einer Aufführung von Daniel Sullivan, für die sie ihre erste Tony-Nominierung bekam. Am Off-Broadway spielte sie in diesem Stück gute zehn Jahre vorher und konnte schon damals Nominierungen für den Drama Desk Award, sowie den Drama League und Outer Critic Circle Award einheimsen und einen Theatre World Award gewinnen. 2012 HYDE PARK ON HUDSON (Hyde Park am Hudson) Regie: Roger Michell 2007 BREACH (Enttarnt) Regie: Billy Ray 2007 THE SAVAGES (Die Geschwister Savage) Regie: Tamara Jenkins 2005 THE EXORCISM OF EMILY ROSE (Der Exorzismus von Emily Rose) Regie: Scott Derrickson 2004 KINSEY (Kinsey) Regie: Bill Condon 2003 LOVE ACTUALLY (Tatsächlich... Liebe) Regie: Richard Curtis 2003 MYSTIC RIVER (Mystic River) Regie: Clint Eastwood 2000 YOU CAN COUNT ON ME (You Can Count on Me) Regie: Kenneth Lonergan 1998 THE TRUMAN SHOW (Die Truman Show) Regie: Peter Weir 1995 CONGO (Congo) Regie: Frank Marshall 29 OLIVIA COLMAN Elisabeth SAMUEL WEST Bertie F ür ihre darstellerische Leistung neben Peter Mullan und Eddie Marsan in Paddy Considines TYRANNOSAUR (2011) gewann Olivia Colman den World Cinema Jurypreis beim Sundance Film Festival, den British Independent Film Award (BIFA), den Empire Award und den Evening Standard British Film Award als Beste Hauptdarstellerin. Sie gewann außerdem den London Critics’ Circle Film Award als Beste Britische Darstellerin für ihre Arbeit in TYRANNOSAUR und Phyllida Lloyds DIE EISERNE LADY (2011) mit Meryl Streep. „Peep Show“, „Green Wing“ und „Twenty Twelve“, für die sie eine BAFTA-Nominierung erhielt. Sie trat in der Miniserie „Exile“ neben John Simm und Jim Broadbent auf, die von John Alexander inszeniert wurde. Weiterhin hat sie Rollen in den aktuellen Serien „Accused“ und „Run“ und arbeitet momentan an der Krimiserie „Broadchurch“ neben David Tennant. Olivia Colman wurde an 30. Januar 1974 in Norfolk geboren und an der Bristol Old Vic Theatre School ausgebildet. Auf der Bühne sah man sie in „Hay Fever“ am Noel Coward Theatre unter der Regie Howard Davies, in Nicholas Hytners Aufführung von „England People Very Nice“ am National Theatre, in „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ unter der Regie von Robin Phillips am Lyric Shaftesbury Ave. Theatre sowie in „The Threesome“ am Lyric Hammersmith Theatre, in einer Inszenierung von Gordon Anderson. Bald wird man sie auch in James Griffiths’ CUBAN FURY mit Nick Frost, Chris O’Dowd und Rashida Jones und in Dan Mazers I GIVE IT A YEAR mit Rose Byrne, Rafe Spall, Simon Baker und Anna Faris sehen können. Weitere Filme von ihr sind Edgar Wrights HOT FUZZ (2007), Amy Heckerlings I COULD NEVER BE YOUR WOMAN (2007) mit Michelle Pfeiffer, Shane Meadows’ LE DONK AND SCOR-ZAY-ZEE (2009) und GROW YOUR OWN (2007) von Richard Laxton. Unter Olivia Colmans wichtigsten Fernsehproduktionen in Großbritannien findet man die preisgekrönten Serien „Rev.“, 30 S amuel West, geboren am19. Juni 1966 in Hammersmith, London, hat schon zuvor für HYDE PARK AM HUDSON-Regisseur Roger Michell gearbeitet: in den Filmen NOTTING HILL (1999) und JANE AUSTENS VERFÜHRUNG (1995). Außerdem stand er für ihn in der Donmar Warehouse Produktion von Harold Pinters „Betrogen” auf der Bühne. Weitere Bühnenauftritten von Samuel West waren die Titelrollen in „Richard II“ und „Hamlet“ in Produktionen von Steven Pimlotts Royal Shakespeare Company, wobei er für letztere den Critics’ Circle und den Theatregoers’ Choice Award gewann, Rupert Goolds Produktion von „Enron“, die ihm Nominierungen für den Olivier Award und den Evening Standard Award einbrachte und Jonathan Munbys Produktion von „A Number“, die in Großbritannien und Südafrika aufgeführt wurde. Am National Theatre trat er in „Arcadia“ unter der Regie von Trevor Nunn, „The Sea“ unter der Regie von Sam Mendes und Sean Mathias Aufführung von „Antonius und Cleopatra“ auf. Unter seinen vielen Miniserien und Fernsehfilmen befinden sich Tim Fywells „Cambridge Spies“, Charles Sturridges „Longitude“, Michael Samuels’ „Any Human Heart“ und Philip Martins „Mord im Orient Express“. Erst kürzlich spielte er die Rolle des Zak Gist in der Fernsehserie „Eternal Law“. Momentan arbeitet Samuel West an einer neuen Serie namens „Mr. Selfridge“. Kritikern und Zuschauern fiel West in der Rolle des Leonard Bast in Merchant Ivorys oscargekrönten WIEDERSEHEN IN HOWARDS END (1992) auf, für den er eine BAFTA-Nominierung erhielt. Unter seinen weiteren Filmen sind Franco Zeffirellis JANE EYRE (1996), Christopher Hamptons CARRINGTON (1995), Stephen Sommers’ VAN HELSING (2004), Julien Temples PANDAEMONIUM (2000), Jonathan Tammuz’ RUPERT’S LAND (1998), für den er eine Genie Award Nominierung bekam und Richard Eyres IRIS (2001). 31 ELIZABETH MARVEL Missy lizabeth Marvel wurde am 27. November 1969 in Los Angeles geboren und studierte an der Interlochen Arts Academy in Michigan sowie an der Juilliard School in New York. Am Off-Broadway wurde sie u.a. für „Wie es euch gefällt“, „Henry V“ und „Macbeth“ besetzt. Für ihre Rollen in „Misalliance“, „Hedda Gabler“, „Endstation Sehnsucht“ und „Therese Raquin“ gewann sie Obie Awards. E trict“ auf. In der Serie „Lights Out“ hatte sie eine regelmäßig wiederkehrende Rolle und war in mehreren Episoden von „Nurse Jackie“ und „Person of Interest“ zu sehen. Am Broadway sah man Elizabeth Marvel u.a. in „Die Möwe“, „Die heilige Johanna“, „An American Daughter“, „Taking Sides“, „Seascape“ und kürzlich in „Other Desert Cities“. Unter ihren Kinofilmen findet man Steven Spielbergs neuen Film LINCOLN (2012), Tony Gilroys DAS BOURNE VERMÄCHTNIS (2012), George LaVoos A DOG YEAR (2009) mit Jeff Bridges, Paul Schneiders PRETTY BIRD (2008) mit Paul Giamatti und Billy Crudup, Charlie Kaufmans SYNEC– DOCHE, NEW YORK (2008), Don Roos’ THE OTHER WOMAN (2009) und Kevin Aschs HOLY ROLLERS (2010). Mit Joel & Ethan Coen drehte sie BURN AFTER READING (2009) und TRUE GRIT (2010), dem sie als Erzählerin ihre Stimme der erwachsenen Mattie Ross leiht, die als junge Frau von Hailee Steinfeld gespielt wird. Im Fernsehen trat sie in Episoden von „Law & Order“, „30 Rock“, „Homicide: Life on the Street“, „The Good Wife“ und „The Dis- ELIZABETH WILSON Mrs. Roosevelt K inogänger kennen Elizabeth Wilson u.a. aus Mike Nichols CATCH-22 (1970), DER TAG DER DELPHINE (1973), IN SACHEN HENRY (1991) und DIE REIFEPRÜFUNG (1967), in dem sie Dustin Hoffmans Mutter spielte, Robert Redfords QUIZ SHOW (1994), Barry Sonnenfelds DIE ADDAMS FAMILY (1991), Robert Bentons NOBODY’S FOOL (1994) mit Paul Newman, Anthony Harveys GRACE QUIGLEYS LETZTE CHANCE (1984) mit Katharine Hepburn, John Schlesingers DAS RITUAL (The Believers, 1987), Colin Higgins’ WARUM EIGENTLICH... BRINGEN WIR DEN CHEF NICHT UM? (Nine to Five, 1980), Melvin Franks DAS NERVENBÜNDEL (The Prisoner of Second Avenue, 1975), Alan Arkins LITTLE MURDERS (1971), John Cassavetes’ A CHILD IS WAITING (1963) mit Judy Garland und Burt Lancaster, John Cromwells THE GODDESS (1958) mit Kim Stanley, Fielder Cooks MORGEN TRIFFT ES DICH (Patterns, 1956), für den sie eine BAFTA-Nominierung erhielt und Alfred Hitchcocks DIE VÖGEL (1963). Zu ihren zahlreichen Auftritten am Broadway zählen „Ah, Wilderness!“ mit Jason Robards, Colleen Dewhurst und George Hearn, das mit dem Tony Award prämierte Revival von „Morning’s at Seven“, für dessen Premiere am Lake Forest Theatre in Illinois sie den Joseph Jefferson Award als Beste Hauptdarstellerin gewann und die Produktion von „Sticks and Bones“ beim New York Shakespeare Festival, für die sie einen Tony Award erhielt. Elizabeth Wilsons Debüt 32 am Broadway war eine kleine Rolle in „Picknick“, die sie auch später in Joshua Logans Film spielte. Am Broadway und Off-Broadway spielte sie Rollen in „Taken in Marriage“, was ihr einen Obie Award einbrachte, der „Dreigroschenoper“, für die sie eine Drama Desk Nominierung erhielt, „Salonika“ mit Jessica Tandy, für die sie den Drama Desk Award gewann, „You can’t take it with You“ mit Jason Robards und Colleen Dewhurst, „All’s well that ends well“, „Sheep on the Runway“, der Playwrights Horizons Produktion von Harry Kondoleons „Anteroom“, für die sie den Obie Award gewann und Mike Nichols’ Revival von „Onkel Wanja“ mit George C. Scott, Barnard Hughes und Julie Christie. Für ihre Rolle als Mutter von Lee Remick in der Miniserie „Nutcracker“ von Paul Bogart wurde Elizabeth Wilson für den Emmy nominiert. Weitere ihrer Miniserien und Fernsehfilme sind „Queen“ und „Scarlett“ von John Erman, „In the Best of Families“ von Jeff Bleckner und Joseph Sargents „Skylark“ mit Glenn Close und Christopher Walken. Im Fernsehen sah man sie außerdem in der Serie „East Side/West Side“ mit George C. Scott und „Doc“ mit Barnard Hughes. Gastauftritte hatte sie in „Criminal Intent“, „All in the Family“ und „Immer wenn sie Krimis schrieb“. Elizabeth Wilson wurde am 4. April 1921 in Grand Rapids, Michigan, geboren. Sie studierte bei Sanford Meisner und lebt in New York. 33 OLIVIA WILLIAMS Eleanor livia Williams, geboren am 26. Juli 1968 in Camden Town, London, hat in vielen unvergesslichen Filmen mitgespielt, darunter Roman Polanskis DER GHOSTWRITER (2010) neben Ewan McGregor und Pierce Brosnan, für den sie als Beste Nebendarstellerin von der National Society of Film Critics ausgezeichnet wurde und den London Critics’ Circle Film Award erhielt. Für Lone Scherfigs AN EDUCATION (2009) mit Carey Mulligan erhielt sie eine weitere Nominierung für den London Critics’ Circle Film Award und war auch als Teil des Ensembles nominiert. O Nach ihrem Hochschulabschluss in Englisch an der Cambridge University, verbrachte Olivia Williams zwei Jahre an der Bristol Old Vic Theatre School, um sich dann für drei Jahre der Royal Shakespeare Company anzuschließen. 1997 wurde sie von Regisseur Kevin Costner für die weibliche Hauptrolle in seinem Drama THE POSTMAN (1997) ausgewählt. Es folgten Rollen in Wes Andersons hochgelobtem Film RUSHMORE (1998) mit Bill Murray und Jason Schwartzman und ein Auftritt als Bruce Willis’ Ehefrau in M. Night Shyamalans Blockbuster THE SIXTH SENSE (1999). Außerdem trat sie in einer Vielzahl von britischen Independent-Filmen auf, darunter Thaddeus O’Sullivans THE HEART OF ME (2002), für den sie mit dem British Independent Film Award (BIFA) als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde, Peter Cattaneos LUCKY BREAK (2001), der ihr eine Nominierung für den Empire Award einbrachte und Mat Whitecross’ SEX & DRUGS & ROCK & ROLL (2010) mit Andy Serkis. Unter ihren weiteren Filmen sind George Hickenloopers THE MAN FROM ELYSIAN FIELDS (2001), P.J. Hogans PETER PAN (2003), Martin Donovans COLLABORATOR (2011), Joe Wrights WER IST HANNA? (2011) und ANNA KARENINA, der noch 2012 in die Kinos kommen soll. Weitere aktuelle Projekte von Olivia Williams sind Ol Parkers NOW IS GOOD mit Dakota Fanning, THE LAST DAYS ON MARS des oscarnominierten Filmemachers Ruairi Robinson und Sergey Bodrovs THE SEVENTH SON mit Jeff Bridges, Julianne Moore, Ben Barnes und Alicia Vikander. Olivia Williams spielte die beiden gefeierten Autoren Jane Austen und Agatha Christie in den Fernsehfilmen „Miss Austen Regrets“ von Jeremy Lovering und „Agatha Christie: A Life in Pictures“ von Richard Curson Smith. Sie hatte eine Hauptrolle in Joss Whedons Kultserie „Dollhouse“ und Gastauftritte in Serien wie „Friends“, „Terriers“ und „Beck“. Kürzlich war sie in der Rolle der Bürgermeisterin von London in „City Hall“ von Richard Loncraine zu sehen. Zu ihren Bühnenauftritten am West End zählen die Weltpremiere des von Neil LaBute geschrieben und inszenierten Theaterstückes „In a Forest, Dark and Deep“ mit Mathew Fox und eine Hauptrolle neben Tom Hollander in Robin Lefevres Donmar Warehouse Produktion von John Osbornes „The Hotel in Amsterdam“. 34 35 STAB ROGER MICHELL Regie/Produktion oger Michell wurde am 5. Juni 1956 als Sohn eines britischen Diplomaten in Südafrika geboren und lebte als Kind in Beirut, Damaskus und Prag. Schon vor seinem Studium in Cambridge inszenierte er an seiner Schule Theaterstücke. 1977 gewann er den Royal Shakespeare Company Buzz Goodbody Award beim National Student Drama Festival sowie einen Fringe First Award beim Festival in Edinburgh. R Seitdem hat er Stücke an vielen Theatern inszeniert: unter anderem dem National Theatre, dem Old Vic, dem Lyric Hammersmith, dem Donmar Warehouse, dem Hampstead, dem Royal Court, dem Almeida, im West End und am Broadway. Sechs Jahre lang war Michell der Intendant der Royal Shakespeare Company in Stratford und London. Guild of Great Britain Award, den Europäischen Filmpreis und den British Independent Film Award (BIFA) erhielt, VENUS mit Peter O’Toole, für den Leslie Phillips den BIFA als Bester Nebendarsteller bekam und MORNING GLORY mit Rachel McAdams, Harrison Ford und Diane Keaton. Roger Michell hat mehrere Theaterstücke des HYDE PARK AM HUDSON-Autors Richard Nelson inszeniert, darunter die Weltpremiere von „Farewell to the Theatre“ mit Ben Chaplin, Jemma Redgrave und William French im Frühjahr 2012. FILMOGRAFIE (REGIE) 2012 HYDE PARK ON HUDSON (Hyde Park am Hudson) 2010 MORNING GLORY (Morning Glory) 2006 VENUS In den frühen 90er Jahren begann er seine Regietätigkeit auf andere Medien auszudehnen. Zu seinen Fernseharbeiten gehört die preisgekrönte Miniserie „The Buddha of Suburbia“ mit Naveen Andrews, Brenda Blethyn und Roshan Seth, das erste von vielen gemeinsamen Projekten mit dem Autor Hanif Kureishi, Dokumentarfilmen für die BBC und einer Reihe von Werbespots. Unter seinen Kinofilmen als Regisseur finden sich JANE AUSTENS VERFÜHRUNG mit Amanda Root und Ciarán Hinds, für den er zusammen mit seinem Team einen BAFTA Award erhielt, Kevin Elyots Adaption seines Theaterstücks MY NIGHT WITH REG, TITANIC TOWN, für den Julie Walters eine IFTA Award Nominierung bekam, den Blockbuster NOTTING HILL mit Julia Roberts und Hugh Grant, der mit dem Evening Standard British Film Award für Komödien ausgezeichnet wurde und für den Roger Michell den Empire Award gewann, SPURWECHSEL mit Ben Affleck und Samuel L. Jackson, DIE MUTTER – THE MOTHER, für den Anne Reid bei den London Critics’ Circle Film Awards ausgezeichnet wurde, ENDURING LOVE, für den er Nominierungen als Bester Regisseur für den Directors 36 2004 ENDURING LOVE 2003 THE MOTHER (Die Mutter – The Mother) 2002 CHANGING LANES (Spurwechsel) 1999 NOTTING HILL (Notting Hill) 1998 TITANIC TOWN 1997 MY NIGHT WITH REG 1995 PERSUASION (Jane Austens Verführung) 37 RICHARD NELSON Drehbuch R ichard Nelsons Theaterstücke wurden am Broadway, Off-Broadway, im West End und anderen zahlreichen europäischen Theatern und auf wichtigen Bühnen in Japan, Israel und Russland aufgeführt. Zehn seiner Theaterstücke wurden von der Royal Shakespeare Company produziert, die ihm den Titel Honorary Associate Artist verliehen hat. Er hat Produktionen seiner eigenen Stücke in den USA und Großbritannien inszeniert. Des Weiteren hat er einen Stückezyklus für die Organisation Public Theatre geschrieben, unter ihnen „Sorry, Sweet and Sad“ und „That Hopey Changey Thing“. Zu seinen weiteren Stücken zählen „Farewell to the Theatre“, das seine Weltpremiere im März 2012 unter der Regie von HYDE PARK ON HUDSON-Regisseur Roger Michell hatte, „Nikolai and the Others“, „Conversations in Tusculum“, „How Shakespeare Won the West“, „Frank’s Home“, „Rodney’s Wife“, „Franny’s Way“, „Madame Melville“, „Goodnight Children Every– where“, „The General From America“, „New England“, „Misha’s Party“ (zusammen mit Alexander Gelman), „Columbus or the Discovery of Japan“, 38 „Two Shakespearean Actors“, „Some Americans Abroad“, „Left“, „Life Sentences“ und „Principia Scriptoriae“. Zudem hat Richard Nelson folgende Musicals geschrieben: „Unfinished Piece for a Player Piano“ (zusammen mit Peter Golub), „James Joyce’s The Dead“ (zusammen mit Shaun Davey) und „My Life with Albertine“ (zusammen mit Ricky Ian Gordon). Er hat zahlreiche klassische russische Stücke ins Englische übersetzt, oft in Zusammenarbeit mit den bedeutenden Übersetzern Richard Pevear und Larissa Volokhonsky. Er schrieb die Drehbuchadaption zu Edith Whartons Roman „Ethan Frome“. Der 1993 daraus resultierende Film wurde von John Madden mit Liam Neeson und Patricia Arquette in den Hauptrollen inszeniert. Zu seinen Auszeichnungen gehören ein Tony Award für „James Joyce’s The Dead“ und ein Olivier Award für „Goodnight Children Everywhere“, zwei weitere Tony Nominierungen für „James Joyce’s The Dead“ und eine weitere Olivier Nominierung für „Some Americans Abroad“, zwei Obie Awards, ein Lucille Lortel Award, ein New York Drama Critics Circle Award, eine Guggenheim Fellowship, ein Lila Wallace-Readers’ Digest Writers Award, ein American Academy of Arts and Letters Award und der PEN/Laura Pels Master Playwright Award. KEVIN LOADER Produzent K evin Loader ist einer der etabliertesten Produzenten Großbritanniens. 2010 wurden gleich zwei seiner Produktionen für den BAFTA als Bester Britischer Film nominiert: Armando Iannuccis politische Komödie IN THE LOOP mit Peter Capaldi, Tom Hollander, Gina McKee, und James Gandolfini und – in Co-Produktion mit Ecosse Films – Sam Taylor-Woods NOWHERE BOY mit Kristin Scott Thomas, Anne-Marie Duff und Aaron Johnson als John Lennon. IN THE LOOP erhielt außerdem eine Oscarnominierung für das Beste Adaptierte Drehbuch, Anne-Marie Duff gewann den British Independent Film Award (BIFA) als Beste Nebendarstellerin für NOWHERE BOY. Zusammen mit Roger Michell gehört ihm die Produktionsfirma Free Range Films, für die Michell zuvor VENUS (2006) nach einem Drehbuch von Hanif Kureishi inszenierte. Peter O’Toole wurde für den Golden Globe und den Oscar nominiert und Jodie Whittaker erhielt Nominierungen für den London Critics’ Circle Film Award und den BIFA Award. Michells ENDURING LOVE (2004) nach Joe Penhalls Adaption von Ian McEwans Roman war eine weitere Free Range Produktion. Der Film, in dem Daniel Craig, Rhys Ifans und Samantha Morton die Hauptrollen spielten, war für vier BIFA Awards nominiert. DIE MUTTER – THE MOTHER (2003) wurde von Hanif Kureishi geschrieben und von Michell mit Daniel Craig und Anne Reid in den Hauptrollen verfilmt, letztere wurde für BIFA und BAFTA Awards nominiert. Wei- tere Free Range-Projekte sind eine Filmversion des Romanbestsellers „Sister“ und Roger Michells Verfilmung von Hanif Kureishis neuem Drehbuch „Le Weekend“. Kevin Loader produziert außerdem ALAN PARTRIDGE: THE MOVIE mit Steve Coogan, der 2013 in die Kinos kommen soll. Weitere von ihm produzierte Filme sind Andrea Arnolds WUTHERING HEIGHTS (2011), Alex de la Iglesias THE OXFORD MURDERS (2008) mit John Hurt und Elijah Wood, Julian Jarrolds WIEDERSEHEN MIT BRIDESHEAD (2008), in Co-Produktion mit Ecosse Films, Nicholas Hytners THE HISTORY BOYS (2006), dessen Drehbuch Alan Bennett von seinem Theaterstück adaptierte, John Maddens CORELLIS MANDOLINE (2001) mit Nicolas Cage und Penélope Cruz und Mike Barkers TO KILL A KING (2003) mit Tim Roth. Loader begann seine Karriere 1982 bei der BBC, für die er Dokumentarfilme, Kultursendungen und Fernsehdramen produzierte und inszenierte. Zu seinen BBC-Produktionen gehören drei preisgekrönte Miniserien: „Clarissa“ von Robert Bierman, „The Buddha of Suburbia“ von Roger Michell nach Hanif Kureishis Roman und „Holding On“ von Adrian Shergold nach einem Drehbuch von Tony Marchant. Er arbeitete außerdem für Sony Pictures und StudioCanal als Manager des in London ansässigen Joint Ventures The Bridge. 39 DAVID AUKIN Produzent avid Aukin war von 1990 bis 1998 der Chef der Filmabteilung von Film4. Während dieser Zeit gab er über 100 Filme in Auftrag, von denen viele weltweit Preise gewannen. Unter diesen von Film4 entwickelten und finanzierten Filmen waren Nicholas Hytners KING GEORGE – EIN KÖNIGREICH FÜR MEHR VERSTAND (1994), der einen Oscar für das Beste Szenenbild/Beste Ausstattung (Ken Adam, Carolyn Scott) gewann und drei weitere Nominierungen erhielt, Mike Newells VIER HOCHZEITEN UND EIN TODESFALL (1994), der als Bester Film und für das Beste Originaldrehbuch (Richard Curtis) nominiert wurde, Neil Jordans THE CRYING GAME (1992), der den Oscar für das Beste Originaldrehbuch (Neil Jordan) erhielt, Danny Boyles TRAINSPOTTING (1996), der mit vier Empire Awards ausgezeichnet wurde und Mike Leighs LÜGEN UND GEHEIMNISSE (1996), der fünf Oscarnominierungen bekam, unter anderem als Bester Film und für die Beste Regie. D Aukin war außerdem der Ausführende Produzent von Filmen wie Patricia Rozemas MANSFIELD PARK (1999) mit Frances 40 LOL CRAWLE Y Kamera O’Connor und Stephen Frears’ LADY HENDERSON PRÄSENTIERT (2005) mit Judi Dench und Bob Hoskins. Zusammen mit Hall Vogel leitet er seine eigene Produktionsfirma, Daybreak Pictures, die zur Mentorn Gruppe gehört. Daybreak hat zahlreiche Filme und Miniserien für das britische Fernsehen produziert, darunter Jon Jones’ „A Very Social Secretary“, dessen Star Bernard Hill für den International Emmy und den BAFTA Award nominiert wurde. Daybreaks aktuelle Serie „Sirens“ wurde für eine US-Adaption optioniert. Daybreak hat außerdem den Spielfilm ENDGAME (2009) von Pete Travis mit William Hurt und Chiwetel Ejiofor produziert und entwickelt momentan Filmprojekte für die Regisseure Fernando Mereilles und Justin Kurzel und arbeitet mit den Autoren John Hodge und Joe Penhall an verschiedenen Drehbüchern. Vor seiner Zeit bei Film4, war David Aukin von 1986 bis 1990 der Geschäftsführer des Royal National Theatre Großbritanniens. L ol Crawleys erster Job als Kameramann war für den amerikanischen Independent-Film BALLAST von Lance Hammer, für den er 2008 in Sundance den Excellence in Cinematography Award gewann und außerdem für den Spirit Award nominiert wurde. Angefangen hat Crawley mit Kurzfilmen für die Regisseure Richard Fenwick, Chris J. Taylor und Duane Hopkins. Für seine Arbeit an Hopkins „Love Me or Leave Me Alone“ wurde Crawley beim Brest European Short Film Festival 2003 eine besondere Erwähnung zuteil. 2008 arbeiteten Hopkins und Crawley bei dem Kinofilm BETTER THINGS, der seine Weltpremiere 2008 in Cannes feierte, erneut zusammen. Seine nächsten Filme als Kameramann waren Chris Morris’ hochgelobte Satire FOUR LIONS (2010), für die er unter anderem einen BAFTA und einen Empire Award gewann, Morag McKinnons DONKEYS (2010), der als Bester Film mit dem BAFTA (Scotland) Award ausgezeichnet wurde, Braden Kings armenisches Road Movie HERE (2011) mit Ben Foster und Lubna Azabal und Andrew Okpeaha McLeans Alaska-Thriller ON THE ICE, für den er mit dem Haskell Wexler Award für die Beste Kameraarbeit beim Woodstock Film Festival 2011 ausgezeichnet wurde. Für seine Arbeit an der BBC-Miniserie „The Crimson Petal and the White“ von Marc Munden mit Romola Garai und Chris O’Dowd wurde er kürzlich für einen BAFTA Award nominiert. Lol Crawley dreht gerade in Südafrika THE LONG WALK TO FREEDOM von Justin Chadwick mit Idris Elba in der Rolle von Nelson Mandela. 41 NICHOLAS GASTER Schnitt icolas Gaster hat bereits die Kinofilme THE MOTHER (2003), ENDURING LOVE (2004) und VENUS (2006) für HYDE PARK AM HUDSON-Regisseur Roger Michell geschnitten. N Zudem war er für den Schnitt von Ralph Fiennes’ CORIOLANUS (2011) verantwortlich und schneidet für ihn gerade THE INVISIBLE WOMAN. Weitere seiner Filme sind Milcho Manchevskis DUST (2001) und der oscarnominierte VOR DEM REGEN (1994), für den er auch die Regie der Second Unit übernahm, Lindsay Andersons THE WHALES OF AUGUST (1987) und der Dokumentarfilm IS THAT ALL THERE IS? (1995), Lavinia Curriers EINE LEIDENSCHAFT IN DER WÜSTE (1997) und OKA! (2011). Außerdem schnitt er den Kurzfilm „Six Shooter“, für den Regisseur Martin McDonagh 2006 einen Oscar gewann. Weitere preisgekrönte Filme, bei denen er den Schnitt übernahm, sind Chris Menges’ A WORLD APART (1988), Tom Stoppards ROSENCRANTZ & GUILDENSTERN (1990) und Duncan Jones’ MOON (2009). Außerdem war Gaster für den Schnitt von Kultfavoriten wie Dave McKeans MIRRORMASK (2005) und BROTHERS OF THE HEAD (2005) unter der Regie von Keith Fulton und Louis Pepes verantwortlich. JEREMY SAMS Musik SIMON BOWLES Ausstattung imon Bowles’ Arbeit als Ausstatter zeichnet sich vor allem durch seine ideenreiche Zusammenarbeit mit dem Regisseur Neil Marshall aus, mit dem er CENTURION (2010) mit Michael Fassbender, DOG SOLDIERS (2002) mit Sean Pertwee und Kevin McKidd, DOOMSDAY (2008) mit Rhona Mitra und THE DESCENT – ABGRUND DES GRAUENS (2005) drehte. Später kehrte er zu den unterirdischen Welten des letzteren Films für THE DESCENT 2 (2009) zurück, der von John Harris inszeniert wurde. S Seine weiteren Filme als Ausstatter sind Edgar Wrights A FISTFUL OF FINGERS (1995), Dan Reeds STRAIGHTHEADS (2007), James Watkins’ EDEN LAKE (2008), Simon Hunters LIGHTHOUSE (1999), für den er eine British Independent Film Award (BIFA) Nominierung erhielt, Jeremy Loverings Fernsehfilm „Killing Hitler“ und Jim O’Hanlons 42 Fernsehfilm „The Reckoning“. Mit letzterem arbeitete er auch als Szenenbildner bei der Miniserie „The Deep“ mit James Nesbitt, Orla Brady und Goran Visnjic zusammen. Bowles machte seinen Abschluss an der Bristol Old Vic Theatre School und kam dann über deren Art Department zum Film. Seine ersten Filme als Art Director waren Michael Andersons DIE NEUEN ABENTEUER DES PINOCCHIO (1999), Russell Mulcahys TALE OF THE MUMMY (1998) und der Fernsehfilm „The Lost Battalion“, sowie Kevin Allens AGENT CODY BANKS 2: MISSION LONDON (2004). Simon Bowles was außerdem Art Director für mehrere Episoden der Serie „Foyle’s War“ und arbeitete als Konzeptkünstler an Simon Wests LARA CROFT: TOMB RAIDER (2001) mit Angelina Jolie. J eremy Sams ist Theaterregisseur, Texter und Übersetzer von Theaterstücken und Opernlibretti. Er ist außerdem Komponist und musikalischer Leiter. HYDE PARK AM HUDSON ist der vierte Film von Roger Michell, bei dem Sams für die Filmmusik verantwortlich ist: für JANE AUSTENS VERFÜHRUNG (1995) gewann er einen BAFTA Award, für ENDURING LOVE (2004) wurde er mit dem Ivor Novello Award ausgezeichnet. Weiterhin komponierte er den Score zu THE MOTHER (2003). Sams studierte Musik, Französisch und Deutsch am Magdalene College in Cambridge, sowie Klavier an der Guildhall School of Music. Schon in jungen Jahren arbeitete er als freiberuflicher Klavierspieler und Tutor, gab viele Konzerte, ging auf Tournee und war als Korrepetitor an Opernhäusern in Brüssel und Ankara angestellt. Jeremy Sams Arbeit als Theaterregisseur umfasst Michael Frayns klassische Farce „Noises Off“ im West End und am Broadway, „Spend, Spend, Spend“ am Piccadilly Theatre, was ihm eine Nominierung für den Olivier Award einbrachte, „The Wizard of Oz“ am London Palladium, das einen Stage Award gewann, „Educating Rita“ in der Menier Chocolate Factory und den Trafalgar Studios, „The Sound of Music“ am Princess of Wales Theatre in Toronto, das den Dora Mavor Award gewann. „Donkey’s Years“ hatte seine Premiere am Comedy Theatre und ging anschließend auf Tour durch Großbritannien. Er erschuf außerdem die erfolgreiche Bühnenadaption von „Chitty Chitty Bang Bang“. Zusätzlich zu seiner Arbeit als Filmkomponist, hat Jeremy Sams auch den Score für zahlreiche Radiosendungen und Fernsehfilme geschrieben. 43 Gestaltung: Propaganda B TOBIS FILM GMBH & CO. KG Kurfürstendamm 63 10707 Berlin